MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg

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MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
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                                                      Interaktive Dokumentation

MIRAKEL                                              (lat., deutsch: Wunder)

- geben, nehmen, teilen, tauschen

Ein Projekt im Rahmen des Programms
„Nachhaltigkeit lernen - Kinder gestalten Zukunft“
der Baden-Württemberg Stiftung
MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
inhalte

IMPRESSUM
Projektleitung: Almut von Koenen
Dozentinnen: Gina Karádi, Sophia Fischer, Ruth Birkenfeld, Eva Glasemann
Experten: Christian Lang und Dagmar Lang (Gartenbau Lang)
Gestaltung: Almut von Koenen, Francisca Markus
Redaktion: Kunstschule Offenburg, 2020
Druck: Diakonie Kork, Hanauerland Werkstätten Digitaldruckerei
MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
IMPRESSUM									2
INHALTSVERZEICHNIS							3
DIE KUNSTSCHULE ALS BILDUNGSORT				            4-5
MIRAKEL, DAS PROJEKT						                     6-7
PRAXISBAUSTEIN NR. 1 ERFORSCHEN UND BEOBACHTEN

AUFNEHMEN								                              8-15

WEITERGEBEN							                            16-19

AXISBAUSTEIN NR. 3 TUN UND HANDELN
AUSTAUSCHEN							                            20-25

OSITIONIEREN UND INFORMIEREN

MITTEILEN								                             26-29

VERFLECHTEN							                            30-33

BALANCE - GEBEN NEHMEN TAUSCHEN				           34-35
MIRAKELKUNDE							                           36-37
KOOPERATIONSPARTNER						                     38-39
MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
Nachhaltigkeit lernen -                           Partizipation fördern
Die Kunstschule als Lernort   Kinder gestalten Zukunft
                                                                                Das neu erworbene Wissen und die eigenen
                              Die Baden-Württemberg Stiftung hat in             Ideen rund um das Thema werden immer
                              Kooperation mit der Heidehof Stiftung im          wieder gleichberechtigt ausgetauscht und öf-
                              Sommer 2017 die vierte Ausschreibung des          fentlich präsentiert. Das gemeinsame künstle-
                              Programms „Nachhaltigkeit lernen – Kinder         rische Arbeiten und Forschen der Kinder mit
                              gestalten Zukunft“ veröffentlicht. Ziel des       und ohne Behinderung schafft Begegnungs-
                              Programms ist es, Kinder im Alter von 3-14        räume, die veränderte Blickwinkel ermögli-
                              Jahren für die Umwelt, für den Naturschutz,       chen und respektvolles Verhalten fördern.
                              die Biodiversität und für einen nachhaltigen
                              Entwicklungsprozess zu sensibilisieren.           Chancengleichheit und Teilhabe
                              Die Kunstschule Offenburg hat dazu das
                              Kunstprojekt „Mirakel - geben, nehmen,            Die Kunstschule verfügt seit vielen Jahren
                              teilen, tauschen“ konzipiert.                     über sehr gute und vielfältige Erfahrungen im
                                                                                Bereich der schulischen und außerschulischen
                              Die Kunstschule als Lernort                       Kooperation.
                                                                                Das Kunstprojekt „Mirakel – geben, nehmen,
                              Die Kunstschule Offenburg, als eine außer-        teilen, tauschen“ , ist ein weiteres Projekt,
                              schulische Bildungseinrichtung, versteht sich     das den schulischen Bildungsauftrag um den
                              als Lern- und Erlebnisort, an dem Kinder an       Bestandteil der kulturellen Bildung ergänzt
                              dieses komplexe Thema herangeführt werden.        und damit Chancengleichheit und Teilhabe
                              Sie ist ein Ort, an dem das kreative Potenzial    von Kind an fördert.
                              der Kinder so aktiviert wird, dass selbst so
                              abstrakte und große Themen wie Nachhaltig-        Kooperationspartner
                              keit, soziales Miteinander und Verantwortung
                              der Erde gegenüber begreifbar und erlebbar        Insgesamt nehmen pro Projektjahr 40 Kinder
                              werden.                                           im Alter von 5-10 Jahren teil. Sie kommen
                              Im Mittelpunkt stehen dabei die Künste: das       aus drei Institutionen: dem Kindergarten des
                              Malen, das Zeichnen, die Skulptur, der Tanz,      Stadtteil- und Familienzentrum Oststadt, der
                              die Fotografie, der Film, das Theater. Über die   Astrid-Lindgren Schule Offenburg, sowie der
                              Künste und das kreative Arbeiten wird das         Astrid-Lindgren Schule Hesselhurst, ein Son-
                              kognitive Wissen um die Dimension des emo-        derpädagogisches Bildungs- und Beratungs-
                              tionalen Lernens erweitert und vertieft.          zentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige
                                                                                Entwicklung.
                              Kognitives und emotionales Wissen verbinden

                              Ziel des Projektes ist es, durch genaues Be-
                              obachten, durch sinnliche Erfahrungen im
                              Material und schöpferischem Tun, eigene
                              Bilder zu entwickeln und Zusammenhänge
                              neu zu erkennen und zu verstehen. Es geht
                              darum, Experimentierfelder zu schaffen und
                              neue Lernorte zu ergründen, in denen alters-
                              übergreifend und inklusiv gearbeitet wird.
                              Durch die Verbindung von unterschiedlichen
                              Arbeitsprozessen, angelehnt an Kunst und
                              Forschung, soll der Wissenserwerb aus un-
                              terschiedlichen Perspektiven angeboten und
                              ermöglicht werden. Im Zusammenspiel von
                              emotionalem Wissen und altersgerechtem,
                              wissenschaftlichem Input wird damit das
                              kindliche Weltbild gefördert und das Selbstbe-
                              wusstsein der Kinder gestärkt.

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MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
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MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
Für das Projekt “Mirakel – geben, nehmen, tei-      schen ist dabei die Grundlage für Nachhaltig-
MIRAKEL, das Projekt   len, tauschen“ hat die Kunstschule ein bereits      keit auf allen Ebenen.
                       bekanntes metaphorisches Bild als Ausgangs-         In dem Projekt „Mirakel“ geht es darum, mit
                       punkt gewählt: die Erde als ein sich selbst         Kindern dieses Bild aufzugreifen und da anzu-
                       erhaltendes Raumschiff, welches im Univer-          setzen, wo das rätselhafte und faszinierende
                       sum treibt. Auf diesem haben die Menschen als       Prinzip von „geben, nehmen, teilen und tau-
                       Besatzung das Ruder in der Hand, als Treib-         schen“ auf sozialer, ökologischer und ökonomi-
                       stoff und Ressource dient die Natur, die sich im    scher Ebene beginnt. Dieses Prinzip spielerisch
                       Prinzip selbst erhält und organisiert. Alles was    zu erforschen, sinnlich erfahrbar zu machen
                       das „Raumschiff“ braucht ist da, nichts kann        und künstlerisch umzusetzen, soll jedes Kind
                       entweichen, es kann aber auch nichts Neues          am Ende zu einem handelnden Mitglied der
                       hinzugefügt werden.                                 Besatzung machen.

                       Das Bild macht deutlich, dass sich Nachhal-         Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Ein
                       tigkeit und Verantwortung gegenüber unserer         Projektjahr (= 1 Schuljahr) besteht aus 5 Pro-
                       Erde nicht nur auf die natürlichen Ressourcen       jektphasen, die in den Ateliers durchgeführt
                       beziehen, sondern auch auf das soziale und          werden. Über das Jahr verteilt kommen die
                       kulturelle Miteinander. Die Mitverantwortung        Kinder regelmäßig an insgesamt 11 Tagen in
                       jedes einzelnen Menschen spielt daher eine          die Kunstschule. In der Zwischenzeit wird das
                       zentrale Rolle, denn nur im Miteinander kön-        Gelernte im Alltag jedes Kindes bewusst und
                       nen die Ressourcen optimal eingesetzt werden        unbewusst verarbeitet, umgestaltet und verin-
                       und das Raumschiff funktionsfähig bleiben.          nerlicht.
                       Das Prinzip von geben, nehmen, teilen, tau-

                            MIRAKEL

                 Jedes Projektjahr hat den                       NEHMEN                                 GEBEN
               gleichen Rhythmus. Fünf Pro-
             jektphasen sind in regelmäßigen
              Abständen auf das Jahr verteilt                     Herbst                                Winter
                und auf die fünf methodisch-
              didaktischen Grundsäulen und
              dem Verständnis von Nachhal-
                     tigkeit abgestimmt.
                                                                Drei Vormittage,                  Ein Familiensonntag,
                                                           spielen, zusammenfinden,           erzählen, voneinander lernen,
                                                        ankommen, experimentieren,           das Thema vertiefen, miteinan-
                                                              einen Anfang finden,           der teilen, gemeinsam künstle-
                                                             ins Thema einsteigen,                    risch arbeiten
                                                          Informationen aufnehmen,
                                                       erste Objekte, Zeichnungen und
                                                                 Bilder erstellen

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Jedes Jahr stellt sich einem Schwerpunktthema        Künstler*innen und Fachleute arbeiten mit den
aus einer dieser Ebenen: Sozial, Ökologisch,         Kindern in künstlerischen Prozessen, praktischen
Ökonomisch.                                          Unternehmungen und kindgerechten wissen-
                                                     schaftlich, forschenden Einheiten. Lehrer*innen,
1. Die Balance im sozialen-kulturellen Miteinan-     Erzieher*innen und Kunstschuldozent*innen
der                                                  arbeiten im engen Austausch miteinander zu-
2. Die Kreisläufe und Symbiosen in der Natur         sammen. In den Schulen und dem Kindergarten
3. Mensch und die Ressource Natur im Austausch       lassen die Lehrer*innen und Erzieher*innen die
                                                     Themen in den Alltag einfließen. Sie bereiten die
                                                     Projektphasen mit den Kindern vor und nach.
„Aufnehmen, Weitergeben, Austauschen, Mittei-
len, Verflechten“ stellen dabei die methodisch-      Die Arbeitsformen beziehen sich auf Malerei,
didaktischen Grundsäulen des Projektes dar und       Skulptur, Objektkunst, Medien (Fotografie,
gliedern den Jahresablauf in fünf Projektphasen,     Trickfilm), Tanz und Theater.
die in den Ateliers der Kunstschule durchgeführt
werden (s.Grafik unten).

           TAUSCHEN                            TEILEN                          VERFLECHTEN

            Frühjahr                          Sommer                           erstes Projektjahr

         Ein Vormittag,                     Fünf Vormittage,                    Ein Vormittag,
  mit zwei Experten Wissen aus-        Wissen miteinander teilen          Wissen offenlegen, öffentlich
 tauschen, sich informieren, erle-   vertiefen wiederholen, in Form         präsentieren, erzählen,
  ben, sehen, sich ausprobieren       bringen durch Tanz, Theater          austauschen, abschließen
                                        Trickfilm, Großskulptur,
                                     Malerei, Zeichnung, Fotografie

                                                                                                          7
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AUFNEHMEN   09.- 11.10 / 14.- 16.10. 2019
            spielen, zusammenfinden, ankommen, expe-
            rimentieren, einen Anfang finden, ins Thema
            einsteigen, Informationen aufnehmen, erste
            Objekte, Zeichnungen und Bilder erstellen

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MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
Kreisläufe in der Natur                         Spielwiese

  Wer weiß, welches Lebewesen das größte auf      Zum Einstieg in den jeweiligen Projekttag
  der Erde ist? Es ist der Baum.                  wurde gemeinsam im Tanzraum der Kunst-
  Wer kennt welche Bäume und warum sind           schule ein sportliches Spiel erfunden, in dem
  die Bäume so wichtig für unsere Erde? Was       das komplexe Kommunikationssystem der
  ist ihre Aufgabe? Wem bieten sie einen          Bäume nachgespielt und erlebt werden konn-
  Lebensraum? Wie organisieren sie sich und       te. Über ihren Körper wurden die Kinder zum
  stimmt es, dass Bäume sprechen können?          Wurzelwerk, Baumkörper oder zu Blättern.
  Im zweiten Projektjahr 2019/2020 stand die      Sie konnten sich als Schädlinge ausgeben, die
  Natur im Mittelpunkt. Sie gibt dem Raum-        das Warnsystem der Bäume in Gang brach-
  schiff den „Kraftstoff“ und bildet die Basis,   ten oder sie konnten sich als lebenswichtige
  damit die Besatzung leben und agieren kann.     Pilze bereitstellen, die zwischen den Wurzeln
  Wie aber organisiert sich die Natur? Wie        der Bäume die Informationen weiterleiten
  macht sie das mit dem 3geben, nehmen, tei-      und damit zu einer Verbreitung der Baumin-
  len und tauschen?                               formationen beitrugen.

  Der Baum – ein Wunderwerk der Natur             Baumanatomie und Zusammenhänge verste-
                                                  hen und kreativ verarbeiten
  Um gemeinsam mit den Kindern diese Fra-
  gen zu erforschen, haben wir den Baum als       In den vier Ateliers wurde anschließend der
  Ausgangspunkt genommen. Der Baum steht          Baum in seine drei Hauptteile gegliedert:
  für das Wunderwerk der Natur: als kleiner       Wurzeln, Stamm und Baumkrone. Jeder
  Samen entwickelt er sich zu einem Riesen        Teil wurde von jedem Kind einzeln auf einer
  unter den Pflanzen und überdauert die Men-      Holzplatte mit Ton modelliert, mit Papier
  schen und Tiere um Jahrtausende. Als erstes     kaschiert und angemalt. Die drei Platten
  untersuchten wir seinen Aufbau: Wurzelwerk,     zusammengeschoben ergaben anschließend
  Stamm, Äste, Blüten, Blätter, Früchte und       einen ganzen Baum. Durch diese Dreiglie-
  Samen. Es wurde schnell deutlich, dass in       derung konnten Baumteile miteinander
  und um den Baum herum viele Pflanzen und        ausgetauscht und zu neuen Baumarten zu-
  Tiere ein Zusammenleben führen, sich in         sammengesetzt werden. Auf großformatigen
  einem Kreislaufsystem austauschen, vonein-      Pappen malten die Kinder weitere Bäume mit
  ander abhängig sind und miteinander koope-      unterschiedlichen Formen und Stämmen. In
  rieren. Wir konnten auch feststellen, dass es   jedem Bereich wurden anschließend die ent-
  tatsächlich unter den Bäumen ein Kommuni-       sprechenden Pflanzen und Tiere gemalt, die
  kationssystem gibt, welches in Fachkreisen      dem Baum nützen und zugleich selber einen
  auch als das „wood wide web“ bezeichnet         Nutzen von dem Baum haben: Pilze, Insek-
  wird.                                           ten, Vögel, Würmer…

                                                        Um noch mehr über Bäume zu
                                                    erfahren kann ich als Experte für alles
                      ng in !
                                                     das wunderbare Buch „Hörst du wie
                    u
                   l en rg                            die Bäume sprechen?“ von meinem
              eh sleihenbu
            pf    Au
                                                      Forscherkollegen Peter Wohlleben
        m m O          ff                             empfehlen. Beim Lesen haben sich
      he zu thek
  c ch lio                                          sogar meine Haare so grün wie Baum-
But es aaudtbib                                      kronen verfärbt. Es ist nicht nur für
 gib r St                                           Experten wie mich, sondern vor allem
   de
                                                       für unsere Experten der Zukunft.

                                                                                              9
MIRAKEL (lat., deutsch: Wunder) - geben, nehmen, teilen, tauschen Interaktive Dokumentation 2 - Kunstschule Offenburg
Der Baum ist ein Lebewesen. Er hat ein
BAUMWISSEN   „Knochengerüst“, Adern und eine Haut. Er muss
             regelmäßig Luft holen und Nahrung zu sich neh-
             men, damit er gesund und kräftig bleibt.
             Schaue auf der nächsten Seite nach, was genau
             um den Baum herum passiert.
BAUMWISSEN                                                               Die Insekten bestäuben die
                                                                         Blüten, damit Früchte an den
                                                                         Bäumen wachsen können.

                     Setzt euch mal unter einen Baum und be-
                     obachtet, was so alles in der Baumkrone
                     passiert: Vögel kommen und gehen, Insekten
                     summen und brummen herum, vielleicht
                     huscht ein Eichhörnchen den Baumstamm
                     hinauf oder hinab. Ein Schmetterling schwebt
                     vorbei, ein Käfer krabbelt herum, eine Raupe
                     frisst ein Blatt, klitzekleine Larveneier verste-
                     cken sich an den Blattunterseiten…Alle diese
                     Tiere brauchen die Bäume um zu leben. Sie
                     suchen dort Schutz, bauen ihre Nester zum
                     Wohnen, oder holen sich aus den Blüten und
                     Früchten ihre Nahrung bzw. essen wiederum
                     Baumbewohner, die es sich im Baum gemüt-
                     lich gemacht haben.

Denn Eichhörnchen und
Vögel tragen ihre Samen
weiter, so dass neue Bäume
wachsen können.

   12
Bäume stellen ihre Nahrung in ihrer eigenen Fab-
                                                 rophyll          rik her, und zwar nur mit Sonne, Wasser und Luft.
         Sonne                              Chlo
                                                                  Das Wasser nehmen die Pflanzen vor allem über
                                                                  ihre Wurzeln auf. Das Wasser und die Mineralstoffe
                                                                  aus dem Wasser transportiert der Baum durch ganz
                                                                  feine Adern hoch bis zu den Blättern. Die Blätter
                                                                  verarbeiten das Licht mit dem Wasser und der Luft
                                                                  zu Traubenzucker: trifft das Licht auf den grünen
                                                                  Farbstoff (Chlorophyll), setzt ein chemischer Vor-
                  r                                               gang ein, der Photosynthese genannt wird.
              cke

                                           Ko
           zu

                                           Sa
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       b       as
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  Tr          W

                                                 nd

                                                    off
                                                    iox
                                                        id
                                                                                     Luft

                                                                  Photosynthese:
                                                                  Bäume und Pflanzen nehmen aus der Luft das
                                                                  für die Menschen schädliche Kohlendioxid auf,
                                                                  damit sie ihre ihre Nahrung (Zucker) produzieren
                                                                  können. Als Abfallstoff stoßen sie Sauerstoff aus.
                                                                  Sauerstoff ist für die Menschen lebenswichtig.

Wenn du an einem Stamm eine Ameisen-
straße entdeckst, dann schau gleich mal
nach, ob du auch Bohrmehl entdeckst.
Denn das ist ein Zeichen dafür, dass der
Baum beschädigt ist und die Ameisen im
Stamm ihre Nester bauen.

       Pilze und Bäume helfen sich gegenseitig. Was der eine nicht kann, das kann der andere. Ihr Miteinander
       findet vor allem in der Erde statt, direkt bei den Wurzeln. Das Schönste für die Wurzeln ist das Trinken. Um
       möglichst viel Wasser aufzunehmen, bilden sie feine Härchen an ihren Wurzeln. Damit sie noch mehr Wasser
       aufnehmen können helfen ihnen die Pilze, indem sie sich ganz fest mit den Wurzelspitzen verbinden und mit
       ihren eigenen, noch feineren Wurzeln wie ein Schwamm das Wasser aufsaugen. Über ihre kleinen Wurzeln,
       die kilometerweit wachsen, transportieren die Pilze wichtige Informationen, die der eine Baum dem anderen
       übermittet. Wenn z.B. eine Raupenplage den Baum überfällt, kann er die anderen Bäume über sein Wurzel-
       system warnen. Die Pilze sind sozusagen das Internet, das die Bäume nutzen können. Der Baum zahlt diese
       Mitnutzung mit Zuckerstoff, welchen die Pilze lieben und unbedingt brauchen. 1/3 der Zuckerproduktion von
       einem Baum geht an die Pilze als Bezahlung.                                                                  13
29.01.2020
WEITERGEBEN   erzählen, voneinander lernen, das Thema
              vertiefen, miteinander teilen, gemeinsam
              künstlerisch arbeiten

   16
Die Familie, ein natürliches Miteinander        Gemeinsam gestalten

Als Baby wird man in eine Familie hineinge-     Danach ging es in die Ateliers: Es wurden
boren und wächst sozusagen in ein System        große sechseckige Druckstöcke auf lange
herein, das wir mit Hilfe eines Baumes als      Papierbahnen gedruckt. Eine strahlend gel-
Stammbaum aufzeichnen können. Dieser            be Bienenwabenstruktur auf Endlospapier
Stammbaum gibt uns eine Übersicht über die      entstand. Während in einem weiteren Atelier
Geschichte einer Familie: Wir können sehen      die Kinder an Staffeleien große Bäume mal-
wer mit wem verheiratet war und wieviele        ten, fingen die Eltern an Früchte und Blüten,
Kinder hatte, die dann wiederum Familien        sowie Bienen, Schmetterlinge und Vögel zu
gründeten und sich weiter verzweigten. Mit      malen.
diesem Baumsystem können wir Familien           Immer wieder wanderten die Blicke nach
kontinuierlich in ihren weiteren Verzweigun-    links und rechts, Eltern tauschten sich aus,
gen dokumentieren und Generationen bis hin      Kinder erklärten und malten emsig mit.
zu ihren Wurzeln zurückverfolgen.               In einer Pause gab es Brothäppchen mit
So wie der Baum sich seine Umgebung mit         unterschiedlichen Honigsorten zur Auswahl:
anderen Lebewesen teilt und sich mit ihnen      Tannenhonig und Blütenhonig.
austauscht und immer weiter wächst, so          Die getrockneten Papierbahnen wurden zer-
funktioniert im Prinzip auch eine Familie       schnitten und ergaben für jede Familie einen
und zwar über viele Jahrzehnte und Genera-      Hintergrund, auf dem nun der Baum mit
tionen hinweg.                                  seinen Blüten und Früchten platziert wurde.
                                                Und zu guter Letzt wurden Bienen, Schmet-
Lebensräume schaffen                            terlinge und Vögel aufgeklebt, die überall auf
                                                dem Bild herumflogen um ihrer Arbeit nach-
Einen Vormittag lang konnten die Eltern         zugehen.
aktiv in das Thema eintauchen. Dabei ging es
um die Fragen: Welchen Tieren bereitet der      „Oh-“ Ton A. Nickert (Fachkraft Sprachkita,
Baum einen Lebensraum? Und was haben            Stadtteil- und Familienzentrum Oststadt):
wiederum der Baum und die Natur davon?          „Das Eintauchen in Farben wie sattes Gelb,
Um in das Thema einzutauchen, wurde der         Rot und Grün tut der Seele gut - an diesem
Bienen-Trickfilm „ Moment mal – Fragen zu       grauen Wintermorgen. Aber nicht nur das:
den Bienen“ (2016, *Link siehe Biene) ge-       Einige Kinder erzählen am nächsten Tag in
zeigt. Dieser Film entstand im Rahmen des       der Kita, dass ihr Bild bereits in der Woh-
vorangegangenen Nachhaltigkeitsprojektes        nung hängt. Bei manchen begrüßt es Gäs-
„Natürlich – würzig rauschen süß“. Er wur-      te im Flur, bei anderen im Esszimmer und
de von Viertklässlern der Astrid Lindgren       erinnert nachhaltig an einen ganz besonderen
Schule zusammen mit der Kunstschule her-        Sonntagmorgen.“
gestellt. Er vermittelt auf einprägsame Weise
das Leben der Bienen im Zusammenspiel
mit der Natur. Es gab weitere wissenswer-
te Denkanstöße zum Thema von Seiten der
Projektleiterin Almut von Koenen. Kinder
und Eltern nahmen interessiert alle Informa-
tionen auf. Auch die Kinder konnten schon
einiges Wissen zur Gesprächsrunde ergänzen.

*

                                                                                            17
FAMILIENBAUM

   1. Klebe in die Felder Fotos von deinen Familenmit-
   gliedern, die für dich ganz wichtig sind. Wenn du kein
   Foto hast, kannst du sie auch reinzeichnen.

   2. Überlege, von welchem Familienmitglied du gerne
   etwas bestimmtes lernen möchtest. Gibt es eine Ange-
   wohnheit, ein Merkmal oder gar eine Krankheit, die du
   von einem Familienmitglied vererbt bekommen hast?
   Notiere es hier:

   18
19
10.03.2020 ausgefallen
AUSTAUSCHEN   mit zwei Experten Wissen austau-
              schen, sich informieren, erleben,
              sehen, sich ausprobieren

   20
Expertentag

Es war Zeit nun auch selbst Pflanzen und       Leider hat uns am ersten Termin das eiskalte
Bäume einzupflanzen und zum Wachsen zu         Regenwetter einen Strich durch die Rech-
bringen. Die Jahreszeit stimmte und die Kin-   nung gemacht. Danach kam uns das Corona
der waren genügend inhaltlich vorbereitet.     Virus in die Quere und schließlich der Som-
Als Experten hatten wir die tatkräftige Un-    mer, in dem das Einpflanzen von Bäumen,
terstützung von Herrn und Frau Lang, die in    Samen und Pflanzen nicht mehr möglich ist.
Offenburg-Bühl das Gartenbauunternehmen        So musste diese Aktion bis auf Weiteres ver-
und den Ausbildungsbetrieb für Landschafts-    schoben werden.
gärtner „Gartenbau Lang“ führen.
Alle Institutionen in denen die beteiligten
Kinder jeden Tag viel Zeit verbringen, waren
sofort einverstanden, dass etwas auf ihrem
Gelände von den Kindern gepflanzt werden
durfte: Im Kindergarten sollten auf einem
neu erschlossenen Grundstück Himbeeren
angepflanzt werden. Auf dem Gelände der
Astrid-Lindgren Schule Hesselhurst sollte
ein Obstbaum gesetzt werden. Wir haben
uns für einen Apfelbaum entschieden. Mobile
Pflanzentöpfe sollten mit schönen und essba-
ren Blumen gesät werden für den Schulgar-
ten der Astrid Lindgren Schule in Offenburg.

                                               Das ist doch wirklich ein Wunder:
                                       Aus einem winzigen Samen wachsen die leckersten
                                              Kräuter, Bäume, Gemüse, Blumen…
                                       Aus einer kleinen gelben Blüte wird eine dicke rote
                                     Tomate oder eine grüne leckere Gurke, aus einer kleinen
                                           weißen Blüte wird eine süße Erdbeere oder
                                                     leckere Himbeere wird.

                                                                                               21
Stell Dir nun vor, dass ein weiteres Wunder geschieht und du bekommst
EIN STÜCK ERDE GESTALTEN   ein Stück Land geschenkt und kannst einen eigenen Garten daraus ma-
                           chen. Was würdest du alles in deinem Garten anpflanzen und anbauen?
                           Mit dem Stift und deiner Phantasie kannst du hier deinen Wunder-Garten
                           entwerfen. Die einzige Bedingung ist, dass du deinen Garten so anlegst,
                           dass sich die Tiere und Pflanzen dort genau so wohl fühlen, wie du.

       Expertentipps für dein Gartenwunder:
       Sie sind sehr nützlich für deinen Garten:                 Hier fühlen sich Insekten und Vögel wohl:
       Schmetterlinge, Marienkäfer, Ohrwürmer,                   Bäume, Sträucher, Blumen, Hecken. Am liebsten mö-
       Bienen, Hummeln, Vögel, Regenwürmer,                      gen sie es, wenn der Garten oder ein Teil vom Garten
                                                                 ganz wild wächst, wo Unkraut, Brennnessel und alte
                                                                 Hölzer sein dürfen, Gestrüpp und Steinhaufen liegen.

      22
Hast du an Wasser gedacht?            Was hättest du gerne zum spie- Was isst du gerne und könntest du
Alle Pflanzen brauchen regelmäßig     len im Garten? Teich, Baum-    anpflanzen?
Wasser. Fange das Regenwasser         haus, Schaukel, Spielwiese,    Brauchst du Wege oder Sitzbänke?
zum Beispiel in einer Regentonne      Höhle, Sandkasten…
auf. So musst du nicht das kostbare
Trinkwasser benutzen.
                                                                                                     23
beobachten, beobachten, beobachten
PFLANZENTAGEBUCH
                   Suche dir einen Baum oder eine andere Pflanze aus, die du einen Monat oder sogar ein Jahr
                   lang beobachtest. Es sollte eine Pflanze sein, die in deiner Nähe ist, z.B. im eigenen Garten, auf
                   dem Schulweg, auf dem Schulhof, im Garten der Oma/Opa oder einem*r Freund*in.
                   Schaue jeden Tag, wie es der Pflanze/Baum geht. Welche Tiere siehst oder hörst du?
                   Was passiert drumherum? Verändert sich etwas? Wie ist das Wetter?

                   Mache dir dazu Notizen. Setze dich unter oder in die Nähe vom Baum und male/zeichne was du
                   beobachtest. Mache alle paar Wochen ein Foto.

                                                                                                                         (Der Platz hier wird sicher nicht reichen. Vielleicht kaufst du dir ein kleines Heft, damit du ein echtes Forschungsbuch anlegen kann0st.)

                   Tipps zum Anfangen:
                   Frage dich selbst: Was höre ich, Was sehe ich, Was fällt mir auf, Wie fühle ich mich.
                   Wie ein Tagebuch kannst du diese Fragen beantworten, vielleicht tauchen beim Schreiben noch weitere
    24             Fragen auf. Manchmal hilft es mit einem Foto oder einer Zeichnung zu beginnen.
machen, ausprobieren, Erfahrungen sammeln

                                                                                                PFLANZAKTION
               Hier ist Platz für ein Foto der Pflanze oder des Baumes

Leider konnten wir dir nicht zeigen, wie du         Etwas, was sehr unkompliziert auszuprobieren
etwas pflanzt oder aussäst. Vielleicht gibt es      ist und dazu sehr lecker auf deinem Brot oder
in deiner Familie jemand, der Ahnung hat und        im Quark oder Salat schmeckt ist „Kresse“.
dir helfen kann? Falls nein, haben wir eine
sehr schöne Buchempfehlung für dich: „Schlau        Lass dir eine Packung Kressesaat schenken.
gärtnern“ von Barbara Rias-Bucher. Das Buch         Um sie auszusäen brauchst du eine Schale und
kannst du in der Stadtbibliothek Offenburg          Watte. Lege die Schale mit Watte aus, streue
ausleihen.                                          darauf die Samen und gieße diese tüchtig mit
                                                    Wasser. Beobachte die Kresse jeden Tag und
Um etwas zu säen brauchst du keinen Gar-            schau, was passiert. Sprühe am besten jeden
ten. Für kleine Experimente reicht ein Platz,       Tag etwas Wasser auf die Saat, damit sie im-
an dem Sonne hinkommt und eine minimale             mer schön feucht bleibt und wachsen kann.
Ausstattung: z.B. eine Obstkiste, Eierkartons,
Gläser, Schalen usw.

                                                                                                           25
16.- 21.07.2020
MITTEILEN   Wissen miteinander teilen,
            vertiefen, wiederholen, in Form
            bringen, durch Tanz, Theater
            Trickfilm, Großskulptur,
            Malerei, Zeichnung, Fotografie

  26
Wenn die Balance ins Wanken gerät                Ein Korb voller Baum-Früchte

Ein winzig kleiner Virus hat es geschafft,       Das Ausgangsmaterial war ein Korb voller
dass die ganze Welt auf einmal im Ausnahme-      Obst, welches zu dem Zeitpunkt in der Offen-
zustand ist und nichts mehr so funktioniert      burg und Umgebung an den Bäumen zu ern-
hat wie sonst. Es fühlte sich an, als würden     ten gab: Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Aprikosen,
alle die Balance verlieren. Auch unser Projekt   Pflaumen, Kirschen. Aus diesem reichge-
geriet aus der Balance. Ein Tag vor unserem      füllten Obstkorb wählte sich jedes Kind sein
Expertentag trat der Lock-down in Kraft und      Lieblingsobst raus. Es gab zwei Aufgaben:
stoppte damit alle Vorhaben unseres Projek-      Die erste Aufgabe bestand darin, dass jedes
tes auf unbestimmte Zeit. Nach fast sechs        Kind sein Lieblingsobst in Szene setzte: Plat-
Monaten haben wir eine Möglichkeit gefun-        ziere dein Obst an einem schönen Ort und
den, das Projektjahr trotz Kooperationsstopp     mache davon Fotos. Gehe dabei mit der Ka-
schulischer und außerschulischer Einrichtun-     mera ganz nah heran, oder auch mal weiter
gen im abgesicherten Kulanzbereich doch          weg.
noch abzurunden. Ziel war es, das durchge-       Die zweite Aufgabe bestand darin Kind und
nommene Wissen noch einmal aufleben zu           Obst gemeinsam zu porträtieren: Wähle eine
lassen und ein gemeinsames Kunstwerk zu          Haltung aus, die du mit dem Obst in Verbin-
schaffen, zu dem jedes Kind einen persönli-      dung bringst: In den Apfel beißen? Oder ihn
chen Beitrag leisten kann. Die Lehrerinnen       an deine Wange spüren? Sitzend, stehend,
und Erzieherinnen bereiteten die Kinder in       springend?
Absprache mit der Projektleitung inhaltlich      Es entstanden 35 Kinderporträts und 35
darauf vor. Das Projekt „Mirakel“ trat wieder    Obstporträts. Jedes Kind erzählte anschlie-
in den Vordergrund.                              ßend in einem Kurzinterview etwas zu sei-
                                                 nem Lieblingsobst.
Wer erinnert sich noch an was?
                                                 Die Ausstellung als Mitteilungsform
Der Fokus lag weiterhin auf dem Baum: Der
Baum als schönes und exemplarisches Bei-         Damit die Kinder Gelerntes und Erlebtes aus
spiel für ein wunderbare Zusammenarbeit          dem Projektjahr auch über die Kunstschule
der Natur: Pilze, Vögel, Insekten, Wind, Son-    hinaus an andere interessierte Menschen,
ne, Wasser, Regenwurm. ALLE/ALLES trifft         Freunde und Familie mitteilen können, wer-
sich am, im oder um den Baum herum. Alle         den wir das Projekt im Rahmen einer Foto-
haben eine wichtige Aufgabe und zusammen         ausstellung in den Räumlichkeiten der Stadt-
entstehen Leben, Nahrung, Kommunikation.         bibliothek ausstellen.
Da zur Zeit der Aktion die Obstbäume be-
reits in voller Frucht standen und die Kinder
dadurch zu ihnen einen unmittelbaren Bezug
hatten, fokussierten wir uns dieses Mal auf
die Obstbäume um an unser Thema anzu-
knüpfen.

Als künstlerisches Ausdrucksmittel wählten
wir die Fotografie. Die Projektleitung und
die Fotografin Sophia Fischer besuchten jede
Gruppe in ihrer Einrichtung. Sie bauten auf
dem Außengelände ein kleines Foto-Set auf.
Einzeln kamen die Kinder nach draußen und
arbeiteten mit der Fotografin.

                                                                                             27
Herbst / Winter 2020
VERFLECHTEN   Wissen offenlegen, öffentlich prä-
              sentieren, erzählen,
              austauschen, abschließen

   30
Die Natur als Orientierung - geben, nehmen,
teilen, tauschen

Vier Worte, vier Gesten waren ein weiteres      Auch unser Projekt geriet aus der Balance
Jahr lang unsere Ausgangspunkte für das         und stellte uns vor die Frage: wie können wir
Projekt Mirakel.                                in diesem Projektjahr dennoch wieder eine
Im letzten Jahr stand das soziale Miteinan-     Balance herstellen? Brechen wir alles ab oder
der im Mittelpunkt, also die Besatzung. Es      finden wir eine neue Möglichkeit mit den
wurde nach dem Schlüssel geforscht, der zu      Kindern weiterzuarbeiten? Durch den Lock-
einem funktionierenden und ausbalanciertem      down und die strengen Datenschutzbedin-
Miteinander führt. Diesen fanden die Kinder     gungen war es uns nicht möglich, alle Kinder
in dem Austausch von geben, nehmen, teilen      digital oder über den Postweg zu erreichen.
und tauschen bestätigt.                         Daher fielen auch diese Bereiche weg. Es
                                                galt also erstmal abzuwarten und aufmerk-
Mit diesem Schlüssel ging es nun in das zwei-   sam die Entwicklung zu beobachten.
te Jahr. Diesmal sollte die Natur erforscht
werden: Wie organisiert sie sich, wie findet    Die Balance wiederfinden
sie eine Balance, was können wir von ihr
lernen?                                         Nach den Lockerungen nutzen wir die Foto-
Für diese Fragen und Auseinandersetzungen       grafie um unser Projektjahr mit den Kindern
hat die Kunstschule ihre Ateliers geöffnet.     zu beenden. Über das Fotografieren kamen
Von 11 Tagen konnten die Kinder 5 Tage lang     wir noch einmal mit den Kindern in Kontakt
künstlerisch in das Thema eintauchen, mit       und konnten inhaltlich in das Thema eintau-
allen Sinnen, über den Körper, mit den Hän-     chen und jedem Kind die Möglichkeit geben,
den. Die Kunstschule wurde zu einem Lern-       sich in Wort und Bild auszudrücken.
und Erlebnisort außerhalb der Schule und        Es war erstaunlich, wieviel Wissen bei den
des Kindergartens. Ein Ort, an dem die          Kindern hängengeblieben war. Eine unglaub-
Kreativität der Kinder so aktiviert wurde,      lich schöne Erfahrung war die Begegnung
dass selbst ein schweres und großes Thema       mit einem Jungen aus dem Kindergarten.
wie Nachhaltigkeit, Ökologie und Verant-        Er wollte am Anfang des Jahres nicht mit in
wortung der Erde gegenüber begreifbar und       die Kunstschule, hat kaum gesprochen, ge-
erlebbar wurde.                                 schweige denn gerne mitgemacht. Seine erste
                                                Begrüßung diesmal drückte aus, dass er so
Können wir wirklich das Raumschiff manöv-       gerne nochmal in die Kunstschule gekommen
rieren?                                         wäre. Er nutzte die Zeit mit uns und fotogra-
                                                fierte mit einer großen Konzentration und
Dann passierte etwas völlig unvorhersehba-      Hingabe sein Obst-Stillleben.
res, das uns Menschen das Ruder förmlich        Auch alle anderen Kinder waren sofort mit
aus der Hand riss. Covid-19, ein kleines,       unglaublicher Freude beim Fotoshooting
unsichtbares Virus brach aus und legte sämt-    dabei. Es war deutlich erfahrbar, dass das
liche Strukturen in unserem Alltag lahm.        erste und zweite Projektjahr bei den Kindern
Schulen, Kitas, Einrichtungen wurden von        angekommen und lebendig war und sie mit
jetzt auf gleich geschlossen. Maskenpflicht,    Lust und Eifer lernen und gestalten wollten.
Abstandsvorschriften, Hygienerichtlinien
mussten streng eingehalten werden. Kinder
durften nicht mehr auf den Spielplatz, Freun-
de und Familienangehörige sollten gemieden
werden um die Infektionskette zu vermeiden.
Ein Ausnahmezustand weltweit.

                                                                                           31
AUSSTELLUNG
Die Ausstellung –
eine Mitteilungsform

Im Herbst/Winter 2020 wird das
Projektjahr in Form einer Aus-
stellung in die Öffentlichkeit
getragen. Die Ausstellung findet
in den Räumlichkeiten der Stadt-
bibliothek statt. Der Ort passt
sehr gut zu den Arbeiten und dem
Projekt, da es ein Ort ist, an dem
Generationen sich begegnen, ein
riesengroßer Wissensschatz
in Form von Büchern für alle
Altersgruppen einsehbar ist und
eine breite Öffentlichkeit an 5
Tagen die Woche Zugang hat. Die
Kinder können mit ihren Eltern
kommen und erzählen.Es können
auch gleich Bücher ausgeliehen
werden, die das Thema vertie-
fen, Kochbücher, Geschichten,
Reiseführer… alle Themenfelder
können im Prinzip über die Fotos
aktiviert werden. So können auch
vorbeigehende Besucher*innen
interessante Einblicke und Anre-
gungen für sich bekommen.
An einem Auslagetisch wird In-
formationsmaterial zum Projekt
ausliegen. Es wird einen QR-Code
geben, der zu einem Interview-
zusammenschnitt führt, in dem
die Kinder über ihr Lieblingsobst
erzählen.
Damit das Raumschiff gut gewartet ist und funktions-
BALANCE - geben, nehmen, teilen, tauschen   tüchtig bleibt, müssen wir Menschen genau hinschauen,
                                            hinhorchen und beobachten, damit wir erkennen kön-
                                            nen, wo etwas kaputt ist oder eine Störung hat. Eigent-
                                            lich organisiert sich das Raumschiff selber, hat seine
                                            eigenen funktionierenden Systeme. Aber manchmal ver-
                                            lieren die Systeme ihre Balance, weil wir als Menschen
                                            zu viel Platz einnehmen, oder einfach ein System kaputt
                                            machen. Wir müssen also genau hinschauen und ver-
                                            stehen, welche Systeme das Raumschiff / die Natur hat
                                            und braucht, damit es uns weiterhin durch das Weltall
                                            transportieren kann.

            34
35
MIRAKELKUNDE
           zweite Ausgabe 2020

     Offenblatt					             7.12.2019

36
Baden online 				   8.12.2019

                                37
KOOPERATIONSPARTNER
     Astrid Lindgren Schule Offenburg
     Die Astrid Lindgren Schule Offenburg arbeitet als       durch die direkte und ergänzende Zusammenarbeit
     eine gebundene Ganztags Grund- und Werkreal-            von Künstlern und Lehrern ermöglichen und initiie-
     schule. Seit einigen Jahren kooperieren Schule          ren. Dieses ist sowohl für die Schulen, als auch für
     und Kunstschule in verschiedenen Projekt- und AG        die Kunstschule sehr interessant und inspirierend.
     Angeboten miteinander.                                  Die vielseitigen Ergebnisse der Kooperationen von
                                                             Schule und Kunstschule, zeigen die zusätzlichen
     Astrid Lindgren Schule Hesselhurst,                     Potenziale auf, die in einem inspirierenden Zusam-
     Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszen-         menspiel von Künstler/innen und Lehrer/innen mit
     trum mit dem Förderschwerpunkt geistige Ent-            ganzen Schulkklassen oder einzelnen Schülergrup-
     wicklung. Seit vielen Jahren kooperieren Schule         pen möglich sind.
     und Kunstschule miteinander mit Projekt- und AG
     Angeboten.                                              Baden-Württemberg Stiftung
                                                             Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein
     Kindergarten aus dem Stadtteil- und                     lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg
     Familienzentrum Ost                                     ein. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfäl-
     Der Kindergarten ist eingegliedert in das kommuna-      tige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungs-
     le Stadtteil- und Familienzentrum Oststadt (SFZO).      bewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die
     Das SFZO liegt in direkter Nachbarschaft zu Kunst-      Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen
     schule.                                                 operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die
                                                             einzige, die ausschließlich und überparteilich in die
     Beteiligte Kinder: Nander, Rebar, Annemarie,            Zukunft Baden-Württembergs investiert - und damit
     Mathilda, Mara-Lisa, Johanna, Pia, Emilia, Nelly,       in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.
     Zoé, Lucas, Ayman, Sophie, Sali, Leotrin, Victoria,
     Jana, Leonie, Hassan, Lionel, Mattes, Artur, Rapha-
     el, Reyon, Arina, Layla, Cennet, Angelina, Selina,
     Ahmadi, Enes, Eldin, Boris , Altin, Veronika, Kadija,
     Elefteria, Celina

     Kunstschule Offenburg
     Die Kunstschule Offenburg entwickelt, konzipiert
     und realisiert seit über 30 Jahren erfolgreiche
     kooperative Projekte mit Schulen und außerschu-
     lischen Einrichtungen. Sie wurde bereits mehrfach
     für diese Arbeit ausgezeichnet. Es zeigt sich immer
     wieder, dass durch diese Kooperationen, neue Ver-
     mittlungs- und Lernwege geschaffen werden können.
     Hier wirkt die Kunstschule als Modellentwicklung
     kultureller Bildung und methodisch didaktischer
     Ideengeber. Durch verschiedene Projekte wurden
     immer wieder neue Möglichkeiten geschaffen und
     ausprobiert, die eine enge Verzahnung von schuli-
     scher und außerschulischer Bildungsarbeit,

38
Ausblick auf das nächste Projektjahr

Eine Sensibilisierung schaffen Systeme beobachten,
eine Entwicklung in Gang bringen

Zwei Projektjahre liegen nun hinter den Teilnehmenden. In
diesen zwei Jahren haben wir intensiv unterschiedliche Syste-
me erforscht: Systeme von Beziehungen unter Menschen und
Systeme von Kreisläufen und Kooperationen in der Natur.

Im dritten Projektjahr stellen wir uns die Fragen: wie balan-
cieren sich Systeme zueinander aus? Wie können Systeme gut
zusammenspielen? Wie gehen wir z.B. mit Dingen um, die wir
aus der Natur nehmen oder mit Dingen, die wir hineintragen?
Es wird weiterhin darum gehen, das künstlerische und krea-
tive Arbeiten als eine ästhetische Praxis zu erleben, durch die
den Kinder und beteiligten Erwachsenen bewusst wird, dass
sie wichtige Gestalter dieser Erde sind – von Klein an.

All diese Vorhaben stehen und Fallen mit der Entwicklung der
Corona-Pandemie, die nach wie vor unser Leben beeinflusst.
Hier müssen wir abwarten, welche Verordnungen im neuen
Schuljahr gelten. Es bleibt abzuwarten, ob außerschulische
Kooperationen stattfinden können.

Wir vertrauen darauf, einen Weg zu finden um das dritte Pro-
jektjahr sinnvoll durchzuführen.

                                                             39
© 2020
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