Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at

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Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
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               Parasiten in der
               Schweinehaltung
               Ihr Wissen wächst   www.lfi.at
Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
IMPRESSUM

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     Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich               von geschlechtergerechter Formulierung Abstand ge-
     Schauflergasse 6, 1015 Wien                              nommen. Die gewählte Form gilt jedoch für Frauen und
                                                              Männer gleichermaßen.
     Redaktionsteam: Mag. Max Hörmann,
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     DI Michael Klaffenböck, Dr. Tanja Kreiner,               fehler. Die Erstellung der Unterlagen erfolgte nach
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02
Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
1.    ALLGEMEINES                                  04

2.    PARASITEN IN DER     05
      SCHWEINEHALTUNG –
      AUSWIRKUNGEN UND
      BEDEUTUNG
2.1   Auswirkungen auf die Tiere                   05

2.2   Wirtschaftliche Bedeutung                    06

2.3   Parasitenbekämpfung ist mehr als              06
      Behandlung – Grundsätzliches zu Übertragungs-
      wegen und Bekämpfungsmaßnahmen

3.    ENDOPARASITEN                                09
3.1   Spulwurm (ASCARIS SUUM)                      09

3.2   Kokzidien (Saugferkelkokzidiose,             12
      CYSTOISOSPORA SUIS)

3.3   Zwergfadenwurm (Strongyloidose,               13
      STRONGYLOIDES RANSOMI)

3.4   Lungenwurm (Metastrongylose,                  15
      METASTRONGYLUS SPP.)

3.5   Trichinellose (TRICHINELLA SPIRALIS)          16

4.    EKTOPARASITEN                                18
4.1   Räude (SARCOPTES SUIS)                       18

4.2   Schweinelaus (HAEMATOPINUS SUIS)             20

4.3   Ektoparasiten-Behandlung auf Bio-Betrieben    22

5.    RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER 23
      TIERARZNEIMITTELANWENDUNG

6.    VERWENDETE QUELLEN                           26

7.    WICHTIGE ADRESSEN                            27

8.    AUTORINNEN UND AUTOREN                       27
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1. Allgemeines
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                   Autor:   Mag. Max Hörmann

                   Parasiten können bei allen Tieren in allen Produktions-   Jedes Tier kann Träger von Parasiten sein. Wenn kli-
                   sparten vorkommen. Es sind Lebewesen, die in einem        nisch sichtbare Erkrankungen durch Parasiten auftreten,
                   anderen Organismus (dem Wirt) leben, von diesem Nah-      ist das Gleichgewicht zwischen dem Wirtsorganismus
                   rung beziehen und ihn schädigen.                          und den Parasiten gestört, d. h., das Tier ist geschwächt
                                                                             und/oder die Anzahl der Parasiten ist sehr groß, sodass
                   Parasiten können die Tiere in ihrem Wohlbefinden und      die körpereigene Abwehr überfordert wird.
                   ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und massiven
                   wirtschaftlichen Schaden anrichten. Deshalb ist auf       Permanenter Juckreiz, Abmagerung, schlechte Zunahme
                   eine rechtzeitige, regelmäßige und gezielte Parasiten-    und Durchfall sind erkennbare Anzeichen einer Para-
                   vorbeuge und -bekämpfung besonderes Augenmerk zu          sitose. Faktoren, die das Auftreten von Parasitosen be-
                   legen.                                                    günstigen, sind beispielsweise das noch „untrainierte“
                                                                             Immunsystem von Jungtieren, Stress oder ungünstige
                   Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Ekto- und       Bedingungen für das Tier. Welche Parasiten bei welcher
                   Endoparasiten. Ektoparasiten leben zum Beispiel auf       Produktionsweise eine Rolle spielen, wie sie sich ver-
                   oder in der Haut von Schweinen. Endoparasiten leben       mehren, welche vorbeugenden Maßnahmen es gibt
                   im Gegensatz dazu im Körperinneren der Tiere wie bei-     und wie befallene Schweine behandelt werden können,
                   spielsweise im Magen, Darm, in der Leber oder in der      wird in der vorliegenden Broschüre kompakt und ver-
                   Lunge.                                                    ständlich dargestellt.
     ALLGEMEINES

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Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
2. Parasiten in der
                                                                                                                        Schweinehaltung –
                                                                                                                        Auswirkungen und
                                                                                                                        Bedeutung
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               Autorinnen: DI Martina Gerner,
                           Univ.-Prof. Dr. Andrea Ladinig, Dr. Tanja Kreiner

               Parasiten nutzen den Stoffwechsel anderer Lebewesen,                     letzungen führen, die sich in weiterer Folge entzünden
               um das eigene Überleben zu sichern und beeinträch-                       können. Dadurch wird das Wohlbefinden der Tiere wei-
               tigen damit ihren Wirt. Was bedeutet dies für die                        ter beeinträchtigt. Untersuchungen bei Sauen und ihren
               Schweinehaltung?                                                         Ferkeln zeigen, dass sich ein Räudebefall der Sauen auch
                                                                                        auf die Tageszunahmen und die Futterverwertung der
               2.1 AUSWIRKUNGEN AUF DIE TIERE                                           Ferkel in der Aufzucht auswirkt (Mercier et al., 2002).
               Parasiten beeinträchtigen das Wohlbefinden und die
               Gesundheit von Schweinen auf verschiedene Art und                        Endoparasiten, wie Spulwürmer, durchwandern ihren

                                                                                                                                                     PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG –
               Weise.                                                                   Wirt während eines Vermehrungszyklus vom Ei über die
                                                                                        Larve bis zum ausgewachsenen Wurm. Während dieses
               Ektoparasiten, wie beispielsweise Räudemilben, die                       Zyklus sind verschiedene Organe wie Leber, Lunge und

                                                                                                                                                     AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG
               sich in die Haut der Tiere eingraben und dort ihre Eier                  Darm betroffen. Die offensichtlichste Folge einer Spul-
               legen, verursachen Hautreizungen mit starkem Juckreiz.                   wurminfektion ist vernarbtes Gewebe an Lebern, das
               Betroffene Schweine sind unruhig, scheuern sich an der                   bei der Schlachtung als „Milkspots“ befundet wird.
               Aufstallung oder schütteln sich häufig. Diese Unruhe                     Weniger offensichtlich sind Leistungseinbußen durch
               kann bei Zuchtsauen dazu führen, dass mehr Ferkel er-                    verringerte Tageszunahmen und schlechtere Futterver-
               drückt werden. Das Scheuern kann auch zu Hautver-                        wertung (Hale et al., 1985). Hinzu kommt, dass die
                                                                                        Larvenwanderung die Lunge schädigt. In der Folge kann
                                                                                        es bei den Tieren zu Husten kommen.
               © Vetmeduni Wien

                                                                                        © Vetmeduni Wien

               Abb. 1 Sau scheuert sich – Ektoparasiten verursachen Hautreizungen mit   Abb. 2 Milkspots – vernarbtes Gewebe in der Leber in Folge
               Juckreiz                                                                 einer Spulwurminfektion
                                                                                                                                                                        05
Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
Generell beeinträchtigen Parasiten das Immunsystem          BEISPIEL 1:
                                                                der Schweine und können damit Wegbereiter für an-           RÄUDEBEHANDLUNG
                                                                dere Erkrankungen sein. Zudem konnte gezeigt werden,        REDUZIERT SAUGFERKELVERLUSTE
                                                                dass Parasiten auch die Wirksamkeit von Impfungen im        Annahme: Durch eine gezielte Räudebehandlung
                                                                Schweinebestand negativ beeinflussen können (Steenhard      werden die Saugferkelverluste reduziert. Die Zahl
                                                                et al., 2009).                                              der abgesetzten Ferkel je Sau und Jahr steigt um 0,5
                                                                                                                            Ferkel.
                                                                2.2 WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG
                                                                Parasiten wirken sich auf das Wohlbefinden und die          Bei einem Ferkelverkaufsgewicht von 31 kg und durch-
                                                                Gesundheit eines Schweinebestands aus. Das hat auch         schnittlichen Erlös- und Kostenansätzen ergibt dies in
                                                                Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Betriebszweigs.       einem Betrieb mit 60 Zuchtsauen einen Grenznutzen
PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG

                                                                                                                            von etwa 1.700–1.900 € pro Jahr.
                                                                Auf den ersten Blick fallen Kosten für Medikamente zur
                                                                Parasitenbekämpfung oder für die tierärztliche Behandlung   BEISPIEL 2:
                                                                von Tieren mit einer Folgeerkrankung an.                    PARASITENBEKÄMPFUNG
                                                                                                                            VERBESSERT TAGESZUNAHMEN IN
                                                                Der tatsächliche wirtschaftliche Schaden eines Para-        DER FERKELAUFZUCHT
                                                                sitenbefalls und damit der Nutzen einer planmäßigen         Annahme: Die Tageszunahmen in der Ferkelaufzucht
                                                                Parasitenbekämpfung im Betrieb ist aber erst auf den        erhöhen sich um 20 g von 450 g auf 470 g. Die Auf-
                                                                zweiten Blick erkennbar. Parasiten beeinträchtigen das      zuchtdauer bis 31 kg verkürzt sich dadurch um 3 Tage.
                                                                Leistungsvermögen der Tiere: Die Saugferkelverluste
                                                                können durch unruhigere Sauen steigen, die Tageszu-         Bei durchschnittlichen Kostenansätzen im Leistungs-
                                                                nahmen bei Ferkeln und Mastschweinen und die Futter-        bereich von 21–25 verkauften Ferkeln je Sau und Jahr
                                                                verwertung können sich verschlechtern.                      ergibt dies für einen Betrieb mit 60 Zuchtsauen einen
                                                                                                                            Grenznutzen von etwa 1.500–2.000 € pro Jahr.

                                                                                                                            BEISPIEL 3:
                                                                                                                            PARASITENBEKÄMPFUNG VERBESSERT
                                                                                                                            TAGESZUNAHMEN IN DER SCHWEINEMAST
                                                                                                                            Die Tageszunahmen in der Schweinemast erhöhen sich
                                                                                                                            um 40 g von 750 g auf 790 g. Die Mastdauer verkürzt
                                                                                                                            sich dadurch um 5 Tage.

                                                                                                                            Bei durchschnittlichen Kostenansätzen ergibt dies für
                                                                                                                            einen Betrieb mit 400 Mastplätzen einen Grenznutzen
                                                                                                                            von etwa 4.000–5.000 € pro Jahr.

                                                                                                                            2.3 PARASITENBEKÄMPFUNG
                                                                                                                            IST MEHR ALS BEHANDLUNG –
                                                                                                                            GRUNDSÄTZLICHES ZU
                                                                                                                            ÜBERTRAGUNGSWEGEN UND
                                                                © Vetmeduni Wien

                                                                                                                            BEKÄMPFUNGSMAẞNAHMEN
                                                                                                                            Haltungsbedingungen haben einen entscheidenden
                                                                                                                            Einfluss auf Parasiteninfektionen in Schweinebe-
                                                                Abb. 3 Sau in schlechtem Ernährungszustand                  ständen. So gelten beispielsweise planbefestigte
                                                                                                                            Böden, Einstreu oder Freilandhaltung als Risikofak-
                                                                Mit den folgenden drei Beispielen soll gezeigt werden,      toren für eine Infektion mit Spulwürmern (Sanchez-
                                                                welchen wirtschaftlichen Nutzen ein erfolgreiches Para-     Vazquez et al., 2010) oder geringe Hygienestandards
                                                                sitenmanagement haben kann und wie sich bereits klei-       als Risikofaktor für Infektionen mit Kokzidien (Kreiner
06                                                              ne Leistungsänderungen wirtschaftlich auswirken.            et al., 2011).
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Dabei gilt es, die Lebenszyklen der jeweiligen Para-
                                                                      siten zu berücksichtigen. Es gibt Parasiten, die einen
                                                                      Zwischenwirt für die Entwicklung benötigen. Für solche
                                                                      Parasiten kann beispielsweise durch die Verhinderung
                                                                      des Kontaktes von Schweinen zum Zwischenwirt (z. B.
                                                                      Regenwürmer) der Infektionszyklus unterbrochen wer-
                                                                      den. Dies spielt besonders in Betrieben mit Freiland-
                                                                      haltung und Zugang von Schweinen zu unbefestigten
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                                                                      Böden eine Rolle.

                                                                      Größere Bedeutung haben hingegen Parasiten mit

                                                                                                                                      PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG
Abb. 4 Schadnagerkot – mangelnde Hygiene im Stall als Risikofaktor    einem direkten Lebenszyklus. Sie entwickeln sich
für Infektionen
                                                                      ausschließlich im Schwein und in der Umgebung der
                                                                      Schweine. Diese Parasiten haben häufig resistente
LEBENSZYKLUS KENNEN UND UNTERBRECHEN                                  Dauerstadien, die in der Umwelt für sehr lange Zeit
Daher sind zusätzlich zu therapeutischen auch prophylak-              überleben, bevor sie erneut Schweine infizieren. In
tische Maßnahmen entscheidend für eine erfolgreiche                   Extremfällen, wie bei Spulwurmeiern, kann die Über-
Parasitenbekämpfung. Während die therapeutischen                      lebensdauer einige Jahre betragen.
Maßnahmen darauf abzielen, die Parasiten aus dem Tier
zu entfernen, sollen prophylaktische Maßnahmen den                    HYGIENE- UND MANAGEMENTMAẞNAHMEN
Lebenszyklus der Parasiten unterbrechen.                              GEZIELT SETZEN
                                                                      Um bei solchen Parasiten die Infektionsketten zu
                                                                      unterbrechen, sind besonders Hygienemaßnahmen
                                                                      wie konsequente Reinigung und wurmeiwirksame
                                                                      Desinfektion wichtig. Die Übertragung dieser Para-
                                                                      siten zwischen Schweinen erfolgt zumeist über die
                                                                      kontaminierte Umgebung (Boden, Futter, Einstreu
                                                                      etc.). Auch der zusätzliche Einsatz von speziellen
                                                                      Reinigungsmitteln (z. B.: Schaumreiniger, die den
                                                                      Fett- und Eiweißfilm auf Oberflächen zerstören und
                                                                      damit die Reinigung erleichtern) kann dabei helfen, den
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                                                                      Infektionsdruck zu senken.

                                                                      Bei der Desinfektion ist auf die Wahl eines geeigne-
Abb. 5 Planbefestigte Böden als Risikofaktor für eine Infektion       ten Desinfektionsmittels zu achten, wobei die Anzahl
mit Spulwürmern
                                                                      an Präparaten, die tatsächlich wirksam gegen die sehr
                                                                      resistenten Dauerstadien der Parasiten sind, sehr be-
                                                                      grenzt ist.

                                                                      Zusätzlich zu Hygienemaßnahmen sind Management-
                                                                      maßnahmen für die Unterbrechung von Infektionsketten
                                                                      essenziell. Hierzu zählen z. B. ein gezielter Tierfluss, eine
                                                                      Trennung von Tieren unterschiedlicher Altersgruppen
                                                                      und Produktionsstufen oder konsequente Produktion
                                                                      im Rein-Raus-Verfahren. Auch alle Arten der indirekten
                                                                      mechanischen Übertragung von Parasitendauerstadien
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                                                                      (Übertragung durch Stiefel oder Kleidung, durch Schad-
                                                                      nager, durch andere Tiere im Stall, durch Geräte etc.)
                                                                      innerhalb eines Betriebes, aber auch zwischen Betrieben
Abb. 6 Einstreu als Risikofaktor für eine Infektion mit Spulwürmern   gilt es zu verhindern.                                                        07
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VORBEUGENDE
                                                                                     (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
                                                                ƒ Bei Sauen zwei- bis dreimalige Bestandsbehandlung
                                                                  mit antiparasitären Mitteln pro Jahr bzw. pro-           Im Bio-Bereich sind Desinfektionsmittel, wie
                                                                  duktionsorientierte Behandlung 14 Tage vor der           z. B. Chlorkresole, nicht zugelassen. Hier sollte
                                                                  Abferkelung                                              in Abstimmung mit dem Betreuungstierarzt ein
                                                                ƒ Einstallbehandlung von quarantänisierten Zukaufs-        eigenes Desinfektionskonzept ausgearbeitet wer-
PARASITEN IN DER SCHWEINEHALTUNG – AUSWIRKUNGEN UND BEDEUTUNG

                                                                  tieren (Jungsauen, Eber)                                 den.
                                                                ƒ Einstallbehandlung von Ferkeln bzw. Mastschweinen
                                                                ƒ WICHTIG: Planbefestigte Ausläufe und Stallbereiche        Dabei sind folgende Wirkstoffe möglich:
                                                                  möglichst kotfrei halten – Brutstätte für Wurmeier!
                                                                ƒ Behandlungsintervall von Ferkeln bzw. Mastschwei-        ƒ   Alkohol
                                                                  nen ist abhängig vom Erregerdruck (Empfehlung:           ƒ   Chlordioxid
                                                                  Kotuntersuchungen)                                       ƒ   Kali- und Natronseifen
                                                                ƒ Waschen der Sauen vor dem Umstallen in die               ƒ   Kaliumhydroxid
                                                                  Abferkelbereiche                                         ƒ   Branntkalk (Kalkmilch)
                                                                ƒ Ausgefeiltes Weidemanagement (Wechselweide)              ƒ   Natriumhydroxid
                                                                  bei unbefestigten Auslaufhaltungen oder genereller       ƒ   Natriumkarbonat
                                                                  Freilandhaltung                                          ƒ   Wasserstoffperoxid
                                                                ƒ Um den Infektionsdruck im Stall (und im Auslauf) zu      ƒ   Organische Säuren (Zitronen-, Peressig-,
                                                                  verringern, sollten Infektionsketten gezielt unterbro-       Ameisen-, Milch-, Oxal-, Essig-, Benzoesäure)
                                                                  chen werden:

                                                                  » Jeden Stallbereich mit eigenen Stiefeln betreten        Zusätzlich kann auch Folgendes
                                                                    oder Reinigungsmöglichkeiten schaffen                   Verwendung finden:
                                                                  » Trockenreinigung (Besenreinheit)
                                                                  » Nassreinigung (Tipp: Einsatz von Schaumreini-          ƒ   Gesteinsmehle
                                                                    gern zur besseren Auflösung der Fett-                  ƒ   Mikroorganismen
                                                                    und Eiweißschichten)                                   ƒ   Wasser und Dampf
                                                                  » Hochdruck-Reinigung mit Heißwasser (von oben           ƒ   Natürliche Pflanzenessenzen
                                                                    nach unten und von hinten nach vorne,                  ƒ   Thermische Behandlung (Abflammen)
                                                                    inklusive fester Einbauten). So lange spülen,
                                                                    bis Wasser klar abrinnt.                               Im Bio-Bereich erlaubte Betriebsmittel sind im Be-
                                                                  » Bucht gut auftrocknen lassen (Pfützen sorgen für       triebsmittelkatalog gelistet oder auf der Website
                                                                    Verdünnungseffekt)                                     www.infoxgen.com/ zu finden.
                                                                  » Durchführung einer wurmeiwirksamen
                                                                    Desinfektion (z. B.: Wirkstoffe auf Kresolbasis;
                                                                    siehe DVG-Liste)
                                                                  » Rein-Raus-Verfahren

08
Parasiten in der Schweinehaltung - Ihr Wissen wächst www.lfi.at
3. Endoparasiten
© fraukoeppl

               Autorin: Dr. Tanja Kreiner

                                  3.1 SPULWURM (ASCARIS SUUM)              ANSTECKUNG UND KÖRPERWANDERUNG
                                                                           Die Ansteckung erfolgt durch orale Aufnahme von infek-
               ERREGER                                                     tiösen Wurmeiern aus der Umgebung. Was den Para-
               Der Spulwurm ist einer der bedeutendsten Parasiten          siten dann besonders macht, ist die Körperwanderung
               beim Schwein. Es handelt sich dabei um einen Parasi-        der Larven. Diese wandern nach der Freisetzung im
               ten, der im Dünndarm seines Wirtstieres, dem Schwein,       Darm des Schweins durch verschiedene Organsysteme
               lebt. Er kann bis zu 20 cm lang werden, ist gelb-weiß bis   (Darm, Leber, Lunge) und schädigen sie. Im Laufe dieser
               blass rötlich und erreicht eine Dicke von 4–6 mm. Ge-       Körperwanderung entwickelt sich die Larve schließlich
               schlechtsreife Weibchen können am Tag bis zu 1,5 Millio-    im Dünndarm zum ausgewachsenen Spulwurm:
               nen Eier produzieren, die über den Kot in die Umgebung
               ausgeschieden werden.                                       1. Orale Aufnahme von infektiösen Larven im Ei

                                                                           2. Freisetzung der Larven im Dünndarm

                                                                           3. Larvenwanderung aus dem Dünndarm über den
                                                                              Blutweg in die Leber Larvenwanderung in der
                                                                              Leber über 4–6 Tage Zerstörung von Leberge-
                                                                              webe Entstehung von weißlichem, punktförmi-
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                                                                              gem Narbengewebe = MILKSPOTS
                                                                                                                                         ENDOPARASITEN

                                                                           4. Larvenwanderung in der Lunge bis in die feinsten
               Abb. 7 Spulwurm im Darm                                        Lungenbläschen, Schädigung von Lungengewebe
                                                                              (Bronchitis, Wurmknoten)

                                                                           5. Hochhusten der Larven und Abschlucken

                                                                           6. Im Dünndarm Entwicklung zum ausgewachsenen,
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                                                                              geschlechtsreifen Spulwurm

                                                                           7.   Eiablage und Ausscheidung von Wurmeiern (überleben
               Abb. 8 Spulwürmer                                                im Freiland bis zu 5 Jahre, in Gülle bis zu 10 Wochen)      09
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Ausgeschiedene Eier durchlaufen außerhalb des Wirts-          gebung können sie mehrere Jahre infektiös bleiben.
                tieres einen Reifungsprozess, der von einer warmen
                und feuchten Umgebung begünstigt wird. So können              Auch Fliegen, Schadnager oder mit Kot verunreinigte
                sich innerhalb von ca. 2 Wochen in den Eiern infektiöse       Gerätschaften (Besen, Schaufel etc.) oder Bekleidung
                Larven bilden. Nach oraler Aufnahme der infektiösen           (v. a. Stiefel) können als Vektoren in der Verbreitung von
                Larven im Ei beginnt die Körperwanderung und damit            Spulwurmeiern eine Rolle spielen.
                die Schadwirkung des Parasiten.
                                                                              DIAGNOSE
                BETROFFENE ALTERSGRUPPEN                                      Eine Verdachtsdiagnose kann bereits aufgrund beste-
                Ferkel, Mastschweine, Sauen/Eber                              hender Krankheitsanzeichen (Durchfall, schlechtere Zu-
                                                                              nahmen, chron. Husten, gehäuft Mastdarmvorfälle ...)
                ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM                              gestellt werden.
                AUSSCHEIDEN ERSTER WURMEIER
                Diese sogenannte Präpatenzzeit beträgt je nach Alter          Werden ausgewachsene Würmer im Kot gesehen, dann
                der Tiere zum Infektionszeitpunkt (Aufnahme infektiöser       spricht das bereits für einen starken Parasitenbefall.
                Wurmeier) ca. 6–8 Wochen.
                                                                              SCHLACHTBEFUND:
                VERLAUF                                                       Die Leberbeurteilung am Schlachthof (Erfassung von
                Chronisch, selten akut                                        „Milkspots“) ist ein geeignetes Managementtool zum
                                                                              Monitoring von Spulwurmbefall in der Endmast. In der
                KRANKHEITSBILD                                                Endmast auch deswegen, weil Milkspots nach etwa 6
                Das Krankheitsbild der Spulwurminfektion wird maß-            Wochen verheilen.
                geblich von der Körperwanderung der Spulwurmlarven
                und der Befallsstärke mit ausgewachsenen Spulwür-             NACHWEIS
                mern im Dünndarm bestimmt.
                                                                              a) Direkter Erregernachweis: FLOTATION
                Akute Krankheitsbilder sind selten. Die Hauptbedeutung
                der Spulwurminfektion liegt in der Leistungsdepression
                und der erhöhten Krankheitsanfälligkeit (Lunge):

                ƒ   Verringerte Zunahmen
                ƒ   Fressunlust
                ƒ   Durchfall
                ƒ   Gelbsucht (Gallengangsverschluss)
                ƒ   Anämie (Blutarmut)
                                                                              © Vetmeduni Wien

                ƒ   Husten (chron., therapieresistent) und Atemnot
                ƒ   Darmverschluss
ENDOPARASITEN

                Spulwurmbefall kann sekundär auch das Auftreten von           Abb. 9 Erregernachweis mittels Flotation
                Mastdarmvorfällen und Schwanz- und Ohrbeißen be-
                günstigen.                                                    Kotuntersuchungen mittels Flotation geben ein genaues
                                                                              Bild über den Parasitenstatus in einem Bestand.
                ERREGEREINTRAG/VERBREITUNG
                Die Einschleppung und Weiterverbreitung des Spulwurms         Da Wurmeier nicht laufend, sondern mit Unterbrechun-
                in einem Bestand erfolgen in der Regel über infizierte Tie-   gen ausgeschieden werden, sollte zudem eine mehrma-
                re, die massenhaft Wurmeier mit dem Kot ausscheiden           lige Beprobung der einzelnen Tierkategorien stattfinden.
                und so die Umgebung kontaminieren. Ausgeschiedene
                Wurmeier haben eine widerstandsfähige Schale und              Ferkel sollten aufgrund der Zeit von der Ansteckung bis
                sind dadurch sehr stabil gegenüber Umwelteinflüssen           zur Ausscheidung von Wurmeiern von 6–8 Wochen erst
10              und vielen chemischen Desinfektionsmitteln. In der Um-        ab einem Alter von 8 Wochen beprobt werden.
b) Indirekter Erregernachweis: ELISA                                         tet werden, dass bei Avermectinen zeitgleich auch eine
Die Serologie mittels ELISA (Antikörper-Nachweis) be-                        Wirkung gegen Sarcoptes suis (Räude) besteht.
findet sich noch in der Etablierungsphase.
                                                                             Zuchtsauen:
THERAPIE                                                                     Entwurmung (und Enträudung) der Zuchtsauen ca. 14 Tage
Generell sollte das Entwurmungskonzept betriebsindividu-                     vor dem Umstallen in den Abferkelbereich. Unmittel-
ell gestaltet werden – in Abhängigkeit von Infektionsdruck,                  bar vor dem Umstallen sollten die Sauen ordentlich
Schlachthofrückmeldung „Milkspots“, Sichtung von Wür-                        gewaschen werden, damit keine Wurmeier, die an
mern im Kot und anderer Anzeichen, die auf einen Befall                      der Sau anhaften, in den Abferkelbereich einge-
hindeuten könnten (siehe Absatz „Krankheitsbild“).                           bracht werden.

Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion)                      Ferkel:
oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral                          Entwurmung (und Enträudung) der Ferkel ca. 2 Wochen
über das Futter oder Wasser) durchführen.                                    vor dem Umstallen in die Mast.

 Achtung:                                                                    Mast:
 Doppelte Wartezeit in Bio-Betrieben beachten.                               Bei vorhandenem Parasitendruck (Schlachthofrückmel-
                                                                             dung „Milkspots“), Einstallung von nichtentwurmten
Bei Behandlungen über das Futter kann die Gesamtdo-                          Ferkeln, Leistungsdepression oder anderen Anzeichen,
sis entweder einmalig oder über mehrere Tage verteilt                        die auf einen Wurmbefall hinweisen, empfiehlt sich
verabreicht werden. Behandlungen über mehrere Tage                           eine zweimalige Entwurmung der eingestallten Tiere.
zeigen dabei eine bessere Wirksamkeit als eine Einmal-
gabe, da damit neben den ausgewachsenen Parasiten                            Erste Entwurmung (und Enträudung) ca. 2 Wochen nach
auch wandernde Larven erfasst werden.                                        dem Einstallen (oder dann, wenn die Futterumstellung
                                                                             überwunden ist und alle Tiere gut fressen).
Geeignete Wirkstoffklassen: Avermectine, Flubendazol,
Fenbendazol oder Oxfendazol                                                  Zweite Entwurmung ca. 6 Wochen vor der geplanten
                                                                             Schlachtung (Reduktion „Milkspots“).
Bei der Auswahl des Wirkstoffes sollte darauf geach-

   PARASITENMANAGEMENT BEIM SCHWEIN

                                TRAGEZEIT                                             SÄUGEZEIT               ABSETZEN/FAZ
     1   2    3   4    5    6   7    8    9   10   11   12   13   14   15   16        1   2   3   4   1   2    3   4   5   6   7   8

                           Entwurmung und Enträudung                                      Entwurmung und Enträudung
                                                                                                                                                         ENDOPARASITEN

                                        Zuchtsauen                                                           Ferkel

   ENTWURMUNGSSTRATEGIE BEI MILKSPOTS

                                         MAST
     1   2    3   4    5    6   7    8    9   10   11   12   13   14   15   16   17

                   Entwurmung                           Entwurmung
                                                                                                                                       © Tanja Kreiner

                   (und Enträudung)

   Abb. 10 Entwurmungszeitpunkt je Tierkategorie
                                                                                                                                                            11
VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN                           6. Reifung der Oozysten außerhalb des Wirtstieres
                Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann          (innerhalb von 12–16 Stunden, abhängig von
                nur mit regelmäßiger Entwurmung, strukturiertem              Temperatur und Feuchtigkeit)
                Hygienemanagement und einer wurmeiwirksamen
                Desinfektion gelingen:                                    BETROFFENE ALTERSGRUPPE
                                                                          Ferkel bis zur 3./4. Lebenswoche zeigen den für die Er-
                ƒ Einführung eines funktionierenden                       krankung recht typischen Durchfall und scheiden zum
                  Rein-Raus-Systems                                       Teil große Mengen an Oozysten aus.
                ƒ Regelmäßige Bestandsentwurmung
                ƒ Metaphylaktische Entwurmung von Zukaufstieren           Ältere Tiere sind zwar auch empfänglich für eine Infek-
                  in der Quarantäne                                       tion, erkranken aber nicht klinisch und scheiden auch
                ƒ Waschen der Sauen vor dem Umstallen                     nur wenig Oozysten aus.
                  in die Abferkelbucht
                ƒ Regelmäßige Schadnager- und Fliegenbekämpfung           ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM
                ƒ Einsatz wurmeiwirksamer Desinfektionsmittel             AUSSCHEIDEN ERSTER OOZYSTEN
                  (siehe DVG-Liste)                                       (PRÄPATENZ)
                ƒ Wirkstoffe auf Kresolbasis                              5–7 Tage nach der Ansteckung werden Oozysten mit
                                                                          dem Kot ausgeschieden.
                  3.2 KOKZIDIEN (SAUGFERKELKOK-
                  ZIDIOSE, CYSTOISOSPORA SUIS)                            VERLAUF
                                                                          Der Verlauf kann zwischen mild bis akut schwanken.
                ERREGER
                Kokzidien sind die bedeutendsten parasitären Durch-       Virale (z. B.: Rotaviren) und/oder bakterielle (z. B.: Clos-
                fallerreger beim Saugferkel. Es handelt sich dabei um     tridium spp, E.coli) Sekundärinfektionen und das Alter
                mikroskopisch kleine, einzellige Parasiten, die sich in   der Tiere zum Zeitpunkt der Infektion spielen dabei eine
                den Epithelzellen der Dünndarmzotten vermehren und        große Rolle.
                diese irreversibel zerstören.
                                                                          KRANKHEITSBILD
                ANSTECKUNG UND INTRAZELLULÄRE                             In der Regel tritt die Erkrankung zwischen dem 7.–15. Le-
                ENTWICKLUNG DES PARASITEN                                 benstag in Erscheinung, weswegen sie auch der „10-Ta-
                Die orale Ansteckung der Saugferkel mit diesem            ges-Durchfall“ genannt wird.
                Parasiten kann bereits unmittelbar nach der Geburt
                stattfinden.                                              Etwa 4–5 Tage nach einer Infektion tritt pastöser bis
                                                                          cremig-wässriger Durchfall auf. Die Farbe des Durch-
                1. Orale Aufnahme infektiöser Parasitenstadien            fallkotes kann weißlich-gräulich bis gelblich sein. In der
                   (sporulierte Oozysten) aus der kontaminierten          Regel ist der Durchfall unblutig. Nach dieser ersten Phase
                   Umgebung                                               klingt der Durchfall ab, um dann nach wenigen Tagen
                                                                          wieder einzusetzen (biphasischer Verlauf). Spätestens
ENDOPARASITEN

                2. Freisetzung von Parasitenstadien im Magen              bis zum Absetzen hat sich das Durchfallgeschehen dann
                   durch Einwirkung der Magensäure                        oftmals wieder beruhigt.

                3. Eindringen des einzelligen Parasiten                   Typisch ist dabei, dass das Allgemeinbefinden der
                   in Epithelzellen der Dünndarmzotten                    Saugferkel trotz Durchfall wenig beeinträchtigt ist und
                   (Darmschleimhaut)                                      die Sauglust erhalten bleibt.

                4. Massive Vermehrung des Parasiten unter                 Die Sterblichkeit ist bei milden Verläufen gering, aber
                   Zerstörung des Zottenepithels                          die betroffenen Ferkel kümmern und bleiben durch die
                                                                          Zerstörung der Dünndarmzotten, die für die Resorption
                5. Nach ca. 5–7 Tagen Ausscheidung von Oozysten           von Nährstoffen aus der Nahrung verantwortlich sind,
12                 über den Kot                                           dauerhaft in der Entwicklung zurück.
Eine sehr frühe Infektion, ein hochgradiger Befall mit                     VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
Kokzidien oder auch Co-Infektionen mit Rotaviren oder                      Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann
Clostridien können zu einer massiven Verschlechterung                      nur mit entsprechender Metaphylaxe, wirksamen
des Krankheitsverlaufs führen. Die Saugferkelsterblich-                    Hygienemaßnahmen und einer oozystenwirksamen
keit steigt dabei deutlich an (> 20 %).                                    Desinfektion gelingen:

DIAGNOSE                                                                   ƒ Einführung eines funktionierenden
Eine Verdachtsdiagnose kann relativ rasch gestellt                           Rein-Raus-Systems
werden. Das Alter zum Beginn der Symptomatik sowie                         ƒ Waschen der Sauen vor dem Einstallen
die relativ typische Konsistenz und Farbe des Kotes                          in die Abferkelbucht
(cremig-pastös, gelblich-weißlich) sind dabei gute                         ƒ Stiefeldesinfektion (zur Vermeidung
Orientierungshilfen.                                                         von Verschleppung)
                                                                           ƒ Einsatz oozystenwirksamer Desinfektionsmittel
                                                                             (siehe DVG-Liste)
                                                                           ƒ Wirkstoff: Chlorkresol (z. B.: Neopredisan®)
© Vetmeduni Wien

Abb. 11 Typische Konsistenz und Farbe des Kotes bei Saugferkelkokzidiose
                                                                           © fraukoeppl

NACHWEIS
Der Nachweis des Erregers erfolgt mittels Flotation bzw.                   Abb. 12 Einsatz von Desinfektionsmitteln als vorbeugende Maßnahme
Autofluoreszenz-Mikroskopie aus Ferkelkotproben.
                                                                                          3.3 ZWERGFADENWURM
Da die Kokzidien-Oozysten nicht gleichmäßig, sondern                                      (STRONGYLOIDOSE,
mit Unterbrechungen ausgeschieden werden und die                                          STRONGYLOIDES RANSOMI)
Ausscheidung zum Teil schon vor dem Auftreten von
Durchfallgeschehen auftritt, sollten Ferkel sowohl aus                     ERREGER
erkrankten als auch aus gesund erscheinenden Würfen                        Der Zwergfadenwurm wird etwa 3,3–4,5 mm lang und
beprobt werden.                                                            ist haarfein. Er parasitiert im Dünndarm des Wirtstie-
                                                                           res und kann bei Saugferkeln eine Durchfallursache
Die Sammelkotproben sollten sich dabei aus 3–5 Fer-                        darstellen. Der Zwergfadenwurm hat in Haltungssys-
                                                                                                                                               ENDOPARASITEN

keln je Wurf aus mehreren Würfen zusammensetzen.                           temen mit guten Hygienestandards mittlerweile we-
                                                                           nig Relevanz.
METAPHYLAXE
Der Wirkstoff Toltrazuril (20 mg/kg) kann zur Metaphy-                     Was den Parasiten interessant macht, sind die unter-
laxe entweder über das Maul (oral) oder als Injektions-                    schiedlichen Möglichkeiten, wie sich Saugferkel damit
präparat auch in Kombination mit Eisen intramuskulär                       anstecken können.
verabreicht werden.
                                                                           ANSTECKUNG
Die perorale Verabreichung von Toltrazuril empfiehlt                       Wurde der Parasit über infizierte Tiere in einen Bestand
sich zwischen dem 3. und 5. Lebenstag, während das                         eingeschleppt, so baut sich rasch ein hoher Infektions-
Injektionspräparat bereits 48–72 Stunden nach der                          druck auf. Es werden massenhaft Eier produziert, die
Geburt verabreicht werden sollte (lt. Herstellerangaben).                  dann über den Kot ausgeschieden werden. Aus den                        13
ausgeschiedenen Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen           ZEIT ZWISCHEN ANSTECKUNG UND DEM
                infektiöse Larven.                                           AUSSCHEIDEN ERSTER OOZYSTEN
                                                                             (PRÄPATENZ)
                Wenn Sauen infiziert sind, dann können Ferkel diese          3–5 Tage
                Larven auch über die Milch aufnehmen und sich so an-
                stecken.                                                     MORTALITÄT (STERBLICHKEIT)
                                                                             Bei starkem Befall ist eine Mortalität bis zu 75 % möglich.
                Die Ansteckung kann dabei auf drei Wegen erfolgen:
                                                                             KRANKHEITSBILD
                1. Orale Infektion                                           Perkutane Infektion (alle Altersgruppen)
                Eine orale Aufnahme von Wurmeiern oder infektiösen
                Larven aus der Umgebung ist möglich, die Bedeutung           ƒ Flohstichartige Quaddelbildung und Hautrötungen
                ist jedoch unklar.                                             an Bereichen mit „dünner Haut“ (z. B.: Bauch, Brust,
                                                                               Schenkelinnenseite)
                2. Perkutane Infektion (Infektion über die Haut;             ƒ Starker Juckreiz
                bei allen Altersgruppen möglich)                             ƒ (selten) Husten (bedingt durch die Lungenwande-
                Aus in die Umgebung ausgeschiedenen Wurmeiern                  rung der Larven)
                schlüpfen infektiöse Larven. Diese Larven dringen dann
                im Bereich der Schenkelinnenseiten bzw. des Bau-             Galaktogene Infektion (Saugferkel)
                ches (Saugferkel) oder im Bereich des Gesäuges (aus-
                gewachsene Schweine) durch die dünne Haut in das             ƒ Gelblich-pastöser, in schweren Fällen auch blutiger
                Wirtstier ein und wandern über den Blutweg zur Lunge.          und dünnflüssiger Durchfall in der 2. Lebenswoche
                In der Lunge wandern sie weiter bis in die kleinsten           (gelegentlich auch schon gegen Ende der 1. Lebens-
                Verästelungen und von dort aus über die Luftröhre in           woche)
                die Speiseröhre, bis sie dann über den Magen im Dünn-        ƒ Blasse Ferkel (Anämie)
                darm angelangt sind. Dort bohren sich die Larven in die      ƒ Kümmern, Abmagerung
                Darmschleimhaut und entwickeln sich zu den haarfeinen,
                ausgewachsenen Zwergfadenwürmern. Nach 3–5 Ta-               DIAGNOSE
                gen werden dann wieder Wurmeier über den Kot aus-            Eine erste Verdachtsdiagnose kann bereits aufgrund des
                geschieden.                                                  Krankheitsbildes (perkutane Infektion) bzw. bei galaktoge-
                                                                             ner Infektion auch aufgrund des Alters der an Durchfall
                3. Galaktogene Infektion (Infektion über die                 erkrankten Saugferkel gestellt werden.
                Biestmilch; Saugferkel)
                Stecken sich Sauen mit dem Zwergfadenwurm an, dann           NACHWEIS
                können infektiöse Larven über den Blutweg in das Fett-       Direkter Erregernachweis erfolgt mittels Flotation oder
                gewebe der Gesäugeleisten einwandern und dort ruhen,         Fluoreszenzmikroskopie aus Kotproben erkrankter
                bis die Milchproduktion beginnt. Setzt diese ein, dann       Tiere.
                wandern die Larven weiter in das Drüsengewebe der
ENDOPARASITEN

                Gesäugekomplexe und werden dann mit der Biest-               THERAPIE
                milch ausgeschieden. Nach der Aufnahme der Larven            Für die Bekämpfung des Zwergfadenwurms können
                durch die säugenden Ferkel bohren sich die Larven in         die üblichen Behandlungsstrategien, wie aus der
                die Dünndarmschleimhaut der Saugferkel ein und ent-          Spulwurmbekämpfung bekannt, übernommen werden.
                wickeln sich weiter zu ausgewachsenen Zwergfaden-
                würmern, die dann wiederum Eier produzieren, die in          Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion)
                die Umgebung ausgeschieden werden.                           oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral
                                                                             über das Futter oder Wasser) durchführen.
                BETROFFENE ALTERSGRUPPE
                Alle Altersgruppen, wobei nur bei Saugferkeln Durchfall      VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
                auftritt. Ältere Tiere zeigen nach einer Infektion nur die   Ein erfolgreiches Senken des Infektionsdruckes kann
14              typischen Hautveränderungen.                                 nur mit regelmäßiger Entwurmung, strukturiertem
Hygienemanagement und einer wurmeiwirksamen               Regenwürmer aufnehmen, die wiederum Lungen-
Desinfektion gelingen:                                    wurmlarven in sich tragen. Die oral aufgenommenen
                                                          Larven bohren sich dann durch die Dünndarmwand und
ƒ Einführung eines funktionierenden Rein-Raus-Systems     wandern über den Blut- bzw. Lymphweg in die Lunge.
ƒ Regelmäßige Bestandsentwurmung                          In den Bronchien legen die ausgewachsenen Lungen-
ƒ Metaphylaktische Entwurmung von Zukaufstieren in        würmer Eier ab, die dann hochgehustet, abgeschluckt
  der Quarantäne                                          und schließlich über den Kot wieder in die Umgebung
ƒ Waschen der Sauen vor dem Umstallen in die Ab-          abgesetzt werden. Die Eier bzw. die ersten daraus ge-
  ferkelbucht                                             schlüpften Larven werden dann wiederum von Regen-
ƒ Einsatz wurmeiwirksamer Desinfektionsmittel (siehe      würmern aufgenommen.
  DVG-Liste)
ƒ Trockenhalten der Stallungen                            BETROFFENE ALTERSGRUPPE
                                                          Tiere zwischen dem 4.–6. Lebensmonat sind am stärksten
                                                          betroffen.

                                                          VERLAUF
                                                          ƒ Chronisch–subklinisch

                                                          KRANKHEITSBILD
                                                          ƒ (chron.) Husten und Atemnot
                                                          ƒ Bronchitis
                                                          ƒ Leistungsdepression
© VÖS

                                                          ƒ Nasenausfluss
Abb. 13 Waschen der Sauen als vorbeugende Maßnahme        ƒ Erhöhte Anfälligkeit für Sekundärinfektionen
                                                            der Lunge
        3.4 LUNGENWURM (METASTRON-
        GYLOSE, METASTRONGYLUS SPP.)                      DIAGNOSE
                                                          Eine Verdachtsdiagnose kann aufgrund des Krankheits-
ERREGER                                                   bildes bei gleichzeitig bestehendem Zugang ins Freie
Der ausgewachsene Lungenwurm parasitiert, wie der         (Möglichkeit der Aufnahme von Regenwürmern) ge-
Name schon sagt, in der Lunge des Wirtstieres. Die        stellt werden.
Männchen werden ca. 1 cm lang, während die Weibchen
bis zu 5 cm lang werden können.                           NACHWEIS
                                                          Direkter Erregernachweis mittels Flotation aus Kotpro-
Relevanz hat der Lungenwurm für Wildschweine bzw.         ben erkrankter Tiere.
Hausschweine, die in einer Freilandhaltung gehalten
werden. Die ausgeschiedenen Eier sind sehr wider-         THERAPIE
standsfähig und können auch bei Temperaturen von          Für die Bekämpfung des Lungenwurms können die
                                                                                                                    ENDOPARASITEN

–20 °C bis zu einem Jahr im Erdreich überleben. Im Zwi-   üblichen Behandlungsstrategien, wie aus der Spul-
schenwirt, dem Regenwurm, können die Larven mehre-        wurmbekämpfung bekannt, übernommen werden.
re Jahre lang infektiös bleiben.
                                                          Dazu kann man eine Einzeltierbehandlung (per Injektion)
In der konventionellen Stallhaltung ist der Lungenwurm    oder auch eine Gruppen- bzw. Herdenentwurmung (oral
als Endoparasit vernachlässigbar.                         über das Futter oder Wasser) durchführen.

ANSTECKUNG UND VERBREITUNG                                VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
Regenwürmer spielen eine entscheidende Rolle als          Da die Zwischenwirte nicht bekämpft werden können,
Zwischenwirt in der Ansteckung und Verbreitung des        sollte metaphylaktisch eine regelmäßige Entwurmung
Lungenwurms. Wildschweine oder auch Schweine              der Schweine in Freilandhaltung (sofern umsetzbar)
in Freilandhaltung können beim Wühlen im Erdreich         durchgeführt werden.                                         15
3.5 TRICHINELLOSE                                         1. Phase = „Intestinale Phase“: Tag 1–7 nach einer
                  (TRICHINELLA SPIRALIS)                                    Infektion: Besiedelung der Dünndarmschleimhaut

                ERREGER                                                     ƒ Durchfall
                Dieser Fadenwurm, der umgangssprachlich auch als            ƒ Essunlust
                „Trichine“ bezeichnet wird, hat in konventionellen Stall-
                haltungssystemen von Schweinen keine Relevanz mehr.         2. Phase = „Muskelphase“: ab Tag 7 nach einer Infektion:
                In Freilandhaltungssystemen hingegen schon, da hier         Besiedelung der Skelettmuskulatur
                ein gewisses Infektionsrisiko durch Wildschweine be-
                steht.                                                      ƒ Muskelschmerzen u. -steifheit
                                                                            ƒ Steifer Gang
                ZOONOSE                                                     ƒ Fieber
                Die Trichinellose ist eine Zoonose, mit der sich der
                Mensch durch Verzehr von trichinenhaltigem Schwei-          DIAGNOSE
                nefleisch anstecken kann. Deswegen werden in Öster-         Eine endgültige Diagnose wird in der Regel am toten Tier
                reich routinemäßig alle Schlachtschweine auf Trichinen      gestellt. Hierbei wird eine Muskelprobe am Schlacht-
                untersucht.                                                 hof aus dem Zwerchfellpfeiler entnommen und mittels
                                                                            Verdauungsmethode auf Trichinen-Larven untersucht
                Aufgrund des zoonotischen Potenzials ist die Trichinel-     (siehe auch Verordnung [EG] Nr. 854/2004).
                lose als einzige Endoparasiteninfektion des Schweins
                anzeigepflichtig!                                           Am lebenden Tier kann mittels ELISA ein indirekter
                                                                            Nachweis durchgeführt werden.
                ANSTECKUNG UND KÖRPERWANDERUNG
                Nach oraler Aufnahme von Muskelfleisch eines mit            THERAPIE
                Trichinen infizierten Tieres werden Larven im Magen         Keine Therapie bei infizierten Tieren
                freigesetzt. Diese Larven bohren sich in die Dünn-
                darmschleimhaut ein und entwickeln sich zu den 2–4          VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
                mm großen ausgewachsenen Trichinen weiter. Diese            BEIM SCHWEIN
                beginnen bereits nach wenigen Tagen selbst Larven zu        In Freilandhaltungen sind vorbeugende Maßnahmen
                produzieren, die dann über Lymphbahnen in Herz und          schwierig umzusetzen.
                Lunge und von dort aus in die Skelettmuskulatur weiter-
                wandern und sich dort ansiedeln.                            Grundsätzlich sollte aber dafür gesorgt sein, dass kein
                                                                            Kontakt zu anderen Wirtstieren (z. B. Wildschweinen)
                KRANKHEITSBILD BEIM SCHWEIN                                 möglich ist.
                Meistens verläuft eine Infektion beim Schwein komplett
                symptomlos. In seltenen Fällen stellen sich folgende        VORBEUGENDE (HYGIENE-)MAẞNAHMEN
                Krankheitsanzeichen ein:                                    BEIM MENSCHEN
                                                                            Kein Verzehr von rohem oder zu wenig erhitztem Schwei-
ENDOPARASITEN

                ƒ Durchfall (mild)                                          nefleisch
                ƒ Muskelschmerzen (steifer Gang) mit
                  Lautäußerungen
                ƒ Beschleunigte Atmung und Schluckbeschwerden
                  (Larven im Zwerchfell)

                KRANKHEITSBILD BEIM MENSCHEN
                Die Infektion verläuft zweiphasig, wobei diese auch oft
                symptomlos sein kann.

16
3.6 ENDOPARASITEN-BEHANDLUNG MIT PHYTOTHERAPIE
UND HOMÖOPATHIE

Homöopathie und Phytotherapie können die natürliche Immunität stärken und dadurch die Anfällig-
keit gegenüber Parasiten mindern. Für stark belastete Tiere reicht die ausschließliche Verwendung
dieser Maßnahmen jedoch nicht aus.

Einige Beispiele für Pflanzen oder Pflanzenteile, denen eine wurmhemmende Wirkung
nachgesagt wird:

Knoblauch, Zwiebel, Walnussblätter, Pfefferminze, Thymian, Oregano, Zimt, Cayenne-Pfeffer, Karotte,
Wermut, Rainfarn, Echinacea, Melisse und Kürbis

Im Bereich Futtermittel gibt es immer wieder Untersuchungen zum Thema Parasiten-Bekämp-
fung. Ein Präparat wäre PARAMAXIN®, weitere sind im Betriebsmittelkatalog oder auf der Webseite
https://www.infoxgen.com/ gelistet. Die Effektivität ist bei bereits bestehendem Wurmbefall genau
zu überwachen.

Homöopathische Unterstützung bei Wurmbefall        Homöopathische Unterstützung bei Kokzidien-
nach Bestimmung der Ausprägung und Absprache       Durchfall nach Bestimmung der Ausprägung und
mit dem Tierarzt. Beispiele:                       Absprache mit dem Tierarzt. Beispiele:

ƒ Abrotanum: chronische Verwurmung; Appetit,       ƒ Ipecacuanha: schaumiger, pastöser Kot,
  aber Magerkeit                                     Erbrechen

ƒ China: Heißhunger, Krämpfe, Blähungen und        ƒ China: starke Durchfälle, abgemagerte und
  Abmagerung                                         erschöpfte Tiere

ƒ Spigelia: wechselnde Futter- und Wasserauf-      ƒ Mercurius solubilis: starker Durchfall, blutig
  nahme, blasse Tiere

ƒ Okoubaka: unterstützendes Mittel zur Aus-
  scheidung von Giftstoffen der Parasiten und
  von Antiparasitika
                                                                                                         ENDOPARASITEN
                                                   © Vetmeduni Wien

                                                   Abb. 14 Homöopathische Unterstützung bei Wurmbefall

                                                                                                            17
4. Ektoparasiten
© fraukoeppl

                     Autorin: Dr. Simone Schaumberger

                         4.1 RÄUDE (SARCOPTES SUIS)                          ƒ Schlechtere Fruchtbarkeit, geringere Laktations-
                                                                               leistung
                     ERREGER                                                 ƒ Möglicher auslösender Faktor für Kannibalismus
                     ƒ Ektoparasit: Räudemilbe                                 (Schwanz- und Ohrbeißen)
                       (Sarcoptes scabiei var. suis)
                     ƒ Räudemilben sind Grabmilben, die                      Die Schwere der Symptome ist unter anderem vom Im-
                       Eier in Grabgängen der Haut ablegen.                  munstatus der Tiere abhängig. Bakterielle Sekundärer-
                                                                             reger können das Geschehen verschlimmern (intensives
                     ERKRANKUNGSRATE                                         Scheuern und Kratzen bedingt Eintrittspforten).
                     Bis zu 100 % der Tiere in den Ställen
                                                                             AKUTE RÄUDE
                     BETROFFENE ALTERSGRUPPEN                                Starker Juckreiz beginnt mit punktförmigen Hautrötungen
                     Alle Tiere/Altersgruppen                                (Leistengegend), die ineinanderfließen können und sich
                                                                             in Folge borkenartig verdicken und verkrusten. Befall
                     ZEIT ZWISCHEN DER ANSTECKUNG UND                        von Kopf (Ohrinnenseite) über Rücken, Gelenkbeugen
                     DEM AUSBRECHEN (PRÄPATENZ)                              über den gesamten Körper.
                     Etwa zwei Wochen nach der Infektion Juckreiz und Ent-
                     zündung der Haut                                        CHRONISCHE RÄUDE
                                                                             ƒ Hautverdickung und Bildung von dicken Krusten,
     EKTOPARASITEN

                     VERLAUF                                                   Falten und rissigen Borken
                     Akut bis chronisch, leichter Verlauf
                                                                             SUBKLINISCHE RÄUDE
                     KRANKHEITSBILD                                          ƒ Keine Veränderungen bzw. Veränderungen überwie-
                     Die Bedeutung der Räude liegt in der Unruhe und den       gend auf den Gehörgang beschränkt
                     Leistungsminderungen (= Produktionseinbußen):
                                                                             ERREGEREINTRAG/VERBREITUNG
                     ƒ   Geringere Zunahmen                                  ƒ Einschleppung vor allem über Zukäufe
                     ƒ   Schlechtere Futterverwertung                          infizierter Tiere
                     ƒ   Verlängerte Mastdauer                               ƒ Direkter Kontakt von Tier zu Tier oder über
                     ƒ   Niedrigere Absetzgewichte bei den Ferkeln             Stallgeräte
    18               ƒ   Hohe Krankheitsanfälligkeit                         ƒ Milbe hat Aktionsradius von ca. 1 Meter
DIAGNOSE                                                      ƒ Bei Sauen zwei- bis dreimalige Bestandsbehandlung
Eine Verdachtsdiagnose kann relativ rasch gestellt wer-         pro Jahr bzw. produktionsorientierte Behandlung
den: Unruhe im Stall, Hautveränderungen und starker             14 Tage vor der Abferkelung
Juckreiz der Tiere.                                           ƒ Einstallbehandlung von Zukaufstieren (Jungsauen,
                                                                Eber) und drei Wochen Quarantäne
SCHLACHTHOFBEFUND                                             ƒ Einstallbehandlung von Ferkeln bzw. Mastschweinen
Am Schlachthof kann man nach Tötung und Abbrühung             ƒ Behandlungsintervall von Ferkeln bzw. Mastschweinen
der Tiere die Haut beurteilen. Hier findet man besonders        abhängig vom Erregerdruck
im Flankenbereich mehr oder weniger häufig 1–3 mm
große, entzündliche Hautveränderungen, die sogenann-          PROPHYLAXE/BESTANDSSANIERUNG
ten „Redspots“.
                                                              Sanierung:
NACHWEIS                                                      Eine Räudesanierung ist nur erfolgreich, wenn sie konse-
a) Verdachtsdiagnose: Juckreiz, Scheuern,                     quent durchgeführt wird.
Hautentzündungen und Verdickungen
b) Mikroskop: Hautgeschabsel (schaben,                        ƒ Zeitpunkt einer Räudesanierung genau planen:
bis Blut austritt)                                              möglichst wenige Tiere im Stall (schlachtreife
c) Schlachthofbefunde: Hautbeurteilung nach Brühen              Mastschweine und Altsauen vorher verkaufen!)
d) Serologie: Antikörper im Blut (Nachweis                    ƒ Sanierung nicht während Arbeitsspitzen im
räudefreier Status)                                             Ackerbau
                                                              ƒ Behandlung aller Tiergruppen im Bestand (auch
                                                                Eber, Tiere in Krankenbucht, Hobbytiere)
                                                              ƒ Zweiwöchige Überlebensdauer der Milbe außer-
                                                                halb des Wirtes berücksichtigen (Reinigung und
                                                                Desinfektion der Umgebung mit milbenwirksamen
                                                                Desinfektionsmitteln)
© Vetmeduni Wien

                                                              ƒ Aufrechterhaltung des Status abhängig von
                                                                Konsequenz bei der Einhaltung von Biosecurity-
                                                                Maßnahmen (Zukauf aus räudefreien Beständen,
Abb. 15 Hautgeschabsel als Nachweis für Räude                   Quarantäne und Behandlung von Zukaufstieren)
                                                              ƒ Ablauf:
                                                                – Zu Beginn (Tag 0) und am 14. Tag der Sanierung alle
                                                                Tiere mit der nach ihrem jeweiligen Körpergewicht
                                                                berechneten Dosis behandeln: Zuchtsauen und Ferkel
                                                                mittels Spritze, Mastschweine über das Futter. Die be-
                                                                nötigte Medikamentenmenge errechnet der Tierarzt
© Vetmeduni Wien

                                                                je nach verwendetem Produkt. Alle zwischen dem 0.
                                                                und 7. Tag geborenen Ferkel werden am 7. und 21. Tag
                                                                                                                          EKTOPARASITEN

                                                                behandelt, danach geborene Ferkel nicht mehr.
Abb. 16 Hautveränderungen durch Räude
                                                                – Innerhalb der zwei Wochen zwischen den Behand-
THERAPIE                                                        lungen werden alle leerstehenden Stallungen sowie
Einzeltier- oder Herdenbehandlung zum Beispiel mittels          ALLE verwendeten Geräte (Schaufeln, Treibbretter,
makrozyklischer Laktone (z. B. Ivermectin, Doramectin)          Scheibtruhen, Transportanhänger ...) gereinigt.
je nach Zulassung oral oder durch Injektion, Stall-Hygiene,
Tiere waschen.                                                  – Bis zum 21. Tag der Behandlung werden keine Tiere
                                                                zugekauft. Alle nach dem 21. Tag zugekauften Tiere
Laufende Maßnahmen in räudepositiven                            (Zuchtferkel, Jungsauen, Eber) werden erst nach einer
Betrieben:                                                      zweimaligen Räudebehandlung im Abstand von 14 Ta-
(in der Regel in Verbindung mit der Entwurmung)                 gen im Quarantänestall in die Herde eingegliedert.           19
SCHEMA: ZEITPLAN RÄUDESANIERUNG IM GESCHLOSSENEN BETRIEB

                     Tage nach Start                    0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

                     Leere/Tragende Sauen
                     Ferkelführende Sauen
                     Eber
                     Saugferkel am Betrieb
                     Neugeborene Ferkel
                     Aufzuchtferkel

                                                                                                                          © Simone Schaumberger
                     Mastschweine
                     Jungsau
                     Zugekaufte Tiere (Quarantäne)

                   Abb. 17 Übersicht Sanierungsplan                                                   Behandlung

                STALLHYGIENE EKTOPARASITEN:                               4.2 SCHWEINELAUS
                Um den Infektionsdruck im Stall und im Auslauf zu         (HAEMATOPINUS SUIS)
                verringern, muss versucht werden, die Infektionskette
                zu unterbrechen:                                        ERREGER
                                                                        Ektoparasit: Schweinelaus (Haematopinus suis)
                ƒ Jeden Stallbereich mit eigenen Stiefeln betreten
                  oder Reinigungsmöglichkeiten schaffen                 ERKRANKUNGSRATE
                ƒ Trockenreinigung: kehren oder saugen                  Bis 100 % der Tiere in den Ställen
                ƒ Nassreinigung mit Einweichen
                ƒ Hochdruck-Reinigung mit Heißwasser von oben           BETROFFENE ALTERSGRUPPEN
                  nach unten und von hinten nach vorne, inklusive       Alle Tiere/Altersgruppen
                  feste Einbauten. So lange spülen, bis Wasser
                  klar abrinnt.                                         ZEIT ZWISCHEN DER ANSTECKUNG UND
                ƒ Bucht mindestens zwei Tage trocknen lassen,           DEM AUSBRECHEN/ENTWICKLUNGSZYKLUS
                  abhängig von Jahreszeit                               (PRÄPATENZ)
                                                                        Nach 14 Tagen schlüpfen Larven aus abgelegten Nissen
                Bei hohem Infektionsdruck zusätzlich:                   und beginnen Blut zu saugen. Nach 25 Tagen ist ihre
EKTOPARASITEN

                                                                        Entwicklung abgeschlossen.
                ƒ Abflämmen mit Butangasbrenner
                ƒ Verwendung von Branntkalk zur Desinfektion            VERLAUF
                ƒ Chemische Desinfektionsmittel zur Stallhygiene:       Akut bis chronisch, leichter Verlauf
                  ƒ Chlorkresole und o-Hydroxydiphenyl-Fettsäure-
                    Eutektikum, Peressigsäure                           KRANKHEITSBILD
                                                                        Die Schweinelaus verursacht je nach Befallsstärke
                TGD-PROGRAMM:                                           Beunruhigung, ständiges Kratzen, schlechte Futterver-
                Programm zur Überwachung des Räudestatus in öster-      wertung und geringere Gewichtszunahmen. Aufgrund
                reichischen Ferkelerzeugerbetrieben                     der häufigen Blutmahlzeiten, bei denen Läuse die
                                                                        Schweinehaut anstechen, können zahlreiche gerötete
20              Siehe www.tgd.at                                        Stiche an den von den Läusen bevorzugten Hautstellen
(Bereich der Ohren, Nacken und Flanken) beobachtet         DIAGNOSE/NACHWEIS
werden. Manchmal ist die Haut auch entzündet. Das          a) Verdachtsdiagnose: Juckreiz, Scheuern
Herumlaufen der Läuse verursacht zudem starken Juck-       b) Laus mit bloßem Auge erkennbar
reiz. Ferkel bleiben bei starkem Läusebefall in der Ent-
wicklung zurück und können sogar blutarm werden.           THERAPIE
                                                           Zur Therapie eignen sich Wasch- oder Sprühbehandlungen
                                                           mit antiparasitär wirkenden Mitteln (Wirkstoff Pho-
                                                           xim – Organophosphat) sowie Aufgusspräparate. Gute
                                                           Erfolge werden auch mit Injektionsmedikamenten
                                                           (Wirkstoff Ivermectin – Lactone) erzielt, die gleichzeitig
                                                           auch gegen Räudemilben und Endoparasiten (Würmer)
                                                           wirksam sind.
© Vetmeduni Wien

                                                           Wesentlich ist, dass die Behandlung mindestens einmal
                                                           im Abstand von 7 bis 14 Tagen wiederholt wird, damit
                                                           auch die frisch geschlüpften Läuse von der Behandlung
Abb. 18 Schweinelaus – Eigelege                            erfasst werden. Die zeitgerechte Behandlung der Sauen
                                                           verhindert die Übertragung auf die Ferkel.
VERBREITUNG
ƒ Einschleppung vor allem über Zukäufe
  infizierter Tiere
ƒ Direkter Kontakt von Tier zu Tier oder
  über Stallgeräte

                                                                                                                        EKTOPARASITEN

                                                                                                                           21
4.3 EKTOPARASITEN-BEHANDLUNG AUF BIO-BETRIEBEN

                DESINFEKTIONSMAẞNAHMEN:                                ACHTUNG:
                Desinfektionsmittel wie Chlor-Kresole sind auf         Mittel zur Bekämpfung am Tier, die keine Arznei-
                Bio-Betrieben nicht zugelassen.                        mittel sind, sind im Betriebsmittelkatalog ge-
                                                                       listet: zum Beispiel Reudanon und Reudanon-
                Tipp: Peressigsäure oder Ameisensäure zur Reini-       Konzentrat (Wirkstoff Margosa – Neembaum):
                gung und konsequentes Kot-/Stallmanagement             Flüssig-Konzentrat zur Herdenbehandlung gegen
                in Kombination mit regelmäßiger Entwurmung             Milben, Läuse, Flöhe u. s. w. am Tier.
                sind unerlässlich!
                                                                       Homöopathische Unterstützung bei Ektopara-
                Erlaubte Desinfektionsmittel am Bio-Betrieb:           siten-Befall nach Bestimmung der Ausprägung
                siehe Betriebsmittelkatalog oder auf der Web-          und Absprache mit dem Tierarzt. Beispiele:
                site www.infoxgen.com.
                                                                       ƒ Clematis recta: starke Hautrötung mit
                Tierwaschmittel/Insektizide/Biozide mit natür-           Bläschenbildung (krätzeartig), Krustenbildung,
                lichen Pyrethrumextrakten (verschiedene Extrakte         starker Juckreiz
                aus Chrysanthemen-Arten) haben sich bei Laus-
                befall als sehr effizient erwiesen, z. B.: Milbizid.   ƒ Graphites: stinkendes Wundsekret,
                Wichtig bei der Anwendung ist, dass diese nach           honigartig, klebrig; Veränderungen vor allem
                einer Woche wiederholt wird!                             in Achsel- und Leistengegend oder im Ohr

                Als Unterstützung zum Auftragen auf die Haut           ƒ Sulfur: hartnäckige Fälle
                bzw. für den Stall sind Steinmehl, Holzasche
                oder Kieselgur geeignet.                               ƒ Petroleum: zur Begrenzung der sich bilden-
                                                                         den rötlichen Knötchen und Bläschen sowie
                                                                         bei starker Keratose (Verhornungsstörung)

                                                                       ƒ Mezereum: Bei sekundär infizierten
                                                                         Schädigungen. Bei älteren Schweinen, wenn
                                                                         Veränderungen im Rücken- und Flankenbe-
                                                                         reich auftreten

                                                                       ƒ Psorinum: Nosode; Juckreiz, Krusten,
                                                                         Pusteln, Exanthem, Knötchenbildung
EKTOPARASITEN

                                                                       ƒ Okoubaka: Unterstützendes Mittel zur
                                                                         Ausscheidung von Giftstoffen der Parasiten
                                                                         und von Antiparasitika

22
5. Rechtliche
                                                                                                         Grundlagen der
                                                                                                         Tierarzneimittel-
                                                                                                         anwendung
© fraukoeppl

               Autorin: Dr. Barbara Leeb

               Beim Einsatz von Tierarzneimitteln (TAM) sind die ge-
               setzlichen Grundlagen zu beachten. Die Anwendung,
               die Dokumentation sowie das Bereithalten zur An-
               wendung und das Lagern von Tierarzneimitteln sind
               im Tierarzneimittelkontrollgesetz geregelt.

               Grundsätzlich dürfen TAM nur von einem Tierarzt
               bezogen und nach dessen Anleitung angewendet                 www.tgd.at Freigabeliste ist auf der TGD-Website,
               werden, wobei die Angaben der Fachinformation zu             unter der Rubrik Rechtsgrundlagen, zu finden.
               berücksichtigen sind.

               Der Tierarzt hat eine Diagnose zu stellen und die Be-     Jedes TAM in der Freigabeliste ist kategorisiert in

                                                                                                                                   TIERARZNEIMITTELANWENDUNG
               handlung festzulegen.

                                                                                                                                   RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER
                                                                         ƒ NE: Abgabe nicht eingeschränkt
               5.1 ABGABE VON TAM AN                                     ƒ TGD: Abgabe im Rahmen des Tiergesundheitsdiens-
               DEN LANDWIRT                                                tes erlaubt
               Alle an den Tierhalter abgegebenen TAM müssen             ƒ TGD-AB: Abgabe im Rahmen des TGD, wenn beson-
               eine Signatur mit Name und Anschrift des Tierarztes         dere veterinärmedizinische Erfordernisse vorliegen
               sowie dem Abgabedatum aufweisen. Außerdem hat               und der Einsatz durch diagnostische Maßnahmen zu
               der Tierarzt einen Abgabeschein auszustellen, den           rechtfertigen ist
               der Tierhalter 5 Jahre lang aufbewahren muss.
                                                                         Oral und äußerlich anzuwendende TAM wie z. B. Flu-
               Die Abgabe von TAM ist erlaubt, wenn das Arznei-          benol (50 mg/g) – Pulver zum Eingeben für Tiere – oder
               mittel in der Freigabeliste (Positivliste) gelistet ist   Sebacil-Konzentrat (500 mg/ml) zur Herstellung einer
               und der Betrieb die entsprechenden Voraussetzungen        Sprüh- und Waschemulsion fallen in die Kategorie „NE“
               erfüllt. Die Freigabeliste wird mehrmals jährlich aktu-   und dürfen an alle Tierhalter abgegeben werden. Bei In-
               alisiert und in den amtlichen Veterinärnachrichten        jektionspräparaten wie z. B. Virbamec 10 mg/ml Injek-
               veröffentlicht. Sie ist auch auf der Homepage des         tionslösung ist die Abgabe nur an TGD-Betriebe erlaubt.
               TGD www.tgd.at zu finden.                                 Zudem darf der TGD-Tierhalter Injektionspräparate nur
                                                                         anwenden, wenn er die entsprechende Ausbildung im
                                                                         Ausmaß von 8 Stunden absolviert hat.                                    23
Ausgenommen von einer Listung in der Freigabeliste         Ivomec Prämix – Arzneimittelvormischung zur Herstel-
                                                      sind Homöopathika und Fütterungsarzneimittel-              lung von Fütterungsarzneimitteln für Schweine
                                                      vormischungen.
                                                                                                                 5.2 LAGERUNG
                                                      Homöopathische Einzelmittel (z. B.: Arnica D12) und        Bei der Lagerung von Tierarzneimitteln sind folgende
                                                      registrierte homöopathische Veterinärarzneispeziali-       Punkte zu beachten:
                                                      täten dürfen, sofern sie rezeptfrei sind, in Apotheken
                                                      erworben und auch vom Tierhalter im Rahmen der üblichen    ƒ Hygienische Lagerung von TAM
                                                      Tierpflege zur Gesunderhaltung und Vorbeugung ange-        ƒ Getrennte Lagerung von Lebens- und Futtermitteln
                                                      wendet werden.                                             ƒ Für Unbefugte (betriebsfremde Personen, Kinder
                                                                                                                   etc.) unerreichbar lagern
                                                      Kranke Tiere müssen vom Tierarzt untersucht und behan-     ƒ Gemäß Lagerungshinweisen in der Fachinformation
                                                      delt werden. Homöopathische Injektionspräparate dürfen       (z. B. gekühlt ...)
                                                      nur vom Tierarzt an TGD-Tierhalter abgegeben werden.

                                                      Bei homöopathischen Potenzen ab D4 bzw. C2 und höher
                                                      ist keine Wartezeit erforderlich.
RECHTLICHE GRUNDLAGEN DER TIERARZNEIMITTELANWENDUNG

                                                       Dies gilt auch für Bio-Betriebe.

                                                      Fütterungsarzneimittelvormischungen: Dies sind
                                                      TAM zur Herstellung von Fütterungsarzneimitteln (FAM).
                                                                                                                 © OÖ TGD

                                                      Die rechtlichen Voraussetzungen für die Herstellung von
                                                      FAM am eigenen Betrieb sind:                               Abb. 19 Hygienische Lagerung von Tierarzneimitteln

                                                      ƒ Registrierung der Mischanlage durch die zuständige       5.3 DOKUMENTATION DER
                                                        Bezirksverwaltungsbehörde                                ANWENDUNG
                                                      ƒ Dies ist auch erforderlich, wenn ein Mischzug            Jede Arzneimittelanwendung ist am Tag der Anwen-
                                                        an den Hof kommt und Fütterungsarzneimittel              dung zu dokumentieren. Dies gilt auch für TAM mit null
                                                        herstellt                                                Tagen Wartezeit, wie z. B. Homöopathika.
                                                      ƒ Mitgliedschaft beim TGD
                                                      ƒ Ausbildung in Mischtechnik und arzneimittelrecht-        Die Dokumentation kann auf der Rückseite des Abga-
                                                        lichen Grundlagen im Ausmaß von 8 Stunden                bebeleges erfolgen oder im betriebseigenen Register.
                                                      ƒ Führen eines Mischbuches (Rezepturen, Herstellung        Beim Einsatz von Fütterungsarzneimitteln ist das voll-
                                                        und Anwendung von FAM, Eigenkontrollen)                  ständige Führen des Mischbuches ausreichend.

                                                      Ob eine Veterinärarzneispezialität zur Einzeltierdosie-    Die Dokumentationspflicht für den Tierhalter umfasst
                                                      rung oder für die Herstellung eines FAM zugelassen ist,    5 Punkte und muss mit der Unterschrift bestätigt werden:
                                                      ist in der Fachinformation ersichtlich.
                                                                                                                 ƒ          Datum der Anwendung
                                                      Als Beispiel sind zwei TAM genannt, die denselben          ƒ          Identität der/des Tiere/s
                                                      Wirkstoff zur Behandlung von Endo- und Ektoparasiten       ƒ          TAM-Bezeichnung (Handelsname)
                                                      enthalten, jedoch unterschiedlich anzuwenden sind. Bei     ƒ          TAM-Dosis
                                                      diesen TAM findet sich bereits im Namen der Hinweis,       ƒ          Anwendungsart
                                                      ob es sich um ein Pulver zur Einzeltierdosierung oder um
                                                      eine Fütterungsarzneimittelvormischung zur Herstellung     Alle Dokumentationen über TAM-Anwendungen sind
                                                      eines Fütterungsarzneimittels handelt:                     vom Tierhalter 5 Jahre aufzubewahren.

24                                                    Agrimec 1 mg/g – Pulver zum Eingeben für Schweine
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