"Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln" - Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland - Kurzfassung - BVL

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"Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln" - Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland - Kurzfassung - BVL
„Pflanzenschutzmittelrückstände in
Lebensmitteln“
Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik
Deutschland – Kurzfassung

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© BVL, 15. Januar 2022                                Seite 1 von 10
"Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln" - Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland - Kurzfassung - BVL
„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          Zusammenfassung

                                 Der Bericht gibt die Ergebnisse der Untersuchungen von Lebensmitteln auf
                                 Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wieder. Entsprechend der Verordnung
                                 (EG) Nr. 396/2005 wurden sowohl die Einhaltung der Rechtsvorschriften kontrol-
                                 liert, als auch Analysen für die Abschätzung der Verbraucherexposition durchge-
                                 führt.

                                 In 20 amtlichen Laboratorien der 16 Länder wurden 18.921 Lebensmittelproben
                                 auf das Vorkommen von Pestizidrückständen untersucht. Davon wurden 6.602
                                 Proben zufallsverteilt im Rahmen des Monitorings genommen, um repräsentative
                                 Aussagen über die Verbraucherexposition treffen zu können. Bei den anderen
                                 12.319 Proben wurde die Probenauswahl auf Lebensmittel ausgerichtet, die er-
                                 fahrungsgemäß ein höheres Risiko mit häufigen Überschreitungen aufweisen.
                                 Aus diesem Grund erlauben die Ergebnisse keinen Rückschluss auf die Belas-
                                 tung der Gesamtheit der auf dem Markt befindlichen Lebensmittel.

                                 Für die Berichterstattung an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
                                 (EFSA) und die Europäische Kommission werden die Proben in anderer Weise,
                                 nämlich in "surveillance samples" und "follow-up enforcement samples" unterteilt.
                                 Als "surveillance"-Proben bezeichnet man dabei die Plan- und die Monitoring-
                                 Proben, während Verdachts-, Beschwerde- und Verfolgsproben unter der Be-
                                 zeichnung "follow-up enforcement"-Proben zusammengefasst werden.

                                 Von den 18.921 Proben des Berichtsjahres fallen insgesamt 18.503 Proben in
                                 die Kategorie "surveillance" und 418 Proben in die Kategorie „follow-up enforce-
                                 ment“

                                 Im Jahr 2020 wurden 1.757 Proben im Rahmen des mehrjährigen koordinierten
                                 Kontrollprogramms der Union untersucht. Sie waren Teil der insgesamt 18.921
                                 Proben.
BVL_FO_04_0070_000_V1.0

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"Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln" - Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland - Kurzfassung - BVL
„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          Inhaltsverzeichnis

                          1      Erläuterungen zu Rückstandshöchstgehalten................................................................ 4

                          2      Lebensmittelbezogene Betrachtung der Ergebnisse...................................................... 4

                          3      Herkunftsbezogene Betrachtung ................................................................................... 7

                          4      Wirkstoffbezogene Betrachtung der Ergebnisse ............................................................ 8

                          5      Auftreten von Mehrfachrückständen .............................................................................. 9

                          6      Substanzen, die nachweislich (vorwiegend) nicht aus
                                 Pflanzenschutzmittelanwendungen stammen ................................................................ 9
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„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          1      Erläuterungen zu Rückstandshöchstgehalten

                          Der „Rückstandshöchstgehalt“ (RHG) ist die höchste zulässige Menge eines Pestizidrückstands in
                          oder auf Lebensmitteln. Bei dessen Festsetzung werden Daten zur Toxikologie des Stoffes, zur Ver-
                          zehrsmenge des jeweiligen Lebensmittels und Daten aus Feldversuchen unter Einhaltung der guten
                          landwirtschaftlichen Praxis berücksichtigt.

                          Im Bericht wird zwischen der Anzahl der Proben mit einer numerischen Rückstandshöchstgehalts-
                          überschreitung und der Anzahl der beanstandeten Proben mit gesicherten Rückstandshöchstgehalts-
                          überschreitungen unterschieden. Eine Beanstandung der Proben mit numerischen Höchstgehalts-
                          überschreitungen erfolgt in der Regel erst, wenn auch nach Abzug einer sogenannten "erweiterten Er-
                          gebnisunsicherheit" der Wert noch über dem entsprechenden Rückstandshöchstgehalt liegt, und da-
                          mit eine gerichtsfeste Bewertung vorliegt. Wenn festgestellt wird, dass eine Gefährdung von Verbrau-
                          chern durch Pestizidrückstände in einem Lebensmittel nicht ausgeschlossen werden kann, wird eine
                          Meldung an das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) übermit-
                          telt, damit alle zuständigen Behörden in der EU darüber informiert werden.

                          Im Jahr 2020 wurden von Deutschland 94 Meldungen aufgrund von Pestizidrückständen abgegeben,
                          darunter 61 Warnmeldungen (Rapid Alert Notification).

                          2      Lebensmittelbezogene Betrachtung der Ergebnisse (nur „surveillance“- Pro-
                                 ben, ohne Substanzen, die nachweislich (vorwiegend) nicht aus Pflanzenschutzmittelan-
                                 wendungen stammen: Chlorat und die quartären Ammoniumverbindungen (QAV) Dial-
                                 kyldimethylammoniumchlorid (DDAC) und Benzalkoniumchlorid (BAC))

                          Insgesamt wurden 236 verschiedene Lebensmittel untersucht. Der Hauptteil entfiel wie jedes Jahr auf
                          Obst und Gemüse.

                                                   401 Proben;            965 Proben;
                                                     (2,2 %)                (5,2 %)
                              1.560 Proben;
                                  (8,2 %)                                                  1.633 Proben;
                                                                                               (8,8 %)

                                                                                                           Getreide

                                                                                                           Lebensmittel tierischen
                                                                                                           Ursprungs
                                                                                                           Obst, Gemüse und andere
                                                                                                           pflanzliche Produkte
                                                                                                           Verarbeitete Produkte

                                                                                                           Säuglings- und
                                                                                                           Kleinkindernahrungen
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                                          13.956 Proben;
                                              (75,6 %)

                          Abbildung 1: Verteilung der Probenzahl auf die Lebensmittelgruppen absolut und in Prozent im Jahr 2020

                          © BVL, 15. Januar 2022                                                                            Seite 4 von 10
„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          Am häufigsten wurden Kartoffeln (671 Proben), Äpfel (554 Proben), Erdbeeren (537 Proben), grüner
                          Salat (482 Proben), Karotten (459 Proben), Tees (schwarz und grün; 434 Proben) und Milch und
                          Milchprodukte von Rindern (410 Proben) untersucht.

                          Tabelle 1: Rückstände in einzelnen Lebensmittelgruppen für das Jahr 2020

                                                                                              Probenzahl
                           Lebensmittel-                            ohne quantifi-                                         mit Rückstän-
                           gruppen                                                           mit           mit Rückstän-
                                                        gesamt      zierbare Rück-                                          den > RHG,
                                                                                         Rückständen        den > RHG
                                                                        stände                                             beanstandet
                                                                          297                 668                19              5
                                   Getreide               965
                                                                        (30,8 %)            (69,2 %)          (2,0 %)         (0,5 %)
                           Lebensmittel tierischen                        1.089               544                27              3
                                                         1.633
                                Ursprungs                               (66,7 %)            (33,3 %)          (1,7 %)         (0,2 %)
                            Obst, Gemüse und an-
                                                                          4.778               9.178             460             257
                             dere pflanzliche Le-       13.956
                                                                        (34,2 %)            (65,8 %)          (3,3 %)         (1,8 %)
                                  bensmittel
                                 Verarbeitete                             406                 1.100              46              23
                                                         1.506
                                 Lebensmittel                           (27,0 %)            (73,0 %)          (3,1 %)         (1,5 %)
                           Säuglings- und Kleinkin-                       272                 129                18              5
                                                          401
                               dernahrungen                             (67,8 %)            (32,2 %)          (4,5 %)         (1,2 %)
                                                                          6.842              11.691             570             293
                                   Gesamt               18.461
                                                                        (37,1 %)            (62,9 %)          (3,1 %)         (1,6 %)

                          Bei Säuglings- und Kleinkindernahrung wiesen 4,5 % der Proben Rückstände über dem Rückstands-
                          höchstgehalt auf. Fünf von 18 Proben wurden beanstandet. Alle fünf Proben (davon vier Obst- und
                          eine Gemüsezubereitung für Säuglinge und Kleinkinder) wurden aufgrund der gültigen Rückstandsde-
                          finition für das Fungizid Fosetyl (Summe) beanstandet.

                          Die Rückstandsdefinition von Fosetyl umfasst sowohl die Ausgangsverbindung Fosetyl als auch das
                          Abbauprodukt Phosphonsäure und deren Salze. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass Phosphonsäure
                          nicht nur als Abbauprodukt des Fungizids Fosetyl vorkommt, sondern auch aus anderen Quellen, wie
                          z. B. bisher noch zugelassenen EU-Düngemitteln stammen kann. Generell wurde in den Proben der
                          verschiedenen Lebensmittelgruppen überwiegend Phosphonsäure nachgewiesen. Nur in ca. 2,5 %
                          der Proben wurde tatsächlich auch Fosetyl nachgewiesen.

                          Bei Obst und Gemüse war die Spannbreite der Pestizidbelastung sehr groß, ausgehend von solchen
                          Lebensmitteln in denen keine Rückstände quantifiziert wurden, bis hin zu Erzeugnissen, bei denen die
                          Beanstandungsquote bei 40,0 % (Kreuzkümmelsamen) lag. Die Lebensmittel mit Beanstandungsquo-
                          ten mit 6,0 % und mehr betrafen in diesem Jahr frische Kräuter, Granatäpfel, tiefgefrorene Brombee-
                          ren und Bohnen mit Hülsen.

                          Erfreulicherweise traten bei vielen Lebensmitteln, deren Verzehr besonders hoch ist, wie beispiels-
                          weise Äpfel, Bananen, Karotten oder Kartoffeln wie in den Vorjahren nur wenige Rückstandshöchstge-
                          haltsüberschreitungen bzw. Beanstandungen auf.
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                          © BVL, 15. Januar 2022                                                                              Seite 5 von 10
„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          In Tabelle 2 sind die Obst- und Gemüseerzeugnisse zusammengefasst, bei denen keine oder weniger
                          als 1,0 % Beanstandungen ausgesprochen wurden. Betrachtet werden nur Lebensmittel mit mindes-
                          tens 100 untersuchten Proben.

                          Tabelle 2: Obst- und Gemüse mit Beanstandungen unter 1,0 % im Jahr 2020 (≥ 100 Proben)

                                                                               Anzahl der                 Proben mit Rückständen über
                          Lebensmittel                                        untersuchten                dem Rückstandshöchstgehalt
                                                                                 Proben                        -beanstandet- in %

                          Äpfel                                                     542                               0
                          Bananen                                                   117                               0
                          Erbsen (getrocknet)                                       115                               0
                          Erdbeeren                                                 529                               0
                          Haselnüsse                                                158                               0
                          Kulturpilze                                               259                               0
                          Limetten                                                  120                               0
                          Rettiche/Radieschen                                       142                               0
                          Rosenkohle/Kohlsprossen                                   106                               0
                          Spargel                                                   256                               0
                          Zwiebeln                                                  274                               0
                          Grüne Salate                                              480                               0,2
                          Karotten                                                  456                               0,2
                          Kartoffeln                                                671                               0,3
                          Kohlrabi                                                  299                               0,3
                          Tafeltrauben                                              256                               0,4
                          Tomaten                                                   378                               0,5
                          Zitronen                                                  191                               0,5
                          Pfirsiche                                                 270                               0,7
                          Gurken, Salatgurken                                       385                               0,8
                          Birnen                                                    328                               0,9
                          Blumenkohle                                               226                               0,9
                          Kopfkohle                                                 106                               0,9
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                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          Die zehn Lebensmittel mit den höchsten Beanstandungsquoten sind in Tabelle 3 dargestellt. Auch hier
                          wurden nur Lebensmittel mit einer Probenzahl von mindestens 100 betrachtet.

                          Tabelle 3: Obst und Gemüse mit den meisten Beanstandungen im Jahr 2020 (≥ 100 Proben)

                                                                                     Anzahl der           Proben mit Rückständen über
                          Lebensmittel                                              untersuchten          dem Rückstandshöchstgehalt
                                                                                       Proben                 – beanstandet – in %
                          Frische Kräuter                                                 120                        12,5
                          Granatäpfel                                                     118                        11,0
                          Brombeeren (tiefgefroren)                                       101                         8,9
                          Bohnen, mit Hülsen                                              199                         6,0
                          Bohnen (getrocknet)                                             118                         4,2
                          Paprika/Chilis                                                  295                         4,1
                          Grapefruits, Pomelos, Sweeties                                  150                         3,3
                          Tee (schwarz und grün)                                          328                         2,7
                          Feldsalate                                                      198                         2,0
                          Orangen                                                         297                         2,0

                          Auch im Jahr 2020 wurden Produkte aus ökologischem Anbau auf Rückstände kontrolliert. Die Be-
                          lastung dieser Proben war deutlich niedriger als die der konventionell erzeugten. So enthielten nur
                          33,8 % der Ware aus ökologischem Anbau Rückstände, die analytisch quantifiziert werden konnten –
                          im Vergleich zu 67,4 % bei konventionellen Produkten.

                          3      Herkunftsbezogene Betrachtung („surveillance“- und „follow-up“-Proben, ohne
                                 Chlorat und QAV)

                          Von den 18.868 kontrollierten Proben (surveillance sampling“- und „follow-up enforcement sampling)
                          stammten 45,7 % aus Deutschland, 23,9 % aus anderen EU-Mitgliedstaaten und 16,9 % aus Drittlän-
                          dern. Für 13,5 % Proben ist die Herkunft nicht bekannt.

                          Nahezu zwei Drittel der Proben wurden im Lebensmitteleinzelhandel gezogen. Weniger als ein Fünftel
                          stammte von Großhändlern. Der Rest verteilt sich auf Erzeuger, Hersteller und Abpacker sowie
                          Dienstleistungsbetriebe, z. B. Gaststätten oder Lieferdienste.

                          Die Belastung von Lebensmitteln mit Pestizidrückständen variiert stark in Abhängigkeit ihrer Herkunft.
                          So traten im Jahr 2020 bei 2,0 % der beprobten Erzeugnisse (nur „surveillance sampling“) aus
                          Deutschland (2019: 1,0 %) und bei 1,3 % der beprobten Erzeugnisse aus anderen EU-Mitgliedstaaten
                          (2019: 1,3 %) Überschreitungen der geltenden Rückstandshöchstgehalte auf, während dies bei 7,8 %
                          der Proben von Erzeugnissen mit Herkunft aus Drittländern (2019: 6,5 %) der Fall war. Der Anteil an
                          Proben ohne quantifizierbare Pestizidrückstände ist nach wie vor bei deutschen Lebensmitteln am
                          höchsten.
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                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          4      Wirkstoffbezogene Betrachtung der Ergebnisse („surveillance“- und „follow-
                                 up“-Proben)

                          Die Palette der Pestizidwirkstoffe, auf die im Jahr 2020 untersucht wurde, beinhaltete 1.036 verschie-
                          dene Stoffe (inklusive von summengeregelten Rückstandsdefinitionen (RD) und deren Einzelkompo-
                          nenten wie Metaboliten und Isomeren). Bis zum Jahr 2017 wurde die Anzahl der untersuchten Wirk-
                          stoffe ohne Metaboliten und Isomere gezählt. Seit dem Jahr 2017 werden zusätzlich zu den summen-
                          geregelten Rückstandsdefinitionen deren Einzelkomponenten (Wirkstoffe, Metabolite, Isomere) einbe-
                          zogen. Diese Änderung war notwendig geworden, da andernfalls aufgrund von immer mehr komple-
                          xen und in Abhängigkeit vom Lebensmittel variierenden Rückstandsdefinitionen, Daten unberücksich-
                          tigt blieben.

                          Keine Probe wurde auf alle Stoffe untersucht. Der Durchschnitt lag bei 374 Stoffen je Lebensmittel-
                          probe.

                          Bei 602 der 1.036 Stoffe wurden in keiner Probe quantifizierbare Gehalte gefunden. Auf der anderen
                          Seite wurden bei 201 Wirkstoffen Gehalte oberhalb der geltenden Rückstandshöchstgehalte festge-
                          stellt.

                          Bei den insgesamt 649 festgestellten Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen waren Ethylenoxid,
                          Dithiocarbamate, Nikotin und Lambda-Cyhalothrin besonders auffällig.

                          Die Anwendung von Ethylenoxid als Pflanzenschutzmittel ist in Deutschland seit 1981, in der EU seit
                          1991 verboten. Im Jahr 2020 waren hohe Funde von Ethylenoxid-Rückständen in Sesamsamen mit
                          Ursprung Indien Gegenstand diverser Warnungen im Schnellwarnsystem RASFF. Es wird dabei von
                          einer nicht zulässigen Begasung der Sesamsamen zum Schutz vor Salmonellen und anderen mikrobi-
                          ologischen Belastungen ausgegangen. Mit Inkrafttreten der Durchführungsverordnung
                          (EU) 2020/1540 am 26. Oktober 2020 sind verstärkte Importkontrollen für indische Sesamsaat auf
                          Ethylenoxid durch die zuständigen Überwachungsbehörden vorgeschrieben.

                          Dithiocarbamate werden vor allem als Fungizide eingesetzt. Die Bestimmung der Dithiocarbamate
                          (Maneb, Mancozeb, Metiram, Propineb, Thiram, Ziram) erfolgt unspezifisch als Schwefelkohlenstoff
                          (CS2). Analytisch kann damit nicht nachvollzogen werden, welche Dithiocarbamate angewendet wur-
                          den. Hinzu kommt, dass auch natürliche Quellen für CS2 wie z. B. bestimmte Pflanzen mit natürlichen
                          Schwefel- oder Schwefelkohlenstoff-Verbindungen (beispielsweise Brassicaceaen wie Kohlarten oder
                          Raps oder Allium-Arten) die Analytik beeinflussen und somit zu falsch positiven Ergebnissen führen
                          können.

                          Nikotin ist wegen seiner hohen Giftigkeit in der EU bereits seit 2010 nicht mehr in Pflanzenschutzmit-
                          teln zugelassen. Als Ursachen für die immer wieder vereinzelt auffälligen Nikotingehalte in Obst- und
                          Gemüseprodukten werden natürliche Gehalte bei einigen Pflanzenarten (Nachtschattengewächse),
                          Kontaminationen von nahegelegenen Tabakfeldern oder Tabakverarbeitungsanlagen und der Kontakt
                          von mit Nikotin kontaminierten Händen von Rauchern diskutiert.

                          Lambda-Cyhalothrin ist ein Insektizid, dass in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gemüsebau
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                          eingesetzt wird. Mit der Verordnung (EU) 2018/960 wurde die bisherige Rückstandsdefinition
                          „Lambda-Cyhalothrin“ aufgegeben und in die Rückstandsdefinition „Lambda-Cyhalothrin (einschließ-
                          lich gamma-Cyhalothrin) (Summe der R,S- und S,R-Isomere)“ geändert und u. a. der Rückstands-
                          höchstgehalt für Traubenblätter, Grünkohl und Tee wegen fehlender Informationen auf den Standard-

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„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          wert von 0,01* mg/kg gesenkt (wirksam seit 26. Januar 2019). Die für Grünkohl festgesetzten Rück-
                          standshöchstgehalte sind gemäß Verordnung (EG) Nr. 396/2005 auch für die Bewertung von Kohlra-
                          biblättern heranzuziehen.

                          5                            Auftreten von Mehrfachrückständen („surveillance“- und „follow-up“-Proben)

                          In 34,5 % aller Proben wurde mehr als ein Wirkstoff in quantifizierbarer Menge nachgewiesen. Die
                          prozentuale Verteilung der Anzahl quantifizierter Rückstände ist im Folgenden dargestellt.

                                                       45,0

                                                       40,0   37,9

                                                       35,0
                              Anzahl der Proben in %

                                                       30,0          27,6

                                                       25,0

                                                       20,0

                                                       15,0
                                                                            11,2
                                                       10,0                         7,5
                                                                                             5,5
                                                        5,0                                          3,4      2,2      1,4     0,9   0,8   1,6
                                                        0,0
                                                               0      1      2       3        4       5        6        7      8     9     ≥ 10
                                                                                   Anzahl quantifizierte Wirkstoffe je Probe

                          Abbildung 2: Anteil der Proben ohne Rückstände bzw. mit Rückständen von 0 bis ≥ 10 Wirkstoffen

                          Der Anteil an Proben mit Mehrfachrückständen war mit über 75,0 % bei Kirschen, Tafeltrauben, Jo-
                          hannisbeeren, Erdbeeren, Pfirsichen, Mandarinen und tiefgefrorenen Brombeeren besonders hoch.

                          6                            Substanzen, die nachweislich (vorwiegend) nicht aus Pflanzenschutzmit-
                                                       telanwendungen stammen

                          Einige Substanzen sind zwar gesetzlich als Pestizide geregelt, jedoch stammen Rückstände von
                          ihnen vorwiegend nicht aus Anwendungen zum Pflanzenschutz. Um das Gesamtbild der Pestizidbe-
                          lastung nicht zu verfälschen, werden deshalb die quartären Ammoniumverbindungen Dialkyldimethyl-
                          ammoniumchlorid (DDAC) und Benzalkoniumchlorid (BAC) sowie Chlorat im Bericht getrennt behan-
                          delt.

                          Chloratrückstände können u. a. bei der Verarbeitung in das Lebensmittel gelangen, z. B. durch
                          Wasch- und Desinfektionsschritte.
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                          Mit Inkrafttreten der Verordnung (EU) 2020/749 wurden spezifische Rückstandshöchstgehalte für
                          Chlorat festgelegt. Es sei hierbei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die spezifisch festgelegten
                          Rückstandshöchstgehalte erst seit dem 28. Juni 2020 in Kraft getreten sind, die vorliegende Auswer-
                          tung jedoch für das gesamte Jahr 2020 anhand der neuen Rückstandshöchstgehalte erfolgte und so-
                          mit nicht die vor diesem Zeitpunkt geltende Rechtslage berücksichtigt.

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„Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ Kurzfassung
                          Nationale Berichterstattung 2020 der Bundesrepublik Deutschland – Kurzfassung

                          Im Jahr 2020 wurde Chlorat in 10,2 % der 4.732 insgesamt darauf untersuchten Proben quantifiziert.
                          Bei 0,3 % der Proben wurden die festgelegten Rückstandshöchstgehaltes überschritten. In 0,1 % der
                          Proben führten die nachgewiesenen Chlorat-Rückstände zu Beanstandungen.

                          Bei Obst, Gemüse und anderen pflanzlichen Lebensmitteln wurden 4.182 Proben untersucht, von de-
                          nen sieben Proben (0,2 %) die Rückstandshöchstgehalte überschritten und zwei Proben (0,05 %) be-
                          anstandet wurden. Nur eine Probe (1,4 %) bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs (insgesamt 69 Pro-
                          ben) lag über den Rückstandshöchstgehalten, wurde aber nicht beanstandet. Bei verarbeiteten Le-
                          bensmitteln (insgesamt 162 Proben) lag die Beanstandungsquote bei 0,6 %. Getreide (insgesamt 222
                          Proben) wies mit 0,9 % die höchste Beanstandungsquote auf. Von den 97 auf Chlorat untersuchten
                          Proben Säuglings- und Kleinkindernahrung überschritt keine Probe die Rückstandshöchstgehalte.

                          In 63 (9,0 %) von insgesamt 703 untersuchten Proben von Erzeugnissen aus ökologischem Anbau
                          wurden Rückstände von Chlorat nachgewiesen. Bei 0,3 % der Proben wurden die Rückstandshöchst-
                          gehalte überschritten und beanstandet.

                          Quartäre Ammoniumverbindungen werden unter anderem zur Desinfektion von Melkanlagen und
                          Milchtanks verwendet und deshalb besonders in Milcherzeugnissen nachgewiesen. Im Jahr 2020 wur-
                          den in 5,7 % der Lebensmittel tierischen Ursprungs Rückstände von DDAC und/oder BAC über dem
                          Höchstgehalt analysiert. Insgesamt wurden bei 0,2 % der untersuchten Proben die Höchstgehalte für
                          DDAC bzw. BAC überschritten.

                          Bei den Erzeugnissen aus ökologischem Anbau ist die Rückstandssituation bei DDAC und BAC wie-
                          derum besser als bei den konventionellen Produkten. Lediglich in 0,5 % der untersuchten Bio-Proben
                          wurden Rückstände von DDAC oder BAC bestimmt, der Rückstandshöchstgehalt wurde in einer
                          Probe (0,1 %) überschritten.
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