Pellets - ein hoch veredeltes Produkt

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Pellets - ein hoch veredeltes Produkt
Pellets – ein hoch veredeltes Produkt

Abbildung 1. Holzpellets. Bild: proPellets.ch

Allgemeine Angaben über Holzpellets
Holzpellets entstehen aus der Weiterentwicklung des natürlichen Brennstoffs Holz.
Sie gelten als hoch veredeltes Endprodukt. Wer mit Holzpellets heizt, verwendet ei-
nen ökologischen, erneuerbaren Rohstoff und leistet zudem einen wichtigen volks-
wirtschaftlichen Beitrag. Denn Pellets sind, im Unterschied zu den fossilen Energien,
Produkte der regionalen Wertschöpfung.

1 Tonne Pellets entspricht:
    1.5 m³ Pellets
    500 l oder 420 kg Heizöl
    550 m³ Erdgas
    5.0 MWh oder 18'000 MJ

Wie werden Pellets hergestellt?
Holzpellets sind ein sehr homogener, normierter Brennstoff mit einer hohen Energie-
dichte von 5 kWh pro kg Pellets. 2 Kilogramm ersetzen somit 1 Liter Heizöl. Für die
Herstellung von Pellets werden bevorzugt Sägemehl und Hobelspäne aus Sägereien
in der Region verwendet. Wichtig ist, dass es sich um naturbelassenes, also nicht
behandeltes Holz handelt. Der Rohstoff wird getrocknet bis er einen Wassergehalt
von maximal 10 % aufweist, dann wird er gemahlen und unter hohem Druck durch
eine Lochmatrize gepresst. Wegen der natürlichen Bindungseigenschaften des Holz-
bestandteils Lignin sind keine Presshilfsmittel oder Zuschlagstoffe wie chemische
Bindemittel notwendig. So entstehen zylinderförmige Pellets mit einer Länge von bis
zu 40 Millimeter und einer Dicke von 5 bis 9 Millimeter. Durch das Pressen weisen
Pellets eine um 1,5 bis 2-mal höhere Dichte auf als Stückholz.

Qualität der Pellets
Pellets sind ein qualitativ hochwertiges Produkt. Damit diese Qualität unabhängig
vom Standort der Herstellung gewährleistet werden kann, gilt in den EU-Ländern ab
2011 eine allgemein verbindliche und europaweite Produktnorm (EN 14961-2). Die
bisher geltenden nationalen Normen werden dadurch abgelöst. Im Rahmen der bila-
teralen Abkommen mit der EU muss die neue europäische Norm auch in die Schwei-
zerische Normensammlung aufgenommen werden. Dies wird Ende 2011 der Fall
sein.

Marktanteil von Pellets in der Schweiz
Bis 1995 war in der Schweiz keine einzige Pelletheizung installiert. 15 Jahre später
wurden bereits über 18'600 Pelletheizungen mit einer kumulierten Leistung von
325'596 kW betrieben. Die Abbildung 2 zeigt den Kuchen des gesamten Endenergie-
verbrauchs der Schweiz aus dem Jahr 2010. Der Energieträger Holz trägt mit 4.2 %

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zum Endenergieverbrauch bei. Der effektive Brennstoffumsatz im Jahr 2010 betrug
4.11 Mio. m³. Davon weisen Holzpellets einen Brennstoffumsatz von knapp 300'000
m³ auf. Dies entspricht einem Anteil von 7 % am gesamtschweizerischen Holzener-
gieverbrauch.

Abbildung 2. Endenergieverbrauch 2010, verändert. Quelle: BFS

Der Anteil Holzpellets in der Schweiz beträgt heute knapp 1 % des Schweizerischen
Endenergieverbrauchs für Raumwärme und Warmwasser. Die Abbildung 3 zeigt die
beachtliche Zunahme dieses Anteils in den letzten Jahren.

                       Zunahme der Pellets am Endenergieverbrauch für Raumwärme
                              und Warmwasser im Schweizer Gebäudepark
                 0.8
                 0.7
                 0.6
  Anteile in %

                 0.5
                 0.4
                 0.3
                 0.2
                 0.1
                  0
                       2000   2001   2002   2003   2004   2005   2006   2007   2008   2009

Abbildung 3. Zunahme der Pellets am Endenergieverbrauch für Raumwärme und
Warmwasser im Schweizer Gebäudepark, verändert. Quelle: proPellets.

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Pellets - ein hoch veredeltes Produkt
Nationaler Pellethandel und inländische Produktion
Der Konsum von Holzpellets ist in der Schweiz gemäss Abbildung 4 in den letzten
Jahren auf ein Niveau von 165'000 Tonnen Pellets angestiegen. Die inländische
Produktion ist der Pelletnachfrage gefolgt und hat bis ins Jahr 2010 eine stetige Zu-
nahme verbucht. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz beträgt aktuell etwa 75 %.

Die Substitution von fossilen Energieträgern aus Schweizer Pellets bedeutet eine
höhere Unabhängigkeit gegenüber dem Ausland aber auch eine Reduktion des CO2-
Ausstosses. Hierzu ein kleines Beispiel:
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus im Bündner Rheintal mit einem Wärmeleis-
tungsbedarf von 14 kW (Heizen und Warmwasser) benötigt einen Jahresbedarf von
rund 6 Tonnen Pellets oder 3'000 Liter Heizöl der Sorte extraleicht. Dies entspricht
einer Energie von knapp 30'000 kWh.
1 kWh Energie setzt folgende CO2 Emissionen frei:
1 kWh Brennholz              64 g CO2
1 kWh Erdgas                242 g CO2
1 kWh Heizöl                310 g CO2
1 kWh Heizstrom             918 g CO2

30’000 kWh, hergestellt mit Brennholz setzt 1’920 kg CO2 frei. Die gleiche Energie
hergestellt mit Heizöl produziert 9'300 kg CO2. Dies entspricht einem Faktor, welcher
um 4.8 höher ist als Holz. Hinzu kommt, dass das Kohlendioxid aus fossilen Energie-
quellen nicht mit dem Kohlendioxid aus erneuerbaren Ressourcen verglichen werden
kann. Das CO2 aus fossilen Energieträgern hat sich über Jahrmillionen angereichert
und wird durch die Aktivitäten der Menschen innerhalb von wenigen Jahrzehnten
wieder freigesetzt. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt dadurch an. Er-
neuerbare Ressourcen, wie das Holz, setzen hingegen nur soviel Kohlendioxid frei,
wie während der Lebensdauer eines Baumes aus der Luft gebunden wurde. Lässt
man das Holz im Wald liegen und verrotten, wird dieselbe Menge CO2 freigesetzt,
wie wenn der Rohstoff energetisch genutzt wird. Es handelt sich um einen geschlos-
senen CO2-Kreislauf.

Der Import von Holzpellets aus dem nahen Ausland hat in den letzten Jahren zuge-
nommen. Die Einfuhr aus grenznahem Gebiet ist ökologisch sinnvoller als der Trans-
port von einer Ecke der Schweiz in die andere, wie zum Beispiel Pellets aus Genf
nach Chur zu transportieren.

In der Schweiz produzieren zurzeit 29 Werke Holzpellets, davon befindet sich kein
einziges Werk mehr im Kanton Graubünden. Obwohl dieser Kanton aufgrund der
grossen Holzvorräte in den Bündner Wäldern ideal als Produktionsstandort geeignet
wäre. Die Voraussetzungen, um ein solches Pelletwerk zu betreiben, sind Sägereien
und Hobelwerke, welche die Rohstoffe liefern.
Die Gemeinde Domat/Ems wäre mit dem Areal der Grosssägerei durchaus ein idea-
ler Standort gewesen. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Axpo Tegra, welche
die Prozesswärme zur Holztrocknung liefert. Restholz aus dem Sägereibetrieb wäre
vorhanden gewesen, Transportmöglichkeiten mit der Bahn (SBB und RhB) waren mit
einem Anschluss bis aufs Werkareal gegeben und der Autobahnanschluss vor Ort ist
auch vorhanden. Es ist denkbar, dass der zunehmende Pelletbedarf die einst beste-
henden Pläne für ein Pelletwerk im Kanton Graubünden wieder aufleben lassen

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könnte. Dessen wirtschaftliche Realisierung würde aber grössere Holzeinschnittka-
pazitäten in Standortsnähe voraussetzen. Durch die Ersteigerung des Baurechts des
Sägerei-Areals in Domat/Ems durch die Tiroler Pfeifer-Gruppe ist eine neue Situation
entstanden, welche die Voraussetzungen für ein solches Pelletwerk im Kanton wie-
der möglich erscheinen lässt.

Abbildung 4. Entwicklung des Schweizer Pelletmarkts. Bei den Zahlen fürs 2011
handelt es sich um Schätzungen von proPellets. Quelle: proPellets.ch

Internationaler Pelletmarkt
Der internationale Holzpelletmarkt ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Pellets
werden in unterschiedlichsten Qualitäten angeboten und eingesetzt. So werden In-
dustriepellets in Kraftwerken zur Stromerzeugung eingesetzt oder Premiumpellets für
die Wärmeerzeugung in kleineren Anlagen verwendet. Beide Pelletqualitäten werden
global gehandelt. Die wichtigsten Handelsströme haben sich innerhalb Europas ge-
bildet. Ströme für Industriepellets aus Übersee und Russland gewinnen jedoch immer
mehr an Bedeutung. Im Jahr 2010 flossen rund 2.5 Mio. Tonnen Pellets nach Euro-
pa. Dies entspricht einem Anstieg von 40 % gegenüber dem Jahr 2009. In den Jah-
ren von 2008 bis 2010 hat sich die Anzahl der Pelletverschiffungen aus Nordamerika
verdoppelt. Die Tendenz ist weiter steigend. In der Abbildung 5 sind die internationa-
len Handelsströme von Pellets im Jahr 2010 ersichtlich. Aus den Vereinigten Staaten
und Kanada wurden rund 1.6 Mio. Tonnen und aus Russland etwa 400'000 Tonnen
nach Europa importiert. Der Europäische Pellethandel betrug 3.3 Mio. Tonnen Pel-
lets. Die orangen Pfeile in Abbildung 5 prognostizieren die aufkommenden Handels-
ströme der nächsten Jahre.
Auch die Schweiz ist in diesem weltweiten Pellethandel einbezogen. Im Jahr 2011
wurden 60'000 Tonnen Pellets aus dem Ausland importiert. Der Pelletexport beläuft
sich auf unter 10'000 Tonnen.
Im Vergleich zum internationalen Pelletmarkt werden in der Schweiz weitgehend nur
Premiumpellets produziert und gebraucht. Weiter werden Pellets bei uns zurzeit nicht
für die Stromproduktion eingesetzt.
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Das derzeit weltweit größte Pelletwerk wurde in diesem Jahr in Vyborg, Russland, in
Betrieb genommen. Es weist eine Jahreskapazität von 900.000 Tonnen Pellets auf.
Das Werk ist primär auf den Export ausgerichtet. In Brasilien sind momentan drei
Pelletwerke in Planung, welche bis zum Jahr 2015 jährlich gemeinsam 3 Millionen
Tonnen Pellets produzieren sollen. In der Schweiz findet die Pelletproduktion im Ver-
gleich zum Ausland im kleinen Rahmen statt.

Abbildung 5. Internationale Handelsströme 2010. Pöyry Management Consulting.
www.poyry.com

Potenzial in der Schweizer Pelletproduktion
Das Potenzial der Schweizer Pelletproduktion hängt stark von der Entwicklung in der
Holzindustrie ab. Die Pelletproduzenten sind auf jenen Rohstoff angewiesen, wel-
ches als Koppelprodukt aus dem Rundholzeinschnitts anfällt. Geht es der Sägereiin-
dustrie gut, sind ebenfalls die nötigen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche
Produktion dieser kleinen Brennstäbchen gegeben.

Quellen:
   VADEMECUM Holzenergie, Holzenergie Schweiz. 5. Auflage, Zürich 2008.
   Homepage Holzenergie Schweiz, www.holzenergie.ch
   Homepage proPellets.ch
   Schweizerische Holzenergiestatistik. Erhebung für das Jahr 2010. Bundesamt
      für Energie, Zürich 2010.
   Analyse des Schweizerischen Energieverbrauchs 2000-2009 nach Verwen-
      dungszwecken. Bundesamt für Energie, 2010.
   Global pellet market outlook to 2020. Bioenergy insight, July 2011, Issue 3,
      Volume 2. Page 55/56.
   Bundesamt für Statistik, Eidgenössische Oberzolldirektion.

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Autoren
Martin Arpagaus           Mathias Grimm
Holzenergie Schweiz       Holzenergie Schweiz
Neugasse 6                Neugasse 6
8005 Zürich               8005 Zürich

www.holzenergie.ch        www.holzenergie.ch
arpagaus@holzenergie.ch   grimm@holzenergie.ch

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