Stark? was macht dich - David Kadel - SCM Shop

 
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David Kadel

was macht dich
  stark?
   Fußballstars und ihr
    Erfolgsgeheimnis
Stark? was macht dich - David Kadel - SCM Shop
Die auf Gott sehen,
werden strahlen vor Freude!“
Psalm 34,6
              Widmung
  Für meinen besten Freund Dirk Heinen.
   Ohne dich gäbe es dieses Buch nicht!
                 David
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Inhalt
Vorbilder / Vorwort ................................................................................ 4

Jürgen Klopp – der Herzens-Mensch – FC Liverpool .......................... 12

David Alaba – das Idol – FC Bayern München .................................... 28

Neymar – das Genie – Paris Saint-Germain ....................................... 38

Thilo Kehrer – der Derbyheld – FC Schalke 04 ................................... 48

Heiko Herrlich – der Außergewöhnliche – Bayer 04 Leverkusen ...... 62

Davie Selke – Knipser mit Herz – Hertha BSC Berlin ......................... 76

James Rodríguez – Cafetero Fantastico – FC Bayern München ......... 90

Benny Henrichs – Der Außenminister – Bayer 04 Leverkusen .......... 96

Sandro Schwarz – der Held der Stadt – FSV Mainz 05 ...................... 102

David Luiz – Der Boss – FC Chelsea London .................................... 118

Robert Bauer – der Abräumer – SV Werder Bremen ........................ 126

Edinson Cavani – El Matador – Paris Saint-Germain ....................... 140

Daniel Didavi – der Zauberfuß – VfL Wolfsburg .............................. 148

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Play it again Mario!

    Die letzten echten Typen!
E   ndlich wieder Fußball-WM! Wahnsinn,
    wie schnell die Jahre nach Götzes Sieg-
treffer im WM-Finale von Rio verflogen sind.
                                                   als Vorzeigeathleten sehr bewusst geworden
                                                   sind und nicht müde werden, Gutes zu tun.
                                                   Wie zum Beispiel Mats Hummels, der sich
Und by the way: Wir sind immer noch WELT-          entschieden hat, bis zum Ende seiner Karriere
MEISTER!                                           ein Prozent seines Gehalts für das Hilfsprojekt
   In Russland treten wir 2018 also an, um         „Common Goal“ zu spenden. Oder Toni Kroos,
erstmals in der Geschichte unserer National-       der eine faszinierende Stiftung für Kinder in
mannschaft einen Titel zu verteidigen. Jogi,       Not gegründet hat, für deren Arbeit er sich
mach ett! Play it again, damit wir Deutschen im    mit voller Leidenschaft einsetzt. Oder Manuel
Sommer 2018 ein weiteres euphorisches Fuß-         Neuers Stiftung „Manus“, die ich kürzlich be-
ballmärchen erleben können! Nach den letzten       suchte und in der ich Kinder und Jugendliche
Wahlen und bei der trüben Stimmung hierzu-         von benachteiligten Familien im Ruhrpott traf,
lande sehnen wir uns ja alle danach, wieder        die nicht nur über die Einrichtung schwärm-
friedlich und vor allem gemeinsam zu feiern.       ten, sondern vielmehr über Manuel Neuers
   Wenn man unsere Weltmeister in den letz-        sehr persönliches Engagement und seine sehr
ten Jahren beobachtet hat, konnte man fest-        herzliche Art und Weise, wie er mit den Kin-
stellen, wie Manuel Neuer, Mats Hummels,           dern und Mitarbeitern vor Ort umgeht.
Thomas Müller & Co. zu echten Vorbildern              Interessant finde ich, wenn sich einer, der
gereift sind. Fußballstars, die sich ihrer Rolle   ein sportliches Vorbild ist – weil er so genial

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die Bälle aus dem Winkel boxen kann –, lang-            Vorbilder. In einer mehr und mehr orien-
sam auch zu einem gesellschaftlichen Vorbild         tierungslosen Gesellschaft sind sie die letzten
entwickelt. Sie haben an ihrer Persönlichkeit        Leuchttürme, zu denen wir noch hochschauen
gearbeitet und entdeckt, wie bereichernd es          und von denen wir uns Richtungsweisung er-
sein kann, wenn man Sinn stiftet. In diesem          hoffen. Die FAZ titelte kürzlich mit einer aus
Buch treffe ich Fußballstars, die sich sehr vie-     der Bahn geworfenen Weltkugel und der Über-
le Gedanken darüber machen, was ein Vorbild          schrift: „Orientierungslose Welt!“
heute eigentlich darstellen und vermitteln              Tagtäglich spüren wir schmerzhaft eine für
soll. Spieler und Trainer, die sich selbst hinter-   unmöglich gehaltene Verschiebung von Fix-
fragen, reflektieren und sich dessen bewusst          sternen, die uns jahrzehntelang als zuverläs-
sind, dass sie auch außerhalb des Fußballs           sige Navigation durchs Leben dienten.
etwas zu sagen haben, etwas Gutes bewir-                In meiner Jugend galten Politiker noch als
ken können. Während ich mich auf die Reise           echte Vorbilder. Genscher, Brandt, Helmut
durch Deutschland machte, um diese etwas             Schmidt – Männer, zu denen man hochschau-
anderen Fußballer zu treffen, habe ich immer         te, deren Wort etwas galt und denen man
                                                     parteiunabhängig Respekt zollte. Ebenso die
                                                     Wirtschaftsbosse. Wenn ein VW-Vorstand in
                                                     unserer ausverkauften Stadthalle sprach, war
                                                     es mucksmäuschenstill und man lauschte
                                                     den Worten dieses Erfolgsmenschen voller Be-
                                                     wunderung. Diese Vorbilder von damals sind
                                                     ausgestorben – wie Dinosaurier. An ihrer Stel-
                                                     le stehen jetzt die Donald Trumps und Dax-
                                                     Fond-Manager unserer Zeit. Marktschreier, die
                                                     wir mitleidig belächeln oder leidenschaftlich
                                                     verspotten, aber sicher nicht bewundern, weil
                                                     sie als Vorbild nicht taugen.

                                                     Gebrauchtwagenhändler-
                                                     Mentalität
                                                        An welcher Stelle ist unsere Welt falsch ab-
                                                     gebogen, dass es Menschen mit Gebrauchtwa-
                                                     genhändler-Mentalität tatsächlich schaffen,
mal wieder darüber nachgedacht, warum uns            Millionen Wählern ihre Stimme abzuringen
Vorbilder eigentlich so wichtig sind, dass wir       und plötzlich als König eines Landes aufzu-
uns auf den Weg machen und ihnen gerne               treten? Dieselbe tragische Entwicklung beob-
stundenlang zuhören. Vielleicht weil uns ihre        achten wir tagtäglich in der Wirtschaft, wo die
Lebensgeschichte berührt? Oder weil wir sie          Welt-Firmen, die uns einst mit ihrem großen
bewundern, wie sie im Scheitern Stärke er-           Stern am Horizont den Weg wiesen und für
langt haben? Was macht ein Vorbild letztlich         ehrliche Arbeit standen, zum Gespött ihrer ei-
zu einem echten Vorbild?                             genen Werte geworden sind. Vorbilder stehen

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für gewisse Werte, für die wir sie bewundern:
Authentizität, Verlässlichkeit, Transparenz,
Leidenschaft, Akribie und Treue. Große Firmen
haben, blind vor Gier, Judasse eingestellt, die
ihre heiligen Werte und die Seele des Unter-
nehmens eiskalt verkaufen durften, weil die
Aufsichtsräte mit ihren Scheuklappen nur
noch den kurzfristigen Erfolg anbeteten.

Worauf ist Verlass?
   In Zeiten, in denen fast alle großen Tür-
me ins Wanken geraten sind und man wie bei
„Herr der Ringe“ nur darauf wartet, dass sie
vollends einstürzen, lautet die alles entschei-
dende Frage: „Worauf ist heute noch Verlass?“
Da, wo Betrügen normal geworden ist und wir        oft nur Phrasen, die unsere letzten Helden je-
uns über den nächsten großen Betrugsskan-          doch über Jahre treu mit Leben füllen müssen,
dal einer Welt-Firma längst nicht mehr wun-        um ihre Träume wahr werden zu lassen.
dern, erscheint es fast unmöglich, dass wir           Mit Leben füllen, das musste Heiko Herrlich
Menschen oder Institutionen unser Vertrau-         im wahrsten Sinne des Wortes seine Hoffnung
en noch schenken. Doch es gibt ein gallisches      – um nicht zu verzweifeln, als ihm die Ärz-
Dorf, in dem die letzten aufrechten Krieger le-    te die schockierende Diagnose Gehirntumor
ben und darum kämpfen, ihrer Vorbild-Rolle         mitteilten. Im Gespräch mit dem Leverkusen-
auch gerecht zu werden.                            Coach erlebe ich einen völlig anderen Heiko
   Es ist beinahe peinlich, aber ausgerech-        als den, mit dem ich Mitte der 90er-Jahre mei-
net eine Unterhaltungs-Branche, die als völ-       nen ersten Dokumentarfilm drehte. Scheitern
lig oberflächlich und für viele höchstens die       macht demütig. Überhaupt ist Demut die Cha-
schönste Nebensache der Welt ist, scheint die      raktereigenschaft, die mir in den Gesprächen
letzten Vorbilder unserer Zeit zu bewahren.        mit den „Stars zum Anfassen“ immer wieder
Der Fußball. Und ich meine damit nicht die Ki-     begegnete. Davie Selke, schon früh ein Star, ist
cker, deren Dribblings und Schusstechnik wir       wohl einer der normalsten Fußballprofis, die
bestaunen. Es sind diese letzten, echten Typen     ich je kennengelernt habe. Durch unsere Be-
und deren faszinierende Persönlichkeiten, die      gegnungen und die gemeinsame Filmproduk-
wir bewundern. Helden zum Anfassen. Kerle,         tion ist eine echte Freundschaft entstanden,
die sich nicht scheuen, schwach zu sein und        wahrscheinlich weil wir beide „das Normale“
offen über ihr Scheitern zu sprechen. Echte        so lieben in diesem oft überkandidelten Glit-
Persönlichkeiten, die für uns zu Vorbildern        zerschaufenster „Bundesliga“. Ein Neuling in
taugen, weil sie bestimmte Werte verkörpern,       diesem Geschäft ist Sandro Schwarz. Aber nur
nach denen wir uns sehnen: Fleiß, Entschlos-       als Trainer, denn als Spieler hat er schon Meis-
senheit, Opferbereitschaft, Herzblut, Freund-      tertrainer Kloppo über die Schulter schauen
schaft trotz Konkurrenz. In der Politik sind das   dürfen, und manchmal standen sie auch Kopf

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Nationalspieler, die jedoch viel
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                                                                Anekdoten der letzten Länder-
                                                                spiele, weil sie etwas gefunden
                                                                haben, das ihr Denken und
                                                                auch ihre Persönlichkeit ver-
                                                                ändert hat.

                                                                Jürgen Klopp
                                                                    Als ich Jürgen Klopp 2002
                                                                in Mainz kennenlernte, war
                                                                er außerhalb der Gutenberg-
                                                                Stadt noch völlig unbekannt.
                                                                Spätestens beim dritten Tref-
                                                                fen mit diesem Charakter-
                                                                typen war mir klar: „Der taugt
„Deutsche Pokal-Helden!“ mit Thilo Kehrer                       zum Helden!“ Eine Urgewalt
                                                                von Persönlichkeit und faszi-
an Kopf als schwäbisch-italienische Heißspor-     nierendem Charisma, die einem da begegnet,
ne in manch legendärer Trainingsschlacht von      wenn man sich mit Jürgen eine Stunde lang
Mainz 05. Mit Sandro habe ich zusammen mit        unterhält. Wie bei einem Kinoheld verkör-
unserem „Bro“ Marco Rose (heute Trainer von       pert Klopp alle Facetten menschlicher Stär-
RB Salzburg) eine fantastische Zeit in Mainz      ke, nach denen wir uns sehnen. Ein Prototyp
erlebt. Im Feiern waren wir drei ganz vorne       des Stehaufmännchens, wahrhaftig, authen-
dabei, die Typen, die auf der Party immer als     tisch, gesegnet mit unwiderstehlichem Hu-
Letzte das Licht ausmachen, wenn selbst Klop-     mor und einer Entschlossenheit, seine Ziele
po schon im Bett ist. Aber mittwochs in der le-   zu erreichen, die ihresgleichen sucht. Dazu
gendären Gonsenheimer WG war dann auch            glaubt Jürgen Klopp von ganzem Herzen
immer diszipliniert Bibelkreis-Zeit bei Sandro    an Gott, besucht in Liverpool Gottesdiens-
& Rosi, wo wir mit Noveski und Co oft näch-       te, weil es ihn demütig macht, und kann die
telang über Gott und die Bibel diskutierten.      Person Jesu Christi besser erklären als man-
Sandro hat sich seitdem zu einem absoluten        cher Pfarrer. Seine Zauberformel: Empathie!
Vorbild nicht nur des Klubs, sondern auch der     Wo gibt es noch eine Führungskraft wie ihn,
Stadt Mainz entwickelt. Extrem beliebt bei den    der sich nicht scheut, regelmäßig davon zu
Spielern durch seine nahbare und humorvolle       sprechen, dass er seine Mitarbeiter und jeden
Art, aber auch durch authentisches Vorleben       Spieler seiner Mannschaft liebt? Im Gegen-
in Sachen Leidenschaft und Hingabe. Über-         satz zum Kinohelden gibt es diesen blonden
haupt gehören all diese Protagonisten, die ihr    Sympathieträger aus dem Schwabenland
auf den nächsten Seiten kennenlernen wer-         wirklich, sodass sich inzwischen viele große
det, zur Kategorie „Star mit Herz“! Thilo Keh-    Firmen auf ihn stürzten, um ihn als Gesicht
rer, Robert Bauer, Benny Henrichs, allesamt       ihrer Produkte zu gewinnen. Dass dieser

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Jürgen Klopp im Umgang mit seinen Fehlern          trotzdem spürten, dass es da noch mehr ge-
auch noch selbstkritisch ist („Ich bin selber      ben muss. Spieler, die plötzlich zu Menschen
schockiert, wenn ich mich so brüllen sehe“)        wurden, weil sie sich eingestanden, aufgrund
macht ihn vollends zum „echten Vorbild“,           ihrer Fehler und Süchte nicht zum Vorbild zu
weil er sich selbst nicht so ernst nimmt.          taugen.

David Alaba                                        Daniel Didavi
   Wenn man einem David Alaba zuhört, wie             Daniel Didavi vom VfL Wolfsburg ist so
er von seinem Glauben und seiner Liebe zu          einer. Im Film erzählt er, wie er sich selber
Jesus schwärmt, dann ist man wirklich „on          manchmal nicht leiden konnte, weil er auf-
fire“ (entfacht). Weil es einen tief im Inneren     grund einer längeren Verletzung nur am
berührt, dass ein 25-Jähriger, der zig Millionen   Jammern und voller Selbstmitleid war. Sein
auf dem Konto hat und ein Weltstar ist, so per-    Schlüsselerlebnis: eine Reise ins afrikanische
sönlich und ergreifend über seine Bewunde-         Land Benin, die Heimat seines Vaters. Dort
rung zu Gott und seine Sehnsüchte sprechen         trifft er auf wildfremde Menschen, die in tota-
kann. Für meinen Kinofilm „Und vorne hilft          ler Armut leben, ihn aber trotzdem anlachen.
der liebe Gott“ habe ich mir vor einem Jahr        Wochenlang lebt er inmitten von gescheiter-
David Alaba, Jürgen Klopp und fünf weitere         ten Existenzen, die das Leben feiern und glück-
Protagonisten gesucht, die sich ihrer Vorbild-     lich sind, obwohl sie keine Perspektive haben.
rolle für Millionen Fans auch wirklich bewusst     „Lebe im Jetzt! Hör auf, dich zu bedauern, du
sind. Menschen wie du und ich, die an einem        hast eine Million Gründe glücklich zu sein!“,
Punkt ihrer Karriere gemerkt haben, dass sie       geht es ihm damals durch den Kopf. Didavi er-
trotz fünf Millionen Euro auf ihrem Girokonto      zählt mir von Scham und einem Aha-Erlebnis,
nicht wirklich glücklich sind. Sinnsuchende,       das ihn im Tiefsten seiner Seele verändert hat.
die dem Beifall der Massen nichts abgewin-         Als er nach Hause kommt, sieht er im Spiegel
nen konnten, weil sie merkten, dass sie nur        einen anderen Menschen. Ein positiver Kultur-
für Leistung geliebt wurden. Austauschbare         schock, der gleichzeitig eine Gottes-Suche aus-
Hauptdarsteller, die alles erreicht hatten und     löst. Da er sich immer für einen Christen hielt,
                                                   aber die Bibel tatsächlich nie gelesen hatte,
                                                   setzt er sich hin und liest das Neue Testament
                                                   zweimal hintereinander durch. „Seitdem lebe
                                                   ich täglich mit ganz bewusster Freude darü-
                                                   ber, dass Gott mich liebt und zu mir steht. Das
                                                   ist meine Stärke und wird es auch immer blei-
                                                   ben!“ Solche Sätze sitzen. Das berührt.
                                                      Nach einer Kino-Vorführung in Aachen
                                                   spricht mich eine Frau um die 60 an und sagt:
                                                   „Also Herr Kadel, mit Gott habe ich ja nichts
                                                   am Hut. Aber dieser junge Mann hat mich mit
                                                   seinen Aussagen so bewegt, dass ich mir mor-
                                                   gen früh eine Bibel kaufen werde und dieses

                                                                                                 9
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Buch von vorne bis hinten durchlese!“ Ein Mit-      mich der selbstbewusste Abwehr-Hüne kürz-
te-20-Jähriger schafft es, eine ältere Dame zu      lich mit der Aussage: „Die meisten meiner Kol-
inspirieren. Didavi ist für mich einer, der seine   legen sind unsicher, aber wir alle dürfen das
Vorbildrolle mit Leben ausfüllt, weil er wirk-      nicht zeigen! Wenn wir Schwäche zeigen, sind
lich etwas zu geben hat – mehr als nur Auto-        wir sofort in einer Schublade, das kann schon
grammkarten, weil er berühmt ist.                   das Ende deiner Karriere bedeuten.“ Wahn-
                                                    sinn! Der große Druck treibt viele von Roberts
Was macht dich stark?                               Kollegen in Kirchen oder, wie einige Spieler
     In diesem Buch begegne ich Vorbildern, die     von Bayern und auch von 1860 München, in ei-
keine Stars sein möchten. Es geht um Menta-         nen gemeinsamen Bibelkreis, zu Hause bei Da-
lität, Glaube, Demut und auch hier wieder um        vid Alaba oder Rafinha. Das ist Schwäche 2.0.
Werte, die diese außergewöhnlichen Protago-         Man schämt sich nicht mehr, dass man zu sei-
nisten vermitteln möchten. Die Kernfrage in         nem Glauben steht, weil man spürt, wie sehr
unseren Begegnungen lautet: „Was macht dich         es hilft, einen starken Gott neben einem zu
stark?“ In meinen Coachings mit Fußballpro-         haben, der dir im Gegensatz zur Gesellschaft
fis und Leichtathleten stelle ich eine ähnliche      gestattet, schwach zu sein und zu scheitern.
Schlüssel-Frage: „Unter welchen Bedingungen
bist du die beste Version von dir?“                 Demütige Idole
     Beide Fragen setzen voraus, dass wir nie          Ich habe in den letzten 20 Jahren in mei-
nur Stärken haben, sondern auch schwach             ner Arbeit als Mentor so viele Fußballstars
sind. Sehr oft begegnen mir diese Superstars        erlebt, die gnadenlos (auch privat) gescheitert
sehr selbstkritisch und gestehen, dass sie ger-     sind und vielleicht gerade deswegen Erfolg
ne stärker wären und sich eigentlich nicht er-      hatten. Warum? Weil der Zerbruch sie zu ei-
lauben dürfen schwach zu sein. Im Interview         nem Neuanfang und zu größerer Entschlos-
mit Werder Bremens Robert Bauer überraschte         senheit geführt hat. Eine Demütigung hat oft
                                                                       auch etwas Positives, denn
                                                                       sie macht demütig. Das
                                                                       hat mich dazu inspiriert,
                                                                       einen Keynote-Vortrag zu
                                                                       entwickeln, den ich oft bei
                                                                       Firmen halte: „Vom Ge-
                                                                       scheiterten zum Geschei-
                                                                       ten!“ Auch Jürgen Klopp
                                                                       kommt darin vor, weil er
                                                                       beides kann: strahlen und
                                                                       scheitern. Einer, der 18 Jah-
                                                                       re lang nie Erfolg hatte und
                                                                       sogar dreimal tragisch da-
                                                                       ran scheiterte, in die Bun-
                                                                       desliga aufzusteigen, aber
Davie Selke – Vorbild in Sachen „Resilienz“                            dabei trotzdem demütig

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blieb, anstatt zu verbittern. Klopp verkörpert     stundenlang vor lauter Hilflosigkeit schreit,
Resilienz („immer wieder aufstehen“) wie           mit so viel Liebe und Geduld begegnet, dass
kaum ein anderer. In den Social-Media heißt        ich darüber nur staunen kann. Mutter Sus-
der Scheitern-Hashtag meiner Protagonisten:        an, immer freundlich zu jedermann, nie am
#comebackstronger. Für viele Spieler ist das       Beschweren, hilfsbereit, wo sie nur kann, und
eine Lebens-Einstellung, ein kostbarer Wert,       das, obwohl ihr einziges Kind den Alltag oft ex-
den sie einer Fahne gleich vor sich hertragen,     trem schwer macht. Susan ist ein echtes Idol
wenn sie mit Kreuzbandriss vom Leben auf die       für mich in Sachen Hingabe und Menschlich-
Knie gezwungen werden.                             keit – ein bewundernswertes Vorbild!

Gnädiger Umgang                                       Viel Spaß nun beim Kennenlernen dieser
mit Fehlern                                        außergewöhnlichen Stars – die ich euch in
   Die Protagonisten in diesem Buch schei-         meinen Begegnungen als ganz normale Men-
tern. Früher oder später. Wie wir alle. Das        schen vorstellen möchte.
Scheitern an sich ist nicht das Drama. Der Held       Euer David Kadel
meiner Kindheit „König David“ aus dem Alten
Testament ist gescheitert, weil er einen Mann      David Kadel arbeitet als „Inspirations-Trainer“ mit
töten ließ, dessen Frau er begehrte. Trotzdem      Fußball-Profis sowie der Deutschen Leichtathletik-
blieb David der „Mann Gottes“ und mein Held,       Nationalmannschaft und berät Firmen mit seinem
weil er nicht floh, sondern seine Fehler mit al-    Konzept H.E.R.Z.E.N.S. Coaching. Der gebürtige
ler Konsequenz bereute. Diesen gnädigen Um-        Perser hat ein Buch über Gebetserhörungen ge-
gang mit Fehlern müssen wir in Deutschland         schrieben: „Wenn Du für Sonne betest lass den
noch lernen. Laut einer Studie der Uni Lüne-       Schirm zu Hause!“, und tourt gerade durch die deut-
burg, in der 61 Länder bezüglich ihrer Fehler-     schen Programm-Kinos mit seinem Film „Und vor-
toleranz, also dem Umgang mit dem Scheitern,       ne hilft der liebe Gott“ mit Jürgen Klopp und sieben
untersucht wurden, lag Deutschland auf dem         weiteren Fußballstars.
vorletzten Platz. Geringer war die Bereitschaft,   www.davidkadel.de
Fehler als unvermeidlich anzusehen und aus         www.undvornehilftderliebegott.de
ihnen zu lernen, nur in Singapur – wo man
bekanntlich in den Knast wandert, wenn man
auf der Straße einen Kaugummi in die Hecke
spuckt.
   In unserer überforderten Gesellschaft ver-
missen wir die großen, standhaften Vorbilder,
die über Strahlkraft und Charisma verfügen
und ein ganzes Volk inspirieren. Der Fußball
hat sie noch. Aber wir sollten auch den klei-
nen Vorbildern eine Bühne geben, wenn sie
uns mit ihrer Herzensbildung berühren. Wie
zum Beispiel meine Nachbarin, die ihrem be-
hinderten 5-jährigen Mädchen, das manchmal

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Jürgen Klopp
                        der Herzens-Mensch
                                        FC Liverpool

I   n unserem siebten gemeinsamen Projekt
    erlebe ich Jürgen Klopp noch gereifter und
reflektierter als zuvor: „Die Welt ist ein ver-
                                                  auch nicht so, dass die Engländer nicht ko-
                                                  chen können; die haben einfach ein anderes
                                                  Geschmacksempfinden. Sie verwenden viel
rückter Ort geworden!“, sagt er in unserem        Minze, etwa in den Pies, und das bin ich nicht
Gespräch. Ein Satz, über den ich noch lange       mehr gewohnt.
nachgedacht habe, denn er zeigt, wie sehr
Klopp sich Gedanken macht über Ungerech-          David Kadel: Hast du eigentlich auch mal
tigkeiten, Nächstenliebe und seine Vorbild-       ein freundliches Gesicht machen müssen,
Funktion. Im harten Männersport Fußball           bei irgendeinem Essen, das dir absolut nicht
spricht man selten über Gefühle, aber ich         geschmeckt hat? So ein Essen, bei dem man
muss gestehen, ich liebe diesen „Kloppo“, da      denkt: „Boah, das kann man nicht essen“? Also
er für mich der authentischste und warmher-       ich erinnere mich, dass ich fast einen Brech-
zigste Typ im oft kalten Fußball-Business ist.    reiz bei Steak und einer Kidneypie hatte. Schon
                                                  mal so eine Mahlzeit vorgesetzt bekommen?
David Kadel: Kloppo, da wir beide gutes Es-
sen lieben, muss ich dich zuerst nach der         Jürgen Klopp: Nee, das hängt bei mir mit der
englischen Küche fragen: Ist sie wirklich so      Erziehung zusammen. Bei meiner Mutter, ei-
schlimm, oder hast du inzwischen etwas Le-        ner schwäbischen Hausfrau, hieß es: „Was auf
ckeres entdeckt, worauf du nach zwei Jahren       den Tisch kommt, wird gegessen.“ Ich bin da
in Liverpool nicht mehr verzichten möchtest?      relativ viel Kummer gewohnt. Ich habe oft Sa-
                                                  chen gegessen, die auf meiner Liste nicht ganz
Jürgen Klopp: Ja, absolut! Ich liebe diese Fish   oben stehen. Und noch nie habe ich etwas wie-
& Chips! Aber ich war auch früher schon mal       der ausgespuckt. Ist irgendwie in meiner Kind-
in England. Damals, mit 18, bin ich vier Wo-      heit verankert. Es würde mir im Restaurant
chen mit dem Zug unterwegs gewesen.               sehr schwerfallen zu sagen, dass es mir nicht
    Das war die Bed-&-Breakfast-Zeit und eine     geschmeckt hat. Eine andere Antwort als „sehr
ganz coole Art zu reisen. Mit dem „Interrail“,    gut“ geht mir praktisch nicht über die Lippen.
für die, die sich erinnern. Für 400 Mark konnte
man ganz Europa mit dem Zug bereisen. Man         David Kadel: Gut erzogen, der Junge! Hast du
musste nur so ein Heftchen dabeihaben und         eigentlich schon „deinen Pub“ um die Ecke ge-
dort reinschreiben. Und zu dieser Zeit habe       funden? Oder kannst du dir das gar nicht er-
ich Fish & Chips kennengelernt. Das wurde         lauben wegen der Paparazzi?
in Papierfetzen serviert, die vor Fett getrieft
haben. Ich fand das früher immer komisch,         Jürgen Klopp: Meinen heimischen Pub, den
aber es ist tatsächlich extrem lecker. Ich esse   gibt’s wirklich und ich mag ihn sehr. Wir
das total gern, um ehrlich zu sein. Und es ist    wohnen ja in einem kleinen Ort, 14 Meilen

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„Kloppo & Lewa“, Freunde aus BVB-Zeiten

außerhalb von Liverpool. Hier gibt’s viele Pubs     der Schädel ist, sie sind wieder am Start. Ich
und die Leute hier sind tiefenentspannt. Ein        habe bei mir im Haus Nachbarn gehabt, die er-
kleines Fischerdörfchen. Sehr angenehm und          kennst du abends nicht wieder, und einen Tag
unproblematisch, dieses „Freshfields“. Da darf       später siehst du sie im Anzug und denkst dir
man auch Hunde mit reinnehmen. Also, unse-          „okay“. Es ist Wahnsinn, was die wegstecken
re Emma bekommt dort auch immer ihr eige-           können.
nes Plätzchen.
                                                    David Kadel: Apropos Kater, wie ist die Stim-
David Kadel: Die Engländer sollen ja richtige       mung nach dem Brexit?
Feierbiester sein. Kannst du das bestätigen,
oder gab’s noch nichts zu feiern?                   Jürgen Klopp: Das ist natürlich Dauerthema
                                                    in den Medien. Beim FC Liverpool haben wir
Jürgen Klopp: Wenn Engländer feiern, dann           aber zum Glück genügend andere Themen.
feiern sie extrem. Die absolut seriösesten Leu-     Aber es ist schon Wahnsinn, was da in England
te, aber wenn es ans Feiern geht, fallen alle aus   passiert ist. Generell, wie sich unsere Gesell-
den Schuhen und haben richtig Spaß. Immer           schaft verändert, finde ich spannend und alar-
Vollgas. Auch am nächsten Tag, egal wie dick        mierend zugleich.

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