Multiple Sklerose, Spastik und Cannabis - Sclérose en plaques, spasticité et cannabis
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CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 732 Multiple Sklerose, Spastik und Cannabis Sclérose en plaques, spasticité et cannabis Claude Vaney Quintessenz Quintessence Die dargestellten Arbeiten spiegeln das verstärkte Be- Les travaux cités reflètent l’effort toujours plus grand de mühen wider, die therapeutischen Möglichkeiten des schon faire des recherches sur les possibilités thérapeutiques du im Altertum als Heilmittel verwendeten Cannabis wieder neu cannabis, utilisé comme plante médicinale dans l’Antiquité zu erforschen und diesen auch als Heilmittel einzusetzen. déjà, et de l’employer également à titre thérapeutique. Jus- Während bisher nur die antiemetischen und appetitsteigern- qu’ici seules les propriétés antiémétiques et orexigènes du den Eigenschaften von Tetrahydrocannabinol (THC) relativ THC étaient relativement bien documentées. Mais des études gut belegt waren, weisen Studien nach, dass Cannabis auch indiquent que le cannabis peut également avoir un rôle en eine Rolle als Muskelrelaxans mit schmerzlindernder Wir- tant que myorelaxant à effet analgésique. kung haben kann. Dans la plupart des travaux publiés à l’heure actuelle, In den meisten bisher veröffentlichten Arbeiten wurde le cannabis a été administré par voie orale. Même si ce mode Cannabis oral verabreicht. Auch wenn diese Applikationsart d’administration n’est pas optimal en raison de la variabilité wegen der variablen und geringen Bioverfügbarkeit nicht de la biodisponibilité, qui est de toute façon faible, il présente optimal ist, hat dieser Verabreichungsweg den Vorteil der l’avantage de la simplicité de sa posologie et de son mode einfachen Dosierbarkeit und Handhabung. Pharmakokine- d’emploi. La fumée de cannabis serait idéale, pharmacociné- tisch ideal wäre das Rauchen von Cannabis, was allerdings tiquement parlant, ce qui ne peut toutefois être recommandé wegen der bekannten krebserregenden Wirkung in dieser en raison de l’effet carcinogène de cette voie d’administra- Anwendungsart nicht empfohlen werden kann. Andere Zube- tion. D’autres formes, par ex. rectales, topiques, par inhala- reitungsarten, z.B. rektal, topisch, durch Inhalation oder mit- tion ou spray sublingual, sont en l’occurrence des alternati- tels eines sublingualen Sprays, sind hier vielversprechende ves très prometteuses qu’il s’agit encore d’étudier. Alternativen, welche weiterverfolgt werden. Même si le THC n’est certainement pas grevé de tous Auch wenn Tetrahydrocannabinol (THC) auf Grund aller les risques qui lui sont actuellement attribués en général, il bisherigen Studien sicher nicht die Gefährlichkeit besitzt, ne faut pas scotomiser ses effets potentiels – réversibles, il est die ihm bisher allgemein zugeschrieben wird, muss auch auf vrai – sur les fonctions cognitives et psychomotrices, qui ont die potentiell – zwar reversiblen – kognitiven und psycho- été décrits dans un article paru récemment [1]. motorischen Beeinträchtigungen hingewiesen werden, wel- che bereits in einem kürzlich in dieser Zeitschrift erschiene- L’aptitude à conduire peut être diminuée immédiatement après la prise de cannabis, et l’absorption prolongée de hau- nen Artikel beschrieben wurden [1]. tes doses de THC diminue les performances cognitives. Pour So kann nach der unmittelbaren Einnahme von Cannabis contourner justement ces effets (indésirables) psychoactifs, die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt sein und sich eine längere qui sont le facteur limitant du THC à très hautes doses, la hochdosierte Einnahme von THC leistungsmindernd auf die recherche se concentre actuellement sur l’activation des kognitiven Fähigkeiten auswirken. Gerade um diese psycho- cannabinoïdes endogènes, non psychoactifs à doses physio- aktiven (Neben-)Wirkungen zu umgehen, welche bei höheren logiques, ce qui devrait être possible par des substances Dosen von THC den limitierenden Faktor darstellen, ist die inhibant la dégradation des endocannabinoïdes – tout comme Forschung heute bedacht, die körpereigenen, in ihrer physio- pour les antidépresseurs, qui y parviennent par ex. pour la logischen Dosierung nicht psychoaktiven Cannabinoide zu ak- sérotonine. tivieren, was durch Substanzen, welche den Abbau der Endo- cannabinoide hemmen, möglich sein könnte – in Analogie zu Pour terminer, il ne faut naturellement pas s’attendre à ce que les patients SEP rient et dansent de joie après avoir Antidepressiva, die dies z.B. für Serotonin zu tun vermögen. pris du THC, comme les Scythes dont parle Hérodote. Mais Abschliessend darf natürlich nicht erwartet werden, dass la vente libre de THC et de cannabis à des fins thérapeutiques die MS-Betroffenen durch die Einnahme von THC wie die von pourrait par contre aider les patients SEP à vivre avec moins Herodot beschriebenen Skythen entzückt vor Lust lachen und de spasmes. L’abandon de la mauvaise conscience sur la tanzen werden. Hingegen könnte die consommation d’une médecine interdite devrait alors très Freigabe von THC und Cannabis zu the- considérablement contribuer à améliorer leur qualité de vie. rapeutischen Zwecken dem MS-Betrof- fenen zu einem spasmenärmeren Alltag verhelfen. Dabei würde der Wegfall des schlechten Gewissens ob dem Konsum einer verbotenen Medizin ganz wesent- lich zur Verbesserung ihrer Lebensqua- lität beitragen. CME zu diesem Artikel finden Vous trouverez les questions à choix multiple Sie auf S. 748 oder im Internet concernant cet article à la page 749 ou sur internet unter www.smf-cme.ch sous www.smf-cme.ch
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 733 Einleitung es noch nicht gesichert, ob auch psychischer Stress ebenfalls einen begünstigenden Faktor «Weniger Muskelspasmen, ein besserer Schlaf darstellt. Während früher die Meinung galt, dass und ein Gewinn an Mobilität», das war das die Axone intakt bleiben und dass lediglich die erstaunliche Fazit der kürzlich im Lancet er- Myelinscheiden der Entzündung anheimfallen, schienenen kontrollierten Studie mit einem finden sich heute zunehmend Hinweise für einen 630 MS-Patienten oral verabreichten Cannabis- relativ früh im Krankheitsgeschehen einsetzen- extrakt [2]. Dieser positive Wirkungsnachweis den axonalen Untergang im Sinne einer Degene- bestätigt nicht nur die Erfahrungsberichte der ration [3]. krampflösenden Wirkung von Cannabisproduk- ten, meistens Marihuana-Zigaretten, aber auch Die vielfältigen Symptome der MS von Hanftee aus der schweizerischen «Volksme- Pathologisch-anatomisch ist die MS durch dis- dizin», sondern weist auch auf die Möglichkeit seminierte, grossflächige Entmarkungsherde hin, dass gewisse, bereits aus dem Tierexperi- mit reaktiver Gliose charakterisiert, die soge- ment gewonnene Beobachtungen sich auf den nannten Plaques. Solche Plaques können sich Menschen übertragen lassen. Auch wenn diese irgendwo in der weissen Substanz des Zentral- Forschungsergebnisse eine unkritische Eupho- nervensystems bilden, werden aber besonders rie hinsichtlich der therapeutischen Möglich- häufig entlang der langen, stark myelinisierten keiten der Hanfpflanze sicher nicht zulassen, so Fasern gefunden. Auf elektrophysiologischer öffnen sie dennoch den Weg, um sachlich über Ebene kommt es je nach Ausmass dieser Schä- den medizinischen Nutzen, aber auch die Gren- digung zu einer Verlangsamung oder einem zen von Cannabis und seinem Hauptwirkstoff kompletten Unterbruch der motorischen Er- THC (Tetrahydrocannabinol) zu berichten. Dies regungsleitung in den Nervenbahnen mit konse- soll in dieser Übersicht vorwiegend anhand der kutiver Lähmung, Muskelschwäche und Müdig- Behandlung der Spastizität bei Patienten mit keit. Im sensorischen Reizleitungssystem hinge- Multipler Sklerose geschehen, zumal der oft gen können die elektrischen Reizleitungsimpulse therapieresistente Charakter dieses Symptoms verzerrt weitergeleitet werden, was zu schmerz- die Suche nach unkonventionellen Massnahmen haften Missempfindungen führen kann. Letztlich zu ihrer Linderung hinreichend rechtfertigt. kann es vorkommen, dass entblösste motorische und sensible Nervenfasern sich kurzschliessen und durch ephaptische Überleitung zu paroxys- Multiple Sklerose malen Phänomenen, wie einer Trigeminusneur- algie, Anlass geben. Die Symptome der MS sind Die Multiple Sklerose (MS) ist in unseren Breiten- vielfältig, wobei zu Beginn der Erkrankung meist graden das häufigste neurologische Leiden, Missempfindungen, Sehstörungen und eine be- welches bei jungen Erwachsenen zu einer blei- einträchtigte Gehfähigkeit auftreten. Im weite- benden Invalidität führt. Allein in der Schweiz ren Verlauf können dann spastische Paresen mit leiden zirka 6000 bis 8000 Personen an MS. Be- schmerzhaften Spasmen, eine Ataxie, Blasen- troffen sind vor allem junge Erwachsene, beginnt und Sexualstörungen das Krankheitsbild bestim- doch die Krankheit in 70% der Fälle zwischen men. Nicht selten sind auch die höheren Hirn- dem 20. und 40. Lebensjahr. Die genaue Ur- leistungen betroffen, was Beeinträchtigungen sache der Krankheit ist noch unbekannt, es wird des Gedächtnisses, der Auffassungsgabe und jedoch angenommen, dass es bei genetisch prä- der Gefühlswelt zur Folge haben kann. Auch auf disponierten Individuen zu einer sogenannten das soziale Umfeld, besonders auf die Familie, autoimmunen Reaktion gegen Bestandteile des den Arbeitsplatz und die Freizeitmöglichkeiten, Nervensystems kommt. Pathogenetisch kann wird die MS einschränkend einwirken. man davon ausgehen, dass körpereigene auto- reaktive Lymphozyten mit Hilfe sogenannter Ad- Die immunmodulierenden Substanzen häsionsmoleküle die Blut-Hirn-Schranke durch- heilen nicht queren und unter Freisetzung von Botenstoffen Da die Ursache der Erkrankung nicht bekannt (Tumornekrosefaktor, Interferon gamma) und ist, gibt es bisher auch noch keine wirksame Entzündungsmediatoren (Komplementsystem) kausale Therapie. Kortikosteroide im Schub ver- die isolierende myelinhaltige Markscheide der kürzen zwar die Schubdauer, es ist aber nicht Nervenfasern angreifen und zerstören. Diese erwiesen, dass sie allfällige Restsymptome ver- autoimmune Reaktion wird möglicherweise im ringern. Auch hat ihre Verabreichung keinen Verlauf der Pubertät durch einen viralen Infekt Einfluss auf die Häufigkeit von Rückfällen. Ent- oder durch andere Umwelteinflüsse getriggert. sprechend lässt sich eine Dauertherapie mit Die strukturelle Ähnlichkeit zwischen Virus und Steroiden in keiner Art rechtfertigen. In den Markscheide könnte eine derartige «Verwechs- letzten Jahren haben die Therapieberichte mit lung» begünstigen. Während banale Infektionen Beta-Interferonen (Avonex®, Betaferon®, Rebif®) – meist der oberen Luftwege – als auslösende sowie Copolymer I (Copaxone®) zu grossen Hoff- Faktoren eines MS-Schubes anerkannt sind, ist nungen Anlass gegeben. Diese immunmodulie-
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 734 renden Substanzen vermindern bei schubweisen men), bei denen sich die Beine unwillkürlich und Verläufen die Rückfallhäufigkeit um einen Drit- oft mit Schmerzen verbunden beugen oder strek- tel und die Häufigkeit schwerer Schübe um die ken. Die Erfahrung zeigt, dass Spastizität und Hälfte. Neuerdings konnten Beta-Interferone erhöhter Muskeltonus nicht ein konstantes auch eine Wirksamkeit bei sekundär progredien- Phänomen darstellen und im Rahmen eines tem Verlauf zeigen, wenn noch deutliche klini- Schubes, bei Blasenentzündungen, Druckstellen sche oder kernspintomographisch fassbare Hin- auf der Haut, starker Verstopfung sowie unter weise für eine entzündliche Krankheitsaktivität Angst und bei starker Müdigkeit zunehmen kön- vorhanden waren. Obwohl auch bei diesen Ver- nen [5]. laufsformen eine positive Wirkung auf die auf- gepfropften Schübe (Schubrate, Schwere der In vielen Fällen lösen die konventionellen Schübe) und auch auf die Progression in klini- Medikamente die Spasmen schen Studien belegt ist, bleibt ihre Wirkung in Während Medikamente bei Lähmungserschei- der Langzeittherapie noch nicht eindeutig ge- nungen und Koordinationsstörungen nur in klärt. Verglichen mit den bisher angewandten den seltensten Fällen wirksam sein können, Immunsuppressiva, die einen zweifelhaften kann die Spastizität, insbesondere wenn von oder bescheidenen Effekt hatten und mit einem schmerzhaften Spasmen begleitet, oft durch nennenswerten Behandlungsrisiko verbunden Arzneimittel günstig beeinflusst werden. Bei waren, stellen die relativ geringen Nebenwirkun- dieser medikamentösen Therapie muss man gen der Beta-Interferone (mit Ausnahme der wissen, dass es sich hierbei oft um eine Gratwan- kosmetisch störenden Hautrötungen sowie derung zwischen erwünschter Reduktion des eines grippeähnlichen Zustandes in den ersten Muskeltonus einerseits und unerwünschter Ver- Behandlungswochen oder -monaten) und von stärkung der Parese andererseits handelt. In Copolymer I sicher einen Fortschritt dar. Jedoch der Tat kann durch Reduktion der Spastik die bringen auch diese Medikamente noch keine Schwäche etwas deutlicher zum Vorschein Heilung der MS – und unter dieser Behandlung kommen. Entsprechend ist es notwendig und finden sich immer noch Patienten, die Schübe sinnvoll, eine gewisse stützende «Reststeifigkeit» durchmachen und sich bezüglich ihrer Behinde- zu belassen. Weiter ist zu beachten, dass trotz rung verschlechtern. Der aktuell im deutschspra- aller Fortschritte der Pharmakologie die komple- chigen Raum angewandte Konsensus bezüglich xen pathophysiologischen Veränderungen im der Indikation dieser kostspieligen Behandlun- Rückenmark, welche der Spastizität zugrunde gen wurde kürzlich in seiner zweiten, revidier- liegen, nicht rückgängig gemacht werden kön- ten Fassung auf deutsch publiziert [4]. nen. Auch darf man nicht enttäuscht sein, wenn die Muskeln zwar etwas lockerer werden, aber Lästige Muskelspasmen schränken die gestörte Feinmotorik weitgehend unverän- die Lebensqualität ein dert fortbesteht. Die Dosierung der spastikhem- Durch den Krankheitsbefall des Rückenmarks menden Medikamente wie Baclofen, Dantrolen, können nebst Sensibilitätseinbussen und manch- Tizanidin, Gabapentin und ihre Verteilung über mal schmerzhaften Missempfindungen auch den Tag muss für jeden Patienten, mit niedrigen motorische Störungen – wie Lähmungen oder Dosierungen beginnend und anschliessender Muskelverspannungen (Spastizität) – entstehen, schrittweiser Steigerung, individuell festgelegt welche in unterschiedlichem Masse ausgeprägt werden. Dabei sollte beachtet werden, dass bei sein können. Die «Spastizität», welche einer Vorliegen einer Paraparese ein Teil der Spasti- erhöhten Grundspannung der Muskulatur ent- zität notwendig sein mag, um dem Patienten spricht, ist ein komplexes Phänomen, dessen Stehen und Gehen zu ermöglichen. In einer kürz- Zustandekommen nicht restlos geklärt ist. Man lich erschienenen Cochrane review konnte aller- stellt sich vor, dass durch die MS-bedingten Ent- dings die Überlegenheit einer dieser Substanzen zündungsherde im Rückenmark die übergeord- über die andern nicht belegt werden [6]. Baclo- neten Hirnzentren ihren hemmenden Einfluss fen kann auch über ein spezielles Pumpsystem auf die sonst untergeordneten Bewegungs- und intrathekal verabreicht werden. Dabei wird die Reflexzentren im Rückenmark nicht mehr aus- Pumpe subkutan unter die Bauchhaut implan- üben, was zu einer unkontrollierten, etwas tiert, und von dort aus wird ein Katheter zum regellosen Reflexaktivität dieser «verwaisten» Intrathekalraum geleitet. Das Medikament kann Rückenmarkszentren führt. Manchmal ist bei damit direkt in vorher festgelegter Frequenz und der Spastizität die Reflexaktivität derart erhöht, Menge verabreicht werden. Der Vorteil dieser dass es zu rhythmisch aufeinanderfolgenden, er- Methode ist, dass eine viel geringere Dosis als schöpflichen oder unerschöpflichen Kontraktio- oral verabreicht werden muss und das Medi- nen von Muskeln oder Muskelgruppen (Klonus) kament viel genauer an die gewünschte Stelle ge- kommt. Gut bekannt ist der Fussklonus beim langt. Die Resultate dieser Behandlungsweise, Aufsetzen des Fussballens auf die Fussstützen welche nur in wenigen spezialisierten Zentren des Rollstuhls und die besonders nachts im Lie- durchgeführt werden kann, ist dann zu empfeh- gen auftretenden Muskelverspannungen (Spas- len, wenn alle anderen Versuche, die Spastizität
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 735 Abbildungen 1 und 2. Hanf (Cannabis sativa). 1 2 zu lindern, medikamentös oder bewegungsthe- der Aufklärung. Erst nach der Veröffentlichung rapeutisch, gescheitert sind. Beschränkt sich einer umfassenden Studie über die medizinische die Tonuserhöhung auf wenige, umschriebene Anwendung der Pflanze im Jahr 1839 durch den Muskelgruppen, ist eine lokale Anwendung von in Kalkutta stationierten irischen Arzt William Botulinustoxin zu empfehlen [7]. O’Shaughnessy fand Cannabis, als indischer Hanf, richtig den Eingang in den europäischen Cannabis hat als Arzneipflanze Arzneischatz. In seiner Arbeit liefert er viele eine mehr als tausendjährige Tradition Beispiele für den Einsatz von Hanf bei Krampf- Hanf (Cannabis sativa) zählt zu den ältesten ge- zuständen, wie sie bei Tollwut, Cholera und nutzten Kulturpflanzen der Menschheit (Abb. 1 Tetanus auftreten können. In der zweiten Hälfte und 2 x). Aus Zentralasien stammend, gedeiht des 19. Jahrhunderts wurde Cannabis unter sie heute in den meisten gemässigten und tropi- anderem bei Migräne, Neuralgien, epilepsie- schen Gebieten der Welt. Ihr wichtigster psycho- ähnlichen Krämpfen und Schlafstörungen ein- troper Inhaltsstoff ist delta-9-Tetrahydrocanna- gesetzt. Marihuana war, bis es im Jahre 1898 binol (D9-THC). Er kommt vor allem im Harz, in durch Aspirin konkurrenziert und von einer den weiblichen Blüten und in geringer Konzen- breiten Palette neuer synthetischer Medika- tration auch in den Blättern vor. Die Anfänge mente abgelöst wurde, das in Amerika am häu- der medizinischen Verwendung der Hanfpflanze figsten eingesetzte Schmerzmittel. In Europa, gehen in China, Indien, Ägypten und Assyrien aber auch in der Schweiz waren zwischen 1850 weit in die vorchristliche Zeit zurück, wobei und 1950 über 100 Cannabismedikamente er- die erste schriftliche Angabe zur medizinischen hältlich. Dosierungsschwierigkeiten, paradoxe Nutzung auf ein 4700 Jahre altes chinesisches Wirkungen und die Entwicklung wirksamerer, Lehrbuch über Botanik und Heilkunst zurück- intravenös verabreichbarer Medikamente führ- geht. Später genoss Cannabis auch im Europa des frühen Mittelalters als Heilmittel ein hohes Ansehen, und Hanf wurde beispielsweise gegen Husten und Gelbsucht eingesetzt. Detailliert wird auf die Wirkung von Hanf durch die Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179) in ihrer Heilmittel- und Naturlehre «Physica» eingegan- gen, wo sie die Vorzüge der Substanz gegen Magenschmerzen hervorhebt, aber einschrän- kend – in weiser Voraussicht auf heute – be- merkt, dass nur solche, die «gesund im Hirn sind», davon profitieren (Abb. 3 x). In den folgenden Jahren wurde Hanf in den meisten Kräuter- und Arzneibüchern erwähnt, und dies, obschon im Jahre 1484 Papst Innozenz VII. Cannabis verbietet, weil er in dieser Pflanze ein unheiliges Sakrament der Satansmesse sieht. Das Interesse an Cannabis, und Kräuterbüchern Abbildung 3. überhaupt, verschwand dann etwas im Zuge Hildegard von Bingen.
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 736 ten dann zu einer Abnahme von Cannabisver- der Fälle schmerzhafte nächtliche Spasmen zu schreibungen, noch bevor das Cannabisverbot lindern, als Hauptgrund für den regelmässigen ihnen ein definitives Ende bereitete [8]. Haschischkonsum angegeben wurde [14]. Kürz- lich konnte die Wirksamkeit sowohl von oral THC kann aktuell nur gegen Appetitlosigkeit wie rektal verabreichtem THC an zwei Patienten, und Erbrechen verschrieben werden wovon der eine an MS litt, eindrücklich doku- Aktuell kann in der Schweiz der praktisch tätige mentiert werden [15]. Ausser klinischen Anga- Arzt einen Cannabiswirkstoff lediglich als ben liefert die Studie auch wertvolle Daten be- Marinol®, ein synthetisch hergestelltes D9-THC züglich der Pharmakokinetik zweier verschiede- (Dronabinol), verschreiben. Allerdings erst nach ner Verabreichungsformen des THC (oral und vorgängiger Einholung einer Sonderbewilligung rektal). Sowohl Mobilitätsverbesserungen wie beim BAG (Bundesamt für Gesundheit) und auch Schmerzlinderung wurden beobachtet, derzeit nur für Aids-Patienten zur Appetitstimu- dies ohne Nachweis eines negativen psycho- lierung oder bei Übelkeit und Erbrechen bei tropen Effektes auf Stimmung und Konzentra- Chemotherapie von Krebspatienten, wenn an- tionsfähigkeit. Wegen der besseren Bioverfüg- dere Mittel versagen. Sonderbewilligungen wur- barkeit des rektal verabreichten THC (bessere den auch bei sonst nicht therapierbarer Spastik Absorption und fehlender First-pass-Effekt) war vereinzelt erteilt. Hingegen wurde die Anwen- die orale Dosis höher (10 bis 15 Milligramm dung von THC zur Schmerzbehandlung, zur oral versus 2,5 bis 5 Milligramm rektal). Senkung des intraokulären Drucks oder beim Restless-leg-Syndrom lediglich im Rahmen von Drei Studien mit einem Cannabisextrakt Studien bewilligt. Eine Möglichkeit, Cannabis als und unterschiedlichem Ergebnis Hanfkraut zu verschreiben, unter wessen Form In einer 2002 publizierten plazebokontrollierten, es die meisten MS-Betroffenen als Tee mit etwas 16 MS-Patienten einschliessenden Studie hin- Milch einnehmen, besteht gemäss aktueller Ge- gegen konnte nach einem Monat Beobachtungs- setzgebung nicht. zeit weder durch die Einnahme eines Cannabis- extraktes noch durch synthetisches THC Einsatz von Cannabis (Marinol®) ein funktioneller Gewinn oder eine zur Spastizitätssenkung bei MS Verbesserung der Lebensqualität bewirkt wer- Sowohl die im Buch von Grinspoon und Bakalar den [16]. Einräumend muss gesagt werden, aufgeführten anekdotischen Erfahrungsberichte dass die maximal verabreichte Dosis (maximal [9] wie auch verschiedene Presseberichte wei- 2mal 5 mg tgl.) verhältnismässig niedrig ange- sen seit längerer Zeit auf die Möglichkeit eines setzt war. Zwischen 2000 und 2001 durfte der die Spasmen lindernden Effektes von Cannabis Autor, mit der Unterstützung des BAG, eine pro- hin. Diese Hypothese wurde auch anhand von spektive, randomisierte, plazebokontrollierte, Einzelbeobachtungen in der medizinischen zweiarmig parallele Studie mit Dosisfindungs-, Literatur belegt [10, 11]. Bis heute wurden aller- Behandlungs- und Plazebophase und jeweils dings nur wenige plazebokontrollierte Studien Cross-over zur andern Behandlung durchführen publiziert, welche den Effekt von Cannabis an [17]. Nach Einstellung der individuell optimalen einer etwas grösseren Zahl von MS-Patienten Dosierung (zwischen 7,5 und 30 mg THC täglich) untersuchen. Die erste diesbezügliche Studie an eines auf THC standardisierten Cannabisextrak- neun Patienten ergab eine statistisch signifi- tes wurde die mögliche Wirksamkeit und auch kante, über vier Stunden anhaltende Muskel- die Verträglichkeit des Präparates untersucht. tonussenkung nach einmaliger oraler Verabrei- Studienteilnehmende waren 57 zur Rehabilita- chung von 10 Milligramm THC [12]. Während in tion hospitalisierte MS-Patienten mit nicht be- dieser Studie sowohl objektiv wie auch subjektiv friedigend therapierter Spastik. Während der eine Tonussenkung beschrieben wird, resultier- mittels der Ashworth-Skala bestimmte Muskel- ten in einer späteren Studie mit über fünf Tagen tonus durch den Extrakt im Vergleich zu Plazebo oral verabreichtem THC ab einer Dosierung von nicht relevant beeinflusst wurde, fiel während 7,5 Milligramm nur subjektive Effekte. Objektiv der Einnahme der Prüfsubstanz die Zahl feststellbare Tonus- oder Gangverbesserungen der individuell wahrgenommenen schmerzhaf- konnten hingegen nicht beobachtet werden [13]. ten Muskelspasmen deutlich geringer aus. Ebenfalls ohne objektivierbare Tonussenkung Schlafqualität bezüglich raschen Einschlafens verlief die Studie von Greenberg, in der THC in und Mobilität wurde ebenfalls unter dem Ein- Form von 1,54prozentigen Cannabis-Zigaretten fluss des Extraktes verbessert. Auch wenn die appliziert wurde. Ergänzend zu diesen Studien physischen und psychischen Nebenwirkungen steht das Ergebnis einer in den USA und Gross- gesamthaft gering und in keiner Weise lebens- britannien durchgeführten Umfrage mit einer bedrohlich ausfielen, so zeigte sich doch, dass sehr hohen Rücklaufquote von 48 Prozent. Darin die qualitativ nahezu identischen Nebenwirkun- gaben 112 Patienten an, regelmässig und mehr- gen (Müdigkeit, Schwindel und veränderte mals pro Woche Cannabis zu rauchen, wobei Wahrnehmung der Umgebung) bezüglich der die Fähigkeit der Substanz, in über 70 Prozent erlebten Intensität unter Verum ausgeprägter
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 737 psychoaktives Cannabinoid mit antipsychotro- pen und anxiolytischen Eigenschaften. Als inter- Spastik essanter Nebenbefund der zuletzt genannten mit negativer Auswirkung auf Funktion, persönliche Aktivität, Partizipation, Lebensqualität oder Pflege Studie liess sich feststellen, dass die mit Canna- bis und THC behandelten Patienten weniger Schübe durchmachten als die Plazebopatienten. Diese Beobachtung weist auf die bereits tier- experimentell nachgewiesenen immunmodulie- Korrektur/Behandlung auslösender Faktoren renden Eigenschaften von THC hin, und dass Physiotherapeutische Massnahmen eine solche auch beim Menschen bestehen könnte. In der Tat berichten amerikanische bei Persistenz Forscher, dass Cannabis das Fortschreiten einer experimentell bei der Maus induzierten MS Orale Antispastika Baclofen (Lioresal®) signifikant aufhalten kann. Als möglicher Wir- Tizanidin (Sirdalud®) kungsmechanismus wird eine Verminderung Dantrolen (Dantrium®) der Aktivität der T1-Lymphozyten mit konse- bei Persistenz kutiver Verminderung von IFN-g erwogen. Nebst diesem entzündungshemmenden Aktionsmodus wird in diesem Tiermodell auch postuliert, dass THC den axonalen Untergang zu drosseln vermag, möglicherweise durch Hemmung der Caspsase-3-Aktivität, welche bekanntlich zur Apoptose der Axone beiträgt. Generalisierte Spastik Beinbetonte Spastik Fokale Spastik Wirkmechanismus von THC und Toxizität des THC Welche Mechanismen der Spastizitätsreduktion evtl. Kombination oraler Probeinjektion von evtl. Botulinum-Toxin zugrunde liegen, ist noch nicht gesichert. Aus Antispastika Baclofen intrathekal Botox® tierexperimentellen Arbeiten ist seit längerer evtl. Gabapentin Dysport® (Neurontin®) positiv Zeit bekannt, dass THC die bei zentralen ZNS- Läsionen gesteigerten mono- und polysynapti- bei nächtlichen Spasmen schen Reflexe zu dämpfen vermag [19]. Auch evtl. Benzodiazepine, Implantation einer Sirdalud MR oder THC intrathekalen Baclofen- weiss man heute, dass die in den neuronalen Pumpe Membranen gelegenen Cannabinoidrezeptoren und seine körpereigenen Ligande Anandamide Modifiziert nach Beer S: Medikamentöse Therapien der Spastik bei MS. ARS Medici 2003;8:383–387. nicht wie Neurotransmittoren im interneurona- len Bereich wirken, sondern intraneuronal Abbildung 4. (Einfluss auf die Bildung von zyklischem AMP Flowchart zur Behandlung der Spastik bei MS. und den Elektrolyttransport von Ca und K) die neuronalen, in diesem Fall die GABA-ergen waren. Ebenfalls ohne signifikanten Einfluss auf Systeme moduliert [20]. So darf angenommen den Ashworth-Score, aber mit einem Trend zur werden, dass THC die im endogenen Cannabis- Verbesserung des Muskeltonus fiel die sehr Anandamid-System auftretenden Funktions- grosse, methodisch sorgfältig vorbereitete engli- störungen, welche Spastik und Schmerzen her- sche Studie mit 630 MS-Betroffenen aus [2]. Ge- vorrufen, wieder rückgängig macht. mäss einem dreiarmig angelegten Design wurde Während THC in geringer Dosierung wie Alko- nach einer vier Wochen dauernden langsamen hol und Sedativa einen milden sedativen Einfluss Steigerung die im Verhältnis zum Körpergewicht ausübt, führen zwar höhere Dosierungen zu maximal noch verträgliche Dosis (10 bis 25 mg) Euphoriezuständen und Halluzinationen, aber reines THC, ein Cannabisextrakt oder Plazebo nicht zu Anästhesie, Koma oder Tod, wie dies während 11 Wochen eingenommen. 60 bzw. bei Opiaten vorkommt. Somit ist die Toxizität des 61% der Patienten mit THC bzw. mit dem Can- THC extrem niedrig. Tödliche Vergiftungen nach nabisextrakt berichteten über eine Verbesserung Konsum als Rauschdroge oder Anwendung als der Spastik, wogegen nur 46% unter Plazebo. Medikament sind in der Literatur nicht doku- Zudem gab es Hinweise auf Verbesserung der mentiert. Gemäss Angaben des Marinol®-Her- Gehfähigkeit durch Cannabis und THC bei den stellers wird die tödliche intravenöse Dosis beim gehfähigen Patienten. Bei allen drei erwähnten Menschen auf 30 Milligramm pro Kilo geschätzt. Studien handelte es sich beim Cannabisextrakt Der therapeutische Index wird je nach Quelle mit um vom Institut für klinische Forschung in Ber- 1:1000 bis 20 000 angegeben. ZNS-Nebenwir- lin zur Verfügung gestellte Weichgelatinekap- kungen (Sedation, Dysphorie, Angst etc.) treten seln, die 2,5 mg THC und 1,2 mg Cannabidiol in der Regel erst ab 20 Milligramm THC auf, (CBD) enthielten. Cannabidiol ist ein nicht wobei eine gewisse individuelle Variabilität be-
CURRICULUM Schweiz Med Forum 2004;4:732–738 738 steht. Das Risiko einer psychischen Abhängigkeit Forschung in Berlin herzlich gedankt für das besteht nur nach Langzeitanwendung von hohen sorgfältige Durchlesen des Manuskripts und Dosen. seine wertvollen Hinweise. Danksagung An dieser Stelle sei Herrn Dr. med. Martin Schnelle vom europäischen Institut für klinische Literatur 12 Petro DJ, Ellenberger C. Treatment of human spasticity 1 Simon AE, Lauber C, Ludewig K, Umbricht DS. Cannabis with delta-9-tetrahydrocannabinol J Clin Pharmacol 1981; und Psychose. Schweiz Med Forum 2004;4:636–9. 21:413S–416S. 2 Zajicek J, Fox P, Sanders H, Wright D, Vickery J, Nunn A, 13 Ungerleider JT, Andrysiak T, Fairbanks L, Ellison GW, Thompson AJ, on behalf of the UK MS Research group. Myers LW. Delta-9-THC in the treatment of spasticity asso- Cannabinoids for treatment of spasticity and other symp- ciated with multiple sclerosis. Adv. Alcohol. Subst. Abuse. toms related to multiple sclerosis (CAMS Study): multicen- 1988;7:39–50. tre randomised placebo controlled trial. Lancet 2003; 14 Consroe P, Musty R, Rein J, Tillery W, Pertwee R. The 362:1517–26. perceived effects of smoked cannabis on patients with 3 Trapp BD, Peterson J, Ranshoff RM, et al. Axonal trans- multiple sclerosis. Eur. Neurol. 1997;38:44–8. section in lesions of multiple sclerosis. New Engl J Med 15 Brenneisen R, Egli A, ElSohly MA, Henn V, Spiess Y. The 1998;328:278–85. effect of orally and rectally administered delta-9-tetra- 4 Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG). hydrocannabinol on spasticity: a pilot study with 2 patients. Immunmodulatorische Stufentherapie der Multiplen Int. J. Clin. Pharmacol. Ther. 1996;34:446–52. Sklerose. Nervenarzt 2002. 16 Killestein, et al. Safety, tolerability and efficacy of orally 5 Schapiro RT. Symptom management in Multiple Sclerosis, administered cannabinoids in MS. Neurology 2002.58: Demos Publications, New York, 1998. 1404–7. 6 Shakespeare DT, Young CA, Boggild M. Anti-spasticity 17 Vaney C, Heinzel-Gutenbrunner M, Jobin P, Tschopp F, agents in multiple sclerosis. Cochrane DatabaseSyst Rev Gattlen B, Hagen U. Efficacy, safety and tolerability of an 2000;4:CD001332. orally administered cannabis extract in the treatment of 7 Paisley S, Beard S, Hunn A, Wight J. Clinical effectiveness spasticity in patients with multiple sclerosis. A randomised, of oral treatments for spasticity: a systematic review. Mult double blind, placebo controlled, crossover study. Multiple Scler 2002;8319–29. Sclerosis 2004 (in print). 8 Fankhauser M. Haschisch als Medikament, Liebefeld SGGP, 18 Ludovic Croxford J, Miller SD. Immunoregulation of a viral Schweiz. Apothekerverein, 2002. model of multiple sclerosis using the synthetic cannabinoid Korrespondenz: 9 Grinspoon L, Bakalar JB. Marihuana, the forbidden medi- R(+)WIN55,212. J Clin Invest 2003;111:1231–40. Dr. med. Claude Vaney cine, Yale University Press, New Haven, London, 1993. 19 Dagirmangian R, Boyd ES. Some pharmacological effects Chefarzt Neurologie 10 Maurer M, Henn V, Dittrich A, Hofmann A. Delta-9-tetra- of two tetrahydrocannabinols. J. Pharmacol. Exp. Ther. hydrocannabinol shows antispastic and analgesic effects 1962;135:25–33. Neurologische Rehabilitations- in a single case double-blind trial. Eur. Arch. Psych. Clin. 20 Pertwee RG. Pharmacological, physiological and clinical und MS-Abteilung implications of the discovery of cannabinoid receptors: an Neurosci.1990;240:1–10. Berner Klinik 11 Meinck HM, Schönle PW, Conrad B. Effect of cannabinoids overview. In: Cannabinoid Receptors, ed. Pertwee RG, CH-3963 Crans-Montana on spasticity and ataxia in multiple sclerosis. J Neurol Academic Press, London, 1995, p 1–34. vaney.claude@bernerklinik.ch 1989;236:120–2.
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