Philosophisch-historische Fakultät der Universität Bern Kommentiertes Veranstaltungsverzeichnis für Freie Leistungen Frühjahrssemester 2018 ...
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Philosophisch-historische Fakultät der Universität Bern Kommentiertes Veranstaltungsverzeichnis für Freie Leistungen Frühjahrssemester 2018 Inklusive:
Dieses Verzeichnis ist ein Auszug aus dem elektronischen Veranstaltungsverzeichnis der Universität Bern (Stand 19. Januar 2018). Die Institute empfehlen die aufgeführten Kurse auch fachfremden Bachelorstudierenden zur Anrechnung als Freie Leistung. Die mit gekennzeichneten Kurse sind Lehrveranstaltungen, die sich (auch) mit Fragen zu Gender und Gleichstellung beschäftigen. Für Interessierte lohnt sich ein Besuch auf der Seite des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung IZFG. Dort gibt es noch weitere Kurse zum Thema (z.T. für MA-Studierende, z.T. nicht als Freie Leistung anrechenbar etc.): http://www.izfg.unibe.ch/graduate_school/lehrveranstaltungen/index_ger.html Inhaltsverzeichnis: Departement für Geschichte und Archäologie 2 Historisches Institut 2 Departement für Kunst- und Kulturwissenschaften 14 Institut für Sozialanthropologie 14 Institut für Kunstgeschichte 15 Institut für Philosophie 16 Institut für Theaterwissenschaft 17 Departement für Sprach- und Literaturwissenschaften 22 Institut für Englische Sprachen und Literaturen 22 Institut für Germanistik 22 Institut für Klassische Philologie 23 Institut für Slavische Sprachen und Literaturen 24 Institut für Sprachwissenschaft 25 Fächerübergreifende Einheiten 28 Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) 28 Die aktuellsten Daten sind dem elektronischen Verzeichnis (KSL) zu entnehmen: https://www.ksl-vv.unibe.ch/KSL/veranstaltungen 1
Departement für Geschichte und Archäologie Historisches Institut Kindheit und Familie in der römischen Antike Übung| 440328 | Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Thomas Späth Dienstag 16:15 – 18:00 wöchentlich; Unitobler F012 Beschreibung: Liebten Eltern ihre Kinder im antiken Rom? Konnten sie sich eine emotionale Bindung in einer Epoche massiver Kindersterblichkeit überhaupt erlauben? Gab es einen spezifischen Kindheitsbegriff in der römischen Kultur? Mit diesen historisch- anthropologischen Fragen wird sich das Seminar auseinandersetzen. Wir werden die Bedeutung und den Status von Kindern in der Familie in der römischen Kultur der späten Republik und frühen Kaiserzeit untersuchen und zugleich den (modernen) Begriff der "Familie" differenzieren, denn in Rom muss die domus als soziale Einheit betrachtet werden, das "Haus", das zugleich mehr Personen und Objekte umfasst als unser moderner Begriff und doch nicht alles einschliesst, was wir unter Familie verstehen. Das Seminar setzt sich zum Ziel, die römischen Begriffe und Praktiken von Kindheit und Erziehung, von emotionalem Engagement und Leben sowohl innerhalb der domus und wie auch in ihren Beziehungen zu einem gesellschaftlichen "Aussen" zu erkennen. Learning outcomes: Die Studierenden kennen die historisch-anthropologischen Fragestellungen zu Kindheit und Familie und verfügen über die Kompetenzen, die entsprechenden methodologischen Ansätze in der Analyse antiker Quellenmaterialien umzusetzen. Sie wissen, die historisch-kulturellen Differenzen zu erkennen und damit auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten moderner Konzepte in Frage zu stellen. Allgemeine Quellenkunde und Paläographie Hilfswissenschaftliche Übung | 440406| Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Regula Schmid Donnerstag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F004 Beschreibung: Die schriftliche Überlieferung bildet die Grundlage für die Erforschung des Mittelalters. Zwar sind auch andere Überlieferungstypen, etwa Bilder oder archäologische Funde und Befunde, von Bedeutung. Die methodischen Grundlagen der historischen Wissenschaft – der Begriff der Quelle, Quellenbeschreibung und -kritik sowie die Schritte der Interpretation – wurden aber seit deren Anfängen an der schriftlichen Überlieferung entwickelt. Neben der Einführung in die allgemeine Quellenkunde stellt die HW-Übung anhand von Schriftbeispielen, theoretischer Literatur und Transkriptionsübungen den praktischen Umgang mit Schriftquellen und damit das "Werkzeug" der Historikerinnen und Historiker in den Mittelpunkt. Learning outcomes: Die Studierenden kennen die wichtigsten Quellentypen des Mittelalters und können die Vor- und Nachteile der gängigen Quellentypologien diskutieren. Sie sind imstande, handschriftliche Texte des 8. bis 16. Jahrhunderts nach vorgegebenen Regeln zu transkribieren. Sie können ein Kurzregest verfassen. Sie kennen zudem die Schritte der 2
mittelalterlichen Schriftentwicklung und können Schriften zeitlich einordnen und benennen. Archivkunde: Suchen, Finden und Bearbeiten von Archivbeständen des 15. bis 19. Jahrhunderts Hilfswissenschaftliche Übung | 440432 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Philipp Zwyssig Montag, 26.02. – 16.04.2018, 14:15 – 16:00 wöchentlich; Unitobler F013 Donnerstag und Freitag, 26.04. und 27.04.2018, 08:15 – 18:00; Staatsarchiv GR in Chur Beschreibung: Der Kurs besteht aus einem theoretischen Teil (7 Doppellektionen) in Bern und einem praktischen Teil im Staatsarchiv Graubünden in Chur (2 Tage à 3 Doppellektionen). Im ersten Teil werden die Studierenden mit dem Auftrag, dem Aufbau und der Organisation von Archiven, den gängigsten Findmitteln, den wichtigsten Quellengattungen sowie den für die Archivpraxis unabdingbaren Historischen Hilfswissenschaften (insbesondere der Paläografie und Chronologie) vertraut gemacht. Im zweiten Teil soll das in Bern erworbene Wissen mittels Archivübungen in der Praxis angewendet werden. Learning outcomes: Die Studierenden erproben die Planung und Durchführung selbständiger Archivrecherchen. Sie sind vertraut im Umgang mit handschriftlichen Quellen des 15. bis 19. Jahrhunderts und kennen die Eigenheiten des vormodernen Archivwesens. Sie können Archivquellen transkribieren, formal beschreiben und nach wissenschaftlichen Kriterien eine Quellenkritik durchführen. Theorien und Konzepte für HistorikerInnen Hilfswissenschaftliche Übung | 440434 | Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Joachim Eibach Mittwoch 08:15 – 10:00 wöchentlich; Unitobler F007 Beschreibung: Humboldt erkundete den Orinoko. Bach komponierte die Matthäus-Passion. Weber, Elias, Foucault, Bourdieu, Geertz, Luhmann und Butler konzipierten Kultur- und Gesellschaftstheorien! Die Veranstaltung richtet sich an wache, neugierige, fortgeschrittene und intellektuell ambitionierte Studierende. Einleitend werden grundlegende Texte zu Sinn und Zweck der Kulturwissenschaften im Allgemeinen und der Geschichtswissenschaft im Besonderen diskutiert. Zentrales Forum der Veranstaltung ist sodann die gemeinsame Lektüre und Diskussion einschlägig relevanter theoretischer Entwürfe der genannten Autoren für die Analyse von Gesellschaft und Geschichte. Es für einige Sitzungen mit komplexen und längeren Texten zu rechnen! Dabei werden u.a. auch diejenigen Texte besprochen, die auf der Literaturliste des Dozenten für Masterstudierende stehen. Von den Teilnehmenden wird – neben der regelmässigen Lektüre der Texte – die Leitung einer Sitzung im Team erwartet. Einführende Lektüre: Joachim Eibach / Günther Lottes (Hg.), Kompass der Geschichtswissenschaft, 2. Aufl. 2006. Learning outcomes: AbsolventInnen der Veranstaltung erhalten grundlegende Kenntnisse über die relevanten theoretischen Entwürfe in den Sozial- und Kulturwissenschaften. 3
Geschichte als Literatur? Sinnstiftung, Ästhetik und Faktizität historischen Erzählens Übung und Hilfwissenschaftliche Übung | 440571 | Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Christof Dejung Dienstag 14:15 – 16:00 wöchentlich; Unitobler F-106 Beschreibung: Was machen Historiker und Historikerinnen eigentlich, wenn sie Geschichte schreiben? Inwiefern unterscheidet sich historisches Erzählen vom Verfassen eines Romans, und inwiefern sind auch historische Texte durch narrative Strukturen geprägt? Kann kontrafaktische Geschichte zu einem besseren Verständnis für soziale Strukturen führen? Welche gesellschaftliche Funktion erfüllen geschichtswissenschaftliche Texte im Gegensatz zu historischen Romanen, Zeitungsreportagen oder Dokumentarfilmen und warum benutzen Historikerinnen und Historiker so gerne Fussnoten? Im Kolloquium sollen diese Fragen anhand von klassischen Texten zur Historiographie von Autoren wie Marc Bloch, Jörn Rüsen, Hayden White oder Reinhart Koselleck thematisiert werden. Weiter soll an konkreten Fallbeispielen untersucht werden, wie historische Ereignisse in Filmen oder literarischen Texten dargestellt werden und welche rhetorischen Stilmittel – bewusst oder unbewusst – in geschichtswissenschaftlichen Texten Verwendung finden. Learning outcomes: Die Studierenden lernen verschiedene theoretische Positionen zum Verhältnis von historischer Realität und der Praxis der Geschichtsschreibung kennen und können kritisch reflektieren, was diese Überlegungen für die gesellschaftliche Funktion der Geschichtswissenschaft bedeuten. Weiter lernen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ihre Ideen in Präsentationen ihren Mitstudierenden näher zu bringen und sich mündlich und schriftlich klar auszudrücken und stringent zu argumentieren. Oral History Projekt der Migration: Kulturschaffende und Bildungseliten im Schatten des Bruchs Übung und Hilfswissenschaftliche Übung | 440572 | Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Kristina Schulz Freitag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F-111 Beschreibung: Oral History – mündlich erfragte Geschichte – hat sich als eine wichtige Methode der Zeitgeschichte etabliert. Sie ermöglicht es, subjektive, schriftlich nicht fixierte Zeugnisse der Vergangenheit hervorzubringen und zu untersuchen. Sie versucht, Prozesse historischen Erinnerns anzustossen, zu dokumentieren und zu analysieren und dabei Erfahrungen von Personen ins Zentrum zu rücken, die nicht im öffentlichen Rampenlicht standen. Oral History ist damit eine Methode, die Alltagserfahrungen einfangen und Sachverhalte erhellen kann, die anderweitig nicht oder schlecht dokumentiert sind. Migrantische Erfahrungen in ihren vielfältigen Facetten zählen zu solchen wenig dokumentierten Bereichen. Welche Faktoren haben individuelle Migrationsentscheidungen beeinflusst? Wie gestaltete sich der Übergang in ein anderes gesellschaftliches Umfeld? Vor welche Herausforderungen sehen sich Frauen und Männer on the move gestellt? Wie lassen sich ihre Wege in die und Erfahrungen mit der Schweiz mittels Oral History erforschen? Solche und andere Fragen stehen im Zentrum der Übung, bei der es um die Anwendung der Oral-History Methode geht. Im Zentrum stehen die Migrationserfahrungen von Kunst- und Kulturschaffende sowie Angehörige emigrierter Bildungseliten in die Schweiz bzw. in Bern. Das Interview als Mittel der Recherche wird in seinen theoretisch-methodischen Prinzipien erarbeitet, bevor der praktische Umgang damit anhand der o.g. Forschungsfragen geübt 4
werden soll. Die Lehrveranstaltung soll in die Präsentation von in Kleingruppen erarbeiteten, interviewbasierten Porträts münden. Die Lehrveranstaltung schliesst an die Übung „Oral History in der Migrationsgeschichte: Theoretischer Ansatz, Fragen, Forschungen“ (HS 2017) an. Die Teilnahme an der vorgängigen Veranstaltung ist erwünscht, aber nicht verpflichtend. Learning outcomes: Studierende: - erhalten eine Einführung in die theoretischen Grundlagen der Oral History - erarbeiten eigenständig zentrale Forschungsfragen zum Thema - lernen zentrale praktische Fragen und Probleme der Oral History Forschung kennen - erstellen einen Interviewleitfaden - führen ein Oral-History-Interview durch, inkl. Vor- und Nachbereitung sowie Auswertung - Schreiben ein Porträt, in dem wichtige Facetten von Migration exemplarisch dargestellt werden Stimmen der russischen Zivilgesellschaft: Dissenz, Protest und Aufklärung im heutigen Russland Übung | 440668 | Deutsch | 5 ECTS PD Dr. Carmen Scheide Dienstag 14:15 – 16:00; Unitobler F-123 Beschreibung: Im Gegensatz zu westlichen Demokratien ist die Zivilgesellschaft in Russland schwach ausgebildet. Dafür lassen sich zwei Gründe anführen: Strukturen für ein bürgerschaftliches Engagement mussten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 langsam aufgebaut werden und sich entwickeln. Unter dem „System Putin“, seit dem Jahr 2000, wurden die Räume für zivilgesellschaftliches Engagement massiv rechtlich eingeschränkt. Organisationen wie Memorial müssen sich heute als „ausländische Agenten“ registrieren lassen. Zivilgesellschaft umfasst allgemein nichtstaatliche Akteure. Nach einer Einführung in das Konzept der Zivilgesellschaft und einem Rückblick auf Partizipationsmöglichkeiten in der Sowjetzeit soll sich in der Übung mit einem breiten Spektrum politischer Organisationen wie Memorial, Umweltschützer, Wohlfahrtseinrichtungen und Gruppierungen im nationalistischen Milieu auseinandergesetzt werden. Es wird einen Blocktermin geben, zu dem ein Experte eingeladen wird. Einführende Literatur: Franke, Marcus: Russlands Zivilgesellschaft von Stalin zu Putin. Berlin 2014. Uhlin, Anders: Post-Soviet civil society democratization in Russia and the Baltic States. 2006. Chebankova, Elena: Civil society in Putin's Russia. London 2013. Learning outcomes: Quellen- und Textlektüre zum Konzept der Zivilgesellschaft, der Situation in Russland und heute und Traditionen von Partizipationsmöglichkeiten in der Sowjetunion 5
Einführung in die Historische Klimatologie Übung und Hilfswissenschaftliche Übung| 440720 | Englisch | 5 ECTS Prof. Dr. Christian Rohr Mittwoch 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F005 Beschreibung: Course taught in English; Introduction into Historical Climatology. Auch für den Masterstudiengang „Climate Studies“ am Oeschger Center anrechenbar. Learning outcomes: Die Übung hat den Zweck, am Beispiel des Lehrveranstaltungsthemas im Proseminar erworbene Kenntnisse anzuwenden und zu erweitern. Dabei geht es vor allem um die Festigung der methodischen und handwerklichen Fähigkeiten unter Berücksichtigung der Vielfalt der Methoden bei der kritischen historischen Analyse. Insbesondere soll eigenständig zu Detailfragen kritisch recherchiert werden. Ein zweiter Fokus liegt auf der Vermittlung Historischer Hilfswissenschaften. Petri Heil? Fische und Fischerei vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert Übung | 440722 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Melanie Salvisberg Dienstag 14:15 – 16:00 wöchentlich; Unitobler F012 Beschreibung: Die Bedeutung der Fischerei hat sich seit dem Mittelalter stark verändert: Während früher hauptsächlich zur Nahrungsbeschaffung gefischt wurde, steht heute bei der Mehrheit der Fischer der Freizeitaspekt im Vordergrund. Die Zahl der Berufsfischer – die mittlerweile mit modernen Fangmethoden arbeiten – nimmt stetig ab. Auch der Zustand der Fischbestände durchlebte im Laufe der Zeit einen Wandel. Besonders in den letzten zwei Jahrhunderten veränderten die Menschen den Lebensraum der Fische durch die baulichen Veränderungen an Bächen, Flüssen und Seen sowie durch die Einleitung von Schadstoffen massiv. Die Übung gibt eine Einführung in die Geschichte der Fische und der Fischerei, wobei der räumliche Fokus auf dem Gebiet der Schweiz liegt. Inhaltlich stehen insbesondere wichtige Themen der Umweltgeschichte wie der Hochwasserschutz, der Gewässerschutz, die Wasserkraftnutzung, der Klimawandel, der Naturschutz oder die Mensch-Tier-Beziehungen im Zentrum. Die Leitfragen der Übung lauten: Wie entwickelten sich die Fischbestände in der Schweiz? Wer fischte und mit welchen Motiven? Welchen Stellenwert hatte der Fisch in der Ernährung? Was wurde zum Schutz der Fische unternommen und wann wurde die Nachhaltigkeit zum Thema? Learning outcomes: Die Übung hat den Zweck, die im Proseminar erworbenen Kenntnisse anzuwenden und zu erweitern. Dabei sollen die methodischen und handwerklichen Fähigkeiten im Umgang mit historischen Quellen und mit der Literatur geübt und vertieft werden. Darüber hinaus vermittelt die Veranstaltung einen Einblick in die Themen und Methoden der Umweltgeschichte. 6
Die atlantischen Revolutionen, 1770-1830 Übung | 440773 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Stella Paresa Krepp Dienstag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F-112 Beschreibung: n den Jahren zwischen 1770 und 1830 fand im atlantischen Raum eine historische Zeitenwende statt. Eine Reihe an Revolutionen erschütterte Europa als auch die Amerikas. Neben den wohl bekannten Umwälzungen in Frankreich und den englischen Kolonien, liegt hier der Augenmerk vor allem auf der anderen Seite des Atlantiks bei den weniger bekannten, aber viel tiefgreifenderen, Revolutionen in Haiti (1791-1804) und den Unabhängigkeitskriegen in Spanisch-Amerika (1810 - 1826). Die besagten Revolutionen bildeten zudem den Ausgangspunkt für die Entwicklung von modernen Nationalstaaten in Europa und in Amerika, einschließlich des karibischen Raumes. Während traditionell die Differenzen der einzelnen Revolution im Vordergrund standen, soll es in der Übung darum gehen die atlantischen Revolutionen als Gesamtprozess zu verstehen, die eng miteinander verflochten sind und inwiefern er als Beginn der Moderne interpretiert werden kann. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, der Grossteil der Lektüre ist allerdings auf Englisch. Learning outcomes: Die kritische Auseinandersetzung mit wissenschaftlicher Literatur und Quellen Das Erlernen von methodischen und theoretischen Grundlagen Einführung in das wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben Das Ende des Kalten Krieges und die Neuordnung der Welt: Globale und internationale Politik nach 1989 Übung | 440776 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Alexa Stiller Mittwoch 14:15 – 16:00 wöchentlich; vonRoll 003 Beschreibung: Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 läutete das Ende des 42- jährigen Konfliktes zwischen den „Westmächten“ und dem „Ostblock“ ein. Mit der Auflösung der Sowjetunion zwei Jahre später blieb die USA als einzige „Supermacht“ übrig. Das „Ende der Geschichte“, d.h. des letzten Widerspruchs manifest im Antagonismus der Blöcke, prognostizierte Francis Fukuyama in der Form der weltweiten Durchsetzung des Liberalismus, der Demokratie und der freien Marktwirtschaft. In der Tat fand ab 1990 eine zunehmende „Globalisierung“ und Vereinheitlichung der Welt statt. Auf der anderen Seite wuchs aber die Anzahl der bewaffneten Konflikte, der Vertreibungen und der Massengewalt. Die soziale Ungleichheit verringerte sich zwar zwischen den Staaten, vergrösserte sich aber innerhalb der Gesellschaften der einzelnen Ländern. In dieser Übung werden wir im Kern die 1990er Jahre behandeln. Dabei geht es vor allem um die Fragen, wie sich nach dem Ende des Kalten Krieges die daran anschliessende, neue Weltordnung vorgestellt wurde, welche Akteure Veränderungen anstiessen und in welche Richtungen diese tatsächlich gingen. Konsequent werden wir dabei eine globalhistorische Perspektive einnehmen. Begriffe und dahinterstehende Konzepte von Globalisierung, Neoliberalismus, Transitional Justice und Humanitären Interventionen sollen behandelt werden. Das Thema bietet die Möglichkeit mit verschiedenen Herangehensweisen in der 7
Geschichtswissenschaft vertraut zu werden. Behandelt werden politik- und ideengeschichtliche Zugänge genauso wie sozial- und wirtschaftsgeschichtliche und geschlechterhistorische. Dabei werden insbesondere Theorie, Methoden und Quellen der internationalen Geschichte und der Globalgeschichte im Rahmen der Neuesten Zeitgeschichte (seit 1989) thematisiert. Learning outcomes: Die Studierenden werden grundlegende Fähigkeiten des wissenschaftlichen Arbeitens, historischer Methodik und des kritischen Lesens erwerben. Sie werden lernen verschiedene Ansätze und Analysen in ihrem jeweiligen historischen Kontext zu interpretieren und zu verstehen. Allmacht Roms? Lokalismus und translokale Verflechtung im frühneuzeitlichen Katholizismus Übung | 440831| Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Christian Windler Montag 14:15 – 16:00 wöchentlich; Unitobler F011 Beschreibung: Seit dem 16. Jahrhundert wurde die römische Kirche verstärkt durch Entwicklungen geprägt, die sie zu einem Prototyp für den Staat machten, der aus den Institutionenbildungsprozessen der Frühen Neuzeit heraus entstand: Dazu gehörte die Herausbildung des päpstlichen Anspruchs auf die Plenitudo Potestatis, die daraus abgeleiteten Bestrebungen, wichtige Entscheide an der Kurie zu zentralisieren und der Ausbau des Behördenwesens. Die Modernität des aus diesen Prozessen entstehenden Herrschaftstyps, der sich auf formalisierte und standardisierte Verfahren stützte und eine heilgeschichtlich begründete Weltverantwortung beanspruchte, haben Historiker wie Wolfgang Reinhard und Paolo Prodi seit den späten 1970er Jahren unterstrichen. Doch wie allmächtig war Rom tatsächlich? Die neuere Forschung betont die Vielfalt der lokalen Praktiken und die prägende Rolle subalterner Akteure innerhalb der katholischen Kirche der Frühen Neuzeit. Die Lehrveranstaltung bietet eine Einführung in diese Forschungen. Indem sie nach den Handlungsspielräumen und spezifischen kulturellen Praktiken unterschiedlicher local christianities in Europa und Asien fragt und diese in ihren translokalen und globalen Verflechtungen vorstellt, vermittelt sie zugleich auch Einblicke in eine Globalgeschichte der Frühen Neuzeit. Einführungslektüre: Reader, der auf Ilias hochgeladen wird. 8
Nobody’s land? Natur, Einwanderungsgesellschaft und Ureinwohner in Australien, Neuseeland und Kanada Übung | 440894 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Alexandra Vlachos Montag 14:15 – 16:00 wöchentlich; Unitobler F012 Beschreibung: Die Commonwealth-Nationen Australien, Neuseeland und Kanada galten nach Ihrer Entdeckung durch Europäer als „Terra nullius“: Niemandsland, leeres Land, bzw. Land, das niemandem gehört. Diese Definition erlaubte es der Kolonialmacht, ihre eigenen Gesetze (in diesem Fall das Gesetz Englands) anzuwenden und das Land zu besiedeln, als gäbe es keine rechtmässigen Vorbesitzer. Übergangen wurde die Tatsache, dass Ureinwohner seit Jahrtausenden die „neue Welt“ bewohnen. Nach rund zwei Jahrhunderten Unterdrückung und Vertreibung, beginnt in den 1970er Jahren die politische, gesellschaftliche und legale Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit und deren Konsequenzen für die Ureinwohner. Das Bewusstsein entsteht, dass die „neue Welt“ in Wahrheit uralt ist und dass das Niemandsland seit Jahrtausenden von Menschen bewohnt, verwaltet und bewirtschaftet wird. Angesichts der zunehmenden Umweltschutzprobleme und anhaltenden ökologischen Herausforderungen wächst zudem das Interesse der Einwanderungsgesellschaft am „traditionellen“ Wissen der Ureinwohner und deren innigen Beziehung zu ihrem angestammten Territorium, dessen natürlichen Ressourcen und fragilen Ökosystemen. Learning outcomes: Die Übung wendet am Beispiel des Lehrveranstaltungsthemas die im Proseminar erworbenen Kompetenzen an und erweitert diese. Geübt werden methodische und theoretische Ansätze ebenso wie die Recherche und das wissenschaftliche Schreiben und Präsentieren. Eine neue Welt. Amerika und die Spanische Monarchie 1492 – 1700 Übung | 441352 | Deutsch | 5 ECTS Dr. Enrique Johan Corredera Nilsson Mittwoch 14:15 – 16:00; Unitobler F006 Beschreibung: Die Ankunft Kolumbus‘ und seiner Besatzung am 12. Oktober 1492 auf einer karibischen Insel markierte den Anfang einer ‚neuen Welt‘ im weitesten Sinne des Ausdrucks. Durch die spanische Eroberung veränderte sich im 16. und 17. Jahrhundert nicht allein der amerikanische Kontinent grundlegend; auch die Gesellschaften Europas - insbesondere die iberischen - und Afrikas - vor allem die, die an der Westküste des Kontinents angesiedelt waren - erlebten eine radikale Transformation. Die Folgen dieser Eroberung waren sogar in Asien zu beobachten – dem Ort, den Kolumbus eigentlich erreichen wollte. Die europäischen Weltvorstellungen zum Beispiel mussten stark modifiziert und an die neue Realität angepasst werden. Ein breites Spektrum von Menschen, Gütern und Pflanzen überquerte den Atlantik in beide Richtungen, was allerhand Neuerungen - angefangen bei der Landschaftsgestaltung bis hin zu Essgewohnheiten - mit sich brachte. Ebenso mussten neuartige Administrations- und Herrschaftsstrukturen entwickelt werden, um ein transatlantisches Imperium zu ermöglichen und zu verwalten. Die Übung bietet eine Einführung in die Quellen, die die Geschichte der Gründung sowie der anfängliche Entwicklung dieser ‚neuen Welt‘ zu erfassen. Der Kurs setzt sich dabei zum Ziel, einen analytischen Blick auf die spanische Expansion nach Amerika im 16. und 17. Jahrhundert zu werfen, wobei unter anderem deren Effekte in Europa - hauptsächlich in 9
Spanien - Berücksichtigung finden. Der Kurs wird auf Deutsch unterrichtet, jedoch werden gute Englischkenntnisse vorausgesetzt -, vornehmlich zur Rezeption sowohl der Quellen als auch der aktuellen Forschung. Spanischkenntnisse sind begrüßenswert. Learning outcomes: Kritischer Umgang mit den Quellen, die die Gesellschaft und Geschichte Spanisch-Amerikas des 16. und 17. Jahrhunderts betreffen und zu erfassen helfen. Erdbeben und Tsunamis: Geschichte, Theorien und Wahrnehmung vom 16. bis zum 21. Jahrhundert Übung | 441495 | Deutsch | 5 ECTS Prof. Dr. Simona Giovanna Alba Boscani Leoni, Prof. Dr. Flavio Anselmetti Dienstag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F007 Beschreibung: Mit dem Kurs möchten wir Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen mit dem Thema Erdbeben, Tsunamis, ihre Erforschung und ihre Wahrnehmung in der Geschichte vertraut machen. Nach einer Einführung in die Wissenschaftsgeschichte (Simona Boscani Leoni) und in den Stand der aktuellen Erdbeben- und Tsunamiforschung (Flavio Anselmetti) werden wir drei andere Themen verfolgen: 1. Eine Analyse der wichtigsten Erdbebentheorien vom 18. Jahrhundert bis heute durch die Lektüre von unterschiedlichen Texten von Autoren wie z.B. John Woodward, Alexander von Humboldt, Charles Lyell und Charles Darwin; 2. Das Thema der Wahrnehmung von solchen Naturkatastrophen am Beispiel des berühmten Erdbebens von Lissabon (1755) und der Kontroverse zwischen Rousseau, Voltaire und anderen Gelehrten dieser Zeit; 3. Die Rolle historischer Quellen für die Erdbebenforschung. Zwei eingeladene Gäste (Friederike Braune vom BAFU und Donat Fäh vom SED) werden den Teilnehmenden die Entwicklung der Erdbebenvorsorge sowie der historischen Seismologie und Paläoseismologie vorstellen. Am Ende der Veranstaltung ist ein Ausflug in die Zentralschweiz vorgesehen: Ziel ist die Beobachtung "sur le terrain" der unterschiedlichen geologischen Aufschlüsse, deren Beschreibung wir in den Quellen verfolgen konnten. (Literatur vgl. KSL) Learning outcomes: 1. Die Entwicklung eines breiteren und multiperspektivischen Blickes, mit wissenschaftlichen Problemen umzugehen 2. Zusammenarbeit mit Studierenden aus unterschiedlichen Fakultäten; eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Wege zu finden 3. Lernen, wie historische Quellen auch für andere Disziplinen von Bedeutung sind 4. Lernen, wie die NaturwissenschaftlerInnen historische Quellen für heutige Probleme (Klimaforschung, Risikominimierung von Naturkatastrophen) anwenden können 10
Zwischen Strafen und Bessern: Die Gefängnisreform des 19. Jahrhunderts und ihre Umsetzung in der Schweiz Übung | 441909 | Deutsch | 5 ECTS Eva Keller Donnerstag, 22.02.2018, 16:15 - 18:00, Unitobler F-105 Donnerstag, 22.03.2018, 10:15 - 18:00, Unitobler F-105 Donnerstag, 26.04.2018, 10:15 - 18:00, Unitobler F-105 Freitag, 27.04.2018, 10:15 – 18:00, Unitobler F-112 Beschreibung: Die Frage, wie mit verurteilten Straftätern und -täterinnen umzugehen und wie deren «Besserung» oder Resozialisierung zu erreichen sei, befeuerte im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Reformen und Debatten. Nachdem sich zu Beginn des Jahrhunderts der Freiheitsentzug in weiten Teilen Europas und der USA als Strafnorm etabliert hatte, galt es nun die Zustände in den Gefängnissen und die Möglichkeiten einer Wiedereingliederung Entlassener in die Gesellschaft zu reformieren. Die entsprechenden Bestrebungen von staatlicher, privater und geistlicher Seite waren dabei stets auch davon getrieben, den Strafvollzug effizienter und ökonomischer zu gestalten. Ergebnis war eine tiefgehende Ambivalenz der Gefängnisreformen, die stets an der Schwelle zwischen Unterstützung und Repression, zwischen Fürsorge und Disziplinierung anzusiedeln waren. Im Rahmen der Übung soll die Geschichte dieser Gefängnisreform unter verschiedenen Perspektiven betrachtet und aufgearbeitet werden. Dabei geht es nicht nur darum, die Reformideen und ihre Implementierung – hauptsächlich in Schweizer Gebieten – aufzuzeigen, sondern es soll auch nach den Gründen und Dynamiken einzelner Entwicklungen gefragt werden. Entsprechend gilt es, sowohl Strukturen und deren Veränderungen als auch einzelne Akteure und Akteurinnen, inklusive die Sträflinge selbst, in den Blick zu nehmen. Die Übung wird als Blockveranstaltung geführt. Learning outcomes: Die Studierenden setzen sich mit einer längerfristigen Entwicklung der Strafvollzugsgeschichte auseinander und lernen die Schlüsselereignisse und -prozesse der Geschichte des Freiheitsstrafvollzugs kennen. Sie gewinnen Einblick in die Zusammenhänge zwischen transnationalen Debatten und lokalen Dynamiken sowie zwischen staatlichem, privatem und geistlichem Engagement im Strafvollzug. 11
BMZ-Ringvorlesung: Recycling – Kulturen der Wiederverwendung im Mittelalter Vorlesung | 440397 | Deutsch | 3 ECTS Prof. Dr. Birgitt Borkopp, Prof. Dr. Michael Stolz, Prof. Dr. Christian Hesse Donnerstag 17:15 – 19:00, wöchentlich Beschreibung: Die Wiederverwendung und Neunutzung wertvoller Materialien ist ein grundlegendes Prinzip mittelalterlicher Ökonomie: Metallgegenstände werden eingeschmolzen, das kostbare Pergament kann abgeschabt und neu beschrieben werden (Palimpsest), Leinenlumpen werden sorgfältig gesammelt und zu Papier verarbeitet, auch kleine Fragmente erhaltener Objekte werden in neuen Funktionen weiter verwendet. Ihre Untersuchung gewährt nicht selten aufschlussreiche Einblicke in kulturelle Praktiken und Wertsetzungen, deren Konsequenzen auch über lange Zeiträume (in der sogenannten longue durée) zu verfolgen sind. Insofern erscheint die Verwendung des modernen Begriffs Recycling (im Sinne von Wiederverwertung als Rückführung in einen Kreislauf) angemessen. Formen von Kontinuität und Tradition sind im Mittelalter von hoher Bedeutung: Ereignisse und Handlungen werden häufig von der Wiederholung überkommener Akte geprägt. Dabei spielt auch die Wiederverwendung von Objekten und von immateriellen Überlieferungen aus älterer Zeit eine wichtige Rolle; diese werden an neue Situationen angepasst und umgedeutet. So finden in der Architektur, aber auch in anderen Kunstgattungen Spolien – aus älteren Kulturen wie der Antike übernommene (auch "geraubte") Elemente – Eingang in neue Kontexte. Als Handelsgüter oder diplomatische Geschenke gelangen Gegenstände aus dem Orient nach Europa; auch sie erhalten andere als die ursprünglich intendierten Funktionen und werden entsprechend wahrgenommen. Transferprozesse, Adaptionen und Umdeutungen werden aber nicht nur für Objekte wirksam – sie gelten auch für Zeugnisse und Motive der visuellen, literarischen und musikalischen Künste; deren Wanderungen und Umgestaltungen können über Jahrhunderte hinweg beobachtet werden. Die Vorlesung wird die unterschiedlichsten Prozesse des Transfers, der Umnutzung und Umdeutung nachzeichnen und dabei auch grundlegende Fragen zum Umgang mit Objekten sowie zur Konstruktion und Zuweisung von Bedeutung thematisieren. Das Vortragsprogramm wird Ende Januar 2018 online verfügbar sein (www.bmz.unibe.ch/ringvorlesung.htm). Learning outcomes: - die Funktion und Bedeutung der Wiederverwendung von Objekten und Motiven im Mittelalter verstehen, - wirtschaftliche und soziale Hintergründe der Praktiken von Wiederverwendung und - verwertung einschätzen, - Prozesse des Kulturtransfers im Mittelalter nachvollziehen 12
Interdisziplinäre Ringveranstaltung „Migration: Disziplinäre und interdisziplinäre Perspektiven“ Vorlesung | 440992 | Deutsch | 3 ECTS Prof. Dr. Alberto Achermann, Prof. Dr. Kristina Schulz Montag 10:15 – 12:00; Unitobler F-112 Beschreibung: Migration ist in aller Munde. Aber wie erforschen einzelne Disziplinen Wanderungsbewegungen in Geschichte und Gegenwart? Die Ringvorlesung steckt den Horizont der Migrationsforschung an der Universität Bern ab. Expertinnen und Experten verschiedener Fächer und Fakultäten geben einen Einblick in wichtige Forschungsfragen und Forschungsmethoden ihrer Disziplin und veranschaulichen sie anhand von Beispielen aus der Forschungspraxis. Der Konfrontation der Perspektiven wird in der Diskussion breiter Raum eingeräumt. Die Veranstaltung umfasst 8 Sitzungen. Den Impuls geben Referate von etablierten Fachvertreterinnen und Fachvertretern. Die Studierenden bereiten jede Sitzung mit einem einführenden Text vor, der es ihnen erlaubt, Fragen zu formulieren. Das anschliessende Gespräch erstreckt sich über den zweiten Teil der Sitzung. Learning outcomes: Die Studierenden - sind in der Lage, Fragestellungen, Methoden und Resultate verschiedener disziplinärer Zugänge zu unterscheiden und aufeinander zu beziehen - kennen wichtige an der Universität Bern vertretenen Perspektiven der Migrationsforschung - erlangen Basiswissen über aktuelle Fragen, Probleme und Ergebnisse der Migrationsforschung - sind in der Lage, das interdisziplinäre Gespräch in der Auseinandersetzung mit disziplinären Ansätzen aufzunehmen - nutzen die Möglichkeit, sich im Bereich der Migrationsforschung zu vernetzen 13
Departement für Kunst- und Kulturwissenschaften Institut für Sozialanthropologie Screening Migration: Interdisziplinäre Perspektiven Seminar | 440034 | Deutsch | 7 ECTS Prof. Dr. Sabine Strasser, Prof. Dr. Kristina Schulz, Prof. Dr. Gabriele Rippl Donnerstag 16:15 – 20:00 zweiwöchentlich; Beschreibung: Die Anmeldung zur Lehrveranstaltung gilt als Anmeldung zur Leistungskontrolle! Dieses interdisziplinäre Seminar nähert sich dem Untersuchungsgegenstand Migration über filmische Darstellungen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven an. Berücksichtigt werden dabei Spielfilme und Dokumentationen aus unterschiedlichen Epochen der Migrationsgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Einführend werden Ansätze der Medientheorie und Repräsentationskritik diskutiert, die eine kritische Analyse von Mediendiskursen über Migration und über historische Repräsentationsformen ermöglichen. Ausgehend von Verfilmungen klassischer Literatur wird die amerikanische Steinbeck Verfilmung „Grapes of Wrath“ (1940, Regie: John Ford) gezeigt und analysiert. Die ausgewählten Beiträge beschäftigen sich zudem mit zentralen Fragen der Migrationsgeschichte wie etwa dem transatlantischen Auswanderungssystem des ausgehenden 19. und angehenden 20. Jahrhundert, wie es in „The Immigrant“ (1917; Regie: Charlie Chaplin) filmisch bearbeitet wurde. Die europäischen süd-nord-Arbeitsmigrationen in der Ära der Hochkonjunktur bilden den Hintergrund der Schweizer Komödie „Die Schweizermacher“ (1978; Regie: Rolf Lyssy) und internationale Migration, Geschlechterverhältnisse und die Diversifizierung von Gesellschaften und intimen Beziehungen können entlang der Arbeit von Rainer Werner Fassbinder „Ali: Angst essen Seele auf“ (1974) erörtert werden. Abschliessend wird „screening“ auch als System der Überwachung betrachtet und historisch sowie anhand von aktuellen Themen der Migrationsanthropologie, wie beispielsweise der Grenzdebatten, diskutiert. In den Sitzungen werden unterschiedliche disziplinäre und thematische Zugänge aufgegriffen und Fragen wie die folgenden diskutiert: Welche Repräsentationen von Migration und den davon betroffenen Personen herrschen jeweils vor? Wie werden Migrantinnen und Migranten im Film als solche identifizierbar und welche Selbst- und Fremdzuschreibungen kommen dabei ins Spiel? Welche Bedeutung wird Migration in der Entfaltung der filmischen Narrationen zugewiesen? Welche ausserfilmische Realität dient jeweils als Bezug? Welche filmischen Gattungen eröffnen welche Repräsentationsweisen? Welche Rolle spielen in den Filmen die unterschiedlichen Medien Bild, Körper/Stimme, gesprochenes Wort und Musik? 14
Institut für Kunstgeschichte Creating Otherness. Images, Objects, Texts (Sixteenth to Eighteenth-Century Europe) Vorlesung | 441117| Englisch | 3 ECTS Prof. Dr. Noémie Etienne Montag 16:00 – 18:00 (ab 26.02.2018); Hauptgebäude 220 Beschreibung: dentities are created through means of both visual and material culture. Thus, Art History is a productive discipline to unravel this construction and underline the deep connection between things, images, and imagination. How was “Otherness” created, depicted, and fabricated in early modern Europe? And did it contribute to the simultaneous fabrication of the Self? Furthermore, where do images come from and what did they actually produce? What are their legacies in the representations of the “Other”? Do they still shape contemporary discourse and visualization? In this lecture, we will consider images, objects, and texts that participated in the creation of an image of the Africans, Asians, Amerindians, Pacific Islanders, but also "deviants" populations. The aim is to challenge, complicate, and deepen our knowledge of early modern European art. These questions will lead us to consider artworks made by major artists of the period in Europe, such as the paintings by Titian in Italy, Velasquez in Spain, or Liotard in Switzerland. A wide range of media will also be considered, from 16th century engravings to 18th century theatrical performances. Material culture will be of particular interest in order to understand collecting and classifying impulses. Finally, artistic and scientific literature will also be investigated. Among other topics, this class will touch upon the idea of “savagery”, proto-anthropological theories, and the concepts of race. We shall explore how they were constructed in the early modern time through images and visual representations, as well as literary works and philosophy. The notions of self-fashioning, of cross-cultural encounters, contact zones, hybridity and entanglement will be key to our methodological interest. One of the argument will be that the creation and interpretation of difference was also motivated by the search for an European identity. The plurality of media considered in this class, from paintings to decorative arts, from prints to sculptures, provides an occasion to gain valuable knowledge on early modern art in Europe: it also shows how the creation of Otherness was at stake in different contexts, things, and time periods. Learning outcomes: To develop a critical vocabulary and a historical, theoretical and methodological framework in the study of early modern art and material culture; to develop analytical tools in order to think and read about images; to gain knowledge about the current methodological turns in the field of art history; to gain knowledge about the history of the discipline, its methodology and ideology. 15
Institut für Philosophie Einführungskurs: Logik (th) Kurs | 4176 | Deutsch | 6 ECTS Dr. Matthias Egg Dienstag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Unitobler F021 Beschreibung: Die Logik bildet die Grundlage für schlüssiges Argumentieren und ist damit für sinnvolles Denken, Reden und Schreiben unerlässlich. Der Kurs bietet eine Einführung in die klassische Aussagen- und Prädikatenlogik im Kontext zentraler philosophischer Debatten, lenkt den Blick aber auch auf die Relevanz der Logik in Alltagssituationen. Die entsprechenden Techniken zum Formalisieren und kritischen Prüfen von Gedankengängen werden in der Vorlesung vermittelt sowie in wöchentlichen Übungen und im Tutorium trainiert. Learning outcomes: Nach dem erfolgreichen Besuch des Kurses sollen die Studierenden: - Anspruch, Vorgehen und Grundbegriffe der Logik kennen und erklären können; - die Aussagen- und die Prädikatenlogik beherrschen und bei der Analyse von Argumenten anwenden können; - einen Kalkül für Aussagen- und Prädikatenlogik anwenden können; - den Zusammenhang zwischen philosophischen Problemen und den jeweils verfügbaren Werkzeugen der Logik reflektieren können. Grundprobleme der theoretischen Philosophie, th Vorlesung | 398309 | Deutsch | 3 ECTS Dr. Kevin Reuter Dienstag 16:15 – 18:00 wöchentlich; Unitobler F021 Beschreibung: Was gibt es wirklich? Was können wir wissen? Und wie bekommen Wörter und Sätze Bedeutung? Diese Fragen markieren zentrale Themen von Metaphysik, Erkenntnistheorie bzw. Sprachphilosophie. Zusammen mit einigen anderen Teildisziplinen bilden die genannten Fächer die theoretische Philosophie. Ziel der Vorlesung ist es, in grundlegende Fragestellungen, Ideen und Positionen der theoretischen Philosophie einzuführen. Die Veranstaltung diskutiert dazu beispielhaft wichtige Fragestellungen der theoretischen Philosophie. Dabei liegt der Fokus auf Themen, denen eine Querschnittsfunktion zukommt. So wird es um den Realismus, Gründe, Wissen, Reduktion und Substanzen gehen. Die Vorlesungen zu Fragen der theoretischen Philosophie werden um einige Lektionen ergänzt, in denen wichtige Methoden der theoretischen Philosophie vorgestellt werden. Die Vorlesung wird von einem Tutorium begleitet, in dem der Stoff anhand wichtiger Primärtexte vertieft wird und in dem die in der Vorlesung besprochenen Methoden eingeübt werden. Für das Tutorium werden zwei alternative Termine angeboten. Der Besuch des Tutoriums ist freiwillig, wird aber sehr empfohlen. Learning outcomes: Nach Besuch der Vorlesung sollten Sie - wichtige Fächer der theoretischen Philosophie und ihre Themen kennen; - einige Positionen zu beispielhaften Fragen der theoretischen Philosophie und Argumente für und gegen diese Positionen kennen und verstehen; 16
- Grundbegriffe der theoretischen Philosophie erläutern können; - zentrale Methoden der theoretischen Philosophie anwenden können. Institut für Theaterwissenschaft Fragmente einer Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts – Europäische Theatergeschichte 7 (TG) Vorlesung | 434318 | Deutsch | 3 ECTS Prof. Dr. Andreas Kotte Montag 10:15 – 12:00 wöchentlich; Beschreibung: Zentriert, jedoch nicht beschränkt auf den deutschsprachigen Raum, werden in chronologischer Folge einzelne wesentliche Erscheinungen der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts vorgestellt und kritisch kontextualisiert. Statt der Vollständigkeit eines Überblicks, in der die Besonderheiten und Konturen der Phänomene verschwinden, wird Heterogenität angestrebt. Die Verschiedenartigkeit der Schlaglichter ist Programm und soll am unterschiedlich Besonderen das Allgemeine durchschaubar machen. Exemplarisch werden etwa Theaterreformbemühungen des Jahrhundertbeginns – wie jene des Edward Gordon Craig und jene des Expressionismus – erörtert, konfrontiert mit der russischen Theateravantgarde der 1920er-Jahre. Oder: das kommerzielle Theater eines Max Reinhardt steht neben dem politischen eines Erwin Piscator. Mit den Organisationsprinzipien der deutschen Reichstheaterkammer und dem Theater der Emigranten in der Schweiz werden weitere ganz unterschiedliche Ebenen des Theaterwesens diskutiert. Praxis und Diskurs treffen sich im Berliner Experiment Brechts. Theatererneuerer wie Jerzy Grotowski, Peter Brook und Eugenio Barba wirken bereits in einem medial geprägten Umfeld. Und in einzelnen Bereichen des Regietheaters der 1980er- und 1990er-Jahre bildet die Postmoderne Eigenheiten aus, die als „postdramatisch“ benannt werden. Die Literatur zur Vorlesung findet sich in der „empfohlenen Literatur“ des ITW (Homepage) und auf Ilias, wird aber auch ganz spezifisch in den einzelnen Veranstaltungen angegeben. Learning outcomes: Die Studierenden können: - die Reformen der Szenografie um die Jahrhundertwende erläutern. - die westeuropäischen Theateravantgarden im Bezug zur russischen Theateravantgarde der 1920er-Jahre analysieren. - die Herausbildung des Regietheaters und seine kommerziellen Aspekte am Beispiel Max Reinhardts erklären. - Erwin Piscators Raumbühnen und seinen Film-Einsatz in Bezug zu Bertolt Brechts Verfremdungskonzept beschreiben. - die Veränderungen der Theaterorganisation nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland als repressive Steuerungsmechanismen und die Thingspielbewegung als (gescheitertes) völkisches Experiment beurteilen. - Bertolt Brechts Wirken in der Schweiz (1947-49) als Probe für einen Neubeginn des Theaters im Nachkriegseuropa erläutern. - die Theatererneuerer der 1960er bis 1980er-Jahre charakterisieren (Grotowski, Barba, Brook, Malina/Beck, Müller, Wilson u.a.). - Grundlinien der Schweizer Theaterentwicklung und die Theatergeschichte der Stadt Bern im 20./ Anfang 21. Jh. darstellen. 17
Tanzgeschichte 3: Technik, Ausdruck, Rezeption (TG; TT) Vorlesung | 442388 | Deutsch | 3 ECTS Prof. Dr. Christina Thurner Montag 12:15 – 14:00 wöchentlich Beschreibung: Ausgehend von drei zentralen Begriffen – Technik, Ausdruck, Rezeption – sollen in der Vorlesung grundlegende Fragen zur Tanzkunst und -wissenschaft behandelt werden wie: Was ist überhaupt Technik im Tanz? Welche Rolle spielt die Technik bzw. spielen Techniken in der Definition, im Ausdruck, in der Wahrnehmung / Rezeption von Tanz? Wie verhält sich die jeweilige Technik zur Ästhetik der Tanz-kunst und zu Bewegungs- bzw. Körpervorstellungen – historisch, kulturell, stilistisch? Wie wird Tanztechnik vermittelt, erlernt, ausgedrückt, auf die Bühne ge-bracht oder auch verweigert? Was versteht man (jeweils) unter ‚Ausdruck’ im Tanz? Wie wird er wahrgenommen? Und schliesslich: Inwiefern sind tänzerischer Ausdruck und Tanzrezeption vermittel- und theoretisierbar? Diese und weitere Fragen gilt es zu erörtern, anhand von Beispielen zu veranschaulichen und gegebenenfalls weiter zu hinterfragen. Dabei soll auch ein Einblick in wichtige Strömungen / Ereignisse der Tanzgeschichte gegeben werden. Die Vorlesung geht nicht chronologisch vor, vielmehr springt sie je nach Fokus weiter in die Vergangenheit zurück oder blickt auf unsere Jetztzeit. ‚Tanzgeschichte 3: Technik, Ausdruck, Rezeption’ ist der dritte Teil einer vierteiligen Vorlesungs-reihe. Die einzelnen Teile können jedoch unabhängig voneinander und auch einzeln besucht werden. Ein Korpus mit ausgewählten Texten wird zu Beginn der Veranstaltung bereitstehen. Learning outcomes: Die Studierenden - können Grundfragen der Tanzgeschichte / -wissenschaft erläutern und beurteilen - kennen verschiedene Strömungen der Tanzkunst (vom 16. Jahrhundert bis heute) - können diese identifizieren, kontextualisieren und exemplarisch charakterisieren - kennen verschiedene Tanztechniken, d.h. sie können diese erkennen, beschreiben und entsprechenden Stilen / Diskursen zuordnen - kennen Beiträge zur aktuellen Debatte über Tanztechniken, können diese methodisch verorten und gegebenenfalls problematisieren - kennen verschiedene (historische und stilistische) Auffassungen von ‚Ausdruck’ im Tanz - können diese zu entsprechenden Phänomenen in Relation setzen und reflektieren - kennen einschlägige Rezeptionstheorien und können diese tanzwissenschaftlich produktiv machen „DisAbility on Stage“ – Behinderung auf der Bühne (TT/D/AA) Seminar | 434334 | Deutsch | 5 ECTS Sarah Marinucci Mittwoch 16:15 – 18:00 wöchentlich; Beschreibung: Welchen Einfluss haben DarstellerInnen mit Behinderung auf die zeitgenössische deutschsprachige Theater- und Tanzlandschaft? Welche Bedeutung haben DarstellerInnen mit Behinderung in der gegenwärtigen Theater- und Tanzwissenschaft? Im ersten Teil der Veranstaltung erwerben die Studierenden Kenntnisse über das aktuelle Geschehen hinsichtlich der Thematik von DarstellerInnen mit Behinderung in der Schweiz. Sowohl das Kunstschaffen des Zürcher Theater HORA, dem einzigen professionellen Theater von und mit SchauspielerInnen mit geistiger Behinderung in der Schweiz, als auch dasjenige 18
der Berner inklusiven Tanzkompanie BewegGrund werden analysiert und zur Diskussion gestellt. Diesbezüglich ergibt sich die Gelegenheit, eine Probe von Theater HORA zu besuchen, und einen Gast-vortrag von Jürg Koch, Mitarbeiter der Kompanie BewegGrund, zu hören. Vorgesehen ist ausserdem je ein Aufführungsbesuch von Theater HORA sowie der Cie BewegGrund. Der zweite Schwerpunkt des Seminars liegt auf der kontrovers diskutierten Inszenierung Disabled Theater (2012), die aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Zürcher Theater HORA und dem französischen Choreografen Jérôme Bel resultierte. Diesbezüglich wird erforscht, ob und inwiefern sich der Diskurs um Theater und Tanz von und mit DarstellerInnen mit Behinderung zwischen 2007 und 2017 verändert hat und welche Folgeerscheinungen zu beobachten sind. Auf diese Weise erwerben die Studierenden die Fertigkeit, zum Gegenstand Behinderung auf der Bühne Recherche zu betreiben, Quellenmaterial zu generieren und diese für die eigene Forschungstätigkeit fruchtbar zu machen. Learning outcomes: - Theorien der Disability Studies kennen und anwenden - ein für sich selbst angemessenes Vokabular erarbeiten, um über Inszenierungen von und mit DarstellerInnen mit Behinderung zu diskutieren - zum Gegenstand Behinderung auf der Bühne Recherche betreiben, Quellenmaterial generieren und für die eigene Forschungstätigkeit fruchtbar machen - die eigenen Forschungsergebnisse in Form eines Referates präsentieren und mittels eines formal korrekten sowie inhaltlich relevanten Handouts zusammenfassen Aus/Un/Ein-gebildete Schauspieler: Geschichte und Gegenwart der Berufsakteure (TG/TT) Seminar | 436199/442321 | Deutsch | 5/6 ECTS Dr. Laurette Conny Burgholzer Dienstag 10:15 – 14:00 zweiwöchentlich ab 27.02.2018; Beschreibung: Akteur, Artist, Bänkelsänger, Bühnenkünstler, Menschendarsteller, Deklamator, Gaukler, Komödiant, Mime, Possenreisser, Puppenspieler... Die Bandbreite möglicher Synonyme für „Schauspieler“ umfasst herabwürdigende Bezeichnungen wie auch solche, die eine Veredelung dieses Berufs ausdrücken sollen. Es handelt sich um ein sprachliches Echo historischer Prozesse, die seit Jahrhunderten immer wieder neu ausverhandeln, was Akteure sind, wann, wo und wie sie agieren sollen. Ob jemand „Schmierenkomödiant“ geschimpft oder als „Deklamationskünstler“ gepriesen wird, hängt vom Theaterverständnis des jeweiligen Zeitraums und von der sozialen Position der Akteure ab. Ebenso variabel sind die erwünschten Kompetenzen und Eigenschaften der Schau- Spielenden – seien sie körperlicher, geistiger oder moralischer Art. Der Akteur als Schönsprecher, als Körperbeherrscher, als Siebesiech – welche Tendenzen sind historisch und gegenwärtig zu beobachten? Wir werden im Verlauf des Semesters gemeinsam erarbeiten, wie die Diffamierung von Akteuren und die Professionalisierung dieser besonderen Form des Agierens zusammenhängen. Wir werden das Aufkommen von reglementierten Ausbildungs-stätten und -methoden erforschen, mit Blick auf das Panorama der verschiedenen Schulen im Europa der Gegenwart. 19
Dokumentieren in den performativen Künsten (TG; TT) Seminar/Übung | 434321/442319/442320 | Deutsch | 5/6/3 ECTS Dr. Julia Wehren Dienstag 16:15 – 18:00 wöchentlich; Beschreibung: Das Seminar nimmt schriftliche, audiovisuelle, digitale und mündliche Dokumentationsformen zum Anlass, über grundlegende Prozesse und Funktionen des Dokumentierens in den performativen Künsten und seine soziopolitische Rolle im Arbeits- und Produktionsprozess nachzudenken. Lange Zeit stellten schriftliche Dokumentationsformen wie Notationen oder Skripte die geläufigen „Überreste“ von Live- Events dar. Heute rücken zunehmend Videos und digitale Daten an deren Stelle. Doch was ist überhaupt eine „Dokumentation“? Welche Strategien und Formen existieren, und welche Probleme stellen sich in Bezug auf die performativen Künste? Tanz, Theater und Performance sind primär körperbasierte und ephemere Kunstformen, deren „Aufführung“ als solche nicht wiedergegeben wer-den kann. Welche Realität hält eine Dokumentation also fest? Die Bedeutung von Dokumentationen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, nicht zuletzt wegen der technischen Verfügbarkeit und Verbreitungsmöglichkeiten aber auch aufgrund von Veränderungen im künstlerischen Produktionsprozess sowie einem gesteigerten Bewusstsein für den Erhalt des Kulturerbes. Wenn immer mehr Dokumentationen erstellt werden, wie wirkt sich dies wiederum auf das ursprüngliche Ereignis, aber auch auf zukünftige Produktionen aus? Ein ausgewählter Textkorpus wird zu Beginn der Veranstaltung bereitstehen. Learning outcomes: Die Studierenden können: - verschiedene Dokumentationsformen in den Performativen Künsten analysieren und beurteilen. - unterschiedliche Strategien, Formate und Funktionen beschreiben und erläutern. - Probleme der Darstellung, Umsetzung und Zugänglichkeit identifizieren und erläutern. - das Verhältnis von Aufführung und Dokumentation problematisieren und im theoretischen Kontext verorten. - Auswirkungen auf den Arbeits- und Produktionsprozess identifizieren und beurteilen. - Fragen der Aufbereitung, Nutzung und Forschung erläutern. - selber eine einfache Dokumentation erarbeiten und aufbereiten. Theaterkritik im Spannungsfeld zwischen Kunst und Medienbetrieb Seminar | Deutsch | 5/6 ECTS Dr. Tobias Hoffmann Donnerstag 16:15 – 18:00 wöchentlich; Beschreibung: Theaterkritiker/-innen waren und sind wesentliche Mitspieler im öffentlichen Dis-kurs über Theater und wirk(t)en wechselweise als Kunstrichter, Seismografen, Chronisten, Kulturpolitiker und verkappte Literaten. So kommt Theaterkritiken eine eminente Bedeutung bei der Rekonstruktion von Aufführungen und von äs-thetischen Entwicklungen im Theater zu. Diese Funktion scheint gegenwärtig gefährdet: Die Erweiterung des Kulturbegriffs, die Ausweitung des Kultur- und Freizeitangebots und die fundamentalen Umbrüche in der Medienlandschaft in den letzten zwanzig Jahren haben die Rolle der Theaterkritik immer prekärer werden lassen. 20
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