Niedersächsische musiktage - august - 29. september 2019 - www. musiktage.de - Niedersächsische Musiktage

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niedersächsische musiktage
31. august – 29. september 2019

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„Neue Meere kann der Mensch nur
­entdecken, wenn er den Mut aufbringt,
das Ufer aus den Augen zu verlieren.“

                               André Gide
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Liebe Freundinnen und Freunde der Niedersächsischen Musiktage,

Mut – ein kurzes Wort von großer Prägnanz. Es fordert uns, es fordert uns heraus und schwingt
im ­Hintergrund mit, wenn wir unser tägliches Tun – privat und beruflich – selbstkritisch betrachten:
Sind wir mutig? Sind wir mutig genug? Warum sind wir immer wieder wankelmütig?

Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten, zumal Mut so unendlich viele Facetten hat. Zwischen
mutlos und Übermut, zwischen Demut und Mutwille liegen viele Varianten des Muts, die zudem ganz
­unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden. Ob ein Verhalten mutig oder leichtsinnig, mutlos
 oder reflektiert ist, das ist oft genug Ansichtssache.

Wenn wir also unseren diesjährigen Festival-Titel mit einem Ausrufezeichen versehen haben, dann nicht,
um der agitatorischen Forderung „Sei mutig“ belehrend Ausdruck zu verleihen. Mit dem außergewöhn­
lichen Programm der Niedersächsischen Musiktage wollen wir – gemeinsam mit unseren Sparkassen und
zahlreichen Mitveranstaltern – dazu ermutigen, gemeinschaftlich neue Erfahrungs- und Klangräume zu
betreten, überraschende Hör-Erlebnisse zuzulassen oder Altbekanntes neu zu hören!

Wer diesen vielstimmigen Impulsen offen und neugierig folgt, ist letztendlich in allen Lebenslagen bereit,
mutige Entscheidungen zu treffen! Deshalb versteht die Niedersächsische Sparkassenstiftung ihre nach-
haltige Förderung und Befruchtung der niedersächsischen Kunst- und Kulturlandschaft auch als einen
wesentlichen Beitrag zur Stärkung unserer pluralistischen Gesellschaft.

Unserem Intendanten Anselm Cybinski und seinem Team danken wir deshalb sehr herzlich für eine
­engagierte und lebendige Programmgestaltung. An diesen besonderen und einmaligen musikalischen
 Momenten in ganz Niedersachsen sollten Sie wirklich teilhaben. Nur Mut!

Herzlich, Ihre Niedersächsische Sparkassenstiftung

Thomas Mang                  Dr. Johannes Janssen          Martina Fragge
Präsident                    Stiftungsdirektor             stellv. Geschäftsführerin

                                                                                                        5
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… zum nächsten Schritt
                                                    ­ ültige hinterfragt und auch mal vehement
                                                    G
                                                    beiseite­gewischt wird.
                                                    Sie werden in unseren Programmen vielen sol-
                                                    chen unerschrockenen und entschlossenen Per-
                                                    sonen begegnen. Couragierten Gestalten aus der
                                                    Geschichte wie Cleopatra, Johanna von Orléans
                                                    oder Alexei Leonow, dem ersten Spaziergänger
                                                    im Weltraum, den das Orchester im Treppenhaus
                                                    auf seinem „Blindflug ins All“ beobachtet. Sie
                                                    lauschen höchst faszinierenden komponierenden
                                                    Frauen von Clara Schumann bis Julia Wolfe,
                                                    deren preisgekröntes Oratorium über das Schick-
                                                    sal der Minenarbeiter in Pennsylvania im Zent-
                                                    rum unseres Abschlusskonzerts stehen wird.
Zahlen haben uns im Griff. Alles um uns wird ge-
                                                    Dem kühnen Neuerer Claudio Monteverdi wid-
messen und verglichen, soll berechen- und be-
                                                    men wir ebenso einen Abend wie dem zwischen
herrschbar sein. Risiken werden minimiert, Rele-
                                                    Anpassung und Aufbegehren zerriebenen Genie
vanzen evaluiert, Produkte standardisiert. Wir
                                                    Dmitri Schostakowitsch. Dessen gigantischen
kalkulieren Gewinne, optimieren Prozesse – und
                                                    ­Zyklus der Präludien und Fugen wird Igor Levit
quantifizieren noch das eigene Selbst. Welches
                                                     in Osnabrück zu Gehör bringen.
Verhalten richtig ist und welches falsch, darüber
entscheidet in letzter Instanz die Statistik.       Mein persönliches Lieblingsphänomen in Sachen
                                                    Mut aus der Welt der Musik ist momentan die
War es jemals schwerer, mutig zu sein als gerade
                                                    Neuformation des berühmten Artemis Quartetts,
heute? Wo in unserer Gegenwart ist überhaupt
                                                    das in Uelzen auftritt. Dreißig Jahre nach seiner
noch Platz für Mut? Ist die viel strapazierte Tu-
                                                    Gründung wagt das Spitzenensemble mit gleich
gend am Ende vielleicht nur ein rührender Rest
                                                    zwei neuen Musikern einen fundamentalen Neu-
persönlichen Eigensinns? Ein unbedachtes Sich-
                                                    start. Dennoch spielt es sofort wieder in allen füh-
hinwegsetzen über Erwartungen, Wahrschein-
                                                    renden Konzertreihen beidseits des Atlantiks: ein
lichkeiten und gesunden Menschenverstand?
                                                    Stabwechsel bei hohem Tempo und im Scheinwer-
Gewiss, wir erkennen mutige Menschen, wenn          ferlicht einer erwartungsvollen Öffentlichkeit.
sie uns begegnen. Auch hier und heute. Da ist       „Weißt du, wie das wird?“ – Wagners Nornenfrage
das 16-jährige Mädchen vor dem Reichstag in         ist da gar nicht so schwer zu beantworten. Mut
Stockholm, das eine immense Protestwelle aus-       heißt, Veränderung anzunehmen und beherzt den
löst – weil sie weiß, dass ihr Anliegen unseren     nächsten Schritt zu tun. Mag die Welt um uns
ganzen Planeten betrifft und einfach nicht länger   auch diffus erscheinen und der Weg noch im Un-
warten kann. Da ist der drahtige junge Mann, der    gefähren liegen.
völlig ungesichert und in atemberaubender Ge-
                                                    Bitte begleiten Sie uns bei der Erkundung dieses
schwindigkeit die 1.000 Meter senkrecht abfal-
                                                    Weges! Die Strecke verspricht spannend zu wer-
lende Felswand im Yosemite-Park emporklettert.
                                                    den – siehe Titelbild. Wir freuen uns sehr auf Sie.
Ist er verrückt oder einfach perfekt vorbereitet?
Wo genau verläuft die Grenze zwischen Courage
und Realitätsblindheit? Im Team unserer Musik-
tage haben wir oft über solche Fragen disku-
tiert. Stets kamen wir zum gleichen Resultat:       Herzliche Grüße
dass Mut dort einsetzt, wo das vermeintlich         Ihr Anselm Cybinski, Intendant

                                                                                                          7
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Grußwort des Niedersächsischen
Ministerpräsidenten

Bereits zum 33. Mal bringen die Niedersächsi-
schen Musiktage das ganze Land zum Erklin-
gen. Kein anderes Musikfestival ist in der weiten
Fläche Niedersachsens so präsent wie die
­Musiktage. Es ist eine großartige Leistung, dass
 die Niedersächsische Sparkassenstiftung das
 Festival gemeinsam mit den Sparkassen des
 Landes an zahlreichen Orten in Niedersachsen
 veranstaltet. Denn dadurch wird eine breite kul-
 turelle Teilhabe der Menschen in Niedersachsen
 ermöglicht, in ländlichen Gebieten ebenso wie
 in den urbanen Ballungszentren.

Durch seine starke Dramaturgie regt das Pro-
gramm des Festivals zur intensiven und diffe-
renzierten Auseinandersetzung mit dem dies-
jährigen Thema „Mut“ an. Dabei ist das Motto
so facettenreich wie das Festival an sich: Inno­
vative Konzertformate, herausfordernde Kom­
positionen, engagierte Interpreten und unge-
wöhnliche Aufführungsorte zeichnen die Nie-
dersächsischen Musiktage aus. Das Festival
wagt immer wieder Neues und steht dadurch
selbst für sein Motto ein.

Im Jahr 2019 finden die Niedersächsischen Mu-
siktage erstmals unter der Intendanz von An-
selm Cybinski statt. Ich wünsche Herrn Cybinski
und allen Beteiligten ein erfolgreiches Festival
und auch in Zukunft viel Mut für herausragende
Festivalkonzeptionen und musikalische Impulse
für das Musikland Niedersachsen. Ihnen, den
Besucherinnen und Besuchern, ­wün­sche ich an-
regende und bereichernde Konzerterlebnisse.

Stephan Weil
Niedersächsischer Ministerpräsident

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programm
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1869 – Der Klang der Zeit
Alice Sara Ott (Klavier), Junge Norddeutsche Philharmonie, Duncan Ward (Leitung)
Giuseppe Verdi: Ouvertüre zu „Die Macht des Schicksals“
Edvard Grieg: Klavierkonzert a-Moll op. 16
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68

Sa 31.8., 17.00 Uhr
Stadthalle Wilhelmshaven,
Wilhelmshaven

€ 37 / 32 / 27 / 10                 S Sparkasse                    Wilhelmshaven Touristik und
€ 32 / 27 / 22 / 5 erm.                Wilhelmshaven                Freizeit GmbH

Wie klang sie, die Zeit vor 150 Jahren, in der Wil-
helmshaven gegründet wurde? Es ist eine musika-
lisch ausgesprochen produktive Epoche: Das Un-
gestüm der frühen Romantik hat einem neuen
Klassizismus Platz gemacht. Die repräsentativen
Gattungen leben wieder auf; den besten europäi-
schen Komponisten gelingt es, ihre entschieden
originellen Ideen in melodisch mitreißende und
unmittelbar zugängliche Formen zu gießen. Unter
der meisterlich beherrschten Oberfläche dieser
Formen jedoch sind heftige Leidenschaften und
dramatische Konflikte zu vernehmen – wie sie die
Epoche ja auch im Politischen bestimmen.

Die Junge Norddeutsche Philharmonie (jnp), in der
sich seit Jahren einige der talentiertesten Studie-
renden der deutschen Musikhochschulen zusam-
menfinden, probt ihr Programm für die Musiktage
eine Woche lang in Wilhelmshaven. Zur Eröffnung
des Festivals spielt das Orchester drei der popu-
lärsten Kompositionen aus der Gründungszeit der
Stadt: Verdis Ouvertüre zur Oper „Die Macht des
Schicksals“, deren zweite Fassung 1869 heraus-
kam, das populäre Klavierkonzert von Edvard Grieg,
1869 uraufgeführt, und nach der Pause die grandi-
ose Erste Symphonie von Johannes Brahms (1876),
um die der selbstkritische Komponist mehr als
zwanzig Jahre gerungen hat.
Es dirigiert der junge Engländer Duncan Ward, bis
2014 Assistent von Sir Simon Rattle bei den Berli-
ner Philharmonikern und inzwischen gefragter
Gast der großen europäischen Orchester und
Opernhäuser. Solistin ist die deutsch-japanische
Pianistin Alice Sara Ott, einer der glamourösen
Stars der jungen Pianistenszene.

10
Flaschenpost aus Polen
Marcin Wasilewski Trio
Jazz zwischen Tradition und The Police

Sa 31.8., 21.00 Uhr
Pumpwerk, Wilhelmshaven
€ 25 / 20 / 15                      S Sparkasse                     Wilhelmshaven Touristik und
€ 20 / 15 / 10 erm.                    Wilhelmshaven                 Freizeit GmbH

Sie sind erst Mitte vierzig und spielen doch be-   eine unverwechselbare künstlerische Handschrift
reits seit einem Vierteljahrhundert zusammen:      entwickelt, die dem oft als „Streichquartett des
Während ihrer Teenagerjahre im westpommer-         Jazz“ bezeichneten Trio-Genre wichtige neue Im-
schen Koszalin gründeten Marcin Wasilewski,        pulse verleiht. Die klangliche Delikatesse der Ro-
Sławomir Kurkiewicz und Michal Miskiewicz jenes    mantik, speziell Chopins, verbindet sich bei Wasi-
Trio, das heute als eines der aufregendsten im     lewski und seinen Kollegen mit druckvollem
Jazz überhaupt gilt und sich durch ein geradezu    Groove und entfesselter Improvisationsfreude.
telepathisches Verständnis der Musiker unterein-   Ensemblegeist und der Wille zur individuellen
ander auszeichnet. Die „25th anniversary tour“     Selbstentfaltung ergänzen sich aufs Vitalste.
führte das Trio Anfang des Jahres unter anderem    Das Repertoire der drei reicht von Eigenkomposi-
nach Japan und Korea; Auftritte bei wichtigen      tionen über bekannte Standards bis hin zu origi-
Festivals in Europa und den USA schlossen sich     nellen Adaptionen populärer Popnummern von
an. Bekannt geworden zunächst als Band des le-     Björk, Prince oder The Police. Ein Jazzhighlight zu
gendären Trompeters Tomasz Stańko und später       späterer Stunde im ältesten soziokulturellen Zen-
mit einer Reihe von gefeierten Alben unter eige-   trum des Landes – dazu angetan, Kopf, Herz und
nem Namen beim Edellabel ECM, haben die drei       Beine in Bewegung zu versetzen!

                                                                                                   11
Versöhnung heißt Erinnerung
Mitglieder der Jungen Norddeutschen Philharmonie und der Tanzakademie am Meer
Frank Morgenstern (Pastor)
Musikalischer Gottesdienst

So 1.9., 10.00 Uhr
Christus- und Garnisonkirche,                                           Christus- und Garnisonkirche,
Wilhelmshaven                       S Sparkasse                        Ev.-Luth. Kirchengemeinde
Eintritt frei                          Wilhelmshaven                    Wilhelmshaven

Die Geschichte der Christus- und Garnisonkirche      neuen Kontext gestellt. Ab Ende August 2019
ist eng mit der Entstehung der Stadt Wilhelmsha-     spielt erneut eine Ausstellung mit der Ambivalenz
ven verknüpft. Denn die Gründungsurkunde der         des Kirchengebäudes: Nach einem Konzept der
Kirche, 1869 im Grundstein hinterlegt, ist gleich-   Künstlerin Tina Asche wird während der Kunstak-
zeitig das Dokument, in dem König Wilhelm I. (der    tion „Stille“ sämtliches Inventar im Kircheninnen-
spätere Kaiser) der jungen preußischen Stadt         raum sowohl christlichen als auch militärisch-his-
ihren Namen gab. Zwischen den beiden Weltkrie-       torischen Ursprungs ver- und dann erst nach und
gen bekam die Kirche eine militärisch und natio-     nach wieder enthüllt.
nal geprägte Ausgestaltung: Flaggen, Kränze und      Für zwei Veranstaltungen im Rahmen der Musikta-
Wappen erinnerten an Kriege, Expeditionen und        ge-Eröffnung wird dieser geschichtsträchtige Ort
Schiffsunglücke – ein Geist, der sich noch bis in    zur Spielstätte: für den traditionellen musikalischen
die späten 1950er Jahre in der Kirche hielt. Seit-   Gottesdienst am Sonntagvormittag sowie für ein
her geht die Gemeinde kritisch und konstruktiv       nachmittägliches Liedrezital. Frank Morgenstern,
mit dem geschichtlichen Erbe ihrer Kirche um: Die    überaus engagierter Pastor an der Christus- und
militärischen Ausstattungselemente wurden im         Garnisonkirche, gestaltet maßgeblich den Gottes-
Raum belassen, jedoch durch erklärende Schrift-      dienst, der von Mitgliedern der Jungen Norddeut-
tafeln oder wechselnde Ausstellungen in einen        schen Philharmonie musikalisch untermalt wird.

12
Marsch im Wandel
Mitglieder der Jungen Norddeutschen Philharmonie und der Tanzakademie am Meer
Vier Jahrhunderte Blasmusik zwischen Appell und Protest

So 1.9., 13.30 Uhr
Dauer der Veranstaltung:                                        !! Das Wandelkonzert beinhaltet
                                                                   eine kurze Führung durch das
                                                                   Museum und den musikalischen
2,5 Stunden                                                        Teil auf dem Außengelände. Bitte
Deutsches Marinemuseum,
                                    S Sparkasse
                                                                   denken Sie an wetterfeste
Wilhelmshaven                                                      Kleidung und festes Schuhwerk.
                                       Wilhelmshaven               Der Eintritt ins Museum ist im
€ 12,50 . € 7 erm.                                                 Preis inbegriffen.
€ 30 Familienpreis                  Stiftung Deutsches             Der Außenbereich des Museums
(für bis zu drei Kinder)            Marinemuseum                   ist nicht barrierefrei.

Wilhelmshaven wurde gegründet, um die deutsche
Marine zu beherbergen. Die ersten 75 Jahre der
Stadt waren überwiegend vom Krieg bestimmt, erst
danach stellte sich der – phasenweise prekäre –
Friede ein. Am 1. September 2019 überlagern sich
die Gedenktage: Zur Erinnerung an den Überfall
der Wehrmacht auf Polen, mit dem vor genau acht-
zig Jahren der Zweite Weltkrieg begann, setzen
sich die Bläser der Jungen Norddeutschen Philhar-
monie und junge Tänzerinnen von Christine Eilks
Wilhelmshavener Tanzakademie am Meer in einem
Wandelkonzert mit dem militärischen Erbe unserer
Geschichte auseinander.
Schauplatz der Darbietungen ist das spektakuläre
Freigelände des Deutschen Marinemuseums. Zu
den herausragenden Exponaten dieses Areals am
Verbindungshafen, in unmittelbarer Nähe von Wil-
helmshavens Wahrzeichen, der Kaiser-Wilhelm-
Brücke, zählen ein begehbares U-Boot der Klasse
205, das Minenjagdboot „Weilheim“ und der impo-
sante Lenkwaffenzerstörer „Mölders“. Auf und zwi-
schen den Kriegsschiffen spielen die virtuosen So-
listinnen und Solisten des Orchesters klassische
und zeitgenössische Kompositionen, in denen der
traditionelle Appell- und Signalcharakter der Mili-
tärmusik auf vielschichtige Weise aufgegriffen
wird. Kampfesmut und Zweifel, Entschlossenheit
und Widerspruchsgeist treten in einen spannungs-
vollen Dialog. Als Höhepunkt erklingen Mauricio
Kagels gleichermaßen ironische wie packende
„Zehn Märsche um den Sieg zu verfehlen“.

                                                                                                      13
Von Krieg und Frieden
Holger Falk (Bariton), Steffen Schleiermacher (Klavier)
Lieder von Eisler, Ives und Poulenc

So 1.9., 16.00 Uhr
Christus- und Garnisonkirche,                                            Christus- und Garnisonkirche,
Wilhelmshaven                        S Sparkasse                        Ev.-Luth. Kirchengemeinde
€ 20 / 15 . € 15 / 10 / 5 erm.          Wilhelmshaven                    Wilhelmshaven

Den Abschluss des Eröffnungswochenendes mar-           kaner und der fromme Katholik aus Paris – haben
kiert ein Liedrezital mit Holger Falk, dem gefragten   sich intensiv mit den Grauen der Weltkriege aus­
Opern- und Konzertsänger. Zusammen mit Steffen         einandergesetzt. Sie alle räumen dem Klavierlied
Schleiermacher, einem der Pioniere moderner            einen zentralen Platz in ihrem Werk ein. Ihr Ton ist
Musik in Ostdeutschland, hat der Bariton eine          erfüllt von Engagement und Empathie: Erst in der
Reihe von mit Preisen ausgezeichneten CD-Ein-          ganz persönlichen Aussage, in der intimen Form
spielungen vorgelegt, darunter eine Edition der        wird das individuelle Erleben der historischen Er-
Lieder Hanns Eislers. In der mit eindrucksvollen       eignisse emotional greifbar.
militärischen Symbolen und Bildwerken ausgestat-       Gibt sich der Brecht-Weggefährte Hanns Eisler
teten Christus- und Garnisonkirche, einem der in-      politisch und kämpferisch, transponiert Ives die
teressantesten Erinnerungsorte der Republik, prä-      Erfahrung von Leid und Verlust auf die Ebene des
sentieren die beiden Künstler ein facettenreiches      nostalgisch getönten Gleichnisses. Poulencs
Programm zum Thema „Krieg und Frieden“. Hanns          „Priez pour Paix“ aus dem Jahr 1939 wiederum
Eisler, Charles Ives und Francis Poulenc – der ins     ist ein innig-schlichtes Friedensgebet – erfüllt
amerikanische Exil getriebene Schönberg-Schüler,       vom Vertrauen in die verwandelnde Kraft des
der ästhetisch unerschrockene Ostküsten-Ameri-         Schönen.

14
Flaschenpost aus Polen
Marcin Wasilewski Trio
Jazz zwischen Tradition und The Police

Di 3.9., 19.00 Uhr
Ritterakademie, Lüneburg             S Sparkasse
€ 25 / 20 . € 20 / 15 erm.              Lüneburg

Sie sind erst Mitte vierzig und spielen doch bereits   ECM, haben die drei eine unverwechselbare künst-
seit einem Vierteljahrhundert zusammen: Während        lerische Handschrift entwickelt, die dem oft als
ihrer Teenagerjahre im westpommerschen Kosza-          „Streichquartett des Jazz“ bezeichneten Trio-Genre
lin gründeten Marcin Wasilewski, Sławomir Kurkie-      wichtige neue Impulse verleiht. Die klangliche De-
wicz und Michal Miskiewicz jenes Trio, das heute       likatesse der Romantik, speziell Chopins, verbindet
als eines der aufregendsten im Jazz überhaupt gilt     sich bei Wasilewski und seinen Kollegen mit druck-
und sich durch ein geradezu telepathisches Ver-        vollem Groove und entfesselter Improvisations-
ständnis der Musiker untereinander auszeichnet.        freude. Ensemblegeist und der Wille zur individuel-
Die „25th anniversary tour“ führte das Trio Anfang     len Selbstentfaltung ergänzen sich aufs Vitalste.
des Jahres unter anderem nach Japan und Korea;         Das Repertoire der drei reicht von Eigenkompositi-
Auftritte bei wichtigen Festivals in Europa und den    onen über bekannte Standards bis hin zu originel-
USA schlossen sich an. Bekannt geworden zu-            len Adaptionen populärer Popnummern von Björk,
nächst als Band des legendären Trompeters To-          Prince oder The Police. Ein Jazzhighlight – dazu
masz Stańko und später mit einer Reihe von gefei-      angetan, Kopf, Herz und Beine in Bewegung zu
erten Alben unter eigenem Namen beim Edellabel         versetzen!

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Aufruhr im Salon
Janoska Ensemble
Kreative Kettenreaktionen mit Bach, den Beatles und viel Balkan-Swing

Mi 4.9., 20.00 Uhr                                      Do 5.9., 19.00 Uhr
Theater an der Wilhelmshöhe, Lingen                     Gymnasium Soltau, Aula, Soltau
€ 30 / 25 / 20 . € 25 / 20 / 15 erm.                    € 28 / 23 / 17 . € 23 / 17 / 12 erm.

S Sparkasse                                            S Kreissparkasse
   Emsland                                                 Soltau
Stadt Lingen, Fachbereich „Kultur & Touristik“          Gymnasium Soltau

Vergessen Sie Crossover! Hier werden keine Genre-       zwei Geigen, Kontrabass und Klavier aberwitzig vir-
grenzen überschritten – es gibt sie gar nicht. Dieses   tuose Arrangements – und sorgen damit zuverlässig
Quartett hat die Musik einfach im Blut: Seit 150 Jah-   für stehende Ovationen. „Janoska Style“ nennen die
ren folgen bei den Janoskas Musiker auf Musiker.        Musiker ihren hybriden Mix der explosivsten Ele-
Von früher Kindheit an bekommen die Jungen nicht        mente unterschiedlicher Stiltraditionen. Bekannte
nur den besten Unterricht auf ihrem Instrument, sie     Stücke von Bach, Mozart, Tschaikowsky und anderen
erlernen auch die Kunst der freien Improvisation        kombinieren die Janoskas mit geistreichen Über-
über Melodien und Harmoniefolgen. Wahre Freude          schreibungen der bekanntesten Beatles-Hits.
ist nun mal eine ernste Sache. In der sechsten Gene-    So gewitzt sie Klassik, Jazz, Balkan-Groove, Tango,
ration hat die Sippe aus Bratislava nun internationa-   Pop und Rock miteinander reagieren lassen, so
le Bekanntheit erlangt. Soeben ist bei der Deut-        wenig legen sie sich auf einen unveränderlichen
schen Grammophon unter dem Titel „Revolution“           Notentext fest. Das Wesentliche entsteht spontan,
die zweite Aufnahme des Janoska Ensembles er-           aus dem Moment heraus. Das Resultat klingt nicht
schienen. Drei Brüder und ihr Schwager, allesamt        nur unverschämt genießerisch, es wirkt wie eine
glänzende Solisten, die bei den besten Professoren      wundersam gedopte Neuerfindung der besten
in Wien studiert haben, spielen in der Besetzung mit    Wiener und Budapester Kaffeehausmusik.

                                                                                                        17
Der göttliche Claudio
Voces Suaves
„T’amo mia vita“: Liebesmadrigale von Claudio Monteverdi

Do 5.9., 19.00 Uhr
Ev.-luth. Kirche Harsefeld,
Harsefeld                             S Kreissparkasse                   Ev.-luth. Kirchengemeinde
€ 22 . € 17 erm.                         Stade                            Harsefeld

Unter den großen Pionieren der Musikgeschichte          In keinem Genre ist die Entwicklung des „Divino
war er der vielleicht einflussreichste. Die Innovati-   Claudio“ besser nachzuvollziehen als im mehrstim-
onen des Claudio Monteverdi (1567–1643) haben           migen Madrigal, dem Format, das den Meister fast
die Epoche um 1600 geprägt. Am Übergang zwi-            sechzig Jahre lang beschäftigt hat. Das junge Vo-
schen Renaissance und Barock befreite der Italie-       kalensemble Voces Suaves („liebliche Stimmen“)
ner den Gesang: Stellte sich dieser bis dahin in        aus Basel gilt als eines der derzeit aufregendsten
den Dienst einer göttlich-unwandelbaren, nach           der Szene. „Vor Staunen stumm“ habe die Darbie-
strengen Tonsatzregeln geordneten Harmonie, so          tung der acht Musikerinnen und Musiker die Zuhö-
bringt er nun das Empfinden des Individuums             rer gemacht, schrieb der Berliner Tagesspiegel
zum Ausdruck – die Musik wird zur Sprache der           jüngst nach einem Auftritt im Pierre-Boulez-Saal
Leidenschaften. „Verità dell’arte“, psychologische      der Hauptstadt. Das Programm in Harsefeld prä-
Wahrhaftigkeit der Kunst, wie sie dieser erste          sentiert einen Querschnitt aus den acht Madrigal-
„moderne“ Komponist verstand, schuf sich ihre           büchern, darunter wahre Wunderwerke wie die
ganz eigenen Regeln. Sie verlangte nach einer           frühe Tonmalerei des „Ecco mormorar l’onde“
Kühnheit der Stimmführung und der Harmonik,             („Horch, es murmeln die Wellen“) nach Torquato
die konservative Zeitgenossen als hochgradig            Tasso oder das berühmte „Lamento della Ninfa“
provozierend empfanden.                                 aus Monteverdis letzten Lebensjahren.

18
Mut
5. – 22. September 2019

                                     Veranstalter   Kulturpartner

www.literaturfest-niedersachsen.de
Die musikalische Hintertreppe
Igudesman & Joo: Aleksey Igudesman (Violine), Hyung-ki Joo (Klavier)
Virtuose Musik-Comedy

Fr 6.9., 20.00 Uhr                  Sa 7.9., 20.00 Uhr                     So 8.9., 17.00 Uhr
Atrium auf dem Gräflichen           Stadttheater Peiner Festsäle,          Forum, Melle
Landsitz Hardenberg,                Peine                                  € 25 . € 20 erm.
Nörten-Hardenberg                   € 35 / 30 / 25 . € 30 / 25 / 20 erm.
€ 25 . € 20 erm.

S Kreis-Sparkasse                  S Sparkasse                           S Kreissparkasse
   Northeim                            Hildesheim Goslar Peine                Melle
Gräflicher Landsitz Hardenberg/     Kulturring Peine e. V.                 Kulturring Melle e. V.
Hardenberg-Wilthen AG

45 Millionen Youtube-Clicks sprechen eine deutli-       die beiden zu gemeinsamen Auftritten eingela-
che Sprache: Igudesman & Joo sind so etwas wie          den, Orchester wie das Chicago Symphony Or-
die komödiantische Vitalspritze der Klassikwelt.        chestra oder das London Philharmonic begleiten
Die New York Times schreibt über das Duo: „Ihre         sie bei ihren Konzerten in den großen Sälen der
Mischung aus klassischer Musik und Comedy, ver-         Welt. Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo, der
ziert mit Popkultur-Anspielungen und einem              Geiger aus Russland und der koreanisch-stämmi-
ganz neuartigen Verständnis von Slapstick wird          ge Engländer, haben sich im Alter von zwölf Jah-
von umwerfender Virtuosität angetrieben.“ Fans          ren an der Yehudi Menuhin School in England
wie der Filmregisseur und Monty-Python-Mitbe-           kennen gelernt. 2004 begannen sie, ihre Pro-
gründer Terry Gilliam oder Starpianistin Yuja           gramme zu entwickeln, in denen sie die gängigen
Wang wissen von schmerzhaften Lachorgien                Virtuosen-Attitüden ebenso gekonnt persiflieren
während der Shows der beiden zu berichten,              wie das Abziehbild des gefühligen slawischen
während John Malkovich versichert, sie seien            Geigers oder des mechanisch gedrillten Pianisten
auch aus der Nähe „the real thing“ – „extrem wit-       aus Fernost. Das Tollste dabei: Der Humor des
zig, sehr originell und von Kopf bis Fuß exzellente     Tandems zündet auch bei Hörerinnen und Hö-
Musiker“. Top-Solisten wie Janine Jansen, Gidon         rern, die bislang nur peripher mit Klassik in Be-
Kremer, Mischa Maisky und viele andere haben            rührung gekommen sind.

20
… zur Leichtigkeit
                Dass die Mutigen unter uns nicht      an der Oberfläche kratzt? Ganz und gar nicht! Die
                immer nur an ihren – wahlweise –      spielerische Fantasie von Comedians wie Igudes-
                heldischen oder sorgenvollen Mie-     man & Joo, den beiden Megastars geistreicher
                nen zu erkennen sind, an Verant-      Klassik-Veralberung, macht auf verblüffende Weise
                wortungsgefühl und festen Über-       deutlich, wie vollkommen neu sich unser Kultur-
zeugungen, sondern durchaus auch an ihrem             gut betrachten lässt, und wie viel Schräges und
Humor, das hat sich noch zu wenig herumgespro-        Anarchisches das vermeintlich so seriöse Metier
chen. Welche Weltsicht sonst aber wäre imstande,      des Konzertsolisten doch in sich birgt. Es könnte
die normative Kraft des Faktischen so mühelos         alles ganz anders sein! Mnozil Brass, die selbstiro-
auszuhebeln wie der Humor? Die Musik benötigt         nischen Wiener Blechkanonen in ihren modisch
viel mehr von seiner utopischen Energie! Gerade       fragwürdigen Klamotten wecken die Hoffnung,
in der deutschen Tradition hatte das Heitere und      dass, wer nur über ausreichend Charme und Klas-
Komische ja immer eine recht gemischte Presse.        se verfügt, auch die aberwitzigsten Herausforde-
Alle gute Musik sei am Ende traurig, lautet ein       rungen meistern kann. Die drei Couchies aus Ber-
weitverbreitetes Vorurteil: Weil die Töne, die Har-   lin wiederum wissen, dass es die Anstrengung
monien und Rhythmen an die Urgründe unserer           lohnt, die Welt erst mal zu einem etwas lustigeren
Existenz zu rühren vermögen. Hieße das im Um-         Ort zu machen. Weil wir sie so rasch ja doch nicht
kehrschluss, dass Musik, die zum Lachen reizt, nur    ändern können …

                                                                                                       21
(Post)Heroen – unter sich
Salaputia Brass
Klassiker für Blechbläser von Händel bis Williams

Sa 7.9., 19.00 Uhr
Zechensaal, Barsinghausen
€ 20 . € 15 erm.
                                      So 8.9., 18.00 Uhr
                                      Burg Bentheim, Bad Bentheim
                                      € 20 . € 15 erm.
                                                                          !! In Barsinghausen und Bad Bentheim
                                                                             werden vor den Konzerten Führungen
                                                                             angeboten. Weitere Informationen
                                                                             und Tickets unter www.musiktage.de

S Stadtsparkasse                     S Kreissparkasse
                                                                             Bitte denken Sie an wetterfeste
                                                                             Kleidung und festes Schuhwerk.
   Barsinghausen                         Grafschaft Bentheim                 Das Konzert in Bad Bentheim findet
                                         zu Nordhorn                         Open Air statt; Ausweichspielstätte
Calenberger Cultour & Co. e. V.                                              bei schlechtem Wetter: Ev.-ref. Kirche
                                      Burg Bentheim                          Bentheim (fußläufig erreichbar).

Helden, wahren Helden, pflegen ihre lauten Fan­         Telemann, Schubert, Franz von Suppé, John Wil-
faren vorauszueilen. Mit keiner Instrumentenfami-       liams und vielen anderen zu werden. Auf äußerst
lie identifizieren sie sich lieber als mit den Blech-   unterhaltsame Weise lassen die Musiker in ihrem
bläsern und ihrem virilen, glänzend-satten Sound.       raffiniert komponierten Programm militärisch-
Wie aber steht es in unseren postheroischen Zei-        straffe auf selbstironische Töne treffen – sparen
ten um die mutigen Alphawesen, die in der abend-        aber niemals an Gefühl und Schmiss. 2007 aus
ländischen Musiktradition so beeindruckende Spu-        dem Bundesjugendorchester heraus gegründet,
ren hinterlassen haben? Glaubt man ihnen die            haben die zwölf Herren – keiner von ihnen ist über
testosteronsatte Pracht noch? Haben sie nicht           dreißig – es sich zum Ziel gesetzt, das Repertoire
längst auch die zivilen, die leisen und elastischen     des beliebten Genres durch originelle Neukompo-
Töne drauf? Setzen sie inzwischen nicht mehr auf        sitionen zu erweitern und zu vertiefen. Auf ihrer CD
Charme statt auf Kraft? „Salaputia“ ist das lateini-    „Sound of Evolution“ haben sie 2016 demonstriert,
sche Wort für „Kerlchen“, und ebenso witzig wie die     welche harmonische und klangliche Finesse ein
Namenswahl des brillanten Ensembles junger Blä-         virtuoses Blechbläserensemble jenseits der Kli-
ser aus europäischen Spitzenorchestern verspre-         schees entfalten kann, wenn alle spieltechnischen
chen seine Neudeutungen heroischer Sätze von            Mühen überwunden sind.

22
Kein schöner Land ...
Knabenchor Hannover, NDR Philharmonic Brass, Jörg Breiding (Leitung)
Deutsche Volkslieder in Arrangements für Knabenchor und Blechbläser

So 8.9., 17.00 Uhr
Gymnasialkirche, Meppen            S Sparkasse
€ 22 . € 17 erm.                      Emsland                         Theatergemeinde Meppen

Zarter Knabenchor und schmetterndes Blech –         Sehnsucht. Doch es geht auch lieblicher zu, wenn
kann das gut gehen? Es kann, wenn sich zwei         der Knabenchor Abendlieder oder – gemeinsam
Spitzenensembles wie der Knabenchor Hannover        mit den Blechbläsern – ein Tierlieder-Potpourri
und NDR Philharmonic Brass gemeinsam ins            anstimmt.
Abenteuer stürzen. Der Komponist und Arrangeur      Seit seiner Gründung im Jahr 1950 hat der Kna-
Andreas Tarkmann hat für das neue Programm          benchor Hannover immer wieder Maßstäbe ge-
„Kein schöner Land …“ bekannte Volkslieder be-      setzt: mit wegweisenden Interpretationen Alter
arbeitet und sie einer Generalüberholung unter-     Musik, Entdeckungen unbekannter und verschol-
zogen, bei der beide Ensembles – und erst recht     lener Werke, aber auch mit Uraufführungen zeit-
das Publikum – auf ihre Kosten kommen.              genössischer Musik, die oft eigens für diesen Chor
Es waren nicht selten unruhige Zeiten, in denen     geschrieben werden. NDR Philharmonic Brass be-
Volkslieder entstanden. Tarkmann kleidet die Stü-   steht aus Blechbläsern der NDR Radiophilharmo-
cke in ein heutiges Gewand und lässt ihnen doch     nie, wo die Instrumentalisten allesamt Solopositi-
ihre romantische Seele.                             onen besetzen.
Die Lieder erzählen von mutigen Seefahrern und
Piraten, von tapferen Jägern und heimlicher

                                                                                                   23
Dark Room – Blindflug ins All
Orchester im Treppenhaus, Thomas Posth (Leitung), Marcus Off und Tobias Kluckert (Sprecher),
Ulrich Klingenschmitt (Autor), Damian Schipporeit (Regie)
Mit Schlafbrillen zwischen Ambient Sounds und „Major Tom“

Mi 11.9., 20.00 Uhr                 Do 26.9., 19.30 Uhr
Kreissparkasse Verden, Verden       CD-Kaserne, Celle

                                                                        !!
€ 20 . € 15 erm.                    € 20 . € 15 erm.                       Das Publikum wird bei diesem
                                                                           Konzertformat auf Liegestühlen Platz
                                    S Sparkasse                           nehmen und das Live-Hörspiel mit
                                       Celle                               verbundenen Augen erleben.
                                                                           Es werden auch einige normale Stühle
                                    CD-Kaserne gGmbH                       zur Verfügung gestellt.

Thomas Posth und sein Ensemble, das Orchester         Anzug wegen des fehlenden Gegendrucks derart
im Treppenhaus aus Hannover, haben eine Reihe         aufblähte, dass eine Rückkehr ins Raumschiff un-
ungewöhnlicher Formate entwickelt, die daheim         möglich schien. Das Festivalthema „Mut!“ schillert
an der Leine bereits Kultstatus genießen. Eines       hier in allen Facetten von Kühnheit, Hybris und
davon nennt sich „Dark room“: Das Publikum zieht      Leichtsinn: Wegen der immensen Systemkonkur-
Schlafbrillen auf und lauscht im Liegen einer Art     renz mit den USA war die Mission nicht sehr ver-
Live-Hörspiel mit zwei Sprechern und viel Musik.      antwortungsvoll geplant und wäre beinahe spek-
Die neue Show, „Blindflug ins All“, die bei den Mu-   takulär gescheitert. Nur dank einer Verkettung
siktagen ihre Premiere hat, greift die legendäre      glücklicher, teilweise skurriler Umstände kam nie-
„Woschod 2“-Mission der Sowjets im Jahr 1965          mand zu Schaden. Das 17-köpfige Ensemble
auf: den ersten Weltraumspaziergang überhaupt.        spielt Werke von Marko Nikodijevic, Gustav Mah-
Noch nie zuvor hatte es ein Mensch gewagt, im All     ler, Johann Strauss und vielen anderen. Das Spek-
die schützende Hülle des Raumschiffs zu verlas-       trum reicht von flächig-atmosphärischen Klängen
sen. Zwanzig Minuten schwebte Alexei Leonow in        über sehnsüchtige Romantik bis hin zu Pop- und
der Schwerelosigkeit, bis er merkte, dass sich sein   Rockreminiszenzen.

24
Der Blaue Eumel – mit dem Musikmobil
durch Niedersachsen
Der Blaue Eumel – mobile Kunst e. V. ist ein ge-         Auch bei den Niedersächsischen Musiktagen
meinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe ge-         macht der Eumel mehrfach Station. Den inhalt­
macht hat, anspruchsvolle Kunst direkt zu den           lichen Schwerpunkt des drei Tage durch Nieder-
Menschen zu bringen. Auf und vor einem THW-             sachsen tourenden Programms bildet die von
blauen Mercedes-LKW, auf den ein Flügel mon-            Sophokles erstmals dichterisch gestaltete Ge-
                                                        ­
tiert ist, lässt die 11-köpfige Gruppe junger Musi-      schichte von Antigone, der Tochter des Ödipus. Die
ker, Musikerinnen, Schauspielerinnen und Schau-          junge Frau, die allein gegen die Staatsmacht auf-
spieler innerhalb weniger Minuten ein Mehrspar-          begehrt, ist eine der großen tragischen Gestalten
tenhaus en miniature entstehen. Die kulturelle           der Weltliteratur und eine der zentralen Verkörpe-
„schnelle Eingreiftruppe“ wird dort aktiv, wo Kunst      rungen individuellen Mutes schlechthin. Der Eumel
nicht so leicht erreichbar ist: Sei es in einer klei-    hat den Stoff für zwei Sprecher und „Klangkäfig“
nen Gemeinde in Unterfranken oder in der franzö-         bearbeitet. Eine Vielzahl von Texten und musika­
sischen Provinz, auf dem Wochenmarkt einer              lischen Bearbeitungen macht die antike Geschich-
deutschen Metropole oder vor dem Kiosk eines            te mittels Klang, Rhythmus, Chorsprechen und
tschechischen Campingplatzes. Für die Anzie-            Schauspiel für unsere Zeit erfahrbar.
hungskraft des Blauen Eumels sorgt, neben der           Im Rahmen unseres Musikvermittlungsprogramms
ungezwungenen Atmosphäre und der künstleri-             vivam. ist der Eumel an verschiedenen Schulen
schen Professionalität, vor allem das Zu­sammen­        zu Gast und außerdem an öffentlichen Plätzen in
wirken der verschiedenen Gattungen. Klassische          ­Niedersachsen zu erleben.
Kammermusik, Jazz, Operngesang und dramati-
sche Darstellung interagieren und finden zu über-       Die Termine erfahren Sie unter:
raschender Harmonie.                                    www.musiktage.de

26
27
Heiliger Klabautermann!
kreaTonal – Musikvermittlung mit Pfiff: Sonja Catalano (Gesang), Christa Sehring (Akkordeon);
Markus Rölz (Klarinette), Catherine Eisele (Horn), Leila Kristesiashvili (Klavier)
Konzert für Menschen ab 6 Jahren mit Musik von Richard Burdick, Jörg Widmann, Carl Reinecke u. a.

Fr 13.9., 15.30 Uhr
Romantik Bad Rehburg,
Rehburg-Loccum                      S Sparkasse
€ 10 . € 5 erm.                        Nienburg                        Romantik Bad Rehburg

Seeräuberin Jule ist vor allem eins: ganz schön      In diesem interaktiven Konzert für Kinder geht es
mutig. Auf der Suche nach dem Schatz der golde-      um das Thema Mut: mutig, auch mal übermütig
nen Nux haben Jule und ihr Steuermann schon so       sein. Jeder wäre doch gerne mutig. Aber woher
manches Abenteuer erlebt. Den alten Piraten-         kommt eigentlich Mut? Kann man Mut kaufen?
schatz haben sie jedoch immer noch nicht gefun-      Was ist das überhaupt? Und wie funktioniert
den. Aber Aufgeben kommt nicht in Frage. Ge-         mutig sein?
strandet auf einer einsamen Insel scheinen die       Zusammen mit den Protagonisten des Konzerts
beiden dem Ziel endlich zum Greifen nahe zu          gehen die Kinder diesen Fragen auf spielerische
sein. Jetzt ist Löwenmut gefragt, denn um den        Weise auf den Grund. Es wird mitten unter den Kin-
Schatz bergen zu können, müssen die beiden ver-      dern gespielt und musiziert, die Kinder werden
schiedene Mutproben bestehen. Und die haben          aktiv ins Konzertgeschehen eingebunden.
es in sich – denn sehr schnell wird klar: Jule und
ihr Steuermann sind nicht allein auf der Insel …

28
Charmeure auf hohem Seil
Ning Feng (Violine), Aaron Pilsan (Klavier)
Sonaten und Stücke für Geige und Klavier von Beethoven, Strawinsky, Paganini und Brahms

Fr 13.9., 19.30 Uhr
Königsmarcksaal im Rathaus,
Stade                                  S Sparkasse
€ 25 . € 20 erm.                          Stade-Altes Land                 Kulturkreis Stade

Ning Feng, der 1982 im chinesischen Chengdu ge-          öse Sonaten und ein Werk der zeitgenössischen
borene Geiger, gehört zu den wenigen Virtuosen           Literatur mit jenen Petitessen der Geigenliteratur
unserer Tage, die erstaunliche Kabinettstückchen         verbindet, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf
mit Geschmack und vollkommener Grazie zu prä-            keinem Programm der bedeutenden Solistinnen
sentieren wissen. In China längst ein Star, musiziert    und Solisten fehlen durften.
Feng international mit den wichtigsten Orchestern        Ning Fengs Partner am Klavier ist der Vorarlberger
und Dirigenten. Der Gewinner des Genueser Paga-          Aaron Pilsan, Jahrgang 1995. Schon als Teenager
nini-Wettbewerbs von 2006, der sein Studium an           wählte ihn die European Concert Hall Organizati-
der Royal Academy of Music in London mit histori-        on für ihr prestigeträchtiges „Rising Star“-Pro-
scher Höchstpunktzahl abschloss und anschlie-            gramm aus, verbunden mit Einladungen in einige
ßend bei Antje Weithaas in Berlin den letzten            der bedeutendsten Säle des Kontinents. Als Meis-
künstlerischen Schliff erhielt, vermittelt die latente   terschüler von Lars Vogt ist Pilsan zum „komplet-
Gefahr der größten instrumentaltechnischen               ten“ Pianisten herangereift, der die brillante Kla-
Schwierigkeiten so zwingend wie kaum ein zweiter         vierliteratur der Romantik ebenso überzeugend
Künstler seiner Generation. Darüber hinaus verfügt       darbietet wie das deutsche Standardrepertoire
er über ein immenses stilistisches Spektrum. Nur         und sich zugleich als passionierter Kammermu-
konsequent also, dass er in Stade zwei betont seri-      siker hervortut.

                                                                                                         29
Auf Jakobs Weg ...
Tenebrae Choir, Nigel Short (Leitung)
Joby Talbot: Path of Miracles

Sa 14.9., 21.30 Uhr                                                    So 15.9., 17.00 Uhr
Marktkirche, Hannover                                                  St. Sixti-Kirche, Northeim
€ 30 / 25 / 20 / 15                                                    € 25 / 20 . € 20 / 15 erm.
€ 25 / 20 / 15 / 10 erm.
                                                                       S Kreis-Sparkasse
S Sparkasse                        Eine Kooperation mit:                 Northeim
   Hannover
                                                                       Ev.-luth. St. Sixti
                                                                       Kirchengemeinde Northeim

Klänge, so leicht und schwebend, als kämen sie ge-   Aufführung, das höchste Anforderungen an die
radewegs vom Himmel, dann wiederum so gewich-        Sängerinnen und Sänger stellt und dem Ensemble
tig und fundamental, als spräche das Weltgericht     auf den Leib geschneidert wurde: „Path of Mirac-
ein Machtwort: Rund dreißig Sängerinnen und Sän-     les“ ist eine tönende Reise auf dem Jakobsweg. Die
ger des Kammerchors Tenebrae aus London voll-        letzten vier Stationen des berühmten Pilgerpfades
bringen wahre Klangwunder.                           verdichtet der Komponist Talbot zu Klangbildern
Der Gründer und Leiter des Ensembles, Nigel Short,   von bezaubernder Schönheit und großem Ernst.
war selbst Mitglied des renommierten Vokalen-        „Path of Miracles“ ist ein Kaleidoskop verschiede-
sembles The King’s Singers und ist ein begnadeter    ner Musikstile, die Talbot alle virtuos beherrscht,
Chorklangspezialist. Sein Wissen, sein Können und    und so gerät die Reise auf dem Pilgerpfad auch zu
seine Intuition formen diesen Chor, der zu den       einem musikalischen Aufbruch: mutig und inspi-
weltbesten Vokalensembles zählt. Die Tradition der   riert, religiös und tolerant.
englischen Gesangskultur verkörpert Tenebrae auf     Tenebrae ist gemeinsamer Gast der Niedersächsi-
höchstem Niveau.                                     schen Musiktage und der chor.com, der Fachkon-
Bei den Niedersächsischen Musiktagen bringt der      gress für die europäische Chorszene, der 2019
Chor ein Werk seines Landsmannes Joby Talbot zur     erstmals in Hannover stattfindet.

30
Paganini, Feld, Wald und Wiesen
Niklas Liepe (Violine) and friends
Niccolò Paganini: Ausgewählte Capricen für Violine und kleines Ensemble
Franz Schubert: Oktett F-Dur D 804

So 15.9., 15.30 Uhr
Dauer der Veranstaltung:
                                    S Kreissparkasse

                                                                          !!
3 Stunden
                                       Bersenbrück                         Das Konzert ist ein Wandelkonzert
Neu-Hammerstein, Nortrup                                                   und nicht barrierefrei. Wetterfeste
€ 25 . € 20 erm.                    Neu-Hammerstein                        Bekleidung wird empfohlen.

Einer dieser hochtalentierten jungen Solisten, die
konsequent ihren eigenen Weg beschreiten. Einer
jener Künstler, die ständig neue Ideen ausbrüten
und dabei auch Vorhaben in Angriff nehmen, die
wirklich nach Mut verlangen: weil Konzept und
künstlerischer Anspruch geradezu an Vermessen-
heit grenzen. Mit seinem Paganini-Projekt hat Ni-
klas Liepe, der 26-jährige Geiger aus Göttingen, im
vergangenen Jahr international für Erstaunen und
glänzende Rezensionen gesorgt. An die zwanzig
Komponisten und Arrangeure hat er beauftragt,
die haarsträubend schweren Capricen für Violine
solo von Niccolò Paganini mit Orchesterbegleitun-
gen zu versehen – dies aber so, dass jedes der Stü-
cke in einem anderen stilistischen Gewand er-
scheint. Foxtrott und Tango, Jazz und romantischer
Bombast wechseln sich ab in diesen ebenso amü-
santen wie nahezu respektlosen Neudeutungen,
wobei der originale Geigenpart stets unangetastet
bleibt. Zusammen mit seinem Oktett – einem jun-
gen Ensemble gleichgesinnter Spitzenmusiker aus
ganz Deutschland – präsentiert Liepe Ausschnitte
des Projekts auf Schloss Neu-Hammerstein. Beim
Wandelkonzert durch die reizvolle Natur rund ums
Haus wechseln die Schauplätze ebenso wie die Be-
setzungen: Die virtuosen Kabinettstückchen des
geigenden Hexenmeisters erfüllen Hain und Flur.
Für die zweite Hälfte des Nachmittags ruft Liepe
sein Publikum in die Halle des alten Gemäuers, um
Schuberts großartiges Oktett aufzuführen, ein von
Naturklängen erfülltes Meisterwerk auf der Grenzli-
nie zwischen Kammermusik und kleinem
Orchester.

32
Die rotierende Spitze
Artemis Quartett
Peter Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 2 F-Dur op. 22
Franz Schubert: Streichquartett Nr. 14 d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“

Di 17.9., 19.30 Uhr
Ratssaal Rathaus Uelzen, Uelzen    S Sparkasse
€ 30 . € 25 erm.                      Uelzen Lüchow-Dannenberg         Kulturkreis Uelzen e. V.

Das Artemis Quartett aus Berlin, gegründet vor       Harriet Krijgh, das BBC Music Magazin schreibt
dreißig Jahren an der Musikhochschule Lübeck,        über die junge Violinistin Suyoen Kim: „Sie treibt
gilt seit Langem als eines der weltweit herausra-    allen, außer den abgebrühten Zuhörern, Tränen in
genden Ensembles seiner Art. Trotz mehrfacher        die Augen.“
Umbesetzungen hat es seinen Sonderstatus stets       Das Konzert bei den Niedersächsischen Musikta-
behalten – der Mut zum Wandel hat sich hier be-      gen zählt zu den ersten öffentlichen Auftritten der
währt. Mit dem Cellisten Eckart Runge verließ vor    neuen Formation. Mit dem Streichquartett Nr. 2,
Kurzem das letzte Gründungsmitglied das Arte-        F-Dur von Peter Tschaikowsky und dem Streich-
mis Quartett, und auch die Position der Zweiten      quartett Nr. 14, d-Moll „Der Tod und das Mädchen“
Geige wurde neu besetzt. Nachfolgerinnen sind        von Franz Schubert kommen zwei wundervolle
Harriet Krijgh und Suyoen Kim, zwei keinesfalls      Werke zur Aufführung, die zu den beliebtesten Stü-
unbekannte Gesichter in den großen Konzertsä-        cken der Kammermusik zählen. Vier Weltklassemu-
len und auf renommierten Festspielen weltweit:       siker im Prozess einer innigen Neuerfindung und
„Eine junge Cellistin mit einer alten Seele“,        große kammermusikalische Meisterwerke verspre-
schwärmt das niederländische Handelsblatt über       chen ein einzigartiges Konzerterlebnis.

34
Musik im Lärm der Zeit
Julia Hagen (Violoncello), Annika Treutler (Piano)
Werke für Violoncello und Klavier von Debussy, Schostakowitsch, Clara Schumann und Brahms

Di 17.9., 19.30 Uhr
Speicher am Kaufhauskanal,
Hamburg                              S Sparkasse                       Speicher am
€ 25 . € 20 erm.                        Harburg-Buxtehude               Kaufhauskanal GmbH

Zwei junge Musikerinnen, von denen man noch viel       rung der Phrasen. Das Programm des Duos im
hören wird: Julia Hagen, die in Salzburg in eine be-   Speicher am Kaufhauskanal stellt Brahms’ dramati-
rühmte Musikerfamilie hineingeborene Cellistin,        sche F-Dur-Sonate der so knapp gefassten wie ele-
und die aus Bielefeld stammende Pianistin Annika       ganten Sonate von Claude Debussy aus dem Jahr
Treutler, die bereits mit zwei bemerkenswerten         1915 gegenüber. In transkribierten Liedern von
Aufnahmen auf sich aufmerksam gemacht hat. Seit        Brahms und Clara Schumann können die beiden
einiger Zeit bilden Hagen und Treutler ein festes      Künstlerinnen ihrem lyrischen Empfinden nachge-
Duo, und wer ihrer kürzlich erschienenen Einspie-      ben, bevor sie das Programm mit der Cellosonate
lung der beiden Cellosonaten von Johannes              von Dmitri Schostakowitsch beschließen. Der
Brahms lauscht, staunt über die Natürlichkeit, das     Russe komponierte das ergreifende Werk 1934 –
innere Feuer und Formbewusstsein des Vortrags.         kurz bevor Stalins Kulturbürokratie seine Oper
Nicht zu vergessen die außergewöhnliche Finesse        Lady Macbeth als „Chaos statt Musik“ verdammte.
der Klangbildung: Sie ermöglicht Hagen und Treut-      Damit begann eine Phase ständiger Angst und tie-
ler eine biegsame, immer sprechende Modellie-          fer Verunsicherung für den Komponisten.

                                                                                                     35
Der Fortschritt muss ein Wiener sein
BartolomeyBittmann: Matthias Bartolomey (Violoncello), Klemens Bittmann (Violine & Mandola)
progressive strings vienna: Eigenkompositionen zwischen Rock, Folk und Jazz

Di 17.9., 13.00 Uhr                                   Mi 18.9., 19.00 Uhr
Sparkassen-Forum am Schiffgraben, Hannover            Kulturkirche Rodenberg, Rodenberg
€ 10                                                  € 15 . € 10 erm.

S Finanzgruppe                                       S Sparkasse
   Sparkassenverband Niedersachsen                       Schaumburg
                                                      Kulturkirche Rodenberg

Die gute alte Streicherkammermusik ganz neu           ponieren begann und mit einigen der besten Im-
denken? Nur wenige praktizieren dies derzeit auf      provisatoren Österreichs musiziert, spielte Matthi-
so originelle und überzeugende Weise wie die bei-     as Bartolomey in den renommiertesten Orchestern
den coolen Wiener Matthias Bartolomey am Cello        der Alpenrepublik und arbeitete als Solocellist des
und Klemens Bittmann, der abwechselnd die Geige       Alte-Musik-Orchesters Concentus musicus eng mit
und die herrlich voll klingende Tenor-Mandoline       Nikolaus Harnoncourt zusammen. Die Musik der
spielt. Unter dem griffigen Slogan „progressive       beiden packt gern mal energisch zu, sie bezaubert
strings vienna“ verbinden die beiden in ihren zün-    aber immer wieder auch mit innigen Melodien und
denden Eigenkompositionen Rock, Folk und Jazzi-       zarter Poesie. Wolfgang Muthspiel, der große Jaz-
ges mit der instrumentalen Meisterschaft klassisch    zer, sagt über das Duo: „Selten hat man Streicher
ausgebildeter Virtuosen. Auch mit ihren stylishen     gehört, die sich so lustvoll dem Groove hingeben.
Videos beschreiten sie neue Wege; der Clip zu „Les    BartolomeyBittmann bringen jene musikalischen
Pauli“ ist zu Recht ein Youtube-Hit. Soeben ist bei   Tugenden leichtfüßig auf den Punkt, die man übli-
ACT Music ihr drittes Album erschienen. Während       cherweise nicht mit klassischen Instrumenten ver-
Klemens Bittmann an das Studium der klassischen       bindet: unbändige Spiellust und radikalen
Violine eine Jazzausbildung hängte, selbst zu kom-    Rhythmus.“

36
Inwendig auswendig
vision string quartet
Streichquartette von Haydn, Bacewicz und Schumann

Mi 18.9., 19.00 Uhr
Historischer Kornspeicher,
Freiburg/Elbe                        S Kreissparkasse                    Förderverein Historischer
€ 22 . € 17 erm.                        Stade                             Kornspeicher Freiburg/Elbe e. V.

Vor zwanzig Jahren war der Trend kaum absehbar,        des Berliner Tagesspiegels das Quartett. Beim Con-
doch allenthalben gründen sich heute neue              cours de Genève räumten die vier Herren 2016
Streichquartette auf überragendem instrumenta-         nicht nur den ersten Preis, sondern auch sämtliche
len Niveau. So unendlich viel Energie und Selbst-      Sonderpreise ab. Mut beweist die perfekt aufeinan-
disziplin das Quartettspiel in dieser Liga verlangt    der eingespielte Gruppe nicht nur in puncto Reper-
– gerade für ambitionierte junge Musikerinnen und      toire, wenn sie die Klassiker der Literatur auf Popar-
Musiker scheint die berühmte „Ehe zu viert“ heute      rangements und fetzige Eigenkompositionen pral-
ein attraktives Lebensmodell zu sein. Nur wenige       len lässt. Couragiert ist auch der Grundsatz, im
Formationen erfüllen dies indes mit so viel Kreati-    Konzert stets und jederzeit auswendig zu spielen
vität, Lust am Experiment und künstlerischer Ent-      – die Partituren also komplett im Kopf abzuspei-
schlossenheit wie das 2014 gegründete Vision           chern, um in der musikalischen Interaktion noch
String Quartet aus Berlin. „Hingerissen ob der stür-   wacher und durchlässiger reagieren zu können. In
mischen Wucht und jugendlichen Frische“ habe           Freiburg an der Elbe ist neben zwei beliebten Meis-
das Publikum reagiert, berichtete NDR Kultur nach      terwerken von Haydn und Schumann auch ein
einem Konzert des Ensembles. Als „ungemein vital,      überaus reizvolles Quartett der polnischen Kompo-
plastisch und elektrisierend“ erlebte der Kritiker     nistin Grazyna Bacewicz( 1909–1969) zu hören.

                                                                                                          37
Hart am Wind
Quadriga Consort
Lieder von Wind, Wasser und Gezeiten aus Großbritannien
für Sopran und sechsköpfiges Barockensemble

Mi 18.9., 19.30 Uhr                                                          Do 19.9., 19.00 Uhr
UNESCO-Weltnaturerbe                                                         Klosterkirche St. Marien,
Wattenmeer-Besucherzentrum,                                                  Osterholz-Scharmbeck
Cuxhaven                                                                     € 22 . € 17 erm.
€ 22 . € 17 erm.

S Stadtsparkasse                    !! Das Wattenmeer Besucherzentrum
                                        bietet vor dem Konzert eine
                                        kostenlose naturkundliche
                                                                             S Sparkasse
   Cuxhaven                             Küstenführung an; Start: 18.00 Uhr      Rotenburg Osterholz
                                        am Eingang; Anmeldung unter
UNESCO-Weltnaturerbe                    wattBz@cuxhaven.de oder
                                                                             Ev.-luth. Kirchengemeinde
Wattenmeer-Besucherzentrum              04721/700-70400. Wetterfeste         St. Marien
Cuxhaven                                Bekleidung wird empfohlen.

„Der Mensch vermag keine neuen Ozeane zu entde-            zu vertreiben. Im Balladenton erzählen ihre Gesänge
cken, wenn er nicht den Mut aufbringt, die Küste aus       von Pioniergeist und bestandenen Abenteuern, von
den Augen zu verlieren“, lautet ein bekannter Satz         Heimweh und Leid der Seeleute.
des französischen Literaten André Gide. Das Wiener         Den Mut, neue Gewässer zu erkunden, bringt auch
Quadriga Consort entlehnt ihn als Motto seines Pro-        die Band auf. Schließlich erschafft sie sich ihr Re-
gramms „Ships ahoi!“. Die Alte-Musik-Spezialisten          pertoire selbst: Nikolaus Newerkla, Cembalist und
haben alte Sea Songs und Sea Shanties, also See-           Spiritus rector der siebenköpfigen Gruppe, gräbt
fahrerweisen und energische Arbeitslieder, zu einer        die Melodien der Barock- und Renaissancezeit in
abwechslungsreichen Suite zusammengestellt. Ihr            Internetarchiven aus. Stilkundig arrangiert er die
Lebensraum auf Inseln, inmitten der Wassermassen,          spärlichen Quellen, die meist nur einstimmig über-
prädestinierte die Engländer, Schotten und Iren zu         liefert sind, für das historische Instrumentarium.
einer Existenz als Fischer, Seefahrer, Abenteurer,         Dabei entsteht eine Art imaginärer Folklore voller
Entdecker und Händler mit fernen Ländern. Und na-          Schwung, Lebenslust und improvisatorischer Fi-
türlich wurden viele Kriege auf hoher See ausge-           nesse. Die Besetzung für zwei Flöten, zwei Gam-
fochten. Singend pflegten sich die Schiffsbesatzun-        ben, Cembalo und Perkussion sorgt dabei für eine
gen die belastende Zeit während der weiten Fahrten         reizvolle Mischung aus Folk- und Barockaromen.

38
#frauschumann
Lise de la Salle (Klavier), NDR Radiophilharmonie, Mei-Ann Chen (Leitung)
Anna Thorvaldsdottir: Hrim für Ensemble
Clara Schumann: Klavierkonzert Nr. 1 a-Moll op. 7
Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61

Do 19.9., 20.00 Uhr               Fr 20.9., 20.00 Uhr
Gut Varrel, Stuhr                 PS.SPEICHER, Einbeck
€ 30 . € 25 erm.                  € 30 / 25 / 20 . € 25 / 20 / 15 erm.

S Kreissparkasse                 S Sparkasse
   Syke                              Einbeck
Gemeinde Stuhr                    PS.SPEICHER Einbeck

                                                     Komponierende Frauen? Bis weit ins 20. Jahrhun-
                                                     dert hinein waren sie absolute Ausnahmeerschei-
                                                     nungen. Nur Komponistinnen, die von ihrem Um-
                                                     feld konsequent gefördert wurden, konnten es
                                                     überhaupt wagen, ihrer kreativen Leidenschaft
                                                     nachzugehen. Und auch dann gehörte großer Mut
                                                     dazu, sich dem strengen Urteil der Öffentlichkeit
                                                     zu stellen. „Wie gern möcht ich komponieren,
                                                     doch hier kann ich durchaus nicht. Ich tröste mich
                                                     immer damit, dass ich ja ein Frauenzimmer bin,
                                                     und die sind nicht zum Komponieren geboren.“
                                                     Dies schrieb in jungen Jahren Clara Schumann –
                                                     nicht nur die überragende Pianistin ihrer Epoche,
                                                     sondern auch eine der bedeutendsten Komponis-
                                                     tinnen, geboren am 13. September 1819. Kein Ge-
                                                     ringerer als Felix Mendelssohn leitete 1835 die
                                                     Uraufführung ihres Klavierkonzerts in a-Moll im
                                                     Leipziger Gewandhaus; die 16-jährige Komponis-
                                                     tin selbst spielte den Solopart. Lise de la Salle, die
                                                     junge Französin, deren glanzvolle internationale
                                                     Karriere nun schon mehr als anderthalb Jahr-
                                                     zehnte währt, wird begleitet von der amerikani-
                                                     schen Dirigentin Mei-Ann Chen am Pult der NDR
                                                     Radiophilharmonie. Eine der faszinierendsten
                                                     jungen Komponistinnen der unmittelbaren Ge-
                                                     genwart ist die Isländerin Anna Thorvaldsdottir,
                                                     Jahrgang 1977. Ihre Musik ist hörbar „gegenwär-
                                                     tig“, wirkt aber unmittelbar ansprechend und hat
                                                     bei popmusikaffinen Hörern ebenso viel Erfolg
                                                     wie bei Klassikfans. Hauptwerk des Abends ist die
                                                     zweite Symphonie in C-Dur von Robert Schumann,
                                                     eine der größten Leistungen der Romantik inner-
                                                     halb der Gattung und ein besonders strahlendes
                                                     und erhebendes Werk.

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