Pflanzenschutzamt Berlin - Berlin.de

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Pflanzenschutzamt Berlin
       Grünes Blatt Berlin 05-2018
       Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau                                             vom 02.07.2018

       Seit Mitte April herrscht trockene, warme bis heiße und sehr sonnige Witterung vor, teils mit ausge-
       prägten Winden. Dies hat zu einer starken Austrocknung der Böden geführt. Besonders flachwurzeln-
       de Gehölze, Neupflanzungen und Pflanzen in der Nähe von Bäumen sind davon betroffen. Rasenflä-
       chen zeigen, soweit sie nicht intensiv bewässert werden, ein gleichmäßig strohig-trockenes Bild
       (Abb. 1). Straßenbäume, die tief eingewurzelt sind, weisen noch eine intensiv grüne Belaubung. Noch
       profitieren sie von den Niederschlägen des vergangenen Jahres, die die Grundwasservorräte aufge-
       füllt haben.

Abb. 1: trockene Rasenfläche                                                 Abb. 2: beginnende Welke am Flieder

       Auswirkungen der anhaltenden Trockenheit
       Neben den typischen Symptomen, wie Vergilbungen, Verbräunungen, Welken (Abb. 2), Blattfall, Ver-
       kochungen, Hitze- und Ozonschäden reagieren Pflanzen wesentlich anfälliger auf Schadorganismen
       und können nach Kahlfraß nicht immer mit einem Wiederaustrieb reagieren.

       Blattfall an Bäumen
       Die Witterungsbedingungen haben zu Trockenstresssymptomen geführt. Insbesondere an trockenen,
       windbelasteten Standorten sind in den Baumkronen vielfach gelbe Blätter im gesamten Baum verteilt
       sichtbar. Auch vorzeitiger Blattfall ist an diesen Standorten sichtbar. Insbesondere Jungbäume, die
       mit Ihrem Wurzelwerk noch nicht tiefere Bodenschichten und somit einen bessere Wasserversorgung
       erreicht haben, zeigen bereits deutliche Anzeichen von Trockenstress.

       Putzen
       In vielen Park- und Gartenanlagen zeigen besonders Eiben, aber auch andere immergrüne Gehölze
       (u.a. an Thuja, Rhododendron, Kirschlorbeer, Ilex) einen starken Abwurf von Nadeln und Blättern.
       Bei genauerer Betrachtung ist auffällig, dass nur der innere Teil und alte Triebe die Symptome zei-
       gen, während neue Triebe und frisches Blattwerk an den Triebspitzen grün sind.
       Dies kann ein besorgniserregendes Bild sein. Es handelt sich um das sog. Putzen von Gehölzen, ei-
       ne natürliche physiologische Reaktion, mit der sich die Gehölze von alten und verbrauchten Blättern
       und Nadeln entledigen.

                Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, 12347 Berlin                   Weitergabe bitte nur im Original.

                E-Mail: pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de
                Internet: www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz                            Bildnachweis:© Pflanzenschutzamt Berlin
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     Fehlender Austrieb nach Gespinstmottenfraß
     Im Frühjahr wurden viele Paffenhütchen durch die Raupen der Gespinstmotten kahl gefressen. In der
     Regel treiben diese nach einem Fraß wieder durch, sodass es zu keinen bleibenden Schäden kommt.
     Durch das Ausbleiben der Niederschläge waren die Böden an vielen Standorten jedoch derart ausge-
     trocknet, dass einigen Pfaffenhütchen hierfür im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser ausgegan-
     gen ist. Dort wo in diesem Jahr kein Wiederaustrieb erfolgt, können die Sträucher gerodet werden.

     Rindenstücke unter den Platanen:
     An Platanen ist es auffällig, das lose Rindenstücke (Abb. 3) wie abgesprengt im Umkreis der Bäume
     liegen und die Borke abblättert. Stamm- und Astpartien schimmern hell bis gelblich (Abb. 4). Verur-
     sacht wird dies durch einen starken Holzzuwachs der Platanen und ist auf keine Schaderreger zu-
     rückzuführen. Die äußere Borkenschicht reißt auf und blättert in der für die Baumart Platane typi-
     schen Art ab.

      Abb. 3: Rindenstücke unter Platanen                               Abb. 4: Abblätternde Rinde

     Risiko für Massariaerkrankung an Platanen steigt
     Bedingt durch anhaltende Trockenheit ist mit einem erhöhten Infektionsrisiko des Massariaerregers
     (Splanchnonema platani) an Platanen zu rechnen. Bei Kontrollen von Platane ist daher gezielt nach
     schwach belaubten Ästen bzw. Ästen mit absterbendem Blattwerk bevorzugt im schlecht belichteten
     Kronenbereichen zu achten. Auch das abblättern der Rinde auf der Astoberseite zum Stamm hin ist
     ein gutes Indiz für einen möglichen Befall des Astes mit dem Erreger.

     Weitere, ausführliche Hinweise zur Massaria-Erkrankung der Platane finden Sie unter:
     http://www.berlin.de/senuvk/pflanzenschutz/stadtgruen/de/ueberwachung/massaria.shtml

     Ulmenwelke
     Häufig können im Stadtgebiet an der Ulmenwelke erkrankte Ulmen (Abb. 5) festgestellt werden. Ver-
     ursacher ist der Pilz Ophiostoma novo-ulmi, welcher durch den Ulmensplintkäfer übertragen wird. Ab-
     gestorbene Astpartien und Bäume sollten entfernt, da diese als Brutstätten für den Ulmensplintkäfer
     genutzt werden. Eine direkte Bekämpfung der Pilzerkrankung ist nicht möglich. Vielmehr sollten Ul-
     men in ihrer Vitalität durch eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung gestärkt werden. Dadurch re-
     duziert sich das Risiko eines Splintkäferbefalls und somit die Übertragung des Pilzes. Verwelkte Ast-
     partien sollten umgehend durch Schnitt entfernt werden, da diese als Brutstätte für den Ulmensplint-
     käfer dienen (siehe Kasten: Biologie des Erregers).

                                                        Weitergabe bitte nur im Original.
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                                                                           Biologie des Erregers
                                                                           Der Pilz Ophiostoma ulmi bzw. dessen aggressivere
                                                                           Form Ophiostoma novo-ulmi zählt zu den typischen
                                                                           Welkepilzen. Durch die Ausscheidungen von Mykotoxi-
                                                                           nen in seinen Wirtsbäumen verstopft er deren Leitbah-
                                                                           nen. Als Abwehrreaktion versucht der Baum die Gefäße
                                                                           zu verschließen (Verthyllung) und es kommt zur Unter-
                                                                           brechung des Wassertransports. In der Folge werden
                                                                           Welkesymptome sichtbar.

                                                                           Übertragen wird der Erreger meist durch den kleinen
   Abb. 5: Welke Krone einer Ulme                                          und großen Ulmensplintkäfer (Scolytus multistriatus,
                                                                           Scolytus scolytus). Wenn diese in infizierten Bäumen ih-
                                                                           re Brutbilder anlegen, tragen die Jungkäfer beim Verlas-
                                                                           sen des Brutbaumes im Verlauf des Sommers die
                                                                           Sporen des Pilzes mit sich. Zum Reifungsfraß werden
                                                                           Zweige gesunder Bäume angeflogen und es kommt zur
                                                                           Übertagung des Erregers.
                                                                           Es sind jedoch auch Übertragungen durch Wurzelver-
                                                                           wachsungen möglich.

  Abb. 6: dunkle Verfärbungen im Holz nach dem Anschnitt

     Echte Mehltaupilze:
     Die warme und sonnige Witterung hat die Ausbreitung der Echten Mehltaupilze stark begünstigt. Die-
     se Pilze werden auch als „Schönwetterpilze“ bezeichnet, da sie sich besonders bei trockener und
     stark sonniger Witterung ausbreiten. Diese Pilze sind jeweils wirtsspezifisch. D. h. der Echte Mehltau
     an der Eiche kommt nur an Eichenblättern vor, der Echte Mehltau an Rosen nur auf Rosenblättern
     (Abb. 7).

     Abb. 7: Echter Mehltau an Rosen                                      Abb. 8: Echter Mehltau an Feldahorn

     Während auf Bäumen und vielen anderen Gehölzarten (u.a. Eichen, Ahorn (Abb. 8)) in der Regel kei-
     ne Bekämpfung durchgeführt wird, sollten empfindlichere Gehölze, Zierpflanzen, Stauden und Som-
     merblumen rechtzeitig geschützt werden. Sind die ersten Symptome sichtbar, so können Pflanzen-
     schutzmittel zum Einsatz kommen. Im Haus- und Kleingartenbereich stehen dazu einige gute Präpa-
     rate zur Verfügung.

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     Bei Problemen auf Flächen der Allgemeinheit (§17 Pflanzenschutzgesetz) bitte die Beratung der
     Pflanzenschutzdienste in Anspruch nehmen.
     Wer ohne Pflanzenschutzmittel seine Pflanzen gesund erhalten möchte, hat die Möglichkeit Pflan-
     zenstärkungsmittel einzusetzen. Diese müssen jedoch bereits frühzeitig, lange vor dem Auftreten der
     ersten Symptome, am besten mit dem Austrieb ausgebracht werden.
     Ein guter, der Pflanze angepasster Standort mit ausreichend Nährstoffen und Wassergaben stabili-
     siert die Pflanzenbestände und macht sie pilzlichen Erregern gegenüber widerstandfähiger.

     Pilzerkrankungen an Rosen
     Empfindliche Rosensorten können bereits einen deutli-
     chen Befall durch Sternrußtau (Abb. 9) zeigen. Hygie-
     nemaßnahmen (Absammeln) mindern den Befallsdruck.
     Wie bei vielen anderen pilzlichen Blattfleckenerregern
     gilt auch hier: eine Überkopfberegnung sollte mög-
     lichst vermieden werden. Je nach Befallsdruck sind
     Pflanzenschutzmaßnahmen empfehlenswert.
     Dort, wo keine Pflanzenschutzmaßnahmen mit zugelas-
     senen Fungiziden zum Einsatz kommen können, kann
     mit der Stabilisierung der Pflanzen durch Pflanzenhilfs-
     stoffe und/oder Pflanzenstärkungsmittel die weitere
     Ausbreitung vermindert werden.

                                                                                   Abb. 9: Sternrußtau im Bestand

       Abb. 10: Sporenlager Rosenrost Blattunterseite                    Abb. 11: Sporenlager Rosenrost am Trieb

     In diesem Jahr können nicht nur an empfindlichen Rosensorten die orangeroten Sporenlager des Ro-
     senrosts festgestellt werden. Noch bevor Symptome in Form von gelblichen Flecken auf der Blatto-
     berseite erkennbar sind, sind die Sporenlager auf der Blattunterseite bereits deutlich sichtbar. Es
     kann zu vorzeitigem Laubfall kommen. Auch am Trieb können Sporenlager auffällig sein. Da die
     Überwinterung des Pilzes im Falllaub stattfindet ist eine konsequente Entfernung des Falllaubs eine
     wichtige Gegenmaßnahme.
     Allgemeine Empfehlung: Bei Schmuckgärten und –anlagen empfiehlt sich zudem die Verwendung
     von geprüften ADR-Rosensorten, die gegenüber den typischen Pilzerkrankungen tolerant sind. Nähe-
     re Informationen hierzu finden Sie hier: http://www.adr-rose.de/

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       Weißdornmotte
       Tritt die Weißdornmotte unbemerkt über mehrere Jahre in einer Hecke auf, so kann sie zu Ausfällen
       führen (Abb. 13). Wird der Befall frühzeitig bemerkt, kann durch ein rechtzeitiges Herausschneiden
       der Gespinste und somit der Raupen die weitere Ausbreitung verhindert werden. In diesem Jahr
       konnte sich aufgrund der extremen Witterung eine zweite Generation ausbilden, deren Raupen gera-
       de mit dem Fraß beginnen.

Abb. 12: Gespinst der Weißdornmotte im Cotoneaster                            Abb. 13. stark geschädigte Weißdornhecke

                                                             Biologie Weißdornmotte – Scythropia crataegella (Linnaeus)

                                                             Vorkommen: Weißdorn, Cotoneaster, Prunus, Pyrus
                                                             Flugzeit: Ende Juni / Anfang Juli
                                                             Generationen: eine, in Südeuropa auch zwei möglich
                                                             Eiablage: im Sommer
                                                             Larven: 12 bis 15 mm lang, rotbraun, Körperhaare weißlich, relativ
                                                             lang, Kopf schwarz
                                                             Larvenfraß: zunächst geselliger Schabefraß in einem feinen Gespinst
                                                             an den Blättern
                                                             Überwinterung: im Gespinst
 Abb. 14: Raupe im Gespinst
                                                             Verpuppung: im Frühjahr im Gespinst
                                                             Puppe: 8mm lang, dunkel mit weißlichen Flecken
                                                             Falter: Spannweite 14 mm, Vorderflügel silberweiß, aschgrau und
                                                             braun gebändert
                                                             Schaden: Schabefraß, Kotkrümmel, bei unbemerkter Ausbreitung
                                                             auch komplett abgefressene Hecken möglich
                                                             Bekämpfung: Herausschneiden der Gespinste, je nach Stärke des Be-
                                                             falls ist auch eine Pflanzenschutzanwendung möglich (Beratung). Da-
                                                             mit die Pflanzen wieder gut durchtreiben ist eine optimale Nähr-
                                                             stoffversorgung notwendig.

Abb. 15: Deutliches Symptom: Kotkrümmel

                                                          Weitergabe bitte nur im Original.
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