Motorik bewegt. Und was, wenn nicht? - Kinderspital Zürich
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Motorik bewegt. Und was, wenn nicht? Tagung der Abteilung Entwicklungspädiatrie Kinderspital Zürich und der Akademie. Für das Kind. Giedion Risch Donnerstag, 22. August 2019 Hörsaal Y24-G-45 I Universität Zürich Irchel
Motorik bewegt. Programm Und was, wenn nicht? 9.00 Begrüssung I Michael Grotzer Donnerstag, 22. August 2019 9.15 Motorik bewegt Hörsaal Y24-G-45 Universität Zürich Irchel Begriffe und Bedeutung I Oskar Jenni Winterthurerstrasse 190 Motorik – ein Spiegel der Hirnentwicklung Tanja Kakebeeke Veranstalter Abteilung Entwicklungspädiatrie Motorik messbar machen I Remo Largo Kinderspital Zürich - Eleonorenstiftung Akademie. Für das Kind. Giedion Risch 10.45 Pause Information Die Zürcher Neuromotorik-2: Warum ein neuer Test? tagung.aep @kispi.uzh.ch Tanja Kakebeeke, Jon Caflisch und Elisa Knaier Telefon +41 44 266 77 51 (Helen Baumann) Schriftliche Anmeldung unbedingt notwendig! 12.15 Mittagspause Es werden nur Personen, die sich schriftlich angemeldet haben, zur Tagung zugelassen. 14.00 Und was, wenn nicht? Störungen der Motorik I Oskar Jenni und Bea Latal Fallvignetten I Sepp Holtz Therapeutische Ansätze I Angela Nacke Ein Ausblick I Tanja Kakebeeke und Oskar Jenni 17.00 Ende der Tagung Die Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Entwicklu pädiatrie (SGEP) findet für die dazu angemeldeten TeilnehmerInnen wä der Mittagspause statt.
Motorik bewegt. Programm nd was, wenn nicht? 9.00 Begrüssung I Michael Grotzer nnerstag, 22. August 2019 9.15 Motorik bewegt rsaal Y24-G-45 iversität Zürich Irchel Begriffe und Bedeutung I Oskar Jenni nterthurerstrasse 190 Motorik – ein Spiegel der Hirnentwicklung Tanja Kakebeeke ranstalter teilung Entwicklungspädiatrie Motorik messbar machen I Remo Largo nderspital Zürich - Eleonorenstiftung ademie. Für das Kind. Giedion Risch 10.45 Pause ormation Die Zürcher Neuromotorik-2: Warum ein neuer Test? gung.aep @kispi.uzh.ch Tanja Kakebeeke, Jon Caflisch und Elisa Knaier efon +41 44 266 77 51 (Helen Baumann) hriftliche Anmeldung unbedingt notwendig! 12.15 Mittagspause werden nur Personen, die sich schriftlich angemeldet ben, zur Tagung zugelassen. 14.00 Und was, wenn nicht? Störungen der Motorik I Oskar Jenni und Bea Latal Fallvignetten I Sepp Holtz Therapeutische Ansätze I Angela Nacke Ein Ausblick I Tanja Kakebeeke und Oskar Jenni 17.00 Ende der Tagung Die Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Entwicklungs- pädiatrie (SGEP) findet für die dazu angemeldeten TeilnehmerInnen während der Mittagspause statt.
Referenten Caflisch Jon Dr. med., Oberarzt, Abteilung Entwicklungspädiatrie Leiter Projekte an der Akademie. Für das Kind. Giedion Risch Grotzer Michael Prof. Dr. med., Ärztlicher Direktor, Kinderspital Zürich Holtz Sepp KD Dr. med., Oberarzt Lehre, Abteilung Entwicklungspädiatrie Praxispädiater Praxis «Kind im Zentrum», Zürich Wollishofen Jenni Oskar Prof. Dr. med., Abteilungsleiter Entwicklungspädiatrie Leiter der Akademie. Für das Kind. Giedion Risch Kakebeeke Tanja Prof. Dr. rer. nat., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung Entwicklungspädiatrie und Akademie. Für das Kind. Giedion Risch Knaier Elisa MSc, PhD Studentin, Abteilung Entwicklungspädiatrie Largo Remo H. Prof. Dr. med., Speerstrasse 31, 8738 Uetliburg Latal Bea Prof. Dr. med., Abteilungsleiterin Entwicklungspädiatrie Nacke Angela Dr. phil., Ergotherapeutin, Leiterin pluspunkt – Zentrum für Prävention, Therapie und Weiterbildung AG in Jona
Bedeutung und Begriffe Bedeutung der Motorik für das Kind • Partizipation Oskar Jenni • Beziehungen • Selbstwertgefühl • Schule Tagung • Körperliche Gesundheit Abteilung Entwicklungspädiatrie Literaturbeispiele 22. August 2019 Zadi-Najafabadi et al., 2019; Gagnon-Roy et al., 2016; Sylvestre Universität Zürich-Irchel et al., 2013; Magalhaes et al., 2011; Stodden et al., 2008 2 Die kindliche Motorik Bedeutung der Motorik für das Kind Systematisierung in Anlehnung an Bös, 2001 Motorische Fähigkeiten Motorische Fertigkeiten Konditionelle Koordinative Basisfertigkeiten Komplexe Fertigkeiten Fähigkeiten Fähigkeiten Ausdauer Kraft Schnelligkeit Koordination Kriechen Schwimmen Laufen Tennis Springen Skifahren Sportmotorik Sportmotorik Geschicklichkeit Werfen 6-, 8-, 12-Minuten Lauf 20-m Sprint Gleichgewicht Zeichnen Shuttle Run (Pendellauf) Harmonie Greifen Basteln Liegestütze ZNM-2 Flüssigkeit Schreiben Rumpfbeugen Reine Motorik Meilensteine Eleganz Handkraft Anamnestisch erfragt ZNM-2 Medizinballstoss Bewegungsqualität oder beobachtet Fragebogen: Assessment of Life Habits Standweit- und Adaptive Aufgaben Feinmotorik hochsprung (LIFE-H), 196 Fragen, 5-13 Jahre, N=54 ZNM-2 Einbeinstand Grobmotorik ZNM-2 M-ABC-2 Mitbewegungen Handgeschicklichkeit Standweitsprung Sylvestre et al., 2013 3 Aufstehen und Absitzen M-ABC-2 Ballfertigkeiten Einbeinstand
Evolutionstheorie: eine lang dauernde Entwicklung (Evolutionary theory: A slowed rate of development) Motorik – ein Spiegel der Hirnentwicklung Ø …ist assoziert mit einem relativ grossen Volumen im Kortex Prof. Dr. rer. nat. Tanja H. Kakebeeke (is associated with a relatively larger volume of cortex) Ø ….ermöglicht eine lang dauernde postnatale Periode in welcher eine Interaktion mit der Umgebung zur Feinabstimmung und Formung der Circuits beitragen kann (allows a prolonged postnatal period during which interaction with the environment can contribute to the tuning and shaping of circuitry) Johnson 2003 Executive function: Motor cortex Bernstein’s degrees-of-freedom problem (Freiheitsgraden) How can an organism with thousands of muscles, billions of nerves, ten of billions of cells and nearly infinite possible combination of body segments and positions ever figure out how to get them all working toward a single smooth and efficient movement without invoking some clever « homunculus Controlling: « who has the directions already stored? Cerebellum Anzahl Schaltmöglichkeiten im Zentralnervensystem Ø Anzahl Nervenzellen: 1011 (Glia Zellen: 1012) Modulating systems Ø Jede Zelle hat 103 Synapsen Ø Es gibt1014 (i.e. 1011 x 103 Synapses = 1011+3=14 ) Schaltmöglichkeiten Reduce to the max Birbaumer & Schmidt 1989 Nicolai Bernstein, 1967, The coordination and regulation of movements
Bevorzugter Weg einer normal auftretenden Erfahrung Preference for pathway of a typical experience Motorische Entwicklung als Landschaft dargestellt Knudsen 2004 Thelen 1995 Strukturelle Veränderungen an den Synapsen und Spines nach Langzeitpotentierung (LTP) Neuroplastizität auf dem Niveau der Synapsen Neue aktive Zonen am « spine » Neuronal Group Selection Theory Schmidt, Lang, Heckmann. Physiologie des Menschen. Schmidt, Lang, Heckmann. Physiologie des Menschen.
Was passiert im Zentralnervensystem während der Entwicklung? Nature - Genetik Nurture - Umgebung erfahrungs- erfahrungs- erwartend abhängig reifungsabhängig erlernbar Laufen Schweizerdeutsch lernen Hüpfen Skifahren (Cuche) Pinzettengriff Neuronale Plastizität Piano spielen (Lang) Grammatika lernen Golf spielen (Woods) Unser motorischer Test fokussiert auf den erfahrungserwartenden Teil der Neuroplaszitiät. Kontraste sehen Tennis spielen (Federer) Differenziertes Hören Adapted from Galván 2010 / Knudsen 2004 Greenough et al. 1987 Altersabhängige Dichte der Synapsen in der motorischen Kortex des Menschen Mitbewegungen: unwillkürliche Bewegungen von Körperpartien, die nicht aktiv an Durchführung einer Aufgabe beteiligt sind Layer 2 Layer 5 Synaptic profiles/ 100 μm2 Age (years) Huttenlocher 2002 Largo et al. 2002
Mitbewegungen beim Steckbrett Was brauche ich für eine ‘gute’ Bewegung? Ø Man lernt ganz präzise, die Muskeln anzuspannen, die für eine Aktivität nötig sind. Ø Zur gleichen Zeit lernt man, dass man die Muskeln, die man nicht braucht, nicht anspannt. Kakebeeke et al. 2018 Kottke et al. 1978
Motorik messbar machen Remo Largo
Motorik messbar Zürcher machen Neuro- motorik-1 Remo Largo AEP Tagung 22. August 2019 Rein motorische Aufgaben Zürcher Neuromotorik • Repetitive Bewegungen Standardisierte Untersuchung • Leistung Zeit • Bewegungsqualität Häufigkeit und Ausmass von • Alternierende Bewegungen Mitbewegungen
Adaptive Aufgaben Gleichgewicht und Haltung Gleichgewicht • Steckbrett • Statische Balance • Dynamische Balance Haltung • Stressgaits Mitbewegungen Normwerte: Population Kontralaterale Mitbewegungen N Querschnittsstudie 477 Longitudinalstudien 185 Gesamtkollektiv 662
Blockkomponenten Zuverlässigkeit (Reliabilität) 2. Adaptiv Steckbrett 1. Rein motorisch 4. Mitbewegungen • Intra-rater Reliabilität • Inter-rater Reliabilität 3. Statische Balance Dynamische Balance • Test-rest Reliabilität Sequentielle Fingerbewegungen Validität Leistungen insgesamt von 447 Förderung Kindern Therapie < 10. Perzentile 48 36 > 10. Perzentile 399 28 3% 50 % 93 % der Kinder mit Förderung/Therapie wurden mit der 97 % ZNM erfasst.
Rein motorische Aufgaben: repetitive, alternierende Bewegungen Was messen wir da eigentlich? komplexe motorische Aufgaben: Adaptive Aufgaben: sequentielle Bewegungen Steckbrett, dynamische Balance Basal- ganglien
Sportliche Leistungen: Eishockey Von der Neuromotorik-1 zur Neuromotorik-2 Herzliches Dankeschön!
Die Zürcher Neuromotorik-2: Warum ein neuer Test? Tanja Kakebeeke, Jon Caflisch und Elisa Knaier
Warum eine neue ZNM? • Veränderungen der Leistungen einer Population über Die Zürcher Neuromotorik-2: die Zeit? > Neunormierung Warum ein neuer Test? • Rückblick: was haben wir mit der ZNM gelernt? Tanja Kakebeeke, Jon Caflisch und Elisa Knaier Abteilung Entwicklungspädiatrie, Kinderspital Zürich - Eleonorenstiftung Akademie. Für das Kind. Giedion Risch • Wie kann die Erfassung und Normierung noch verbessert werden? AEP Tagung 2019: Motorik bewegt. Und was, wenn nicht? Zürich, 22. August 2019 • Welche Fragen sollten geklärt werden? Motorische Meilensteine 0 – 7 Jahre Was sagen diese aus? ZNM Zürcher Neuromotorik Testbatterie 5-18 Jahre Wenig bis gar nichts Klinisch nicht relevant. Biologische Reife Rein mot. Funktionen Adaptive Aufgaben Gleichgewicht Qualität Einzelbewegungen Steckbrett Sprünge Einbeinstand Mitbewegungen Einfach: repetitiv Häufigkeit Fuss, Hand, Finger Ausmass Komplex: alternierend Fuss, Hand sequentiell: Finger Intellektuelle Entwicklung Largo et al., 2001
M-ABC-2 und ZNM: Aufbau und Komponenten Tests haben unterschiedlichen Hintergrund M-ABC-2 ZNM • Erfassung von Störungen • Entwicklung – Variabilität M-ABC-2 • ‘Sehr gut’ wird nicht differenziert • ‘Sehr gut’ und ‘sehr schwach’ werden differenziert • Fokus auf ‘auffällig’ • Ganze Spannweite • Experience dependent • Mehr experience expectant • Übungsabhängig • Weniger übungsabhängig • Fokus auf Fertigkeiten • Fähigkeiten und Fertigkeiten Rein motorische Feinmotorische Dynamische Statische Mitbewegungen/ Aufgaben Aufgaben Balance Balance Bewegungsqualität • Keine Mitbewegungen • Beurteilt Mitbewegungen • 3 Altersgruppen mit • Gleiche Aufgaben für alle ZNM Gesamtleistungen unterschiedlichen Aufgaben Altersgruppen (3-18 Jahre) Gesamtleistungen + Qualität Kakebeeke, Egloff et al. 2014 Kakebeeke, Egloff et al. 2014 Zürcher Neuromotorik - 2 Warum eine neue ZNM? Wie kann die Erfassung noch verbessert werden? Altersspanne 5-18 Jahre erweitern Kontinuierliche Erfassung der motorischen Entwicklung Zürcher Neuromotorik-2 Auswertungsblatt Name Patrick Muster Untersuchungsdatum 01.05.2019 Geburtsdatum 20.10.2011 Untersucher Dr. med. Lukas Keller Alter 7 6/12 Jahre FA Kinder- und Jugendmedizin Neue statistische Methoden Händigkeit rechts Universitäts-Kinderspital Zürich Aufgabe Zeit Mitbewegungen Perzentilen Perzentilen Rein motorische Aufgaben –3 SD 3 10 25 50 75 90 97 +3 SD Z-Sc –3 SD 3 10 25 50 75 90 97 +3 SD Z-Sc Repetitive Bewegungen Fuss d –0.50 nd –0.82 Hand d –0.27 nd –0.02 Finger d –0.36 nd –0.06 Breitere Erfassung der fein- und grobmotorischen Alternierende Bewegungen Fuss d –0.52 –0.51 nd –0.79 –0.18 Hand d –0.16 –1.08 nd –0.52 –1.26 Sequentielle Bewegungen Finger d –0.21 –1.41 nd –0.58 –0.39 Feinmotorik Steckbrett d –0.49 –0.29 nd –1.38 –1.07 Schrauben d –0.29 –0.65 Leistungen nd –1.70 –1.12 Perlen –0.54 Gleichgewicht Einbeinstand Augen offen d –0.50 nd –0.82 Augen geschlossen d –1.44 nd –1.24 Grobmotorik Seitwärtsspringen –0.70 Aufstehen und Absitzen –0.54 Standweitsprung Sprungdistanz (cm) –1.50 Blockkomponenten –3 SD 3 10 25 50 75 90 97 +3 SD Z-Sc –3 SD 3 10 25 50 75 90 97 +3 SD Z-Sc Leistung rein motorisch –0.26 adaptiv Feinmotorik –0.93 Grobmotorik –0.76 Gleichgewicht Einbeinstand –1.47 Qualität gesamt –1.13 Differenzkomponenten (A-B) A A>B A=B B>A B Leistung rein motorisch einfach –0.14 komplex Lokalisation unten –0.76 oben Lateralität rein motorisch nicht dominant –0.38 dominant adaptiv nicht dominant –2.10 dominant 3 10 10 3 Gesamtkomponenten Leistung Leistungen und Mitbewegungen –0.86 –1.27 3 10 90 97 3 10 90 97 d = dominant, nd = nicht dominant, SD = Standarddeviation, Z-Sc = Z-Score Kommentar © Zürcher Neuromotorik-2, 2019 ID 1234
Herausforderungen bei jungen Kindern Zürcher Neuromotorik - 2 Statistische Methoden • Kompetitivität (auch 3-5 kompetitiv, aber jünger geht’s nicht) Statische Balance Statische Balance • Testuntersuchungen von Kindern, die eine Aufgabe nicht können (z. B. Einbeinstand: 70 Prozent der 3- Jährigen können noch nicht auf einem Bein stehen), können trotzdem ausgewertet werden (mit der neuen statistischen Methode des Poor Man’s Data Augmentation Algorithm) Poor man’s Data Augmentation Algorithm Kakebeeke et al. 2013 Erweiterung der feinmotorischen Aufgaben Erweiterung der grobmotorisch adaptiven Aufgaben bisher: neu: Seitwärtsspringen Aufstehen und Absitzen Steckbrett Schrauben Perlen auffädeln neu: 10 Stecker statt 12 Ein- und Ausschrauben 5 Perlen auf Schnur fädeln (d und nd) (d und nd) (bimanual) Standweitsprung
Was ist neu in der Zürcher Neuromotorik-2? ZNM Zürcher Neuromotorik Testbatterie 3-18 Jahre 1. Altersspanne - Einschluss von Kindern zwischen 3;0-4;11 Jahren 2. Erfassung eines breiteren Spektrums der fein- und grobmotorischen Fähigkeiten Rein motorische Adaptive Aufgaben Gleichgewicht Qualität Funktionen Einzelbewegungen Steckbrett Sprünge Einbeinstand Mitbewegungen 3. gleiche Aufgabenstellung für alle Altersstufen kontralat. MB Einfach: repetitiv Schrauben Seitwärtsspringen Diadochokinese - lediglich die Anzahl der Wiederholungen ist bei 3;0- Fuss, Hand, Finger Perlen Aufstehen und Absitzen Stress-Gaits 5;11 Jahren minimiert Komplex: alternierend Standweitsprung Fuss, Hand sequentiell: Finger Kakebeeke, Knaier, Caflisch, Jenni 2019 Verlässlichkeit (Reliabilität) • Sehr hohe Intra- und Interraterreliabilität (rho von 0.93-0.99) • Hohe Test-Retest Reliabilität (rho von 0.67-0.84, Gesamttest 0.84) • In der ZNM-2 ist vor allem die statische Balance besser geworden punkto Test – Retest Reliabiilty (rho 0.57 > 0.67) • Durch mehr feinmotorische Aufgaben stabilere Aussagen insbesondere bei jüngeren Kindern • Reduktion der Anzahl gescorter Mitbewegungen führt zu zuverlässigeren Aussagen (Test-Retest rho 0.66 > 0.81)
Vergleich ZNM und ZNM-2 Studienergebnisse – Generationenvergleich Steckbrett Alternierende Fussbeweg. à 2015-17 Steckbrett à 1995/96 (dominante Hand) Alternierende Handbeweg. Repetitive Fingerbewegungen kein signifikanter Unterschied 18 Statistische Zusammenhänge mit biometrischen Daten und SES Warum ZNM-2 sinnvoll? • Länge • Konzept bewährt (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Qualität) Kein Einfluss • BMI (Länge/Gewicht²) • Klinisch durchführbar (Dauer 20-30’, Auswertung schneller) BMI hat einen Einfluss auf die Leistungen beim Einbeinstand • Schwachstellen verbessert • Kontinuierlich gleiche Aufgaben Die Über- und Untergewichtigen sind schlechter • Zuverlässigkeit («statistisch») verbessert • Sozioökonomischer Status (SES) Effekt auf Fein- und Grobmotorik und statische Balance • Aktuelle Normen, breiter abgestützt (SES) KEIN Effekt auf rein motorische Aufgaben und Mitbewegungen Kurse, Bestellungen, Fragen etc.: draussen am Tisch und auf https://fuerdaskind.ch/akademie
Störungen der Motorik Oskar Jenni und Bea Latal
Störungen der Motorik Übersicht Oskar Jenni • Definition motorische Störung • Umschriebene Entwicklungsstörung der Motorik Oskar Jenni und Bea Latal • Fallbeispiel Bea Latal • Zerebralparese und motorische Funktion • Risikokinder und motorische Funktion Tagung • Andere klinische Populationen Abteilung Entwicklungspädiatrie 22. August 2019 Universität Zürich-Irchel Störungen der Motorik S3- Leitlinien Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen SystemaMsierung in Anlehnung an Michaelis, 2004 (UEMF, ICD-10, F 82) Parese Dyskinesie Ataxie Entwicklungsstörung der (zu wenig (unwillkürliche (Störung im Motorik (UEMF, F82) willkürliche KraS) Bewegungen) Bewegungsablauf) Developmental Coordination Disorder (DCD) Zerebralparese Dystonie (spastisch, zentral) Athetose Früher gebräuchliche Namen Ungeschicklichkeit Zerebralparese Chorea Koordinationsstörung (hypoton, peripher) Ballismus Minimale Hirndysfunktion (engl. minimal brain disorder) Muskuläre Parese Tic Entwicklungsbedingte Dyspraxie Apraxie Tremor Motorische Behinderung Sensomotorische Störung Myoklonie Mit 5% die häufigste motorische Störung ! https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/022-017.html Aktualisiert ab Oktober 2019
Basil, 7 Jahre alt Basil, 7 Jahre alt Zeichne bitte ein Haus. –Zuweisung durch den SPD wegen grossen feinmotorischen Problemen in der 2. Klasse –Leichte motorische Unruhe und Ablenkbarkeit in der Schule, leichte Impulsivität –Frage nach neurologischer Störung Basil, 7 Jahre alt Zeichne bitte einen Menschen. Basil, 7 Jahre alt –Gesamt-IQ 99 (IDS durch SPD) –Untertests (HAWIVA-III): Bilderergänzen 11 WP, Symbolsuche 10 WP, Mosaiktest 8 WP –Grobmotorische Fähigkeiten bei P 30 (> P 15) Altersentsprechende Grundintelligenz, visuelle Wahrnehmung und Grobmotorik
Happy Ambulance (Knaier et al, in Vorbereitung) Basil, 7 Jahre alt 11 Happy Ambulance Test Ergebnisse: Basil, 7 Jahre alt Zeit: 19 Sek. Fehler: 45 –UEMF: Umschriebene Entwicklungsstörung feinmotorischer Funktionen (F82.1) Gesamtscore: 88 Sek. –Unauffällige neurologische Untersuchung PerzenMle: 1.8 –Altersentsprechende kognitive und soziale Entwicklung § Fehler zeitlich bestraft (Biathlon) § Gesamtscore = zeitkorrigierte graphomotorische Leistung in Sekunden, die das Kind gebraucht hätte, um den Test ohne Fehler durchzuführen (errechnet)
Diagnostische Kriterien AWMF Leitlinie und EACD-Empfehlungen Basil, 7 Jahre alt I: Motorische Leistung erheblich unterhalb des Altersniveaus bei angemessenen Möglichkeiten zum Erwerb der Motorik (Test ≤ P15) –UEMF: Umschriebene Entwicklungsstörung II: BeeinträchMgung der AkMvitäten des täglichen Lebens oder schulischer feinmotorischer Funktionen (F82.1) Leistungen –Unauffällige neurologische Untersuchung III: Die Störung ist nicht erklärbar –Altersentsprechende kognitive und soziale - durch geisMgen Entwicklungsrückstand, Entwicklung - durch angeborene oder erworbene neurologische Störungen oder - durch schwere Verhaltensstörungen –Kein ADHS ? Diagnose in der Regel erst ab 5 Jahren ! http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/022-017.html Störungen der Motorik ADHS und UEMF SystemaMsierung in Anlehnung an Michaelis, 2004 –Bekannte Ko-Morbidität (Kaiser et al., 2015) –ADHS und Mitbewegungen (Licari und Larkin, 2007) Parese Dyskinesie Ataxie Entwicklungsstörung der (zu wenig (unwillkürliche (Störung im Motorik (UEMF, F82) –Exekutive Funktionen / Aufmerksamkeit korrelieren willkürliche KraS) Bewegungen) Bewegungsablauf) Developmental Coordination Disorder (DCD) negativ mit Mitbewegungen (Kakebeeke et al., 2017) Zerebralparese (spastisch, zentral) Dystonie Athetose Früher gebräuchliche Namen –ADHS und UEMF: höhere Persistenz der Probleme bis Zerebralparese Chorea Ungeschicklichkeit Koordinationsstörung in das Erwachsenalter (Rasmussen und Gillberg, 2000) (hypoton, peripher) Ballismus Minimale Hirndysfunktion (engl. minimal brain disorder) Muskuläre Parese Tic –Methylphenidat verbessert feinmotorische Leistung Entwicklungsbedingte Dyspraxie Apraxie bei ADHS (Metaanalyse von Smits-Engelsmann et al., 2013, Effektstärke Tremor Motorische Behinderung Sensomotorische Störung von 0.79) Myoklonie Mit 5% die häufigste motorische Störung !
Zerebralparese Motorik bei Zerebralparese: Schweregrad – Gruppe von dauerhaften Störungen der Bewegung und Haltung mit Einschränkung der Aktivität – Nicht progressive Erkrankung mit Ursprung in der Prä- und Perinatalperiode (sich entwickelndes Gehirn) – Kann sich im Verlauf der Kindheit in Schweregrad und Symptomatologie verändern (variabel) – Schweregradeinteilung der Grobmotorik gemäss Gross Motor Function Classification System (Palisano) (Feinmotorik MACS etc.) Surveillance of Cerebral Palsy in Europe (SCPE), Th. Baumann, S. Dierauer, A. Meyer-Heim: Zerebralparese Thieme Verlag, 2018 17 Palisano et al. (1997) Dev Med Child Neurol 39:214–23 18 Motorik bei Zerebralparese Motorik bei Zerebralparese Sinja, 6 Jahre Tim, korrigiert 6 Jahre Beinbetonte spastische Zerebralparese (GMFCS Level III) Beinbetonte spastische Zerebralparese (GMFCS Level I) - nach hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie Grad 2 nach Sarnat - nach extremer Frühgeburtlichkeit der 24 4/7 Schwangerschaftswoche Video Video 1 Video 2 19 20
Tim 6 Jahre Neuromotorik bei Frühgeborenen (10.-90. Perzentile) Z-Score 1 Z-Score 0.5 0.5 Normbereich 0 0 -0.5 -0.5 -1 -1 -1.5 -1.5 -2 -2 -2.5 -2.5 -3 -3 -3.5 -3.5 rein motorisch Steckbrett dynamische B. statische B Mitbewegungen Rein motorisch Steckbrett Dynamische B. Statische B. Mitbewegungen Total 21 22 Schmidhauser et al. Dev Med Child Neurol 2006 Neuromotorik bei Frühgeborenen: Einfluss neurologischer Neuromotorik bei Frühgeborenen: Anteil mit Störung (
Neuromotorik bei Frühgeborenen: Ferdinand 6 Jahre Ferdinand: zerebrales MRI am Termin – Frühgeburtlichkeit in der 31 0/7 Schwangerschaftswoche – Intraventrikulärer Blutung Grad II beidseits mit Ausbildung eines venösen Infarkts beidseits (links > rechts) frontal periventrikulär 25 Zusammenhang zwischen Ort der Läsion und Entwicklung Neuromotorik bei Frühgeborenen: Ferdinand 6 Jahre – Grobmotorik: unauffällig – Feinmotorik: Rechtshändigkeit, Ferdinand zeichne nicht so gerne, könne gut mit Gabel und Messer umgehen, könne Sushi sogar mit Stäbchen essen. Ferdinand füllt die Stecker mit der nicht-dominanten Hand etwas umständlich in das Steckbrett. Die zeitliche Leistung ist auf P10, die Mitbewegungen sind auf P10-25. – Beurteilung: Altersentsprechende Feinmotorik 28 Dudink et al ADC 2008
Neuromotorisches Profil bei Risikokindern %
Andere Risikogruppen Schlussfolgerung – Spina bifida – Die neuromotorische Untersuchung von Kindern mit Zerebralparese – Moya-Moya Erkrankung und Risikokindern ist wichtig um das Ausmass der motorischen – Chronische Niereninsuffizienz Beeinträchtigung zu beschreiben. – Operationen in der Neugeborenenzeit – Stoffwechselerkrankungen – Die Zürcher Neuromotorik ist ein gutes Instrument zur Quantifizierung motorischer Leistungen von Risikokindern. – .......... – Zusammen mit der Einschränkung in alltagspraktischen Fähigkeiten und individuellem Leidensdruck wird eine Therapieindikation gestellt. 33 34
Fallvignetten Sepp Holtz
Motorik bewegt. Und was wenn nicht? Fallvignette aus der Praxis Zürich, 22.8.2019 Sepp Holtz Lehrpraxis «Kind im Zentrum» und Abteilung Entwicklungspädiatrie
Therapeutische Ansätze Angela Nacke
18.08.2019 Überblick − P-E-O Modell − Fallvorstellung und Kind mit UEMF − Zielsetzungen − Aktuelle therapeutische Ansätze Motorik bewegt. Und was, wenn nicht? − Motorisches Lernen Therapeutische Ansätze − Interdisziplinärer gemeindebasierter Ansatz − Grundlage S3 – Leitlinien: Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen (UEMF) / International Clinical Practice Tagung Recommendation (Blank, 2019) Abteilung Entwicklungspädiatrie 22. August 2019 P-E-O Modell ICF Person Person Umwelt Betätigung Environment Occupation Law et al., 1996 ICF, WHO, 2005 1
18.08.2019 P-E-O Modell - ICF P-E-O Modell Person Ergotherapie: Körperfunktion Unterstützen und fördern wir durch Körperstruktur Person Ergotherapie Menschen jeden Alters, Körperfunktion / - struktur die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind. Betätigung Umwelt Aktivität Ziel der Ergotherapie: Grösstmögliche Handlungskompetenz, Umwelt Betätigung Umweltfaktoren Partizipation / Teilhabe Selbstständigkeit bei Alltagsaktivitäten, Umweltfaktoren Aktivität die Ermöglichung von (materielle, soziale, einstellungsbezogene) Partizipation / Teilhabe bedeutungsvoller Betätigung Law et al., 1996 Law et al., 1996; WHO, 2005 Therapie P-E-O Modell − Kinder mit der Diagnose UEMF sollen eine Intervention erhalten − Aktuelle Behandlungsstudien zeigen gemäss Leitlinien Person einen grossen Effekt (Effektstärke 1.06) (CPR-DCD: Blank et al., 2019) Körperfunktion / - struktur Betätigung Umwelt Aktivität Umweltfaktoren Partizipation / Teilhabe Law et al., 1996 2
18.08.2019 Therapie Aktivitäten des täglichen Lebens − Indikation für eine Therapie ist abhängig vom Einfluss der − Schwierigkeiten in der Selbstversorgung – Haare Störung auf Aktivitäten des täglichen Lebens kämmen, Baden, Toilettengang (Elbasan, 2012) (Selbstversorgung, schulische Leistung, Freizeit, andere tägliche körperliche Aktivitäten) (CPR-DCD, Blank et al., 2019) − Kinder mit UEMF beteiligen sich weniger an: − Grobmotorischen Spielaktivitäten, Konstruktionsspielen, Brettspielen − Eltern übernehmen mehr: − Brot schneiden, Getränke einschenken, Verpackungen öffnen, Abtrocknen nach dem Duschen (Van der Linde et al., 2015) Heterogenität der Profile Komorbiditäten − Alter des Kindes − ADHS (50% oder mehr) − Geschlecht des Kindes − Überlappung ADHS und UEMF - Prognose deutlich schlechter − Schweregrad (Cut Off) (Antisoziale Persönlichkeitsstörung, Alkoholmissbrauch, Straftaten, niedriges Bildungsniveau) (Rasmussen und Gillberg, 2000) − Schweregrad der Beeinträchtigung im Alltag − Art des Defizits − Sprachentwicklungsstörungen bis zu 70% − Haltungskontrolle / Balance − Objektkontrolle, z.B. Ballgeschicklichkeit − Lernstörungen (Lese- und Schreibprobleme, mathematische − Lokomotion, z.B. Laufgeschwindigkeit Lernschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme) − Fein- / Grafomotorik – Subgruppe F82.1 − Komorbiditäten − Psychisches Wohlbefinden − Rolle der Umwelt CPR-DCD: Blank et al., 2019 3
18.08.2019 Sensorische Defizite Entwicklung motorischer Grundfertigkeiten und Sport Entwicklung motorischer Visuell-räumliche Verarbeitungsstörung (Wilson et al., 2013) Grundfertigkeiten • Haltungskontrolle Einschränkung der kinästhetischen Wahrnehmungsverarbeitung • Lokomotion (Li et al., 2015) • Objektkontrolle / Manipulation Sensorische Verarbeitungsstörungen Grundfertigkeiten - nicht − 32% eindeutige sensorische Verarbeitungsstörungen allein durch Reifungsprozesse − weitere 56% in Teilbereichen - Instruktion und − UEMF und Sensorische Verarbeitungsstörung können nicht Erfahrungsmöglichkeiten gleichgesetzt warden (Allen and Casey, 2017) Darstellung einer Möglichkeit des Mountain of Motor Development. Die verschiedenen Entwicklungsphasen sind durch die entsprechenden Grundvoraussetzung für Schattierungen dargestellt (Clark & Humphrey, 2002, S. 10) spezialisierte motorische Sensorische Verarbeitungsstörungen haben Einfluss auf Fertigkeiten - Sport Aktivitäten des täglichen Lebens und die Partizipation (Allen and Casey, 2017; White et al., 2007) Erlernen der motorischen Grundfertigkeiten - Gallahue et al., 2012; Clark & Humphrey, 2002 permanente Veränderung Psychisches Wohlbefinden − Erhöhtes Risiko für psychosoziale Probleme − Internalisierende Probleme (z.B. Depression und Angststörung) − Externalisierende Probleme (Verhaltensauffälligkeiten, ADHS) Zielsetzung − Beeinträchtigtes Selbstkonzept − Niedriges Selbstbewusstsein − Geringe Selbstwirksamkeitserwartung − Stigmatisierung und Mobbing bei Kindern mit UEMF CPR-DCD: Blank et al., 2019 4
18.08.2019 Zielsetzungen Zielsetzung − Klientenzentriert (Kind, Familie, Bezugspersonen) Zielsetzungen sind konkret Ausführungsprobleme des − Art und Schwere der Störung täglichen Lebens (Selbstversorgung, schulische Leistungen, − Komorbiditäten Freizeit, Spielen) (CPR-DCD, Blank et al., 2019) Welches Problem hat die schwerwiegendste Auswirkung auf: COPM (Canadian Occupation Performance Measure) Betätigungperformanz - Probleme Performanz Zufriedenheit Spielen, sich beschäftigen ohne 1 1 Anwesenheit der Eltern Funktion Aktivität Teilhabe Gefühle ausdrücken 2 1 Aufgaben übernehmen zu Hause 5 3 Basteln nach Vorgabe 3 8 Klettern / Balancieren in der Höhe 2 4 CPR-DCD: Blank et al., 2019 Therapeutische Ansätze Aufgaben- und körperfunktionsorientierte Ansätze Prozess- Aufgaben- orientierter Ansatz orientierte Ansätze Zugrundliegendes Problem - Fokussieren auf das Reduktion der Störung - Ausführungsproblem der Verbesserung der Betätigung Körperfunktion Studienresultate bezogen sich Studienresultate bezogen sich auf Veränderungen auf Ebene auf die Ebenen Aktivität der Körperfunktion- und - und/oder Teilhabe struktur − Aufgaben- / Aktivitätsorientierte Ansätze zeigen positiven Effekt in letzter Zeit auch Ebene in letzter Zeit auch Ebene − Körperfunktionsorientierte Ansätze kombiniert mit Aktivität und/oder Teilhabe Körperfunktion u. -struktur Aktivitäten, aktiven Videospielen und Kleingruppenprogramm zeigen positiven Effekt CPR-DCD: Blank et al., 2019 Smits-Engelsman et al., 2018 5
18.08.2019 Neuromotor Task Training (NTT) Cognitive Orientation to daily Occupational Performance (CO-OP) − Aufgabenorientiertes Training − Ausführungsbasierter Ansatz auf lerntheoretischen − Aktuelle Erkenntnisse zur neuromotorischen Kontrolle und zum Grundlagen motorischen Lernen − Lernprinzipien bzw. Fertigkeitserwerb Lernstadien von Fitts und Posner (1967) − Kinder lernen für sie wichtige Fertigkeiten mit Hilfe von: − Geleiteter Entdeckung − Verbaler Selbstinstruktion Kognitive Assoziative Autonome − Metakognition Phase Phase Phase Kind sucht nach Kind hat Strategie − Vermittlung der „Globalen Strategie“: richtiger ausgewählt, Bewegungen sind Ausführung bzw. verwendet diese, schnell, konstant − Ziel – Plan – Tu - Check erlernt die verbessert und stabil Fertigkeit. Fertigkeit Instruktion, Fertigkeiten − Vermittlung von „Aufgabenspezifischen Strategien“ für geleitete Entdeckung, Internes und externes Feedback werden automatisch eine spezifische Fertigkeit Wissenserwerb Exploration ausgeführt Polatajko, Mandich, 2013 Smits-Engelsman, 2013 Aufgaben- / Aktivitätsorientierte Ansätze Spielplatz Kinder mit UEMF spielen häufiger allein, schauen eher zu, spielen bei Grossgruppenspielen weniger mit (Smyth and Anderson, 2000) Miyahara et al., 2017 6
18.08.2019 OPTIMAL-Theorie Optimizing Performance Through Intrinsic Motivation and Attention for Learning Neue Theorie nicht im Widerspruch zu «alten» Erkenntnissen, sondern Ergänzung Drei zentrale Faktoren für eine neue motorische Lerntheorie: 1. Erhöhte Erwartung für die eigene zukünftige Leistung («enhanced expectancies») Motorisches Lernen 2. Autonomie der Lernenden 3. Externe Aufmerksamkeitsfokus Wulf, 2019; Wulf & Lewthwaite, 2016 1. Erhöhte Erwartungshaltung des Übenden 2. Autonomie − Herausforderungen müssen aber mit Erfolgserlebnissen − Autonomie höhere Motivation zum Üben, Lernen und verbunden sein Trainieren − Voraussetzung für optimales Lernen Überzeugung, − Führt unmittelbar zu besserer Bewegungsausführung und dass man in der Lage ist, sich zu verbessern grösseren Lernfortschritten − Mögliche Intervention, z.B. − Mögliche Intervention, z.B. − Gute Aspekte der Bewegung hervorheben − Wahlmöglichkeiten geben − Nicht geglückte Bewegungsausführung unkommentiert lassen − Self-Modeling: Videoclip mit bester Performanz Wulf, 2019; Wulf & Lewthwaite, 2016 Wulf, 2019; Wulf & Lewthwaite, 2016 7
18.08.2019 3. Externer Aufmerksamkeitsfokus Externer Aufmerksamkeitsfokus ist einem internen Fokus überlegen Intervention: − Keine Instruktion, die sich auf die Körperbewegungen selber beziehen − Fokus liegt auf dem intendierten (beabsichtigten) Effekt der Bewegung APOLLO Model – Service Delivery Model Wulf & Lewthwaite, 2016 APOLLO Model – Service Delivery Model Gruppeninterventionen Interdisziplinäres und gemeindebasiertes Modell − Gruppenbasierte Behandlungen zeigen gut Wirksamkeit − Zu beachten: − Alter der Kinder − Schweregrad der Störung − Gruppengrösse − Gruppenzusammensetzung Koordination Gemeinde- Gruppen- Individuelle − Behandlungsziele Erstkontakt basierte Dienstleitung intervention Intervention Intervention Camden et al., 2014 CPR-DCE: Blank et al., 2019 8
18.08.2019 Gruppeninterventionen Gruppeninterventionen − Therapeutische Interventionen im Gruppensetting mit Spielbasierte Intervention für Kinder verbessert anderen Kindern mit Beeinträchtigungen weniger sinnvoll Sozialverhalten (Wilkes et al., 2011) (Jarus et al., 2011) − Kind mit ADHS kommen gemeinsam mit einer Freundin / - Soziale Fertigkeiten im natürlichen Setting erlernen(Jarus et al., einem Freund 2011) − Spielsequenz wird mit Video aufgenommen und mit den Kindern besprochen − Handlungsmuster werden mit den Kindern besprochen, neue Strategien festgelegt. Jarus et al., 2011 a Zusammenfassung − Kein One-size-fits-all − Der komplexe Alltag − Generalisierung und Transfer − Teilhabe / Partizipation Dr. phil. Angela Nacke Zentrum für Prävention, Therapie und Weiterbildung AG Spinnereistrasse 40 – CH 8645 Jona www.pluspunkt-zentrum.ch 9
Literaturverzeichnis Allen, Susan; Casey, Jackie (2017): Developmental coordination disorders and sensory processing and integration: Incidence, associations and co-morbidities. In: The British journal of occupational therapy 80 (9), S. 549–557. DOI: 10.1177/0308022617709183. Blank, Rainer; Barnett, Anna L.; Cairney, John; Green, Dido; Kirby, Amanda; Polatajko, Helene et al. (2019): International clinical practice recommendations on the definition, diagnosis, assessment, intervention, and psychosocial aspects of developmental coordination disorder. In: Developmental medicine and child neurology 61 (3), S. 242–285. DOI: 10.1111/dmcn.14132. Camden, Chantal; Léger, France; Morel, Julie; Missiuna, Cheryl (2015): A Service Delivery Model for Children with DCD Based on Principles of Best Practice. In: Physical & occupational therapy in pediatrics 35 (4), S. 412–425. DOI: 10.3109/01942638.2014.978932. Clark, Jane E.; Humphrey, James H. (Hg.): Motor Development: Research and Reviews. Volume1. Reston: Amer Alliance for Health Physical. Elbasan, Bulent (2012): Motor Performance and Activities of Daily Living in Children with Developmental Coordination Disorder. In: J Nov Physiother 02 (02). DOI: 10.4172/2165-7025.1000107. Fitts, Paul M.; Posner, Michael I. (1967): Human performance. Belmont CA: Brooks/Cole Pub. Co. Gallahue, David L.; Ozmun, John C.; Goodway, Jackie (2012): Understanding motor development. Infants, children, adolescents, adults. 7. ed. New York: McGraw-Hill. Gomez, Alice; Sirigu, Angela (2015): Developmental coordination disorder: core sensori-motor deficits, neurobiology and etiology. In: Neuropsychologia 79 (Pt B), S. 272–287. DOI: 10.1016/j.neuropsychologia.2015.09.032. Huber, Martin (2019): Optimal Bewegung lernen – Prof. Dr. Gabriele Wulf über die OPTIMAL-Theorie. In: ergopraxis 12 (07/08), S. 30–33. DOI: 10.1055/a-0943-3483. Jarus, Tal; Lourie-Gelberg, Yael; Engel-Yeger, Batya; Bart, Orit (2011): Participation patterns of school-aged children with and without DCD. In: Research in developmental disabilities 32 (4), S. 1323–1331. DOI: 10.1016/j.ridd.2011.01.033. Kaiser, Marie-Laure (2013): Children with Developmental Coordination Disorder: The Effects of Combined Intervention on Motor Coordination, Occupational Performance, and Quality of Life. In: Journal of Occupational Therapy, Schools, & Early Intervention 6 (1), S. 44–53. DOI: 10.1080/19411243.2013.771100. Law, Mary; Cooper, Barbara; Strong, Susan; Stewart, Debra; Rigby, Patricia; Letts, Lori (1996): The Person-Environment- Occupation Model: A Transactive Approach to Occupational Performance. In: Can J Occup Ther 63 (1), S. 9–23. DOI: 10.1177/000841749606300103. Li, Kuan-yi; Su, Wei-jen; Fu, Hsuan-wei; Pickett, Kristen A. (2015): Kinesthetic deficit in children with developmental coordination disorder. In: Research in developmental disabilities 38, S. 125–133. DOI: 10.1016/j.ridd.2014.12.013. Loh, Pek Ru; Piek, Jan P.; Barrett, Nicholas C. (2011): Comorbid ADHD and DCD: examining cognitive functions using the WISC-IV. In: Research in developmental disabilities 32 (4), S. 1260–1269. DOI: 10.1016/j.ridd.2011.02.008. Miyahara, Motohide; Hillier, Susan L.; Pridham, Liz; Nakagawa, Shinichi (2017): Task-oriented interventions for children with developmental co-ordination disorder. In: The Cochrane database of systematic reviews 7, CD010914. DOI: 10.1002/14651858.CD010914.pub2. Polatajko, Helene; Mandich, Angela (2013): CO-OP - Motorische Probleme kognitiv lösen. In: ergopraxis 6 (06), S. 27–33. DOI: 10.1055/s-0033-1348933. Preston, Nick; Magallón, Sara; Hill, Liam Jb; Andrews, Elizabeth; Ahern, Sara M.; Mon-Williams, Mark (2017): A systematic review of high quality randomized controlled trials investigating motor skill programmes for children with developmental coordination disorder. In: Clinical rehabilitation 31 (7), S. 857–870. DOI: 10.1177/0269215516661014. Rasmussen, P.; Gillberg, C. (2000): Natural outcome of ADHD with developmental coordination disorder at age 22 years: a controlled, longitudinal, community-based study. In: Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry 39 (11), S. 1424–1431. DOI: 10.1097/00004583-200011000-00017. Smits-Engelsman, Bouwien (2014): Zum motorischen Lernen befähigen. In: physiopraxis 12 (01), S. 26–29. DOI: 10.1055/s-0034- 1364236. Smits-Engelsman, Bouwien; Vinçon, Sabine; Blank, Rainer; Quadrado, Virgínia H.; Polatajko, Helene; Wilson, Peter H. (2018): Evaluating the evidence for motor-based interventions in developmental coordination disorder: A systematic review and meta- analysis. In: Research in developmental disabilities 74, S. 72–102. DOI: 10.1016/j.ridd.2018.01.002.
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Ein Ausblick Tanja Kakebeeke und Oskar Jenni
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