Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich

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Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
© Jürgen Laban

                 Parasiten beim Farmwild
                 Ihr Wissen wächst   www.lfi.at
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
IMPRESSUM

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                                         SPARKASSE OÖ.
     SPARKASSE OÖ.                       SPÄTESTENS Autoren  und
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                                                                    INNERHALB    können
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                                                                                      BIC OBKLAT2L                 PEFC zertifiziert.  BANK
     IBANDr.
          AT Karl90 1500 UNMITTELBAR
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                                         STEUER-NR.
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                                                      LIEFERUNG,
                             SPÄTESTENS  EORI-NR.
                                            JEDOCH  ATEOS1000069761
                                                       INNERHALB                                                                       SPAR
                                                                                                                   PEFC: PEFC-COC-00041/0
                                         IBAN AT 51    1200   0802   1464 2500, BIC BKAUATWW
     BANKDr.AUSTRIA
             Christoph Beiglböck,
                             VON 5 WERKTAGEN
                                                    Publikation
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     IBANMag.
          AT Jürgen
                51 1200Laban,0802 1464   FIRMENBUCHNUMMER
                                            2500,geschützt.
                                         BAWAG                 Alle Rechte vorbehalten. Kein
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                             DVR 0770671 GMBHAT
                                         IBAN   FN56310439
                                                       1400   d
                                                              0467   1041    8802,    BIC  BAWAATWW                                    BIC
         DI Elisabeth Lenz, UID-NR. ATU23016402     Teil der Unterlage darf in irgendeiner
     BAWAGin                             GERICHTSSTAND
                                         RAIFFEISENLANDESBANK LINZ
          ATGabrielle   Stalder                                                                                                        OBER
     IBANDr.                                        Form  ohne  Genehmigung des
                             STEUER-NR.    238/3480                                                                     Förderung
                56 1400      0467 1041      8802,
                                         LANDES-
                                         IBAN AT 43  BIC
                                                    ALS3400 BAWAATWW
                                                          HANDELSGERICHT
                                                              0000 0278 9311,      LINZ
                                                                                      BIC RZOOAT2L                     nachhaltiger    BLZ
                             EORI-NR. ATEOS1000004349
                                                    Herausgebers reproduziert oder unter                              Waldwirtschaft
     RAIFFEISENLANDESBANK                                                                                                              BANK
         Lektorat: Textfein e.FIRMENBUCHNUMMER
                               U.                   Verwendung elektronischer Systeme
     IBAN AT 43 3400 GmbH.   0000 0278      9311,
                                     FN 81709        BIC
                                                 k, KG      RZOOAT2L
                                                         24244   d                     FSC: HCA-COC-100005       PEFC: HCA-COC-0292    BLZ
                                                    verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet
                             GERICHTSSTAND
         Gestaltung: MDH-Media    GmbH           LINZ
                                                    werden.
                                                                                       Nur die in diesem Dokument als solche
                                                                                       gekennzeichneten Produkte sind FSC bzw. PEFC
                                                                                                                                       BAW
                             LANDES- ALS HANDELSGERICHT LINZ                      zertifiziert.                                     BLZ

           Hinweis: Aus Gründen der                 Redaktionsschluss: Wien, August 2021
           leichteren Lesbarkeit wurde von
           geschlechtergerechter Formulierung
           Abstand genommen.
           Die gewählte Form gilt jedoch für
02         Frauen und Männer gleichermaßen.
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1.      EINLEITUNG                                     04    5.3   Anzahl der für die Behandlung                    14
                                                                   vorgesehenen Tiere
2.      BEDEUTUNG PARASITENBEFALL                      05    5.4   Bekämpfungsplan                                  15
        FÜR TIER UND LANDWIRT                                5.5   Einsatz von Parasitenbekämpfungsmitteln          15
                                                             5.6   Alternative, pflanzliche Vorbeugemöglichkeiten   16
3.      PARASITENARTEN BEIM                            06
        FARMWILD UND
                                                             6.    RECHTLICHE GRUNDLAGEN                            17
        DEREN SYMPTOME
                                                             6.1   Dokumentation über Arzneimittelanwendung         17
3.1     Allgemeine Symptome eines Parasitenbefalls      06
                                                             6.2   Kennzeichnung der behandelten Tiere              17
3.2     Parasitenarten                                  07
                                                             6.3   Keine Schlachtung während der Wartezeit          17
3.2.1   Endoparasiten                                   07
                                                             6.4   Mitgliedschaft beim TGD                          18
3.2.2   Ektoparasiten                                   09
                                                             7.    VORBEUGENDE MAẞNAHMEN                            19
4.      DIAGNOSE                                       11
4.1     Überblick und Ablauf der Parasitenbekämpfung    13   8.    WEITERFÜHRENDE                                   20
                                                                   INFORMATIONEN
5.      THERAPIE, KONVENTIONELL                        14
        UND ALTERNATIV                                       9.    QUELLEN                                          21
5.1     Allgemeine Rahmenbedingungen –                  14
        Umwelteinflüsse im Gehege                            10. AUTOREN                                            21
5.2     Probennahme, Diagnose                           14
                                                             11. WICHTIGE ADRESSEN                                  22
        und Anwendungsempfehlung
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
1. Einleitung

             Autor: Mag. Max Hörmann

             Als Farmwild bezeichnet man Wildtiere in landwirt-        higkeit beeinträchtigen und massiven wirtschaftlichen
             schaftlicher Haltung im Gehege. Ziel der landwirt-        Schaden anrichten.
             schaftlichen Wildtierhaltung ist die Erzeugung von
             hochwertigem Wildfleisch und die Landschaftspflege.       Grundsätzlich wird zwischen Ekto- und Endoparasiten un-
             In erster Linie werden Dam-, Rot-, Sika-, Muffel- und     terschieden. Ektoparasiten leben zum Beispiel auf oder in
             Schwarzwild gehalten. Dieses darf nur bei Erfüllung der   der Haut von Wildtieren. Endoparasiten leben im Gegen-
             vorgeschriebenen Voraussetzungen und nur aufgrund         satz dazu im Körperinneren der Tiere wie beispielsweise
             einer Anzeige der Wildtierhaltung bei der Behörde ge-     im Magen, Darm, in der Leber oder in der Lunge.
             halten werden.
                                                                       Ein Grundwissen über die unterschiedlichen Parasiten
                                                                       ist für den Farmwildhalter sehr hilfreich. Die relativ
                                                                       hohe Tierdichte des Farmwildes in einer Gehegehaltung
                                                                       begünstigt die Verbreitung dieser Krankheitserreger und
                                                                       gerade hier sind ein optimales Gehegemanagement und
                                                                       eine enge Zusammenarbeit mit einem in der Farmwild-
             © Jürgen Laban

                                                                       medizin kundigen Tierarzt notwendig, um Ausfälle zu
                                                                       verhindern. (Beiglböck, 2020) Weitere Faktoren, die das
             Abb. 1: Rotwildgehege                                     Auftreten von Parasitosen begünstigen, sind beispiels-
                                                                       weise das noch „untrainierte“ Immunsystem von Jung-
             Die größte Herausforderung bei der Haltung von Farm-      tieren, Stress oder ungünstige Bedingungen für das Tier.
EINLEITUNG

             wild stellt sicher die Vorbeugung und Bekämpfung von
             Erkrankungen, die durch Parasiten hervorgerufen werden,   Welche Parasiten bei der Farmwildhaltung eine Rolle
             dar. (Beiglböck, 2020)                                    spielen, welche Hinweise es auf Parasitenbefall gibt,
                                                                       welche vorbeugenden Maßnahmen der Farmwildhalter
             Parasiten können bei allen Tieren in allen Produktions-   treffen kann, wie eine Kotprobe richtig entnommen wird
             sparten vorkommen. Es sind Lebewesen, die in einem        und wie befallene Tiere behandelt werden können, wird
             anderen Organismus (dem Wirt) leben, von diesem           in der vorliegenden Broschüre kompakt und verständlich
             Nahrung beziehen und ihn schädigen. Parasiten können      dargestellt.
04           die Tiere in ihrem Wohlbefinden und ihrer Leistungsfä-
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
2. Bedeutung
                                                                                       Parasitenbefall für
                                                                                       Tier und Landwirt
Autor: Mag. Jürgen Laban

Parasitenbefall kann von der Beeinträchtigung des        der Farmwildhaltung insgesamt negativ beeinträchtigt.
Wohlbefindens der Tiere bis zu schweren Erkrankungen     Darüber hinaus führen hohe Behandlungskosten zu hö-

                                                                                                                   BEDEUTUNG PARASITENBEFALL FÜR TIER UND LANDWIRT
und sogar zum Tod der Tiere führen. Schon die Beein-     heren Ausgaben und verschlechtern damit das Ergeb-
trächtigung des Wohlbefindens kann die Leistung der      nis. Es liegt daher im Interesse jedes Farmwildhalters,
Tiere und die Futteraufnahme sehr negativ beeinflus-     rechtzeitig vorzubeugen und Maßnahmen gegen Parasi-
sen. Störungen in der Futteraufnahme wiederum führen     tenbefall zu ergreifen.
zu geringerer Gewichtszunahme und letztendlich zu ge-
ringeren Schlachtgewichten, was die Wirtschaftlichkeit
© Jürgen Laban

Abb. 2: Rotwild
                                                                                                                              05
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
3. Parasitenarten beim
                                                                                                                                                Farmwild und deren
                                                                                                                                                Symptome
                                                  Autor: Dr. Christoph Beiglböck

                                                  Nachdem in den vorigen Beiträgen ein Überblick über       solches erkennbare) Futter oder die natürliche Nahrung
PARASITENARTEN BEIM FARMWILD UND DEREN SYMPTOME

                                                  die Bedeutung des Parasitenbefalls für das Farmwild       aufgenommen werden.
                                                  und den Farmwildhalter gegeben wurde, soll in diesem
                                                  Kapitel der Broschüre nun näher auf die einzelnen Para-
                                                  sitenarten, deren Biologie und die Symptomatik beim
                                                  Farmwild eingegangen werden.

                                                                                                            © Jürgen Laban
                                                  Wie bereits in der Einleitung erwähnt, kann grob zwi-
                                                  schen Endoparasiten (innere Parasiten) und Ektoparasi-
                                                  ten (äußere Parasiten) unterschieden werden. Während      Abb. 3: Suhle im Rotwildgehege
                                                  letztere auf der Körperoberfläche beim Farmwild vor-
                                                  kommen (z. B. Milben, Zecken, Haarlinge etc.), befallen   3.1 ALLGEMEINE SYMPTOME
                                                  die Endoparasiten die inneren Organe der Tiere. Dies      EINES PARASITENBEFALLS
                                                  betrifft v. a. den Magen-Darm-Trakt und die Lunge, es     Die Symptome eines Parasitenbefalls sind häufig unspe-
                                                  gibt aber auch Parasiten, die die Unterhaut und sogar     zifisch, trotzdem können sie einem aufmerksamen Farm-
                                                  das Gehirn befallen können. Auch gilt es zu bedenken,     wildhalter erste Hinweise auf eine Parasitose, d. h. eine
                                                  dass manche Parasitenarten im Laufe ihres Entwick-        von Parasiten ausgelöste Krankheit, liefern. Meist sind
                                                  lungszyklus durch den Tierkörper wandern, bevor sie       von den Symptomen mehrere Tiere im Gatter betroffen,
                                                  ihr „Zielorgan“ erreichen (z. B. Lungenwürmer), und       da ein Parasitenbefall sich sehr häufig rasch im Gehege
                                                  so auch Schädigungen anderer Organsysteme verur-          ausbreitet (Tierdichte!) und nicht nur einzelne Tiere be-
                                                  sachen können. Manche Parasitenarten benötigen für        trifft. Ebenso treten die Symptome gehäuft im Frühjahr
                                                  ihre Entwicklung auch sogenannte Zwischenwirte, ein       auf, da viele Parasitenarten eine gewisse „Winterruhe“
                                                  Umstand, den es bei der Bekämpfung und Therapie zu        haben und sich ab etwa März verstärkt vermehren.
                                                  berücksichtigen gilt.
                                                                                                            Ein leichter Befall mit Parasiten kann häufig vollkommen
                                                  Die meisten Endoparasiten scheiden Eier über den Kot      symptomlos verlaufen und bedarf keiner unmittelbaren
                                                  aus, die sich dann im Freien zu Larven (teilweise über    Konsequenzen, ein schwerer Befall kann aber auch zu
                                                  Zwischenwirte) entwickeln und anschließend von den        schweren Krankheitsbildern führen. Dies ist vor allem
06                                                Tieren über das (verschmutzte, äußerlich aber nicht als   dann der Fall, wenn durch die Parasiten eine Schädi-
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gung des betroffenen Organs erfolgt, sodass in weiterer     Haarausfall sind sehr typisch für die von den Milben
Folge Bakterien oder Viren eindringen und sich rasch        ausgelöste sog. Räude.
vermehren können und das Bild und den Krankheitsver-
lauf beim befallenen Tier dramatisch verschlimmern.         3.2 PARASITENARTEN
                                                            Nachfolgend sollen die wichtigsten Parasitenarten

                                                                                                                               PARASITENARTEN BEIM FARMWILD UND DEREN SYMPTOME
Zu den unspezifischen Symptomen zählen z. B. eine Ab-       beim Farmwild als Übersicht in Tabelle 1 bzw. 2 und in
magerung bzw. schlechte Gewichtszunahme (Kälber) oder       Form eines kurzen Steckbriefes dargestellt werden.
auch ein struppiges Haarkleid. Beide können Anzeichen
einer Krankheit oder einer allgemeinen Stoffwechselstö-     3.2.1 ENDOPARASITEN
rung sein und werden deshalb auch oft bei einer Parasi-
tose beobachtet. Weitere unspezifische Krankheitsbilder
können eine aufgezogene Bauchdecke durch Schmerzen            Parasitenart                    Symptome
im Bauchraum (z. B. bei Befall mit Leberegeln oder Magen-
Darm-Würmern) oder auch das von manchen Parasitenar-          Endoparasiten (innere Parasiten)
ten ausgelöste Kehlgangsödem (Flüssigkeitsansammlung
                                                              Kokzidien                       v. a. bei Jungtieren
in der Unterhaut am Unterkiefer) sein.
                                                                                              starke Durchfälle

Etwas spezifischer sind bereits Symptome wie Durch-           Magen-Darm-Wür-                 Abmagerung, Durchfälle
fall, Husten oder Hautveränderungen. Nicht geformter          mer
Kot im Gehege und eine verschmutzte Analregion eines
oder mehrerer Tiere, bei sehr schwerem Durchfall auch         Bandwürmer                      Oft keine, manchmal
eine Verschmutzung der Hinterläufe, sind untrügliche                                          Abmagerung, Band-
Zeichen für eine Störung im Verdauungstrakt, häufig                                           wurmglieder im Kot
ausgelöst durch einen Befall von Parasiten.
                                                              Großer Leberegel                Abmagerung,
                                                                                              Veränderungen in Leber
Ebenso ist ein vermehrtes Husten der Tiere ein Symptom
                                                                                              beim Ausweiden
für eine Schädigung der oberen Atemwege und kann somit
ein Anzeichen für einen Befall mit Lungenwürmern sein.        Lungenwürmer                    Abmagerung, Husten,
                                                                                              Knoten in Lunge beim
Relativ eindeutig sind Hautveränderungen, wie sie bei                                         Ausweiden
einem starkem Befall mit Ektoparasiten entstehen, v. a.
bei einem Befall mit Räudemilben. Die dicken, borkigen       Tabelle 1: Die wichtigsten Endoparasiten beim Farmwild und ihre
und oft auch eitrigen Beläge der Haut bei gleichzeitigem     Symptome
                                                                                                                                          07
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
KOKZIDIEN
                                                  ƒ Einzellige, in der Umwelt relativ widerstandsfähige    ƒ Durchfälle als typisches Symptom, Knötchenwürmer
                                                    Kleinstparasiten (sog. Protozoen) im Darm,               im Dickdarm beim Ausweiden erkennbar(Knoten im
                                                    überwiegend der Art Eimerien                             Dickdarm)
                                                  ƒ Direkte Entwicklung ohne Zwischenwirt,
PARASITENARTEN BEIM FARMWILD UND DEREN SYMPTOME

                                                    Ausscheidung der Eier über Kot, Aufnahme               BANDWÜRMER
                                                    über mit Eiern verschmutztes Futter                    Bei einem Befall mit Bandwürmern muss unterschie-
                                                  ƒ Entzündung der Darmschleimhaut                         den werden, ob es sich um spezieseigene Bandwürmer
                                                  ƒ Vor allem bei Jungtieren manchmal ein Problem mit      im Darm handelt (adulte Würmer, die im Farmwild als
                                                    starken Durchfällen                                    sog. Endwirt parasitieren) oder ob das Tier von Zwischen-
                                                  ƒ Spezielle Medikamente zur Behandlung                   stadien (sog. Finnen) einer „fremden“ Bandwurmart von
                                                    notwendig (keine „allgemeinen“ Mittel gegen            Fleischfressern befallen ist.
                                                    Parasiten wirksam!)
                                                                                                           Bei „eigenen“ Bandwürmern
                                                  MAGEN-DARM-WÜRMER                                        ƒ Meist keine Symptome
                                                  ƒ Sammelbezeichnung für unterschiedliche                 ƒ Bandwurmglieder im Kot
                                                    Wurmarten (Haarwürmer, Fadenwürmer,
                                                    Knötchenwürmer, Peitschenwürmer und andere),           Bei „fremden“ Bandwürmern
                                                    die in Labmagen, Dünn- und Dickdarm vorkommen          ƒ Meist keine Symptome
                                                  ƒ Meist relativ kurze Entwicklungszeit (die sog.         ƒ Blasige Gebilde an oder in inneren Organen,
                                                    Präpatenz = Zeitdauer von der Aufnahme der               die zu einer Fleischentwertung führen
                                                    infektiösen Parasiten-Stadien bis zum Auftreten          (Untauglichkeit des in Verkehrbringens)
                                                    von Eiern oder Larven)
                                                  ƒ Größe meist < 1 cm (Ausnahme: manche
                                                    Dickdarmparasiten)
                                                  ƒ Direkte Entwicklung ohne Zwischenwirt, das heißt
                                                    die von infizierten Tieren ausgeschiedenen Eier bzw.
                                                    Larven gelangen über den Kot direkt in die Umwelt
                                                    und werden dann von anderen Tieren mit dem
                                                    verschmutzten Futter aufgenommen.
                                                                                                           © FIWI

                                                  ƒ Entzündung und Schädigung der Darmschleimhaut,
                                                    daraus resultierende Störung des Eiweißstoff-          Abb. 4: Massiver Befall mit großen Lungenwürmern, die bereits bis in die
08                                                  wechsels
                                                                                                           Luftröhre gewandert sind
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
LUNGENWÜRMER                                              3.2.2 EKTOPARASITEN
Beim Farmwild können sowohl große als auch kleine
Lungenwürmer vorkommen. Beide verursachen im be-
troffenen Tier sogenannte Lungenwurmbrutknoten, die         Parasitenart                    Symptome
sich bei der Fleischbeschau relativ eindeutig als derbe

                                                                                                                        PARASITENARTEN BEIM FARMWILD UND DEREN SYMPTOME
Knötchen in der Lunge ertasten lassen. Das Hauptsym-        Ektoparasiten (äußere Parasiten)
ptom bei einem Befall mit diesen Parasiten ist das Hus-
                                                            Räudemilben                     Haarausfall, borkige, ev.
ten der befallenen Tiere.
                                                                                            eitrige Beläge auf Haut,
                                                                                            Juckreiz
GROẞE LUNGENWÜRMER
ƒ Bis ca. 5 cm groß, d. h. eventuell auch auffällig         Dasselfliegen                   Je nach Lokalisation Nie-
  bei der Fleischbeschau                                                                    sen und Kopfschütteln
ƒ Direkte Entwicklung ohne Zwischenwirte                                                    bzw. Juckreiz
ƒ Larven bohren sich nach Aufnahme über
  verschmutztes Futter durch die Darmwand und               Hirschlausfliegen/              Juckreiz, einzelne
  wandern über die Lymphgefäße in die Lunge.                Zecken                          Stellen mit Haarausfall

KLEINE LUNGENWÜRMER                                        Tabelle 2: Die wichtigsten Ektoparasiten beim Farmwild
                                                                      und ihre Symptome
ƒ Bis ca. 3 cm groß
ƒ Indirekte Entwicklung über verschiedene Schnecken-
  arten, in denen sie lange überleben können              MILBEN
ƒ Larven bohren sich nach Aufnahme über mit               ƒ Verursachen die sog. Räude
  Schnecken verschmutztes Futter durch die Darmwand       ƒ Parasitieren auf bzw. in der Haut des Farmwildes
  und wandern über die Lymphgefäße in die Lunge.          ƒ Daraus folgend starke entzündliche Reaktion der
                                                            Haut mit dicken, borkigen, oft auch eitrigen
GROẞER LEBEREGEL                                            Belägen der Haut und gleichzeitigem Haarausfall
ƒ Parasitiert in den Gallengängen der Leber, bis 5 cm
  groß, kann bei der Fleischbeschau festgestellt werden
ƒ Indirekter Entwicklungszyklus über Zwergschlamm-
  schnecken, die v. a. in Feuchtgebieten vorkommen
ƒ Beeinträchtigung v. a. durch Schädigung der Leber
  und deren Stoffwechselfunktionen
                                                                                                                                   09
Parasiten beim Farmwild - Ihr Wissen wächst www.lfi.at - Landwirtschaftskammer Österreich
DASSELFLIEGEN                                          RACHENDASSELN
                                                  Zwei Arten können beim Farmwild auftreten.             ƒ Fliegen legen Eier im Nasenbereich ab.
                                                                                                         ƒ Larven wandern in Nasen-Rachen-Bereich.
                                                  HAUTDASSELN                                            ƒ Reizung der Schleimhäute führt im Frühling zu
                                                  ƒ Dasselfliegen legen Eier auf der Haut ab.              Niesen, Kopfschütteln und Husten der befallenen
PARASITENARTEN BEIM FARMWILD UND DEREN SYMPTOME

                                                  ƒ Larven bohren sich durch Haut und wandern durch        Tiere.
                                                    die Unterhaut.
                                                  ƒ Bohren sich beim Schlüpfen durch die Haut.           HIRSCHLAUSFLIEGEN/ZECKEN
                                                  ƒ Befallene Tiere zeigen starken Juckreiz, der durch   ƒ Blutsaugende Ektoparasiten auf der Haut von Farm-
                                                    das Scheuern zu Hautveränderungen v. a. im Bereich     wild
                                                    des Rückens führen kann.                             ƒ Bei starkem Befall Juckreiz und dadurch stellenwei-
                                                  ƒ Entwertung der Haut zur Lederverarbeitung              se Haarausfall, Beunruhigung der betroffenen Tiere
                                                                                                         ƒ V. a. Zecken können potenzielle Krankheitsüberträger
                                                                                                           sein.

                                                                                                         Details zu den Endo- und Ektoparasiten finden Farm-
                                                                                                         wildhalter unter www.wildhaltung.at
                                                  © Christoph Beiglböck

                                                  Abb. 5: Hautdasseln

10
4. Diagnose

Autor: Dr. Karl Bauer

Eine sichere Diagnosestellung ist nur durch eine exak-     weniger sinnvoll. Es sollte jedenfalls zweimal pro Jahr
te Kotuntersuchung bzw. bei der Fleischuntersuchung        eine Sammelkotprobe untersucht werden. Wird starker
oder durch Sektion verendeter/notgetöteter Tiere           Parasitenbefall festgestellt, dann sollte auch zumindest
(Hofsektion oder in einer Tierkörperverwertungsan-         zweimal behandelt werden. Bei geringgradigem Befall
stalt) möglich.                                            kann eine Behandlung ausreichend sein. Jedenfalls
                                                           muss die vollständig ausreichende Menge des Medi-
                                                           kaments verabreicht werden. Jede Unterdosierung ist
                                                           zu vermeiden, da sich sonst resistente Parasiten bilden
                                                           können! Es empfiehlt sich auch, Kälber getrennt im Kälber-
                                                           schlupf zu behandeln.

                                                           Anleitung zur Sammelkotprobennahme
© Jürgen Laban

                                                           1. Von mehreren Tieren (mindestens von 5 Tieren) je
                                                              gleich viel Kot sammeln. Falls nur eine Probe ein-
Abb. 6: Rotwildgehege                                         gesendet wird, empfiehlt es sich, insbesondere Kot
                                                              von Jungtieren zu sammeln!
Vor allem Jungtiere/Kälber sind oft von Parasiten be-
fallen und müssen behandelt werden.                        2. Ungefähr einen halben Joghurtbecher Kot zusam-
                                                              mentragen (= rund 20 g). Der Kot muss frisch sein

                                                                                                                        DIAGNOSE
Kotproben zur parasitologischen Untersuchung müssen           und kann vom Boden aufgelesen werden. Nimmt
frisch sein. Der günstigste Zeitraum einer Kotproben-         man die Probe vom Boden auf, sollte nur die obere
entnahme richtet sich nach der Möglichkeit der Be-            Hälfte des Kothäufchens genommen werden.
handlung. Es muss gewährleistet sein, dass alle Tiere
zur Fütterung kommen und das eingemischte Medika-          3. Den Kot in ein dichtes Plastiksäckchen (z. B. Gefrier-
ment aufnehmen. Daher bietet sich entweder der Be-            beutel) einfüllen und mit einer klar (nach Alters-
ginn der Winterfütterung im Herbst oder das Ende der          gruppe) beschrifteten Klebe-Etikette versehen. Die
Fütterungsperiode im Frühjahr an. Im Winter ist die Aus-      Proben sind bruch- und auslaufsicher zu verpacken.
scheidung der Parasiten geringer und eine Behandlung          Die Proben dürfen jedoch nicht vakuumiert werden.          11
4. Den Untersuchungsantrag (Probenbegleitschein)                        6. Die Kotuntersuchungen werden von Veterinär-
              ausfüllen: die entsprechenden Angaben zur letzten                       labors oder evtl. auch von praktischen Tierärzten
              Entwurmung und zum Gesundheitszustand der Tie-                          durchgeführt.
              re ergänzen. Wenn die Tiere husten, muss dies auf
              dem Formular vermerkt werden.                                        Nach Erhalt der Untersuchungsresultate berät der Be-
                                                                                   treuungstierarzt, ob, wann und mit welchem Medika-
           5. Plastiksäckchen zusammen mit dem ausgefüllten                        ment entwurmt werden muss. Ebenso wird allenfalls
              Untersuchungsantrag (Probenbegleitschein) in ein                     das Datum der nächsten Kotentnahme zur Wirksam-
              Versandkuvert stecken (die Post verlangt geruchs-                    keitsüberprüfung mitgeteilt. ACHTUNG: Im Frühjahr
              neutrale Sendungen) – oder direkt an die Untersu-                    rechtzeitig mit der ersten Kotprobe beginnen, damit
              chungsstelle liefern.                                                noch eine Kontrolluntersuchung möglich ist.
DIAGNOSE

           © Jürgen Laban

                                                                                   © Jürgen Laban

           Abb. 7: Frische Kotprobe. Nur die sauberen oberen Kotteile einsammeln   Abb. 8: Die Kotprobe ist ungeeignet, weil sie zu alt und vertrocknet ist.
12         (rot umrandet)
4.1 ÜBERBLICK UND ABLAUF DER                                         führt werden, wenn er die Sachkundigkeit nachweist.
PARASITENBEKÄMPFUNG                                                  Als Nachweis gilt die Absolvierung des TGD-Grundkur-
Der ÖTGD (Tiergesundheitsdienst Österreich) bietet ein               ses. Eine neuerliche Kontrolluntersuchung nach 14 Tagen
Endo- und Ektoparasitenbekämpfungsprogramm bei                       dient der Überprüfung der Therapie und Tierarzneimittel-
Schafen und Ziegen an, das vom Ablauf her auch beim                  Anwendung. Gegebenenfalls muss der Bekämpfungs-
Farmwild angewendet werden kann. Dabei wird mit der                  plan adaptiert werden. Eine Zusammenfassung der Er-
Probennahme auf dem Betrieb begonnen. Die Proben                     gebnisse schließt das Untersuchungsjahr ab.
werden ausgewertet und je nach Ergebnis wird ein Be-
kämpfungsplan erstellt. Nach diesem Plan werden vom
Betreuungstierarzt die Arzneimittel ausgewählt und
eingesetzt bzw. abgegeben. Die Parasitenbekämpfung
darf vom geschulten Farmwildhalter selbst durchge-

             Start                              (Sammel-)               Betreuungstierarzt,           Begleitformular
         (Fragebogen)                       Kot-Probennahme             bzw. Fachpersonen         und Einsendung an Labor

                                                                                                           Ergebnis an
             Arzneimittel-                     Arzneimittelabgabe             Erstellung
                                                                                                              TGD-
             anwendung                       für Behandlungszyklus         Bekämpfungsplan
                                                                                                        Betreuungstierarzt

      Betreuungstierarzt/                   Nach 14 Tagen:                                            Evtl. Adaptierung
                                                                          Resistenztest
        Farmwildhalter                    Kontrolluntersuchung                                        und Behandlung

                                                                                                                                DIAGNOSE
                                                                                                          Dokumentation
                                                                                                           Abrechnung

Abb. 9: Ablaufplan eines Parasitenprogramms (© Karl Bauer)

                                                                                                                                 13
5. Therapie,
                                                                                                                                   konventionell
                                                                                                                                   und alternativ
                                        Autor: Dr. Karl Bauer

                                        5.1 ALLGEMEINE                                        ƒ Suhlen für Rotwild zur Weide abgrenzen
                                        RAHMENBEDINGUNGEN –                                     (zum Beispiel mit Schotter)
                                        UMWELTEINFLÜSSE IM GEHEGE                             ƒ Optimale Hygienebedingungen bei Futterlagerung,
                                        Bevor Behandlungen mit Medikamenten durchgeführt        Futterstellen und Tränkestellen
                                        werden, sind alle Möglichkeiten des Betriebsmanage-   ƒ Überprüfung des Tierbesatzes auf der vorhandenen
                                        ments auszunützen.                                      Fläche: Zu hoher Besatz erhöht die Parasitengefahr.
                                                                                              ƒ Beweidung mit anderen Tierarten vermeiden. Keine
THERAPIE KONVENTIONELL UND ALTERNATIV

                                                                                                gemeinsame Haltung von Rot- und Damwild mit
                                                                                                Mufflons, da diese in die Tröge steigen und diese
                                                                                                verunreinigen.

                                                                                              5.2 PROBENNAHME, DIAGNOSE UND
                                                                                              ANWENDUNGSEMPFEHLUNG
                                                                                              Bevor eine Parasitenbekämpfung im Gehege vorgenom-
                                                                                              men wird, sind im Vorfeld (Sammel-)Kotproben zu unter-
                                                                                              suchen bzw. die Befunde von vorhergegangenen Schlach-
                                                                                              tungen auszuwerten; vom Betreuungstierarzt sind eine
                                                                                              Diagnose und ein Handlungsplan für die Anwendung von
                                        © Jürgen Laban

                                                                                              Arzneimitteln zu erstellen. (Siehe Kapitel 4 Diagnose)

                                        Abb. 10: Rotwildgehege                                5.3 ANZAHL DER FÜR DIE
                                                                                              BEHANDLUNG VORGESEHENEN TIERE
                                        Zu den wichtigsten Hygienemaßnahmen des               Der Betreuungstierarzt hat sich über die Anzahl der zu
                                        Betriebsmanagements zählen:                           behandelnden Tiere zu vergewissern und sicher zu stel-
                                        ƒ Haltung der Wildtiere in Koppeln mit Mäh- und       len, dass im Gehege nur die für die Behandlung vorgese-
                                          Weidenutzung, Mulchen, ev. Heugewinnung. Bei        henen Tiere behandelt werden. Die Anwendung betrifft
                                          hohem Gras die Koppeln öfter wechseln.              entweder ein abgegrenztes Gehege, einen Kälberschlupf
                                        ƒ Auszäunung von feuchten Flächen in der Weide        oder eine Einzeltierbehandlung (nach Immobilisierung).
14                                        (ausgenommen Suhlen für Rotwild)
Definition des Geheges oder Gehegeteiles,                 stimmungen möglichen und vom Betreuungstierarzt
in dem behandelt wird:                                    verantwortbaren Parasitenbekämpfungsmittel erfolgt
ƒ Die Behandlung kann im gesamten Gehege oder nur         unter Einhaltung der festgelegten Wartezeit entweder
   im Kälberschlupf erfolgen.                             über die Haut (Pour-on), über das Futter (peroral) oder
ƒ Es muss die Anzahl an zu behandelnden Wildtie-          als Injektion (z. B. Blasrohrapplikation).
   ren eindeutig feststellbar sein und dokumentiert
   werden. Das durchschnittliche Körpergewicht ist zu     Da derzeit nur ein zugelassenes Arzneimittel (Feban-
   schätzen – im Zweifelsfall mehr annehmen!              tel) für Farmwild zur Verfügung steht, besteht für den
   Die Medikamentendosis richtet sich immer nach          Betreuungstierarzt bei anderen Wirkungsspektren die
   allen in einer Koppel bzw. einem abgegrenzten          Möglichkeit, aufgrund des Therapienotstandes im Zuge
   Gehegeteil befindlichen Tieren!                        einer Umwidmung Arzneimittel einzusetzen bzw. zu ver-

                                                                                                                     THERAPIE KONVENTIONELL UND ALTERNATIV
ƒ Es müssen dichte Futterstellen oder Tröge               schreiben oder einen Sonderimport durchzuführen.
   (z. B. aus Kunststoff oder Metall) vorliegen
   und evtl. im Gehege verteilt sein, um auch für         Im Zuge der Umwidmung und auf Basis neuester wis-
   rangniedrigere Tiere zugängig zu sein. Alle Tiere      senschaftlicher Erkenntnisse können Arzneimittel, die
   sollen gleichzeitig fressen können.                    bei Rindern, Schafen und Ziegen eingesetzt werden,
                                                          auch bei Farmwild eingesetzt werden. Die Wartezeit
5.4 BEKÄMPFUNGSPLAN                                       verlängert sich dabei auf mindestens 28 Tage.
Der Betreuungstierarzt stellt das Medikament in der
entsprechenden Menge und Anwendungsanleitung              Sonderimportierte Tierarzneimittel dürfen vom Betreu-
für max. einen Behandlungszyklus zur Verfügung und        ungstierarzt nur zum Aufgießen auf die Haut oder zum
stellt einen Arzneimittelabgabebeleg aus. Die Doku-       Einstreuen in das Futter (peroral) an den Farmwildhalter
mentation der Arzneimittelanwendung ist sowohl nach       abgegeben werden.
der Rückstandskontrollverordnung 2006 als auch nach
dem Tierarzneimittelkontrollgesetz (TAKG) und der Tier-   Mit einer Entwurmungstherapie sollten möglichst alle
gesundheitsdienst-Verordnung (TGD-VO) idgF verpflich-     Würmer des behandelten Tiers getötet werden, um die
tend und ist vom Farmwildhalter auf der Rückseite         Resistenzbildung zu vermeiden. Dazu ist es notwendig,
des Arzneimittelabgabebeleges nach jeder Behandlung       die angegebene Dosierung und Anwendungsdauer min-
durchzuführen.                                            destens einzuhalten. Eine Überdosierung ist deshalb
                                                          besser als eine Unterdosierung, weil die direkte Auf-
5.5 EINSATZ VON PARASITEN-                                nahme am Einzeltier nicht erfasst werden kann. Welt-
BEKÄMPFUNGSMITTELN                                        weit steigen aufgrund regelmäßiger Entwurmungen die
Die Verwendung der im Rahmen der gesetzlichen Be-         Resistenzen an. Heutige Empfehlungen gehen davon                   15
aus, dass nur noch die behandlungswürdigen Tiere (se-    ƒ Refugien schaffen, das bedeutet:
                                        lective treatment: ST) zu entwurmen sind. Damit sollen     ƒ Erwachsene Tiere möglichst nicht entwurmen.
                                        Refugien von nichtresistenten Würmern geschaffen und       ƒ Einen Teil in der Herde unbehandelt lassen.
                                        die Zunahme von resistenten Würmern eingeschränkt          ƒ Behandlungen nur nach erfolgter
                                        werden. Aber auch unabhängig von der Verlangsamung           Kotuntersuchung und entsprechender
                                        der Resistenzentwicklung kann damit die Abhängigkeit         Befundung durchführen.
                                        von häufigen Entwurmungen verringert und ein Parasi-
                                        tenmanagement geschaffen werden, das vermehrt auf        5.6 ALTERNATIVE, PFLANZLICHE
                                        Weidehygienemaßnahmen beruht.                            VORBEUGEMÖGLICHKEITEN
                                                                                                 Tanninhaltige Futterpflanzen auf Äsungsflächen anlegen,
                                        Resistenzfördernde Umstände:                             wie Esparsette, Weißtanne, Hornklee, Chicorée, oder
THERAPIE KONVENTIONELL UND ALTERNATIV

                                        ƒ Hohe Besatzdichte                                      tanninhaltige Präparate einsetzen.
                                        ƒ Keine Parasitendiagnostik
                                        ƒ Häufige/regelmäßige Anwendung von
                                          Entwurmungsmitteln insbesondere über
                                          das Futter oder auch als Pour-on
                                        ƒ Unterdosierung
                                        ƒ Behandlung immer aller Tiere
                                        ƒ Zukauf von infizierten und unbehandelten Tieren

16
6. Rechtliche
                                                                                       Grundlagen
Autor: Dr. Karl Bauer

Die Parasitenbehandlung ist in Farmwildbetrieben er-     lisierung und Parasitenbehandlung) sind entsprechende
laubt, sofern die rechtlichen Bedingungen erfüllt wer-   Wartezeiten am Begleitschein zu dokumentieren und
den. Gemäß den Anforderungen beschränkt sich dies        den Betriebsunterlagen beizulegen.
auf die Arzneimittelanwendung bei folgenden Tierarten:
Rot-, Sika-, Dam-, Muffel-, Schwarzwild und Davidshir-   Der Tierarzt/Farmwildhalter hat den Zeitpunkt und die
sche.                                                    Art der verordneten oder durchgeführten Behandlung,
                                                         die genauen Angaben zur Identität der behandelten
6.1 DOKUMENTATION ÜBER                                   Tiere sowie die jeweiligen Wartezeiten in das betriebs-
ARZNEIMITTELANWENDUNG                                    eigene Register (= Gehegebuch) einzutragen.
Die Dokumentation der Arzneimittelanwendung hat
in entsprechender Weise zu erfolgen und ist so zu ge-    6.2 KENNZEICHNUNG DER
stalten, dass der Einsatz des verwendeten Präparates     BEHANDELTEN TIERE
bezogen auf die Anzahl der zu behandelnden Tiere und     Wenn Tiere mit Medikamenten (z. B. Entwurmungsmit-
die Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeit für je-    tel) einzelbehandelt werden, müssen sie für die Dauer

                                                                                                                   RECHTLICHE GRUNDLAGEN
dermann nachvollziehbar und rückverfolgbar ist. Bei      der Wartezeit vorübergehend gekennzeichnet werden
Zugängen von Farmwild (i. d. R. verbunden mit Immobi-    (z. B. Scherenschnitt). Bei Behandlung der gesamten
                                                         Herde entfällt die Kennzeichnung. Allerdings unterlie-
                                                         gen alle Tiere der Herde der vorgeschriebenen Warte-
                                                         zeit.

                                                         6.3 KEINE SCHLACHTUNG WÄHREND
                                                         DER WARTEZEIT
                                                         Bei Parasitenbehandlung im Gehege kommt es durch
                                                         die Arzneimittelanwendung zu einer Wartezeit nach der
                                                         letzten Gabe des Medikamentes, innerhalb der kein Tier
                                                         aus dem Gehege geschlachtet werden darf. Die Warte-
© Jürgen Laban

                                                         zeit wird vom betreuenden Tierarzt auf dem Arzneimit-
                                                         telabgabe-Beleg angeführt und wird in Bio-Betrieben
Abb. 11: Futterstelle                                    verdoppelt.                                                    17
6.4 MITGLIEDSCHAFT BEIM TGD                               Nur im TGD ist die Abgabe von rezeptpflichtigen Tierarz-
                        Nach der Tiergesundheitsdienst-Verordnung ist eine        neimitteln durch den Betreuungstierarzt an den Tierhal-
                        Teilnahme des Farmwildhalters bzw. des Tierhalters        ter möglich. Der Betreuungstierarzt kann Tierarzneimit-
                        am Tiergesundheitsdienst vorgesehen. Dazu sind in den     tel zur Prophylaxe, Nachbehandlung oder Metaphylaxe
                        Tiergesundheitsdiensten der Bundesländer entspre-         an den Tierhalter, der auch Arzneimittelanwender ist,
                        chende Sektionen/Arbeitsgruppen für Farmwild einge-       abgeben. Die Parasitenbekämpfung darf vom geschul-
                        richtet.                                                  ten Farmwildhalter selbst durchgeführt werden, wenn
                                                                                  er die Sachkundigkeit nachweist. Als Nachweis gilt
                        Die Mitgliedschaft des Farmwildhalters beim Tierge-       die Absolvierung des TGD-Grundkurses „Schießen vom
                        sundheitsdienst des jeweiligen Bundeslandes, in dem       Farmwild im Gehege“ und die Einhaltung der laufenden
                        sich das Gehege befindet, ist schriftlich abzuschließen   Mindestweiterbildungsverpflichtung.
                        (Teilnahmevertrag) und eine Teilnahmeerklärung zum
                        TGD-Programm abzugeben. Der Farmwildhalter muss           Weiterbildungen entsprechend der jeweils geltenden
                        einen Betreuungstierarzt nennen und einen Betreuungs-     TGD-Verordnung sind im 4-Jahres-Zyklus mit mindes-
                        vertrag mit ihm unterzeichnen.                            tens 4 anerkannten TGD-Stunden zu absolvieren.
RECHTLICHE GRUNDLAGEN

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7. Vorbeugende
                                                                                                   Maßnahmen
Autor: Mag. Jürgen Laban

Es ist auf Sauberkeit und Hygiene besonders an Stellen,   Die Tränken sind regelmäßig zu reinigen. Mobile Futter-
wo sich die Tiere vermehrt aufhalten und liegen (Fut-     raufen sollen von Zeit zu Zeit umgestellt werden.
ter- und Tränkestellen), zu achten. In Unterständen ist
der Kot laufend zu entfernen und der Boden zum Bei-       Koppeln: Wenn möglich sollen die Tiere in verschiedene
spiel mit Löschkalk oder Desintec zu desinfizieren. Als   Koppeln gebracht werden. Die weidefreien Koppeln sol-
Desinfektionsmittel können Mittel entsprechend der        len mindestens 14 Tage nicht beweidet werden.
DVG-Desinfektionsmittelliste (Deutsche Veterinärmedi-
zinische Gesellschaft) (www.dvg.net/desinfektion/des-     Weiden mit sehr hohem Gras bieten vor allem in der
infektionsmittellisten) eingesetzt werden.                Setzzeit eine gute Deckung für die Kälber, haben aber
                                                          auch meist mehr Parasiten! Eine starke Sonnenein-
Bei den Futterstellen Futterreste vom Boden entfernen.    strahlung auf einer kurzen Weide vermindert den Para-
Der Boden sollte möglichst befestigt sein, idealerweise   sitendruck deutlich!

                                                                                                                                         VORBEUGENDE MASSNAHMEN
mit Beton oder Asphalt bzw. Schotter.
© Jürgen Laban

                                                          © Jürgen Laban

Abb. 12: Fütterung mit befestigtem, sauberem Boden.       Abb. 13: Hohes Gras ist gute Deckung für Jungtiere. Aber Achtung: Parasiten!        19
8. Weiterführende
                                                                                 Informationen

                               WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

                                              Kotprobenbegleitschein
WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN

                                              «Erfahrungen aus der Schweiz»
                                              von Dr. med. vet. Sara Murer

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9. Quellen
                                                                                10. Autoren

QUELLEN                                               AUTOREN

Beiglböck, C. (2020): Tiergesundheit beim Farmwild,   Dr. Karl Bauer,
Ländliches Fortbildungsinstitut (HSg.):               Leiter ÖTGD-AG Farmwild
Farmwild-landwirtschaftliche Wildhaltung in
Österreich, Wien, 17–21.                              Dr. Christoph Beiglböck,
                                                      Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der
                                                      Veterinärmedizinischen Universität Wien

                                                      Mag. Max Hörmann,
                                                      Landwirtschaftskammer Österreich,
                                                      Veterinärangelegenheiten

                                                      Mag. Jürgen Laban,
                                                      Bundesverband österreichischer
                                                      Wildhalter

                                                                                                              QUELLEN, AUTOREN
                                                                                                                 21
11. Wichtige
                                                                                                            Adressen

                    Tiergesundheitsdienst                               AGES Standort Linz
                    www.tgd.at                                          Ansprechpartner für pathologische Untersuchungen:
                                                                        Dr. Karl Stellnberger
                    Bundesverband österreichischer Wildhalter           Wieningerstraße 8, 4020 Linz
                    Obmann, Geschäftsstelle:                            050 555 41111
                    Mag. Jürgen Laban
                    Taschenstraße 24, 8102 Semriach                     AGES Standort Mödling
                    www.wildhaltung.at,                                 Ansprechpartner für pathologische Untersuchungen:
                    0664 430 06 13, office@wildhaltung.at               Dr. Zoltan Bago
                                                                        Robert-Koch-Gasse 17, 2340 Mödling
                    Universitätsklinik für Wiederkäuer,                 050 555 38112
                    Veterinärmedizinische Universität Wien
                    Veterinärplatz 1, 1210 Wien                         ILV Kärnten, Veterinärmedizinische
                    01 25077 5232                                       Untersuchungen
                                                                        Ansprechpartner für pathologische Untersuchungen:
                    Forschungsinstitut für Wildtierkunde                Mag. Michael-Dieter Mansfeld
WICHTIGE ADRESSEN

                    und Ökologie für pathologische Untersuchungen       Kirchengasse 43, 9020 Klagenfurt
                    als auch für klinische Beratungen                   50536 15302
                    Savoyenstraße 1, 1160 Wien
                    01 25077 7900, Fiwi.Klivv@vetmeduni.ac.at           Ländliche Fortbildungsinstitute (LFI)
                                                                        www.lfi.at
                    AGES Standort Innsbruck
                    Ansprechpartner für pathologische Untersuchungen:
                    Dr. Walter Glawischnig
                    Technikerstraße 70, 6020 Innsbruck
                    050 555 71111

22
Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI)
Österreich
Schauflergasse 6, 1015 Wien
01/53441-8566 | F-DW.: 8569
lfi@lk-oe.at
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