Nairobi - Kenia, Äthiopien, Burundi, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda - DAAD

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Nairobi - Kenia, Äthiopien, Burundi, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda - DAAD
Nairobi

        Kenia, Äthiopien,
       ­Burundi, Ruanda,
     ­Südsudan, Tansania
          und Uganda
Nairobi - Kenia, Äthiopien, Burundi, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda - DAAD
Nairobi

         Die Corona-Krise verändert den
                 Blick auf Afrika

                       Beate Schindler-Kovats
                       leitet die DAAD-Außenstelle Nairobi seit August 2019. Die Außen­
                       stelle ist für Kenia, Tansania, Ruanda, Uganda, Burundi, Südsudan
                       und Äthiopien zuständig.

Der afrikanische Kontinent ist gemessen an den offiziellen Infektionszahlen im Corona-Jahr ver-
gleichsweise gut durch die Krise gekommen. Dennoch droht Ostafrika wegen der Pandemie,                         29
­aufgrund einer Heuschreckenplage, Überschwemmungen in Folge des Klimawandels und der wirt-
 schaftlichen Krise eine Hungersnot. Für die Bildungssysteme bedeutet die drohende Rezession,
 dass eine neue Finanzstrategie für private wie öffentliche Einrichtungen entwickelt werden muss.
 ­Corona regt aber auch ein Umdenken an und setzt Innovationen frei.

ARMUT UND HUNGER SIND SCHLIMMER                              an Corona gestorben. Gründe für die vergleichs-
ALS CORONA                                                   weise niedrigen Zahlen sind die hohe Dunkel-
                                                             ziffer, weil es in vielen Regionen keine Melde-
Die schlimmen Befürchtungen für Afrika schei-                zahlen und wenig Testkapazitäten gibt, aber
nen sich ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie                 auch weil Regierungen bereits nach den ersten
nicht zu bestätigen. Die Todeszahlen haben                   Infektionszahlen mit frühen und strengen Lock-
nicht die erwarteten dramatischen Ausmaße an-                downs und restriktiven Maßnahmen reagierten.
genommen und die Zahl der schweren Verläufe                  Wissenschaftlerinnen und Forscher vermuten
ist deutlich niedriger als in Europa. Im Bezie-              zudem, dass die demografisch junge Bevölke-
hungsgeflecht hat Covid-19 in der öffentlichen               rung, die Lebensbedingungen im Freien mit
Wahrnehmung die sonst üblichen Rollen ins Ge-                weniger Mobilität und einer geringeren Bevölke-
genteil verkehrt: Europa, Asien und Nordameri-               rungsdichte sowie ein stabileres Immunsystem
ka sind zu Krisenherden geworden.                            aufgrund früherer Krankheiten und Seuchen die
                                                             Ausbreitung des Virus eindämmen.
Auf dem afrikanischen Kontinent leben 1.3 Mil-
liarden Menschen (17 Prozent der Gesamtbe-                   Ganz Ostafrika befindet sich seit März 2020
völkerung), bisher sind laut Angaben der World               im Lockdown. Es gibt Ausgangssperren, Flug-
Health Organisation (WHO) 107.000 Menschen1                  häfen wurden geschlossen, Ballungszentren

1 Stand Februar 2021
Nairobi - Kenia, Äthiopien, Burundi, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda - DAAD
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020            AFRIKA/NAHOST

     Pandemie in Kenia – Nationalparks ohne Besucher.
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     in Uganda, Ruanda und in Kenia sind monate-               Verschuldung in die Höhe treiben, sowie die
     lang unter Quarantäne gestellt. Bereits Ende              hohe Jugendarbeitslosigkeit waren bereits vor
     März hatten insgesamt 51 der 54 Länder Afri-              der Pandemie ein Problem.
     kas ihre Grenzen ganz oder teilweise geschlos-
     sen. Bildungseinrichtungen haben ihren Prä-               Durch die anhaltende Krise sind viele Jobs im
     senzbetrieb eingestellt. Die Angst vor einer              informellen Sektor weggebrochen, es gibt Ernte-
     nicht kontrollierbaren Covid-19-Pandemie ist              ausfälle, viele im Ausland lebende Migrantinnen
     groß, auch weil die Gesundheitssysteme in                 und Migranten haben ihre Einkünfte verloren
     vielen Ländern auch ohne Corona mangel-                   und können keine Geldtransfers mehr in ihre
     haft ausgestattet und überlastet sind. In Kenia           Heimatländer leisten.
     stehen für circa 50 Millionen Einwohnerin-
     nen und Einwohner nur 300 Notfallbetten zur               Aufgrund der hohen Staatsverschuldung kann
     Verfügung. Doch Community Health Workers,                 Afrikas Bevölkerung nicht mit Konjunktur-
     vielerorts weibliche Gesundheitsbeauftragte,              oder Beschäftigungsprogrammen rechnen. Der
     klären in Gemeinden und Slums auf und leis-               IWF hat im Frühjahr 77 der ärmsten Länder
     ten Vorsorge.                                             eine Stundung der Schulden gewährt, damit
                                                               Mittel für die Bekämpfung der Pandemiefolgen
     Wirtschaftlich und sozial treffen die Auswir-             frei werden. Internationale Geldgeber unter-
     kungen der Corona-Krise den Kontinent hart.               stützen mit milliardenschweren Hilfspaketen,
     Die Weltbank prognostizierte für 2020 ein Wirt-           viel Geld versickert aber in korrupten Struk-
     schaftswachstum für Subsahara-Afrika, nun                 turen und kommt nicht immer dort an, wo es
     droht den afrikanischen Ländern wegen feh-                gebraucht wird. Ein Hoffnungsschimmer ist die
     lender Exporteinnahmen und Einbrüchen im                  kürzlich von der African Union (AU) beschlos-
     Tourismusgeschäft eine Rezession. Der Ver-                sene Freihandelszone, die – gut umgesetzt –
     fall der Öl- und Rohstoffpreise und die schwä-            Hunger und Armut auf dem Kontinent verrin-
     cheren Währungen, die die Kosten für die                  gern könnte.
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Politische Machtkämpfe spielen sich vor dem        Zivilgesellschaft und Medien, deren Handlungs-
Hintergrund der Pandemie ab, dabei geraten         spielräume in vielen Ländern bereits vor der
demokratische Errungenschaften unter Druck.        Pandemie eingeschränkt waren.
Wahlen fanden 2020 inmitten der Krise in Bu-
rundi und Tansania statt, beide Länder haben
die Gefahren des Virus verharmlost und Präven-     BILDUNGSNOTSTAND MIT LANGFRISTIGEN FOLGEN
tivmaßnahmen schon früh gelockert. Tansania
wurde als Corona-frei erklärt, Bildungseinrich-    Die Pandemie verschärft die ohnehin schon an-
tungen im Juni geöffnet, internationaler Touris-   gespannte Bildungssituation in Afrika und hat
mus wieder erlaubt.                                langfristig negative Folgen auf eine ganze Schü-
                                                   ler- und Studierendengeneration. Regierungen
Burundis Präsident Nkurunziza ignorierte das       in Ostafrika haben Bildungseinrichtungen mit
Virus aus Wahlkampfgründen, gewann die Wahl        sehr geringer Vorwarnung geschlossen. Die lan-
im Mai und verstarb im Juni an den Folgen von      desweiten Schul- und Universitätsschließungen
Covid-19. In Äthiopien wächst die Kritik an der    trafen Lehrende, Lernende und Eltern im März
Regierung, die die Wahlen wegen der Pandemie       2020 unvorbereitet.
auf unbestimmte Zeit verschoben hat. In der
Folge entzündete sich auch deshalb der militäri-   Genauso unerwartet verkündete der kenianische
sche Konflikt zwischen der Zentralregierung in     Bildungsminister kurzfristig die Wiedereröffnung
Addis Abeba und der Region Tigray neu.             aller Schulen in den ersten Januartagen 2021. Das
                                                   hatte seinen Grund nicht nur in bildungspoliti-
Innenpolitisch ist die Lage in vielen Ländern      scher Besorgnis: In den neun Monaten ohne re-
explosiv, mit der Verarmung wachsen soziale        gelmäßigen Schulbetrieb stießen Eltern finanziell        31
Unzufriedenheit und politische Wut. Beobachte-     und sozial an ihre Grenzen, gab es viele vernach-
rinnen und Beobachter befürchten für Kenia im      lässigte Kinder, denen Essen und Versorgung in
Vorfeld der Wahlen 2022, dass sich Frustration     den Internaten fehlte. Auch die Zahl der Schwan-
und Aggression entladen und ethnische Konflik-     gerschaften unter Teenager stiegen stark an.
te wie 2007 und 2017 geschürt und neu aufbre-
chen könnten.                                      Während Schulen wieder öffneten, blieb der Lehr-
                                                   betrieb in Präsenz an Hochschulen mit Ausnahme
Es gibt wenig Vertrauen in die Regierungen,        von Tansania weiter eingeschränkt. Onlinelernen
die Krise zu bewältigen, damit ist der Nährbo-     konzentriert sich hauptsächlich auf Master- und
den für Extremismus und Verschwörungstheo-         PhD Programme, während Studierende in Bache-
rien bereitet. Die Restriktionen treffen auch      lorstudiengängen außen vor blieben.

                                                                             University of Nairobi (UON).
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     Weiterhin stehen Hochschulen vor der Herausfor-                            AFRIKANISCHE STUDIERENDE WELTWEIT
     derung, virtuelle Lernangebote für Tausende von                            AM MOBILSTEN
     Studierende einzuführen und ihre Betriebsausga-
     ben zu sichern. Bei sinkenden Staatseinnahmen                              Einer Studie zur internationalen Mobilität von
     kürzen Regierungen Ausgaben für die Bildung,                               Campus France zufolge sind Studierende aus
     wegbrechende Einnahmen bedrohen private Bil-                               Subsahara-Afrika mit Abstand die mobilsten der
     dungseinrichtungen in ihrer Existenz. Die Debatte                          Welt, etwa 5 Prozent – der globale Durchschnitt
     um die Erhöhung der Studiengebühren an Hoch-                               liegt bei 2,4 Prozent – der 8,1 Millionen Studie-
     schulen hat durch die Pandemie neuen Auftrieb                              renden hat im Ausland studiert.2 Europa punktet
     bekommen. In Kenia haben öffentliche und private                           als Zielregion mit jahrhundertelanger Universi-
     Universitäten nach jahrelangem Streit mit dem Bil-                         tätstradition, einem sicheren Umfeld, exzellen-
     dungsministerium das Parlament um Zustimmung                               ter Forschungslandschaft, Mobilitätsprogram-
     zur Verdoppelung der Studiengebühren gebeten.                              men und beruflichen Möglichkeiten. Gastländer
                                                                                wie China, die Türkei, Malaysia, Kanada, Indien
     Die Auswirkungen von Covid-19 hat die digitale                             und Saudi-Arabien sind in den letzten Jahren je-
     Kluft und soziale Ungleichheit zwischen der Elite                          doch attraktiver geworden.
     und den weniger Begünstigten noch sichtbarer ge-
     macht: Lernende aus sozial schwachen Familien                              Mit Blick auf die demografische Entwicklung
     und in ländlichen Gebieten haben keinen Zugang                             und eine rasant wachsende Studierendenpo-
     zur Fernlehre. Bildungsprogramme in Fernse-                                pulation wird Subsahara-Afrika auch künftig
     hen und Radio, die viele Regierungen schnell ins                           ein Zielgebiet sein, um internationale Studen-
     Leben riefen, können nur jene nutzen, die über                             tinnen und Studenten anzuwerben – mit und
32   einen Fernseher oder ein Funkgerät verfügen. Di-                           ohne Stipendien. Die Gründe für das Auslands-
     gitale Angebote stehen nur mit stabilem Internet                           studium liegen auf der Hand: Afrika kann die
     und zuverlässiger Stromversorgung zur Verfügung.                           steigende Nachfrage nach Bildung quantitativ

     2 https://ressources.campusfrance.org/publications/chiffres_cles/en/chiffres_cles_2020_en.pdf

     E-Learning in Afrika
     Das E-Learning-Afrikanetzwerk veröffentlich-                               Trotz aller Probleme sind 50 Prozent der Be-
     te im September Ergebnisse einer Umfrage, für                              fragten der Meinung, dass Covid-19 neue Mög-
     die 1.650 Befragte aus 52 Ländern Afrikas zu den                           lichkeiten für Bildungssysteme, insbesondere
     Auswirkungen von Covid-19 auf die Bildungs-                                bei der Digitalisierung bringen kann. Sie sehen
     situation interviewt wurden. Lernende nannten                              dabei die Beteiligung des privaten Sektors posi-
     als Nachteile des Lockdowns der Bildungsein-                               tiv, besonders die Zusammenarbeit mit Tele-
     richtungen fehlenden Zugang zu ­Technologie,                               kommunikationsunternehmen, die kostenlose
     ungeeignete Lernumgebung zu Hause und                                      Datenzugänge anbieten, ebenso die Rolle von
     mangelnde Lernmaterialien. Lehrende beklag-                                Radio und Fernsehen, die online Programme
     ten, dass sie nicht gut genug für die didaktische                          bereitstellen.
     Gestaltung und zur technischen Umsetzung von
     Onlineprogrammen ausgebildet seien. Auch sie                                          www.elearning-africa.com/reports_
     litten unter mangelnder Infrastruktur: Elektrizi-                                     surveys_Covid19.php
     tät, Konnektivität, geeignete Lernmaterialien,
     Fernseh- und internetfähige Geräte.
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Nairobi

Wissenschaft in Afrika im Aufwind
Der Anteil afrikanischer Wissenschaftlerinnen      Schwächen in Sprach-, Ingenieur- und Natur-
und Forscher und ihre Zitationen in weltweiten     wissenschaften. Die Studie betont, dass es zwar
Publikationen steigt. Das liegt daran, dass es     wichtig sei, die MINT-Felder zu stärken, die
mehr Forschungsförderung gibt und an einem         größte Herausforderung jedoch in den Sozial-
besseren Verständnis der Forschungslandschaft      wissenschaften läge, insbesondere in der Regie-
in Afrika. Einer bibliometrischen Analyse des      rungsführung. Positiv bewertet die Studie die
Centre for Research on Evaluation, Science         Zusammenarbeit zwischen Forscherinnen und
and Technology (CREST) der Universität Stel-       Wissenschaftlern aus Afrika mit Partnern welt-
lenbosch gemäß stieg die Zahl der Forschungs-      weit. Die Daten zeigen insbesondere eine wach-
publikationen von 11.000 im Jahr 2000 auf          sende Kooperation mit China.
fast 70.000 im Jahr 2018. Die Studie kommt zu
dem Ergebnis, dass afrikanische Wissenschaft              www.universityworldnews.com/post.
Stärken in Religionswissenschaften, Agrar-                php?story=20210112144237619
wissenschaften und Geowissenschaften zeigt,

und qualitativ nicht bedienen, ein Abschluss       Internationalisierungsstrategie, Studierende
einer ausländischen Hochschule zählt in der        nach Kenia, Uganda und Tansania zu senden,
Regel immer noch mehr als der einheimische.        unterstützt unter anderem vom DAAD Drittland-          33
Außerdem ist das Studium mit anschließendem        stipendienprogramm, das den regionalen Aus-
Jobangebot im Ausland ein legaler Weg in eine      tausch fördert.
bessere Zukunft, begünstigen nationale und glo-
bale politische und wirtschaftliche Krisen, dass
die junge Generation abwandert.                    DIE DAAD-ARBEIT IM LOCKDOWN

Auch die regionale Mobilität spielt eine im-       Die Corona-Krise hat wie überall auch bei der
mer stärkere Rolle: Südafrika mit seinen           Außenstelle Nairobi die Jahresplanung vor gro-
hochgerankten Hochschulen zieht afrika-            ße Herausforderungen gestellt. Mit dem Lock-
nische Studierende der Nachbarländer und           down ab März ebbte von heute auf morgen der
aus Ostafrika an. Umgekehrt verfolgt das           Besucherverkehr ab, musste die Arbeit auf di-
südafrikanische Hochschulministerium die           gitale Formate und Kommunikation umgestellt

                                                                            Informationsveranstaltungen
                                                                            und Auswahlgespräche müs-
                                                                            sen auch in Nairobi online
                                                                            abgehalten werden.
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     ­Gestern ­Stipendiatin – ­heute ­DAAD-Mitarbeiterin

                                                                wurde danach als PhD-Stipendiatin im Surplace­
                                                                Programm in Kenia an der Daystar Universität
                                                                gefördert. Es ist nicht die erste Rekrutierung
                                                                einer DAAD-Stipendiatin als Mitarbeiterin.
                                                                Seit 2019 ist die ehemalige Helmut-Schmidt-Pro-
                                                                gramm-Stipendiatin Vivian Magero für das DAAD
                          Christine Wandolo,                    Surplace-/Drittlandstipendienprogramm an der Au-
           ­Mitarbeiterin der ­DAAD-Außenstelle in Nairobi.     ßenstelle in Nairobi zuständig, ebenso wie Elisa-
                                                                beth Waithaka, Absolventin des Masterstudien-
     In eigener Sache freut sich die DAAD-Außenstel-            gangs German Studies, die seit 2018 im Team der
     le Nairobi über die neue Mitarbeiterin Christine           Außenstelle ist. Beide Kolleginnen kennen den
     Wandolo, die im Oktober 2020 die Marketing-                DAAD als Geförderte und haben nun „die Sei-
     aufgaben, PR und Medien übernommen hat. Sie                ten“ gewechselt. Das Thema Nachhaltigkeit der
     hat als EPOS-Stipendiatin ihren Master in Media            Förderung mit Berufsperspektiven zeigt sich in
     Studies an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg/                 diesen erfolgreichen Karrieren in einer idealen
     Deutsche Welle Akademie abgeschlossen und                  Win-win-Situation.

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     werden. Das Büro blieb während des gesamten                zur Gründung einer „Ostafrikanisch-Deutschen
     Jahres geöffnet, das Team wechselte im Rota-               Hochschule für angewandte Wissenschaften“
     tionsprinzip ins Homeoffice, tauschte sich aber            machte keine Fortschritte.
     auch auf Distanz regelmäßig aus.
                                                                Andererseits brachte die Außenstelle auch
     Die Außenstelle entwickelte eine Reihe von                 neue Programme auf den Weg: Für den Ger-
     Webseminaren für die Region. Sprechstunden,                man Studies Masterstudiengang an der Universi-
     Information und Beratung fanden online, per                tät Nairobi konnten zehn DAAD-Stipendien für
     E-Mail oder telefonisch statt. Auch Stipendia-             den Start im Oktober ausgewählt werden. Ein
     tinnen und Stipendiaten wurden digital aus-                Training für die Surplace- und Drittlandstipen-
     gewählt. Kurzfristig musste die Außenstelle                diaten zur Vermittlung von digitalen Kennt-
     23 Auswahlprozesse mit sechszehn Institutio-               nissen und Kompetenzen fand mit interakti-
     nen im Surplace-/ Drittlandstipendienprogramm              ven virtuellen Phasen für 196 Studierende aus
     in Kenia, Sudan, Tansania, Uganda und Äthio-               Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Sudan,
     pien im April virtuell organisieren. Partner und           Malawi, Mauritius, Namibia, Südafrika, Ghana,
     Gutachterinnen haben die Herausforderung                   Nigeria, Burkina Faso, Senegal und Benin er-
     sehr engagiert und positiv angenommen, so                  folgreich online statt. Eine Digitalisierungspau-
     dass alle Auswahlen fristgerecht abgeschlossen             schale, die der DAAD in den BMZ-geförderten
     werden konnten.                                            Stipendienprogrammen gewährte, half bei den
                                                                Unkosten des Onlinestudiums.
     Projektaktivitäten, Fortbildungsangebote und
     Alumni-Seminare fanden im Berichtsjahr we-                 Nach einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfs-
     gen der eingeschränkten Mobilität kaum statt.              werks UNHCR bedroht die Coronavirus-Pande-
     Partnern und Alumni gelang es nicht, ihre ge-              mie einmal mehr die Ausbildung von Millionen
     planten Maßnahmen schnell und flexibel auf                 Flüchtlingen und damit massiv deren Zukunfts-
     digitale Formate umzustellen. Auch das Projekt             chancen. Mit dem neuen, vom Auswärtigen Amt
Nairobi

geförderten Stipendienprogramm Leadership                          AU in Addis Ababa im Februar betont. Ein Han-
for Africa (LfA) schließt der DAAD eine Lücke                      delsabkommen stand auf der Agenda, aber auch
und fördert Bildungschancen für Geflüchte-                         eine Anschlussveranstaltung zur Konferenz
te aus Afri­ka. Zum Programmstart 2020 ist aus                     „­Investing in people, by investing in higher educa-
den Pilot­ländern mit hohen Flüchtlingszah-                        tion and skills in Africa“ 2019 in Brüssel. Wegen
len Kenia, Uganda, Äthiopien und Sudan die                         der Pandemie musste der Gipfel verschoben
beachtliche Anzahl von 507 Bewerbungen für                         werden, wie so vieles andere auch: der Global
ein Masterstudium mit Begleitprogramm in                           ­Learning Council Summit (GLC) in Nairobi wur-
Deutschland eingegangen. Die sehr gute Quali-                       de kurzfristig abgesagt, ebenso das New Einstein
tät der Bewerbungen lässt erwarten, dass mit                        Forum (NEF) sowie hochrangige Delegationen
dem Programm künftige Führungskräfte für ver-                       der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG),
antwortungsvolle Positionen zur Weiterentwick-                      der Humboldtstiftung (AvH) und des DAAD.
lung ihrer Länder qualifiziert werden können.
                                                                   Aber es gab auch ein besonderes Highlight: Kurz
Zur Implementierung von qualitativ hochwer-                        vor dem Lockdown fand im Februar der mehr-
tigem Onlinelernen mit Lernunterstützung in                        tägige Staatsbesuch von Bundespräsident Stein-
Flüchtlingsgemeinschaften wurde das „­African                      meier mit einer Delegation, darunter DAAD-­
University Network for Higher Education in                         Präsident Professor Joybrato Mukherjee, in Kenia
Emergencies“ ins Leben gerufen. Die DAAD-Au-                       und im Sudan statt (siehe S. 25 und 37).
ßenstelle Nairobi ist Partner im Netzwerk, eben-
so Mitglied einer Task Force, zu der das keniani-
sche Bildungsministerium internationale Partner                    AUSBLICK
im Hochschulbereich eingeladen hat. Die Task                                                                              35
Force organisierte 2020 drei virtuelle Konferen-                   Für internationale Kooperationen und akademi-
zen, die sich mit strategischen Fragen zur Digita-                 sche Mobilität ist zu erwarten, dass sich afrika-
lisierung, den Covid-Folgen auf Bildung und zur                    nische Hochschulen und Forschungseinrich-
Qualität der universitären Ausbildung befassten.                   tungen stärker an Partnerländern orientieren,
                                                                   die sich im Krisenmanagement bewährt haben.
2020 sollte ein EU-Afrika-Jahr mit einem ge-                       Das Bild Deutschlands ist dabei positiv besetzt.
planten Gipfeltreffen werden. Das Versprechen                      Zugleich diskutieren Stakeholder einen inner-
auf eine Partnerschaft auf Augenhöhe hatte                         afrikanischen Ansatz für Internationalisierung
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bei                        und Wissensaustausch. Einige sehen die Pande-
ihrem zweiten Besuch seit Amtsantritt bei der                      mie als Chance, bestehende Ungleichgewichte

DAAD-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee (4.v.r.) besucht im Februar 2020 die DAAD-Außenstelle in Nairobi.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020                AFRIKA/NAHOST

36

     Nairobi, Kenia , 12. April 2020: Der Mt. Kilimanjaro ist zu früher Stunde hinter der Skyline der Metropole zu sehen, da sich die
     Luftverschmutzung durch die COVID-19-Pandemie verringert hat.

     in globalen akademischen Partnerschaften zu                            Afrikanische Hochschulpartner haben verstan-
     korrigieren und verstärkt auf regionale inner­                         den, dass Onlinebildung ein globales Phäno-
     afrikanische Mobilität zu setzen – nicht nur                           men und nicht nur eine Notlösung ist und sehen
     von Studierenden, sondern auch von Lehrkräf-                           virtuellen Austausch von Wissen und qualitativ
     ten und flankiert durch Forschungskooperatio-                          hochwertiges digitales Lernen auch als Chan-
     nen und Technologieaustausch.                                          ce. So kann Covid-19 Innovationen beschleuni-
                                                                            gen, denn die Pandemie hat die Universitäten
     Digitalisierung wird für die Entwicklung von                           ­gezwungen, Strategien und Lösungen zu ent-
     Curricula sowie bei der Implementierung von                             wickeln und ihre Angebote durch innovative
     entsprechenden Lehr- und Lernformaten be-                               Ansätze zugänglich zu machen. Digitalisierung
     ziehungsweise beim Aufbau von elektroni-                                und Onlinelernen sind auf die politische Agenda
     schen Bibliotheken eine große Rolle spielen.                            gerückt.
Nairobi

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht Kenia
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier be-                     Den DAAD-Präsidenten beeindruckte, dass er
suchte vom 23. bis 26. Februar 2020 Kenia. Be-                  bei seinem mehrtägigen Besuch in Nairobi im-
gleitet hat ihn eine Delegation aus Parlamentari-               mer wieder auf das große, aktive Netzwerk von
erinnen, Vertretern der Wirtschaft, Kultur, Sport               DAAD-Alumni traf, darunter viele in Führungs-
und Bildung, darunter DAAD-Präsident Prof.                      positionen an Hochschulen, in Wirtschafts-
Joybrato Mukherjee.                                             unternehmen und Politik. Nicht nur Alumni,
                                                                auch Studierende und Lehrende von Hoch-
Weithin sichtbar wurde die Arbeit des DAAD in                   schulen in Nairobi diskutierten engagiert mit
Ostafrika in einer Posterausstellung am Kiambu                  Prof. ­Mukherjee an der Kenyatta University zur
Institute of Science and Technology (KIST) in                   Zukunft der afrikanisch-deutschen Zusammen-
Nairobi. Bundespräsident Frank-Walter Stein-                    arbeit im Hochschulbereich. Das Konferenzzen-
meier, der kenianische Staatspräsident Uhuru                    trum der Universität Kenyatta war bis auf den
Kenyatta, Vizepräsident William Ruto (DAAD-                     letzten Platz besetzt, viele mussten bei hoch-
Alumnus) und Bildungsminister George Magoha                     sommerlichen Temperaturen die Veranstaltung
(DAAD-Alumnus) sprachen mit DAAD-Partnern,                      im Freien verfolgen.
Geförderten und Alumni über Aktivitäten des
DAAD in der Region.                                             Ein Besuch am International Livestock Research
                                                                Institute (ILRI), das mit dem DAAD im For-
Beide Staatspräsidenten betonten in ihren Re-                   schungsbereich kooperiert, der Besuch an der
den die Wichtigkeit von Ausbildung und die                      DAAD Außenstelle und ein Abendessen mit
Schaffung von Arbeitsplätzen. Steinmeier stellte                Hochschulleitungen und befreundeten Organi-                 37
in Aussicht, Kenia verstärkt bei der beruflichen                sationen rundeten den Besuch des DAAD-Präsi-
Ausbildung und beim Aufbau eines Fachhoch-                      denten in Nairobi ab.
schulsystems zu unterstützen. „Deutsche Uni-
versitäten können Kenia beim Aufbau einer Uni-
versität für angewandte Wissenschaften helfen“,
sagte der Bundespräsident während einer ge-
meinsamen Pressekonferenz.

Kenias Präsident Uhuru Muigai Kenyatta und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen mit DAAD-Außenstellenleiterin
­Beate Schindler-Kovats und DAAD-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020   AFRIKA/NAHOST

                      Daten zum Bildungssystem Kenia

     562.521                          11,46 %                        655
      Anzahl der ­eingeschrie­benen   Immatrikulationsquote          Anzahl der Bildungs­ausländer
     ­Studierenden                                                   in Deutschland
      (alle ­Studienstufen)

     113                              2,66 %                         0,93 %
38

     Anzahl des wissenschaftlichen    Im Ausland ­Studierende        Anteil internationaler
     und künstlerischen Personals     ­(Anteil an Studierenden       ­Studierender
     in Deutschland                    ­gesamt)

     15.732
                                      Die beliebtesten Ziel­länder   Internationale ­Studierende
                                      für Studierende                im Land gesamt nach
                                                                     ­Herkunftsländern
     Im Ausland ­Studierende          1. USA/Vereinigte Staaten
     ­(Anzahl gesamt)                 2. Australien                  1. Tansania
                                      3. Großbritannien              2. Uganda
                                      4. Südafrika                   3. Somalia
                                      5. Kanada                      4. Ruanda
                                                                     5. Nigeria

     Alle verfügbaren DAAD-Ländersachstände, DAAD-Bildungssystemanalysen und D
                                                                             ­ AAD-Datenblätter
     alphabetisch nach Ländern sortiert finden Sie unter:

            www.daad.de/regionalinformationen
Nairobi

Tabelle 3: DAAD-Geförderte aus dem Ausland und aus Deutschland nach
­Herkunfts-/Zielland und Förderbereichen Kenia

A = Geförderte aus dem Ausland
D = Geförderte aus Deutschland                                                                                                                             Kenia
                                                                                                                                           A                  330
I. Individualförderung – gesamt
                                                                                                                                          D                    32
1. nach Status
                                                                                                                                           A                    2
    Studierende auf Bachelor-Niveau
                                                                                                                                          D                    18
                                                                                                                                           A                  116
    Studierende auf Master-Niveau
                                                                                                                                          D                    10
                                                                                                                                           A                  206
    Doktorandinnen und Doktoranden
                                                                                                                                          D                     2
                                                                                                                                           A                    6
    Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden)
                                                                                                                                          D                     2
2. nach Förderdauer
                                                                                                                                           A                    1
    < 1 Monat
                                                                                                                                          D                     7
                                                                                                                                           A                   17
    1–6 Monate
                                                                                                                                          D                    16
                                                                                                                                           A                  312
    > 6 Monate (Langzeitförderung)
                                                                                                                                          D                     9
                                                                                                                                           A                  399
II. Projektförderung – gesamt
                                                                                                                                          D                    46
1. nach Status
                                                                                                                                           A                   24
    Studierende auf Bachelor-Niveau                                                                                                                                   39
                                                                                                                                          D                    17
                                                                                                                                           A                  111
    Studierende auf Master-Niveau
                                                                                                                                          D                     8
                                                                                                                                           A                   31
    Doktorandinnen und Doktoranden
                                                                                                                                          D                     2
                                                                                                                                           A                  150
    Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden)
                                                                                                                                          D                    14
                                                                                                                                           A                   83
    andere Geförderte*
                                                                                                                                          D                     5
2. nach Förderdauer
                                                                                                                                           A                  251
    < 1 Monat
                                                                                                                                          D                    14
                                                                                                                                           A                   73
    1–6 Monate
                                                                                                                                          D                    25
                                                                                                                                           A                   75
    > 6 Monate (Langzeitförderung)
                                                                                                                                          D                     7
                                                                                                                                           A
III. EU-Mobilitätsprogramme – gesamt
                                                                                                                                          D
1. Mobilität mit Partnerländern
                                                                                                                                           A
    1. Erasmus-Studierendenmobilität (Auslandsstudium)
                                                                                                                                          D
                                                                                                                                           A
    2. Erasmus-Personalmobilität (Dozentinnen und Dozenten, sonstiges Personal)
                                                                                                                                          D
                                                                                                                                           A                  729
DAAD-Förderung – gesamt (I + II + III)
                                                                                                                                          D                    78

DAAD-Förderung – Geförderte A und D – gesamt                                                                                                                  807
*Personen in studienvorbereitenden Maßnahmen sowie projektbetreuendes Hochschulpersonal

In der Aufstellung der Geförderten des DAAD werden drei Förderbereiche unterschieden. In der Individualförderung unterstützt der DAAD schwerpunktmäßig Studierende
sowie Wissenschaftler und Hochschullehrer, die sich erfolgreich um ein DAAD-Stipendium beworben haben. In der Projektförderung finanziert der DAAD vornehmlich Pro-
gramme zur Förderung weltoffener Hochschulstrukturen. Als Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit vergibt der DAAD schließlich Fördermittel an Studie-
rende und Mitarbeiter von Hochschulen, die insbesondere akademische Mobilität ins europäische Ausland unterstützen (EU-Mobilitätsförderung). In der Programmlinie
Mobilität mit Partnerländern stehen aus dem Projekt 2018 keine Daten zur Verfügung, da aufgrund der Corona-Pandemie die Projektlaufzeit von Seiten der Europäischen
Kommission verlängert wurde (Voriger Zeitraum über 5.000 Personen). Das Projekt endet am 31.07.2021 und danach stehen erst aktuelle Daten zur Verfügung.
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