NEW WAYS OF WORKING: ZWISCHEN FLEXIBLEN GRENZEN UND STARREN REGELN
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NEW WAYS OF WORKING: ZWISCHEN FLEXIBLEN GRENZEN UND STARREN REGELN Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind Millionen Berufstätige ins Homeoffice gewechselt. Einer aktuellen Bitkom-Studie zufolge arbeitet derzeit jeder Vierte ausschließlich von zu Hause und gut jeder Zweite sprach sich im Zuge der aktuellen Corona-Maßnahmen erst kürzlich für eine Homeoffice-Pflicht aus. © iStock INTRE SPECIAL 16
Bereits im Juni des letzten Jahres war jedes zweite der vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Capita (ZEW) befragten IT-Unternehmen zur Einschätzung gelangt, dass sich mehr Tätigkeiten für die Arbeit im Homeoffice eig- © nen als bislang angenommen.* Ungeachtet der weiterhin anhaltenden Aktualität handelt es sich bei dem Thema aber JOCHEN NOLTE wahrlich nicht um einen Selbstläufer. Allzu oft hakt es an Director of Lifecycle and Experience Management technischen bzw. sicherheitstechnischen Problemen. Capita Deutschland Während einige Arbeitgeber auch gut ein Dreivierteljahr Jochen Nolte ist Director of Lifecycle and Experience Ma- später noch mit vielen Hürden zu kämpfen haben, scheint nagement bei Capita Deutschland und in dieser Funktion sich die Mehrheit der Mitarbeiter über die zunächst er- für die Weiterentwicklung von Arbeitsprozessen zuständig. zwungene und dennoch neu gewonnene Flexibilität zu Im Mittelpunkt steht hierbei die Entwicklung der Mitarbei- freuen. Andere wiederum vermissen im Dauer-Homeoffice ter mithilfe innovativer Prozesse und Tools – von der Aus- wahl der richtigen Kandidaten über die Ausbildung und den persönlichen Austausch mit den Kollegen. Der ideale Entwicklung bis zur Mitarbeiterbindung und Mitarbeiter- Weg liegt daher wahrscheinlich irgendwo dazwischen. zufriedenheit. Durch seine frühere Arbeit als Operations Director und seiner Nähe zum Geschäftsbereich Transfor- Der Wandel der Arbeitswelt hin zu flexiblen Arbeitsmo- mation hat er das Prinzip des agilen Mindsets im Fokus: dellen ist unaufhaltbar. Den Recherchen der Unterneh- So konzentriert er sich darauf, technische Möglichkeiten mensberatung Kearney zufolge möchten neun von zehn operativ zu nutzen und in digitale Prozesse zu gießen, um Arbeitnehmern auch nach der COVID-19-Pandemie von zu die operative Agilität zu treiben und die kundenzentrierte Hause arbeiten oder zumindest die Option behalten. Dabei Wertschöpfung zu optimieren. hat die Corona-Krise einmal mehr deutlich gemacht, dass es vielen Unternehmen hier noch an Anpassungsfähig- keit mangelt – oder aber an der Umsetzungskompetenz. Denn nicht selten werfen die neuen Arbeitsplatzmodelle Waren es zu Anfang meistens Digitalisierungsdefizite, die zwischen Homeoffice und fixen Bürozeiten neue Fragen den Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereiteten, geht es auf: Inwieweit darf beispielsweise der Arbeitgeber in den jetzt darum, zukunftsfähige Konzepte auszuarbeiten. Die- Arbeitsplatz im Homeoffice eingreifen – wenn auch nur se müssen einerseits die neu gewonnene Flexibilität der zum Zweck der Datensicherheit? Wie lassen sich Fallstricke Mitarbeiter berücksichtigen, andererseits aber auch dem in puncto Haftung lösen? Und inwiefern kann garantiert Wunsch nach Struktur und Austausch – und nicht zuletzt werden, dass der Heimarbeitsplatz den Sicherheitsstan- dem Datenschutz – Rechnung tragen. dards des Unternehmens gerecht wird? *Quelle: Statista ‹ 17 INTRE SPECIAL
e Das Konzept der alternierenden Telearbeit Die positiven Erfahrungen mit dem Geschäftsbetrieb aus dem Homeoffice heraus sollten die Betriebe dazu moti- Der Wandel der Arbeitswelt vieren, die Vorteile dieser Arbeitsform auch außerhalb von hin zu flexiblen Arbeitsmodellen Krisenzeiten verstärkt zu nutzen, so der Tenor der Politiker. ist unaufhaltbar. Warum also nicht in Form der alternierenden Telearbeit – also im Wechsel zwischen Arbeitsstätte und Zuhause? Im Gegensatz zum reinen Homeoffice-Modell hat diese Arbeitsform erhebliche Vorteile: So lassen sich nicht nur Bei Capita hat man sich für die Etablierung eines alternie- konzentrations- und kommunikationsintensive Tätigkeits- renden Modells entschieden; das Arbeiten im Homeoffice felder optimal trennen – Mitarbeiter müssen auch nicht stellt hierbei ein Angebot dar, ist aber keinesfalls ein Muss. mehr täglich den Zeitaufwand für den Arbeitsweg auf sich nehmen und können die Belastungen des Großraumbüros Die Voraussetzungen schaffen zumindest teilweise verringern. Aber auch die Bürotage ha- Damit alternierende Telearbeit reibungslos funktionieren ben ihre Vorteile: Zum Beispiel schätzen viele den regelmä- kann, sind neben einer optimalen technischen Ausstattung ßigen persönlichen Austausch und das damit verbundene und deren regelmäßigen Betreuung viele weitere Regelun- direkte Feedback. gen nötig, die über die Anforderungen der kurzfristigen pandemiebedingten Vereinbarungen oft weit hinausgehen. Im Hinblick auf die massiven Beschränkungen in Bezug auf soziale Kontakte ist ein ausschließliches Homeoffice- So unterliegt die alternierende Teleheimarbeit einer Modell also nicht für jeden Arbeitnehmer und jedes Unter- Vielzahl von Bestimmungen, wie beispielsweise der nehmen das Zielbild einer neuen Arbeitsform. Es fungierte Arbeitsstättenverordnung, der Arbeitssicherheit, der Ge- in der Vergangenheit zwar oft als Katalysator, da Innovatio- werbeordnung, den Datenschutzgesetzen oder dem Be- nen und Digitalisierungsprojekte vorangetrieben wurden, triebsverfassungsrecht. Darüber hinaus müssen bei einem mittlerweile stellt sich aber die Frage, wie man, basierend mit Datenbearbeitung beauftragten Dienstleister wie Ca- auf den gesammelten Erfahrungen, die zukünftige neue pita auch die individuellen Auflagen der Auftraggeber, die Arbeitswelt konkret gestaltet. Dokumentations- und Unterweisungspflichten sowie die CORONA MACHT HOMEOFFICE MASSENTAUGLICH Anteil der Berufstätigen im Homeoffice (in Mio.) INTRE SPECIAL 18
Informationssicherheit sichergestellt sein, denn unbefug- Tatsache, dass Mitarbeiter oftmals eigene Zugänge für das te Kenntnisnahme, Zugriffe oder Manipulationen, sowohl Intranet besitzen, ermöglicht zum Beispiel das Tracking durch Mitarbeiter als auch durch Dritte, müssen sicher der Aktivitäten einzelner Benutzer. Eine Maßnahme, die ausgeschlossen werden. die Informationssicherheit sensibler Daten sicherstellen soll. Gleichzeitig werden aber personenbezogene Daten Bevor sich also ein Unternehmen für ein hybrides Arbeits- erhoben, deren Speicherung eine gesetzliche Grundlage platzmodell – wie die alternierende Telearbeit – entschei- erfordert. Hier entsteht also ein Zielkonflikt, der gelöst det, müssen in vielen Fällen eine Auftraggeber-Vereinba- werden muss. Im beschriebenen Fall gelingt das, indem rung, eine Betriebsvereinbarung für das Homeoffice sowie der Mitarbeiter diesem Tracking im Vorfeld ausdrücklich ein Informationssicherheitskonzept erarbeitet werden, um zustimmt. Fehler aufgrund von Fahrlässigkeit zu verhindern und die Sorgfaltspflicht sicherzustellen. Capitas System umfasst Ein weiteres Beispiel findet sich beim Einsatz einer soft- die Bereiche Datenschutz und IT-Sicherheit. Die Informa- warebasierten biometrischen Authentifizierung durch Ge- tionssicherheit deckt dabei Aspekte wie die Sicherstellung sichtserkennung oder den Fingerabdruck, der sogenann- von Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität ab und ten BioID. Einerseits ist dieses Verfahren optimal, um minimiert die Risiken im Bereich der Geschäftsprozesse. die Daten von Kunden besser zu schützen, denn es wird Beim Datenschutz geht es naturgemäß um die Privat- zum Beispiel über eine BioMaus oder die Tastatur zwei- sphäre der Nutzer unter Einhaltung aller rechtlichen Rah- felsfrei sichergestellt, dass nur berechtigte Personen mit menbedingungen zur Sicherung und Weiterverarbeitung den Daten arbeiten können. Speichert man aber den priva- personenbezogener Daten. ten Fingerabdruck von Mitarbeitern, läuft der Arbeitgeber schnell Gefahr, hier zum Schutz der Kundendaten gegen Im Spannungsfeld zwischen Informationssicherheit den Datenschutz des Einzelnen zu handeln. Hier kann die und Datenschutz lokale Speicherung des Fingerabdrucks ein Lösungsansatz Obwohl alle diese Punkte die Basis eines Informations- sein, denn sobald die BioMaus entfernt wird, werden die sicherheitsmanagementsystems darstellen, kommt es Daten gelöscht. zwischen Informationssicherheit und Datenschutz immer wieder zu Überschneidungen oder sogar Konflikten: Die ‹ Abstandsangaben; Bitte einhalten (Bsp.: Titelbereich 6,61 – 5,06 / max. 2 Zeilen) WENIGER STRESS, MEHR ZEIT UND BESSERE WORK-LIFE-BALANCE elbereich 6,61 Weniger Stress, mehr Zeit und bessere Work-Life-Balance Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit im Homeoffice gemacht? Welche positiven Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit im Homeoffice gemacht? 5,06 4,25 Weniger Stress, da Arbeitsweg entfällt 80% altsbereich Zeitgewinn, da Arbeitsweg entfällt 76% Generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben 59% Mehr zeitliche Flexibilität 43% Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils (z. B. Ernährung, Sport) 32% Weniger Störungen durch Kollegen 28% Weniger Störungen durch Kunden 8% Weniger Störungen durch Vorgesetzte 6% Weniger Kontrolle durch den Arbeitgeber oder Kollegen 3% Ich habe mit der Arbeit im Homeoffice keine positiven Erfahrungen gemacht 4% 0% 20% 40% 60% 80% ßzeile - 6,00 Basis: Erwerbstätige, die vor oder nach Ausbruch der Corona-Pandemie oder aktuell im Homeoffice gearbeitet haben (n=873) 11 Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bitkom Research 2020 - 7,14 12,33 Inhaltsbereich -12,33 19 INTRE SPECIAL
iStock © e Der ganzheitliche Ansatz ist entscheidend Diese Beispiele zeigen, wie komplex die Anforderungen an Unternehmen sind. Dabei den Überblick zu behalten, ist kei- Nicht selten werfen die neuen ne leichte Aufgabe. Einer theoretisch technisch einfachen Arbeitsplatzmodelle zwischen Homeoffice Umsetzung stehen in der Praxis eine Vielzahl von Bestim- und fixen Bürozeiten neue Fragen auf. mungen und Beschränkungen gegenüber. Angefangen beim Datenschutz über die technischen und organisatorischen Maßnahmen der Informationssicherheit bis hin zur Ar- beitsstättenverordnung, zu Haftungs- und Versicherungs- themen oder Persönlichkeitsrechten – schwierig wird eine Aufgrund der langjährigen Erfahrung und des fundierten Umsetzung oder Lösung immer dann, wenn Zusammen- Know-hows der Geschäftsfelder Digitalisierung, Outsour- hänge und Wechselwirkungen nicht einkalkuliert werden. cing und Customer Care ist es Capita im letzten Jahr so gelungen, ein ganzheitliches Konzept für die alternierende Capita hat bei der Ausarbeitung des Konzeptes und der Telearbeit auf die Beine zu stellen, das sowohl den Bedürf- Lösungsfindung genauestens darauf geachtet, alle Wech- nissen der Auftraggeber als auch denen der Mitarbeiter selwirkungen zu berücksichtigen. Maßnahmen zur Erhö- Rechnung trägt. Mit diesem Modell, das eine hohe Sicher- hung des Datenschutzes wurden aus diesem Grund nicht heit auf allen Ebenen garantiert, erzielt Capita nun auch von einzelnen Fachabteilungen verabschiedet, sondern langfristig eine absolute Win-win-win-Situation – für das mit allen relevanten Abteilungen abgestimmt. Durch die Unternehmen, die Auftraggeber und alle Mitarbeiter. Berücksichtigung von Abhängigkeiten und Zielkonflikten wurde sichergestellt, dass die Lösungen eines Bereiches – beispielsweise des Datenschutzes – nicht zu neuen Pro- AUTOR: JOCHEN NOLTE, blemen in anderen Bereichen – etwa Persönlichkeitsrechte CAPITA DEUTSCHLAND oder Informationssicherheit – führen. www.capita-europe.com INTRE SPECIAL 20
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