Differentielle Therapie von Depressionen - am Beispiel der Psychotherapiestation Privé
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Differentielle Therapie von Depressionen am Beispiel der Psychotherapiestation Privé 8. November 2018 Christine Poppe
Bedeutung von Depressionen • Jeder 5. entwickelt im Laufe des Lebens eine psychiatrische Erkrankung, am häufigsten eine Depression WHO-Studie 1980 – 2013, Steele et al., 2014 • Bis 2030 Nr. 1 der das Leben beeinträchtigenden und verkürzenden Erkrankungen (DALYs) WHO, 2004 • Hohe direkte und indirekte Kosten Klein-Budde et al., 2013 • Erhöhtes Risiko für somatische Erkrankungen Patten et al., 2005 • Hohes Risiko von Rezidiven und Chronifizierung Buckmann et al., 2018 12.11.2018 2
Depressionen – heterogenes klinisches Bild • Schweregrad • Psychotische Formen • Agitierte Formen • Atypische Form • Geschlechtsspezifische Unterschiede • Peripartale Depressionen • Altersdepressionen • Kulturspezifische Aspekte Angst et al., 2007; Nelson et al., 2018; Rodgers et al., 2014; Stahl et al., 2017 12.11.2018 3
Depressionen und Stress Frühe Genetik Traumata Polymorphismen Sensible Phasen d. Temperament Epigenetik Hirnreifung Geschlecht Dosiseffekt Exzessiver und Soziale ZNS – Phänotyp inadäquater Unterstützung Stress Cortico – limbisch – Hirnstamm Stress-Sensitivität Physiologie Verhalten autonom, Endokrin Stress Metabolisch, immun Angst Schmerz Depression 12.11.2018 Kardiovaskulär 5 nach Heim und Binder, 2012
Heterogene Mechanismen in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen Beziehungsprobleme, Trennung, Verluste Dysfunktionale Beziehungsmuster Unsichere Bindung Mentalisierung -vermeidend Kompetenzen -abhängig Resilienz Beziehungs- erfahrungen Depression Temperament Genetik Kognitiv-affektive Schemata - Selbstkritik, Perfektionismus Belohnung - Vermeidung, geringe Selbstwirksamkeit Abhängiger Stress Versagen, ausbleibende Gratifikation 6 12.11.2018 Blatt et Luyten, 2009; Gilbert, 2006; Luyten und Fonagy, 2017
Frühe interpersonelle Traumatisierungen - episodische versus chronische Verläufe • Frühe interpersonelle Traumatisierungen erhöhen Risiko der Chronifizierung (CTQ) • Kein Zusammenhang zwischen chronischer Depression und frühen belastenden Lebensereignissen • Dosis-Reaktions-Beziehung zwischen Frequenz früher Traumatisierungen und Chronizität der Depression • Zusammenhang nicht bei episodischen Verläufen Wiermsa et al., 2009
Psychotherapie ist wirksam • Nachweise in der Akutbehandlung von Depressionen für • Kognitive Verhaltenstherapie (Cuijpers, 2016) • Interpersonelle Psychotherapie (Cuijpers, Donker et al., 2016) • Psychodynamische Kurzzeittherapie (Driessen et al., 2015) • Verhaltensaktivierung (Segal et al., 2002) • Keine Unterschiede zwischen den Verfahren belegbar (Cuijpers, Ebert et al., 2016) • Bei leichten und mittelgradigen Verläufen mindestens so wirksam wie Pharmakotherapie (Cuijpers et al., 2011) • Additiver Effekt von Psychotherapie bei unzureichender Pharmakoresponse (Cochrane Analyse, Ijaz et al., 2018) • Hinweise für die Verbesserung der Lebensqualität über den Rückgang der depressiven Symptome hinaus (Kolovos et al., 2016) 12.11.2018 9
Wie wirksam ist Psychotherapie tatsächlich? • Cuijpers, Karyotaki et al., 2018 • Wirksamkeit im Vergleich zu Kontrollgruppe • Nicht korrigierte Effektstärke von g = 0.70 • Korrigierte Effektstärke g = 0.31 • number-needed-to-treat von 4.18 • Munder, Flückiger et al., 2018 • Re-Analyse der Wirksamkeit im Vergleich zu • Wartegruppe SMD = 0.70 • treatment as usual SMD 0.31 • Andere Kontrollgruppen SMD = 0.43 • Meta-Analyse von negativen Effekten unter Psychotherapie • Um 61% geringeres Risiko sich unter Psychotherapie zu verschlechtern als unter Kontrollbedingungen • Aber: nur 6% aller Studien untersuchen negative Effekte 12.11.2018 Cuijpers, Reijnders et al., 2018 10
Neue Entwicklungen der Psychotherapie Basieren auf ● Fortschritten der psychologischen Forschung ● Einbezug von Bindungsaspekten, psychodynamischen und humanistischen Psychotherapiemodellen ● Transdiagnostische Konzepte Ziele ACT ● Fokus auf Prozess nicht Inhalt des Erlebens ‒ Psychologische Flexibilität, Achtsamkeit, MBCT Akzeptanz, Defusion, Werte DBT BA Evidenz Schema therapie • Empirisches Evidenz weniger gut im Vergleich zu Meta- klassischen Verfahren abgesichert kognitiv • Heterogene Studienqualität Churchill et al., 2013; Hunot et al., 2013; Öst, 2008 CBASP
Warum der differentielle Einsatz von Psychotherapie sinnvoll sein kann • Heterogene Mechanismen in Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen • Komplexe Bilder im klinischen Alltag • Bedeutung von Subgruppen, Schweregrad und Verlaufsform • Sequentieller Einsatz von Techniken entsprechend der Therapiephase bzw. des Krankheitsstadiums • Flexibler Einsatz von spezifischen Strategien wirkt sich günstiger auf das Outcome aus als eine strenge Adhärenz an das Manual • Bedeutung von spezifischen Prädiktoren auf die Therapieresponse • Bedeutung der Patientenpräferenz
Therapeutische Beziehungsgestaltung • Allgemeiner Wirkfaktor von Psychotherapie • Gefühl verstanden zu werden, ist das Wichtigste, was man tun kann • Gesundung findet im sozialen Kontext statt • Berücksichtigung von frühen interpersonellen Traumata und Bindungsunsicherheit bei Depressionen • Vermittlung von korrigierenden Beziehungserfahrungen Wampold, 2018 12.11.2018 13
Differenzierte Diagnostik Individuelles Störungsmodell • Plausible Erklärung • Ableitung von therapeutischen Aufgaben und Zielen • Erzeugung von Veränderungserwartung Individuelle Therapieplanung • Entscheidung für spezifische Therapiestrategien • Interdisziplinäre Koordination 12.11.2018 14
Differenzierte Ansätze in der Behandlung von Depressionen in der Klinik Zugersee • Kognitiv-verhaltenstherapeutische Strategien • Wertebasierte Verhaltensaktivierung • Klärungsorientierte Ansätze • Emotionsfokussierte Ansätze • Interpersonelle Ansätze • Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) bei chronischen Depressionen • Werteorientierung 12.11.2018 15
Verhaltensaktivierung - wertebasiert • Funktionale Betrachtung von Verhalten • Verhaltensaktivierung entscheidender Wirkfaktor bei KVT • Hinweise auf höhere Effektivität der Verhaltensaktivierung bei schwer und chronisch depressiven Patienten Dimidjan et al., 2006; Jacobson et al. 1996 Martell, Dimidjian, Hermann-Dunn, 2010
Interpersonelle Psychotherapie • Betrachtung von akuten Depressionen im interpersonellen Kontext • Klärung von Problemfeldern und Vermittlung von Kompetenzen zur Bewältigung anstehender Entwicklungsaufgaben • Rollenwechsel • Trauer • Konflikte • Soziale Isolation • Stress im beruflichen Alltag Klerman et Weissman, 1968 Übersetzt und adaptiert, Schramm 12.11.2018 17
Achtsamkeit • Bewusste Aufmerksamkeitslenkung im gegenwärtigen Moment und ohne zu bewerten. • Entkoppelung von kontextabhängigen Reiz – Reaktionsketten durch Unterbrechung oder Kontexterweiterung S R1 R2 • Förderung von Akzeptanz • Kultivierung von Selbstmitgefühl • Wirksamkeitsnachweise bei rezidivierenden Depressionen mit mehr als 3 Episoden, residualen Symptomen, Ängsten und Stress Baer, 2003; Chiesa et al., 2011; Davis et Hayes, 2011; Grossman, 2011; Hölzel et al., 2011; Levin et al., 2015; Kuyken, Watkins et al., 2010
Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) • Spezifische Psychotherapie zur Behandlung von chronischen Depressionen • Betrachtung der Depression unter interpersonellen Aspekten • Wirksamkeitsnachweise bei Patienten mit chronischen Depressionen und frühen interpersonellen Traumatisierungen in Kombination mit Psychopharmakotherapie Furukawa et al., 2018; Keller et al., 2000; Koscis et al., 2008; Kriston et al., 2014 12.11.2018 19
Werteorientierung • Ein Punkt am Horizont, auf den wir zusteuern • Selbstgewählt • Keine Normen oder Tugenden • Dynamisch • Erhöhung der psychischen Flexibilität zugunsten eines wertebasierten Lebens • Basierend auf der Acceptance und Commitment Therapy (ACT) Hayes, et al., 2006 12.11.2018 20
Psychotherapiestation Privé Individuelle und fokussierte Therapie an einem Ort der Ruhe und Geborgenheit 12.11.2018 21
Behandlungsschwerpunkte • Depressionen • Bipolare Störungen • Angst- und Zwangsstörungen • Stressfolgeerkrankungen • Psychische Folgeerscheinungen bei körperlichen Erkrankungen 12.11.2018 22
Verstehen – Überwinden - Neuorientierung • Individuelle Psychotherapie • Moderne und erprobte Therapien mit kognitiv- verhaltenstherapeutischem Schwerpunkt • Einzel- und Gruppentherapien 12.11.2018 23
Psychotherapeutisches Gruppenprogramm • Kommunikation • Training emotionale Kompetenz • Lebenslinie und Werte • Achtsamkeit bei Stress, Angst und Depressionen • Informationen zu Depressionen • Interpersonelle Gruppe bei akuten Depressionen • Fertigkeitentraining nach DBT 12.11.2018 24
Biologische Therapieansätze • Umsichtige, individuell angepasste Psychopharmakotherapie • Licht- und Wachtherapie • Hausinterne internistische Mitbetreuung • Komplementärmedizinische Anwendungen • Ernährungsberatung 12.11.2018 25
Erleben und Ausdruck fördern • Kunst- und Ausdruckstherapie • Körperorientierte Therapie • Bewegungs- und Körpertherapie • Entspannung (PMR) • Yoga • Fitness • Massage • Physiotherapie • Musiktherapie 12.11.2018 26
In Beziehung zu sich selbst und der Umwelt treten • Bezugspflege • Einen Rhythmus finden • Chance zur persönlichen Entwicklung • Einbezug von Angehörigen • Sozialberatung • Spiritualität • Recovery • Peers 12.11.2018 27
Unser Behandlungsteam Stationsleitung: Leitende Ärztin Frau Dr. Ch. Poppe Oberärztin Frau Dr. Ch. Käufling Stationsleiterin Pflege Frau D. Brutschy Ärzte Psychologinnen: Assistenzärzten Frau Dr. G. Fischer Psychologin Frau M. Trendle Psychologin Frau N. Fischer Pflegeteam: Frau C. Henzen Frau A. Minder Fr. R. Konrath Hr. J. Thiergart Frau. M. Vojnovic Fr. Ch. Bachmann Fr. M. Steck
Danke für Ihre Aufmerksamkeit Integrierte Psychiatrie Widenstrasse 55 T 041 726 39 00 info@triaplus.ch Uri, Schwyz und Zug 6317 Oberwil-Zug www.triaplus.ch
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