Forstwirtschaft auf dem Holzweg? - Greenpeace Stuttgart

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Forstwirtschaft auf dem Holzweg? - Greenpeace Stuttgart
Forstwirtschaft auf dem Holzweg?
                        László Maráz, Dialogplattform Wald,
                          Forum Umwelt und Entwicklung

                                                                    5. März 2021, 19:30

Fällung von Habitatbäumen (Eichen mit Heldbockvorkommen)
                                            …
Gemeindewald        Limburgerhof (RP) Feb. 2021 © Volker Ziesling
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Forstwirtschaft auf dem Holzweg? - Greenpeace Stuttgart
Ist die Forstwirtschaft auf dem Holzweg?
                          Die Antwort lautet zwei mal: Ja!

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                           - Waldeigentümer und Forstbetriebe
                          erzielen ihre Einnahmen zu ca. 90% aus
                                      dem Holzverkauf
                               - Die Holzwirtschaft macht aus
                              Baumstämmen Holzprodukte, die wir
                                    alle kaufen und nutzen
                          - Besonders gewinnträchtig ist das bei
                             dauerhaft lächerlichen Holzpreisen
                                       wahrlich nicht

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Auch unsere Wohlstandsgesellschaft befindet
sich auf diesem Holzweg: Wir verbrauchen 22
 Millionen Tonnen Papier, über 110 Millionen
 Holzpaletten und alleine in Privathaushalten
   über 28 Millionen Kubikmeter Brennholz

                          = 6 Mio m3 Holz

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Der Vorteil langlebiger Holzprodukte liegt nicht in der Speicherung von
Kohlenstoff, sondern darin, dass die Herstellungsenergie nur alle 30, 50 oder
                        mehr Jahre erforderlich ist.
       So umweltschonend der Holzbau auch sein mag, wächst der
 Produktespeicher nur geringfügig an, weil z.B. jährlich 11,2 Mio. Tonnen
           Altholz anfallen, die zu etwa 80% verbrannt werden.
Zur Erzeugung einer Tonne Zellstoff ist ebenso viel Energie erforderlich wie
                    zur Herstellung einer Tonne Stahl.

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Akteure aus den Reihen der Waldeigentümer, Forst- und Holzwirtschaft
          übertreiben es zu häufig mit der Holzgewinnung.

Nalbach/Saarland (Februar 2021)   Eichenkahlschlag im Stadtwald Müllheim (2019)
                                  …
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Akteure aus den Reihen der Waldeigentümer, Forst- und Holzwirtschaft
          übertreiben es zu häufig mit der Holzgewinnung.

Merzig/Saarland (Dezember 2020)   Eichenkahlschlag im Stadtwald Leipzig (2020)
                                  …
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    Akteure aus der Forstwirtschaft übertreiben es zuweilen mit
                    vorgetäuschter Kompetenz

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Rheinaue Hördt, Juli 2020: Damit die Eichenpflanzung „gelingt“, wird
die  reichhaltige Naturverjüngung aus mindestens 8 Laubbaumarten9
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Jeder Baum im Wald steht dort, weil ein Förster das mal so entschieden hat.
Aus ganz unterschiedlichen Motiven. Nennt man Kulturlandschaft. Die Natur
 hat sich darauf eingestellt, Flora und Fauna im Wald geht es gut. Niemand
                   braucht irgendwelche Wildnisgebiete.“
                   (Zitat aus der Feder eines Akteurs der Forst/Holzwirtschaft, 6. Augst 2020)

      Nach Brand in Privatwald bei Treuenbrietzen. Gepflanzt wurde
      wieder Kiefer in Monokultur (= „billiger“) mit hoher
      Ausfallquote auf dieser Steppe. Dazwischen wachsen Pappeln
                Erst war es ein Holzacker - jetzt…ist es ein Acker ohne Holz
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Akteure aus den Reihen der Waldeigentümer, Forst- und Holzwirtschaft
          übertreiben es zu häufig mit der Holzgewinnung.
Andere Waldfunktionen, andere politisch wichtige Ziele werden in den
             Hintergrund gedrängt oder gar bekämpft
                                             Forsttagung Göttingen, 4.3.2021,
                                             17:33

                                             von FNR e.V. (Andreas Schütte)
                                             an Alle:
                                             „Die Holztransportentfernung
                                             hat hinsichtlich der CO2-
                                             Einsparung nur eine
                                             untergeordnete Bedeutung ist
                                             aber grundsätzlich zu
                                             berücksichtigen. Deswegen gilt
                                             es, heimisches Holz zu nutzen
                                             und hier nicht noch mehr Wälder
                                …
                                             stillzulegen.“
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Akteure aus den Reihen der Waldeigentümer, Forst- und Holzwirtschaft
kämpfen verbissen gegen Naturschutzanliegen, bleiben aber angesichts
     zunehmender Imissions- und Klimaschäden auffallend still.
  Jüngstes Beispiel: Veröffentlichung Waldzustandsbericht des BMEL
  BMEL verschweigt die Ursachen ebenfalls konsequent:

24. Feb 2021 im Format Pressemitteilung Nr. 26/2021
Klöckner: Der Waldzustand besorgt mich!
Bundesministerin legt Waldzustandserhebung 2020 vor: Wälder in Deutschland massiv
geschädigt, 1,5-Milliarden-Unterstützungsprogramm wird gut angenommen
Die Bundeswaldministerin Julia Klöckner hat heute die Waldzustandserhebung 2020 des
Bundesministeriums vorgestellt. Der Bericht zeigt: Die vergangenen drei Dürrejahre, der
massive Borkenkäferbefall, Stürme und vermehrte Waldbrände haben in den Wäldern
langfristig massive Schäden angerichtet. Die jetzigen Ergebnisse gehören zu den schlechtesten
seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984, die meisten Bäumen haben lichte Kronen.

BMEL erwähnt auch keine einzige Maßnahme zur Ursachenvermeidung
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     Jüngstes Beispiel: Veröffentlichung Waldzustandsbericht des BMEL
Deutscher Forstwirtschaftsrat (DFWR):

DFWR zieht Zwischenbilanz zu Waldschäden
DFWR-Präsident Schirmbeck: „Die Extremwetterereignisse haben zwischen 2018 und 2020
bundesweit Schäden in Höhe von rund 13 Mrd. Euro verursacht!“

Volkswirtschaftliche Schäden 13 Mrd. Euro
Bäume leiden unter dem Klimawandel
Sturm, Dürre, Borkenkäfer
Förderung der Forstbetriebe!
„Wiederbewaldung“!
Ökonomische Basis der Forstbetriebe sichern!
Restriktionen bei Waldbewirtschaftung und Holznutzung gefährden Klimaschutz
Deutsche Forstwirtschaft international in Spitzengruppe

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     Jüngstes Beispiel: Veröffentlichung Waldzustandsbericht des BMEL

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW)

Waldeigentümer haben eine Herkulesaufgabe vor sich

Waldeigentümer stehen vor Herkulesaufgabe
Dürrejahre, Schädlinge, Krankheiten
Klimaschutzleistung der Wälder honorieren!
Schadflächen/Wälder mit „klimaresilienten“ Baumarten stabilisieren
Wald ist Klimaschützer Nummer 1
Einnahmen aus CO2-Steuer in „klimastabilen“ müssen Wald fließen!

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    Jüngstes Beispiel: Veröffentlichung Waldzustandsbericht des BMEL

Keine einzige Ursache der Schäden wird angeprangert, allenfalls wird der
sanfte Begriff “Klimawandel“ verwendet, allerdings wird auch dieser noch
als “Extremwetter“ verhunzt.

Maßnahmen zur Milderung oder Vermeidung weiterer Waldschäden
werden nicht gefordert oder auch bloß erwähnt. Eine halbwegs
brauchbare Maßnahme (CO2-Bepreisung) wird zum Zwecke erwähnt, dass
man etwas von diesem Geld haben möchte.

  Dabei sind durch die Klimakrise ALLE Wälder stark bedroht:

     Wirtschaftswälder UND Wälder in den Schutzgebieten
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                        Nationalpark Hainich (Thüringen)
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Welches der drei folgenden Bilder zeigt einen Wald?

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Forstwirtschaft auf dem Holzweg?

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Nationalpark Hainich (Thüringen)

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Wenn Forstwirtschaft und Naturschutz um den Wald
       streiten, geht es oft „um die Wurst“

                                        5%

     95 %

 NBS-Ziel 2020              …wohlgemerkt, es ist die „dicke“ Scheibe die
                               den Anteil der Schutzgebiete illustriert,
       95: 5
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                              der „kleine“ Rest ist der Wirtschaftswald
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Beispiel:
41. Freiburger Winterkolloquium
  Stillegung und Extensivierung in einer
           globalisierten Welt .

Naturschutz im Wald gefährdet
       …Arbeitsplätze
       …das Weltklima
…Wälder in anderen Ländern
  …die Biologische Vielfalt.

         Schlimmer noch:
  Schutzgebiete im Wald haben
       neuerdings einen
  „Ökologischen Fußabdruck“
       -----------------
 Das Jüngste Gericht von Hans Memling
 (1467-1471), Nationalmuseum Danzig.
       Foto (Ausschnitt): L. Maráz
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Seit Jahren wird der Wald dafür missbraucht, Haushaltslöcher zu stopfen und vor allem, um unser
                            Versagen beim Klimaschutz auszubügeln.

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1,68 %

Dirk Riestenpatt (Berliner Forsten), Vors. FSC-D, Freiburger Winterkolloquium 2017
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1. Großbaustelle für den Klimaschutz
Ausstieg aus der Energieerzeugung mit fossilen Rohstoffen
       (Braunkohle-Tagebau Hambach. Förderung: 42 Mio. t/Jahr)

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Energiewende durch das
                              Verbrennen von Holz?

Alleine um die Braunkohleförderung des Tagebau Hambach zu ersetzen (42 Mio.
   Tonnen/Jahr), müssten wir jährlich 84 Millionen Festmeter Holz verheizen.

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2. Großbaustelle für den Klimaschutz
                        Verkehrspolitik, Mobilität

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3. Großbaustelle für den Klimaschutz
                      Energiesparen in der Industrie
                          (Raffinerie Gelsenkirchen Horst)

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Forstleute der Zukunft
Zukunftstaugliche Begleitung und behutsame Steuerung
natürlicher Waldentwicklung können nur gelingen, wenn
auch Forstleute zugeben, dass sie überfordert sind.
Wenn sie ihre Legitimation nicht aus der (teils
gewaltsamen) Durchsetzung eigener oder vorgegebener
„Waldentwicklungsziele“ schöpfen, sondern sich darum
bemühen, ihr Fachwissen für den geschickten Umgang mit
unvorhersehbaren Entwicklungen einzusetzen.
Nur aus möglichst gut funktionierenden Waldökosystemen
können wir auch soviel wertvolles Holz entnehmen, dass
der Wald keinen Schaden nimmt.
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Akteure Waldbesitz, Forst- und Holzwirtschaft
   1. Wir müssen die gestressten Wälder schonen, so wie
   man auch erkrankte MitarbeiterInnen schonen sollte.

   2. Schadflächen mindestens teilweise vor Räumung
   und Bodenzerstörung bewahren

   3. Wir müssen den knappen, kostbaren Rohstoff Holz
   möglichst effzient, langlebig, optimal einsetzen

   4. Hierzu brauchen wir eine nachhaltige
   Holzverwendungsstrategie

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Akteure Waldbesitz, Forst- und Holzwirtschaft
   5. Wir brauchen Ihr Engagement für drastischen
   Klimaschutz, sonst haben weder Wirtschaftswälder,
   noch Wälder in Schutzgebieten eine Chance

   6. Damit es nicht beim Holzweg bleibt, brauchen wir
   verbindliche Kriterien für eine Gute Fachliche Praxis
   (o.Ä.) als Ausgangsbasis für Honorierung der Leistungen

   7. Gegenseitiger Respekt untereinander ist die
   Voraussetzung für konstruktive Debatten und gemeinsames
   Engagement
                          Das gilt für alle Akteure!
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Weltweit geht es derzeit Wäldern an den Kragen

Kahlschlag für International Paper.
   Dordogne (F), Februar 2021
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Weltweit geht es derzeit Wäldern an den Kragen

Kahlschlag für die Pelletindustrie (Export
  nach Europa). North Carolina, 2015
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Dabei können Wälder so wertvoll sein, wenn man sie schont und
         genügend Biotopholz und alte Bäume zulässt

Naturwaldreservat     Seehölzl, Oberbayern
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Bergmischwald    in den Bayerischen Voralpen
Schleimpilze  im Nationalpark Bayerischer Wald
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Kopfhornschröter auf Zunderschwamm
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