Mobilität für Deutschland - Politische Handlungsempfehlungen 2017plus - Deutsches Verkehrsforum
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MOBILITÄT FÜR DEUTSCHLAND POLITISCHE HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN 2017PLUS Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Verkehrsinfrastruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Digitalisierung / Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Klima- und Umweltschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Standort Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Das Deutsche Verkehrsforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Editorial DEUTSCHLAND BRAUCHT EINE MODERNISIERUNGSOFFENSIVE Die Mobilitätsbranche Wasserwegen sowie Straßen sichert uns in Deutschland steht den Status als führende Exportnation vor enormen Verän- und damit unseren Wohlstand. derungen: sie muss die digi- Die Unternehmen des Mobilitätssektors tale Transfor- produzieren Waren und Dienstleistun- mation bewäl- gen, die höchsten Ansprüchen genü- tigen, (Cyber)-Sicherheit gewährleisten, gen – »Made in Germany« wird welt- sich extrem (auch digital) vernetzen und weit nachgefragt. Tagtäglich stellt sich sich noch intensiver im Umwelt- und die deutsche Verkehrswirtschaft erfolg- Klimaschutz engagieren. Mit diesen reich dem Wettbewerb, ist dabei aber Stichpunkten sind eine große Anzahl auf gute Rahmenbedingungen seitens an Fragen, Herausforderungen und der Bundesregierung angewiesen. auch Unsicherheiten verbunden. In den letzten Jahrzehnten hat sich die- Unsere Branche geht diese Themen ser Rahmen deutlich verschlechtert: aktiv und innovativ an. Sie muss es Unsere Verkehrswege überaltern, Pla- auch, denn sie ist sich ihrer Mit-Ver- nungs- und Genehmigungsverfahren antwortung als tragende Säule für sind nicht mehr zeitgemäß und die den Wirtschaftsstandort Deutschland in Steuer- und Abgabenpolitik wirkt sich einer globalisierten Welt sehr bewusst. bremsend auf die Leistungs- und In- Unsere gute Verkehrsinfrastruktur mit vestitionsfähigkeit unserer Branche aus. ihren Häfen, Flughäfen, Schienen- und Die Erhöhung der Verkehrsinfrastruktur- 4
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de investitionen und der Breitbandausbau men im internationalen Wettbewerb ist ein erster wichtiger Schritt. Diese benachteiligt und der Wirtschaft Modernisierungsoffensive muss nun Investitionen in klima- und umwelt- fortgesetzt werden: freundliche Technologien gestattet. ■ Eine besonnene ökologische Regu- ■ Eine Verkehrsinfrastruktur, die quali- lierung mit realistischen Klima- und tativ hochwertig ist und den Anfor- Umweltzielen. derungen einer digitalen Welt ent- ■ Einen harmonisierten europäischen spricht. Dazu gehört der Ausbau von Rechtsrahmen mit fairen Bedingun- leistungsfähigen digitalen Netzen gen innerhalb der EU-Mitgliedstaaten entlang von Autobahnen, und im internationalen Verhältnis. Schienenwegen und Logistikzentren. ■ Datenschutz, der Dienstleistungen Politik und Wirtschaft stehen vor den ermöglicht, sich zu entfalten sowie Herausforderungen, unseren Standort eine zuverlässige Datensicherheit. zu erhalten und die unterschiedlichen ■ Eine Gesetzgebung, die neue Ge- Rahmenbedingungen positiv zu gestal- schäftsmodelle und Mobilitätsplatt- ten. Dazu schlagen wir in dieser Wahl- formen zulässt. broschüre konkrete Handlungsempfeh- ■ Ein praxisnahes Planungs- und lungen vor und sind gerne bereit, mit Genehmigungsrecht, das frühzeitig der Politik zum Wohle des Wirtschafts- die Bürger beteiligt und einen zügi- und Mobilitätsstandortes Deutschland gen Bau ermöglicht. an einer Modernisierungsoffensive zu ■ Eine Industriepolitik, die den Sektor arbeiten. bei der Forschung und Entwicklung neuer Werkstoffe, Antriebstechno- logien, Energiespeicher und Kraft- stoffe unterstützt. ■ Eine Steuer- und Abgabenpolitik, die Dr. Ulrich Nußbaum nicht einseitig deutsche Unterneh- Vorsitzender des Präsidiums 5
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Verkehrsinfrastruktur VERKEHRS- INFRASTRUKTUR Deutschland verfügt über ein dichtes menden Verfall unserer Straßen, Infrastrukturnetz. 230.100 km überge- Schienen und Wasserwege mit einem ordnete Straßen, 37.900 km Schienen, Investitionshochlauf zu begegnen. Diese rund 7.300 km Binnenwasserstraßen Politik der aktiven Daseinsvorsorge muss sowie bedeutende internationale Ver- fortgesetzt und verstetigt werden. Dazu kehrsflughäfen, See- und Binnenhäfen. muss allein der Bund jährlich mindestens Unsere Verkehrsinfrastruktur sichert 15 Milliarden Euro in seine Straßen, Wohlstand, Beschäftigung und Lebens- Schienen und Wasserwege investieren. qualität. Doch die Belastung der Ver- Es gilt zudem, die Digitalisierung der kehrswege steigt, während die Leistungs- Verkehrsinfrastruktur investiv zu unter- fähigkeit sinkt. Mittlerweile besteht stützen. eine Instandhaltungslücke von jährlich rund 7,2 Milliarden Euro, verursacht Geld allein reicht jedoch nicht. Denn durch unterlassene Investitionen. die Bundesregierung steht aktuell vor dem Problem, dass vorhandene Investi- Die Bundesregierung hat es in den ver- tionsmittel aufgrund fehlender Planungs- gangenen Jahren geschafft, den zuneh- und Genehmigungskapazität und 6
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Verkehrsinfrastruktur schleppenden Abstimmungs- und Ge- Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 nehmigungsverfahren zwischen Bund adäquat zu finanzieren. und Ländern nicht schnell und effizient genug in Projekte umgesetzt werden Einnahmen strikt zweckbinden: können. Die im Grundgesetz verankerte Die Mittel aus jeglicher Form der Infrastrukturgesellschaft Verkehr ist Nutzerfinanzierung bei Straße, Schiene, ebenso ein wichtiger Teil der Lösung Wasserstraße und ebenso dem Luft- wie die überjährige Projektfinanzierung, verkehr müssen im Sinne eines Finan- eine bedarfsgerechte Planungskosten- zierungskreislaufs direkt als Investitionen finanzierung und die Priorisierung be- den Verkehrsträgern zugutekommen. deutender Projekte. Mit dem Bundes- verkehrswegeplan 2030 und dem Prinzip der Lebenszykluskosten Verkehrsinfrastrukturbericht liegen zwei umsetzen: Beim Bau und der Bewirt- starke Instrumente für eine effiziente schaftung von Verkehrswegen müssen Steuerung der Investitionen in die Bun- alle Projektkosten bereits zum Zeitpunkt desverkehrswege vor, die in den kom- der Planung und Investitionsentschei- menden Jahren stringent umgesetzt und dung mit einkalkuliert werden. Das geschärft werden müssen. Gleicher- langfristig wirtschaftlichste Angebot maßen müssen für eine zügige Realisie- muss den Zuschlag erhalten. rung der Verkehrsprojekte die Empfeh- lungen der Reformkommission Groß- Erhaltung und Betrieb auf tatsäch- projekte sowie des Innovationsforums lichen Bedarf ausrichten: Investitionen Planungsbeschleunigung angewandt in die Verkehrsinfrastruktur dürfen sich werden. nicht nach der jeweilig aktuellen Kassen- lage richten. Vielmehr müssen ausrei- Nachhaltig Investieren chende Mittel für den Erhalt und Be- Investitionshochlauf des Bundes trieb öffentlicher Verkehrsinfrastruktu- fortsetzen: Jährlich müssen minde- ren langfristig festgeschrieben werden, stens 15 Milliarden Euro in die Straßen, so wie dies bereits vorbildlich im Bereich Schienen und Wasserwege des Bundes der Bundesschienenwege erfolgt. investiert werden, um die Sanierung und den Erhalt zu sichern sowie den 8
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de Konsequent in Bestandsnetz Schiene investieren: Die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) für das Bestandsnetz der Bundes- schienenwege muss konsequent in einer »LuFV III« weiter entwickelt wer- den. Dringend notwendige Ersatzinve- stitionen in die Leit- und Sicherungs- technik (einschließlich fahrzeugseitiger Ausrüstung) sowie in den Digitalfunk sind dabei zu integrieren, um die Lei- stungsfähigkeit des Systems Schiene zu stärken. Netz nichtbundeseigener Eisen- bahnen erhalten: Für die sogenannten NE-Netze mit Fernverkehrsrelevanz müssen die Erhaltungsmittel aus dem Schienengüterfernverkehrsnetzförde- rungsgesetzes (SGFFG) fortgeschrieben werden. Dies darf nicht zulasten der öffentlichen Mittelausstattung für die Bundesschienenwege gehen. Auch die Bundesländer müssen sich stärker als bisher in die gesetzlich vorgesehene hälftige Ko-Finanzierung zum Erhalt der NE-Netze einbringen. ÖPNV weiterhin finanziell absichern: Damit der Öffentliche Personennahver- kehr (ÖPNV) seine Rolle als Rückgrat der intelligenten Mobilität auch künftig 9
Mobilität für Europa Verkehrsinfrastruktur erfüllen kann, müssen die Mittel aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs- gesetz (GVFG) für Investitionen in die kommunale Verkehrsinfrastruktur erhöht, angemessen dynamisiert und für Erhalt- und Ersatzmaßnahmen erweitert werden. Kommunale Verkehrsinfrastruktur erhalten: Der Bund muss langfristig seinen Beitrag zum Erhalt der kommu- nalen Infrastruktur leisten, indem die Zusatzmittel aus den Bund-Länder- Finanzverhandlungen im Umfang der bisherigen Entflechtungsmittel zweck- Digitalisierung der Verkehrsinfra- gebunden und dynamisiert werden. Der struktur unterstützen: Bestehende Instrumentenkasten der öffentlichen Straßen, Schienenwege und Wasser- Verkehrsfinanzierung sollte darüber hin- straßen sind nachzurüsten und »intelli- aus weiterentwickelt werden, z. B. durch gent« zu gestalten, z. B. mittels intelli- Fondsmodelle oder Sonderprogramme genter Warnsysteme, der europäischen für Nahverkehrsprojekte mit überragen- Leit- und Sicherungstechnik (ETCS / der Bedeutung. ERTMS), River Information Systems (RIS). Für den Luftverkehr enthält der Single Bundeswasserstraßen leistungs- European Sky (SES) wichtige Techno- fähig halten: Wichtige Binnenwasser- logien, die dringend umzusetzen sind. straßen, Schleusenanlagen, der Nord- Ausschreibungen und Kostenansätze Ostsee-Kanal und die seewärtigen Zu- der öffentlichen Hand müssen Spiel- fahrten der Häfen müssen dringend räume für eine intelligente Infrastruktur saniert bzw. bedarfsgerecht ausgebaut und Telematik-Systeme beinhalten. Zu- werden. Dazu muss das Fachplanungs- dem brauchen Investitionsprogramme personal der Wasser- und Schifffahrts- eine »Digitalisierungskomponente«. Auch verwaltung des Bundes umfassend, zü- muss der Bund seiner Verantwortung gig und nachhaltig aufgestockt werden. als Betreiber öffentlicher digitaler Infra- 10
strukturen gerecht werden. Dazu muss fallrisiko – vor allem auf Landstraßen – er Open Data sowie dessen Weiterverar- zu senken. Ein Ziel der Erneuerung der beitung und Einsatz fördern, z. B. durch Straßenverkehrsinfrastruktur muss die Bereitstellung sicherer Datenplattformen. unfallvermeidende aber auch »fehler- verzeihende« Straße sein. Verkehrssicherheit erhöhen: Straßen müssen sicher gestaltet und systema- Reformen umsetzen tisch optimiert werden, um Unfälle zu Planungs- und Genehmigungsverfahren vermeiden. Wichtig sind insbesondere beschleunigen: Um Verkehrsprojekte die vollständige Ausstattung und regel- schneller realisieren zu können, ist es mäßige Erneuerung von Fahrbahn- notwendig markierungen, die Verbesserung der ■ Empfehlungen der Reformkommis- Sicht- und Lesbarkeit von Verkehrs- sion Großprojekte und des Innova- zeichen und die Optimierung von Kreu- tionsforums Planungsbeschleunigung zungs- und Einmündungsbereichen. Es zügig umsetzen; gilt, die Vorhersehbarkeit und Sichtbar- ■ Mittel zur regelmäßigen Vorplanung keit von Straßenführungen sowie aus- von Projekten über Planungsfonds – reichende Ausweich- und Überholmög- ggf. auch verkehrsträgerübergreifend lichkeiten sicher zu stellen, um das Un- – bereitzustellen; 11
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Verkehrsinfrastruktur ■ die Planungskostenpauschale bei der in den Genehmigungsverfahren für Schiene durch ein neues Finanzie- eine hinreichende Personalausstat- rungsregime zu ersetzen; tung zu sorgen. ■ eine bundesweit einheitliche Form von naturschutzrechtlichen Gutach- Infrastrukturgesellschaft etablieren: ten und der Umweltverträglichkeits- Die sogenannte Infrastrukturgesellschaft prüfung zu etablieren; Verkehr des Bundes für Autobahnen ■ Bürger frühzeitig und angemessen an und andere Bundesstraßen muss konse- den Verfahren zu beteiligen. Dabei quent und im Konsens zwischen Bund haben die Interessen der direkt be- und Ländern schrittweise bis 2020 troffenen Bürger Vorrang gegenüber etabliert werden. Um das Bundesfern- Verbandsklagen; straßennetz bedarfsgerecht, effizient ■ Regelungen des Infrastruktur- und einheitlich zu erhalten und ent- planungsbeschleunigungsgesetzes wickeln, muss die Gesellschaft auch in das allgemeine Verwaltungs- ■ privatwirtschaftlich aufgestellt sein, verfahrensgesetz zu übernehmen; aber ebenso wie das Bundesfern- ■ Entscheidungskompetenzen im straßennetz unter Kontrolle und im Rahmen der Raumordnungs- und Eigentum des Bundes verbleiben. Planfeststellungsverfahren zu bün- Dabei dürfen die Rahmenbedingun- deln und Doppelprüfungen zu ver- gen nicht zu einer versteckten Über- meiden; schuldung des Bundes und höheren ■ die Zuständigkeit für das zeitintensive Belastung der Steuerzahler führen; Anhörungsverfahren auch für die ■ die Planung, den Bau, die Finanzie- Schiene auf die Planfeststellungs- rung und den Betrieb dieser Ver- behörde zu übertragen; kehrswege zentral steuern; ■ die Plangenehmigung und bestehen- ■ die Verkehrsinfrastrukturfinanzie- de Möglichkeiten des Genehmigungs- rungsgesellschaft (VIFG) und Deut- verzichts insbesondere beim Ersatz sche Einheit Fernstraßenplanungs- von Brücken verstärkt zu nutzen; und -bau GmbH (DEGES) schrittweise ■ neben Planungspersonal der öffentli- einbeziehen; chen Hand auch private Planungs- ■ Investitionsmittel mehrjährig zur Durch- und Ingenieurbüros einzusetzen und finanzierung von Projekten einsetzen; 12
■ Zugriff auf Nutzerentgelte, Steuer- über die gesamte Bauphase von Infra- mittel und kurzfristig begrenzte strukturmaßnahmen zu schaffen. Alle Kredite erhalten; Investitionsmittel sollten zusammenge- ■ Öffentlich-Private-Partnerschaften führt werden, beispielsweise in einem (ÖPP) als Beschaffungsvariante auf Sondervermögen oder die Investitions- Projektebene forcieren, unter Wah- mittel für Autobahnen und andere rung von Transparenz und Bundesstraßen in der Infrastruktur- Wirtschaftlichkeit. gesellschaft Verkehr. Auftragsverwaltungen optimieren: Geeignete Instrumente der Doppik Nicht nur mit Blick auf die Übergangs- nutzen: Investitionen, Abschreibungen phase sondern auch für die bei ihnen und Betriebskosten in den öffentlichen verbleibenden Aufgaben müssen die Haushalten müssen verknüpft werden, Straßenbauverwaltungen in den Ländern um die Qualität und den Wert der Ver- weiter optimiert werden. kehrswege transparent zu machen. Zur Etablierung des Prinzips »Lebenszyklus Mittel mehrjährig einsetzen: Eine statt Kameralistik« ist auch mehr unter- gesicherte über- und mehrjährige Bereit- nehmerische Flexibilität in der Verwal- stellung von Finanzmitteln auf Projekt- tung notwendig. ebene ist nötig, um Planungssicherheit 13
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Verkehrsinfrastruktur Innovative Verfahren umsetzen: Erprobte Verfahren z. B. Building Infor- mation Modeling (BIM) und die partner- schaftliche Zusammenarbeit (Partnering) sollten auch im Verkehrswegebau zur Anwendung kommen, um Bauprojekte in allen Phasen – von der Planung, über die Genehmigung bis hin zum Bau – zu beschleunigen. Baustellenmanagement verbessern: Für alle Verkehrsträger muss ein einheit- liches Störfall- und Baustellenmanage- ment über Bundesländergrenzen hinweg Dazu gilt es etabliert werden. Beim Schienenverkehr ■ eine klare Rangfolge der Projekte sind insbesondere die Ergebnisse des nach Nutzen-Kosten-Verhältnis ein- Runden Tisches »Baustellenmanage- zuhalten – auch unter Ausnutzung ment« einzubeziehen. Wichtige Punkte der eigens geschaffenen Möglichkeit sind dabei u. a. eine verbindliche Ab- der Überjährigkeit; stimmung der Baustellenplanung zwi- ■ die Bewertung von Schienenprojek- schen Eisenbahnverkehrs- und -infra- ten für den Deutschlandtakt und das strukturunternehmen, eine fahrplan- 740m-Netz zügig durchzuführen und schonende Umsetzung und die finanzi- Projekte umgehend zu realisieren; elle Unterfütterung des Baustellen- die Beseitigung von Engpässen und managements. Stärkung der Knoten im Schienen- netz müssen dabei Vorrang haben; Prioritäten setzen ■ eine Nachsteuerung bei der Investi- Bundesverkehrswegeplan 2030 realisie- tionsplanung zu ermöglichen. Die ren: Die im BVWP 2030 vorhandene regelmäßige Bedarfsplanüberprüfung Priorisierung der Projekte muss bei der muss stärker zur Priorisierung ge- Umsetzung aufrechterhalten werden. nutzt werden. Auf kurz- und mittel- fristige Entwicklungen ist mit aus- 14
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de ■ den Finanzbedarf für ein festgelegtes Qualitätsniveau aufzeigen; ■ die Priorisierung der Ersatz- und Erhaltungsinvestitionen aus dem Bedarf ableiten. Kapazität der Flughäfen sichern: Der Luftverkehrsstandort Deutschland kann nur international wettbewerbs- fähig bleiben, wenn die deutschen Flughäfen eine Wachstumsperspektive haben. Dafür muss sich die Bundes- regierung mit einer aktiven Standort- finanzierten Investitionsplänen politik einsetzen. Notwendig sind ähnlich dem Brückensanierungs- ■ als weitere Schritte der Bau der programm zu reagieren. dritten Start- und Landebahn in München, die erweiterte Nutzung Verkehrsinfrastrukturbericht des Bahnsystems in Düsseldorf, die aussagekräftiger machen: Um Fernbahnanbindungen des Flughafens den Zustand des Verkehrswegenetzes München sowie die Fern- und U-Bahn- transparenter zu machen und somit anbindung des Flughafens BER; eine Grundlage zur Priorisierung von ■ die Sicherung wettbewerbsfähiger Maßnahmen zu schaffen, muss der Betriebszeiten; regelmäßige ■ ein verbindliches Nationales Luft- Verkehrsinfrastrukturbericht künftig verkehrskonzept, das die für den ■ die Leistungsfähigkeit der Infrastruk- Luftverkehrsstandort Deutschland tur auf Basis ausgewählter Qualitäts- entscheidenden Passagier- und indikatoren dokumentieren; Frachtflughäfen definiert und Pla- ■ die Schwachstellen in den Verkehrs- nungssicherheit für deren Entwick- netzen identifizieren; lung schafft. ■ den Nachholbedarf an Investitionen verdeutlichen; 15
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Digitalisierung / Vernetzung DIGITALISIERUNG / VERNETZUNG Die Digitalisierung wird den Mobilitäts- Bereich der intelligenten Mobilitäts- sektor grundlegend verändern. Sie er- dienstleistungen wahren kann, müssen möglicht eine bessere Routenplanung, wesentliche Grundvoraussetzungen durchgängige Reiseketten, automati- geschaffen werden. siertes Fahren, punktgenaue Wartung sowie nachhaltigeren und sicheren Dazu gehört vor allem der flächen- Personen- und Güterverkehr ebenso deckende Ausbau leistungsfähiger wie ein zügigeres Verwaltungshandeln Breitbandkapazitäten im Mobilfunk und sowie beschleunigtes Planen, Geneh- Festnetz als Rückgrat der Digitalisierung. migen und Bauen. Damit Deutschland Denn ohne exzellente Datennetzanbin- seinen globalen Führungsanspruch im dung könnten die Bürger innovative 16
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Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Digitalisierung / Vernetzung Mobilitätsdienstleistungen nicht überall nutzen und das Internet-der-Dinge wäre isoliert. Entscheidend ist auch die Bereitstellung hochqualitativer Daten in Echtzeit. Ohne sie sind viele innovative Mobilitätsdienstleistungen oder auto- matisiertes bzw. autonomes Fahren nicht möglich. Daher ist die Bundes- regierung aufgefordert, ihre Mitverant- wortung für den dringend notwendigen Austausch von Mobilitätsdaten über Verwaltungsgrenzen hinweg anzuneh- men und in digitale Plattformen auf Bundesebene zu investieren. Datennetze modernisieren Intelligente vernetzte Mobilitätsdienste Digitale Netze ausbauen: Bis 2018 ermöglichen nicht nur in den Ballungs- muss das Ziel für den Ausbau von Mobil- räumen, sondern vor allem auch in der funknetzen auf mindestens 50 Mbit/s Fläche ein individualisiertes Angebot (Nettokapazität) erreicht werden – mit mit dem ÖPNV als Rückgrat. Sie brau- zeitlicher Priorität für die wichtigsten chen einen modernen Rechtsrahmen, Straßen- und Schienenkorridore. der mit der technologischen Innovation Schritt hält und eine vernünftige Balance 5G-Standard nutzen: Mittelfristig sollte zwischen notwendigem Datenschutz der gesamte Mobilitätssektor vom zu- und Datensicherheit einerseits sowie kunftsweisenden 5G-Standard profitie- den Anforderungen an innovative Ge- ren. Eine flächendeckende Aufrüstung schäftsmodelle andererseits herstellt, der vorhandenen Netze sollte mit Blick ohne die berechtigten Verbraucher- auf mobile Anwendungen auch hier in interessen zu beschneiden. Um diese den Ballungsräumen, an Hauptverkehrs- Geschäftsmodelle erfolgreich umzuset- achsen und in den Logistikzentren mit zen, sollte der Bund seine Förderung Priorität erfolgen. der Start-Up-Kultur fortsetzen. 18
Datenverfügbarkeit verbessern mCloud weiter entwickeln: Über die- »Open Data« vorantreiben: Die Bun- ses Datenportal des Bundes müssen desregierung muss eine Verpflichtung noch vermehrt dynamische Mobilitäts-, zur Freigabe und Bereitstellung von Geo- und Wetterdaten zur Verfügung Daten der öffentlichen Hand erarbeiten. gestellt werden, damit sich noch besse- Auf Länderebene sollten die sogenann- re innovative Mobilitätsdienstleistungen ten »Open Data-Gesetze« erlassen wer- im Markt entwickeln können. den. Der Bund sollte das Engagement der Bundesländer und Kommunen Datenkoordinatoren etablieren: Um durch finanzielle Förderung unterstüt- bestehende Lücken im öffentlich ver- zen. Die Bundesverwaltung muss fügbaren Datenbestand zu schließen, beauftragt werden, in Kernbereichen sollten vom Bund finanzierte Daten- der digitalen Infrastrukturen sichere koordinatoren auf Landesebene, z. B. digitale Plattformen zum Austausch bei den Aufgabenträgern des Nahver- aufzubauen und zu betreiben. Dabei kehrs, angesiedelt werden. Sie haben sollte der zunehmenden Datenflut mit die Aufgabe, mit Behörden und Unter- kognitiven Systemen begegnet werden. nehmen auf die Bereitstellung von Daten für die mCloud hinzuarbeiten. 19
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Digitalisierung / Vernetzung Dabei gilt es, ein angemessenes Daten- Datensicherheit so ausgestalten, dass schutzniveau zu gewährleisten und die Unternehmen zweifelsfrei herleiten die unternehmerischen Interessen der können, welche Daten zu schützen Nahverkehrsunternehmen zu wahren. sind. Logistikketten digitalisieren: Der Innovative Geschäftsmodelle Bund sollte die Digitalisierung der ermöglichen: Die Datenschutzgrund- Prozesse entlang der Logistikketten verordnung ist so umzusetzen, dass fördern, inklusive staatlicher Stellen. innovative Geschäftsmodelle realisiert Durch die Nutzung einheitlicher For- werden können. Damit guter Daten- mate und Systeme sowie die Verein- schutz zu einem Standortvorteil für heitlichung der behördlichen Anfor- Deutschland wird, muss eine vernünf- derungen werden die Datenqualität tige Balance zwischen notwendigem gesichert, Doppeleingaben vermieden Datenschutz und der Datenverfügbar- und die Umwelt bei Umstellung von keit für neue Geschäftsmodelle gefun- Papier auf elektronischen Daten- den werden. Dabei muss das Recht der verkehr geschont. Nutzer auf informationelle Selbstbe- stimmung gewahrt bleiben. Fahrplaninformationen für den öffentlichen Verkehr verbessern: Sicherheitsvorgaben angemessen Bestehende Ansätze für flächen- gestalten: Die Anforderungen zur deckende Fahrplaninformationen in Sicherung von IT-Infrastrukturen in den ganz Deutschland (Projekt DELFI) sind Unternehmen des Verkehrssektors müs- auszubauen und um Echtzeitinforma- sen sich auf neuralgische Schnittstellen tionen zu ergänzen. Der Bund muss konzentrieren, um die Grundversorgung hierfür die Finanzierung langfristig der Bevölkerung und die öffentliche sicherstellen. Sicherheit zu gewährleisten. Datenschutz und -sicherheit Verwaltungsaufwand begrenzen: gewährleisten Die Nachweise zur Absicherung kriti- Rechtssicherheit schaffen: Der Bund scher IT-Anlagen sind für die Unter- muss seine Anforderungen an die nehmen aufwandsneutral zu gestalten. 20
Sicherheitsinteressen und unternehme- Rechtsrahmen anpassen rische Interessen müssen in Einklang Hochautomatisiertes Fahren ermög- gebracht werden. Die Sicherheitsbehör- lichen: Der Bund muss den Rechtsrah- den dürfen keine zweiten Aufsichts- men für hochautomatisiertes Fahren auf behörden werden. Straße und Schiene weiterentwickeln und zügig umsetzen. Mittelfristig sind Gleiche Wettbewerbsbedingungen dazu auch die bestehenden Roadmaps in Europa gewährleisten: Zur ein- für automatisiertes Fahren und für die deutigen Abgrenzung kritischer Vorfälle digitale Vernetzung im Öffentlichen sind die europäischen Kriterien zur Personenverkehr zusammenzuführen. Definition von Störungen in Netz- und Informationssystemen in deutsches Haftungsfragen regeln: Die Verknüp- Recht zu integrieren. fung von Car-Sharing, Bus und Zug per App darf nicht automatisch zur Pau- schalreise werden. Insbesondere bei 21
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Digitalisierung / Vernetzung komplexen Reiseketten ist auch der Bund gefordert, intransparente und teil- weise offene Haftungsfragen der einzel- nen Dienstleister untereinander und gegenüber den Kunden eindeutig gesetzlich mit Augenmaß zu regeln. Personenbeförderungsrecht moder- nisieren: Mit Blick auf neue Mobilitäts- formen ist die Experimentierklausel des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) konsequent zu nutzen und eine Er- weiterung zu prüfen, um den ÖPNV bedarfsgerecht zu ergänzen. Ebenso muss die Sinnhaftigkeit von historisch bedingten Regularien geprüft und an fähigkeit des ÖPNV nicht gefährdet die Markterfordernisse angepasst wer- werden. den. Hierzu zählen beispielsweise die Ortskenntnisprüfung in ihrer bisherigen Car-Sharing erleichtern: Die bundes- Form, Rückkehrpflicht und Auftrags- weit zügige und einheitliche Umsetzung eingang am Betriebssitz für Mietwagen, des Car-Sharing-Gesetzes ist sicherzu- Wegstreckenzähler sowie überzogene stellen. In allen Bundesländern und unternehmerische Auflagen für Gelegen- Kommunen muss die Ausweisung von heitsfahrer. Gleichermaßen müssen hohe allgemein verfügbaren Car-Sharing- Standards bei den Anforderungen an Flächen (Funktionsprivilegierung) der Fahrer und Fahrzeug gesetzt werden, Normalfall und die Privilegierung von insbesondere hinsichtlich der Versiche- Einzelunternehmen der Ausnahmefall rung des Fahrgasts, Zuverlässigkeit, Ge- sein. Die Anreize sind so zu setzen, dass sundheit und Beschäftigungsbedingun- eine gegenseitige »Kannibalisierung« gen des Fahrers, Fahrzeugsicherheit von Carsharing und ÖPNV sowie Mehr- sowie Versteuerung. Im Interesse der verkehr oder eine Behinderung der Daseinsvorsorge darf die Leistungs- ÖPNV-Vorrangspuren vermieden werden. 22
Start-Up-Kultur fördern kapitalgeber und damit auch für Start- Kapital zur Verfügung stellen: Der ups sollten an international bewährte Bund muss seinen Förderfonds mFund Best Practices wie in den USA ange- zur finanziellen Unterstützung digitaler passt werden. Innovationen im Mobilitätssektor auf- rechterhalten und mit mehr Mitteln Chancen der Digitalisierung im ausstatten. Öffentlichen Verkehr nutzen: Vernetzung der Branche untereinander Datenangebot ausweiten: Gleicher- und Kooperationen mit Services z. B. maßen ist das Datenangebot der mCloud Carpooling, Car- und Bikesharing und und des Mobilitäts-Daten-Marktplatzes anderen Online-Vermittlungsdiensten (MDM) auszubauen – primär im Bereich ausbauen und diese in öffentliche der Echtzeitinformationen. Mobilitätskonzepte einbetten. Bedingungen für Risikokapital ver- bessern: Die steuerlichen und institu- tionellen Rahmenbedingungen für Risiko- 23
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Klima- und Umweltschutz KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ Die deutsche Mobilitätsbranche nimmt sein. Sie muss im Sinne eines inte- ihre ökologische Verantwortung ernst grierten Ansatzes Fahrzeuge, Bestands- und leistet bereits erhebliche Beiträge erneuerung, Kraftstoffe, Nutzerver- zur Energiewende im Verkehrssektor. halten und Infrastruktur berücksichti- Allerdings muss die Klima- und Umwel- gen. Dabei sollten nicht Verbote, z. B. tschutzstrategie des Bundes auch auf von Dieselfahrzeugen, im Vordergrund die Wettbewerbsfähigkeit des Wirt- stehen, sondern vielmehr wirkungsvolle schaftsstandorts Deutschland mit seinen Anreize für den Einsatz umweltfreundli- Arbeitsplätzen Rücksicht nehmen und cher Verkehrsmittel. Die Innovations- die Bezahlbarkeit von Mobilität in unse- zyklen der Hersteller und das Vertrauen rem Land gewährleisten. Dies muss sich der Nutzer in die getätigten Investitio- in der in Arbeit befindlichen Folgen- nen sind zu berücksichtigen. Nationale abschätzung des Bundes zum Klima- Alleingänge schaden der Wirtschaft schutzplan niederschlagen. und nutzen dem Klimaschutz kaum. Eine solche Strategie muss langfristig Entscheidend für den Erfolg des Klima- angelegt, praktikabel und transparent schutzes ist der Fortschritt bei Forschung 24
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Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Klima- und Umweltschutz und Entwicklung, insbesondere hinsicht- Genehmigungsverfahren, insbeson- lich der Markteinführung alternativer dere beim Aufbau der LNG-Infra- Antriebe und Kraftstoffe. Dieser Prozess struktur für den Schiffsverkehr, zu muss von der öffentlichen Hand techno- gewährleisten; logieoffen, kontinuierlich und nachdrück- ■ den Aufbau von digitalen Platt- lich unterstützt werden. Darüber hinaus formen – u. a. für die Abrechnung darf nicht übersehen werden, dass Otto- von alternativen Kraftstoffen – zu und Dieselkraftstoff im Straßenverkehr fördern und dabei für einen bundes- noch lange eine dominierende Stellung weit einheitlichen, praxisnahen und behalten werden. Es ist wichtig, dass transparenten Rahmen – etwa für Effizienzpotenziale in diesem Bereich Eichvorschriften der Zähler an Lade- weiterhin ausgeschöpft werden. säulen – zu sorgen. Lade- und Tankstelleninfrastruk- Elektromobilität ausbauen: turen aufbauen: Es ist primär die Elektrische Antriebe sind ein zentrales Aufgabe der Wirtschaft, ausreichende Element der Dekarbonisierung des Infrastrukturen für Elektromobilität, Mobilitätssektors. Es gibt unterschied- Erdgas und Wasserstoff/Brennstoffzelle liche Arten und Grade der Elektrifizie- auf der Straße, für die Schiene und die rung, die einen positiven Beitrag leisten Schifffahrt aufzubauen. Aber auch der – neben dem elektrischen schienenge- Bund ist gefordert, bundenen Verkehr vor allem batterie- elektrische Antriebe, Hybridantriebe ■ den existierenden nationalen Strate- und Brennstoffzellenantriebe im Straßen- gierahmen für den Aufbau der Lade- verkehr bis hin zum eHighway. Die Nut- und Tankstelleninfrastruktur für alter- zung elektrischer Antriebe sollte der native Kraftstoffe ambitioniert zu ver- Bund nach wie vor durch eine gezielte, wirklichen und weiter zu entwickeln; aktive Förderung flankieren: ■ neue Geschäftsmodelle in diesem ■ Nationale Plattform Elektromobilität Bereich, zumindest in der Hochlauf- weiter vom Bund aus aktiv begleiten phase, mit öffentlicher Förderung zu und unterstützen; unterstützen; ■ Förderprogramme für Elektromobili- ■ einheitliche Standards und zügige tät auf der Straße fortführen und ins- 26
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de rung sowie durch den Abbau der bestehenden Mehrfachbelastung im Energiebereich, d. h. Absenkung der Stromsteuer, Entlastung bei der EEG- Umlage, Strompreiskompensation als Ausgleich für die Kosten des Emis- sionshandels; ■ Einsatz von Hybridloks fördern; ■ Landstrom und Energieversorgung durch Kraftwerksschiffe (Power Barges) in den Häfen von der EEG- Umlage befreien. Alternative Antriebe und Kraft- stoffe insgesamt technologieoffen fördern: Der Bund sollte wirkungsvolle besondere im Bereich Nutzfahrzeuge Anreize für die Forschung und Ent- und Busse ausweiten; wicklung und für die Einführung und ■ im Sinne einer Vorbildfunktion der den Markthochlauf von weiteren alter- öffentlichen Hand offensive Be- nativen Antrieben und Kraftstoffen schaffungsprogramme für E-Flotten setzen. Alle Technologiepfade, mit beim Bund, den Ländern und Kom- denen Emissionen gesenkt werden munen auflegen und rasch umsetzen; können, müssen dabei offen bleiben: ■ Sonder-Afa bei dienstlich genutzten ■ Fortsetzung der Anreize für Erdgas E-Fahrzeugen erneut prüfen, um den und Autogas, um für diese Kraft- Gebrauchtfahrzeugmarkt zu stimu- stoffe eine klare Perspektive zu schaf- lieren; fen; langfristige Steuerbefreiung von ■ Elektrifizierung von Schienenstrecken Erdgas bis mindestens 2026; wirtschaftlich sinnvoll ausweiten; ■ Entwicklung von Antriebsoptionen ■ Stärkung der Elektromobilität auf der auf der Basis von Wasserstoff/Brenn- Schiene und im straßengebundenen stoffzellenantrieb weiter intensiv Nahverkehr durch Forschungsförde- fördern; 27
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Klima- und Umweltschutz ■ Technologien zur indirekten Nutzung riums für Verkehr und digitale Infra- von Strom aus erneuerbaren Quellen struktur (BMVI) zur Modernisierung für den Verkehrssektor unterstützen von Binnenschiffsantrieben langfristig (»Power-to-X«), damit solche Kraft- fortschreiben, ausweiten und anpas- stoffe preislich und mengenmäßig sen. Eine besondere Dringlichkeit er- wettbewerbsfähig werden. Der gibt sich durch die ab 2019 gelten- aus erneuerbarem Strom erzeugte den verschärften Umweltanforde- »grüne« Wasserstoff, der im Raffine- rungen der Europäischen Union (EU) rieprozess zur Kraftstoffherstellung für neue Motoren durch die NRMM- eingesetzt wird, sollte zukünftig auf Verordnung (Non-Road Mobile die Treibhausgas-Minderungsquote Machinery). angerechnet werden; ■ Erprobung elektrischer Antriebs- Schienenlärm reduzieren: Um die optionen auch für längere Strecken Akzeptanz des Schienenverkehrs zu im Straßengüterverkehr unterstützen; steigern, müssen die erfolgreichen ■ neue Antriebe und Kraftstoffe für Anstrengungen zum Lärmschutz der den Schienenverkehr und ÖPNV bei vergangenen Jahre konsequent fortge- Erforschung und im Betrieb fördern. setzt werden – auch über das Jahr Die Ladeinfrastruktur bei Ausschrei- 2020 hinaus. Neben dem aktiven und bungen mit einbeziehen; passiven Lärmschutz sind folgende ■ die Entwicklung, die Nutzung und Maßnahmen notwendig: den Aufbau von Produktionskapa- ■ Lärmsanierungsprogramm des zität für marktfähige alternative Bundes weiterführen und den Voll- Flugkraftstoffe fördern; nachhaltige zug der Lärmsanierung im Sinne der Biokraftstoffe sind ebenso von Be- Anwohner weiterentwickeln, d. h. deutung wie synthetische Kraftstoffe; mehr aktiven Schallschutz z. B. Lärm- ■ Forschung und Entwicklung für alter- schutzwände und erweiterte Kosten- native Schiffsantriebe und Schiffs- übernahme bei passivem Schallschutz kraftstoffe unterstützen. Anschaf- z. B. Schallschutzfenster ermöglichen; fung von LNG-Antrieben für Schiffe ■ Förderung der Umrüstung von Güter- fördern; wagen auf lärmarme Bremssysteme ■ Förderprogramm des Bundesministe- verstärken und um ein auskömmliches 28
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de Technologien zur Emissions- und Lärmminderung im Luftverkehr nutzen: Die deutschen Hersteller eben- so wie die Luftverkehrsunternehmen sind Innovationstreiber bei der Reduk- tion von Lärm und Emissionen – auch im weltweiten Maßstab. Die öffentliche Hand kann wichtige Hilfestellungen leisten, um diese Erfolge auszubauen. Notwendig ist die Unterstützung der Luftverkehrswirtschaft vor allem in folgenden Punkten: ■ Konsequente Förderung von Forschung und Entwicklung für umweltschonende Triebwerks- und Flugzeugtechnologien; ■ Fiskalische Entlastung und Erhalt der europäisches Programm ergänzen; Investitionskraft der Fluggesellschaf- ■ laute Güterwagen ab Ende 2020 ver- ten, damit Flottenmodernisierungen bieten und dieses Verbot europaweit möglich sind; durchsetzen; ordnungsrechtliche Vor- ■ Effektive Umsetzung, aber keine gaben müssen den Anforderungen zusätzlichen Beschränkungen oder des Schienengüterverkehrs gerecht Belastungen des Luftverkehrs im werden; Zuge der anstehenden Überprüfung ■ Anstrengungen zum Lärmschutz über des Fluglärmschutzgesetzes; 2020 hinaus fortsetzen; ■ Ausschöpfen der Möglichkeiten opti- ■ Einsatz innovativer Lärmvermeidungs- mierter An- und Abflugverfahren im techniken und innovativer Güter- Rahmen der Vorgaben und wagenkonzepte fördern, um eine Empfehlungen der internationalen weitergehende Lärmreduktion zu Zivilluftfahrtorganisation ICAO. erreichen. 29
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Standort Deutschland STANDORT DEUTSCHLAND Als Exportnation profitiert Deutschland auf die Unterstützung der Politik an- enorm von der globalen Arbeitsteilung gewiesen, um ihren Beitrag für einen und ist gleichzeitig ganz besonders auf funktionierenden, erfolgreichen und einen starken Wirtschafts- und Mobili- international wettbewerbsfähigen tätssektor angewiesen. Wettbewerbs- Standort Deutschland zu leisten. fähige Logistikunternehmen, ein starker Schienengüterverkehr, effiziente Häfen Logistikstandort Deutschland und nachtoffene Flughäfen als Tore zur voranbringen Welt tragen erheblich zum wirtschaftli- Initiativen und Aktionsplan weiter- chen Erfolg Deutschlands bei. Das glei- führen: Der Bund muss seine erfolg- che gilt für die gezielt auf Schlüssel- reichen Initiativen zur Verbesserung technologien ausgerichtete Mobilitäts- der Wettbewerbsfähigkeit und Vermark- forschung. So werden Beschäftigung tung des Logistikstandorts Deutschlands und Wohlstand gesichert. konsequent fortsetzen. Der begonnene Stakeholder-Dialog zum »Aktionsplan In all diesen Bereichen gilt: die Unter- Güterverkehr und Logistik« sollte dazu nehmen der Mobilitätswirtschaft sind genutzt werden, die Maßnahmen 30
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Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Standort Deutschland beständig weiter zu entwickeln und zu lich. Das deutsche Verfahren hingegen aktualisieren. entzieht importierenden Unternehmen liquide Mittel. Kombinierten Verkehr ausbauen: Die Rahmenbedingungen und finanziel- Konzept des Lang-Lkw integrieren: le Ausstattung zur Förderung des Kom- Der Regelbetrieb mit Lang-Lkw muss binierten Verkehrs (KV) sind stetig zu weiter konstruktiv begleitet und das verbessern. Die Akzeptanz und Prakti- dafür zugelassene Streckennetz (Positiv- kabilität von Förderbedingungen und netz) bedarfsgerecht erweitert werden. Antragsverfahren sollten weiterhin Auch weiterhin gilt es, dabei die Fakto- regelmäßig überprüft werden. Die na- ren Sicherheit, Nicht-Kannibalisierung tionalen Förderprogramme in der EU des Schienengüterverkehrs und Inte- müssen besser miteinander verzahnt gration in das Gesamtverkehrssystem werden, um die Potenziale im grenz- zu beachten. überschreitenden Verkehr zu heben. Schienenverkehr fördern Gleisanschlussförderung bei- Masterplan Schienengüterverkehr behalten: Diese bewährte Unterstützung umsetzen: Um den Schienengüter- muss in Abstimmung mit der Branche verkehr in Deutschland wettbewerbs- regelmäßig überprüft und praxisgerecht fähig zu halten, muss er durch Inno- weiter entwickelt werden. Besonders vation und Investitionen gestärkt wer- wichtig ist eine möglichst einfache und den. Hierzu gilt es, die Maßnahmen aus unbürokratische Handhabung von dem Masterplan des BMVI zügig anzu- Antragsverfahren und Berichtswesen. stoßen und im Bundeshaushalt finanzi- ell bedarfsgerecht zu unterfüttern. Von Einfuhrumsatzsteuerverfahren besonderer Bedeutung ist eine leistungs- erleichtern: Der Logistikstandort fähige Schieneninfrastruktur, die Prio- Deutschland muss in diesem Bereich risierung des 740m-Netzes und der im internationalen Wettbewerb gleich- Knotenmaßnahmen. gestellt werden. Dieser finanzielle und bürokratische Aufwand ist in europäi- Innovationsprogramm auflegen: schen Nachbarländern nicht erforder- Erfolgversprechende Technologien und 32
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de Konzepte für den Schienenverkehr soll- ren, um die energieeffiziente Automati- ten im Rahmen eines Innovationspro- sierung des Betriebs zu unterstützen gramms für die Schiene identifiziert und und die Netzkapazität zu erhöhen. Die ausgerollt werden. Dazu gehören u. a. Sensorik und Datenerfassung bei der das automatisierte Fahren im Strecken- Infrastruktur und dem rollenden Ma- betrieb, die Automatisierung von Zug- terial ermöglichen die Ausweitung der bildungsanlagen, größere Zuglängen vorausschauenden Wartung und damit (über 740m hinaus) auf wichtigen Korri- eine Senkung der Lebenszykluskosten. doren, innovative Waggonentwicklungen beim rollenden Material, die automati- Trassenpreissystem reformieren: sche Kupplung sowie Hybrid-Antriebe. Um Anreize für zusätzliche Verkehre zu setzen, sollten die Trassenpreise für den Deutschlandtakt entwickeln und Schienenverkehr nach dem Prinzip der umsetzen: Stärkere infrastrukturseitige Grenzkosten erhoben werden, so wie und betriebliche Abstimmung von Per- dies auch bei europäischen Wettbewer- sonennah- und -fernverkehr, so dass bern der Fall ist. attraktive Reise-und Umsteigemöglich- keiten ohne lange Wartezeiten und mit Häfen und Schifffahrt stärken sicher erreichbaren Anschlüssen auch in Nationales Hafenkonzept umsetzen: den ländlichen Regionen geschaffen Die Bundesregierung muss die Wett- werden können. Dieser Prozess muss – bewerbsfähigkeit Deutschlands als wie im BVWP vorgesehen – entspre- Hafenstandort konsequent stärken. chend investiv begleitet werden. Dazu verfügt der Bund mit dem Natio- nalen Hafenkonzept über ein geeig- Digitalisierung ausweiten: Um die netes Instrument. Entscheidende Ver- Kapazitäten besser auszulasten und die besserungen sind aber nur möglich, Leistungsfähigkeit des Produktions- wenn die umfangreichen Maßnahmen systems Schiene zu steigern, müssen des Konzepts klar priorisiert und schnell die Hintergrundprozesse weiter digitali- umgesetzt werden. Wichtig sind siert werden. Darüber hinaus ist ver- ■ der Ausbau von seewärtigen Zufahr- stärkt in digitale Stellwerke und das ten, Hinterlandanbindungen und Signalsystem ETCS / ERTMS zu investie- Wasserstraßen; 33
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Standort Deutschland ■ die Sicherung von Wachstumsflächen für die Häfen, gemeinsam mit den Ländern und Kommunen; ■ die Förderung innovativer Technolo- gien für die Nachhaltigkeit und digi- tale Vernetzung in der Schifffahrt und in den Häfen; ■ die Gewährleistung fairer Wettbe- werbsbedingungen für die deutschen Häfen – insbesondere mit Blick auf die Beihilfepolitik der EU- Luftverkehrsstandort sichern Kommission. Globale Wettbewerbsfähigkeit bewahren: Die Entwicklung der deut- Potenziale des Binnenschiffs schen Luftverkehrswirtschaft leidet seit ausschöpfen: Die Bundesregierung Jahren unter einer Reihe von Sonder- sollte die Rahmenbedingungen der lasten und Wettbewerbsverzerrungen. Binnenschifffahrt weiter verbessern. Hier besteht für die nationale Luftver- Das Binnenschiff bietet Potenziale bei kehrspolitik umfangreicher Korrektur- der Nachhaltigkeit unseres Verkehrs- und Nachholbedarf. systems, die genutzt werden müssen. Nachtflugmöglichkeiten erhalten: Zukunft des maritimen Standorts Deutsche Flughäfen unterliegen im sichern: Im Zentrum der maritimen internationalen Vergleich bereits stren- Strategie der Bundesregierung muss der gen Betriebsbeschränkungen. Der Bund Erhalt der globalen Wettbewerbsfähig- muss die noch verbliebenen Betriebs- keit und der Innovationskraft stehen. zeiten an den wichtigen deutschen Auch für den maritimen Sektor sollte in Flughafenstandorten absichern. Weitere der nächsten Legislatur ein Koordinator Beschneidungen der Nachtflugmög- der Bundesregierung im Rang eines lichkeiten oder der Schulterstunden Parlamentarischen Staatssekretärs be- darf es nicht geben. Sie machen den nannt werden. Standort Deutschland wirtschaftlich unattraktiv. 34
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de Hochrangigen Luftfahrt-Koordinator fortführen: Deutschland soll als Stand- ort der Luftfahrtindustrie an der Welt- spitze bleiben. Um die Rahmenbedin- gungen dafür auch in der nächsten Legislaturperiode abzusichern, ist weiterhin ein Koordinator der Bundes- regierung im Rang eines Parlamen- tarischen Staatssekretärs erforderlich. Steuerlast senken: Die Bundesregie- Forschung und Entwicklung rung muss den ›Einstieg in den Aus- intensivieren stieg‹ aus der Luftverkehrssteuer einlei- Grundlagenforschung ausbauen: ten. Notwendig ist zudem eine konkre- Um Leitanbieter für moderne intelligente te Entlastung der Luftverkehrsunterneh- Mobilität zu bleiben, braucht Deutsch- men bei den staatlichen Sicherheits- land ein übergreifendes Förderprogramm kosten. für mobilitätsbezogene Grundlagen- forschung, u. a. in den Bereichen Werk- Streiks in vernünftige Bahnen stoffe, Speichertechnologien, alternati- lenken: Streiks im Luftverkehr ebenso ve Antriebe und Kraftstoffe. wie im Schienenverkehr und ÖPNV tref- fen zentrale Infrastrukturen. Sie gehen Finanzielle Mittel bereitstellen: Für zu Lasten zahlreicher Unbeteiligter und eine »Mobilitätsforschung aus einer verursachen hohe volkswirtschaftliche Hand« auf der Bundesebene müssen Kosten. Der Bund muss grundlegende neben den Projekten und Aufgaben gesetzliche Anforderungen festlegen, auch die Forschungsbudgets an das für damit Schäden für die Öffentlichkeit Verkehrspolitik zuständige Ministerium und den Luftverkehr künftig abgewen- transferiert werden. det werden. Dazu zählen Verhältnis- mäßigkeit, ausreichende Vorankündi- gungsfristen und eine obligatorische Schlichtung. 35
Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Europa EUROPA Die deutsche Verkehrswirtschaft ist glichen werden – nationale Alleingänge innovativ, produktiv und wachstums- sind zu vermeiden. Außerdem ist die stark, sie schafft Werte und Arbeits- Bundesregierung gefordert, die EU-An- plätze. Wichtige Grundvoraussetzungen forderungen maßvoll umzusetzen; euro- für diesen Erfolg bilden eine leistungs- päisches Recht darf in der nationalen fähige transeuropäische Infrastruktur, Gesetzgebung nicht verschärft werden. fairer Wettbewerb und gleiche Markt- zugangsbedingungen für alle Verkehrs- Die Bundesregierung muss sich in träger auf europäischer und globaler den politischen Diskussionen auf Ebene. Dafür muss sich die Bundes- europäischer Ebene für folgende regierung gegenüber den Institutionen Belange Deutschlands einsetzen: der EU energisch einsetzen. Infrastruktur solide finanzieren: Unterschiedliche nationale Rechtsrah- Investitionen in Transeuropäische Ver- men, insbesondere bei Umweltauf- kehrsnetze (TEN-V) sind zu erhöhen, lagen, Gebühren und technologischer anstatt den Europäischen Fond für Standardisierung müssen EU-weit ange- Strategische Investitionen (EFSI) aus- 36
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Politische Handlungsempfehlungen 2017plus Europa zubauen. Insbesondere für grenzüber- Grenzwerte für Emissionen prakti- schreitende Projekte müssen höhere kabel gestalten: Die EU muss die Ent- europäische Fördersätze gelten, um wicklungszyklen der Hersteller und bessere Anreize für deren Umsetzung Investitionszyklen der Nutzer berück- durch die EU-Mitgliedstaaten zu sichtigen, wenn CO2-Grenzwerte für schaffen. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge fortge- schrieben werden. Neue Umweltschutz- Naturschutzrecht handhabbar maßnahmen für schwere Nutzfahr- machen: Das EU-Naturschutzrecht zeuge müssen passgenau auf diesen (u. a. die FFH-Richtlinie) muss mit den Sektor abgestimmt werden. Anforderungen für eine zügige Realisie- rung von Verkehrsinfrastrukturen in Ein- Fairen Wettbewerb im Straßen- klang gebracht und die Planungsverfah- güterverkehr durchsetzen: Aus- ren dereguliert werden. ländische Kraftfahrer im Straßengüter- verkehr dürfen die EU-Dienstleistungs- Zweckbindung von Mauteinnahmen freiheit nicht missbrauchen, indem sie sicherstellen: Auch die EU-Gesetzge- »mobilen Unternehmen« in Deutsch- bung muss vorsehen, dass Einnahmen land unter Umgehung der Sozialstan- aus Nutzergebühren für Infrastruktur- dards etablieren. Wer sich über längere investitionen zweckgebunden werden. Zeit mit seinem Fahrzeug in Deutsch- land etabliert, muss auch der deutschen Mautsysteme harmonisieren: Bei der Sozialgesetzgebung unterliegen. Einbeziehung der externen Kosten ist besonderes Augenmerk auf die Aus- Leise Güterwagen stärker fördern: gewogenheit zu legen – Staukosten Die EU-Förderung zur Umrüstung von dürfen nicht einbezogen werden. Die Güterwagen auf lärmarme Brems- europäische Idee grenzüberschreitender anlagen muss deutlich erhöht werden. Mautdienstleistungen (»European Der Verwaltungsaufwand für die Be- Electronic Toll Service« und Roaming) antragung einer Förderung ist zu redu- muss seitens des Bundes weiter unter- zieren. Das Verbot lauter Güterwagen stützt werden. Hohe Kosten für Maut- auf der Schiene muss ab Ende 2020 geräte sind zu vermeiden. europaweit durchgesetzt werden. Not- 38
Deutsches Verkehrsforum www.verkehrsforum.de CO2-Minderung im Luftverkehr, CORSIA, startet 2021. Dieser muss den Emissionshandel auch im innereuropä- ischen Luftverkehr vollständig ablösen. Im Seeverkehr kommt aus Wettbewerbs- gründen ebenfalls nur ein globaler Reduktionsmechanismus in Betracht. Europäische Alleingänge bei der Regu- lierung von NOX- oder CO2-Emissionen wendig ist zudem eine verstärkte För- sind strikt abzulehnen. derung von Forschung und Entwicklung bezüglich innovativer Maßnahmen zur EASA stärken, Effizienz gewähr- Lärmreduktion im Schienenverkehr. leisten: Als zentrale europäische Agentur für die technische Flugsicher- Zulassung von Zügen weiter verein- heit muss die EASA mit den wachsen- heitlichen: Die EU muss den Prozess den Anforderungen in der Luftfahrt zur Harmonisierung der technischen Schritt halten. Die Leistungsfähigkeit, Regeln für die Zugzulassung in Europa Flexibilität und internationale Präsenz konsequent weitergehen, um die Kosten der EASA sind dafür zu stärken. Doppe- für grenzüberschreitende Schienenver- lungen mit nationalen Zuständigkeiten kehre zu senken. und unnötige Bürokratie müssen jedoch verhindert werden. Die EASA-Grundver- Migration der Zugsicherungs- ordnung sollte nun zügig beschlossen systeme beschleunigen: Um die Infra- werden. strukturinvestitionen in ETCS / ERTMS schnell nutzen zu können, bedarf es Einheitlichen Europäischen Luft- einer Förderung der Fahrzeugaufrüs- raum etablieren: Die Verwirklichung tung (OBU) im Schienengüterverkehr. des SES muss energisch vorangetrieben werden, da er einen unentbehrlichen Emissionsreduktion im Luft- und Beitrag zur Sicherung der Luftverkehrs- Seeverkehr weltweit regeln: Der von kapazität und zum aktiven Klimaschutz der ICAO vereinbarte Mechanismus zur leistet. 39
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