Neue Methoden in der Agro-Gentechnik - Naturschutztage am Bodensee 2018
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Naturschutztage am Bodensee 2018 Neue Methoden in der Agro-Gentechnik Dr. Eva Gelinsky – Naturschutztage am Bodensee – 06.01.2018
Gliederung 1. Um welche Verfahren geht es? 1. Wie funktioniert CRISPR-Cas? 1. Was unterscheidet die neue von der alten Gentechnik? 1. Alles präzise? Alles sicher? 1. Anwendungsbeispiele a) Pflanzen & Genome Editing b) Gene Drive 1. Diskussion & Ausblick
Um welche Verfahren geht es? • RNA-gesteuerte DNA-Methylierung (RdDM); • Pfropfen (auf GVO-Unterlage/GVO-Reiser); • Reverse Breeding; • Agroinfiltration Cisgenetik (Cisgenese, Intragenese) Oligonukleotidtechnik (Oligonukleotid-gerichtete Mutagenese, OgM) „Genome Editing“ (CRISPR-Cas, TALEN, Zink-Finger-Nukleasen, Meganukleasen) CRISPR-Cas Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats
CRISPR kann viel... • Gene ausschalten, aktivieren, hemmen. • Neue Gene einführen → wie klassische Gentechnik. • Viele neue Gene einführen, auch synthetische Gene. • „Umschreiben“ längerer Sequenzen; bei serieller Anwendung Änderung ganzer Genfamilien → geht weit über die Möglichkeiten der alten Gentechnik hinaus.
„Alte“ vs. Neue Gentechnik 1. Zellen präparieren, ggf. Zellwände öffnen Pflanze wird versch. Chemikalien, Enzymen ausgesetzt – kann bereits zu Veränderungen führen. 2. Präparierte Zellen mit „RNA-Sonde“ (plus Cas...) transfizieren mittels Agrobakterium, Particlegun, Mikroinjektion Dieser Schritt geht mit Hilfe von CRISPR schneller und ist billiger 3. Aus den transformierten Zellen neue Pflanzen wachsen lassen i.d.R. ohne Einsatz von Markern Erfolgsrate bleibt niedrig 4. Selektion derjenigen Pflanzen, die phänotypisch „normal“ aussehen 5. Pflanzen testen, beurteilen, ggf. Rückkreuzungen usw.
„Alte“ vs. Neue Gentechnik „Alt“ „Neu“ ---------------------------------------------------------------------------------------- -Schrotschuss, unpräzise - präzise(r)... Aber nicht ohne Fehler -Integration von („Fremd“-)DNA - häufig ohne -Häufig über Artgrenzen - nicht immer -Marker-Gene - i.d.R. nicht Gemeinsam (bleiben): -Off-target Effekte -Langzeiteffekte/Umweltauswirkungen? Kaum/keine Daten -Reduktionistischer Ansatz, „techno fix“ -Rückholbarkeit? Koexistenz??
Alles präzise? Alles sicher? I „Keiner hat Zeit, das System erst einmal ganz basal zu charakterisieren.“ „Solange alles funktioniert, interessiert es keinen, wie und warum.“ Bo Huang, Biophysiker, University of California, San Francisco (USA) „Die Enzyme schneiden nicht nur an der vorgesehenen Stelle, was eine Menge Folgen haben kann.“ James Haber, Molekularbiologe, Brandeis University, Waltham/Massachusetts (USA) http://www.spektrum.de/news/gentechnik-crispr-erleichtert-die-manipulation/1351915
Alles präzise? Alles sicher? II Präzision ≠ Vorhersagbarkeit ≠ Sicherheit Es fehlt die Kontextualisierung des Eingriffs in Bezug auf: •das Genom (→ Off-target Effekte) •die Epigenetik •den Organismus •die Umwelt (→ grosse Diversität), mit der der Organismus interagieren wird Präzision auf der Ebene der Nukleotide, führt zu dem falschen Eindruck von Vorhersagbarkeit und Sicherheit auf den anderen Ebenen.
Alles präzise? Alles sicher? III 1. Mögliche Folgen der Off-target-Effekte Funktionsweise von Proteinen oder Gen-Expression verändert sich = ?? • Erhöhter Gehalt an Pflanzengiften • Abwesenheit von ernährungswichtigen Proteinen, „Verteidigungsstoffen“ gegen Krankheiten, Viren... • erhöhter Gehalt an Allergenen 2. Weitreichende Umweltauswirkungen bei bestimmten Anwendungen Bsp. Gene Drive ...
Zu wenig Daten!
Anwendungsbeispiele I Pflanzen Im Anbau: 1. SU-Raps (ODM, HR-tolerant)/CIBUS: 2015: 3000 ha, 2016: 8000 ha, 2017: ? (USA). Ab 2018 auch in Kanada. In Entwicklung: 1.Soja (TALEN, veränd. Fettsäure)/CALYXT: Markteinführung (USA) für 2018 geplant. 2.Mais (CRISPR, Wachsmais)/Dow-DuPont Pioneer: Markteinführung (USA) für 2020 geplant. ... weitere Pflanzen in Entwicklung
Anwendungsbeispiel II Gene Drive
Gene Drive anwendbar bei: Insekten, Mäuse, Pflanzen...
Diskussion & Ausblick I • Die Methoden basieren auf einem direkten, technischen Eingriff auf der Ebene des Genoms unter Verwendung von Material, das außerhalb der Zellen zubereitet wurde. → Regulierung nach Gentechnikrecht! • Einzig das europäische Gentechnikrecht kann derzeit die erforderliche Risikobewertung im Rahmen einer Zulassungsentscheidung gewährleisten. → „Umfassende Untersuchung verschiedener europäischer Richtlinien und Verordnungen in Bezug auf ihre Möglichkeiten der Regulierung von Umweltauswirkungen Neuer Techniken neben dem Gentechnikrecht“. Rechtsgutachten, Prof. Dr. Tade M. Spranger, im Auftrag des BfN
European Environmental Agency Late lessons from early warnings 2 Bände: 2001, 2013 www.eea.europa.eu/pub lications
www.bfn.de/themen/agro-gentechnik
Danke! Mehr Informationen & Literatur: www.semnar.ch/literatur www.gentechnikfreie-saat.org/neue-gentechnische-verfahren
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