Mitteilungen des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg
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Mitteilungen des Arbeitskreises Vogelschutzwarte Hamburg Vögel an Alster und Elbe in Zusammenarbeit mit dem NABU-Landesverband Hamburg, der OAG-SH/HH, dem DJN und dem Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland e. V. 04/2021 Ein wenig später als gewohnt, aber dafür wieder vollgepackt mit neuen Auswertungen, aktuellen Fo- tos, einem weiter ausgebauten Überblick über das Witterungsgeschehen sowie der Zusammenfassung der vogelkundlichen Höhepunkte im März liegt nun die April-Ausgabe unserer „Mitteilungen“ vor. Mitte April befinden wir uns bereits mitten in der Brutzeit, und aufgrund der anhaltenden Nord- strömung treffen unsere Zugvögel in diesem Jahr eher zögerlich bei uns ein. Die nächsten Wochen gehören für uns zu den schönsten Zeiten des Jahres, wenn sich das Artenspektrum unserer Singvögel nach und nach komplettiert und man sich nun täglich über neu eingetroffene Zugvögel freut. In der nächsten Ausgabe werden wir darüber berichten. Nun aber erstmal viel Spaß mit dieser Ausgabe. Balzende Wanderfalken über den Türmen der Innenstadt (City/HH, 14.03.2021, A. Detjen [ornitho]) Aus dem Inhalt: Wasservogelzählung * Organisatorische Hilfe gesucht * Monitoring seltener Brutvögel * FV Tierartenschutz aktuell * Artenvielfalt ist Lebensqualität * Vogelschlag an Glas * Gebirgsstelze in HH * Weiße Lachmöwen * Möwen-Schlafplatzzählungen * Vogelzug und Klimawandel: Baumpieper * Aktuelle Witterung und vogelkundliches Geschehen * BTO-News (Der Artbegriff)
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 2 Zum Mitmachen: Zähltermine und Erfassungsprogramme Monitoring rastender Wasservögel („Wasservogelzählung“) – Zähltermine 2020/21 Nachfolgend finden Sie die Zähltermine der Programme des Monitorings rastender 2020 2021 Wasservögel für die Zählperiode 2020/21. 12.07.2020 17.01.2021 Für alle Zählungen gilt: Wichtig ist, dass so nah wie möglich am Stichtag erfasst wird. 16.08.2020 14.02.2021 Die Zählgebiete können also auch unter der 13.09.2020 14.03.2021 Woche aufgesucht werden, z.B. wenn durch 18.10.2020 18.04.2021 schlechte Sicht o.ä. eine Zählung am vorge- 15.11.2020 16.05.2021 gebenen Wochenende nicht möglich ist. An- 13.12.2020 13.06.2021 gegeben ist jeweils der Sonntag des Zählwo- chenendes. Sören Rust Kleine Entenschönheiten: Krickenten (Wilhelmsburg/HH, 23.03.2021, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 3 Der Arbeitskreis sucht dringend organisatorische Unterstützung Brutvogelmonitoring, Atlaskartierung, Was- partner für den Literaturtausch unserer servogelzählung, Monitoring seltener Brutvö- Zeitschrift. gel, Gardenbirds, Wintervogelzählung usw.: • Abwicklung von Bestellungen für die Viele oft langjährige Zählprogramme, von „hamburger avifaunistischen Beiträge“ KoordinatorInnen vorbildlich betreut. Mo- (per E-Mail, postalisch, telefonisch) samt natliche „Mitteilungen des Arbeitskreises“ Postversand. und „hamburger avifaunistische beträge“: • Organisatorische Hilfe bei der Verteilung Veröffentlichungen, bei denen sich Zustän- neu erschienener Hefte auf Infozentren dige intensiv um Inhalt und Layout bemü- und Naturschutzstationen im Hambur- hen. Und natürlich als Basis für alle unsere ger Raum, Information der NABU-Ge- schicken Ergebnisse und vorzeigbaren Publi- schäftsstelle bzw. der NABU-Ortsgrup- kationen ihre/eure Beobachtungsdaten und pen über neue Veröffentlichungen des ehrenamtliche Mitarbeit an den Zähl- und Arbeitskreises. Kartierprojekten, das alles beschreibt unsere Schwerpunkte als „Arbeitskreis“ Gleichge- Selbstverständlich werden bei einer Über- sinnter. Was uns jetzt noch fehlt, ist jemand, nahme dieser Aufgabe keine Kosten entste- der sich ein bisschen um die „Verwaltung hen – Porto, Umschläge etc. werden über kümmert“. Das ist vielleicht nicht immer so unseren Förderverein abgerechnet. Und spannend wie die Betreuung der Feldarbeit, selbstverständlich wäre auch, dass die Person aber ein ganz wichtiges Bindeglied zwi- mit der Übernahme dieser Aufgabe zu einem schen dem „Vögelzählen“ und unserem Teil der Arbeitskreisleitung würde. Und rie- Ziel, unsere Ergebnisse auch einer breite- sig groß ist das Arbeitspäckchen auch nicht, ren interessierten Öffentlichkeit leicht zu- denn mehr als einen Band unserer Zeitschrift gänglich zu machen. Im Kern geht es um die schaffen wir pro Jahr nicht! folgenden Tätigkeiten: • Fortführung und Aktualisierung einer Bei Interesse melden Sie sich doch bitte bei Adressliste der Abonnenten unserer Zeit- Alexander Mitschke (Alexander.Mitschke@ schrift. ornithologie-hamburg.de; Tel.: 040 81 95 63 • Betreuung der Adressen und Ansprech- 04). www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 4 Monitoring seltener Brutvögel in Hamburg 2021 „aktuell“ Wir aus der AG Monitoring seltener Brut- hältnis zu den Eltern. Bitte alle Hinweise zu vögel freuen uns auch 2021 wieder über Neststandorten und kleinen Jungvögeln ge- zahlreiche persönliche Mitteilungen, die Be- schützt in ornitho eingeben. reitschaft zum Zählen von Vogelkolonien (Saatkrähe, Graureiher, Uferschwalbe, Kor- Singschwan moran) sowie Meldungen in ornitho zu den Wie verteilen sich die Brutvorkommen des uns interessierenden seltenen Brutvogelarten Singschwans auf den Oberalsterraum? Bitte Hamburgs. Wie versprochen möchten wir sämtliche Brutvorkommen und den Bruter- Euch gerne Hinweise und Tipps für Eure Ex- folg unbedingt melden, um die Entwicklung kursionen mitgeben: dokumentieren zu können. Sollte der Brut- standort nicht eingesehen werden können, Kranich bitte ggf. Verhaltensweisen in den Bemer- Die ersten Bruten in Hamburg wurden Mit- kungen festhalten, die auf eine mögliche Brut te März 2021 begonnen. Wo werden jetzt hindeuten können. im April junge Kraniche geführt? Sind die beobachteten Jungen „fuchsrot“ und damit Weißwangengans noch sehr jung oder schon gelblich braun? Die Zahl der überwinternden Weißwangen- Wie groß sind die beobachteten Küken im gänse im Hamburger Raum hat in den letz- Verhältnis zu ihren Eltern? Hinweise in den ten Jahren zugenommen. Seit 2018 ist die Bemerkungen helfen uns die Anzahl der er- Weißwangengans mit wenigen Brutpaaren folgreichen Bruten besser einzuschätzen. auch Brutvogel im Nationalpark Hamburgi- Hinweise auf sehr junge Küken sind regel- sches Wattenmeer. Gibt es Hinweise auf erste mäßiges Hudern, Farbe und Größe im Ver- Bruten in unserem Berichtsgebiet? Junge Seeadler treiben sich mittlerweile truppweise herum... (Mühlenberger Loch/HH, 06.03.2021, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 5 Heringsmöwe und Schwarzkopfmöwe Wanderfalke Möwen besiedeln im Hamburger Stadtgebiet Bis Ende April sind noch Balzaktivitäten bei Flachdächer oder nur schwach geneigte Dä- Wanderfalken zu erwarten. Wanderfalken cher auch außerhalb des Hafens. Wo gibt es nutzen gerne hoch gelegene Brutplätze u. a. Hinweise auf Ansiedlungen von Möwen im auf Kirchtürmen, Schornsteinen oder Sen- gesamten Hamburger Stadtgebiet? Hinweise demasten. Wo gibt es eindeutige Hinweise können auffallend rufende Möwen auf Dach- auf Ansiedlung wie z. B. Balzflug, Kopula- kanten oder beherzte Angriffe auf Greifvögel tion und Beuteübergaben? Meldungen mit sein. Wo sind Schwarzkopf- und Heringsmö- Brutzeitcode sind in ornitho automatisch ge- wen vergesellschaftet mit Sturmmöwen oder schützt. Silbermöwen? Uns ist bewusst, dass bei Wanderfalken eine Weißstorch allgemeine Verbreitung des Wissens um Brut- Die ersten Weißstörche im Hamburger Be- standorte zu unerwünschtem Foto-Tourismus richtsgebiet brüten bereits. Wie groß ist der und den Bruterfolg beeinträchtigenden Stö- Schlupferfolg in diesem ersten etwas feuchte- rungen führen kann und behandeln Hinweise ren Jahr seit 2017? Bitte alle Beobachtungen absolut vertraulich. von Jungvögeln idealer Weise punktgenau in ornitho eingeben. Für alle Fragen steht Euch die AG Monitoring seltener Brutvögel sehr gerne zur Verfü- gung. Kontakt: irene.poerschke@ornithologie-hamburg.de. Suchbild mit Bartmeisen (Borghorster Elbwiesen/HH, 25.03.2021, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 6 Nachrichten, Tipps, Hinweise Neue Avifauna Schleswig-Holstein: Band 1 zum kostenlosen Download ! Ganz aktuell ist eine neue Avifauna für Buch erscheinen soll. Unter jedem Artkapitel Schleswig-Holstein von Bernd Koop, Detlev (je Art bis zu einer engzeiligen Seite) findet Dreckhahn, und Günther Busche gestartet sich dazu ein Link, um allen Lesern Kor- worden. Band 1 (Nandu und alle Anatiden) rektur- oder Ergänzungsmöglichkeiten zu steht zum kostenlosen Download bereit. ermöglichen. Die nächsten Bände sind be- Dies ist ein Konzept mit der Möglichkeit, reits in Vorbereitung und werden ebenfalls sich einzubringen, bevor diese Avifauna in vorweg kostenlos im Internet verfügbar sein. vorraussichtlich zwei Jahren als gedrucktes Hier der Link: https://avifauna-schleswig-holstein.de/ Busche, G., Drenckhahn, D. und Koop, B. 2020: Neue Avifauna Schleswig-Holsteins − Nandu, Anseres − Version 2021. Beitr. Avif. SH 1: 1–50 Jörg Wittenberg Ein hübsches Bachstelzen-Männchen inmitten von Federn (Wedeler Marsch/PI, 03.03.2021, S. Buchwald) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 7 Förderverein Tierartenschutz in Norddeutschland e.V. „aktuell“ In diesen Tagen bereiten wir normalerweise as Dwenger im Auftrag unseres Vereins und die jährliche Mitgliederversammlung vor, fachlich betreut von Irene Poerschke durch- die traditionell im Vorwege des April-Vor- führt. Außerdem ist es uns möglich, auf Basis tragsabends stattfindet. Aber noch ist „nichts einer Zuwendung durch den Bußgeldfonds normal“, und aufgrund der noch nicht bewäl- Hamburg das von uns sehr geschätzte Daten- tigten Pandemie-Lage wollen wir die dies- portal ornitho.de auch finanziell etwas zu un- jährige Mitgliederversammlung wie schon terstützen. Diese Meldeplattform wird Jahr im letzten Jahr auf den Herbst verschieben. für Jahr ausgebaut und hat sich innerhalb Auch der Versand der Rechnungen an die weniger Jahre zu einem zentralen Element Mitglieder wird in den Herbst verlagert. unserer ornithologischen Arbeit entwickelt. Mitglieder, deren Beitrag durch Bankeinzug Unser Dachverband „DDA“ betreibt diese erhoben wird, werden in diesem Jahr auns- bundesweite Plattform und braucht für de- nahmsweise statt wie gewohnt im April auch ren Unterhaltung und weitere Ausbaustufen erst im Herbst belastet, da die Durchführung auch externe finanzielle Hilfe. Gerade „wir des Bankeinzugs an die Abrechnung des Bei- Hamburger“ profitieren sehr von diesem In- trags gekoppelt ist. strument (wir sind bundesweit die „Gemein- de“ mit der höchsten Meldedichte!). Der Ansonsten arbeiten wir im Vorstand aber Vorstand des Fördervereins freut sich daher weiter an unseren Projekten und können uns besonders, einen Beitrag zum weiteren Aus- glücklich schätzen, dass vogelkundliche Ak- bau leisten zu können. tivitäten durch Corona-bedingte Einschrän- kungen bzw. nächtliche Ausgangssperren Vorstand des Fördervereins bisher nicht spürbar beeinträchtigt worden 1. Vorsitzender: Alexander Mitschke sind. Zu den aktuellen Förderprojekten ge- Stellvertr. Vorsitzender: Sven Baumung hört eine Erfassung der Brutplätze des Wan- Schriftführerin: Martina Born derfalken im Hamburger Hafen, die Andre- Schatzmeister: Ekkehard Diederichs www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 8 Hohe Artenvielfalt steigert Wohlbefinden Forschende einer Studie des Zentrums für in- schon zuvor, doch diese Arbeit ist nicht klein- tegrative Biodiversitätsforschung (iDev) und räumig, sondern europaweit angelegt. Daten- der Universität Kiel fanden heraus, dass eine grundlage hinsichtlich der Lebenszufrieden- Steigerung der Vogelartenvielfalt im eigenen heit der Europäer waren die Ergebnisse der Umfeld genauso zufriedenstellend sein kann „2012 European Quality of Life Survey“ mit wie eine Gehaltserhöhung. Artenvielfalt und 26.000 Teilnehmern aus 26 verschiedenen eu- Lebenszufriedenheit seien demnach eng mit- ropäischen Ländern. Als Datengrundlage für einander verknüpft. Die Rechnung auf Basis die Feststellung der Vogelartenvielfalt diente des Durchschnittseinkommens eines Euro- wiederum der Europäische Brutvogelatlas. päers in Höhe von 1.237,00 € lautet verein- Wenn das nicht ein weiterer Ansporn für die facht: 10 %ige Steigerung des Einkommens vielen Ehrenamtlichen in den verschiedenen (also 124,00 €) oder 14 Vogelarten mehr im Monitoringprogrammen ist. Ihre erarbeite- Umfeld = jeweils vergleichbare Steigerung ten Ergebnisse dienen damit nicht „nur“ der des Wohlbefindens. Man mag sich gar nicht Feststellung, wo welche Vogelarten verbreitet ausdenken, wie sich die Steigerung des Ein- sind, sondern können auch Grundlage für kommens und die Erhöhung der Vogelarten- vielfältige Forschungsvorhaben sein. vielfalt zusammengenommen auswirken… Quelle: www.idev.de, Archiv 2020, Pressemittei- Zusammenfassend ergebe sich jedenfalls da- lung vom 03.12.2020 raus, dass die Investition in den Naturschutz zugleich eine Investition in das menschliche Wohlbefinden sei. Ähnliche Studien gab es Lavinia Buchwald Brandgänse - neue Brutvögel in der Stadtlandschaft Hamburgs (Außenalster/HH, 23.03.2021, O. Knöfel [ornitho]) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 9 Ein neues Kinder-Naturbuch von Arbeitskreis-Mitarbeiter Thomas Schmidt Ob ein Rotfuchs auf freiem Feld, ein gaukeln- der Zitronenfalter im Park oder ein bunter Ahorn im Wald - in Hamburg können neu- gierige Kinder vielfältige Entdeckungen ma- chen. Etwa ein Eichhörnchen, das geschwind von Ast zu Ast springt, eine Kohlmeise, die ihre Jungen im Nistkasten füttert, oder eine Nachtkerze, die ihre gelben Blüten inner- halb kurzer Zeit öffnet. Und wenn die klei- nen Naturfreunde die Art nicht kennen, die sie da gerade beobachten, hilft ihnen dieser Kindernaturführer weiter und regt sie zum Schutz ihrer nächsten Umwelt an. Denn wie heißt doch so treffend das Motto, das Naturpädagogik und Naturschutz ver- bindet: »Man schützt nur, was man kennt!« In diesem kindgerecht geschriebenen Natur- führer werden 200 Tier- und Pflanzenarten näher vorgestellt. Die meisten von ihnen sind in hiesigen Gefilden recht häufig anzutreffen und deshalb auch in Hamburg leicht zu ent- decken. In einem kleinen Quiz am Anfang lässt sich hier ermitteln, wann und wo die des Buches können die Kinder zunächst ihre Tiere und Pflanzen in Hamburg zu finden Artenkenntnis testen. Im Hauptteil werden sind. Neben Tipps zur Beobachtung will die- die Tiere und Pflanzen jeweils in Text und ser Naturführer auch zu eigenen Aktivitäten Bild mit ihren besonders wissenswerten Ei- wie dem Bau eines Nistkastens oder der An- genschaften genau beschrieben. Außerdem lage einer Blattsammlung anregen. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 10 Erfassung von Vogelschlag an Glas - Ein Aufruf Amsel, Drossel, Fink und Star – all diese Vö- Vogelschlag an einem Gebäude feststellen, gel sind zwar noch da, aber durchaus gefähr- würden sich der Arbeitskreis Vogelschutz- det. Durch sogenannten Vogelschlag an Glas warte und der NABU Hamburg sehr über sterben täglich europaweit tausende Vögel, die Einsendung von Fotos (sich spiegelndes auch in Hamburg liegt die Zahl der Opfer si- Grün in der Scheibe sowie den Totfund) mit cherlich bei einigen tausend Vögeln pro Jahr. den folgenden Details freuen. Hierbei werden Glasfassaden von Büroge- • Art, Datum, Fundort (mit Adresse) bäuden, Hotels oder Wintergärten, die Vögel • Ausrichtung der Glas-/Gebäudefront nicht als Hindernisse erkennen können, zur (Himmelsrichtung N, E, S,W) • Grob geschätzter Prozentanteil der tödlichen Falle. Mit der zunehmenden Ver- Fassade mit Glas wendung von Glas in der modernen Archi- • Park / Grün in der Nähe? (ja / nein) tektur erhöht sich die Gefahr für die Tiere • Beerensträucher oder andere attrakti- stetig. Dem NABU wurden in den Winter- ve Nahrungsquellen in der Nähe? (ja / monaten mehr als zwei dutzend Waldschnep- nein) fen als Todesopfer am Glas gemeldet. Am • Wie oft treten Anflugopfer an dieser Lohsepark in der Hafencity lagen sogar zwei Stelle auf? (1x , > 3x, > 10x o.ä.) Waldschnepfen an zwei aufeinander folgen- Kontaktdaten den Tagen Mitte März am selben Gebäude. Marco Sommerfeld Hier täuscht die Spiegelung der Bäume und Referent für Vogelschutz Büsche den Vögeln einen Lebensraum vor Naturschutzbund Deutschland (NABU) und die Vögel erkennen die Gefahr der Glas- Landesverband Hamburg e.V. front nicht. Klaus-Groth-Str. 21 Vögel können die durchsichtigen Scheiben 20535 Hamburg nicht als Hindernis erkennen. Eine beson- sommerfeld@nabu-hamburg.de ders große Gefahr bilden Glasfronten in der Tel. +49 (0)40.64 85 52 53 oder 01577/166 12 25 Nähe von Gewässern, Waldrändern, Parks, Grünanlagen oder Naturgärten. Wenn Sie Marco Sommerfeld www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 11 Vogelschlag am Lohsepark - Fotodokumentation der Vegetation und Himmel spiegelnden Scheiben so- wie eines der Anflugopfer (Aufnahmen vom 12.03.2021, M. Wellershoff) Aktuelle Literatur zum Thema - Vögel und Glaskollisionen In Deutschland sterben pro Jahr schätzungs- die „Sterblichkeitsfaktoren“ der untersuchten weise 18 Millionen Vögel bei Kollisionen mit Gebäude herauszufiltern. Vorwiegend waren Glasscheiben. Dass diese Zahl nicht abneh- dies Glasfassaden mit spiegelnden Fenstern, men dürfte, liegt am derzeit modernen Ge- mit vogelfreundlich behandelten Glasober- bäudestil mit ganzseitigen Glasfassaden. Das flächen („Glasfritten“) oder sog. ORNILUX®- Problem der Glaskollisionen ist natürlich Fenstern, ferner Pfirsichbäume, die zur Zier- nicht beschränkt auf Deutschland, sondern de vor Gebäuden gepflanzt worden sind. Es findet sich auch anderswo, z.B. in den USA. war festzustellen, dass die Gefahr von tödli- Man schätzt dort die Zahl der tödlichen Kol- chen Glaskollisionen signifikant höher war, lisionen auf jährlich ca. 1 Milliarde (!). Diese wenn sich Pfirsichbäume direkt vor Gebäu- erschreckende Zahl wirft natürlich die Frage den befanden. Dabei war es irrelevant, ob die auf, wie man dem zukünftig entgegenwirken Glasfassade spiegelte oder nicht. Am häu- könnte. Eine neue Studie aus den USA hat figsten kollidierten Zedernseidenschwänze, sich genau damit beschäftigt. Es galt zunächst, die sich im Winter gerne von Pfirsichfrüch- www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 12 ten ernähren. Die Gebäude mit ORNILUX®- werden, tödliche Glaskollisionen in den ein- Fenstern (mit einer speziellen UV-Beschich- schlägigen Portalen zu melden. Je mehr Da- tung) oder Fenstern mit Glasfritten schnitten ten zusammenkommen, desto eher könnten am besten ab. Die Macher der Studie räumen Rückschlüsse auf Ursachen gezogen werden. ausdrücklich ein, dass sie nur eine begrenz- Die Studie nennt als Beispiel die App „iNatu- te Aussagekraft hat und lediglich ein Mosa- ralist“. In Deutschland dürfte das Portal der iksteinchen sein soll. So wurde nur in einer Wahl die App „NaturaList“ bzw. ornitho.de Herbst- und einer Wintersaison beobachtet, sein. noch dazu gerade einmal acht Gebäude auf Quelle: Brown / Hunter / Santos 2020, Bird-win- einem Universitätsgelände. Die Idee hinter dow collisions: different fall and winter risk and dieser Studie ist allerdings, dass sich andere protective factors, PeerJ: https://peerj.com/artic- Teams und Einzelpersonen mit dem Prob- les/9401/ lem der Glaskollisionen beschäftigen, deren Ursachen und Möglichkeiten zur Vermei- dung erforschen. Auch soll dazu angeregt Lavinia Buchwald Wenns kalt ist, hilft „Aufplustern“ (Innenstadt/HH, 21.03.2021, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 13 Vorfrühling - die Kiebitze und Stare sind endlich wieder da! (Wedeler Marsch/PI, 03.03.2021, S. Buchwald) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 14 Aktuelles aus der Avifauna von Hamburg und Umgebung Gebirgstelzen in Hamburg – Brutvögel und Wintergäste Im Winter 2020 sind mir bei meinen Streifzü- tensätze mit Brutzeitcodes gen in und um Hamburg sehr viele Gebirgs- • Überwinterung: 01.10.2020 – 28.02.2021, stelzen an Fließgewässern aufgefallen. Daher ohne Zugbeobachtungen wollte ich es genauer wissen und habe einen Blick sowohl auf die Brutzeitdaten des Vorjah- Im Frühjahr 2020 konnten anhand der Zufalls- res wie auch den Winterbestand geworfen. beobachtungen unter Berücksichtigung der Für die folgende Auswertung wurden die Zu- Wertungsgrenzen des Methodenhandbuchs fallsbeobachtungen aus ornitho insbesondere von Südbeck et al. (20051)) mindestens 15–17 der Jahre 2020 und 2021 herangezogen. Ergän- Reviere identifiziert werden. Nach der Ein- zend wurden alle Winterdaten seit Start der schätzung der aktuellen Roten Liste2) hat der Meldeplattform ornitho.de im Winter 2011 Bestand der Gebirgsstelze in Hamburg seit der herangezogen. Erhebung des Hamburger Brutvogelatlas von • Brutzeit: 10.03.2020 – 30.06.2020, nur Da- 20 auf 30 Brutpaare3) zugenommen. Kartengrundlage: OpenStreetMap Abb. 1: Gebirgsstelze - Brutverbreitung 2020 (Daten mit Brutzeitcode) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 15 Die Brutreviere sind nach wie vor bevorzugt Hamburger Fließgewässer im Rahmen von im Hamburger Osten. Sie beschränken sich Bachaktionstagen auf Initiative des NABU aber nicht mehr wie vor 20 Jahren fast aus- Hamburg e. V. mit Unterstützung der jewei- schließlich auf den Alsterlauf, sondern fin- ligen Bezirksämter4). An 27 Gewässern wur- den sich inzwischen auch entlang der Bach- den seit 2006 viele Hundert Tonnen Kies und läufe von Berner Au, Glinder Au und Wandse Holz in den Gewässern verbaut sowie Bäume sowie als südwestlichster „Vorposten“ an der und Bachstauden gepflanzt, um Lebensraum Tarpenbek im Bereich der Kollaumündung. für Bachorganismen zu schaffen, die Arten- Dazu beigetragen haben mit Sicherheit die vielfalt zu fördern und wieder eine Eigendy- ca. 220 Arbeitseinsätze zur Aufwertung der namik der Bäche zu initiieren. Überwinternde Gebirgsstelzen beschränken burgs. Ein Einfluss der lokalen Beobachter- sich nicht nur auf den Osten, sondern vertei- dichte auf die festgestellten Gebirgsstelzen ist len sich auf dem gesamten Stadtgebiet Ham- jedoch nicht auszuschließen. Kartengrundlage: OpenStreetMap Abb. 2: Gebirgsstelze - Verbreitung Okt. 2020 bis Feb. 2021 www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 16 Der Wintereinbruch mit Dauerfrost von als Frostopfer im Hamburger Wochenblatt Ende Januar bis Mitte Februar ist in den des Bezirks Nord, Ausgabe Winterhude, an- Beobachtungen als größere „Delle“ zu er- gesprochen5). Ob und wie die Gebirgsstelzen kennen. In den Zufallsbeobachtungen sind unter der Kälte gelitten haben, lässt sich aus keine ausdrücklichen Totfunde erfasst. Eine unseren Daten leider nicht ablesen. Gebirgsstelze wurde allerdings ausdrücklich 30 25 20 15 Anzahl Gebirgsstelzen 10 Anzahl Beobachtungen 5 0 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 1 2 3 4 5 6 7 8 2020 2021 Abb. 3: Gebirgsstelze - Individuen bzw. Beobachtungen pro Kalenderwoche (Okt. 20 bis Feb. 21) Die abgerundete Spitze um den Jahreswech- obachtungen und Anzahl der Gebirgsstel- sel geht auf die „halbe“ Kalenderwoche (KW) zen erkennen lässt. Aus dem Winterhalbjahr 53 zurück, deren Daten den KW 52 und 1 2020/2021 wurden 272 Datensätze berück- zugeschlagen wurden. sichtigt. Die absolute Anzahl an Meldungen hat seit dem offiziellen Start von ornitho im Im Winter werden in der Regel nur einzelne November 2011 deutlich von 31 auf 272 zu- Gebirgsstelzen beobachtet, wie sich aus dem genommen, die Anzahl der Beobachter in parallelen Kurvenverlauf von Anzahl der Be- Hamburg natürlich auch. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 17 Anzahl Beobachtungen von Gebirgsstelzen 300 250 200 150 100 50 0 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 2018/19 2019/20 2020/21 Abb. 4: Gebirgsstelze - Anzahl Beobachtungen (Okt. bis Feb.) 2012/13 bis 2020/21 Trotzdem gehe ich davon aus, dass die durch in der Stadt weiter erhöht und ob weitere die Umbaumaßnahmen attraktiveren Ge- Fließgewässer nach ihrer Renaturierung Le- wässer bei tendenziell milderen Wintern zu bensraum für diese schöne Stelzenart bieten einem höheren Bestand an bei uns überwin- können. Haltet die Augen auf, wir freuen uns ternden Gebirgsstelzen geführt haben und über Eure Beobachtungen! weiter führen werden. Spannend ist jetzt zu Beginn der Brutzeit, ob sich der Brutbestand der Gebirgsstelzen Irene Poerschke Quellen: 1) Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands 2) Rote Liste der Brutvögel in Hamburg, 4. Fassung, 201 3) Brutvogelatlas Hamburg, hab 31, 2001 4) Bach-Aktionstage - NABU Hamburg 5) Hamburger Wochenblatt (hamburger-wochenblatt.de) / 2021-02-20_Hamburger_Wo- chenblatt_Winterhude, Nr. 7, S. 8 www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 18 Gelbe Stelzen im Winter - das muss eine Gebirgsstelze sein (Lurup/HH, 14.03.2021, W. Schott [ornitho]) Passend zum Artikel „Die weißen Lachmöwen... (Ballindamm/HH, 19.11.2019, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 19 Die weißen Lachmöwen von der kleinen Alster – heute A872 Vom Herbst 2012 bis zum Frühling 2016 • 3. Winter: Konstanz und Schaffhausen / wurden in vier Wintern an der Kleinen Als- Schweiz ter am Hamburger Rathausmarkt 655 Lach- • 4. Winter: Rorschach / Schweiz möwen im ersten Kalenderjahr mit der Hand • 5. Winter: Stettin / Polen und Schaffhau- gefangen und farbberingt. sen / Schweiz • 6. Winter: Zürich / Schweiz Die Lachmöwe A872 wurde als diesjährig • 7. Winter: Berlin, Schaffhausen / Schweiz gefangen und farbberingt am 18.10.2013 und Budweis / Tschechien und hat bis zum März 2021 in 2.707 Tagen 32 Wiederfunde von acht Orten in fünf Län- Große Entfernungen innerhalb eines Win- dern erbracht und zeigt auf eindrückliche terhalbjahres sind für diese Lachmöwe kein Weise ihre individuelle Tradition. Thema, gerechtfertigt wird dieser hohe Ener- gieverbrauch offensichtlich durch lohnende Lachmöwen sind bekannt für ihre Treue zum Nahrungsquellen, zudem bietet die vielfälti- Winterquartier und einem festen traditionel- ge Ortskenntnis eine Sicherheit im Falle ei- len Standplatz, der mitunter eine bestimmte nes plötzlichen Wetterumschwunges. Es ist Ecke in einem Park ausmachen kann und der sogar anzunehmen, daß dieser Vogel weitere nicht gewechselt wird. Eher verlässt der Vo- Standorte für das Winterhalbjahr aufsucht. gel diese Stadt und sucht seinen individuel- len Standplatz in einer anderen Stadt auf. Hiermit bedanken wir uns herzlich für die vielen Ablesungen aus ganz Europa und die Hier eine Übersicht über die bevorzugten Wiederfundbearbeitung durch Sönke Mar- Orte für die Monate Oktober bis März: tens! • 1. Winter: Hamburg und Saint-Louis, El- sass / Frankreich • 2. Winter: Hannover Simon Hinrichs & Andreas Zours www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 20 Möwen-Schlafplatzzählung 2021 Die Möwenzählung im Mittwinter fand am 24. wohl es auch schon früher starke Schwankun- Januar 2021 statt. Das Logo des Arbeitskreises gen in den Wintern gab). Dies zeigt sich auch Vogelschutzwarte, die Lachmöwe, machte auch an den Tagesrastplätzen. Dort freut man sich diesen Winter mit zahlreichen großen Schlaf- fast schon, wenn Mantelmöwen zu entdecken plätzen das Rennen. Im Gegensatz zur Stum- sind. Diese Art war den ganzen Winter sehr möwe ist diese Art auch tagsüber im gesamten spärlich im Stadtgebiet vorhanden. Stadtgebiet häufig anzutreffen. Insgesamt wur- den 14.274 Lachmöwen gezählt. Bei der Lach- Insgesamt waren wieder mehr Sturmmöwen möwe fällt auf, dass viele Vögel vermutlich an den Schlafplätzen vorhanden, was etwas täglich die gleichen Schlafplätze aufsuchen. überrascht, da man tagsüber an den bekannten Zumindest fliegen große Mengen Lachmöwen Möwenplätzen kaum Sturmmöwen angetrof- an größeren, bekannten Schlafplätzen vorbei, fen hat (egal zu welcher Tageszeit). Vermutlich um an anderen Plätzen zu schlafen. Ansons- fliegen sie zur Nahrungsaufnahme in die land- ten sind die großen Lachmöwen-Schlafplätze wirtschaftlich genutzten Gebiete im Umland wie jeden Winter stark frequentiert, allerdings und kommen erst sehr spät abends gezielt zu schlafen dort oft keine anderen Möwen (z.B. den Schlafplätzen. Das zeigen auch die Schlaf- Köhlbrand, Außenalster). platzflüge im Hamburger Westen. Das Mühlenberger Loch scheint bei ablaufend Immerhin gelangen an den Schlafplätzen auch Wasser als Schlafplatz sehr attraktiv zu sein. Beobachtungen von Heringsmöwen (2), Mit- So flogen aus dem Hafengebiet abends zahl- telmeermöwe (1) und Steppenmöwen (4). reiche Möwenarten (etwas mehr als in den Diese Arten sind mitunter in dem schwachen letzten Jahren) in das Mühlenberger Loch, um Licht bei eng aneinander sitzenden Möwen dort auf den Sandbänken zu schlafen (in den nur schwer zu entdecken, obwohl sie tagsüber letzten Jahren wurde oft bei auflaufend Wasser im Gebiet anwesend sind. gezählt). Im Finkenwerder Vorhafen rasteten dagegen kaum noch Großmöwen. Vermutlich wurden nicht alle Möwenschlaf- plätze sicher erfasst, da je nach Standort die Die Mantelmöwe war mit 36 Vögeln wieder Sicht in die Hafenbecken begrenzt war. Hier sehr schwach vertreten und hat im Vergleich werden wir an manchen Stellen nach geeigne- zu den letzten Jahren etwas abgenommen (ob- teren Zählstandorten suchen. Ein großer Dank geht natürlich wieder an die zahlreichen Zähler, die oft seit vielen Jahren bei Wind und Wetter ausharren: F. Laessing, O. Knöfel, S. Rust, F. Schawaller, H. u. U. Jür- gens, J. Hartmann, R. Rühling, T. Demuth, G. Rupnow, M. Schlorf, M. Reimann, G. Fick, A. Dien. Organisation und Auswertung: Christian Wegst (cwegst@gmx.de) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 21 www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 22 www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 23 Sperber-Männchen: Ein wunderhübscher kleiner Greifvogel (Iserbrook/HH, 06.03.2021, B. Eisenhardt) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 24 Vogelzug und Klimawandel: Veränderungen im Jahresrhythmus Beispiel: Baumpieper Die Art ist ein überwiegend tagaktiver Lang- in NO-Richtung statt, z.T. aber etwas weiter streckenzieher. Der Wegzug erfolgt recht östlich als Schleifenzug (Bairlein et al. 2014). früh ab Ende Juli in SW-Richtung, kann sich Erste Baumpieper erschienen früher Mitte/ aber bis Ende Oktober hinziehen. Baumpie- Ende April im Berichtsgebiet, in den letzten per überwintern in den Savannen südlich Jahrzehnten aber meist in der ersten Aprilde- der Sahara. Der Heimzug findet umgekehrt kade, ausnahmsweise schon Ende März. Heimzug Im Zeitraum 1965 – 1974, 1988 - 2019 kam Tage/Jahr, also -5,4 Tage in 42 Jahren. Die es nach der Regressionsanalyse der Zufalls- Ankunft des 20. Individuums verfrühte sich meldungen zu einer nicht signifikanten Ver- hochsignifikant um -14,9 Tage. Daten: frühung der Erstbeobachtung um -0,12849 Median (Erstbeobachtung) Median (Ankunft 20. Individuum) 1965-1974, 1988-2019: 03.04. (15.03.-19.04.) n=42* 1965-1974, 1988-2019: 17.04. (04.04.-15.05.) 1965-1974, 1988-1998: 09.04. (19.03.-19.04.) n=21 1965-1974,1988-1998: 21.04. (04.04.-15.05.) 1999-2019: 02.04. (15.03.-09.04.) n=21 1999-2019: 16.04. (07.04.-28.04.) * Berlin: 07.04. (01.04.-08.04.) Ankunftsveränderungen (Verfrühungen) in anderen Gebieten: • Sachsen (Vogtland): - 7,5 Tage (1967-2011, Ernst 2013) • Mecklenburg (Parchim): - 9 Tage (1963-2000, Schmidt & Hüppop 2007) • Berlin: -3,8 Tage (1965-1974, 1988-2019, jährliche Beobach- tungsberichte in Berliner ornithol. Bericht) Daten vom Heimzug der Baumpieper gibt sich indirekt eine Verfrühung des Frühjahr- es kaum in ausreichender Menge (s.u.). Zur Gipfels um zwei Pentaden (Abb. 1), der Medi- Ausprägung des Zugmusters beim Heimzug an bleibt jedoch in der 26. Pentade (6.-10.5.). im Berichtsgebiet gibt es leider keinerlei di- Daten von Vogelzugplanbeobachtungen bei rekte systematische Daten, und die Zahl der Lingen/Emsland (240 km SW) seit 2011 zei- Zugmeldungen aus dem Frühjahr ist so ge- gen die 22. Pentade (16.04.-20.04.) als Heim- ring, dass keine Aussagen möglich sind. Teilt zuggipfel. Allgemein erfolgt der Heimzug in man die Gesamtzahlen aller Beobachtungen Norddeutschland von Anfang April bis Ende in zwei verschiedene Zeiträume auf, so ergibt Mai. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 25 Aktuelle Heimzuggipfel: • Lingen/Emsland 22. Pentade (16.-22.4.) Jahre: 2011-2020, n=115, Planbeob. • Hamburg 23. Pentade (21.-25.4.) Jahre: 1990-2019, n=8.699, Beobachtungen • (Falsterbo 26. Pentade (6.-10.5.) Jahre: 1980-1994, n=212, Beringungen • Falsterbo 26. Pentade (6.-10.5.) Jahre: 1995-2020, n=101, Beringungen) In Südschweden scheint es also keine Verfrü- im Spätfrühjahr zu erklären ist (Hüppop & hung beim Heimzug zu geben, was eventu- Hüppop 2005). ell mit einem geringeren Temperatureinfluss Brut Aus dem Berichtsgebiet liegen keine ausrei- Median der 19.4. (30.3.-2.5.), für die Jahre chenden Langzeitdaten zur Brutbiologie vor. 1990-2020 (n=31) der 7.4. (28.3.-14.4.). Also Da der Gesang als Teil des Revierverhaltens eine Verfrühung um 12 Tage, was ungefähr gilt, kann man die Datenreihe der Erstgesän- den oben genannten Ankunftsverfrühungen ge im Berichtsgebiet aufteilen, wobei sich er- entspricht. gibt: Für die Jahre 1948-1989 (n=34) war der Wegzug Der Wegzug der Baumpieper beginnt An- der Median in beiden Datenreihen um eine fang August und endet in der dritten Ok- Pentade. Eine Verspätung von 5 Tagen seit toberdekade. Das Zugmuster beim Wegzug 1970 wurde auch in Süddeutschland (Rande- entspricht mehr oder weniger einer Glo- cker Maar, Gatter 2000) festgestellt. Die ckenform (Abb. 2). Der Zuggipfel bleibt im Vogelzugplanbeobachtungen in Falsterbo Berichtsgebiet sowohl bei den Vogelzugplan- (Südschweden, 275 km NO) von 2016-2020 beobachtungen als auch bei den allgemeinen zeigen dagegen eine Verfrühung des Gipfels/ (Zufalls-) Zugmeldungen in beiden Zeiträu- Medians von zwei Pentaden gegenüber den men die 51. Pentade (8.-12.9.). Unerwartet 1970er Jahren. für einen Langstreckenzieher verspätet sich Aktuelle Wegzuggipfel auf dem NO-SW- „flyway“: • Falsterbo 47. Pentade (19.08.-23.08.) Jahre: 2016-2020, n= 3.593; Planbeob. • Hamburg 51. Pentade (08.09.-12.09.) Jahre: 2010-2020, n= 8.741; Planbeob. • Emsland 48. Pentade (24.08.-28.08.) Jahre: 2011-2020: n= 3.593; Planbeob. • Westenschouwen (NL, • 475 km SW) 50. Pentade (03.09.-07.09.) Jahre: 2006-2020, n=296, Beringungen. www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 26 In Falsterbo gab es gegenüber den 1970er Im Zeitraum 1999-2019 lag der Median am Jahren eine Verfrühung um zwei Pentaden, 11.10. (29.09.-20.10.). Im Vergleich dazu liegt in Lingen/Emsland um drei Pentaden und der Median in Berlin am 7.10. (22.09.-31.10.). bei Westenschouwen, Niederlande (Abb. 3) Durch die Verfrühung bei der Ankunft und um zwei Pentaden. Offen bleibt die Frage, die Verspätung der Letztbeobachtung ver- warum es in Hamburg eine Verspätung gibt. größert sich der Beobachtungszeitraum in Hamburg um 24,5 Tage; im Mittel beträgt Bei den Letztbeobachtungen im Berichts- er in Hamburg 186 Tage +/- 20 (141-225); gebiet wurde über die 42 Jahre ein Median in Berlin ergab sich ein Mittelwert von 183 am 8.10. (21.08.-30.10.) und eine signifi- Tagen +/- 8 (172-208). kante Verspätung von 19,1 Tagen ermittelt. Baumpieper (Neuengamme/HH, 22.04.2013, A. Mitschke) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 27 1200 30 Hamburg Emsland 1949-1989 (n=3.535) 1000 25 1990-2019 (n=8.699) 800 20 2011-2020 Emsland Anzahl Individuen 600 15 Anzahl Individuen (n=115) 400 10 200 5 0 0 12.03. - 16.03. 17.03. - 21.03. 22.03. - 26.03. 27.03. - 31.03. 01.04. - 05.04. 06.04. - 10.04. 11.04. - 15.04. 16.04. - 20.04. 21.04. - 25.04. 26.04. - 30.04. 01.05. - 05.05. 06.05. - 10.05. 11.05. - 15.05. 16.05. - 20.05. 21.05. - 25.05. 26.05. - 30.05. 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Pentade Abb. 1: Baumpieper - Heimzug im Raum Hamburg nach Beobachtungs-Pentadensummen und im Emsland nach Vogelzugplanbeobachtungen 3000 4500 Vogelzugplanbeobachtungen Zugmeldungen 50% 4000 2500 3500 50% 2000 3000 Plan 1994-2009 (n=12.084) Anzahl Individuen Anzahl Individuen 2500 Plan 2010-2020 (n=8.741) 1500 Zug allg. 1948-2009 (n=17.494) 2000 Zug allg. 2010-2019 (n=12.739) 1000 1500 1000 500 500 0 0 14.08. -19.08. -24.08. -29.08. -03.09. -08.09. -13.09. -18.09. -23.09. -28.09. -03.10. -08.10. -13.10. -18.10. - 18.08. 23.08. 28.08. 02.09. 07.09. 12.09. 17.09. 22.09. 27.09. 02.10. 07.10. 12.10. 17.10. 22.10. 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Pentade Abb. 2: Baumpieper - Wegzug im Raum Hamburg nach Vogelzugplanbeobachtungen und allge- meinen Zugmeldungen www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 28 120 50% 100 80 1967-2005 (n=326) Anzahl Individuen 2006-2020 (n=296) 60 40 50% 20 0 15.07. - 19.07. 20.07. - 24.07. 25.07. - 29.07. 30.07. - 03.08. 04.08. - 08.08. 09.08. - 13.08. 14.08. - 18.08. 19.08. - 23.08. 24.08. - 28.08. 29.08. - 02.09. 03.09. - 07.09. 08.09. - 12.09. 13.09. - 17.09. 18.09. - 22.09. 23.09. - 27.09. 28.09. - 02.10. 03.10. - 07.10. 08.10. - 12.10. 13.10. - 17.10. 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 Pentade Abb. 3: Baumpieper - Wegzug nach Erstfängen an der Beringungsstation in Westenschouwen/ Niederlande Quellen unveröffentlichter Vogelzugdaten: Emsland und Westenschouwen/Niederlande: www.trektellen.nl Falsterbo/Südschweden: www.falsterbofagelstation.se Literatur Bairlein, F. & J. Dierschke, V. Dierschke, V. Salewski, O. Geiter, K. Hüppop, U. Köppen, W. Fiedler (2014): Atlas des Vogelzugs. Aula-Verlag Wiebelsheim. 567 S. Ernst, S. (2013): Veränderungen der Ankunftszeiten von 25 häufigen Zugvogelarten im sächsi- schen Vogtland in den Jahren 1967 bis 2011. Mitt. Ver. Sächs. Ornithol. 11: 1-14. Gatter, W. (2000): Vogelzug in Mitteleuropa. Aula-Verlag. Hüppop, K. & O. Hüppop (2011): Atlas zur Vogelberingung auf Helgoland. Vogelwarte 43: 217- 248. Schmidt, E. & K. Hüppop (2007): Erstbeobachtung und Sangesbeginn von 97 Vogelarten in den Jahren 1963 bis 2006 in einer Gemeinde im Landkreis Parchim (Mecklenburg-Vor- pommern). Vogelwarte 45: 27-58. Ronald Mulsow & L. Wieczorek, mit Unterstützung durch J. Berg und E. Fähnders www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 29 Unglaublich, was sich Mäusebussarde inzwischen trauen - ein neuer Horst mitten in der Stadt! (Mittelweg, Badestraße/HH, 10.04.2021, S. Lunk) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 30 Aktuelle Witterung Wettergeschehen im März 2021 „Jeder zweite Tag ein Frosttag und dennoch der Mitteilungen in einer neuen Form der Dar- kein einziger Eistag“. Dieser Satz aus dem Januar stellung (Boxplots) gibt. 2021 war auch für den Monat März gültig. Der Monatswert der mittleren Tagestemperatur von Die Sonne zeigte sich überdurchschnittlich häu- 5,3 °C liegt knapp oberhalb des Vergleichswertes fig und landete am Ende bei 123 Stunden und und reiht sich folglich im langjährigen Mittelfeld damit im Durchschnitt von 4 Stunden täglichem ein. In der letzten Monatsdekade begann pünkt- Sonnenschein. lich mit dem Frühlingsanfang ein merklicher Anstieg der Tagestemperaturen. Der Anstieg Intensive Niederschläge um den 10. März herum gipfelte am 31.03. mit 23,5 °C in einem neuen brachten es auf nahezu die gesamte Monatsmen- März-Höchstwert für Hamburg. Dieses wird ge von knapp 56 mm. Danach setzte wieder eine auch bei Betrachtung des Überblicks der letzten trockene Phase ein. 30 Jahre deutlich, welchen es ab dieser Ausgabe Die monatlichen Wettergrafiken ab Januar 2010 sind auf der Homepage des Arbeitskreises direkt abruf- bar. http://www.ornithologie-hamburg.de/ Bei weitergehendem Interesse an einer detaillierten Betrachtung des deutschlandweiten Wettergesche- hens sei der Besuch bei DWD empfohlen: https://www.dwd.de/DE/leistungen/pbfb_verlag_monat_klimastatus/monat_klimastatus.html Bernhard Kondziella Sandsturm über dem seit Tagen trockenen Watt (Wedeler Marsch/PI, 09.02.2021, C. Wegst) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 31 Maximum Wetterdaten Hamburg-Fuhlsbüttel 03.2021 oberes Quartil Quelle: www.ornithologie-hamburg.de 1981-2010 Median mittlere Tagestemperatur [°C] unteres Quartil Minimum max 31.03.: 23.5 °C min 08.03.: -6.9 °C 15 Frosttage: 16 10 Eistage: 0 5 0 -5 Mittelwert / Delta -10 5.3 °C / 0.6 °C 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 Sonnenscheindauer [h]; max 30.03.: 11.8 h 16.0 14.0 12.0 10.0 8.0 Summe / Delta 6.0 4.0 122.9 h / 14 h 2.0 0.0 Regentage Niederschlag in 24h [mm]; max 10.03.: 17.2 mm 20.0 > 0mm 14 15.0 > 2mm 7 10.0 > 5mm 3 Summe >10mm 2 5.0 55.7 mm >20mm 0 0.0 (-12.8 mm) Windrichtung [°N] Nord 0 360 1 Windstärke 270 West 2 Süd 3 180 4 90 Ost 5 0 Nord 6 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 mittlere Tagestemperatur Sonnenstunden Niederschlag Rang im Vergleich Monatsmittelwert [°C] Monatssumme [h] Monatssumme [mm] der letzten n Jahre 10.0 300 150 7.5 250 125 n = 10 30 80 200 100 5.0 150 75 7. 16. 29. 2.5 100 50 0.0 50 25 6. 14. 32. -2.5 0 0 4. 14. 32. 2001 2006 2011 2016 2021 2001 2006 2011 2016 2021 2001 2006 2011 2016 2021 [°C] 30 Tage gleitender Mittelwert 01.04.2020-31.03.2021 25 1981-2010 20 15 10 5 0 -5 Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Monat 03_2012 03_2013 03_2014 03_2015 03_2016 03_2017 03_2018 03_2019 03_2020 03_2021 Frosttage 3 29 6 5 17 3 16 2 15 16 Eistage 0 5 0 0 0 0 3 0 0 0 Schneetage 0 22 0 0 0 0 6 0 2 0 Datenquelle: www.dwd.de Zusammenstellung: B. Kondziella www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 32 Temperaturauswertung in einer anderen Form Mit der aktuellen Ausgabe des Mitteilungs- eines Monats ergeben somit 62 Temperatur- blattes wird als Ergänzung zur bisherigen werte. Diese 62 Werte dienen als Grundlage monatlichen Wetterdarstellung eine weitere und werden ihrer Größe nach aufsteigend Form der Aufbereitung monatlicher Tem- sortiert. Der 31.te Wert in dieser Reihe bil- peraturwerte eingeführt. Ziel ist es, in ei- det dabei den Median und wird in der Grafik ner Grafik die langjährig unterschiedlichen durch einen horizontalen roten Balken mar- Charakteristiken eines Monats abzubilden. kiert. Dieser Wert schwankt von Jahr zu Jahr. Die Datengrundlage dazu stellen die tägli- Rund um den Median befindet sich die blau chen Temperaturmessungen des DWD an gefärbte Box. Innerhalb dieser Box befinden der Station in Hamburg-Fuhlsbüttel aus den sich 25% der Temperaturwerte, die niedriger letzten 30 Jahren dar. Unter Verwendung von liegen als der Median und 25% der Tempe- Box-Whisker-Plots ist es möglich, den Inhalt raturwerte die oberhalb des Medians liegen. dieser Datenfülle in einer Grafik sichtbar zu Je kürzer die Box im Vergleich der Jahre ist, machen. desto gleichmäßiger war der Temperaturver- lauf. Die schwarzen Linien (oder Whisker) Wie entstehen nun daraus die Grafiken? zeigen in diesem Diagramm die Spannweite In den frei zugänglichen Wetterdaten des zwischen den Extremwerten des einzelnen DWD befinden sich u.a. auch die Höchst- Monats auf. und Tiefsttemperaturen eines Tages. 31 Tage Bernhard Kondziella www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 33 Temperatur [°C] März 30 20 10 0 -10 -20 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 Quelle der Wetterdaten: www.dwd.de Wie entstehen die Box-Whisker-Plots und wie sind sie zu interpretieren? 1. Rohdaten der Temperatur 2. Temperaturdaten aufsteigend sortiert 3. Box-Whisker 25 25 25 20 20 20 15 15 15 10 10 10 5 5 5 0 0 0 -5 -5 -5 -10 -10 -10 0 10 20 30 40 50 60 01.03.2021 03.03.2021 05.03.2021 07.03.2021 09.03.2021 11.03.2021 13.03.2021 15.03.2021 17.03.2021 19.03.2021 21.03.2021 23.03.2021 25.03.2021 27.03.2021 29.03.2021 31.03.2021 Index Zeitliche Abfolge der täglichen Zunächst Sortierung der Temperaturwerte (62 Werte) Höchst- und Tiefsttemperatur Der 31. Wert ist der Median (4.8 °C) im Monat (31 Tage) Die Box repräsentiert den Bereich zwischen Wert 16 und 47 In diesem Bereich befinden sich 50% aller Temperaturwerte Die Whisker zeigen die Spanne zwischen Höchst- und Tiefsttemperatur im aktuellen Monat (23.5 °C bzw. -6.9 °C) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 34 Noch mal Wetter: Grünlandtemperatursumme als Zeiger für den Vegetationsbeginn „Die sogenannte "Grünlandtemperatursum- Mit dieser Messgröße ergibt sich die Mög- me" ist eine spezielle Wärmesumme, die zur lichkeit, aus den regelmäßigen Temperatur- Hilfe genommen wird, um den nachhaltigen messungen des DWD eine weitere Größe Vegetationsbeginn zu bestimmen. Zur Berech- zum Verlauf des Spätwinters und des Früh- nung der Grünlandtemperatursumme werden lingsbeginns zu berechnen. Möglicherweise alle positiven Tagesmitteltemperaturen seit ergeben sich hieraus Interpretationsansätze Jahresbeginn aufsummiert. Diese werden al- zu jahrweise unterschiedlichen Verläufen lerdings nach Monaten gewichtet. Das heißt, des Brutzeitbeginns bei einigen Arten (z.B. im Januar wird das Tagesmittel mit dem Fak- Graugans, Amsel, Ringeltaube). tor 0,5 multipliziert, im Februar mit 0,75. Ab März geht dann der volle Wert ein. Erreicht In der nachfolgenden Grafik wurde mit der die Grünlandtemperatursumme die magische o.g. Definition für jedes Jahr seit 1936 der Grenze von über 200 Grad, ist der nachhalti- Tag berechnet, an dem die Grünlandtempe- ge Vegetationsbeginn erreicht. In Mitteleuropa ratursumme den Wert von 200 Grad über- wird damit der Termin für das Einsetzen der schritten hat. In diesem Jahr sorgte der Win- Feldarbeit bestimmt. Man spricht dann auch tereinbruch im Februar dafür, dass der Wert vom Beginn des agrarmeteorologischen Früh- erst am 24.03. überschritten wurde. Im Vor- lings, der häufig mit dem Beginn der Forsy- jahr wurde der Wert aufgrund der fehlenden thienblüte zusammenfällt.“ Eistage in 2020 bereits am 27.02. und somit rund vier Wochen früher überschritten. Im [Quelle: https://www.dwd.de/DE/wetter/the- „Märzwinter“ 2013 wurde der Wert gar erst ma_des_tages/2018/3/28.html] am 18.04. erreicht. Bernhard Kondziella www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 35 Grünlandtemperatursumme in Hamburg-Fuhlsbüttel (DWD) 01.05. Jahr Datum 2001 31.03. 2002 05.03. 2003 30.03. 2004 21.03. 2005 27.03. 2006 15.04. Überschreitung der 200 Grad Grenze 01.04. 2007 04.03. 2008 03.03. 2009 24.03. 2010 02.04. 2011 26.03. 2012 15.03. 2013 18.04. 2014 07.03. 01.03. 2015 17.03. 2016 23.03. 2017 19.03. 2018 05.04. REPORT-Layout:DWD_Waermesumme 2019 07.03. 2020 27.02. 2021 24.03. 01.02. 2015 2020 2005 2010 1995 2000 1985 1990 1970 1975 1980 1960 1965 1940 1945 1950 1955 Jahr Quelle der Rohdaten: www.dwd.de Zwei Grünspecht-Männchen haben Streit (Mellingburger Schleife/HH, 25.03.2021, K. Schulz [ornitho]) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 36 Aktuelles vogelkundliches Geschehen Ornithologische Beobachtungen im Hamburger Raum März 2021 – ein sonniger Vogel-Frühling Dieser Monat war, was die Witterung an- im Nordosten des Berichtsgebietes, z. B. auf ging, endlich mal relativ „normal“. Viele tro- dem Timmerhorner Teich/OD. Sehr „pünkt- ckene Tage mit reichlich Sonne lockten die lich“ war ein Säbelschnäbler am 20.03. in Beobachter*innen raus und sorgten so für der Winsener Marsch/WL. Weitere Watvögel interessante Meldungen aus der Vogelwelt. erreichten uns am 21.03. (Flussregenpfeifer, Dank der guten Bedingungen nahm auch Moorburg Spülfeld/HH) und 24.03. (Dunk- der Vogelzug Fahrt auf, mit einigen außerge- ler Wasserläufer, Hetlinger Schanzteich/PI). wöhnlich starken Zug-Tagen und -Nächten! Der erste Schwarzmilan flog am 27.03. in Zum Glück gab es aber auch einige Nieder- der Boberger Niederung/HH. Am selben Tag schläge, sodass sich Feuchtwiesen und Ge- wurden gleich drei sehr frühe Uferschwal- wässer langsam weiter auffüllten. ben (Hetlinger Schanzsand/PI) und eine bzw. drei Rauchschwalben (Öjendorfer See/ Ankunft HH bzw. Hetlinger Schanzsand/PI) gesehen. Im März erreichen v.a. Kurzstreckenzieher Auf den durchschnittlichen Ankunfts-Tag das Berichtsgebiet, aber zum Ende des Mo- nates tauchen auch erste Langstreckenzie- her auf. Bereits am 27.02. wurden die ersten Schwarzkopfmöwen, ein Ind. im Holzha- fen/HH sowie 2 Ind. in Bullenhausen/WL, gesichtet. Jeweils eine Woche früher als im Durchschnitt kamen am 01.03. ein Rotschen- kel in der Wedeler Marsch/PI und am 08.03. eine Knäkente auf dem Junkernfeldsee/WL an. Am Hetlinger Schanzteich/PI suchte am 13.03. der erste Kampfläufer und am 15.03. die erste Uferschnepfe nach Nahrung, letz- tere war eher spät dran. Noch recht verhal- ten sang ein frühes Blaukehlchen am 17.03. in der Wedeler Marsch/PI. Extrem verfrüht hatte sich eine Schafstelze am 17.03. in Al- lermöhe/HH, diese Art kommt normaler- weise erst Anfang April bei uns an. Ab dem 18.03. besetzten Rothalstaucher ihre Reviere Kornweihe (Winsener Marsch/WL, 13.03.2021,C. v. Valtier) www.ornithologie-hamburg.de
Mitteilungen des Arbeitskreises VSW Hamburg 04/2021 Seite 37 Weißwangengänse (Wedeler Marsch/PI, 03.03.2021, L. Buchwald) genau sang am 31.03. je ein Fitis in der Win- Bergen, wie am 31.03. mit 1 Ind. im Has- sener Marsch/WL und in Neuengamme/HH. selbrack/HH. Für Spechte ist der März die Etwas zu früh war ein Steinschmätzer in der Hauptbalzzeit; wie weit der Schwarzspecht Eidelstedter Feldmark/HH am letzten Tag bereits in die Stadt vorgedrungen ist, zeigte des Monats. ein Ind. am 28.02. im Raakmoor/HH. Nach dem überraschenden Wintervorkommen Brutzeit der Grauammer in der Winsener Marsch/ Viele Arten beginnen in diesem Monat mit WL sang dort am 26.03. ein Ind. Vielleicht der Besetzung ihrer Reviere. Interessant war etabliert sich hier ja ein neues Brut-Vorkom- die hohe Zahl von 16 balzenden Kiebitzen men!? am 23.03. im Wakendorfer Moor/OD. Nach dem Erlöschen des Sperlingskauz-Vorkom- Rastvögel mens im Sachsenwald gibt es nur noch un- Bei den zahlenmäßig dominierenden Enten- regelmäßige Meldungen aus den Harburger vögeln setzte im Laufe des Monats der Ab- zug in die Brutgebiete ein. Viele, nämlich 140 Höckerschwäne rasteten am 07.03. noch bei Laßrönne/WL. Die Zahl der Weißwangen- gänse in der Wedeler/ Haseldorfer Marsch/ PI sank von ca. 22.000 Ind. am 09.03. auf 15.000 Ind. am 25.3. Weitere große Rast- Ansammlungen gab es u.a. mit 1.500 Bläss- gänsen (17.03. Hetlinger Schanzteich/PI), 331 Brandgänsen (06.03. Holzhafen/HH), 2.122 Krickenten (31.03. Mühlenberger Loch/HH), 1.000 Stockenten (14.03. Het- linger Schanzsand/PI) und 78 Löffelenten (29.03. Hetlinger Schanzteich/PI). Am 08.03. wurden 450 Reiherenten auf Kalte Hofe/HH gezählt, ein sehr hohes Maximum. Und bis zu 74 Gänsesäger (21.03.) hofften bei Kreet- Kolbenente (Kalte Hofe/HH, 07.03.2021, sand/HH auf wandernde Stinte. O. Knöfel [ornitho]) www.ornithologie-hamburg.de
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