Mit allen, nicht mit wenigen - SP Schweiz

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Mit allen, nicht mit wenigen - SP Schweiz
TG
                                                                                                 Mitgliederzeitung der SP Schweiz
                                                                                                 191 · Ausgabe TG · November 2020

Mit allen, nicht mit wenigen
Wie gestalten und prägen wir die                                  eine gute Vernetzung über alle         in der letzten Legislatur einige Vor-
kantonale SP-Politik in der laufen-                               Ebenen hinweg – ein Miteinander        stösse gemacht worden, aber es gibt
den Legislatur? Um dies zu klären,                                der Mitglieder in den Sektionen der    insbesondere bei der Kinderbetreu-
trafen sich am 23. Oktober ein Dut-                               SP-Gemeindeparlamentarier*innen        ung noch viel zu tun.
zend Kantonsrätinnen und Kan-                                     und SP-Amtsträger*innen, um un-           Nach vier Stunden regem Aus-
tonsräte mit der Geschäftsleitung                                 sere Anliegen zu bündeln. Eine Idee    tausch ist der «rote Faden» gefun-
zur Retraite unter der Leitung des                                dazu sind Vorstösse innerhalb einer    den. Jetzt gilt es, die Themen knackig
Moderators Ronald Isler, langjähri-                               Gesamtkampagne auf kantonaler          zu formulieren, konkrete Vorstösse
ges SP-Mitglied und Führungscoach                                 und kommunaler Ebene. Ähnlich,         und eine Kampagne auszuarbeiten
aus Altnau.                           Edith Wohlfender            wie es schon bei der Kampagne für      und mit allen, nicht nur mit wenigen
   Die Kantonalpräsidentin, Nina      Kantonsrätin, Kreuzlingen   die Unterzeichnung der Charta für      gute Lösungen für einen fortschritt-
Schläfli, hielt zu Beginn Revue auf                               Lohngleichheit funktionierte.          lichen Thurgau zu erkämpfen.
die letzte Legislatur. Was ist uns
gut gelungen, wo sind Optimie-                                    Spannende Fragen noch und noch
rungen schon eingeleitet. Die Ge-                                 Das verbindende Element sozialde-
schäftsleitung hat bereits im Vor-                                mokratischer Politik ist die soziale
feld ein Pflichtenheft erstellt und                               Gerechtigkeit. Welchen Ansatz for-
strategische Eckpfeiler für ihre                                  mulieren wir bei Umweltthemen in
spezifischen Aufgaben gesetzt. Die                                Bezug auf «sozial» und «gerecht»?         Das verbindende
Fraktion soll herauskristallisie-                                 Wie können wir bei Bildungsthemen
ren, welche Schwerpunkte sie set-                                 die Kluft zwischen einkommens-            Element sozial-
zen will und welche Vorstösse bzw.                                starken und wenig verdienenden
Vorstosspakete zu einer sichtbaren                                Familien thematisieren? Braucht es        demokratischer
und nachhaltigen sozialdemokrati-                                 neue Weiterbildungsmodelle für die
schen Politik führen können. Eine                                 digitalisierte Gesellschaft? Welche       Politik ist die
Herkulesaufgabe? Nicht, wenn alle                                 gesundheitspolitischen      Anliegen
mitmachen statt nur wenige. Dabei                                 sind für uns zentral? Zur Gleichbe-       soziale Gerech-
ist nicht nur die Fraktionsgemein-                                rechtigung und zur Vereinbarkeit
schaft gemeint, sondern vielmehr                                  von Familien- und Berufsarbeit sind       tigkeit.
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     191 ∙ 2020   Kanton Thurgau

«Meinungsfreiheit und Grundrechte
Rechtsradikale tolerieren und den
Gesundheitsschutz anderer ignorier
Am 3. und 4. Oktober wollten tausende sogenannte «Querden-      Wir sind hier, weil wir für die Meinungsfrei-
ker» in Kreuzlingen und Konstanz zu einer Menschenkette und     heit und die Grundrechte aller einstehen.
Demonstration gegen die Massnahmen zur Bekämpfung der           Unser aller Freiheit und unsere Grundrechte
Corona-Pandemie zusammenkommen. Nachdem rechtsextreme           schützen können wir aber nur, wenn wir auf-
Verstrickungen der «Querdenker» bekannt wurden, organi-         einander Rücksicht nehmen. Dies gilt beson-
sierte ein breites internationales Bündnis zahlreiche Gegen-    ders in dieser für alle neuartigen Krise. Jede
demos auf beiden Seiten der Grenze. Die SP Kreuzlingen rief     und jeder ist von der Pandemie in irgendei-
am Samstag und Sonntag zu Kundgebungen gegen rechts­            ner Form betroffen. Viele Menschen trifft es
extreme Umtriebe und für den Gesundheitsschutz auf. Die neue    hart. Auch schränken die Corona-Massnah-
Präsidentin der SP Kreuzlingen, Charis Kuntzemüller-            men ein, Existenzen sind bedroht. Verschie-
Dimitrakoudis, und Elina Müller, Vizepräsidentin, brachten      denste Schicksale machen uns betroffen. Die
ihre sozilademokratische Haltung und Sicht der Dinge in einer   staatlichen Massnahmen zur Eindämmung
gemeinsamen Rede zum Ausdruck.                                  der Pandemie dürfen selbstverständlich
                                                                kon­trovers diskutiert werden.
                                                                   Dabei dürfen wir aber nicht aus den Au-
                                                                gen verlieren, dass es unser gemeinsames
                                                                gesellschaftliches Interesse ist, nicht von
                                                                dieser Pandemie überwältigt zu werden. Nur
Mit allen, nicht mit wenigen - SP Schweiz
Adrian Knecht
                                                                                      Kanton Thurgau                   LINKS
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                                    wenn wir die Pandemie im Griff haben, sind
                                    wir in der Lage, besonnen und demokratisch
                                                                                         Nur gemeinsam
                                    Entscheidungen zu treffen. Viele Krank-
                                    heitsfälle, viele Schwerkranke, viele frühzei-
                                                                                         können wir diese
                                    tig Verstorbene führen nicht nur zu grossem
                                    individuellem Leid, sondern auch zu einem
                                                                                         Herausforderung
                                    Klima aus Misstrauen und Angst.
                                        Und ja, es gibt Stimmen, welche Corona
                                                                                         meistern.
                                    als weit weniger gefährlich einstufen, wel-
                                    che die allgemeine Vorsicht als Hysterie und
                                    folglich die Vorsichtsmassnahmen als unnö-
                                    tig oder gar schädlich empfinden. Auch diese
                                    Meinungen sollen sich Gehör verschaffen
                                    dürfen. Einige sorgen sich um unsere Grund-
                                    und Freiheitsrechte. Hier müssen wir die
                                    Entwicklung genau im Auge behalten. Ge-            menschenverachtendem und faschistischem
                                    nauso gilt es jedoch zu respektieren, dass die     Gedankengut, besonders seit den Demonst-
                                    Mehrheit der Menschen andere Positionen            rationen vom 1. und 29. August in Berlin.
                                    als plausibler einschätzt; diejenigen, wel-        Wir hoffen, dies sind nicht nur Lippenbe-
                                    che in der Epidemie eine reale Gefahr sehen        kenntnisse und den «Querdenkern» ist klar
                                    und zu Vorsicht anraten. Abwägungen und            geworden, dass manche der ebenfalls gegen
                                    Diskussionen sind notwendig und sinnvoll.          die Corona-Schutzmassnahmen Demonst-
                                    Eine pauschale Verharmlosung der Krank-            rierenden nicht die Demokratie stärken wol-
                                    heit aber muss sich für Menschen aus stark         len, sondern totalitäre Systeme anstreben.
                                    betroffenen Regionen wie blanker Hohn an-          Wir bleiben vorerst skeptisch. Bisher konnte
                                    hören.                                             man eher den Eindruck gewinnen, nicht der

e ja –
                                        Demokratie ist ein ständiges, nie enden-       Einsatz für Freiheit und Frieden ist das ver-
                                    des Aushandeln über Zielsetzungen, Prio-           bindende Element der Bewegung, sondern
                                    risierungen und das richtige Vorgehen. Wer         der grundsätzliche Widerstand gegenüber
                                    findet, dass die eigenen Anliegen im gesell-       dem sogenannten «Mainstream». Und dass
                                    schaftlichen und politischen Diskurs zu we-        es dann zweitrangig ist, wenn völkische oder
                                    nig beachtet werden, der oder die muss sich        rassistische Vorstellungen hinter der Kritik
                                    dafür einsetzen, ihnen Gehör zu verschaf-          stehen.

ren – nein!»
                                    fen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich für sei-       Die parallelen, allgemein geduldeten
                                    ne Anliegen einzusetzen, aber es ist ein lang-     Kundgebungen von extremistischen, anti-
                                    wieriger, manchmal auch unfairer Prozess.          demokratischen und rassistischen Gruppie-
                                        Viele aus der «Querdenker»-Bewegung            rungen an den Demonstrationen in Berlin,
                                    nehmen einen einfacheren Weg. Sie behaup-          aber auch an früheren, kleineren Demons-
                                    ten, die einzige Wahrheit erkannt zu haben.        trationen von Corona-Skeptikern sind der
                                    Und weil diese ihre Wahrheit ihrer Meinung         Hauptgrund für unsere heutige Gegenkund-
                                    nach zu wenig Beachtung in Politik, Medien         gebung. Keine klare Ablehnung solchen Be-
                                    und Wissenschaft findet, tun sie sie pauschal      wegungen gegenüber zu zeigen, hiesse, sie zu
                                    als korrupt oder gar von geheimen Mächten          tolerieren. Das tun wir nicht und deshalb sind
                                    gelenkt ab. Sie anerkennen nicht mehr, wie         wir hier. Wir akzeptieren nicht, dass sich im
                                    unterschiedlich und oft widersprüchlich die        Schatten der Kritik an Corona-Schutzmass-
                                    Wertvorstellungen und Anliegen der ver-            nahmen antidemokratische Ideologien in die
                                    schiedenen Menschen sind. Sie betrachten           Mitte der Bevölkerung drängen.
                                    alle, welche nicht auf ihrer Linie liegen, als        Kreuzlingen, Konstanz und die Umge-
                                    homogene Masse. Sie betrachten die Mehr-           bung begreifen wir als Region und solidari-
                                    heit der Bevölkerung als «Schlafschafe» und        sieren uns darum mit dem Konstanzer Bünd-
                                    sprechen ihnen damit ab, mündige Bürge-            nis «Spread Love not Corona». Das Bündnis
                                    rinnen und Bürger zu sein, fähig, ihren Teil       umfasst rund 40 Parteien und Zivilorganisa-
                                    zu demokratischen Entscheidungen beizu-            tionen.
                                    tragen. Damit entfernen sie sich von den              Covid-19 ist eine weltweite Krise. Sie er-
         Rede von                   Grundsätzen der Demokratie.                        fordert von uns allen Solidarität und Rück-
         Charis Kuntzemüller-
         Dimitrakoudis                  In offiziellen Statements distanzieren         sicht. Nur gemeinsam können wir diese He-
         und Elina Müller           sich die «Querdenker» von extremistischem,         rausforderung meistern.
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Grossratsgeflüster vom 21.10.20
Als Erstes standen in der Festhalle     Kommissionsmitglieder, und nicht                                   ke Hand fehle, damit sie in die Gänge
Rüegerholz einmal mehr die Einbür-      alle könnten genügend Zeit aufbrin-                                kämen respektive gute Schüler wür-
gerungen auf der Traktandenliste.       gen für so viele zusätzliche Sitzun-                               den. Die Diskussionen dazu nahmen
Fünf Schweizer Bürger beantragten       gen. Mit Spezialkommissionen wäre                                  kein Ende. Am Schluss hielt Regie-
das Kantonsrecht des Thurgaus.          man besser bedient. Am Schluss                                     rungsrätin Monika Knill klar fest,
Hier war die Zustimmung einstim-        wurde der Antrag abgelehnt.                                        dass dieses Thema keine Sache des
mig. Bei den 229 Personen mit aus-         Dann wurde es nochmals interes-                                 Kantons sei. Es würden genügend
ländischem Pass war es dann wie         sant. In der letzten Ratssitzung hat-                              Anstrengungen unternommen, um
gewohnt: Die grosse Mehrheit der        ten wir das Thema «Knaben an der                                   den Lehrberuf ansprechender dar-
SVP-Fraktion enthielt sich der Stim-    Volksschule im Abseits» und nun         Martin Nafzger             zustellen.
me und blieb in stummem Protest         kam ein Vorstoss, weil die Frauen       Kantonsrat Romanshorn         Abschliessend wurde über nach-
sitzen.                                 an der Pädagogischen Hochschule                                    haltiges Investieren diskutiert. Hier
   Danach wurde über die Aufsto-        respektive in den Klassenzimmern                                   ging es um Institutionen, bei denen
ckung der Raumplanungskommis-           überhand nehmen würden. Der                                        der Kanton beteiligt ist, wie die Kan-
sion RPK diskutiert. Sie sollte um      Gros­se Rat diskutierte über die «Fe-                              tonalbank, EKT und Gebäudeversi-
die Bereiche Umwelt, Verkehr und        minisierung der PHTG». Die Anfrage                                 cherung. Obwohl es nicht einfach ist
Energie erweitert werden. Das neue      kam schon wie diejenige an der letz-                               oder manchmal sogar unmöglich,
Konstrukt sollte dann «RUVEK» hei-      ten Ratssitzung aus dem SVP-Lager.                                 die Geldströme zu verfolgen, äusser-
ssen. Unsere Vertreterin in der RPK,    Bei den anschliessenden Voten war                                  ten sich alle RednerInnen wohlwol-
Christine Steiger, argumentierte,       die Stimmung wie zu erwarten: Rot-                                 lend über den Bericht und die An-
dass die Aufblähung trotz hehrer        Grün sah keinen Grund zur Beunru-                                  strengungen.
Absichten keinen Sinn ergebe. Glei-     higung, die rechte Ratshälfte fand
cher Meinung war auch die Regie-        den Zustand katastrophal. Wieder
rung. Es gäbe zu viel Arbeit für die    seien es die Knaben, denen eine star-

Eine leere Messehalle und eine Thurgauerin
in der Geschäftsleitung der SP Schweiz
                           Der Parteitag der SP Schweiz wurde       stellte sich Nina selbst zur Wahl in      Ein spannender Tag – nächstes
                           erst vom Frühling auf den 17. Ok-        die Geschäftsleitung der SP Schweiz.   Mal aber hoffentlich wieder mit
                           tober verschoben und fand dann           Beides gelang jeweils mit grossem      allen Genossinnen und Genossen
                           kurzfristig trotzdem hauptsächlich       Mehr, sodass nun erstmals seit lan-    unter einem Dach. Mit allem, was
                           im virtuellen Raum statt. Wer selber     ger Zeit wieder eine Thurgauerin in    dazugehört: Diskussionen, Begeg-
                           für ein Amt kandidierte, für die Vi-     der Geschäftsleitung der SP Schweiz    nungen und ein grosses Fest.
                           zepräsidiumskandidierenden sprach        Einsitz nimmt.
                           oder am Vortag bereits an der Koor-
                           dinationskonferenz der Kantonal-
Julian Fitze               parteien teilnahm, durfte trotzdem
politischer Sekretär       in der fast leeren Messehalle vor Ort
                           teilnehmen. So etwas wie die übliche
                           verbindende Parteitagsstimmung
                           kam aber erst auf, als in den Sozia-
                           len Medien Beiträge von Genossin-
                           nen und Genossen aus der ganzen
                           Schweiz erschienen, die den wichti-
                           gen Gesamterneuerungswahlen von
                           zuhause aus beiwohnten.
                              SP-Thurgau-Präsidentin       Nina
                           Schläfli hatte vor rund 80 Genos-
                           sinnen und Genossen in der Messe­
                           halle und etwa 600 Parteimitglie-
                           dern am heimischen Bildschirm
                           gleich zwei Auftritte. Erst durfte sie
                           die St. Galler Nationalrätin Barbara
                           Gysi zur Wiederwahl ins Vizeprä-
                           sidium empfehlen, anschliessend
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