Oberflächenentwässerung und Grundwasserschutz in einem Gewerbegebiet nach ATV-DVWK-M 153
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Oberflächenentwässerung und Grundwasserschutz in einem Gewerbegebiet nach ATV-DVWK-M 153 Heinrich-Martin Feuerbach Ing.-Büro Feuerbach, Undeloh Jörn Tarnowski Büro Dr. Knipschild, Rosengarten Lars Vollmert BBG Bauberatung Geokunststoffe GmbH & Co. KG, Lemförde KURZFASSUNG: In Gewerbegebieten anfallendes Oberflächenwasser ist geregelt zu bewirtschaften und vorgereinigt einem Vorfluter zuzuleiten. Ist eine Vorflut nicht vorhanden, kann alternativ die ortsnahe Versickerung erwogen werden. Das ATV-DVWK-Merkblatt 153 definiert das Bemessungsverfahren zur Auslegung der Vorreinigung des Oberflächen- wassers vor einer Versickerung oder Zuleitung zur Vorflut. Es ist zu gewährleisten, dass während der Aufenthaltsdauer des nicht vorgereinigten Wassers in den Rückhalte-, Sedimentations- und Filterbecken keine Versickerung stattfindet. Die Form des erforderlichen Dichtungssystems wird wesentlich durch ökonomische Zwänge bestimmt. Durch die Wahl einer Kunststoffdichtungsbahn als Bestandteil eines geosynthetischen Dichtungssystems wird ein kostengünstiges und undurchlässiges Dichtungselement eingesetzt. Die notwendigen konstruktiven Einbauten in den Becken und die Dichtungskomponenten sind planerisch detailliert aufeinander abzustimmen. Die frühzeitige Einbindung von Fachplanern z.B. für die geotechnische Nachweisführung sowie zur Aufstellung und Kontrolle eines Qualitätssicherungsplans trägt entscheidend zur fristgerechten und nachtragsarmen Ausführung bei. 1 EINLEITUNG 2 BAUVORHABEN GEWERBEGEBIET TRELDER BERG Bei der Bereitstellung von Gewerbeflächen fallen 2.1 Größe und Lage des Gebietes erhebliche Mengen Oberflächenwasser an, die ordnungs- gemäß und geregelt zu beseitigen und zu bewirtschaften Im Süden Hamburgs und am Rande der Stadt Buchholz sind. Unter Berücksichtigung der bestehenden topogra- (36.000 Einwohner) gelegen wird ein 60 ha großes phischen und geologischen Verhältnisse und aus Gewerbegebiet erschlossen. Das Gewerbegebiet mit einer ökologischen Gesichtspunkten soll das anfallende Ober- Nettobaulandfläche von 45 ha liegt südöstlich der sich flächenwasser möglichst gebietsnah dem Untergrund kreuzenden Bundesstraßen B 3 und B 75 am “Trelder beziehungsweise dem Grundwasserleiter zugeführt oder in Berg“ im Gebiet der Stadt Buchholz. einen Vorfluter eingeleitet werden. Ist letzteres nicht Die Gewerbeflächen sowie die außerhalb des Gebietes möglich, ist das Oberflächenwasser zu versickern. zur Oberflächenentwässerung benötigte Sickerfläche Gemäß der ATV-M 153 “Handlungsempfehlungen zum werden planungsrechtlich durch den erstellten und rechts- Umgang mit Regenwasser“ sollte Oberflächenwasser aus verbindlichen Bebauungsplan abgedeckt. Die außerhalb Gewerbegebieten aufgrund der nicht auszuschließenden liegende Sickerfläche wird durch Leitungsrechte mit dem Verschmutzung nicht ungereinigt in Vorfluter eingeleitet Hauptgebiet verbunden. oder in den Untergrund versickert werden. Das Merkblatt ATV-DVWK-M 153 definiert das Bemessungsverfahren 2.2 Anbindung an einen vorhandenen Vorfluter und damit die Auslegung von ggf. erforderlichen Sedi- mentations- und Filterbecken zur Vorreinigung des Ober- Für das Gewerbegebiet besteht keine Möglichkeit der flächenwassers. Bei ungünstigen Randbedingungen direkten Anbindung an den ca. 1,5 bis 2,5 km entfernten werden erhebliche Volumina an Speicher- und nächst gelegenen Vorfluter “Sprötzer Bach“. Aufgrund der Behandlungsbecken erforderlich. vorhandenen Topografie könnte nur ca. 1/3 im Freigefälle Die konstruktive Gestaltung z.B. der Dichtungssysteme entwässern und die restlichen 2/3 des Gewerbegebietes hat dabei einen erheblichen Einfluss auf Kosten und müssten zum Vorfluter gepumpt werden. Wirksamkeit der Grundwasserschutzmaßnahmen. Für den “Sprötzer Bach“ wurde im August 2000 ein Zur Gewährleistung einer durchgängigen Qualitäts- Gewässerentwicklungsplan erstellt, aus dem unter sicherung sind bereits in der Planungsphase u.a. Material- anderem hervor geht, dass der Bach keine zusätzlichen parameter der Kunststoffdichtungsbahn, Schutzschichten Wassermengen aufnehmen kann. und Bodenkörnungen, Anschlussdetails und Bauabläufe Aufgrund der genannten Punkte wurde deshalb von aufeinander abzustimmen. Insbesondere Einbauten in den einer Anbindung des Gewerbegebietes an den Vorfluter Becken wie Rampen und hydraulische Bauwerke erfordern Abstand genommen und eine Versickerung gemäß ATV-M eine detaillierte Betrachtung und geotechnische Nachweis- 153 des Oberflächenwassers geplant. führung. 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 1/1
Eine Versickerung des Oberflächenwassers innerhalb des Das Wasser wird anschließend gedrosselt an die ebenfalls Gebietes ist aufgrund der überwiegend anstehenden zum Untergrund abgedichteten drei Filterbecken Geschiebelehm- und Geschiebemergelschichten nicht abgegeben, die die zweistufige Filterstufe enthalten. möglich. Das Wasser sickert durch die Filterschicht, wird über Es wurde eine ausreichend große und ca. 10,00 m Dränagesauger und Sammler gefasst und über tiefer liegende Fläche mit vorwiegend sandigen Böden Rohrleitungen der zentralen Versickerungsfläche zuge- ausreichender Durchlässigkeit südlich des Gewerbe- führt. Dort wird es über die belebte Oberbodenzone zur gebietes gefunden. Der Bereich des Sickerbeckens wird Versickerung gebracht. südlich durch einen ehemaligen Bahndamm mit einem vorhandenen Notdurchlass begrenzt. 3 GESTALTUNG DER OBERFLÄCHENENTWÄSSERUNG UND DER 2.3 Baugrunduntersuchungen im Bereich der GRUNDWASSERSCHUTZMASSNAHMEN Versickerungsfläche Im Bereich der Sickerfläche wurden unter einer ca. 50 cm starken humosen Oberbodenschicht bis zu 5,0 m mächtige 3.1 Regenkanäle und Rückhaltebecken Sand- bzw. Mittelsandschichten angetroffen. An einigen Stellen wurden mit einem Bagger Schürfe bis 5,0 m Tiefe Grundlage der Kanalbemessungen im Gewerbegebiet ist hergestellt. ein fünfjähriges Regenereignis auf Grundlage der In den Schürfen wurden ungestörte Bodenproben zur KOSTRA Regenspenden mit einer Überstauungshäufigkeit Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit entnommen. Die von seltener als 1 mal in 5 Jahren. durch Feld- und Laborversuche ermittelten kf-Werte von Die Rückhaltebecken wurden mit einem 10-jährigen 1,3 * 10-4 m/s bis 2,6 * 10-4 m/s wurden zur Bemessung Regenereignis ebenfalls auf der Grundlage der KOSTRA der Oberflächenentwässerungsanlagen herangezogen. Regenspenden dimensioniert und mit dem vereinfachten Aus den Grundwasserkarten geht hervor, dass der Verfahren der ATV A 117 bemessen. Grundwasserleiter in diesem Bereich ca. 15 m unter Der Bemessungsregen von 12 h hat bei allen Regen- Geländeoberkante ansteht und in südwestlicher Richtung rückhaltebecken das max. erforderliche Speichervolumen abfließt. Dies wurde durch die Bohrungen, bei denen kein ergeben. Die Entleerungszeiten der Becken liegen bei ca. Grundwasser angetroffen wurde, bestätigt. drei Tagen. Die Ablaufdrosseln wurden so bemessen, dass es durch die geregelte Beschickung der Filterbecken zu keinem bzw. nur zu einem zeitlich begrenzten und 2.4 Konzept zur Bewirtschaftung des Oberflächenwassers geringen Aufstau kommen kann. Entsprechend dem in ATV-DVWK-M-153 definierten Die Regenrückhaltebecken werden mit schwimmenden Nachweisverfahren wird durch Ermittlung der zulässigen Tauchwänden für die Zurückhaltung von Benzin- und Gewässerbelastung G und der zu erwartenden Abfluss- Ölrückständen sowie Schwimmstoffen versehen. Für belastung B die Notwendigkeit einer Regenwasser- Sinkstoffe werden in den Regenrückhaltebecken behandlung vor der Versickerung geprüft. Absetzbereiche vorgesehen (Abb. 1). Für den vorliegenden Fall wurden die zu erwartenden Emissionen E auf das für die Versickerung geforderte Maß 3.2 Filterbecken reduziert. Die Reduzierung wird durch die Schaltung eines zweistufigen mineralischen Filters zuzüglich belebter Der Zulauf aus den Rückhaltebecken und die Flächen- Oberbodenzone erreicht. größe der Filterbecken wurden nach der in der ATV- Das im Gewerbegebiet anfallende Oberflächenwasser DVWK M 153 beschriebenen maximalen Durchlässigkeit wird über Regenkanäle in eines der drei gedichteten des Filters berechnet. Die Filtergröße wurde in Abhängig- Regenrückhaltebecken, die gleichzeitig als Schlamm- und keit des Porenvolumens des Filtermaterials ermittelt. In Sandfang sowie Ölabscheider dienen, geleitet und zurück- den Filterbecken versickert das Oberflächenwasser durch gehalten. eine 20 cm starke belebte Bodenzone mit dem darunter liegenden 60 cm starken kornabgestuften Bodenfilter aus Sand der Körnung 0/2 mm. Durch die Bodenpassage wird das Wasser soweit gereinigt, dass es die Qualität zur Versickerung in den Untergrund hat. Abbildung 1 Lage und Geometrie des Regenrückhalte- Abbildung 2 Sammler und Schächte im Filterbecken zur beckens 1 und des Filterbecken 1 Fassung und Ableitung des gereinigten Oberflächenwassers 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 2/2
Das durch die Filterschicht gelaufene Oberflächenwasser In Anlehnung an die Richtlinien für Straßen in Wasser- wird dann im gereinigten Zustand über Sammler gefasst gewinnungsgebieten (RiStWag) wurde für die Bentonit- (Abb. 2) und über Rohrleitungen zur zentralen matten eine Bodenüberdeckung von 0,8 m in Erwägung Versickerungsfläche transportiert. gezogen, die zur Einhaltung der Volumentreue der Becken einen Mehraushub von 0,5 m gegenüber der Variante mit Kunststoffdichtungsbahn bedeutet hätte. 3.3 Versickerungsfläche Das aus den Filterbecken zulaufende gereinigte Ober- 4.3 Kunststoffdichtungsbahn flächenwasser wird den kaskadenförmig angelegten Filter- becken über Betonrohrleitungen und Verteilerschächte Gegenüber mineralischen Dichtungen weist eine fachge- zugeleitet. Die Versickerung erfolgt in parallel recht verlegte Kunststoffdichtungsbahn keine Restdurch- angeordneten Becken mit einem Gefälle von 0,1 % über lässigkeiten auf. eine 30 cm starke belebte Bodenzone. Um ein Versickern von wassergefährdenden Stoffen vor der Reinigung durch die Filterbecken zu verhindern, wurde der kalkulierte Kostenmehraufwand für die undurchlässige 4 DISKUSSION DER DICHTUNGSSYSTEME Kunststoffdichtungsbahn aufgrund der Nähe zu Trink- wassereinzugsgebieten akzeptiert (Tab. 1). Als zusätzlicher Vorteil ergibt sich, dass bei einer verspäteten Reaktion im Havariefall die Filterbecken als 4.1 Klei-Dichtung zusätzliche Verzögerung und Speichervolumen zur Im Norddeutschen Raum werden mineralische Dichtungen Verfügung stehen, bevor ein Kontakt wassergefährdender des Grundwasserschutzes erdbautechnisch häufig mit Stoffe zur Versickerungsfläche entsteht. Klei, einem sandigen Nordseesediment mit organischen Für Grundwasserschutzmaßnahmen sind bauaufsicht- Bestandteilen und hohem Schluff- und Tonanteil, realisiert. lich zugelassene Dichtungselemente zu verwenden. In Für die Gestaltung der Dichtungssysteme ist darüber diesem Fall wurde eine vom DIBt zugelassene 2,5 mm hinaus von regelmäßigen Räumungsarbeiten wie dicke PEHD-Kunststoffdichtungsbahn gewählt. Mit 2,5 mm Befreiung des Aufwuchses oder Abschälen der Dicke genügt diese Kunststoffdichtungsbahn den rauen verschlämmten Vegetationsdecke mittels Bagger oder Anforderungen des Baubetriebes und weist gute Radlader auszugehen. Potentiell sind hierbei Beschädi- Schweisseigenschaften auf. gungen der Beckensohle und damit der Dichtungssysteme Für die vorgesehene Kunststoffdichtungsbahn liegt der möglich. Die erdbautechnisch hergestellte mineralische Nachweis der Beständigkeit gegen zu erwartende Gefahr- Dichtung bietet aufgrund ihrer erforderlichen großen stoffe vor. Kunststoffdichtungsbahnen sind vor Beschä- Schichtdicke eine gute Redundanz gegen Beschädi- digungen zu schützen. Es wurde hier eine entsprechende gungen. Eine qualifizierte Wiederherstellung der Dichtung geotextile Schutzschicht bzw. Sandschutzschicht vorgese- ist für die Funktionstüchtigkeit vorauszusetzen. hen. In unmittelbarer Nähe zum Bauvorhaben stehen keine ausreichend homogenen und qualitativ geeigneten 0,6 m Kunststoff- Bentonitmatte Dichtungsmaterialien an. Liefernachweise sind nur über mineralische dichtungsbahn mit 0,8 m größere Entfernungen möglich. Die Kosten für das Material Dichtung (Klei) mit Mindestüber- [€/m²] in zwei Lagen Schutzschicht deckung in und den Transport sind damit aufgrund der benötigten eingebaut und Anlehnung an Mengen verhältnismäßig hoch. verdichtet RiStWag Die geplante Bauzeit des ersten Bauabschnittes, der Dichtungs- neben den Straßenbauarbeiten die Herstellung des element incl. 17,00 9,50 7,00 Regenrückhaltebeckens 1, des Filterbeckens 1 sowie des Einbau Sickerbeckens beinhaltet, umfasste den Zeitraum Juni bis Dezember 2002. Bei leichten Bauverzögerungen würde Schutzvliesstoff - 2,30 - die Herstellung der Dichtungssysteme damit in der Kosten für Schlechtwetterperiode fallen. Für eine ordnungsgemäße konstruktions- 4,02 3,35 - Herstellung einer mineralischen Abdichtung ist jedoch eine bedingten Mehraushub (0,6 m) (0,5 m) günstige Wetterlage sowie ein definierter Wassergehalt des Dichtungsmaterials erforderlich, die in dem vorgese- Gesamtkosten henen Zeitfenster nicht gewährleistet werden konnten. (ohne Herstellung des Planums und 21,02 11,80 10,35 0,3 m 4.2 Geosynthetische Tondichtung (Bentonitmatte) Deckschichten) Für dünnschichtige mineralische Dichtungselemente wie Bentonitmatten ist grundsätzlich der Nachweis der Gleich- Tabelle 1 Projektbezogene Kosten der Dichtungsvarianten im wertigkeit gegenüber der rein mineralischen Dichtung Vergleich sinnvoll. Dieser wird über die Permittivität ψ geführt, die neben dem Duchlässigkeitsbeiwert k auch die effektive Schichtdicke d der Dichtung berücksichtigt. 5 KONSTRUKTIVE DURCHBILDUNG DES Auch die zu erwartende Restdurchlässigkeit minera- GEWÄHLTEN DICHTUNGSSYSTEMS lischer Dichtungssysteme kann unter Berücksichtigung der maßgebenden hydraulischen Gradienten als Vergleichs- größe herangezogen werden. 5.1 Geometrie der Böschungen Für bauaufsichtlich zugelassene Bentonitmatten ergibt sich insbesondere für die zu erwartende Restdurch- Die Böschungen sind mit einer Neigung von 1:2 ausgeführt lässigkeit ein klarer Vorteil gegenüber herkömmlichen worden. Die maximale Böschungslänge beträgt bei den mineralischen Dichtungen. Gleiches gilt für Bentonitmatten Filterbecken 9,3 m, beim Regenrückhaltebecken 6,7 m. Im mit zur Vereinfachung des Verlegevorgangs vollflächig mit Bereich des Überlaufbauwerks wurde die Neigung des Bentonitpulver eingestreutem Deckvliesstoff. Dichtungssystems konstruktiv bedingt mit 1:1 ausgeführt. 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 3/3
5.2 Aufbauten Durch die Vielzahl der Ecken und Fugen an Fertigteil- Winkelstützwänden und den Ablaufbauwerken wären In den verschiedenen Teilflächen wurden die Regelquer- Flanschanbindung für den dauerhaft mit Schmutzwasser schnitte unter Verwendung der gewählten PEHD - Kunst- beaufschlagten Tiefpunktbereich im Bereich des stoffdichtungsbahn jeweils von oben nach unten wie folgt schwimmenden Ölabscheiders mit besonderer Sorgfalt aufgebaut: herzustellen. Die Kunststoffdichtungsbahnen wurden daher vorzugs- (I) Sohle Rückhaltebecken weise so verlegt, dass konstruktiv schwierige Anschlüsse • 0,30 m Kiestragschicht 0/32 mm an Bauwerke vermieden werden konnten. In den Regen- • Schutz- und Dränmatte rückhaltebecken wurde die Dichtungsebene beispielsweise • PEHD-Kunststoffdichtungsbahn 2,5 mm unter die Gründungsebene der Winkelstützwände und des • 0,10 m Sandschutzschicht 0/4 mm Stahlbetonablaufbauwerks verlegt (Abb. 3). Durch die zusätzliche Sohlvertiefung ergeben sich in (II) Sohle Filterbecken diesem Bereich Böschungsflanken mit einer Neigung von • 0,2 m Oberboden 1:1. Unterhalb der Kunststoffdichtungsbahnen wurde hier • 0,8 m Filtersandschicht 0/2 mm eine geotextile Schutzschicht eingebaut, da nicht sicher- • PEHD-Kunststoffdichtungsbahn 2,5 mm gestellt werden konnte, dass die Sandschutzschicht bis • 0,10 m Sandschutzschicht 0/4 mm zum Andecken der Böschungen erosionsstabil bleiben würde. (III) Böschungen Mit der räumlichen Trennung der Dichtung und der • 0,30 m Schotterrasenschicht 0/32 mm Betonbauteile voneinander ist gleichzeitig ein höherer • Geogitter für Bereich der Rampen bzw. Bereich Schutz gegenüber mechanischen Beschädigungen durch der 1:1 geneigten Böschungen die in diesem Bereich später ausgeführten umfangreichen • geotextile Schutzschicht Pflaster- und Befestigungsarbeiten vorhanden. Der Einsatz • PEHD-Kunststoffdichtungsbahn 2,5 mm von Schnurnägeln und Fluchtstangen auf Dichtungs- • 0,10 m Sandschutzschicht 0/4 mm flächen war grundsätzlich untersagt. Die Zu- und Abläufe der Becken wurden mit PEHD- Rohrdurchführungsbauteilen hergestellt, mit denen ein 5.3 Kunststoffdichtungsbahn fachgerechter Anschluss der Kunststoffdichtungsbahnen durch Warmgasextrusionsschweißnähte entsprechend Anforderungsgerechte Schweißnähte, ausgeführt als Auf- dem Stand der Technik direkt in Dichtungsebene möglich tragnähte z.B. als Anschlussnähte zwischen Sohle und ist (Abb. 4). Böschung, sind verfahrensbedingt gerade bei einem nicht festen Untergrund (Sandauflager) mit 2,5 mm dicken Kunststoffdichtungsbahnen sicher herzustellen. 5.4 Geotextile Schutz- und Dränschichten Beim Einbau von Bodenschichten auf glatten Kunst- stoffdichtungsbahnen kann es zu Verschiebungen und Als geotextile Schutzschicht auf den Böschungen der Dehnungen der geotextilen Schutz- und Dränelemente Becken wurde ein gewebeverstärktes Vlies aus PP-bunt- kommen. Durch die Wahl einer beidseitig strukturierten Fasern eingebaut. Kunststoffdichtungsbahn auch für die Sohlflächen konnte Für eine bestimmte Bodenzusammensetzung (Kör- sichergestellt werden, dass Verschiebungen der Kunst- nungslinie) wurde als Eignungsnachweis vom Hersteller stoffdichtungsbahnen und Schutz- und Dränelemente beim produktbezogen eine ausreichende Verzahnung des Einbau der nachfolgenden Bodenschichten minimiert Bodens und dem direkt auf dem Geotextil eingebauten wurden. Geogitter nachgewiesen. Die Zusammensetzung der Beim Einbau von Sandschichten als Schutzschicht eingebauten Schotterrasenschicht wurde für dieses Objekt direkt auf glatten Kunststoffdichtungsbahnen ist die entsprechend hergestellt und nachgewiesen. erforderliche Schichtdicke zum Befahren mit Baugerät Die Anordnung einer Dränmatte in der Sohlfläche der sicherzustellen und ggf. laufend nachzuarbeiten. Regenrückhaltebecken dient der Beschleunigung der Entwässerung der 0,30 m dicken Kiestragschicht zum Tiefpunkt am Abscheider, um das Abtrocknen und eine Abbildung 3 Schachtbauwerk mit darunter liegendem Dich- Abbildung 4: Rohrdurchführungsbauteil zum Anschluss von tungssystem und Aufstellen der Winkelstützelemente für die Kunststoffdichtungsbahnen gemäß DVS 2225 Teil 4 (1999) Ölsperre 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 4/4
Abbildung 5 Kräfte zum Nachweis der Standsicherheit gegen Abbildung 6 Potentielle Versagensmechanismen des Ein- Gleiten in Böschungsfallrichtung (BBG Bauberatung Geokunst- bindegrabens (BBG Bauberatung Geokunststoffe, 2000) stoffe, 2000) Befahrbarkeit der Kiestragschicht mit leichtem Gerät zur Pflege des Beckens und zur Räumung des Sandfanges zu ermöglichen. Durch projektbezogene Lastplattendruckversuche wurde die ausreichende Schutzwirkung gegenüber der Schotterrasenschicht und der Kiestragschicht vor Beginn der Arbeiten mit den zum Einbau vorgesehenen Materialien nachgewiesen. Auf eine zusätzliche Schutz- und Dränmatte unterhalb der etwa 1,2 m dicken Filter- und Bodenschicht in den Filterbecken konnte aufgrund der großen Filterschichtdicke und den im Abstand von 10 m angeordneten Dränsaugern DN 150 verzichtet werden. 6 GEOTECHNISCHE NACHWEISE 6.1 Notwendigkeit Abbildung 7 Anforderungsgerechter Einbindegraben Die Standsicherheit der Dämme und Böschungen ist nach DIN 4084 geotechnisch nachzuweisen. Durch die Nutzung Unfällen mit Gefahrstoffen wird dann kein ausreichender von geosynthetischen Dichtungssystemen ergeben sich Grundwasserschutz gewährleistet. Schichtgrenzen, deren Reibungsverbund im Hinblick auf die Standsicherheit der Böschungen und Bauwerke zu untersuchen ist. 6.2 Standsicherheit des Dichtungssystems im Ein ausreichender Abstand zum Bruchzustand trägt Böschungsbereich neben der eigentlichen Standsicherheit auch essentiell zur Die Nachweise zur Standsicherheit geschichteter Systeme langfristigen Funktionstüchtigkeit der Dichtungselemente werden nach DIN 4084 für böschungsparallele Gleitfugen bei. Treten infolge zu geringen Reibungsverbundes der geführt. Die Lage der Gleitfuge entspricht im Regelfall der Schichtgrenze im Bau- oder Endzustand Verformungen Schichtgrenze des Dichtungssystems mit dem geringsten auf, werden die Dichtungs-, Drän- oder Schutzschichten Kontaktreibungswinkel (Blümel & Stoewahse, 1998). Zur unzulässig durch Zug beansprucht. Im Extremfall kann das Bestimmung der maßgebenden Kontaktfuge sind daher für Einschnüren einer Drän- oder Schutzschicht oder alle Schichtgrenzen die jeweiligen Kontaktreibungswinkel Spannungsrisse in Dichtungssystemen zu einem Verlust nach dem Stand der Technik zu ermitteln. der Funktionstüchtigkeit mit erheblichen Folgeschäden Zur Führung des Standsicherheitsnachweises brauchen führen. bei den hier vorliegenden steilen Böschungsneigungen Dieses gilt grundsätzlich auch für mineralische keine besonderen Kräfte aus Einbaubeanspruchungen Dichtungssysteme. In der Praxis wird auf die Prüfung der (Befahrung) berücksichtigt werden, so dass sich das Standsicherheit unter Ansatz der jeweils maßgebenden Kräftegleichgewicht auf die in Abb. 5 dargestellten Kräfte ungünstigen Reibungsparameter bei mineralischen reduziert. Dichtungen oft verzichtet. Ein nach DIN 1054 ausrei- Wird infolge zu geringer Kontaktreibungswinkel kein chender Sicherheitsabstand zum Bruchzustand ist daher Kräftegleichgewicht erreicht oder kann kein ausreichender häufig nicht gegeben, Schadensfälle mit abgerutschten Sicherheitsabstand zum Bruchzustand gewährleistet Oberböden und erodierten mineralischen Dichtungen sind werden, sind die in Böschungsfallrichtung treibenden nicht selten. Da diese von den zuständigen Bauhöfen Kräfte durch ein Bewehrungselement (Geogitter) aufzu- durch erneutes Andecken mit Oberboden "saniert" werden, nehmen. Die in das Geogitter eingetragenen Kräfte sind an wird eine Diskussion über die dauerhafte Qualität der der Böschungskrone in einem entsprechend groß dimen- mineralischen Dichtung nicht geführt. Insbesondere bei sionierten Einbindegraben abzutragen. 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 5/5
Struktur konnte ohne Bewehrungselement keine aus- reichende Standsicherheit nachgewiesen werden. Im nächsten Schritt wurden daher die erforderlichen Geogitter und die Struktur der Kunststoffdichtungsbahn unter Kostengesichtspunkten aufeinander abgestimmt und optimiert. Für die Carbofol®-Kunststoffdichtungsbahn wurde die Oberflächenstruktur KaroNoppe-Orgakron gewählt. In Abhängigkeit von der Böschungslänge ergab sich damit für das Regenrückhaltebecken die Notwendigkeit eines Geogitters mit einer Bemessungsfestigkeit Fd von ≥ 11,6 ® kN/m (gewählt: Secugrid 30/30 Q6 mit Fd = 14,5 kN/m) und für die Filterbecken mit einer Bemessungsfestigkeit von ≥ 16,7 kN/m (gewählt: Secugrid® 40/40 Q6 mit Fd =19,3 kN/m). Die Geometrie der Verankerungsgräben an der Abbildung 8 Tiefe Gleitfuge im Bereich des Schachtbauwerks Böschungsschulter wurde für die unterschiedlichen Festig- keiten der Geogitter ausgelegt. 6.3 Standsicherheit im Bereich des Schachtbauwerks und der Rampen Bedingt durch die Lage des Dichtungssystems im Bereich der Rampen und des Schachtbauwerks kann der Stand- sicherheitsnachweis hier nicht über die Berechnung des Kräftegleichgewichtes einer böschungsparallelen Schicht- grenze geführt werden. Zu untersuchen sind Starrkörper- bruchmechanismen, die entlang der kritischen Schicht- grenze verlaufen (Abb. 8 und Abb. 9). Für den Bereich der Rampe und des Schachtbauwerks ist die Bemessungsfestigkeit des Geogitters zu erhöhen, um eine ausreichende Standsicherheit zu erreichen. Die fachgerechte Verlegung der Bewehrungselemente wird durch einen Verlegeplan gewährleistet (Abb. 10). Abbildung 9 Potentieller Versagensmechanismus unter Be- 6.4 Nachweis des geosynthetischen Dränsystems rücksichtigung des Dichtungssystems im Bereich der Rampen Der Nachweis der ausreichenden Dränleistung des an der Sohle der Becken angeordneten Dränsystems wird entsprechend dem derzeitigen Stand der Technik geführt, wie er in den Fachgremien der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik diskutiert und als Empfehlung verabschiedet werden wird. Die Bemessung erfolgt danach über die Dicke des Dränsystems (Saathoff, 1999). Zur Ermittlung der maßgebenden Dicke werden Langzeiteinflüsse (Kriechen des thermoplastischen Kunststoffs infolge Auflast) und projekt- und systemabhängige Abminde- rungsfaktoren berücksichtigt. Bei der Beräumung der Becken werden kurzfristig Lasten aus der vollen Bodenauflast (Auftrieb entfällt) und Baugeräten wirksam. Da nicht alle aus dem Baugerät in das Dränsystem eingetragenen Vertikalverformungen zu 100 % aus elastischen Verformungsanteilen bestehen, wird die Kurzzeitdicke der Dränschicht konservativ für die Maximalbelastung aus voller Bodenauflast und Bean- spruchung aus Baugerät ermittelt. Kriecheinflüsse aus Abbildung 10 Verlegeplan der Bewehrungselemente für das dieser Belastung sind nicht zu berücksichtigen, da die Regenrückhaltebecken 1 Lasten temporär auftreten. Das Dränsystem wird dauerhaft über das Eigengewicht der unter Auflast stehenden Kiestragschicht vertikal Die Standsicherheit des Einbindegrabens gegen belastet. Obwohl diese Belastung betragsmäßig deutlich Abscheren der Böschungskrone und Herausziehen des kleiner als die Kurzzeitbelastung ist, wird durch die dauer- Bewehrungselementes ist nachzuweisen (Abb. 6). hafte Belastung eine Dickenreduzierung durch Kriechen Die Berechnungsverfahren zur Standsicherheit des Materials unter Last wirksam. Die Dickereduzierung geschichteter Systeme sowie zur Bemessung von Ein- aus diesem Lastanteil beträgt rd. 10 % der Schichtdicke bindegräben sind im Secugrid®-Handbuch (BBG Baube- unter Kurzzeitlast. ratung Geokunststoffe, 2000) ausführlich dargestellt. Für die maßgebende Langzeitdicke von 9,9 mm wird Bei der Nachweisführung wurde der Einfluss unter- die Abflussleistung unter Berücksichtigung des hydrauli- schiedlicher Oberflächenstrukturen der Kunststoff- schen Gefälles entsprechend der Sohlneigung ermittelt dichtungsbahn untersucht. Auch mit einer sandrauen (Abb. 11). 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 6/6
7 QUALITÄTSSICHERUNG Elemente, Bauabläufe zeitlich zu koordinieren. Weiter sind festgelegte Einbaukriterien, z. B. Verlegeradien für Kunst- stoffdichtungsbahnen und Geogitter aufeinander abzustimmen und ggf. konstruktive Anpassungen vorzu- 7.1 Allgemeines nehmen. Die Qualitätssicherungsmaßnahmen beziehen sich auf die Die vollständige Vorlage aller Eignungsnachweise, u. a. Eigenüberwachung bei der Herstellung der Kunst- Standsicherheitsberechnungen und Nachweise zur Filter- stoffdichtungsbahnen, Geotextilien, Dränmatten und stabilität sollte ebenfalls rechtzeitig vor Baubeginn erfolgt Geogitter, die Eigenkontrolle des Verlegers und der sein, um einen oftmals erforderlichen letzten Abgleich bauausführenden Firmen, die örtliche Bauüberwachung zwischen Ausführungsplanung, rechnerischen Nachweisen und die Fremdüberwachung beim Einbau vor Ort. und den tatsächlichen Gegebenheiten zu ermöglichen. Bei Einbau eines qualifizierten Abdichtungselementes, Die zugesicherten Materialeigenschaften, die den wie einer Kunststoffdichtungsbahn mit DIBt-Zulassung ist Berechnungen zugrunde liegen, sind vom Hersteller ver- eine Eigenkontrolle durch den Verleger und eine bindlich in technischen Datenblättern für alle kunststoff- Fremdüberwachung durch Sachverständige vorgesehen. technischen Elemente anzugeben. Einbau und Prüfung der Kunststoffdichtungsbahnen haben Durch das rechtzeitige Vorliegen aller Nachweise auf Grundlage der Richtlinie DVS 2225 Teil 4 (1999) zu konnten z. B. die Einbindegräben hinsichtlich Veranke- erfolgen. rungslänge der verschiedenen Geogitter durch Variation von Tiefe und Breite optimiert bzw. vereinheitlicht und durch begrenzte Platzverhältnisse bedingte Schwierigkei- 7.2 Qualitätssicherungspläne ten im Bauablauf umgangen werden. Von der Fremdüberwachung wurden auf Grundlage der Das anforderungsgerechte Profil des Böschungskopfes Plan- und Ausschreibungsunterlagen projektbezogene zum Verlegen von Geogitter und Kunststoffdichtungsbahn Qualitätssicherungspläne erstellt und mit den Projekt- wurde durch Abstimmung der Verlegeradien rechtzeitig beteiligten abgestimmt. In den Qualitätssicherungsplänen festgelegt und musste später nicht nachgearbeitet werden. sind die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten der Projektbeteiligten für den Bauablauf verbindlich festgelegt. 7.2.2 Eigenüberwachung der Produktion Es wurden Qualitätssicherungspläne nicht nur für die Die Eigenüberwachung bei der Produktion der Kunststoff- Kunststoffdichtungsbahnen, sondern für alle o.g. dichtungsbahnen, Geogitter, Geotextilien und Dränmatten kunststofftechnischen Elemente erstellt. Die anforderungs- erfolgt als Güteüberwachung nach DIN 18200 entspre- und fachgerechte Herstellung sowie der Einbau chend dem Stand der Technik angepasst an den Stand gewährleisten eine langfristige Funktionswirksamkeit der der jeweiligen Produktionstechnik. Die Ergebnisse der Dichtung. Eigenüberwachung werden mit Lieferung der jeweiligen kunststofftechnischen Elemente auf die Baustelle vorge- 7.2.1 Eignungsnachweise, Vorschriften, Verlegeplan legt. Ein wesentlicher Punkt der Qualitätssicherung ist die Die maßgeblichen Materialeigenschaften wie in den Vorlage der projektspezifisch erforderlichen Eignungs- technischen Datenblättern bzw. der DIBt-Zulassung ange- nachweise, Transport-, Lager- und Verlegevorschriften der geben wurden danach eingehalten. U. a. wurden die erfor- Hersteller für alle kunststofftechnischen Elemente und derlichen Zugkräfte der verschiedenen Geogitter an Rollen eines vorläufigen Verlegeplans für die Kunststoff- aus der Lieferung bzw. dem zugehörigen Produktionszeit- dichtungsbahnen vor Beginn der Verlegearbeiten. raum nachgewiesen und in entsprechenden Abnahme- Ein vorläufiger Verlegeplan, aus dem der Verlegeablauf prüfzeugnissen dokumentiert. hervorgeht, ist mit den Beteiligten, speziell zwischen Hauptauftragnehmer und Verleger, abzustimmen und lässt 7.2.3 Eigenüberwachung bei der Bauausführung mögliche zeitliche und räumliche Zwangspunkte im Die Eigenkontrolle des Verlegers umfasst die Kontrolle geplanten Bauablauf rechtzeitig erkennen und umgehen. aller Elemente bei Anlieferung auf die Baustelle, in Die Übergabe der Transport-, Lager- und Verlege- Zusammenarbeit mit dem Hauptauftragnehmer die Sicher- hinweise für alle kunststofftechnischen Elemente vor stellung einer fach- und anforderungsgerechten Lagerung Beginn der Arbeiten ist zwingend erforderlich, um z. B. und die Kontrolle des Auflagers für die Kunststoffdich- aufgrund materialspezifischer Eigenschaften, insbe- tungsbahnen. sondere unterschiedlicher UV-Stabilität der verschiedenen Beim Schweißen werden die Schweißparameter durch Anfertigen von Probeschweißungen eingestellt und wäh- rend des Schweißvorgangs laufend überwacht. Abschlie- ßend wird eine vollständige Prüfung aller Schweißnähte hinsichtlich • äußerer Beschaffenheit • Nahtabmessungen • Fügefestigkeit • Dichtigkeit durchgeführt. Die Schweißparameter werden in Schweiß- protokollen, die Ergebnisse der Nahtprüfungen in Prüfpro- tokollen dokumentiert. Die Zuordnung der Protokolle erfolgt über den laufend aktualisierten Verlege- bestandsplan. Vor dem Verlegen der Kunststoffdichtungsbahnen, geotextilen Schutzvliese und Geogitter wird die anforde- rungsgerechte Ausführung der Einbindegräben mit den erforderlichen Breiten und Tiefen überprüft. Abbildung 11 Nachweis der Abflussleistung in Abhängigkeit Die Kontrolle der fachgerechten Verlegung aller von der langfristigen Dicke des geosynthetischen Dränsystems Elemente, z.B. der Verwendung der verschiedenen 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 7/7
Geogitter am entsprechenden Böschungsbereich, gehören 8 SCHLUSSWERTUNG zum Tagesgeschäft eines Verlegers. Der Einbau der nach- folgenden Bodenschichten wird im Rahmen der Eigen- Nach Diskussion verschiedener Ausführungsvarianten kontrolle durch den Verleger beaufsichtigt bzw. begleitet. wurde ein geosynthetisches Dichtungssystem unter Der Hauptauftragnehmer hat dabei sicherzustellen, dass Verwendung einer 2,5 mm dicken PEHD-Kunststoff- der Einbau fachgerecht erfolgt, u. a. dass keine Wellen in dichtungsbahn mit strukturierter Oberfläche gewählt. der Abdichtung entstehen und überbaut werden. Die erfor- Trotz zeitlich geringem Planungsvorlauf konnten durch derlichen Schichtdicken, speziell vor Überfahrung mit die Hinzuziehung von Fachplanern konstruktive Details Baumaschinen sind zu kontrollieren und ggf. nachzu- frühzeitig abgestimmt werden. Unter Beachtung der arbeiten. grundsätzlichen Anforderungen wurde ein kostengünstiges Dichtungssystem mit fach- und werkstoffgerechten Detaillösungen realisiert. Durch die rechtzeitige Abstimmung des Bauablaufs mit allen Beteiligten, ermöglicht durch die frühzeitige Vorlage aller Eignungsnachweise, Standsicherheitsnachweise, Herstellervorschriften und der Verlegepläne, konnten Verzögerungen während der Bauausführung verhindert werden. Die Mitarbeiter der bauausführenden Firmen sind für die besonderen Anforderungen beim Bau einer Abdichtung aus Kunststoffdichtungsbahnen mit Schutz- und Bewehrungselementen sensibilisiert worden. Die Eigen- und Fremdüberwachungen konnten die Umsetzung der Planungsvorgaben dokumentieren. Feste Ansprechpartner, keine Personalwechsel oder ein Austausch der Baukolonnen sowohl beim Hauptauftrag- nehmer Fa. Anton Müsing GmbH & Co. KG, Wolfsburg, als auch beim Verleger Naue Sealing GmbH & Co. KG, Bückeburg, haben sich bisher in einer sehr hohen Qualität der ausgeführten Arbeiten niedergeschlagen. Im Abbildung 12 Einbau der Tragschichten und Pflasterarbeiten Zusammenwirken der Beteiligten ist die gewählte an der Basis des Regenrückhaltebeckens 1 Ausführungsvariante damit sowohl unter Kosten als auch unter Qualitätsaspekten positiv zu bewerten. 7.2.4 Fremdüberwachung beim Einbau Die kunststofftechnische Fremdüberwachung umfasst 9 LITERATUR zunächst die Kontrolle der angelieferten kunststoff- technischen Elemente (Lieferzustand, Kennzeichnung), die ATV-DVWK-A 117, Bemessung von Regenrückhalteräumen. Kontrolle der Herstellernachweise und wird ergänzt durch ISBN 3-933707-79-X. Hennef, März 2001 stichprobenartige Kontrollprüfung der Elemente in norm- ATV-DVWK-M 153, Handlungsempfehlung zum Umgang mit gerechten Laborprüfungen (Knipschild, 1998). Bei den Regenwasser. ISBN 3-927729-85-X. Hennef, Februar 2000 Kontrollprüfungen wurden in allen Fällen die Ergebnisse Deutscher Verband für Schweisstechnik e.V. (1999): Richtlinie der Eigenüberwachung bestätigt. DVS 2225 Teil 4 02/1999. Schweißen von Dichtungsbahnen aus Polyethylen (PE) für die Abdichtung von Deponien und Die Herstellung der Sandschutzschicht und Einbinde- Altlasten. DVS-Verlag, Düsseldorf gräben als Auflager für die Kunststoffdichtungsbahnen BBG Bauberatung Geokunststoffe GmbH & Co. KG (2000): wird durch die örtliche Bauüberwachung überwacht und ® Secugrid -Handbuch. Bewehrung mit Geokunststoffen - durch die Fremdüberwachung stichprobenartig kontrolliert. Anwendung und Bemessung in Beispielen. Geokunststoffe in Der Einbau der Kunststoffdichtungsbahnen wird von der der Geotechnik, Band 2, 2. Aufl. 2002, Naue Fasertechnik Fremdüberwachung durch Baustellen- und (Hrsg.). Lübbecke Laborprüfungen kontrolliert: Blümel, W. & Stoewahse, C. (1998): Nachweise zur Standsi- • vollständige Inaugenscheinnahme der gesamten cherheit von Dichtungssystemen auf geneigten Flächen. Dichtungsfläche und aller Schweißnähte Tagungsband zur 14. Fachtagung "Die sichere Deponie - Wirksamer Grundwasserschutz mit Kunststoffen", SKZ, • systematische Kontrolle der Nahtdicken (Füge- 26./27.02.1998, Congress Centrum Würzburg wege) mittels Ultraschallprüfung an allen Über- Knipschild, F. W. (1998): Anforderungen und Aufgaben einer lappnähten mit Prüfkanal projektbezogenen Fremdprüfung für den Bereich • stichprobenartige Prüfung der Fügefestigkeit in Kunststofftechnik. Tagungsband zur 14. Fachtagung "Die den Nahtrandbereichen der Auftragnähte mittels sichere Deponie - Wirksamer Grundwasserschutz mit abgewinkeltem Schraubendreher Kunststoffen", SKZ, 26./27.02.1998, Congress Centrum • stichprobenartige Kontrolle der Dichtigkeits- Würzburg prüfung Saathoff, F. (1999): Dränsysteme aus Wirrgelege und Vliesstoff. • Kontrollprüfung (normgerechte Laborversuche) Tagungsband zur 15. Fachtagung "Die sichere Deponie - Wirksamer Grundwasserschutz mit Kunststoffen", SKZ, an Probenahmen aus den Schweißnähten bzw. 18./19.02.1999, Congress Centrum Würzburg Probeschweißungen Die anforderungsgerechte Ausführung aller konstruktiven Details und der fachgerechte Einbau der Geotextilien, Dränmatten und Geogitter entsprechend den Verlege- vorschriften des Herstellers und den Vorgaben der Stand- sicherheitsberechnungen wird durch die örtliche Bauüber- wachung überwacht und durch die Fremdüberwachung stichprobenartig kontrolliert. Es waren keine Mängel zu beanstanden. 8. Informations- und Vortragsveranstaltung über "Kunststoffe in der Geotechnik - KGEO" München, Februar 2003 geotechnik Sonderheft, Deutsche Gesellschaft für Geotechnik 8/8
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