Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
BRANCHENPROFIL GUMMI- UND KUNSTSTOFFINDUSTRIE IN HESSEN Dr. Claus Bauer Gergana Petkova HA-Report 1038 Wiesbaden 2021
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND Juli 2021 BILDNACHWEIS Titelbild: XXLPHOTO / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah- len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen INHALT VORWORT....................................................................................................................... I GUMMI- UND KUNSTSTOFFINDUSTRIE IN HESSEN IM ÜBERBLICK ...................... 1 BESCHÄFTIGTE ............................................................................................................ 3 UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ................................................................................ 4 UMSATZ........................................................................................................................ 11 PRODUKTPALETTE UND PRODUKTIONSSCHWERPUNKTE ................................. 12 INTERNATIONALES .................................................................................................... 14 FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................... 17 INVESTITIONEN ........................................................................................................... 19 ENERGIEVERBRAUCH ............................................................................................... 21 CLUSTER UND NETZWERKE ..................................................................................... 22 FACHKRÄFTENACHWUCHS ...................................................................................... 23 AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ...................................................... 24
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienst- leistungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein wichtiger Industriestandort. Das Branchenprofil zur „Gummi- und Kunststoffindustrie in Hes- sen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Bedeutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs, der in Großun- ternehmen wie Continental, Goodyear Dunlop und Pirelli sowie bei zahlreichen Mittel- ständlern hessenweit gut 33.000 Menschen beschäftigt. Steht auch in der Gummi- und Kunststoffindustrie aktuell noch die Bewältigung der wirt- schaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klimaerwärmung doch die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Innova- tive Produkte und Herstellungsverfahren, die darauf Antworten geben, sind darum welt- weit gefragt und eröffnen Unternehmen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Res- sourceneffiziente Produktion stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Das zeigt, dass ökologi- sches Denken sich auch ökonomisch auszahlt. Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen I
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Überblick Beschäftigte Die Zahl der Beschäftigten1 in der hessischen Gummi- und Kunststoff- industrie – abgegrenzt gemäß der Wirtschaftsabteilung „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren“ der amtlichen Statistik – wird für 2020 mit 33.344 Personen (2019: 35.615) angegeben. Dies entspricht einem Anteil an allen Beschäftigten der hessischen Industrie von 8,4 %. Unternehmenslandschaft In Hessen sind zahlreiche bekannte Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche vertreten. Prominente Beispiele sind Brita, Conti- nental, Elkamet, Freudenberg, Goodyear Dunlop Tires, Hübner, Kalle, Koziol, Pirelli und Veritas. Regional betrachtet weist der Main-Kinzig- Kreis sowohl die meisten Betriebe als auch die höchste Anzahl der Be- schäftigten auf. Umsatz Die Branche erwirtschaftete im Corona-Jahr 2020 einen Umsatz von 6,3 Mrd. Euro – 11,2 % weniger als noch 2019. Gummierzeugnisse und Kunststoffwaren tragen jeweils rund zur Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Dies ist ein Charakteristikum speziell der Branche in Hessen, denn auf Bundesebene entfällt auf das Gummisegment nur etwa ein Fünftel des Umsatzes. Grund hierfür ist die in Hessen prominent vertretene Rei- fenindustrie. Internationales Die Exportquote der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie lag 2020 bei 39,4 %, d.h. 2,5 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes erzielte die Branche mit dem Ausland. Die ausländischen Direktinvestitionen in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie summierten sich zum Jah- resende 2018 auf einen Bestand von 790 Mio. Euro. 2020 wurden für 3,1 bzw. 3,0 Mrd. Euro Gummi- und Kunststoffwaren ex- bzw. impor- tiert, womit der Außenhandel mit derartigen Waren während der Pan- demie geringer ausfiel als noch im Jahr 2019. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen werden für 2019 mit 297 Mio. Euro an- gegeben. Die Umweltschutzinvestitionen beliefen sich 2018 auf 13,1 Mio. Euro, wobei der Fokus auf der Luftreinhaltung lag. Energie Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie hatte 2019 einen Ener- gieverbrauch von insgesamt 2,2 Mio. MWh – 6,4 % des Gesamtver- brauchs der hessischen Industrie. Fachkräftenachwuchs Im WS 2019/2020 waren an den hessischen Hochschulen 19.931 Stu- dierende in Chemie und Maschinenbau / Verfahrenstechnik einge- schrieben. Die Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie beschäf- tigten im Jahr 2019 1.525 Auszubildende. 1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie- verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be- triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes- sen Agentur. 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Gummi- und Kunststoffindustrie1 in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen Zum Vergleich: Gummi- und Kunststoffindustrie Automobil Chemie u. Elektro Ernährung Maschinenbau Metall Pharma Beschäftigte 33.344 47.988 63.330 49.249 37.697 45.951 47.486 Betriebe2 216 65 181 313 342 397 421 Umsatz (in Mio. Euro) 6.300 16.423 28.137 10.204 8.687 9.297 19.609 Auslandsumsatz (in Mio. Euro) 2.484 10.742 18.752 5.274 2.380 5.477 10.390 1 Unter der Gummi- und Kunststoffindustrie wird im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilung „Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Die Herstellung von Kunststoffen und synthetischem Kautschuk in Primärformen ist in der Wirtschaftszweigsystematik hingegen Teil der Chemischen Industrie und somit Gegenstand des Branchenprofils „Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen“. 2 Angaben für 2019. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung Anteil am Umsatz der Anteil am Umsatz der Branche hessischen Industrie in % auf Bundesebene in % 30,0 20,0 25,0 Chemie / Pharma Chemie / 15,0 Pharma 20,0 Metall 15,0 10,0 Metall Auto Gummi / Kunststoff 10,0 Maschinen- bau Elektro Elektro 5,0 Gummi / Auto 5,0 Kunststoff Maschinen- bau Ernährung Ernährung 0,0 0,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 Anteil an der Beschäftigung Anteil an der Beschäftigung der der hessischen Industrie in % Branche auf Bundesebene in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 2
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Beschäftigte 33.344 Beschäftigte hatten 2020 ihren Arbeitsplatz in der hessischen Gummi- und Kunst- stoffindustrie, was 8,4 % aller Beschäftigten der hessischen Industrie entspricht. 8,6 % der Mitarbeiter der Branche sind bundesweit in der hessischen Gummi- und Kunststoffin- dustrie tätig. Wie präsentiert sich die Beschäftigung in der Branche in der jüngeren Vergangenheit? Ungeachtet der insgesamt gesehen recht verhaltenen Umsatzentwicklung in der Bran- che stockten die Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche in Hessen in den Jah- ren 2016 bis 2018 ihre Belegschaften in moderatem Umfang auf. Das Jahr 2019 markiert jedoch sowohl für die Branche in Hessen (-1,8 %) als auch bundesweit (-0,8 %) das Ende des Beschäftigungsaufbaus. Entwicklung der Beschäftigung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Gummi- und Kunststoffindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 3 3 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 -3 -4 -4 -5 Beschäftigte 2020 -5 Beschäftigte 2020 (in 1.000): (in 1.000): -6 Hessen 33,3 -6 Hessen 399,1 Deutschland 389,5 Deutschland 6.253,5 -7 -7 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Im Krisenjahr 2020 wird für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie ein kräftiger Rückgang der Beschäftigung um 6,4 % gegenüber dem Vorjahr ausgewiesen – stärker als im Durchschnitt der hessischen Industrie (-3,3 %) und auch ausgeprägter als in der Branche bundesweit (-4,8 %). Der Konjunkturverlauf des Jahres 2020 anhand der Quar- 3
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung talsergebnisse unterstreicht, dass die Corona-Krise die Gummi- und Kunststoffindustrie überproportional stark getroffen hat. Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen Die Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen zählte 2019 insgesamt 216 Betriebe (2018: 222), wovon 189 Betriebe ihren Schwerpunkt in der Produktion von Kunststoffwa- ren haben und 27 Betriebe der Herstellung von Gummiwaren zuzuordnen sind. Bei 27 Betrieben der Branche handelt es sich um Großbetriebe (250 und mehr Beschäftigte). 57,2 % der Beschäftigten waren 2019 in diesen Großbetrieben tätig und erwirtschafteten 64,5 % des Branchenumsatzes, womit die Konzentration – gemessen an der Bedeutung dieser Großbetriebe – in etwa der der hessischen Industrie entspricht. Anteil der Großbetriebe1 der Gummi- und Kunststoffindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz im Jahr 2019 12,5 Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Betriebe 10,0 Gummi- und Kunststoffindustrie in Deutschland 10,9 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 57,2 Beschäftigte 44,7 61,3 64,5 Umsatz 50,3 73,6 0 20 40 60 80 100 Anteil in % 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Im Gummisegment nehmen großbetriebliche Produktionsstrukturen einen wesentlich hö- heren Stellenwert ein als bei der Herstellung von Kunststoffwaren. Da in Hessen der Gummiindustrie eine größere Bedeutung zukommt als auf Bundesebene,2 fällt entspre- chend die Konzentration der Gummi- und Kunststoffindustrie insgesamt in Hessen deut- lich höher aus als bundesweit, wo in den Großbetrieben der Branche nur 44,7 % der Beschäftigten arbeiten und 50,3 % des Umsatzes erwirtschaftet wird. 2 Vgl. hierzu ausführlich den Abschnitt Produktpalette und Produktionsschwerpunkte auf S. 13. 4
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Regionale Verteilung der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen im Jahr 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind die 5
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Tätigkeitsschwerpunkte der hessischen Anbieter? Gibt es regionale Schwerpunkte? Hierzu zeigt die Karte auf S. 5 zunächst die regionale Verteilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Statistik. Südhessen weist mit Abstand die meisten Betriebe (117) wie auch die meisten Beschäftigten (rund 18.700) in der hessi- schen Gummi- und Kunststoffindustrie auf. Der wichtigste Standort hessenweit ist der Main-Kinzig-Kreis mit 25 Betrieben und rund 5.700 Beschäftigten. Ein Großteil der Be- schäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen arbeitet im Landkreis Wal- deck-Frankenberg – und zwar gut 5.400 Beschäftigte in 16 Betrieben. Knapp 4.000 Be- schäftigte in 15 Betrieben weist der Odenwaldkreis aus. Die nachfolgenden Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeutenden Unter- nehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden gegliedert nach den drei hessischen Regierungsbezirken dargestellt. 3 Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Betriebe sind in drei weiteren Karten – getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen – visualisiert. Südhessen Der Main-Kinzig-Kreis ist gewissermaßen der Hauptstandort der Branche in Hessen, wozu vor allem zwei Unternehmen einen großen Beitrag leisten. Dies ist zum einen die Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH mit Sitz in Hanau. Knapp die Hälfte der 2.900 Mitarbeiter des Unternehmens in Hessen ist dort beschäftigt. Hanau ist nicht nur der Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland, sondern dort ist neben dem Reifenwerk zudem die europäische Reifenforschung und -entwicklung konzentriert. Allerdings plant das Unternehmen bis zum Jahr 2022 über 1.000 Stellen in Hessen abzubauen. Zum anderen ist die Veritas AG in Gelnhausen zu nennen, die rund 1.200 Mitarbeiter vor Ort beschäftigt und ihre Tätigkeitsschwerpunkte in der Fluidtechnik (z.B. Kraftstoff-, Luft- so- wie Hydraulik-Systeme), der Emissionsreduktion sowie in Leichtbaukomponenten für die Automobilindustrie hat. Beispiele weiterer Anbieter der Branche im Main-Kinzig-Kreis, die als Automobilzulieferer tätigt sind, sind die Norma Group SE, die in Maintal mit rund 500 Mitarbeitern Verbindungs- und Befestigungstechnik u.a. aus Kunststoff produziert und die WOCO Industrietechnik GmbH (über 600 Mitarbeiter insgesamt in Bad Soden- Salmünster und Steinau an der Straße), die im Bereich Akustik, Aktuatorik und Polymer- technik Produkte vor allem für die Automobilindustrie herstellt. Historisch mit WOCO ver- bunden ist die SumiRiKo AVS Germany GmbH in Steinau an der Straße (gut 200 Be- schäftigte), die auf automobile Anti-Vibrationssysteme spezialisiert ist. Ebenfalls rund 200 Personen beschäftigt die Birkenstock Productions Hessen GmbH – Hersteller von Laufsohlen und Fußbettungen – in ihrem Werk in Steinau an der Straße. Der Odenwaldkreis – genauer gesagt: Breuberg – ist ebenfalls traditionell ein wichtiger Standort der Gummiindustrie. Dort befindet sich die Zentrale der Pirelli Deutschland GmbH, das neben Mailand wichtigste Forschungs- und Entwicklungszentrum für PKW- 3 Ein unmittelbarer Vergleich dieser Rechercheergebnisse mit der Karte auf S. 5, die auf Angaben der amtlichen Statistik beruht, ist nicht möglich. Dies u.a. deshalb, weil den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde liegt, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Un- ternehmen beziehen. 6
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Reifen des Konzerns sowie eine Produktionsstätte für PKW- und LKW-Reifen. Insgesamt beschäftigt Pirelli dort rund 2.600 Personen. Im Odenwald ist auch die Freudenberg Gruppe tätig – und zwar in Reichelsheim mit der FST GmbH & Co. KG. Über 500 Mitar- beiter produzieren dort Spezialdichtungen und Membrane für die Industrie. Weitere Standorte der Gruppe in Südhessen sind Darmstadt, Bensheim, Lorsch, Eschborn und Zwingenberg. Ein weit über die Grenzen Hessens hinaus bekanntes Unternehmen der Kunststoffindustrie im Odenwald ist die Koziol >> ideas for friends GmbH (rund 150 Mitarbeiter am Unternehmenssitz in Erbach), die Designprodukte herstellt. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Südhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. 7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Im benachbarten Landkreis Bergstraße ist der global tätige Parker Hannifin Konzern ver- treten: Mit der Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co. KG ist Lampert- heim Sitz der Polymer Hose Division Europe, die zugleich Fertigungseinrichtung ist. Die Division stellt Hoch- und Höchstdruckschläuche aus Thermoplasten her. Ein Beispiel für ein größeres mittelständisches Unternehmen im Landkreis Bergstraße ist die Sanner GmbH in Bensheim – über 200 Beschäftigte produzieren dort vor allem Kunststoffverpa- ckungen und Komponenten für pharmazeutische Anwendungen (u.a. auch Kunststoff- Gehäuse für Corona-Schnelltests). Zu nennen ist ebenfalls die THIMM Packaging Sys- tems GmbH in Viernheim, die vor Ort technische Produktlösungen und Verpackungen aus Schaumstoff herstellt. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist ebenfalls Standort der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie: So sind im Industriepark Kalle-Albert u.a. der Wursthüllen- und Schwammtuchproduzent Kalle GmbH mit rund 800 Mitarbeitern und die Mitsubishi Po- lyester Film GmbH – ein Hersteller von Polyesterfolien und Verbundplatten – mit über 500 Beschäftigten ansässig. Weitere Unternehmen der Branche in Südhessen sind u.a. die Magna Exterior Systems GmbH in Obertshausen (Hersteller von Stoßfängern für Fahrzeuge mit rund 1.000 Be- schäftigten vor Ort und einem weiteren Standort in Raunheim), der Wasserfilterhersteller Brita GmbH in Taunusstein, wo der überwiegende Teil der deutschlandweit knapp 1.000 Beschäftigten des Unternehmen tätig ist (darüber hinaus befindet sich in Frankfurt ein Brita-Logistikzentrum), die Resopal GmbH in Groß-Umstadt (ca. 600 Mitarbeiter) – Her- steller der gleichnamigen Schichtstoffpressplatten, die SENATOR GmbH in Groß-Bi- berau (rund 200 Beschäftigte vor Ort) – bekannter Hersteller von Kugelschreibern, die Wirthwein Medical GmbH & Co. KG in Mühltal und Ober-Ramstadt im Landkreis Darm- stadt-Dieburg, welche mit rund 350 Beschäftigten Medizinprodukte und Kosmetikpack- mittel aus Kunststoff fertigt, der Verpackungsspezialist Schlaadt Plastics GmbH in Lorch am Rhein, die Precision Dispensing Solutions Europe GmbH, Hersteller von Aerosolventilen in Hattersheim (über 200 Beschäftigte) und die Aero Pump GmbH in Hochheim, Hersteller von Applikationssystemen für die Pharmaindustrie mit über 300 Mitarbeitern. Mittelhessen Die meisten Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie in Mittelhessen haben im Landkreis Marburg-Biedenkopf ihren Arbeitsplatz. Die Stadt Biedenkopf selbst ist der Un- ternehmenssitz der Elkamet Kunststofftechnik GmbH, die im benachbarten Dautphe- tal noch über zwei weitere hessische Standorte verfügt. Elkamet produziert mit insgesamt über 800 Mitarbeitern Profile und Behälter (z.B. für Kraftstoff) für Fahrzeuge sowie Kunst- stoffteile für die Beleuchtungsindustrie. In Dautphetal ist auch die Zentrale der Firmen- gruppe Roth Industries GmbH & Co. KG, die weltweit über 1.300 Mitarbeiter zählt. Am Standort bündelt und steuert die Roth Gruppe ihre Aktivitäten in Sachen Kunststoffver- arbeitung in einem Kompetenzzentrum Kunststofftechnik. Das größte Unternehmen der Gruppe, die Roth Werke GmbH (rund 500 Mitarbeiter), produziert hier verschiedenste 8
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Produkte von Heiz- und Kühlsystemen über Komplettduschen bis hin zu Behältersyste- men. Weitere Standorte der Roth-Gruppe befinden sich in Biedenkopf und Steffenberg. Zu den größten Unternehmen der Branche im Lahn-Dill-Kreis zählt die Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik und Formenbau aus Dillenburg, die dort über 500 Mitarbei- ter beschäftigt. Technische Kunststoffkomponenten vornehmlich für die Bereiche Auto- motive, Gebäude- und Hausgerätetechnik sowie Heiztechnik stellen das Portfolio des Unternehmens dar. Ebenfalls in Dillenburg ist auch der Spezialist für Produkte aus ther- moplastischen Werkstoffen u.a. für die Automobilindustrie und Luftfahrt, die Reinhard Bretthauer GmbH, mit rund 200 Mitarbeitern tätig. Die Automobilindustrie ist auch einer der größten Kunden der Giebeler GmbH in Eschenburg. Das Unternehmen mit ebenfalls rund 200 Mitarbeitern ist auf komplexe Präzisionsformen und Kunststoffbauteile spezia- lisiert. Auch die Poppe GmbH in Gießen (früher Teil der Veritas-Gruppe, seit 2021 zur Elastofirm-Gruppe gehörend) mit über 200 Mitarbeitern ist für die Automobilindustrie tätig und stellt Dichtungen und Profile aus Elastomeren her. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Mittelhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Nordhessen Korbach zählt zu den größten Standorten der Gummi- und Kunststoffindustrie in ganz Hessen. Dort beschäftigt der Continental Konzern in den Bereichen Reifen, ContiTech sowie Chassis & Safety rund 3.600 Beschäftigte. Hier werden Industriereifen, PKW- und 9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Nutzfahrzeugreifen, Fahrradreifen sowie Schläuche (z.B. Kraftstoff- und Bremsschläu- che) hergestellt. Ein weiterer Continental-Standort in Oberweser ist auf technische Schläuche spezialisiert. Noch ein Unternehmen der Branche im Landkreis Waldeck- Frankenberg ist die HEWI Heinrich Wilke GmbH, die im benachbarten Bad Arolsen ih- ren Hauptsitz, ihre Produktionsstätte und ein Schulungszentrum mit insgesamt rund 450 Beschäftigten hat. Das Unternehmen produziert vor allem Beschläge, Sanitärprodukte und Produkte für barrierefreies Wohnen. Auch der Hersteller medizinischer Einmalsprit- zen, die ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH (380 Beschäftigte), ist in Bad Arolsen ansässig. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. 10
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Der überwiegende Teil der Beschäftigten der Gummi- und Kunststoffindustrie im Land- kreis Fulda arbeitet im Reifenwerk in Fulda (zur Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH gehörend), wo Reifen für PKW, SUV und Leicht-LKW der gleichnamigen Marke produziert werden. Von den rund 1.500 Arbeitsplätzen im Fuldaer Werk sollen allerdings bis zum Jahr 2022 rund 400 Stellen abgebaut werden. Nicht weit entfernt von Fulda, in Eichenzell, stellt die KCL GmbH Schutzhandschuhe aller Art her. Rund 150 Personen sind dort in der Firmenzentrale und der Produktion tätig. In und um Kassel sind ebenfalls Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie an- sässig. So ist die Hübner GmbH & Co. KG mit vier Standorten in Kassel zu nennen, die dort mit rund 1.000 Beschäftigten eine umfangreiche Produktpalette von Faltenbälgen (für Züge, Busse, Fluggastbrücken etc.) bis Stoßstangen herstellt. Ebenfalls in Kassel ansässig ist die WEGU Holding GmbH, die dort Arbeitgeber für rund 250 Beschäftigte in den Bereichen Leichtbau und Schwingungsdämpfung ist. Kassel ist zudem Unterneh- menssitz der Technoform Group, für die im Raum Kassel rund 500 Mitarbeiter tätig sind – so z.B. in Kassel die Technoform BAUTEC Kunststoffprodukte GmbH (Isolierprofile für die Bauindustrie), in Lohfelden die Technoform Glass Insulation GmbH (thermisch isolie- rende Komponenten für Fensterrahmen) und ebenfalls in Lohfelden die Technoform Kunststoffprofile GmbH. Weitere Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Nordhessen mit jeweils rund 200 Mitarbeitern sind z.B. die friedola 1888 GmbH in Meinhard im Werra-Meißner- Kreis, die u.a. Heimtextilien und Freizeitartikel herstellt, sowie die Horn & Bauer GmbH & Co. KG in Schwalmstadt – Spezialist für die Herstellung und Veredelung von funktio- nellen Schutz- und Verpackungsfolien. In Schwalmstadt befindet sich auch ein weiterer Standort der Freudenberg Gruppe, der neben einer Produktionsstätte auch ein Ex- press-Service-Hub darstellt. Von dort aus werden Kunden weltweit binnen 24 Stunden mit teilweise individuell gefertigten Dichtungssätzen beliefert. Umsatz Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erzielte 2020 einen Umsatz von 6,3 Mrd. Euro. Damit wurden 5,4 % des Umsatzes der hessischen Industrie sowie 8,4 % des Branchenumsatzes deutschlandweit von der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen erwirtschaftet. Wie stellt sich der Verlauf des Umsatzes in der hessischen Gummi- und Kunststoffindus- trie in den letzten Jahren dar? Im betrachteten Zeitraum konnte die Branche lediglich im Jahr 2017 ihren Umsatz steigern, wobei dieses Plus allerdings sowohl hinter der Branche bundesweit als auch dem Durchschnitt der hessischen Industrie zurückblieb. Besonders schlecht verlief das Jahr 2019, denn der Umsatz gab um 8,8 % nach – ebenfalls stärker als in Deutschland und in der hessischen Industrie insgesamt. Damit präsentierte die Umsatzentwicklung in der Branche schon vor der Corona-Pandemie unbefriedigend. 11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Für das Krisenjahr 2020 wird für die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie ein noch- mals stärkerer Umsatzrückgang – und zwar um 11,2 % – ausgewiesen. Wie bereits im Jahr 2019, so stellt sich damit auch 2020 die Umsatzentwicklung in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie schlechter als in der Branche bundesweit (-7,2 %) und im Durchschnitt der hessischen Industrie (-6,2 %) dar. Der Blick auf die Quartalsergeb- nisse des Jahres 2020 verdeutlicht den Umsatzeinbruch in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie vor allem im 2. Quartal 2020. Angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Krise auf wichtige Abnehmerbranchen wie z.B. die Automobilindustrie, in der zahlreiche Werke weltweit für mehrere Wochen vollständig geschlossen waren, kann ein derartiges Umsatzminus in der Gummi- und Kunststoffindustrie nicht überraschen. Dies gilt erst recht, da in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie der Reifenherstellung eine deutlich größere Bedeutung zukommt als auf Bundesebene (vgl. hierzu den nächs- ten Abschnitt zur Produktpalette und zu den Produktionsschwerpunkten). Umsatzentwicklung in der Gummi- und Kunststoffindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Gummi- und Kunststoffindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 10 10 5 5 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 -20 -20 Umsatz 2020 Umsatz 2020 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -25 -25 Hessen 6,3 Hessen 116,0 Deutschland 75,3 Deutschland 1.774,3 -30 -30 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die Gummi- und Kunststoffindustrie produziert ein sehr breites Spektrum an Produkten, die als Vorleistungsgüter an andere Unternehmen verkauft, zum Teil aber auch in Privaten Haushalten (z.B. Haushaltswaren) verwendet werden. Zu den wichtigsten Abnehmer- 12
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen branchen zählen die Automobilindustrie und das Baugewerbe. In der Gummi- und Kunst- stoffindustrie werden auch so genannte Halbzeuge (Rundstäbe, Platten, Folien usw.) an- derer Unternehmen der Branche weiterverarbeitet. Jeweils rund zur Hälfte wurde in Hessen der Branchenumsatz des Jahres 2019 mit der Herstellung von Gummiwaren (45,3 %), also mit Produkten aus Natur- oder Synthese- kautschuk, und mit der Produktion von Kunststoffwaren (54,7 %) erzielt. Auf Bundes- ebene hingegen wurde der Umsatz zum größten Teil mit Kunststoffwaren (80,1 %) erwirt- schaftet. Dieses besondere Strukturmerkmal der hessischen Gummi- und Kunststoffin- dustrie ist auf die Reifenindustrie zurückzuführen, die mit renommierten Großunterneh- men und mehreren großen Produktionsstätten in Hessen vertreten ist. Hergestellt wer- den hier nicht nur PKW-Reifen, sondern auch LKW-Reifen, Reifen für landwirtschaftliche Fahrzeuge, Motorradreifen, Fahrradreifen und Reifen für industrielle Einsatzzwecke. Zu den so genannten sonstigen Gummiwaren (10,0 %) zählen u.a. Schläuche und Dichtun- gen. Gummi- und Kunststoffindustrie: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019 Hessen Deutschland Herstellung von … in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % Gummiwaren 3.209 45,3 16.170 19,9 Bereifungen und Runderneuerung von Bereifungen 2.503 35,3 6.059 7,5 sonstigen Gummiwaren 706 10,0 10.112 12,5 Kunststoffwaren 3.882 54,7 64.955 80,1 Platten, Folien, Schläuchen und Profilen aus Kunststoffen 1.687 23,8 22.084 27,2 Verpackungsmitteln aus Kunststoffen 474 6,7 10.362 12,8 Baubedarfsartikeln aus Kunststoffen 420 5,9 7.826 9,6 sonstigen Kunststoffwaren 1.300 18,3 24.683 30,4 Insgesamt 7.091 100,0 81.125 100,0 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Herstellung von Kunststoffwaren – 3,9 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2019 – umfasst die Erzeugung von Halbfertig- oder Fertigwaren aus Kunststoff mittels Verfahren wie Extru- dieren, Spritzgießen oder Formpressen. Platten, Folien, Schläuche und Profile aus Kunststoffen stellen hierbei die umsatzstärkste Untergruppe (23,8 %) dar. Unter den „sonstigen Kunststoffwaren“ (18,3 %) wird eine breite Palette an Produkten subsumiert, die von Haushaltswaren über Bürobedarf bis hin zu Möbelbeschlägen reicht. Der Her- stellung von Verpackungsmitteln (z.B. Beutel und Kisten) und Baubedarfsartikeln (Türen, Fenster, Rollläden, Bodenbeläge etc.) kommt ein relativ geringer Stellenwert (6,7 % bzw. 5,9 %) zu. 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Die hessische Gummi- und Kunststoffindustrie erwirtschaftete 2020 einen Umsatz in Höhe von 6,3 Mrd. Euro, wovon 2,5 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland entfielen. Dies entspricht einer Exportquote von 39,4 % (Deutschland: 39,3 %). Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 53,4 % beträgt, ist damit die Exportorientierung der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie deutlich geringer ausgeprägt. Hessischer Außenhandel1 mit Gummi- und Kunststoffwaren im Jahr 2020: Export- und Import- volumen2 sowie wichtigste Handelspartner 1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. 2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die hessische Wirtschaft exportierte 2020 Gummi- und Kunststoffwaren für 3,1 Mrd. Euro (2019: 3,4 Mrd. Euro), was 5,9 % der gesamten hessischen Ausfuhr von Fertigwa- ren 2020 entspricht. Die USA nehmen vor den Niederlanden den ersten Platz in der Rang- liste der Abnehmerländer ein. Es folgen auf den Plätzen drei bis fünf Frankreich, Öster- reich und Polen. Während sich beim Export in die USA und in die Niederlande Gummi- waren und Kunststoffprodukte in etwa die Waage halten, überwiegen bei den drei letzt- genannten Exportdestinationen die Kunststoffwaren deutlich. 14
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Wie sieht es in der umgekehrten Richtung aus, d.h. aus dem Ausland nach Hessen? Im Jahr importierte die hessische Wirtschaft Gummi- und Kunststoffwaren für 3,0 Mrd. Euro – womit in der Krise nicht nur die Exporte der Gummi- und Kunststoffindustrie ge- sunken sind, sondern auch weniger derartige Produkte eingeführt wurden als im Vorjahr (3,4 Mrd. Euro). Die Regionalstruktur stellt sich gänzlich anders dar als auf der Export- seite. Die bedeutendsten Lieferländer 2020 waren gleichauf Italien und die VR China knapp vor Rumänien. Mit Ungarn (Rang 4) befindet sich ein weiteres EU-Mitglied aus Mittel- und Osteuropa unter den TOP5. Sowohl aus Rumänien als auch aus Ungarn wer- den vor allem Gummierzeugnisse eingeführt. Die Importe aus der VR China bestehen hingegen mehrheitlich aus Kunststoffprodukten. Summa summarum stellten Gummi- und Kunststofferzeugnisse 3,8 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2020. Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen4 für die Integration einer Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt für ausländische Investoren in Hessen – sind vielfältig. Sozu- sagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort oder die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung ei- nes ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen sind Direktinves- titionen. Auf lediglich 130 Mio. Euro wird der Direktinvestitionsbestand der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie im Ausland zum Jahresende 2018 beziffert. Im Gegen- zug hat das Ausland (Schwerpunkt: USA) rund das Sechsfache dieser Summe (790 Mio. Euro) in der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie investiert. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen geben ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der heimischen Gummi- und Kunststoffin- dustrie am Standort Hessen. Die der Tabelle vorangestellten Flaggen vermitteln einen ersten optischen Eindruck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländischem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Unter den ausländischen Investoren sind am häufigsten die USA zu nennen. Die zum Teil kom- plexen Verflechtungen – so z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – er- schweren allerdings bisweilen eine eindeutige Aussage. Zur Perspektive des investiven Engagements in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unterneh- men der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie sind im Ausland aktiv und unterhal- ten dort z.B. Produktionsstätten oder Vertriebseinrichtungen. 4 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berech- net. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank. 15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Aero Pump GmbH Familienbesitz Deutschland ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH mehrheitl. B. Braun Melsungen AG (Familienbesitz) Deutschland Birkenstock Productions Hessen GmbH Familienbesitz Deutschland Brita GmbH Familienbesitz Deutschland Continental Konzern börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe Deutschland Elkamet Kunststofftechnik GmbH Familienbesitz Deutschland friedola 1888 GmbH mehrheitl. FSN Beteiligungsgesellschaft Deutschland FST GmbH & Co. KG Freudenberg SE (Familienbesitz) Deutschland Giebeler GmbH Familienbesitz Deutschland Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH Goodyear Tire & Rubber Corp. USA HEWI Heinrich Wilke GmbH Familienbesitz Deutschland Horn & Bauer GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Hübner GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Kalle GmbH Clayton, Dubilier & Rice LLC USA KCL GmbH Honeywell International Inc. USA Koziol >> ideas for friends GmbH Familienbesitz Deutschland Magna Exterior Systems GmbH Magna International Inc. Kanada / Österreich Mitsubishi Polyester Film GmbH Mitsubishi Chemical Holdings Corp. Japan Norma Group SE börsennotiert, Streubesitz Deutschland Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH Parker Hannifin Corp. USA & Co. KG Pirelli Deutschland GmbH Pirelli & C. S.p.A. Italien Poppe GmbH Elastofirm BV Niederlande 16
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Precision Dispensing Solution Europe GmbH Precision Valve Corp. USA Reinhard Bretthauer GmbH Familienbesitz Deutschland Resopal GmbH Wilsonart International LLC USA Roth Industries GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Sanner GmbH Familienbesitz Deutschland Schlaadt-Plastics GmbH Familienbesitz Deutschland SENATOR GmbH Familienbesitz Deutschland SumiRiko AVS Germany GmbH Sumitomo Electric Industries Ltd Japan Technoform Group Familienbesitz Deutschland THIMM Packaging Systems GmbH Familienbesitz Deutschland Veritas AG Familienbesitz Deutschland Weber GmbH & Co. KG Kunststofftechnik und Familienbesitz Deutschland Formenbau WEGU Holding GmbH Anhui Zhongding Group VR China Wirthwein Medical GmbH & Co. KG Wirthwein AG (Familienbesitz) Deutschland WOCO Industrietechnik GmbH Familienbesitz Deutschland Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021). Forschung und Entwicklung Produkt- und Prozessinnovationen sind für die Wettbewerbsposition der Unternehmen – ob auf nationaler oder internationaler Ebene – von zentraler Bedeutung. Entsprechend wichtig ist es, in Forschung und Entwicklung (FuE) zu investieren. Einen ersten Eindruck der FuE-Aktivitäten der Gummi- und Kunststoffindustrie vermitteln folgende Angaben: Gemäß der jährlichen Erhebung des ZEW5 wurden im Jahr 2019 11 % des Branchen- umsatzes der Gummi- und Kunststoffindustrie in Deutschland mit Produktinnovationen erwirtschaftet. Dabei konnten 58 % der Unternehmen erfolgreich neue Produkte und bzw. oder Prozessinnovationen einführen. Angaben aus der zweijährlichen Umfrage des Stif- terverbands Wissenschaftsstatistik über die Ausgaben für FuE für die Gummi- und 5 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Gummi- und Kunststoffverarbeitung, Mann- heim 2021. 17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Kunststoffindustrie alleine liegen nicht vor, sondern nur zusammengefasst mit den Berei- chen Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik sowie Verarbeitung von Steinen und Erden. In Hessen wurden in den genannten Branchen 2017 insgesamt 191 Mio. Euro für FuE aufgewendet.6 Bezogen auf die FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie ins- gesamt beläuft sich der Anteil lediglich auf 4 %, bezogen auf die Branchen bundesweit auf beachtliche 13 %. Geprägt werden die FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie durch die Automobil- und die Pharmaindustrie. Von Bedeutung dürfte sein, dass wesent- liche Innovationsimpulse von den Kunststoffherstellern (d.h. der Chemischen Industrie) und von Herstellern von Gummi- und Kunststoffmaschinen (d.h. dem Maschinenbau) ausgehen. Beispiele für universitäre und weitere Forschungseinrichtungen in Hessen, die in puncto Gummi und Kunststoff forschen, sind:7 – Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt mit einem Forschungsbereich für Kunststoffe, in dem in den Gebieten Polymersynthese, Rezepturentwicklung und Dauerhaftigkeit, Kunststoffverarbeitung und Bauteilauslegung sowie sicheren und nachhaltigen Kunststoffen geforscht wird – sei es etwa an der Entwicklung von Hochleistungspolymeren, an der Additivierung von Kunststoffen oder am Recycling von flammgeschützten Polymeren. – Das Institut für Kunststofftechnik Darmstadt am Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik der Hochschule Darmstadt. Forschungsprojekte des Instituts be- fassen sich z.B. mit dem Schweißen von Kunststoffen mittels Hochfrequenztechnik und dem Einfluss von Oberflächenstrukturen auf Reibung und Verschleiß bzw. Krat- zen. – Das Institut für Werkstofftechnik am Fachbereich Maschinenbau der Universität Kas- sel mit den Fachgebieten Kunststofftechnik und Heterogene Werkstoffe, an denen u.a. zu naturfaserverstärkten Kunststoffen, Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffen und leitfähigen Kunststoffen gearbeitet wird. Darüber hinaus betreibt das Institut zusam- men mit der B. Braun Melsungen AG das Kunststoffanwendungszentrum UNIpace, das in den Bereichen der Forschung und Verarbeitung von Silikonkautschuken so- wie der Herstellung und Prüfung von Kunststoffbauteilen tätig ist. – Das Zentrum für Konstruktionswerkstoffe – bestehend aus der Staatlichen Material- prüfungsanstalt Darmstadt und dem Fachgebiet und Institut für Werkstoffkunde der Technischen Universität Darmstadt. Im dortigen Kompetenzbereich Kunststoffe und 6 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an an- dere Forschungsinstitutionen. 7 Da der Fokus des Profils auf der Gummi- und Kunststoffindustrie im Sinne der Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren bzw. der Gummi- und Kunststoffverarbeitung liegt, sind keine Forschungsaktivi- täten aus dem Bereich Chemie angeführt. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Technische Hochschule Darmstadt und die Universitäten in Frankfurt, Gießen und Marburg anzuführen, an denen auf dem Gebiet der Polymerchemie / makromolekularen Chemie geforscht wird. Vgl. hierzu Bauer, C., Petkova, G.: Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen, HA-Report 1035, Wiesbaden 2021. 18
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Verbunde wird z.B. zur additiven Fertigung mit Kunststoffen und an Hochspannungs- isolierkunststoffen geforscht. Investitionen Ohne Investitionen können die Produktionskapazitäten weder erhalten noch optimiert werden – geschweige denn erweitert. Investitionen sind somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nachfolgend werden zunächst die Bruttoanlageinves- titionen, eine wichtige Kennziffer für die Investitionstätigkeit, thematisiert. Anschließend wird auf die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen – eine spezielle Kate- gorie der Bruttoanlageinvestitionen – näher eingegangen.8 Bruttoanlageinvestitionen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2015 bis 2019 Bruttoanlage- Bruttoanlage- investitionen investitionen im in Mio. Euro Verhältnis zum Umsatz in % 500 4,3 5,0 3,8 3,8 400 3,5 3,5 4,0 300 3,0 282 294 297 266 274 200 2,0 100 1,0 0 0,0 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Auf eine Summe von 297 Mio. Euro beliefen sich die Bruttoanlageinvestitionen9 der heimischen Gummi- und Kunststoffindustrie des Jahres 2019. Insgesamt betrachtet zeichnet sich die Investitionstätigkeit der Branche durch eine ausgeprägte Konstanz aus – in den letzten fünf Jahren betrugen die Bruttoanlageinvestitionen jeweils zwischen 250 Mio. und 300 Mio. Euro. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ausrüstungsin- vestitionen (2019: 89 %), d.h. auf Sachinvestitionen in Maschinen und maschinelle An- lagen sowie in die Betriebs- und Geschäftsausstattung. Letztere umfasst die ganze Bandbreite von Werkzeugen über Telefonanlagen bis zum Fuhrpark. Damit stellen Inves- 8 Die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2018) sind im Vergleich zu den Brutto- anlageinvestitionen (Berichtsjahr 2019) erst später verfügbar. Somit ist der Vergleich der jeweils aktu- ellen Daten nur eingeschränkt möglich. 9 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivierte Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso ein- bezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anlagen sowie Leasing-Güter, die beim Leasing- Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweignieder- lassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente). 19
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung titionen in Gebäude und Grundstücke den deutlich kleineren Teil (2019: 11 %). Die Höhe der Bruttoanlageinvestitionen im Verhältnis zum erzielten Umsatz ergibt die Investitions- quote der Branche, für die 2019 ein Wert von 4,3 % resultiert – diese liegt über dem Durchschnitt in der hessischen Industrie (3,2 %) und entspricht in etwa der Investitions- quote der Gummi- und Kunststoffindustrie auf Bundesebene (4,1 %). Ein wichtiger Indikator für das Engagement einer Branche in Sachen Umweltschutz stel- len die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen dar.10 Diese Investitio- nen sind jedoch nicht nur aus dem Blickwinkel eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt zu sehen, sondern ein nachhaltiges Wirtschaften steht auch zunehmend für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche. So schonen etwa Investitionen zur Energieeffizienzsteigerung nicht nur die Umwelt, sondern stellen über die Kostenseite auch einen Wettbewerbsfaktor dar. Im Jahr 2018 summierten sich die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen in der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen auf 13,1 Mio. Euro. Nach den sehr ho- hen Investitionen des Jahres 2017 hat sich gewissermaßen eine Normalisierung einge- stellt. Damit wurden 4,5 % der gesamten Bruttoanlageinvestitionen der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie des Jahres 2018 in Investitionen für den Umweltschutz getätigt, was exakt dem Durchschnitt der hessischen Industrie entspricht. In den Jahren zuvor lag der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit jeweils auf Maßnah- men des Klimaschutzes. Hierunter werden Maßnahmen zur Vermeidung und Verminde- rung der Emission von Kyoto-Treibhausgasen (u.a. CO2), Maßnahmen zur Nutzung er- neuerbarer Energien sowie energieeffizienzsteigernde Maßnahmen und Energiespar- maßnahmen subsumiert. Hingegen stand 2018 die Luftreinhaltung (6,9 Mio. Euro) im Fokus der Umweltschutzinvestitionen der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie, d.h. es wurde in Maßnahmen zur Beseitigung, Verringerung oder Vermeidung von luft- fremden Stoffen (Staub, Gase, Aerosole, Geruchsstoffe etc.) in Abgas investiert. Selbst- verständlich erschöpft sich das Engagement der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hin- blick auf den Umweltschutz nicht in Investitionen in Sachanlagen. Der weitaus größere Beitrag der Branche ist in verbesserten oder neuen Produkten zu sehen, mit deren Ein- satz etwa Energie eingespart werden kann – so z.B. ein geringerer Treibstoffverbrauch durch gewichtsparende Faserverbundwerkstoffe in der Automobilindustrie. 10 Zu den Umweltschutzinvestitionen gehören alle Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung von schädlichen Emissionen in die Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Ressour- cen reduzieren. Es kann sich hierbei zum einen um additive Maßnahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte Anlagen, die dem Produktionsprozess vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen erfasst, die dadurch charakterisiert sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess reduziert wird (z.B. durch geschlossene Prozess- und Kühlwasserkreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen). 20
Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen Umweltschutzinvestitionen der Gummi- und Kunststoffindustrie in Hessen 2014 bis 2018 Umweltschutz- Anteil der Umwelt- investitionen schutzinvestitionen an in 1.000 Euro den Bruttoanlage- investitionen in % 30.000 12,0 23.509 25.000 10,0 20.000 8,0 13.137 15.000 10.299 10.724 6,0 7.633 10.000 4,0 5.000 2,0 0 0,0 2014 2015 2016 2017 2018 Abfallwirtschaft Abwasserwirtschaft Luftreinhaltung Klimaschutz Sonstige Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Energieverbrauch Wie stellt sich der Energieverbrauch11 der hessischen Gummi- und Kunststoffindustrie dar? Gut 8,1 Mio. Gigajoule (GJ) bzw. rund 2,2 Mio. Megawattstunden (MWh) Energie verbrauchte die Branche 2019, was 6,4 % des gesamten Energieverbrauchs des heimi- schen Verarbeitenden Gewerbes entspricht. Wichtigster Energieträger der Gummi- und Kunststoffindustrie ist Strom – 45,0 % des Energieverbrauchs 2019 wurden durch Strom gedeckt. Die andere Hälfte teilen sich Erdgas (35,2 %) und Fernwärme (16,6 %), wobei der überproportional hohe Anteil der Fernwärme in Hessen (Anteil dieses Energieträgers bei der Gummi- und Kunststoffindustrie bundesweit: 5,2 %) wesentlich auf den spezifisch hessischen Branchenschwerpunkt der Reifenindustrie zurückzuführen sein dürfte. Die übrigen Energieträger (z.B. Heizöl) sind für die Gummi- und Kunststoffindustrie in Hes- sen von untergeordneter Bedeutung (3,2 %). Und wie hoch fällt der Energieverbrauch je Beschäftigten als Indikator für die Energiein- tensität der Branche im Vergleich mit anderen Industriezweigen und der Branche auf Bundesebene aus? In Hessen verbrauchte die Branche im Jahr 2019 je Beschäftigten knapp 230 GJ Energie. Damit liegt die Energieintensität unter dem Durchschnitt der hes- sischen Industrie (knapp 310 GJ) und geringfügig höher als in der Branche deutschland- weit (knapp 210 GJ je Beschäftigten). Zum Vergleich: Ein Beispiel für eine ausgespro- chen energieintensive Branche in Hessen ist die Chemische und Pharmazeutische In- dustrie (gut 780 GJ je Beschäftigten), ein Wirtschaftszweig der hessischen Industrie mit 11 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, ent- hält der Gesamtenergieverbrauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der eingesetzten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen. Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meisten Branchen (Aus- nahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt. 21
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