Pflanzenzüchtung oder Klimawandel: Wer ist schneller? - Klimaforum Berlin, 15.11.2018 Alexander Strube - Netzwerk Ländlicher Raum
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Pflanzenzüchtung oder Klimawandel: Wer ist schneller? Klimaforum Berlin, 15.11.2018 Alexander Strube
p. 2 Ackermann: Mehr als 100 Jahre Erfahrung, modernste Biotechnologie, Internationalität, in Forschung, Züchtung und Vertrieb. = Der Gerstenzüchter. Ihr Innovationspartner.
p. 3 Wir sind Gerstenzüchter. Sommer- und Wintergerste, zwei- und mehrzeilig, Hybrid-Wintergerste Wir decken alle Produktsegmente ab. Braugerste, Rohfrucht-Gerste, Whisky, Nullox, Craft bzw. Historische Sorten, Futtergersten. Wir entwickeln den Pflanzenschutz der Zukunft. Entwicklung und Einkreuzung von Resistenzen wie BYMV, BYDV, WDV, Ramularia, Rhynchosporium, etc. Wir sind in allen relevanten Märkten aktiv. Etabliert in West- und Osteuropa sowie in Südamerika. Laufender Ausbau unserer Aktivitäten in Nordamerika. Erste Schritte in Afrika, Zentralamerika und Asien.
p. 4 Ackermann ist auch: Landwirt, auf 700ha, mit Fokus auf Saatgutproduktion (VS+BS+ZS). Saatgutaufbereiter mit eigener Station (4.000to p.a.). = Strenge Qualitätskontrolle bei der Einführung von Sorten von der Züchtung bis zum Markt.
p. 6 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Europa: Vorhersage heute > 2071 Temperaturen & Niederschläge https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/projected-change-in-annual-mean
p. 7 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Europa: Vorhersage heute >2050 Wetterextreme Extreme für Deutschland: - Stürme (+) - Schnee (--) - Starkregen (++) - Hitze & Dürre (+++) https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/projected-changes-in-the-frequency
p. 8 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Abweichung des Niederschlagsmittels April bis August in Deutschland 1881 - 2018
p. 9 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Abweichung des Temperaturmittels April bis August in Deutschland 1881 - 2018
p. 10 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Abweichung des Temperaturmittels April bis August in Deutschland 1881 - 2018 Spiegel 2018; nach Daten des DWD
p. 11 1. Klimawandel & Deutschland 19.11.2018 Beispiel: Ausdehnung der Verbreitungsgebiete der Tigermücke 2010 vs. 2030 https://www.eea.europa.eu/data-and-maps/figures/areas-of-possible-establishment-of-aedes- albopictus-the-tiger-mosquito-in-europe-for-2010-and
p. 12 2. Klimawandel & Züchtung Wie reagieren?
p. 13 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Konsequenzen aus dem Klimawandel und Ableitung der Relevanz neuer Züchtungsziele: Bei aller Berechenbarkeit ist die Unberechenbarkeit der Extreme das größte Problem. Ergebnis ist erhöhte Volatilität der Ertragserwartungen für die deutsche Landwirtschaft. • Wetterextreme: Ausgewogenheit der Toleranzen (++) – auf alle Szenarien möglichst gut vorbereitet sein! Aber kann man für Extreme züchten? • Temperaturanstieg (Tag & Nacht): Hitze (++), Dürre (+), Strahlung (+) • Niederschläge: Dürre (+); Staunässe (+); In Kombination mit Starkwinden (+) • Schädlinge und Krankheiten: Insekten (+); Insekten als Vektoren (++); Bakterien (+); Pilzkrankheiten & milde Winter • Aussaat- und Ernte: Nasser oder zu trockener Herbst? Verregnete Ernte?
p. 14 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Stress-Matrix: Interaktion der negativen Einflüsse Suzuki et al., 2014; https://www.researchgate.net/figure/The-stress-matrix- Combination-of-different-environmental-stresses-can-affect-plants-in_fig7_317427275
p. 15 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Neue Züchtungsziele: Stresstoleranz & neue Kulturen • Wurzelsystem Wasser für die Pflanze gewinnen! Richtung, Tiefe, Interaktion mit Bodenbakterien. • Wasserhaushalt Vorhandenes Wasser optimal verwerten! Temperaturregulierung der Pflanze; Stoffwechsel • Wachstumszyklen Wann ist Wasser mit höherer Wahrscheinlichkeit vorhanden? Verkürzung des Zyklus (Vermeidung Hochsommer); Verschiebung des Zyklus (frühere bzw. spätere Aussaat); Mehrgliedrige Fruchtfolge (Risikostreuung) benötigt Entzerrung der Ernte. • Nährstoffeffizienz Auch mit weniger Wasser ausgeglichen! • Resistenzen Stressbedingte und stressverursachende Krankheiten ausschalten! Insbesonders auch gegen Krankheiten, die über Insekten als Vektoren verbreitet werden! • Einführung neuer Kulturen die mit Hitze und/oder Wassermangel klarkommen: Anpassung v.a. von Wachstumszyklen
p. 16 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Der Züchtungszyklus * * *Sortenzyklus inkl. WP bei Sommergerste (7j), Wintergerste (8j), Winterweizen (10j), anschließend min. 2 Jahre LSV
p. 17 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Der Züchtungszyklus Entwicklungszyklus verkürzt um F2-F6 bei Nutzung von Doppelhaploiden in Gerste/Weizen 2. Klimawandel & Züchtung
p. 18 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Haupt-Getreidekulturen in Deutschland Anbaufläche 2016 2017 2018 in 1000 ha WW 3.131,2 3.130,9 2.892,7 GW 1.267,2 1.226,6 1.218,6 GS 337,8 339,5 447,6 Vermehrungsfläche 2016 2017 2018 in ha WW 40.281 41.817 47.728 Anteil KMU ha/% 20.487 / 50,9 19.369 / 46,3 20.051 / 42,0 GW 17.805 19.178 21.119 Anteil KMU ha/% 5.557 / 31,3 4.525 / 23,6 4.586 / 21,7 GS 7.446 7.612 9.593 Anteil KMU ha/% 2.281 / 30,6 1.650 / 21,7 1.824 / 19,0 Statistisches Bundesamt/Beschreibende Sortenliste
p. 19 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Anpassungsfähigkeit & genetische Diversität bei Getreide • WW vs. GW vs. GS • WW: – Winter- und Sommerformen Diversität – Verschiedene Ploidiestufen – Hoher Anspruch an Boden und Vorfrucht Anpassungs- – Winterhart, aber empfindlich gegen Hitze und fähigkeit Trockenheit • GW: – Anbau und Züchtung begrenzt auf Europa Diversität – Zwei- und Mehrzeilige Formen Anpassungs- – Anspruch an Boden und Vorfrucht mittel fähigkeit – Winterhärte mittel • GS: – Photoperiodische Reaktion Diversität – Wuchshöhe – Geringer Anspruch an Boden und Vorfrucht – Aufgrund der Herkunft (Naher Osten) tolerant Anpassungs- gegen Hitze und Trockenheit fähigkeit
p. 20 2. Klimawandel & Züchtung 19.11.2018 Anpassungsfähigkeit & genetische Diversität bei Getreide Diversität WW Optimum Anpassungs- fähigkeit GW GS
p. 21 Ackermann 2018 Betriebsspiegel 3. Klimawandel & Braugerste Wie reagiert ein mittelständischer Pflanzenzüchter?
p. 22 3. Klimawandel & Braugerste 19.11.2018 Braugerste – eine bedrohte Kultur? Nachvollziehbar für den Endkunden…
p. 23 3. Klimawandel & Braugerste Wie züchtet Ackermann Sommergerste? Weltweites Versuchsnetzwerk Headquarter Testing Experimental Lines / GlocalDH Horizon / Local selection Testing Commercial Lines
p. 24 3. Klimawandel & Braugerste 19.11.2018 Wie züchtet Ackermann Sommergerste? Einkreuzung genetischer Ressourcen mit Stresstoleranz Versuchsfeld in Argentinien
p. 25 3. Klimawandel & Braugerste 19.11.2018 links Kreuzung mit Wildgerste, rechts Alhue als Check, deutlicher Unterschied in Wuchshöhe
p. 26 3. Klimawandel & Braugerste 19.11.2018 links Kreuzung mit ICARDA Landrasse, rechts Alhue als Check, kein Unterschied in Wuchshöhe
p. 27 3. Klimawandel & Braugerste 19.11.2018 Ähre links: Alhue; beiden mittleren Ähren aus Kreuzungen mit Wildgerste; Ähre rechts aus Kreuzung mit ICARDA Material
p. 28 Ackermann‘s Stärken: • Züchtungszyklus von durchschnittl. 7 Jahren • Breit gestreute intl. Prüfungen • In Grundlagenforschung und angewandter Forschung aktiv; schneller Transfer in Sorten Allgemeine Herausforderungen sind: • Krankheiten: Erzeugung/Einkreuzung v. Resistenzen wie BYMV, BYDV, WDV, NBSB, Ramularia, Rhynchosporium… • Linkage Drag aller geforderten Merkmale zu brechen wird große Herausforderung! • Es ist nicht möglich, für Extremsituationen zu züchten! Fazit für uns (Sommergerste!): • Ein Unentschieden ist uns sicher… Aber der Sieg?
p. 29 Zusammenfassung Drei Forderungen für eine erfolgreiche Zukunft, Für Züchter, Landwirtschaft, Industrie & Gesellschaft.
p. 30 1. Veränderungen fordern! • Züchter müssen Vielfalt (Biodiversität) generieren, investieren, Ihre Arbeit modernisieren. Die Züchtung für ökologischen Landbau ist zu intensiveren. • Landwirte müssen konventionelle Weisheiten überdenken und Neues ausprobieren. Fruchtarten, Fruchtfolgen, Vermarktung… • Mit der Veränderung werden sich auch Handel, Erfasser und verarbeitende Industrie beschäftigen müssen. • Auch der Endkunde muss sich ggf. auf eine Veränderung des Angebotes einstellen. Idealerweise ändert er auch seinen Verbrauch (% Abfall, % Fleisch) • Politik ist gefragt, die „Leitplanken“ zu definieren.
p. 31 2. Kompromisslose Offenheit • Das Züchterprivileg (+++) ist das höchste Gut! • Brauchen offene Systeme: IT (+), Nagoya (-), Patent (-) • Gene editing wäre das perfekte Werkzeug (+++), aber bitte ohne Patente… • Forschung zu Klimawandel klingt für manche schon verbraucht. Das Gegenteil ist der Fall: wir stehen noch ganz am Anfang. • Diversität der Züchter = Genetische Diversität. KMUs, die das Züchterprivileg „leben“ sind hierfür unverzichtbar.
p. 32 3. Unabhängigkeit & Risiko- Partnerschaft von Anfang an! • Die Züchtung ist die Basis für alles: Erfolg im Anbau, Verfügbarkeit für die Industrie, Qualität der Produkte, für den Endkunden. • Die Züchtung ist dabei auch der Garant für ein Mindestmaß an Unabhängigkeit beim Thema Ernährung, denn die Bevölkerung duldet keine Monotonisierung, weder in der Natur, auf dem Feld, im Handel noch auf dem Teller. • Die Züchter stellen sich der Herausforderung, für eine ungewisse Zukunft zu züchten. Dabei verändern sich Ziele fortwährend, der Wettbewerb ist intensiv.
p. 33 „Wie die Zeiten sich auch wandeln mögen, unwandelbar bleibt unser bäuerliches Tagewerk im ewigen Kreislauf von Saat und Ernte. Wir pflügen den Acker ob unser Volk durch glückliche Zeiten oder durch Not und Elend schreitet. Unsere Aufgabe und Verantwortung bleibt ewig für hungernde Menschen Brot zu schaffen und dadurch dem Leben zu dienen.“ Inschrift der Grabstätte Ackermann-Strube in Irlbach.
p. 34 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Folgen Sie uns: twitter.com/AckermannBarley oder auf Linkedin Ackermann Saatzucht GmbH & Co. KG Marienhofstraße 13, D-94342 Irlbach www.sz-ackermann.de T+49 9424 94 23-12 F+49 9424 94 23-18 info@sz-ackermann.de
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