NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 - MINISTERIUM FÜR EIN LEBENSWERTES ÖSTERREICH - agrar.steiermark.at
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MINISTERIUM FÜR EIN LEBENSWERTES ÖSTERREICH bmlfuw.gv.at NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber Bildnachweis Republik Österreich, Bundesministerium für Land- und Stephanie Brettschneider, Bernhard Kern, Andrea Moser, Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Alexander Müller, Rita Newman, Johannes Prem, Stubenring 1, 1012 Wien shutterstock.com www.bmlfuw.gv.at Gestaltung und Produktion Konzeption trafikant – Handel mit Gestaltung, 1050 Wien Abteilung III/1 – Waldpolitik und Waldinformation Lektorat Gesamtkoordination Karen Jesserer, jesserer.at Johannes Prem E-Mail: johannes.prem@bmlfuw.gv.at Druck AV+Astoria Druckzentrum GmbH, 1030 Wien, Faradaygasse 6. Redaktion UZ 24 „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“ UW 734 Alexander Foglar-Deinhardstein, Victoria-Christina Piribauer, Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ Johannes Prem des Österreichischen Umweltzeichens. Mit Beiträgen von Thomas Baschny, Raphaela Beer, Franz Essl, Alexander Foglar- Deinhardstein, Thomas Geburek, Georg Greutter, Alfred Grieshofer, Ingwald Gschwandtl, Johannes Hangler, Ronald Huber, Johann Kiessling, Albert Knieling, Ferdinand Leitner, Stefanie Linser, Rudolf Lotterstädter, Kasimir Nemestothy, Peter Mayer, Andrea Moser, Andreas Pichler, Victoria-Christina Piribauer, Johannes Prem, Helga Alle Rechte vorbehalten. Pülzl, Georg Rappold, Susanne Roth, Matthias Schermaier, Bernhard Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Schwarzl, Walter Sekot, Anton Trzesniowski, Peter Weiss, Martin Wöhrle, Bernhard Wolfslehner u. a. Wien, Jänner 2015
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 VORWORT DER WALD IST IN ÖSTERREICH paneuropäischen Kriterien und Indikatoren für nachhal- VON AUSSERORDENTLICHER BEDEU- tige Waldbewirtschaftung, die auch im internationalen TUNG: Er liefert den wertvollen Rohstoff Holz und Berichtswesen von großer Relevanz sind. Im Jahr 2005 schützt Menschen und Infrastrukturen vor Naturgefah- hat unser Land diese Parameter auch im nationalen ren. Er sorgt für saubere Luft und sauberes Wasser, wäh- Waldprogramm verankert und um österreichspezifische rend er Kohlenstoff und somit einen großen Teil unseres Werte erweitert. CO2-Ausstoßes bindet. Zudem stellt er für die gesamte Bevölkerung einen der wichtigsten Erholungsräume dar. Der nächste große Schritt ist die Erstellung einer öster- Gemeinsam mit den nachgelagerten Sektoren bieten reichischen „Waldstrategie 2020“: Nachhaltige Waldbe- Österreichs Wälder über 300.000 Menschen einen wirtschaftung für ein lebenswertes Österreich! sicheren Arbeitsplatz. So sorgen sie für einen Außenhan- delsüberschuss von zuletzt 3,41 Milliarden Euro. Die Waldstrategie 2020 soll dazu beitragen, aktuelle und zukünftige Herausforderungen bestmöglich zu Nahezu 50 % unserer Landesfläche sind von Wald meistern und die multifunktionalen Leistungen des bedeckt. Die Bewirtschaftung erfolgt durch rund Waldes auch für die nächsten Generationen zu 145.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, deren sichern. Konzept – die nachhaltige Waldbewirtschaftung – vorbildlich und höchst erfolgreich ist. 2015 ist ein wichtiges Jahr für den Wald – es wurde von den Vereinten Nationen als das Internationale Jahr Ständig steigert der Wald seinen Wert, sowohl in quanti- des Bodens ausgerufen. Für Österreichs Wälder lässt tativer als auch qualitativer Hinsicht. Auch der Öster- sich feststellen: Sie sind sowohl im Boden als auch im reichische Waldbericht 2015 belegt dies in eindrucks- Bewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher voller Art und Weise. Seit 2001 folgt seine Struktur den fest verankert. Ihr ANDRÄ RUPPRECHTER Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft --- 5 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 INHALTSVERZEICHNIS 5 Vorwort 79 Indikator 4.4: Eingebürgerte Baumarten 81 Indikator 4.5: Totholz 11 Einleitung: Nachhaltige Waldbewirtschaftung – 82 Indikator 4.6: Genetische Ressourcen der österreichische Weg 84 Indikator 4.7: Landschaftsmuster 13 Die Nachhaltigkeitsphilosophie für Österreichs Wald 86 Indikator 4.8: Gefährdete Waldarten 14 Der Rechtsrahmen 89 Indikator 4.9: Geschützte Wälder 14 Die institutionelle Struktur 15 Der Geldfluss 92 Kriterium 5: Erhaltung und angemessene Verbesserung der Schutzfunktion 15 Bürgerbeteiligung in der Waldbewirtschaftung (insbesondere Boden und Wasser) 16 Das Kontrollsystem 94 Indikator 5.1: Schutzwälder – Boden, Wasser und andere Ökosystemfunktionen 98 Indikator 5.2: Schutzwälder – Infrastruktur und bewirtschaftete natürliche Ressourcen 17 Waldstrategie 2020 23 Nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich 102 Kriterium 6: Erhaltung anderer sozioökonomischer Funktionen und Bedingungen 104 Indikator 6.1: Forstbetriebe 106 Indikator 6.2: Beitrag des Forstsektors zum BIP 25 Quantitative Indikatoren 106 Indikator 6.3: Nettoerlös 109 Indikator 6.4: Ausgaben für Dienstleistungen 26 Kriterium 1: Erhaltung und angemessene Verbesserung 109 Indikator 6.5: Arbeitnehmer im Waldsektor der Waldressourcen und deren Beitrag zu globalen Kohlenstoffkreisläufen 115 Indikator 6.6: Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz 28 Indikator 1.1: Waldfläche 116 Indikator 6.7: Holzverbrauch 31 Indikator 1.2: Holzvorrat 117 Indikator 6.8: Handel mit Holz 33 Indikator 1.3: Altersstruktur und Durchmesserverteilung 119 Indikator 6.9: Energie aus Holzressourcen 34 Indikator 1.4: Kohlenstoffbilanz des Österreichischen Waldes 121 Indikator 6.10: Zutritt zu Erholungszwecken 122 Indikator 6.11: Kulturelle und spirituelle Werte 36 Kriterium 2: Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Waldökosystemen 38 Indikator 2.1: Ablagerung von Luftschadstoffen 124 Kriterium 7: Österreichs internationale Verantwortung 43 Indikator 2.2: Bodenzustand für nachhaltige Waldbewirtschaftung 45 Indikator 2.3: Nadel- und Blattverlust 126 Indikator 7.1: Projekte mit Waldbezug in der Entwicklungszusammenarbeit 46 Indikator 2.4: Waldschäden 128 Indikator 7.2: Beitrag Österreichs zu einer internationalen und multilateralen Wald-Politikgestaltung (Governance) 52 Kriterium 3: Erhaltung und Stärkung der produktiven 130 Indikator 7.3: Öffentliche Mittel für waldrelevante, international tätige O rganisationen und für Funktionen der Wälder (Holz und Nichtholzprodukte) die Teilnahme von österreichischen ExpertInnen in waldbezogenen internationalen Gremien 54 Indikator 3.1: Holzzuwachs und Holzeinschlag 131 Indikator 7.4: Österreichischer Beitrag zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlages 57 Indikator 3.2: Rundholz 61 Indikator 3.3: Nichtholzprodukte 64 Indikator 3.4: Dienstleistungen 133 Qualitative Indikatoren 67 Indikator 3.5: Wälder mit Bewirtschaftungsplänen 134 Indikator A.1: Nationale Waldprogramme und dergleichen 68 Kriterium 4: Erhaltung, Schutz und angemessene Verbesserung 137 Indikator A.2: Institutioneller Rahmen der biologischen Vielfalt in Waldökosystemen 140 Indikator A.3: Rechtlicher/gesetzlicher Rahmen und internationale Verpflichtungen 70 Indikator 4.1: Baumartenzusammensetzung 147 Indikator A.4: Finanzielle Instrumente/Wirtschaftspolitik 74 Indikator 4.2: Verjüngung 153 Indikator A.5: Informationelle Mittel 76 Indikator 4.3: Natürlichkeitsgrad --- 6 --- --- 7 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS 13 Abbildung 1: Nachhaltigkeit in Österreich 90 Abbildung 36: Anteile der aufgrund naturschutzrechtlicher Grundlagen geschützten Waldflächen 28 Abbildung 2: Entwicklung der Waldfläche nach FE-Klassen an der österreichischen Gesamtwaldfläche 29 Abbildung 3: Österreichische Waldkarte 94 Abbildung 37: Notwendigkeit und Vorhandensein von Verjüngung. 31 Abbildung 4: Vorratsentwicklung 95 Abbildung 38: Leitfunktionen des österreichischen Waldes 32 Abbildung 5: Veränderungen des Vorrates (in %) nach Wuchsklassen bezugnehmend 97 Abbildung 39: Stand der Gefahrenzonenplanung der WLV 2013 auf die ÖWI 1992/96 in den Perioden zu 2000/02 und 2007/09 116 Abbildung 40: Holzströme in Österreich 33 Abbildung 6: Vorrats- und Stammzahlentwicklung im Ertragswald 117 Abbildung 41: Außenhandel mit Holz 2013 34 Abbildung 7: Jährliche Netto-Kohlenstoffbilanz im gesamten Landnutzungssektor Österreichs 120 Abbildung 42: Holzeinsatz bzw. Holzbedarf für energetische Verwendungszwecke und im Österreichischen Wald 136 Abbildung 43: Walddialogzyklen 38 Abbildung 8: Schwefeleinträge im Bestand von 1997 bis 2012 143 Abbildung 44: Politikbereiche, die auf den europäischen Wald wirken auf den 16 Level-II-Intensivmonitoringflächen 144 Abbildung 45: Waldpolitisch relevante Institutionen in/außerhalb der Europäischen Union 39 Abbildung 9: Stickstoffeinträge im Bestand von 1997 bis 2012 146 Abbildung 46: Die EFI Regionalbüros und die EFICEEC-EFISEE Partner auf den 16 Level-II-Intensivmonitoringflächen 40 Abbildung 10: Verteilung der Schwefelbelastung im österreichischen Bioindikatornetz im Jahr 2012 32 Tabelle 1: Vorräte getrennt nach Betriebsarten 42 Abbildung 11: Verteilung der Quecksilbergehalte im 1. Nadeljahrgang im Jahr 2012 89 Tabelle 2: Erhebungsrichtlinien für Waldschutzgebiete nach Forest Europe 44 Abbildung 12: Veränderung des Bleigehaltes in unterschiedlichen Bodenhorizonten (ohne Klasse 3 – Vorrangiges Managementziel ‚Schutzfunktionen‘) 46 Abbildung 13: Entwicklung der Schadholzmengen durch Borkenkäfer, Sturm und Schnee 90 Tabelle 3: Gesamtbilanz der nach FE-Kriterien g eschützten Wälder in Österreich 47 Abbildung 14: Entwicklung der Schadholzmengen durch Borkenkäfer in den Bundesländern 94 Tabelle 4: Schutzwald im Hochwald 51 Abbildung 15: Österreichische Waldinventur – Zeitreihe der Wildschadensauswertung 104 Tabelle 5: Waldflächen und Besitzverhältnisse – Eigentumsarten nach Kataster 54 Abbildung 16: Holzvorrat, Zuwachs und Nutzung Österreich 105 Tabelle 6: Betriebe und Waldflächen gemäß Agrarstrukturerhebung 2010 57 Abbildung 17: Entwicklung des Holzeinschlages sowie des Holzpreises in Gegenüberstellung zu 1995 und 1999 58 Abbildung 18: Schadholzanfall und Rundholzpreis 126 Tabelle 7: Von der ADA seit 2011 abgeschlossene Verträge, die direkt 61 Abbildung 19: Prozentuelle Aufteilung von Nichtholzprodukten am Gesamtwert die Forstwirtschaft betreffen für das Jahr 2005 127 Tabelle 8: Vom BMLFUW seit 2008 finanzierte EZA Projekte. 64 Abbildung 20: Prozentuelle Aufteilung von Dienstleistungen am Gesamtwert 128 Tabelle 9: Gelder des BMF an die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung für das Jahr 2005 (EBRB) und an die Inter-American Development Bank (IDB). 71 Abbildung 21: Waldflächen nach Baumarten – Ertragswald 130 Tabelle 10: Öffentliche Mittel der Forstsektion für waldrelevante, 71 Abbildung 22: Flächenveränderung von Baumarten im Ertragswald international tätige Organisationen 72 Abbildung 23: Waldflächenanteile nach Mischungstypen im Ertragswald 130 Tabelle 11: Öffentliche Mittel für die Teilnahme von ExpertInnen der Forstsektion 74 Abbildung 24: Verjüngung auf verjüngungsnotwendigen Flächen in waldrelevanten, internationalen Gremien und Sitzungen 75 Abbildung 25: Situation der Verjüngung von Zielbaumarten 149 Tabelle 12: Forstpolitische Maßnahmenschwerpunkte/Zuordnung zu der 75 Abbildung 26: Verjüngung und Verbiss von Zielbaumarten in der Ratsverordnung vorgesehenen Maßnahmen 80 Abbildung 27: Zeitreihe gebietsfremde Arten 81 Abbildung 28: Durchmesserverteilung Totholz 81 Abbildung 29: Zeitreihe Totholz in Österreich 83 Abbildung 30: Lage und Flächengröße der Generhaltungsreservate 84 Abbildung 31: Bewaldungsprozent 86 Abbildung 32: Verbreitung des Biotoptyps „Schwarzföhrenwald des Alpenostrandes“ 87 Abbildung 33: Anzahl der Waldbiotoptypen Österreichs pro Rasterzelle der floristischen Kartierung Österreichs 87 Abbildung 34: Gefährdungssituation der Waldbiotoptypen in Österreich 89 Abbildung 35: Österreichs Wald in Schutzgebieten, klassifiziert nach Forest Europe, 2013 --- 8 --- --- 9 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 EINLEITUNG: NACHHALTIGE WALDBEWIRTSCHAFTUNG – DER ÖSTERREICHISCHE WEG VOM ÖSTERREICHISCHEN WALD WIRD SEHR VIEL ERWARTET. ER SOLL GENÜ- GEND HOLZ ALS NACHWACHSENDEN ROHSTOFF UND ENERGIETR ÄGER für expandierende Märkte liefern und gleichzeitig soll er unsere Täler vor Lawinen, Steinschlag, Muren und anderen Naturgefahren schützen. Er ist ein Hort biologischer Vielfalt, der möglichst ungestört bleiben soll, während er Kohlenstoff speichern soll, um zum Klimaschutz beizutragen. Er ist beliebter Erholungsraum und Kernelement jener Landschaft, deren Schönheit alljährlich Millionen Touristen nach Österreich lockt. All das soll der Wald „nachhaltig“ erbringen, das heißt nachwachsen und auch zukünftige Generationen das gleichzeitig, überall und auf ewige Zeiten. Klingt nach volle Potenzial des Waldes zur Verfügung haben. Das der Quadratur des Kreises und bedarf auch eines aus- Konzept Nachhaltigkeit war geboren und verbreitete geklügelten Konzepts und raffinierter Instrumente zur sich von da an weit über Sachsen hinaus. Realisierung. Zunächst stand natürlich die Nachhaltigkeit der Holz Österreich hat heute viel Wald, aber das ist kein Zufall. erzeugung im Mittelpunkt, welche auch heute noch ein Noch Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war das wichtiges Ziel ist. Schon bald wurde aber erkannt, dass Gebiet von Österreich weitgehend entwaldet und die die Erneuerung des Waldes und damit von Holz lang- vorhandenen Wälder aufgrund von Raubbau, Viehweide fristig nur gelingt, wenn mit der Natur gearbeitet wird, und Streunutzung meist in armseligem Zustand. die Rahmenbedingungen des Klimas und des Bodens respektiert werden. Sonst schlägt die Natur zurück und Der heutige Waldreichtum Österreichs ist einer bril- Schädlinge, ausgelaugte Böden, Stürme und andere lanten Idee und deren konsequenter Verfolgung und Schadereignisse fordern ihren Tribut. Des Weiteren Verwirklichung über Jahrzehnte, ja Jahrhunderte hinweg wurde erkannt, dass der Wald dem Menschen viel mehr geschuldet. Das Konzept „Nachhaltigkeit“ wurde von zu bieten hat als Holz. Menschen entwickelt, die den Wald retten wollten, und kann in Mitteleuropa auf eine 300-jährige Geschichte Heute versteht man „Nachhaltige Waldbewirtschaftung“ zurückblicken. als umfassendes Programm, das die vielfältigen Ansprü- che der Wirtschaft, des Umweltschutzes und der Gesell- Im Jahr 1713, einer Zeit, in der das Holz der Wälder schaft an den Wald in Einklang bringt und zugleich den wie Erz in Bergwerken einfach abgebaut wurde, erließ Erhalt der Wälder langfristig sichert. der Berghauptmann des Königreichs Sachsen, Hanns Carl von Carlowitz, eine bahnbrechende Vorschrift zur In Europa nimmt die Nettowaldfläche zu, Holz wird Nutzung der Wälder. Seine Idee war es, die Wuchskraft nachhaltig produziert und auch biologische Vielfalt des Waldes und seine Reproduzierbarkeit auszunutzen, ist Gegenstand ernsthafter Unternehmungen.1 Die sodass nach der Holzernte im Wald Bäume wieder Ansprüche an den Wald sind aber enorm. 1) ‚State of Europe‘s Forests 2011 – Status & Trends in Sustainable Forest Management in Europe’ Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe, Oslo 2011 http://www.foresteurope.org/state-europes-forests-2011-report --- 10 --- --- 11 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 DIE NACHHALTIGKEITSPHILOSOPHIE FÜR ÖSTERREICHS WALD Sechs Komponenten spielen zusammen, um Nachhaltigkeit in Österreich nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich zu bewerkstelligen: Beteiligung von Interessens gruppen 1. Ein breit getragenes Bekenntnis zur um fassenden Nachhaltigkeit im Wald. Informations Gesetzlicher system Rahmen Nachhaltigkeit 2. Ein solider gesetzlicher Rahmen. in Österreich 3. Eine effiziente institutionelle Architektur. 4. Ein gut balanciertes Finanzsystem. Finanzielle Institutioneller Instrumente Aufbau 5. Systematische Bürgerbeteiligung in Politikentwicklung und -umsetzung. Abbildung 1 6. Ein kluges Monitoring- und Informations system. Handlungsfeld „Österreichs internationale Verantwor- tung für nachhaltige Waldwirtschaft“ wurde zusätzlich 46 europäische Staaten haben im Rahmen der Minister- Energie versus Holz für Papier, Business versus Idylle Österreich bekennt sich klar zu dem im Rahmen der aufgenommen, weil es für ein Wald- und Holzland konferenz zum Schutz der Wälder in Europa (FOREST und so fort. Da braucht es ausgeklügelte Instrumente FOREST EUROPE Ministerkonferenz entwickelten wichtig ist, das internationale Umfeld für den Wald aktiv EUROPE)2 nachhaltige Waldbewirtschaftung in der und guten Willen von allen Seiten, um auf einen sinnvol- Nachhaltigkeitsverständnis für den Wald und hat dieses mitzugestalten. Zudem wurden die gesamteuropäischen Helsinki Resolution wie folgt definiert: len gemeinsamen Nenner zu kommen. sogar gesetzlich verankert. Indikatoren um österreichspezifische erweitert, um „Nachhaltige Bewirtschaftung bedeutet die Behandlung Nachhaltigkeit noch präziser gestalten zu können. und Nutzung von Wäldern und Waldflächen auf eine Längst ist der Anspruch auf Nachhaltigkeit aber nicht In Österreich besteht also der klare Anspruch, alle Weise und in einem Ausmaß, dass deren biologische Viel- mehr auf den Wald begrenzt. Spätestens seit Veröffent- Aspekte des Waldes nachhaltig zu entwickeln. Das Das Nachhaltigkeitskonzept für Österreichs Wald ist falt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie lichung des Brundtland Berichts3 im Jahr 1987 wird Konzept ist nicht statisch, sondern wird laufend vertieft daher auf letztem Stand, wird laufend verfeinert und deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaft- nachhaltige Entwicklung für alle Bereiche der Wirt- und weiterentwickelt. Die von den FOREST EUROPE ist in den Köpfen und Prozessen, die für die Erhaltung lichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der schaft eingefordert. Auch der Forstsektor, Erfinder der Staaten beschlossenen „Gesamteuropäischen Kriterien und Bewirtschaftung des Waldes maßgeblich sind, fest Zukunft zu gewährleisten, auf lokaler, nationaler und Nachhaltigkeit, ist auf dem Prüfstand und gefordert, und Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaftung“4 verankert. globaler Ebene erhalten bleiben, ohne anderen Ökosyste- nach heutigen Ansprüchen und Methoden darzustellen, geben Orientierung für die Politikgestaltung zum Thema men Schaden zuzufügen.“ was er seit Generationen mit sichtbarem Erfolg liefert. Wald in Österreich und bilden den inhaltlichen Rahmen In Österreich wird nachhaltige Waldbewirtschaftung Österreich als waldreiches Land mit exportstarker Holz- für Erhebungen und Berichterstattung. Sie sind Bezugs- aber nicht allein von Staats wegen gesichert. Es sind vor Das Konzept entspricht dem Zeitgeist, seine Umsetzung wirtschaft und hohen Umweltstandards steht in diesem punkt für den Österreichischen Walddialog und thema- allem die vielen privaten Waldbesitzer und Waldbesit- hat es aber in sich. All diese Wünsche müssen erst unter Reigen an vorderster Front. tischer Rahmen für den Österreichischen Waldbericht. zerinnen, die für den Zustand von achtzig Prozent des einen Hut gebracht werden. Nachhaltige Waldbewirt- österreichischen Waldes verantwortlich zeichnen. Dies schaftung ist daher auch in Europa nicht konfliktfrei. Es Der Österreichische Waldbericht gibt Zeugnis davon, Das Österreichische Waldprogramm ist nach sieben sind zum großen Teil Familienbetriebe, wo der Wald geht um Holz versus Naturschutz, Wild versus Wald, wie nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich waldpolitischen Handlungsfeldern gegliedert, welche von Generation zu Generation weitergegeben wird. Waldnutzung versus Kohlenstoffspeicherung, Holz für gelebt wird. sich von den sechs „Gesamteuropäischen Kriterien Ein zentraler Faktor für den Erfolg aller Bemühungen, für nachhaltige Waldbewirtschaftung“ der FOREST Nachhaltigkeit im Wald voranzutreiben, ist daher die 2) FOREST EUROPE – Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe EUROPE Ministerkonferenz ableiten. Das siebente Motivation der Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen. http://www.foresteurope.org RESOLUTION H1 General Guidelines for the Sustainable Management of Forests in Europe – Helsinki 1993 http://www.foresteurope.org/docs/MC/MC_helsinki_resolutionH1.pdf 4) RESOLUTION L2: Pan-European Criteria, Indicators and Operational Level Guidelines for Sustainable Forest Management. 3) Als Brundtland Bericht wird ein Bericht mit dem Titel „Our Common Future“ („Unsere gemeinsame Zukunft“) bezeichnet, den 1987 die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung http://www.foresteurope.org/docs/MC/MC_lisbon_resolutionL2.pdf der Vereinten Nationen („Brundtland-Kommission“) veröffentlichte. Die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland hatte in dieser Kommission den Vorsitz. VIENNA LIVING FOREST SUMMIT DECLARATION – 2003: IMPROVED PAN-EUROPEAN INDICATORS FOR SUSTAINABLE Der Bericht ist für seine Definition des Begriffs Nachhaltige Entwicklung bekannt. FOREST MANAGEMENT http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/brundtland_report_1987_728.htm http://www.foresteurope.org/docs/MC/MC_vienna_declaration.pdf --- 12 --- --- 13 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 DER RECHTSRAHMEN Länder zeichnen für den Vollzug der Gesetze verantwort- und viele andere vervollständigen das Bild. Ihre Wirksam- lich. Forschungs- und Bildungseinrichtungen von der keit hängt von klaren Zielsetzungen sowie hinreichender Universitäts- bis zur Facharbeiterebene, Statistik Austria fachlicher, finanzieller und personeller Ausstattung ab. Der verantwortungsvolle Umgang mit dem nach seiner Nutzung und regelt sehr detailliert seinen Wald beginnt mit Rechtssicherheit, mit Klarheit darü- Schutz, seine Bewirtschaftung und seine Freizeitnut- ber, wer welche Rechte und welche Pflichten hat, was zung. den Wald betrifft. DER GELDFLUSS Zusammen mit den Naturschutz- und Jagdgesetzen In Österreich sind Landeigentums- und Nutzungs- der Länder und anderen Bundes- und Landesbestim- rechte klar geregelt. Das österreichische Forstrecht mungen sowie Vorgaben aus EU-Recht und anderen Das wirtschaftliche Potenzial des Waldes ist Wiederbewaldung, Waldschutz und Waldpflege. schützt den Wald als solchen, damit er nicht leichtfertig internationalen Verpflichtungen ergibt sich ein dichtes Basis für Arbeitsplätze und Einkommen. Holz ist das Dazu kommen Investitionen der öffentlichen Hand, gerodet werden kann, verpflichtet zur Wiederbewaldung Regelungsgefüge für den Wald. Brot der Forstwirtschaft, aber natürlich gibt es auch um lebenswichtige Ökosystemleistungen, wie den Einkünfte aus der Jagd, aus Nichtholzprodukten und Schutz vor Naturgefahren und die Erhaltung der biolo- anderen Geschäftszweigen. Darüber hinaus liefert der gischen Vielfalt langfristig abzusichern. Die öffentliche Wald eine Vielfalt von Ökosystemleistungen, die zwar Hand gibt auch Förderungen, um nachhaltige Wald- DIE INSTITUTIONELLE STRUKTUR vom freien Markt kaum honoriert werden, aber von bewirtschaftung zu stimulieren und zu verfeinern. Im großer volkswirtschaftlicher Bedeutung sind. Gegenzug hat die Forstwirtschaft, so wie jeder andere Wirtschaftszweig auch, für ihre Erträge Steuern zu Der gesetzliche Rahmen steckt den --- Die Einhaltung der Gesetze unterstützen Einen nachhaltig leistungsfähigen Wald gibt es nicht zahlen. Bewegungsspielraum ab. Um aber nachhaltige und überwachen zum Nulltarif. Der aus der Waldnutzung erzielbaren Waldbewirtschaftung anzuregen, weiterzuentwickeln Wertschöpfung in Form von Einkommen und Ökosys- Die Komponenten des Finanzsystems sind fein und zu verifizieren, sind in Österreich eine Reihe von --- Wissen generieren und weitergeben temleistungen müssen Investitionen gegenüber stehen, aufeinander abgestimmt, damit Anreiz besteht, den Institutionen und Organisationen mit spezifischen (Forschung, Entwicklung, Aus- und um das System aufrechtzuerhalten. An der Spitze Wald nachhaltig zu nutzen und zugleich alle wichtigen Zielen und Aufgabenstellungen tätig. Weiterbildung, Beratung, Information) stehen die Investitionen der Forstwirtschaft selbst für Leistungen des Waldes zu sichern. Im Wesentlichen haben sie drei Die Bundesregierung und die Landesregierungen, der Na- Funktionen zu erfüllen: tionalrat und die Landtage, die Interessensvertretungen und NGOs sind am Zug, wenn es um Legistik und Politik- BÜRGERBETEILIGUNG --- Gesetze schaffen und Politik gestalten gestaltung geht. Die Forstbehörden des Bundes und der Auch wenn achtzig Prozent der Waldfläche Tun und gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Österreichs in Privatbesitz sind, haben alle Wälder anderen Sektoren sind daher essentiell für langfristigen enorme Bedeutung für die Gesellschaft. Wälder Erfolg. bedecken die Hälfte des Staatsgebietes und ihr Zu- stand ist für die Umwelt und die Lebensqualität Der Österreichische Walddialog5, an dem über neunzig der Menschen maßgeblich. Viele Menschen fühlen am Wald interessierte Institutionen und Organisationen auch eine e motionale Bindung zum Wald und beob- mitwirken, bietet die Plattform für partizipative Politik achten aufmerksam, was mit ihm geschieht. Breite entwicklung und Sektor übergreifende Kooperation gesellschaftliche Akzeptanz für forstwirtschaftliches zum Thema Wald. 5) Österreichischer Walddialog: http://www.walddialog.at/ --- 14 --- --- 15 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 DAS KONTROLLSYSTEM WALDSTRATEGIE 2020 Das mit den Punkten A bis E beschriebene Waldbewirtschaftung umfassend dar. Die gleichartig BIS ENDE 2015 WIRD IM RAHMEN DES ÖSTERREICHISCHEN WALDDIAL OGS GE- System bietet eine solide Basis für den Schutz des strukturierte Datensammlung zum österreichischen MEINSAM MIT ALLEN WALDRELEVANTEN UND WALDINTERESSIERTEN AKTEUREN österreichischen Waldes. Vertrauen ist gut, Kontrolle Wald wird laufend aktualisiert und ist im Internet öffent- DIE „ÖSTERREICHISCHE WALDSTRATEGIE 2020“ ERARBEITET. Die Waldstrategie soll dabei aber besser. Am Ende zählt nicht das System, sondern lich zugängig. helfen, die zahlreichen Interessen und Ansprüche an den Österreichischen Wald auszugleichen und mögliche Nut- wie sich der Wald entwickelt, wie die drei Säulen der zungskonflikte zu lösen. Mit der Waldstrategie 2020 sollen waldpolitische Eckpfeiler zur Sicherstellung und laufenden Nachhaltigkeit, die wirtschaftlichen, ökologischen und Weitere Auswertungen beleuchten spezielle Themen, Optimierung der nachhaltigen Bewirtschaftung und Erhaltung der Österreichischen Wälder gesetzt werden. gesellschaftlichen Aspekte des Waldes, zur Geltung etwa die jährliche Holzeinschlagsmeldung, der Wild- kommen. Dafür braucht es Monitoring und Evaluierung. schadensbericht, das forstliches Testbetriebsnetz, die Kriterien und Indikatoren für nachhaltige Waldbewirt- forstlichen Beiträge zum Grünen Bericht der österreichi- Hauptziel ist die ausgewogene Sicherstellung und Opti- 6. Gesellschaftliche und volkswirtschaftliche schaftung bilden den inhaltlichen Rahmen dafür. schen Landwirtschaft, sowie österreichische Inputs zu mierung der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte der Österreichischen Wälder internationalen Reports und Statistiken. Dimensionen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. 7. Österreichs internationale Verantwortung für Im Rahmen des Österreichischen Walddialogs wurden Besonderer Fokus wird auf den Mehrwert und das nachhaltige Waldbewirtschaftung die Gesamteuropäischen Kriterien und Indikatoren um Auch der Privatsektor ist bemüht, die Nachhaltigkeit Potential der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft österreichspezifische Parameter erweitert. Zudem wur- seines Tuns von sich aus unter Beweis zu stellen und für ein „lebenswertes Österreich“ gelegt. In diesem Sinn den die Indikatoren auch mit Zielvorgaben (Soll-Wer- nutzt hierzu privatwirtschaftlich organisierte Zertifi- soll die Waldstrategie 2020 dazu beitragen, die multi- Zunächst wird eine Vision für die österreichische ten) versehen. Dadurch ist es möglich festzustellen, zierungssysteme. Der Großteil des österreichischen funktionalen Leistungen des Waldes für die jetzigen und Waldpolitik definiert, wobei diese durchaus über das wohin sich die Waldbewirtschaftung in Österreich Waldes ist nach PEFC zertifiziert,7 ein kleiner Teil auch zukünftigen Generationen zu sichern. Jahr 2020 hinaus Gültigkeit haben kann. Zur Fokussie- entwickelt – zu mehr oder zu weniger Nachhaltigkeit. nach FSC.8 rung der Vision geht es im Weiteren darum, strategische INHALT UND AUFBAU Ziele zu definieren. Unter Beachtung der aktuellen und Die Österreichische Waldinventur6 erhebt mittels Durch dieses umfassende Waldmonitoring- und Wald- DER WALDSTRATEGIE 2020 zukünftigen Herausforderungen für die nachhaltige Stichproben im Wald bundesweit repräsentativ die we- informationssystem wird festgestellt, ob sich die Nach- Waldbewirtschaftung sowie der Erfolgsfaktoren zur sentlichsten Parameter des Waldes. Sie ist genau genug haltigkeit des österreichischen Waldes positiv entwickelt Die Strategie wird zwecks Konsistenz mit dem Ös- Erreichung der strategischen Ziele werden abschließend für zuverlässige Aussagen zur Waldentwicklung in den oder Reparaturen im System erforderlich sind. terreichischen Waldbericht, dem Österreichischen die strategischen Stoßrichtungen bzw. waldpolitischen einzelnen Verwaltungsbezirken Österreichs und für die Waldprogramm9 sowie nationalen und internationalen Schwerpunkte festgelegt. verschiedenen Betriebsgrößengruppen. Ergänzt wird sie Damit ist der Bogen gespannt, vom Ausgangspunkt der Berichtspflichten nach folgenden sieben waldpoliti- durch die jährliche Erfassung des Holzeinschlags sowie Nachhaltigkeit, also der Konzeption, über die Instru- schen Aktionsfeldern (hier im Waldbericht als Kriterien ABLAUF UND STRUKTUR verschiedene Spezialerhebungen über die Waldgesund- mentarien zu seiner Umsetzung und schließlich hin bezeichnet) gegliedert: DER STRATEGIEENTWICKLUNG heit, die biologische Vielfalt, die Schutzwirkungen des zur Evaluierung, woraus Schlüsse gezogen werden, um Waldes, die Produktion und den Markt von Holzpro- nötigenfalls das Konzept oder die Instrumentarien nach- 1. Beitrag der Österreichischen Wälder zum Die Erarbeitung der Strategie 2020 erfolgt im Sinne dukten sowie weitere sozio-ökonomische Daten. zujustieren. Der österreichische Weg der nachhaltigen Klimaschutz einer transparenten, offenen und partizipativen Politik- Waldbewirtschaftung ist also kein starrer Plan, sondern und Verwaltungskultur (good governance) gemäß den 2. Gesundheit und Vitalität der Österreichi- Der Österreichische Waldbericht, der regelmäßig ein lebendiges System. im Österreichischen Walddialog vereinbarten Prinzi- schen Wälder erscheint, stellt Zustand und Entwicklung des Waldes pien und Spielregeln. Um eine effektive und effiziente auf Basis der Kriterien und Indikatoren für nachhaltige DI Ingwald Gschwandtl 3. Produktivität und wirtschaftliche Aspekte der Durchführung des Strategieprozesses zu gewährleisten, Österreichischen Wälder wurden verschiedene Gremien und Arbeitsgruppen eingerichtet (siehe auch Indikator A.1). 4. Biologische Vielfalt in Österreichs Wäldern 5. Schutzfunktionen der Österreichischen Die inhaltlichen Arbeiten finden in vier Modulen statt. Wälder Zur Vertiefung ausgewählter Fragestellungen können 6) Österreichische Waldinventur: http://www.waldinventur.at/ 7) Zertifizierungsinitiative PEFC AUSTRIA: http://www.pefc.at 8) FSC Zertifizierung: http://www.wwf.at/de/fsc/ 9) Österreichisches Waldprogramm: http://www.bmlfuw.gv.at/forst/walddialog/dokumente/walddialog-kurz.html --- 16 --- --- 17 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 die Modulsitzungen durch spezielle Themenworkshops auch den Wald vor große Herausforderungen.Die jene Menge des Treibhausgases CO2 frei wird, die der in ihrer täglichen Arbeit mit Engagement, guter Ausbil- ergänzt werden. Erhöhung der Konzentration der Treibhausgase in der Baum der Atmosphäre beim Wachsen entzogen hat. dung und innovativen Ideen um den Wald. Luft wie Methan, Ozon, Fluorchlorkohlenwasserstoffe, --- M1: Wald.Wirtschaft.Internationales Distickstoffoxid (N2O) und ganz besonders Kohlendi- WALD IST LEBENSRAUM Rund 80 % des Waldes befinden sich in Privatbesitz. oxid (CO2) bewirken auf Dauer eine Erwärmung der Dies ist deutlich mehr als in den meisten anderen euro- --- M2: Wald.Klima.Ökologie Erdoberfläche. Diese Gase legen sich wie ein Mantel päischen Staaten. Die Österreichischen Bundesforste --- M3: Wald.Wasser.Naturgefahren um unseren Globus und behindern damit die Wärme besitzen 15 % der Waldfläche, die restlichen 5% Waldflä- abstrahlung der Erde. chen sind Eigentum anderer öffentlicher Institutionen. --- M4: Wald.Gesellschaft.Wissen Deshalb ist es ein vordringliches Ziel der österreichi- Rund 300.000 Menschen beziehen ein Einkommen Die Teilnahme am Österreichischen Walddialog und schen Waldbewirtschaftung, die Stabilisierung der aus dem Wald. In mehr als 172.000 Betrieben wird ein somit auch die Teilnahme an der Erarbeitung der Waldökosysteme im Hinblick auf drohende Klimaän- jährlicher Produktionswert von rund 12 Mrd. Euro Waldstrategie 2020 steht allen mit dem österreichischen derungen durch Stärkung der nachhaltigen Waldbewirt- erwirtschaftet. Holz ist ein stabiler Wirtschaftsfaktor: Wald befassten Gruppen, Institutionen und Interes- schaftung sowie durch die Entwicklung und Umsetzung Österreichs Forst- und Holzindustrie ist neben dem sierten offen. Die breite Öffentlichkeit kann sich mittels geeigneter Adaptionsmaßnahmen zu fördern. Christine Mooslechner Tourismus mit einem Exportüberschuss von fast schriftlicher Stellungnahmen an den Arbeiten des Wald- 3,7 Mrd. Euro der größte Devisenbringer. dialogs beteiligen. DER ÖSTERREICHISCHE WALD Von den auf der Welt vorkommenden Arten sind gut Die Waldstrategie 2020 gliedert sich, wie oben erwähnt, STECKT VOLLER ENERGIE zwei Drittel alleine im Wald zu finden. Der Wald ist ein GESUNDHEIT UND VITALITÄT in sieben Aktionsfelder, die sich beispielsweise mit dem Hotspot der Artenvielfalt, ein pulsierender, artenreicher DER ÖSTERREICHISCHEN WÄLDER Beitrag der österreichischen Wälder zum Klimaschutz, Lebensraum, wie es sonst keinen gibt. mit Produktivität und wirtschaftlichen Aspekten und mit der Schutzfunktion der Wälder beschäftigen. Im Eine Reihe von internationalen und europäischen forst- Rahmen der Feierlichkeiten zum 20-Jahr-Jubiläum des und umweltpolitischen Instrumenten, wie etwa die Staatspreises für beispielhafte Waldbewirtschaftung Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) oder wurden 2014 in Wien sieben besonders engagierte Men- die EU-Biodiversitätsstrategie, haben das Ziel, die biolo- schen ausgezeichnet, die den entsprechenden Aktions- gische Vielfalt zu schützen bzw. sicherzustellen. feldern zugeteilt sind. Tobias Ilg UNSER WALD WALD UND KLIMASCHUTZ IN GUTEN HÄNDEN Egidius Petz Österreich hat dank der natürlichen Gegebenheiten die besten Voraussetzungen für eine 100 %-ige Versorgung Die nachhaltige Sicherung funktionsfähiger Wald mit erneuerbaren Energien. ökosysteme und der Waldwirkungen stehen im Vorder- grund. Eine aktive und nachhaltige Waldbewirtschaf- Aktuell liegt der Anteil der Erneuerbaren am heimi- tung trägt zum guten Waldzustand in Österreich bei. schen Bruttoendenergieverbrauch bei 32 %. Dabei spielt Energie aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz mit Das zu Beginn der 1980er Jahre befürchtete großflä- einem Anteil von 13 % des Gesamtenergieverbrauchs chige Waldsterben ist in Österreich nicht eingetreten, eine bedeutende Rolle. jedoch sind einzelne Baumarten regional vom Abster- Josef Wimmer Stanislaus Kofler ben bedroht. Neben der stofflichen Verwertung wird die energetische Nutzung des Rohstoffes Holz immer wichtiger. Holz als Der Zustand des Waldes, vor allem in Hinblick auf die Die sich weltweit mehrenden Hinweise auf eine Be- Brennstoff ist praktisch konkurrenzlos. Bei der Verbren- Österreich ist das Land der Waldbäuerinnen und Erfüllung verschiedener Leistungen für unsere Gesell- schleunigung von globalen Klimaveränderungen stellen nung verhält sich Holz CO2-bilanzneutral, d. h., dass nur Waldbauern. Rund 145.000 an der Zahl kümmern sich schaft, wird durch viele Faktoren beeinflusst. Neben --- 18 --- --- 19 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 menschlichen Aktivitäten sind dies unter anderem der Waldwirtschaft ist es, die ökonomischen, ökologischen Verbiss durch Schalenwild und Weidevieh, das Auf- und sozialen Dimensionen bestmöglich zu integrieren. treten von Schadinsekten, der Klimawandel, Stürme, Waldbrände, Immissionen und degradierte Waldböden. ÖSTERREICH ALS VORBILD FÜR Deshalb ist ein Ziel der österreichischen Waldpolitik, NACHHALTIGE WALDBEWIRTSCHAFTUNG Ausgewogenheit zwischen den Erfordernissen des Waldschutzes, der Schalenwilddichte, der Beweidung sowie der privaten und öffentlichen Interessen am Wald unter Heranziehung der Forstlichen Raumplanung herzustellen. SICHERUNG DER NACHHALTIGEN WALDBEWIRTSCHAFTUNG DURCH AUS- UND WEITERBILDUNG Josef Konrad In vielen Regionen der Welt schreitet die Waldzerstö- rung weiter besorgniserregend voran. Österreichisches Know-how und Engagement kann Abhilfe schaffen. Die Globalisierung der Holzmärkte und die Internati- onalisierung der Umwelt- und Wirtschaftspolitik, der Handel mit illegal geschlägertem Holz, der Kampf gegen Gwendolyne Mayer Armut und Hunger und das Ringen um einen wirksa- men Schutz des Klimas sowie der natürlichen Res- sourcen sind nur einige Aspekte, die deutlich machen, Bestens ausgebildete WaldbewirtschafterInnen sind die warum Walderhaltung und Waldbewirtschaftung von Zukunft. Sie stellen sicher, dass der Wald auch in Zu- einer lokalen Angelegenheit zur weltumspannenden kunft seine ökologische, gesellschaftliche und wirtschaft- Herausforderung geworden sind. liche Rolle erfüllen kann. Für ein im internationalen Vergleich waldreiches Land Die Bildung der in der Waldwirtschaft tätigen Personen wie Österreich mit traditionsreicher Forstwirtschaft, hat eine grundlegende Bedeutung für das Management exportorientierter Holzwirtschaft und hohen Umwelt- und den Zustand des Waldes. standards ist internationales Engagement zum Thema Wald selbstverständlich. Die Waldbewirtschafter sind immer mehr mit Aufgaben aus dem gesamten Spektrum des ländlichen Raumes Im Rahmen verschiedener waldrelevanter regionaler betraut. Neben dem forstfachlichen Wissen werden und globaler Übereinkommen hat sich Österreich auch allgemeine Managementqualifikationen immer verpflichtet, Verantwortung für die globale nachhaltige wichtiger. Die Herausforderung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu übernehmen. --- 20 --- --- 21 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 NACHHALTIGE WALDBEWIRTSCHAFTUNG IN ÖSTERREICH SO WIE BEREITS DIE WALDBERICHTE 2001, 2004 UND 2008 FOLGT AUCH DIESE DOKUMENTATION IN IHRER STRUKTUR DEN GESAMTEUROPÄISCHEN KRITERIEN UND INDIKATOREN FÜR NACHHALTIGE WALDBEWIRTSCHAFTUNG (FOREST EUROPE – Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa), die im internationalen Berichtswesen zum Standard erhoben wurden. Allerdings wurden diese um ein österreichspezifisches Kriterium (Kriterium 7) sowie um eine Reihe von österreichspezifischen Indikatoren erweitert. DEFINITION DES KONZEPTES VON NACH- um aufzuzeigen, inwieweit das Ziel der nachhaltigen HALTIGER WALDBEWIRTSCHAFTUNG: Waldbewirtschaftung gemäß den Helsinki-Resoluti- onen in den einzelnen europäischen Staaten erreicht „Die Betreuung und Nutzung von Wäldern und Wald- wurde. flächen auf eine Weise und in einem Ausmaß, das deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit Die Kriterien beschreiben die verschiedenen Aspek- und Vitalität erhält sowie deren Potential, jetzt und in der te von Nachhaltigkeit. Es handelt sich hierbei um Zukunft die entsprechenden ökologischen, wirtschaftlichen Bedingungen und Prozesse, die zur Beurteilung einer und sozialen Funktionen auf lokaler, nationaler und globa- nachhaltigen Waldbewirtschaftung herangezogen ler Ebene zu erfüllen, ohne anderen Ökosystemen Schaden werden. Mit Hilfe der Indikatoren können für jedes zuzufügen“ (Helsinki-Resolution H1). Kriterium die Änderungen im Laufe der Zeit gemes- sen und bewertet werden. Indikatoren zeigen, wie gut Die gesamteuropäischen Kriterien und Indikato- die durch die Kriterien vorgegebenen Anforderungen ren für Nachhaltige Waldbewirtschaftung wurden erfüllt werden und dienen somit als Grundlage für das 1994–1995 entwickelt und 2001–2002 überarbeitet, Berichtswesen. --- 22 --- --- 23 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 QUANTITATIVE INDIKATOREN --- 24 --- --- 25 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE KRITERIUM 1: ERHALTUNG UND ANGEMESSENE VERBESSERUNG DER WALDRESSOURCEN UND DEREN BEITRAG ZU GLOBALEN KOHLENSTOFFKREISLÄUFEN DIESES KRITERIUM FOKUSSIERT AUF DIE ENTWICKLUNG UND DEN ZUSTAND DER WALDFLÄCHEN UND DES HOLZVORRATES sowie auf deren Beitrag zu globalen Kohlenstoff- kreisläufen als wichtige Aspekte von Nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Der österreichische Wald stellt eine bedeutende Kohlenstoffsenke dar, d. h. er bindet bei seinem Wachstum sehr große Mengen an Kohlenstoff. Ausschlaggebend für das Potential zur Bindung von Kohlenstoff sind die Waldfläche, der Holzvorrat und die Altersstruktur bzw. die Durchmesserverteilung. Sowohl Waldfläche als auch Holzvorrat nehmen seit Jahr zehnten zu, bei der Altersstruktur zeigt sich eine Verschiebung der Vorratsverteilung hin zu höheren Wuchs klassen. Im Hinblick auf den Klimawandel ist dies eine positive Entwicklung. --- 26 --- --- 27 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE INDIKATOR 1.1: Naturkatastrophen die Flächenverschiebung. Die neuen bestockte Fläche als Wald, also auch Parks und Gärten WALDFLÄCHE Waldflächen stocken zu 60% auf ehemals landwirschaft- und jede Fläche ohne Bestockung bzw. mit gerin- lich genutzten Flächen, wie Almen, Weiden und Mäh ger Überschirmung, wie zum Beispiel Schläge oder wiesen und zu etwa einem Drittel auf Extremstandorten Forstwege, nicht als Wald ausgeschieden wird. Um Wald ist in unserer Gesellschaft ein Land- dem 42% der Gesamtfläche mit Wald und ihm gleich- und Naturflächen, wie Rutschflächen, Nass- und Moor- die Waldflächen entsprechend der Walddefinition des schaftselement, das stetig an Bedeutung gewinnt. Dies gestellte Flächen (176 Mio. ha – Stand 2010) bedeckt standorte, Schutt- und Schotterflächen, Blockhalden und Forstgesetzes zu deklarieren, wurde unter Zuhilfenahme zeigt sich einerseits in einer zunehmenden Waldfläche in sind. Seit der ersten Inventur (ÖFI 1961) kann eine Böschungen. Die übrigen Neuwaldflächen sind ehemali- eines Höhenmodells (Auflösung 10 Meter), diverser Österreich als auch im steigenden Stellenwert, den Wald ständige Zunahme der Waldfläche in Österreich fest ge Bergbauflächen, Deponien und sonstige Flächen. Orthophotos (Auflösung 25 Zentimeter) und topogra- in der Bevölkerung einnimmt. Auch die Tatsache, dass gestellt werden. Im Vergleich zur ersten Inventurperiode fischem Kartenmaterials (1:50.000; ÖK50) die Karte Wald und dessen nachhaltige Nutzung bei gleichzeitiger 1961/70 hat die Waldfläche bis heute um 300.000 ha ÖSTERREICHISCHE WALDKARTE manuell nachgearbeitet. Erhaltung aller sozialen, ökonomischen und ökologi- zugenommen. Allerdings nimmt die Geschwindigkeit schen Funktionen ein immer größer werdendes Thema der Zunahme langsam ab. So verlangsamte sich Mit Hilfe von Methoden der Fernerkundung und Anwendung findet die Waldkarte als Ausgangsdatensatz, in Österreich, in der EU und weltweit ist, demonstriert die Waldflächenzunahme seit 1992 von 7.700 ha unter Einbeziehung der ÖWI Daten wurde 2007 am um weitere forstliche Attribute wie Baumartenmischun- dessen Wichtigkeit. (ÖWI 1992/96) auf 5.100 ha (ÖWI 2000/02) Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für gen, Schlagflächen und Vorrat zu kartieren. Des Weite- mittlerweile auf 4.300 ha pro Jahr (Abb. 2). Wald, Naturgefahren und Landschaft eine bundesweit ren können Bereiche von Wäldern mit Schutzfunktion Die Österreichische Waldinventur (ÖWI) wird seit flächendeckende Waldkarte produziert und weiter- leichter beurteilt oder auch Habitatmodelle erstellt den 1960er Jahren durchgeführt und erfasst Daten, die Die Flächenveränderung ist nur teilweise auf mensch entwickelt (Abb. 3). Dabei wurden die Ergebnisse der werden, die für die Wiederansiedelung bestimmter sowohl die Beurteilung des Waldzustandes als auch liche Eingriffe wie Neuaufforstungen oder behördlich ÖWI (2000/02) mit den Satellitenbildern des Satel- Tierarten notwendig sind. Außerdem stehen für kleinere die Zustandsveränderungen erlauben. Laut der ÖWI genehmigte Rodungen zurückzuführen. Zu einem liten LANDSAT (Auflösung 30 Meter) verschnitten. Erhebungseinheiten, insbesondere für Bezirksforst 2007/09 beträgt die Waldfläche in Österreich 3,99 Mio. deutlich größeren Teil beeinflussen der Wald selbst, Die automatisierte Fernerkundung kann jedoch nur inspektionen, genauere Ergebnisse zur Waldfläche zur Hektar (ha) Wald, das entspricht 47,6 % der g esamten der natürlichen Sukzession folgend (vor allem im die Landbedeckung erfassen. Das bedeutet, dass jede Verfügung, als sie die ÖWI bislang bereitstellen konnte. Staatsfläche. Dies liegt über dem EU-Durchschnitt, bei Sinne des Randlinieneffektes), sowie kleinflächige Österreichische Waldkarte Entwicklung der Waldfläche in Mio. Hektar/Anteil an der Gesamtfläche in Prozent Wald Relief 3,99 3,96 3,92 3,88 3,86 3,80 3,75 3,69 3,40 Bewaldungsprozent 44,0 % 44,8 % 46,0 % 46,2 % 46,8 % 47,2 % 47,6 % 3,00 1961 1971 1981 1986 1990 1996 2002 2010 Abbildung 2 | Quelle: ÖWI 2007/09, BFW 2014 Abbildung 3 | Quelle: BFW 2014 --- 28 --- --- 29 ---
NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH NACHHALTIGE WALDWIRTSCHAFT IN ÖSTERREICH ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 ÖSTERREICHISCHER WALDBERICHT 2015 KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE KRITERIUM 1: WALDRESSOURCEN & GLOBALE KOHLENSTOFFKREISLÄUFE ÖSTERREICHISCHE WALDINVENTUR Die Österreichische Waldinventur ist das umfang- den ökologischen Fragestellungen Rechnung zu tragen reichste Monitoringsystem im österreichischen Wald. wurden in der Inventurperiode 1992/96 Parameter zur Die Arbeitsschwerpunkte sind die Organisation und Erfassung der Biodiversität, der Schutzwaldwirkung, und Durchführung der Felderhebungen, die wissenschaftli- der erweiterten Nachhaltigkeit hinzugefügt. Des Weite- che Aufbereitung und Auswertung der Daten sowie die ren wurde die Inventur auch in ÖWI (Österreichische Anlagen von Datenbanken. Des Weiteren ist es Aufgabe Waldinventur) umbenannt. Bei der ÖWI 2000/02 wur- des Instituts für Waldinventur Präsentationen, Dar- den die Parameter dahingehend überarbeitet, Aussagen stellungen und Interpretation der Daten sowie deren auf nationaler Ebene zu den gesamteuropäischen Krite- Publikation zu bewerkstelligen und statistische Auswer- rien und Indikatoren für nachhaltige Waldbewirtschaf- tungsalgorithmen zu entwickeln. tung gemäß der Dritten Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (Lissabon, 1998) zu ermöglichen. Ziele der Waldinventur ÖWI 2007/09 Aufgabe der Österreichischen Waldinventur ist die laufende Beobachtung des Waldzustandes unter beson- Bei der ÖWI 2007/09 wurden neben den klassischen derer Berücksichtigung der Zustandsveränderungen. Inventurergebnissen weitere Aspekte wie Nachhaltig- INDIKATOR 1.2: Diese Zielsetzung stellt hohe Ansprüche an die Objek- keit, Biomasse, Biodiversität und Schutzwirkung des HOLZVORRAT tivität, die Genauigkeit und die Nachvollziehbarkeit der Waldes verstärkt berücksichtigt. Besondere Bedeutung Erhebungen. Die Erhebungen und Ergebnisse dienen als kommt den Inventurdaten im Rahmen von Österreichs Entscheidungshilfe für die Waldpolitik und Forstpraxis Berichterstattungspflichten zu internationalen Prozes- Der Holzvorrat hat in Österreichs Wäldern Vorratsentwicklung und sind Datengrundlage für vielfältige wissenschaftli- sen wie UNFF10, FOREST EUROPE, UNFCCC11 und mit 1,135 Milliarden Vorratsfestmetern im Ertragswald Vorratsentwicklung (in Mio. Vfm) seit 1961 che Projekte. dem Kyoto-Protokoll12 zu. In diesem Zusammenhang einen neuen Rekord erreicht (Abb. 4). wird den Harmonisierungsbestrebungen auf internatio- 1.200 ENTWICKLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN naler Ebene Rechnung getragen und die Waldfläche und Insgesamt ist der Gesamtvorrat ebenso wie die Waldflä- 1.135 1.095 WALDINVENTUR der Holzvorrat auch nach Definition der FAO erhoben. che seit Beginn der Waldinventuren einem stetigen Auf- wärtstrend unterworfen. Österreichweit und über alle 1.050 Anfangs lag das Hauptaugenmerk der Österreichischen Eigentumsarten hinweg hat der Vorrat in den letzten 40 972 Forstinventur (ÖFI 1961/70) auf der objektiven Erfas- Jahren um 13 Vorratsfestmeter (Vfm) pro Hektar zuge- 934 988 sung der Waldfläche, des Holzvorrates, des Zuwachses nommen. Tabelle 1 zeigt die aktuellen Vorräte getrennt 900 und der Nutzung. Bei der ÖFI 1971/80 wurden darüber nach Betriebsarten. Der durchschnittliche Hektarvorrat hinaus Merkmale erhoben, die einen besseren Einblick beträgt in Österreich 337 Vfm/ha. 780 827 in die innere Struktur des Waldes ermöglichen, wie 750 z. B. Bestandesmängel, Pflegemaßnahmen, Hiebsreife, Da sich diese Veränderungen auch auf der H ektarbasis Altersstufe, Oberhöhe und Standortmerkmale. Bei der zeigen ist die Vorratszunahme nicht nur durch die ÖFI 1981/85 und 1986/90 wurde durch Einrichtung Flächenzunahme bedingt, sondern auch durch dichtere 600 ÖFI ÖFI ÖFI ÖFI ÖFI ÖFI ÖFI von Dauerprobeflächen das Schwergewicht auf die Bestände und einen deutlichen Anstieg im Starkholz 61/70 70/80 81/85 86/90 92/96 00/02 07/09 Ermittlung von Zustandsveränderungen gelegt. Um bereich (Abb. 5). Die höheren Stammzahlen führen zu Abbildung 4 |Quelle: BFW 2013 – ÖWI 2007/09 instabileren Beständen, sowie zu einem Anstieg der Die Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur 2007/09 sind im Internet abrufbar unter: http://www.waldinventur.at Mortalität. Daher gibt es seit Jahren Bemühungen der Kleinwald um 20 Vfm/ha weniger Vorrat als in der Holzmobilisierung vor allem im Kleinwald. Periode ÖWI 2000/02 gebildet und im Großwald (Be- triebe) sowie bei der Österreichischen Bundesforste AG 10) United Nations Forum on Forests: http://www.un.org/esa/forests/about.html 11) United Nations Framework Convention on Climate Change: http://www.unfccc.int Anhand der ÖWI 2007/09 lässt sich erkennen, dass (ÖBf) kam es sogar zu einer Verringerung des Vorrats 12) Kyoto-Protokoll: http://unfccc.int/kyoto_protocol/items/2830.php dies in der letzten Periode geglückt ist. So wurde im (−2,4 und −4,4 Vfm/ha). --- 30 --- --- 31 ---
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