Mehr Tierwohl in der Schweinehaltung - Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration - Bundesministerium ...
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„Tiere sind unsere Mitgeschöpfe, und ihr Wohlergehen muss uns allen am Herzen liegen.“
VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, ab dem 1. Januar 2021 gilt in der Schweinehaltung in Wir als Bundeslandwirtschaftsministerium begleiten Deutschland ein neuer Standard. Dann dürfen Ferkel die Umstellung intensiv. Denn unser Ziel ist, dass nur noch unter wirksamer Schmerzausschaltung kas Deutschland beim Tierwohl Vorreiter bleibt. Dazu ist es triert werden. Schon jetzt kommen Produkte auf den wichtig, dass es uns gelingt, die Nutztierhaltung weiter Markt, die diesem Standard entsprechen. Sie können zuentwickeln und ihr hierzulande eine gute Zukunfts im Supermarkt und beim Metzger danach fragen. perspektive zu bieten. Die Umstellung stellt vor allem Je mehr Verbraucher sich dafür interessieren, desto kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe schneller werden die Betriebe umstellen. vor Herausforderungen. Die Alternativen bringen einen höheren Aufwand und zusätzliche Investitionen mit sich. Mit dieser Broschüre geben wir Ihnen einen fundierten Was nicht passieren darf, ist, dass die Ferkelerzeugung Überblick über die Alternativen zur betäubungslosen nun in Länder abwandert, in denen geringere tierschutz Ferkelkastration an die Hand – damit in Zukunft jeder rechtliche Auflagen gelten. Aus diesem Grund unter beim Fleischeinkauf bestens informiert ist. Denn Tier stützt das Bundesministerium für Ernährung und Land schutz geht uns alle an: die Politik, die Wirtschaft und wirtschaft unsere Tierhalter bei der Umsetzung. Wir Sie als Verbraucherinnen und Verbraucher. fördern beispielsweise die Anschaffung von Narkose geräten, sprechen mit dem Schlacht- und Verarbeitungs Worum geht es ? Männliche Ferkel werden kastriert, sektor und dem Einzelhandel über die Vermarktung und weil das Fleisch sonst unter Umständen einen un wir fördern Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung angenehmen Geruch entwickeln kann. Mittlerweile der Schweinehaltung. gibt es drei erprobte Verfahren, die eine Kastration ohne Betäubung ersetzen werden: die Mast von Jung Tiere sind unsere Mitgeschöpfe, und ihr Wohlergehen ebern, die Impfung gegen Ebergeruch und die Kastra muss uns allen am Herzen liegen. tion unter Vollnarkose. Herzlichst Alle Optionen stehen den Tierhaltern jetzt zur Ver fügung. In dieser Broschüre erklären wir Ihnen die Ihre drei Verfahren. Wir zeigen ihre Vorteile und auch die jeweiligen Nachteile auf und stellen dar, wie sie in der Praxis funktionieren. Denn je nach Betrieb und Struktur ist für die Landwirte die eine oder andere Julia Klöckner Methode sinnvoller. Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft 3
HINTERGRUND Warum männliche Ferkel kastriert Tierschutz – Deutschland als werden Vorreiter in der EU Das Schwein ist eines der ältesten Nutztiere des Das deutsche Tierschutzgesetz ist hinsichtlich der Menschen und in Deutschland der größte Fleisch- Ferkelkastration eines der ambitioniertesten Geset- lieferant. ze innerhalb der EU. Zum einen sieht das deutsche Recht im Vergleich zu vielen anderen Mitgliedstaaten Das Fleisch männlicher Schweine, die nicht kastriert ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration vor. wurden, kann jedoch beim Erhitzen einen unangeneh Zum anderen müssen in Deutschland mit der Betäu- men Geruch entwickeln und gilt dann als schwer bung Schmerzen wirksam ausgeschaltet werden. In bis gar nicht verkäuflich. Daher werden in Deutschland anderen Mitgliedstaaten gilt hingegen eine Schmerz- die meisten männlichen Ferkel chirurgisch kastriert – linderung als ausreichend. Weiterhin müssen den bei unter acht Tage alten Ferkeln geschieht das bisher Ferkeln in Deutschland im Gegensatz zu anderen meist ohne Betäubung. Dabei handelt es sich um eine Mitgliedsstaaten Schmerzmittel verabreicht werden, oft sehr schmerzhafte Prozedur für die Tiere. Früher die den Wundschmerz lindern. wurde angenommen, dass Ferkel noch kein so ausge prägtes Schmerzempfinden haben. Das ist heute wider legt. Schon in den ersten Lebenstagen verfügen Ferkel über voll entwickelte Schmerzrezeptoren. Wie es jetzt weitergeht: So setzt sich Die Reform des Tierschutzgesetzes das BMEL für mehr Tierwohl ein Der Bundestag hat eine Änderung des Tierschutzgeset Die Zeit bis zum Ende der Übergangsfrist (Ende 2020) zes beschlossen, um unter anderem die betäubungslose müssen nun alle Beteiligten nutzen, um auf alternative Ferkelkastration gesetzlich zu verbieten. Diese Regelung Methoden umzustellen. Das Bundesministerium für tritt zum 1. Januar 2021 in Kraft. Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) setzt alles daran, die Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration Die Zeit bis zum Inkrafttreten des Verbotes wird aktiv weiterzuentwickeln, insbesondere mit Blick auf ihre genutzt, um die verfügbaren Alternativen zu verbessern Praxistauglichkeit. und praxisgerechter zu machen. Denn auch künftig soll die Fleischproduktion in Deutschland möglich sein und Für Betriebe, die Schweine halten, gibt es drei erprobte nicht ins Ausland abwandern – wo zum Teil geringere Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration: tierschutzrechtliche Anforderungen, auch beim Thema die Impfung gegen Ebergeruch, die Jungebermast und Ferkelkastration, gelten. die Kastration unter Vollnarkose. 4
HINTERGRUND Die Alternativen im Überblick Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirt und Verarbeitungsbranche sowie den Einzelhandel schaft sieht alle Alternativen grundsätzlich als gleich im Rahmen eines runden Tisches dazu ermutigt, alle wertig an. Es möchte Verbraucherinnen und Verbrau drei Alternativen zu akzeptieren und entsprechend chern ermöglichen, sich sachlich zu informieren: gemästete Tiere aufzunehmen und zu vermarkten. Der über die tierschutzrelevanten Fragen zur Schweine Schlacht- und Verarbeitungssektor sowie der Einzel haltung und insbesondere über die Alternativen zur be handel haben dies zugesagt. täubungslosen Ferkelkastration. Außerdem fördert das BMEL die Anwendung von Alternativen zur betäubungs Die Umsetzung der Anwendung der Alternativmethoden losen Ferkelkastration durch vielfältige Maßnahmen. liegt nun in der Hand der gesamten Wertschöpfungs kette – also bei den landwirtschaftlichen Betrieben, der Bereits mehrfach, zuletzt im Dezember 2019, hat Bundes- Schlacht- und Verarbeitungsbranche sowie dem Lebens landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Schlacht- mitteleinzelhandel. 1 Impfung gegen Ebergeruch 2 Operation unter Vollnarkose 3 Jungebermast 5
1 Impfung gegen Ebergeruch So funktioniert es Faktencheck Die Impfung gegen den Ebergeruch (Immunokastration) Tierwohl: Empfinden die Tiere unterdrückt bei den Tieren die Produktion der Ge Schmerzen ? schlechtshormone, die für den typischen Ebergeruch verantwortlich sind. Dadurch wird die Entfernung der Die Immunokastration ist besonders tierschonend. Denn Hoden überflüssig. die Impfung ist – bis auf den kurzen Einstichschmerz bei der Injektion – schmerzfrei für die Tiere. Die Eber Hauptbestandteil des Impfstoffs ist ein Eiweiß. Damit bleiben außerdem körperlich unversehrt. Es entstehen, genügend Antikörper gebildet werden, erhalten die anders als bei der Kastration, keine Wunden. Eber zwei Impfungen: die erste im Alter von circa zehn bis zwölf Wochen, die zweite vier bis sechs Wochen vor Dass diese Methode besonders tierschonend ist, bestä der Schlachtung. tigt auch die Forschung. Geimpfte Tiere haben zum Beispiel weniger Magengeschwüre. Das lässt auf weni Die EU hat den verwendeten Impfstoff 2009 zugelassen. ger Stress schließen. Nach bisherigem Kenntnisstand In anderen EU-Ländern wie beispielsweise Belgien verändert die Immunokastration das Verhalten der setzen ihn viele Erzeugerinnen und Erzeuger bereits geimpften Tiere positiv: Sie sind weniger aggressiv, Ver seit Längerem erfolgreich ein. letzungen durch Penisbeißen kommen daher selten vor. 6
Impfung gegen Ebergeruch Zuverlässigkeit: Ist die Lebensmittelsicherheit: Methode wirksam ? Kann das Fleisch unbedenklich Die Methode ist sehr zuverlässig. Nur bei sehr wenigen verzehrt werden ? Ebern ist die Impfung nicht wirksam: Schätzungsweise Ja. Der Konsum des Fleisches ist völlig unbedenklich. bilden nur etwa 0,5 bis 2 Prozent der Eber zu wenig Das bestätigen Wissenschaftlerinnen und Wissen Antikörper – dies muss jedoch in der Regel auf eine feh- schaftler sowie europäische und internationale Zulas lerhafte Verabreichung zurückgeführt werden. sungsbehörden. In Studien äußern manche Verbrau cherinnen und Verbraucher ihre Sorge darüber, ob das Dass die Impfung nicht wirkt, ist bei diesem Verfahren Fleisch geimpfter Eber sicher sei. Tests haben jedoch nach aktuellem Kenntnisstand nahezu ausgeschlossen. ergeben, dass das Medikament vollständig abgebaut Allerdings kann es passieren, dass Tiere versehentlich wird. Konsumentinnen und Konsumenten können das nur einmal geimpft werden. Solches Fleisch gelangt Fleisch deshalb auch schon direkt nach der Impfung jedoch nicht in den Handel. essen. Da keine Hormone gespritzt werden, hinter- lässt die Impfung zudem keine Rückstände im Fleisch. Wenn Tierhalterinnen bzw. Tierhalter bei einer der Imp fungen einzelne Eber übersehen, ist das etwa zwei Wo chen nach der zweiten Impfung gut zu erkennen. Denn Akzeptanz: Wie gut ist die erfolgreich geimpfte Tiere sind ruhiger und weniger Methode bisher akzeptiert ? aggressiv. Außerdem werden auch die Hoden erfolgreich geimpfter Tiere kleiner, was deutlich sichtbar ist. So Das Verfahren ist bereits in mehr als 60 Ländern zuge können Fleisch produzierende Betriebe nicht ausreichend lassen und wird jährlich millionenfach angewandt. geimpfte Tiere gut erkennen und nachimpfen. Die Zahl der geimpften Tiere steigt aktuell auch in Deutschland an. Die Resonanz der landwirtschaftlichen Betriebe, die die Immunokastration durchführen, ist Geschmack: Wie schmeckt durchweg sehr positiv. Die Schlacht- und Verarbeitungs branche nimmt verstärkt immunokastrierte Tiere an. das Fleisch ? Auch auf dem Markt erfährt diese Methode immer Untersuchungen haben gezeigt, dass geimpfte Tiere größere Akzeptanz: Erste Handelsketten haben in den im Vergleich zu chirurgisch kastrierten Tieren mehr vergangenen Jahren Erfahrungen mit der Impfung mageres Fleisch produzieren. Das Fleisch ist aber gesammelt, unterstützen die Methode und verkaufen immer noch fettreicher als das unkastrierter Eber aus bereits das Fleisch von immunokastrierten Tieren. der Ebermast. Manche Menschen empfinden es wegen des etwas höheren Fettgehalts deshalb auch als schmackhafter. 7
Impfung gegen Ebergeruch Aufwand: Wie aufwendig ist Expertenmeinungen die Methode für die Erzeuger ? Aus Sicht des Tierschutzes ist die Impfung gegen Eber Ein chirurgischer Eingriff ist bei der Immunokastration geruch die beste Alternative zur betäubungslosen nicht nötig. Die Landwirtinnen und Landwirte dürfen Kastration. Denn die Tiere erleiden so am wenigsten die Impfung selbst durchführen, ohne dass eine Tier Schmerzen und sind nur geringen Belastungen ausge ärztin oder ein Tierarzt anwesend sein muss. Allerdings setzt, hauptsächlich durch das Selektieren der Tiere, ihre führt erst die zweite Impfung zu einer Veränderung des kurzzeitige Fixierung und den Einstich der Impfpistole Verhaltens. Bis dahin verhalten sich die Tiere wie un sowie gegebenenfalls durch Reaktionen an der Injektions kastrierte Eber und sind daher aggressiver. Das macht stelle. Mögliche Gründe für eine Ablehnung des Fleisches den Umgang mit den Tieren etwas aufwendiger (siehe von geimpften Tieren sind wissenschaftlich nicht haltbar. Kapitel 3 „Jungebermast“). Der Impfstoff ist auch im Hinblick auf die Lebensmittel sicherheit unbedenklich. Zwar wird mit der Impfung in den Hormonhaushalt der Tiere eingegriffen, dies passiert Preis: Wird das Fleisch teurer ? jedoch bei jeglicher Form der Kastration. Nein. Bei den meisten in einer Studie untersuchten Prof. Dr. Lars Schrader, Leiter des Instituts Betrieben konnte die Immunokastration den Schlacht- für Tierschutz und Tierhaltung am erlös sogar noch erhöhen. Zwar entstehen durch die Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Impfung Kosten, diese können die Erzeugerinnen und Erzeuger aber teilweise wieder wettmachen: Denn ge impfte Tiere verwerten ihr Futter besser als chirurgisch kastrierte Tiere und geben mehr Fleisch. Die Erzeu Wir verzichten seit Januar 2019 auf die chirurgische Kas ger können damit die Impfkosten und den zeitlichen tration unserer Ferkel. Die Impfung können wir Tierhalter Aufwand für die Impfung teilweise kompensieren. eigenständig organisieren und durchführen. Die anderen Die Immunokastration ist deshalb laut Thünen-Institut Methoden sind zeitaufwendiger und teurer. Wir Tierhalter insgesamt günstiger als die anderen Alternativen zur werden außerdem versuchen, einen Teil der gestiegenen betäubungslosen Ferkelkastration. Kosten in unseren Betrieben aufzufangen. Die „unblutige Kastration“ beendet eine der großen Baustellen der Sauenhaltung. Sehr viele Verbände, Organisationen und Fachleute empfehlen sie. Und die Verbraucherinnen und Verbraucher können sichergehen, dass auch in puncto Tierschutz Verantwortung übernommen wird. Dietrich Pritschau, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein e. V. und Schweinehalter aus Schleswig-Holstein 8
Impfung gegen Ebergeruch Vorteile Nachteile > Kein chirurgischer Eingriff nötig, keine > Auf dem Markt bisher noch wenig akzeptiert Kastrationswunde > Besonders tierschonend, da schmerzarm für die Tiere > Tiere zeigen weniger aggressives Verhalten und damit auch weniger Stresssymptome > Betriebe sparen Zeit, da die Kastration entfällt > Geimpfte Eber verwerten ihr Futter besser als kastrierte Eber, das heißt, sie benötigen weniger Futter für die gleiche Menge an Fleisch 9
2 Operation unter Vollnarkose So funktioniert es Faktencheck Männliche Ferkel können unter Narkose, also unter Tierwohl: Empfinden die Tiere vollständiger Betäubung, kastriert werden. Aktuell Schmerzen ? wenden die Betriebe in der Praxis zwei Betäubungs verfahren an: Beide Methoden sind Eingriffe in die Unversehrtheit der Tiere. Um die Ferkel zu kastrieren, wird die Haut über > die Injektionsnarkose oder den Hoden eingeschnitten, der Hoden herausgedrückt > die Inhalationsnarkose. und der Samenleiter durchtrennt. Die Prozedur erzeugt eine Wunde, die heilen muss. Die Injektionsnarkose darf nur von einer Tierärztin bzw. einem Tierarzt, die Inhalationsnarkose mit dem Injektionsnarkose Narkosegas Isofluran darf seit Inkrafttreten der Ferkel Aktuell sind in Deutschland die Wirkstoffe Ketamin und betäubungssachkundeverordnung im Januar 2020 Azaperon zugelassen. Die Tiere erhalten sie per Injektion. auch durch sachkundige Personen durchgeführt Die Injektionsnarkose stellt sicher, dass die Tiere bei der werden. Die Tiere müssen begleitend mit Schmerz Kastration keine Schmerzen empfinden. Bei dieser Form mitteln versorgt werden, damit sie nach der Operation der Narkose kann es in Einzelfällen bis zu vier Stunden keine Schmerzen haben. dauern, bis die Ferkel wieder aufwachen. Sie waren dann 10
Operation unter Vollnarkose längere Zeit von der Sau getrennt und nehmen während Lebensmittelsicherheit: dieser Zeit keine Milch auf. Außerdem können sie Kann das Fleisch unbedenklich auskühlen. Sie müssen daher gewärmt und vor ande ren, nicht narkotisierten Tieren geschützt werden, verzehrt werden ? um Risiken für die Tiere zu vermeiden. Für die Lebensmittelsicherheit gibt es keine Unter schiede zu Fleisch, das von Ebern stammt, die ohne Inhalationsnarkose Narkose kastriert wurden. Eine weitere Methode ist die Narkose mit Isofluran. Seit November 2018 ist das Narkosegas auch für die Ferkel kastration zugelassen. Die Tiere erhalten Isofluran über Akzeptanz: Wie gut ist die ein spezielles Gerät per Atemmaske. Die Vorteile: Das Methode bisher akzeptiert ? Narkosegas wirkt innerhalb von 70 bis 90 Sekunden. Wenige Minuten nach dem Eingriff ist das Ferkel wieder In der Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung wach. Im Vergleich zur Narkose per Injektion sind die ändert sich für den produzierenden Betrieb nichts: Ferkel nicht so lange von der Mutter getrennt. Die Landwirtin bzw. der Landwirt kann nach der chirur gischen Kastration das bestehende Betriebsmanagement unverändert beibehalten. Zuverlässigkeit: Ist die Methode wirksam ? Aufwand: Wie aufwendig ist Die chirurgische Kastration ist eine sichere Methode, um den Ebergeruch im Fleisch zu verhindern. Beide Narko die Methode für die Erzeuger ? semethoden ermöglichen eine schmerzfreie chirurgi Grundsätzlich hat die chirurgische Kastration für den sche Kastration. Die Tiere werden rasch bewusstlos und Betrieb den Vorteil, dass im Anschluss keine weiteren empfinden keine Schmerzen. Ein Schmerzmittel, das den Umstellungen bei Aufzucht, Mast, Schlachtung, Ver Tieren etwa 20 Minuten vor dem Eingriff gespritzt wird, arbeitung und Vermarktung notwendig sind. lindert den Wundschmerz nach der Operation. Die chirurgische Kastration per Injektionsnarkose verursacht relativ hohe Kosten – von 1,50 bis 6 Euro Geschmack: Wie schmeckt pro Ferkel. das Fleisch ? Die Inhalationsnarkose dürfen sachkundige Perso Das so produzierte Fleisch unterscheidet sich im Ge nen, also auch Landwirtinnen und Landwirte nach schmack nicht vom Fleisch von Ebern, die ohne Narkose entsprechender Schulung, selbst durchführen. Dadurch kastriert wurden. ist diese Methode günstiger als die Injektionsnarkose. Für die Inhalationsnarkose sind jedoch Investitionen 11
Operation unter Vollnarkose in Form der Anschaffung des Narkosegerätes notwendig. Expertenmeinungen Das BMEL fördert die Anschaffung von Narkosegeräten, die im Hinblick auf Arbeits-, Umwelt- und Tierschutz In der Schweiz können wir bei der Ferkelkastration auf zertifiziert wurden. zehn Jahre Erfahrung mit Isofluran zurückblicken. Isofluran wirkt nur in hohen Dosierungen, die Wirkung lässt außerdem sehr schnell wieder nach. Damit die Preis: Wird das Fleisch teurer ? Betäubung tierschutzkonform ist, müssen die Ferkel vor der Kastration rechtzeitig ein Schmerzmittel erhalten und Durch beide Betäubungsverfahren für die chirurgische die Geräte müssen regelmäßig gewartet werden. Kastration entstehen Mehrkosten für die Betriebe. Die Narkose mit Isofluran ist im Vergleich zur Ebermast, Umgerechnet auf ein Kilogramm Fleisch wären die der Immunokastration oder einer lokalen Betäubung zeit- Mehrkosten allerdings marginal. Das BMEL hat Haus und kostenintensiv. Sie kann aber als sicher, zuverlässig haltsmittel zur Verfügung gestellt, um Schweine und praxistauglich bewertet werden. Anfangs waren Pro haltende Betriebe bei der Finanzierung von Narkose duzenten, Tierärzte und auch Konsumenten in der Schweiz geräten zu unterstützen. skeptisch. Heute ist die Methode sehr gut anerkannt, und nur ganz wenige Produzenten möchten zum alten Zustand zurückkehren. PD Dr. Xaver Sidler, Leiter Abteilung für Schweine medizin, Universität Zürich Wenn die Kastration unter Vollnarkose professionell durchgeführt wird, die Narkose ohne Zwischenfälle abläuft und die Ferkel begleitend Schmerzmittel erhalten, ist sie ein effektives und tierschonendes Verfahren. Für mich ist die Kastration unter Narkose aber nur eine Über gangslösung, da durch den chirurgischen Eingriff die Integrität der Tiere beeinträchtigt ist. Dr. Jürgen Harlizius, Fachtierarzt für Schweine, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Tiergesundheitsdienst 12
Operation unter Vollnarkose Vorteile Nachteile Für beide Methoden gilt: Für beide Methoden gilt: > Bestehendes Betriebsmanagement von Aufzucht, > Trotz Narkose chirurgischer Eingriff, der zu einer Mast, Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung Wunde führt und Stress (zum Beispiel durch die kann beibehalten werden. Fixierung) verursacht. Inhalationsnarkose Inhalationsnarkose > Kurze Narkosedauer, Ferkel sind kurz nach dem > Anschaffungskosten für das Narkosegerät, zudem Eingriff wieder wach. Wartungskosten und Kosten für Medikamente und > Kaum Nebenwirkungen für die Ferkel Narkosemittel > Bei entweichendem Isofluran mögliche Belastungen Injektionsnarkose für Umwelt und Anwenderin beziehungsweise An > Geringer Apparateaufwand, bessere Arbeits- wender. Darf daher und aus Tierschutzgründen nur sicherheit für Anwenderinnen und Anwender von geschultem Personal vorgenommen werden. (kein Narkosegas im Einsatz), keine Umwelt problematik Injektionsnarkose > Nach dem Eingriff sind die Ferkel gegebenenfalls länger bewusstlos und nehmen keine Milch zu sich; während des Eingriffs ist ihre Atmung beeinträchtigt. 13
3 Jungebermast So funktioniert es Faktencheck Bei der Ebermast werden männliche Tiere aufgezo- Tierwohl: Empfinden die gen und gemästet, ohne dass die Hoden entfernt Tiere Schmerzen ? werden. Die Kastration entfällt. Die Tiere bleiben körperlich unversehrt. Den Ferkeln bleibt die Kastration bzw. ein chirurgischer Eingriff erspart. Spätestens mit Eintritt der Geschlechts reife nehmen bei den Tieren jedoch soziale Auseinander setzungen, Rangordnungskämpfe und gegenseitiges, sexuell motiviertes Aufspringen zu. Denn unkastrierte Eber spielen mehr, sind unruhiger und aggressiver. Vor allem rangniedere Eber leiden dann vermehrt unter Stress und an den ihnen zugefügten Verletzungen, zum Beispiel an Gliedmaßen, Haut und Geschlechtsteilen. Diese Probleme verringern sich zwar, wenn die Tiere gemischtgeschlechtlich gehalten werden. Dabei kann es aber zu sogenannten Frühträchtigkeiten kommen; 14
Jungebermast manche weibliche Tiere sind also zum Zeitpunkt der Eber. Dieser Wert soll in Zukunft durch Forschung zu Schlachtung bereits im Frühstadium einer Trächtigkeit. den Einflussfaktoren weiter reduziert werden. So wird beispielsweise gegen Ebergeruch gezüchtet: Bestimmte Eine Studie der Universität Kassel zeigt: Wenn die Tiere Rassen oder selektierte Linien weisen ein geringeres unter ökologischen Bedingungen – das heißt unter Risiko für Ebergeruch auf. Außerdem tragen bestimmte anderem mit mehr Platz und Auslauf – gehalten werden, Futtermittel sowie eine großzügige Umgebung dazu bei, kommt es nur bei etwa zehn Prozent der Eber zu Verlet den Geruch zu reduzieren. zungen des Penis. Denn männliche Hormone werden vor allem ausgeschüttet, wenn Eber sich behaupten müssen. Beim Schlachtprozess werden die Eber zudem verläss Wenn die produzierenden Betriebe in der Schweine lich kontrolliert, um geruchsbelastetes Fleisch auszu mast die Ursachen für solchen Stress vermeiden, ist das sortieren. Bewährt hat sich dabei die menschliche Nase: nicht nur tierschutzgerechter, sondern verhindert auch Speziell geschulte Prüferinnen oder Prüfer identifizieren das Auftreten von Ebergeruch: Durch Stress und soziale geruchsbelastetes Fleisch nach der Schlachtung objektiv Rangkämpfe produzieren die Tiere mehr Sexualhormone nach standardisierten Faktoren. wie Androstenon. Durch diese steigt das Risiko, dass das Fleisch geruchsauffällig wird. Jungeber brauchen deshalb Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich sensibel mehr Futterplätze als kastrierte Eber, mehr Raum für auf den Geruch: Manche nehmen ihn stärker wahr, an Rückzug und Ausweichmöglichkeiten sowie mehr Mate dere weniger stark. Studien zeigen, dass etwa ein Drittel rial, mit dem sie sich beschäftigen können. Wer richtig der Menschen den Geruch selbst in einer hohen Kon füttert und dafür sorgt, dass die Tiere beim Transport und zentration nicht wahrnehmen kann. Ein weiteres Drittel kurz vor der Schlachtung nicht unnötigem Stress ausge ist hingegen hochempfindlich: Diese Menschen nehmen setzt werden, verringert dieses Risiko ebenfalls. den Geruch schon bei niedrigen Konzentrationen wahr. Zuverlässigkeit: Geschmack: Wie schmeckt Ist die Methode wirksam ? das Fleisch ? Das Fleisch männlicher Schweine, die nicht kastriert Fleisch aus Ebermast weist einen höheren Anteil an un wurden, kann beim Erhitzen einen unangenehmen gesättigten Fettsäuren auf. Das erschwert die Verarbeitung Geruch entwickeln. Dafür verantwortlich sind unter der Rohmaterialien zu Wurstprodukten wie Salami oder anderem das Geschlechtshormon Androstenon und Schinken. Bei Frischfleisch ist dies weniger relevant. Laut Skatol. Nur drei bis fünf Prozent der Eber riechen jedoch Studien kann das Fleisch aus Ebermast auch etwas zäher im Schlachthof überhaupt so stark, dass man ihr Fleisch sein. Bedingt ist das durch den geringeren Fettgehalt. nicht ohne Weiteres vermarkten kann. Eine Studie mit ökologisch gehaltenen Ebern der Hochschule Ostwest falen-Lippe fand sogar nur 1,4 Prozent geruchsbelastete 15
Jungebermast Lebensmittelsicherheit: Expertenmeinungen Kann das Fleisch unbedenklich Für mich ist es aus Tierschutzgründen ein langfristiges verzehrt werden ? Ziel, männliche Ferkel nicht mehr zu kastrieren. Denn Fleisch aus der Ebermast kann bedenkenlos gegessen die Kastration ist ein schmerzhafter Eingriff. Allerdings werden. Sogar wenn es geruchsbelastet ist, hat der Ver ist die Haltung bei der Ebermast etwas aufwendiger, zehr keine gesundheitlichen Auswirkungen. Solches der Betreuungsaufwand für die Landwirte erhöht sich. Fleisch kommt allerdings erst gar nicht in den Handel Darüber hinaus besteht die Gefahr von Penisverlet und landet damit auch nicht auf den Tellern der Ver zungen. Aktuell wird schon daran gearbeitet bezie braucherinnen und Verbraucher. hungsweise geforscht, das Risiko für den Ebergeruch zu verringern. Beispielsweise indem man genetische Faktoren identifiziert und entsprechend züchtet. Akzeptanz: Wie gut ist die Dr. Hansjörg Schrade, Leiter des Bildungs- und Methode bisher akzeptiert ? Wissenszentrums Boxberg – Schweinehaltung, Etwa 20 Prozent der männlichen Ferkel in Deutsch Schweinezucht land werden bereits als intakte Eber gemästet. Eber nutzen Nährstoffe effizienter und haben eine bessere Futterverwertung, sind aber auch unruhiger und tragen Rangkämpfe aus, die zu Verletzungen führen können. Aus Sicht des Tierwohls ist die Ebermast eine gute Alter Gerade kurz vor der Schlachtung ist das Verletzungs native zur Kastration. In der von uns untersuchten risiko groß. Schlachtunternehmen nehmen Eber nicht ökologischen Haltung fanden wir nur sehr wenig Penis uneingeschränkt an und bezahlen dafür weniger als für verletzungen oder andere Schäden. Gleichwohl müssen kastrierte Eber oder Sauen. Jungeberfleisch kann wegen die aktiveren Eber etwas besser im Blick behalten des Risikos des Ebergeruchs aktuell noch etwas schlech werden. Unsere Untersuchungen zeigen: Die Haltung ter vermarktet werden. intakter Eber ist unproblematisch, wenn sie ausreichend Platz, Ausweichmöglichkeiten und Beschäftigung haben. Unter diesen Haltungsbedingungen bevorzuge Aufwand: Wie aufwendig ist ich klar die Ebermast, denn sie ist mit keinen Eingriffen für die Tiere verbunden. die Methode für die Erzeuger ? Die Ebermast hat aus betriebswirtschaftlicher Sicht Prof. Dr. Ute Knierim, Fachgebietsleiterin einige Vorteile: Der zeitliche Aufwand für die Kastra Nutztierethologie und Tierhaltung, tion – verbunden mit den Risiken und nachoperativen Universität Kassel Folgen – entfällt. Jungeber verwerten ihr Futter besser als kastrierte Eber. Sie benötigen bis zu einem halben 16
Jungebermast ilogramm weniger Futter, um ein Kilogramm Körper K Da es zum unangenehmen Geruch erst kommt, wenn substanz zu bilden. Außerdem bilden sie höhere Fleisch Tiere geschlechtsreif sind, empfiehlt es sich, die Tiere anteile und weniger Körperfett aus. schon vorher zu schlachten. Die Ebermast ist aber auch anspruchsvoller für die Be triebe. So brauchen die unkastrierten Tiere ausreichend Preis: Wird das Fleisch teurer ? Platz (siehe Abschnitt „Tierwohl“). Sowohl beim Trans port zum Schlachthof als auch in dessen Wartebereich Nicht unbedingt. Denn die aufwendigere Haltung und müssen Eber aufmerksamer und feinfühliger behandelt den anspruchsvolleren Umgang machen die Eber werden. Denn lange Transportzeiten und Wartezeiten wieder wett, weil sie ihr Futter besser verwerten und da vor der Schlachtung beeinflussen ebenfalls (durch den her mehr Fleisch ansetzen und die Kosten der Kastration Anstieg der Androstenon- und Skatol-Konzentration) eingespart werden. So gleichen sich die Kosten für die das Risiko für den Ebergeruch. produzierenden Betriebe wieder aus. Vorteile Nachteile > Kein chirurgischer Eingriff nötig, kein Stress durch > Höhere Gefahr von Verletzungen aufgrund des die Kastration, keine Kastrationswunde ebertypischen Verhaltens > Einsparung von zeitlichen Ressourcen im Betrieb, > Höhere Anforderungen an die Haltung wegen des da die Kastration entfällt ebertypischen Verhaltens (zum Beispiel mehr Platz, > Einsparung von Futterkosten und daher ressourcen mehr Möglichkeiten zum Rückzug) schonender > Höhere Anforderungen an die Futtermischung > Höhere Anteile an Muskelfleisch (zum Beispiel in Bezug auf den Energiegehalt) 17
Fragen und Antworten Wie lange ist die betäubungslose Ferkel Praxis und durch ökonomische Analysen relativ genau kastration noch erlaubt ? beziffern. Das betäubungslose Kastrieren männlicher Ferkel ist noch bis zum 31. Dezember 2020 erlaubt. Danach dürfen Ferkel Welche Verfahren werden in Deutschland nur kastriert werden, wenn sie dabei keine Schmerzen aktuell angewendet ? erleiden. Das ist nach derzeitigem wissenschaftlichem Er Aktuell werden in Deutschland circa 80 Prozent der kenntnisstand nur im Rahmen einer Vollnarkose möglich. Tiere kastriert. Weniger als ein Prozent der Eber wird Alternativ können die Tiere in der Jungebermast aufgezo geimpft beziehungsweise immunokastriert. Etwa 20 gen und gemästet werden – mit oder ohne Kombination Prozent der männlichen Ferkel wachsen als unkastrier mit einer Impfung gegen Ebergeruch. te, das heißt intakte, Eber auf. Sind die Alternativen schon heute nutzbar ? Wie steht das Bundesministerium für Ernährung Alle Optionen sind bereits praxiserprobt, zahlreiche Be und Landwirtschaft (BMEL) zu den Alternativen? triebe wenden sie schon an. Unterstützend steht eine Das BMEL sieht alle Alternativen grundsätzlich als Reihe wissenschaftlicher Studien zur Verfügung, in gleichwertig an. Welche Methode die Betriebe wählen, denen die einzelnen Verfahren untersucht wurden und entscheiden sie selbst – abhängig von den Gegeben aus denen sich Strategien für die Haltung und Aufzucht heiten vor Ort, ihrer Größe, der Art der Erzeugung sowie ableiten lassen. Auch die Mehrkosten für die Betriebe der Vermarktung. lassen sich durch die vorliegenden Erfahrungen aus der 18
Fragen und Antworten Wie unterstützt das BMEL Landwirtinnen und für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt und beim Landwirte bei der Umstellung ? Fleisch nach wissenschaftlichen Kriterien in puncto Das BMEL unterstützt die Anwendung der Alternativen Lebensmittelsicherheit keine Unterschiede bestehen, zur betäubungslosen Ferkelkastration durch vielfälti ist keine verpflichtende Kennzeichnung geplant und ge Maßnahmen – zum Beispiel indem es Schulungs notwendig. Viele Handelsketten informieren jedoch materialien zur Verfügung stellt, die Anschaffung von im Rahmen ihrer Haltungskennzeichnungen über die Narkosegeräten fördert und im regelmäßigen Austausch Ferkelkastration. Einige Handelsketten führen schon mit Verbänden, Wirtschaft, Handel und Schlachtunter jetzt kein Schweinefleisch von betäubungslos kastrierten nehmen ist. Tieren mehr. Darüber hinaus fördert das BMEL verschiedene Welche dieser Methoden eignen sich für die Forschungsprojekte zum Thema. Dazu gehören zum Produktion von Biofleisch ? Beispiel: Grundsätzlich eignen sich für die Produktion von Bio fleisch die Ebermast, die chirurgische Kastration sowie > Praxiserprobungen der chirurgischen Kastration die Immunokastration. Letztere befindet sich noch in der von Ferkeln unter Betäubung und postoperativer rechtlichen Klärung mit der Europäischen Kommission. Schmerzausschaltung in der konventionellen und Mit Blick auf die zukünftige Marktentwicklung hat die ökologischen Schweinehaltung / Ferkelerzeugung Kommission eine Untersuchung zur Etablierung von > Untersuchung zur Optimierung der automatisierten Schweineproduktionsverfahren initiiert, bei denen auf Isoflurannarkose für die Ferkelkastration mittels eine chirurgische Kastration verzichtet werden kann. mobiler Narkosegeräte und Implementierung der Methode in Ferkelerzeugerbetrieben Warum ist die Kastration unter lokaler Betäu- > Studien zur Wirksamkeit der Schmerzausschaltung bung keine geeignete Methode ? durch Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration Nach heutigem Stand erfüllt die lokale Betäubung die > Genomische Indikatoren für Ebergeruch, Frucht ab Januar 2021 geltenden Anforderungen des Tierschutz barkeit und Robustheit in Landrasse- und Edel gesetzes nicht, nach dem eine wirksame Schmerzaus schweinpopulationen schaltung gewährleistet sein muss. Nach derzeitigem Stand bewirkt die lokale Betäubung bei der Ferkelkastra Kann man Fleisch aus den unterschiedlichen tion zwar eine deutliche Schmerzreduktion, aber keine Verfahren im Handel erkennen ? Schmerzausschaltung. Aus rechtlicher Sicht ist dieses Nein, Verbraucherinnen und Verbraucher können beim Verfahren deshalb bisher keine Alternative zur Kastration Einkauf von Fleisch in der Regel nicht erkennen, ob ohne Betäubung. und wie Ferkel kastriert wurden. Das gilt sowohl für konventionell hergestelltes Fleisch als auch für Bio fleisch. Da es bei keiner der drei Methoden ein Risiko 19
Situation in Europa So machen es andere Länder in Europa – Beispiele In den einzelnen europäischen Ländern gibt es bei der Schweinefleischproduktion unterschiedliche Herangehensweisen. Ebermast praktizieren in Europa derzeit vor allem Betriebe in Ländern, in denen Tiere mit niedrigeren Gewichten von unter 80 Kilo gramm geschlachtet werden. Das betrifft zum Bei- spiel Großbritannien und Irland, wo fast alle Betriebe auf die Methode Ebermast setzen. Norwegen Auch in Spanien und Portugal wird die Ebermast in etwa 80 Prozent der Betriebe angewendet. Für die Pro duktion hochwertiger Fleischprodukte werden dort jedoch kastrierte Eber und Sauen verwendet. Auch die Immunokastration verbreitet sich immer mehr. Dänemark Irland In den Niederlanden werden circa 70 Prozent der männlichen Schweine als Eber gemästet. Dabei kom munizieren vor allem die Supermärkte wesentlich Großbritannien offensiver, wenn es sich um Eberfleisch handelt. Expor Niederlande Deutschland tiert werden vor allem Ferkel oder das Fleisch von mit Belgien CO -Betäubung kastrierten Ferkeln – aus Tierschutz ² sicht ist das kritisch zu sehen, weil bei den Ferkeln Erstickungsangst besteht. In Italien werden Eber ohne Narkose, lediglich mit Frankreich Schweiz Schmerzmitteln, kastriert. Die Tiere wiegen bei der Schlachtung teilweise mehr als 180 Kilogramm (zum Italien Beispiel für die Produktion von Parmaschinken). Portugal Spanien 20
Situation in Europa In Frankreich wird die Ebermast getestet, ihr Anteil liegt bei über 20 Prozent. In Belgien werden circa 10 Prozent der männlichen Schweine als Jungeber und etwa 15 Pro Schweden zent als Immunokastraten gemästet. In Norwegen, Dänemark und Schweden dürfen die Er zeugerinnen und Erzeuger die lokale Betäubung selbst durchführen. In Dänemark praktizieren lediglich fünf Prozent der Betriebe Ebermast. Estland In Schweden ist die betäubungslose Kastration verboten. Es wird überwiegend unter örtlicher Betäubung kastriert. Nur ein bis zwei Prozent der schwedischen Betriebe mästen ihre Schweine als unkastrierte Eber. Litauen Auch in Norwegen ist die Kastration ohne Betäubung bereits seit 2002 verboten und es wird, ähnlich wie in Schweden, unter örtlicher Betäubung kastriert. Der Anteil von gemästeten, intakten Ebern und immuno Polen kastrierten Ferkeln wird in Norwegen auf unter zwei Prozent geschätzt. Tschechien In osteuropäischen Ländern wie Tschechien, Slowakei, Slowakei Estland, Litauen, Slowenien, Ungarn und Polen wer den die Ferkel ohne Betäubung oder Schmerzmittel Ungarn gabe kastriert, die Mast von unkastrierten Ebern spielt keine Rolle. In der Schweiz ist die betäubungslose Ferkelkastration seit 2010 verboten. Flächendeckendes Verfahren ist hier die Inhalationsnarkose mit Isofluran. 21
Weiterführende Informationen Ferkelkastration: Tierschutz und Tierhaltung: Informationen des BMEL Allgemeine Informationen des BMEL > www.bmel.de/ferkelkastration > www.bmel.de/tierschutz Informationen des Bundesinformationszentrums Nutztierstrategie des BMEL Landwirtschaft > www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/ > www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/ Broschueren/Nutztierhaltungsstrategie.html tierhaltung/ferkelkastration-ohne-betaeubung- was-sind-die-alternativen Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz > www.praxis-agrar.de/tier/schweine/alternativen-zur- > www.mud-tierschutz.de betaeubungslosen-ferkelkastration 22
HER AUSGEBER Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) Referat Öffentlichkeitsarbeit (MK2) Wilhelmstraße 54 10117 Berlin STAND Juni 2020 TEXT UND GESTALTUNG neues handeln AG DRUCK BMEL BILDNACHWEIS Foto Ministerin: Steffen Kugler/BPA Diese Publikation wird vom BMEL unentgeltlich abgegeben. Sie darf nicht im Rahmen von Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden. Weitere Informationen unter www.bmel.de @bmel Lebensministerium
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