Mitteilungen der Ingenieurkammer der Freien Hansestadt Bremen
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Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen JUNI 2020 Mitteilungen der Ingenieurkammer der Freien Hansestadt Bremen Offizielles Organ der Ingenieurkammer der Freien Hansestadt Bremen – Körperschaft des öffentlichen Rechts Öffentliche Auftraggeber in der Pflicht: Wertschöpfungskette Bau als stabiler Konjunkturmotor Unter dem Eindruck der Corona-Krise betonen die Länder nicht aufgefangen. Umso wichtiger ist es, Architektenkammer Bremen und die Ingenieurkam- dass private wie gerade auch öffentliche Auftragge- mer Bremen im politischen Dialog mit Politik und ber die derzeit angestoßenen Projekte im Rahmen Verwaltung die Bedeutung einer leistungsfähigen der Möglichkeiten weiter vorantreiben. Planungs- und Baubranche für die Fortführung „Die derzeitigen Förderprogramme passen nicht systemrelevanter Vorhaben in Stadtentwicklung, Ver- für alle betroffenen Branchen“, kommentiert Oliver kehrswesen und Wohnungsbau. Anlass der im April Platz, Präsident der Architektenkammer Bremen, die 2020 begonnenen Initiative war die unzureichende aktuelle Situation. „Es wird darauf ankommen, die Berücksichtigung der besonderen Rahmenbedingun- Auszahlungen an die Berechtigten möglichst gerecht, gen von Planungsbüros im Rahmen von Förderpro- schnell und unbürokratisch auf den Weg zu bringen. grammen. Da in vielen Fällen mit einer erheblichen Aber: Auch für Freiberufler und Unternehmen, die zeitlichen Verzögerung der wirtschaftlichen Folgen erst zeitverzögert in Turbulenzen geraten, müssen durch Einbrüche bei Auftragsvergaben und Reali- passende Hilfsprogramme und Förderbedingungen sierungen zu rechnen ist, sehen die Kammern das schon heute angedacht werden.“ Risiko, dass die Sofortprogramme von Bund und „Die öffentliche Hand steht bei der Bewältigung der Land Planungsbüros nicht mehr erreichen. Lesen Sie wirtschaftlichen Folgen besonders in der Verantwor- nachfolgend die Argumente der Architektenkammer tung“, ergänzt Torsten Sasse, Präsident der Ingeni- Bremen und der Ingenieurkammer Bremen. eurkammer Bremen, mit Verweis auf den BMI-Erlass vom 23.3.2020. „Dass Mittel zur Verfügung stehen, Förderprogramme an Planungsbranche anpassen reicht an dieser Stelle nicht. Es muss durch geeig- Die Angehörigen der Freien Berufe erbringen kom- nete organisatorische Maßnahmen sichergestellt plexe Dienstleistungen, die in der Regel über einen werden, dass ausstehende Rechnungen unverzüglich Zeitraum von mehreren Monaten bis Jahren erbracht geprüft und beglichen werden und so die Liquidität werden. Eine Honorarrechnung wird erst gestellt, unserer Büros gesichert wird“. wenn das vereinbarte Werk zum Abschluss gekom- men ist oder aber bestimmte Meilensteine erreicht Vergabeverfahren flexibler gestalten wurden. Die Angehörigen der planenden Berufe in Einerseits sind Schutzschirme aufzuspannen, ande- Architektur und Bauwesen gehen gegenüber ihren rerseits aber auch Vorkehrungen zu treffen, damit Auftraggebern regelmäßig in Vorleistung. Daraus möglichst wenige auf diese Schutzschirme angewie- ergibt sich eine fatale Situation, wenn Aufträge, die sen sind. Schlanke und pragmatische Vergabever- heute verzögert oder gar storniert werden, erst in fahren für kleinere Bauvorhaben, die nicht-EU-weit einigen Monate zum Liquiditätsengpass führen. ausgeschrieben werden müssen, sind jetzt gefragter Diese zeitversetzte Finanzierungslücke wird durch denn je. Zeitlich begrenzt können sie die jetzt noch die aktuellen Hilfsprogramme des Bundes und der nicht akut betroffenen Branchen dabei unterstüt- #4 –1–
Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen JUNI 2020 zen, die Krise aus eigener Kraft zu meistern. Dazu von nicht besetzten Stellen in den Planungsabteilun- Kammerpräsident Torsten Sasse: „Wir regen an, dass gen zurückgehalten werden müssen. Eine Ausdün- Planungsaufträge mit einem Auftragswert von bis zu nung der Auftragslage wird die negativen Folgen für 100.000 €, deren Vergütung im Wesentlichen nach die Verkehrsinfrastruktur, für Schulbau und Woh- der HOAI bestimmt werden kann, direkt und auch nungsbau verstärken. ohne Vergleichsangebote vergeben werden können. Dies entlastet sowohl die Vergabestellen als auch die Gesundheitsschutz auf Baustellen muss Auftragnehmer und kann so ein wichtiger Baustein gewährleistet sein für den Fortbestand unserer Architektur- und Ingeni- Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen eurbüros sein“. müssen selbstverständlich gewährleistet sein, hierzu wurden bereits für die aktuelle Situation konkrete Verlust von Leistungsträgern ist unersetzlich Handlungsempfehlungen erarbeitet. Soweit diese Es besteht ein hohes Risiko, durch Verschiebung oder Rahmenbedingungen eingehalten werden, ist der gar Auftragsstopp unwiederbringliche Lücken in die Gesellschaft am besten gedient, wenn aktuelle Pla- zumeist kleinteilige Struktur der Architektur- und nungs- und Baumaßnahmen weitergeführt werden Ingenieurbüros zu reißen. Bereits heute bedroht der und die Leistungsträger*innen auch nach der Co- Fachkräftemangel die Durchführung dringend not- rona-Krise noch ihren Beitrag für eine lebenswerte wendiger Baumaßnahmen, wenn Aufträge aufgrund Zukunft leisten können. „Die Tendenz bei Antragseingängen ist leicht rückläufig“ Arbeiten im Krisen-Modus: Bericht aus dem Hause der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau Interview mit Reinhard Viering Auch die Arbeitsbedingungen im Hause der Senatorin täglichen Abfrage nicht unterscheiden, ob jemand für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung wegen Kinderbetreuung/Vorerkrankungen/Sympto- und Wohnungsbau (SKUMS) haben sich mit Beginn men Homeoffice macht oder Sonderurlaub hat. Ich des Lockdowns Mitte März schlagartig geändert. Wir schätze, dass zwei Drittel der so bedingt Abwesenden haben daher Reinhard Vierung, Leiter der Abteilung Homeoffice machen. Die Verteilung auf die einzelnen Stadtplanung und Bauordnung, um eine Momentauf- Abteilungen ist dabei ungefähr gleich. nahme zu der aktuellen Arbeitsweise der senatori- schen Behörde gebeten, und um eine Einschätzung, Wie wirken sich die aktuellen Rahmenbedingungen soweit derzeit möglich, der zukünftigen baukonjunk- die Bearbeitung laufender Projekte / Ausschreibun- turellen Entwicklung. gen / Bauantragsverfahren aus? Wie hat sich die Arbeitsweise der senatorischen Alle Projekte – Bebauungsplanverfahren, Qualifi- Behörde mit dem Beginn des Lockdowns geändert? zierungsverfahren, Kolloquien, Bemusterungen, Verhandlung städtebaulicher Verträge, Bauge- Der Besucherverkehr hat extrem abgenommen, weil nehmigungsverfahren – werden weiterbearbeitet. grundsätzlich die Gebäude der SKUMS für Dritte ge- Dabei sind gewisse Verzögerungen unvermeidbar. schlossen sind. Nur Dienstleistungen, die auf einen Zum Beispiel wurde die Auslegungszeit für B-Pläne unmittelbaren (face to face) Kontakt angewiesen sind, verlängert, ebenso die Frist für die Beteiligung der werden entsprechend wahrgenommen. Besprechun- Träger öffentlicher Belange. Einwohnerversammlun- gen finden überwiegend als Telefon- oder Videokon- gen waren nicht möglich, die Beteiligung soll aber in ferenzen statt. Kürze online durchgeführt werden. Im Schnitt befinden sich bei SKUMS rund 10% der Mitarbeiter*nnen coronabedingt im Homeoffice. Stellen Sie Auswirkungen auf die Bautätigkeit bzw. Diese Zahl ist nur näherungsweise, weil wir in der Anzahl der Bauanträge fest? –2–
Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen JUNI 2020 Sitzungsbetrieb bis auf Weiteres eingestellt: Die Jurysitzung zum Bremer Wohnbaupreis 2018 im Gebäude der Baubehör- de würde derzeit online stattfinden. Foto: Kristin Kerstein Die Dauer der coronabedingten Einschränkungen ist Davon gehen wir aus. Nicht nur in Verwaltungen und noch zu kurz, um die Auswirkungen auf das Bauan- Schulen, sondern auch in den Betrieben werden ge- tragsgeschehen genauer bewerten zu können. In den rade neue und vielfach positive Erfahrungen mit dem ersten 4 Monaten 2020 zeigt sich zwar gegenüber Einsatz digitaler Kommunikation gemacht. Dennoch dem gleichen Zeitraum der Vorjahre eine leicht rück- wird die Einführung der digitalen Abwicklung kom- läufige Tendenz bei den Antragseingängen. Dabei plexer Verwaltungsverfahren erheblich mehr Zeit in ist jedoch der Monat April nicht auffällig, so dass für Anspruch nehmen. Die aktuelle Erfahrung zeigt aber diesen Zeitraum eher von einer allgemeinen kon- auch, dass persönliche Gesprächskontakte in der junkturellen Entwicklung ausgegangen werden muss Projektentwicklung und in der Erörterung von Sach- und noch nicht von einem signifikanten Corona-Ein- verhalten wichtig bleiben, um angemessen Probleme fluss. zu lösen und Fortschritte zu erzielen. Erwarten sie zeitverzögerte Auswirkungen auf die Gibt es Tipps oder Empfehlungen, die Sie Planerinnen Bautätigkeit, und wenn ja, in welchem Umfang? und Planern geben möchten? Angesichts der äußerst negativen Prognosen für die Derzeit nicht. Nach unserem Eindruck läuft die Kom- wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Monate munikation mit den Planerinnen und Planern der wird dies nicht ohne Auswirkungen auf die Planung Situation angemessen und weitgehend mit gegensei- und Beantragung von baulichen Vorhaben bleiben. In tigem Verständnis. welchem Umfang das zu erwarten ist, kann derzeit durch uns noch nicht eingeschätzt werden. Reinhard Viering ist Leiter der Abteilung 6 Stadtplanung, Bauordnung bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau der Freien Rechnen Sie mit einen Innovationsschub in Richtung Hansestadt Bremen. Digitalisierung im Zuge der Corona-Krise? Die Fragen stellte Kristin Kerstein. Bezugsmöglichkeiten und -bedingungen: Das DEUTSCHE Herausgeber: Ingenieurkammer der Freien INGENIEURBLATT – Regionalausgabe Bremen – Offizielles Hansestadt Bremen Kammerorgan und Amtsblatt der Ingenieurkammer der Geeren 41/43 Freien Hansestadt Bremen kann fortlaufend oder einzeln ge- 28195 Bremen gen eine Schutzgebühr von 1,53 € bezogen werden. Mitglie- der der Ingenieurkammer Bremen erhalten es im Rahmen Telefon: 0421/16 26 890 ihrer Mitgliedschaft kostenlos mit dem DEUTSCHEN INGE- Fax: 0421/16 26 899 NIEURBLATT. Regionalredaktion: Kristin Kerstein –3–
Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen Erfahrungen der aktuellen Situation JUNI 2020 für die Zukunft nutzen Bericht aus der Abteilung Bau+Umwelt der Hochschule Bremen Prof. Dr.-Ing. Christian Scholz BBB wurde von den IT-Administratoren der Abtei- lung auf den abteilungseigenen Servern im Zeitraum Wie funktionieren Lehre und Studium in Coro- vom 14.03. bis 16.03.2020 eingerichtet. Bereits am na-Zeiten? Werden die neuen Formen der Vermitt- 17.03.2020 fand die erste Webkonferenz mit allen lung und der Kommunikation sich bewähren und Kolleginnen und Kollegen der Abteilung statt. Das dauerhaft genutzt werden? Die Abteilung Bau + System wird seit diesem Zeitpunkt kontinuierlich Umwelt der Hochschule Bremen hat sehr schnell weiter ausgebaut und verfeinert. Hierbei bestand das reagiert und ein eigenes Videokonferenz-System Ziel darin, den realen Arbeitsablauf für die Hoch- entwickelt. Einige Aspekte sind auch auf die Ar- schullehrer*innen, Mitarbeiter*innen und Studieren- beitsweise von Ingenieurbüros übertragbar und den möglichst in die virtuelle Welt zu spiegeln. können als Inspiration dienen. Prof. Dr.-Ing. Chris- tian Scholz leitet seit März 2020 die Abteilung Bau + Arbeiten in virtuellen Räumen Umwelt der Hochschule Bremen und schildert, wie Die Präsenzlehre findet ersatzweise in den virtuel- sich Studierende und Lehrende mit Hochdruck auf len Webkonferenzräumen (WK-Räume) statt, die die die neuen Bedingungen eingestellt haben. Raumnummer des realen Vorlesungsraumes tragen. Die Lehrenden öffnen den Raum zu Vorlesungsbe- Schnellstart ins Netz ginn und die Studierenden treten diesem Raum bei. Unmittelbar nach Bekanntwerden des drohenden Der Vorlesungsplan gibt weiterhin die Raum- und “Shutdowns“ an der Hochschule Bremen (HSB) am Zeitangaben für die Webkonferenzen vor, sodass der 13.03.2020 hat die Abteilung Bau und Umwelt (B+U) Tagesablauf sowohl für Lehrende als auch Studieren- Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung der Kommuni- de erhalten bleibt. In einer WK können sowohl vor- kation und der Lehre geprüft. Das Ziel bestand dar- gefertigte Inhalte präsentiert, aber auch individuelle in, möglichst keine kommerziellen Formate (Skype, Skizzen über ein beschreibbares Board übertragen Zoom, MS Teams, etc.) auf externen Servern zu werden. Ferner stehen eine Chat-Funktion sowie ein nutzen, sondern unabhängig zu bleiben und keinen Abstimmungstool zur Verfügung. Nutzungsbeschränkungen (zeitlich, kapazitiv und Jedem Hochschullehrer *in wurde ein individuel- Datenschutz) zu unterliegen. Nach kurzem Assess- ler virtueller Raum eingerichtet, der seinen/ihren ment fiel die Wahl auf „BigBlueButton“ (BBB) – ein Namen trägt und zur Betreuung seiner Lehrbeauf- Open Source Projekt, welches diese Vorzüge in sich tragten, Studierenden, Durchführung von Prüfungen vereint (https://bigbluebutton.org/). oder Forschungskontakten etc. dient. Ferner wurden Geotechniker mit internationaler Laufbahn Prof. Dr.-Ing. Christian Scholz ist seit März 2020 Professor für Geotechnik im Studien- gang Bauingenieurwesen der Hochschule Bremen am ehemaligen Lehrstuhl von Prof. Dr.-Ing. Harry Harder. Seit 1. März 2020 leitet er die Abteilung Bau + Umwelt der Hochschu- le Bremen als Nachfolger von Prof. Dr.-Ing. Marc Gutermann. Nach dem Studium an der Technischen Universität Braunschweig war der heute 47-jährige am Institut für Grundbau und Bodenmechanik der TU Braunschweig tätig. In Prof. Dr.-Ing. den Jahren 2005 bis 2019 hat Scholz als Pro- Christian Scholz jektleiter und technischer Leiter Erfahrungen in Foto mehreren international tätigen Ingenieurbau- Marcus Meyer Photography unternehmen gesammelt. –4–
Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen JUNI 2020 WK-Räume wurde für die Tutoren*innen angelegt, nen und Funktionsträger*innen über eine sichere um auch den Übungsbetrieb aufrechtzuerhalten. VPN-Leitung nutzbar. Zur Fortführung von Berufungsverfahren wurden in Positives Zwischenfazit BBB spezielle WK-Räume eingerichtet. Zur rechts- Online-Lehre ist recht anstrengend! Die Inhalte sicheren Durchführung von Berufungsverfahren gab der Lehrveranstaltungen (LV) müssen angepasst es eine sehr intensive Abstimmung mit der Rechts- werden. Das Halten einer Online-LV ist nicht mit der stelle der Hochschule. Um die zwischenmenschli- realen Lehrsituation vergleichbar, da die Interak- chen Kontakte zwischen allen Mitarbeitenden nicht tion mit den Studierenden erschwert ist. Trotzdem abreißen zu lassen, ist eine virtueller „coffee-shop“ ist das Zwischenfazit positiv – in einer kürzlich bei eingerichtet worden, in dem sich ungezwungen unseren Studierenden durchgeführten Umfrage getroffen werden kann. wird der etablierten Online-Lehre ein überwiegend positives Feedback gegeben. Derzeitig eingeführte Akzeptanz bei Studierenden Formate werden sicherlich auch die zukünftige Zu Beginn erzeugt die Umstellung einen erhebli- Lehre beeinflussen und fortgeführt. So werden zum chen Aufwand. Die Online-Administration und die Beispiel die jetzt neu erstellten Laborvideos auch Aufrechterhaltung des Zusammenlebens in der Ab- in Zukunft weiter über die E-Learning-Plattform teilung über die virtuelle Plattform müssen inten- AULIS abrufbar sein. siv gepflegt werden. Der eingeschrittene Weg der In der Anlaufphase war eine tägliche Abstimmung zentralisierten, digitalen Ablage soll jedoch auch der Funktionsträger erforderlich. Ferner wurden an nach der Normalisierung der Zustände fortgeführt zwei Terminen in der Woche Online-Konferenzen werden. aller Hochschullehrer und Mitarbeiter*innen der Die Akzeptanz bei den Studierenden ist zufrieden- Verwaltung durchgeführt. Hierzu wurde ein virtu- stellend, es nehmen - zumindest gefühlt - teilweise eller Raum „Bau und Umwelt“ aufgesetzt. Diese sogar mehr Studierende an den WK‘s teil als bei enge persönliche Abstimmung wurde auch mit dem Vor-Ort-Seminaren. Es ist eben sehr viel entspann- Ziel durchgeführt, die E-Mail-Kommunikation zu ter, morgens um 8.30 Uhr einfach den Rechner begrenzen. Zwischenzeitlich konnte die Anzahl der einzuschalten und direkt einzusteigen. Dennoch Online-Konferenzen erheblich reduziert werden, wurde die beginnende Rückkehr Anfang Mai in den sodass sich in dieser Hinsicht schon fast wieder Realbetrieb mit der Möglichkeit, vor Ort im Labor Regelbetrieb eingestellt hat. Zur Aufrechterhaltung zu arbeiten, wieder begierig aufgenommen. Auch der Gremienarbeit und Unterstützung der Fakul- für die Lehrenden ist es ein großer Vorteil, dass bei tät wurden ebenso virtuelle geschlossene Räume berufsbedingter Abwesenheit Vorlesungen nicht geschaffen. ausfallen müssen. Da sich auch die Verwaltungsmitarbeiter*innen In der Hoffnung, dass sich die Situation möglichst der Abteilung im Home-Office befinden, wurde bald wieder normalisiert, haben wir neue Erfah- auf unserem NAS-Server, der sich im Intranet der rungen gesammelt und arbeiten daran, hieraus die Hochschule Bremen befindet, eine weitere Freiga- richtigen „Lessons learned“ abzuleiten. be eingerichtet, auf dem alle abteilungsrelevanten Daten abgelegt werden. Die entsprechende Umge- bung ist nur von den freigegebenen Mitarbeiter*in- –5–
Deutsches Ingenieurblatt – Regionalausgabe der Freien Hansestadt Bremen Ruhe vor dem Sturm? JUNI 2020 Planungsbüros sehen Beratungsbedarf Umfrage von BIngK und BAK zu den Folgen der Corona-Epidemie Im April 2020 hat die Marktforschungsagentur Reiß & Rund ein Zehntel ist auf Entlastungen bei Sozialabga- Hommerich im Auftrag der Bundesingenieurkammer ben bzw. Lohnkosten angewiesen. (BIngK) und der Bundesarchitektenkammer (BAK) Die Mehrheit der Büroinhaber kann die Förderpro- bundesweit insgesamt 9.226 Kammermitglieder zu gramme nicht sinnvoll bewerten, da eine Beantra- den Folgen der Corona-Epidemie befragt, darunter gung bislang nicht erforderlich war. Hinsichtlich der 6.013 Mitglieder der Architektenkammern und 3.213 inhaltlichen Passgenauigkeit bewerten 21 % der Mitglieder der Ingenieurkammern. Befragten die Förderprogramme positiv, 13 % fällen Die Ergebnisse zeigen, dass die Berufsstände jeweils ein negatives Urteil. Die Kritik an den Förderpro- spürbare Folgen erwarten. Immerhin 55 % der be- grammen sowohl hinsichtlich ihrer Inhalte als auch fragten Büroinhaber*innen stellen zum Zeitpunkt der bezogen auf die Nutzerfreundlichkeit der Beantra- Befragung negative wirtschaftliche Folgen für das ei- gung steigt mit zunehmender Bürogröße. gene Büro fest oder können diese absehen. Etwa die Zwei Drittel der Büroinhaber haben ihre Mitarbeiter Hälfte der Büroinhaber stellt sich auf Liquiditätseng- (teilweise) ins Homeoffice verlagert. Dieser Anteil pässe ein. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind fällt umso höher aus, je größer das Büros ist. Dies größere Büros (Büros mit 10 und mehr Personen: ist vermutlich mit einer größeren Schwierigkeit der 88% / Ein-Personen-Büros: 72 %). Während sich klei- Umsetzung von Hygienevorschriften in größeren ne Büros häufiger mit akuten Liquiditätsproblemen Unternehmen zu erklären, die häufiger über Groß- konfrontiert sehen, geben größere Büros häufiger an, raumbüros u. ä. verfügen. nicht mehr ausgelastet zu sein. Die meistgenannten Folgen sind abgesagte / zu- Besonderer Beratungsbedarf durch die rückgestellte Aufträge (50 %), Verzögerungen im Corona-Epidemie Genehmigungsprozess durch eine unterbesetzte Bei knapp der Hälfte der Büroinhaber (47 %) besteht öffentliche Verwaltung (38 %) sowie Verzögerungen aufgrund der Corona-Epidemie besonderer Bera- auf der Baustelle durch Lieferverzögerungen (31 %), tungsbedarf. 24 % der Befragten haben Beratungs- Personalengpässe der ausführenden Unternehmen bedarf in bau-, architekten- und vertrags-rechtli- (31 %) oder die Umsetzung von Hygienevorschriften chen Fragen, mit der Größe der Büros steigt auch auf der Baustelle (23 %). der Beratungsbedarf. Jeweils rund ein Fünftel der Büros mit vorwiegend privaten oder gewerblichen Büroinhaber benötigt Beratung zu organisatorischen Bauherren berichten häufiger von Auftragsausfällen/ Themen, zu finanziellen Hilfsangeboten sowie in -rückstellungen sowie von Zahlungsengpässen bei arbeitsrechtlichen Fragen. Auftraggebern als Befragte, die überwiegend für öffentliche Auftraggeber tätig sind. Letztere geben Online-Schulungen demgegenüber häufiger an, unter einer durch Unter- Aktuelle Seminar-Angebote der Ingenieurkammern besetzung verursachten verzögerten Rechnungsbe- und Architektenkammern in Bremen und Nieder- gleichung durch die öffentliche Verwaltung zu leiden. sachsen finden Sie unter www.fortbilder.de. Insbe- sondere die After-Work-Seminare zu Themen wie Was hilft Planungsbüros in der Krise? Büromanagement oder Störungen im Planungs- und 25 % der Befragten haben Zuschüsse von Bund und/ Bauprozess sind auf die aktuellen Bedürfnisse zuge- oder Land beantragt oder bereiten deren Beantra- schnitten. gung derzeit vor. 19 % haben Gespräche mit Auf- traggebern geführt, um die zügige Begleichung von Telefon-Hotline Rechnungen sicherzustellen. Telefon-Hotline der Ingenieurkammer Bremen zu Während kleine Büros sich häufiger um Zuschüsse rechtlichen Fragen in der Corona-Krise: bemühen, kümmern größere Büros sich häufiger um Dienstags, 14–16 Uhr, Telefon 0421 3680042. eine schnelle Rechnungsbegleichung, melden häufi- Alle Ergebnisse der BIngK/BAK-Umfrage finden Sie ger Kurzarbeit an oder beantragen Kredite. unter www.ikhb.de/coronakrise 21 % der Büroinhaber benötigen eine Entlastung bei Steuervorauszahlungen, 20 % brauchen Zuschüsse. –6–
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