"Namaste" - Eine Reise nach Nepal - Teach and Travel
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Nr. 83 / Dezember 2018 Seite 14 «Namaste» – Eine Reise nach Nepal Ein Reisebericht – oder wie unsere Spen- hat, höre ich meinen Namen. Es ist Bet- biete, überwältigende Reisterrassen und den nach Nepal kamen. Ein herzliches tina Marti. Sie ist von Sri Lanka eingeflo- im Hintergrund der monumentale Hima- Dankeschön schon ganz am Anfang des gen und zusammen nehmen wir unsere laya. Die faszinierende natürliche Vielfalt Berichtes für die grosszügige Unterstüt- Mission in Angriff. Wir warten auf unse- Nepals erinnert an die Schweiz. Nur ist es zung unseres Projektes! ren Flug nach Pokhara. Nach langem bei uns dichter besiedelt. Die Strasse Warten, ein paar Stunden Verspätung gleicht einer Schotterpiste, Staub wird Begonnen hat alles in der letzten Maiwo- sind hier nichts Aussergewöhnliches, sit- aufgewirbelt und die tiefen Löcher in der che. Fleissige Kinderhände, vom Kinder- zen wir in einem Propellerflugzeug. In Strasse schütteln uns durch. Manchmal garten bis zur sechsten Klasse, haben der Luft holpert es beträchtlich. In Betti- entsteht eine Kolonne, da wir den wunderschöne Kunstwerke kreiert und nas Gesicht erkenne ich Vorfreude, aber Gegenverkehr passieren lassen müssen. gebastelt. Am Ende der Projektwoche auch ein wenig Nervosität. Bei der Lan- Nach vier Stunden Fahrt verlassen wir die haben wir einen Markt veranstaltet und dung schüttelt es nur einmal, dies aber holprige «Hauptstrasse» und der Taxifah- alle Kunstwerke verkauft. Der Erlös soll lange und richtig. Nachdem wir den rer fährt gekonnt die engen Serpentinen für einen guten Zweck gespendet wer- schwarzen Rauch aus den Getrieben se- hinauf. Die Schotterpiste ist schmal. Hier den. Wir haben eine Schule in Nepal aus- hen und riechen, freuen wir uns, wieder sind wir froh, dass wir keinen Gegenver- gewählt. Es ist nun meine Mission, als festen Boden unter den Füssen zu ha- kehr passieren lassen müssen. Vertreterin unserer Schulkinder diesen ben. Nach der Gepäckausgabe wartet Erlös, sage und schreibe CHF 6‘000, die- auch schon Gunanindhi, der Schulbesit- Das Taxi hält. Wir sind endlich angekom- ser Schule in Nepal zu überreichen. Eine zer, mit dem Taxifahrer auf uns. Nach men. Der Taxifahrer hat sich die Mühe schöne und ehrenvolle Aufgabe. einer herzlichen Begrüssung voller gemacht, uns direkt bei der Schule aus- Freude, steigen wir in dieses kleine Ge- zuladen, obwohl der Weg dorthin nicht Ich sitze auf einer Treppenstufe vor dem fährt und nehmen die letzte Etappe wirklich fahrtauglich ist. Wo sind die Kin- Flughafen in Kathmandu. Nach einer unserer Reise in Angriff. der, fragen wir uns? Kaum um die Schul- 14stündigen Reise blicke ich in die Ferne. hausecke, stehen sie in Reih und Glied, Heute hat die Sonne den Kampf gegen Die Fahrt im Auto ist anstrengend, aber etwa acht Reihen - alle in Uniform. Sie das Bündnis aus Dunst, Staub und Abga- sie lohnt sich allemal. Wir blicken aus sind still, dann singen sie ein Lied und sen gewonnen. Das habe ich in Kath- dem Fenster und bestaunen die atembe- verabschieden sich von den Lehrperso- mandu noch nie erlebt. Nachdem mich raubende Aussicht. Tiefe Schluchten, reis- nen. Nun haben sie uns, den Besuch aus ein Affe überraschend nahe «begrüsst» sende Flüsse, kilometerlange Anbauge- der Ferne, auch bemerkt. Wir alle schauen uns «gwundrig», interessiert und mit einem herzlichen Lächeln an. Leider müssen die Kinder nach Hause gehen. Einige wohnen in der Nähe der Schule. Viele müssen auf den Schulbus. Wir freuen uns schon, sie am nächsten Tag wieder zu sehen. Mit unserem Gepäck laufen wir über den Schulhof, über einen engen steinigen Weg, gefasst von einer Trockenmauer, klettern auf die Mauer, gehen durch einen Garten und kommen bei Gunanindhi‘s Haus an. Vor dem Haus sitzen drei Frauen auf den sonnengewärmten Steinplatten und kreieren mit gesammelten Blättern und Gräsern wunderschöne Schalen. Wir schauen diesem Handwerk interessiert zu, spüren die Ruhe und Zufriedenheit. Bei einer Tasse Tee lassen wir alles auf uns wirken. Wir sind angekommen.
Seite 15 man, so viele Kinder wie möglich abzuholen Mitteilungsblatt der Gemeinde Weesen und zu bringen. Dies er- möglicht vielen Kindern über- haupt erst in die Schule gehen zu kön- nen. Leider sind die Strassen schlecht, voller Schlaglöcher, sehr kurvig, um Unsere Pro- überhaupt auf die Hügel zu gelangen. jek t woche mit Die Naturstrassen, von Monsunregen in dem Verkauf und Erlös zu- Mitleidenschaft gezogen, sind nicht ein- gunsten seiner Schule rührt Guna- fach Instand zu halten. Das belastet auch nindhi zutiefst. Freudentränen laufen Gunanindhi und er möchte das Schul- über sein Gesicht. Die Gegebenheit, dass Ein klassisches nepalesisches Haus ist busangebot noch ausbauen, denn er die Kinder selbstlos von Herzen dieses umgeben von einem Gemüsegarten und kann noch nicht alle Kinder in der Um- Geschenk für seine Schule gemacht ha- einem kleinen Stall mit Ziege, Ochse und gebung abholen. Es benötigt einen wei- ben, erscheint ihm als wären wir die En- Kuh. Daran angegliedert sind die wun- teren Bus, ansonsten sind die Fahrten viel gel, die er um Hilfe gebeten hat. derschönen Reisfelder. Aus dieser Umge- zu lange. Wir hören, merken und spüren bung wird alles geerntet, was man zum mit wie viel Herz und Passion sich Guna- Es ist Abend. Vor der Schule stellen ei- Leben braucht. Wir essen zum Frühstück, nindhi für die Bildung in seinem Dorf nige Männer mit ein paar Holzbalken Mittagessen und Abendessen Dal Bhat. einsetzt. Es ist seine Herzensangelegen- und Platten eine Bühne auf. Ein Metall- Das ist ein Alltagsgericht, das aus Linsen- heit, dass alle Kinder in die Schule gehen gerüst mit daran hängenden Tüchern suppe, Reis und Gemüse mit etwas Cur- können und die Qualität des Unterrichts umfasst die Bühne. Am Morgen ist alles rygewürz besteht. Vor dem Frühstück gut ist. Er hängt mit Leib und Seele an fertig. Heute kurz nach Mittag findet die gibt es Chai Tee und Kekse - so auch am dieser Schule. Es scheint sein Lebenswerk Zeremonie statt. ersten Morgen. Nach dieser kleinen Stär- zu sein. Vieles ist über die Jahre entstan- kung gehen wir auf einen Spaziergang, den, hat sich verbessert und doch gibt es Heute werden die Freundschaftsbänder, um das Dorf zu besichtigen. Nach zwei immer viel zu tun. Es ist ein langsamer die unsere Schüler geknüpft haben, den Stunden haben wir die Hälfte der Streu- Prozess. Er freut sich über jeden kleinen Kindern verteilt. Wir sind sehr aufgeregt. siedlung gesehen und gemerkt wie not- weiteren Schritt, hat Visionen und Pläne. Ist dies doch für uns der wichtigste Teil. wendig ein Schulbus ist. Die Kinder hät- Dies alles, angetrieben von seinem Herz, Nachdem sich die Lehrer bereits riesig ten sonst einen stundenlangen seiner Passion und Überzeugung, unent- über die Freundschaftsbänder gefreut Schulweg. Mit dem Schulbus versucht geltlich. haben, freuen wir uns auf die Freund-
Nr. 83 / Dezember 2018 Seite 16 zeigen dies mit einem grossen Applaus. Nach vier Stunden Ehrung und Dank er- halten wir zu all dem noch ein «Certificate of Appreciation» eingerahmt in einem wunderschönen geschnitzten Holzrah- men. Dies als ein physisches Zeichen der Dankbarkeit und Freundschaft. Berührt von all den Geschehnissen bespre- chen wir mit Gunanindhi bei einer Tasse Tee, wie das Geld eingesetzt werden kann. Wir philosophieren über seine Visionen und tauschen uns über Bildung, Methodik und Didaktik aus. Zum Schluss entschei- den wir uns, für 20 Kinder, die nur schwer für das Schulgeld aufkommen können, dieses für ein Jahr zu übernehmen. Des Weiteren werden Geräte, Anschauungs- und Experimentiermaterial, um das «La- borzimmer» für Biologie, Physik und Che- mie einzurichten, gekauft. Es ist dringend nötig, dass diese Gerätschaften vorhanden sind, damit die 8. bis 12. Klasse angeboten werden kann. Das ist das Ziel des nächsten Jahres. Wir freuen uns, eine sinnvolle Lösung für die Investition des Geldgeschenks gefun- den zu haben und möchten euch, liebe Kinder und Ihnen, liebe Eltern und Ver- wandte der Schulkinder, herzlich für Ihre Unterstützung danken. Herzlichkeit braucht keine Worte, die ist spürbar, das durften wir von unseren Schulkindern und in Nepal erfahren. Das ist das Schönste schaften, die jetzt symbolisch zwischen Die Eltern kommen mehrheitlich zu Fuss überhaupt und wir hoffen, das Freund- den schweizerischen und nepalesischen von überall her, die Kinder sitzen draussen schaftsband zu den nepalesischen Kindern Kindern geknüpft werden. Wir erleben auf ihren Schulbänken, die sie aus den pflegen zu können. ein herzerwärmendes und berührendes Zimmern getragen haben, viele geladene Spektakel. Die Kinder freuen sich un- Gäste sind da. Wir sind sehr überrascht DANKE - DHANYABAD heimlich über das Geschenk. Jedes ein- über das Ausmass der Feier. Vom Gemein- zelne Kind kommt bei uns vorbei und depräsidenten bis zum regionalen Bil- Herzlich Bettina Marti & Lea Condrau bedankt sich mit einem Lächeln und dungsminister sind wichtige Personen ge- glänzenden Augen. Ein unbeschreibli- kommen, um uns in vielen Ansprachen cher und zutiefst rührender Moment. Als (etwa 15!) zu ehren, sich bei uns zu bedan- Wir, Bettina Marti und Lea Condrau, sich die Kinder auf die Zeremonie vor- ken und gute Wünsche mit grossem Dank möchten versuchen, Laborgerätschaften, bereiten, rennen sie zu uns, strecken uns in die Schweiz zu überbringen. Nach all welche hier bei uns ausgemustert wer- das Foto unserer Schüler entgegen und den schönen und berührenden Worten, den, zu sammeln und nach Nepal zu brin- sagen voller Freude: «That’s my new die wir leider nicht alle verstanden, aber gen. Falls Sie in irgendeiner Form dabei friend!» Ein unglaublich wärmendes Ge- gespürt haben, übergeben und entlüften helfen können, melden Sie sich bitte bei fühl durchfliesst uns und wir sind selbst wir unser Geschenk. Das Publikum ist sicht- uns. (lea.condrau@psweesen.ch) den Tränen nahe. lich überrascht und voller Dankbarkeit. Sie
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