Mobilitätserhebung 2020 Stadt Kleve - Kurzfassung
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Kurzfassung Mobilitätserhebung 2020 Stadt Kleve Stadt Kleve Minoritenplatz 1 47533 Kleve Dortmund, im Januar 2021 www.planersocietaet.de
Seite 2 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Impressum Dr.-Ing. Frehn, Steinberg & Partner Stadt- und Verkehrsplaner Gutenbergstraße 34 44139 Dortmund www.planersocietaet.de M. Sc. Inga Wolf (Projektleitung) Bildnachweis M. Sc. Sophia Middendorf Titelseite: eigene Darstellung B.Sc. Lisa Schmitz (Projektassistenz) Bei allen planerischen Projekten gilt es die unter- schiedlichen Sichtweisen und Lebenssituationen aller Geschlechter zu berücksichtigen. In der Wortwahl des Angebotes werden deshalb geschlechtsneutrale For- mulierungen bevorzugt. Wo dies aus Gründen der Lesbarkeit unterbleibt, sind ausdrücklich stets alle Ge- schlechter angesprochen. Planersocietät
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 3 von 14 Kurzfassung der Mobilitätsuntersuchung Einige Kenngrößen im Überblick… 3,2 Wege… … pro Einwohner/in und Tag 21 % Radanteil… … am Modal Split 8,4 km … … ist ein durchschnittlicher Weg im Alltag lang 37 % aller Haushalte… … haben mindestens ein Elektrofahrrad 21 Minuten… … dauert ein durchschnittlicher Weg 13 % aller Haushalte… … haben keinen Pkw 23 % der Kleverinnen und Klever… … nutzen das Fahrrad täglich 74 % der Wege … … werden innerhalb der Stadt Kleve gemacht 61 % aller Wege… … sind kürzer als 5 km Planersocietät
Seite 4 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Die Stadt Kleve hat mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW im Herbst 2020 zwischen dem 22. September und 08. Oktober eine repräsentative Haushaltbefragung zum Mobilitätsverhalten der Bevölkerung durchgeführt. Die Untersuchung liefert aktuelle Grundlagendaten für das neu aufzustellende, nachhaltige Mobilitätsentwicklungskonzept und dem Klimaschutzfahrplan für die Stadt Kleve. Die Haushaltsbefragung wurde unter Beachtung der Standards der Arbeitsgemein- schaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) zur einheitlichen Modal-Split-Erhebung in nordrhein-westfälischen Kommunen konzipiert und ausgewertet. Damit sind die Ergebnisse auch mit anderen aktuellen Erhebungen in Kreisen sowie Städten und Gemeinden in NRW vergleichbar. 581 Haushalte mit 1.268 Personen (davon 1.159 Personen über sechs Jahren und ausgefüllten Fragebögen) haben sich an dieser Erhebung beteiligt und dabei ihre Wege an vorgegebenen Stichtagen protokolliert sowie allgemeine Fragen zur Mobilität beantwortet. Damit konnten 2,1 % der Einwohnerinnen und Einwohner in der Stadt Kleve befragt und viele Hinweise gesammelt werden, sodass Aussagen zur Gesamtstadt und den Ortsteilen getroffen werden können. Die Stichprobe ist repräsentativ. Die Erhebung wurde im Jahr 2020 während der Covid-19-Pandemie durchgeführt. Im Erhebungs- zeitraum wurde normaler Präsenzunterricht in den Schulen gehalten und auch gastronomische Betriebe sowie der Einzelhandel konnten weitgehend normal öffnen. Beim Vergleich des Verkehrs- aufkommens bzw. der täglichen Reisetätigkeit in der Stadt Kleve bzw. Kreis Kleve mit den Vorjah- reswerten anhand einer Auswertung von Mobilfunkdaten im Auftrag des RKI1 wird deutlich, dass das Verkehrsaufkommen im und um den Erhebungszeitraum auf einem vergleichbaren Niveau zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 lag. An den Erhebungstagen variierte das Verkehrsaufkom- men im Kreis Kleve jeweils zwischen 1 % und 17 % mehr Reisen als zum Vergleichstag im Jahr 2019, während im Zeitraum starker Infektionsschutzmaßnahmen, wie im März und April 2020, täglich bis zu 58 % weniger Reisen im Kreis Kleve erfasst wurden. Diese Informationen zu den Rahmenbedingungen dienten u. a. als Entscheidungsgrundlage zur Durchführung der Mobilitäts- erhebung. Aus dieser Reisetätigkeit lassen sich jedoch noch keine Rückschlüsse auf die genutzten Verkehrsmittel ableiten. Insbesondere vor dem Hintergrund der Hinweise seitens der übergeordneten Politik, nicht not- wendige mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Schutz vor Infektionen zu vermeiden, ist ein gerin- gerer Nutzungsumfang des öffentlichen Verkehrs als im Zeitraum vor der Corona-Pandemie zu er- warten. Dementsprechend wurden laut Mobilitätsbericht zur Coronakrise von Google2 im Erhe- bungszeitraum Bahnhöfe und Haltestellen in NRW im Durchschnitt um 7 % weniger häufig be- sucht als zum Referenztag3. Die Fahrgastzahlen lagen in Deutschland nach vorläufigen Zahlen des VDVs zum Zeitpunkt der Erhebung bei rund 81 % des Vorjahreswertes4. Es bleibt abzuwarten, wo 1 RKI, Teralytics 2020: Covid-19 und Mobilität. Abgerufen unter: https://rki.mobility-covid19.teralytics.net/ (zuletzt zugegrif- fen am 30.11.2020) 2 Auswertung von Google-Standortdaten zur Erhebung der Frequentierung verschiedener Einrichtungen. Google 2020: Mobilitätsbericht zur Coronakrise: Deutschland 30. August 2020. Abgerufen unter: https://www.gsta- tic.com/covid19/mobility/2020-08-30_DE_Mobility_Report_de.pdf (zuletzt zugegriffen am 30.11.2020) 3 Der Referenzwert entspricht dem Medianwert der fünf Wochen vom 3. Januar bis zum 6. Februar 2020. 4 VDV (2021): Jahrespressekonferenz. Abgerufen unter: https://www.vdv.de/210204-pm-anlage-oepnv-bilanz-des-corona- jahres-2020-grafiken.pdfx (zuletzt zugegriffen am 25.03.2021) Planersocietät
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 5 von 14 sich eine neue Normalität einstellen und wo sich nach Ende der Corona-Pandemie eine Entwick- lung zum Status Quo vor der Corona-Pandemie ergeben wird. Verkehrsmittelverfügbarkeit Die tägliche Verfügbarkeit über ein Verkehrsmittel sowie der Besitz von Führerschein und Zeitkar- ten für Bus und Bahn bestimmen die Verkehrsmittelwahl in einem erheblichen Maße. Erwartungs- gemäß verfügt ein Großteil der Haushalte (87 %) über (mindestens) einen Pkw, was im Durch- schnitt 1,4 Pkw pro Haushalt bei einer Pkw-Dichte auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner von 650 Pkw bedeutet. Diese Motorisierungsquote liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt von Nordrhein-Westfalen, die derzeit 570 Pkw je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner beträgt5. Darüber hinaus steht 78 % der Einwohnerinnen und Einwohner Kleves jederzeit ein Pkw zur Ver- fügung. Weitere 12 % der Personen können in Absprache oder zeitweise über einen Pkw verfügen. Wie bei dem allgemeinen Pkw-Besitz ist auch der Besitz eines Führerscheins von Personen über 18 Jahren erwartungsgemäß hoch (91 %). Mit einem Anteil von 78 % aller Haushalte, die mindes- tens ein fahrbereites konventionelles Fahrrad, Elektro- oder Lastenfahrrad besitzen, liegt die Stadt Kleve im Bundesvergleich im Durchschnitt (MiD 2017: 78 %). Wohingegen die Elektrofahrradaus- stattung mit 37 % aller Haushalte mit mindestens einem Elektrofahrrad deutlich über dem Bun- desschnitt liegt. Die Fahrraddichte liegt mit 1.004 Fahrrädern pro 1.000 Einwohnerinnen und Ein- wohnern auf einem überdurchschnittlichen Niveau (MiD 2017: ca. 930 Fahrräder pro 1.000 Ein- wohnerinnen und Einwohner bzw. eine Pro-Kopf-Ausstattung von 0,93 Fahrräder). Insgesamt besitzen 84 % der Einwohnerinnen und Einwohner Kleves ein fahrbereites Fahrrad oder Elektrofahrrad, wohingegen es im Bundesschnitt lediglich 77 % der Personen sind. 26 % der Personen besitzen ein Elektrofahrrad und 9 % aller Befragten in Kleve geben dabei an, sowohl ein Elektrofahrrad als auch ein konventionelles Fahrrad zu besitzen. Im Vergleich zum deutschland- weiten Schnitt liegt der Elektrofahrradbesitz damit auf einem deutlich überdurchschnittlichen Ni- veau (MiD 2017: 6 % Elektrofahrradbesitz). Bisher besitzen insbesondere ältere Personen ein Elektrofahrrad: So besitzt bereits über die Hälfte der Personen in Kleve zwischen 60 und 75 Jah- ren ein Elektrofahrrad (55 %), aber auch in den „benachbarten“ Altersklassen können überdurch- schnittliche hoher Besitzanteile von Fahrrädern mit elektrischer Tretunterstützung festgestellt werden (50- bis 59-Jährige: 39 %; über 75-Jährige: 34 %). Eine Zeitkarte für Bus und Bahn besitzen 11 % der Einwohnerinnen und Einwohner Kleves; sie können damit zu den Stammkunden des ÖPNV gezählt werden. Der Zeitkartenbesitz ist auch unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie (im VRR haben lediglich 6 % der Abon- nentinnen und Abonnenten in 2020 ihr Abonnement beendet6) als niedrig einzustufen, denn im Bundesdurchschnitt ist der Zeitkartenbesitz doppelt so hoch (22 %). Der größte Anteil fällt auf Schülerinnen und Schüler sowie auf Studierende. Positiv ist festzustellen, dass der ÖPNV auch bei Erwerbstätigen einen gewissen Stellenwert aufweist: So haben 6 % aller Erwerbstätigen eine 5 Statistisches Landesamt NRW (2020): Verkehr – Strukturdaten (Motorisierungsquote – Pkw je 1.000 Einwohner am 01.01.2020). 6 VRR (2021): VRR-Bilanz: Corona-Pandemie trifft den VRR. Pressemitteilung vom 16.03.2021. Abgerufen unter: https://www.vrr.de/fileadmin/user_upload/pdf/Presse/Pressemeldungen/PM_210316_VRR_Tarif-Bilanz_2020.pdf (zu- letzt zugegriffen am 12.04.2021) Planersocietät
Seite 6 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 ÖPNV-Zeitkarte. Der Anteil von Verkehrsteilnehmenden, die sowohl einen Führerschein als auch eine Zeitkarte für Bus und Bahn besitzen, beläuft sich auf 4 %. Mobilität und Verkehrsmittelwahl In der Stadt Kleve verlassen 86 % aller Einwohnerinnen und Einwohner (ab sechs Jahren) an ei- nem normalen Werktag ihre Wohnung. Diese so genannten mobilen Personen legen im Durch- schnitt 3,8 Wege pro Werktag zurück. Entsprechend haben 14 % aller Befragten an ihrem Stichtag das Haus nicht verlassen. Werden diese Personen in die durchschnittliche Anzahl der Wege pro Person eingerechnet, beträgt der Durchschnitt 3,2 Wege pro Person und Tag. Tabelle 1: Mobilitätseckdaten in der Stadt Kleve Mobilitätseckdaten in der Stadt Kleve Wege pro Tag einer mobilen Person (werktags) 3,8 Wege Mittlere Entfernung eines Weges (nur Wege
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 7 von 14 Abbildung 1: Verkehrsmittelwahl in der Stadt Kleve 2 9 17 zu Fuß Fahrrad MIV als Fahrer/in 21 MIV als Mitfahrer/in ÖPNV 50 alle Angaben in % Wegezweck und tageszeitliche Verteilung Über ein Viertel aller Wege werden zu Freizeitzwecken zurückgelegt. Weitere 24 % aller Wege sind Arbeitswege, die von der oder zur Arbeitsstätte verlaufen. Insgesamt 28 % aller Wege werden für Einkäufe (15 %) und private Erledigungen (13 %) aufgewendet. Die übrigen Verkehrszwecke ver- teilen sich auf Ausbildungswege (11 %), Begleitwege (5 %) und geschäftliche Erledigungen wäh- rend der Arbeitszeit (4 %) sowie sonstige Zwecke (
Seite 8 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 reicht zwischen 16 und 17 Uhr ihren Höchstwert mit 19 % der beginnenden ÖPNV-Wege. Des Wei- teren beginnen zwischen 7 und 8 Uhr die meisten Fahrradwege (17 % der mit dem Fahrrad zu- rückgelegten Wege). Davon entfallen über die Hälfte der Wege auf den Ausbildungsverkehr (53 %) und über ein Drittel der Wege sind Arbeitswege (36 %). Die meisten Fußwege werden zwischen 18 und 19 Uhr begonnen. Bei 57 % handelt es sich dabei um Fußwege zu Freizeitzwecken, u. a. Spaziergänge. Abbildung 3: Uhrzeit des Wegebeginns nach Verkehrsmittel 25% 20% 15% 10% 5% 0% 2:00 - 2:59 4:00 - 4:59 5:00 - 5:59 21:00 - 21:59 12:00 - 12:59 14:00 - 14:59 15:00 - 15:59 1:00 - 1:59 11:00 - 11:59 18:00 - 18:59 8:00 - 8:59 6:00 - 6:59 9:00 - 9:59 16:00 - 16:59 19:00 - 19:59 20:00 - 20:59 23:00 - 23:59 0:00 - 0:59 17:00 - 17:59 3:00 - 3:59 7:00 - 7:59 10:00 - 10:59 13:00 - 13:59 22:00 - 22:59 zu Fuß Fahrrad MIV als Fahrer/in *geringe Fallzahl (n=81) Bewertung der Erreichbarkeit von Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz mit dem ÖPNV Die Bewertung der Erreichbarkeiten von Arbeits- bzw. Ausbildungsplätzen gibt Aufschluss über mögliche Potenziale zur Verkehrsverlagerung. Die Erreichbarkeit des Arbeits- bzw. Ausbildungs- platzes mit dem ÖPNV wird von 36 % der Befragten als gut bis sehr gut bewertet; hier besteht so- mit ein Potenzial zur stärkeren ÖPNV-Nutzung auf dem Weg zur Arbeit oder auf Ausbildungswe- gen. Die durchschnittliche Entfernung zum Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz liegt in Kleve bei 16,8 km, während Schülerinnen und Schüler durchschnittlich 4,5 km zur Schule zurücklegen. Räumliche Verteilung 74 % aller Wege an einem Werktag werden innerhalb der Stadt Kleve unternommen (kommunaler Binnenverkehr). Davon werden 32 % aller Wege vollständig innerhalb des jeweiligen Stadtteils zu- rückgelegt. 25 % aller Wege überschreiten die Stadtgrenze. Weitere 2 % aller Wege haben keinen Bezug zur Stadt Kleve und werden demzufolge außerhalb der Stadt zurückgelegt. 19 % der Stadt- grenzen überschreitenden Wege verlaufen in die Nachbargemeinde Bedburg-Hau und weitere 18 % in die Stadt Goch. Ebenfalls häufig angesteuerte Ziele sind Kranenburg (11 %), Emmerich am Rhein (11 %), Kalkar (7 %) sowie Nimwegen, Krefeld und Kevelaer (jeweils 3 %). Planersocietät
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 9 von 14 Wegelängen Auch aufgrund des eher hohen Binnenverkehrsanteils (74%) ist mehr als die Hälfte (62 %) aller Wege nicht länger als 5 km. Diese Wege bieten somit Verlagerungspotenzial auf die Nahmobilität (Fuß- und Radverkehr). Allerdings ist dieses Potenzial auf Wegen bis 1 km bereits weitestgehend abgeschöpft, da diese Wege hauptsächlich zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Ab ei- ner Wegelänge von 1 km wird bereits über jeder dritte Weg (37 %) und ab 2 km bereits über die Hälfte der Wege (61 %) mit dem Auto (als Fahrende oder Mitfahrende) zurückgelegt: Hier zeigen sich noch Verlagerungspotenziale auf aktive Mobilitätsformen, insbesondere auf den Fahrradver- kehr. Der ÖPNV-Anteil nimmt erst ab einer Wegelänge von 20 km einen erkennbaren Stellenwert (10 %) ein, wird er bei Wegelängen zwischen 10 und 20 km wenig genutzt (4 %) und darunter kaum noch. Abbildung 4: Verkehrsmittelwahl nach Entfernungsklassen der Wege bis unter 0,5 km 83 6 9 2 0,5 km bis unter 1 km 66 20 11 3 1 km bis unter 2 km 32 29 31 6 1 2 km bis unter 5 km 10 28 51 10 2 5 km bis unter 10 km 1 22 65 11 1 10 km bis unter 20 km 1 11 72 12 4 20 km bis unter 50 km 1 6 65 18 10 50 km und mehr 1 76 5 18 zu Fuß Fahrrad MIV als Fahrer/in MIV als Mitfahrer/in ÖPNV alle Angaben in % Je nach Verkehrsmittel lassen sich unterschiedliche durchschnittliche Wegelängen - bei der Aus- wertung der Wege unter 100 km - feststellen. Fußwege sind durchschnittlich 1,3 km lang, Fahr- radwege 4,1 km. Die mittleren Distanzen bei Wegen mit dem MIV als Fahrer liegen bei 9,8 km, mit MIV als Mitfahrer bei 8,2 km und mit dem ÖPNV bei 22,9 km. Die mittlere Reisedistanz im ÖPNV zeigt dessen Bedeutung für längere Strecken. Verkehrsmittelwahl nach Alter und Geschlecht Unterschiede in der Verkehrsmittelwahl ergeben sich auch zwischen den verschiedenen Alters- klassen und bezogen auf die Geschlechter. Bei den Minderjährigen zwischen 6 und 18 Jahren ist das Fahrrad mit über der Hälfte der Wege das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel (52 %). Der ÖPNV spielt lediglich in den Altersklassen unter 30 Jahren eine nennenswerte Rolle. Das Auto wird in allen Altersklassen über 18 Jahren jeweils auf über der Hälfte der Wege als Fahrende oder Mit- fahrende genutzt. Planersocietät
Seite 10 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Abbildung 5: Verkehrsmittelwahl nach Altersklassen 6 bis unter 18 Jahre 15 52 5 21 8 18 bis unter 30 Jahre 23 14 44 10 8 30 bis unter 40 Jahre 19 15 62 41 40 bis unter 50 Jahre 18 19 62 2 50 bis unter 60 Jahre 10 19 64 6 1 60 bis unter 65 Jahre 17 18 53 12 65 bis unter 75 Jahre 12 21 55 11 1 75 Jahre und älter 24 17 41 18 zu Fuß Fahrrad MIV als Fahrer/in MIV als Mitfahrer/in ÖPNV alle Angaben in % Die größten geschlechterspezifischen Unterschiede liegen in den Altersklassen 6 bis unter 18 Jahre und ab 60 Jahren. So legen die Jungen zwischen 6 und 18 Jahren anteilig mehr Wege mit dem Fahrrad zurück als Mädchen dieser Altersklasse. Diese nutzen dafür häufiger den ÖPNV oder den Pkw als Mitfahrende. In den Altersklassen ab 60 Jahren bestehen die Unterschiede vor allem in der Pkw-Nutzung als fahrende oder mitfahrende Personen. So fahren Männer häufiger aktiv Auto, während Frauen häufiger im Auto mitfahren. Das entspricht noch dem klassischen Rollen- bild. Es ist jedoch durch den Kohorteneffekt davon auszugehen, dass diese Unterschiede zukünftig abnehmen werden. Planersocietät
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 11 von 14 Abbildung 6: Verkehrsmittelwahl nach Alter und Geschlecht 100% 4 6 4 2 2 14 11 3 3 6 6 12 18 11 24 20 23 80% 10 24 6 60 60 60 63 61 65 64 63 47 60% 3 45 42 35 50 50 40% 57 45 17 13 13 16 16 14 16 13 20% 23 18 16 27 20 21 25 21 21 23 24 26 28 14 14 17 11 14 10 9 9 5 0% w m w m w m w m w m w m w m w m 6 bis 18 bis 30 bis 40 bis 50 bis 60 bis 65 bis 75 Jahre unter 18 unter 30 unter 40 unter 50 unter 60 unter 65 unter 75 und älter Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre zu Fuß Fahrrad MIV als Fahrer/in MIV als Mitfahrer/in ÖPNV alle Angaben in % Nutzersegmente Neben der Mobilität am Stichtag wurde auch die Regelmäßigkeit der Nutzung von den unter- schiedlichen Verkehrsmitteln abgefragt. Während das Auto von mehr als der Hälfte (fast) täglich genutzt wird (54 %), sind dies bei den öffentlichen Verkehrsmitteln nur 4 %. Rund 84 % der Ein- wohnerinnen und Einwohner Kleves nehmen den ÖPNV dagegen nur selten oder nie in Anspruch. Dieser Anteil fällt damit im Vergleich zu den strukturähnlichen Mittelstädten in Stadtregionen7 so- wie zum Bundesschnitt deutlich höher aus. Ein Erklärungsansatz ist hierbei sicherlich der Wechsel in der Verkehrsmittelnutzung durch die Corona-Pandemie. Damit lassen sich aber insbesondere die großen Unterschiede zu den Vergleichsstädten nicht vollumfänglich erklären. So zeigt die VRR- Tarifbilanz aus 2020, dass die corona-bedingten Einnahmerückgänge eher auf den Wegfall von Gelegenheitskunden und nicht auf den Wegfall von Stammkunden (also tägliche Nutzenden) zu- rückzuführen sind. Das Fahrrad wird als (fast) tägliches Verkehrsmittel von 23 % der Bevölkerung genutzt. Die (fast) tägliche Nutzung des Fahrrads liegt damit sowohl über dem Bundesdurchschnitt (MiD 2017) von 18 % als auch über dem Schnitt der strukturähnlichen Mittelstädte in Stadtregionen, zu denen auch die Stadt Kleve zählt, von 17 %. Insgesamt sind 43 % der Befragten multimodal, das heißt mit mehr als einem Verkehrsmittel pro Woche unterwegs. Besonders beliebt ist mit 37 % der be- fragten Personen die Kombination aus Pkw- und Fahrradnutzung. 7 Der Stadttypus der Mittelstädt in Stadtregionen gehört zu den zusammengefassten regionalstatistischen Raumtypen (Re- gioStaR 7) des BMVI. Diese Raumtypisierung dient als regionale Auswertungsebene in der Studie „Mobilität in Deutschland 2017“. Planersocietät
Seite 12 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Abbildung 7: Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel Fahrrad Stadt Kleve 2020 23 18 16 16 27 Stadt Gronau 2020 38 26 15 9 13 Stadtregion Mittelstadt 17 19 15 15 34 MiD 2017 18 17 14 14 36 Fuß Stadt Kleve 2020 42 28 12 6 11 Stadt Gronau 2020 33 25 15 8 19 Stadtregion Mittelstadt 39 28 12 7 14 MiD 2017 41 27 11 7 14 Pkw/Motorrad Stadt Kleve 2020 54 24 42 16 Stadt Gronau 2020 55 30 61 8 Stadtregion Mittelstadt 56 28 52 9 MiD 2017 50 26 7 4 13 Bus und Bahn Stadt Kleve 2020 4 5 6 38 46 Stadt Gronau 2020 6 34 36 52 Stadtregion Mittelstadt 11 8 13 26 41 MiD 2017 13 10 13 22 41 (fast) täglich an 1-3 Tagen pro Woche an 1-3 Tagen pro Monat seltener nie alle Angaben in % Bewertung der Verkehrssysteme durch die Befragten Die Verkehrssysteme in der Stadt Kleve werden durch die Befragten mit Durchschnittsnoten zwi- schen 2,4 und 3,8 relativ heterogen bewertet. Die Bewertung des Bus- und Bahn-Angebotes fällt mit eine Durchschnittsnote von 3,8 im Vergleich der Verkehrssysteme am schlechtesten aus und liegt damit unter der Durchschnittsnote der vergleichbaren Mittelstädte sowie der bundesweiten Durchschnittsnote. Wobei der Bahnverkehr gesondert betrachtet mit einer Durchschnittsnote von 4,0 etwas hinter der Bewertung des Busverkehrs in Kleve zurückliegt (Ø 3,7). Der Fahrradverkehr wird in Kleve mit einer Durchschnittnote von 2,9 etwas unterdurchschnittlich bewertet. Die Vo- raussetzungen für die Elektrofahrradnutzung wird von Personen im Besitz von Elektrofahrrädern gleichauf mit 2,9 bewertet. Insgesamt gilt zu beachten, dass die Bewertung mit der Nutzungshäufigkeit korreliert: Personen, die regelmäßig mit Bus und Bahn unterwegs sind, bewerten diese besser als der Bevölkerungs- durchschnitt. Gleiches gilt für den Radverkehr: Regelmäßige Radfahrerinnen und Radfahrer verge- ben bessere Noten für den Radverkehr als der Durchschnitt der Klever Bevölkerung. Planersocietät
Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Seite 13 von 14 Abbildung 8: Bewertung der Verkehrssysteme nach Schulnoten Fahrrad Fußgänger Auto Bus & Bahn 2,0 2,0 2,1 2,2 2,3 2,3 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 2,9 2,9 2,9 3,3 Stadt Kleve 2020 3,8 Stadt Gronau 2020 Stadtregion Mittelstadt MiD 2017 Im Fahrradverkehr sind die Sicherheit an Straßenquerungen und Kreuzungen für Fahrradfahrende (Ø 3,5), an den Radverkehr angepasste Ampelschaltungen (Ø 3,5) sowie Radabstellanlagen (Ø 3,9) am schlechtesten bewertet worden. Im Fußverkehr werden vor allem die fehlende Trennung von Rad- und Fußwegen (Ø 3,7) sowie fehlende Sitzgelegenheiten für Pausen (Ø 3,8) bemängelt. Im Autoverkehr erhielt im Vergleich die Verfügbarkeit von Park-and-Ride-Angeboten in die niedrigste Bewertung (Ø 3,7). Im Bus- und Bahnverkehr werden insbesondere die Radabstellanlagen an den Stationen (Ø 4,3) schlecht bewertet und auch die Tarif- und Preisstruktur schneidet schlecht ab (Ø 4,0). Zusammenfassung und Ausblick Insgesamt zeigt sich, dass die Mobilität in der Stadt Kleve zwar stark vom Auto geprägt ist, aber insbesondere auch das Fahrrad einen hohen Stellenwert im Alltagsverkehr der Menschen in der Stadt Kleve aufweist. Der ÖPNV hat einen geringen Stellenwert, wobei rund ein Drittel der Befrag- ten sich auch gegenüber neuer Bedienformen, wie Busse auf Bestellung/Anforderung, offen zei- gen. Eine Steigerung der aktiven Mobilität bietet sich für Wege mit einer Länge von 1 km bis unter 5 km an. Auch insgesamt gibt es Verlagerungspotenziale vom Autoverkehr auf den Radverkehr. Pede- lecs können hier das konventionelle Fahrrad unterstützen und die Nutzung des Fahrrads für wei- tere Wegelängen und neue Nutzergruppen möglich machen. Die Bedeutung des Fahrrads kann noch besonders auf den Wegen zwischen den Stadtteilen gesteigert werden, da bereits 64 % der Wege zwischen den Stadtteilen mit dem Pkw zurückgelegt werden. Insbesondere im nord-westli- chen Stadtgebiet werden hohe Distanzen berichtet. Planersocietät
Seite 14 von 14 Mobilitätserhebung Stadt Kleve 2020 Um Verlagerungspotenziale zu nutzen, gilt es, unterschiedliche Ansätze zu verfolgen: Zum einen müssen Mobilitätsalternativen so gestärkt werden, dass die Anzahl der Autos pro Haushalt redu- ziert werden kann und somit vor allem Zweit- und Drittwagen überflüssig werden. Hierfür ist ein attraktiver Ausbau von Bus und Bahn, aber auch ergänzender Mobilitätsangebote wie etwa Car- sharing sinnvoll. Die Stadt Kleve hat im März 2021 die Voraussetzungen für die Schaffung eines Bus-On-Demand-Systems geschaffen, welches im Dezember 2021 für das Stadtgebiet Kleve ein- geführt wird und eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV-Angebotes in der Stadt Kleve bedeutet. Allerdings zeigt sich auch, dass die Bereitschaft, solche neuen Mobilitätsalternativen zu nutzen, gegenwärtig eher gering ist. Daher sollte nicht nur der Ausbau von Mobilitätsangeboten vorange- trieben, sondern parallel auch eine offensive Marketing- und Kommunikationsstrategie entwickelt werden; zugleich sind Anreize für die Nutzung von Mobilitätsalternativen zu schaffen. Spätestens 2025 könnte sich mit dem neuen Betriebskonzept des RE10 ein geeigneter Zeitpunkt zur Bewer- bung des Umweltverbunds ergeben. Im Nahbereich gilt es, insbesondere den Radverkehr weiter zu stärken. So wird vor allem Verbes- serungsbedarf bei Fahrradabstellmöglichkeiten insbesondere in der Kernstadt und an Haltestellen, bei der Sicherheit an Straßenkreuzungen und Querungen sowie bei den Ampelschaltungen gese- hen. Insbesondere durch die steigende Verbreitung von Elektrofahrrädern erschließt sich der Rad- verkehr darüber hinaus neue Potentiale: Neben den älteren Personen lassen sich durch zielgrup- penorientiertes Marketing und Kommunikation auch Erwerbstätige als weitere Zielgruppen hinzu- gewinnen. Im Fußverkehr werden Sitzgelegenheiten besonders schlecht bewertet. Diese können insbesondere für Ältere einen wichtigen Baustein zur eigenständigen Mobilität darstellen. Zudem wird die Trennung von Geh- und Radweg eher schlecht bewertet. Im Endbericht werden die Grundauswertungen nach den AGFS-Standards sowie vertiefte Auswer- tungen, zum Beispiel zum ÖPNV und Radverkehr, durchgeführt. Dabei werden auch Mobilitäts- kennziffern mit soziodemographischen Merkmalen verschnitten. Es werden ausführlichere Maß- nahmenempfehlungen entwickelt, die auch auf ortsteilspezifische Besonderheiten eingehen. Planersocietät
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