Musical Oper - Theaterstückverlag ...
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Verlagsnachricht Musiktheater Musical Oper „Musik ist so viel: … viel mehr als schwarze Punkte auf fünf Linien.“ (Igor Levit, Pianist) „Großes Recht“ in kleiner und mittlerer Besetzung In dieser Verlagsnachricht stellen wir Ihnen Libretti für bühnenmäßige Inszenierungen von musikalischen Werken vor, bei denen die Musik in eine dramatische Spielhandlung einbezogen wird. Mit diesem Angebot zeitgenössischer Kompositionen möchten wir einen Beitrag zu einer lebendigen Theatermusik leisten. Es handelt sich durchweg um Werke, die sich durch ein individuelles Profil, Originalität und Praktikabilität aus- zeichnen. Diese Werke geben keine Antworten, sie erschaffen vielmehr Situationen, zaubern Unerwartetes hervor und bringen Denkschemen durcheinander. Wir möchten uns damit für die Kunstmusik der Gegen- wart mit all ihrer Kreativität, ihren Experimenten, Innovationen und künstlerischen Wagnissen engagieren. Toni Matheis/ Raymund Huber/ Wolfgang Sréter Toni Matheis, 1951 in Brannenburg geboren, war fünf Jahre bei den Regensburger Domspatzen. Er studierte Musik am Mozarteum in Salzburg und an den Hochschulen Berlin und München. Nach einigen Jahren als Orchestermusiker (Posaune) wurde er für sechs Jahre Mitglied des Team Musikon von Konstantin Wecker. Von 1983 bis 2011 war Toni Matheis musikalischer Leiter an der SchauBurg in München. Zu Stücken von Shakespeare, Tankred Dorst u.v.a. komponierte er Bühnenmusiken (kleines Recht) sowie sieben Musikthea- terwerke bzw. Musicals (großes Recht) wie BREMER WIND nach F. K. Waechter und etliche Filmmusiken. Sein Schauspielmusical DAS CABINET DES DR. CALIGARI wurde u.a. in Russland aufgeführt. Toni Matheis lebt in München. „Toni Matheis versteht es, sich sensibel auf Stückvorlagen einzulassen, in sie hineinzuhorchen und dabei die Musik als eine ganz eigenständige Komponente in die Aufführung einzubringen. Man könnte auch sagen, er ist ein eminent dramaturgisch denkender Musiker, denn bei aller Eigenständigkeit seiner Kompositionen unterstützt seine Musik auch die Handlung, öffnet die Stimmungsräume, welche die Schauspieler zur Rea- lisierung ihres Spiels brauchen, wobei er die Fähigkeiten, die das Ensemble mitbringt – Singstimmen und beherrschte Instrumente – stets in seiner Praxis zum Ausgangspunkt seiner Kompositionen macht: ein ide- aler Theatermusiker also.“ (Fundevogel, Dr. Manfred Jahnke, 03/1998) Raymund Huber, Jahrgang 1952, absolvierte eine Klavier- und Orgelausbildung. Er gehört zu den Grün- dungsmitgliedern des Team Musikon, der Band von Konstantin Wecker. Raymund Huber lebt als Komponist und Arrangeur in München. Wolfgang Sréter, 1946 in Passau geboren, studierte Volkswirtschaft und Soziologie in Würzburg, Regensburg und München. Er schreibt Erzählungen, Kurzprosa und Theaterstücke. Für sein schriftstellerisches Werk THEATERSTÜCKVERLAG · BRIGITTE KORN-WIMMER & FRANZ WIMMER (GbR) Mainzer Str. 5, 80804 München · Tel. +49/ (0)89/ 36101947 · USt-IdNr.: DE170559109 E-Mail: info@theaterstueckverlag.de · Homepage: www.theaterstueckverlag.de
wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er erhielt u.a. 1993 das Literaturstipendium der Stadt Mün- chen, 2000 den Preis des Landestheaters Schwaben und 2005 den Literaturpreis Irseer Pegasus. In den Jahren 2008 und 2009 war Sréter insgesamt dreieinhalb Monate für Peace Watch Switzerland als Menschen- rechtsbeobachter im Westjordanland tätig und kehrte 2009 sowie 2010 dorthin zurück. Zusammen mit Thomas Siedhoff betrieb er 2009 bis 2011 in München das Off Broadway Musical Theater. Wolfgang Sréter lebt als freier Autor und Dozent in München. „ein eminent dramaturgisch denkender Musiker“ Toni Matheis/ Raymund Huber/ Wolfgang Sréter „Ein Mörder geht um in der kleinen Stadt; er ist das willen- DAS CABINET DES DOKTOR CALIGARI lose Werkzeug seines Meisters und führt Verbrechen ein Schauspielmusical frei nach Motiven des gleichnami- aus, die er bei klarem Verstand niemals begehen würde. gen Films von Robert Wiene Dr. Caligari hat sein Opfer Cesare durch Hypnose gefügig 1 D, 5 H gemacht; erschreckend schnell ist auch ein mordender www.caligari-musical.de Nachahmer unterwegs. [...] ’Das Cabinet des Dr. Caligari’ übersetzt ins Russische von Michail Bartenjew (Каби- evoziert selbst als Vision eines Irren ein tiefes Gefühl der нет доктора Калигари) Beklemmung.” (Süddeutsche Zeitung, 16.03.95) (www.goethe.de/theaterbibliothek) „Das Thema der zerstörerischen Kraft ungeteilter Macht UA: 02.02.01, Südostbayerisches Städtetheater, Lands- ist bis heute aktuell und erhält in diesem Musical eine zu- hut; R: Johannes Reitmeier Russische EA: 12.10.01, The- sätzliche Schattierung: Jeder kann in den Händen Caliga- ater des jungen Zuschauers, RU-Rostow am Don; R: Jür- ris zur Waffe gegen andere werden.” gen Flügge 26.06.03, Schloss-Festspiele, Ettlingen; R: (Neue Stadtzeitung, 18.10.01) Jürgen Flügge ÖE: 05.02.22, Tiroler LT und Orchester, „Ein Stoff also, der die Urängste der Menschen vor über- AT-Innsbruck, Kammerspiele; R: Johannes Reitmeier natürlichen finsteren Mächten und dem unentrinnbaren SE - frei - Ausgeliefertsein an sie thematisiert. [...] Wieder eine ge- T. Matheis * 1951 in Brannenburg; lebt in München lungene Leistung. Empfehlenswert für Anhänger von R. Huber * 1952 in Burgrain; lebt in München schaurigen Geschichten, ein Muss für ‘Black Rider‘-Fans.” W. Sréter * 1946 in Passau; lebt in München (musicals, 04-05/2001) www.wolfgangsreter.de Wer zuerst grinst und zuletzt lacht Sich im Dunklen anschleicht an die Macht Wer sie festhält und sie liebkost Wird von des Glückes Wellen stets umtost Toni Matheis/ Raymund Huber/ Wolfgang Sréter, DAS CABINET DES DOKTOR CALIGARI) „In der Frühgeschichte des Films, noch tonlos und ganz in Schwarzweiß, da kam im Jahre 1920 ein Streifen auf die Kinoleinwände, der wurde als ein Höhepunkt des Stummfilms angesehen. […] Später sahen Filmhis- toriker in Das Cabinet des Dr. Caligari (1919/20) eine Vorahnung der faschistischen Diktatur und interpre- tierten die Leinwand-Dämonen wie Caligari, Nosferatu oder Mabuse als prophetischen ‚Aufmarsch von Ty- rannen‘ (Kracauer). […] Das Cabinet des Dr. Caligari evoziert selbst als Vision eines Irren ein tiefes Gefühl der Beklemmung. Die durchwegs gemalten Hintergründe verwehren bis zur Klaustrophobie den Blick in die Tiefe und irritieren durch ihre aus dem Lot taumelnden Perspektiven. ‚In Caligari‘, schrieb Rudolf Kurtz 1926 in seinem berühmten Buch Expressionismus und Film, ‚ist ein Akkord angeschlagen, dessen Klangfülle durch seine Nachfolger nicht reicher, nicht kraftvoller geworden ist.‘“ (H.G. Pflaum, Süddeutsche Zeitung, 16.03.95) Toni Matheis: „tierisch – menschlich“. Szenische Gedichte. UA: 07.04.18, Hoftheater Tromm, Grasellen- bach/ Odenwald; vorgetragen, gespielt und gesungen von Toni Matheis und Jürgen Flügge; 22.09.18, The- ater im Römerhof, Garching Dean Wilmington / Arthur Schnitzler Der australische Musiker Dean Wilmington absolvierte den Bachelor of Music (Klavier, Komposition und Kor- repetition) am Queensland Conservatorium of Music im australischen Brisbane mit Auszeichnung. Danach stu- dierte er zwei weitere Jahre an der Hochschule für Musik und Theater München. Dean Wilmington spielte mit mehreren Formationen auf verschiedenen Festivals in Europa sowie im Nahen Osten. Seit 20 Jahren über- nimmt er musikalische Leitungen und Dirigate für Musiktheaterstücke in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er schreibt regelmäßig Texte und Bühnenmusiken, u.a. für die preisgekrönte Inszenierung von Schwarze Jungfrauen, für eine Bühnenadaption der amerikanischen Sitcom South Park und die Bühnenadap- tion von Die Tage die ich mit Gott verbrachte. Er war drei Jahre Studienleiter am Theater Trier und ist jetzt Spartenleiter Musiktheater am Theater an der Rott, Eggenfelden. Seine pädagogische Arbeit umschließt 13 Jahre als Dozent an der Bayerischen Theaterakademie in München, drei Jahre als Musikalischer Leiter der Joop Academy in Hamburg und seit 2008 ist er Musikalischer Leiter des Musiktheater Bavaria. Arthur Schnitzler (1862–1931) war ein österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker. Er gilt als Schriftsteller als einer der bedeutendsten Vertreter der Wiener Moderne. 2
am 23.12.2020 jährt sich zum 100. Mal einer der größten Theaterskandale des 20. Jh. „vital und sinnlich … im Hier und Heute“ Dean Wilmington rung und Verletzlichkeit, von Bindung und Trennung, Ver- DER REIGEN langen und Überdruss, Sehnsucht und Enttäuschung der NACH ARTHUR SCHNITZLER bisher üblichen dramatisierenden Darstellung zu entzie- 1 D (Sängerin), 1 H (Sänger); 1 Pianist (der auch singt) hen, es durchsichtiger zu machen und den Geschlechts- UA „Reigen“ 23.12.1920, Kleines Schauspielhaus Berlin akt als einen völlig normalen, gewöhnlichen, alltäglichen (einer der größten Theaterskandale des 20. Jh.) Vorgang zu beschreiben. nominiert für den Deutschen Musical Theater Preis Das bekannteste Werk Schnitzlers bildet den Ausgangs- 2019 in der Kategorie „Beste Komposition“ punkt für dieses neu komponierte Musical, das die Über- UA: 16.11.18, Theater an der Rott, Eggenfelden; R: Uwe tragung ins Hier und Heute als Ziel hat. Lohr; Choreografie: Daniel Morales Pérez (Theater an der Rott) ÖE/ SE - frei - „Als Barpianist begleitet Wilmington die Sänger selbst. D. Wilmington * 1969 in AUS-Newcastle; lebt in Gilching Ein paar Zeilen singen wird er auch, vor allem, um den A. Schnitzler (1862–1931, AT-Wien) Bogen von der einen zur nächsten Szene zu spannen 15.05.2022: 160. Geburtstag und den Schauspielern einen kurzen Moment zum Um- ziehen und Verschnaufen zu geben.“ „Schließlich ist es ja Ihr bestes Buch, Sie Schmutzfink!“ (Süddeutsche Zeitung, 16.11.18) (Hugo von Hofmannsthal an Arthur Schnitzler, 1920) „Denn die übersexualisierte Gesellschaft findet ihr Futter Der Reigen besteht aus zehn Dialogen, zehn aufeinander- überall in der Werbung wie auch im Internet. Also legten folgenden Einaktern – im wahrsten Sinne des Wortes. Uwe Lohr und Dean Wilmington die Wurzeln bloß, die Zehn Personen formen eine Choreografie. Zehnmal wie- den Dialogen zugrunde liegen. Und verpacken das derholt sich ein makabrer Tanz um Werbung, Lockung Ganze in ein leicht abgründiges Musical.“ und Paarung. Zehnmal bilden diese zehn Personen ein (Passauer Neue Presse, 16.11.18) neues Paar. Zehnmal steigt die Temperatur vom Null- „Eine großartige und fesselnde Leistung mit viel Slap- punkt zum Siedepunkt und sinkt wieder zum Nullpunkt stick, akrobatischen Tanzeinlagen und rasanten Kostüm- ab. Am Ende dieses Karussells sind wir wieder da, wo es und Frisurwechseln.“ (Bayer. Rundfunk, 17.11.18) angefangen hat und der Reigen schließt sich in der unte- „Nicht streng und spröde wirkt die scheiternde Suche ren und oberen Gesellschaftsschicht. nach dem Ich im Anderen, sondern vital und sinnlich. [...] Es war eines der aufsehenerregendsten und skandal- Das Liebesduo kann manchmal sehr trist sein, oft ero- trächtigsten Stücke des 20. Jahrhunderts, obwohl darin tisch, manchmal komisch, oft dominanzgeprägt, aber die gar keine Skandale vorkommen. Denn Der Reigen ist nicht Inszenierung ist nie beliebig. Sie entzaubert weniger die als ein System von Obszönität zu sehen, es geht nicht um Figuren, bezaubert mehr das Publikum.“ eine rein erotische Bilderfolge. Vielmehr zeigt der Dich- (Die Deutsche Bühne, 18.11.18) ter-Arzt Arthur Schnitzler, der auch als literarisches Ge- „Dieser Reigen ist kein Kopftheater, aber auch kein plattes genstück zu Sigmund Freud bezeichnet wird, die Un- Amüsement, Wilmington ist es gelungen, einen Mittel- trennbarkeit von sozialem und sexuellem Dasein und die weg zu finden, der beim Publikum so gut ankam, dass Zu- Natur des Menschen. Schnitzlers Interesse richtet sich auf satzvorstellungen angesetzt werden mussten […]. Auch die Wiederholung des Kampfes um politische, ökonomi- wenn erst die Hälfte der Spielzeit 2018/19 verstrichen ist, sche und psychische Macht im intimsten Bereich der darf man schon jetzt berechtigt annehmen, dass dieses Menschen. Wie kaum ein anderer Dichter seiner Zeit ist er Kammermusical mit zum Besten gehört, was diese Sai- in den Raum der bürgerlichen Privatsphäre vorgedrun- son an deutschsprachigen Uraufführungen hervorge- gen und versuchte zum ersten Mal das konfliktreiche bracht haben wird. Hoffentlich findet dieser Reigen schon Feld von erotischer Anziehung und Abstoßung, Verfüh- bald den Weg auf andere Bühnen …“ (musicals 02/19) 3
BARKEEPER Mit Zärtlichkeit und Zuneigung, und verordneter Abstinenz, halten wir die Ehe frisch, durch Ordnung und Effizienz. JUNGE FRAU Das, was du mir grad erzählst, ist ganz schön interessant. Dass Liebe was zu ordnen sei, war mir noch nicht bekannt. (Dean Wilmington/ Arthur Schnitzler, DER REIGEN) © Florian Schwarz / Silke Dörner / gemeinfrei Peter Androsch / Silke Dörner / Franz Kafka Der 1963 in AT-Wels geborene Peter Androsch widmet sich seit den 1990er Jahren intensiv der komposito- rischen Tätigkeit. Sein 20. Musiktheaterwerk wurde Ende 2019 am Landestheater in AT-Linz uraufgeführt. Zahlreiche Veröffentlichungen und Auszeichnungen begleiten seine Arbeit. Peter Androsch ist Lehrbeauf- tragter an der Universität für Gestaltung in Linz. Als musikalischer Leiter der Europäischen Kulturhaupt- stadt Linz 2009 gründete er 2006 Hörstadt, das Labor für Akustik, Raum und Gesellschaft und 2014 gemein- sam mit Bernd Preinfalk das Netzwerk europäischer avancierter Musik (neam). Immer bedeutender wird die Arbeit an den Phonographien, den Partitur- und Schriftbildern. Peter Androsch ist als Musiker, Komponist, Raum- und Schriftkünstler, Forscher, Schreiber und Vortragender international tätig. Silke Dörner wurde 1967 in Siegen geboren. Sie studierte Romanistik, Germanistik und Politikwissenschaften in Siegen, Braunschweig und Paris. Es folgten Engagements als Dramaturgin u.a. am Staatstheater Braun- schweig, Stadttheater Trier, beim Rossini Opernfestival Rügen, Gesangswettbewerb „Neue Stimmen” der Bertelsmann-Stiftung sowie am Landestheater Linz. Seit 1995 arbeitet sie als Dramaturgin am Theater Phö- nix, Linz sowie seit 2001 als dramaturgische Beratung für Drehbuchentwicklung (u.a. Der Winzerkönig [ORF/ARD], Tatort [ORF], In drei Tagen bist du tot, [Allegro-Film]). 2011 erhielt Dörner einen Lehrauftrag für Dramaturgie an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Sie ist Autorin zahlreicher Stücke und Libretti. Franz Kafka (*1883 in Prag; † 1924 in Kierling) war ein deutschsprachiger Schriftsteller. Sein Hauptwerk bil- den neben drei Romanfragmenten zahlreiche Erzählungen. Kafkas Werke wurden zum größeren Teil erst nach seinem Tod und gegen seine letztwillige Verfügung von Max Brod veröffentlicht, einem engen Freund und Vertrauten, den Kafka als Nachlassverwalter bestimmt hatte. Kafkas Werke werden zum Kanon der Weltliteratur gezählt. „Klangforscher … gegen die akustische Vermüllung unserer Zeit“ Peter Androsch / Silke Dörner https://youtu.be/hFVCPr_VbS4 GOLDKÜSTE – BERICHT FÜR EINE AKADEMIE MONO-OPER NACH FRANZ KAFKA „Der ehemalige Affe Rotpeter legt einer Akademie einen 1 H; 1 Sänger, 7 Live-Musiker Bericht über seine Menschwerdung vor, der als Ge- Erwähnt in der Rubrik „Beste Oper“ in der Saisonbi- schichte einer erzwungenen Assimilation und als päda- lanz 2017/18 (Die Deutsche Bühne 8/2018) gogische Satire verstanden werden kann. Der Gegen- UA: 11.05.18, Theater an der Rott, Eggenfelden; R: Yaron stand des Berichts ist aber nicht, wie von der Akademie David Müller-Zach; ML: Sigurd Hennemann gewünscht, die Erinnerung an das äffische Vorleben, 08.04.+06.05.19, KAFKA hören – eine Veranstaltung sondern die Schilderung des Anpassungsvorganges.“ der Freien Akademie der Künste, Hamburg (Auszüge) (Theater an der Rott) ÖE/ SE - frei - „Der Text um Anpassung und Widerstand, erstmals 1917 P. Androsch * 1963 in AT-Wels; lebt in AT-Linz veröffentlicht, provoziert gehörig. Der Affe Rotpeter be- S. Dörner * 1967 in Siegen; lebt in AT-Linz und AT-Weyer richtet höchstselbst von seiner Gefangennahme und F. Kafka (1883–1924) 03.06.2024: 100. Todestag Verschiffung im engen Käfig. In seiner Not beschließt er, www.peterandrosch.at durch Nachahmung und Assimilation dem Leben hinter 4
Gittern zu entgehen. Er lernt rauchen, trinken, sprechen 17 Nummern zu. Die Entscheidung, Rotpeter in zwei pa- und kann ein in Grenzen selbstbestimmtes Leben im Va- rallel agierende Figuren aufzuspalten, ist ein großer Ge- rieté führen. Dies in Eggenfelden als Opern-Urauffüh- winn, weil dies das Geschehen erlebbar und verständlich rung umzusetzen, ist staunenswert mutig. Doch der Text macht.“ (Passauer Neue Presse, 14.05.18) um Illusion von Freiheit und den Sieg des schnöden Aus- „Androsch, ein äußerst produktiver Komponist, ist ein wegs gewinnt dadurch enorm an emotionaler Tiefe. […] Klangforscher, seine Arbeiten Forschungszwischen- Der Komponist Peter Androsch, der sich in den letzten stände aus einem Prozess gegen die akustische Vermül- Jahren einen hervorragenden Ruf als Bühnen- und Film- lung unserer Zeit. Man muss also genau hinhören, aber komponist erwarb, nahm zusammen mit Dramaturgin es lohnt sich. So aufmerksam folgte man Rotpeter sel- Silke Dörner die Erzählung auseinander und spitzte sie in ten.“ (Süddeutsche Zeitung, 12./13.05.18) SPRECHER Der erste Schuss. Er traf in die Wange. Er war leicht. Er hinterließ eine große ausrasierte rote Narbe, die ihm den widerlichen, ganz und gar unzutreffenden, förmlich von einem Affen erfundenen Namen Rotpeter eingetragen hat, so als unterscheide er sich von dem unlängst krepierten, hie und da bekannten, dressierten Affentier Peter nur durch den roten Fleck auf der Wange. Der zweite Schuss. Er traf unterhalb der Hüfte. Er war schwer. Deshalb hinkt er noch heute. Den ersten in die Wange Den zweiten unterhalb der Hüfte Jetzt trägt er eine große rote Narbe und hinkt. (Androsch/ Dörner/ Kafka, GOLDKÜSTE – BERICHT FÜR EINE AKADEMIE) Fons Merkies/ Maartje Duin (Holland Opera) Fons Merkies, geboren 1966 im holländischen Zaandam, ist Komponist und lebt in Amsterdam. In erster Linie schreibt er Musik für niederländische und internationale Filme und Serien. Seine Arbeit für den Film Boy Ecury wurde 2003 mit dem Gouden Kalf prämiert, dem Hauptpreis des Niederländischen Filmfestivals. Ne- ben ROMEO & ZELIHA komponierte er für die Holland Opera auch die Jugend-Opern The Black & the Beau- tiful, King Lear und Taming of the Shrew, die alle auf Stücken von William Shakespeare basieren. Maartje Duin ist eine niederländische Journalistin und lebt in Amsterdam. In ihrer Arbeit bringt sie große Themen – Einsamkeit, Gentrifizierung, Demenz – zurück zu menschlicher Größe. Um ihre Projekte herum organisiert Duin Ereignisse, bei denen die Zuschauer miteinander und mit der Autorin ins Gespräch kom- men. Basierend auf dem Konzept der Holland Opera schrieb sie das Libretto für ROMEO & ZELIHA nach Shakespeares berühmter Vorlage. Die Holland Opera wurde 1994 als Xynix Opera (XX) gegründet und produziert neue Opern für Kinder und junge Erwachsene. Seit der Namensänderung 2005 versucht sie, nicht nur junge Talente zu finden, sondern auch neue, site specific Opern zu produzieren. Die künstlerische Leitung des Hauses obliegt Joke Hoolboom und Niek Idelenburg. © Holland Opera / gemeinfrei „wunderschöne Arien und Duette, kürzer und komprimierter als in der traditionellen Oper, doch nicht weniger wirkmächtig“ 5
Fons Merkies (Komposition) nimmt seinen Lauf. Die unterschiedlichen Kulturen, von Maartje Duin (Libretto) – Holland Opera denen Romeo und Zeliha erzählt, spiegeln sich in der Mu- ROMEO & ZELIHA sik des niederländischen Komponisten Fons Merkies in einem spannenden Mix verschiedener Stile wider: Klassi- frei nach „Romeo und Julia“ von William Shakespeare scher Operngesang verbindet sich mit Musicaleinflüssen, aus dem Niederländischen von Barbara Buri Rockmusik trifft auf traditionelle türkische Klänge. Romeo 1 D, 3 H; 4 Live-Musiker*innen (Schlagwerk, Bass, Saxo- und Zeliha wird gesungen von einem vierköpfigen Sän- phon/ Klarinette/ Flöte, Gitarre) gerensemble, dessen Mitglieder aus der Türkei, dem Iran, UA: 21.10.11, Holland Opera, NL-Amersfoort; R: Joke Hool- aus Frankreich und den USA stammen. Auch ihnen ist der boom; ML: Niek Idelenburg DSE: 11.11.16, schnawwl/ Spagat zwischen verschiedenen Kulturen vertraut. Daher Junge Oper am NT Mannheim; R: Sebastian Bauer; ML: haben auch ihre persönlichen Erfahrungen Eingang in die Francesco Damiani 10.11.18, Junge Oper Dortmund; Inszenierung von Sebastian Bauer gefunden. Der junge R: Justo Moret; ML: Satomi Nishi ÖE/ SE - frei - Regisseur erzählt die Geschichte über Kultur, Herkunft, F. Merkies * 1966 in NL-Zaandam Offenheit und Vielfalt an einem übergroßen Tisch. Dieser M. Duin lebt in NL-Amsterdam ist für ihn ein Bild für Gesellschaft und Familie. Die Mög- https://www.youtube.com/watch?v=x-D-xyt8whM lichkeit des gemeinsamen Essens, die Utopie einer Ver- söhnung der beiden verfeindeten Parteien schwingt hier Die erste große Liebe, Konflikte mit den Eltern und der ständig mit. Doch sie wird verhindert durch das Verhalten Wunsch, sich freizumachen von den Konventionen der der Figuren, die nicht in der Lage sind, ihre kulturellen Erwachsenenwelt. All das sind die Themen junger Men- Schranken zu überwinden oder neu zu definieren. schen. Doch was, wenn auch noch der Spagat zwischen (egf, Theatermagazin NT Mannheim 11/16) zwei Kulturen hinzukommt? Wenn die Welt, aus der man „Die Kraft der Liebe entfaltet sich in wunderschönen kommt, nicht zu vereinen ist mit der Welt, in der man lebt? Arien und Duetten, die kürzer und komprimierter sind als Diese Fragen beschäftigen auch Zeliha. Die junge Türkin in der traditionellen Oper, doch nicht weniger wirkmäch- ist die Protagonistin in Romeo und Zeliha, einem deutsch- tig.“ (Die Rheinpfalz, 16.11.16) türkischen Musiktheater, das ab dem 11. November an der „Das ist schon rein dramaturgisch und musikalisch richtig Jungen Oper zu erleben ist. Zeliha hat sich in den deut- gut gemacht. Wir hören und sehen spannendes Theater, schen Nachbarjungen Romeo verliebt, doch ihre Liebe das den Grat zwischen Zumutung und Unterhaltung der- hat innerhalb der engen kulturellen Grenzen ihres Um- art gut beschreitet, dass es absorbierend, packend bis felds keinen Raum. Denn ihre Väter sind die Inhaber hin zu tränentreibend wird.“ zweier gegenüberliegender Metzgereien, die seit Jahren (Mannheimer Morgen, 14.11.16) einen harten Konkurrenzkampf austragen. Nun soll ein „Justo Morets Inszenierung zeichnet die Charaktere Wettbewerb ein für alle Mal klären, wer der bessere deutlich, enthält alle wichtigen Elemente des Shake- Metzger ist. Doch der Wettbewerb schürt die Feindschaft speare-Dramas, ist spannend und berührt am Schluss der Väter nur noch weiter, Vorurteile und Fremdenfeind- mit Tragik.“ (Ruhr Nachrichten, 11/18) lichkeit treten immer offener zu Tage und das Unglück „Dich bekommt kein deutscher Mann! Du musst zurück in die Heimat, wo Männer noch Männer sind.“ (singt der türkische Vater) […] „… komm Tod, komm hässliches Gespenst.“ (singt Romeo am Ende) (Fons Merkies/ Maartje Duin/ Holland Opera, ROMEO & ZELIHA) Zum Thema „Junges Musiktheater“ erscheint eine eigene Verlagsnachricht, mit WANDA WALFISCH (DSE: 12.02.22, Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken), DAS DUNKLE UND DAS HELLE u.v.m. „Natürlich hören wir Songs, damit wir etwas empfinden. Wir können uns glücklich, traurig oder sexy fühlen. Wir können Heimweh empfinden oder aufgeregt sein. Das ist aber nicht alles, was ein Lied mit uns macht. Ein großartiges Lied gibt uns ein Gefühl der Ehrfurcht, und das hat einen Grund. Ehrfurcht zu empfinden beruht nahezu ausschließlich darauf, dass wir als menschliche Wesen begrenzt sind. Es beruht auf unserem Wagemut als Menschen, über unsere Fähigkeiten hinausgehen zu wollen. […] Musik erlaubt uns, die Himmelssphäre mit ihren Fingerspitzen zu berühren. Die Ehrfurcht und das Wunder, das wir erleben, liegt in der verzweifelten Kühnheit des Versuchs, nicht nur in seinem Ergebnis.“ (Nick Cave, Das Schönste an der Kunst ist unsere Begrenztheit, SZ Feuilleton, 04.02.19) Redaktion: Brigitte Korn-Wimmer, 17.06.21 6
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