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IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wurde Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich von geschlechtergerechter Formulierung Abstand ge- Schauflergasse 6, 1015 Wien nommen. Die gewählte Form gilt jedoch für Frauen und Männer gleichermaßen. Redaktionsteam: Mag. Max Hörmann, DI Elisabeth Lenz, DI Martina Gerner, Copyright: Alle Inhalte vorbehaltlich Druck- und Satz- DI Michael Klaffenböck, Dr. Tanja Kreiner, fehler. Die Erstellung der Unterlagen erfolgte nach Univ.-Prof. Dr. Andrea Ladinig, Dr. Barbara Leeb, bestem Wissen und Gewissen der Autoren. Autoren Dr. Simone Schaumberger und Herausgeber können jedoch für eventuell fehler- hafte Angaben und deren Folgen keine Haftung über- Lektorat: Textfein e. U. nehmen. Die vorliegende Publikation ist urheberrecht- lich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Fotos: Daniela Köppl, Oberösterreichischer Tiergesund- Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung heitsdienst, Vetmeduni Wien, Verband Österreichischer des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung Schweinebauern elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Gestaltung: MDH Media Redaktionsschluss: Wien, Dezember 2020 02
1. ALLGEMEINES 04 2. PARASITEN IN DER 05 SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG 2.1 Auswirkungen auf die Tiere 05 2.2 Wirtschaftliche Bedeutung 06 2.3 Parasitenbekämpfung ist mehr als 06 Behandlung – Grundsätzliches zu Übertragungs- wegen und Bekämpfungsmaßnahmen 3. ENDOPARASITEN 09 3.1 Spulwurm (ASCARIS SUUM) 09 3.2 Kokzidien (Saugferkelkokzidiose, 12 CYSTOISOSPORA SUIS) 3.3 Zwergfadenwurm (Strongyloidose, 13 STRONGYLOIDES RANSOMI) 3.4 Lungenwurm (Metastrongylose, 15 METASTRONGYLUS SPP.) 3.5 Trichinellose (TRICHINELLA SPIRALIS) 16 4. EKTOPARASITEN 18 4.1 Räude (SARCOPTES SUIS) 18 4.2 Schweinelaus (HAEMATOPINUS SUIS) 20 4.3 Ektoparasiten-Behandlung auf Bio-Betrieben 22 5. RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER 23 TIERARZNEIMITTELANWENDUNG 6. VERWENDETE QUELLEN 26 7. WICHTIGE ADRESSEN 27 8. AUTORINNEN UND AUTOREN 27
1. Allgemeines © fraukoeppl Autor: Mag. Max Hörmann Parasiten können bei allen Tieren in allen Produktions- Jedes Tier kann Träger von Parasiten sein. Wenn kli- sparten vorkommen. Es sind Lebewesen, die in einem nisch sichtbare Erkrankungen durch Parasiten auftreten, anderen Organismus (dem Wirt) leben, von diesem Nah- ist das Gleichgewicht zwischen dem Wirtsorganismus rung beziehen und ihn schädigen. und den Parasiten gestört, d. h., das Tier ist geschwächt und/oder die Anzahl der Parasiten ist sehr groß, sodass Parasiten können die Tiere in ihrem Wohlbefinden und die körpereigene Abwehr überfordert wird. ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und massiven wirtschaftlichen Schaden anrichten. Deshalb ist auf Permanenter Juckreiz, Abmagerung, schlechte Zunahme eine rechtzeitige, regelmäßige und gezielte Parasiten- und Durchfall sind erkennbare Anzeichen einer Para- vorbeuge und -bekämpfung besonderes Augenmerk zu sitose. Faktoren, die das Auftreten von Parasitosen be- legen. günstigen, sind beispielsweise das noch „untrainierte“ Immunsystem von Jungtieren, Stress oder ungünstige Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Ekto- und Bedingungen für das Tier. Welche Parasiten bei welcher Endoparasiten. Ektoparasiten leben zum Beispiel auf Produktionsweise eine Rolle spielen, wie sie sich ver- oder in der Haut von Schweinen. Endoparasiten leben mehren, welche vorbeugenden Maßnahmen es gibt im Gegensatz dazu im Körperinneren der Tiere wie bei- und wie befallene Schweine behandelt werden können, spielsweise im Magen, Darm, in der Leber oder in der wird in der vorliegenden Broschüre kompakt und ver- Lunge. ständlich dargestellt. ALLGEMEINES 04
2. Parasiten in der Schweinehaltung – Auswirkungen und Bedeutung © fraukoeppl Autorinnen: DI Martina Gerner, Univ.-Prof. Dr. Andrea Ladinig, Dr. Tanja Kreiner Parasiten nutzen den Stoffwechsel anderer Lebewesen, letzungen führen, die sich in weiterer Folge entzünden um das eigene Überleben zu sichern und beeinträch- können. Dadurch wird das Wohlbefinden der Tiere wei- tigen damit ihren Wirt. Was bedeutet dies für die ter beeinträchtigt. Untersuchungen bei Sauen und ihren Schweinehaltung? Ferkeln zeigen, dass sich ein Räudebefall der Sauen auch auf die Tageszunahmen und die Futterverwertung der 2.1 AUSWIRKUNGEN AUF DIE TIERE Ferkel in der Aufzucht auswirkt (Mercier et al., 2002). Parasiten beeinträchtigen das Wohlbefinden und die Gesundheit von Schweinen auf verschiedene Art und Endoparasiten, wie Spulwürmer, durchwandern ihren PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – Weise. Wirt während eines Vermehrungszyklus vom Ei über die Larve bis zum ausgewachsenen Wurm. Während dieses Ektoparasiten, wie beispielsweise Räudemilben, die Zyklus sind verschiedene Organe wie Leber, Lunge und AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG sich in die Haut der Tiere eingraben und dort ihre Eier Darm betroffen. Die offensichtlichste Folge einer Spul- legen, verursachen Hautreizungen mit starkem Juckreiz. wurminfektion ist vernarbtes Gewebe an Lebern, das Betroffene Schweine sind unruhig, scheuern sich an der bei der Schlachtung als „Milkspots“ befundet wird. Aufstallung oder schütteln sich häufig. Diese Unruhe Weniger offensichtlich sind Leistungseinbußen durch kann bei Zuchtsauen dazu führen, dass mehr Ferkel er- verringerte Tageszunahmen und schlechtere Futterver- drückt werden. Das Scheuern kann auch zu Hautver- wertung (Hale et al., 1985). Hinzu kommt, dass die Larvenwanderung die Lunge schädigt. In der Folge kann es bei den Tieren zu Husten kommen. © Vetmeduni Wien © Vetmeduni Wien Abb. 1 Sau scheuert sich – Ektoparasiten verursachen Hautreizungen mit Abb. 2 Milkspots – vernarbtes Gewebe in der Leber in Folge Juckreiz einer Spulwurminfektion 05
Generell beeinträchtigen Parasiten das Immunsystem BEISPIEL 1: der Schweine und können damit Wegbereiter für an- RÄUDEBEHANDLUNG dere Erkrankungen sein. Zudem konnte gezeigt werden, REDUZIERT SAUGFERKELVERLUSTE dass Parasiten auch die Wirksamkeit von Impfungen im Annahme: Durch eine gezielte Räudebehandlung Schweinebestand negativ beeinflussen können (Steenhard werden die Saugferkelverluste reduziert. Die Zahl et al., 2009). der abgesetzten Ferkel je Sau und Jahr steigt um 0,5 Ferkel. 2.2 WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG Parasiten wirken sich auf das Wohlbefinden und die Bei einem Ferkelverkaufsgewicht von 31 kg und durch- Gesundheit eines Schweinebestands aus. Das hat auch schnittlichen Erlös- und Kostenansätzen ergibt dies in Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweigs. einem Betrieb mit 60 Zuchtsauen einen Grenznutzen PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG von etwa 1.700–1.900 € pro Jahr. Auf den ersten Blick fallen Kosten für Medikamente zur Parasitenbekämpfung oder für die tierärztliche Behandlung BEISPIEL 2: von Tieren mit einer Folgeerkrankung an. PARASITENBEKÄMPFUNG VERBESSERT TAGESZUNAHMEN IN Der tatsächliche wirtschaftliche Schaden eines Para- DER FERKELAUFZUCHT sitenbefalls und damit der Nutzen einer planmäßigen Annahme: Die Tageszunahmen in der Ferkelaufzucht Parasitenbekämpfung im Betrieb ist aber erst auf den erhöhen sich um 20 g von 450 g auf 470 g. Die Auf- zweiten Blick erkennbar. Parasiten beeinträchtigen das zuchtdauer bis 31 kg verkürzt sich dadurch um 3 Tage. Leistungsvermögen der Tiere: Die Saugferkelverluste können durch unruhigere Sauen steigen, die Tageszu- Bei durchschnittlichen Kostenansätzen im Leistungs- nahmen bei Ferkeln und Mastschweinen und die Futter- bereich von 21–25 verkauften Ferkeln je Sau und Jahr verwertung können sich verschlechtern. ergibt dies für einen Betrieb mit 60 Zuchtsauen einen Grenznutzen von etwa 1.500–2.000 € pro Jahr. BEISPIEL 3: PARASITENBEKÄMPFUNG VERBESSERT TAGESZUNAHMEN IN DER SCHWEINEMAST Die Tageszunahmen in der Schweinemast erhöhen sich um 40 g von 750 g auf 790 g. Die Mastdauer verkürzt sich dadurch um 5 Tage. Bei durchschnittlichen Kostenansätzen ergibt dies für einen Betrieb mit 400 Mastplätzen einen Grenznutzen von etwa 4.000–5.000 € pro Jahr. 2.3 PARASITENBEKÄMPFUNG IST MEHR ALS BEHANDLUNG – GRUNDSÄTZLICHES ZU ÜBERTRAGUNGSWEGEN UND © Vetmeduni Wien BEKÄMPFUNGSMAẞNAHMEN Haltungsbedingungen haben einen entscheidenden Einfluss auf Parasiteninfektionen in Schweinebe- Abb. 3 Sau in schlechtem Ernährungszustand ständen. So gelten beispielsweise planbefestigte Böden, Einstreu oder Freilandhaltung als Risikofak- Mit den folgenden drei Beispielen soll gezeigt werden, toren für eine Infektion mit Spulwürmern (Sanchez- welchen wirtschaftlichen Nutzen ein erfolgreiches Para- Vazquez et al., 2010) oder geringe Hygienestandards sitenmanagement haben kann und wie sich bereits klei- als Risikofaktor für Infektionen mit Kokzidien (Kreiner 06 ne Leistungsänderungen wirtschaftlich auswirken. et al., 2011).
Dabei gilt es, die Lebenszyklen der jeweiligen Para- siten zu berücksichtigen. Es gibt Parasiten, die einen Zwischenwirt für die Entwicklung benötigen. Für solche Parasiten kann beispielsweise durch die Verhinderung des Kontaktes von Schweinen zum Zwischenwirt (z. B. Regenwürmer) der Infektionszyklus unterbrochen wer- den. Dies spielt besonders in Betrieben mit Freiland- haltung und Zugang von Schweinen zu unbefestigten © Vetmeduni Wien Böden eine Rolle. Größere Bedeutung haben hingegen Parasiten mit PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG Abb. 4 Schadnagerkot – mangelnde Hygiene im Stall als Risikofaktor einem direkten Lebenszyklus. Sie entwickeln sich für Infektionen ausschließlich im Schwein und in der Umgebung der Schweine. Diese Parasiten haben häufig resistente LEBENSZYKLUS KENNEN UND UNTERBRECHEN Dauerstadien, die in der Umwelt für sehr lange Zeit Daher sind zusätzlich zu therapeutischen auch prophylak- überleben, bevor sie erneut Schweine infizieren. In tische Maßnahmen entscheidend für eine erfolgreiche Extremfällen, wie bei Spulwurmeiern, kann die Über- Parasitenbekämpfung. Während die therapeutischen lebensdauer einige Jahre betragen. Maßnahmen darauf abzielen, die Parasiten aus dem Tier zu entfernen, sollen prophylaktische Maßnahmen den HYGIENE- UND MANAGEMENTMAẞNAHMEN Lebenszyklus der Parasiten unterbrechen. GEZIELT SETZEN Um bei solchen Parasiten die Infektionsketten zu unterbrechen, sind besonders Hygienemaßnahmen wie konsequente Reinigung und wurmeiwirksame Desinfektion wichtig. Die Übertragung dieser Para- siten zwischen Schweinen erfolgt zumeist über die kontaminierte Umgebung (Boden, Futter, Einstreu etc.). Auch der zusätzliche Einsatz von speziellen Reinigungsmitteln (z. B.: Schaumreiniger, die den Fett- und Eiweißfilm auf Oberflächen zerstören und damit die Reinigung erleichtern) kann dabei helfen, den © Vetmeduni Wien Infektionsdruck zu senken. Bei der Desinfektion ist auf die Wahl eines geeigne- Abb. 5 Planbefestigte Böden als Risikofaktor für eine Infektion ten Desinfektionsmittels zu achten, wobei die Anzahl mit Spulwürmern an Präparaten, die tatsächlich wirksam gegen die sehr resistenten Dauerstadien der Parasiten sind, sehr be- grenzt ist. Zusätzlich zu Hygienemaßnahmen sind Management- maßnahmen für die Unterbrechung von Infektionsketten essenziell. Hierzu zählen z. B. ein gezielter Tierfluss, eine Trennung von Tieren unterschiedlicher Altersgruppen und Produktionsstufen oder konsequente Produktion im Rein-Raus-Verfahren. Auch alle Arten der indirekten mechanischen Übertragung von Parasitendauerstadien © Vetmeduni Wien (Übertragung durch Stiefel oder Kleidung, durch Schad- nager, durch andere Tiere im Stall, durch Geräte etc.) innerhalb eines Betriebes, aber auch zwischen Betrieben Abb. 6 Einstreu als Risikofaktor für eine Infektion mit Spulwürmern gilt es zu verhindern. 07
VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN Bei Sauen zwei- bis dreimalige Bestandsbehandlung mit antiparasitären Mitteln pro Jahr bzw. pro- Im Bio-Bereich sind Desinfektionsmittel, wie duktionsorientierte Behandlung 14 Tage vor der z. B. Chlorkresole, nicht zugelassen. Hier sollte Abferkelung in Abstimmung mit dem Betreuungstierarzt ein Einstallbehandlung von quarantänisierten Zukaufs- eigenes Desinfektionskonzept ausgearbeitet wer- PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG tieren (Jungsauen, Eber) den. Einstallbehandlung von Ferkeln bzw. Mastschweinen WICHTIG: Planbefestigte Ausläufe und Stallbereiche Dabei sind folgende Wirkstoffe möglich: möglichst kotfrei halten – Brutstätte für Wurmeier! Behandlungsintervall von Ferkeln bzw. Mastschwei- Alkohol nen ist abhängig vom Erregerdruck (Empfehlung: Chlordioxid Kotuntersuchungen) Kali- und Natronseifen Waschen der Sauen vor dem Umstallen in die Kaliumhydroxid Abferkelbereiche Branntkalk (Kalkmilch) Ausgefeiltes Weidemanagement (Wechselweide) Natriumhydroxid bei unbefestigten Auslaufhaltungen oder genereller Natriumkarbonat Freilandhaltung Wasserstoffperoxid Um den Infektionsdruck im Stall (und im Auslauf) zu Organische Säuren (Zitronen-, Peressig-, verringern, sollten Infektionsketten gezielt unterbro- Ameisen-, Milch-, Oxal-, Essig-, Benzoesäure) chen werden: » Jeden Stallbereich mit eigenen Stiefeln betreten Zusätzlich kann auch Folgendes oder Reinigungsmöglichkeiten schaffen Verwendung finden: » Trockenreinigung (Besenreinheit) » Nassreinigung (Tipp: Einsatz von Schaumreini- Gesteinsmehle gern zur besseren Auflösung der Fett- Mikroorganismen und Eiweißschichten) Wasser und Dampf » Hochdruck-Reinigung mit Heißwasser (von oben Natürliche Pflanzenessenzen nach unten und von hinten nach vorne, Thermische Behandlung (Abflammen) inklusive fester Einbauten). So lange spülen, bis Wasser klar abrinnt. Im Bio-Bereich erlaubte Betriebsmittel sind im Be- » Bucht gut auftrocknen lassen (Pfützen sorgen für triebsmittelkatalog gelistet oder auf der Website Verdünnungseffekt) www.infoxgen.com/ zu finden. » Durchführung einer wurmeiwirksamen Desinfektion (z. B.: Wirkstoffe auf Kresolbasis; siehe DVG-Liste) » Rein-Raus-Verfahren 08
3. Endoparasiten © fraukoeppl Autorin: Dr. Tanja Kreiner 3.1 SPULWURM (ASCARIS SUUM) ANSTECKUNG UND KÖRPERWANDERUNG Die Ansteckung erfolgt durch orale Aufnahme von infek- ERREGER tiösen Wurmeiern aus der Umgebung. Was den Para- Der Spulwurm ist einer der bedeutendsten Parasiten siten dann besonders macht, ist die Körperwanderung beim Schwein. Es handelt sich dabei um einen Parasi- der Larven. Diese wandern nach der Freisetzung im ten, der im Dünndarm seines Wirtstieres, dem Schwein, Darm des Schweins durch verschiedene Organsysteme lebt. Er kann bis zu 20 cm lang werden, ist gelb-weiß bis (Darm, Leber, Lunge) und schädigen sie. Im Laufe dieser blass rötlich und erreicht eine Dicke von 4–6 mm. Ge- Körperwanderung entwickelt sich die Larve schließlich schlechtsreife Weibchen können am Tag bis zu 1,5 Millio- im Dünndarm zum ausgewachsenen Spulwurm: nen Eier produzieren, die über den Kot in die Umgebung ausgeschieden werden. 1. Orale Aufnahme von infektiösen Larven im Ei 2. Freisetzung der Larven im Dünndarm 3. Larvenwanderung aus dem Dünndarm über den Blutweg in die Leber Larvenwanderung in der Leber über 4–6 Tage Zerstörung von Leberge- webe Entstehung von weißlichem, punktförmi- © Vetmeduni Wien gem Narbengewebe = MILKSPOTS ENDOPARASITEN 4. Larvenwanderung in der Lunge bis in die feinsten Abb. 7 Spulwurm im Darm Lungenbläschen, Schädigung von Lungengewebe (Bronchitis, Wurmknoten) 5. Hochhusten der Larven und Abschlucken 6. Im Dünndarm Entwicklung zum ausgewachsenen, © Vetmeduni Wien geschlechtsreifen Spulwurm 7. Eiablage und Ausscheidung von Wurmeiern (überleben Abb. 8 Spulwürmer im Freiland bis zu 5 Jahre, in Gülle bis zu 10 Wochen) 09
Ausgeschiedene Eier durchlaufen außerhalb des Wirts- gebung können sie mehrere Jahre infektiös bleiben. tieres einen Reifungsprozess, der von einer warmen und feuchten Umgebung begünstigt wird. So können Auch Fliegen, Schadnager oder mit Kot verunreinigte sich innerhalb von ca. 2 Wochen in den Eiern infektiöse Gerätschaften (Besen, Schaufel etc.) oder Bekleidung Larven bilden. Nach oraler Aufnahme der infektiösen (v. a. Stiefel) können als Vektoren in der Verbreitung von Larven im Ei beginnt die Körperwanderung und damit Spulwurmeiern eine Rolle spielen. die Schadwirkung des Parasiten. DIAGNOSE BETROFFENE ALTERSGRUPPEN Eine Verdachtsdiagnose kann bereits aufgrund beste- Ferkel, Mastschweine, Sauen/Eber hender Krankheitsanzeichen (Durchfall, schlechtere Zu- nahmen, chron. Husten, gehäuft Mastdarmvorfälle ...) ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM gestellt werden. AUSSCHEIDEN ERSTER WURMEIER Diese sogenannte Präpatenzzeit beträgt je nach Alter Werden ausgewachsene Würmer im Kot gesehen, dann der Tiere zum Infektionszeitpunkt (Aufnahme infektiöser spricht das bereits für einen starken Parasitenbefall. Wurmeier) ca. 6–8 Wochen. SCHLACHTBEFUND: VERLAUF Die Leberbeurteilung am Schlachthof (Erfassung von Chronisch, selten akut „Milkspots“) ist ein geeignetes Managementtool zum Monitoring von Spulwurmbefall in der Endmast. In der KRANKHEITSBILD Endmast auch deswegen, weil Milkspots nach etwa 6 Das Krankheitsbild der Spulwurminfektion wird maß- Wochen verheilen. geblich von der Körperwanderung der Spulwurmlarven und der Befallsstärke mit ausgewachsenen Spulwür- NACHWEIS mern im Dünndarm bestimmt. a) Direkter Erregernachweis: FLOTATION Akute Krankheitsbilder sind selten. Die Hauptbedeutung der Spulwurminfektion liegt in der Leistungsdepression und der erhöhten Krankheitsanfälligkeit (Lunge): Verringerte Zunahmen Fressunlust Durchfall Gelbsucht (Gallengangsverschluss) Anämie (Blutarmut) © Vetmeduni Wien Husten (chron., therapieresistent) und Atemnot Darmverschluss ENDOPARASITEN Spulwurmbefall kann sekundär auch das Auftreten von Abb. 9 Erregernachweis mittels Flotation Mastdarmvorfällen und Schwanz- und Ohrbeißen be- günstigen. Kotuntersuchungen mittels Flotation geben ein genaues Bild über den Parasitenstatus in einem Bestand. ERREGEREINTRAG/VERBREITUNG Die Einschleppung und Weiterverbreitung des Spulwurms Da Wurmeier nicht laufend, sondern mit Unterbrechun- in einem Bestand erfolgen in der Regel über infizierte Tie- gen ausgeschieden werden, sollte zudem eine mehrma- re, die massenhaft Wurmeier mit dem Kot ausscheiden lige Beprobung der einzelnen Tierkategorien stattfinden. und so die Umgebung kontaminieren. Ausgeschiedene Wurmeier haben eine widerstandsfähige Schale und Ferkel sollten aufgrund der Zeit von der Ansteckung bis sind dadurch sehr stabil gegenüber Umwelteinflüssen zur Ausscheidung von Wurmeiern von 6–8 Wochen erst 10 und vielen chemischen Desinfektionsmitteln. In der Um- ab einem Alter von 8 Wochen beprobt werden.
b) Indirekter Erregernachweis: ELISA tet werden, dass bei Avermectinen zeitgleich auch eine Die Serologie mittels ELISA (Antikörper-Nachweis) be- Wirkung gegen Sarcoptes suis (Räude) besteht. findet sich noch in der Etablierungsphase. Zuchtsauen: THERAPIE Entwurmung (und Enträudung) der Zuchtsauen ca. 14 Tage Generell sollte das Entwurmungskonzept betriebsindividu- vor dem Umstallen in den Abferkelbereich. Unmittel- ell gestaltet werden – in Abhängigkeit von Infektionsdruck, bar vor dem Umstallen sollten die Sauen ordentlich Schlachthofrückmeldung „Milkspots“, Sichtung von Wür- gewaschen werden, damit keine Wurmeier, die an mern im Kot und anderer Anzeichen, die auf einen Befall der Sau anhaften, in den Abferkelbereich einge- hindeuten könnten (siehe Absatz „Krankheitsbild“). bracht werden. Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion) Ferkel: oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral Entwurmung (und Enträudung) der Ferkel ca. 2 Wochen über das Futter oder Wasser) durchführen. vor dem Umstallen in die Mast. Achtung: Mast: Doppelte Wartezeit in Bio-Betrieben beachten. Bei vorhandenem Parasitendruck (Schlachthofrückmel- dung „Milkspots“), Einstallung von nichtentwurmten Bei Behandlungen über das Futter kann die Gesamtdo- Ferkeln, Leistungsdepression oder anderen Anzeichen, sis entweder einmalig oder über mehrere Tage verteilt die auf einen Wurmbefall hinweisen, empfiehlt sich verabreicht werden. Behandlungen über mehrere Tage eine zweimalige Entwurmung der eingestallten Tiere. zeigen dabei eine bessere Wirksamkeit als eine Einmal- gabe, da damit neben den ausgewachsenen Parasiten Erste Entwurmung (und Enträudung) ca. 2 Wochen nach auch wandernde Larven erfasst werden. dem Einstallen (oder dann, wenn die Futterumstellung überwunden ist und alle Tiere gut fressen). Geeignete Wirkstoffklassen: Avermectine, Flubendazol, Fenbendazol oder Oxfendazol Zweite Entwurmung ca. 6 Wochen vor der geplanten Schlachtung (Reduktion „Milkspots“). Bei der Auswahl des Wirkstoffes sollte darauf geach- PARASITENMANAGEMENT BEIM SCHWEIN TRAGEZEIT SÄUGEZEIT ABSETZEN/FAZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 1 2 3 4 1 2 3 4 5 6 7 8 Entwurmung und Enträudung Entwurmung und Enträudung ENDOPARASITEN Zuchtsauen Ferkel ENTWURMUNGSSTRATEGIE BEI MILKSPOTS MAST 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Entwurmung Entwurmung © Tanja Kreiner (und Enträudung) Abb. 10 Entwurmungszeitpunkt je Tierkategorie 11
VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN 6. Reifung der Oozysten außerhalb des Wirtstieres Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann (innerhalb von 12–16 Stunden, abhängig von nur mit regelmäßiger Entwurmung, strukturiertem Temperatur und Feuchtigkeit) Hygienemanagement und einer wurmeiwirksamen Desinfektion gelingen: BETROFFENE ALTERSGRUPPE Ferkel bis zur 3./4. Lebenswoche zeigen den für die Er- Einführung eines funktionierenden krankung recht typischen Durchfall und scheiden zum Rein-Raus-Systems Teil große Mengen an Oozysten aus. Regelmäßige Bestandsentwurmung Metaphylaktische Entwurmung von Zukaufstieren Ältere Tiere sind zwar auch empfänglich für eine Infek- in der Quarantäne tion, erkranken aber nicht klinisch und scheiden auch Waschen der Sauen vor dem Umstallen nur wenig Oozysten aus. in die Abferkelbucht Regelmäßige Schadnager- und Fliegenbekämpfung ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM Einsatz wurmeiwirksamer Desinfektionsmittel AUSSCHEIDEN ERSTER OOZYSTEN (siehe DVG-Liste) (PRÄPATENZ) Wirkstoffe auf Kresolbasis 5–7 Tage nach der Ansteckung werden Oozysten mit dem Kot ausgeschieden. 3.2 KOKZIDIEN (SAUGFERKELKOK- ZIDIOSE, CYSTOISOSPORA SUIS) VERLAUF Der Verlauf kann zwischen mild bis akut schwanken. ERREGER Kokzidien sind die bedeutendsten parasitären Durch- Virale (z. B.: Rotaviren) und/oder bakterielle (z. B.: Clos- fallerreger beim Saugferkel. Es handelt sich dabei um tridium spp, E.coli) Sekundärinfektionen und das Alter mikroskopisch kleine, einzellige Parasiten, die sich in der Tiere zum Zeitpunkt der Infektion spielen dabei eine den Epithelzellen der Dünndarmzotten vermehren und große Rolle. diese irreversibel zerstören. KRANKHEITSBILD ANSTECKUNG UND INTRAZELLULÄRE In der Regel tritt die Erkrankung zwischen dem 7.–15. Le- ENTWICKLUNG DES PARASITEN benstag in Erscheinung, weswegen sie auch der „10-Ta- Die orale Ansteckung der Saugferkel mit diesem ges-Durchfall“ genannt wird. Parasiten kann bereits unmittelbar nach der Geburt stattfinden. Etwa 4–5 Tage nach einer Infektion tritt pastöser bis cremig-wässriger Durchfall auf. Die Farbe des Durch- 1. Orale Aufnahme infektiöser Parasitenstadien fallkotes kann weißlich-gräulich bis gelblich sein. In der (sporulierte Oozysten) aus der kontaminierten Regel ist der Durchfall unblutig. Nach dieser ersten Phase Umgebung klingt der Durchfall ab, um dann nach wenigen Tagen wieder einzusetzen (biphasischer Verlauf). Spätestens ENDOPARASITEN 2. Freisetzung von Parasitenstadien im Magen bis zum Absetzen hat sich das Durchfallgeschehen dann durch Einwirkung der Magensäure oftmals wieder beruhigt. 3. Eindringen des einzelligen Parasiten Typisch ist dabei, dass das Allgemeinbefinden der in Epithelzellen der Dünndarmzotten Saugferkel trotz Durchfall wenig beeinträchtigt ist und (Darmschleimhaut) die Sauglust erhalten bleibt. 4. Massive Vermehrung des Parasiten unter Die Sterblichkeit ist bei milden Verläufen gering, aber Zerstörung des Zottenepithels die betroffenen Ferkel kümmern und bleiben durch die Zerstörung der Dünndarmzotten, die für die Resorption 5. Nach ca. 5–7 Tagen Ausscheidung von Oozysten von Nährstoffen aus der Nahrung verantwortlich sind, 12 über den Kot dauerhaft in der Entwicklung zurück.
Eine sehr frühe Infektion, ein hochgradiger Befall mit VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN Kokzidien oder auch Co-Infektionen mit Rotaviren oder Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann Clostridien können zu einer massiven Verschlechterung nur mit entsprechender Metaphylaxe, wirksamen des Krankheitsverlaufs führen. Die Saugferkelsterblich- Hygienemaßnahmen und einer oozystenwirksamen keit steigt dabei deutlich an (> 20 %). Desinfektion gelingen: DIAGNOSE Einführung eines funktionierenden Eine Verdachtsdiagnose kann relativ rasch gestellt Rein-Raus-Systems werden. Das Alter zum Beginn der Symptomatik sowie Waschen der Sauen vor dem Einstallen die relativ typische Konsistenz und Farbe des Kotes in die Abferkelbucht (cremig-pastös, gelblich-weißlich) sind dabei gute Stiefeldesinfektion (zur Vermeidung Orientierungshilfen. von Verschleppung) Einsatz oozystenwirksamer Desinfektionsmittel (siehe DVG-Liste) Wirkstoff: Chlorkresol (z. B.: Neopredisan®) © Vetmeduni Wien Abb. 11 Typische Konsistenz und Farbe des Kotes bei Saugferkelkokzidiose © fraukoeppl NACHWEIS Der Nachweis des Erregers erfolgt mittels Flotation bzw. Abb. 12 Einsatz von Desinfektionsmitteln als vorbeugende Maßnahme Autofluoreszenz-Mikroskopie aus Ferkelkotproben. 3.3 ZWERGFADENWURM Da die Kokzidien-Oozysten nicht gleichmäßig, sondern (STRONGYLOIDOSE, mit Unterbrechungen ausgeschieden werden und die STRONGYLOIDES RANSOMI) Ausscheidung zum Teil schon vor dem Auftreten von Durchfallgeschehen auftritt, sollten Ferkel sowohl aus ERREGER erkrankten als auch aus gesund erscheinenden Würfen Der Zwergfadenwurm wird etwa 3,3–4,5 mm lang und beprobt werden. ist haarfein. Er parasitiert im Dünndarm des Wirtstie- res und kann bei Saugferkeln eine Durchfallursache Die Sammelkotproben sollten sich dabei aus 3–5 Fer- darstellen. Der Zwergfadenwurm hat in Haltungssys- ENDOPARASITEN keln je Wurf aus mehreren Würfen zusammensetzen. temen mit guten Hygienestandards mittlerweile we- nig Relevanz. METAPHYLAXE Der Wirkstoff Toltrazuril (20 mg/kg) kann zur Metaphy- Was den Parasiten interessant macht, sind die unter- laxe entweder über das Maul (oral) oder als Injektions- schiedlichen Möglichkeiten, wie sich Saugferkel damit präparat auch in Kombination mit Eisen intramuskulär anstecken können. verabreicht werden. ANSTECKUNG Die perorale Verabreichung von Toltrazuril empfiehlt Wurde der Parasit über infizierte Tiere in einen Bestand sich zwischen dem 3. und 5. Lebenstag, während das eingeschleppt, so baut sich rasch ein hoher Infektions- Injektionspräparat bereits 48–72 Stunden nach der druck auf. Es werden massenhaft Eier produziert, die Geburt verabreicht werden sollte (lt. Herstellerangaben). dann über den Kot ausgeschieden werden. Aus den 13
ausgeschiedenen Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM infektiöse Larven. AUSSCHEIDEN ERSTER OOZYSTEN (PRÄPATENZ) Wenn Sauen infiziert sind, dann können Ferkel diese 3–5 Tage Larven auch über die Milch aufnehmen und sich so an- stecken. MORTALITÄT (STERBLICHKEIT) Bei starkem Befall ist eine Mortalität bis zu 75 % möglich. Die Ansteckung kann dabei auf drei Wegen erfolgen: KRANKHEITSBILD 1. Orale Infektion Perkutane Infektion (alle Altersgruppen) Eine orale Aufnahme von Wurmeiern oder infektiösen Larven aus der Umgebung ist möglich, die Bedeutung Flohstichartige Quaddelbildung und Hautrötungen ist jedoch unklar. an Bereichen mit „dünner Haut“ (z. B.: Bauch, Brust, Schenkelinnenseite) 2. Perkutane Infektion (Infektion über die Haut; Starker Juckreiz bei allen Altersgruppen möglich) (selten) Husten (bedingt durch die Lungenwande- Aus in die Umgebung ausgeschiedenen Wurmeiern rung der Larven) schlüpfen infektiöse Larven. Diese Larven dringen dann im Bereich der Schenkelinnenseiten bzw. des Bau- Galaktogene Infektion (Saugferkel) ches (Saugferkel) oder im Bereich des Gesäuges (aus- gewachsene Schweine) durch die dünne Haut in das Gelblich-pastöser, in schweren Fällen auch blutiger Wirtstier ein und wandern über den Blutweg zur Lunge. und dünnflüssiger Durchfall in der 2. Lebenswoche In der Lunge wandern sie weiter bis in die kleinsten (gelegentlich auch schon gegen Ende der 1. Lebens- Verästelungen und von dort aus über die Luftröhre in woche) die Speiseröhre, bis sie dann über den Magen im Dünn- Blasse Ferkel (Anämie) darm angelangt sind. Dort bohren sich die Larven in die Kümmern, Abmagerung Darmschleimhaut und entwickeln sich zu den haarfeinen, ausgewachsenen Zwergfadenwürmern. Nach 3–5 Ta- DIAGNOSE gen werden dann wieder Wurmeier über den Kot aus- Eine erste Verdachtsdiagnose kann bereits aufgrund des geschieden. Krankheitsbildes (perkutane Infektion) bzw. bei galaktoge- ner Infektion auch aufgrund des Alters der an Durchfall 3. Galaktogene Infektion (Infektion über die erkrankten Saugferkel gestellt werden. Biestmilch; Saugferkel) Stecken sich Sauen mit dem Zwergfadenwurm an, dann NACHWEIS können infektiöse Larven über den Blutweg in das Fett- Direkter Erregernachweis erfolgt mittels Flotation oder gewebe der Gesäugeleisten einwandern und dort ruhen, Fluoreszenzmikroskopie aus Kotproben erkrankter bis die Milchproduktion beginnt. Setzt diese ein, dann Tiere. wandern die Larven weiter in das Drüsengewebe der ENDOPARASITEN Gesäugekomplexe und werden dann mit der Biest- THERAPIE milch ausgeschieden. Nach der Aufnahme der Larven Für die Bekämpfung des Zwergfadenwurms können durch die säugenden Ferkel bohren sich die Larven in die üblichen Behandlungsstrategien, wie aus der die Dünndarmschleimhaut der Saugferkel ein und ent- Spulwurmbekämpfung bekannt, übernommen werden. wickeln sich weiter zu ausgewachsenen Zwergfaden- würmern, die dann wiederum Eier produzieren, die in Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion) die Umgebung ausgeschieden werden. oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral über das Futter oder Wasser) durchführen. BETROFFENE ALTERSGRUPPE Alle Altersgruppen, wobei nur bei Saugferkeln Durchfall VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN auftritt. Ältere Tiere zeigen nach einer Infektion nur die Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann 14 typischen Hautveränderungen. nur mit regelmäßiger Entwurmung, strukturiertem
Hygienemanagement und einer wurmeiwirksamen Regenwürmer aufnehmen, die wiederum Lungen- Desinfektion gelingen: wurmlarven in sich tragen. Die oral aufgenommenen Larven bohren sich dann durch die Dünndarmwand und Einführung eines funktionierenden Rein-Raus-Systems wandern über den Blut- bzw. Lymphweg in die Lunge. Regelmäßige Bestandsentwurmung In den Bronchien legen die ausgewachsenen Lungen- Metaphylaktische Entwurmung von Zukaufstieren in würmer Eier ab, die dann hochgehustet, abgeschluckt der Quarantäne und schließlich über den Kot wieder in die Umgebung Waschen der Sauen vor dem Umstallen in die Ab- abgesetzt werden. Die Eier bzw. die ersten daraus ge- ferkelbucht schlüpften Larven werden dann wiederum von Regen- Einsatz wurmeiwirksamer Desinfektionsmittel (siehe würmern aufgenommen. DVG-Liste) Trockenhalten der Stallungen BETROFFENE ALTERSGRUPPE Tiere zwischen dem 4.–6. Lebensmonat sind am stärksten betroffen. VERLAUF Chronisch–subklinisch KRANKHEITSBILD (chron.) Husten und Atemnot Bronchitis Leistungsdepression © VÖS Nasenausfluss Abb. 13 Waschen der Sauen als vorbeugende Maßnahme Erhöhte Anfälligkeit für Sekundärinfektionen der Lunge 3.4 LUNGENWURM (METASTRON- GYLOSE, METASTRONGYLUS SPP.) DIAGNOSE Eine Verdachtsdiagnose kann aufgrund des Krankheits- ERREGER bildes bei gleichzeitig bestehendem Zugang ins Freie Der ausgewachsene Lungenwurm parasitiert, wie der (Möglichkeit der Aufnahme von Regenwürmern) ge- Name schon sagt, in der Lunge des Wirtstieres. Die stellt werden. Männchen werden ca. 1 cm lang, während die Weibchen bis zu 5 cm lang werden können. NACHWEIS Direkter Erregernachweis mittels Flotation aus Kotpro- Relevanz hat der Lungenwurm für Wildschweine bzw. ben erkrankter Tiere. Hausschweine, die in einer Freilandhaltung gehalten werden. Die ausgeschiedenen Eier sind sehr wider- THERAPIE standsfähig und können auch bei Temperaturen von Für die Bekämpfung des Lungenwurms können die ENDOPARASITEN –20 °C bis zu einem Jahr im Erdreich überleben. Im Zwi- üblichen Behandlungsstrategien, wie aus der Spul- schenwirt, dem Regenwurm, können die Larven mehre- wurmbekämpfung bekannt, übernommen werden. re Jahre lang infektiös bleiben. Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion) In der konventionellen Stallhaltung ist der Lungenwurm oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral als Endoparasit vernachlässigbar. über das Futter oder Wasser) durchführen. ANSTECKUNG UND VERBREITUNG VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN Regenwürmer spielen eine entscheidende Rolle als Da die Zwischenwirte nicht bekämpft werden können, Zwischenwirt in der Ansteckung und Verbreitung des sollte metaphylaktisch eine regelmäßige Entwurmung Lungenwurms. Wildschweine oder auch Schweine der Schweine in Freilandhaltung (sofern umsetzbar) in Freilandhaltung können beim Wühlen im Erdreich durchgeführt werden. 15
3.5 TRICHINELLOSE 1. Phase = „Intestinale Phase“: Tag 1–7 nach einer (TRICHINELLA SPIRALIS) Infektion: Besiedelung der Dünndarmschleimhaut ERREGER Durchfall Dieser Fadenwurm, der umgangssprachlich auch als Essunlust „Trichine“ bezeichnet wird, hat in konventionellen Stall- haltungssystemen von Schweinen keine Relevanz mehr. 2. Phase = „Muskelphase“: ab Tag 7 nach einer Infektion: In Freilandhaltungssystemen hingegen schon, da hier Besiedelung der Skelettmuskulatur ein gewisses Infektionsrisiko durch Wildschweine be- steht. Muskelschmerzen u. -steifheit Steifer Gang ZOONOSE Fieber Die Trichinellose ist eine Zoonose, mit der sich der Mensch durch Verzehr von trichinenhaltigem Schwei- DIAGNOSE nefleisch anstecken kann. Deswegen werden in Öster- Eine endgültige Diagnose wird in der Regel am toten Tier reich routinemäßig alle Schlachtschweine auf Trichinen gestellt. Hierbei wird eine Muskelprobe am Schlacht- untersucht. hof aus dem Zwerchfellpfeiler entnommen und mittels Verdauungsmethode auf Trichinen-Larven untersucht Aufgrund des zoonotischen Potenzials ist die Trichinel- (siehe auch Verordnung [EG] Nr. 854/2004). lose als einzige Endoparasiteninfektion des Schweins anzeigepflichtig! Am lebenden Tier kann mittels ELISA ein indirekter Nachweis durchgeführt werden. ANSTECKUNG UND KÖRPERWANDERUNG Nach oraler Aufnahme von Muskelfleisch eines mit THERAPIE Trichinen infizierten Tieres werden Larven im Magen Keine Therapie bei infizierten Tieren freigesetzt. Diese Larven bohren sich in die Dünn- darmschleimhaut ein und entwickeln sich zu den 2–4 VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN mm großen ausgewachsenen Trichinen weiter. Diese BEIM SCHWEIN beginnen bereits nach wenigen Tagen selbst Larven zu In Freilandhaltungen sind vorbeugende Maßnahmen produzieren, die dann über Lymphbahnen in Herz und schwierig umzusetzen. Lunge und von dort aus in die Skelettmuskulatur weiter- wandern und sich dort ansiedeln. Grundsätzlich sollte aber dafür gesorgt sein, dass kein Kontakt zu anderen Wirtstieren (z. B. Wildschweinen) KRANKHEITSBILD BEIM SCHWEIN möglich ist. Meistens verläuft eine Infektion beim Schwein komplett symptomlos. In seltenen Fällen stellen sich folgende VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN Krankheitsanzeichen ein: BEIM MENSCHEN Kein Verzehr von rohem oder zu wenig erhitztem Schwei- ENDOPARASITEN Durchfall (mild) nefleisch Muskelschmerzen (steifer Gang) mit Lautäußerungen Beschleunigte Atmung und Schluckbeschwerden (Larven im Zwerchfell) KRANKHEITSBILD BEIM MENSCHEN Die Infektion verläuft zweiphasig, wobei diese auch oft symptomlos sein kann. 16
3.6 ENDOPARASITEN-BEHANDLUNG MIT PHYTOTHERAPIE UND HOMÖOPATHIE Homöopathie und Phytotherapie können die natürliche Immunität stärken und dadurch die Anfällig- keit gegenüber Parasiten mindern. Für stark belastete Tiere reicht die ausschließliche Verwendung dieser Maßnahmen jedoch nicht aus. Einige Beispiele für Pflanzen oder Pflanzenteile, denen eine wurmhemmende Wirkung nachgesagt wird: Knoblauch, Zwiebel, Walnussblätter, Pfefferminze, Thymian, Oregano, Zimt, Cayenne-Pfeffer, Karotte, Wermut, Rainfarn, Echinacea, Melisse und Kürbis Im Bereich Futtermittel gibt es immer wieder Untersuchungen zum Thema Parasiten-Bekämp- fung. Ein Präparat wäre PARAMAXIN®, weitere sind im Betriebsmittelkatalog oder auf der Webseite https://www.infoxgen.com/ gelistet. Die Effektivität ist bei bereits bestehendem Wurmbefall genau zu überwachen. Homöopathische Unterstützung bei Wurmbefall Homöopathische Unterstützung bei Kokzidien- nach Bestimmung der Ausprägung und Absprache Durchfall nach Bestimmung der Ausprägung und mit dem Tierarzt. Beispiele: Absprache mit dem Tierarzt. Beispiele: Abrotanum: chronische Verwurmung; Appetit, Ipecacuanha: schaumiger, pastöser Kot, aber Magerkeit Erbrechen China: Heißhunger, Krämpfe, Blähungen und China: starke Durchfälle, abgemagerte und Abmagerung erschöpfte Tiere Spigelia: wechselnde Futter- und Wasserauf- Mercurius solubilis: starker Durchfall, blutig nahme, blasse Tiere Okoubaka: unterstützendes Mittel zur Aus- scheidung von Giftstoffen der Parasiten und von Antiparasitika ENDOPARASITEN © Vetmeduni Wien Abb. 14 Homöopathische Unterstützung bei Wurmbefall 17
4. Ektoparasiten © fraukoeppl Autorin: Dr. Simone Schaumberger 4.1 RÄUDE (SARCOPTES SUIS) Schlechtere Fruchtbarkeit, geringere Laktations- leistung ERREGER Möglicher auslösender Faktor für Kannibalismus Ektoparasit: Räudemilbe (Schwanz- und Ohrbeißen) (Sarcoptes scabiei var. suis) Räudemilben sind Grabmilben, die Die Schwere der Symptome ist unter anderem vom Im- Eier in Grabgängen der Haut ablegen. munstatus der Tiere abhängig. Bakterielle Sekundärer- reger können das Geschehen verschlimmern (intensives ERKRANKUNGSRATE Scheuern und Kratzen bedingt Eintrittspforten). Bis zu 100 % der Tiere in den Ställen AKUTE RÄUDE BETROFFENE ALTERSGRUPPEN Starker Juckreiz beginnt mit punktförmigen Hautrötungen Alle Tiere/Altersgruppen (Leistengegend), die ineinanderfließen können und sich in Folge borkenartig verdicken und verkrusten. Befall ZEIT ZWISCHEN DER ANSTECKUNG UND von Kopf (Ohrinnenseite) über Rücken, Gelenkbeugen DEM AUSBRECHEN (PRÄPATENZ) über den gesamten Körper. Etwa zwei Wochen nach der Infektion Juckreiz und Ent- zündung der Haut CHRONISCHE RÄUDE Hautverdickung und Bildung von dicken Krusten, EKTOPARASITEN VERLAUF Falten und rissigen Borken Akut bis chronisch, leichter Verlauf SUBKLINISCHE RÄUDE KRANKHEITSBILD Keine Veränderungen bzw. Veränderungen überwie- Die Bedeutung der Räude liegt in der Unruhe und den gend auf den Gehörgang beschränkt Leistungsminderungen (= Produktionseinbußen): ERREGEREINTRAG/VERBREITUNG Geringere Zunahmen Einschleppung vor allem über Zukäufe Schlechtere Futterverwertung infizierter Tiere Verlängerte Mastdauer Direkter Kontakt von Tier zu Tier oder über Niedrigere Absetzgewichte bei den Ferkeln Stallgeräte 18 Hohe Krankheitsanfälligkeit Milbe hat Aktionsradius von ca. 1 Meter
DIAGNOSE Bei Sauen zwei- bis dreimalige Bestandsbehandlung Eine Verdachtsdiagnose kann relativ rasch gestellt wer- pro Jahr bzw. produktionsorientierte Behandlung den: Unruhe im Stall, Hautveränderungen und starker 14 Tage vor der Abferkelung Juckreiz der Tiere. Einstallbehandlung von Zukaufstieren (Jungsauen, Eber) und drei Wochen Quarantäne SCHLACHTHOFBEFUND Einstallbehandlung von Ferkeln bzw. Mastschweinen Am Schlachthof kann man nach Tötung und Abbrühung Behandlungsintervall von Ferkeln bzw. Mastschweinen der Tiere die Haut beurteilen. Hier findet man besonders abhängig vom Erregerdruck im Flankenbereich mehr oder weniger häufig 1–3 mm große, entzündliche Hautveränderungen, die sogenann- PROPHYLAXE/BESTANDSSANIERUNG ten „Redspots“. Sanierung: NACHWEIS Eine Räudesanierung ist nur erfolgreich, wenn sie konse- a) Verdachtsdiagnose: Juckreiz, Scheuern, quent durchgeführt wird. Hautentzündungen und Verdickungen b) Mikroskop: Hautgeschabsel (schaben, Zeitpunkt einer Räudesanierung genau planen: bis Blut austritt) möglichst wenige Tiere im Stall (schlachtreife c) Schlachthofbefunde: Hautbeurteilung nach Brühen Mastschweine und Altsauen vorher verkaufen!) d) Serologie: Antikörper im Blut (Nachweis Sanierung nicht während Arbeitsspitzen im räudefreier Status) Ackerbau Behandlung aller Tiergruppen im Bestand (auch Eber, Tiere in Krankenbucht, Hobbytiere) Zweiwöchige Überlebensdauer der Milbe außer- halb des Wirtes berücksichtigen (Reinigung und Desinfektion der Umgebung mit milbenwirksamen Desinfektionsmitteln) © Vetmeduni Wien Aufrechterhaltung des Status abhängig von Konsequenz bei der Einhaltung von Biosecurity- Maßnahmen (Zukauf aus räudefreien Beständen, Abb. 15 Hautgeschabsel als Nachweis für Räude Quarantäne und Behandlung von Zukaufstieren) Ablauf: – Zu Beginn (Tag 0) und am 14. Tag der Sanierung alle Tiere mit der nach ihrem jeweiligen Körpergewicht berechneten Dosis behandeln: Zuchtsauen und Ferkel mittels Spritze, Mastschweine über das Futter. Die be- nötigte Medikamentenmenge errechnet der Tierarzt © Vetmeduni Wien je nach verwendetem Produkt. Alle zwischen dem 0. und 7. Tag geborenen Ferkel werden am 7. und 21. Tag EKTOPARASITEN behandelt, danach geborene Ferkel nicht mehr. Abb. 16 Hautveränderungen durch Räude – Innerhalb der zwei Wochen zwischen den Behand- THERAPIE lungen werden alle leerstehenden Stallungen sowie Einzeltier- oder Herdenbehandlung zum Beispiel mittels ALLE verwendeten Geräte (Schaufeln, Treibbretter, makrozyklischer Laktone (z. B. Ivermectin, Doramectin) Scheibtruhen, Transportanhänger ...) gereinigt. je nach Zulassung oral oder durch Injektion, Stall-Hygiene, Tiere waschen. – Bis zum 21. Tag der Behandlung werden keine Tiere zugekauft. Alle nach dem 21. Tag zugekauften Tiere Laufende Maßnahmen in räudepositiven (Zuchtferkel, Jungsauen, Eber) werden erst nach einer Betrieben: zweimaligen Räudebehandlung im Abstand von 14 Ta- (in der Regel in Verbindung mit der Entwurmung) gen im Quarantänestall in die Herde eingegliedert. 19
SCHEMA: ZEITPLAN RÄUDESANIERUNG IM GESCHLOSSENEN BETRIEB Tage nach Start 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Leere/Tragende Sauen Ferkelführende Sauen Eber Saugferkel am Betrieb Neugeborene Ferkel Aufzuchtferkel © Simone Schaumberger Mastschweine Jungsau Zugekaufte Tiere (Quarantäne) Abb. 17 Übersicht Sanierungsplan Behandlung STALLHYGIENE EKTOPARASITEN: 4.2 SCHWEINELAUS Um den Infektionsdruck im Stall und im Auslauf zu (HAEMATOPINUS SUIS) verringern, muss versucht werden, die Infektionskette zu unterbrechen: ERREGER Ektoparasit: Schweinelaus (Haematopinus suis) Jeden Stallbereich mit eigenen Stiefeln betreten oder Reinigungsmöglichkeiten schaffen ERKRANKUNGSRATE Trockenreinigung: kehren oder saugen Bis 100 % der Tiere in den Ställen Nassreinigung mit Einweichen Hochdruck-Reinigung mit Heißwasser von oben BETROFFENE ALTERSGRUPPEN nach unten und von hinten nach vorne, inklusive Alle Tiere/Altersgruppen feste Einbauten. So lange spülen, bis Wasser klar abrinnt. ZEIT ZWISCHEN DER ANSTECKUNG UND Bucht mindestens zwei Tage trocknen lassen, DEM AUSBRECHEN/ENTWICKLUNGSZYKLUS abhängig von Jahreszeit (PRÄPATENZ) Nach 14 Tagen schlüpfen Larven aus abgelegten Nissen Bei hohem Infektionsdruck zusätzlich: und beginnen Blut zu saugen. Nach 25 Tagen ist ihre EKTOPARASITEN Entwicklung abgeschlossen. Abflämmen mit Butangasbrenner Verwendung von Branntkalk zur Desinfektion VERLAUF Chemische Desinfektionsmittel zur Stallhygiene: Akut bis chronisch, leichter Verlauf Chlorkresole und o-Hydroxydiphenyl-Fettsäure- Eutektikum, Peressigsäure KRANKHEITSBILD Die Schweinelaus verursacht je nach Befallsstärke TGD-PROGRAMM: Beunruhigung, ständiges Kratzen, schlechte Futterver- Programm zur Überwachung des Räudestatus in öster- wertung und geringere Gewichtszunahmen. Aufgrund reichischen Ferkelerzeugerbetrieben der häufigen Blutmahlzeiten, bei denen Läuse die Schweinehaut anstechen, können zahlreiche gerötete 20 Siehe www.tgd.at Stiche an den von den Läusen bevorzugten Hautstellen
(Bereich der Ohren, Nacken und Flanken) beobachtet DIAGNOSE/NACHWEIS werden. Manchmal ist die Haut auch entzündet. Das a) Verdachtsdiagnose: Juckreiz, Scheuern Herumlaufen der Läuse verursacht zudem starken Juck- b) Laus mit bloßem Auge erkennbar reiz. Ferkel bleiben bei starkem Läusebefall in der Ent- wicklung zurück und können sogar blutarm werden. THERAPIE Zur Therapie eignen sich Wasch- oder Sprühbehandlungen mit antiparasitär wirkenden Mitteln (Wirkstoff Pho- xim – Organophosphat) sowie Aufgusspräparate. Gute Erfolge werden auch mit Injektionsmedikamenten (Wirkstoff Ivermectin – Lactone) erzielt, die gleichzeitig auch gegen Räudemilben und Endoparasiten (Würmer) wirksam sind. © Vetmeduni Wien Wesentlich ist, dass die Behandlung mindestens einmal im Abstand von 7 bis 14 Tagen wiederholt wird, damit auch die frisch geschlüpften Läuse von der Behandlung Abb. 18 Schweinelaus – Eigelege erfasst werden. Die zeitgerechte Behandlung der Sauen verhindert die Übertragung auf die Ferkel. VERBREITUNG Einschleppung vor allem über Zukäufe infizierter Tiere Direkter Kontakt von Tier zu Tier oder über Stallgeräte EKTOPARASITEN 21
4.3 EKTOPARASITEN-BEHANDLUNG AUF BIO-BETRIEBEN DESINFEKTIONSMAẞNAHMEN: ACHTUNG: Desinfektionsmittel wie Chlor-Kresole sind auf Mittel zur Bekämpfung am Tier, die keine Arznei- Bio-Betrieben nicht zugelassen. mittel sind, sind im Betriebsmittelkatalog ge- listet: zum Beispiel Reudanon und Reudanon- Tipp: Peressigsäure oder Ameisensäure zur Reini- Konzentrat (Wirkstoff Margosa – Neembaum): gung und konsequentes Kot-/Stallmanagement Flüssig-Konzentrat zur Herdenbehandlung gegen in Kombination mit regelmäßiger Entwurmung Milben, Läuse, Flöhe u. s. w. am Tier. sind unerlässlich! Homöopathische Unterstützung bei Ektopara- Erlaubte Desinfektionsmittel am Bio-Betrieb: siten-Befall nach Bestimmung der Ausprägung siehe Betriebsmittelkatalog oder auf der Web- und Absprache mit dem Tierarzt. Beispiele: site www.infoxgen.com. Clematis recta: starke Hautrötung mit Tierwaschmittel/Insektizide/Biozide mit natür- Bläschenbildung (krätzeartig), Krustenbildung, lichen Pyrethrumextrakten (verschiedene Extrakte starker Juckreiz aus Chrysanthemen-Arten) haben sich bei Laus- befall als sehr effizient erwiesen, z. B.: Milbizid. Graphites: stinkendes Wundsekret, Wichtig bei der Anwendung ist, dass diese nach honigartig, klebrig; Veränderungen vor allem einer Woche wiederholt wird! in Achsel- und Leistengegend oder im Ohr Als Unterstützung zum Auftragen auf die Haut Sulfur: hartnäckige Fälle bzw. für den Stall sind Steinmehl, Holzasche oder Kieselgur geeignet. Petroleum: zur Begrenzung der sich bilden- den rötlichen Knötchen und Bläschen sowie bei starker Keratose (Verhornungsstörung) Mezereum: Bei sekundär infizierten Schädigungen. Bei älteren Schweinen, wenn Veränderungen im Rücken- und Flankenbe- reich auftreten Psorinum: Nosode; Juckreiz, Krusten, Pusteln, Exanthem, Knötchenbildung EKTOPARASITEN Okoubaka: Unterstützendes Mittel zur Ausscheidung von Giftstoffen der Parasiten und von Antiparasitika 22
5. Rechtliche Grundlagen der Tierarzneimittel- anwendung © fraukoeppl Autorin: Dr. Barbara Leeb Beim Einsatz von Tierarzneimitteln (TAM) sind die ge- setzlichen Grundlagen zu beachten. Die Anwendung, die Dokumentation sowie das Bereithalten zur An- wendung und das Lagern von Tierarzneimitteln sind im Tierarzneimittelkontrollgesetz geregelt. Grundsätzlich dürfen TAM nur von einem Tierarzt bezogen und nach dessen Anleitung angewendet www.tgd.at Freigabeliste ist auf der TGD-Website, werden, wobei die Angaben der Fachinformation zu unter der Rubrik Rechtsgrundlagen, zu finden. berücksichtigen sind. Der Tierarzt hat eine Diagnose zu stellen und die Be- Jedes TAM in der Freigabeliste ist kategorisiert in TIERARZNEIMITTELANWENDUNG handlung festzulegen. RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER NE: Abgabe nicht eingeschränkt 5.1 ABGABE VON TAM AN TGD: Abgabe im Rahmen des Tiergesundheitsdiens- DEN LANDWIRT tes erlaubt Alle an den Tierhalter abgegebenen TAM müssen TGD-AB: Abgabe im Rahmen des TGD, wenn beson- eine Signatur mit Name und Anschrift des Tierarztes dere veterinärmedizinische Erfordernisse vorliegen sowie dem Abgabedatum aufweisen. Außerdem hat und der Einsatz durch diagnostische Maßnahmen zu der Tierarzt einen Abgabeschein auszustellen, den rechtfertigen ist der Tierhalter 5 Jahre lang aufbewahren muss. Oral und äußerlich anzuwendende TAM wie z. B. Flu- Die Abgabe von TAM ist erlaubt, wenn das Arznei- benol (50 mg/g) – Pulver zum Eingeben für Tiere – oder mittel in der Freigabeliste (Positivliste) gelistet ist Sebacil-Konzentrat (500 mg/ml) zur Herstellung einer und der Betrieb die entsprechenden Voraussetzungen Sprüh- und Waschemulsion fallen in die Kategorie „NE“ erfüllt. Die Freigabeliste wird mehrmals jährlich aktu- und dürfen an alle Tierhalter abgegeben werden. Bei In- alisiert und in den amtlichen Veterinärnachrichten jektionspräparaten wie z. B. Virbamec 10 mg/ml Injek- veröffentlicht. Sie ist auch auf der Homepage des tionslösung ist die Abgabe nur an TGD-Betriebe erlaubt. TGD www.tgd.at zu finden. Zudem darf der TGD-Tierhalter Injektionspräparate nur anwenden, wenn er die entsprechende Ausbildung im Ausmaß von 8 Stunden absolviert hat. 23
Ausgenommen von einer Listung in der Freigabeliste Ivomec Prämix – Arzneimittelvormischung zur Herstel- sind Homöopathika und Fütterungsarzneimittel- lung von Fütterungsarzneimitteln für Schweine vormischungen. 5.2 LAGERUNG Homöopathische Einzelmittel (z. B.: Arnica D12) und Bei der Lagerung von Tierarzneimitteln sind folgende registrierte homöopathische Veterinärarzneispeziali- Punkte zu beachten: täten dürfen, sofern sie rezeptfrei sind, in Apotheken erworben und auch vom Tierhalter im Rahmen der üblichen Hygienische Lagerung von TAM Tierpflege zur Gesunderhaltung und Vorbeugung ange- Getrennte Lagerung von Lebens- und Futtermitteln wendet werden. Für Unbefugte (betriebsfremde Personen, Kinder etc.) unerreichbar lagern Kranke Tiere müssen vom Tierarzt untersucht und behan- Gemäß Lagerungshinweisen in der Fachinformation delt werden. Homöopathische Injektionspräparate dürfen (z. B. gekühlt ...) nur vom Tierarzt an TGD-Tierhalter abgegeben werden. Bei homöopathischen Potenzen ab D4 bzw. C2 und höher ist keine Wartezeit erforderlich. RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER TIERARZNEIMITTELANWENDUNG Dies gilt auch für Bio-Betriebe. Fütterungsarzneimittelvormischungen: Dies sind TAM zur Herstellung von Fütterungsarzneimitteln (FAM). © OÖ TGD Die rechtlichen Voraussetzungen für die Herstellung von FAM am eigenen Betrieb sind: Abb. 19 Hygienische Lagerung von Tierarzneimitteln Registrierung der Mischanlage durch die zuständige 5.3 DOKUMENTATION DER Bezirksverwaltungsbehörde ANWENDUNG Dies ist auch erforderlich, wenn ein Mischzug Jede Arzneimittelanwendung ist am Tag der Anwen- an den Hof kommt und Fütterungsarzneimittel dung zu dokumentieren. Dies gilt auch für TAM mit null herstellt Tagen Wartezeit, wie z. B. Homöopathika. Mitgliedschaft beim TGD Ausbildung in Mischtechnik und arzneimittelrecht- Die Dokumentation kann auf der Rückseite des Abga- lichen Grundlagen im Ausmaß von 8 Stunden bebeleges erfolgen oder im betriebseigenen Register. Führen eines Mischbuches (Rezepturen, Herstellung Beim Einsatz von Fütterungsarzneimitteln ist das voll- und Anwendung von FAM, Eigenkontrollen) ständige Führen des Mischbuches ausreichend. Ob eine Veterinärarzneispezialität zur Einzeltierdosie- Die Dokumentationspflicht für den Tierhalter umfasst rung oder für die Herstellung eines FAM zugelassen ist, 5 Punkte und muss mit der Unterschrift bestätigt werden: ist in der Fachinformation ersichtlich. Datum der Anwendung Als Beispiel sind zwei TAM genannt, die denselben Identität der/des Tiere/s Wirkstoff zur Behandlung von Endo- und Ektoparasiten TAM-Bezeichnung (Handelsname) enthalten, jedoch unterschiedlich anzuwenden sind. Bei TAM-Dosis diesen TAM findet sich bereits im Namen der Hinweis, Anwendungsart ob es sich um ein Pulver zur Einzeltierdosierung oder um eine Fütterungsarzneimittelvormischung zur Herstellung Alle Dokumentationen über TAM-Anwendungen sind eines Fütterungsarzneimittels handelt: vom Tierhalter 5 Jahre aufzubewahren. 24 Agrimec 1 mg/g – Pulver zum Eingeben für Schweine
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