Mensc h & Pfer d Militär - Wo Geländewagen nicht mehr durchkommen, setzt die Armee ihre Freibergerpferde ein.
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Mensc h & Pfer d Militär Wo Geländewagen nicht mehr durchkommen, setzt die Armee ihre Freibergerpferde ein. 50 Kavallo 11/2011
Militär Mensc h & Pfer d Train – ein Mythos lebt Pferde im Militär? Vor vielen Jahren gab es sie doch noch, aber heute? Was die meisten auf diese Frage denken, stimmt – nicht! Also machte sich Kavallo auf die Suche nach den robusten Freibergerrössern und ihren Soldaten. text Lucrecia salis fotos r oger Kurrat A m Rande von S-chanf, ei- nem kleinen Engadiner Dorf, steht eine Militäran- lage. Das schönste an diesem Bau sind wohl die herrlichen Berge, ansonsten den Gebirgstruppen der Infanterie, danach wurde er dem Lehrverband Lo- gistik zugewiesen.» Die damalige Umstrukturierung in der Schweizer Armee war sowohl in bleibt nicht viel mehr zu bestaunen. den Medien als auch in der Bevölke- Könnte man zumindest denken. Aber rung in aller Munde. Und irgendwie inmitten des von klobigen Betonbau- muss zu dieser Zeit der Glaube ent- ten umstellten Areals sind sternförmig standen sein, es gäbe den Train nicht angeordnete grüne Zelte zu sehen. Da- mehr. «Wir werden beispielsweise im- vor stehen einige Soldaten an einem mer wieder auf unser Truppenabzei- kleinen Feuer. Sie hören Radio, reden chen angesprochen», sagt Soldat Peter miteinander und rauchen. Ihr Auftrag Pfeiffer aus Ottikon und schmunzelt. ist es, auf die Zeltbewohner aufzupas- Der auf oliv Hintergrund abgebildete sen. Bewohner einer ganz besonderen Pferdekopf scheint die Zivilbevölke- Art: Es handelt sich nämlich um rund rung zu verwirren und neugierig zu 60 Freibergerpferde, die bewacht, ge- machen. hegt und gepflegt werden. Handelt es sich dabei um eine ein- «ferien» für die Landwirte malige Übung im Engadin? Wollte das Am eindrücklichsten reagieren Zivilis- Militärkommando etwas Abwechs- ten jedoch, wenn sie die Trainsoldaten lung für die Soldaten im Wiederho- mit ihren Freibergern in Aktion se- lungskurs schaffen? Ganz und gar hen. «Die Menschen sind zuerst sehr nicht, erklärt Oberleutnant und Tier- überrascht und kommen nicht mehr arzt Jean Philippe Mange bestimmt: aus dem Staunen heraus. Dann freuen «Den Train hat es in der Schweizer Ar- sich aber die Meisten, uns zu sehen», mee immer gegeben. Bis zum Jahr erzählt Soldat Adrian Fuchs aus Effre- 2003 (Armee 95) gehörte er noch zu tikon nicht ohne Stolz. >> Kavallo 11/2011 51
Mensc h & Pfer d Militär Ein Arbeitstag von Ross und Soldat ist oft lange und hart. Doch darüber klagen würde nie einer. «Die meisten Trainsoldaten stam- dann der Soldat» nicht nur aus, son- chen im WK wie Ferien sind. Oft hät- men aus dem landwirtschaftlichen dern leben ihn mit ganzem Herzen. ten sie das ganze Jahr hindurch nie oder handwerklichen Sektor. Ihren Das Wohl der Tiere steht für alle Train- die Chance, in die Ferien zu fahren. So Dienst beim Train zu leisten ist für sie soldaten an erster Stelle. So bedeutet kehre mancher schon fast wehmütig schon fast eine Ehrensache», sagt Jean ein Train-Wiederholungskurs für die- aus dem WK zurück. Philippe Mange. Nur könnte dieser se Soldaten nicht drei Wochen gemüt- Nachwuchs dem Train bald abhanden- liches Herumsitzen. Die gutmütigen Kein nostalgieprojekt kommen. «Bei der Aushebung weiss Freibergerrosse werden nämlich Tag Ist der Train also eine Einheit für das kaum ein Landwirt, dass es den Train und Nacht bewacht und umsorgt. nostalgische Auge der Bevölkerung noch gibt. Viele sind über diese Infor- «Hinter dieser Aufgabe sehe ich we- und somit ein historisches Überbleib- mation äusserst erstaunt», so Mange nigstens einen Sinn. Wir haben im- sel? «Nein», wehrt sich Oberleutnant weiter. mer etwas zu tun und uns wird es nie Jean Philippe Mange. Die Trainsolda- Die jungen Frauen und Männer, langweilig», erzählt der WK-Soldat Pe- ten und ihre Schützlinge seien keines- die in einer Train-Einheit ihren Dienst ter Pfeiffer, Kompanie 13. wegs da, nur um nostalgische Gefühle leisten, sind oftmals Idealisten. Sie Jean Philippe Mange weiss weiter, zu pflegen. «Ein Trainsoldat wird im- führen den Leitsatz «zuerst das Pferd, dass für viele Landwirte diese drei Wo- mer an seiner Arbeit mit seinem Pferd und an seinem Auftreten gemessen. Während seines Dienstes stellt er seine Inmitten der edel gedeckten Tische stimmten die Kraft und die Pferdestärken seiner Schützlinge der Allgemeinheit zur Ver- Soldaten ein Lied an. Dann noch eines. Und fügung», erklärt Mange die Daseinsbe- rechtigung der Einheit. So stellt die zogen so die Reichen und Schönen in ihren Bann. Trainkolonne 13 in diesen Oktoberwo- 52 Kavallo 11/2011
Militär Mensc h & Pfer d Schmiede sorgen dafür, dass die «Fribis» mit bestem «Schuhwerk» unterwegs sind. Das Bepacken will geübt sein. Denn Druckstellen am Pferderücken fallen immer auf die Soldaten zurück. Für die Soldaten der Trainkolonne 13 ist es eine Ehrensache, bei dieser Einheit dabei zu sein. chen ihre Muskelkräfte den Engadi- nern zur Verfügung. Während des WKs «Wenn die Menschen uns sehen, kommen hat die Truppe den Nationalparkwäch- tern geholfen, Stacheldrahtzäune zu sie aus dem Staunen oft nicht mehr heraus.» entfernen. Diese Zäune waren teils stark überwuchert und an kaum pas- Soldat Adrian Fuchs sierbaren Stellen anzutreffen. Genau der richtige Auftrag also für ten Holzrücken in Gebirgswäldern: nicht sehr beliebt bei den Soldaten. die Freibergerpferde. Im Gegensatz zu dem Schleppen von geschlagenem «‹Hoffentlich ist dieses Jahr kein Maul- Maschinen können sie auch in unweg- Holz in steilem Gelände bis zu fahrba- tier dabei› ist der Wunsch von vielen samem Gelände agieren. Des Weiteren ren Strassen. Kameraden», meint Fuchs. Die Maultie- können sie zur Unterstützung ziviler re oder «Mulis» gingen gerne mit dem Organisationen bei Notlagen einge- har te Arbeit, lange Tage Kopf durch die Wand. Können sie ihren setzt werden, etwa wenn Transportwe- Um diese Arbeit bewältigen zu kön- Willen nicht durchsetzen, liefen sie ge durch Katastrophen unpassierbar nen, müssen die Pferde fit und gesund keinen Schritt weiter. «Schon mancher geworden sind. «Der Train ist witte- sein. Zudem werden die als äusserst rund 35 Kilogramm schwere Bastsattel rungs- und tageszeitunabhängig, was zuverlässig bekannten Freiberger – wurde dann von einem Soldaten ins seinen Vorteil gegenüber dem Helikop- oder «Fribis», wie sie im Volksmund Tal getragen», gibt Fuchs eine Anekdo- ter ausmacht», zählt Soldat Adrian genannt werden – für ihre Aufgaben te zum Besten. Fuchs, Bruder des Springreiters Martin geschult. Passt ein Pferd nicht, wird es Beim Train werden aber nicht nur Fuchs, einen weiteren Vorzug auf. ausgemustert. Neben den Pferden gab von den Tieren Höchstleistungen ge- Eine weitere häufige Aufgabe des es vor allem früher noch viele Maultie- fordert, sondern auch von den Solda- Trains besteht zudem im so genann- re im Militärdienst. Diese sind jedoch ten. Oftmals ist das Team «Fribi und >> Kavallo 11/2011 53
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Militär Mensc h & Pfer d Soldat» stundenlang zusammen unter- Pferd und Mann zu hören. Geschichten Militärische Ordnung wegs. Aufeinander eingespielt mar- von Freundschaften und speziellen Er- macht auch vor den schieren sie nebeneinander her. Gerit- lebnissen. Geschichten wie jene von Stallzelten nicht halt. ten werden im Train nur die Warm- diesem Tag, als die Kolonne 13 in ein blut-Reitpferde der Trainoffiziere. Und nobles Hotel in St. Moritz einkehren manchmal kommt es vor, dass von wollte. Die Tische im Restaurant waren Train-Einheiten speziell geschulte be- weiss gedeckt und die vornehme Ge- rittene Patrouillensoldaten eingesetzt sellschaft gerade am Speisen. Nichts- werden. Damit können zum Beispiel destotrotz setzte sich die Truppe hin Grenzen in unwegsamem Gelände und trank ihr Feierabendbier. Zuerst kontrolliert werden. kamen sie sich wie Elefanten im Por- Egal wie lange die Truppe am Tag zellanladen vor. Angestarrt und beäugt unterwegs war, die Soldaten sorgen am von den anderen Gästen. Abend immer zuerst für ihre Tiere. Doch je länger sie in diesem Etablis- Spätestens da zeigt es sich dann auch, sement verweilten, desto wohler fühl- ob sich ein Soldat richtig um seinen ten sie sich. Die Soldaten stimmten ein Schützling gekümmert hat. «Das kor- Lied an, dann noch eines. Und ein paar rekte Satteln wurde uns schon in der Lieder später waren sie der absolute Rekrutenschule eingetrichtert», erin- Mittelpunkt des Geschehens. Die ande- nert sich Soldat Pfeiffer. «Hat ein Pferd ren Gäste schossen unzählige Erinne- Druckstellen, fällt dies immer auf den rungsbilder. «Ein Tag, den wir nie ver- Soldaten zurück.» Eine Schmach, die gessen werden», sagt ein strahlender kein Soldat erleben will. Soldat Fuchs. Übrigens, im nächsten Jahr ist die Trainkolonne 13 wieder im Bei den schönen und reichen Bündnerland zu Gast. Diesmal im Prät- Trotz langen Arbeitstagen, militäri- tigau im Dorf Schiers. schen Regeln und strengem Gehorsam ist der Train für die Soldaten etwas Be- sonderes. Wie sonst ist es zu erklären, «Ein Trainsoldat wird immer an der Arbeit dass viele ehemalige Trainsoldaten noch Jahre später nach ihrem Dienst mit seinem Pferd und seinem Auftritt gemessen.» von dieser Zeit erzählen? Dabei be- kommt man schöne Geschichten von Oberleutnant Jean Philippe Mange
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