Niederrhein Konjunkturbericht - Lage Erwartungen Exporte Investitionen Beschäftigung - Niederrheinische IHK

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Niederrhein Konjunkturbericht - Lage Erwartungen Exporte Investitionen Beschäftigung - Niederrheinische IHK
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                                                   Lage

                                               Erwartungen

                                                  Exporte

                                               Investitionen

                                               Beschäftigung

                             Konjunkturbericht
                             Niederrhein
                             Frühsommer 2021
2 | KONJUNKTURBERICHT NIEDERRHEIN

     Industrie boomt und bangt um Lieferketten
     Konjunkturklimaindex Niederrhein
     150

     125

     100

      75

      50
            2001

                     2002

                              2003

                                        2004

                                                 2005

                                                           2006

                                                                   2007

                                                                          2008

                                                                                     2009

                                                                                            2010

                                                                                                   2011

                                                                                                           2012

                                                                                                                  2013

                                                                                                                           2014

                                                                                                                                  2015

                                                                                                                                         2016

                                                                                                                                                  2017

                                                                                                                                                         2018

                                                                                                                                                                  2019

                                                                                                                                                                         2020

                                                                                                                                                                                2021
     Der Konjunkturklimaindex spiegelt Lage und Erwartungen zusammenfassend wider.
     Quelle: Niederrheinische IHK

     Wissenswert
     Auswirkungen der Blockade des Suezkanals im März 2021

        Suez-Kanal:                                               Direkte Auswirkungen                              Nachgelagerte Auswirkungen
        10 bis 12 %                                               • Vorleistungsgüter für                          • Lade- und Lagerraum im Nachlauf
        des Welthandels                                              Industrie fehlen                                  unter Druck
        8 bis 9 %                                                    (z.B. Chips)
        der deutschen Im- und                                                                                       • Mangel an Containern wg. längerer
        Exporte                                                   • Handelsware verzögert sich                       Wartezeiten
                                                                    (z.B. Saisonware)
                                                                                                                    • Mehr Verzögerungen für ankommende
                                                                  • Lange Staus an den                               Binnenschiffe und Güterbahnen
                                                                    Seehäfen
                                                                                                                    • Verkehrsverlagerung auf Lkw:
                                                                                                                       Lkw-Transporte werden teurer

                             23. – 29.3.                   ca. 1 Woche           Mitte April              bis Mitte Mai                         bis in den Sommer
                             Sperrung des                  Auflösung des         Erste verzögerte         Maersk erwartet                       Auswirkungen auf das
                             Suez-Kanals durch             Schiffsstaus          Schiffe erreichen        gravierende Auswirkungen              nachgelagerte Netz zu
                             die Havarie der               (~ 400 Schiffe)       europ. Seehäfen          auf Lieferketten                      erwarten
                             Ever Given

                            März                                             April                                       Mai                                    Juni

     Quellen: Kieler Institut für Weltwirtschaft, Maersk
3 | KONJUNKTURBERICHT NIEDERRHEIN

     Wirtschaft hofft auf Sommererholung
     Im Frühsommer 2021 hat sich die wirtschaftliche Lage insgesamt              Betrieb (25 %) erwartet Besserung. Beson­ders gestiegen ist der
     leicht verbessert. Gleichzeitig hat die Planbarkeit für die Betriebe        Anteil im Handel (22 % nach 9 % zu Jahresbeginn) und bei den
     über alle Branchen hinweg massiv abgenommen. Umso erfreu-                   Dienstleistern (26 %, zuvor: 19 %). Vor allem die vom Lockdown
     licher ist: Jedes dritte Unternehmen (36 %) berichtet von einer             betroffenen Unternehmen sind aber weiter pessimistisch: 42 % der
     guten Geschäftslage (Jahresbeginn: 27 %), 27 % von schlechten               Einzelhändler und 65 % der Tourismusbetriebe rechnen weiter­hin
     Geschäften (zuvor: 28 %). Die Industrie zieht die Wirtschaft aus            mit schlechten Geschäften. Der Konjunkturklimaindex, der Lage
     der Talsohle. Einen ähnlichen Industrieboom gab es zuletzt 2018.            und Erwartungen zusammenfassend darstellt, steigt um 11 Zähler
     Anders als im produzierenden Gewerbe ist die Situation für viele            auf 106 Punkte. Er liegt damit immer noch unter dem langjährigen
     Einzelhändler, Tourismusbetriebe und Dienstleister unverändert              Durchschnitt von 112 Punkten. Die Ergebnisse basie­ren auf der
     schlecht. Auch die Logistiker zeigen sich unzufrieden. Deutliche            Konjunkturbefragung der Niederrheinischen IHK, an der sich
     Fortschritte beim Impfen und rückläufige Inzidenzen lassen die              337 Unternehmen aus den Branchen Industrie, Handel und
     Hoffnung auf einen besseren Sommer auf­keimen. Jeder vierte                 Dienstleistungen mit rund 47.000 Beschäftigten beteiligt haben.

     Geschäftslage und Geschäftserwartungen am Niederrhein
      50

      40

      30

      20

      10

       0

     -10                                                                                                                Geschäftslage
                                                                                                                        Geschäftserwartungen
     -20
                                                                                                                    JB: Jahresbeginn
                                                                                                                    FS: Frühsommer
     -30
                                                                                                                    H: Herbst

     -40                                                                                                            Saldo in Prozentpunkten aus „gut“ und
                  H     JB    FS    H   JB    FS    H   JB    FS    H       JB     FS   H     JB    FS              „schlecht“ bzw. „besser“ und „schlechter“

           2016              2017            2018            2019                2020              2021             Quelle: Niederrheinische IHK

     Geschäftslage am Niederrhein
     Industrie                                                                                            Trend
        52,4 %                                           37,1 %                                10,5 %
     Handel
        34,5 %                                           34,5 %                                31,0 %
     Dienstleistungen
        25,2 %                                           37,8 %                                37,1 %
     Gesamtwirtschaft
        36,1 %                                           36,7 %                                27,2 %
                                                                                                                    Trenderklärung
                                                                                                                    Veränderung des Saldos gegenüber
     Geschäftserwartungen am Niederrhein                                                                            der Vorumfrage

     Industrie                                                                                            Trend        mehr als 10,0 Punkte
        27,4 %                                           56,6 %                                16,0 %                  um 5,1 bis 10,0 Punkte
                                                                                                                       -5,0 bis 5,0 Punkte
     Handel                                                                                                            -5,1 bis -10,0 Punkte
        21,8 %                                           48,3 %                                29,9 %                  weniger als -10,0 Punkte
     Dienstleistungen
                                                                                                                      gut
        26,2 %                                           52,5 %                                21,3 %                 befriedigend
     Gesamtwirtschaft                                                                                                 schlecht

        25,4 %                                           52,7 %                                21,9 %               Quelle: Niederrheinische IHK
4 | KONJUNKTURBERICHT NIEDERRHEIN

     Exporterwartungen                                                    30
                                                                          25
                                                                          20
     „Made in Germany“ stark gefragt                                      15
                                                                          10
     Erstmals seit zwei Jahren blicken mehr Unternehmen optimis-
     tisch (30 %) als pessimistisch (18 %) auf die globalen Märkte.        5
     Die Weltwirtschaft ist wieder im Tritt und treibt vor allem die       0
     Industrie an. Die Aufträge aus dem Ausland ziehen deutlich an,       -5
     sodass in der Industrie sogar 40 % der Betriebe mit steigenden      -10
     Exporten rechnen. Lediglich die Dienstleister äußern sich           -15
     weiterhin überwiegend skeptisch über das Auslandsgeschäft.
                                                                         -20
     Nur 12 % rechnen mit besseren, 24 % mit schlechteren grenz-
     überschreitenden Geschäften.                                        -25
                                                                         -30
     Die internationale Entwicklung der Pandemie und ihre Auswir-        -35
     kungen auf die Nachfrage und Lieferketten bleiben eine große        -40
     Sorge der Unternehmen. Die Planbarkeit hat insbesondere im
                                                                         -45
     produzierenden Gewerbe massiv abgenommen. Die zum Teil
     kurzfristigen und sprunghaften Marktveränderungen stellen die       -50
     Betriebe hier vor große Herausforderungen, die Versorgung mit       -55
     Grundstoffen und Vorprodukten effizient und gleichzeitig sicher     -60
     zu gestalten. Auch der Personalbedarf unterliegt hierdurch
                                                                                           H   JB FS H       JB FS H        JB FS H JB FS H JB FS
     starken Schwankungen.
                                                                                 2016           2017               2018        2019             2020         2021

                                                                               Insgesamt          Handel              Saldo in Prozentpunkten      JB: Jahresbeginn
                                                                               Industrie          Dienstleistung      aus Zu- und Abnahmen         FS: Frühsommer
                                                                                                                                                   H: Herbst
                                                                         Quelle: Niederrheinische IHK

     Inlandsinvestitionen
     Unklare Perspektiven bremsen
     Investitionswillen
     Die Pandemie hat die Investitionsbereitschaft der Unternehmen        35
     einbrechen lassen. Die Erholung verläuft hier nur schleppend.        30
     Die Industriebetriebe setzen dank guter Auftragszahlen wieder        25
     mehr Investitionsmittel ein (37 % planen mehr Investitionen,
     18 % weniger). Der Handel und viele Dienstleister beschränken        20
     sich auf das Nötigste. Insgesamt halten sich steigende und           15
     sinkende Investitionen die Waage (28 zu 26 %).                       10
                                                                           5
     Die Mittel fließen vor allem in Ersatzbeschaffungen (73 %*,
                                                                           0
     Industrie: 79 %*, Dienstleister: 78 %*). Ein positives Signal für
     die Zukunft versprechen zunehmende Kapazitätserweiterungen           -5
     (27 %* nach 22 % zu Jahresbeginn), vor allem in der Industrie       -10
     (38 %*, zuletzt: 25 %*). Auch die Investitionen in Umwelt-          -15
     schutzmaßnahmen bewegen sich weiter auf Rekordniveau
                                                                         -20
     (24 %*): Die Betriebe kommen ihrer gesellschaftlichen Verant-
     wortung trotz enger Budgets auch in der Krise nach.                 -25
                                                                         -30
     * Mehrfachnennungen möglich
                                                                         -35
                                                                                           H   JB FS H       JB FS H        JB FS H JB FS H JB FS
                                                                                 2016           2017               2018        2019             2020         2021

                                                                               Insgesamt          Handel              Saldo in Prozentpunkten      JB: Jahresbeginn
                                                                               Industrie          Dienstleistung      aus Zu- und Abnahmen         FS: Frühsommer
                                                                                                                                                   H: Herbst
                                                                         Quelle: Niederrheinische IHK
5 | KONJUNKTURBERICHT NIEDERRHEIN

     Beschäftigung
     Kurzarbeitergeld zeigt weiter Wirkung
     Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin stabil. Angesichts der          30
     Schwere und Dauer der aktuellen Einschränkungen für viele             25
     Branchen ist dies ein positives Signal. Das Kurzarbeitergeld wirkt    20
     weiterhin und wird in den vergangenen Monaten wieder stärker          15
     genutzt. Etwa gleich viele Unternehmen wollen Beschäftigung
                                                                           10
     aufbauen wie abbauen (je 16 %). Die Industrie tendiert dabei
     stärker zu Neueinstellungen, während Handel und Dienstleister           5
     hier zurückhaltender agieren.                                           0
                                                                           -5
     Besorgniserregend ist dagegen die Ausbildungssituation. Im           -10
     Mai 2021 sind am Niederrhein rund 670 Lehrstellen frei – so          -15
     viele wie noch nie zum selben Zeitpunkt des Jahres. Die Unter-       -20
     nehmen ringen um Nachwuchs. Aufgrund der Pandemie und
                                                                          -25
     den geschlossenen Schulen gelingt es der Wirtschaft jedoch
     kaum, Kontakt zu den Abgangsklassen herzustellen und ihre                            H    JB FS H          JB FS H       JB FS H JB FS H JB FS
     Ausbildungsangebote zu bewerben. 39 % benennen – auch in                     2016            2017              2018         2019            2020        2021
     der Krise – den Fachkräftemangel als Risiko für ihre Geschäfts-
     entwicklung. Zahlenmäßig kleinere Abschlussjahrgänge und der             Insgesamt            Handel              Saldo in Prozentpunkten     JB: Jahresbeginn
     anhaltende Renteneintritt der Babyboomer wird diese Tendenz              Industrie            Dienstleistung      aus Zu- und Abnahmen        FS: Frühsommer
                                                                                                                                                   H: Herbst
     weiter verschärfen.                                                  Quelle: Niederrheinische IHK

     Risiken
     Engpässe bei Rohstoffen gefährden
     Aufschwung
     Als größtes Risiko für die Geschäftsentwicklung benennen die         Inlandsnachfrage
     Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen
     (57 %*). Darunter fallen das Pandemie-Management von Bund
                                                                          Auslandsnachfrage
     und Ländern, aber auch zunehmende Bürokratie und langsame
     Genehmigungsverfahren. Die Sorge vor fehlender Nachfrage
     bleibt zwar dominant (52 %* Inlandsnachfrage, 22 %* Auslands-        Finanzierung
     nachfrage), bewegt sich aber wieder auf dem Vorkrisenniveau.
     Hier macht sich die gute Auftragslage in der Industrie bemerk-
                                                                          Arbeitskosten
     bar, von der auch weitere Akteure entlang der Wertschöpfungs-
     ketten profitieren.
                                                                          Fachkräftemangel
     Am deutlichsten zugenommen hat die Sorge vor steigenden
     Energie- und Rohstoffkosten (47 %* nach 33 %* zu Jahres-
                                                                          Wechselkurs
     beginn). In der Industrie benennen dieses Risiko 70 %* der
     Betriebe: so viele wie noch nie. Einerseits schränkt die zum
     Jahresbeginn gestartete CO2-Bepreisung die Wettbewerbsfähig-         Energie- und Rohstoffpreise
     keit ein. Andererseits sorgen fehlende Rohstoffe, Materialien
     und Vorprodukte wie etwa Spezialkunststoffe, Mikrochips oder
                                                                          Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen
     Bauholz für stockende Produktionen. Dafür sind der Industrie-
     boom und die positive Weltkonjunktur einerseits, andererseits
     die durch die Pandemie verringerten Kapazitäten und Liefer­
     engpässe verantwortlich.
     * Mehrfachnennungen möglich
                                                                            Jahresbeginn 2021            Angaben in Prozent,
                                                                            Frühsommer 2021              Mehrfachnennungen möglich

                                                                          Quelle: Niederrheinische IHK
6 | KONJUNKTURBERICHT NIEDERRHEIN

     Fokus Niederrhein
     Finanzlage entspannt sich langsam
     Insgesamt bezeichnen mittlerweile 61 % der Unternehmen                                         Unsere aktuelle Finanzlage ist wesentlich
     ihre Finanzlage als unproblematisch. Die Mehrzahl der Betriebe                                 geprägt von
     hangelt sich somit relativ stabil durch den langen Lockdown.
     Mehr als einem Drittel steht jedoch das Wasser mindestens bis                                   Liquiditätsengpässen
     zum Hals. Der Zugang zu Fremdkapital wird immer schwieriger.
     Gerade Tourismus- und Gastronomiebetriebe leiden unter der
                                                                                                     Eigenkapitalrückgang
     fehlenden Öffnungsperspektive. Für diese Betriebe wird der Weg
     zurück zur Normalität lang und beschwerlich werden.
                                                                                                     Erschwertem Fremdkapitalzugang
     Insgesamt sehen sich 9 % der Betriebe als insolvenzbedroht
     (Jahresbeginn: 7 %). Vor allem im Handel nimmt der Anteil zu
                                                                                                     Hoher Fremdkapitalbelastung
     (13 %, zuletzt: 5 %). Dabei steht der Großhandel (14 %, Jahres-
     beginn: 2 %) nun ebenso im Fokus wie der Einzelhandel (unver­
     ändert 10 %). Mit zunehmender Länge der Einschränkungen                                         Zunehmenden Forderungsausfällen
     geraten nun immer mehr Betriebe entlang der Wertschöpfungs-
     und Nachfrage­ketten unter Druck.
                                                                                                     Drohender Insolvenz

                                                                                                     Unsere Finanzlage ist unproblematisch

                                                                                                       Jahresbeginn 2021           Angaben in Prozent,
                                                                                                       Frühsommer 2021             Mehrfachnennungen möglich

                                                                                                    Quelle: Niederrheinische IHK

     Strukturkennziffern für den Bezirk der Niederrheinischen IHK
                                                                                                                    Aktueller Stichtag                                 Vorjahr
      Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (zum 30.09.2020)                                                              425.299                                 424.503
      Arbeitslose (April 2021)                                                                                                  58.391                                 54.978
      Arbeitslosenquote (April 2021)                                                                                             8,7 %                                  8,2 %
      Umsatz im Produzierenden Gewerbe (Jahr 2020) in 1.000 €                                                              19.159.667                              20.808.753
      davon Auslandsumsatz (Jahr 2020) in 1.000 €                                                                           7.439.542                               8.163.054
      Exportquote (Jahr 2020)                                                                                                  38,8 %                                  39,2 %
      Einwohnerzahl (31.12.2019)                                                                                            1.271.127                               1.269.373
     Quelle: Bundesagentur für Arbeit; IT.NRW

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