Pannonian Nature Network - 4 NATIONALPARKE & 10 NATURPARKE LEBENSQUALITÄT UND TOURISMUSBASIS FÜR DEN WESTPANNONISCHEN RAUM - Nationalpark ...
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Pannonian Nature Network 4 NATIONALPARKE 10 NATURPARKE & LEBENSQUALITÄT UND TOURISMUSBASIS FÜR DEN WESTPANNONISCHEN RAUM
Pannonian Nature Network 4 NATIONALPARKE 10 NATURPARKE & LEBENSQUALITÄT UND TOURISMUSBASIS FÜR DEN WESTPANNONISCHEN RAUM
ERLEBEN SIE WESTPANNONIEN … 4 NATIONALPARKE Nationalpark Őrség Nationalpark Fertő - Hanság Nationalpark Balaton - Oberland Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel 10 NATURPARKE Welterbe Naturpark Neusiedler See - Leithagebirge Naturpark Rosalia - Kogelberg Naturpark Landseer Berge Naturpark Geschriebenstein - Írottkő Naturpark in der Weinidylle Naturpark Raab - Őrség - Goričko Naturpark Ödenburger Gebirge Naturpark Írottkő - Geschriebenstein Naturpark Őrség Kerka - Tal 4 LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIETE Landschaftsschutzgebiet Szigetköz Landschaftsschutzgebiet Sághegy Landschaftsschutzgebiet Pannonhalma Landschaftsschutzgebiet Mura - menti
NATUR ERLEBEN … … in den Schutzgebieten des „Pannonian Nature Networks“, einem Zusammen- schluß von 4 Nationalparken und 10 Natur- parken im westpannonischen Raum. Im Zentrum Europas, fernab vom Einfluß großer Meere, unter kontinentalem Klima, am Übergang der letzten Ausläufer der Alpen zum flachen Land der Kleinen Ungarischen Tiefebene – und nicht zuletzt durch die jahrhundertelange Bewirtschaf- tung durch den Menschen beeinflußt – haben sich im westpannonischen Raum einzigartige, artenreiche Landschaften mit ganz besonderen und typischen Lebens- gemeinschaften von Pflanzen und Tieren entwickelt. Diese Broschüre stellt sie vor und soll zum Naturerlebnis anregen: 08 // Steppenseen und Salzlacken 12 // Niedermoore und Feuchtwiesen 18 // Flüsse und Auen 24 // Die Wälder Westpannoniens 30 // Hügelketten und Vulkankegel 36 // Trockenrasen und Heiden 40 // Weideland und Steppen 44 // PaNaNet Schutzgebiete im Kurzportrait 5
DAS PANANET PROJEKT Pannonian Nature Network Im Burgenland und in den drei benachbarten Komitaten Westungarns sind in den letzten Jahren zahlreiche Naturschutzgebiete unterschiedlichster Kategorien geschaffen worden. Im Interreg-Nachfolgeprogramm „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ (ETZ AT-HU) wurde deshalb von der ARGE Naturparke über das Regionalmanagement Burgenland das Projekt mit dem Titel „PaNaNet“ ins Lebens gerufen, um diese Schutzgebiete miteinander zu vernetzen, das naturtouristische Angebot der Regionen gemeinsam weiter zu entwickeln und durch verstärkte Zusammenarbeit auch Synergien bei Öffentlichkeitsarbeit und Marketing zu nutzen. Den Menschen in Westungarn und im Burgenland die Vielfalt und den Wert ihres gemeinsamen Naturerbes bewusst zu machen – das ist in einem Satz das Ziel dieses einzigartigen, grenzüberschreitenden Projektes. Am Projekt beteiligt sind die Verwaltungen von vier Nationalparken Bevölkerung über den Wert der Schutzgebiete für Lebensqualität (Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel, Fertő - Hanság, Őrség und Wirtschaft zu erhöhen. Durch eine dauerhafte Vernetzung und Balaton - Oberland), alle sechs Naturparke im Burgenland der pannonischen Schutzgebiete sollen sich diese als prägendes (Neusiedler See - Leithagebirge, Rosalia - Kogelberg, Landseer Angebot im Bereich „Naturerlebnis“ etablieren können. Dazu ist Berge, Geschriebenstein - Írottkő, Weinidylle und Raab - Őrség - einerseits eine qualitative Weiterentwicklung der bereits beste- Goričko) sowie vier Naturparke in Westungarn (Ödenburger henden Infrastruktur genauso notwendig wie die gemeinsame Gebirge, Írottkő, Őrség und Kerka-Tal). Gestaltung neuer naturtouristischer Angebote. Diese im PaNaNet vertretenen Schutzgebiete stellen ökologische Die im Projekt eingebundenen Aktivitäten umfassen die Bereiche Nischen und Verbreitungskorridore für gefährdete Tier- und Angebots- und Produktentwicklung, gemeinsame Aus- und Wei- Pflanzenarten dar und verblüffen durch ihre Vielfalt an unter- terbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing sowie die Errich- schiedlichen Lebensräumen. Es sind diese intakten Natur- und tung von naturtouristischer Infrastruktur in den einzelnen Schutz- Kulturlandschaften, die eine Region repräsentieren, die die Basis gebietsregionen. Die Kooperationsebenen der Naturpark- und für die Lebensqualität der Menschen bilden und gleichzeitig für Nationalparkverwaltungen im Einzelnen: das Tourismusmarketing unentbehrlich sind. Schutzgebiete, gleich welcher Kategorie, sind in den vergangenen Jahrzehnten • Entwicklung neuer Besucherprogramme zum Kern regionaler Identität geworden. Internationale Trendfor- • Kombi-Angebote mehrerer Gebiete scher erwarten in den nächsten Jahren die stärksten Zuwächse • Aus- und Weiterbildung von Natur- und Nationalpark - im Bereich der Natur- und Wanderangebote. Vor diesem Hinter- MitarbeiterInnen sowie von Natur- und Landschaftsführern grund erscheint im Burgenland und in den ungarischen Nach- • Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit in den Regionen barkomitaten eine qualitative Weiterentwicklung der bisher • Präsentation der PaNaNet Gebiete auf ausgewählten geschaffenen Angebote notwendig und Erfolg versprechend. Märkten, im Internet und bei Veranstaltungen Auch muss versucht werden, neue Angebote zielgruppenge- • Verbesserung der Infrastruktur für Besucher recht aufzubereiten. Die touristische Angebotspalette eines • Entwicklung von Naturpark-Schulen im Burgenland Schutzgebietes braucht ein klares Profil, Alleinstellungsmerkmale • Erarbeitung von gemeinsamen, gebiets- und grenzüber- müssen für alle Regionen herausgearbeitet werden. Darüber schreitenden Angeboten mit den lokalen Partnern im hinaus sind Optimierungen im Rahmen des überregionalen Mar- Tourismus. ketings, der Qualitätssicherung und der nachfrageorientierten Entwicklung angedacht. Das Projektbudget wird dotiert von der Europäischen Union, Übergeordnetes Ziel des PaNaNet Projektes ist es daher, die der Republik Österreich, dem Land Burgenland und der Repu- Akzeptanz der Schutzgebiete sowie das Bewusstsein in der blik Ungarn. 6
STEPPENSEEN UND SALZLACKEN Es ist wahrhaft nicht verwunderlich, dass zahlreiche Naturbegeisterte alljährlich und zu allen Jahreszeiten Steppenseen und Salz- lacken aufsuchen, um zu beobachten, zu staunen, zu fotografieren und um die Weite dieser Landschaft zu genießen. Wer einmal den tiefroten Horizont und die auf der Wasseroberfläche glitzernd untergehende Sonne erlebt hat, wird diese Eindrücke nicht mehr vergessen. Diese Stimmung, der Geruch der Landschaft, die Vielzahl an Vögeln und ihr Geschnatter sind einzigartig und lassen mit ein bisschen Phantasie mitten in Europa ein Stück Afrika aufleben. NATIONALPARK NEUSIEDLER SEE - SEEWINKEL Von den einst über 100 Salzlacken des Seewinkels sind heute nur mehr rund 45 erhalten. Der Nationalpark hat es sich zur Auf- gabe gemacht, den Bestand dieser für Zentraleuropa exotischen und artenreichen Gewässer langfristig zu sichern. Das Wasser der Lacken bewohnen nur unzählige Arten von Kleinstlebewesen, die spezielle Strategien entwickelt haben, um die völlige Austrocknung ihres Lebensraums zu überleben. Diese Kleintierfauna bildet die Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl an Wasser- und Watvögeln, die die Lacken und angrenzenden Wie- sen als Nahrungs- und als Brutgebiet nutzen – wie Säbelschnäb- ler, Stelzenläufer, Uferschnepfe, Rotschenkel, Seeregenpfeifer, aber auch Graugänse, Enten, Möwen und Seeschwalben. Zur Naturzone des Nationalparks zählt auch ein schmaler Strei- fen des Seevorgeländes. Wo weder Beweidung noch Schilf- schnitt stattfinden, wird dieser von einem dichten, bis zu 7 km breiten Schilfgürtel bewachsen – ein Lebensraum von an Schilf angepassten Vögeln wie Bartmeise, Schilfrohr- und Drosselrohr- sänger sowie Rohrdommel. Die Gewässerränder und die angrenzenden Salz- und Feuchtwie- sen sind Heimat der für diese Landschaft typischen und einzigar- tigen salztoleranten Pflanzen, die sonst nur an Meeresküsten wachsen wie Queller, Strand-Sode und Salzaster. Im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel und Fertő - Hanság findet der Besucher ein Netzwerk an Beobachtungsinfrastruktur zum individuellen Naturerleben und -entdecken. Die National- park Informationszentren in Illmitz und Fertőújlak sind Ausgangs- punkte für ein umfangreiches Besucherprogramm. 8
Zu den wohl interessantesten Lebensräumen des westpanno- Wie entstanden nun die Salzlacken des Seewinkels? Aus geo- nischen Raumes gehören unbestritten Steppenseen und Salz- logischer Sicht muss man gar nicht allzu weit zurückgehen. lacken, die das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen Als Überbleibsel der letzten Eiszeit blieben riesige Eislinsen lassen. Nicht nur beeindruckt die Fülle an Vogelarten und ihre zurück, um die die damals weiter südlich fließende Donau teilweise enorme Individuenstärke, sondern vor allem auch das Schotter abgelagert hat. Nach dem langsamen Abschmelzen besondere Flair dieser von Salz geprägten Landschaft mit ihrer der Eislinsen blieben Mulden zurück, die sich mit Wasser einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt. füllten. Allen Salzlacken gemeinsam ist die geringe Wassertiefe Für die Entstehung der Steppenseen gehen Geologen davon aus, von 40 bis maximal 60 cm, die periodische Austrocknung, der dass durch großflächige Senkungsbewegungen nach der letzten erhöhte Salzgehalt und die spezielle Tier- und Pflanzenwelt. Eiszeit bzw. durch Auswehen dieser Senkungen Wannen entstan- Trotzdem sind die Lacken keineswegs einheitlich – man unter- den, die sich mit Wasser gefüllt haben. Daraus ergibt sich eines scheidet Weiß- und Schwarzwasserlacken. Anorganische der wesentlichen Merkmale eines Steppensees seine geringe Was- Stoffe, die durch ständige Wasserbewegung in Schwebe sertiefe von durchschnittlich einem bis wenigen Metern. Bei Wind gehalten werden und an denen sich das Licht reflektiert, lassen werden die Bodensedimente so stark aufgewühlt, dass es zu einer Weißwasserlacken silbergrau erscheinen. Hingegen färben intensiven Trübung des Wassers kommt. Durch die große Längs- gelöste Humusstoffe das Wasser der Schwarzwasserlacken ausdehnung der Seen läßt sich beim Herannahen von Segelboo- braun. ten die Krümmung der Erde erkennen. Der See erscheint endlos, Salz ist neben Wasser und Wind einer der prägenden Faktoren da das andere Seeufer hinter dem Horizont verschwindet. dieser Landschaft. Durch die sommerliche Hitze und Verdun- Der Wasserhaushalt der ursprünglich abflusslosen Steppenseen stung in Verbindung mit hoch anstehendem Grundwasser wird wird durch das Wechselspiel aus Niederschlag und Verdunstung durch Kapillarwirkung Wasser und darin gelöste Salze - vor bestimmt. Die vor allem herbstlichen und winterlichen Nieder- allem Soda, aber auch Koch-, Glauber- und Bittersalz, aus salz- schläge füllen die Seen, die Hitze und Trockenheit des Sommers führenden Bodenschichten an die Oberfläche gesogen und fällt lassen die Wasserspiegel wieder sinken. Nur in geringem Umfang dann an der Oberfläche als Salzausblühungen – auch „Såo- tragen Zuflüsse oder das Grundwasser zum Wasserhaushalt bei. daschnee“ genannt – an den Uferbereichen der Lacken und Um den immer wieder starken Schwankungen des Wasserspie- Seen aus. gels mit für die an den Ufern liegenden Ortschaften teilweise Nur wenige salzliebende Pflanzen ertragen diese extremen verheerenden Überschwemmungen Herr zu werden, wurden Bedingungen, wobei der Name „salzliebend“ etwas irreführend früh Kanalsysteme zur Wasserstandsregulierung gebaut und ist. „Salztolerant“ wäre passender, da nur diese Pflanzen die somit künstliche Abflüsse geschaffen. Aber auch die totale Aus- hohen Salzkonzentrationen gerade noch ertragen, während trocknung dieser flachen Steppenseen ist nach langanhaltenden andere Arten nicht mehr überleben können. Hingegen unterlie- Phasen der Trockenheit nicht ausgeschlossen. So war der Neu- gen diese Pflanzen auf weniger salzhältigen Standorten rasch siedler See zum Beispiel das letzte Mal in den Jahren 1864 - dem Konkurrenzdruck und sind daher nur hier in dieser Land- 1870 vollständig ausgetrocknet. schaft anzutreffen. 9
STEPPENSEEN UND SALZLACKEN IM … NATIONALPARK FERTŐ - HANSÁG Der Neusiedler See (ung. Fertő tó) ist der westlichste Steppen- see Eurasiens. 320 km² groß, hat er eine durchschnittliche Was- sertiefe von nur etwas mehr als einem Meter. Anfang des 20. Jhdts. wurde ein künstlicher Abfluss Richtung Raab und Donau, der Einser-Kanal, errichtet, womit zumindest eine Verhinderung von Hochwasserschäden erreicht werden konnte, aber auch eine schleichende Entsalzung des leicht sodahältigen Steppensees und eine massive Zunahme des Schilfbestandes eingeläutet wurden. Der Neusiedler See erstreckt sich wie der Nationalpark grenzü- berschreitend, er verbindet die beiden Staaten Österreich und Ungarn. Im See leben rund 35 Fischarten wie Wels, Zander, Karpfen und Hecht, aber auch der unter Schutz stehende Schlammpeitzger. Schilf und Seggen dominieren den südlichen Seeteil und die Uferbereiche, unterbrochen von kleineren offenen Wasserflächen. Die Uferzonen sind Lebensraum auch seltener Amphibien- und Reptilienarten, wie des vom Aussterben bedroh- ten Moorfrosches und der Rotbauchunke. Zudem nutzen viele Säugetiere den nur teilweise unter Wasser stehenden Schilfgür- tel als Rückzugs- und Nahrungsgebiet – wie Mäuse, Fischotter, Wildschweine und Rothirsche. Wohl aber am bekanntesten ist der Neusiedler See für seine reiche Vogelwelt! Mehr als die Hälfte aller europäischen Vogelar- ten können hier beobachtet werden. Vor allem Wasser- und Wat- vögel wie Silber- und Purpurreiher, Löffler, viele Enten- und Gän- searten nutzen das Neusiedler See Gebiet als Brut-, Rast- oder Nahrungsplatz – und als wichtigen Trittstein beim Vogelzug. Der südliche Seeteil und das Ostufer des Sees gehören zur Natur- zone des Nationalparks. Auf ungarischer Seite stehen die Csa- pody István Naturschule in Fertőújlak und der Schaubauernhof 10 Lászlómajor bei Sarród für Besucher offen.
NATIONALPARK BALATON - OBERLAND Der Plattensee (ung. Balaton) ist der größte Steppensee Mitteleuropas und entstand durch eine tektonische Senkung vor etwa 16.000 Jahren. Er ist 77 km lang und durchschnittlich 8 km breit mit einer Fläche von 594 km². Seine Ufer sind fast vollständig verbaut, natür liche Schilf-, Seggen- und Wiesengebiete praktisch vollständig verschwunden. Um die Wiederherstellung zumindest einiger weniger natürlicher Uferzonen und Schilf- bereiche ist der Nationalpark bemüht. WELTERBE NATURPARK NEUSIEDLER SEE - LEITHAGEBIRGE Der Naturpark Neusiedler See - Leithagebirge befindet sich am Westufer des Neusiedler Sees und ist geprägt von den weichen Übergängen vom Steppensee zu den Kalksandsteinhängen des Leithagebirges. In Donnerskirchen mündet der einzige nennenswerte natürliche Zufluss, die Wulka, in den Neusiedler See. Einblick in den von Menschenhand unberührten Schilfurwald des Binnendeltas bekommen Besucher auf dem 3 km langen Schilflehrpfad in Purbach am See. Noch näher kommen Interessierte diesem besonderen Lebensraum Schilf und seiner Tier- und Pflanzen- welt bei Kanu-Exkursionen in einem der Kanäle. 11
NIEDERMOORE UND FEUCHTWIESEN Moore und Sümpfe waren über Jahrhunderte hinweg mit der Aura des Unheimlichen behaftet und lösten bei vielen Menschen beklemmende Gefühle aus. Wer kennt nicht die schaurigen Geschichten, die sich um Moore ranken? Auch heute noch verängstigt der Anblick von Mooren viele Menschen, und der Glaube, Moore bärgen todbringende Gefahr, scheint noch nicht vollständig verschwunden. Dabei lohnt es sich allemal, die oft unbeachteten, vor allem mit einer einzigartigen Pflanzenwelt ausgestatteten Moore und Feuchtwiesen zu entdecken und zu erleben! Niedermoore und Feuchtwiesen gab es noch bis in die Mitte des Feuchtwiesen zeichnen sich durch dichtes Pflanzenwachstum 20. Jahrhunderts vielerorts. Mit steigendem landwirtschaftlichem und eine meist saftig grüne Farbe aus. Die Vegetation besteht Druck und verbesserten technischen Möglichkeiten wurden seit- aus zahlreichen Gräsern, Binsen, Seggen und krautigen Pflan- her große Flächen trockengelegt. In den Schutzgebieten West- zen, wobei sich mit zunehmender Nässe vermehrt dunkelgrüne pannoniens sind allerdings durchaus repräsentative Reste dieser Sauergräser ausbreiten. In den oberen Horizonten sind diese Landschaft anzutreffen. Auch hier zeigt sich, so paradox es Wiesen stark vom Grundwasser beeinflusst oder sogar kurzzei- klingen mag, dass sich die über Jahrzehnte benachteiligte tig überschwemmt. Man findet den Wiesentyp besonders in Grenzregion entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs Natur- Bach- und Flussniederungen, natürlichen Senken und in der schätze bewahren konnte, die heute Attraktionen für Botaniker Nähe von Stillgewässern. und Naturbegeisterte sind. Trotzdem zählen diese Feuchtgebiete Eine Besonderheit unter den Feuchtwiesen stellen die Pfeifen- zu den gefährdetsten Lebensräumen. graswiesen dar. Es handelt sich dabei um ungedüngte, einschü- Moore können überall dort entstehen, wo viel Wasser von Flüs- rige Streuwiesen mit einer Fülle botanischer Raritäten. Bedingt sen, Quellen, Stillgewässern oder reichen Niederschlägen anfällt. durch die langsame Frühjahrsentwicklung behalten die Gras- Wenn dies noch gepaart ist mit wasserstauenden Schichten, die stoppeln der Pfeifengraswiesen lange ihr fahles, strohiges Aus- das Versickern des Wassers verhindern und zusätzlich große sehen. Erst im Hochsommer beherrscht das hochwüchsige Mengen organischen Materials anfallen, dann sind die Bedin- Pfeifengras mit seinen blauvioletten Rispen das Bild der Wiesen. gungen für Moore optimal. Stehen diese Gebiete ganzjährig Pfeifengraswiesen über basischem Grund sind artenreicher und unter Wasser, wird das tote Pflanzenmaterial aufgrund des Sau- bunter als solche auf extrem nährstoffarmen, bodensauren erstoffmangels nur unvollständig zersetzt, es bildet sich Torf. Der Standorten. Beginn der Moorentstehung ist eingeleitet. Auf periodisch überschwemmten Flächen und in grundwas- Zuerst sind es nährstoffreiche Flach- oder Niedermoore, die sich sergenährten Moorgebieten können sich Kleinseggenriede entwickeln. In Niedermooren wachsende Pflanzen haben noch bilden. Der Boden dieses Wiesentyps ist ständig durchtränkt Kontakt zum Grundwasser und beziehen auch ihre Mineralstoffe und trocknet nur oberflächlich ab. Moosreiche Pflanzen aus dem Boden. Das nasse Neuland kann später von einem gesellschaften und niedrigwüchsige Sauergräser (Seggen, Bruchwald, etwa mit Birken oder Schwarz-Erlen, besiedelt wer- Binsen, Wollgräser) dominieren. Diese sogenannten „sauren“ den, wobei auch hier das Wasser dafür sorgt, dass tote Zweige, Wiesen sind zwar nass, aber nicht unbedingt pH-sauer. Kalk Blätter und Stämme nur unvollständig verwesen. Die Folge: Es reiche Feuchtwiesen bilden recht artenreiche Pflanzengesell- bildet sich Bruchwaldtorf. schaften aus, während sauer dominierte wesentlich arten Noch immer werden die Begriffe „Moor“ und „Sumpf“ fälschli- ärmer sind. cherweise synonym verwendet, obwohl ein entscheidender Für Großseggensümpfe wiederum ist das Vorherrschen von Unterschied zwischen beiden Naturerscheinungen besteht. horstbildenden Großseggen charakteristisch, was auf gleichmä- Sümpfe fallen periodisch trocken, wobei die Reste der abgestor- ßig gute Nährstoffbedingungen hinweist. Man trifft diesen Wie- benen Pflanzen bedingt durch eine erhöhte Sauerstoffzufuhr zu sentyp meist in den Verlandungszonen von Seen im Anschluss Humus und in Mineralstoffe umgewandelt werden. Statt Torf an das Röhricht an. Sie sind vor allem für die Vogelwelt von entsteht also Humus. besonderer Bedeutung. 12
NATURPARK ROSALIA - KOGELBERG Die Rohrbacher Teichwiesen gelten mit ihrer faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt als Geheimtipp für Naturliebhaber und Vogelbeobachter. Das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Rohrbacher Teichwiesen erstreckt sich in einer weitgehend verschilften Tallandschaft am Fuße des Rohrbacher Kogels. Im Süd- westen des Gebietes öffnet sich das Schilf- röhricht zu einer kleinen Wasserfläche, die von Sickerwässern der angrenzenden Hänge gespeist wird. Zerstreut stehende Silber- und Bruchweiden innerhalb des Schilfröhrichts tragen wesentlich zum Reiz der Landschaft bei. In Kooperation mit dem Naturschutzbund werden hier regel- mäßig ornithologische Wanderungen zu Nachtreihern und anderen Schilfbewoh- nern angeboten. NATURPARK IN DER WEINIDYLLE Die Stremtalwiesen zwischen Urbersdorf und Strem zählen zu den größten noch erhaltenen Feuchtwiesen des Burgenlandes. Hier finden sich botanisch, faunistisch und ökologisch sehr wert- volle und selten gewordene Pfeifengraswiesen. Das namensge- bende Pfeifengras bildet im Herbst fast mannshohe, leuchtend gelbe Horste. Es verträgt nur einen Schnitt pro Jahr und liefert nur geringwertiges Futter, weshalb es in erster Linie als Einstreu für das Vieh verwendet wurde. Mit dem Ende der traditionellen Land- wirtschaft verschwanden diese Wiesen zunehmend – und mit ihnen zahlreiche Raritäten, von denen heute viele auf der Roten Liste der gefährdeten Arten für das Burgenland stehen, wie Lungenenzian, Sibirische Schwertlilie oder Gelbe Taglilie. Ein weiteres wertvolles Feuchtgebiet sind die unter Naturschutz stehenden Schachblumenwiesen am Ortsrand von Hagensdorf, die das größte Vorkommen der in Österreich vom Aussterben bedrohten Schachblume beherbergen. 13
NIEDERMOORE UND FEUCHTWIESEN IM … NATIONALPARK BALATON - OBERLAND Der Kis-Balaton (dt. Kleiner Plattensee) war einst Teil des Balatons. Durch Abla- gerungen des Flusses Zala, Vertorfung und massive menschliche Eingriffe kam es Anfang des 19. Jahrhunderts zur Abtren- nung vom See. Seit 1952 steht das Gebiet unter Naturschutz. Der Nationalpark ist bemüht, das Moorge- biet und mit ihm seine natürliche Reini- gungsfunktion für den Balaton zu erhalten. Berühmt ist der Kis-Balaton für seine rei- che Vogelwelt! Über 250 Vogelarten kön- nen hier beobachtet werden, beispiels- weise Rallen-, Purpur-, Silber- und Seidenreiher, aber auch Kormorane, Zwergscharben, Haubentaucher und Moorenten. Zudem lebt hier eine Vielzahl an Insekten wie die Große Moosjungfer, viele Fische wie der Hundsfisch und der Schlammpeitzger, Lurche wie der Spring- frosch und Säugetiere wie der Fischotter – und erfreulicherweise seit den 1990er Jahren auch wieder der Goldschakal, in Ungarn auch „Rohrwolf“ genannt. Der Kis-Balaton ist darüber hinaus reich an seltenen Pflanzen wie der Echten Mondraute und Orchideen wie dem Helm- Knabenkraut und der Pyramiden-Hunds- wurz. Heimisch ist auch die bis zu 2 m hohe Röhricht-Brennnessel, der Gewöhn- liche Wassernabel, die Herbstzeitlose und die schwimmende Wurzellose Zwerg wasserlinse. Der streng geschützte Innenbereich des Kis-Balaton – wo auch der Silberreiher- Lehrpfad verläuft – ist nur im Rahmen von Fachführungen zu besuchen, der Hau- bentaucher-Lehrpfad ist hingegen frei 14 zugänglich.
NATIONALPARK FERTŐ - HANSÁG Der Hanság (dt. Waasen) ist ein rund 460 km² großes Niedermoorgebiet südöstlich des Neusiedler Sees. Geographisch gesehen ist der Hanság die tiefste Stelle der Kleinen Ungarischen Tiefebene. Noch vor wenigen Jahrhunderten zeigten Karten den Hanság unter Wasser, als Teil des Neusiedler Sees. Im Laufe der Zeit wurde jedoch die Entwässerung dieses flache- ren Seeteils immer erfolgreicher vorangetrieben, das Gebiet wandelte sich zu einem Niedermoor. Zwischen 1870 und 1950 wurde großflächig Torf abgebaut. Mit Wasser gefüllte ehemalige Torfstiche sind der Király See, der Tündér und der Fövenyes See. Heute großteils trockengelegt und landwirtschaftlich genutzt, blieben im Hanság wenige noch unberührte Moor- und Feuchtwiesen erhalten, die selten gewordene Pflanzen wie Moor-Blaugras, Fleischfarbenes Knabenkraut, Lungen-Enzian oder Sommer- Knotenblume beheimaten. Besonders erwähnenswert ist eine stabile Population der vom Aussterben bedrohten Ungarischen Wiesenotter. Der strenggeschützte Wachtel- könig brütet hier, wie auch die Wiesenweihe. Von den einst großen Erlenbruchwäldern mit Waldbewohnern wie Schwarzstorch, Uhu, Nachtreiher und dem koloniebrütenden Graureiher sind nur noch Reste erhalten. Viele wurden nach 1945 durch Hybridpappelplantagen ersetzt. 2001 wurde im Gebiet des Nyirkai-Hany mit einer Feuchtgebietsrekonstruktion mit offenen Wasserflächen und einem Moor begonnen. Rasch siedelten sich Amphibien wie Wasser- frosch, Moorfrosch und die europaweit gefährdete Rotbauchunke an. Auch lassen sich hier gut Wasser- und Watvögel wie Moorenten, Knäkenten, Tafelenten, Haubentaucher, Rohrdommel und Purpurreiher beobachten. NATIONALPARK NEUSIEDLER SEE - SEEWINKEL Über eine lange Strecke entlang der Grenze zu Ungarn können seit 1909 Hochwässer des Neusiedler Sees über den Einser-Kanal und die Wieselburger Donau in die Donau abgeleitet werden. Mit einem dichten Netz an Entwässerungsgräben und Pumpen wurde auch auf österreichischer Seite das einstige Niedermoor- Gebiet Hanság (dt. Waasen) großteils trockengelegt und in Ackerflächen umgewandelt. Nur kleine Feuchtwiesenreste sind erhalten, darunter aber die sehr bedeutenden Kommissanten- Wiesen, die alljährlich im Frühjahr den Großtrappen, den schwersten flugfähigen Vögeln Eurasiens als Balzarena dienen. Fast schon ausgestorben, zeigen die intensiven Schutzmaßnah- men erste Erfolge: Der Bestand der westpannonischen Groß- trappe ist wieder im Wachsen! In diesem Gebiet finden sich auch bedeutende Brutbestände der Sumpfohreule und des Blaukehlchens. Nicht brütende, aber signifkante Bestände zeigen Seeadler, Kornweihe, Kaiseradler, Rotfußfalke und Merlin. Die damals schwer beschädigte, heute wiedererrichtete Brücke von Andau über den Einser-Kanal diente tausenden Flüchtlingen des Ungarn-Aufstandes von 1956 als letzter Fluchtweg. Heute erinnern Gedenktafeln an dieses historische Ereignis. 15
NIEDERMOORE UND FEUCHTWIESEN IM … KERKA - TAL Entlang der Kerka, im äußersten Südwesten Ungarns, haben sich nur wenige Reste der einst ausgedehnten Feucht wiesen und Erlenmoore erhalten. Die meisten ver schwanden nach der Kerkaregulierung. Heute ist es ein wichtiges Ziel des Natur- schutzes, diese Moor- und Feuchtwie- sen wieder traditionell zu bewirtschaften – und die Naturschutzaktivitäten zeigen erste Erfolge: So färben die Blüten der Sibirischen Schwertlilie vielerorts die Wie- sen wieder blau. Auf Mähwiesen blühen im Frühling die Gelbe Taglilie und der Lungen-Enzian. Besonders in nieder- schlagsreichen Jahren blüht der Schlan- genknöterich in voller Pracht, und auf Moorwiesen fühlt sich das Blaue Pfeifen- 16 gras wieder wohl.
NATIONALPARK ŐRSÉG Nur dort, wo naturnah bewirtschaftet wird, kann sich ein solcher Artenreichtum erhal- ten! Auf den Moor- und Feuchtwiesen des Nationalparks Őrség finden sich der in Ungarn streng geschützte Bitterklee und die angenehm duftende Prachtnelke. Im Frühjahr blüht die Gelbe Taglilie, im Frühsommer leuchten gelb die Blüten der Trollblume. Hier erstrecken sich auch noch intakte Moorgebiete mit Birkenbestand. Ein Bewohner kleiner Lacken und Pfützen mit klarem Wasser ist der Teichmolch. Zahlreiche Lehrpfade und alte Kultur- denkmäler wie Kirchen aus der Zeit der Árpádenkönige, alte Bauernhöfe und Glockenstühle laden zum Wandern und Erleben, die Stille und die gute Luft zum Verweilen ein. NATIONALPARK NEUSIEDLER SEE - SEEWINKEL Die Zitzmannsdorfer Wiesen – nördlich des Seewinkels zwischen Weiden und Podersdorf gelegen – gelten als Geheimtipp für Naturliebhaber. Auf der leicht nach Westen geneigten Ebene findet sich – in Abhän- gigkeit von Feuchtigkeit und Bodentyp – ein Mosaik unterschied- licher Wiesentypen: von Flachmooren, Salzsümpfen, Feucht- und Salzwiesen bis Halbtrocken- und Trockenrasen. Hier wachsen botanische Kostbarkeiten wie Woll- und Federgräser, Sumpf- Schwertlilien, heimische Orchideenarten wie Kleines Knabenkraut, Sumpfknabenkraut und Spinnenragwurz, Österreichischer Salbei und Grauaster. Die tagaktive Sumpfohreule hat hier und im Hanság ihr einziges Brutvorkommen in Österreich. Die Feuchtwiesen sind Lebensraum vom Großen Brachvogel, dem Kiebitz und der Ufer- schnepfe. Aber auch seltene Insekten wie der Steppenfrostspan- ner sind hier beheimatet. Entlang des Seedamms, der die Wiesen vom Seevorgelände und dem Schilfgürtel des Neusiedler Sees trennt, führt der Rad- weg B10. In Ruhe und zu Fuß entdeckt man die Wiesen über den „Mittelweg“. 17
FLÜSSE UND AUEN Flüsse sind Lebensadern und somit integrale Bestandteile einer Landschaft. Flüsse sind weit mehr als nur Wasserstraßen, um den Überschuss an Nass schnellstmöglich abzutransportieren. Sie haben eine Geschichte. Sie atmen und kommunizieren mit ihrer Umgebung und dem Grundwasser. Mit dem Wasser transportieren sie eine unglaubliche Menge an Schwebstoffen, Schotter und Sanden sowie organisches und anorganisches Material. Sie schütten auf und erodieren und gestalten dadurch mit der Zeit nach- haltig die Landschaft. Flüsse sind Segen und Fluch zugleich, sie bringen Leben und Tod. es hingegen zur Ablagerung von Fein- und Grobmaterial. Bei Elend, Verwüstung und Zerstörung waren leider über Jahrzehnte verstärkter Seitenerosionstätigkeit können Flussmäander durch- hinweg Grund für massive menschliche Eingriffe in das Ökosystem schnitten werden, was die Entstehung von ökologisch überaus Fluss. Diese geschahen in Form von Regulierungsmaßnahmen wertvollen Altarmen, auch Totarme genannt, einleitet. Naturnahe mit oft fatalen Folgen für die umgebenden Lebensräume und den Bäche und Flüsse haben nicht nur im Längsverlauf ein reichhal- Fluss selbst. Auch hier war die Lage vieler PaNaNet Fließgewäs- tiges Habitatangebot, sondern sind auch im Querprofil sehr ser entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs und das Fehlen heterogen aufgebaut. Mittlerweile hat man erkannt, dass intakte wirtschaftlichen Drucks von Vorteil. So konnten einige große, Fließgewässer vielfältigste Funktionen erfüllen, die weit über den zusammenhängende Flussabschnitte mit reicher Mäandrierung, Bereich des Wasserabflusses hinausgehen. Seiten- und Totarmen, begleitenden Auwäldern und Feuchtwiesen Bei Starkregenereignissen und nach der Schneeschmelze kann unberührt erhalten bleiben. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren in es zu Überschwemmungen kommen, was bei größeren Fluss- und an Flüssen ist besonders groß. systemen zur Entstehung von flussbegleitenden Auwäldern Am Anfang jedes Flusses stehen eine Wasserscheide, die sich führt. Auwälder sind „Wasserwälder“, die abhängig von der in höheren Lagen befinden muss, denn Wasser strebt bekannt- Überflutungsdauer nur bestimmten Baum- und Straucharten ein lich nach „unten“, und ein oberirdischer Wasseraustritt, eine dauerhaftes Überleben ermöglichen. Quelle. Je nach Geländestruktur wird das Wasser einmal schnel- Je nach Überschwemmungsdauer und Höhe des Wasser- ler und einmal langsamer abfließen und sich den Weg des standes bilden sich spezielle Auen-Lebensraumtypen aus: In geringsten Widerstandes bahnen. Die Wassermenge kann je unmittelbarer Nähe eines Fließgewässers kann eine Weichholzau nach Jahreszeit und Witterungsverhältnissen stark variieren. entstehen. Charakteristische Baumarten in diesem Lebensraum Die hohe Dynamik des fließenden Wassers ist besonders bei sind Weiden, Pappeln, Erlen und Traubenkirschen, die den häu- Hochwasserständen dramatisch und äußert sich in den unter- figen Überschwemmungen und den bei Hochwässern auftre- schiedlichsten Erscheinungen. Die Kraft des Wassers ermöglicht tenden mechanischen Belastungen standhalten. Sie bilden mit neben dem Geschiebetransport die Ausbildung von Flachwas- Hochstaudenfluren und Röhrichten zusammen einen dichten, serbereichen und schafft Aufschüttungsinseln in Form von Sand- beinahe undurchdringlichen Vegetationskomplex. Flussferner und Schotterbänken, die als Laichgründe für viele Fischarten, schließt die Hartholzau an, die nur mehr bei Spitzenhochwässern speziell für Kieslaicher, von großer Bedeutung sind und auf denen überschwemmt wird. An Baumarten dominieren hier in erster sich Pionierpflanzen ansiedeln können. Linie Esche, Ulme und Stieleiche. Unbestritten ist die enorme Erosionswirkung der Fließgewässer. Auwälder und Überschwemmungsgebiete weisen eine überaus Sie ist abhängig von der Wassermenge, der Fließgeschwindig- günstige Nährstoffbilanz auf, die auf den enormen Eintrag von keit, den Turbulenzen im Wasser, von der Geländemorphologie Nähr- und Aufbaustoffen bei Hochwässern zurückzuführen ist. und den Gesteinsarten im Untergrund. Dies kann zu mehr oder Dadurch werden hohe Assimilationswerte erzielt, sodass die minder starker Tiefen- und Seitenerosion mit Mäanderbildung Auen zu den produktivsten Pflanzengesellschaften Mitteleuropas führen. Prallhänge an den Außenseiten der Flussschlingen bilden zählen, durchaus vergleichbar mit den tropischen Regenwäl- Abrisskanten und Steilufer, die als Brutplätze für bestimmte dern. Als Folge der hohen Biomasseproduktion kann in diesen Vogelarten von großer Bedeutung sind. An den Innenseiten der Landschaften auch eine extrem individuenreiche Tier- und Pflan- Flussschlingen, den sogenannten Gleithängen, kommt zenwelt existieren. 18
LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET SZIGETKÖZ Die „Kleine Schüttinsel“ (ung. Szigetköz) wird vom Hauptarm der Donau und einem Seitenarm, der Wieselburger Donau (ung. Mosoni-Duna), gebildet. Große Teile dieser Insel stehen seit 1987 als Landschafts- schutzgebiet Szigetköz unter Naturschutz. Die Kleine Schüttinsel ist von vielen klei- nen Flussläufen durchzogen. Regelmäßig überschwemmt finden sich in ihren Auwäl- dern noch uralte Weiden, auf denen Grau- reiher brüten. Auf den auch bei härtestem Frost noch offenen Wasserflächen des Fließgewässers überwintern Vogelarten wie Kormoran, Schellente, Gänsesäger, aber auch Enten und Schwäne. In den Hartholz-Auen blühen im März Millionen von Schneeglöckchen. Reste der Eichen- Eschen-Ulmen-Beständen mit bota- nischen Kostbarkeiten wie der Ganzblatt- Waldrebe, der Bienen-Ragwurz und der Feuerlilie sind auf höher gelegenen Flä- chen noch erhalten. LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET PANNONHALMA Zum Landschaftsschutzgebiet Pannon- halma zählen auch die kleinen, östlich von Gönyű gelegenen Erebe Inseln. Sie sind infolge von Regulierungs maßnahmen aus Sandbänken der Donau entstanden und dicht mit Auwald bewach- sen, die eifrig von Bibern gestaltet wer- den. Hier leben Eisvögel, Reiherenten, Möwen und Schwalben, als besondere Raritäten auch der Seeadler und der Schwarzstorch. 19
FLÜSSE UND AUEN IM … NATURPARK RAAB - ŐRSÉG - GORIČKO Der Naturpark Raab ist der österreichische Teil des Dreiländer-Naturparks Raab- Őrség-Goričko, des einzigen trilateralen Naturparks Europas, und liegt im süd- lichsten Winkel des Burgenlandes zwi- schen der Lafnitz im Norden und dem Stadelberg an der slowenischen Grenze im Süden. Prägend sind vor allem die Raab und die Aulandschaft entlang der Raab. Umgeben ist der Naturpark von einer kleinteiligen, sanfthügeligen Landschaft mit Wiesen, Wäldern, Wein- und Obstgärten. Abseits großer Industriegebiete gelegen hat sich diese Region ihre Ursprünglichkeit und intakte Natur erhalten können. Attraktionen sind Kanufahrten auf der Raab, Projekttage für SchülerInnen, der Dreiländer-Radweg, aber auch Nacht- wanderungen und interessante Themen- wege wie der Friedensweg. Typische Pro- dukte der Region sind Kürbiskernprodukte, Apfelsaft und Uhudler. Eine voll funktions- tüchtige Schaumühle gibt Einblick in altes Handwerk – wie auch die angebotenen Korbflecht-Kurse. Das Schloss Tabor lockt mit einem abwechslungsreichen 20 Kulturprogramm.
NATIONALPARK ŐRSÉG Neben großen Waldgebieten gehören auch ein Abschnitt der Raab und kleinere Abschnitte ihrer Zuflüsse, die nicht regu- liert sind, zum Nationalpark Őrség. Sie sind Heimat seltener Tier- und Pflanzen- arten. So gelang hier noch der Nachweis des streng geschützten Donauneunauges. LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET PANNONHALMA Die Raab hat eine Gesamtlänge von rund 250 km. Sie entspringt in der Steiermark, fließt aber einen Großteil ihrer Strecke auf ungarischem Gebiet bevor sie in Győr in die Wieselburger Donau und schließlich in die Donau mündet. Bei Gyirmót nahe Győr hat sich ein fast unberührter Altarm der Raab, die „Tote Raab“, erhalten. Der mit Schilf, Binsen und Wei- den umwachsene Altarm weist einen großen Artenreichtum auf. Hier lebt die seltene Rohrdommel. Seerosen blühen auf der Was- seroberfläche. Besonders im Herbst bezaubert der Auwald mit seiner Farbenpracht. 21
FLÜSSE UND AUEN IM … KERKA - TAL Die Kerka entspringt in Slowenien, fließt aber zum größten Teil in Ungarn und mün- det nach Kerkaszentkirály, wo ein Haus der Natur eingerichtet ist, in die Mur. Dieses leicht hügelige Gebiet im äußer- sten Westen Ungarns ist mit über 800 mm pro Jahr eines der niederschlagreichsten Ungarns. Durch die leicht hügeligen Wäl- der mit Eichen, Weißbuchen und Kiefern fließen viele kleine Bäche mit erstklassiger Wasserqualität, in denen noch Europä- ische Flusskrebse, die größten heimischen Krebse, leben. Zwar blieb die Kerka von Regulierungs- maßnahmen nicht völlig verschont und viele der einstigen Sümpfe, Totarme und Erlenmoore sind verschwunden. So sind die noch erhaltenen Hartholzauwälder nahe Lenti mit Eichen, Eschen, Buchen und Ulmen – vor allem im Frühjahr, wenn die Frühlingsknotenblumen und Schach- blumen blühen – ein besonderes Erlebnis! Die Blauflügel-Prachtlibelle ist die häu- figste und vielleicht auch schönste Libel- lenart der Region. Zwar nur selten zu sehen hat die Kreuzotter ein kleines, aber stabiles Vorkommen an der Kerka. Zahlreiche Lehrpfade zu Themen wie Schachblumen, Knotenblumen, Steinpilze, 22 Biber und Primeln wurden eingerichtet.
LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET MURA - MENTI Im kaum besiedelten Grenzgebiet, wo die Mur die Grenze zwi- schen Ungarn und Kroatien bildet, zwischen den Orten Alsószemenye und Murakeresztúr, konnte sich über mehr als 50 km ein fast unberührter, unregulierter und stark mäandrie- render Flussabschnitt der Mur erhalten. Abschnitte mit schneller Strömung, kleinen Inseln und Kiesbänken wechseln mit Altarmen und Ruhigwasserbereichen. Hier leben zahlreiche Fischarten wie Streber und Steingreßling, die stark strö- mende und sauerstoffreiche Flussabschnitte bevorzugen. An den Ufern finden sich noch urwaldartige Weiden-Pappel-Auwäl- der und Feuchtwiesen. Hier fliegen zudem bemerkenswerte Libel- len wie die Grüne Flussjungfer und der Kleine Schillerfalter, ein Schmetterling. Auch die Vogelwelt ist bemerkenswert: In großer Höhe kreisende Seeadler, scheue Schwarzstörche und Eisvögel sind hier zu beobachten. Vor kurzem wurde das Gebiet wieder von Bibern besiedelt. An diesem unberührtesten Fluss Ungarns steht der Ökotourismus erst am Anfang – bei Bootsfahrten erleben Besucher die Mur hautnah. Am slowenischen Flussabschnitt ist eine alte Schiffsmühle wieder in Betrieb. 23
DIE WÄLDER WESTPANNONIENS Es gibt sie noch – die naturnahen Wälder in ihrer erhabenen Schönheit. Im ehemaligen Niemandsland war die wirtschaftliche Ent- wicklung über Jahrzehnte gering, nach und nach hat man zudem die Bedeutung eines genetischen Reservoirs erkannt. Mikro- organismen, Pilze, Pflanzen und Tiere – dieses Artenpotenzial rechtfertigt Dürräste und Totholz. Auch die Wissenschaft hat von der Nichtbewirtschaftung profitiert, nicht nur wir, die wir die natürliche Schönheit der Wälder Westpannoniens erleben können. In den letzten Jahrzehnten wurde zunehmend die Bedeutung Jedenfalls sind Rotföhrenwälder bereits seit etwa 10 000 Jah- naturnaher Waldökosysteme mit ihrer Durchmischung von ren nachgewiesen. Viel später wanderten dann vom Süd- und Jung-, Alt- und Uraltbeständen und ihrer einigermaßen autoch Ostrand der Alpen Eichen ein, denen weitere Laubbaumarten thonen Artenausstattung erkannt. In Waldreservaten, in denen wie Linden und Ulmen folgten. Zu einem wesentlich späteren die Entnahme von Holz und anderwärtige Nutzungen nicht Zeitpunkt, nämlich vor ca. 6 000 - 7 000 Jahren, kamen noch erlaubt sind, können sich Wälder wieder naturnah entwickeln mit Rotbuchen und Tannen dazu. Fichten-Vorkommen sind ver- dem Ziel, eine urwaldähnliche Wildnis entstehen zu lassen. Ent- mutlich vor allem anthropogenen Ursprungs. scheidend dabei ist ein hoher Totholzanteil. Totholz ist ein wich- Durch die Zerstörung größerer Waldteile, etwa bei Stürmen, tiges Lebenselement für viele holzabbauende Insekten, speziell Schneebruch, Erdrutsch, aber auch durch die negative Einwir- für seltene Käferarten. Höhlenbewohnende Vogelarten brauchen kung einiger Insektenarten, werden die Lebensbedingungen auf Totholz für ihre Behausungen und auch als Nahrungsquelle. diesen Flächen radikal geändert. Damit beginnt eine Abfolge von Holzabbauende Pilze sind ebenfalls auf das Vorhandensein von Pflanzengesellschaften, die über Pionierpflanzen bis hin zu Totholz angewiesen. Diese Pilze stellen neben vielen anderen schattenliebenden Arten führen kann. Am Ende einer solchen Organismen bedeutende Faktoren bei der Humusversorgung Sukzession steht ein Waldtyp, der sich auf Grund der vorgege- des Waldes dar. benen Bodenverhältnisse und der klimatischen Parameter In der Vegetationsgeschichte der Erde spielen Wälder eine zen- herausbildet. Man spricht dann von einer einigermaßen stabilen trale Rolle. Ein Großteil der Landfläche war bis zur beginnenden Endgesellschaft, einem Klimaxwald. Ohne menschliches Zutun Menschheitsgeschichte von dichtem Wald bestanden. Die Ver- wäre im westpannonischen Raum ein Eichen-Hainbuchen-Wald teilung der Waldtypen allerdings ist nicht zufällig, sondern abhän- vorherrschend. gig von Klima, Boden, Relief und vielen anderen Faktoren. Von Abhängig von der Höhenlage haben sich unterschiedliche Wald- immenser Bedeutung im globalen Naturhaushalt sind Wälder als stufen ausgebildet. Der Großteil der westpannonischen Wälder Klimastabilisatoren und als Sauerstoffproduzenten. In kaum gehört der planar-kollinen Stufe an, die auch als Flachland- und einem anderen Ökosystem ist die Biodiversität ausgeprägter als Hügelstufe bezeichnet wird. Sie liegt im Süden etwa bei 300 m in natürlichen Waldökosystemen. Seehöhe und im mittleren und nördlichen Teil des Gebietes um Verglichen mit anderen Kontinenten wachsen in den europä- etwa 50 m höher, was mit den etwas trocken-wärmeren klima- ischen Wäldern nur recht wenige Baumarten. Die Ursache ist tischen Voraussetzungen zu tun hat. Als Waldtyp dominiert hier unter anderem in der Ost-West-Richtung der europäischen der Eichen-Hainbuchen-Wald. Die nächste Stufe wird als sub- Gebirgszüge zu suchen. Während der Eiszeiten war vielen Arten montane oder Mittelgebirgsstufe bezeichnet, die mit ca. 600 bis die Möglichkeit, nach Süden in wärmere Regionen auszuwei- 700 m Seehöhe die Obergrenze bildet. In dieser Stufe kommt chen, versperrt, was zu einem Verschwinden zahlreicher die Rotbuche verstärkt vor, die mit den Eichen-Hainbuchenwäl- Baumarten geführt hat. Nach der letzten Eiszeit besiedelten dern eng verzahnt ist. An einigen wenigen Stellen – so im Rosa- daher nur etwa 35 Baumarten den europäischen Kontinent. lien- und Günser-Gebirge – gibt es noch die (tief)montane Stufe Für den westpannonischen Raum kann angenommen werden, oder Gebirgsstufe, in der als vorherrschende Baumart beson- dass es während der letzten Eiszeit einige Reliktvorkommen von ders die Rotbuche anzutreffen ist, die sich vielfach mit der Tanne Föhren und Birken in klimatisch günstigen Lagen gegeben hat. vergesellschaftet. 24
NATIONALPARK ŐRSÉG Im Őrség, im äußersten Westen Ungarns an der Grenze zu Öster- reich und Slowenien, konnten sich entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs große zusammenhängende, fast unberührte Waldgebiete erhalten. 63% der Region sind von Wald bedeckt, das 3,5-fache des nationalen ungarischen Durchschnitts. Es sind vor allem Eichen-Hainbuchen-Wälder, aber auch Kiefern- und Buchenwälder. Im Schatten der mächtigen Baumkronen konnten sich bis heute Relikte aus der letzten Eiszeit wie seltene Moose und Farne erhalten. Im Frühjahr blühen hier üppig Mär- zenbecher, Narzissen und Blausterne. Im Herbst färben die Blü- ten der Zyklamen den Waldboden rosa. In höheren Lagen schlie- ßen Fichten, aber auch Lärchen, Tannen und Erlen an. Im Sommer und Herbst sind diese Wälder besonders bei Schwam- merlsuchern sehr beliebt. Aber Vorsicht, es sind auch giftige darunter! Die Wälder des Őrségs können auf Wanderwegen, mit dem Fahrrad und bei Kutschenfahrten erlebt werden. Zahlreiche Naturlehrpfade vermitteln Wissenswertes. Auch historisch ist die Region interessant: Die Bevölkerung dieses Grenzgebietes lei- stete den ungarischen Herrschern bereits im 10./11. Jahrhun- dert Wachdienste, wovon sich der Name der Region Őrség (dt. „Wart, Wacht“) herleitet. Davon zeugen typische Siedlungen auf den Hügelkuppen, Wehrkirchen und Glockentürme. Im Freilicht- museum „Pityerszer“ in Szalafő sind noch Häuser in traditioneller Bauweise zu besichtigen. 25
DIE WÄLDER WESTPANNONIENS IM … NATURPARK ÍROTTKŐ - GESCHRIEBENSTEIN Direkt an der Grenze Österreich-Ungarns erhebt sich mit 884 m ü. Adria der höchste Berg Transdanubiens, der Geschrieben- stein (ung. Írottkő). Als östlichster Ausläufer der Alpen verbin- det das Günser Gebirge (ung. Kőszegi- hegység) Elemente des Hochgebirges und der mediterranen Vegetation. Geologisch gesehen gehört das Günser Gebirge zu den Alpen. Es besteht fast ausschließlich aus metamorphem Gestein. Die schönsten Felsformationen sind der Kalapos Berg und der Asztal Berg. Zahlreiche Pflanzenarten kommen in Ungarn nur hier vor wie etwa der Früh- lings-Krokus, die Berg-Platterbse, das Alpenkraut, das Gösinger Täschenkraut und das Kleeblatt-Schaumkraut. Die streng geschützte Orchideenart Adria- Riemenzunge galt lange als verschollen und wurde erst kürzlich wieder nachge- wiesen. Auch seltene Raubkäfer- und Laufkäferarten sowie die sich von Insek- ten ernährende Alpenspitzmaus sind hier beheimatet. Reiche Niederschläge lassen im Günser Gebirge mehrere hundert Quellen entsprin- gen. Beliebtes Ausflugsziel ist die sowohl von Kőszeg (dt. Güns) als auch von Rat- tersdorf leicht erreichbare Quelle „Sieben- bründel“ im Rattersdorfer Tal. Das nahe Kőszeg gelegene István Bechtold Natur- schutz- und Ökozentrum und der ange- schlossene Botanische Garten stehen den 26 Besuchern ganzjährig offen.
NATURPARK GESCHRIEBENSTEIN - ÍROTTKŐ Noch deutlich ist der Grenzverlauf des ehemaligen Eisernen Vorhangs in der Waldlandschaft des Günser Gebirges zu erken- nen. Heute sind Naturschutz und der grenzüberschreitende Naturpark Geschriebenstein - Írottkő verbindende Elemente über alle Grenzen hinweg. Für den Naturpark prägend sind große, zusammenhängende Waldgebiete mit ausgedehnten Eichen- und Hainbuchenwäldern. Mehr als 500 km markierte Wander- und Radwege sowie verschie- dene Lehrpfade (wie ein Schmetterlings-, Jagd-, Wein-, Getreide- und Pilzlehrpfad) laden auf beiden Seiten der Staatsgrenze zum Erleben und Genießen ein. Einen besonders nahen und intensiven Einblick in den Lebens- raum Wald können Besucher am bis in eine Höhe von 20 Meter führenden, barrierefreien Baumwipfelweg in Althodis gewinnen. Bei einer Vogelstimmenexkursion am Baumwipfelweg kann hei- mischen Waldbewohnern wie Pirol, verschiedenen Spechtarten oder dem Uhu gelauscht werden. Von der Margarethenwarte bietet sich ein wunderbarer Blick in die Landschaft und auf die Burg Lockenhaus, welche die größte mitteleuropäische Kolonie der Wimperfledermaus beherbergt. Verschiedene Erlebnistouren für Kinder und Familien, eine Fledermausausstellung, ein Stiefel- machermuseum, ein Kohlenmeiler, ein Kalkofen, und die reno- vierte Wallner Mühle, die den Besuchern den Weg vom Vermah- len des Korns bis zum Backen des Brotes zeigt, runden das Angebot ab. 27
DIE WÄLDER WESTPANNONIENS IM … NATIONALPARK BALATON - OBERLAND Wald bedeckt den Großteil des Keszthely Gebirges, das nördlich des Plattensees liegt. Hier erstrecken sich geschlossene Eichen- und Buchenwälder, Perücken- strauch-Flaumeichenwälder sowie Karst- strauchwälder. An den kühleren Nordhängen des Keszthely Gebirges blühen Eiszeit-Relikte wie Alpenaurikeln auf Dolomit, während die trocken-warmen, kalkgründigen Step- penhänge vom Herbstlaub des Perücken- strauchs leuchtend rot gefärbt sind. Echte Gebirgsatmosphäre erwartet die Besu- cher an den Hängen des Tátika-Berges. Der Urwald mit mehr als 200-jährigem Buchenbestand gehört zum ungarischen Netz der Waldreservate. Hier lebt auch der Alpenbock, eine geschützte Käferart. Sehenswert ist auch die streng geschützte und ausschließlich in Begleitung eines Höhlenführers besuchbare Csodabogyós Höhle, die im Herbst von den Kleinen Hufeisennasen-Fledermäusen zur Paa- rung aufgesucht wird. Am Siebenschläfer- Lehrpfad erfährt man Wissenswertes über diese Säugetierart, die sich auch in Sied- 28 lungsnähe wohl fühlt.
NATURPARK ÖDENBURGER GEBIRGE Das Ödenburger Gebirge (ung. Soproni- hegység) ist einer der westlichsten Aus- läufer der Alpen. Auf Gneis, Glimmer- schiefer und Kalkstein gedeihen hier feuchtigkeitsliebende Fichten- und Buchenwälder. Die Charakterpflanze des Naturparks ist das Alpenveilchen, dem ein eigener Lehr- pfad gewidmet ist. Heimische Vogelarten sind der Fichten-Kreuzschnabel, der sich vor allem von Fichtensamen ernährt, die er mit seinem speziell geformten Schnabel aufzubrechen vermag, aber auch der Zei- sig und der Buntspecht. Am höchsten Berg, dem Hohen Riegel, steht ein Aussichtsturm, der den Blick frei gibt auf das Schilf und Wasser des nahen Neusiedler Sees und auf die im Winter schneebedeckten Gipfel der Ostalpen. Bereits früh wurden Steinkohlevorkom- men in den Wäldern entdeckt. In Brenn- berg im Fichtental befand sich seit 1759 das erste Kohlebergwerk Ungarns, das erst 1951 endgültig stillgelegt wurde. Ein Museum in Brennberg gibt Einblick in die Geschichte des Kohleabbaus. Nahe dem Naturpark liegt die Stadt Ödenburg (ung. Sopron) mit historischem Stadtkern und vielen Sehenswürdigkeiten. 29
HÜGELKETTEN UND VULKANKEGEL Westpannonien liegt am Übergang der Alpen zur Kleinen Ungarischen Tiefebene. Nur mehr in sanften Hügelketten verliert sich hier der Gebirgszug der Alpen in der Weite der Tiefebene. Speziell aus pflanzensoziologischer Sicht sind diese Übergänge spannend, aber auch große tektonische Ereignisse haben hier ihre Zeugen in Form zahlreicher Vulkankegel hinterlassen. LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET PANNONHALMA Die Hügelkette von Pannonhalma liegt südlich von Győr zwi- schen dem Flachland der Donau im Norden und dem Bakony- Gebirge im Süden und umfasst die drei Hügel Szemere, Csanak und Pannonhalma. Auf letzterem liegt die Erzabtei Pannonhalma (Martinsberg). Das Benediktinerkloster gilt als das älteste und bedeutendste Kloster Ungarns und wurde 1996, tausend Jahre nach seiner Grün- dung, zum UNESCO-Welterbe erklärt. Das angeschlossene Arboretum mit mehr als hundert, teils sel- tenen Baum- und Straucharten sowie der Kräutergarten sind ganzjährig frei zugänglich. Ein Lehrpfad gibt Auskunft über die Fauna und Flora der Hügellandschaft, wie über den Bienenfres- ser, den Osterluzeifalter und das Frühlings-Adonisröschen. 30
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