NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald

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NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
NATURA 2000 - BEST PRACTICE
   Erfolgreiche Naturschutzprojekte
       aus Österreichs Wäldern
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Einleitung
                          INHALT                                                NATURSCHUTZARBEIT IN DER FORSTWIRTSCHAFT KANN OFT
                                                                                MIT KLEINEN MITTELN GROSSES BEWIRKEN. IN DIESEM HEFT
                                                                                WOLLEN WIR EINIGE WENIGE AUSGEWÄHLTE PROJEKTE
    Einleitung .............................................................3   VORSTELLEN, DIE MANCHMAL MIT MEHR, MANCHMAL MIT
                                                                                WENIGER AUFWAND AUSKOMMEN, UM DEN WALD IN SEINER
                                                                                VIELFALT ZU SCHÜTZEN. DIE PROJEKTE DÜRFEN DABEI GERNE
    Übersichtskarte Natura 2000...................................4
                                                                                ZUR BEGEISTERUNG, INSPIRATION UND NACHAHMUNG
                                                                                VERWENDET WERDEN!
    Oberösterreich: Hang- und Schluchtmischwälder...........6
                                                                                Natura 2000 ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein heiß
                                                                                diskutiertes Thema in Österreich. Zu oft wurden durch
    Wien: Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) und                                  bürokratische Diskussionen der Kern und Sinn des europaweiten
                                                                                Schutzgebietsnetzwerkes übersehen oder vergessen. Natura
            Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)......................10
                                                                                2000 bietet – ganz im Gegensatz zu Nationalparks oder
                                                                                Wildnisgebieten – einen integrativen Ansatz, der den Wald
    Salzburg: Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)...14                 als multifunktionalen Raum begreift, in dem die Vielfalt der
                                                                                Fledermäuse, Käfer, Amphibien und Co. genauso Platz haben
                                                                                wie der Mensch und seine Ansprüche. Natura 2000 bietet
    Steiermark: Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)...........16                   Raum für neue Ideen und Möglichkeiten. Weder großflächiger
                                                                                Naturschutz mit der Käseglocke, noch Monokulturen sind hier
                                                                                erwünscht – jedoch das komplette Spektrum zwischen
    Steiermark: Artenschutzprojekte der ÖBf....................20               diesen beiden Extremen ist möglich.
                                                                                Was dies nun in der Praxis bedeutet, wollen wir mit diesem
                                                                                kleinen Heftchen beispielhaft zeigen. Zwischen Naturschutz
    Steiermark: Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)...............24
                                                                                mit dem Bagger und Käfersuche mit dem Spürhund sind hier
                                                                                viele Ideen dabei. Diese zeigen, dass durch geschickt gesetzte
    Niederösterreich: Projekt Elsbeere Wienerwald..........26                   Maßnahmen, welche in die forstwirtschaftliche Praxis integriert
                                                                                werden können, eine Verbindung zwischen Ökologie und
                                                                                Ökonomie möglich ist.
    Niederösterreich: Stift Altenburg / Geflügelte Helfer....30
                                                                                In diesem Sinne wünscht das Kuratorium Wald viel Inspiration
                                                                                                 beim Lesen dieses Heftes
    Kärnten: LIFE DINALP BEAR....................... .............34

2                                    NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                                                  3
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
NATURA 2000 Arten und Lebensraumtypen
    Natura 2000               Gebiete in Österreich
                                             Best Practice Beispiele

    NATURA 2000 Gebiete
       Vogelschutzgebiet
        FFH-Gebiet
        FFH und Vogelschutzgebiet

    0   25    50     75    100 km
4                          NATURA 2000 - BEST PRACTICE                       5
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Oberösterreich: Hang- und Schluchtmischwälder
                        im oberen Donautal

                                                                                                                                                Juchtenkäfer (Osmoderma  eremita),
                                                                                                                                                               Donauschlinge © Max © Ökoteam
                                                                                                                                                                                     Plöderl

    Das Gebiet                                   zenarten beheimaten. Dank einer          mehrere Lilien- und Orchideenarten.          der im Oberen Donautal“ von 2004-
                                                 nachhaltigen Bewirtschaftung sind        Europaweit       seltene    Vogelar-         09 und über Vertragsnaturschutz mit
    Das Obere Donautal zwischen Pas-             ausgedehnte Eichen-Hainbuchenwäl-        ten wie Schwarzstorch und Uhu                dem Land OÖ konnten bis jetzt ca.
    sau in Bayern und Aschach in Ober-           der, Hang- und Schluchtwälder und        sowie die national bedrohte                  1.000ha Waldflächen dauerhaft
    österreich stellt eine der markantesten      Buchenwald-Gesellschaften erhalten       Smaragdeidechse und Äskulap-                 außer Nutzung genommen werden.
    Flusslandschaften Mitteleuropas dar.         geblieben. Die südexponierten, sehr      natter konnten in den unzugäng-              Durch diesen Prozessschutz erhöht
    Tief hat sich der Strom eingegraben          warmen und teils schroffen Felsberei-    lichen Waldpartien überleben.                sich das Angebot an Altholz, stehen-
    und ein Tal geschaffen, dessen stei-         che bieten Traubeneiche, aber auch       Die Donaueinhänge sind als Natura            dem/liegendem Totholz für Hirsch-
    le Abhänge – vor allem am linken             Wacholder gute Wuchsbedingun-            2000-Gebiet ausgewiesen, wertvol-            käfer, Eremit und Grubenlaufkäfer.
    Donauufer - mit weitgehend naturna-          gen. In den Schluchten der schattigen    le Bereiche auch als Naturschutzge-          Mops-        und       Bechsteinfle-
    hen Wäldern bedeckt sind und eine            Seitentäler verbergen sich Kostbarkei-   biet. Über das grenzüberschreitende          dermaus        sowie      Schwarz-
    Vielzahl seltenster Tier- und Pflan-         ten wie Berg- und Flatterulme sowie      LIFE-Projekt „Hang- und Schluchtwäl-         storch profitieren ebenfalls. >
                                                                                          Quelle:
                                                                                          Persönliche Mitteilung: Franz Exenschläger

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NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
© Max Plöderl

    Das Projekt                              Gelbbauchunke sind auch im Donautal
                                             selten geworden. Beide Arten sind
    Eine wichtige Funktion für die           zur Fortpflanzung auf Kleingewässer
    Naturschutzakzeptanz       bei    den    angewiesen, die vielerorts fehlen.
    GrundeigentümerInnen hat die von         Daher wurden im Rahmen des
    der Abteilung Naturschutz des Landes     LIFE-Natur-Projekts insgesamt 22
    OÖ eingesetzte Gebietsbetreuung:         neue          Kleingewässerkomplexe
    Diese bereitet nicht nur Waldverträge    angelegt. Diese werden bereits von
    vor, im Laufe der Jahre wurden           Gelbbauchunke und Kammmolch,
    auch auf waldnahen Flächen viele         sowie von weiteren 8 Amphibienarten
    Kleingewässer neu angelegt, in denen     angenommen.
    u.a. der Nördliche Kammmolch
    erstaunlich gute Populationen bilden     Errichtung von Hirschkäferwiegen
    konnte.                                  Der Hirschkäfer ist der imposanteste
    Gezieltes Management soll Arten          und größte heimische Käfer. Zur
    wie Elsbeere oder den Immergrünen        Fortpflanzung benötigt er ausreichend
    Streifenfarn fördern.                    starkes, vermoderndes Totholz -
    Ebenso wurden für Dutzende               vorwiegend von Eichen. Bis die
    Hektar     ökologisch     bedeutender    fertigen Käfer schlüpfen, vergehen
    Wiesenflächen Naturschutzverträge        5 bis 8 Jahre! Da es im Gebiet an
    abgeschlossen und auf diese Weise        geeigneten alten, absterbenden
    ausreichend Lebensraum, z.B. für den     und toten Eichen mangelt, wurden
    Hellen und Dunklen Wiesenknopf-          auf bayerischer Seite künstliche
    Ameisenbläuling, geschaffen              „Hirschkäferwiegen“ errichtet. Diese
                                             bestehen aus Eichenstämmen, die
    Anlage von Kleingewässerkomplexen        im Boden eingegraben und mit
    Europaweit              gefährdete       Eichenhackgut überschüttet werden.
    Amphibienarten wie Kammmolch und
                                                              Gelbbauchunke Bombina variegata

                                                                                                  FAKTEN
                                                                                                FAKTEN
                                                                                                  Natura 2000 Gebiet: Oberes Donautal (AT3112000)
                                                                                                    Gebietsgröße:
                                                                                                Natura  2000 Gebiet:7119   Hektar
                                                                                                                         Totes Gebirge mit Altausseer See (AT2243000)
                                                                                                    Waldlebensraumtypen:
                                                                                                Gebietsgröße:   23.908 Hektar  9110, 9130,9170, 9180, 910, 9410
                                                                                                    Besitzer: Österreichische
                                                                                                Lebensraumtyp:                  Bundesforste
                                                                                                                 9130, 9140,9150,            AG
                                                                                                                                      9410, 9420
                                                                                                    Betreuer:
                                                                                                Besitzer:     Franz Exenschläger
                                                                                                          Österreichische   Bundesforste AG
                                                                                                    Förderung:
                                                                                                Betreuerin:     LIFE / Co-
                                                                                                            Revierleiter     Finanzierung:
                                                                                                                         Bernhard          Bayer.
                                                                                                                                   Pliem, ÖBf  AG,Staatsministerium für Umwelt
                                                                                                                                                   DI Dr. Karin Hochegger,
                                                                                                            Amt und
                                                                                                                 der Gesundheit,   Landkreis Passau,
                                                                                                                     steirischen Landesregierung,     Stadt Passau Landesbund
                                                                                                                                                   Baubezirksleitung  Liezen.
                                                                                                                für Vogelschutz in Bayern
                                                                                                Förderung: Naturschutzmaßnahmen             e. V.AG,
                                                                                                                                       der ÖBf    Bayerischer
                                                                                                                                                     fachliche Naturschutzfond,
                                                                                                                                                               Bearbeitung
8                               NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                     Lebensministierum
                                                                                                            im Rahmen                Ö., Nabu Oberösterreich
                                                                                                                          der Gebietsbetreuung   Naturschutz                              9
                                                                                                    Projektzeitraum: 2004-2009
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Wien: Juchtenkäfer und Alpenbockkäfer im                                                                  Spurensuche im Wienerwald
               Lainzer Tiergarten - Projekt SinaweB
                                                                                 Das Gebiet                                                Arten der FFH-Richtlinie. Seither wurde
                                                                                                                                           das Forstpersonal des Forstbetriebs
                                                                                 Der Lainzer Tiergarten, der seit 1784                     der Stadt Wien von ExpertInnen
                                                                                 von einer Mauer umgeben ist und                           entsprechend geschult, um Spuren
                                                                                 liegt am Westrand der Stadt Wien. Er                      der FFH-Arten im Gelände zweifelsfrei
                                                                                 stellt aufgrund seiner Artenvielfalt und                  erkennen zu können. Der Erfolg dieser
                                                                                 zahlreichen gefährdeten Pflanzen- und                     Schulungen wurde durch Funde von
                                                                                 Tierarten, sowie einem hohen Anteil                       Juchtenkäfer-Larven und dem Erstfund
                                                                                 an lebendem Altholz, stehendem und                        des Scharlachroten Plattkäfers im
                                                                                 liegendem Totholz, einen besonders                        Lainzer Tiergarten bestätigt.
                                                                                 schützenswerten Landschafts- und                          Parallel dazu wurden die als
                                                                                 Naturraum      dar.    Das      ehemals                   Lebensraum         der        FFH-Arten
                                                                                 kaiserliche Jagdgebiet gilt heute als                     erhaltenswerte Bäume, die im
                                                                                 bedeutendes Naherholungsgebiet der                        Zuge von Sicherungsmaßnahmen
                                                                                 WienerInnen.                                              behandelt werden müssen vom
                                                                                 Im Jahr 1941 erfolgte die erste                           Revierpersonal erfasst und die
                                                                                 Erklärung zum Naturschutzgebiet,                          Notwendigkeit      und     geschätzten
                                                                                 seit 2008 ist der Lainzer Tiergarten                      Kosten     einer    naturschutzfachlich
                                                                                 auch ein Europaschutzgebiet. Die                          verträglichen    Behandlung       dieser
                                                                                 Hangmischwälder,       der     Labkraut-                  Bäume dokumentiert.
                                                                                 Hainbuchen-Wald sowie die Erlen-
                                                                                 Eschen-Wälder an den größeren                             In dem, an den Lainzer Tiergarten
                                                                                 Bächen fallen unter die prioritär,                        angrenzenden, Natura 2000 - Gebiet
                                                                                 europaweit zu schützenden FFH –                           Liesing wurde im Jahr 2018 zufällig
                                                                                 Typen.                                                    ein Individuum des Juchtenkäfers
                                                                                                                                           beobachtet. Aufgrund der geringen
                                                                                 Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)                          Mobilität des Käfers war ein Vorkommen
                                                                                                                                           in diesem Gebiet anzunehmen.
                                                                                 2011 wurde mit dem Forstoperat                            Über ein gefördertes Projekt konnte
                                                                                 für den Lainzer Tiergarten eine                           2020 mittels eines speziell trainierten
                                                                                 neue Managementanweisung für                              „Juchtenkäfer-Spürhundes“      der    in
     FAKTEN                                                                      die Wälder des NATURA2000                                 Frage kommende Waldbereich in der
     Natura 2000 Gebiet: Lainzer Tiergarten (AT 1302000)                         Gebietes Lainzer Tiergarten erstellt.                     Umgebung des Fundortes von 2018
     Gebietsgröße: 2259 Hektar (2450 Hektar gesamt Lainzer TG)                   Besonderes Augenmerk liegt dabei                          abgesucht werden, um gegebenenfalls
     Waldlebensraumtypen: 9110, 9130, 9170, 9180, 91E0, 91G0, 91M0               auf der Erhaltung von Totholz in                          das Vorkommen räumlich eingrenzen
     Besitzer: Stadt Wien                                                        ausreichender Zahl und Qualität als                       und geeignete Schutzmaßnahmen
     Betreuer: Alexander Mrkvicka; Hannes Lutterschmied                          Lebensraum für prioritär geschützte                       planen zu können.                     >
     Förderung: Ländliche Entwicklung 7.6.1.A                                    Quelle: Hovorka, W. (2017): Erfassung und Kennzeichnung von Brutbäumen von Heldbock, Eremitischer Juchtenkäfer
     Projektzeitraum: 2020-2022                                                  und Alpenbock im Lainzer Tiergarten. Bericht des Jahres 2017 – Natur und Naturschutz-Studien der Wiener

10   Projektname: SinaweB – Sicherungsmaßnahmen         an naturschutzfachlich
                               NATURA 2000 - BEST PRACTICE                       Umweltschutzabteilung (MA22) – 109: 1-11
                   wertvollen Bäumen                                             Persönliche Mitteilung: Alexander Mrkvicka
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Es wurden bei diesem Einsatz keine        Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)                         Fast alle Sichtungen wurden an           gefördert    und    Bringungsschäden
     Hinweise auf ein Vorkommen gefunden,                                                              Buchen gemacht. Diese Baumart            deutlich reduziert.
     die ExpertInnen von ÖKOTEAM               Bis in die 2000er Jahre galt das                        wird im Gebiet als Brutbaum              Parallel dazu wurde seit 1998 intensiv
     konnten in diesem Waldgebiet auch         Vorkommen des Alpenbocks in Wien                        deutlich bevorzugt. Während der          und großteils erfolgreich versucht,
     keine geeigneten Altbäume finden.         als vom Aussterben bedroht, da nur                      Untersuchung konnte auch die             Blochholz von Buchen und Eichen
     Somit war ein „Verfliegen“ des 2018       einzelne sporadische Nachweise                          Eiablage in Hainbuche, in nahe           nicht sonnig zwischenzulagern und
     gefundenen Käfers aus dem nahen           vorlagen. Mit dem Managementplan                        gelegenen Gebieten auch in Eschen,       möglichst bis Ende Mai aus dem LTG
     Lainzer Tiergarten, wo Brutbäume          1998 für das Europaschutzgebiet                         beobachtet werden. Fazit ist, dass der   abzutransportieren, um Eiablagen von
     kartiert wurden, anzunehmen.              Lainzer Tiergarten (LTG) wurde die                      Alpenbock in den letzten Jahren den      Alpenbock und Heldbock darauf zu
                                               Bedeutung von Totholz betont und                        gesamten LTG besiedelt hat und bereits   verhindern. Wenn Holz mit Eiern oder
     Ebenfalls    über   das     geförderte    dessen Erhaltung in ausreichender                       in angrenzende Gebiete ausstrahlt.       Larven der Käfer abtransportiert und
     Projekt werden bis 2022 ca.               Quantität und Qualität erstmals                         Der Bestand des Alpenbocks im LTG        verwertet wird, können die Käferlarven
     100 naturschutzfachlich wertvolle         verordnet.                                              ist derzeit hervorragend und erreicht    ihre Entwicklung nicht beenden und
     Alt-   und     Totbäume     in     den    Ab dem Jahr 2005 erfolgten                              hier Dichten, die in Mitteleuropa        werden vernichtet – das Holz wird
     Schutzgebieten im Wiener Teil des         regelmäßig und immer häufiger                           einzigartig sind (Hovorka 2017).         dann zur „Besiedlungsfalle“.
     Wienerwaldes        sicherheitsfachlich   Sichtungen von Alpenböcken im                           Die Untersuchung zeigte weiters,
                                                                                                                                                Alpenbock (Rosalia alpina), © ÖBF
     behandelt, um unter Beachtung             Lainzer Tiergarten. 2017 wurde                          dass bei ausreichendem Angebot an
     der relevanten Rechtsgrundlagen           von der Umweltschutzabteilung eine                      geeigneten Brutbäumen im Bestand
     (v.a.   ABGB,      Forstgesetz)    und    Untersuchung beauftragt, die klären                     die vereinzelt erfolgten Eiablagen an
     ÖNORM die Lebensraumfunktion              sollte wie weit der Alpenbock im                        Blochholz nur geringe Auswirkungen
     für totholzbewohnende Organismen          LTG verbreitet ist und ob es auch „im                   auf den Alpenbock-Bestand haben.
     durch Behandlung mit Hebebühne            Bestand“ genügend (v. a. stehendes)                     Derzeit befinden sich im LTG
     oder       Baumsteiger       möglichst    Totholz gibt, in denen eine Entwicklung                 durch Schnee- und Eisbruch sowie
     weitgehend zu erhalten und allfällige     stattfindet und möglich ist. Ergebnisse:                Sturmschäden sehr viele Buchen in
     Juchtenkäfervorkommen zu sichern.         Es wurden während der Untersuchung                      einem für den Alpenbock optimalem
                                               insgesamt 333 Alpenböcke gesichtet.                     Stadium – frisch abgestorben und die
                                                                                                       Rinde löst sich ab. Bei Fällungen kann
                                                         Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), © Ökoteam   das Angebot auch durch das Belassen
                                                                                                       von brusthohen Buchenstöcken im
                                                                                                       Bestand, insbesondere in sonnigen
                                                                                                       Lagen z.B. bei Sicherungsschnitten an
                                                                                                       Wegen zusätzlich erhöht werden.
                                                                                                       Eine weitere, auch wirtschaftlich
                                                                                                       sinnvolle Maßnahme ist das Belassen
                                                                                                       der Baumkronen im Bestand. Neben
                                                                                                       dem       erhöhten      Totholzangebot
                                                                                                       werden damit die Verjüngung der
                                                                                                       Baumarten,       Humusaufbau       und
                                                                                                       die Wasserspeicherung im Boden

12                                NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                                                                                            13
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Salzburg: Schutzmaßnahmen für den                                                                        Gemeinsam für den blauschillernden Feuerfalter
                           Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle)
                                                                                                                   Das Gebiet                                     Feuerfalters sind    Auflichtung von
                                                                                                                                                                  verwaldeten        Moorrandbereichen
                                                                                                                   Das Vorkommen des blauschillernden             sowie das Fördern einer hohen
                                                                                                                   Feuerfalters (FFH - Art, Anhang II             Altersstrukturierung     um       eine
                                                                                                                   u. VI) konzentriert sich meist auf             Ausdehnung des Vorkommens der
                                                                                                                   kleine,       isolierte      Populationen.     Raupenfutterpflanze zu fördern.
                                                                                                                   In Salzburg etwa nur mehr im                   Es wurden einzelne Bäume und
                                                                                                                   Lungau, u.a. in Natura 2000 -                  Gebüsche als Windschutz belassen
                                                                                                                   Schutzgebieten Mooshamer Moos                  und die Schaffung von gut besonnten
                                                                                                                   und Steindorfer Moos. Der kleine               „Buchten“ im Sinne einer besseren
                                                                                                                   Bläuling zeigt Territorialverhalten            Verzahnung zwischen Wald und
                                                                                                                   und hat seine Flugzeit von Mai-                Wiese gefördert.
                                                                                                                   Juni. Die Raupe lebt monophag                  Grünschnittablagerungen        wurden
                                                                                                                   an dem Schlangenknöterich (Bistorta            aufgelassen und eine punktuelle
                                                                                                                   officinalis) und überwintert als Puppe.        Aushagerungsmahd etabliert.
                                                                                                                   Der Lebensraum des bedrohten                   Um den Lebensraum zu erhalten,
                                                                                                                   Falters ist hauptsächlich auf extensiv         wurden       Wechselbrachen      bzw.
                                                                                                                   bewirtschafteten Niedermoorwiesen              Rotationsmahd auf Niedermoorwiesen
Einsatz der LFS Tamsweg © Clara Leutgeb
                                                                                                                   mit Brachebereichen und fließendem             eingerichtet, um jährlich wechselnde
                                                                        Lycaena helle (Weibchen) © Clara Leutgeb
                                                                                                                   Übergang zu lichten Moorwäldern                Teilbereiche ungemäht über den
                                                                                                                   beschränkt und ist eine Flaggschiffart         Winter gehen zu lassen.
                                                                                                                   für zahlreiche weitere Arten wie
                                                                                                                   z.B. den Randring-Perlmutterfalter             Besonderheiten Best Practice ESG
                                                                                                                   (Boloria eunomia), der in Österreich           Mooshamer Moos
                                                                                                                   ebenfalls       als     stark   gefährdet
                                                                                                                   gilt.    Gefährdungsfaktoren           sind    Die    wichtigsten       Punkte     zur
                                                                                                                   Habitatverlust und Fragmentierung              Umsetzung      dieser     Maßnahmen
                                                                                                                   der Populationen durch Intensivierung          sind Zusammenarbeit mit den
                                                                                                                   der     Landwirtschaft,        Aufforstung     Grundbesitzern und ein enger
                                                                                                                   von      Grenzertragsflächen          bzw.     Kontakt bzw. Abstimmung mit
                                                                                                                   natürliche Sukzession infolge von              den Landwirten. Die Durchführung
                                                                                                                   Nutzungsaufgabe.                               von            öffentlichkeitswirksamer
                                                                                                                                                                  Naturschutzarbeit mit SchülerInnen
              FAKTEN                                                                                               Maßnahmen Natura 2000-Gebieten                 Tamsweg bzw. Berg- und Naturwacht
              Gebiet: Salzburger Lungau                                                                                                                           Lungau führte dazu noch zu einer
              Gebietsgröße: 23.908 Hektar                                                                          Die Maßnahmen zum Schutz des                   hohen Aufmerksamkeit für die lokalen
              Waldlebensraumtypen: 9130, 9140,9150, 9410, 9420                                                     Lebensraumes des blauschillernden              landschaftlichen Besonderheiten.
              Besitzer: Österreichische Bundesforste AG
              Betreuerin: Clara Leutgeb                                                                            Quelle:

   14         Förderung: Landesmittel (z.B. Entbuschungs-
                                        NATURA              und Weideverzichts-prämien),
                                               2000 - BEST PRACTICE                                                persönliche Mitteilung: Clara Leutgeb                                                    15
              EU- und nationale Mittel (Agrarumweltprogramm ÖPUL)
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Steiermark: Artenschutzprojekt Juchtenkäfer                                                              Spürnasen auf Käfersuche
                      (Osmoderma eremita)
                                                                             Der Juchtenkäfer (Osmoderma                            Gefährdung und           Schutz      des
                                                                             eremita)                                               Juchtenkäfers

                                                                             Der Lebensraum des Juchtenkäfers                       Der     Juchtenkäfer     oder      Eremit
                                                                             beschränkt      sich    auf     spezielle              (Osmoderma        eremita)       bewohnt
                                                                             Strukturen von Bäumen: er lebt in                      als    Urwaldreliktart     totholzreiche
                                                                             mulm-gefüllten Baumhöhlen (Mulm                        Laubholz-Bestände.                    Die
                                                                             = Baumerde) von Laubbäumen.                            ursprünglichen Lebensräume der Art
                                                                             Dort verbringt der Großteil der                        sind natürliche Auen entlang von
                                                                             Tiere ihre gesamte Lebensdauer, sie                    Flüssen mit viel Totholz, die überall
                                                                             verlassen die Baumhöhle nicht und                      selten geworden sind. Die Käfer
                                                                             graben sich wiederholt im Mulm                         leben heute fast ausschließlich in
                                                                             ein. Anfang Juli kommen die adulten                    Sekundärlebensräumen wie in alten
                                                                             Tiere an die Oberfläche und leben                      Streuobstbeständen, Alleen und Parks.
                                                                             dort nur wenige Wochen, ohne                           Die Rodung alter Baumriesen sowie
                                                                             dabei Nahrung aufzunehmen. Ans                         die Dezimierung von Streuobstwiesen
                                                                             Tageslicht kommen die geschlüpften                     stellt eine weitere Gefährdung für
                                                                             Käfer sehr selten. Das Leben des                       die hochspezialisierten im Mulm
                                                                             Juchtenkäfers spielt sich gänzlich im                  lebenden Juchtenkäfer dar.
                                                                             bzw. am Baum ab – man bezeichnet                       In der Europäischen Union ist
                                                                             ihn daher auch sehr treffend als                       Osmoderma eremita durch die
                                                                             „Eremit“ = Einsiedler. Sehr selten findet              Anhänge II und IV der Fauna-
                                                                             man erkundungsfreudige Individuen                      Flora-Habitat-Richtlinie      strengstens
                                                                             auch auf der Borke anbrüchiger                         geschützt und ist eine prioritäre Art des
                                                                             Bäume, an Saftflüssen oder auf                         gemeinschaftlichen Naturschutzes.
                                                                             Blütenständen. Die Paarungszeit
                                                                             findet von Juli bis August statt, danach               Das Artenschutzprojekt Juchtenkäfer
                                                                             legen die Weibchen bis zu 80 Eier                      in der Steiermark
                                                                             ab. Die Larven ernähren sich von
                                                                             morschem und verpilztem Holz und                       In den Jahren 2016 - 2019 wurden im
                                                                             anderen organischen Resten – dabei                     Rahmen von zwei Artenschutzprojekten
                                                                             schädigen sie den Brutbaum aber                        für den Juchtenkäfer in der Steiermark
                                                                             nicht. Drei Larvenstadien später, die                  insgesamt       186       Obstgärten,
     FAKTEN                                                                  insgesamt etwa drei bis vier Jahren                    Einzelbäume, sowie Parkanlagen,
     Gebiet: Steiermark; 5.700 kontrollierte Bäume, 92 gefundene Brutbäume   dauern, kommt es zur Verpuppung                        Weidenbestände         und       Baum-
              auf 33 Flächen, Vertragsnaturschutz mit 21 LandwirInnen        in einem Kokon und schließlich zur                     Naturdenkmale auf Vorkommen des
     Förderung: Ländliche Entwicklung 14-20, mit Unterstützung               Ausbildung als Käfer.                                  >
                 des Landes Steiermark und der europäischen Union
                 Vertragsnaturschutz „Baumprämie"                            Quelle:

16   Betreuerin: Thomas Frieß NATURA 2000 - BEST PRACTICE                    www.osmoderma.at                                                                                   17
     Projektzeitraum: 2016-2019                                              Persönliche Mitteilung: Thomas Frieß
NATURA 2000 - BEST PRACTICE - Erfolgreiche Naturschutzprojekte aus Österreichs Wäldern - Kuratorium Wald
Das Larvenstadium des Juchtenkäfer dauert 3-4 Jahre © Ökoteam

     Käfers hin untersucht. Zum Einsatz                          aus der südlichsten Steiermark
     kamen auch speziell ausgebildete                            zwischen        Ehrenhausen       und
     Spürhunde der Spürhundexpertin                              Leutschach, ein Nachweis aus dem
     Dr. Gabriele Sauseng.                                       Gebiet Feistritzklamm-Herberstein.
     Rund 5.700 Obstbäume und
     andere          Laubholz-Altbäume                mit        Durch      das    isolierte   Auftreten
     entsprechenden                  Höhlenstrukturen            der meisten Populationen sind
     wurden kontrolliert – davon konnten                         die Zukunftsaussichten für diese
     in 92 Bäumen auf 33 Flächen eine                            geschützte und sehr anspruchsvolle
     Besiedlung durch den Juchtenkäfer                           Tierart in der Steiermark trist. Durch
     festgestellt werden. Durch das Projekt                      den Rückgang der Obstbaum-
     konnten          21          landwirtschaftliche            Pflanzungen in den letzten Jahrzehnten
     Betriebe          mit         insgesamt          73         ist mit einer massiven Abnahme der
     Bäumen für die Teilnahme an der                             Anzahl besiedelbarer Bäume in den
     Ve r t r a g s n a t u r s c h u t z m a ß n a h m e        kommenden Jahren zu rechnen. Durch
     „Baumprämie“ gewonnen werden.                               entsprechendes      Monitoring     und
     Die meisten Nachweise gelangen im                           Schutz besiedelter Bäume kann das
     Gebiet zwischen Laßnitz- und Sulmtal                        Überleben des Juchtenkäfers jedoch
     (Sausal), drei Nachweise stammen                            unterstützt werden.

     Karte: Bekannte aktuelle Verbreitung von Osmoderma eremita in der Steiermark; rot = aktuelle Nachweise, grau = alte
     Nachweise, nicht gefüllt = untersucht, keine Nachweise, Stand: Jänner 2020. Karte: ÖKOTEAM/P. Zimmermann

                                                                                                                           Quelle: http://www.osmoderma.at/
18                                            NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                                                                                                           19
Steiermark: Artenschutzprojekte der                                                        Maßnahmenpaket für den steirischen Natura 2000 - Wald
        Österreichischen Bundesforste - LIFE+ Ausseerland
                                                                                        Das Gebiet                                                           Auflichtungen langsam in Mischwälder
                                                                                                                                                             überführt. Gearbeitet wird möglichst
                                                                                        Gleich mehrere Natura 2000 -                                         bodenschonend mit Pferderückung
                                                                                        Gebiete liegen in der steirischen                                    oder mit Schleppernutzungen auf
                                                                                        Kleinregion Ausseerland, im Bezirk                                   dicker Schneedecke.
                                                                                        Liezen. Das Ausseerland setzt sich
                                                                                        aus dem steirischen Salzkammergut                                    Totholz:     Die     forstwirtschaftliche
                                                                                        und dem Ausseer Becken zusammen.                                     Nutzung der Waldflächen geht
                                                                                        Bergmassive, wie der Dachstein,                                      mit nachhaltiger Bewirtschaftung
                                                                                        Sarsteinstock, Sandling und das                                      und      Lebensraumschutz         einher.
                                                                                        Tote Gebirge prägen die Region.                                      Ein     Totholzangebot        für     den
                                                                                        Große Waldgebiete, zahlreiche                                        Alpenbock, xylobionte Moosarten
                                                                                        Seen,      Feuchtgebiete,   Moore                                    und die Entwicklung strukturreicher
                                                                                        und Magerwiesen sind Teil einer                                      Waldbestände sind ein thematisches
                                                                                        reichhaltigen Naturraumausstattung                                   Ziel des LIFE+ Projekts. Darüber
                                                                                        der Berg- und Tallandschaft. Der                                     hinaus wurden die Vernetzung von
                                                                                        Großteil der Wälder ist im Besitz                                    Habitaten für Auer- und Birkhuhn
                                                                                        der Österreichischen Bundesforst                                     über Trittsteinbiotope umgesetzt.
                                                                                        AG (ÖBf). Das Gebiet beherbergt                                      Das Konzept folgt einer modernen
                                                                                        zahlreiche Lebensräume für wald-                                     Forstwirtschaft, einen Wald zu
                                                                                        assoziierte FFH-Arten, wie den                                       schaffen, der Lebensräume bietet,
                                                                                        Steinkrebs, den Alpen-Kammmolch,                                     durch     Förderung       von     Totholz
                                                                                        das grüne Koboldmoos und den                                         Nährstoffe in den Boden bringt und
                                                                                        Frauenschuh. Aufgrund der großen,                                    Biodiversität fördert.
                                                                                        zusammenhängenden Waldflächen
                                                                                        kommt auch der Luchs regelmäßig                                      Baumartenmischung: Es werden
                                                                                        vor.                                                                 Laubbäume       wie   Buchen    und
                                                                                                                                                             Bergahorne sowie Tannen bei
                                                              © Anna-Sophie Pirtscher   Maßnahmen in der                                                     Nutzungen gefördert, um gemischtere
     FAKTEN                                                                             Waldbewirtschaftung                                                  und     resistentere  Wälder      zu
     Natura 2000 Gebiet: „Steirisches Dachsteinplateau (AT 2204000)“                                                                                         bekommen. Zudem wurden selten
                           „Ödensee (AT 2206000)“, „Zlaimmöser Moore                    Der Wald der Zukunft wird durch                                      gewordene Baum- und Straucharten,
                            (AT 2224000)“, "Mitterndorfer Biotopverbun                  aktive Bewirtschaftung geformt. Wo                                   wie Ulmen und rote Hartriegel gezielt
                            (AT2253000)" und „Totes Gebirge mit Altausseer              möglich, wird mit Naturverjüngung                                    an Wegrändern und Freiflächen
                            See (AT2243000)“                                            gearbeitet und Laubhölzer in Gruppen                                 gesetzt, wo sie Waldbewohner
     Fläche: 31.684 Hektar                                                              belassen. Nadelholzreiche Bestände                                   wie Wildbienen und Vögel mit
     Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9410, 9420, 91D0                                  werden bei Durchforstungen und                                       Blühangebot und Beeren versorgen.
     Förderung: LIFE+ „Naturwald, Moore und Lebensraumverbund im                        Quelle:

                 Ausseerland“                                                           www.bundesforste.at/die-bundesforste/life-projekt-ausseerland.html

20   Betreuerin: Anna-Sophie Pirtscher
                              NATURA 2000 - BEST PRACTICE                               www.bundesforste.at/fileadmin/news_import/Bundesforste-Folder_Aktiv_fuer_Steinkrebs_Amphibien_2017.pdf

     Projektzeitraum: 2013-2019                                                         persönliche Mitteilung: Anna-Sophie Pirtscher
Lebensraumvernetzung:         um      die    ausgewählten       Standorten     mit                  Diese ist bei jedem Tier individuell wie             Totholzbelassung       an    feuchteren
     bestehenden Natura 2000 - Gebiete            Hilfe von Baggern auf ÖBf Grund                        ein Fingerabdruck. Durch Vergleich                   Standorten gefördert. Die Vorkommen
     über das Tal hinweg zu vernetzen             ausgehoben. Innerhalb eines Jahres ist                 der Fotos kann man die Individuen                    sind den Revierleitern bekannt und
     wurde ein neues Natura 2000 -                die ausgebaggerte Gewässerstruktur                     voneinander       unterscheiden      und             werden bei der Bewirtschaftung
     Gebiet im Rahmen des Projekts                begrünt und sehr attraktiv für die                     feststellen, ob sie dem Tümpel treu                  berücksichtigt. Auch der Frauenschuh
     geschaffen:      der      „Mitterndorfer     Amphibien.                                             geblieben sind. Der Pflegeaufwand                    wird, wo bekannt ist, falls notwendig
     Biotopverbund“. In diesem wurden             Gelbbauchunken halten sich ab                          der Gewässerstrukturen ist gering,                   durch leichte Lichterstellung gefördert.
     Fließgewässer für Koppe und                  Juni am liebsten im Wasser auf und                     die Tümpel bleiben circa 10 Jahre                    Das Grüne Koboldmoos oder das
     Steinkrebs     wieder      durchgängig       benutzen kleine, vegetationsfreie                      erhalten und wachsen mit der Zeit                    Kärntner Spatenmoos profitieren
     gemacht, Tümpel für Gelbbauchunke            Lacken in Wäldern und auf                              natürlich zu. Falls notwendig erfolgt                ebenso von den Totholz-Maßnahmen
     und Alpen-Kammmolch angelegt                 Wiesen als Laichplätze. Die Alpen-                     eine erneute Ausbaggerung nach 10                    Zur Planung und zum Anlegen von
     und Moore wiedervernässt. Die                Kammmolche hingegen halten sich                        Jahren im Spätherbst/Winter.                         Gewässern gibt es von den ÖBf ein
     Vernetzung      von      Schutzgebieten      von Frühjahr bis in den Spätsommer                                                                          Handbuch zum Download: „Aktiv
     durch Trittsteine, Korridore oder            in Tümpeln mit mindesten 1,5m Tiefe                    Insgesamt wurden über zwölf                          für Steinkrebs und Amphibien -
     zusätzliche         Naturschutzgebiete       auf – zur Paarungszeit. Den Rest des                   geschützte Arten und Moor- und                       Anregungen für Forstleute, Landwirte
     stellt einen wichtigen Faktor für ein        Jahres verbringen sie versteckt unter                  Waldlebensraumtypen im Rahmen                        und Gewässerbewirtschafter“.
     ganzheitliches,       zukunftsorientiertes   Wurzelstöcken oder Steinen an Land.                    des LIFE+ Projekts der ÖBf gefördert.
     Naturschutzmanagement dar. Wenn              Um den Erfolg der neugeschaffenen                      Andere gefährdete Arten, wie                         Download unter:
     der Fortbestand gefährdeter Tier- und        und vernetzten Lebensräume zu                          Moose, wurden erhoben und mittels                    www.bundesforste.at
     Pflanzenarten sowie Lebensraumtypen          überprüfen, wird eng mit Experten
                                                                                                         Aushub eines Kleingewässers © ÖBf-Archiv/H. Haseke
     gewährleistet ist, kann ein moderner         zusammengearbeitet. Die Molche
     Forstbetrieb davon profitieren. In           werden mit Hilfe von speziellen
     Hinblick auf Klimawandel und                 Reusen gefangen und ihre
     Biodiversitätsverlust     handelt       es   Bauchzeichnung vorsichtig durch eine
     sich hierbei um unumgängliche                Glasplatte fotografiert.
     Maßnahmen.

     Beispiele von Projekt-Zielarten:

     Im Ausseerland wurden, speziell
     im Talbereich, 45 Tümpel und 200
     Klein- und Kleinsthabitate angelegt,
     um die vorkommenden Amphibien,
     im Speziellen die Gelbbauchunke
     und den Alpen-Kammmolch, zu
     fördern. Die Wasserlacken für die
     Gelbbauchunken wurden teilweise im
     Rahmen von Forststraßensanierungen
     angelegt, die Tümpel an speziell                         Alpenkammmolch © ÖBf-Archiv/W. Simlinger

22                                   NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                                                                                                         23
Steiermark: Schutzmaßnahmen für den                        Das Gebiet                                                             Das Projekt
                  Alpenbockkäfer (Rosalia alpina)
                                                                         Das FFH- und Vogelschutzgebiet ist                                     In Zusammenarbeit der ÖBf, Gössler
                                                                         mit verschiedenen Waldgebieten,                                        Bauern und NaturschutzvertreterInnen
                                                                         Feuchtbiotopen        und       alpinen                                werden daher im Jahr 2020 bei
                                                                         Lebensräumen ausgewiesen, die                                          den großen Brennholzstapeln und
                                                                         zum großen Teil im Besitz der                                          entlang des Weges zum Toplitzsee
                                                                         Österreichischen Bundesforste AG                                       fünf Buchenstämme aufgestellt um
                                                                         sind. Aufgrund der Topografie des                                      den Weibchen besonnte Lagen
                                                                         Toplitzsees mit steilen südexponierten                                 für die Eiablage zu bieten. Diese
                                                                         Hängen und potentiellen Brutbäumen                                     Stämme werden in den nächsten
                                                                         ist dieses Areal besonders hochwertig                                  Jahren beobachtet. Da die Larven
                                                                         für den Alpenbock sowie als                                            beim Schlüpfen charakteristische
                                                                         qualitätsvolles     Wald-Habitat     zu                                Bohrlöcher       hinterlassen,   können
                                                                         sehen. Der charakteristisch strahlend-                                 diese dann Aufschluss über den
                                                                         blau gefärbte Käfer benötigt warme,                                    Erfolg      des     Projektes    geben.
                                                                         südseitig gelegene und felsige, steile,                                Damit soll die hiesige Population des
                                                                         wenig bis kaum bewirtschaftete                                         auffallenden, aber seltenen Käfers
                                                                         Rotbuchenwald-Restbestände.          Im                                verbessert werden. Wo Buchen
                                                                         Zuge einer Kartierung wurden                                           wachsen, wird auch Brennholz erzeugt
                                                                         im gesamten Schutzgebiet und                                           und daher sind alte, absterbende
                                                                         darüber hinaus drei Teilpopulationen                                   Buchen selten zu finden. Zusätzlich
                                                                         festgestellt,    die   aufgrund     der                                werden die Buchenholzstapel oftmals
                                                                         limitierten Flugdistanz des Käfers                                     zu tödlichen Fallen für die vom
                                                                         von ca. 1,5 - 3km voneinander                                          Weibchen abgelegten Eier. Da die
                                                                         abgegrenzt sind. Die Gefährdung                                        Larven nach der Eiablage zwei bis vier
                                                                         der lokalen Populationen ist hoch und                                  Jahre für ihre Entwicklung benötigen,
                                                                         der Austausch der Teilpopulationen                                     werden sie häufig gemeinsam
                                                                         fraglich. Obwohl die Reliktstandorte                                   mit den Holzscheiten verbrannt.
                                                                         stabil sind, ist die Verfügbarkeit der                                 Mit dieser einfachen und kostenarmen
                                                                         Brutbäume begrenzt. Problematisch                                      Initative lässt sich viel für den Schutz
                                                                         ist die geringe Anzahl totholzreicher                                  des Käfers unternehmen. Um auch
                                                                         Refugien und deren isolierte Lage                                      einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung
                                                                         inmitten      von    Wirtschaftswälder.                                der                 erholungssuchenden
     FAKTEN                                                              Diese Verteilung der Populationen,                                     Waldbesucher zu leisten, sind an
     Natura 2000 Gebiet: Totes Gebirge mit Altausseer See (AT2243000)    sowie die gebirgige Lage macht die                                     den Buchenstämmen spannende
     Gebietsgröße: 23.908 Hektar                                         Ausbreitung für den Käfer schwierig.                                   Informationstafeln           angebracht.
     Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9150, 9410, 9420
     Besitzer: Österreichische Bundesforste AG
     Betreuerin: Revierleiter Bernhard Pliem, Karin Hochegger, 		        Quelle:

     Förderung: Naturschutzmaßnahmen der ÖBf AG, fachliche Bearbeitung   Frieß T., Holzinger W.: Der Alpenbockkäfer Rosalia alpina (L.) (Coleoptera: Cerambycidae) im Steirischen Salzkammergut (Österreich)

24               im Rahmen der    Gebietsbetreuung
                                NATURA                Naturschutz
                                       2000 - BEST PRACTICE              Persönliche Mitteilung: Karin Hochegger                                                                                               25
     Projektzeitraum: 2020-2025
Niederösterreich: Ökologische
        Kleinwaldbewirtschaftung Elsbeere-Wienerwald
                                                                                             Das Gebiet                                 Klimawandel zu gestalten und
                                                                      © Maria Hörmandinger
                                                                                                                                        gleichzeitig den wirtschaftlichen
                                                                                             Die LEADER Region Elsbeere                 Effekt nicht aus den Augen zu
                                                                                             Wienerwald erstreckt sich auf              verlieren.
                                                                                             296km², befindet sich am Übergang          In unserer Region ist außerdem
                                                                                             zwischen dem Mostviertel und dem           die seltene Elsbeere zu finden.
                                                                                             Wienerwald und besteht aus 13              Auf hohen Bäumen, die frei in den
                                                                                             ländlichen Gemeinden rund um               Wiesen stehen und oft über hundert
                                                                                             Neulengbach. LEADER ist ein EU-            Jahre alt werden, wachsen die
                                                                                             Förderprogramm zur nachhaltigen            Elsbeeren - rötlich-braune Früchte mit
                                                                                             ländlichen Entwicklung von Regionen.       Marzipanaroma. Der Norden der
                                                                                             Wir unterstützen ProjektträgerInnen        Region Elsbeere Wienerwald ist durch
                                                                                             bei der Einreichung von Projekten in       saftige Wiesen und Felder geprägt,
                                                                                             den vier Aktionsfeldern Gemeinwohl,        der Süden und Osten bietet neben
                                                                                             Wertschöpfung sowie Natürliche             der einmaligen Kulturlandschaft aus
                                                                                             Ressourcen und kulturelles Erbe.           Wäldern, Wiesen und Weiden,
                                                                                             36% der Fläche der Region                  die durch Baumgruppen und
                                                                                             sind mit Wald bedeckt. Im                  Strauchzeilen      gegliedert    sind,
                                                                                             Zuge der Erstellung der lokalen            etwas anspruchsvollere Gipfel wie
                                                                                             Entwicklungsstrategie           2013,      Schöpfl, Gföhlberg, Hegerberg und
                                                                                             wurde in der Region eine große             Buchberg. Diese bieten prächtige
                                                                                             Anzahl sogenannter „hof-ferner“            Ausblicke und Einblicke in die
                                                                                             KleinwaldbesitzerInnen festgestellt.       Region.
                                                                                             Der Anteil dieser WaldbesitzerInnen,
                                                                                             die ihre Waldflächen selbst nicht
                                                                                             mehr bewirtschaften können (weil
                                                                                             sie die Verbindung zum Wald
                                                                                             verloren haben, weggezogen sind
                                                                                             oder bereits zu alt sind), steigt stetig
                                                                                             an. Wenn bewirtschaftet wird,
                                                                                             steht meist Holzmobilisierung im
                                                                                             Vordergrund. Mit dem Projekt soll
                                                                                             ein Weg aufgezeigt werden, wie
     FAKTEN                                                                                  es gelingen kann, Lebensräume für
     Gebiet: Leader Region Elsbeere-Wienerwald, Natura 2000 Gebiet:                          Vögel, Käfer und Kleinorganismen
     Wienerwald - Thermenregion (AT1211000)                                                  im Wald zu erhalten, die Wälder
     Größe der verbesserten Fläche: 45ha                                                     widerstandsfähig       gegen        den                           © Maria Hörmandinger

     Waldlebensraumtypen: 9130, 9140, 9410, 9420, 91D0
     Förderung: Blühendes Österreich, LEADER                                                 Quelle:

26   Betreuerin: Nicole Silhengst
                              NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                    www.elsbeere-wienerwald.at                                                               27
     Projektzeitraum: 2019-2022                                                              persönliche Mitteilung: Nicole Silhengst
Das Projekt                              Waldrandgestaltung.          Dadurch
                                              soll es zu einer Erhöhung der
     Das Projektkonzept verfolgt eine         Lebensraumvielfalt für waldgebundene
     naturnahe, aktive Bewirtschaftung        Tierarten wie Vögel (Nist- und
     von        40ha-50ha        regionaler   Horstbäume durch hohen Totholzanteil)
     Waldfläche sowie eine engmaschige        und Insekten (totholzgebundene, vom
     Betreuung von Kleinwaldbesitzern         Aussterben        bedrohte/geschützte
     (max. 6ha Waldfläche). Durch             Käfer) kommen. Die Maßnahmen
     Know-How Vermittlung an 20 -             führen zu einer Erhöhung der
     25 Kleinwaldbesitzern im Bereich         Resilienz      der      Waldbestände
     ökologischer Waldbewirtschaftung,        gegen den Klimawandel durch
     soll      nach    Projektende      die   Erhöhung der Vielfalt und damit
     eigenständige       Verwaltung     der   der     Anpassungsfähigkeit.    Dazu
     Bewirtschaftung           durchgeführt   trägt die Pflanzung von seltenen
     werden.        Eine       Überführung    Baumarten wie Elsbeere, Speierling,
     naturferner            Waldbestände      Wildbirne, Wildapfel u. a. bei,
     (u. a. Fichtenmonokulturen) in           sowie eine Erhöhung des natürlichen
     naturnahe Waldbestände, deren            Eichenanteils. Durch Vermeidung von
     Baumartenzusammensetzung           der   Kahlschlag in der Bewirtschaftung
     natürlichen Vegetation entspricht        wird die Kohlenstoffspeicherung
     ist dabei das Hauptziel. Weg             durch verstärkte Anreicherung in
     von einheitlichen, einschichtigen        Boden und Biomasse gefördert. Das
     Waldstrukturen hin zu strukturreichen,   Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit
     vielfältigen,            ungleichalten   dem Projekt „Biodiversitätsmonitoring
     Beständen       mit     strauchreicher   – wir schauen auf unsere Wälder“

28                               NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                29
                                                                     © Maria Hörmandinger
Niederösterreich: Stift Altenburg setzt auf                                                           Geflügelte Helfer
             ganzheitliche, naturnahe Waldwirtschaft
                                                                          Das Natura 2000 Gebiet                                den Waldflächen umgesetzt, dabei
                                                                                                                                wird kein Unterschied gemacht,
                                                                          Das "Kamp – und Kremstal" ist als                     ob diese innerhalb oder außerhalb
                                                                          FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet                      des Natura 2000 Gebiets liegen.
                                                                          ausgewiesen            mit       seinen               Mit minimalem Aufwand wird
                                                                          charakteristischen tief eingeschnittenen              der bestmögliche wirtschaftliche
                                                                          Tälern,     Flusslebensräumen        und              Erfolg erzielt. Dabei wird sehr stark
                                                                          Kulturlandschaft der Hochflächen. Die                 auf die natürliche Dynamik des
                                                                          Waldlandschaft zeichnet sich durch                    Ökosystems Wald geachtet und
                                                                          seine Mullbraunerde-Buchenwälder,                     dessen Vorteile für eine optimale
                                                                          Schlucht- und Hangmischwälder und                     naturnahe        Waldbewirtschaftung
                                                                          Laabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder                     genutzt. Somit werden viele, auch
                                                                          aus, Pionierrasen sind in die                         gefährdete Waldbewohner geschützt
                                                                          Waldgebiete eingestreut und Erlen-                    und gefördert.
                                                                          Eschen-Weidenauen rahmen den
                                                                          Gewässerverlauf des Kamp. Das                         Beispielhaftes Projekt:
                                                                          Gebiet     beherbergt       bedeutende                Trittsteinkonzept
                                                                          Vorkommen von totholzbewohnenden
                                                                          Käfern, wie den Großen Eichenbock                     Die    Forstverwaltung      des     Stift
                                                                          oder den Hirschkäfer und liefert                      Altenburg hat im Rahmen seiner
                                                                          wertvolle Jagdhabitate für die                        naturnahen        Waldbewirtschaftung
                                                                          Mopsfledermaus und zahlreiche                         ein Trittsteinkonzept etabliert, dass
                                                                          Kleinhabitate für den Kammmolch                       einerseits dynamische Trittsteine als
                                                                          und die Rotbauchunke.                                 auch permanente Refugialbiotope
                                                                                                                                für Arten vorsieht. Die Trittsteine
                                                                          Stift Altenburg                                       fungieren als Inseln zwischen
                                                                                                                                großflächigeren Schutzgebieten und
                                                                          Die Waldflächen des Stifts bestehen                   erlauben eine zeitweise Besiedlung
                                                                          aus zwei Waldgebieten – Altenburg                     und Reproduktion von Arten, um
                                                                          und Wildberg. In der Forstwirtschaft                  einen Ausgangspunkt und eine
                                                                          werden Ökologie und Nachhaltigkeit                    Zwischenstation für den Individuen-
                                                                          großgeschrieben: in den stiftseigenen                 Austausch der großen Inseln bilden zu
     FAKTEN                                                               Mischwäldern     wird     konsequent                  können. So kann auch außerhalb des
     Natura 2000 Gebiet: „Kamp – und Kremstal“ (AT1207A00)                auf Naturverjüngung gesetzt. Mit                      Natura 2000 - Gebiets Refugium und
     Förderung: Gebietsgröße: 14.495 Hektar                               seiner    Wirtschaftsweise     bekam                  Ausbreitungsquellen für gefährdete
     Waldlebensraumtypen: 9110, 9130,9170, 9180, 91E0                     der Betrieb 2018 den „Staatspreis                     Tier- und Pflanzenarten geschaffen
     Forstbetrieb Stift Altenburg: 2800 ha, davon 800 ha im Natura 2000   für beispielhafte Waldwirtschaft“.                    werden. Trittsteinbiotope funktionieren
     Gebiet.                                                              Zahlreiche Projekte werden auf                        >
     Forstdirektor: Herbert Schmid                                        Quelle:

30   Förderung: keine           NATURA 2000 - BEST PRACTICE               persönliche Mitteilung: Herbert Schmid                                                            31
     Projektzeitraum: laufend verschiedene Projekte
als zeitweilige Biotope für die zu      auf das Totholz angewiesen und              Beispielhaftes Projekt: Eichelhäher       und Buchen, eine Umwandlung
     vernetzenden     Populationen    und    das Vorhandensein von stärker               sorgen für Verjüngung                     von      Nadelholzreinbeständen       in
     Arten. Es handelt sich dabei nicht      dimensionierten         Laubholz       in                                             Laubmischwälder erfolgt dadurch „im
     nur um Rastplätze oder kurzfristige     lichten    Waldbeständen.          Diese    Eichelhäher sind der Freund und           Flug“. Aber nur, wenn sie bis zum
     Refugien, sondern um wertvolle          Voraussetzungen sind im Forstrevier         Helfer der Altenburger Forstwirtschaft.   Frühjahr vergraben bleiben: um dies
     Bausteine, die ein Miteinander von      gegeben. Totholzinseln mit großen           Im Herbst sammeln sie reife Eicheln       zu garantieren, werden im Winter als
     Natur und Waldbewirtschaftung           Buchen werden gezielt belassen und          und Bucheckern und vergraben              Futterersatz Sonnenblumenkerne in
     ermöglichen. Als Trittsteine können     sind im Trittsteinkonzept des Reviers       diese     weit     außerhalb       des    Futterkisten angeboten. Es handelt sich
     Totholzinseln,    Methusalembäume       vertreten. Die Wegesicherung wird           natürlichen Verbreitungsradius des        um eine Methode, die bereits in der
     mit Sonderstrukturen wie Höhlen,        dabei immer beachtet, Gefährder-            Samenbaumes als Wintervorrat. Mit         Vergangenheit in der Waldwirtschaft
     außergewöhnlichen      Wuchsformen      Bäume       werden       entfernt.   Die    dieser Verhaltensweise vergräbt der       angewandt wurde. Das Stift Altenburg
     oder      Mehrstämmigkeit      sowie    Alpenbock-Vorkommen               werden    Eichelhäher im Herbst zwischen 2000       arbeitet im Rahmen dieses Projekts
     Störflächen oder Brachen fungieren.     mit Tafeln gekennzeichnet, denn             und 5000 Eicheln im Waldboden.            mit ExpertInnen der Universität für
                                             der auffällig gefärbte Käfer ist als        Die gewählten Standorte eignen sich       Bodenkultur zusammen.
     Artenschutz: der Alpenbockkäfer         Botschafter der Artenvielfalt im Wald       bestens für die Keimung der Eichen
     (Rosalia alpina)                        willkommen. Sein Vorkommen ist ein
                                             guter Indikator für naturschutzkonforme
     Als     Folge    der     naturnahen     Bewirtschaftung. „Es freut uns also
     Waldbewirtschaftung      hat    sich    sehr, dass sich der Alpenbock das
     der Alpenbock im Forstrevier um         Forstrevier Altenburg zum neuen
     das Stift angesiedelt. Der Käfer        Domizil auserkoren hat - eine kleine
     braucht das Holz abgestorbener          Belohnung für die nachhaltige,
     Laubbäume, insbesondere Buchen          naturnahe Waldbewirtschaftung in
     an sonnenexponierten Standorten.        den Stiftswäldern!“ so Forstdirektor
     Für seine Entwicklung ist der Käfer     Herbert Schmid.

32                              NATURA 2000 - BEST PRACTICE                                                                                                                   33
Kärnten: Management und Schutz des Braunbären                                                       Ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Braunbär
            auf Populationsniveau im dinarischen Gebirge
                                                                                                        Rückgang von Mensch-Bär Konflikten         Ausbildung von Herdenschutzhunden
                                                                                                        und werben für eine friedliche             vorangetrieben,                sowie
                                                                                                        Koexistenz                                 „bärenfreundlicher“ Tourismus zur
                                                                                                                                                   Bewerbung der Koexistenz entwickelt.
                                                                                                        Mit einer Vielzahl von Aktionen
                                                                                                        werden gemeinsame Konflikt             -   Förderung der natürlichen Ausbreitung
                                                                                                        „Hotspots“ - identifiziert. Es werden      der Braunbären vom dinarischen
                                                                                  © herdenschutz.info   nicht-letale Lösungen entwickelt um        Gebirge in die Alpen
                                                                                                        „Best Practice“ Beispiele zu liefern
     Das Projekt                                Zudem soll mehr Bewusstsein für die                     wie man zukünftig mit solchen              Für     die      Anwendung       eines
                                                Verzahung zwischen Interessen                           Konflikten umgehen soll. Lösungen          multidisziplinären Zugangs werden
     Konflikte zwischen Menschen und            des Naturschutzes, Tourismus und                        werden angeboten um Bären                  soziale und physische Hindernisse für
     Braunbär - Populationen sind in Europa     Ökonomie geschaffen werden.                             davon abzuhalten an anthropogene           die Populationsausbreitung erkannt
     eine anhaltende Gefahr für den                                                                     Nahrungsquellen zu gelangen und            und analysiert, um die dringend
     Schutz des Braunbären. Es müssen           Maßnahmen                                               es wird untersucht, ob ein Verfüttern      benötigten Ausbreitungskorridore zu
     Schritte unternommen werden um                                                                     von Kadavern aus Wildunfällen eine         schützen und damit einen Erhalt der
     das Zusammenleben zu verbessern.           Monitoring auf Populationsebene,                        sinnvolle Maßnahme zur Prävention          Bärenpopulation mit möglichst wenig
     Diese Herausforderungen können             Management und Schutz des                               solcher Übergriffe darstellt. Es wurden    Konfliktpotential zu gewährleisten.
     mit     verschiedenen    Maßnahmen         Braunbären im nördlichen dinarischen                    Müllcontainer bärensicher gemacht,
     gemeistert werden. Hierbei sollen,         Gebirge und den Südost-Alpen                            Herdenschutzmaßnahmen mit der
     Wissenslücken gefüllt und ein                                                                                                                                        Quelle und Fotos: www.dinalpbear.eu

     Verständnis für Sozioökonomie und          Das Hauptziel des Projekts ist es, die
     ein Bewusstsein für den Stellenwert        derzeit praktizierte kleinräumige Art
     der Bären in unserem Ökosystem             des Braunbärenmanagements, durch
     geschaffen werden.                         länderübergreifendes Handeln und
                                                Denken abzulösen, um Management,
     Projektziel                                Monitoring      und     Schutz     des
                                                Braunbären auf Populationsniveau zu
     Ziel ist es, ein internationales,          etablieren. Es wird ein engmaschiges
     interdisziplinäres Projekt zu entwerfen,   Netzwerk von ExpertInnen erstellt,
     welches fähig ist, die komplexen und       Daten von Bären großräumig und
     unterschiedlichen Herausforderungen        länderübergreifend gesammelt und
     des Braunbärenschutzes in einer            dadurch ein optimiertes System
     menschlich-dominierten, politisch und      geschaffen.
     räumlich fragmentierten Landschaft         >
     des dinarischen Gebirges und der                                                                     FAKTEN
     Arten zu bewerkstelligen.                                                                            Projektförderung: LIFE
                                                                                                          Projektkoordinator: Rok Cerne
                                                                                                          Projektzeitraum: 2014-2019
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I M P R E S S U M

                    Für den Inhalt verantwortlich: Kuratorium Wald, Alser Straße 37/16, A-1080 Wien
                    Redaktion & Bearbeitung: Marie Lambropoulos, Gerald Gimpl
                    Grafische Gestaltung & Layout: Gerald Gimpl
                    Coverfoto © Gerald Gimpl
                    Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt 1080 Wien, P.b.b., ZlNr. GZ 02Z033686 M
                    Umweltpost ÖPD 3/2018 Österreichischer Pressedienst
                    Auflage: 1.000 Stück
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