Nairobi - Kenia, Äthiopien, Burundi, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda - DAAD
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Nairobi Die Corona-Krise verändert den Blick auf Afrika Beate Schindler-Kovats leitet die DAAD-Außenstelle Nairobi seit August 2019. Die Außen stelle ist für Kenia, Tansania, Ruanda, Uganda, Burundi, Südsudan und Äthiopien zuständig. Der afrikanische Kontinent ist gemessen an den offiziellen Infektionszahlen im Corona-Jahr ver- gleichsweise gut durch die Krise gekommen. Dennoch droht Ostafrika wegen der Pandemie, 29 aufgrund einer Heuschreckenplage, Überschwemmungen in Folge des Klimawandels und der wirt- schaftlichen Krise eine Hungersnot. Für die Bildungssysteme bedeutet die drohende Rezession, dass eine neue Finanzstrategie für private wie öffentliche Einrichtungen entwickelt werden muss. Corona regt aber auch ein Umdenken an und setzt Innovationen frei. ARMUT UND HUNGER SIND SCHLIMMER an Corona gestorben. Gründe für die vergleichs- ALS CORONA weise niedrigen Zahlen sind die hohe Dunkel- ziffer, weil es in vielen Regionen keine Melde- Die schlimmen Befürchtungen für Afrika schei- zahlen und wenig Testkapazitäten gibt, aber nen sich ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie auch weil Regierungen bereits nach den ersten nicht zu bestätigen. Die Todeszahlen haben Infektionszahlen mit frühen und strengen Lock- nicht die erwarteten dramatischen Ausmaße an- downs und restriktiven Maßnahmen reagierten. genommen und die Zahl der schweren Verläufe Wissenschaftlerinnen und Forscher vermuten ist deutlich niedriger als in Europa. Im Bezie- zudem, dass die demografisch junge Bevölke- hungsgeflecht hat Covid-19 in der öffentlichen rung, die Lebensbedingungen im Freien mit Wahrnehmung die sonst üblichen Rollen ins Ge- weniger Mobilität und einer geringeren Bevölke- genteil verkehrt: Europa, Asien und Nordameri- rungsdichte sowie ein stabileres Immunsystem ka sind zu Krisenherden geworden. aufgrund früherer Krankheiten und Seuchen die Ausbreitung des Virus eindämmen. Auf dem afrikanischen Kontinent leben 1.3 Mil- liarden Menschen (17 Prozent der Gesamtbe- Ganz Ostafrika befindet sich seit März 2020 völkerung), bisher sind laut Angaben der World im Lockdown. Es gibt Ausgangssperren, Flug- Health Organisation (WHO) 107.000 Menschen1 häfen wurden geschlossen, Ballungszentren 1 Stand Februar 2021
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 AFRIKA/NAHOST Pandemie in Kenia – Nationalparks ohne Besucher. 30 in Uganda, Ruanda und in Kenia sind monate- Verschuldung in die Höhe treiben, sowie die lang unter Quarantäne gestellt. Bereits Ende hohe Jugendarbeitslosigkeit waren bereits vor März hatten insgesamt 51 der 54 Länder Afri- der Pandemie ein Problem. kas ihre Grenzen ganz oder teilweise geschlos- sen. Bildungseinrichtungen haben ihren Prä- Durch die anhaltende Krise sind viele Jobs im senzbetrieb eingestellt. Die Angst vor einer informellen Sektor weggebrochen, es gibt Ernte- nicht kontrollierbaren Covid-19-Pandemie ist ausfälle, viele im Ausland lebende Migrantinnen groß, auch weil die Gesundheitssysteme in und Migranten haben ihre Einkünfte verloren vielen Ländern auch ohne Corona mangel- und können keine Geldtransfers mehr in ihre haft ausgestattet und überlastet sind. In Kenia Heimatländer leisten. stehen für circa 50 Millionen Einwohnerin- nen und Einwohner nur 300 Notfallbetten zur Aufgrund der hohen Staatsverschuldung kann Verfügung. Doch Community Health Workers, Afrikas Bevölkerung nicht mit Konjunktur- vielerorts weibliche Gesundheitsbeauftragte, oder Beschäftigungsprogrammen rechnen. Der klären in Gemeinden und Slums auf und leis- IWF hat im Frühjahr 77 der ärmsten Länder ten Vorsorge. eine Stundung der Schulden gewährt, damit Mittel für die Bekämpfung der Pandemiefolgen Wirtschaftlich und sozial treffen die Auswir- frei werden. Internationale Geldgeber unter- kungen der Corona-Krise den Kontinent hart. stützen mit milliardenschweren Hilfspaketen, Die Weltbank prognostizierte für 2020 ein Wirt- viel Geld versickert aber in korrupten Struk- schaftswachstum für Subsahara-Afrika, nun turen und kommt nicht immer dort an, wo es droht den afrikanischen Ländern wegen feh- gebraucht wird. Ein Hoffnungsschimmer ist die lender Exporteinnahmen und Einbrüchen im kürzlich von der African Union (AU) beschlos- Tourismusgeschäft eine Rezession. Der Ver- sene Freihandelszone, die – gut umgesetzt – fall der Öl- und Rohstoffpreise und die schwä- Hunger und Armut auf dem Kontinent verrin- cheren Währungen, die die Kosten für die gern könnte.
Nairobi Politische Machtkämpfe spielen sich vor dem Zivilgesellschaft und Medien, deren Handlungs- Hintergrund der Pandemie ab, dabei geraten spielräume in vielen Ländern bereits vor der demokratische Errungenschaften unter Druck. Pandemie eingeschränkt waren. Wahlen fanden 2020 inmitten der Krise in Bu- rundi und Tansania statt, beide Länder haben die Gefahren des Virus verharmlost und Präven- BILDUNGSNOTSTAND MIT LANGFRISTIGEN FOLGEN tivmaßnahmen schon früh gelockert. Tansania wurde als Corona-frei erklärt, Bildungseinrich- Die Pandemie verschärft die ohnehin schon an- tungen im Juni geöffnet, internationaler Touris- gespannte Bildungssituation in Afrika und hat mus wieder erlaubt. langfristig negative Folgen auf eine ganze Schü- ler- und Studierendengeneration. Regierungen Burundis Präsident Nkurunziza ignorierte das in Ostafrika haben Bildungseinrichtungen mit Virus aus Wahlkampfgründen, gewann die Wahl sehr geringer Vorwarnung geschlossen. Die lan- im Mai und verstarb im Juni an den Folgen von desweiten Schul- und Universitätsschließungen Covid-19. In Äthiopien wächst die Kritik an der trafen Lehrende, Lernende und Eltern im März Regierung, die die Wahlen wegen der Pandemie 2020 unvorbereitet. auf unbestimmte Zeit verschoben hat. In der Folge entzündete sich auch deshalb der militäri- Genauso unerwartet verkündete der kenianische sche Konflikt zwischen der Zentralregierung in Bildungsminister kurzfristig die Wiedereröffnung Addis Abeba und der Region Tigray neu. aller Schulen in den ersten Januartagen 2021. Das hatte seinen Grund nicht nur in bildungspoliti- Innenpolitisch ist die Lage in vielen Ländern scher Besorgnis: In den neun Monaten ohne re- explosiv, mit der Verarmung wachsen soziale gelmäßigen Schulbetrieb stießen Eltern finanziell 31 Unzufriedenheit und politische Wut. Beobachte- und sozial an ihre Grenzen, gab es viele vernach- rinnen und Beobachter befürchten für Kenia im lässigte Kinder, denen Essen und Versorgung in Vorfeld der Wahlen 2022, dass sich Frustration den Internaten fehlte. Auch die Zahl der Schwan- und Aggression entladen und ethnische Konflik- gerschaften unter Teenager stiegen stark an. te wie 2007 und 2017 geschürt und neu aufbre- chen könnten. Während Schulen wieder öffneten, blieb der Lehr- betrieb in Präsenz an Hochschulen mit Ausnahme Es gibt wenig Vertrauen in die Regierungen, von Tansania weiter eingeschränkt. Onlinelernen die Krise zu bewältigen, damit ist der Nährbo- konzentriert sich hauptsächlich auf Master- und den für Extremismus und Verschwörungstheo- PhD Programme, während Studierende in Bache- rien bereitet. Die Restriktionen treffen auch lorstudiengängen außen vor blieben. University of Nairobi (UON).
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 AFRIKA/NAHOST Weiterhin stehen Hochschulen vor der Herausfor- AFRIKANISCHE STUDIERENDE WELTWEIT derung, virtuelle Lernangebote für Tausende von AM MOBILSTEN Studierende einzuführen und ihre Betriebsausga- ben zu sichern. Bei sinkenden Staatseinnahmen Einer Studie zur internationalen Mobilität von kürzen Regierungen Ausgaben für die Bildung, Campus France zufolge sind Studierende aus wegbrechende Einnahmen bedrohen private Bil- Subsahara-Afrika mit Abstand die mobilsten der dungseinrichtungen in ihrer Existenz. Die Debatte Welt, etwa 5 Prozent – der globale Durchschnitt um die Erhöhung der Studiengebühren an Hoch- liegt bei 2,4 Prozent – der 8,1 Millionen Studie- schulen hat durch die Pandemie neuen Auftrieb renden hat im Ausland studiert.2 Europa punktet bekommen. In Kenia haben öffentliche und private als Zielregion mit jahrhundertelanger Universi- Universitäten nach jahrelangem Streit mit dem Bil- tätstradition, einem sicheren Umfeld, exzellen- dungsministerium das Parlament um Zustimmung ter Forschungslandschaft, Mobilitätsprogram- zur Verdoppelung der Studiengebühren gebeten. men und beruflichen Möglichkeiten. Gastländer wie China, die Türkei, Malaysia, Kanada, Indien Die Auswirkungen von Covid-19 hat die digitale und Saudi-Arabien sind in den letzten Jahren je- Kluft und soziale Ungleichheit zwischen der Elite doch attraktiver geworden. und den weniger Begünstigten noch sichtbarer ge- macht: Lernende aus sozial schwachen Familien Mit Blick auf die demografische Entwicklung und in ländlichen Gebieten haben keinen Zugang und eine rasant wachsende Studierendenpo- zur Fernlehre. Bildungsprogramme in Fernse- pulation wird Subsahara-Afrika auch künftig hen und Radio, die viele Regierungen schnell ins ein Zielgebiet sein, um internationale Studen- Leben riefen, können nur jene nutzen, die über tinnen und Studenten anzuwerben – mit und 32 einen Fernseher oder ein Funkgerät verfügen. Di- ohne Stipendien. Die Gründe für das Auslands- gitale Angebote stehen nur mit stabilem Internet studium liegen auf der Hand: Afrika kann die und zuverlässiger Stromversorgung zur Verfügung. steigende Nachfrage nach Bildung quantitativ 2 https://ressources.campusfrance.org/publications/chiffres_cles/en/chiffres_cles_2020_en.pdf E-Learning in Afrika Das E-Learning-Afrikanetzwerk veröffentlich- Trotz aller Probleme sind 50 Prozent der Be- te im September Ergebnisse einer Umfrage, für fragten der Meinung, dass Covid-19 neue Mög- die 1.650 Befragte aus 52 Ländern Afrikas zu den lichkeiten für Bildungssysteme, insbesondere Auswirkungen von Covid-19 auf die Bildungs- bei der Digitalisierung bringen kann. Sie sehen situation interviewt wurden. Lernende nannten dabei die Beteiligung des privaten Sektors posi- als Nachteile des Lockdowns der Bildungsein- tiv, besonders die Zusammenarbeit mit Tele- richtungen fehlenden Zugang zu Technologie, kommunikationsunternehmen, die kostenlose ungeeignete Lernumgebung zu Hause und Datenzugänge anbieten, ebenso die Rolle von mangelnde Lernmaterialien. Lehrende beklag- Radio und Fernsehen, die online Programme ten, dass sie nicht gut genug für die didaktische bereitstellen. Gestaltung und zur technischen Umsetzung von Onlineprogrammen ausgebildet seien. Auch sie www.elearning-africa.com/reports_ litten unter mangelnder Infrastruktur: Elektrizi- surveys_Covid19.php tät, Konnektivität, geeignete Lernmaterialien, Fernseh- und internetfähige Geräte.
Nairobi Wissenschaft in Afrika im Aufwind Der Anteil afrikanischer Wissenschaftlerinnen Schwächen in Sprach-, Ingenieur- und Natur- und Forscher und ihre Zitationen in weltweiten wissenschaften. Die Studie betont, dass es zwar Publikationen steigt. Das liegt daran, dass es wichtig sei, die MINT-Felder zu stärken, die mehr Forschungsförderung gibt und an einem größte Herausforderung jedoch in den Sozial- besseren Verständnis der Forschungslandschaft wissenschaften läge, insbesondere in der Regie- in Afrika. Einer bibliometrischen Analyse des rungsführung. Positiv bewertet die Studie die Centre for Research on Evaluation, Science Zusammenarbeit zwischen Forscherinnen und and Technology (CREST) der Universität Stel- Wissenschaftlern aus Afrika mit Partnern welt- lenbosch gemäß stieg die Zahl der Forschungs- weit. Die Daten zeigen insbesondere eine wach- publikationen von 11.000 im Jahr 2000 auf sende Kooperation mit China. fast 70.000 im Jahr 2018. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass afrikanische Wissenschaft www.universityworldnews.com/post. Stärken in Religionswissenschaften, Agrar- php?story=20210112144237619 wissenschaften und Geowissenschaften zeigt, und qualitativ nicht bedienen, ein Abschluss Internationalisierungsstrategie, Studierende einer ausländischen Hochschule zählt in der nach Kenia, Uganda und Tansania zu senden, Regel immer noch mehr als der einheimische. unterstützt unter anderem vom DAAD Drittland- 33 Außerdem ist das Studium mit anschließendem stipendienprogramm, das den regionalen Aus- Jobangebot im Ausland ein legaler Weg in eine tausch fördert. bessere Zukunft, begünstigen nationale und glo- bale politische und wirtschaftliche Krisen, dass die junge Generation abwandert. DIE DAAD-ARBEIT IM LOCKDOWN Auch die regionale Mobilität spielt eine im- Die Corona-Krise hat wie überall auch bei der mer stärkere Rolle: Südafrika mit seinen Außenstelle Nairobi die Jahresplanung vor gro- hochgerankten Hochschulen zieht afrika- ße Herausforderungen gestellt. Mit dem Lock- nische Studierende der Nachbarländer und down ab März ebbte von heute auf morgen der aus Ostafrika an. Umgekehrt verfolgt das Besucherverkehr ab, musste die Arbeit auf di- südafrikanische Hochschulministerium die gitale Formate und Kommunikation umgestellt Informationsveranstaltungen und Auswahlgespräche müs- sen auch in Nairobi online abgehalten werden.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 AFRIKA/NAHOST Die Seite gewechselt: Gestern Stipendiatin – heute DAAD-Mitarbeiterin wurde danach als PhD-Stipendiatin im Surplace Programm in Kenia an der Daystar Universität gefördert. Es ist nicht die erste Rekrutierung einer DAAD-Stipendiatin als Mitarbeiterin. Seit 2019 ist die ehemalige Helmut-Schmidt-Pro- gramm-Stipendiatin Vivian Magero für das DAAD Christine Wandolo, Surplace-/Drittlandstipendienprogramm an der Au- Mitarbeiterin der DAAD-Außenstelle in Nairobi. ßenstelle in Nairobi zuständig, ebenso wie Elisa- beth Waithaka, Absolventin des Masterstudien- In eigener Sache freut sich die DAAD-Außenstel- gangs German Studies, die seit 2018 im Team der le Nairobi über die neue Mitarbeiterin Christine Außenstelle ist. Beide Kolleginnen kennen den Wandolo, die im Oktober 2020 die Marketing- DAAD als Geförderte und haben nun „die Sei- aufgaben, PR und Medien übernommen hat. Sie ten“ gewechselt. Das Thema Nachhaltigkeit der hat als EPOS-Stipendiatin ihren Master in Media Förderung mit Berufsperspektiven zeigt sich in Studies an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg/ diesen erfolgreichen Karrieren in einer idealen Deutsche Welle Akademie abgeschlossen und Win-win-Situation. 34 werden. Das Büro blieb während des gesamten zur Gründung einer „Ostafrikanisch-Deutschen Jahres geöffnet, das Team wechselte im Rota- Hochschule für angewandte Wissenschaften“ tionsprinzip ins Homeoffice, tauschte sich aber machte keine Fortschritte. auch auf Distanz regelmäßig aus. Andererseits brachte die Außenstelle auch Die Außenstelle entwickelte eine Reihe von neue Programme auf den Weg: Für den Ger- Webseminaren für die Region. Sprechstunden, man Studies Masterstudiengang an der Universi- Information und Beratung fanden online, per tät Nairobi konnten zehn DAAD-Stipendien für E-Mail oder telefonisch statt. Auch Stipendia- den Start im Oktober ausgewählt werden. Ein tinnen und Stipendiaten wurden digital aus- Training für die Surplace- und Drittlandstipen- gewählt. Kurzfristig musste die Außenstelle diaten zur Vermittlung von digitalen Kennt- 23 Auswahlprozesse mit sechszehn Institutio- nissen und Kompetenzen fand mit interakti- nen im Surplace-/ Drittlandstipendienprogramm ven virtuellen Phasen für 196 Studierende aus in Kenia, Sudan, Tansania, Uganda und Äthio- Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Sudan, pien im April virtuell organisieren. Partner und Malawi, Mauritius, Namibia, Südafrika, Ghana, Gutachterinnen haben die Herausforderung Nigeria, Burkina Faso, Senegal und Benin er- sehr engagiert und positiv angenommen, so folgreich online statt. Eine Digitalisierungspau- dass alle Auswahlen fristgerecht abgeschlossen schale, die der DAAD in den BMZ-geförderten werden konnten. Stipendienprogrammen gewährte, half bei den Unkosten des Onlinestudiums. Projektaktivitäten, Fortbildungsangebote und Alumni-Seminare fanden im Berichtsjahr we- Nach einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfs- gen der eingeschränkten Mobilität kaum statt. werks UNHCR bedroht die Coronavirus-Pande- Partnern und Alumni gelang es nicht, ihre ge- mie einmal mehr die Ausbildung von Millionen planten Maßnahmen schnell und flexibel auf Flüchtlingen und damit massiv deren Zukunfts- digitale Formate umzustellen. Auch das Projekt chancen. Mit dem neuen, vom Auswärtigen Amt
Nairobi geförderten Stipendienprogramm Leadership AU in Addis Ababa im Februar betont. Ein Han- for Africa (LfA) schließt der DAAD eine Lücke delsabkommen stand auf der Agenda, aber auch und fördert Bildungschancen für Geflüchte- eine Anschlussveranstaltung zur Konferenz te aus Afrika. Zum Programmstart 2020 ist aus „Investing in people, by investing in higher educa- den Pilotländern mit hohen Flüchtlingszah- tion and skills in Africa“ 2019 in Brüssel. Wegen len Kenia, Uganda, Äthiopien und Sudan die der Pandemie musste der Gipfel verschoben beachtliche Anzahl von 507 Bewerbungen für werden, wie so vieles andere auch: der Global ein Masterstudium mit Begleitprogramm in Learning Council Summit (GLC) in Nairobi wur- Deutschland eingegangen. Die sehr gute Quali- de kurzfristig abgesagt, ebenso das New Einstein tät der Bewerbungen lässt erwarten, dass mit Forum (NEF) sowie hochrangige Delegationen dem Programm künftige Führungskräfte für ver- der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG), antwortungsvolle Positionen zur Weiterentwick- der Humboldtstiftung (AvH) und des DAAD. lung ihrer Länder qualifiziert werden können. Aber es gab auch ein besonderes Highlight: Kurz Zur Implementierung von qualitativ hochwer- vor dem Lockdown fand im Februar der mehr- tigem Onlinelernen mit Lernunterstützung in tägige Staatsbesuch von Bundespräsident Stein- Flüchtlingsgemeinschaften wurde das „African meier mit einer Delegation, darunter DAAD- University Network for Higher Education in Präsident Professor Joybrato Mukherjee, in Kenia Emergencies“ ins Leben gerufen. Die DAAD-Au- und im Sudan statt (siehe S. 25 und 37). ßenstelle Nairobi ist Partner im Netzwerk, eben- so Mitglied einer Task Force, zu der das keniani- sche Bildungsministerium internationale Partner AUSBLICK im Hochschulbereich eingeladen hat. Die Task 35 Force organisierte 2020 drei virtuelle Konferen- Für internationale Kooperationen und akademi- zen, die sich mit strategischen Fragen zur Digita- sche Mobilität ist zu erwarten, dass sich afrika- lisierung, den Covid-Folgen auf Bildung und zur nische Hochschulen und Forschungseinrich- Qualität der universitären Ausbildung befassten. tungen stärker an Partnerländern orientieren, die sich im Krisenmanagement bewährt haben. 2020 sollte ein EU-Afrika-Jahr mit einem ge- Das Bild Deutschlands ist dabei positiv besetzt. planten Gipfeltreffen werden. Das Versprechen Zugleich diskutieren Stakeholder einen inner- auf eine Partnerschaft auf Augenhöhe hatte afrikanischen Ansatz für Internationalisierung EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bei und Wissensaustausch. Einige sehen die Pande- ihrem zweiten Besuch seit Amtsantritt bei der mie als Chance, bestehende Ungleichgewichte DAAD-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee (4.v.r.) besucht im Februar 2020 die DAAD-Außenstelle in Nairobi.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 AFRIKA/NAHOST 36 Nairobi, Kenia , 12. April 2020: Der Mt. Kilimanjaro ist zu früher Stunde hinter der Skyline der Metropole zu sehen, da sich die Luftverschmutzung durch die COVID-19-Pandemie verringert hat. in globalen akademischen Partnerschaften zu Afrikanische Hochschulpartner haben verstan- korrigieren und verstärkt auf regionale inner den, dass Onlinebildung ein globales Phäno- afrikanische Mobilität zu setzen – nicht nur men und nicht nur eine Notlösung ist und sehen von Studierenden, sondern auch von Lehrkräf- virtuellen Austausch von Wissen und qualitativ ten und flankiert durch Forschungskooperatio- hochwertiges digitales Lernen auch als Chan- nen und Technologieaustausch. ce. So kann Covid-19 Innovationen beschleuni- gen, denn die Pandemie hat die Universitäten Digitalisierung wird für die Entwicklung von gezwungen, Strategien und Lösungen zu ent- Curricula sowie bei der Implementierung von wickeln und ihre Angebote durch innovative entsprechenden Lehr- und Lernformaten be- Ansätze zugänglich zu machen. Digitalisierung ziehungsweise beim Aufbau von elektroni- und Onlinelernen sind auf die politische Agenda schen Bibliotheken eine große Rolle spielen. gerückt.
Nairobi Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht Kenia Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier be- Den DAAD-Präsidenten beeindruckte, dass er suchte vom 23. bis 26. Februar 2020 Kenia. Be- bei seinem mehrtägigen Besuch in Nairobi im- gleitet hat ihn eine Delegation aus Parlamentari- mer wieder auf das große, aktive Netzwerk von erinnen, Vertretern der Wirtschaft, Kultur, Sport DAAD-Alumni traf, darunter viele in Führungs- und Bildung, darunter DAAD-Präsident Prof. positionen an Hochschulen, in Wirtschafts- Joybrato Mukherjee. unternehmen und Politik. Nicht nur Alumni, auch Studierende und Lehrende von Hoch- Weithin sichtbar wurde die Arbeit des DAAD in schulen in Nairobi diskutierten engagiert mit Ostafrika in einer Posterausstellung am Kiambu Prof. Mukherjee an der Kenyatta University zur Institute of Science and Technology (KIST) in Zukunft der afrikanisch-deutschen Zusammen- Nairobi. Bundespräsident Frank-Walter Stein- arbeit im Hochschulbereich. Das Konferenzzen- meier, der kenianische Staatspräsident Uhuru trum der Universität Kenyatta war bis auf den Kenyatta, Vizepräsident William Ruto (DAAD- letzten Platz besetzt, viele mussten bei hoch- Alumnus) und Bildungsminister George Magoha sommerlichen Temperaturen die Veranstaltung (DAAD-Alumnus) sprachen mit DAAD-Partnern, im Freien verfolgen. Geförderten und Alumni über Aktivitäten des DAAD in der Region. Ein Besuch am International Livestock Research Institute (ILRI), das mit dem DAAD im For- Beide Staatspräsidenten betonten in ihren Re- schungsbereich kooperiert, der Besuch an der den die Wichtigkeit von Ausbildung und die DAAD Außenstelle und ein Abendessen mit Schaffung von Arbeitsplätzen. Steinmeier stellte Hochschulleitungen und befreundeten Organi- 37 in Aussicht, Kenia verstärkt bei der beruflichen sationen rundeten den Besuch des DAAD-Präsi- Ausbildung und beim Aufbau eines Fachhoch- denten in Nairobi ab. schulsystems zu unterstützen. „Deutsche Uni- versitäten können Kenia beim Aufbau einer Uni- versität für angewandte Wissenschaften helfen“, sagte der Bundespräsident während einer ge- meinsamen Pressekonferenz. Kenias Präsident Uhuru Muigai Kenyatta und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen mit DAAD-Außenstellenleiterin Beate Schindler-Kovats und DAAD-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee.
DAAD-AUSSENSTELLENBERICHT 2020 AFRIKA/NAHOST Daten zum Bildungssystem Kenia 562.521 11,46 % 655 Anzahl der eingeschriebenen Immatrikulationsquote Anzahl der Bildungsausländer Studierenden in Deutschland (alle Studienstufen) 113 2,66 % 0,93 % 38 Anzahl des wissenschaftlichen Im Ausland Studierende Anteil internationaler und künstlerischen Personals (Anteil an Studierenden Studierender in Deutschland gesamt) 15.732 Die beliebtesten Zielländer Internationale Studierende für Studierende im Land gesamt nach Herkunftsländern Im Ausland Studierende 1. USA/Vereinigte Staaten (Anzahl gesamt) 2. Australien 1. Tansania 3. Großbritannien 2. Uganda 4. Südafrika 3. Somalia 5. Kanada 4. Ruanda 5. Nigeria Alle verfügbaren DAAD-Ländersachstände, DAAD-Bildungssystemanalysen und D AAD-Datenblätter alphabetisch nach Ländern sortiert finden Sie unter: www.daad.de/regionalinformationen
Nairobi Tabelle 3: DAAD-Geförderte aus dem Ausland und aus Deutschland nach Herkunfts-/Zielland und Förderbereichen Kenia A = Geförderte aus dem Ausland D = Geförderte aus Deutschland Kenia A 330 I. Individualförderung – gesamt D 32 1. nach Status A 2 Studierende auf Bachelor-Niveau D 18 A 116 Studierende auf Master-Niveau D 10 A 206 Doktorandinnen und Doktoranden D 2 A 6 Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden) D 2 2. nach Förderdauer A 1 < 1 Monat D 7 A 17 1–6 Monate D 16 A 312 > 6 Monate (Langzeitförderung) D 9 A 399 II. Projektförderung – gesamt D 46 1. nach Status A 24 Studierende auf Bachelor-Niveau 39 D 17 A 111 Studierende auf Master-Niveau D 8 A 31 Doktorandinnen und Doktoranden D 2 A 150 Wissenschaftler/innen und Hochschullehrer/innen (inkl. Postdoktorandinnen und -doktoranden) D 14 A 83 andere Geförderte* D 5 2. nach Förderdauer A 251 < 1 Monat D 14 A 73 1–6 Monate D 25 A 75 > 6 Monate (Langzeitförderung) D 7 A III. EU-Mobilitätsprogramme – gesamt D 1. Mobilität mit Partnerländern A 1. Erasmus-Studierendenmobilität (Auslandsstudium) D A 2. Erasmus-Personalmobilität (Dozentinnen und Dozenten, sonstiges Personal) D A 729 DAAD-Förderung – gesamt (I + II + III) D 78 DAAD-Förderung – Geförderte A und D – gesamt 807 *Personen in studienvorbereitenden Maßnahmen sowie projektbetreuendes Hochschulpersonal In der Aufstellung der Geförderten des DAAD werden drei Förderbereiche unterschieden. In der Individualförderung unterstützt der DAAD schwerpunktmäßig Studierende sowie Wissenschaftler und Hochschullehrer, die sich erfolgreich um ein DAAD-Stipendium beworben haben. In der Projektförderung finanziert der DAAD vornehmlich Pro- gramme zur Förderung weltoffener Hochschulstrukturen. Als Nationale Agentur für EU-Hochschulzusammenarbeit vergibt der DAAD schließlich Fördermittel an Studie- rende und Mitarbeiter von Hochschulen, die insbesondere akademische Mobilität ins europäische Ausland unterstützen (EU-Mobilitätsförderung). In der Programmlinie Mobilität mit Partnerländern stehen aus dem Projekt 2018 keine Daten zur Verfügung, da aufgrund der Corona-Pandemie die Projektlaufzeit von Seiten der Europäischen Kommission verlängert wurde (Voriger Zeitraum über 5.000 Personen). Das Projekt endet am 31.07.2021 und danach stehen erst aktuelle Daten zur Verfügung.
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