Petr Popelka Christiane & Karg - NDR
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Petr Popelka & Christiane Karg Donnerstag, 07.04.22 — 19.30 Uhr Musik- und Kongresshalle Lübeck Samstag, 09.04.22 — 18 Uhr St.-Georgen-Kirche Wismar Sonntag, 10.04.22 — 18 Uhr Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal
PETR POPELKA Dirigent CHRISTIANE KARG Sopran NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER Einführungsveranstaltungen mit Julius Heile am 07.04. um 18.30 Uhr auf der Galerie (Wasserseite) der Musik- und Kongresshalle; am 10.04. um 17 Uhr im Großen Saal der Elbphilharmonie Das Konzert wird am 03.06.22 um 20 Uhr auf NDR Kultur gesendet.
C A R L M A R I A V O N W E B E R (17 8 6 – 1 8 2 6) Ouvertüre zur Oper „Oberon“ Entstehung: 1825–26 | Uraufführung: London, 12.April 1826 | Dauer: ca. 9 Min. Adagio sostenuto – Allegro con fuoco G U S TAV M A H L E R (1 8 6 0 – 1911) Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert (Fassung für Sopran und Orchester) Entstehung: 1901–02; 1905 | Uraufführung der Orchesterfassung: Wien, 29. Januar 1905 | Dauer: ca. 20 Min. I. Blicke mir nicht in die Lieder II. Ich atmet’ einen linden Duft III. Um Mitternacht IV. Liebst du um Schönheit V. Ich bin der Welt abhanden gekommen Texte der Lieder auf S. 16–17 Pause H U G O WO L F (1 8 6 0 – 19 0 3) Scherzo und Finale Entstehung: 1876–77 | Dauer: ca. 9 Min. R I C H A R D WAG N E R (1 81 3 – 1 8 8 3) Ouvertüre und Venusberg-Bacchanal aus der Großen romantischen Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ Entstehung: 1843–45; Pariser Fassung von 1861 | Uraufführung: Paris, 13. März 1861 | Dauer: ca. 22 Min. Dauer des Konzerts einschließlich Pause: ca. 2 Stunden
ZUM PROGR AM M DES HEUTIGEN KONZERTS Die Ehe und andere Krisen T I TA N I A U N D O B E RO N Kaum ein Gefühl ist in der Kunst so präsent wie die Liebe. Zahllose Werke sind entstanden, weil ihre Der Feenkönig Oberon ent- Schöpfer*innen sich mit dem Gefühl auseinandersetz- stammt ursprünglich einem ten – und in zahllosen Werken spielt die Liebe selbst französischen Märchen aus dem 13. Jahrhundert: der eine zentrale Rolle. Auch im Programm des heutigen Geschichte von Hüon von Abends steht das menschlichste aller Gefühle im Mit- Bordeaux, auf der auch telpunkt – mal direkt, mal indirekt. Webers Oper basiert. Oberons Ehefrau Titania wiederum ist eine Erfindung Shakespeares FEENSTREIT UND M ENSCHENLEID: für seine Komödie „Ein W E B E RS „O B E RO N“- O U V E R T Ü R E Sommernachtstraum“ – zumindest verdankt die bis dahin namenlose Feenkönigin Sie sind wohl das berühmteste streitende Elfenpaar der britischen Folklore ihm der Geschichte: Oberon und Titania. Schon in ihren Namen. Den Streit des royalen Feenpaars als Hand- William Shakespeares „Sommernachtstraum“ wir- lungsstrang der Oper „Obe- beln sie das Liebesleben einiger Menschenpaare ron“ entnahm Webers gehörig durcheinander. Und auch die Handlung von Librettist James Planché dem „Sommernachtstraum“ und Carl Maria von Webers Oper „Oberon“ hätte schlicht verlieh der Geschichte von den nicht stattgefunden – wäre da nicht dieser Streit Abenteuern des Ritters Hüon gewesen. Elfenkönigin Titania und ihr Mann Oberon so eine zusätzliche Ebene. können sich nämlich nicht einigen, wer treuer und beständiger ist, der Mann oder die Frau. Um diese Frage ein für allemal zu beantworten, suchen sie sich kurzerhand zwei Versuchskaninchen: den Ritter Hüon von Bordeaux und die Kalifentochter Rezia. Zunächst bringen sie die beiden dazu, sich ineinan- der zu verlieben – eigentlich kennen sie sich nämlich gar nicht –, dann treten sie eine abenteuerliche Kette von Ereignissen los, um eben jene Liebe zu prüfen. 4
CARL MARIA VON WEBER Ouvertüre zu „Oberon“ Schiffbruch, Piratenüberfall, Versklavung und Ver- führungsversuche: nichts bleibt ihnen erspart. Erst nachdem die beiden Menschen all diese Prüfungen bestanden haben, versöhnen sich Oberon und Titania wieder und gönnen nun auch Rezia und Hüon ihr Happy End. Der Oper von Weber allerdings war ein solches nicht wirklich vergönnt. Im Gegensatz zum hochberühmten „Freischütz“ fristet „Oberon“ nach wie vor ein Schattendasein auf den Opernspielplänen Carl Maria von Weber (Gemälde der Welt. Nur die Ouvertüre bildet hier eine Aus- von Ferdinand Schimon, 1825) nahme. Sie ist mit schöner Regelmäßigkeit Teil von Konzertprogrammen. Und das verdientermaßen: Lieber Freund, ich Kunstvoll stellt Weber hier die Menschenwelt und das erwerbe in England unruhige Treiben der Elfen einander gegenüber. Die Sphäre der Elfen malt er dabei in zart flirrenden ein gut Stück Geld, Klangfarben, die durchaus an Mendelssohn erinnern. das bin ich meiner Flöten und hohe Streicher huschen immer wieder durch die mal ruhige, mal festliche Musik und kün- Familie schuldig, den davon, dass in dieser scheinbar gut strukturier- aber ich weiß sehr ten Welt noch andere, unkalkulierbare Kräfte am Werk sind. Der Schluss der Ouvertüre schließlich gut – ich gehe nach weist auf eine der beiden großen Arien der Rezia voraus London, um da – zu und scheint mit seiner stürmischen Begeisterung das gute Ende der Oper vorwegzunehmen. In der Arie sterben. selbst allerdings trügt der Schein: Die vermeintliche Carl Maria von Weber in Rettung entpuppt sich als Piratenbande, die Rezia einem Brief an einen Freund verschleppt. Ob Weber auf diese Weise seinen musi- – angeblich. Heute weiß man, kalischen Kommentar zum Happy End des feenver- dass dieser vermeintliche Brief ins Reich der Legenden zauberten Paares abgeben wollte, sei dahingestellt gehört. In der Tat aber reiste – wirkungsvoll ist der Schluss der Ouvertüre allemal. der bereits von Tuberkulose geschwächte Weber im Jahr 1826 für die Uraufführung PERSÖNLICHE BEKENNTNISSE: seines „Oberon“ nach London, M A H L E RS RÜ C K E R T- L I E D E R wo er am 5. Juni verstarb. Von Liebes- und Ehedramen konnte auch Gustav Mahler ein Lied singen. Als Gatte der willensstarken Alma durchlebte er in seinen knapp zehn Ehejahren 5
G U S TAV M A H L E R Rückert-Lieder so ziemlich alle Höhen und Tiefen, die man sich vor- stellen kann. Er selbst war daran sicher nicht ganz unschuldig – immerhin forderte er mehr oder weni- ger unmissverständlich, dass die künstlerisch eben- falls begabte Alma sich nach der Eheschließung bitte auf ihre Rolle als Muse beschränken solle. Als die frustrierte Alma schließlich eine Affäre mit dem angehenden Architekten Walter Gropius begann, traf Gustav Mahler mit Frau Alma das ihren Mann dennoch zutiefst und stürzte ihn in (1910) die wohl größte Krise seines Lebens. Doch davon war noch nicht die Rede, als Mahler an seinen Rückert- Und immer diese Liedern arbeitete. Sie entstanden zum größten Teil im Sommer 1901 – Monate bevor er Alma kennen- Tränen. Noch nie lernte. Einzig „Liebst du um Schönheit“, das zuletzt habe ich so viel entstandene der fünf Rückert-Lieder, schrieb Mahler in der frühen Zeit seiner Ehe – im Sommer 1902. geweint, als jetzt, Warm und samtweich singt die Orchesterbegleitung wo ich doch alles des Liedes von Hoffnung, während der Text gleichzei- tig die Unsicherheit des lyrischen Ichs zum Ausdruck habe, wonach ein bringt: Denn die Person, die hier spricht, hat weder Weib nur streben Schönheit noch Jugend noch Reichtum vorzuweisen; einzig durch die Tiefe ihrer Liebe glaubt sie sich aus- kann. zuzeichnen. Das Lied eignete Mahler seiner jungen Alma Mahler in ihrem Tage- Ehefrau zu, die in dem Sommer, in dem er es schrieb, buch, Sommer 1902 psychisch sehr angegriffen war. Selbstzweifel – und vermutlich auch Schwierigkeiten, sich Mahlers Vor- stellungen vom Eheleben zu unterwerfen – führten bei Alma immer wieder zu depressiven Phasen. Mit diesem Lied versuchte der Komponist, sie seiner Liebe zu versichern. Bei den anderen vier Vertonungen von Texten Fried- rich Rückerts handelt es sich hingegen eher um per- sönliche Bekenntnisse eines Einzelnen. „Blicke mir nicht in die Lieder“ beispielsweise spricht unverblümt von den Unsicherheiten, die wohl jeden schöpferi- schen Prozess begleiten. Nervös schwirrende 6
G U S TAV M A H L E R Rückert-Lieder Orchesterbewegung untermalt die Mahnung des lyri- Mahler erschien schen Ichs an sein Gegenüber, doch bitte erst das fer- mir in Antlitz und tige künstlerische Werk zu betrachten. Zart und fragil gibt sich „Ich atmet’ einen linden Duft“, in dem der Gebaren als Genie Duft eines Lindenzweigs das lyrische Ich an seine und Dämon. Liebe erinnert. Die stille Stimmung des Textes spie- gelt sich in der Instrumentierung, die ohne tiefe Strei- Bruno Walter, Dirigent und cher auskommt und mit gleichmäßig fließender langjähriger Freund Mahlers über seinen Eindruck bei der Bewegung den Lindenduft in zarte Klänge gießt. ersten Begegnung mit ihm Wesentlich dramatischer geht es in „Um Mitternacht“ zu. Hier durchlebt das lyrische Ich eine durchaus existenzielle Erfahrung: In der Dunkelheit der Nacht auf sich selbst zurückgeworfen, spürt die Seele ihre Oft fühle ich, wie Verlassenheit und Hilflosigkeit im grenzenlosen Uni- wenig ich bin und versum. Das Orchester, in diesem Lied ganz ohne Streicher, stellt bereits im kurzen Vorspiel eine habe im Vergleich Gruppe von drei Motiven vor, die im weiteren Verlauf zu seinem uner- ständig präsent bleiben und das Gefühl der Einsam- keit eindringlich spürbar machen: zwei fragende messlichen punktierte Gesten, einmal in den Klarinetten, einmal Reichtum! in der Flöte, sowie eine fallende Melodie der Hörner. Erlösung bringt dem lyrischen Ich schließlich die Alma Mahler in ihrem Tage- Entscheidung, die Last der Verantwortung auf andere buch, Sommer 1902 Schultern zu legen: Gott soll Sorge tragen und Wache halten über Wohl und Wehe der Welt. Nun stimmen Pauken, Trompeten, Harfe und Klavier mit ein und feiern Trost und Befreiung der Seele. Eine bequeme Ausrede, um selbst keine Verantwortung mehr über- nehmen zu müssen? Oder ein sinnvoller Akt der emo- tionalen Selbstbefreiung, um wieder handlungsfähig zu werden und im Hier und Jetzt das tun zu können, was in der eigenen Macht steht? Das Schwanken zwischen Hoffen und Verzweifeln war auch Gustav Mahler wohlbekannt. Dreifach heimat- los fühlte der sich nach eigenem Bekunden: als Böhme unter Österreichern, als Österreicher unter 7
G U S TAV M A H L E R Rückert-Lieder den Deutschen und als Jude in der ganzen Welt. Ganz ohne Anlass war dieses Gefühl sicher nicht. Die schon länger schwelenden Konflikte zwischen den unterschiedlichen Völkern des Habsburgerreichs bra- chen zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr und mehr auf, und Mahler selbst sah sich immer wieder antise- mitischen Ressentiments ausgesetzt. Kein Wunder also, dass der beruflich erfolgreiche Operndirigent Friedrich Rückert (Kupferstich und Theaterpraktiker hin und wieder den Wunsch von Albrecht Schultheiß nach verspürte, sich aus dem Alltagsleben zu verabschie- Zeichnung von Samuel Amsler) den. Deutlicher Ausdruck dieses Wunsches ist das wohl berühmteste der fünf Rückert-Lieder, „Ich bin Das ist Empfindung der Welt abhanden gekommen“. Mit glühend verin- nerlichter Leidenschaft spricht das Lied von der tiefen bis in die Lippen Sehnsucht, sich nicht mehr um die Probleme der hinauf, die sie aber äußeren Welt kümmern zu müssen, sondern nur noch im eigenen Inneren zu leben: „in meinem Him- nicht übertritt! mel, in meinem Lieben, in meinem Lied“. Inhaltlich Und: das bin ich erinnert diese Idee an Richard Wagners Oper „Tris- tan und Isolde“, in der die Liebenden sich auch wün- selbst! schen, sich bis hin zum Extrem des gemeinsamen Gustav Mahler über das Todes von der als feindlich erlebten Welt abzuwen- Rückert-Lied „Ich bin der Welt den. Und vielleicht ist der prominente Einsatz des abhanden gekommen.“ Englischhorns in diesem Lied – des Instruments, das im todessehnsüchtigen dritten Akt des „Tristan“ eine tragende Rolle spielt – ein Nicken Mahlers hin zu dem älteren und verehrten Kollegen. JUGENDLICHES FEUER: WOLFS SCHERZO UND FINALE In die Reihen der Wagner-Verehrer lässt sich auch Mahlers gleichaltriger Landsmann und zeitweiliger Kommilitone Hugo Wolf ohne Weiteres eingliedern. Im Alter von 15 Jahren lernte der damals frisch- gebackene Konservatoriums-Student in Wien die Musik Wagners kennen und zeigte sich gänzlich 8
HUGO WOLF Scherzo und Finale überwältigt: „Ich bin durch die Musik dieses großen GROSSES IM KLEINEN Meisters ganz außer mir gekommen und bin ein Wag- nerianer geworden“, schreibt er im November 1875 Unter den großen Komponis- ten seiner Epoche nimmt diesbezüglich an seine Eltern. Entschlossen, Wagner Hugo Wolf eine Sonderstel- kennenzulernen, besuchte Wolf diesen wenige lung ein: Während die Zeit- Wochen später in seinem Wiener Quartier. Er wollte genossen Gustav Mahler und Richard Strauss ihre Werke dem knapp 50 Jahre Älteren seine ersten Kompositio- hinsichtlich der Besetzung nen zeigen und um eine Einschätzung bitten, ob er und Spieldauer immer monu- wohl das Zeug zum Komponisten hätte. Dass Wagner mentaler dimensionierten, konzentrierte sich Wolf keine Neigung zeigte, die mitgebrachten Werke anzu- zeitlebens auf das intime, schauen und zu beurteilen, tat Wolfs Begeisterung miniaturhafte Kunstlied – und keinen Abbruch. Im Gegenteil: Zeit seines Lebens ver- war damit nicht immer glücklich. „Die schmeichel- ehrte er Wagner bis hin zu dem Gefühl, nach ihm hafteste Anerkennung als könne musikalisch quasi nichts mehr kommen. ‚Liederkomponist‘ betrübt Vom Komponieren ließ Hugo Wolf sich zum Glück mich in die innerste Seele“, bekannte Wolf in einem Brief dennoch nicht abhalten. Weder das scheinbar über- von 1891. „Was anders will es mächtige Vorbild Richard Wagners noch der Wider- denn bedeuten, als eben einen stand vor allem des Vaters gegen seine Wunsch- Vorwurf, dass ich immer nur Lieder komponiere, dass ich karriere bremsten ihn in seiner Begeisterung. Nach- doch nur ein kleines Genre dem er seinen Vater mit Bitten, Betteln und einem beherrsche.“ Es verwundert gerüttelt Maß an moralischer Erpressung davon über- nicht, dass viele von Wolfs Liedern sich durch eine zeugt hatte, das Studium am Wiener Konservatorium auffällige Tendenz zum zu gestatten, gab es zunächst kein Halten mehr. Das Opernhaften auszeichnen: So neue Umfeld, die Begegnung mit Wagner: alles gelang es ihm, die „große Bühne“ in wenigen Takten schien ihn zu inspirieren, und so absolvierte er sein und nur mit Stimme und erstes Studienjahr denn auch mit glanzvollen Noten. Klavier zumindest in die Gleich darauf, im Sommer 1876, begann Hugo Wolf Fantasie des Publikums zu zaubern – der perfekte Gegen- die Arbeit an einer Sinfonie B-Dur – die jedoch nie beweis für Mahlers Statement: fertig werden sollte. Im Frühjahr 1877 hatte er „Wir Modernen brauchen Scherzo und Finale beendet, kurz darauf wurde er einen so großen Apparat, weil unser Auge im Regenbogen wegen eines Streiches des Konservatoriums verwie- immer mehr und mehr Farben sen. Ob er tatsächlich in den wohl scherzhaft gemein- und immer zartere und ten Drohbrief an den amtierenden Rektor involviert feinere Modulationen sehen lernt … Also fort mit dem war, ist unklar. Sicher ist jedoch, dass Wolf sich stets Klavier! Fort mit der Violine!“ schwertat mit Autoritäten, Zwängen und einengenden Vorschriften. Das Komponieren brachte sich der mitt- lerweile 17-Jährige ab diesem Zeitpunkt selbst bei. 9
HUGO WOLF Scherzo und Finale Das Scherzo und Finale ist eines der wenigen erhalte- nen Jugendwerke Wolfs – und eines der wenigen rei- nen Instrumentalwerke des vor allem für sein Liedschaffen berühmten Komponisten. In dem kurz vor Ende seiner Studienzeit entstandenen Fragment zeigt Wolf sich einerseits noch deutlich von den Klas- sikern beeinflusst, gleichzeitig sprüht die Komposi- tion vor musikalischem Geist und Feuer. Das muntere Der junge Hugo Wolf (1877) Scherzo umrahmt in zwei Teilen ein elegischeres Trio mit weit ausschwingenden melodischen Bögen. In der Coda vereinen sich beide, indem die wirbelnden Mir ist die Musik Scherzo-Figuren die Melodie des Trios heiter umspie- len. Für das Finale bearbeitete Wolf ein ursprünglich wie Essen und Trin- für Klavier komponiertes „Rondo capriccioso“. Eine ken. Da Sie aber markante Figur aus vier Sechzehntel- und zwei Ach- telnoten durchzieht quasi den ganzen Satz. Als klei- durchaus nicht nes und wandelbares musikalisches Motto erscheint wollen, dass ich ein es in immer wieder neuen und unerwarteten Variatio- nen, behält dabei aber stets seinen Wiedererken- Musikus werde, so nungswert. Ob die Liebe wohl auch Hugo Wolf bei will ich gehorchen diesem überschäumenden Werk beeinflusst hat? Überliefert ist dazu nichts, unmöglich ist es jedoch und mich einem nicht bei einem jungen Mann von 16 Jahren. Jeden- anderen Fache wid- falls bedauert man bei so viel Einfallsreichtum und guter Laune beinahe, dass er die Sinfonie nicht voll- men. Gott gebe nur, endet hat. dass Ihnen dann „AUS FREUDEN SEHN ICH M ICH NACH die Augen nicht S C H M E R Z E N “: M U S I K A U S W A G N E R S aufgehen werden, „TA N N H Ä U S E R “ wenn es schon zu Das Werk übrigens, das Hugo Wolf endgültig zum spät zum Umkehren Wagnerianer machte, war die Oper „Tannhäuser“. Im November 1875 besuchte er eine Aufführung der Oper zur Musik sein wird. in Wien und war anschließend wie berauscht. „Ich Hugo Wolf an seinen Vater finde keine Worte dazu … Ich sag Ihnen nur, dass ich ein Narr bin … Ich applaudierte so, dass mir die 10
RICHARD WAGNER Ouvertüre und Venusberg-Bacchanal aus „Tannhäuser“ Hände wund wurden. Ich schrie nur immer Bravo MINNA PLANER Wagner, Bravissimo Wagner, und zwar so, dass ich fast heiser geworden bin und die Leute mehr auf Sie teilte die vielleicht aben- teuerlichsten Jahre in Richard mich als auf Richard Wagner schauten“, schrieb er Wagners Leben: seine erste nach der Aufführung an seine Eltern. Dabei war die Frau Minna Planer. Kennen- Begeisterung für Wagners „Tannhäuser“ keineswegs gelernt hatten sich die beiden bei der Bethmannschen immer so groß gewesen wie bei Wolf im Jahr 1875. Theatertruppe, wo Minna Insbesondere der Skandal um die Aufführung der sang und Richard als Kapell- Oper 1861 in Paris hat Geschichte geschrieben. Kaum meister engagiert war. Ende 1836 heiratete das Paar, doch eine Unternehmung Wagners ist wohl so grandios schon im Frühling 1837 gescheitert wie dieser Versuch, sich in der europäi- begann Minna eine Liebschaft schen Opernmetropole zu etablieren. Der Grund: In mit einem Kaufmann, die Ehe stand kurz vor dem Aus. Und Paris war es üblich, dass in jeder Oper ein Ballett auf- so krisenträchtig ging es tauchte. Die Mitglieder des elitären (und nicht beson- weiter: Mal mussten die ders kulturaffinen) Jockey-Clubs hielten sich nämlich beiden vor Gläubigern fliehen, mal vor der Revolution. Mal häufig Balletttänzerinnen als Mätressen, die sie hatte Minna eine Liebschaft, natürlich abends in der Vorstellung bewundern woll- mal Richard. Und doch hielt ten. Da die Herren aber in der Zeit, in der der erste die Ehe – wie rudimentär auch immer –gut 20 Jahre; erst als Akt der Oper lief, noch zu Abend aßen, musste das sich Wagner Anfang der 1860er Ballett im zweiten Akt stattfinden. Das wurde auch Jahre in Cosima von Bülow, Wagner gesagt, als er seinen „Tannhäuser“ auf dem die Tochter von Marie d’Agoult und Franz Liszt, verliebte, war Pariser Spielplan platzieren wollte. Und Wagner fügte der Bruch endgültig. Ihre sich – allerdings nach seinen eigenen Maßstäben. letzten Lebensjahre ver- Denn im zweiten Akt konnte er kein Ballett brauchen. brachte Minna Planer in Dresden, wo sie auch begra- Im ersten Akt hingegen, in dem gleich zu Beginn die ben ist. Freuden des Venusbergs gezeigt werden – ja, hier passte ein Ballett wunderbar! Gesagt, getan: Das Bal- lett landete im ersten Akt. So viel künstlerischen Eigensinn hatten die Herren des Jockey-Clubs wohl noch nicht erlebt – die Rache folgte auf dem Fuße. Mit silbernen Trillerpfeifen bewaffnet, veranstalteten die beleidigten Clubmitglieder einen solchen Lärm, dass die Aufführung mehrfach unterbrochen werden musste; da hatte auch das legendär klanggewaltige Wagner’sche Orchester keine Chance. Nach drei Auf- führungen wurde die Oper abgesetzt, zutiefst gede- mütigt verließ Wagner Paris. 11
RICHARD WAGNER Ouvertüre und Venusberg-Bacchanal aus „Tannhäuser“ Nicht wirklich ein Erfolg also – und doch hat sich zumindest der Anfang der sogenannten „Pariser Fas- sung“ des „Tannhäuser“ mit ihrem Venusberg- Bacchanal heute weithin durchgesetzt. Musikalisch bringt diese Eröffnungsmusik schon den zentralen Konflikt der gesamten Oper auf den Punkt: Das Schwanken des Titelhelden zwischen der asketischen Gesellschaftsnorm und seinen eigenen sinnlichen Richard Wagner in Paris (1861) Trieben – ein Thema, das vermutlich auch zu Wag- ners Zeit noch einiges an Aktualität besaß. So DIE UNVOLLENDETE beginnt denn auch die Ouvertüre mit einem würde- vollen Bläserchoral, der sich schließlich zum hymni- In seiner Oper „Tannhäuser“ schen Gesang ausweitet – zu dieser Musik ziehen in verband Wagner mehrere der Oper die bußfertigen Pilger gen Rom, um dort die Themenkreise miteinander: Die Legende von Heinrich von päpstliche Absolution zu erhalten. Dann allerdings Ofterdingen, der als Minne- wird es lebendig in der Musik: Wirbelnde kleine sänger am Hofe des Landgra- Motive leiten geschmeidig in die sinnenfrohe Welt fen Herrmann von Thüringen im Sängerwettstreit gegen der Venus über, in der sich der Titelheld zwischen ver- historisch belegte Kollegen führerischen Geigenmelodien, wild tobenden Tänzen wie Wolfram von Eschenbach und sanften Gesängen lange Zeit verloren hatte. Erst und Walter von der Vogel- weide angetreten sein soll, mit dem eigentlichen Beginn der Handlung macht er und die Legende vom Ritter Anstalten, sich aus dem Venus’schen Reich der ewi- Tannhäuser, der einige Zeit gen Freude zu befreien. Er ist eben doch nur ein im Venusberg zubrachte, dann nach Rom pilgerte, um dafür Mensch und nicht fürs reine Vergnügen gemacht: Vergebung zu erlangen, diese „Aus Freuden sehn ich mich nach Schmerzen“, singt aber erst post mortem erhielt. er seiner wenig verständnisvollen Geliebten entgegen. Zur Uraufführung kam die Oper 1845 in Dresden. Wagner Schließlich lässt sie ihn ziehen, doch in Tannhäusers überarbeitete das Werk Mittelalter ist eine versöhnliche Lösung des Konflikts mehrfach, u. a. auch für eine zwischen diesen beiden Welten noch weniger denk- Aufführungsserie 1861 in Paris. Dennoch war er bis zum bar als in Wagners Gegenwart. Allein der Tod Tann- Ende seines Lebens nicht ganz häusers bringt ihm Frieden, während unter zufrieden: „Ich bin der Welt hymnischem Pilgergesang die alte Ordnung bestätigt noch den Tannhäuser schul- dig“, sagte er wenige Wochen wird. Die Zeit der Venus war noch nicht gekommen. vor seinem Tod zu seiner Frau. Juliane Weigel-Krämer 12
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DIRIGENT Petr Popelka Innerhalb von zwei Spielzeiten hat sich Petr Popelka als einer der inspirierendsten Dirigenten seiner Gene- ration einen Namen gemacht. Der Tscheche ist seit August 2020 Chefdirigent des Norwegischen Rund- funkorchesters in Oslo und wird mit der Saison 2022/23 zusätzlich Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Radio-Sinfonieorchesters Prag. Außerdem steht er als Erster Gastdirigent regelmäßig am Pult der Janáček-Philharmonie Ostrava. In der Saison H Ö H E P U N K T E 2 0 21/2 0 2 2 2019/20 war Popelka der erste Conductor Fellow des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Jetzt kehrt er für • Rückkehr zur Sächsischen sein erstes Engagement als Gastdirigent hierher Staatskapelle Dresden zurück. Im Sommer 2021 gab er auch sein gefeiertes (ZDF-Adventskonzert), zum Danish National Symphony Debüt bei den Wiener Symphonikern im Wiener Kon- Orchestra, Bergen Philhar- zerthaus. Schwerpunkte der Osloer Konzertsaison monic Orchestra, Radio-Sin- 2021/22 sind ein Festkonzert zum 75-jährigen Jubi- fonieorchester Prag, Prague Symphony Orchestra und läum des Orchesters zusammen mit Vilde Frang im Aalborg Symphony Osloer Opernhaus, ein Schumann-Zyklus mit sämtli- Orchestra chen Sinfonien und dem Oratorium „Das Paradies • Debüts bei der Tschechi- schen Philharmonie, der und die Peri“, Wagners „Ring“ in der Fassung von Deutschen Radio Philhar- Lorin Maazel sowie mehrere Uraufführungen. monie, der Staatskapelle Weimar, beim hr-Sinfonie- orchester, Mozarteumor- Petr Popelka erhielt seine musikalische Ausbildung chester Salzburg, Orchestre in seiner Heimatstadt Prag und in Freiburg. Von 2010 de Chambre de Lausanne bis 2019 war er Stellvertretender Solo-Kontrabassist und Sinfonieorchester St. Gallen der Sächsischen Staatskapelle Dresden. 2017 gewann • Neuproduktion von Schosta- er den Neeme-Järvi-Preis der Gstaad Menuhin Festival kowitschs „Die Nase“ (Regie: Academy, nachdem er sich seit 2016 vermehrt dem Peter Konwitschny) an der Semperoper Dresden Dirigieren widmete. Wichtige dirigentische Impulse • „Carmen“ und „Le nozze di erhielt er von Vladimir Kiradjiev und Alan Gilbert Figaro“ am Prager sowie in Meisterkursen bei Peter Eötvös, Jaap van Nationaltheater Zweden und Johannes Schlaefli. Neben dem Dirigie- ren nimmt das Komponieren eine wichtige Position in Petr Popelkas künstlerischer Arbeit ein. 14
SOPRAN Christiane Karg Die in Feuchtwangen geborene Sopranistin Christiane Karg studierte am Salzburger Mozarteum bei Heiner Hopfner sowie in der Liedklasse von Wolfgang Holz- mair und wurde für ihren Masterabschluss im Fach Oper/Musiktheater mit der Lilli-Lehmann-Medaille aus- gezeichnet. Noch während ihres Studiums gab sie ihr viel beachtetes Debüt bei den Salzburger Festspielen, wo sie seitdem gern gesehener Gast ist. Weltweit ist Karg mit den großen Partien ihres Fachs zu erleben: am Royal Opera House Covent Garden als Pamina, an der H Ö H E P U N K T E 2 0 21/2 0 2 2 Lyric Opera Chicago und an der Met in New York als Susanna, an der Mailänder Scala als Sophie und Euri- • Liederabende u. a. in Berlin, Santiago und London dice, an der Wiener Staatsoper als Mélisande, an der • Beethovens Neunte Sinfonie Hamburgischen Staatsoper als Pamina, Mélisande, mit dem Gewandhausor- Daphne und Contessa, an der Staatsoper unter den Lin- chester Leipzig unter Andris Nelsons den als Micaëla und an der Bayerischen Staatsoper als • Beethovens „Ah! Perfido!“ Pamina, Blanche und Fiordiligi. Auch für Konzertpar- mit Symphonieorchester des tien ist die Sopranistin international gefragt. Sie arbei- Bayerischen Rundfunks unter Iván Fischer tete mit Dirigenten wie Daniel Barenboim, Christian • Haydns „Die Schöpfung“ mit Thielemann, Riccardo Muti, Zubin Mehta, Daniel Har- der Dresdner Philharmonie ding, Christoph Eschenbach, Andrés Orozco-Estrada, unter Marek Janowski • Brahms’ „Ein Deutsches Nikolaus Harnoncourt, Mariss Jansons, Semyon Bych- Requiem“ mit dem London kov, Herbert Blomstedt und Iván Fischer zusammen. Philharmonic Orchestra Besonders am Herzen liegen der Künstlerin Lieder- unter Edward Gardner • Wagners „Das Rheingold“ abende. So ist sie regelmäßig im Musikverein und Kon- auf Europa-Tournee mit dem zerthaus in Wien, in der Wigmore Hall London, im Rotterdam Philharmonic Pierre Boulez Saal in Berlin, bei der Schubertiade in Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin Schwarzenberg und bei der Mozartwoche in Salzburg zu • Veröffentlichung des Albums Gast. 2020 veröffentlichte Karg ihre hoch gepriesene CD „Licht der Welt – A Christ- „Erinnerung“ mit Liedern von Gustav Mahler. Ihre Ein- mas Promenade“ spielung von „Le nozze di Figaro“ unter Yannick Nézet- Séguin, ihre CD „Scene!“ mit dem Barockorchester Arcangelo und ihre Lied-CD „Verwandlung – Lieder eines Jahres“ wurden mehrfach ausgezeichnet. 15
V O K A LT E X T E Gustav Mahler: Rückert-Lieder G U S TA V M A H L E R : F Ü N F L I E D E R NACH GEDICHTEN VON FRIEDRICH RÜCKERT BLICKE MIR NICHT IN DIE LIEDER UM M IT TERNACHT Blicke mir nicht in die Lieder! Um Mitternacht Meine Augen schlag’ ich nieder, Hab’ ich gewacht Wie ertappt auf böser Tat! Und aufgeblickt zum Himmel! Selber darf ich nicht getrauen Kein Stern vom Sterngewimmel Ihrem Wachsen zuzuschauen! Hat mir gelacht Deine Neugier ist Verrat! Um Mitternacht! Bienen, wenn sie Zellen bauen, Um Mitternacht Lassen auch nicht zu sich schauen, Hab’ ich gedacht Schauen selbst auch nicht zu! Hinaus in dunkle Schranke! Wenn die reichen Honigwaben Es hat kein Lichtgedanke Sie zu Tag gefördert haben, Mir Trost gebracht Dann vor Allen nasche du! Um Mitternacht! Um Mitternacht I C H AT M E T ’ E I N E N L I N D E N Nahm ich in Acht DUFT Die Schläge meines Herzens! Ein einz’ger Puls des Schmerzens Ich atmet’ einen linden Duft! War angefacht Im Zimmer stand Um Mitternacht. Ein Zweig der Linde, Ein Angebinde Um Mitternacht Von lieber Hand. Kämpft’ ich die Schlacht, Wie lieblich war der Lindenduft! O Menschheit, deiner Leiden. Nicht konnt’ ich sie entscheiden Wie lieblich ist der Lindenduft, Mit meiner Macht Das Lindenreis Um Mitternacht. Brachst du gelinde! Ich atme leis Im Duft der Linde Der Liebe linden Duft. 16
V O K A LT E X T E Gustav Mahler: Rückert-Lieder Um Mitternacht I C H B I N D E R W E LT A B H A N D E N Hab’ ich die Macht G E KO M M E N In deine Hand gegeben! Herr über Tod und Leben: Ich bin der Welt abhanden Du hältst die Wacht gekommen, Um Mitternacht! Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, LIEBST DU UM SCHÖNHEIT Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Liebst du um Schönheit, O nicht mich liebe! Es ist mir auch gar nichts daran Liebe die Sonne, gelegen, Sie trägt ein gold’nes Haar! Ob sie mich für gestorben hält. Ich kann auch gar nichts sagen Liebst du um Jugend, dagegen, O nicht mich liebe! Denn wirklich bin ich gestorben der Liebe den Frühling, Welt! Der jung ist jedes Jahr! Ich bin gestorben dem Weltgetümmel Liebst du um Schätze, Und ruh’ in einem stillen Gebiet! O nicht mich liebe! Ich leb’ allein in meinem Himmel, Liebe die Meerfrau, In meinem Lieben, in meinem Lied! Sie hat viel Perlen klar! Liebst du um Liebe, O ja, mich liebe! Liebe mich immer, Dich lieb’ ich immerdar! 17
IMPRESSUM Herausgegeben vom NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK Programmdirektion Hörfunk Orchester, Chor und Konzerte Rothenbaumchaussee 132 20149 Hamburg Leitung: Achim Dobschall NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER Management: Sonja Epping Redaktion des Programmheftes Julius Heile Der Einführungstext von Dr. Juliane Weigel-Krämer ist ein Originalbeitrag für den NDR. Fotos akg-images (S. 5, 8, 10, 12) akg-images / fine-art-images (S. 6) Lisa Martin (S. 14) Gisela Schenker (S. 15) Druck: Eurodruck in der Printarena Das verwendete Papier ist FSC-zertifiziert und chlorfrei gebleicht. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des NDR gestattet. 18
Foto: Paul Schirnhofer | NDR ” Für mich ist Musik das Leben selbst! “ C A R OL IN W ID M A NN HÖREN SIE DIE KONZERTE DES NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTERS AUF NDR KULTUR Hören und genießen Die NDR Kultur App – jetzt kostenlos herunterladen unter ndr.de/ndrkulturapp
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