Nichtlineare Simulation integrierter HF-Verstärker mit Keysight Genesys und SystemVue - beam-Verlag
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
HF-Technik Nichtlineare Simulation integrierter HF-Verstärker mit Keysight Genesys und SystemVue Der Artikel befasst sich mit einigen Modellstrukturen für HF-Verstärker, die lineare S-Parameter- Daten mit nichtlinearen Daten wie Rauschzahl, IP3, P1dB und PSAT kombinieren. Verwendung von S-Parameter-Daten in Keysight ADS mithilfe des Amplifier2-Modells Außerdem werden die Ergeb- fügbarkeit von Daten in digi- halb meist auf selbst erstellte nisse von Systemsimulationen taler Form (z.B. IP3, P1dB und Spreadsheets zurück, um kaska- gezeigt, um bewerten zu kön- Rauschen) sowie dem traditio- dierte Rausch- und Verzerrungs- nen, wie exakt das reale Verhal- nellen Fehlen frequenzvariabler werte zu berechnen. Derartige ten nachgebildet wird. Modellstrukturen in gängigen Spreadsheets haben allerdings HF-Simulatoren liegt. Designer ihre Schwierigkeiten damit, Bisherige Simulationen von HF-Schaltungen griffen des- System-Charakteristika wie den Lineare und nichtlineare Simu- lationen von HF-Schaltungen Über den Autor waren traditionell verschie- Eamon Nash arbeitet bei Analog Devices als Applications denen Bereichen vorbehalten. Director für HF-Verstärker und Beamformer. Im Feld ebenso Um kaskadierte Kleinsignal- wie in der Fabrik ist er für das Unternehmen seit 30 Jahren in Verstärkungen und -Verluste zu verschiedenen Funktionen im Bereich der Mixed-Signal-, Prä- simulieren, setzten Designer von zisions- und HF-Produkte tätig. Den gegenwärtigen Schwer- HF-Systemen traditionell auf die punkt seiner Arbeit bilden HF-Verstärker und Beamformer- Autor: weithin verfügbaren S-Parame- Produkte für Satcom- und Radaranwendungen. Nash hat an Eamon Nash, Applications ter-Modelle ihrer Bauelemente. der University of Limerick (Irland) ein Bachelor-of-Enginee- Director Die nichtlineare Simulation ring-Diplom in Elektronik erworben und ist Inhaber von fünf Analog Devices Inc. ist von jeher anspruchsvoller, Patenten. Sie erreichen ihn unter eamon.nash@analog.com. www.analog.com/ was an der mangelnden Ver- 46 hf-praxis 5/2021
HF-Technik Tabelle 1: Typischer Sys-Parameter-Datensatz Fehlervektorbetrag (Error Vector Keysight in seinen HF-Schaltungs- und (IP3) und zum 1-dB-Kompres- Magnitude, EVM) und das Nach- Sys-Parameter Simulatoren PathWave RF Syn- sionspunkt (P1dB). barkanal-Leacking (Adjacent thesis (Genesys) und PathWave Diese Datensätze enthalten aus- Channel Leakage Ratio, ACLR) Tabelle 1 ist ein Ausschnitt aus System Design (SystemVue) reichend Informationen zum zu simulieren, die zum Tragen dem Sys-Parameter-Daten- definiert. Die tabellarische Struk- Simulieren des HF-Signalpe- kommen, sobald die Signalkette satz für den ADPA7002, ein tur des Datensatzes besteht aus gels, der kaskadierten Verstär- mit modulierten Signalen ange- 0,5-W-Leistungungsverstärker Sys-Parameter-Daten im Ver- kung und der Rückisolation. steuert wird. für 18 bis 44 GHz. Die Sys-Para- bund mit frequenzbezogenen Die Einbeziehung der IP3-, meter-Modellstruktur wurde von Daten zum Rauschen, zum P1dB- und Rauschzahl-Daten S-Parameter sind das meistbe- Keysight für die Verwendung Intercept Point dritter Ordnung erlaubt jedoch auch die Simu- nutzte HF-Simulationsmodell. Es handelt sich dabei um stan- dardisierte tabellarische Daten- sätze aus Eingangsreflexionsfak- tor, Verstärkung, Rückisolation und Ausgangsreflexionsfaktor als Funktion der Frequenz, alle in vektoriellem Format. Die Daten werden im Allgemeinen unter Kleinsignal-Bedingungen mit Treibersignalen erhoben, die weit unterhalb der Signal-Kom- pressionspunkte liegen. S-Para- meter dienen in der Regel dazu, um die kaskadierte Verstärkung zu simulieren, ein- und aus- gangsseitige Anpassungsnetz- werke zu entwickeln und die Sta- bilität zu bewerten. Sie enthalten jedoch keinerlei Informationen über die Rausch-, Kompressions- oder Verzerrungseigenschaften eines Bauelements. Bild 1: Dieser Screenshot aus Keysight Genesys zeigt ein typisches Sys-Parameter-Modell hf-praxis 5/2021 47
HF-Technik ault-Wert für HF-Verstärker in GaAs-Technik. AM/AM- und AM/ PM-Verzerrung Um einen genaueren Blick auf die simulierten Kompressions- Charakteristika zu werfen, kön- nen wir die AM/AM- und die AM/PM-Verzerrung betrachten. In Bild 3 sind die gemessenen und die simulierten Ergebnisse für den HMC930A zu sehen. Die gemessene AM/AM-Verzerrung stimmt zwar sehr gut mit der Simulation überein, aber laut Simulation gibt es keine AM/ PM-Verzerrung, was nicht kor- rekt ist. Der Grund hierfür ist, dass das Bausteinmodell und der Bild 2: Gemessener und simulierter Power Sweep bei einem HF-Verstärker auf Galliumarsenid-Basis Datensatz ausschließlich Klein- signal-Phaseninformationen lation von HF Power Sweeps, thek von Analog Devices zuge- ten und Simulationen erfolgen. (nämlich S21) enthalten. Der des Rauschabstands und auch griffen werden. Das Sys-Para- Bild 2 gibt die gemessenen Simulator kann zwar die OP1dB- Signalcharakteristika höherer meter-Modell für die einzelnen und simulierten Resultate eines und PSAT_Delta-Daten aus dem Ordnung wie ACLR und EVM Bausteine umfasst die in Tabelle Power Sweeps bei 10 GHz mit Bausteinmodell nutzen, um die lassen sich über den Frequenz- 1 aufgeführten Daten, ergänzt dem HMC788A, einem RF Gain AM/AM-Verzerrung abzuschät- bereich des jeweiligen Bausteins durch weitere Informationen im Block für Frequenzen von 10 zen, aber er verfügt über keine hinweg simulieren. Properties-Fenster des Modells. MHz bis 10 GHz wieder. Wie Großsignal-S-Parameter, mit Analog Devices verfügt über Zu diesen ergänzenden Daten man sieht, stimmt der simulierte denen er arbeiten könnte. In eine umfangreiche Sys-Parame- gehören neben Stromversor- Power Sweep sehr gut mit den einem solchen Fall wäre die Ver- ter-Bibliothek für seine HF-Ver- gungs-Informationen auch vor- gemessenen Daten überein. Der wendung eines aufwändigeren stärker und -Mischer, die einer- gegebene Offsets für PSAT und Simulator verwendet die Ver- Modells wie etwa des X-Para- seits zum Download verfügbar OIP2 relativ zu OP1dB. stärkungs- und OP1dB-Daten meter-Formats angezeigt, denn ist und andererseits Bestand- des Bausteins zusammen mit X-Parameter-Modelle enthalten teil der Keysight Genesys- und Bewertung der PSAT_Delta, um das gezeigte pegelabhängige S-Parameter. SystemVue-Installationen ist. Genauigkeit Diagramm zu erzeugen. Im vor- Bild 1 zeigt einen Screenshot liegenden Fall beträgt PSAT_ Simulation eines Power Um die Genauigkeit von Sys- Delta 2 dB. Dies ergibt einen von Keysight Genesys. Über den Parameter-Modellen zu bestim- Sweeps für einen Part Selector kann umgehend PSAT-Wert, der um 2 dB über men, sollen nun einige Verglei- OP1dB liegt. Hierbei handelt GaN-Verstärkers auf die Sys-Parameter-Biblio- che zwischen gemessenen Wer- es sich um einen typischen Def- In Bild 4 ist ein Power Sweep bei 3,2 GHz für den HMC1114LP5DE dargestellt, ein 10-W-HF-Verstärker in GaN- Technik. GaN-HF-Verstärker weisen tendenziell eine deutlich sanftere Kompressionscharakte- ristik auf als GaAs-Bauelemente. Dies macht eine Anpassung des PSAT_Delta-Werts erforderlich, also der Differenz zwischen dem 1-dB-Kompressionspunkt und dem Sättigungspunkt. Im vorlie- genden Fall wurde aufgrund von Messungen ein Delta-Wert von 7 dB gewählt. Der Simulator kann wegen des großen Delta-Werts in einigen Fällen eine Warnmel- dung ausgeben, er arbeitet aber dennoch ordnungsgemäß und liefert ein Resultat, das sehr gut Bild 3: Simulation und Messung von AM/AM- und AM/PM-Verzerrung 48 hf-praxis 5/2021
HF-Technik mit der gemessenen Performance übereinstimmt. ACLR-Simulation Der Nutzen eines Sys-Para- meter-Datensatzes wird grö- ßer, wenn wir von Dauerstrich- Messungen und -Simulationen abgehen und uns dem Verhal- ten modulierter Signale zuwen- den. In den Datenblättern findet man durchaus Angaben über die Verstärkungs-, Kompressions- und IP3-Eigenschaften eines Bausteins und seine Rausch- zahl. Es ist allerdings unwahr- scheinlich, dass Datenblätter von Bauelementen, die für all- gemeine Zwecke gedacht sind, Diagramme zum Verhalten mit Bild 4: Simulierter und gemessener Power Sweep mit dem 10-W-GaN-Verstärker HMC1114 bei 3,2 GHz modulierten Signalen enthalten. Hinzu kommt, dass sich Kenn- stanten Unterträgern, und der Rauschzahl-Daten im Daten- EVM-Simulation daten wie ACLR und EMV ohne ACLR-Wert wird bei einem Trä- satz dominiert. Bei Eingangs- Simulationen oder Messungen ger-Offset von 5 MHz gemessen. leistungen über -15 dBm ver- Sys-Parameter-Modelle lassen nicht ohne Weiteres vorhersa- schlechtert sich der ACLR-Wert sich auch für eine verlässliche gen lassen. Der Simulation ist zu entneh- mit einer Rate, die eng mit dem men, dass der ACLR-Wert sei- IP3-Wert des Bausteins korre- Simulation des EVM-Werts nut- Bild 5 zeigt die simulierten nen optimalen Wert bei einer liert. Beim Erstellen eines über zen. In Bild 6 sind die gemes- Ergebnisse eines Power Sweeps Eingangsleistung von -15 dBm einen weiten Leistungsbereich senen und simulierten EVM- mit dem 0,25-W-Treiberverstär- erreicht. Unterhalb dieser Ein- korrekten ACLR-Sweeps ist Resultate als Funktion der ker ADL5320 bei 2,14 GHz, gangsleistung verschlechtert er zu beachten, dass die Ergeb- HF-Leistung dargestellt. Als Ein- angesteuert mit einem 5 MHz sich Dezibel um Dezibel mit dem nisse dieser Simulation sowohl gangssignal dient ein 16-QAM- breiten Träger. Der simulierte Eingangspegel. Diese Region von den Rauschzahl-Daten (bei Träger mit 1 MSPS, der hier den Träger besteht aus elf äquidi- des Diagramms wird durch die geringer Leistung) als auch von Gain Block ADL5602 mit einer Bandbreite von 50 MHz bis 4 den IP3-Daten (bei hoher Lei- GHz ansteuert. Bei hoher wie stung) bestimmt werden. bei niedriger Leistung ist eine hervorragende Übereinstimmung In dem Diagramm sind auch real zwischen Messung und Simula- gemessene Daten (in blau) dar- tion erkennbar. gestellt. Dass nicht bei -15 dBm derselbe optimale Wert erreicht wird, liegt an den Grenzen der Temperatursimula- Messanordnung. Beachtenswert tion ist, dass sich der gemessene ACLR-Wert mit zunehmender Der standardmäßige Sys-Para- Eingangsleistung schneller ver- meter-Datensatz in der ADI- schlechtert. Dies liegt daran, dass Bibliothek enthält nur Umge- der OIP3-Wert des Bausteins mit bungstemperatur-Daten. Aller- zunehmender Eingangs- und dings lässt sich das Modell durch Ausgangsleistung geringfügig zusätzliche Tabs mit Tempera- schlechter wird, während er im turdaten erweitern. Bild 7 zeigt Idealfall gleich bleiben sollte. den Datensatz für den 1-W-Ver- Der IP3-Wert im Datensatz des stärker ADPA7007 für 18 bis 44 Modells verändert sich dagegen GHz. Dieser Datensatz enthält nicht mit der Leistung und kann separate Tabs mit den gleichen gewissermaßen als Kleinsignal- Verstärkungs-, Rausch- und Ver- IP3-Wert des Bausteins betrach- zerrungsdaten, allerdings für -55, tet werden. Auch in diesem Fall +25 und +85 °C. Die Genesys- könnte ein X-Parameter-Modell und SystemVue-Simulatoren mit seiner aufwändigeren Nach- nutzen diese drei Datenpunkte bildung der Pegelabhängig- zum Generieren interpolierter keit eine präzisere Simulation Daten bei anderen Temperaturen Bild 5: ACLR-Simulation ermöglichen. (in Bild 7 ebenfalls dargestellt). hf-praxis 5/2021 49
HF-Technik Bauelemente, die gute Grund- werte für den Eingangsreflexi- onsfaktor und den Ausgangs- reflexionsfaktor (S11 und S22) aufweisen. Dies trifft beispielsweise für die meisten HF-Verstärker von Analog Devices zu, die keine externen HF-Anpassungsbau- elemente benötigen. Ein ein- facheres Amplifier2-Modell lässt sich erstellen, indem man die DAC1-Komponente mit einer skalaren Verstärkung versieht und die S-Parameter-Daten (und damit DAC2) weglässt. Zusammenfassung Bild 6: Simulierter und gemessener EVM-Power-Sweep mit einem breitbandigen Gain Block Sys-Parameter-Datensätze stel- len ein neues und nützliches Simulation in ADS Im Aufmacherbild ist ein ADS- dem sich all die zuvor beschrie- Hilfsmittel für die Simulation Schaltplan mit dem Amplifier2- benen Simulationen auch in Key- von HF-Verstärkern dar. Sie Sys-Parameter-Datensätze Modell zu sehen. Der Schaltplan sight ADS durchführen lassen. sind nützlicher als S-Parameter, sind in Keysight Genesys und enthält ebenfalls zwei Data- SystemVue nativ vorgesehen, Access-Komponenten (DAC1 die weder das Rauschen noch aber in Keysight ADS funkti- und DAC2), die der Zuordnung Bei dieser Methode ist jedoch die Verzerrung oder die Kom- onieren sie nicht. Es gibt aller- der Sys-Parameter-Daten zum Vorsicht geboten. Wenn HF- pression modellieren. Sie sind dings eine provisorische Lösung Amplifier2-Modell dienen. Power-Sweeps durchgeführt allerdings nicht so ausgefeilt für den Import von Sys-Parame- werden, während das Ampli- wie X-Parameter-Modelle, die ter-Daten in ADS, mit der sich fier2-Modell weit in die Kom- das pegelabhängige Verhalten Rausch-, Verzerrungs- und Kom- Die Rauschzahl-, OIP3- und pression getrieben wird, weicht von Modellen, wie etwa den pressions-Simulationen durch- OP1dB-Daten sind als Text- die simulierte Performance AM/PM-Verzerrung oder den führen lassen. Man verwendet datei formatiert und werden dem tendenziell erheblich von den ACLR-Wert verbessern können. hierzu das Amplifier2-Modell, Amplifier2-Modell mithilfe von gemessenen Eigenschaften ab. das in Keysight ADS nativ vor- DAC1 zugeordnet. DAC2 dient Das Erstellen eines Amplifier2- Sys-Parameter-Modelle besit- handen ist und eine ähnliche dagegen dazu, die S-Parameter- Modells, das S-Parameter-Daten zen jedoch eine einfache tabel- Funktionalität bietet wie Sys- Daten dem Amplifier2-Modell neben Rausch-, Verzerrungs- und larische Struktur und lassen Parameter-Modelle. zuzuordnen. Das Resultat ist ein Kompressionsdaten nutzt, eignet sich einfach erstellen, indem Amplifier2-Modell in ADS, mit sich außerdem am besten für S-Parameter-Daten mit Rausch- zahl-, OIP3- und OP1dB-Daten kombiniert werden. Bei Verglei- chen zwischen simulierten und gemessenen Daten zeigt sich eine hervorragende Überein- stimmung. In ADS können Sys- Parameter-Modelle eigentlich nicht verwendet werden, aber es gibt einen relativ einfachen Weg zum Migrieren der Daten- sätze mithilfe der ADS-nativen Amplifier2-Modellstruktur. Analog Devices arbeitet stets daran, seine Bibliothek an Sys- Parameter-Modellen zu pflegen und zu erweitern. Mit dem Hin- zufügen neuer Modelle zu der Bibliothek wird auch die Unter- stützung für die Temperatursi- mulation ergänzt. Die aktuellsten Bibliotheken für Keysight Gene- sys und SystemVue stehen auf analog.com/sys-parameters zum Bild 7: Simulierte Verstärkung und Rauschzahl als Funktion der Temperatur für den ADPA7007 Download zur Verfügung. ◄ 50 hf-praxis 5/2021
Sie können auch lesen