Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache

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Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
Im Innenhof des Bistros La Table d’Olivier treffen
                          sich Olivier Leflaive, unverkennbar der Mann mit
                          Hut, und sein älterer Bruder Patrick gern auf ein
                          Glas Wein aus der eigenen Produktion.

      Olivier Leflaive                                                         Fast zehn Jahre ging es gut mit der Koexistenz des Weinguts
                                                                               Leflaive in Puligny-Montrachet und des gleich­namigen

      und der Wein –
                                                                               Handels­hauses, dann kam es zum Eklat. Mit einer Erzeugung
                                                                               von achthunderttausend Flaschen zählt die Maison Olivier
                                                                               Leflaive heute zu den wichtigen Weisswein­lieferanten
                                                                               der Bourgogne. Insbesondere die Grands Crus des Hauses

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      eine Familiensache                                                       brauchen qualitativ keinen Vergleich zu scheuen.
                                                                               Von Armin Diel   Fotos Marco Grundt

                                                                                                                                                         15
     F I N E   2 | 2015                                                                                                        F I N E   B u r g u n d
Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
Das Hotel und das Bistro von Olivier Leflaive sind in einem
                                                                                                                                                                                                                                                  stattlichen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert untergebracht.
                                                                                                                                                                                                                                                  So monumental wie das alte Steintor, das in die weltberühmte
                                                                                                                                                                                                                                                  Grand-Cru-Lage Chevalier-Montrachet führt, sind auch die

                                                                                              B
                                                                                                      ei dem Namen Leflaive denkt man in erster Linie natür­       seinen Businessplan der Generalversammlung der Familie prä­
                                                                                                      lich an die Domaine Leflaive, die zu recht den Ruf eines     sentierte, waren alle Cousins und Cousinen begeistert. Sie gaben
                                                                                                                                                                                                                                                  Weine aus den Chardonnay-Trauben, die hier wachsen.
                                                                                                      der herausragenden Weißweinerzeuger der Welt genießt.        ihre ausdrückliche Zustimmung, dass das neue Projekt ebenfalls
                                                                                              Erste Belege über den Weinbau in der Familie gehen zurück            den Namen Leflaive tragen dürfe, und waren sogar bereit, dort
                                                                                              auf das Jahr 1717. Als Joseph Leflaive das Gut Ende des 19. Jahr­    persönliches Geld zu investieren; Onkel Vincent half Olivier
                                                                                              hunderts übernahm, umfasste es lediglich zwei Hektar Reb­            Leflaive obendrein bei der Suche nach guten Traubenlieferanten. die Bewirtschaftung der Weinberge nach den Regeln der Bio­
                                                                                              fläche. Das napoleonische Erbrecht, das in jeder Generation                                                                            dynamie an, wovon Cousin Olivier so gar nicht begeistert war.

                                                                                                                                                                   W
                                                                                              zur Realteilung unter den Abkömmlingen führt, machte den                         enige hundert Meter vom Weingut entfernt ent­             »Nach dem Tod von Vincent Leflaive im Jahr 1993 war die
                                                                                              Erhalt des Gutes fast unmöglich. Hauptberuflich war Joseph                       stand also die neue Kellerei von Olivier Leflaive, Stimmung zunehmend von Misstrauen und auch etwas Neid
                                                                                              Leflaive ohnehin im Schiffsbau tätig und dort an der Kon­                        die sich heute zu einem regelrechten Gebäudekom­ geprägt«, erinnert sich Olivier Leflaive. Die restliche Familie
                                                                                              struktion des ersten französischen Unterseeboots beteiligt.          plex entwickelt hat. Mit der tatkräftigen Hilfe seines älteren sei irritiert gewesen, dass die Maison deutlich mehr Wein ver­
                                                                                              Zug um Zug kaufte er aber Weinbergsflächen dazu und baute            Bruders Patrick schaffte es Olivier Leflaive auf Anhieb, dreißig­ kaufte als das Weingut, wenn auch zu wesentlich niedrigeren
                                                                                              das Gut schließlich auf eine stattliche Größe von fünfund­           tausend Flaschen im ersten Jahr zu verkaufen. Innerhalb von Preisen. Auslöser für weiteren Unmut war dann ein Artikel in
                                                                                              zwanzig Hektar aus.                                                  fünf Jahren wurden daraus fünfhunderttausend Flaschen. An der Revue du Vin de France, in dem der bekannte französische
                                                                                                   Wie es in der Bourgogne bis weit in die 1950er Jahre            der Ko­existenz eines Weinguts und einer Weinkellerei gleichen Journalist Michel Bettane den 1992er Bâtard-Montrachet von
                                                                                              üblich war, verkaufte auch die Domaine Leflaive das Gros             Namens schien sich in der Familie weiterhin niemand zu stören. Olivier Leflaive besser bewertete als das Pendant der Domaine
                                                                                              ihrer Erzeugung im Fass an die Négociants in Beaune. Statt­               Erstes Unheil dräute allerdings, als Olivier Leflaives Onkel Leflaive. Das grenzte an Majestätsbeleidigung und war der
                                                                                              liche Mengen gingen aber auch damals schon als Flaschenweine         Vincent im Jahr 1990 seine Tochter Anne-Claude als seine berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Aus­
                                                                                              in die Ver­einigten Staaten. Den zweiten Weltkrieg überstand         Nachfolgerin in der Domaine Leflaive bestimmte. Im Grunde gerechnet ein Wein von Cousin Olivier hatte die bislang nie
                                                                                              das Weingut finanziell nur deshalb, weil der damalige amerika­       ergänzten sich die beiden recht gut, weil Anne-Claude sich mit angezweifelte Ausnahmestellung des noblen Weinguts in Frage
                                                                                              nische Importeur Wildman die Weine der Jahrgänge 1939 bis            Hingabe um die Erzeugung der Weine kümmerte und Olivier gestellt. Das rüttelte an den Grundfesten.
                                                                                              1944 im voraus bezahlte, die Flaschen aber erst ab 1946 bezog.       ein begnadeter Verkäufer war. Jedoch gab es immer wieder              Wichtigster Tagesordnungspunkt der nächsten Assemblée
                                                                                                   Nach dem Tod von Joseph Leflaive im Jahr 1953 über­             Meinungs­verschiedenheiten über die strategische Ausrichtung Générale war im Juni 1994 die Abberufung von Olivier
                                                                                              nahmen dessen Söhne Jo und Vincent die Leitung des Wein­             des Weinguts: Schon damals strebte Anne-Claude Leflaive Leflaive als Geschäftsführer der Domaine Leflaive. »Es war
                                                                                              guts. Gemeinsam mit ihren Schwestern Jeanne und Anne
                                                                                              beschlossen sie, dass es mit der Aufteilung des Weinguts ein
                                                                                              Ende haben müsse. Im Jahr 1973 legten sie deshalb ein Statut fest,
                                                                                              das die Familienmitglieder dazu verpflichtete, ihre Weinberge
                                                                                              lang­fristig – also mindestens dreißig Jahre – an die Betreiber­
                                                                                              gesellschaft zu verpachten.
                                                                                                   Jo Leflaive lebte lange in Grenoble, wo er als Versicherungs­
                                                                                              kaufmann tätig war, meist kam er nur an den Wochenenden
                                                                                              nach Puligny-Montrachet, wohin er erst nach der Rente über­
                                                                                              siedelte. Er war in erster Linie für die Büroarbeit und damit auch
                                                                                              für die Finanzen zuständig. Sein Bruder Vincent, der zuvor als
                                                                                              kaufmännischer Leiter einer Fabrik bei Chambéry gearbeitet
                                                                                              hatte, zog in das Weingut und kümmerte sich um die Wein­
                                                                                              erzeugung. Obendrein war er ein charismatischer PR-Mann
                                                                                              und blendender Verkäufer. Bei seiner Vorliebe für gutes Essen
        Offiziell befindet sich Olivier Leflaive seit dem Jahr 2010 im Ruhestand mit Wohn-    war es dem stattlichen Herrn förmlich auf den Leib geschrie­
                                                                                              ben, die Leflaive-Weine auf den Weinkarten der besten Restau­
        sitz in Beaune. Es vergeht aber kaum ein Tag in der Woche, an dem er nicht in         rants des Landes zu platzieren.
        Puligny-­Montrachet auftaucht, um in dem von ihm gegründeten Weinhandelshaus               Im Jahr 1982 nahm Olivier Leflaive den Platz seines ver­
                                                                                              storbenen Vaters Jo in der Domaine Leflaive ein und ergänzte
        und seinem Hotel an der Place du Monument vorbeizuschauen. In dem Gebäude             sich auf vorzügliche Weise mit seinem Onkel Vincent. Da das
        aus dem 17. Jahrhundert befindet sich auch eine Art Weinbistro, La Table d’Olivier,   Marketing-Gen bei beiden ähnlich ausgeprägt war, führten
                                                                                              sie das Weingut auf ein bislang nicht gekanntes Erfolgsniveau.
        wo man die Leflaive-Weine zu regionalen Gerichten verkosten kann. Stets wohl-              Angesichts der weltweiten Nachfrage nach burgundischen
        gelaunt und meist mit einem seiner zahlreichen Hüte der amerikanischen Marke          Weißweinen unterstützte Vincent Leflaive die Idee seines Neffen
                                                                                              Olivier, neben der Domaine eine Weinkellerei in Puligny-­
        Stetson auf dem Kopf begrüßt er dort die Gäste aus aller Herren Länder und gibt       Montrachet zu gründen, der sich durch Traubenzukauf zusätz­
        bereitwillig Erläuterungen zu seinen Weinen.                                          liche Möglichkeiten am Markt eröffneten. Als Olivier Leflaive

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Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
Geschäftsgrundlage, in der Maison Leflaive liefern diese Wein­
        Stolz präsentiert der Genießer Olivier Leflaive seine Premiers                              berge aber gerade einmal zwei Prozent der benötigten Menge.
                                                                                                         Das Gros der Trauben kauft die Maison Leflaive aus fast
        und Grands Crus Chevalier-Montrachet aus dem Jahrgang 2010.                                 hundert verschiedenen Appellationen zusammen, wobei die
        Bis zu achthunderttausend Flaschen, weiße und rote Burgunder                                Weißweine der Côte de Beaune nach wie vor das Schwergewicht
                                                                                                    bilden. Vierzig Prozent der Erzeugung wird als Bourgogne ver­
        aus fast hundert verschiedenen Appellationen, verlassen im Jahr                             marktet, ein gutes Drittel als Ortsweine. Premier-Cru-Lagen
        das moderne Kellereigebäude.                                                                stehen bei etwa zehn Prozent der Weine auf dem Etikett, und
                                                                                                    nur drei Prozent stammen aus Grand-Cru-Parzellen. Ergänzt
                                                                                                    wird das Programm traditionell durch Rotweine aus Volnay
                                  der schrecklichste Tag meines Lebens, denn außer meinen           und Pommard sowie Weißweine aus dem fernen Chablis, die
                                  Geschwistern und der Cousine Béatrice haben alle anderen bei      ebenfalls in Puligny vinifiziert werden.
                                  der Abstimmung die Hand gegen mich gehoben. Ich habe sogar             Aufgrund kleinerer Ernten sind die Traubenpreise in den
                                  vor meinen Kindern geweint«, erinnert sich Olivier Leflaive,      vergangenen vier Jahren jeweils um zehn Prozent gestiegen.
                                  der sich äußerst ungerecht behandelt fühlte. Gemeinsam mit        Preistreibend wirkt sich obendrein aus, dass viele burgun­dische
                                  seinem Bruder Patrick schied er auch als Gesellschafter aus       Weinhandelshäuser über geringe Bestände verfügen und des­
                                  und verlangte einen angemessenen Ausgleich für seinen zehn­       halb dringlich auf die neuen Ernten angewiesen sind. Für Fass­
                                  prozentigen Anteil am Weingut. Das war dann der nächste           weine der einfachen Appellation Bourgogne Blanc zahlte man
                                  Streitpunkt: Gutachter und Anwälte wurden eingeschaltet,          im Herbst 2014 rund fünf Euro pro Liter, ein Ortswein aus
                                  am Ende einigte man sich auf die Hälfte dessen, was Olivier       Puligny-Montrachet kostete schon mehr als das Dreifache. Für
                                  und Patrick gefordert hatten. Doch damit besaßen sie genü­        bekanntere Premiers Crus aus Puligny verdoppelte sich der Preis
                                  gend frisches Geld, um ihre inzwischen zu klein gewordene         spielend auf dreißig bis vierzig Euro pro Liter. Gerade­zu astro­
                                  Kellerei vergrößern zu können. Auf schroffe Ablehnung stieß       nomische Kurse mussten diejenigen Handelshäuser akzeptie­
                                  allerdings das Ansinnen der Brüder, die Pachtverträge ihrer       ren, die bei den raren Grands Crus dabei sein wollten: Ein Liter
                                  Weinberge sofort kündigen zu können. Die sollten sie erst         aus dem Bâtard-Montrachet kostete hundertfünfzig Euro, wäh­
                                  nach Ablauf der ursprünglich vereinbarten Laufzeit im Jahr        rend man für den Traubensaft aus dem legendären Montrachet
                                  2009 zurückerhalten.                                              sogar zweihundert Euro auf den Tisch des jeweiligen Erzeugers
                                                                                                    blättern musste. Obschon solche Preziosen im Sortiment von

                                  I
                                      m Nachhinein betrachtet Olivier Leflaive den Abschied         Olivier Leflaive eine untergeordnete Rolle spielen, benötigt
                                      von der Domaine Leflaive als glückliche Fügung. Denn so       man für den jährlichen Traubenkauf rund zehn Millionen Euro,
                                      konnte er sich viel intensiver um die eigene Firma kümmern,   wovon etwa die Hälfte als »Erntebergungsdarlehen« durch die
                                  die in umsatzstarken Jahren bis zu achthunderttausend Flaschen    Hausbank finanziert wird.                                           laufen stets den biologischen Säureabbau, die Hefe wird höchs­        anmutende Möbel. Während in den Opale genannten Zimmern
                                  im Jahr absetzt. Zusammen mit seinem Bruder Patrick besitzt                                                                           tens zwei Mal im Monat aufgerührt. Nach einem Jahr erfolgt            sanfte Cremetöne dominieren, fühlt man sich in den Retro-

                                                                                                    A
                                  er siebzehn Hektar Weinberge, darunter wertvolle Parzellen               lle Trauben für Olivier Leflaive werden grundsätzlich        der Abzug in Edelstahltanks, in denen die Weine etwa vier bis         Zimmern an die 1950er Jahre erinnert. Die überaus geräumigen
                                  in den Grand-Cru-Lagen Chevalier- und Bâtard-Montrachet                  von Hand gelesen und dann in der Kellerei in Puligny-        neun Monate bis zur Abfüllung verweilen.                              Suiten verfügen jeweils über einen kleinen Balkon. Das Früh­
                                  sowie Flächen in exzellenten Premier-Cru-Lagen wie Folatières            Montrachet verarbeitet. Das Gros der Weine wird in                Als technischer Betriebsleiter ist der Önologe Franck Grux       stück ist für französische Standards überraschend vielgestaltig,
                                  und Pucelles. Für ein typisch burgundisches Weingut wären         kleinen Eichenholzfässern vergoren, die je nach Kategorie bis       sowohl für den Einkauf der Trauben als auch für den Ausbau der        neben dem obligatorischen Croissant gibt es auch Schinken,
                                  siebzehn Hektar Rebfläche dieser Güte schon eine stattliche       zu hundert Prozent erneuert werden. Die Jungweine durch­            Weine verantwortlich. Eine umfassende Aufgabe, bei der er seit        Käse und Obst. Eierspeisen werden nach Wunsch à la minute
                                                                                                                                                                        zwanzig Jahren durch den Kollegen Philippe Grillet unterstützt        serviert. Nicht zuletzt aufgrund seiner absolut ruhigen Lage ist
                                                                                                                                                                        wird. Der Expertise der beiden verdankt die Maison Leflaive           die Maison d’Olivier für Weinreisende an der Côte de Beaune
                                                                                                                                                                        maßgeblich die zunehmende Anerkennung in der Fachwelt.                eine überaus empfehlenswerte Station.
                                                                                                                                                                             Zuvor war Franck Grux einige Zeit in der Domaine Guy

                                                                                                                                                                                                                                              N
                                                                                                                                                                        Roulot in Meursault tätig, wo er im Jahr 1987 Vincent und                     eben weißen und roten Burgundern hat Olivier
                                                                                                                                                                        Olivier Leflaive zu einer Verkostung empfing. Einige Tage                     Leflaive ein besonderes Faible für Champagner.
                                                                                                                                                                        danach erfuhr er, dass die Leflaives einen Nachfolger für ihren               Gemeinsam mit dem befreundeten Winzerkollegen
                                                                                                                                                                        bisherigen Weinmacher Jean-Marc Roulot suchten und ver­               Anselme Selosse aus Avize versuchte er vor dreißig Jahren, die
                                                                                                                                                                        abredete sich mit Olivier Leflaive. Bei einem Glas Whisky in          Nobelmarke Salon zu kaufen. Daraus wurde damals aber nichts,
                                                                                                                                                                        dessen Haus in Puligny-Montrachet wurde man sich schnell
                                                                                                                                                                        handelseinig.
                                                                                                                                                                              Seit Olivier Leflaives offiziellem Rückzug aus der Geschäfts­
                                                                                                                                                                        leitung im Jahr 2010 ist sein Schwiegersohn Jean Soubeyrand als
                                                                                                                                                                        Dirécteur-Général neuer Chef des Hauses. Genau­genommen
                                                                                                                                                                        ist er der frühere Ehemann von Julie Leflaive, mit der er eine
                                                                                                                                                                        gemeinsame Tochter namens Eva hat. Nach der Trennung des
                                                                                                                                                                        Paares sind beide inzwischen neu verheiratet. Soubeyrand
                                                                                                                                                                        stammt ursprünglich aus der Auvergne und gilt als großer
                                                                                                                                                                        Zahlen­spezialist, da er lange in der Finanzbranche tätig war.
                                                                                                                                                                              Seine frühere Frau Julie leitet heute das hübsche Hotel
                                                                                                                                                                        Maison d’Olivier, das nach einer längeren Umbauphase im Jahr
                                                                                                                                                                        2007 eröffnet wurde. Die elf Zimmer und zwei Suiten sind sehr
                                                                                                                                                                        individuell eingerichtet und bilden eine gelungene Symbiose
                                                                                                                                                                        aus Tradition und Moderne. Drei Zimmer sind im Stil der Pop
                                                                                                                                                                        Art eingerichtet, dort dominieren grelle Farben und futuristisch

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     F I N E   2 | 2015                                                                                                                                                                                                                                                                                          F I N E   B u r g u n d
Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
Geben Sie einem 82er Château Margaux das Gefühl, zuhause zu sein.
                              Julie Leflaive leitet das hübsche Hotel Maison
                              d’Olivier, das 2007 eröffnet wurde. Sie ist die
                              Tochter von Olivier Leflaive, der wie auch sein
                              Bruder Patrick vier Kinder hat.

                          weil ihnen mit Bernard de Nonancourt ausgerechnet der Chef
                          des Champagnerhauses Laurent-Perrier zuvorgekommen war.
                               Im vergangenen Jahr nahm Olivier Leflaive einen neuen
                          Anlauf in Sachen Champagner. Er kaufte Trauben für etwa
                          dreißig­tausend Flaschen, die ein befreundeter Champagner­
                          winzer für Leflaive erzeugt und die ab 2017 verkauft werden
                          sollen. Die Trauben stammen von der Côte des Blancs, der
                          Schampus soll geradlinig und sehr trocken schmecken und nach
                          Valentin Leflaive, Oliviers achtjährigem Sohn, benannt werden;
                          bei seiner Geburt war Olivier Leflaive zweiundsechzig Jahre alt.
                               Auch seinem Onkel Vincent, den er bis heute als seinen
                          großen Mentor bezeichnet, hat Olivier Leflaive einen Wein
                          gewidmet. Vom Jahrgang 2012 legte er erstmals eine spezielle
                          Cuvée namens Oncle Vincent Vieilles Vignes auf, deren Trauben
                          ausschließlich aus eigenen Parzellen in Puligny-­Montrachet
                          stammt. Als er seine Cousine Anne-Claude über dieses Vor­
                          haben informierte, war sie alles andere als amüsiert. Dabei
                          hatte sie ihn auch nicht um Erlaubnis gebeten, ein Handelshaus
                          namens Joseph Leflaive zu gründen. »So hießen schließlich
                          mein Vater und auch mein Großvater,« betont Olivier Leflaive.
                               Er räumt freimütig ein, dass seine Kellerei anfangs enorm
                          vom Bekanntheitsgrad der Domaine Leflaive profitierte. Heute
                          kann es aber durchaus auch mal anders sein. Seitdem die Weine
                          der Domaine in Australien aufgrund oxidativer Noten in Miss­
                          kredit geraten sind, verkauft die Maison Leflaive dort praktisch
                          keine Flasche mehr.
                               Es zählt zu den Tragödien der Familie Leflaive, dass sich
                          Olivier Leflaive und seine Cousine nicht mehr aussöhnen konn­
                          ten. Nach langjährigen Versuchen, dem Krebs mit alternativen
                          Methoden beizukommen, verstarb Anne-Claude Leflaive im
                          vergangenen April. Zu ihrer Beisetzung wäre Olivier vielleicht
                          gegangen, ganz sicher aber nicht zum anschließenden Familien­
                          treffen. Dort wäre er nämlich auf zu viele Cousins und Cousinen
                          gestoßen, denen er lieber nicht begegnen möchte.
                                                                                                                                                         Der Unterschied heißt Gaggenau.

                          F
                                 ür die Zukunft hofft Olivier Leflaive, dass es in seiner
                                 Familie etwas beschaulicher zugehen werde, ein frommer                                                                  Der 82er Château Margaux gehört zu den Besten seines
                                 Wunsch, denn sowohl er als auch sein Bruder Patrick                                                                     Jahrgangs. Damit er es auch bleibt, schafft der Weinschrank
                          haben jeweils vier Kinder. Immerhin haben sie einen familiären                                                                 RW 464 ideale Lagerbedingungen. Zwei getrennt steuerbare
                          Kodex beschlossen, wonach Verkäufe von Unternehmens­                                                                           Klimazonen mit gradgenauer Temperaturregelung, vibrations-
                          anteilen nur an die Familiengesellschaft Olivier Leflaive mög­                                                                 armer Lagerung und voll ausziehbaren Flaschenablagen
                          lich sind.                                                                                                                     bieten Raum für bis zu 99 Flaschen. Alles, um einen Margaux
                               Neben Champagner zählt insbesondere die Musik zu                                                                          auf den perfekten Moment vorzubereiten: den Genuss.
                          Olivier Leflaives lange gepflegten Leidenschaften. Seit seiner
                          Jugend spielt er als Bassist in verschiedenen Formationen, aktu­                                                               Informieren Sie sich unter 089 20 355 366 oder unter
                          ell mit einigen Neffen in einer Combo, die sich beziehungs­                                                                    www.gaggenau.com.
                          reich »Affaire de Famille« nennt. Nur der Schlagzeuger ist
                          kein Leflaive. Diese Band tritt zuweilen bei Freunden, manch­
                          mal sogar bei kleinen Festivals auf. Und fast immer hat Olivier
                          Leflaive dabei einen jener prächtigen Hüte der Firma Stetson
                          auf dem Kopf. •
20
     F I N E   2 | 2015
Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
THE FIRST FRAGRANCE

                                        FIN E TAS T I N G
                                                                                                                                                                                                                                   FOR WOMEN

                                                                                                                                                                   Erhältlich in autorisierten Parfümerien und Warenhäusern.
         Armin Diel verkostet vierzehn Weine von Olivier Leflaive des Jahrgangs
          2012 sowie eine Vertikale der Jahrgänge 2006 bis 2013 aus der Premier-Cru-
         Lage Les Folatières. Die Anmerkungen zu den Jahrgängen entstammen dem
                        Kellerbuch des Kellermeisters Franck Grux.

       2012          Olivier Leflaive Bourgogne Oncle Vincent
                     Benannt nach Olivier Leflaives Onkel Vincent. Die Trauben stammen ausschließlich aus Weinbergen in Puligny-Montrachet.
                                                                                                                                                            87 P
                     Mittleres Gelb mit leicht grünen Reflexen; sehr ansprechendes Bukett, ein Hauch von Honig und Vanille; gefällige Frucht, sehr aus­
                     gewogene Struktur, toller Alltagswein!

       2012          Olivier Leflaive Meursault
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartgrünen Reflexen; changiert im Duft zwischen Aprikose und Pfirsichkern sowie Holunderblüte; recht
                                                                                                                                                            89 P
                     saftiger Körper, würzige Ingwernote, ein Hauch von Süßholz, pikanter Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2012          Olivier Leflaive Chassagne-Montrachet
                     Gut gedecktes Mittelgelb; sanfter Aprikosenduft, erinnert in seiner pflanzlichen Art etwas an Zitronenmelisse und Fenchel; charmante
                                                                                                                                                            88 P
                     Frucht, anklingende Süße, sanftes Säurespiel, insgesamt recht ausgewogen. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2012          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet
                     Gut gedecktes Mittelgelb; recht hefebetontes Bukett, Brioche, Biskuit, aber auch etwas Minze und Vanille; charaktervoller Körper,
                                                                                                                                                            90 P
                     beste Balance von Frucht und Säure, Aprikose, sehr ausgewogene Frucht, schöner Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2012          Olivier Leflaive Chassagne-Montrachet 1er Cru Abbaye de Morgeot
                     Gut gedecktes Mittelgelb; würziger Duft von Lindenblüten und Minze, aber auch etwas Mandeln und Pistazien; saftiger Körper, hat
                                                                                                                                                            89 P
                     Schmelz und Fülle, feinherbe Note im Abklang. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2012          Olivier Leflaive Meursault-Charmes 1er Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartgrünen Reflexen; duftet nach weißem Pfeffer und Eisenkraut, buttrige Aprikosennote; opulenter
                                                                                                                                                            90 P
                     Körper, anklingende Fruchtsüße, leicht ölige Konsistenz, gute Konzentration im Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2022.

       2012          Olivier Leflaive Meursault-Genevrières 1er Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartem Goldrand; duftet nach Lindenblüte, weißem Pfeffer und Williams-Christ-Birne; buttrige
                                                                                                                                                            90 P
                     Aprikosen­frucht, herzhafter Körper, feines Säurespiel, würziger Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2022.

       2012          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Champ Canet
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartem Goldrand; eher diskretes Bukett, etwas Lindenblüte, Kamille und grüner Apfel; zupackende
                                                                                                                                                            91 P

                                                                                                                                                                      B O T T E G A V E N E TA PA R F U M . C O M
                     Frucht, gehaltvoller Körper, würzige Mineralität, eleganter Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2022.

       2012          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Pucelles
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartem Goldrand; überaus würziges Bukett, weißer Pfeffer, Kardamom und Ingwer; eleganter Körper,
                                                                                                                                                            90 P
                     feiner Stil, mineralischer Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2022.

       2012          Olivier Leflaive Corton-Charlemagne Grand Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartgrünen Reflexen; große Aromenvielfalt, von Zitronenmelisse und Heu bis Mango und Orangeat;
                                                                                                                                                            93 P
                     belebendes Fruchtspiel, stoffiger Körper, würziger Nachhall. Bester Trinkzeitraum von 2018 bis 2024.

22
     F I N E   2 | 2015
Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
2012          Olivier Leflaive Bienvenue Bâtard-Montrachet Grand Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit zartem Goldrand; diskretes Bukett, etwas Lindenblüte und Birne, Minze und Thymian; saftiger Körper,
                                                                                                                                                                    95 P
                     dabei überaus elegant, beste Balance, verspielter Abklang. Bester Trinkzeitraum von 2018 bis 2024.

       2012          Olivier Leflaive Bâtard-Montrachet Grand Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit mittlerem Goldrand; deutlich geöffnetes Bukett, Aprikose und Pfirsich, etwas Vanille und Süßholz;
                                                                                                                                                                    94 P
                     ausdrucksstarker Charakter, saftig und elegant zugleich, schöne Balance, herzhafter Abklang. Bester Trinkzeitraum von 2018 bis 2024.

       2012          Olivier Leflaive Montrachet Grand Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit deutlichem Goldrand; exotisch anmutendes Bukett, Mango und Ananas, ein Hauch von Vanille und
                                                                                                                                                                    94 P
                     Lakritze; noch etwas verschlossene Frucht, kompakter Körper, dezentes Säurespiel, leicht salzige Note im Abklang. Bester Trinkzeit­
                     raum von 2020 bis 2026.

       2012          Oliver Leflaive Chevalier-Montrachet Grand Cru
                     Gut gedecktes Mittelgelb mit deutlichem Goldrand; überaus vielschichtiges Bukett, ein Hauch von Lindenblüte, Weißdorn und
                                                                                                                                                                    96 P
                     schwarzen Trüffeln, etwas Birne und Ananas; anmutiger Körper, fein changierendes Säurespiel, wunderbarer Nachhall. Bester Trink­
                     zeitraum von 2020 bis 2026.

       2006          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Der Jahrgang brachte bei guter Reife und später Lese eine mittelgroße Ernte. Es handelt sich durchweg um bald trinkbare, gehaltvolle Weine.
                                                                                                                                                                    88 P
                     Mitteltiefes Goldgelb; duftet nach Lindenblüte und Haselnussschokolade, etwas Vanille und Brioche; bereits deutlich entwickelte
                     Frucht, opulenter Körper, verhaltene Säure. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden.

       2007          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Eher ein frühreifer Jahrgang, in dem die Trauben schon Anfang September geerntet wurden. Die Erträge lagen im oberen Bereich.
                                                                                                                                                                    90 P
                     Mittleres Goldgelb; duftet nach Lindenblüte, getrockneter Aprikose und Cox-Orange-Apfel; belebende Frische, recht filigrane S­ truktur,
                     ansprechender Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2008          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Die Rahmenbedingungen waren alles andere als günstig: später Austrieb, unregelmäßige Blüte, kühler Sommer. Die Lese begann einhun-
                                                                                                                                                                    89 P
                     dertzwanzig Tage nach der Blüte!
                     Mitteltiefes Goldgelb; verhaltener Apfelduft, etwas Vanille und Quitte; eher schlank als opulent, markanter Stil mit einer recht kecken
                     Säure, passabler Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2009          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Ein früher Austrieb ließ die Winzer auf einen guten Jahrgang hoffen, der sich trotz Hagelschlag am 17. April dann auch nach guter Blüte
                                                                                                                                                                    92 P
                     tatsächlich realisierte.
                     Mitteltiefes Goldgelb; fein strukturierter Birnenduft, leicht malzige Note; eleganter Körper, beste Balance von Frucht und Rasse,
                     pikante Würze im Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2024.

       2010          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Wieder ein verheißungsvoller Auftakt durch frühen Austrieb. Trotz starker Verrieselungen während der kühlen Blüte lag der Ertrag im
                                                                                                                                                                    91 P
                     oberen Bereich. Ein sehr guter Jahrgang.
                     Recht helles Goldgelb; etwas verhaltenes Bukett, deutlich Apfel und Quitte; auch im Geschmack offenbart sich der Wein recht lang­
                     sam, ausgewogene Frucht, pikante Säure, insgesamt etwas leichter im Stil. Bester Trinkzeitraum bis 2022.

       2011          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Trotz erheblichem Pilzdruck durch Oidium und Peronospora während des Sommers konnte am Ende ein normaler Ertrag eingebracht
                                                                                                                                                                    93 P
                     werden. Wieder eine ähnlich frühe Lese wie 2007.
                     Recht helles Mittelgelb mit zartgrünen Reflexen; verlockendes Bukett, erinnert an Pfirsich und Aprikose, dezente Vanillenote; feine
                     Struktur, eleganter Körper, tanzt förmlich auf der Zunge, feine Mineralität. Bester Trinkzeitraum von 2016 bis 2024.

       2012          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Einem frühem Austrieb folgte ein regnerisches Frühjahr und eine durchwachsene Blüte. Zwei Hagelschläge reduzierten die Ernte­aussichten
                                                                                                                                                                    92 P
                     etwa auf die Hälfte eines normalen Jahres.
                     Recht helles Mittelgelb; etwas Cox Orange und Aprikose im Duft; recht saftiger Körper, feines Säurespiel, komplexer Körper, mine­
                     ralischer Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020.

       2013          Olivier Leflaive Puligny-Montrachet 1er Cru Les Folatières
                     Nach einer heterogenen Blüte verschob sich die Ernte auf Ende September. Die mäßig reifen Weine mussten durch die Bank chaptalisiert werden.
                                                                                                                                                                    89 P
                     Recht helles Gelb; Anflug von exotischen Früchten, Ananas, Mango; recht verschlossene Frucht, schlanker Körper, feine Mineralität,
                     pikante Note im Abklang. Bester Trinkzeitraum von 2016 bis 2020. •

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     F I N E   2 | 2015
Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache Olivier Leflaive und der Wein - eine Familiensache
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