KONSUMMONITOR 2018 STUDIE DES HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE (HRI) IM AUFTRAG DES HANDELSVERBANDES DEUTSCHLAND (HDE) - Handelsverband Deutschland

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KONSUMMONITOR 2018 STUDIE DES HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE (HRI) IM AUFTRAG DES HANDELSVERBANDES DEUTSCHLAND (HDE) - Handelsverband Deutschland
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KONSUMMONITOR 2018
STUDIE DES HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE (HRI)
IM AUFTRAG DES HANDELSVERBANDES DEUTSCHLAND (HDE)
KONSUMMONITOR 2018 STUDIE DES HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE (HRI) IM AUFTRAG DES HANDELSVERBANDES DEUTSCHLAND (HDE) - Handelsverband Deutschland
KONSUMMONITOR 2018

ERSTELLT FÜR

Handelsverband Deutschland – HDE e. V.
November 2017

ERSTELLT VON

HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE
Dr. Sven Jung, Prof. Dr. Dr. h. c. Bert Rürup
KONSUMMONITOR 2018 STUDIE DES HANDELSBLATT RESEARCH INSTITUTE (HRI) IM AUFTRAG DES HANDELSVERBANDES DEUTSCHLAND (HDE) - Handelsverband Deutschland
Inhalt

Vorwort ..................................................................................................................... 4

Executive Summary ......................................................................................................5

1        Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des privaten Konsums .. ............................ 7

1.1      Die Bedeutung des privaten Konsums.................................................................... 7

1.2      Einflussfaktoren auf die Entwicklung des privaten Konsums ................................... 10

1.3      Die kurz- und mittelfristige Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft ................... 14

1.4      Die Bedeutung der einzelnen Güterkategorien innerhalb des
         privaten Konsums ............................................................................................. 15

1.5      Auswirkungen der Digitalisierung auf den Konsum . . .............................................. 21

2        Einstellung der Personen in Deutschland zum Konsum –
         Ergebnisse der Konsummonitor-Umfrage 2017.................................................. 23

2.1      Methodik . . ....................................................................................................... 23

2.2      Aufteilung der Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland . . ........................... 23

2.3      Online- versus Offline-Handel: Welcher Kanal wird für den Konsum genutzt? . . .......... 26

2.4      Zukunft des Handels ......................................................................................... 29

2.5      Obsoleszenz . . ................................................................................................... 37

Anhang . . ................................................................................................................... 42

Literaturverzeichnis ................................................................................................... 48

Rechtlicher Hinweis . . ..................................................................................................50

Impressum ................................................................................................................ 51
4   KONSUMMONITOR 2018

    Vorwort

    In diesem Jahr veröffentlicht der Handelsverband Deutschland (HDE) den
    Konsummonitor zum zweiten Mal. Wie im vergangenen Jahr hat das Handels-
    blatt Research Institut die zugrunde liegende Studie erstellt.
    Unterstützt wurde das HRI dabei erneut vom Meinungsforschungsinstitut
    YouGov Deutschland. Dieses Institut hat dazu eine einschlägige bevölkerungs-
    repräsentative Umfrage unter 5.002 Einwohnern Deutschlands durchgeführt.

    Die Zusammenarbeit zwischen dem HDE und dem HRI begann vor etwa einem
    Jahr mit der Erstellung des Konsummonitor 2016. Das zentrale Motiv für diese
    Kooperation ist die gemeinsame Überzeugung, dass der private Konsum für die
    gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands in der absehbaren Zukunft
    eine zentrale, ja sogar dominante Rolle spielen wird. Der HDE und das HRI sind
    der festen Überzeugung, dass der private Konsum in Deutschland – nicht zuletzt
    vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden technologischen Umbruchs –
    einer vertieften Analyse unterzogen werden sollte. Dazu dient der Konsummoni-
    tor. Flankierend dazu wird seit März 2017 monatlich das HDE-Konsumbarometer
    (https://www.einzelhandel.de/konsumbarometer) veröffentlicht. Ziel dieses
    Barometers ist die Entwicklung und Etablierung eines vorlaufenden Indikators
    für den privaten Konsum. Deshalb bildet dieses Barometer die auf Basis einer
    repräsentativen Befragung ermittelte Verbraucherstimmung in den kommenden
    drei Monaten ab.

    Stefan Genth                                      Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup
    Hauptgeschäftsführer                              Präsident
    Handelsverband Deutschland e.V. (HDE)             Handelsblatt Research Institute
KONSUMMONITOR 2018   5

Executive Summary

Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem breit angelegten und an Fahrt gewinnenden
Aufschwung. Wichtigste Stütze dieser gesamtwirtschaftlichen Wachstumsdynamik ist erneut
der private Konsum. Im Jahr 2016 beliefen sich die Konsumausgaben der privaten Haushalte
in Deutschland auf etwa 1,7 Billionen Euro. Der Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2015 betrug
2,7 Prozent. Daraus resultierte ein Wachstumsbeitrag des privaten Verbrauchs im vergange-
nen Jahr von 1,1 Prozentpunkte. Insgesamt nahm das Bruttoinlandsprodukt in 2016 um
1,9 Prozent zu.

Die Basis für die Entwicklung der privaten Verbrauchsausgaben einer Volkswirtschaft ist die
Entwicklung der Beschäftigung sowie der Löhne. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts geht
– auch dank der Reformen der Agenda 2010 – die Arbeitslosigkeit in Deutschland zügig zurück
und die Beschäftigung steigt von Rekordmarke zu Rekordmarke. Im August 2017 wurden 44,5
Millionen Erwerbstätige in Deutschland gezählt – so viele wie nie zuvor. Diese Entwicklung
wird sich im nächsten Jahr fortsetzen: Die Bundesregierung erwartet nach ihrer Herbstprojek-
tion 2017 für das kommende Jahr einen weiteren Anstieg bei der Anzahl der Erwerbstätigen auf
insgesamt 44,8 Millionen Personen. Gleichzeitig soll trotz des Umstandes, dass zunehmend
mehr anerkannte Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen, die Arbeitslosenzahl von derzeit
2,58 Millionen im Jahresdurchschnitt auf unter 2,5 Millionen Personen zurückgehen. Diese
rundum erfreuliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird neben der steigenden Arbeits-
platzsicherheit auch über mutmaßlich höhere Lohnabschlüsse die privaten Konsumausgaben
weiter stimulieren.

Der Außenhandel, präziser die Veränderung des Leistungsbilanzsaldos, dämpfte im vergange-
nen Jahr das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland. Denn der Außenbeitrag belief
sich auf -0,3 Prozentpunkte. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die vom Außenhan-
del kommenden Wachstumsimpulse ist – angesichts der außerordentlich hohen Integration
der deutschen Volkswirtschaft in die internationale Arbeitsteilung – die Dynamik des Welthan-
dels. Hier war in den letzten Jahren eine gewisse Verlangsamung zu konstatieren. Im Laufe die-
ses Jahres nahm allerdings die Welthandelsdynamik wieder merklich zu. Hält diese Entwick-
lung an – und daran ist kurz- und mittelfristig nicht zu zweifeln – dann sind vom Außenhandel
wieder signifikante gesamtwirtschaftliche Wachstumsbeiträge zu erwarten. Für das laufende
Jahr 2017 ist deshalb damit zu rechnen, dass sowohl der private Verbrauch und der Außenhan-
del die wichtigsten Wachstumstreiber sein werden.

Die Analyse des makroökonomischen Umfeldes wird vom Trendmonitor Konsum ergänzt.
Dieser Monitor stützt sich auf die Auswertung einer vom Meinungsforschungsinstitut
YouGov Deutschland vorgenommenen bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 5.002
Personen in Deutschland. Hier zeigt sich, dass sich die Aufteilung der privaten Konsumaus-
gaben in den letzten zwölf Monaten nur unwesentlich verändert hat. Der größte Ausgabenblock
waren und sind die Ausgaben für Wohnen. Die befragten Personen wendeten dafür im Durch-
schnitt 36 Prozent ihrer gesamten Verbrauchsausgaben auf. Gleich dahinter folgen die Ausga-
ben für Lebenshaltung mit einem Anteil von 33 Prozent. Für beide Bereiche rechnen die Konsu-
menten, in den nächsten zwölf Monaten steigende Ausgaben tätigen zu müssen. Maßgeblich
dafür dürften die Erwartungen steigender Preise für Energie, Lebensmittel und Mieten sein.
6   KONSUMMONITOR 2018

    Ein Fokus der dem Konsummonitor zugrunde liegenden Befragung liegt auf dem Verhältnis
    von Online-Handel zu stationärem Handel sowie auf der Einstellung der Konsumenten zu tech-
    nologischen Neuerungen beim Einkaufsprozess. Hier zeigt sich, dass der Online-Handel mehr
    als nur eine Ergänzung des stationären Handels ist, sondern in manchen Produktkategorien
    bereits die vorrangige Vertriebsform. Die befragten Konsumenten gaben an, Reisen, Elektro-
    Kleingeräte, elektronische Geräte sowie Bücher, Musik und Filme überwiegend im Internet
    zu kaufen. Besonders ausgeprägt ist die Dominanz des Online-Vertriebs bei Reisen, die von
    61 Prozent der Befragten online und nur von 21 Prozent in stationären Reisebüros gebucht
    werden. Vorwiegend in stationären Geschäften werden weiterhin Autos sowie Autozubehör,
    Gartenartikel, Haushaltswaren, Heimwerkerbedarf, Drogerieartikel und insbesondere Lebens-
    mittel gekauft.

    Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Online-Handels in Zukunft noch weiter zuneh-
    men wird. Gleichwohl sind die befragten Verbraucher aber überwiegend der Meinung, dass der
    Online-Handel in den kommenden Jahren den stationären Handel nicht gänzlich ersetzen wird.
    Dennoch kann und wird der Online-Handel dem traditionellen Einzelhandel weiter im größeren
    Umfang Umsätze streitig machen. Die Folge werden zunehmende Leerstände in den etablierten
    Geschäftsstraßen sowie kürzere Nutzungszyklen von Handelsimmobilien sein. Damit verbunden
    ist – unter den derzeitigen Bedingungen – das steigende Risiko einer „Verödung“ des öffentlichen
    Raums. Nach Meinung von etwa 70 Prozent der Befragten sind dafür allerdings auch die großen
    Einkaufszentren außerhalb der Innenstädte eine wichtige Ursache. Möglichkeiten, um die
    Konsumenten weiterhin zum Einkauf in der Innenstadt zu bewegen, sind vorrangig ein passende
    Umfeld, konkret Parkanlagen, attraktives Gastronomieangebot, öffentliches WLAN, gute Erreich-
    barkeit durch einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs, mehr und kostengünstige
    Parkmöglichkeiten und nicht zuletzt individuelle Geschäfte mit exklusiven Sortimenten anstelle
    von Filialen der großen Einzelhandelsketten. Ferner fordern die Konsumenten vergleichbare
    Preise wie im Internet und eine Verbesserung der persönlichen Beratung durch geschultes
    Fachpersonal.

    Im Hinblick auf die technologischen Neuerungen zeigt sich eine Mehrheit der Befragten eher
    skeptisch. Sie können sich aktuell (noch) nicht vorstellen, Optionen wie autonom bestellende
    Geräte, Bezahlen per Gesichtserkennung oder autonome Lieferdrohnen künftig zu nutzen. Es gab
    nur zwei Innovationen, die bei mehr als der Hälfte der Befragten auf Zustimmung treffen. Zum
    einen sind dies Kassen, an denen die Konsumenten ihre Ware zum Bezahlen selber einscannen.
    Etwa 55 Prozent der Befragten geben an, dass sie diese bereits eingesetzte Möglichkeit nutzen
    bzw. künftig nutzen wollen. Zum anderen sind es Smartphone-Apps, die darüber informieren,
    wo man günstig einkaufen kann. Diese Möglichkeiten würden 52 Prozent der Befragten nutzen.

    Bei einem Großteil der Fragen über die Zukunft des Handels zeigt sich, dass zum einen die
    jüngeren Konsumenten den Möglichkeiten wie Online-Handel und den technologischen
    Innovationen ausgeschlossener begegnen als die älteren Kohorten. Und zum anderen, dass diese
    Bereitschaft mit dem Haushaltseinkommen steigt.

    Ein weiterer Fragenkomplex zielte darauf, die Einschätzungen bezüglich der Lebensdauer von
    elektrischen Geräten und Gründe für den Kauf neuer Geräte zu erfahren. Hier zeigt sich, dass die
    Konsumenten größtenteils mit der derzeitigen Nutzungsdauer zufrieden.

    Gründe für den Kauf neuer elektrischer Geräte waren vorrangig Defekte des Altgeräts, bei
    dem sich die Reparatur wirtschaftlich nicht lohnte oder gar unmöglich war. Für 94 Prozent der
    Befragten war dies der Grund für den Neukauf. Darüber hinaus gab knapp ein Drittel an, ein
    neues, modernes und technisch besseres Gerät haben zu wollen.
KONSUMMONITOR 2018    7

1           DIE GESAMTWIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG
            DES PRIVATEN KONSUMS

1.1         Die Bedeutung des privaten Konsums

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte in          abgenommen. Belief sich der private Verbrauch
Deutschland beliefen sich im Jahr 2016 auf etwa       in 2015 auf 53,6 Prozent, so lag er 2016 bei 53,3
1,7 Billionen Euro (siehe Abbildung 1). Dies stellt   Prozent. Dieser Unterschied mag unwesentlich
einen Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2015 um           erscheinen, Fakt ist aber, dass seit dem Jahr 2000
2,7 Prozent dar. In den letzten 16 Jahren sind die    dieser Anteil um fast vier Prozentpunkte zurück-
privaten Konsumausgaben um insgesamt mehr             gegangen ist. Auf den Einzelhandel entfallen dabei
als 38 Prozent gestiegen. Trotz dieser Zunahme        unverändert knapp 30 Prozent der Konsumaus-
hat der Anteil der privaten Konsumausgaben in         gaben der privaten Haushalte (siehe Abbildung 2).
Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) weiter

Abbildung 1:
Private Konsumausgaben

1800                                                                                               60%

1600

1400                                                                                               58%

1200
                                                                                                   56%
1000

 800
                                                                                                   54%
 600

 400                                                                                               52%
 200

      0                                                                                            50%
          2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

                                           Nominal       Anteil am BIP

Quelle: Destatis
8   KONSUMMONITOR 2018

    Da die privaten Konsumausgaben über die Ver-                              Deutschland und trägt entscheidend zum derzei-
    wendungsrechnung eine wichtige Komponente                                 tigen breit angelegten und an Fahrt gewinnenden
    des BIP sind, bedeutet dieser rückläufige Anteil                          Aufschwungs der deutschen Wirtschaft bei.1
    des privaten Verbrauchs am BIP, dass die gesamt-                          Im letzten Jahr belief sich das gesamtwirtschaft-
    wirtschaftliche Bedeutung dieser Verwendungs-                             liche Wachstum in Deutschland auf 1,9 Prozent.
    komponente in den zurückliegenden 16 Jahren im                            Davon entfielen auf den privaten Konsum 1,1 Pro-
    Vergleich mit den anderen Verwendungskom-                                 zentpunkte (siehe Abbildung 3). Wie in den Jahren
    ponenten abgenommen hat. Trotz dieses Rück-                               zuvor ist der private Konsum damit ein wesent-
    gangs ist der private Konsum unverändert die                              licher Treiber des Wachstums. Der Wachstums-
    mit Abstand wichtigste Verwendungsart des                                 beitrag des privaten Konsums hat in den letzten
    gesamtwirtschaftlichen Einkommens. Zudem                                  drei Jahren von 0,3 Prozentpunkt in 2013 auf die
    ist der private Konsum weiterhin eine wichtige                            schon erwähnten 1,1 Prozentpunkte in 2016 stetig
    Stütze des gesamtwirtschaftlichen Wachstums in                            zugenommen.

    Abbildung 2:
    Prozentualer Anteil des Einzelhandelsumsatzes an den privaten Konsumausgaben

                  40

                  35

                  30

                  25
    in Prozent

                  20

                  15

                  10

                   5

                   0
                         2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

    Anmerkung: Einzelhandel ohne Kfz-Handel, Kraft- und Brennstoffe sowie Apotheken
    Quelle: Destatis, HDE

    Der Außenhandel dämpfte im vergangenen Jahr                               schaftskrise 2008/09 war es im Wesentlichen der
    das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutsch-                            Außenhandel, der für die schnelle Erholung der
    land. Der Außenbeitrag belief sich auf -0,3 Pro-                          deutschen Volkswirtschaft verantwortlich war. In
    zentpunkte (siehe Abbildung 3). Damit bleibt das                          den beiden zurückliegenden Jahren war der private
    Bild bestehen, welches im Konsummonitor 2016                              Konsum der wichtigste Treiber des gesamtwirt-
    gezeichnet wurde.2 Die wachstumspolitische Be-                            schaftlichen Wachstums. Zumindest dieses Jahr
    deutung von Außenhandel und privatem Konsum                               kann dies auch noch der Fall sein, wenn auch der
    hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.                        Außenhandel wieder größere Wachstumsbeiträge
    Unmittelbar nach der globalen Finanz- und Wirt-                           liefern dürfte.

    1            Vgl. BMWi (2017).
    2            Vgl. Rürup et al. (2016).
KONSUMMONITOR 2018   9

 Abbildung 3:
 Beiträge der verschiedenen Komponenten zum Wachstum des realen BIP

                5,0                                                                   Außenbeitrag

                                                                                      Vorratsveränderung
                4,0
                                                                                      Bruttoanlageinvestitionen
                3,0
                                                                                      Staatskonsum

                                                                                      Privater Konsum
Prozentpunkte

                2,0

                1,0

                0,0

                -1,0

                -2,0
                       2010     2011     2012       2013   2014   2015   2016

 Quelle: Destatis

 Tabelle 1:
 Wachstumsraten des Welthandels

                                   Zeitraum                              Durchschnittliche Wachstumsrate p.a.
                              Jan 2000 – Jun 2002                                       -0,3%
                              Jul 2002 – Dez 2007                                       7,3%
                              Jan 2008 – Jun 2011                                    Finanzkrise
                              Jul 2011 – Dez 2014                                       2,3%
                              Jan 2015 – Jul 2016                                       1,6%
                              Aug 2016 – Jun 2017                                       3,1%

 Quelle: CPB, eigene Berechnung

 Von nicht zu unterschätzender Bedeutung für                       Und in den Jahren 2015 und 2016, in denen
 die vom Außenhandel kommenden Wachstum-                           vom Außenhandel die beschriebenen negative
 simpulse für die deutsche Volkswirtschaft ist die                 Impulse auf die gesamtwirtschaftliche Produktion
 Dynamik des Welthandels. Hier zeigte sich in den                  der deutschen Volkswirtschaft kamen, legte das
 letzten Jahren eine gewisse Verlangsamung (siehe                  Welthandelsvolumen nur noch im Durchschnitt
 Tabelle 1 und Abbildung 4). In den Jahren vor der                 um 1,6 Prozent pro Jahr zu. Ursächlich für diese
 globalen Finanz- und Wirtschaftskrise war das                     nachlassende Dynamik des Welthandels waren
 Welthandelsvolumen mit über sieben Prozent fast                   protektionistische Tendenzen, die sich in den
 doppelt so schnell gewachsen wie die Weltpro-                     Diskussionen um Freihandelsabkommen zeigten,
 duktion. Nach der Krise von 2008/9 sanken die                     ein Rückgang von Globalisierungsbemühungen
 jährlichen Wachstumsraten des Welthandels im                      sowie neue Handelshemmnisse.
 Durchschnitt allerdings auf unter drei Prozent.
10   KONSUMMONITOR 2018

     Abbildung 4:
     Entwicklung des Welthandels und der Weltproduktion

                      1200

                      1000

                       800
     Index 1980=100

                       600

                       400

                       200

                         0
                             1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

                                                         Weltproduktion         Welthandel
     Quelle: IWF, UNCTAD

     Im Laufe dieses Jahres nahm dann aber die Welt-                        – verbunden mit einer anschwellenden Kritik des
     handelsdynamik wieder merklich zu. Von Mitte                           Auslandes über den hohen Leistungsbilanzüber-
     2016 bis Mitte 2017 stieg das weltweite Handels-                       schuss der deutschen Wirtschaft. Insofern könnte
     volumen wieder mit durchschnittlich 3,1 Prozent.                       der Außenhandel in diesem Jahr wieder einen
     Nach Prognose der Welthandelsorganisation und                          moderat positiven Wachstumsbeitrag liefern,
     des Internationalen Währungsfonds könnte der                           wenn auch – zumindest in diesem Jahr noch –
     Welthandel dieses Jahr um 3,9 bzw. 4,2 Prozent                         der private Konsum die wichtigste Stütze des
     wachsen. Hält diese Entwicklung an, dann sind                          gesamtwirtschaftlichen Wachstums in Deutsch-
     vom Außenhandel wieder signifikante gesamt-                            land bleiben wird.
     wirtschaftliche Wachstumsbeiträge zu erwarten

     1.2                     Einflussfaktoren auf die Entwicklung des privaten Konsums

     Im folgenden Kapitel werden die Faktoren näher                         zurück und die Beschäftigung steigt von Rekord-
     betrachtet, die einen maßgeblichen Einfluss                            marke zu Rekordmarke (siehe Abbildung 5). Im
     auf die Entwicklung des privaten Konsums in                            August 2017 gab es 44,5 Millionen Erwerbstätige
     Deutschland haben. Diese Faktoren erklären einer-                      in Deutschland – so viele wie nie zuvor. Das waren
     seits die aktuelle Situation – privater Konsum als                     700.000 Erwerbstätige mehr als im Vorjahres-
     Fundament des Aufschwungs – und geben ande-                            monat, ein Anstieg um 1,6 Prozent. Zeitgleich ging
     rerseits Aufschluss darüber, wie die Entwicklung                       die Arbeitslosigkeit zurück. Seit den Zeiten der
     künftig weitergeht.                                                    Rekordarbeitslosigkeit von über fünf Millionen
                                                                            Arbeitslosen Anfang 2005 hat sich die Arbeits-
     Die entscheidende Basis für die Entwicklung                            losenzahl nahezu halbiert. Eine solche Arbeits-
     des privaten Verbrauchs ist die Entwicklung der                        marktsituation nimmt den Beschäftigten die Angst
     Beschäftigung sowie der Löhne. Seit Mitte des ver-                     vor einem dauerhaften Verlust des Arbeitsplatzes,
     gangenen Jahrzehnts geht – auch dank der Refor-                        was in aller Regel den Konsum der privaten Haus-
     men der Agenda 2010 – die Arbeitslosigkeit                             halte stimuliert.
KONSUMMONITOR 2018                   11

Abbildung 5:
Entwicklung des Arbeitsmarktes

                          6                                                                                                             45
                                                                                                                                        44
                          5
                                                                                                                                        43

                                                                                                                                             Erwerbstätige (in Mio.)
Arbeitslose (in Mio.)

                          4                                                                                                             42
                                                                                                                                        41
                          3
                                                                                                                                        40
                          2                                                                                                             39
                                                                                                                                        38
                          1
                                                                                                                                        37
                          0                                                                                                             36
                               2       2   2    2    2    2      2       2    2     2    2       2    2      2     2      2   2    2
                               0       0   0    0    0    0      0       0    0     0    0       0    0      0     0      0   0    0
                               0       0   0    0    0    0      0       0    0     0    1       1    1      1     1      1   1    1
                               0       1   2    3    4    5      6       7    8     9    0       1    2      3     4      5   6    7

                                                                     Arbeitslose             Erwerbstätige

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Destatis

In nicht wenigen Teilen Deutschlands herrscht                                           2014 bis 2016 noch weit über der Inflationsrate,
mittlerweile Vollbeschäftigung. In vielen Branchen                                      was zuletzt in den höchsten Reallohnzuwächsen
und nicht wenigen Regionen wird über einen                                              der letzten zwanzig Jahre mündete, änderte sich
Fachkräftemangel geklagt. Vor diesem Hinter-                                            die Situation mit dem Anziehen der Teuerungsrate
grund überrascht es, dass die Lohndynamik                                               Ende 2016 (siehe Abbildung 6). Zwar stiegen auch
bislang noch recht verhalten ist.                                                       die Nominallöhne, jedoch weniger dynamisch
                                                                                        als die Verbraucherpreise, mit der Folge dass die
Die Lohnentwicklung ist angesichts der sehr guten                                       Reallohnzuwächse wieder geringer ausfielen. Die
Arbeitsmarktsituation als moderat zu beurteilen.                                        höheren Forderungen für die anstehenden Tarif-
Lagen die Nominallohnsteigerungen in den Jahren                                         verhandlungen können daher nicht überraschen.

Abbildung 6:
Lohnentwicklung in Deutschland

                               5,0

                               4,0
Vorjahreszeitraum in Prozent

                               3,0
    Veränderungsrate zum

                               2,0

                               1,0

                               0,0

                               -1,0

                               -2,0
                                      2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

                                                              Reallohn             Nominallohn               Inflationsrate
Quelle: Destatis
12   KONSUMMONITOR 2018

     Gerade die gestiegene Jobsicherheit und die                       Aktuell liegt dieses Alter bei 46 Jahren und wird
     sicheren Einkommen bei Haushalten mit eher                        bis 2050 – je nach Annahme hinsichtlich der
     niedrigeren Einkommen sollten sich stimulierend                   Zuwanderung und der Geburtenentwicklung –
     auf die Entwicklung der privaten Konsumausga-                     auf 50 Jahre ansteigen.
     ben auswirken, da gerade diese Haushalte einen
     überdurchschnittlich großen Anteil ihres Ein-                     Es besteht kein Zweifel, dass sich die Alterung
     kommens konsumieren. Zahlen des Statistischen                     der deutschen Wohnbevölkerung positiv auf den
     Bundesamtes zeigen dies (siehe Tabelle 2).                        privaten Konsum auswirken wird, denn das Ver-
     Dieser Zusammenhang, der bereits im letztjäh-                     brauchsverhalten ändert sich im Lebenszyklus.
     rigen Konsummonitor angesprochen wurde, hat                       Ältere Menschen geben einen höheren Anteil
     auch mit den neuen Zahlen für 2016 weiterhin                      ihrer verfügbaren Einkommen für den Konsum
     Bestand. Neben dem Arbeitsmarkt bestimmen                         aus als Menschen mittleren Alters (siehe Tabelle
     demografische Faktoren die Entwicklung des                        3). Während Personen im Alter von 35 bis 45 Jahre
     privaten Konsums. Wesentlich ist dabei die seit                   nahezu 70 Prozent ihres verfügbaren Einkommens
     langem absehbare Alterung der Bevölkerung,                        für den Konsum verwenden, liegt dieser Anteil
     die nicht ohne Folgen sowohl für die Konsum-                      bei Älteren (65 bis 70 Jahre) bei merklich über
     struktur als auch für das Konsumniveau sein                       80 Prozent. Mangels Zielen sind bei Älteren die
     wird. Nach der aktualisierten 13. koordinierten                   Sparanreize geringer. Damit wird im Zuge der
     Bevölkerungsvorausberechnung des Statisti-                        Alterung der Bevölkerung in Deutschland der
     schen Bundesamtes wird dabei das Medianalter                      Anteil der privaten Konsumausgaben an den ver-
     der Bevölkerung in Deutschland künftig weiter                     fügbaren Einkommen vermutlich weiter anstei-
     zunehmen.3 Dieses Alter teilt die Gesamtbevölke-                  gen. Insofern setzt sich der positive Trend dieses
     rung in eine jüngere und eine ältere Hälfte.                      Anteils weiter fort (siehe Abbildung 7).

     Tabelle 2:
     Anteil der privaten Konsumausgaben an den verfügbaren Einkommen – nach Haushaltseinkommen

                                           Nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von ... bis unter ... EUR

                              Insgesamt          unter 1300            1300–2600     2600–3600      3600–6000       5000–18000

           2002                72,9%               103,1%                86,2%          73,8%          66,5%          54,7%
           2003                72,9%               104,9%                83,1%          75,5%          66,2%          54,9%
           2004                73,1%               112,8%                85,0%          74,5%          67,0%          53,7%
           2005                70,9%               103,0%                82,8%          73,0%          65,7%          54,3%
           2006                73,9%               105,0%                84,5%          75,8%          70,4%          57,8%
           2007                71,3%               100,2%                84,1%          73,7%          66,8%          56,2%
           2008
           2009                73,7%               107,4%                84,4%          76,8%          68,8%          59,5%
           2010                72,7%               106,4%                82,3%          76,8%          70,1%          58,4%
           2011                73,8%               105,7%                85,4%          76,4%          71,4%          60,5%
           2012                73,7%               104,2%                85,3%          77,1%          71,7%          61,4%

           2013

           2014                74,0%               105,6%                85,8%          79,1%          71,8%          62,7%
           2015                73,0%               105,4%                84,2%          76,5%          72,2%          62,1%

     Quelle: Destatis, eigene Berechnung

     3   Vgl. StaBu (2015).
KONSUMMONITOR 2018      13

Tabelle 3:
Anteil der privaten Konsumausgaben an den verfügbaren Einkommen – nach Alter

                                        Nach dem Alter der Haupteinkommenspersonen von ... bis unter ... Jahren

                     Insgesamt       18–25          25–35     35–45         45–55           55–65        65–70            70–80          80 u.

             2007     71,3%          74,5%          72,4%     67,6%         68,6%           71,8%        79,4%            77,3%          76,1%

             2008

             2009     73,7%          85,6%          73,7%     67,9%         70,4%           75,9%        81,4%            80,6%          77,1%

             2010     72,7%          75,3%          73,1%     68,5%         68,3%           73,0%        81,0%            83,8%          77,3%

             2011     73,8%          79,4%          74,8%     69,0%         70,2%           74,7%        83,0%            80,7%          79,8%

             2012     73,7%          75,0%          73,3%     69,1%         70,3%           74,4%        84,9%            81,1%          81,6%

             2013

             2014     74,0%          78,5%          73,3%     70,0%         70,3%           74,1%        82,4%            83,6%          76,6%

             2015     73,0%          77,4%          73,0%     69,2%         68,9%           72,2%        82,7%            83,4%          76,3%

Quelle: Destatis, eigene Berechnung

Abbildung 7:
Anteil der privaten Konsumausgaben an den verfügbaren Einkommen

              75,0

              74,5

              74,0

              73,5

              73,0
in Prozent

              72,5

              72,0

              71,5

              71,0

              70,5

              70,0
                     2002     2003   2004    2005    2006   2007   2008     2009     2010     2011    2012    2013       2014     2015

Anmerkung: Aufgrund fehlender Daten wurden die Werte für 2008 und 2013 zwischen den Nachbarwerten linear interpoliert.
Quelle: Destatis, eigene Berechnung
14   KONSUMMONITOR 2018

     1.3          Die kurz- und mittelfristige Entwicklung
                  der deutschen Volkswirtschaft

     Die eben skizzierte sehr gute gesamtwirtschaft-                                     ein weiteres Rekordniveau bei der Anzahl der
     liche Situation in Deutschland sollte auch noch im                                  Erwerbstätigen von 44,8 Millionen Personen. Trotz
     Jahre 2018 Bestand haben. Das ist das gemeinsame                                    des Umstandes, dass zunehmend mehr anerkannte
     Ergebnis der diversen Konjunkturprognosen für                                       Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt drängen, dürfte
     Deutschland. Tabelle 4 zeigt dabei die aktuells-                                    die Arbeitslosenzahl auf unter 2,5 Millionen Perso-
     ten Prognosen. Hinsichtlich des Wachstums des                                       nen zurückgehen. Der sehr robuste Arbeitsmarkt
     realen BIPs weist die Mehrzahl der Vorhersagen                                      wird neben der steigenden Arbeitsplatzsicherheit
     für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von um                                      auch über mutmaßlich höhere Lohnabschlüsse die
     die zwei Prozent aus. Eine ähnliche Größenord-                                      privaten Konsumausgaben stimulieren.
     nung wird das Wachstum auch 2018 aufweisen,
     wenngleich die Vorhersagen für nächstes Jahr eine                                   Diese Entwicklung wird allerdings geringfügig
     größere Bandbreite aufweisen. Denn das Spektrum                                     durch die Preisentwicklung gedämpft, die über
     reicht von 1,8 Prozent (ifo) bis 2,5 Prozent (HRI).                                 der in den Vorjahren liegen wird. Betrug die Infla-
                                                                                         tionsrate 2016 noch 0,5 Prozent, werden für 2017
     Im Zuge dieser erfreulichen gesamtwirtschaftli-                                     und 2018 im Durchschnitt 1,7 Prozent erwartet
     chen Dynamik werden auch die privaten Konsum-                                       (siehe Tabelle 4). Die höhere Teuerungsrate belas-
     ausgaben weiter zunehmen. Deren Zuwachsrate                                         tet bei unveränderter Lohndynamik die Kaufkraft
     liegt im Durchschnitt der Prognosen bei jeweils                                     der privaten Haushalte.
     1,7 Prozent sowohl in diesem wie im nächsten
     Jahr. Eine Stütze für den Konsum der privaten                                       Dennoch sind sich die verschiedenen Konjunktur-
     Haushalte bleibt die weiterhin gute und sich sogar                                  institute darin einig, dass die privaten Konsum-
     noch verbessernde Lage auf dem Arbeitsmarkt.                                        ausgaben weiterhin den größten Beitrag zum
     So soll die Beschäftigung auch nächstes Jahr                                        gesamtwirtschaftlichen Wachstum liefern.
     weiter ansteigen. Die Bundesregierung erwartet                                      Hingegen wird die künftige Rolle des Außen-
     laut der Herbstprojektion 2017 für nächstes Jahr                                    handels etwas differenzierte gesehen.

     Tabelle 4:
     Aktuelle Konjunkturprognosen im Überblick

                                           reales Bruttoinlandsprodukt                       privater Konsum                           Verbraucherpreise
                                               2017                 2018                  2017                 2018                  2017                 2018
           Bundesregierung                      2,0                   1,9                  1,8                   1,6                  1,8                  1,6
                   DIW                          1,9                   1,9                  1,5                   1,2                  1,7                  1,5
       Gemeinschaftsdiagnose                    1,9                   2,0                  1,8                   1,7                  1,7                  1,7
                    HRI                         2,1                   2,5                  1,8                   1,7                  1,8                  2,0
                    ifo                         1,8                   2,0                  1,2                   1,6                  1,7                  1,6
                    ifw                         2,0                   2,2                  1,7                   1,7                  1,8                  1,7
                   IWH                          1,9                   2,0                  1,9                   1,9                  1,7                  1,7
                    RWI                         1,9                   2,1                  1,8                   1,8                  1,6                  1,6

     Anmerkung: jährliche Wachstumsrate in Prozent; Stand: 15. Oktober 2017.
     Quelle: Bundesregierung (Herbstprojektion); Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW); Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose;
     Handelsblatt Research Institute (HRI); ifo Institut für Wirtschaftsforschung; Institut für Weltwirtschaft (ifw); Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH);
     RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
KONSUMMONITOR 2018   15

Nach den Prognosen des Handelsblatt Research                              des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
Institute und des ifo Instituts wird der Außen-                           erwarten dagegen keinen Wachstumsbeitrag.
handel wieder einen moderat positiven Wachs-                              Und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle
tumsbeitrag liefern. Die Gemeinschaftsdiagnose                            prognostiziert, dass der Außenbeitrag die nächsten
sowie die Prognosen der Bundesregierung und                               Jahre bei minus 0,1 Prozentpunkten bleiben wird.

1.4        Die Bedeutung der einzelnen Güterkategorien innerhalb
           des privaten Konsums

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Zu-                             17,5 Prozent, zur zweitgrößten Kategorie mit einem
sammensetzung der privaten Konsumausgaben                                 Anteil von knapp 22 Prozent geworden. Die ande-
gemäß den Kategorien der Volkswirtschaftlichen                            ren drei Kategorien – Einzelhandelswaren, Fahr-
Gesamtrechnung (VGR) nur unwesentlich verscho-                            zeuge und Nahrungsmittel – haben hingegen an
ben (siehe Abbildung 8). An Bedeutung gewonnen                            Gewicht verloren. So ist der Anteil der Nahrungs-
hat die Kategorie A1, die überwiegend Dienstleis-                         mittel an den privaten Konsumausgaben seit 1991
tungen umfasst. Deren Anteil an den privaten                              von 17,6 Prozent auf 13,8 Prozent zurückgegangen.
Konsumausgaben ist von knapp 34 Prozent im Jahr                           Der Rückgang bei den Ausgaben für Fahrzeuge be-
1991 auf etwa 40 Prozent im Jahr 2016 angestiegen.                        lief sich auf 1,7 Prozentpunkte und der Anteil der
Damit stehen die Dienstleistungen nach wie vor                            Einzelhandelswaren sank spürbar von 24,1 Prozent
für die größte Ausgabenkategorie. Bei den nachfol-                        auf 19,1 Prozent. Die Dynamik bei den Verschie-
genden Kategorien gab es dagegen einige Verän-                            bungen hat allerdings in den letzten zehn Jahren
derungen: So sind die Mietzahlungen, 1991 nur                             abgenommen.
viertgrößte Kategorie mit einem Anteil von

Abbildung 8:
Anteil der Kategorien der VGR an den privaten Konsumausgaben

100%

  90%

  80%

  70%                                                                                                        A5: Einzelhandelswaren
  60%
                                                                                                             A4: Nahrungsmittel u.a.
  50%
                                                                                                             A3: Fahrzeuge
  40%
                                                                                                             A2: Mietzahlungen u.a.
  30%
                                                                                                             A1: Dienstleistungen u.a.
  20%

  10%

   0%
         1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015

Anmerkung: Für die genaue Zusammensetzung der einzelnen Kategorien sei auf Tabelle 10 im Anhang verwiesen.
Quelle: Destatis
16   KONSUMMONITOR 2018

     Mit Blick auf die Hauptgüterkategorien lassen                                       2000 bis 2016. In diesen 16 Jahren haben sich die
     sich in den vergangenen 16 Jahren ebenfalls keine                                   absoluten Ausgaben der privaten Haushalte für
     wirklich großen Veränderungen feststellen (siehe                                    Bekleidung nahezu nicht verändert. Daraus folgt,
     Tabelle 5). Die deutlichste Veränderung gab es in                                   dass diese Ausgabenkategorie an Bedeutung verlo-
     der Sammelkategorie „Übrige Verwendungs-                                            ren hat. Besonders große Zuwächse gab es dagegen
     zwecke“, deren Anteil an den privaten Konsum-                                       im Bereich Telekommunikation: Die Ausgaben
     ausgaben von 16,1 Prozent im Jahr 2000 auf                                          für Telefongeräte stiegen durchschnittlich um
     19,2 Prozent in 2016 zugenommen hat. Dafür ha-                                      6,4 Prozent pro Jahr an und die Ausgaben für
     ben die Kategorien „Bekleidung und Schuhe“                                          Dienstleistungen in diesem Bereich um 3,3 Pro-
     sowie „Freizeit, Unterhaltung und Kultur“ leicht                                    zent. Beide Bereiche wiesen damit ein überdurch-
     an Bedeutung verloren.                                                              schnittliches Wachstum auf; denn die privaten
                                                                                         Konsumausgaben haben insgesamt nur um
     Während die Aufteilung der privaten Konsumaus-                                      ungefähr 2,1 Prozent im Durchschnitt pro Jahr
     gaben auf die Hauptkategorien relativ stabil über                                   zugenommen. Des Weiteren gab es hohe Steige-
     die Zeit ist, zeigen sich bei den Subkategorien                                     rungen bei den Ausgaben für Gesundheit und
     deutlichere Verschiebungen. Abbildung 9 veran-                                      Pflege. Ebenso liegen weiterhin die Ausgaben für
     schaulicht dies mit den jahresdurchschnittlichen                                    Energie und unterstellte Mietzahlungen über
     Veränderungsraten der privaten Konsumausgaben                                       dem durchschnittlichen Wachstum der gesamten
     in den einzelnen Subkategorien im Zeitraum von                                      privaten Konsumausgaben.

     Tabelle 5:
     Anteil der einzelnen Hauptgütergruppen an den privaten Konsumausgaben

                                                                                                                                        Beherber-
                                                           Wohnung,           Einrichtungs-
                  Nahrungsmittel,                                                                    Verkehr,         Freizeit,       gungs- und         Übrige Ver-
                                        Bekleidung       Wasser, Strom,       gegenstände,
                    Getränke,                                                                      Nachrichten-     Unterhaltung      Gaststätten-       wendungs-
                                        und Schuhe          Gas u.a.          Geräte für den
                   Tabakwaren                                                                      übermittlung      und Kultur          dienst-          zwecke
                                                          Brennstoffe           Haushalt
                                                                                                                                       leistungen

       2000            14,6%               6,0%              23,5%                 7,8%               16,7%             10,0%             5,3%             16,1%

       2010            13,5%               4,9%              24,9%                 6,5%               16,6%              9,7%             5,0%             18,9%

       2016            13,8%               4,5%              23,9%                 6,8%               17,3%              9,1%             5,4%             19,2%

     Anmerkung: jährliche Wachstumsrate in Prozent; Stand: 15. Oktober 2017.
     Quelle: Bundesregierung (Herbstprojektion); Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW); Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose;
     Handelsblatt Research Institute (HRI); ifo Institut für Wirtschaftsforschung; Institut für Weltwirtschaft (ifw); Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH);
     RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
KONSUMMONITOR 2018   17

Abbildung 9:
Jahresdurchschnittliche Wachstumsraten der Ausgaben der Subkategorien von 2000 bis 2016

                                      Bekleidung
      Möbel, Innenausstattung, Teppiche u.ä.
                                    Heimtextilien
                      Zeitungen, Bücher und u.ä.
                        Tabakwaren und Drogen
                      Wohnungsinstandhaltung
                            Kauf von Fahrzeugen
                           Alkoholfreie Getränke
              Werkzeuge für Haus und Garten
                       Freizeit und Kulturdienstl.
                          Alkoholische Getränke
                                          Schuhe
                     Tatsächliche Mietzahlungen
                                  Pauschalreisen
             Post- und Kurierdienstleistungen
                            Audiovisuelle Geräte
Wasserversorgung/Wohnungsdienstleistung
                                 Haushaltsgeräte
                                 Nahrungsmittel
            Waren und Dienstl. für Privatfahrz.
                            Verpflegungsdienstl.
                            Schmuck, Uhren, u.ä.
                                   Finanzdienstl.
                     Glaswaren, Tafelgeschirr u.a.
      Waren und Dienstl. (Haushaltsführung)
                           Versicherungsdienstl.
                                 Rechtsberatung
                               Hobbywaren, u.ä.
                     Unterstellte Mietzahlungen
                                    Körperpflege
            Stationäre Gesundheitsleistungen
                     Telefondienstl. und Internet
                                  Strom, Gas, u.ä.
                              Musikinstrumente
                       Verkehrsdienstleistungen
                                  Bildungswesen
                       Medizinische Erzeugnisse
               Ambulante Gesundheitsdienstl.
                          Beherbergungsdienstl.
                   Dienstl. sozialer Einrichtungen
                                   Telefongeräte

                                                     0   1   2   3            4   5          6        7

                                                                 in Prozent
Quelle: Destatis
18   KONSUMMONITOR 2018

     Tabelle 6:
     Anteil der einzelnen Güterkategorien an den privaten Konsumausgaben – nach Alter

                                            Davon nach dem Alter der Haupteinkommenspersonen von ... bis unter ... Jahren
               2015
                                Insgesamt    18–25      25–35      35–45       45–55      55–65       65–70      70–80      80 u.
         Nahrungsmittel,
          Getränke und           13,9%      14,7%       13,6%      14,2%       14,2%      13,8%       14,0%      13,2%      13,6%
           Tabakwaren

      Bekleidung und Schuhe       4,4%       4,8%        5,0%       5,0%        5,0%       4,2%       3,7%        3,3%      3,1%
         Wohnen, Energie,
            Wohnungs-            35,9%      36,9%       35,8%      33,3%       34,2%      36,1%       38,1%      39,3%      43,5%
          instandhaltung
        Innenausstattung.,
        Haushaltsgeräte u.        5,3%       2,4%        5,3%       5,4%        5,6%       5,4%       6,0%        4,4%      4,8%
          -gegenstände

        Gesundheitspflege         4,2%       1,3%        2,4%       2,9%        3,2%       4,7%       5,3%        6,3%      8,0%

              Verkehr            13,1%      14,0%       13,0%      14,4%       14,8%      13,4%       10,8%      10,8%      5,3%
           Nachrichten-
           übermittlung
                                  2,6%       4,9%        3,5%       2,7%        2,7%       2,4%       2,3%        2,1%      2,1%

       Freizeit, Unterhaltung
             und Kultur
                                 10,5%      10,7%        9,8%      10,4%       10,4%      10,7%       10,7%      11,2%      9,1%

          Bildungswesen           0,7%       0,0%        1,5%       1,6%        0,7%       0,3%       0,2%        0,2%      0,0%
       Beherbergungs- und
           Gaststätten-           5,6%       6,5%        6,4%       5,9%        5,6%       5,5%       5,6%        5,6%      5,0%
         dienstleistungen
        andere Waren und
         Dienstleistungen
                                  3,7%       2,9%        3,8%       4,3%        3,6%       3,6%       3,5%        3,4%      5,2%

     Quelle: Destatis

     Die Aufteilung der privaten Konsumausgaben auf                        machen dagegen in fast allen Altersklassen 2015
     die verschiedenen Waren und Dienstleistungen                          einen geringeren Anteil an den privaten Konsum-
     variiert dabei – wenig überraschend – mit dem                         ausgaben aus als noch vor zehn Jahren.
     Alter der Verbraucher. Wie im letztjährigen Konsum-
     monitor schon festgehalten, geben die älteren                         Auffällig sind einige Verschiebungen bei der
     Jahrgänge einen überdurchschnittlichen Anteil                         Aufteilung der privaten Konsumausgaben auf die
     ihrer gesamten Konsumausgaben für Wohnen aus                          verschiedenen Waren und Dienstleistungen in
     (siehe Tabelle 6). Der mit dem Lebensalter steigen-                   Abhängigkeit des Haushaltseinkommens (siehe
     de Anteil der Gesundheitsausgaben kann ebenso                         Tabelle 8). So wenden – wenig überraschend – die
     wenig überraschen wie der Befund, dass ältere                         einkommensschwächsten Haushalte mit einem
     Haushalte unterdurchschnittlich viel für Beklei-                      monatlichen Nettoeinkommen von unter 1.300
     dung und Schuhe, Freizeit, Unterhaltung und                           Euro überdurchschnittlich viel ihres Konsum-
     Kultur sowie insbesondere Verkehr ausgeben.                           budgets für Nahrungsmittel und Wohnen auf. Die
                                                                           Ausgaben für Nahrungsmittel machen 17,5 Prozent
     Während die Wohnausgaben bei den 80-Jährigen                          der gesamten Konsumausgaben aus (Durchschnitt
     und Älteren den größten Anteil an den privaten                        insgesamt 13,9 Prozent) und der Anteil der Wohn-
     Konsumausgaben im Vergleich mit den anderen                           ausgaben liegt bei 46,5 Prozent (Durchschnitt
     Kohorten ausmachen, so weist der Anteil der                           insgesamt 35,9 Prozent). Demgegenüber wenden –
     Wohnausgaben hingegen bei den 25- bis 35-Jähri-                       ebenfalls wenig überraschend – die einkommens-
     gen die höchsten Zuwächse auf (siehe Tabelle 7).                      stärksten Haushalte (Nettoeinkommen zwischen
     So hat sich in den letzten zehn Jahren dieser Anteil                  5.000 und 18.000 Euro) einen überdurchschnitt-
     um 3,1 Prozentpunkte erhöht, insgesamt über alle                      lich großen Anteil ihrer Verbrauchsausgaben
     Altersgruppen hinweg stieg der Anteil jedoch nur                      für Verkehr sowie andere Waren und Dienstleis-
     um 1,9 Prozentpunkte. Die Ausgaben für Verkehr                        tungen auf.
KONSUMMONITOR 2018     19

Tabelle 7:
Differenz der Anteile an den privaten Konsumausgaben zwischen 2005 und 2015
in Prozentpunkten – nach Alter

                                             Nach dem Alter der Haupteinkommenspersonen von ... bis unter ... Jahren

                            Insgesamt       18–25       25–35      35–45      45–55       55–65          65–70      70–80       80 u.

Nahrungsmittel, Getränke
    und Tabakwaren
                                -0,2%       0,5%        -0,1%      -0,2%      -0,4%       -0,2%          0,4%       -0,1%      0,9%

 Bekleidung und Schuhe          -0,2%       0,4%        0,0%       -0,5%      -0,2%       -0,2%          0,1%       -0,2%      0,1%
    Wohnen, Energie,
       Wohnungs-                1,9%        -0,5%       3,1%       1,1%       1,7%        1,7%           2,5%       1,7%       2,4%
     instandhaltung
   Innenausstattung.,
   Haushaltsgeräte u.           -0,1%       -0,6%       -0,4%      0,0%       -0,1%       -0,4%          1,2%       -0,3%      0,1%
     -gegenstände

   Gesundheitspflege            0,0%        -0,2%       0,1%       0,1%        0,0%       0,3%           -0,2%      -1,1%      -0,6%

         Verkehr                -0,9%       2,6%        -2,5%      -0,4%      -0,6%       -1,0%          -3,3%      0,3%       -1,1%
      Nachrichten-
      übermittlung
                                0,0%        -0,5%       -0,2%      -0,1%       0,0%       0,0%           0,1%       -0,1%       0,0%

  Freizeit, Unterhaltung
        und Kultur
                                -0,3%       1,1%        -0,9%      -0,7%      -0,2%       0,2%           -1,3%      0,1%       -1,5%

     Bildungswesen              -0,1%       0,0%        0,1%       0,2%       -0,1%       -0,1%          0,0%       0,0%        0,0%
  Beherbergungs- und
      Gaststätten-              0,4%        0,6%        1,2%       0,4%       0,5%        0,4%           0,6%       0,1%       -0,1%
    dienstleistungen
   andere Waren und
    Dienstleistungen
                                -0,3%       -0,9%       -0,3%      0,0%       -0,4%       -0,5%          0,0%       -0,5%      -0,4%

Anmerkung: fett gedruckt = Zunahme
Quelle: Destatis

Tabelle 8:
Anteil der einzelnen Güterkategorien an den privaten Konsumausgaben – nach Haushaltseinkommen

                                                     Davon nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von ... bis unter ... EUR
                       2015
                                                    Insgesamt   unter 1300    1300–2600     2600–3600        3600–6000      5000–18000

   Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren           13,9%         17,5%        16,0%         14,0%              13,6%        11,9%

            Bekleidung und Schuhe                     4,4%         3,5%          4,1%             4,3%           4,4%          4,9%
         Wohnen, Energie, Wohnungs-
              instandhaltung
                                                     35,9%         46,5%        41,1%         37,8%              35,1%        30,1%

      Innenausstattung., Haushaltsgeräte
             und -gegenstände
                                                      5,3%         3,8%          4,4%             5,6%           5,5%          5,9%

               Gesundheitspflege                      4,2%         2,1%          2,9%             3,8%           3,8%          5,9%

                      Verkehr                        13,1%         8,4%          9,9%         11,7%              14,5%        16,0%

           Nachrichten-übermittlung                   2,6%         3,7%          3,2%             2,6%           2,4%          2,0%

        Freizeit, Unterhaltung und Kultur            10,5%         7,9%          9,5%         10,3%              10,5%        11,8%

                   Bildungswesen                      0,7%         0,3%          0,4%             0,5%           0,8%          0,9%
       Beherbergungs- und Gaststätten-
              dienstleistungen
                                                      5,6%         3,1%          4,8%             5,5%           5,8%          6,7%

      andere Waren und Dienstleistungen               3,7%         3,1%          3,7%             3,8%           3,5%          3,9%

Quelle: Destatis
20   KONSUMMONITOR 2018

     Tabelle 9:
     Differenz der Anteile an den privaten Konsumausgaben zwischen 2005 und 2015
     in Prozentpunkten – nach Haushaltseinkommen

                                                  Davon nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von ... bis unter ... EUR

                                                 Insgesamt   unter 1300      1300–2600   2600–3600    3600–6000     5000–18000

       Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren     -0,2%        1,0%           0,6%        -0,2%         -0,1%         -0,1%

                Bekleidung und Schuhe              -0,2%        0,1%           -0,1%       -0,2%         -0,4%         -0,6%
             Wohnen, Energie, Wohnungs-
                  instandhaltung
                                                   1,9%         0,7%           2,0%         4,3%         3,8%          2,7%

           Innenausstattung., Haushaltsgeräte
                  und -gegenstände
                                                   -0,1%        -0,2%          -0,3%        0,2%         -0,1%         -0,6%

                  Gesundheitspflege                0,0%         -0,2%          -0,2%        0,1%         -0,5%         -0,4%

                        Verkehr                    -0,9%        -0,4%          -1,5%       -3,1%         -1,4%         -0,5%

               Nachrichtenübermittlung             0,0%         -0,2%          0,1%         0,0%         0,1%          0,0%

            Freizeit, Unterhaltung und Kultur      -0,3%        -0,4%          -0,8%       -1,1%         -0,9%         0,2%

                    Bildungswesen                  -0,1%        -0,2%          -0,2%       -0,2%          0,0%         -0,1%
            Beherbergungs- und Gaststätten-
                   dienstleistungen
                                                   0,4%         -0,1%          0,4%         0,4%         0,1%          0,1%

          andere Waren und Dienstleistungen        -0,3%        -0,3%          -0,1%       -0,2%         -0,4%         -0,7%

     Anmerkung: fett gedruckt = Zunahme
     Quelle: Destatis

     Diese Aufteilungen haben sich in den letzten zehn                  In der Summe kann die Aussage des letztjähri-
     Jahren nur leicht verändert wie es Tabelle 9 zeigt.                gen Konsummonitors aufrechtgehalten werden,
     Beispielsweise haben die Ausgaben für Nahrungs-                    wonach die Konsumgewohnheiten der Deutschen
     mittel bei den Konsumausgaben der einkommens-                      in der jüngeren Vergangenheit relativ stabil waren.
     schwächsten Haushalte geringfügig an Gewicht                       Nach Lage der Dinge zeichnen sich auch in den
     gewonnen. Deren Anteil steigt seit 2005 um einen                   kommenden Jahren keine markanten Verschie-
     Prozentpunkt. Zudem vergrößerte sich in allen                      bungen ab.
     Einkommensklassen der Anteil der Wohnausga-
     ben an den gesamten privaten Konsumausgaben.
     Die Ausgaben für Verkehr verloren jedoch überall
     an Bedeutung.
KONSUMMONITOR 2018   21

1.5        Auswirkungen der Digitalisierung auf den Konsum

Digitalisierung ist eines der Megathemen unse-                         örtlichen Unternehmen statt. Den Kunden geht
rer Zeit. Dieser nicht nur wirtschaftlich ein                          es dabei um einen nahtlosen, bestenfalls medien-
neues Zeitalter prägende technologische Schub                          bruchfreien Kaufprozess, der unabhängig von
steht zum einen für die Übersetzung menschli-                          Zeit und Ort ausgeführt werden kann. Die Kanals-
cher Tätigkeiten in eine von Maschinen lesbare                         elektivität gilt auch für die generelle Kommuni-
Sprache, um diese Tätigkeiten von miteinander                          kation zwischen Kunde und Unternehmen. Der
vernetzten Computern und Robotern ausführen zu                         Kunde erwartet, jederzeit über den Kanal seiner
lassen. Nicht weniger bedeutsam sind allerdings                        Wahl mit dem Unternehmen in Kontakt treten zu
zum anderen sowohl neue digitale Produkte, die                         können.
nicht selten an die Stelle der tradierten analogen
Angebote treten, als auch innovative, oftmals                          Demnach geht es den Konsumenten nicht nur
disruptive Geschäftsmodelle. Die damit verbunde-                       darum, zusätzlich zum stationären Geschäft
nen tiefgreifenden wirtschaftlichen Umwälzungen                        einen Webshop angeboten zu bekommen.6 Es geht
werden zweifellos auch den privaten Konsum                             vielmehr um das Konzept des „Omni-Channel“, bei
signifikant verändern. Einige dieser Auswirkun-                        dem sich die verschiedenen Kanäle zu einer mög-
gen sind bereits sichtbar. Gerade im Bereich des                       lichst bruchlosen großen Customer Experience
Handels sind dabei die Konsumenten selbst ein                          verbinden, in der die verschiedenen Kanäle ihre
wesentlicher Treiber des digitalen Wandels.4                           unterschiedlichen Vorteile ausspielen können.7

So gibt es seitens der Konsumenten neue Bedürf-                        Zudem sind Kunden an ausführlicheren Infor-
nisse und neue Ansprüche, die für die Unterneh-                        mationen zu Produkten und Dienstleistungen
men bei der Neugestaltung des Geschäftsmodells                         interessiert. Diese Informationen sollten überall
und der Customer Journey von Bedeutung sein                            und jederzeit abrufbar sein. Auf Grundlage dieser
können.5 So haben sich inzwischen die Verbrau-                         Informationen sind Kunden lange vor dem Ver-
cher vielfach daran gewöhnt, dass Angebote rund                        kaufsgespräch gut informiert und benötigen eine
um die Uhr und überall verfügbar sind. Diese                           weitergehende Beratung nur in wenigen Fällen.
Anspruchshaltung wird sich auch künftig wei-                           Kunden treffen vielfach bereits eine Entscheidung,
ter verstärken. Ferner steigen die Ansprüche der                       bevor sie ein stationäres Geschäft betreten.
Konsumenten an einer ausgeprägteren Individu-                          Hinsichtlich der Produktnutzung nimmt bei den
alisierung bei der Kundenansprache und selbst-                         Konsumenten die Bedeutung des Eigentums
verständlich auch bei den Produkten und komple-                        ab. Sie möchten weniger für das Produkt selbst
mentären Dienstleistungen.                                             zahlen, sondern vielmehr für die Nutzung dessen
Im digitalen Zeitalter mit neuen Kanälen für den                       Funktion und dem daraus gezogenen Nutzen.8
Vertrieb und damit den Kauf von Produkten und                          Dieser Aspekt kommt im Trend zur Share Econo-
Dienstleistungen verfährt ein Großteil der Kunden                      my (oder auch Sharing Economy) zum Ausdruck.
kanalselektiv. Sie nutzen je nach Produkt, Dienst-                     Share Economy ist nicht zuletzt durch den Erfolg
leistung und Situation den für sie vorteilhaftes-                      von AirBnB und Uber bekannt geworden.9 Dabei ist
ten Kanal. In der Customer Journey – mitunter                          die Idee „Nutzung statt Eigentum“ nicht neu und
während des Kaufprozesses – wechseln Kunden                            zeigte sich bereits in dem Konzept von Bibliothe-
flexibel zwischen den Kanälen: Nach einer                              ken.10 Im digitalen Zeitalter wird beim „Sharing“
Recherche für ein Produkt oder einer Dienstleis-                       die Umsetzung der Idee durch das Internet und
tung auf den Websites eines Vergleichsportals                          webbasierte Plattformen unterstützt.
findet der eigentliche Kauf etwa stationär beim

4   Vgl. Rürup et al. (2016).                                          8 Vgl. F21 (2011); KPMG (2017).
5   Vgl. dazu Amar und Yeon (2017); Bovensiepen et al. (2014; 2015);   9 Vgl. Zobrist/Grampp (2015).
    Commerzbank (2017); Kreutzer und Land (2013).                      10 Vgl. Demary et al. (2016).
6   Vgl. Rürup et al. (2016).
7   Vgl. Commerzbank (2017).
22   KONSUMMONITOR 2018

     Für den Begriff „Share Economy“ gibt es keine                        deutschen Wirtschaft Köln bisher nicht bewahr-
     einheitliche Definition.11 In einem weiten Sinne                     heitet – zumindest nicht in Nordrhein-Westfalen.18
     umfasst Share Economy nach Demary et al. (2016)                      Vielmehr profitieren die Konsumenten von diffe-
     alle ökonomischen Aktivitäten, die mithilfe einer                    renzierten Angeboten durch ein Nebeneinander
     webbasierten Plattform das Teilen von Gütern,                        von traditionellen Geschäftsmodellen und der
     Dienstleistungen und Wissen ermöglicht. Im                           Share Economy.
     engeren Sinn ist das Gut dabei im Privatbesitz und
     das Teilen findet zwischen Konsumenten und                           Trotz dieses Ergebnisses werden die Aspekte des
     privaten Anbietern statt. Die Share Economy ist in                   digitalen Wandels wie Share Economy und Online-
     jedem Fall mehr als nur uneigennütziges Teilen,                      Handel immer wieder mit einer sogenannten
     sondern umfasst neben nicht-kommerziellen                            „Verödung“ der Innenstädte in Deutschland in
     Ansätzen gleichermaßen kommerzielle Geschäfts-                       Verbindungen gebracht. So sind die Zeiten vorbei,
     modelle. In den USA wird darüber hinaus das                          in denen jedes Jahr mehr Menschen in die Innen-
     Teilen von Gütern, Dienstleistungen und Wissen                       städte zum Einkaufen kommen.19 Vielmehr
     zwischen Unternehmen in Abgrenzung zur Share                         reduzieren die Konsumenten aufgrund der
     Economy „Collaborative Economy“ genannt.12 In                        Möglichkeiten des Online-Handels ihre Fahrten
     Europe wird hingegen alles unter Share Economy                       in die Zentren, um einzukaufen.20 Insofern wird
     subsummiert.                                                         der Online-Handel, der dynamischer wächst als
                                                                          der gesamte Einzelhandel, dem klassischen
     Der Share-Economy-Markt ist durch ein rasantes                       Einzelhandel in immer größeren Umfang Um-
     Wachstum gekennzeichnet. Betrug das Marktvolu-                       sätze wegnehmen.21 Daraus folgt ein zunehmender
     men 2013 weltweit noch 26 Milliarden US-Dollar,                      Leerstand in klassischen Geschäftsstraßen und
     werden es in den nächsten Jahren über 110 Mil-                       kürzere Nutzungszyklen von Handelsimmobilien
     liarden US-Dollar sein.13 Mit der Share Economy                      mit dem steigenden Risiko einer „Verödung“ des
     sind diverse Vorteile verbunden.14 Anbieter und                      öffentlichen Raums.22
     Konsumenten können damit gleichermaßen einen
     hohen Nutzen realisieren. Zudem reduziert sich                       Der Online-Handel ist allerdings nicht der Aus-
     der entbehrliche Materialeinsatz, was wieder-                        löser der problematischen Entwicklung in den
     um die Umwelt schont. Mit Sharing-Plattformen                        Innenstädten, wohl aber stellt er einen Trendver-
     verringern sich für die Konsumenten darüber                          stärker dar.23 Allerdings sind nicht alle Innen-
     hinaus die Such- und Transaktionskosten, und                         städte bzw. Einkaufsstraßen in ähnlicher Weise
     die individuelle Nachfrage kann möglichweise                         von der Entwicklung betroffen.24 So nimmt die
     präziser abgedeckt werden als mit traditionellen                     „Verödungsgefahr“ mit zunehmender Stadtgröße
     Geschäftsmodellen.                                                   ab. Da gerade für den Erlebniseinkauf weiterhin
                                                                          Fahrten in die Innenstädte unternommen werden,
     Aktuell ist die Share Economy laut Consumer-
                                                                          können Großstädte mit attraktiven Einkaufsstra-
     Barometer-Umfrage von KPMG am weitesten
                                                                          ßen auch künftig Passanten anziehen. Zu beachten
     im Bereich des Entertainments (Streaming von
                                                                          ist allerdings, dass Passanten eine Verödung nicht
     Musik und Video) verbreitet.15 Grundsätzlich sind
                                                                          pauschal wahrnehmen, wie eine Untersuchung
     die Nutzer eher jüngere Personen.16 Hinsichtlich
                                                                          des Instituts für Handelsforschung Köln zeigt.25
     des Teilens von Gütern kommt überwiegend der
                                                                          So ist zwar der Umsatz im Online-Handel von
     Bereich „Fahrzeuge“ (z. B. Autos, Fahrräder) in
                                                                          2014 zu 2016 um knapp 9 Milliarden Euro auf
     Frage. In den nächsten Jahren wird sich die Share
                                                                          44,2 Milliarden Euro angestiegen, dennoch ver-
     Economy allerdings in vielen weiteren Bereichen
                                                                          geben die befragten Passaten im Rahmen einer
     ausweiten.17
                                                                          Umfrage für Innenstädte im Jahr 2016 mit 3+ die
     Befürchtungen, dass traditionelle Geschäftsmo-                       gleiche Durchschnittsnote wie im Jahr 2014.26
     delle durch die Share Economy zerstört werden,                       Eine zunehmende Verödung der Innenstädte wird
     haben sich nach einer Studie des Instituts der                       also subjektiv nicht zwingend wahrgenommen.

     11   Vgl. Demary et al. (2016); Zobrist/Grampp (2015).               19   Vgl. Frankfurter Rundschau (2016).
     12   Vgl. Zobrist/Grampp (2015).                                     20   Vgl. Frankfurter Rundschau (2016); Welt (2014).
     13   Vgl. Zobrist/Grampp (2015).                                     21   Vgl. Welt (2014).
     14   Vgl. Demary et al. (2016); PwC (2015); Zobrist/Grampp (2015).   22   Vgl. BBSR/HDE (2017).
     15   Vgl. KPMG (2017).                                               23   Vgl. BBSR/HDE (2017); Frankfurter Rundschau (2016).
     16   Vgl. KPMG (2017); PwC (2015).                                   24   Vgl. BBSR/HDE (2017); Welt (2014).
     17   Vgl. PwC (2015).                                                25   IFH (2017).
     18   Demary et al. (2016).                                           26   Vgl. HDE (2017); IFH (2017).
KONSUMMONITOR 2018    23

2      EINSTELLUNG DER PERSONEN IN
       DEUTSCHLAND ZUM KONSUM – ERGEBNISSE
       DER KONSUMMONITOR-UMFRAGE 2017

2.1 Methodik

Die Umfrage zum Konsummonitor 2017 wurde vom         tativ für die Bevölkerung in Deutschland. Der
Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland        Fragebogen umfasste 39 inhaltliche Fragen, unter-
auf Grundlage eines gemeinsam zusammen mit           teilt in die Themenblöcke wirtschaftliche Situati-
dem HDE und dem HRI entwickelten Fragebogens         on, Konsumverhalten, Konsumplanung, Online-
durchgeführt. Im Zeitraum vom 21. August bis         Handel versus stationärer Handel, technologische
17. September 2017 nahmen 5.002 Personen mit         Neuerungen und Haltbarkeit von elektrischen
Wohnort in Deutschland im Alter von mindes-          Geräten. Zudem wurden soziodemografische
tens 18 Jahren an der Umfrage teil und füllten den   Merkmale wie Alter, Geschlecht, Einkommen,
Fragebogen online aus. Die Befragten wurden aus      Erwerbsstatus, Schul- und Bildungsabschluss,
dem YouGov Deutschland Panel rekrutiert und          Wohnregion, Haushaltsgröße, Kinderzahl, Wohn-
nach Alter, Geschlecht und Wohnregion quotiert.      umfeld (städtisch, ländlich) und langfristige
Damit sind die Ergebnisse der Umfrage repräsen-      Parteineigung erfasst.

2.2 Aufteilung der Ausgaben der privaten Haushalte in Deutschland

Ein Themenblock, der turnusmäßig im Frage-           Der größte Ausgabenblock sind weiterhin die
bogen enthalten ist, widmet sich der Aufteilung      Wohnausgaben. Hierfür wenden die befragten
der Ausgaben der privaten Haushalte auf die          Personen im Durchschnitt 36 Prozent ihrer ge-
verschiedenen Bereiche und deren Entwicklung.        samten Verbrauchsausgaben auf. Gleich dahinter
Die Ergebnisse auf Basis der Umfrage stellen eine    folgen die Ausgaben für Lebenshaltung mit einem
wertvolle Ergänzung zu den einschlägigen Daten       Anteil von 33 Prozent, ein Prozentpunkt weniger
des Statistischen Bundes dar (siehe Kapitel 1.4),    als bei der Umfrage 2016. Nach den Antworten
nicht zuletzt, da sie eine aktuellere Situation      in der diesjährigen Umfrage spielen auch die
abbilden. Abbildung 10 zeigt die durchschnittliche   Verwendung der disponiblen Einkommen für
Verteilung der Haushaltsausgaben der befragten       Vermögensbildung, Zwecksparen, Altersvorsorge
Personen in den letzten zwölf Monaten. Dabei         und Versicherungen eine etwas geringere Rolle als
werden die Ergebnisse der diesjährigen Befragung     im Vorjahr. Ihr Anteil an den gesamten Ausgaben
den Ergebnissen des vergangenen Jahres 2016          sank von 14 Prozent auf 12 Prozent. Dieser Verwen-
gegenüber gestellt. Wie bei den Daten des Statis-    dungsanteil ist aber größer als die Zahlungen zur
tischen Bundesamtes zeigt sich allerdings auch       Tilgung von Krediten. Im Vergleich zur letztjähri-
in den aktuellen Befragungsergebnissen, dass es      gen Befragung haben allein die sonstigen Haus-
keine wesentlichen Verschiebungen gab.               haltsausgaben an Bedeutung gewonnen.
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