NERVVERLAGERUNG IM UNTERKIEFER - Implantation geht nicht immer minimalinvasiv - Zeitschrift für ...

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NERVVERLAGERUNG IM UNTERKIEFER - Implantation geht nicht immer minimalinvasiv - Zeitschrift für ...
I FALLBERICHT I

          NERVVERLAGERUNG
           IM UNTERKIEFER
                         Implantation geht nicht immer minimalinvasiv

                                     Dr. Mathias Plöger, Dr. Volker Opitz

                                     Zusammenfassung: Es werden alternati-           nicht immer minimalinvasiv. Z Zahnärztl
                                     ve Behandlungsmöglichkeiten zu etablier-        Implantaol 2021; 37: 36−43
                                     ten Verfahren des atrophischen Unterkie-        DOI.org/3238/ZZI.2021.0036−0043
                                     fer-Seitenzahngebiets vorgestellt. Dabei
                                     werden die Vorteile der neuen Generation
     → Warum Sie diesen              von Piezosurgery-Geräten, die vor allem         EINLEITUNG
     Beitrag lesen sollten?          in der deutlichen Reduktion der postope-        Strebt man im zweidimensional atrophier-
  Der vorliegende Beitrag soll       rativen Hypästhesien bestehen, heraus-          ten Unterkiefer-Seitenzahngebiet eine im-
    den chirurgisch tätigen          gearbeitet. Aber auch für die im Anschluss      plantologische festsitzende Versorgung an,
   Kollegen eine alternative         Implantat-prothetisch tätigen Kollegen ist      ist oftmals der Einsatz von z.B. autologen
  Behandlungsmöglichkeit zu          es wichtig, über die Grundprinzipen dieser      bzw. allogenen Knochenblocktransplanta-
den etablierten Verfahren (z.B.      Operationstechnik und die damit verbun-         ten, die Augmentation mittels Schalentech-
        Schalentechniken,            denen Risiken und Begleiterscheinungen          nik nach Khoury [9] oder seit Neusten auch
        autologe/allogene            informiert zu sein. Die Operation selbst        die Augmentation mit Titanmesh [16] das
 Blockaugmentationen, Bone           sollte jedoch von hochspezialisierten und       Mittel der Wahl. Aufgrund der teilweise pu-
 Splitting, individuell gefertigte   chirurgisch erfahrenen Kollegen durchge-        blizierten Nachteile der oben aufgeführten
    Titanmeshs, kurze bzw.           führt werden.                                   Verfahren (z.B. zweizeitige Vorgehenswei-
     ultrakurze Implantate,          In einer Falldarstellung wird detailliert die   se, Resorptionen des Augmentats, Durch-
     Distraktionstechniken,          Nervverlagerung einschließlich der an-          blutungsstörungen      des      Augmentats,
 Tent-Pole-Technik, etc.) des        schließenden Versorgung in regio 45 bis         Schleimhautperforationen und postoperati-
   atrophischen Unterkiefer-         47 bei einer 26-jährigen Patientin be-          ve Infektionen etc.) kann man auf ein alter-
 Seitenzahngebiets vorstellen.       schrieben.                                      natives Verfahren zurückgreifen, das durch
                                                                                     die Weiterentwicklung der Piezosurgery
                                     Schlüsselwörter: Implantation; minimal-         praxisreifer (Reduktion der Nebenwirkun-
                                     invasiv; Nervverlagerung; Anästhesie; Pa-       gen) geworden ist – die laterale Nervtrans-
                                     rästhesie; Hypästhsie                           position des N. alveolaris inferior.
                                                                                          Erstmals berichteten Jensen und Nock
                                     Zitierweise: Plöger M, Opitz V: Nervverla-      1987 von einer Technik zur Verlagerung
                                     gerung im Unterkiefer. Implantation geht        des Foramen mentale [5]. In den 1990er-

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I FALLBERICHT I

Jahren wurde dieses Verfahren von Kan,
Peleg und Ferrigno aufgegriffen und eine
alternative Methode zur Nervverlagerung
beschrieben [1, 8, 11]. Zum damaligen
Zeitpunkt erfolgte die Präparation des
Nervkanals meist mittels traumatischer
Kugelfräsen oder Diamantkugeln mit der
Folge, dass über längere Zeiträume bzw.
sogar permanent Anästhesien, Parästhe-
sien und Hypästhesien zurückbleiben

                                                                                                                                                 Fotos: Dr. Mathias Plöger
konnten. Von diesen Nebenwirkungen
wurden zum Teil in über 30 % der Fälle in
der Literatur berichtet.
     Mit Aufkommen der neuen Generation
der Piezosurgery-Geräte (z.B. von Acte-
on, W&H, Mectron oder EMS) können nun           Abb. 1: Präoperatives DVT mit deutlich reduzierter Kammbreite (vor allem Regio 45) und Kamm-
gezielt weichgewebige Strukturen ge-            höhe (minimal 4 mm Abstand zum N. alveolaris inferior) im 4. Quadranten
schont werden, da durch die Schwingung
im Ultraschallbereich die betreffende Kno-
chenstruktur im Prinzip verdrängt wird          führte 3D-DVT-Diagnostik (Abb. 1) zeigte        chen Patienten, wenn diese möglicherwei-
statt gesägt [3]. Mithilfe dieser Methode ist   eine für eine Implantation im Bereich 47        se über 60 Jahren im Kiefer verbleiben
eine deutlich reduzierte Rate an Nervirrita-    noch suffiziente und im Bereich 45 eine in-     sollten, als äußert kritisch zu bewerten.
tionen von < 15 % erzielbar. Diese gingen       suffiziente Kammbreite. Allerdings wird             Daher entschied sie sich für die im An-
aber in den vom Autor durchgeführten Ein-       das Knochenlager in der vertikalen Di-          schluss erörterte Verlagerung des Nervus
griffen nach maximal 4 Wochen vollstän-         mension durch den Nervus alveolaris infe-       alveolaris inferior, um apical des Nervka-
dig zurück. Meist handelte es sich auch le-     rior begrenzt, d.h. in der Höhe sind nur ca.    nals das Knochenlager nutzen zu können.
diglich um ein Areal von ca. 5–10 mm            4–5 mm Abstand zum Nervkanal vorhan-            Dabei wurde auf die Erläuterung mögli-
Durchmesser im Mundwinkelbereich.               den.                                            cher Risiken des Eingriffs besonderer
                                                     Der Patientin wurden im Anschluss al-      Wert gelegt, die vor allem in möglichen Pa-
FALLDARSTELLUNG                                 le Behandlungsalternativen erläutert. Auf-      rästhesien, Hypästhesien oder Anästhe-
Im beschriebenen Fall wurde die 26-jähri-       grund der Größe der Schaltlücke scheidet        sien bestehen.
ge Patientin vom Hauszahnarzt in unsere         eine Brückenversorgung (Überspannung                Wichtig an dieser Stelle ist selbstver-
Praxis überwiesen. Die Patientin litt unter     und reduzierte statische Wertigkeit des         ständlich neben den unterschriebenen
keinen relevanten Vorerkrankungen (Dia-         distalen Pfeilerzahns mit Kippung und ver-      Formblättern (z.B. Zahnärztekammer,
betes mellitus, systemische Knochener-          kürzten Wurzeln) aus, sodass nur eine he-       DGI, BDZI etc.) die individuelle schriftliche
krankungen, Bisphosphonattherapie, Ni-          rausnehmbare Variante oder die Implan-          Aufklärung und Einwilligung des Patienten
kotinabusus).                                   tatinsertion als mögliche Behandlungsal-        zu dem Eingriff.
    Klinisch zeigte sich im IV. Quadranten      ternativen in Frage kommen.
eine Schaltlücke von regio 45 bis 47, bei            Da für die Patientin eine herausnehm-      OPERATIVES VORGEHEN
einem ausgeheilten, ansonsten hoch atro-        bare Versorgung nicht in Frage kam, er-         Der Eingriff wurde unter antibiotischer Ab-
phischen Alveolarfortsatz. Die Lückensi-        folgte die Aufklärung über Alternativen der     schirmung mit Cefuroxim 500 mg 2× täg-
tuation besteht bei der noch jungen Pa-         Implantatversorgung. Dabei wurde so-            lich und Arilin 500 mg 2× täglich (entspre-
tientin jedoch bereits seit ca. 10 Jahren.      wohl über den horizontalen wie auch verti-      chend Körpergewicht) durchgeführt. Nach
Der fortgeschrittene Knochenabbau lässt         kalen Kieferkammaufbau durch Blockaug-          auf Patientenwunsch durchgeführter Intu-
sich u.a. durch das erhöhte Remodelling         mentation inklusive aller Vor- und Nachtei-     bationsnarkose wurde zusätzlich das
des Knochens beim jüngeren Patienten            le als auch über den Einsatz längenredu-        Operationsgebiet mit Infiltrationsanästhe-
erklären. Nach heutigem zahnmedizini-           zierter Implantate („Shortys“ und „Ultra-       sie vestibulär anästhesiert zur Reduktion
schem Stand würde trotz des damaligen           shortys“) aufgeklärt. Im ersten Fall waren      der Blutungsneigung (Abb. 2). Die Inzision
Patientenalters von ca. 16 Jahren die Si-       der Patientin der zeitliche und operative       erfolgte auf dem Kieferkamm mit Entlas-
tuation nicht mehr so lange Implantat-pro-      Aufwand zu hoch, und im zweiten Fall wür-       tung am Zahn 43 (Abb. 3). Da der Nervus
thetisch unversorgt bleiben (Implantate =       de die Kieferkammhöhe für diese längen-         alveolaris inferior verlagert werden soll, ist
Resorptionsprotektoren). Der Patienten-         reduzierten Implantate mit Längen von           die vollständige Darstellung des Foramen
wunsch im beschriebenen Fall bestand            5–6 mm nicht ausreichen (Sicherheitsab-         mentale unumgänglich (Abb. 4). In der
eindeutig in festsitzenden Zahnersatz, wo-      stand zum Nervkanal ca. 2 mm). Außer-           Regel befindet sich das Foramen mentale
bei sie die Situation relativ zeitnah gelöst    dem ist der Einsatz solcher längenredu-         apical des 2. Unterkieferprämolaren [2],
haben wollte. Die anschließend durchge-         zierten Implantate beim fast noch jugendli-     was durch präoperative DVT-Diagnostik in

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I FALLBERICHT I

Abb. 2: Präoperative Ausgangssituation        Abb. 3: Schnittführung – Kammschnitt mit      Abb. 4: Darstellung des Foramen mentale in-
                                              vestibulärer Entlastung regio 43              tra operationem

diesem Fall bestätigt werden konnte. Für      rechter Heilung kann nach ca. 4–6 Mona-       den, bevor man auf den Nerven in seinem
solche Eingriffe ist eine Lupenbrille mit     ten Einheilzeit die definitive prothetische   Verlauf stößt. Hier ist ein genaues und
dreifacher Vergrößerung zu empfehlen,         Versorgung erfolgen. Als problematisch        langsames Vorgehen mit Lupenbrille und
um Irritationen am Nerv zu vermeiden.         bei dieser Vorgehensweise ist die Tatsa-      Piezosurgery unumgänglich.
    Prinzipiell kann man 2 operative Vor-     che einzuschätzen, dass während der ge-            Außerdem ist zu beachten, dass in vie-
gehensweisen zur Nervverlagerung unter-       samten Implantatbettaufbereitung und der      len Fällen der Nerv einen durchschnittlich
scheiden. Im Verfahren nach Kan, Peleg        Implantatinsertion der Nerv abgehalten        3–4 mm langen Loop nach mesiolingual
und Ferrigno bleibt das Foramen mentale       werden muss, sodass eine hohe Zugspan-        machen kann, bevor er die Richtung nach
unangetastet, und die Präparation des                                                       distal ändert. Ebenso werden häufig me-
Nervkanals beginnt ca. 3–4 mm distal des                                                    diale Ausläufer von ca. 6 mm beobachtet
Foramens. Dabei kann mithilfe der Piezo-                                                    (im DVT sichtbar), deren Durchtrennen
surgery ein Knochendeckel bis zum Nerv-                                                     möglicherweise zu marginalen Anästhe-
kanal herausgesägt und geborgen wer-                                                        sien führen kann. Um solche anatomi-
                                               Eine 3D-Diagnostik ist für
den. Der darunter liegende Nerv wird mit                                                    schen Besonderheiten zu erkennen, ist ei-
Ethiloop-Zügeln (Fa. Ethicon) aus dem         die Vorbereitung einer Nerv-                  ne 3D-Diagnostik mithilfe eines DVT un-
Kanal gezogen. Während der Nerv von           verlagerung unumgänglich,                     umgänglich. Ein möglicher Loop muss
der Assistenz weggezogen wird, legt der       um anatomische Besonder-                      dann mit der feinen Piezosurgery-Kugel
Behandler den Implantatstollen an, wel-                                                     freipräperiert werden, um den Nerv aus
                                                   heiten zu erkennen.
cher sich nach apikal über den Nervkanal                                                    dem knöchernen Kanal ausschälen zu
hinaus erstreckt. Anschließend wird das                                                     können. In den meisten Fällen lässt sich
Implantat inseriert, bevor der Zug vom                                                      der Nerv bis Mitte/distal regio 6 gut freiprä-
Nerven gelockert werden kann, sodass                                                        parieren, bevor er dann ca. 3 mm tiefer in
der Nerv spannungsfrei vestibulär vor dem                                                   den Unterkiefer zieht. Diesen Punkt kann
Implantat zum Liegen kommt. Aufgrund          nung entsteht, die Irritationen des Nervs     man ebenfalls sehr gut in der 3D-Diagnos-
der Implantatbettpräperation apikal über      zur Folge haben kann. Genauso kommt           tik des DVTs bestimmen, sodass ein wei-
den Nervkanal hinaus sollte das Implantat     der Nerv auf den rauen metallischen Im-       teres Freilegen sehr erschwert ist auf-
mit hoher Primärstabilität einsetzbar sein.   plantatwindungen dauerhaft zu liegen,         grund schlechterer Sicht und stärkerer zu
Nun kann der gewonnene Knochendeckel          was wiederum Ursache für Irritationen         erwartenden Blutungen. Wichtig ist in die-
entweder mit innerer Ausdünnung repo-         sein kann [14].                               sem Falle, intraoperativ adrenalingetränk-
niert oder in einer Knochenmühle (z.B.            Deshalb favorisiert der Autor eher das    te Tupfer zur Verfügung zu haben, um eine
Quetin) zerkleinert und als Granulat mit      alternative Vorgehen nach Jensen und          stärkere Blutung aus dem Kanal zu redu-
zusätzlichem Resorptionsschutz (bovin,        Nock [5]. Dieses Vorgehen wurde auch im       zieren für eine bessere Sicht bei der Prä-
porcin, xenogen) über dem Defekt verteilt     hier beschriebenen Fall angewendet.           paration. Nachdem der Nerv dargestellt
werden. Anschließend erfolgt eine Mem-        Nach Darstellung des Foramen mentale          wurde, wird er vorsichtig mit dem Instru-
branabdeckung mit Titanpins sowie mögli-      wird beginnend am Foramen nach distal         ment PH12 (Firma Hu-Friedy) nach Prof.
cherweise Applikation von PRGF. Nach          eine Rinne präpariert (Abb. 5, 6, 7). Meist   Hürzeler gelöst, ins Vestibulum verlagert
dichtem Wundverschluss und regelge-           muss diese ca. 5–7 mm tief angelegt wer-      und mit einem Gilles-Häkchen gesichert

                                                                 - 38 -                           Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 01
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I FALLBERICHT I

Abb. 5: Präparation des N. alveolaris inferior   Abb. 6: Abschluss der Präparation des Nerv-   Abb. 7: Freipräparieren des Nervs aus sei-
mittels Piezosurgery                             kanals                                        nem Bett

(Abb. 8, hier in Zusammenhang mit einem          darüber aufgeklärt werden, dass der Nerv      sien vor Einführung der Piezosurgery in
anderen OP-Fall bei gleichzeitiger Block-        nun distal der Implantate austritt und im     der Praxis des Autors häufiger auftraten
augmentation in der UK-Front).                   Weichgewebe des Vestibulums verläuft.         und bis zu 6 Monaten andauerten. Außer-
     Nun können die Implantatbohrung so-         Dabei ist eine gute intraoperative Fotodo-    dem kommt natürlich die wachsende indi-
wie -insertion erfolgen, im beschriebenen        kumentation der Nerv-Transposition eine       viduelle Lernkurve des Operateurs dazu.
Beispiel wurden 2 Implantate der Firma           Conditio sine qua non, auch für mögliche      Als Hypästhesie zählt in diesem Falle,
Argon (K3Pro Rapid 3,5×13 mm und                 Jahre/Jahrzehnte später stattfindende         wenn der Patient eine reduzierte Reakti-
5,5×13 mm) primärstabil inseriert (Abb. 9,       chirurgische Interventionen (Periimplanti-    on auf Sensibilitätsprüfungen wie leichte
10). Dazu ist es wichtig, das Implantat im       tis etc.) [13].                               Berührung, Pinselstrich oder Zweipunkt-
Knochen apical des Nervkanals zu veran-               In diesem Fall wurde auf eine proviso-   Diskriminierung zeigt [2]. Diese Prüfun-
kern, um die nötige Primärstabilität zu ge-      rische Versorgung in der Einheilphase         gen werden immer im Vergleich zur Ge-
winnen – vor allem wenn wie im aktuellen         verzichtet, da die Patientin auf der linken   genseite durchgeführt. Meist zeigt der
Fall in regio 45 der vestibuläre Knochen         Kieferseite vollbezahnt ist und kein verti-   Patient in den ersten 2–4 Wochen nach
bereits vollständig atrophiert ist. Von Vor-     kaler Knochenaufbau durch eine proviso-       OP ein seitenungleiches Empfinden auf
teil sind dabei Implantate mit aggressiven       rische Brücke geschützt werden muss.          Pinselstrich, nimmt aber die spitze Son-
Gewindegängen, z.B. das K3Pro Rapid im           Die Abbildungen 16 bis 18 zeigen die defi-    de, welche die Haut tiefer eindrücken
beschriebenen Fall.                              nitive Implantat-prothetische Versorgung      kann, wahr.
     Der Nervkanal wird anschließend mit         mittels Implantat-getragener Brücke.              Ähnliche Zahlen ergab auch die Lite-
Knochengranult (autolog/allogen mit xe-                                                        raturrecherche (Tab. 1). Rosenquist be-
nogenen Resorptionsschutz) verfüllt, mit         KOMPLIKATIONEN                                schrieb in seiner Studie von 1992 keine
resorbierbarer Kollagenmembran (kreuz-           Das Hauptrisiko bei dem beschriebenen         sensorischen Störungen bei 10 Fällen
vernetzt, lange Resorptionszeit, z.B. Os-        Eingriff besteht in einer temporären oder     und 26 inserierten Implantaten im Unter-
six Plus, Firma Regident) und Pins ver-          permanenten Irritation/Schädigung des         suchungszeitraum von 12 Monaten [15].
sorgt und mit z.B. A- und I-PRF (nach            N. alveolaris inferior. In der Praxis des     Zum gleichen Ergebnis kam auch Peleg
Choukroun und Ghanaati, Firma Mectron)           Autors wurden keine permanenten Irrita-       2002, er untersuchte ebenfalls 10 Fälle
bedeckt (Abb. 11, 12, 13). Wichtig ist der       tionen des Nervs beobachtet. Es lagen         mit 23 inserierten Implantaten über 6 Wo-
anschließende spannungsfreie Wundver-            lediglich Hypästhesien von < 15 % der         chen und stellte keine dauerhaften Stö-
schluss. Abbildung 14 und 15 zeigen das          Fälle vor bei 100 durchgeführten Nerv-        rungen fest [11]. Auch Jensen 1994 und
postoperative DVT, vor allem im Cross            verlagerungen in den letzten 25 Jahren,       Ferringno 2005 konnten lediglich 10 %
Sectional sind die Bereiche der Nervverla-       wobei ausschließlich die Methode der          sensorische Störungen nach 12 Monaten
gerung und Augmentation zu erkennen. In          Präparation des Foramens angewendet           feststellen [1, 4]. In der retrospektiven Un-
der Einheilphase sollte kein Kaudruck auf        wurde. Diese Hypästhesien dauerten            tersuchung von Kan 1997 verglich dieser
das Operationsgebiet ausgeübt werden.            i.d.R. nicht länger als 4 Wochen an und       die beiden Operationsmethoden, d.h.
Auch bei diesem Vorgehen erfolgt die de-         konzentrierten sich meist auf einen           Verlagerung am Foramen und Herauslö-
finitive prothetische Versorgung nach 4–6        Mundwinkelbereich von ca. 5–10 mm             sen von Knochendeckel, wobei dieser bei
Monaten Einheilzeit. Es muss unbedingt           Durchmesser (Abb. 19). An dieser Stelle       zweiterem Verfahren signifikant geringe-
dokumentiert und auch der Patient muss           soll angemerkt sein, dass die Hypästhe-       re sensorische Störungen über einen län-

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I FALLBERICHT I

Abb. 8: Gilles-Häkchen zum sicheren Ab-       Abb. 9: Implantatinsertion in regio 45 und 47   Abb. 10: Implantatinsertion
halten des Nervs (hier in Zusammenhang mit    mit Verlust der vestibulären Lamelle regio 45
einem anderen Eingriff)

Abb. 11: Laterale Augmentation des ehe-       Abb. 12: Schutz des Augmentats mittels resor-   Abb. 13: Applikation von A-PRF nach
maligen Canalis mandibulae                    bierbarer kreuzvernetzter Kollagenmembran       Augmentation (nach Chouroun)

geren Untersuchungszeitraum feststellen       mieden werden. Außerdem sind keine Un-          ten gewährt werden. Zudem sollte dies al-
konnte [8].                                   terschiede in der Implantatüberlebensrate       les schriftlich fixiert werden.
    In Bezug auf die Implantat-Überle-        im Vergleich zu einer Standardimplantati-           Derzeit gibt es, abgesehen von einer
bensrate konnten von allen Autoren keine      on festzustellen.                               herausnehmbaren Prothese, zwei mögli-
Unterschiede zu einer Implantation ohne           Dem gegenüber stehen die hohen              che etablierte Alternativbehandlungen zur
Nervverlagerung festgestellt werden. Eine     operativen Anforderungen des Verfahrens         Nervverlagerung: Knochenblockaugmen-
in Einzelfällen beschriebene Spontanfrak-     an den Operateur. Eine Nervpräparation          tation oder der Einsatz längenreduzierter
tur des Unterkiefers konnte weder beim        mithilfe einer Lupenbrille ist unumgänglich     Implantate. Neuste Untersuchungen von
Autor noch bei der Literaturrecherche fest-   und meist muss mit einer entsprechenden         Schiegnitz und Sagheb bescheinigen
gestellt werden.                              Operationszeit gerechnet werden. Das Ri-        auch dem Einsatz individuell CAD/CAM-
                                              siko einer Nervirritation wird durch Einsatz    hergestellter Titanmeshs sehr gute Ergeb-
DISKUSSION                                    der Piezosurgery deutlich reduziert, kann       nisse in puncto Knochengewinn und Kom-
Mithilfe einer Nervverlagerung ist es mög-    aber nicht vollkommen ausgeschlossen            plikationsrate [16].
lich, bei einer reduzierten Restknochen-      werden. Dem Patienten wird üblicherwei-             Zum einen kann mithilfe einer Kno-
substanz, vor allem in der vertikalen Di-     se mitgeteilt, dass meist 6–8 Wochen mit        chenblockaugmentation der Kieferkamm
mension, eine Freiendsituation mit zeitlich   reversiblen Parästhesien gerechnet wer-         in Höhe und Breite zur Aufnahme von Im-
reduziertem, d.h. einzeitigen Vorgehen        den muss, aber auch eine permanente Pa-         plantaten aufgebaut werden. Dies kann
(Augmentation und Implantation in einer       rästhesie/Hypästhesie nicht komplett aus-       sowohl über allogene Knochenblöcke (ei-
Sitzung), zu lösen. So können möglicher-      geschlossen werden kann. Eine ausführli-        ne Methode, die in der Praxis des Autors
weise Komplikationen bei zweizeitigen         che Aufklärung darüber, Aufzeigen von Al-       bei fachgerechter Indikationsstellung fa-
Vorgehensweisen, z.B. vertikale/horizon-      ternativbehandlungen und eine entspre-          vourisiert wird) als auch über autologe
tale Resorptionen von Augmentaten ver-        chende Bedenkzeit müssen dem Patien-            Transplantate erfolgen. Hier sind z.B.

                                                                 - 40 -                             Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 01
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I FALLBERICHT I

                                                                                                    störungen des Augmentats, Schleimhaut-
                                                                                                    perforationen und postoperative Infektio-
                                                                                                    nen sind nicht auszuschließen. Zudem hat
                                                                                                    der Autor in der Nachbeobachtung der ei-
                                                                                                    genen Fälle, zu der mittlerweile Blockaug-
                                                                                                    mentationen in 784 Fällen (Stand Dez.
                                                                                                    2020, siehe Tab. 2) gehören, festgestellt,
                                                                                                    dass aufgrund der starken Corticalis (zu
                                                                                                    45 % D2-Knochen und zu 55 % D3 nach
                                                                                                    Misch) vor allem im Unterkieferseiten-
                                                                                                    zahnbereich, die Einheilrate von vertika-
                                                                                                    len Knochenblöcken im Vergleich zum
                                                                                                    Oberkiefer signifikant unterlegen ist.
                                                                                                    Grund dafür ist die minderdurchblutete
    Abb. 14: Postoperatives DVT                                                                     Corticalis des Unterkiefers, welche durch
                                                                                                    großflächiges Dekortikalisieren abgetra-
                                                                                                    gen werden müsste, mit der Folge, dass
                                                                                                    dann ein mittels DVT-Diagnostik gefräster
                                                                                                    Block nicht mehr spaltfrei anliegen würde.
                                                                                                    Auch ist in der Regel die vertikale Dimensi-
                                                                                                    on nicht stärker als 3–5 mm aufbaubar, da
                                                                                                    sonst die Nutrition des Augmentats nicht
                                                                                                    gewährleistet ist und zusätzlich die Ge-
                                                                                                    genbezahnung Druck auf das Augmentat
                                                                                                    ausüben kann. Besonders kritisch sind da-
                                                                                                    bei antagonistische Brücken- oder Implan-
                                                                                                    tatkonstruktionen, da diese im Vergleich
                                                                                                    zu natürlichen Zähnen keine sensorische
                                                                                                    Rückkopplung haben. Verbessert werden
    Abb. 15: Cross Sectional des postoperativen DVT                                                 kann diese Problematik u.a. durch prä-
                                                                                                    oder intraoperative Verdickung der Unter-
                                                                                                    kiefer-Schleimhaut mittels freiem Binde-
                                                                                                    gewebstransplantat aus dem Gaumen
Blocktransplantate aus dem Kieferwinkel-              blöcken, wie in der Praxis des Autors, ent-   und z.B. einem festsitzenden Langzeitpro-
bereich (J-Graft) oder dem Beckenkamm                 fällt die Entnahmemorbidität. Trotzdem        visorium (Schwebebrücke), um das Block-
zu erwähnen, wobei in diesen Fällen stets             sind in allen Fällen 2 Operationen notwen-    augmentat zu schonen.
eine Entnahmemorbidität anfällt. Auch die             dig, d.h. neben der Augmentation dann             Auch sind in der Mehrzahl der Fälle zu-
Schalentechnik nach Prof. Khoury fällt in             nach 4–6 Monaten die Implantation. Damit      züglich zur Blockaugmentation und Im-
dieses Behandlungsspektrum und wird er-               erstreckt sich der Behandlungszeitraum        plantation häufig Folgeeingriffe zur Weich-
folgreich zum Knochenaufbau verwendet                 deutlich länger als mit Nervverlagerung.      gewebemodellation aufgrund der verän-
[9]. Beim Einsatz von allogenen Knochen-              Auch Resorptionen und Durchblutungs-          derten mukogingivalen Grenzlinie und da-

                                                                 Inserierte      Implantat-         Sensorische      Zeitraum
 Autor          Jahr         OP-Zahl       OP-Technik            Implantate      Überlebensrate     Störungen        Nachuntersuchung

 Rosenquist     1992         10                                  26              96 %               0%               12 Monate

 Jensen         1994         10            Verlagerung Foramen   21              100 %              50 %             3 Monate
                                                                                                    10 %             12 Monate

 Kan            1997         9             Verlagerung Foramen   29              93,8 %             66,7 %           10–67 Monate

                             12            Transposition         35                                 33,7 %           10–67 Monate

 Peleg          2002         10            Transposition         23              100 %              10 %             1,5 Monate

 Ferrigno       2005         19            Transposition         46              96 %               10 %             12 Monate

Tab. 1: Sensorische Störung nach Nervverlagerung in Abhängigkeit des Nachuntersuchungszeitraums [13]

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I FALLBERICHT I

Abb. 16: Implantat-prothetische Versorgung: Frontansicht                      Abb. 17: Implantat-prothetische Versorgung: Okklusalansicht

Abb. 18: Implantat-prothetische Versorgung: Seitenansicht                     Abb. 19: Typisches Areal von Hyp- und Parästhesien im Mundwinkel-
                                                                              bereich post operationem

mit resultierenden fehlenden keratinisier-       reduziert. Deshalb geht die Empfehlung               handen sein, wenn man auf diese Be-
ten Attached-Gingiva notwendig (Tab. 2)          bei solchen kurzen Implantaten eher da-              handlungsstrategie zurückgreifen möchte.
[12].                                            hin, Durchmesser von mehr als 5 mm zu                Das Verhältnis von Krone zu Implantat,
     Die zweite mögliche Alternativbehand-       verwenden, um die BIC-Rate zu erhöhen.               das unter statischen bzw. mechanischen
lung besteht im Einsatz längenreduzierter        Daher wird der Einsatz dieser kurzen Im-             Gesichtspunkten etwa 1:1 sein sollte,
Implantate (sog. Shortys von 8 mm Länge          plantate sowohl durch die vertikale als              kann i.d.R. bei atrophierter Kieferrelation
bzw. Ultrashortys von 5–6 mm Länge). Bei         auch durch die horizontale Dimension des             nicht eingehalten werden. Daher besteht
dieser Variante entfallen sowohl die Nerv-       Unterkiefers begrenzt. Es sollten dem-               auch die Empfehlung, möglichst mehrere
präparation als auch ein zusätzlicher Ein-       nach eine Restknochenhöhe von 6–7 mm                 solcher kurzen Implantate prothetisch zu
griff durch Blockaugmentation. Gleich-           und eine Knochenbreite von 7–8 mm vor-               verblocken, um eine hohe Sekundärstabi-
wohl sind nicht alle Fälle für den Einsatz
dieser Shortys bzw. Ultrashortys geeignet,
weil auch bei Ultrashortys aufgrund des                                                  Oberkiefer        Unterkiefer          Gesamt
Sicherheitsabstandes trotzdem eine Rest-
                                                  Anzahl inserierter Blöcke              480               222                  702
knochenhöhe von ca. 6–7 mm vorhanden
sein muss, da die Implantate in Größen            Verluste                               22                24                   46

von 5,2–6 mm Länge erhältlich sind.               Erfolgsrate                            95,42 %           89,19 %              93,45 %
Wenn die Längenreduktion der Implantate
dann auch noch zulasten des Implantat-            Notwendigkeit von FST, BGT usw.        338               185                  523
                                                                                         70,42 %           83,33 %              74,50 %
durchmessers (< 5 mm) erfolgt, ist die
Knochenanlagerungsrate (BIC) drastisch           Tab. 2: Ergebnisse der DIZ-Studie – Erfolgsrate von humanen Knochenblöcken 2006–2018

                                                                       - 42 -                               Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 01
NERVVERLAGERUNG IM UNTERKIEFER - Implantation geht nicht immer minimalinvasiv - Zeitschrift für ...
I FALLBERICHT I

                                                                                                          7 _ Jung R, Al-Nawas B, Araujo M et al.: Group 1 ITI
lität zu erzielen. Über die langfristigen Fol-                                                                Consensus Report: The influence of implant
gen dieser auf den ersten Blick ungünsti-                                                                     length and design and medications on clinical and

gen Belastungsverhältnisse liegen mo-                   FAZIT FÜR DEN                                         patient-reported outcomes. Clin Oral Impl Res
                                                                                                              2018; 29 Suppl 16: 69–77
mentan nur wenige Langzeitdaten vor,                                                                      8 _ Kan J Y: Endosseous implant placement in con-

deshalb muss bei Ultrashortys eine ge-
                                                         PRAKTIKER                                            junction with inferior alveolar nerve transposition:
                                                                                                              an evaluation of neurosensory disturbance. Int J
sonderte Patienten- und Risikoaufklärung           – Durch Nervverlagerung ist es mög-                        Oral Maxillofac Implants 1997; 12: 463–471
                                                                                                          9 _ Khoury F: Augmentative Verfahren in der Implan-
erfolgen. Deshalb wurde von Al-Nawas                 lich, Blockaugmentationen im Un-                         tologie. Quintessenz, Berlin 2009
und Jung im Konsensusbericht von 2018                terkiefer-Seitenzahnbereich, wel-                    10 _Morgan V, Marincola M: Klinisch bewährte Lang-
                                                                                                              zeiterfahrungen mit Kurzimplantaten. Implantolo-
nur ca. 87 % Erfolgsquote (im Vgl. zu                che eine reduzierte Einheilrate zei-
                                                                                                              gie Journal 2020, 03
Standartimplantaten mit 95 %) angege-                gen, zu umgehen.                                     11 _Peleg M, Mazor Z, Chaushu G, Garg A: Laterali-
ben [6, 7, 10].                                    – Eine Implantat-prothetische Ver-                         zation of the inferior alveolar nerve with simultane-
                                                                                                              ous implant placement: a modified technique. Int J
     In einer kürzlichen Veröffentlichung            sorgung ist nach 4–6 Monaten Ein-                        Oral Maxillofac Implants 2002; 17: 101–106
von Schiegnitz und Sagheb [16], basie-               heilzeit (wie bei konventionellen                    12 _Plöger M, Schau I: Allogene Knochenblöcke in der
                                                                                                              zahnärztlichen Implantologie. Spitta-Verlag 2010
rend auf einem systematischen Review                 Implantationen) durchführbar.                        13 _Plöger M: Laterale Nervverlagerung und Implan-
von Urban et al. [17], welche die Komplika-        – Auch die statischen Probleme von                         tation im atrophierten Unterkiefer. DZW – orale
                                                                                                              Implantologie 2006; 2: 33–36
tionsraten unterschiedlicher Augmentatio-            kurzen bzw. ultrakurzen Implanta-                    14 _Quantius B: Die Nervverlagerung in der Implanto-
nen untersuchten, wurden die individuell             ten werden vermieden.                                    logie. Implantologie Journal 2010, 05
                                                                                                          15 _Rosenquist B: Fixture placement posterior to the
CAD/CAM-gefrästen Titanmeshs anhand                – Seit Einführung der Piezosurgery
                                                                                                              mental foramen with transpositioning of the infe-
mehrerer Fallbeispiele in einer prospekti-           werden die Nebenwirkungen die-                           rior alveolar nerve. Int J Oral Maxillofac Implants
ven Studie dargestellt. Trotz Dehiszenzen            ses Verfahrens (Anästhesien, Pa-                         Spring 1992; 7: 45–50
                                                                                                          16 _Schiegnitz E, Sagheb K: Patientenspezifische
von 20–30 % kam es zu keinem Totalver-               rästhesien, Hypästhesien) in Dau-                        Knochenaugmentationen – Individualisierte CAD/
lust des Augmentats, sondern in allen Fäl-           er und Intensität deutlich reduziert.                    CAM-Titanmesh. Implantologie Journal 2019, 06
                                                                                                          17 _Urban I, Montero E, Monje A, Sanz-Sánchez I: Ef-
len konnte eine suffiziente Knochenneu-                                                                       fectiveness of vertical ridge augmentation inter-
bildung beobachtet werden. Dabei werden                                                                       ventions: A systematic review and meta-analysis.
                                                                                                              J Clin Periodontol 2019; 46 Suppl 21: 319–339
Zahlen von 4–8 mm Substanzgewinn in
der Vertikalen angegeben.

FAZIT, SCHLUSSBEWERTUNG                          komplexeren Eingriffs nicht unbedingt die
Die Nervverlagerung stellt gemäß den Ein-        Standardlösung dar und bleibt eher als
schätzungen des Autors eine gleichwerti-         Spezialvariante zu sehen.
ge Alternative zur Blockaugmentation und            Ein besonderer Dank gilt ZTM Thomas
den damit verbundenen Entnahmemorbi-             Blaschke für die qualifizierte Implantat-

                                                                                                                                                               Foto: privat
ditäten und Folgeoperationen dar. Gleich-        prothetische Versorgung.
wohl sollte der Operateur fundierte Erfah-
rungen in der oralen Chirurgie und Implan-       Interessenkonflikte: Beide Autoren ge-
tologie mitbringen, um mögliche Neben-           ben an, dass keine Interessenkonflikte im                         → DR. MATHIAS PLÖGER
wirkungen wie Parästhesien, Hypästhe-            Sinne des ICMJE bestehen.                                DIZ − Deutsches Implantologie Zentrum, Detmold
                                                                                                                info@zahnarztpraxis-ploeger.de
sien bis hin zur Anästhesie zu minimieren.
Unumgänglich für den Eingriff ist neben ei-
ner adäquaten Vergrößerungshilfe die
Nervpräparation mithilfe der Piezosurgery,       Literatur
                                                 1 _ Ferrigno N, Laureti M, Fanali S: Inferior alveolar
um Nervverletzungen zu vermeiden. Nach               nerve transposition in conjunction with implant
Auffassung des Autors ist die Nervpräpa-             placement. Int J Oral Maxillofac Implants 2005;
                                                     20: 610–620
ration ausgehend vom Foramen mentale             2 _ Greenstein G, Tarnow D: The mental foramen and
die zuverlässigere Operationsmethode, da             nerve: clinical and anatomical factors related to
                                                                                                                                                               Foto: privat

                                                     dental implant placement: a literature review.
der Nerv in seinem Verlauf unter Sicht frei-         J Periodontol 2006; 77: 1933–1943
gelegt werden kann. Die geringe Rate an          3 _ Grötz K: Die Entwicklung der Piezosurgery in der
                                                     Oralchirurgie. Oralchirurgie Journal 2/2010
beobachteten kurzzeitigen Nervirritationen       4 _ Jensen J, Reiche-Fischel O, Sendet-Petersen S:
bestätigt dies. Trotz leichter Beeinträchti-         Nerve transposition and implant placement in the                  → DR. VOLKER OPITZ
                                                     atrophic posterior mandibular alveolar ridge.                     Zahnarztpraxis Coswig
gungen im Nachgang der OP gaben alle
                                                     J Oral Maxillofac Surg 1994; 52: 662–668; discus-                info@opitz-zahnarzt.de
Patienten in der postprothetischen Befra-            sion 669–670
gung an, den Eingriff erneut durchführen         5 _ Jensen O, Nock D: Inferior alveolar nerve reposi-
                                                     tioning in conjunction with placement of osseoin-
zu lassen, um festsitzenden Zahnersatz zu            tegrated implants: a case report. Oral Surg Oral
erhalten. Jedoch stellt dieser Eingriff bei          Med Oral Pathol 1987 Mar
                                                 6 _ John H: Knochenorientiertes Implantieren mit gro-
heute existierenden Alternativen wie kur-            ßen Implantatdurchmessern. Cosmetic Dentisty
zen/ultrakurzen Implantaten aufgrund des             2007, 03

Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2021 I 37 I 01                           - 43 -
NERVVERLAGERUNG IM UNTERKIEFER - Implantation geht nicht immer minimalinvasiv - Zeitschrift für ... NERVVERLAGERUNG IM UNTERKIEFER - Implantation geht nicht immer minimalinvasiv - Zeitschrift für ...
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