PHARMAUPDATE CHINA JULI 2018 - EXPORTINITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT

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PHARMAUPDATE CHINA JULI 2018 - EXPORTINITIATIVE GESUNDHEITSWIRTSCHAFT
PharmaUpdate China
    Juli 2018

    Bis 2020 wird China aller Voraussicht nach die Vereinigten Staaten als weltgrößten Arzneimittel-markt
    überholt haben. Während Reformbemühungen, steigende Fallzahlen chronischer Erkrankungen sowie
    der Ausbau des Gesundheitssystems die Marktattraktivität für ausländische Unternehmen deutlich
    erhöhen, stellen die damit einhergehenden Neuregulierungen des Marktes große Herausforderungen für
    ausländische Arzneimittelhersteller dar. Damit Sie ein umfassendes Bild zu den aktuellen und geplanten
    Änderungen in der Gesetzgebung und bei der Zulassung von Arzneimitteln in China erhalten, bietet
    Ihnen die Exportintiative Gesundheitswirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie
    (BMWi) den Newsletter-Service PharmaUpdate China.

    Behörden und Verwaltung

    1. Die Chinese Food and Drug Administration CFDA ist Geschichte, die Nachfolge-
    Organisation seit März heißt Chinese National Drug Administration CNDA

    Seit 13. März 2018 heißt die oberste Zulassungs- und Überwachungsbehörde für
    pharmazeutische und medizinische Produkte Chinas Chinese National Drug Administration
    (CNDA, 中国国家药品监督管理局), vormals China Food and Drug Administration (CFDA).
    Sie untersteht zukünftig der State Administration for Market Regulation (SAMR, 国家市场
    监管局), einem neu gegründeten Ministerium unter direkter Aufsicht des Staatsrats.
    Verantwortlicher Minister ist Herr Mao ZHANG, 张茅, bisher Leiter der State Administration
    for Industry and Commerce 国家工商行政管理局. Sein Stellvertreter, Herr Jingquan BI, 毕
    井泉, war bisher Chef der Vorgänger-Organisation China Food and Drug Administration
    CFDA. Als Generalsekretär der SAMR übernimmt er deren wichtigste politische Position. Die
    CNDA ist am Standort der ehemaligen CFDA geblieben. Sie ist nicht mehr für Lebensmittel
    zuständig.

    Die CFDA wurde 1978 gegründet und stand damals unter direkter Leitung des Staatsrats. Bis
    heute wurde sie sieben Mal umorganisiert, wobei es meist um die Definition der
    Leitungsorgane (Staatsrat oder Ministerium) und um Zuständigkeiten ging (Einschluß oder
    Ausschluß der Lebensmittel-Überwachung). Die aktuelle Reform ist Teil der neuen
    Qualitätsstrategie „Made-in-China 2025“, 2011 vom damaligen Staatsrat konzipiert. Ihr Ziel
    ist es, Qualität und Sicherheit zentral zu überwachen und eine Monopol-Bildung in der
    Industrie zu verhindern. Dazu werden in der neuen SAMR drei Vorgänger-Organisationen

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    Juli 2018

    zusammengefaßt: 1. die CFDA, 2. die State Administration for Industry and Commerce, und
    auch noch 3. die General Administration of Quality Supervision, Inspection and Quarantine.
    Das stuft die neue CNDA zwar vom Rang eines Ministeriums zu einer Abteilung des SAMR
    herab; aufgrund der speziellen Anforderungen von Pharma und Medizintechnik bleibt sie
    aber relativ selbstständig und erfährt bei Inspektionen, Qualitätsüberwachung und
    Strafvollzug aufgrund der Eingliederung in das SAMR sogar einen deutlichen Machtzuwachs.
    Auf Provinzebene bleibt sie weiterhin die Aufsichtsbehörde für die Zulassung und Herstellung
    von Pharmaka und Medizinprodukten, während die Überwachung der Arzneimittelsicherheit
    und das Qualitätsmanagement in Handel und Vertrieb zukünftig den kommunalen SAMR-
    Ämtern der Städte und Bezirke obliegt. Ob es dort allerdings genügend professionelles
    Personal für diese Aufgaben gibt, wird in den Medien diskutiert.

    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: bei der Zulassung von
    Medizinprodukten kann es zu deutlichen Verzögerungen kommen, da die Provinzämter der
    CNDA Unternehmen aus ihrer Provinz bevorzugt bedienen. Es kann deshalb sinnvoll sein,
    mit einer renommierten chinesischen Partnerfirma in derjenigen Provinz
    zusammenzuarbeiten, in der die Zulassung beantragt wird. Bei Importen müssen deutliche
    Vorteile bei Wirkung oder Qualität im Vergleich zu chinesischen Produkten nachgewiesen
    werden.

    Links: CNDA: http://cnda.cfda.gov.cn SAMR: http://samr.saic.gov.cn

    2. Der Inspektionsplan 2018 der CNDA „steht“.

    Wie die CNDA 国家药品监督管理局 am 5. Juni mitteilte, sind 2018 noch folgende
    Inspektionen geplant: 201 Unternehmen werden überprüft, darunter 40 Hersteller von
    Vakzinen, 28 von Blutprodukten, 15 von Betäubungs- und Schmerzmitteln und 60 von
    Generika. 38 dieser Unternehmen erhielten bereits 2017 eine Verwarnung. Um welche
    Firmen es sich dabei handelt, wird aber nicht bekanntgegeben, und der Termin der
    Inspektion wird auch nicht angekündigt. Die Untersuchungsergebnisse werden dann sofort
    veröffentlicht. Um die Inspektion effizient und professionell durchzuführen, berief die CNDA
    145 zusätzliche Inspekteure. Im weiter unten genannten Fall der CS-Tollwut Vakzine
    berichten staatliche Medien, dass die Inspektoren überraschend am Vorabend der
    Überprüfung in die Firma angekommen waren und alle Beweismittel wie Rechner und
    Handys der Mitarbeiter sichergestellt hatten. Bereits am Tag der Inspektion wurde das
    Ergebnis veröffentlicht und die GMP-Lizenz entzogen.

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    Juli 2018

    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: auch ausländische Firmen dürften in
    Zukunft häufiger und strenger kontrolliert werden

    Link: http://www.cfdi.org.cn/resource/news/10392.html

    3. Unangekündigte Inspektionen der CNDA führen zu vielen Strafverfahren

    Die CNDA veröffentlichte in ihrem Halbjahres-Bericht vom 25. Juni, dass in den ersten 5
    Monaten des Jahres nach unangekündigten Inspektionen (feijian, 飞 检 ) 19.257
    Strafverfahren eingeleitet wurden. Darunter betrafen 70% den Verkauf von Arzneimitteln,
    17% andere Medizinprodukte und 12 % Kosmetika. Die Liste kann von vielen Medien
    heruntergeladen werden. Die häufigste Verfehlung betraf den Missbrauch von Lizenzen oder
    Zertifikaten. Die Quelle für Rohmaterialien und die Qualifikation der Zulieferer wird von der
    CNDA stärker überprüft: viele Apotheken wurden bestraft, weil sie Medikamente nicht
    zertifizierter Hersteller eingekauft hatten, insbesondere bei Produkten für TCM (traditionelle
    chinesische Medizin). Bis vor wenigen Jahren noch die „Grauzone“ der Überwachung, erfasst
    die staatliche Aufsicht nun auch TCM-Hersteller: von 57 im Jahr 2017 inspizierten Pharma-
    Unternehmen waren es 38. 21 von ihnen verloren ihre GMP Lizenz, acht wurden schriftlich
    verwarnt, und nur sieben bestanden die Inspektion. Hauptmängel waren die unerlaubte
    Veränderung der Zusammensetzung, unzulässige Verfahrensänderungen und Fälschung der
    Daten zu Qualitätskontrollen und Eingangs- und Ausgangsdokumenten. Beispielsweise hatte
    Jilin Xinhui Pharmaceuticals, ein sehr bekannter TCM-Hersteller, in insgesamt 437 Chargen
    nur 18 % der Soll-Mengen des Rohmaterials verwendet, obwohl laut eigener Unterlagen zur
    Qualitätskontrolle alle Anforderungen erfüllt waren, und Hubei Kangyuan, ein weiterer sehr
    bekannter TCM-Hersteller, hatte drei unterschiedliche Dokumente für die Produktion
    vorgelegt, um bei der Inspektion entsprechend der identifizierten Mengen das „richtige“
    Dokument zur Hand zu haben,

    Links: http://www.gov.cn/fuwu/2018-06/25/content_5300987.html (Bericht mittlerweile
    gelöscht), http://news.pharmnet.com.cn/news/2018/06/11/499561.html

    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: die verschärften Kontrollen der CNDA
    eröffnen deutschen Herstellern von qualitativ hochwertiger Phytomedizin und verwandten
    OTC-Produkten oder deren Bestandteilen einen besseren Zugang zum chinesischen Markt.
    Dabei ist eine gute Marktstrategie ebenso wichtig wie die Auswahl eines qualitätsbewußten
    Vertriebspartners

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    Juli 2018

    4. Richtlinie zur Anerkennung klinischer Studien aus dem Ausland

    Die CNDA veröffentlichte am 6. Juli neue „Richtlinien zur Anerkennung klinischer Studien aus
    dem Ausland“, am 10. Juli dazu noch eine Interpretation. Demnach muss nachgewiesen
    werden, dass die Daten auch repräsentativ für die chinesische Bevölkerung sind. Die
    vorgelegten Daten im common technical document (CTD) müssen zusätzlich zum Original
    auch in chinesischer Sprache eingereicht werden. Ausländische Daten zur Äquivalenz von
    Generika können nun auch für die Zulassung in China verwendet werden.

    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: Bisher war die Anerkennung ausländischer
    Studien problematisch und intransparent. Mit der neuen Richtlinie wird eine genaue
    technische Anleitung vorgelegt, ein wichtiger Schritt für beschleunigte Zulassungsverfahren
    ausländischer Produkte.

    Link: http://cnda.cfda.gov.cn/WS04/CL2050/325800.html

    5. Drug consistency: die Evaluierung der Äquivalenz von Generika wird strenger

    Der Staatsrat veröffentlichte am 3. April eine „Stellungnahme zur Reform und Verbesserung
    der Bereitstellung und Verwendung von Generika“, welche sehr detailliert 15 neue
    Maßnahmen vorstellt. Ein zentrales Thema dabei ist die drug consistency evaluation, die
    eine zuverlässigere Äquivalenz eines Generikums zur Ausgangssubstanz gewährleisten will.
    Unternehmen werden dabei finanziell unterstützt: für entsprechende Untersuchungen gibt
    es eine Prämie (bis zu 6 Mio CN¥), und nach Zertifizierung einen Steuernachlass von 15%.
    Die Entwicklung bestimmter Generika soll besonders gefördert werden, dazu wird eine
    Auswahlliste angekündigt. Ferner sind in Ausschreibungsverfahren Generika und innovative
    Medikamente nicht mehr getrennt aufzulisten; die Wettbewerbsfähigkeit von Generika wird
    dadurch deutlich erhöht.
    Bereits 2016 hatte der Staatsrat ein neues „drug consistency evaluation system“ eingeführt:
    haben bereits mehr als drei Firmen die Zulassung für ein Generikum erhalten, dürfen sich
    weitere Hersteller ohne Zertifikat nicht mehr an Ausschreibungsverfahren beteiligen. Im
    Wettbewerb über Qualität, F&E und Kapitalkraft werden damit meist kleinere Firmen, die
    Qualitätsanforderungen nicht erfüllen und wenig in Forschung und Entwicklung investieren
    können, aus dem Markt gedrängt.

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    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: die Konkurrenz bei Generika wird
    weiter zunehmen. Dem Äquivalenz-Nachweis zur Ausgangssubstanz kommt dabei eine
    immer stärkere Bedeutung zu.

    Link: http://www.gov.cn/zhengce/content/2018-04/03/content_5279546.htm

    6. Das CDE gibt der chinesische Generika-Industrie Hinweise über Marktlücken

    Das Center of Drug Evaluation (CDE) 药品审评中心 der CFDA veröffentlichte am 29. Januar
    eine Liste von 9 ausländischen Medikamenten mit auslaufendem Patentschutz, für die
    chinesische Generika gesucht werden. Dabei handelt es sich um:

           Produkt             Urspru    Erst-        Patentschutz   Verfalls-    Unter-       Indikation
                               ngsland   Zulassung    in China?      datum        nehmen
       1 Ingenol Mebutate      USA       23.01.2012   nein           -            Leo          aktinische
                                                                                               Keratose
       2 Eliglustat Tartrate   USA       19.08.2014   nein           -            Genzyme      Morbus
                                                                                               Gaucher
       3 Laninamivir           JP        10.09.2010   CN1127494C     22.07.2017   Daiichi      Grippe
           Octanoate Hydrate                                                      Sankyo
       4   Amifampridine       EU        23.12.2009   nein           -            BioMarin     Lambert-
           Phosphate                                                                           Eaton-Rooke-
                                                                                               Syndrom

       5 Oritavancin           USA       06.08.2014   CN1071334C     27.01.2015   The          bakterielle
           Diphosphate                                                            Medicines    Hautinfektion
                                                                                  Company      en (SSSIs)

       6 Lomitapide            USA       21.12.2012   CN1108301C     30.03.2005   Aegerion     familiäre
           Mesylate                                                                            Hypercholeste
                                                                                               rinämie

       7 Tetrabenazine         USA       15.08.2008   nein           -            Valeant      Chorea
                                                                                               Huntington
       8 Glycerol              USA       01.02.2013   nein           -            Hyperion     Erkrankungen
           phenylbutyrate                                                         Therapeuti   des Harnstoff
                                                                                  cs           zyklus
       9 Uridine Triacetate    USA       04.09.2015   nein           -            Wellstat     erbliche
                                                                                               Orotsäure-
                                                                                               Acidurie

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    Das CDE führte hier eine Art Markt-Recherche für die chinesische Generika-Industrie durch.
    Interessant ist dabei, dass es in sechs der neun Fälle bisher keine Generika gibt, obwohl für
    den Wirkstoff keine Patente in China angemeldet wurden. In China sind zwar 95% aller
    Arzneimittel Generika, aber selbst dafür sind die erforderlichen F&E Aufwendungen für die
    meisten chinesischen Pharma-Unternehmen zu hoch, und die Zulassungsverfahren der CNDA
    bisher zu mühsam und intransparent.

    Link: http://www.cde.org.cn/news.do?method=viewInfoCommon&id=314310

    7. Das Center for Drug Evaluation CDE veröffentlicht den Jahresbericht 2017 über
    Arzneimittelzulassungen

    Am 23. März veröffentlichte das CDE ihren Jahresbericht 2017 zur Arzneimittelzulassung. Als
    historischer Fortschritt wird darin die Aufnahme der CFDA als Vollmitglied des International
    Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use
    (ICH) gewertet. 2017 erhielten insgesamt 394 Arzneimittel die Marktfreigabe. 278
    stammten aus chinesischen, 116 von ausländischen Unternehmen. 369 oder 94% waren
    chemische Arzneimittel, 23 oder 6% Biologika. Die Mehrzahl aller Präparate (238 Produkte)
    waren Generika. 53 Präparate oder 13,5% erhielten die Zulassung über die sogenannte
    Priorität-Route (diese wird im September-Newsletter ausführlich dargestellt).

    Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: Die Aufnahme Chinas als Vollmitglied
    des ICH beschleunigt die Harmonisierung der chinesischen Normen und Standards mit
    internationalen Normen und erhöht die Transparenz der Zulassungsverfahren - ein Fortschritt
    auch für deutsche Unternehmen, die Medikamente in China zulassen möchten.

    Link: http://www.cde.org.cn/news.do?method=viewInfoCommon&id=314402

    8. Hintergrundinformationen zur CFDA-Reform

    Entwicklungen vor 2015.

    2007 wurde der ehemaligen Direktor Xiaoyu ZHENG der SDA, der späteren CFDA, wegen
    Korruption hingerichtet. ZHENG war berühmt für seine „Schnelligkeit“und verantwortete
    zwischen 2004 und 2006 jährlich mehr als 10.000 neue Zulassungen; 2005 wurden
    beispielweise allein über 1.100 „innovative Arzneimittel“ zugelassen. Ab 2007 mussten
    deshalb die insgesamt etwa 160.000 Zulassungen, Erlaubnisse und Zertifikate, die unter

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    ZHENG erteilt worden waren, noch einmal vollständig überprüft werden. Seither ist die CFDA
    wesentlich vorsichtiger geworden. 2008 genehmigte sie von 25.000 Anträge (Zulassung,
    klinische Studien usw.) nur 9.200 (40%). Etwa 8.000 Anträge wurden von Unternehmen
    freiwillig wegen "unvollständiger Daten" zurückgezogen,
    http://www.phirda.com/about_15297.html. 2009-2013 wurden insgesamt nur 2.663
    Zulassungen erteilt und es kam zu erheblichen Staus im Zulassungsverfahren. Seit Juli 2015
    führt die CDE deshalb ein „konzentriertes Prüfverfahren“ durch, um die mehr als 22.000
    liegengebliebenen Zulassungsanträge bis 2018 abzuarbeiten. Das scheint erfolgreich zu sein,
    denn im Januar 2017 waren nur noch 8.863 Anträge unbearbeitet.

    CFDA-Reform.

    Am 18.08.2015 veröffentlichte der Staatsrat die „Anleitung zur CFDA-Reform“, auch als
    „Dokument Nr. 44“ bekannt (44. Dokument im Jahr 2015). In den folgenden 16 Monaten
    erließ die CFDA mehr als 200 Richtlinien und technische Anleitungen. Insbesondere wurden
    unangekündigte Inspektion zum Standard. In einer Übergangsphase durften Unternehmen
    Daten aus klinischen Studien innerhalb eines Monats freiwillig zurückziehen. Wenn dies bis
    September 2015 nicht geschah und danach bei CFDA-Prüfungen Fälschungen oder Nicht-
    Einhaltung von Richtlinien festgestellt wurden, durfte das betrofffene Unternehmen drei
    Jahre lang keine Zulassung mehr beantragen, und die Lizenz des verantwortlichen Zentrums
    für klinische Studie erlosch (http://www.cssdsyy.com/lcyj/syjg/zcfg/1201.html). Diese
    Maßnahme erwies sich als sehr effektiv: 80% der Daten wurden von den Firmen rechtzeitig
    zurückgezogen, 11 Unternehmen und klinische Zentren warteten zu lange und verloren ihre
    Lizenzen. Die häufigsten Vergehen waren Fälschungen bei der Bio-Äquivalenzprüfung und
    bei der klinischen Wirksamkeit. Vor 2015 gab es noch keine standardisierte
    Referenzverfahren für die Bio-Äquivalenz-Prüfung von Generika, deswegen verglich man die
    Präparate der Firmen untereinander. 2015 wurden aub diese Weise beispielsweise allein 688
    Zulassungen für Aspirin erteilt. Die Qualität und Wirksamkeit dieser Präparate ist aber sehr
    unterschiedlich, denn das Hauptkriterium für die Zulassung war nicht die Äquivalenz der
    Wirkung, sondern die Ungefährlichkeit des Präparats. 2016 ordnete deshalb der Staatsrat
    an, bis 2021 alle bereits zugelassenen Arzneimittel auf Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit
    zu überprüfen. Davon sind 120.000 bereit zugelassene Generika betroffen, sie werden streng
    überprüft (http://www.infzm.com/content/122606).

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    Zukünftige Entwicklungen.

    Ab August 2018 werden als Folge des „Dokument Nr. 44“ Zug um Zug über 10.000
    Zulassungen für die Herstellung bioäquivalenter Medikamente verschwinden.
    In dieser Veröffentlichung von 2015 wurde erstmals eine „Äquivalenz-Prüfung“ für im
    Handel befindliche Medikamente angekündigt und auch ein Zeitplan vorgegeben. Kernstück
    der Reform ist, daß für alle vor 2007 zugelassenen Generika bei nicht bestandener
    Äquivalenz-Prüfung die Zulassung nicht erneuert wird. 2016 veröffentlichte die CFDA eine
    „Interpretation des Dokument Nr. 44" und listete darin 289 Arten von Generika auf, deren
    Äquivalenz bis 2018 überprüft werden soll. Diese Liste wird auch als "289 Katalog"
    bezeichnet; sie betrifft 1.817 chinesische und 42 ausländische Pharma-Unternehmen und
    insgesamt 17.740 Zulassungserlaubnisse. Hersteller, die nicht rechtzeitig eine Äquivalenz-
    Prüfung durchgeführt und bestanden haben, dürfen dann nicht mehr an Ausschreibungen
    teilnehmen, wenn bereits mehr als drei Firmen die Äquivalenz-Prüfung für ein Medikament
    bestanden haben. Ein Beispiel sind Sulfamethoxazol-Tabletten (Antiinfektivum): derzeit
    haben 920 Firmen eine Markt-Zulassung und Herstellerlaubnis. Diese 920 Firmen müssen
    per Äquivalenz-Prüfung nun um die ersten 3 Plätze konkurrieren. Der Generikamarkt wird
    dadurch profiliert und konzentriert.
    http://news.pharmnet.com.cn/news/2018/01/02/487789.html

    9. Aktuelle Veröffentlichungen der CNDA

       Datum der          Titel                          Art und Typ           URL für das chinesische
       Veröffentlichung                                                        Original
       28.06.2018         15. Liste von                  Bekanntmachung        http://cnda.cfda.gov.cn/
                          Referenzprodukten für                                WS04/CL2050/229609.h
                          Generika                                             tml
       31.05.2018         Liste von Produkten, die vom   Bekanntmachung        http://cnda.cfda.gov.cn/
                          Bioäquivalenz-Test befreit                           WS04/CL2050/228233.h
                          oder vereinfacht geprüft                             tml
                          werden können
       13.04.2018         14. Liste zugelassener         Bekanntmachung        http://cnda.cfda.gov.cn/
                          Generika                                             WS04/CL2050/227872.h
                                                                               tml
       07.04.2018         CDE: 100 FAQs zum              offizielle Referenz   http://www.cde.org.cn/
                          Bioäquivalenz-Test                                   news.do?method=viewI
                                                                               nfoCommon&id=314414
       14.02.2018         Kennzeichen von bestandener    Bekanntmachung        http://www.cde.org.cn/
                          Konsistenzprüfung bei                                news.do?method=viewI
                          Generika                                             nfoCommon&id=314367

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PharmaUpdate China
    Juli 2018

       13.02.2018       13. Liste zugelassener      Bekanntmachung        http://samr.cfda.gov.cn/
                        Generika                                          WS01/CL1751/224948.h
                                                                          tml
       09.02.2018       12. Liste zugelassener      Bekanntmachung        http://samr.cfda.gov.cn/
                        Generika                                          WS01/CL1751/224668.h
                                                                          tml
       29.01.2018       Liste wünschenswerter       offizielle Referenz   http://www.cde.org.cn/
                        Generika für ausländische                         news.do?method=viewI
                        Medikamente, deren                                nfoCommon&id=314310
                        Patentschutz ausläuft

    Neuigkeiten aus der chinesischen Pharma-Industrie

    1. F&E Ranking chinesischer Pharma-Unternehmen

    Dingxiangyuan Insight, ein führender digitaler Dienstleister für die chinesische
    Gesundheitsindustrie, veröffentlichte am 12. Juli einen Analysebericht zum F&E-Ranking von
    Chinas Pharmaindustrie. Insgesamt wurden 17.314 registrierte pharmazeutischen Firmen
    einschließlich ihrer Niederlassungen und Joint Ventures mit ausländischen Firmen in die
    Bewertung einbezogen und dazu Daten aus den letzten drei Jahren ausgewertet. Das
    Ranking unterscheidet fünf Kategorien: (1) A-Aktien-Unternehmen, (2) Hong Kong Aktien-
    Unternehmen, (3) Unternehmen ausländischer Investoren, (4) sog. NEEQ-Unternehmen
    (NEEQ = National equities exchange and quotations), die weder an der Börse von Schanghai
    noch Hong Kong gelistet sind, und (5) sonstige Firmen. Nach dieser Analyse sind Chinas Top
    5 Unternehmen hinsichtlich ihrer F&E Kompetenz:
    Top in Kategorie (1): Jiangsu Hengrui Medicine 江苏恒瑞医药:
    http://www.hrs.com.cn/index.html, SH:600276
    Top in Kategorie (2): Sino Biopharmaceutical Ltd. 中国生物制药有限公司:
    http://www.sinobiopharm.com/cn/index.html, HK:01177
    Top in Kategorie (3): Novartis https://www.novartis.com.cn, NYSE:NVS
    Top in Kategorie (4): Jiangxi Shimei Pharmaceutical Co. Ltd. 江西施美药业股份有限公司:
    NEEQ: OC:836706
    Top in Kategorie (5): Sino Pharmaceutical Cooperation (SinoPharm), 国药集团
    http://www.sinopharm.com, SH:600056
    Auf dem chinesischen A-Aktien Markt sind 342 Pharma-Unternehmen registriert, an der
    Börse von Hong Kong 74 Unternehmen. Interessant ist ein Vergleich der Medikamente, die
    in der klinischen Entwicklung sind: bei Jiangsu Hengrui Medicine sind es 111, darunter 19 für

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PharmaUpdate China
     Juli 2018

     die Tumortherapie. Der chinesische Marktführer für Biologics, Sino Biopharmaceutical Ltd.,
     hat 154 Produkte in der Pipeline. Bei Novartis sind es 32, 63 % davon niedermolekulare
     Pharmazeutika und 8 % Biologicals. Shimei, eine mittelständische Firma der NEEQ, hat
     derzeit 39 Produkte in der Entwicklung. Beim staatlichen Großkonzern SinoPharm sind es
     120.
     Link: https://xueqiu.com/9473342709/110400282

     2. Rückruf von Tollwut-Vakzinen

     Bei einer unangekündigten Inspektion der Changchun Changsheng Vaccine Co. Ltd 长春长生
     生物科技有限责任公司 (CS-Vaccine, SH:002680) am 15. Juli stellte die CNDA gravierende
     Verstöße gegen GMP-Richtlinien bei der Herstellung von Tollwut-Vakzinen fest. Die
     einschlägigen GMP-Zertifikate des Unternehmens wurden annuliert, die Produkte aus dem
     Verkehr gezogen und über die CNDA-Provinzstelle Jilin Ermittlungen eingeleitet. Bereits im
     November 2017 war das Unternehmen aufgefallen: nach einer unangekündigten Inspektion
     musste CS-Vaccine über 250.000 Präparate zurückrufen, und die CFDA veröffentlichte eine
     Abmahnung.
     CS-Vaccine ist Chinas Marktführer für Tollwut-Vakzine (Marktanteil 25 %) und produziert
     jährlich 21 Millionen Präparate. Außer dem Tollwut-Vakzin produziert CS-Vaccine und seine
     Tochterfirmen fast 50% der in China verwendeten Klasse I-Impfstoffe, z.B. gegen
     Keuchhusten und Diphtherie. Im vorliegenden Fall wurde die CNDA offenbar von einem
     Mitarbeiter des Unternehmens über ein stark erhöhtes Risiko bei Injektionen informiert, das
     auf Fehler bei der Gefriertrocknung zurückzuführen war; die QM-Daten dazu waren
     anscheinend gefälscht worden.

     Relevanz für deutsche Exporteure und Hersteller: In China werden Klasse I und II Impfstoffe
     unterschieden. Klasse I Vakzinierungen sind obligatorisch, ohne vollständiges Impfdokument
     werden Kinder nicht in die Schule aufgenommen. Klasse I-Impfstoffe werden mittlerweile
     ausschließlich in China produziert und kostenlos zur Impfung abgegeben, sodass
     ausländische Firmen selbst bei hoher Qualität hier keine Chance haben. Klasse II
     Vakzinierungen sind dagegen freiwillig und potentielle Märkte für deutsche Unternehmen.
     Dazu gehören HPV-, HIB- und Tollwut-Impfungen. Aufgrund mehrerer Skandale seit 2009 ist
     das Vertrauen in einheimische Impfstoffe gering, und importierten Produkten wird eine
     deutlich strengere Qualitätskontrolle zugeschrieben.
     Links: http://www.nbd.com.cn/articles/2018-07-15/1235177.html;
     https://mp.weixin.qq.com/s/PNimhBwBh-jlR8zh4Iaqkw

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PharmaUpdate China
     Juli 2018

     Alle Informationen im vorliegenden Newsletter wurden mit größtmöglicher Sorgfalt recherchiert.
     Wir bemühen uns, Ihnen diese Informationen möglichst aktuell, inhaltlich richtig und vollständig
     anzubieten. Dennoch ist das Auftreten von Fehlern nicht vollkommen auszuschließen. Soweit dies
     gesetzlich zulässig ist, können wir daher keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit
     übernehmen, es sei denn, die Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit beruht auf vorsätzlichem oder
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     pharma@health-made-in-germany.com
     030.20 00 99 – 0

     Weiterführende Informationen zum umfassenden Unterstützungsangebot finden Sie auf
     www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de

11        Die in diesem Newsletter enthaltenen Informationen wurden durch Bio4Business recherchiert
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