NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
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Einleitung INHALT NATURSCHUTZARBEIT IN DER FORSTWIRTSCHAFT KANN OFT MIT KLEINEN MITTELN GROSSES BEWIRKEN. IN DIESEM HEFT WOLLEN WIR EINIGE WENIGE AUSGEWÄHLTE PROJEKTE Einleitung .............................................................3 VORSTELLEN, DIE MANCHMAL MIT MEHR, MANCHMAL MIT WENIGER AUFWAND AUSKOMMEN, UM DEN WALD IN SEINER VIELFALT ZU SCHÜTZEN. DIE PROJEKTE DÜRFEN DABEI GERNE Übersichtskarte Natura 2000...................................4 ZUR BEGEISTERUNG, INSPIRATION UND NACHAHMUNG VERWENDET WERDEN! Oberösterreich: Hang- und Schluchtmischwälder...........6 Natura 2000 ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein heiß diskutiertes Thema in Österreich. Zu oft wurden durch Wien: Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) und bürokratische Diskussionen der Kern und Sinn des europaweiten Schutzgebietsnetzwerkes übersehen oder vergessen. Natura Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)......................10 2000 bietet – ganz im Gegensatz zu Nationalparks oder Wildnisgebieten – einen integrativen Ansatz, der den Wald Salzburg: Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)...14 als multifunktionalen Raum begreift, in dem die Vielfalt der Fledermäuse, Käfer, Amphibien und Co. genauso Platz haben wie der Mensch und seine Ansprüche. Natura 2000 bietet Steiermark: Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)...........16 Raum für neue Ideen und Möglichkeiten. Weder großflächiger Naturschutz mit der Käseglocke, noch Monokulturen sind hier erwünscht – jedoch das komplette Spektrum zwischen Steiermark: Artenschutzprojekte der ÖBf....................20 diesen beiden Extremen ist möglich. Was dies nun in der Praxis bedeutet, wollen wir mit diesem kleinen Heftchen beispielhaft zeigen. Zwischen Naturschutz Steiermark: Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)...............24 mit dem Bagger und Käfersuche mit dem Spürhund sind hier viele Ideen dabei. Diese zeigen, dass durch geschickt gesetzte Niederösterreich: Projekt Elsbeere Wienerwald..........26 Maßnahmen, welche in die forstwirtschaftliche Praxis integriert werden können, eine Verbindung zwischen Ökologie und Ökonomie möglich ist. Niederösterreich: Stift Altenburg / Geflügelte Helfer....30 In diesem Sinne wünscht das Kuratorium Wald viel Inspiration beim Lesen dieses Heftes Kärnten: LIFE DINALP BEAR....................... .............34 2 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 3
NATURA 2000 Arten und Lebensraumtypen Natura 2000 Gebiete in Österreich Best Practice Beispiele NATURA 2000 Gebiete Vogelschutzgebiet FFH-Gebiet FFH und Vogelschutzgebiet 0 25 50 75 100 km 4 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 5
Oberösterreich: Hang- und Schluchtmischwälder im oberen Donautal Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), Donauschlinge © Max © Ökoteam Plöderl Das Gebiet zenarten beheimaten. Dank einer mehrere Lilien- und Orchideenarten. der im Oberen Donautal“ von 2004- nachhaltigen Bewirtschaftung sind Europaweit seltene Vogelar- 09 und über Vertragsnaturschutz mit Das Obere Donautal zwischen Pas- ausgedehnte Eichen-Hainbuchenwäl- ten wie Schwarzstorch und Uhu dem Land OÖ konnten bis jetzt ca. sau in Bayern und Aschach in Ober- der, Hang- und Schluchtwälder und sowie die national bedrohte 1.000ha Waldflächen dauerhaft österreich stellt eine der markantesten Buchenwald-Gesellschaften erhalten Smaragdeidechse und Äskulap- außer Nutzung genommen werden. Flusslandschaften Mitteleuropas dar. geblieben. Die südexponierten, sehr natter konnten in den unzugäng- Durch diesen Prozessschutz erhöht Tief hat sich der Strom eingegraben warmen und teils schroffen Felsberei- lichen Waldpartien überleben. sich das Angebot an Altholz, stehen- und ein Tal geschaffen, dessen stei- che bieten Traubeneiche, aber auch Die Donaueinhänge sind als Natura dem/liegendem Totholz für Hirsch- le Abhänge – vor allem am linken Wacholder gute Wuchsbedingun- 2000-Gebiet ausgewiesen, wertvol- käfer, Eremit und Grubenlaufkäfer. Donauufer - mit weitgehend naturna- gen. In den Schluchten der schattigen le Bereiche auch als Naturschutzge- Mops- und Bechsteinfle- hen Wäldern bedeckt sind und eine Seitentäler verbergen sich Kostbarkei- biet. Über das grenzüberschreitende dermaus sowie Schwarz- Vielzahl seltenster Tier- und Pflan- ten wie Berg- und Flatterulme sowie LIFE-Projekt „Hang- und Schluchtwäl- storch profitieren ebenfalls. > Quelle: Persönliche Mitteilung: Franz Exenschläger 6 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 7
© Max Plöderl Das Projekt Gelbbauchunke sind auch im Donautal selten geworden. Beide Arten sind Eine wichtige Funktion für die zur Fortpflanzung auf Kleingewässer Naturschutzakzeptanz bei den angewiesen, die vielerorts fehlen. GrundeigentümerInnen hat die von Daher wurden im Rahmen des der Abteilung Naturschutz des Landes LIFE-Natur-Projekts insgesamt 22 OÖ eingesetzte Gebietsbetreuung: neue Kleingewässerkomplexe Diese bereitet nicht nur Waldverträge angelegt. Diese werden bereits von vor, im Laufe der Jahre wurden Gelbbauchunke und Kammmolch, auch auf waldnahen Flächen viele sowie von weiteren 8 Amphibienarten Kleingewässer neu angelegt, in denen angenommen. u.a. der Nördliche Kammmolch erstaunlich gute Populationen bilden Errichtung von Hirschkäferwiegen konnte. Der Hirschkäfer ist der imposanteste Gezieltes Management soll Arten und größte heimische Käfer. Zur wie Elsbeere oder den Immergrünen Fortpflanzung benötigt er ausreichend Streifenfarn fördern. starkes, vermoderndes Totholz - Ebenso wurden für Dutzende vorwiegend von Eichen. Bis die Hektar ökologisch bedeutender fertigen Käfer schlüpfen, vergehen Wiesenflächen Naturschutzverträge 5 bis 8 Jahre! Da es im Gebiet an abgeschlossen und auf diese Weise geeigneten alten, absterbenden ausreichend Lebensraum, z.B. für den und toten Eichen mangelt, wurden Hellen und Dunklen Wiesenknopf- auf bayerischer Seite künstliche Ameisenbläuling, geschaffen „Hirschkäferwiegen“ errichtet. Diese bestehen aus Eichenstämmen, die Anlage von Kleingewässerkomplexen im Boden eingegraben und mit Europaweit gefährdete Eichenhackgut überschüttet werden. Amphibienarten wie Kammmolch und Gelbbauchunke Bombina variegata FAKTEN FAKTEN Natura 2000 Gebiet: Oberes Donautal (AT3112000) Gebietsgröße: Natura 2000 Gebiet:7119 Hektar Totes Gebirge mit Altausseer See (AT2243000) Waldlebensraumtypen: Gebietsgröße: 23.908 Hektar 9110, 9130,9170, 9180, 910, 9410 Besitzer: Österreichische Lebensraumtyp: Bundesforste 9130, 9140,9150, AG 9410, 9420 Betreuer: Besitzer: Franz Exenschläger Österreichische Bundesforste AG Förderung: Betreuerin: LIFE / Co- Revierleiter Finanzierung: Bernhard Bayer. Pliem, ÖBf AG,Staatsministerium für Umwelt DI Dr. Karin Hochegger, Amt und der Gesundheit, Landkreis Passau, steirischen Landesregierung, Stadt Passau Landesbund Baubezirksleitung Liezen. für Vogelschutz in Bayern Förderung: Naturschutzmaßnahmen e. V.AG, der ÖBf Bayerischer fachliche Naturschutzfond, Bearbeitung 8 NATURA 2000 - BEST PRACTICE Lebensministierum im Rahmen Ö., Nabu Oberösterreich der Gebietsbetreuung Naturschutz 9 Projektzeitraum: 2004-2009
Wien: Juchtenkäfer und Alpenbockkäfer im Spurensuche im Wienerwald Lainzer Tiergarten - Projekt SinaweB Das Gebiet Arten der FFH-Richtlinie. Seither wurde das Forstpersonal des Forstbetriebs Der Lainzer Tiergarten, der seit 1784 der Stadt Wien von ExpertInnen von einer Mauer umgeben ist und entsprechend geschult, um Spuren liegt am Westrand der Stadt Wien. Er der FFH-Arten im Gelände zweifelsfrei stellt aufgrund seiner Artenvielfalt und erkennen zu können. Der Erfolg dieser zahlreichen gefährdeten Pflanzen- und Schulungen wurde durch Funde von Tierarten, sowie einem hohen Anteil Juchtenkäfer-Larven und dem Erstfund an lebendem Altholz, stehendem und des Scharlachroten Plattkäfers im liegendem Totholz, einen besonders Lainzer Tiergarten bestätigt. schützenswerten Landschafts- und Parallel dazu wurden die als Naturraum dar. Das ehemals Lebensraum der FFH-Arten kaiserliche Jagdgebiet gilt heute als erhaltenswerte Bäume, die im bedeutendes Naherholungsgebiet der Zuge von Sicherungsmaßnahmen WienerInnen. behandelt werden müssen vom Im Jahr 1941 erfolgte die erste Revierpersonal erfasst und die Erklärung zum Naturschutzgebiet, Notwendigkeit und geschätzten seit 2008 ist der Lainzer Tiergarten Kosten einer naturschutzfachlich auch ein Europaschutzgebiet. Die verträglichen Behandlung dieser Hangmischwälder, der Labkraut- Bäume dokumentiert. Hainbuchen-Wald sowie die Erlen- Eschen-Wälder an den größeren In dem, an den Lainzer Tiergarten Bächen fallen unter die prioritär, angrenzenden, Natura 2000 - Gebiet europaweit zu schützenden FFH – Liesing wurde im Jahr 2018 zufällig Typen. ein Individuum des Juchtenkäfers beobachtet. Aufgrund der geringen Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) Mobilität des Käfers war ein Vorkommen in diesem Gebiet anzunehmen. 2011 wurde mit dem Forstoperat Über ein gefördertes Projekt konnte für den Lainzer Tiergarten eine 2020 mittels eines speziell trainierten neue Managementanweisung für „Juchtenkäfer-Spürhundes“ der in FAKTEN die Wälder des NATURA2000 Frage kommende Waldbereich in der Natura 2000 Gebiet: Lainzer Tiergarten (AT 1302000) Gebietes Lainzer Tiergarten erstellt. Umgebung des Fundortes von 2018 Gebietsgröße: 2259 Hektar (2450 Hektar gesamt Lainzer TG) Besonderes Augenmerk liegt dabei abgesucht werden, um gegebenenfalls Waldlebensraumtypen: 9110, 9130, 9170, 9180, 91E0, 91G0, 91M0 auf der Erhaltung von Totholz in das Vorkommen räumlich eingrenzen Besitzer: Stadt Wien ausreichender Zahl und Qualität als und geeignete Schutzmaßnahmen Betreuer: Alexander Mrkvicka; Hannes Lutterschmied Lebensraum für prioritär geschützte planen zu können. > Förderung: Ländliche Entwicklung 7.6.1.A Quelle: Hovorka, W. (2017): Erfassung und Kennzeichnung von Brutbäumen von Heldbock, Eremitischer Juchtenkäfer Projektzeitraum: 2020-2022 und Alpenbock im Lainzer Tiergarten. Bericht des Jahres 2017 – Natur und Naturschutz-Studien der Wiener 10 Projektname: SinaweB – Sicherungsmaßnahmen an naturschutzfachlich NATURA 2000 - BEST PRACTICE Umweltschutzabteilung (MA22) – 109: 1-11 wertvollen Bäumen Persönliche Mitteilung: Alexander Mrkvicka
Es wurden bei diesem Einsatz keine Alpenbockkäfer (Rosalia alpina) Fast alle Sichtungen wurden an gefördert und Bringungsschäden Hinweise auf ein Vorkommen gefunden, Buchen gemacht. Diese Baumart deutlich reduziert. die ExpertInnen von ÖKOTEAM Bis in die 2000er Jahre galt das wird im Gebiet als Brutbaum Parallel dazu wurde seit 1998 intensiv konnten in diesem Waldgebiet auch Vorkommen des Alpenbocks in Wien deutlich bevorzugt. Während der und großteils erfolgreich versucht, keine geeigneten Altbäume finden. als vom Aussterben bedroht, da nur Untersuchung konnte auch die Blochholz von Buchen und Eichen Somit war ein „Verfliegen“ des 2018 einzelne sporadische Nachweise Eiablage in Hainbuche, in nahe nicht sonnig zwischenzulagern und gefundenen Käfers aus dem nahen vorlagen. Mit dem Managementplan gelegenen Gebieten auch in Eschen, möglichst bis Ende Mai aus dem LTG Lainzer Tiergarten, wo Brutbäume 1998 für das Europaschutzgebiet beobachtet werden. Fazit ist, dass der abzutransportieren, um Eiablagen von kartiert wurden, anzunehmen. Lainzer Tiergarten (LTG) wurde die Alpenbock in den letzten Jahren den Alpenbock und Heldbock darauf zu Bedeutung von Totholz betont und gesamten LTG besiedelt hat und bereits verhindern. Wenn Holz mit Eiern oder Ebenfalls über das geförderte dessen Erhaltung in ausreichender in angrenzende Gebiete ausstrahlt. Larven der Käfer abtransportiert und Projekt werden bis 2022 ca. Quantität und Qualität erstmals Der Bestand des Alpenbocks im LTG verwertet wird, können die Käferlarven 100 naturschutzfachlich wertvolle verordnet. ist derzeit hervorragend und erreicht ihre Entwicklung nicht beenden und Alt- und Totbäume in den Ab dem Jahr 2005 erfolgten hier Dichten, die in Mitteleuropa werden vernichtet – das Holz wird Schutzgebieten im Wiener Teil des regelmäßig und immer häufiger einzigartig sind (Hovorka 2017). dann zur „Besiedlungsfalle“. Wienerwaldes sicherheitsfachlich Sichtungen von Alpenböcken im Die Untersuchung zeigte weiters, Alpenbock (Rosalia alpina), © ÖBF behandelt, um unter Beachtung Lainzer Tiergarten. 2017 wurde dass bei ausreichendem Angebot an der relevanten Rechtsgrundlagen von der Umweltschutzabteilung eine geeigneten Brutbäumen im Bestand (v.a. ABGB, Forstgesetz) und Untersuchung beauftragt, die klären die vereinzelt erfolgten Eiablagen an ÖNORM die Lebensraumfunktion sollte wie weit der Alpenbock im Blochholz nur geringe Auswirkungen für totholzbewohnende Organismen LTG verbreitet ist und ob es auch „im auf den Alpenbock-Bestand haben. durch Behandlung mit Hebebühne Bestand“ genügend (v. a. stehendes) Derzeit befinden sich im LTG oder Baumsteiger möglichst Totholz gibt, in denen eine Entwicklung durch Schnee- und Eisbruch sowie weitgehend zu erhalten und allfällige stattfindet und möglich ist. Ergebnisse: Sturmschäden sehr viele Buchen in Juchtenkäfervorkommen zu sichern. Es wurden während der Untersuchung einem für den Alpenbock optimalem insgesamt 333 Alpenböcke gesichtet. Stadium – frisch abgestorben und die Rinde löst sich ab. Bei Fällungen kann Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), © Ökoteam das Angebot auch durch das Belassen von brusthohen Buchenstöcken im Bestand, insbesondere in sonnigen Lagen z.B. bei Sicherungsschnitten an Wegen zusätzlich erhöht werden. Eine weitere, auch wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme ist das Belassen der Baumkronen im Bestand. Neben dem erhöhten Totholzangebot werden damit die Verjüngung der Baumarten, Humusaufbau und die Wasserspeicherung im Boden 12 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 13
Salzburg: Schutzmaßnahmen für den Gemeinsam für den blauschillernden Feuerfalter Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) Das Gebiet Feuerfalters sind Auflichtung von verwaldeten Moorrandbereichen Das Vorkommen des blauschillernden sowie das Fördern einer hohen Feuerfalters (FFH - Art, Anhang II Altersstrukturierung um eine u. VI) konzentriert sich meist auf Ausdehnung des Vorkommens der kleine, isolierte Populationen. Raupenfutterpflanze zu fördern. In Salzburg etwa nur mehr im Es wurden einzelne Bäume und Lungau, u.a. in Natura 2000 - Gebüsche als Windschutz belassen Schutzgebieten Mooshamer Moos und die Schaffung von gut besonnten und Steindorfer Moos. Der kleine „Buchten“ im Sinne einer besseren Bläuling zeigt Territorialverhalten Verzahnung zwischen Wald und und hat seine Flugzeit von Mai- Wiese gefördert. Juni. Die Raupe lebt monophag Grünschnittablagerungen wurden an dem Schlangenknöterich (Bistorta aufgelassen und eine punktuelle officinalis) und überwintert als Puppe. Aushagerungsmahd etabliert. Der Lebensraum des bedrohten Um den Lebensraum zu erhalten, Falters ist hauptsächlich auf extensiv wurden Wechselbrachen bzw. bewirtschafteten Niedermoorwiesen Rotationsmahd auf Niedermoorwiesen Einsatz der LFS Tamsweg © Clara Leutgeb mit Brachebereichen und fließendem eingerichtet, um jährlich wechselnde Lycaena helle (Weibchen) © Clara Leutgeb Übergang zu lichten Moorwäldern Teilbereiche ungemäht über den beschränkt und ist eine Flaggschiffart Winter gehen zu lassen. für zahlreiche weitere Arten wie z.B. den Randring-Perlmutterfalter Besonderheiten Best Practice ESG (Boloria eunomia), der in Österreich Mooshamer Moos ebenfalls als stark gefährdet gilt. Gefährdungsfaktoren sind Die wichtigsten Punkte zur Habitatverlust und Fragmentierung Umsetzung dieser Maßnahmen der Populationen durch Intensivierung sind Zusammenarbeit mit den der Landwirtschaft, Aufforstung Grundbesitzern und ein enger von Grenzertragsflächen bzw. Kontakt bzw. Abstimmung mit natürliche Sukzession infolge von den Landwirten. Die Durchführung Nutzungsaufgabe. von öffentlichkeitswirksamer Naturschutzarbeit mit SchülerInnen FAKTEN Maßnahmen Natura 2000-Gebieten Tamsweg bzw. Berg- und Naturwacht Gebiet: Salzburger Lungau Lungau führte dazu noch zu einer Gebietsgröße: 23.908 Hektar Die Maßnahmen zum Schutz des hohen Aufmerksamkeit für die lokalen Waldlebensraumtypen: 9130, 9140,9150, 9410, 9420 Lebensraumes des blauschillernden landschaftlichen Besonderheiten. Besitzer: Österreichische Bundesforste AG Betreuerin: Clara Leutgeb Quelle: 14 Förderung: Landesmittel (z.B. Entbuschungs- NATURA und Weideverzichts-prämien), 2000 - BEST PRACTICE persönliche Mitteilung: Clara Leutgeb 15 EU- und nationale Mittel (Agrarumweltprogramm ÖPUL)
Steiermark: Artenschutzprojekt Juchtenkäfer Spürnasen auf Käfersuche (Osmoderma eremita) Der Juchtenkäfer (Osmoderma Gefährdung und Schutz des eremita) Juchtenkäfers Der Lebensraum des Juchtenkäfers Der Juchtenkäfer oder Eremit beschränkt sich auf spezielle (Osmoderma eremita) bewohnt Strukturen von Bäumen: er lebt in als Urwaldreliktart totholzreiche mulm-gefüllten Baumhöhlen (Mulm Laubholz-Bestände. Die = Baumerde) von Laubbäumen. ursprünglichen Lebensräume der Art Dort verbringt der Großteil der sind natürliche Auen entlang von Tiere ihre gesamte Lebensdauer, sie Flüssen mit viel Totholz, die überall verlassen die Baumhöhle nicht und selten geworden sind. Die Käfer graben sich wiederholt im Mulm leben heute fast ausschließlich in ein. Anfang Juli kommen die adulten Sekundärlebensräumen wie in alten Tiere an die Oberfläche und leben Streuobstbeständen, Alleen und Parks. dort nur wenige Wochen, ohne Die Rodung alter Baumriesen sowie dabei Nahrung aufzunehmen. Ans die Dezimierung von Streuobstwiesen Tageslicht kommen die geschlüpften stellt eine weitere Gefährdung für Käfer sehr selten. Das Leben des die hochspezialisierten im Mulm Juchtenkäfers spielt sich gänzlich im lebenden Juchtenkäfer dar. bzw. am Baum ab – man bezeichnet In der Europäischen Union ist ihn daher auch sehr treffend als Osmoderma eremita durch die „Eremit“ = Einsiedler. Sehr selten findet Anhänge II und IV der Fauna- man erkundungsfreudige Individuen Flora-Habitat-Richtlinie strengstens auch auf der Borke anbrüchiger geschützt und ist eine prioritäre Art des Bäume, an Saftflüssen oder auf gemeinschaftlichen Naturschutzes. Blütenständen. Die Paarungszeit findet von Juli bis August statt, danach Das Artenschutzprojekt Juchtenkäfer legen die Weibchen bis zu 80 Eier in der Steiermark ab. Die Larven ernähren sich von morschem und verpilztem Holz und In den Jahren 2016 - 2019 wurden im anderen organischen Resten – dabei Rahmen von zwei Artenschutzprojekten schädigen sie den Brutbaum aber für den Juchtenkäfer in der Steiermark nicht. Drei Larvenstadien später, die insgesamt 186 Obstgärten, FAKTEN insgesamt etwa drei bis vier Jahren Einzelbäume, sowie Parkanlagen, Gebiet: Steiermark; 5.700 kontrollierte Bäume, 92 gefundene Brutbäume dauern, kommt es zur Verpuppung Weidenbestände und Baum- auf 33 Flächen, Vertragsnaturschutz mit 21 LandwirInnen in einem Kokon und schließlich zur Naturdenkmale auf Vorkommen des Förderung: Ländliche Entwicklung 14-20, mit Unterstützung Ausbildung als Käfer. > des Landes Steiermark und der europäischen Union Vertragsnaturschutz „Baumprämie" Quelle: 16 Betreuerin: Thomas Frieß NATURA 2000 - BEST PRACTICE www.osmoderma.at 17 Projektzeitraum: 2016-2019 Persönliche Mitteilung: Thomas Frieß
Das Larvenstadium des Juchtenkäfer dauert 3-4 Jahre © Ökoteam Käfers hin untersucht. Zum Einsatz aus der südlichsten Steiermark kamen auch speziell ausgebildete zwischen Ehrenhausen und Spürhunde der Spürhundexpertin Leutschach, ein Nachweis aus dem Dr. Gabriele Sauseng. Gebiet Feistritzklamm-Herberstein. Rund 5.700 Obstbäume und andere Laubholz-Altbäume mit Durch das isolierte Auftreten entsprechenden Höhlenstrukturen der meisten Populationen sind wurden kontrolliert – davon konnten die Zukunftsaussichten für diese in 92 Bäumen auf 33 Flächen eine geschützte und sehr anspruchsvolle Besiedlung durch den Juchtenkäfer Tierart in der Steiermark trist. Durch festgestellt werden. Durch das Projekt den Rückgang der Obstbaum- konnten 21 landwirtschaftliche Pflanzungen in den letzten Jahrzehnten Betriebe mit insgesamt 73 ist mit einer massiven Abnahme der Bäumen für die Teilnahme an der Anzahl besiedelbarer Bäume in den Ve r t r a g s n a t u r s c h u t z m a ß n a h m e kommenden Jahren zu rechnen. Durch „Baumprämie“ gewonnen werden. entsprechendes Monitoring und Die meisten Nachweise gelangen im Schutz besiedelter Bäume kann das Gebiet zwischen Laßnitz- und Sulmtal Überleben des Juchtenkäfers jedoch (Sausal), drei Nachweise stammen unterstützt werden. Karte: Bekannte aktuelle Verbreitung von Osmoderma eremita in der Steiermark; rot = aktuelle Nachweise, grau = alte Nachweise, nicht gefüllt = untersucht, keine Nachweise, Stand: Jänner 2020. Karte: ÖKOTEAM/P. Zimmermann Quelle: http://www.osmoderma.at/ 18 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 19
Steiermark: Artenschutzprojekte der Maßnahmenpaket für den steirischen Natura 2000 - Wald Österreichischen Bundesforste - LIFE+ Ausseerland Das Gebiet Auflichtungen langsam in Mischwälder überführt. Gearbeitet wird möglichst Gleich mehrere Natura 2000 - bodenschonend mit Pferderückung Gebiete liegen in der steirischen oder mit Schleppernutzungen auf Kleinregion Ausseerland, im Bezirk dicker Schneedecke. Liezen. Das Ausseerland setzt sich aus dem steirischen Salzkammergut Totholz: Die forstwirtschaftliche und dem Ausseer Becken zusammen. Nutzung der Waldflächen geht Bergmassive, wie der Dachstein, mit nachhaltiger Bewirtschaftung Sarsteinstock, Sandling und das und Lebensraumschutz einher. Tote Gebirge prägen die Region. Ein Totholzangebot für den Große Waldgebiete, zahlreiche Alpenbock, xylobionte Moosarten Seen, Feuchtgebiete, Moore und die Entwicklung strukturreicher und Magerwiesen sind Teil einer Waldbestände sind ein thematisches reichhaltigen Naturraumausstattung Ziel des LIFE+ Projekts. Darüber der Berg- und Tallandschaft. Der hinaus wurden die Vernetzung von Großteil der Wälder ist im Besitz Habitaten für Auer- und Birkhuhn der Österreichischen Bundesforst über Trittsteinbiotope umgesetzt. AG (ÖBf). Das Gebiet beherbergt Das Konzept folgt einer modernen zahlreiche Lebensräume für wald- Forstwirtschaft, einen Wald zu assoziierte FFH-Arten, wie den schaffen, der Lebensräume bietet, Steinkrebs, den Alpen-Kammmolch, durch Förderung von Totholz das grüne Koboldmoos und den Nährstoffe in den Boden bringt und Frauenschuh. Aufgrund der großen, Biodiversität fördert. zusammenhängenden Waldflächen kommt auch der Luchs regelmäßig Baumartenmischung: Es werden vor. Laubbäume wie Buchen und Bergahorne sowie Tannen bei © Anna-Sophie Pirtscher Maßnahmen in der Nutzungen gefördert, um gemischtere FAKTEN Waldbewirtschaftung und resistentere Wälder zu Natura 2000 Gebiet: „Steirisches Dachsteinplateau (AT 2204000)“ bekommen. Zudem wurden selten „Ödensee (AT 2206000)“, „Zlaimmöser Moore Der Wald der Zukunft wird durch gewordene Baum- und Straucharten, (AT 2224000)“, "Mitterndorfer Biotopverbun aktive Bewirtschaftung geformt. Wo wie Ulmen und rote Hartriegel gezielt (AT2253000)" und „Totes Gebirge mit Altausseer möglich, wird mit Naturverjüngung an Wegrändern und Freiflächen See (AT2243000)“ gearbeitet und Laubhölzer in Gruppen gesetzt, wo sie Waldbewohner Fläche: 31.684 Hektar belassen. Nadelholzreiche Bestände wie Wildbienen und Vögel mit Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9410, 9420, 91D0 werden bei Durchforstungen und Blühangebot und Beeren versorgen. Förderung: LIFE+ „Naturwald, Moore und Lebensraumverbund im Quelle: Ausseerland“ www.bundesforste.at/die-bundesforste/life-projekt-ausseerland.html 20 Betreuerin: Anna-Sophie Pirtscher NATURA 2000 - BEST PRACTICE www.bundesforste.at/fileadmin/news_import/Bundesforste-Folder_Aktiv_fuer_Steinkrebs_Amphibien_2017.pdf Projektzeitraum: 2013-2019 persönliche Mitteilung: Anna-Sophie Pirtscher
Lebensraumvernetzung: um die ausgewählten Standorten mit Diese ist bei jedem Tier individuell wie Totholzbelassung an feuchteren bestehenden Natura 2000 - Gebiete Hilfe von Baggern auf ÖBf Grund ein Fingerabdruck. Durch Vergleich Standorten gefördert. Die Vorkommen über das Tal hinweg zu vernetzen ausgehoben. Innerhalb eines Jahres ist der Fotos kann man die Individuen sind den Revierleitern bekannt und wurde ein neues Natura 2000 - die ausgebaggerte Gewässerstruktur voneinander unterscheiden und werden bei der Bewirtschaftung Gebiet im Rahmen des Projekts begrünt und sehr attraktiv für die feststellen, ob sie dem Tümpel treu berücksichtigt. Auch der Frauenschuh geschaffen: der „Mitterndorfer Amphibien. geblieben sind. Der Pflegeaufwand wird, wo bekannt ist, falls notwendig Biotopverbund“. In diesem wurden Gelbbauchunken halten sich ab der Gewässerstrukturen ist gering, durch leichte Lichterstellung gefördert. Fließgewässer für Koppe und Juni am liebsten im Wasser auf und die Tümpel bleiben circa 10 Jahre Das Grüne Koboldmoos oder das Steinkrebs wieder durchgängig benutzen kleine, vegetationsfreie erhalten und wachsen mit der Zeit Kärntner Spatenmoos profitieren gemacht, Tümpel für Gelbbauchunke Lacken in Wäldern und auf natürlich zu. Falls notwendig erfolgt ebenso von den Totholz-Maßnahmen und Alpen-Kammmolch angelegt Wiesen als Laichplätze. Die Alpen- eine erneute Ausbaggerung nach 10 Zur Planung und zum Anlegen von und Moore wiedervernässt. Die Kammmolche hingegen halten sich Jahren im Spätherbst/Winter. Gewässern gibt es von den ÖBf ein Vernetzung von Schutzgebieten von Frühjahr bis in den Spätsommer Handbuch zum Download: „Aktiv durch Trittsteine, Korridore oder in Tümpeln mit mindesten 1,5m Tiefe Insgesamt wurden über zwölf für Steinkrebs und Amphibien - zusätzliche Naturschutzgebiete auf – zur Paarungszeit. Den Rest des geschützte Arten und Moor- und Anregungen für Forstleute, Landwirte stellt einen wichtigen Faktor für ein Jahres verbringen sie versteckt unter Waldlebensraumtypen im Rahmen und Gewässerbewirtschafter“. ganzheitliches, zukunftsorientiertes Wurzelstöcken oder Steinen an Land. des LIFE+ Projekts der ÖBf gefördert. Naturschutzmanagement dar. Wenn Um den Erfolg der neugeschaffenen Andere gefährdete Arten, wie Download unter: der Fortbestand gefährdeter Tier- und und vernetzten Lebensräume zu Moose, wurden erhoben und mittels www.bundesforste.at Pflanzenarten sowie Lebensraumtypen überprüfen, wird eng mit Experten Aushub eines Kleingewässers © ÖBf-Archiv/H. Haseke gewährleistet ist, kann ein moderner zusammengearbeitet. Die Molche Forstbetrieb davon profitieren. In werden mit Hilfe von speziellen Hinblick auf Klimawandel und Reusen gefangen und ihre Biodiversitätsverlust handelt es Bauchzeichnung vorsichtig durch eine sich hierbei um unumgängliche Glasplatte fotografiert. Maßnahmen. Beispiele von Projekt-Zielarten: Im Ausseerland wurden, speziell im Talbereich, 45 Tümpel und 200 Klein- und Kleinsthabitate angelegt, um die vorkommenden Amphibien, im Speziellen die Gelbbauchunke und den Alpen-Kammmolch, zu fördern. Die Wasserlacken für die Gelbbauchunken wurden teilweise im Rahmen von Forststraßensanierungen angelegt, die Tümpel an speziell Alpenkammmolch © ÖBf-Archiv/W. Simlinger 22 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 23
Steiermark: Schutzmaßnahmen für den Das Gebiet Das Projekt Alpenbockkäfer (Rosalia alpina) Das FFH- und Vogelschutzgebiet ist In Zusammenarbeit der ÖBf, Gössler mit verschiedenen Waldgebieten, Bauern und NaturschutzvertreterInnen Feuchtbiotopen und alpinen werden daher im Jahr 2020 bei Lebensräumen ausgewiesen, die den großen Brennholzstapeln und zum großen Teil im Besitz der entlang des Weges zum Toplitzsee Österreichischen Bundesforste AG fünf Buchenstämme aufgestellt um sind. Aufgrund der Topografie des den Weibchen besonnte Lagen Toplitzsees mit steilen südexponierten für die Eiablage zu bieten. Diese Hängen und potentiellen Brutbäumen Stämme werden in den nächsten ist dieses Areal besonders hochwertig Jahren beobachtet. Da die Larven für den Alpenbock sowie als beim Schlüpfen charakteristische qualitätsvolles Wald-Habitat zu Bohrlöcher hinterlassen, können sehen. Der charakteristisch strahlend- diese dann Aufschluss über den blau gefärbte Käfer benötigt warme, Erfolg des Projektes geben. südseitig gelegene und felsige, steile, Damit soll die hiesige Population des wenig bis kaum bewirtschaftete auffallenden, aber seltenen Käfers Rotbuchenwald-Restbestände. Im verbessert werden. Wo Buchen Zuge einer Kartierung wurden wachsen, wird auch Brennholz erzeugt im gesamten Schutzgebiet und und daher sind alte, absterbende darüber hinaus drei Teilpopulationen Buchen selten zu finden. Zusätzlich festgestellt, die aufgrund der werden die Buchenholzstapel oftmals limitierten Flugdistanz des Käfers zu tödlichen Fallen für die vom von ca. 1,5 - 3km voneinander Weibchen abgelegten Eier. Da die abgegrenzt sind. Die Gefährdung Larven nach der Eiablage zwei bis vier der lokalen Populationen ist hoch und Jahre für ihre Entwicklung benötigen, der Austausch der Teilpopulationen werden sie häufig gemeinsam fraglich. Obwohl die Reliktstandorte mit den Holzscheiten verbrannt. stabil sind, ist die Verfügbarkeit der Mit dieser einfachen und kostenarmen Brutbäume begrenzt. Problematisch Initative lässt sich viel für den Schutz ist die geringe Anzahl totholzreicher des Käfers unternehmen. Um auch Refugien und deren isolierte Lage einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung inmitten von Wirtschaftswälder. der erholungssuchenden FAKTEN Diese Verteilung der Populationen, Waldbesucher zu leisten, sind an Natura 2000 Gebiet: Totes Gebirge mit Altausseer See (AT2243000) sowie die gebirgige Lage macht die den Buchenstämmen spannende Gebietsgröße: 23.908 Hektar Ausbreitung für den Käfer schwierig. Informationstafeln angebracht. Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9150, 9410, 9420 Besitzer: Österreichische Bundesforste AG Betreuerin: Revierleiter Bernhard Pliem, Karin Hochegger, Quelle: Förderung: Naturschutzmaßnahmen der ÖBf AG, fachliche Bearbeitung Frieß T., Holzinger W.: Der Alpenbockkäfer Rosalia alpina (L.) (Coleoptera: Cerambycidae) im Steirischen Salzkammergut (Österreich) 24 im Rahmen der Gebietsbetreuung NATURA Naturschutz 2000 - BEST PRACTICE Persönliche Mitteilung: Karin Hochegger 25 Projektzeitraum: 2020-2025
Niederösterreich: Ökologische Kleinwaldbewirtschaftung Elsbeere-Wienerwald Das Gebiet Klimawandel zu gestalten und © Maria Hörmandinger gleichzeitig den wirtschaftlichen Die LEADER Region Elsbeere Effekt nicht aus den Augen zu Wienerwald erstreckt sich auf verlieren. 296km², befindet sich am Übergang In unserer Region ist außerdem zwischen dem Mostviertel und dem die seltene Elsbeere zu finden. Wienerwald und besteht aus 13 Auf hohen Bäumen, die frei in den ländlichen Gemeinden rund um Wiesen stehen und oft über hundert Neulengbach. LEADER ist ein EU- Jahre alt werden, wachsen die Förderprogramm zur nachhaltigen Elsbeeren - rötlich-braune Früchte mit ländlichen Entwicklung von Regionen. Marzipanaroma. Der Norden der Wir unterstützen ProjektträgerInnen Region Elsbeere Wienerwald ist durch bei der Einreichung von Projekten in saftige Wiesen und Felder geprägt, den vier Aktionsfeldern Gemeinwohl, der Süden und Osten bietet neben Wertschöpfung sowie Natürliche der einmaligen Kulturlandschaft aus Ressourcen und kulturelles Erbe. Wäldern, Wiesen und Weiden, 36% der Fläche der Region die durch Baumgruppen und sind mit Wald bedeckt. Im Strauchzeilen gegliedert sind, Zuge der Erstellung der lokalen etwas anspruchsvollere Gipfel wie Entwicklungsstrategie 2013, Schöpfl, Gföhlberg, Hegerberg und wurde in der Region eine große Buchberg. Diese bieten prächtige Anzahl sogenannter „hof-ferner“ Ausblicke und Einblicke in die KleinwaldbesitzerInnen festgestellt. Region. Der Anteil dieser WaldbesitzerInnen, die ihre Waldflächen selbst nicht mehr bewirtschaften können (weil sie die Verbindung zum Wald verloren haben, weggezogen sind oder bereits zu alt sind), steigt stetig an. Wenn bewirtschaftet wird, steht meist Holzmobilisierung im Vordergrund. Mit dem Projekt soll ein Weg aufgezeigt werden, wie FAKTEN es gelingen kann, Lebensräume für Gebiet: Leader Region Elsbeere-Wienerwald, Natura 2000 Gebiet: Vögel, Käfer und Kleinorganismen Wienerwald - Thermenregion (AT1211000) im Wald zu erhalten, die Wälder Größe der verbesserten Fläche: 45ha widerstandsfähig gegen den © Maria Hörmandinger Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9410, 9420, 91D0 Förderung: Blühendes Österreich, LEADER Quelle: 26 Betreuerin: Nicole Silhengst NATURA 2000 - BEST PRACTICE www.elsbeere-wienerwald.at 27 Projektzeitraum: 2019-2022 persönliche Mitteilung: Nicole Silhengst
Das Projekt Waldrandgestaltung. Dadurch soll es zu einer Erhöhung der Das Projektkonzept verfolgt eine Lebensraumvielfalt für waldgebundene naturnahe, aktive Bewirtschaftung Tierarten wie Vögel (Nist- und von 40ha-50ha regionaler Horstbäume durch hohen Totholzanteil) Waldfläche sowie eine engmaschige und Insekten (totholzgebundene, vom Betreuung von Kleinwaldbesitzern Aussterben bedrohte/geschützte (max. 6ha Waldfläche). Durch Käfer) kommen. Die Maßnahmen Know-How Vermittlung an 20 - führen zu einer Erhöhung der 25 Kleinwaldbesitzern im Bereich Resilienz der Waldbestände ökologischer Waldbewirtschaftung, gegen den Klimawandel durch soll nach Projektende die Erhöhung der Vielfalt und damit eigenständige Verwaltung der der Anpassungsfähigkeit. Dazu Bewirtschaftung durchgeführt trägt die Pflanzung von seltenen werden. Eine Überführung Baumarten wie Elsbeere, Speierling, naturferner Waldbestände Wildbirne, Wildapfel u. a. bei, (u. a. Fichtenmonokulturen) in sowie eine Erhöhung des natürlichen naturnahe Waldbestände, deren Eichenanteils. Durch Vermeidung von Baumartenzusammensetzung der Kahlschlag in der Bewirtschaftung natürlichen Vegetation entspricht wird die Kohlenstoffspeicherung ist dabei das Hauptziel. Weg durch verstärkte Anreicherung in von einheitlichen, einschichtigen Boden und Biomasse gefördert. Das Waldstrukturen hin zu strukturreichen, Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit vielfältigen, ungleichalten dem Projekt „Biodiversitätsmonitoring Beständen mit strauchreicher – wir schauen auf unsere Wälder“ 28 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 29 © Maria Hörmandinger
Niederösterreich: Stift Altenburg setzt auf Geflügelte Helfer ganzheitliche, naturnahe Waldwirtschaft Das Natura 2000 Gebiet den Waldflächen umgesetzt, dabei wird kein Unterschied gemacht, Das "Kamp – und Kremstal" ist als ob diese innerhalb oder außerhalb FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet des Natura 2000 Gebiets liegen. ausgewiesen mit seinen Mit minimalem Aufwand wird charakteristischen tief eingeschnittenen der bestmögliche wirtschaftliche Tälern, Flusslebensräumen und Erfolg erzielt. Dabei wird sehr stark Kulturlandschaft der Hochflächen. Die auf die natürliche Dynamik des Waldlandschaft zeichnet sich durch Ökosystems Wald geachtet und seine Mullbraunerde-Buchenwälder, dessen Vorteile für eine optimale Schlucht- und Hangmischwälder und naturnahe Waldbewirtschaftung Laabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder genutzt. Somit werden viele, auch aus, Pionierrasen sind in die gefährdete Waldbewohner geschützt Waldgebiete eingestreut und Erlen- und gefördert. Eschen-Weidenauen rahmen den Gewässerverlauf des Kamp. Das Beispielhaftes Projekt: Gebiet beherbergt bedeutende Trittsteinkonzept Vorkommen von totholzbewohnenden Käfern, wie den Großen Eichenbock Die Forstverwaltung des Stift oder den Hirschkäfer und liefert Altenburg hat im Rahmen seiner wertvolle Jagdhabitate für die naturnahen Waldbewirtschaftung Mopsfledermaus und zahlreiche ein Trittsteinkonzept etabliert, dass Kleinhabitate für den Kammmolch einerseits dynamische Trittsteine als und die Rotbauchunke. auch permanente Refugialbiotope für Arten vorsieht. Die Trittsteine Stift Altenburg fungieren als Inseln zwischen großflächigeren Schutzgebieten und Die Waldflächen des Stifts bestehen erlauben eine zeitweise Besiedlung aus zwei Waldgebieten – Altenburg und Reproduktion von Arten, um und Wildberg. In der Forstwirtschaft einen Ausgangspunkt und eine werden Ökologie und Nachhaltigkeit Zwischenstation für den Individuen- großgeschrieben: in den stiftseigenen Austausch der großen Inseln bilden zu FAKTEN Mischwäldern wird konsequent können. So kann auch außerhalb des Natura 2000 Gebiet: „Kamp – und Kremstal“ (AT1207A00) auf Naturverjüngung gesetzt. Mit Natura 2000 - Gebiets Refugium und Förderung: Gebietsgröße: 14.495 Hektar seiner Wirtschaftsweise bekam Ausbreitungsquellen für gefährdete Waldlebensraumtypen: 9110, 9130,9170, 9180, 91E0 der Betrieb 2018 den „Staatspreis Tier- und Pflanzenarten geschaffen Forstbetrieb Stift Altenburg: 2800 ha, davon 800 ha im Natura 2000 für beispielhafte Waldwirtschaft“. werden. Trittsteinbiotope funktionieren Gebiet. Zahlreiche Projekte werden auf > Forstdirektor: Herbert Schmid Quelle: 30 Förderung: keine NATURA 2000 - BEST PRACTICE persönliche Mitteilung: Herbert Schmid 31 Projektzeitraum: laufend verschiedene Projekte
als zeitweilige Biotope für die zu auf das Totholz angewiesen und Beispielhaftes Projekt: Eichelhäher und Buchen, eine Umwandlung vernetzenden Populationen und das Vorhandensein von stärker sorgen für Verjüngung von Nadelholzreinbeständen in Arten. Es handelt sich dabei nicht dimensionierten Laubholz in Laubmischwälder erfolgt dadurch „im nur um Rastplätze oder kurzfristige lichten Waldbeständen. Diese Eichelhäher sind der Freund und Flug“. Aber nur, wenn sie bis zum Refugien, sondern um wertvolle Voraussetzungen sind im Forstrevier Helfer der Altenburger Forstwirtschaft. Frühjahr vergraben bleiben: um dies Bausteine, die ein Miteinander von gegeben. Totholzinseln mit großen Im Herbst sammeln sie reife Eicheln zu garantieren, werden im Winter als Natur und Waldbewirtschaftung Buchen werden gezielt belassen und und Bucheckern und vergraben Futterersatz Sonnenblumenkerne in ermöglichen. Als Trittsteine können sind im Trittsteinkonzept des Reviers diese weit außerhalb des Futterkisten angeboten. Es handelt sich Totholzinseln, Methusalembäume vertreten. Die Wegesicherung wird natürlichen Verbreitungsradius des um eine Methode, die bereits in der mit Sonderstrukturen wie Höhlen, dabei immer beachtet, Gefährder- Samenbaumes als Wintervorrat. Mit Vergangenheit in der Waldwirtschaft außergewöhnlichen Wuchsformen Bäume werden entfernt. Die dieser Verhaltensweise vergräbt der angewandt wurde. Das Stift Altenburg oder Mehrstämmigkeit sowie Alpenbock-Vorkommen werden Eichelhäher im Herbst zwischen 2000 arbeitet im Rahmen dieses Projekts Störflächen oder Brachen fungieren. mit Tafeln gekennzeichnet, denn und 5000 Eicheln im Waldboden. mit ExpertInnen der Universität für der auffällig gefärbte Käfer ist als Die gewählten Standorte eignen sich Bodenkultur zusammen. Artenschutz: der Alpenbockkäfer Botschafter der Artenvielfalt im Wald bestens für die Keimung der Eichen (Rosalia alpina) willkommen. Sein Vorkommen ist ein guter Indikator für naturschutzkonforme Als Folge der naturnahen Bewirtschaftung. „Es freut uns also Waldbewirtschaftung hat sich sehr, dass sich der Alpenbock das der Alpenbock im Forstrevier um Forstrevier Altenburg zum neuen das Stift angesiedelt. Der Käfer Domizil auserkoren hat - eine kleine braucht das Holz abgestorbener Belohnung für die nachhaltige, Laubbäume, insbesondere Buchen naturnahe Waldbewirtschaftung in an sonnenexponierten Standorten. den Stiftswäldern!“ so Forstdirektor Für seine Entwicklung ist der Käfer Herbert Schmid. 32 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 33
Kärnten: Management und Schutz des Braunbären Ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Braunbär auf Populationsniveau im dinarischen Gebirge Rückgang von Mensch-Bär Konflikten Ausbildung von Herdenschutzhunden und werben für eine friedliche vorangetrieben, sowie Koexistenz „bärenfreundlicher“ Tourismus zur Bewerbung der Koexistenz entwickelt. Mit einer Vielzahl von Aktionen werden gemeinsame Konflikt - Förderung der natürlichen Ausbreitung „Hotspots“ - identifiziert. Es werden der Braunbären vom dinarischen © herdenschutz.info nicht-letale Lösungen entwickelt um Gebirge in die Alpen „Best Practice“ Beispiele zu liefern Das Projekt Zudem soll mehr Bewusstsein für die wie man zukünftig mit solchen Für die Anwendung eines Verzahung zwischen Interessen Konflikten umgehen soll. Lösungen multidisziplinären Zugangs werden Konflikte zwischen Menschen und des Naturschutzes, Tourismus und werden angeboten um Bären soziale und physische Hindernisse für Braunbär - Populationen sind in Europa Ökonomie geschaffen werden. davon abzuhalten an anthropogene die Populationsausbreitung erkannt eine anhaltende Gefahr für den Nahrungsquellen zu gelangen und und analysiert, um die dringend Schutz des Braunbären. Es müssen Maßnahmen es wird untersucht, ob ein Verfüttern benötigten Ausbreitungskorridore zu Schritte unternommen werden um von Kadavern aus Wildunfällen eine schützen und damit einen Erhalt der das Zusammenleben zu verbessern. Monitoring auf Populationsebene, sinnvolle Maßnahme zur Prävention Bärenpopulation mit möglichst wenig Diese Herausforderungen können Management und Schutz des solcher Übergriffe darstellt. Es wurden Konfliktpotential zu gewährleisten. mit verschiedenen Maßnahmen Braunbären im nördlichen dinarischen Müllcontainer bärensicher gemacht, gemeistert werden. Hierbei sollen, Gebirge und den Südost-Alpen Herdenschutzmaßnahmen mit der Wissenslücken gefüllt und ein Quelle und Fotos: www.dinalpbear.eu Verständnis für Sozioökonomie und Das Hauptziel des Projekts ist es, die ein Bewusstsein für den Stellenwert derzeit praktizierte kleinräumige Art der Bären in unserem Ökosystem des Braunbärenmanagements, durch geschaffen werden. länderübergreifendes Handeln und Denken abzulösen, um Management, Projektziel Monitoring und Schutz des Braunbären auf Populationsniveau zu Ziel ist es, ein internationales, etablieren. Es wird ein engmaschiges interdisziplinäres Projekt zu entwerfen, Netzwerk von ExpertInnen erstellt, welches fähig ist, die komplexen und Daten von Bären großräumig und unterschiedlichen Herausforderungen länderübergreifend gesammelt und des Braunbärenschutzes in einer dadurch ein optimiertes System menschlich-dominierten, politisch und geschaffen. räumlich fragmentierten Landschaft > des dinarischen Gebirges und der FAKTEN Arten zu bewerkstelligen. Projektförderung: LIFE Projektkoordinator: Rok Cerne Projektzeitraum: 2014-2019 34 NATURA 2000 - BEST PRACTICE 35
I M P R E S S U M Für den Inhalt verantwortlich: Kuratorium Wald, Alser Straße 37/16, A-1080 Wien Redaktion & Bearbeitung: Marie Lambropoulos, Gerald Gimpl Grafische Gestaltung & Layout: Gerald Gimpl Coverfoto © Gerald Gimpl Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt 1080 Wien, P.b.b., ZlNr. GZ 02Z033686 M Umweltpost ÖPD 3/2018 Österreichischer Pressedienst Auflage: 1.000 Stück
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