Mit Nutzenstiftung zu mehr Ressourceneffizienz im Quartier - RWTH Aachen University

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Mit Nutzenstiftung zu mehr Ressourceneffizienz im Quartier - RWTH Aachen University
THEMA
     Städtische Ressourcen

      © Couleur auf Pixabay

     Mit Nutzenstiftung zu mehr
     Ressourceneffizienz im Quartier
     Ressourceneffizienz, Quartier, Fläche, Wasser, Baustoffe, Energie

     Anne Söfker-Rieniets, Birgitta Hörnschemeyer, Jonas Kleckers, Christian Klemm, Celestin
     Stretz

     Im Rahmen des Forschungsprojekts „Ressourcenplan im Quartier – R2Q“ startete im Frühjahr 2019 ein
     großer Forschungsverbund aus Hochschulen, wissenschaftlichen Instituten, Praxispartnern und einer
     Kommune, um die Verwendung der Ressourcen Wasser, Fläche, Baustoffe und Energie in Quartieren zu
     bilanzieren und zu bewerten, damit ihre effiziente Verwendung im Quartier mit Hilfe neuer rechtlicher
     Festsetzungen zukünftig gewährleistet werden kann.

     Rechtliche Verankerung von Ressourcen-                  enten Verwendung der Ressourcen Wasser, Fläche,
     schutz durch Ressourceneffizienz                        Baustoffe und Energie transparent nachvollzogen
     Das Forschungsprojekt „Ressourcenplan im Quar-          werden können. Zur durchdringenden Verankerung
     tier“ hat zum Ziel, eine rechtliche Lücke zu füllen:    des Ressourcenschutzes soll dieser auf allen Rechts-
     Zur Verankerung des Ressourcenschutzes durch            quellen von Bundes-, Landes- und Kommunalebene
     Ressourceneffizienz im Quartier soll ein „Ressour-      enthalten sein.
     cenPlan“ als Leitlinie für Rechtsbindungen in Bun-         Dabei sollen die neuen Instrumente in bestehen-
     des- oder Landesgesetzgebung entwickelt werden,         de Verfahren integrierbar sein, damit der Aufwand
     womit die öffentliche Hand, besonders Gemein-           für die Steigerung der Ressourceneffizienz so gering
     den, verpflichtet werden, ressourceneffizient zu        wie möglich ausfällt. Zur Umsetzung des Ressour-
     handeln. Mit Hilfe einer Methode zur Bemessung,         censchutzes bieten sich dafür viele bereits beste-
     Bilanzierung und Bewertung von Ressourceneffizi-        hende Gesetze und Verfahren an, die modifiziert
     enz im Quartier soll dabei die Steigerung der effizi-   oder ergänzt werden müssten [1], zum Beispiel in

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      TRANSFORMING CITIES
Mit Nutzenstiftung zu mehr Ressourceneffizienz im Quartier - RWTH Aachen University
THEMA
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den Bereichen Bauleitplanung, Städtebauförderung         übergeordnete Funktionseinheit, im Rahmen derer
und sonstigem, den Gebäudebestand betreffenden           alle systemischen Zusammenhänge der Ressourcen
Ortsrecht der Gemeinden, beim Denkmalschutz so-          individuell aber auch untereinander verknüpfend
wie in den Bereichen Abfall und Kreislaufwirtschaft.     betrachtet werden können, das Quartier ausge-
Damit wäre es möglich, die Ressourceneffizienz im        wählt. Die Annahme, dass die räumliche Abgren-
privaten und im öffentlichen Raum sowie für die          zung „Quartier“ als qualitative Funktionseinheit
Neuentwicklung von Teilquartieren und dem Be-            für einen transdisziplinären Ansatz geeignet ist,
stand umzusetzen.                                        liegt in der Definition von Olaf Schnur begründet,
                                                         die er nach dem „Fuzzy-Concept“ als „ ... unscharf
Entwicklung einer Bewertungsmethode von                  konturierte(n) Mittelpunkt-Ort alltäglicher Lebens-
effizienter Ressourcenverwendung                         welten ... “ beschreibt, „deren Schnittmengen sich im
Für die Umsetzung von mehr Ressourceneffizienz           räumlich-identifikatorischen Zusammenhang eines
und die Herleitung des gesetzlich festzuschreiben-       überschaubaren Wohnumfelds abbilden“ [2]. Daraus
den Ressourcenplans wird im Rahmen des Projekts          ergibt sich für den Forschungsansatz ein klar und
ein Bilanzierungstool für die Bewertung der be-          für jedes Quartier spezifisch abgrenzbarer Kont-
stehenden Ressourceneffizienz mit Maßnahmen-             rollraum, auf den sich die Bilanzierung bezieht. Er
optionen für eine effiziente Verwendung der be-          enthält eine gemeinsame Schnittfläche aller be-
trachteten Ressourcen Wasser, Fläche, Baustoffe          trachteter Quartiersdimensionen – Wasser, Fläche,             Bild 1:
und Energie entwickelt. Diese Vorgehensweise soll        Baustoffe und Energie – und umfasst auch Einflüsse            Quartiers-
                                                                                                                       dimensionen und
auf einer Bewertungssystematik beruhen. Damit            und Wirkungen aus den verschiedenen Quartiersdi-              Kontrollraum.
können die verschiedenen Bemessungsweisen und            mensionen über seine Grenzen hinaus (siehe Bild 1).           © Söfker-Rieniets
                                                                                                                       et al., eigene
-werte mittels einer übertragbaren Rahmenstruk-          Konkret bedeutet das beispielsweise, dass zur effi-
                                                                                                                       Grafik mit Teilen
tur, die sich aus der Bewertung der verschiedenen        zienten Verwendung der Ressource Wasser auch                  von OpenStreet-
Ressourcen ergibt, berücksichtigt und dennoch ei-        die für das Quartier zuständige Kläranlage oder der           Map, abgerufen
                                                                                                                       von download.
nem gemeinsamen Ziel entsprechend ausgewertet            entfernt passierende Kanal mit einbezogen werden              geofabrik.de am
werden. Besonders deutlich zeigen sich die Unter-        kann.                                                         20. 1. 2018
schiede in der Vielfalt quantitativer und qualitativer
                                                                                             Konntrollraum
                                                                                             Kontrollraum
Messwerte und Parameter, die mit einem transdis-
ziplinären Ansatz gleichermaßen in die Bewertung
mit einbezogen werden sollen.
    Es werden dazu weitere Prämissen definiert, die
der Systematik zugrunde liegen sollten. Aus wis-
senschaftlicher Sicht ist die Fortschreibbarkeit der
systemischen Inhalte essentiell. Damit lässt sich
gewährleisten, dass die Anforderungen und Ziel-            Fläche                                                           Energie
setzungen immer nach neuen wissenschaftlichen
Erkenntnissen ausgerichtet werden können. Die
Übertragbarkeit der Instrumente auf die Struktu-
ren aller deutscher Kommunen und die Rahmen-
bedingungen aller Quartiere muss gegeben sein.
Gleichzeitig ist die Effizienz bezüglich personeller
und finanzieller Ressourcen der kommunalen Ver-
waltungen wichtig. Dabei ist der Aufwand für die
Beschaffung neuer Daten und gegebenenfalls neu-                       Baustoffe                                   Wasser
er Erhebungen möglichst gering zu halten. Ebenso
ist die Betreuung von Datenbanken sorgfältig in den
Alltag der kommunalen Verwaltung zu integrieren
und möglichst mit weiteren Verwertungsmöglich-
keiten zu verbinden.

Handlungsraum Quartier
Um eine gemeinsame Bewertungssystematik zu
                                                                    relevante Quar tiersdimensionen
                                                                                                             Quar tiersker n/ Kontrollraum
entwickeln, muss zunächst ein gemeinsamer Bilan-                    des Forschungsprojekts

zierungsraum abgegrenzt werden. Hierfür wird als

                                                                                                       4 · 2020
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THEMA
                         Städtische Ressourcen

                                                                                                   Um in der allgemeinen Quartiersbewertung bezo-
                                                       gen auf die Fläche die planerische Komponente zu
                                                                                                          fokussieren und die Aktivierung von soziologischen
                                                                                                          Prozessen oder die Mobilisierung von Akteuren we-
                                                                         
                                                                                                          niger in den Vordergrund zu stellen, soll hier als For-
                                                                                                          schungsziel definiert werden, dass Ressourcen so
          "    (!
                                !#''(!'"!!)"!! '                                     vorliegen, dass ihre Nutzung bzw. ihre Nutzbarkeit
                               $"&')!'!("!+*/         "
  %!&"% '"!&+           "     (!!%!&"% '"!&+              %!&"% '"!&+     möglich gemacht oder verbessert wird oder für den
                                                                                                          gleichen Effekt ein geringerer Ressourceneinsatz
                                   !#''               (!'"!& !
                                                                                                          notwendig wird. Im Rahmen dieses Forschungsan-
                           !&'!                '$"&')!
                                !'0                 '!
                                     (%'%                0 (%'%                               satzes wird also demnach die Erhöhung des vor-
                                                                                                          handenen Nutzens, die Nutzenstiftung, als Mittel
        % %
   %!&"% '"!
                                 ('')                (!'"!''               !+.
                                                                                                          zur Steigerung der Ressourceneffizienz aufgefasst.
    (!%
                                *%'(!                     0                    !+1 (!        Und die Nutzungen von Ressourcen sind eben dann
                                                                                    (%'%&*%'(!
  %!&"% '"!                                                                                          möglich, wenn Funktionen bereitgestellt werden,
                              "%!!               (!'"!& !
                            !&'!             '$"&/'!                               die in Betrieb genommen werden können. Die The-
                           !!'0              '!                 "!'"%!
  &&"(%! !
                                 (%'%                0 (%'%               (!'"!''
                                                                                                          se lautet daher, dass die Ressourceneffizienz umso
                                                                                                          höher ist, über je mehr Funktionen die Ressourcen
     &'+(!
                                         (!'"!!25/-6/-7/3
                                     !&'0(&$%(!4
                                                                                                          verfügen, je höher also ihre Funktionalität ist.
                                                                                                             Bei der Wahl einer Bewertungsmethode, die alle
                                                                                                       untersuchten Ressourcen integriert, wurde der Soll-
                                                                                                          Ist-Vergleich der Funktionalität als geeignete Metho-
           Bild 2:       Ganzheitliches Bewertungsprinzip                                                 de ausgemacht. Die Soll-Funktionen in der Bewer-
     Bewertungs-         Bei der Evaluierung aller bestehenden Bilanzie-                                  tung lassen sich dabei aus kommunalen bis globalen
   systematik für
eine Bilanzierung        rungsmethoden und des Stands der Wissenschaft                                    Treibern ableiten. Als diese werden im Projekt häu-
 der betrachteten        bezogen auf die Bewertung der betrachteten Res-                                  fig neu oder verstärkt auftretende Begebenheiten
      Ressourcen.
© Söfker-Rieniets
                         sourcen wird deutlich, dass es die Bewertung der                                 bezeichnet, die eine Transformation erzeugen oder
             et al.      Ressource Fläche möglich machen kann, Zielvorga-                                 notwendig machen. Als Beispiel ist hier der Klima-
                         ben der Ressourcen Wasser, Baustoffe und Energie                                 wandel zu nennen, der es notwendig macht, einer-
                         zu verarbeiten und mit in die Bewertung aufzuneh-                                seits Anpassungen an die Folgen des Klimawandels
                         men. Denn die Flächeneffizienz hängt nicht zuletzt                               im Quartier vorzunehmen und andererseits Maß-
                         von der effizienten Verwendung dieser Ressourcen                                 nahmen zu entwickeln, die das Fortschreiten des
                         auf ihr und durch sie ab. So ergibt sich die These,                              Klimawandels verhindern.
                         dass alle lokalisierbaren Maßnahmen zur Steigerung                                  Die einzelnen Treiber lassen sich mit Hilfe wissen-
                         der Ressourceneffizienz von Wasser, Energie und                                  schaftlicher Untersuchungen wiederum in Transfor-
                         Baustoffen in einer Bewertungssystematik der Res-                                mationsziele übersetzen, die sich aus den Treibern
                         source Fläche enthalten sein müssen [3].                                         ergeben. Zum einen finden sich viele dieser Trans-
                                                                                                          formationsziele in bundesweit gültigen, aber auch in
                         Ressourceneffizienz durch Nutzenstiftung                                         kommunalen Strategien wie die Nachhaltigkeitsziele
                         Bevor auf Grundlage aller Prämissen und Rahmen-                                  der Vereinten Nationen oder das Klimaschutzpro-
                         bedingungen nun der planungstheoretische Ansatz                                  gramm der Bundesregierung (s. Bild 2) [5, 6].
                         dargestellt werden kann, ist es notwendig, sich mit                                 Dabei werden bei der Ressource „Wasser“
                         der Definition des Begriffs Ressourceneffizienz aus-                             im Projekt Aspekte der Ableitung, Nutzung und
                         einanderzusetzen. Hierzu wird die Definition des                                 Behandlung von Schmutz- und Niederschlags-
                         Umweltbundesamtes weiterentwickelt und auf die                                   wasser betrachtet. Unter den Prämissen der integra-
                         Quartiersdimension angepasst. So heißt es im Glos-                               len Entwässerungsplanung (Entsorgungssicherheit,
                         sar des Umweltbundesamtes, dass Ressourceneffi-                                  Gewässerschutz und Nutzungssicherung; [7]) wer-
                         zienz das „Verhältnis eines bestimmten Nutzens                                   den für das Quartier Vorgaben und Empfehlungen
                         oder Ergebnisses zum dafür nötigen Ressourcenein-                                für die Regenwasserbewirtschaftung, Abwasserbe-
                         satz“ [4] bezeichnet. Bei näherer Betrachtung des                                handlung, Wasser-, Wärme-, Nährstoff- sowie Ener-
                         Begriffs „Nutzen“ wird deutlich, dass er die Nutzung                             gierückgewinnung erarbeitet, wobei der Abgleich
                         von Dingen, also auch von Ressourcen voraussetzt.                                mit den Belangen des Ressourcenschutzes im Fokus
                         Die Nutzung von Dingen bedeutet dabei nichts an-                                 liegt. Die Herleitung dieser Empfehlungen erfolgt
                         deres als die Inbetriebnahme ihrer Funktion.                                     auf Grundlage der ortsspezifischen Rahmenbedin-

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                          TRANSFORMING CITIES
THEMA
                                                                                      Städtische Ressourcen

gungen des Entwässerungssystems (Infrastruktur,           Transformationszielen entwickelt, die es möglich
Gewässer, Flächennutzung). Planerisch können die          machen, die kommunalen Treiber und die Entschei-
Erkenntnisse innerhalb der Systematik der Ressour-        dungsgewalt der Kommunen zu stärken und in den
ce Fläche umgesetzt werden. Neben bewährten               Vordergrund zu rücken. Die spezifischen Bedarfe
Technologien werden dazu insbesondere Systeme             in der Quartiertransformation sollen den finanziel-
mit Stoffstromtrennung in Grau- und Schwarzwas-           len Voraussetzungen der Kommune entsprechend
ser und blau-grüne Infrastrukturen in Betracht ge-        berücksichtigt werden. Zum einen werden in einer
zogen.                                                    ersten Bilanzierung bundesweit gültige und orts-
   Die Ressource „Baustoffe“ umfasst alle Materi-         spezifische Treiber in Soll-Funktionen übersetzt,
alien, die über den Hoch- und Tiefbau in das anth-        wie es zum Beispiel zu den vorhandenen Hitzeinseln
ropogene Lager eingebracht wurden bzw. werden             der Fall ist. Zum anderen wird eine dem allgemein
und mittel- bis langfristig wieder als potenzielle (Se-   gültigen Stand der Wissenschaft entsprechende Bi-
kundär-)Rohstoffe zur Verfügung stehen. Durch die         lanzierung vollzogen, die im Gegensatz zum eben
Methodenentwicklung zur Erhebung des regiona-             beschriebenen qualitativen und ortsbezogenen Be-
len anthropogenen Lagers sowie die Bereitstellung         wertungsstrang, eine objektive, quantitative Bewer-
der nötigen Technologien und Verfahren werden im          tung umfasst. Während im ersten Strang qualitati-
Rahmen der Bewertung der Ressource „Baustoffe“            ve, inhaltsbezogene Funktionen bewertet werden,
die erforderlichen Grundlagen für einen ressour-          wird im zweiten Strang die Funktionalität einer Flä-
ceneffizienten Wertschöpfungskreislauf im Hoch-           che bewertet. Hier wird der Anzahl Ist-Funktionen
und Tiefbau geschaffen. Auf Basis dieses „Baustoff-       die Anzahl der möglichen Funktionen bei Erhalt der
haushaltsmodells“ können geeignete Maßnahmen              vorhandenen Primärfunktion gegenübergestellt.
für die Quartiersentwicklung abgeleitet und Trans-        Bei der Primärfunktion handelt es sich hier um die
formationsziele formuliert werden.                        durch die Bauleitplanung festgesetzte Funktion, bei-
   Bei der Bewertung der Ressource „Energie“ wer-         spielweise Verkehr, Wohnen, Park und vieles mehr.
den Methoden der Energiesystemmodellierung                Als Sekundärfunktionen werden im Rahmen des
genutzt, um die Einbindung verschiedener Maß-             Forschungsansatzes die Funktionen bezeichnet,
nahmen – von der Installation von Wärmepumpen             die Flächen aufgrund ihrer Eigenschaften außer-
bis hin zur Implementierung eines lokalen Energie-        dem besitzen und die positive oder negative Effekte
markts – in urbane Multi-Energiesystem zu untersu-        auf die Transformationsziele haben können [8]. Als
chen. Durch den Einsatz von Optimierungsalgorith-         positive Funktionen werden beispielweise Ökosys-
men werden alle theoretisch möglichen Technik- und        temdienstleistungen bewertet, die explizite oder
Maßnahmenkombinationen miteinander verglichen             implizite Wirkungen auf den Menschen haben (wie
und absolute „Nachhaltigkeitsmaxima“ ermittelt.           Kühlung), aber auch negative Effekte auf die oben
Mithilfe des im Projekt bereitgestellten Modellge-        erwähnten Transformationsziele haben, wie die Er-
nerators (dem „Spreadsheet Energy System Model            hitzung und Speicherung von Wärme oder die nicht
Generator“) können die erarbeiteten Methoden auf          vorhandene Artenvielfalt bei Asphaltflächen.
andere Quartiere übertragen werden.
   Aus den gesammelten Transformationszielen las-
sen sich schließlich individuelle Soll-Funktionen von
Flächen für das spezifische Quartier extrahieren. Als
Beispiel resultiert aus der Bewertung der Ressource
Wasser ergänzend zum örtlichen Klimaanpassungs-
konzept das Transformationsziel, dass die Hitze-
inseln im Untersuchungsquartier minimiert werden
müssen. Für das Erreichen dieses Ziels werden un-
ter anderem an den betroffenen Orten im Quar-
tier Flächen benötigt, die Kaltluft produzieren. Die
benötigten Eigenschaften dieser Flächen sind vor
allem Anschluss an bestehenden Boden, das heißt,
eine entsiegelte Oberflächenstruktur.
                                                                                                                 Bild 3:
   Im Rahmen des für alle Ressourcen gültigen                                                                    Rasengittersteine
planungstheoretischen Ansatzes wurden zwei                                                                       auf Parkplatz-
Bewertungsstränge bezogen auf verschiede-                                                                        fläche.
                                                                                                                 © Söfker-Rieniets
ne Zielfunktionen aus den oben beschriebenen                                                                     et al.

                                                                                                     4 · 2020
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THEMA
     Städtische Ressourcen

     Eine asphaltierte Parkplatzfläche, die in ihrem Ist-                [5]   United Nations: Transforming our World – The 2030
                                                                               Agenda for Sustainable Development, 2015.
     Zustand zwar die Primärfunktion „Parken“ optimal
                                                                         [6]   Bundesregierung und BMU Bundesministerium
     erfüllt, aber einige Funktionen besitzt, die negative
                                                                               für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
     Effekte auf das Transformationsziel „Minimierung                          (Hrsg.): Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesre-
     von Hitzeinseln“ hat, könnte bei Entsiegelung viele                       gierung zur Umsetzung des Klimaschutzplans 2050,
                                                                               2019.
     zusätzliche Funktionen erhalten, die positive Effekte
                                                                         [7]   DWA: Arbeitsblatt DWA-A 100 – Leitlinien der integ-
     auf diverse Transformationsziele haben. Beispiels-
                                                                               ralen Siedlungsentwässerung (ISiE) – Dezember 2006
     weise könnte diese Fläche mit Hilfe von Rasengitter-                      – fachlich auf Aktualität geprüft 2017.
     steinen, mit der weiter die Primärfunktion „Parken“                 [8]   Koellner, T., Stefan, A.-M., Wolff, H.A.: Zur Einführung
     erfüllt wird, viele weitere Funktionen mit positiven                      des Begriffs der Ökosystemdienstleistung in das
                                                                               Bundesnaturschutzgesetz. Zeitschrift für Umwelt-
     Effekten auf einige bundesweit gültige Transforma-
                                                                               recht, Nr. 7-8 (2018) S. 387 – 391.
     tionsziele wie Klimaanpassung, Arten- und Natur-
     schutz, Gesundheitsschutz uvm. besitzen (s. Bild 3).
        Die Steigerung der Ressourceneffizienz kann                        AUTOR*INNEN
     durch ein Monitoring der Bilanzierungsergebnisse
     nachvollziehbar werden und so als Beleg zur Einhal-
     tung der rechtlichen Vorgaben dienen. Zugleich ist
     das Bilanzierungs- und Bewertungstool auch eine                                     Dipl.-Ing. Anne Söfker-Rieniets
     Möglichkeit, Verbesserungen in der Ressourcen-                                      Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                                                                                         Projektleiterin Teilprojekt „Fläche“
     effizienz transparent zu veröffentlichen und poli-
                                                                           RWTH Aachen, Institut für Städtebau und
     tisch zu verwerten.
                                                                           Europäische Urbanistik
                                                                           Kontakt: soefker@staedtebau.rwth-aachen.de
      R2Q – RESSOURCENPLAN IM QUARTIER

      Das Projekt „R2Q – Ressourcenplan im Quartier“ wird
      vom Bundesministerium für Bildung und Forschung                                    Birgitta Hörnschemeyer M. Sc.,
      im Rahmen von FONA, Forschung für nachhaltige                                      Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                                                                                         Koordinatorin des Forschungsprojekts
      Entwicklung gefördert (Förderkennziffer 033W102A-
      K) und vom Institut für Infrastruktur · Wasser · Res-                FH Münster, Fachbereich Bauingenieurwesen,
                                                                           IWARU Institut für Infrastruktur · Wasser · Ressourcen ·
      sourcen · Umwelt der FH Münster, dem Institut für
                                                                           Umwelt, AG Siedlungshydrologie und Wasserwirtschaft
      Städtebau und Europäische Urbanistik der RWTH                        Kontakt: b.hoernschemeyer@fh-muenster.de
      Aachen, dem Fachgebiet für Sustainable Engineering
      der TU Berlin mit der Stadt Herne als kommunalem
      Partner und mit der Unterstützung der Fachpartner,
      dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin, Gelsenwas-                                      Jonas Kleckers, M. Sc.
      ser aus Gelsenkirchen, Jung Stadtkonzepte aus Köln,                                 Wissenschaftlicher Mitarbeiter
      Abbruchtechnik Exkern GmbH & Co. KG aus Müns-                        FH Münster, Fachbereich Bauingenieurwesen,
      ter und dem Institut für technisch-wissenschaft-                     IWARU Institut für Infrastruktur · Wasser · Ressourcen ·
      liche Hydrologie GmbH (itwh) aus Hannover seit                       Umwelt, AG Trinkwasser und Abwassertechnik
                                                                           Kontakt: iwaru@fh-muenster.de
      März 2019 bearbeitet. Mehr Informationen unter:
      www.fh-muenster.de/r2q

     LITERATUR
     [1]   Roßnagel, A., Hentschel, A.: Rechtliche Instrumente                           Christian Klemm, M. Eng.
           des allgemeinen Ressourcenschutzes. Herausgege-                               Wissenschaftlicher Mitarbeiter
           ben von Umweltbundesamt, 2017.
                                                                           FH Münster, Fachbereich Energie, Gebäude, Umwelt
     [2]   Schnur, O. (Hrsg.): Quartiersforschung: Zwischen The-           Kontakt: christian.klemm@fh-muenster.de
           orie und Praxis. VS research. Wiesbaden, VS Verlag
           für Sozialwissenschaften. 1. Aufl. (2008) S.40.
     [3]   Juraschek, M., Kreuz, F., Bucherer, M., Sonntag, R.,
           Schnabel, F., Hoffschröer, H., Vossen, B., Söfker-Rieniets,
           A., Thiede, S., Herrmann, C.: Die Ressourcen der urba-
           nen Fabrik: Definitionen und Erläuterungen aus dem                            Celestin Stretz, M. Eng.
           Forschungsprojekt Urban Factory, (2018), S. 14.                               Wissenschaftlicher Mitarbeiter

     [4]   Kosmol, J., Kanthak, J., Herrmann, F., Golde, M., Alsleben,     FH Münster, Fachbereich Bauingenieurwesen,
           C., Penn-Bressel, G., Schmitz, S., Gomke, U.: Glossar           IWARU Institut für Infrastruktur · Wasser · Ressourcen ·
           zum Ressourcenschutz. Herausgegeben vom Um-                     Umwelt, AG Ressourcen
           weltbundesamt, 2012.                                            Kontakt: c.stretz@fh-muenster.de

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      TRANSFORMING CITIES
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