Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Veranstaltungsübersicht Januar Seite 14. JANUAR 2021, 18.00 UHR 25 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Führung durch die Ausstellung mit Patricia Erkenberg M.A. 19. JANUAR 2021, 18.30 UHR 07 Gedenkfeier Ungarischer Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen 28. JANUAR 2021, 19.00 UHR26 Lesung „Humboldtstraße Zwei“ (2016) Februar Seite 2. FEBRUAR 2021, 19.00 UHR 28 Buchpräsentation „Heinrich und Götz George – Zwei Leben“ (2020) 8. FEBRUAR 2021, 18.00 UHR 25 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Führung durch die Ausstellung mit Dr. des. Lilia Antipow 9. FEBRUAR 2021, 19.00 UHR 17 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“ / Podiumsdiskussion „Multi-Deutsch: Identität und Mehrfachzugehörigkeit“ 17. FEBRUAR 2021, 11.30 UHR, 16.30 UHR, 19.30 UHR 31 Traditionen Fischessen am Aschermittwoch
März Seite 3. MÄRZ 2021, 15.00 UHR 25 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Führung durch die Ausstellung mit Patricia Erkenberg M.A. 9. MÄRZ 2021, 18.00 UHR 25 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Führung durch die Ausstellung mit Dr. des. Lilia Antipow 11. MÄRZ 2021, 15.00 UHR 30 Erzählcafé Dr. Renate von Walter im Gespräch mit … Ulrich Sachweh 11. MÄRZ 2021, 19.00 UHR 20 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Podiumsgespräch und Konzert „Jude, Prager, Deutscher, Tscheche?“ 16. MÄRZ 2021, 19.00 UHR 23 Begleitprogramm zur Ausstellung „Wer bin Ich?“/Buchpräsentation „Nahe Fremde“ (2020) 3
In eigener Sache: das HDO-Hygienekonzept → Das HDO ist derzeit aufgrund der Ansteckungs gefahr durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ge schlossen. → Bitte informieren Sie sich vorab über unsere derzeitigen Besuchsmodalitäten und unser Hygienekonzept. → Auf unserer Homepage finden Sie eine Übersicht über alle Regelungen. Bitte scannen Sie dazu den QR-Code. Schützen Sie sich und andere: → Tragen Sie eine Mund-Nase-Maske. → Halten Sie ausreichend Abstand. → Waschen Sie Ihre Hände und nutzen Sie bereitgestellte Desinfektionsmittel. 4
Editorial Das Jahr 2020 war für das HDO ein zugleich sehr wichtiges wie schwieriges Jahr. Wichtig, weil das Haus sein 50. Jubiläum feierte. Schwierig, weil uns die Corona-Pandemie dazu zwang, einen großen Teil unseres Jubiläumsprogramms abzusa gen, zu verschieben oder in digitaler Version durchzufüh ren und Ihnen, unserem so geschätzten Publikum, zugänglich zu machen. Das war 2020 das Schicksal fast aller Kulturvermittler. Wie gerne hätten wir unser Jubiläumskonzert „Crossing Life Lines“ als Welturaufführung am 10. November 2020 mit unserem Publikum live durchgeführt! Aber schwierige Situationen bieten auch die Möglichkeit, neue Wege zu gehen. Das Konzert wurde in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz aufgezeichnet und steht Ihnen in zwei Formen zur Verfügung: Auf unserem YouTube- Kanal im Internet und in Form einer DVD, die Sie gerne bei uns kostenlos anfordern oder abholen können. Wir wollen im neuen Jahr 2021 unser Jubiläumspro gramm fortsetzen und auch eine große Jubiläumsfeier veranstalten, sobald dies möglich ist. Auch unsere Jubilä umsausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identi- täten der Deutschen aus dem östlichen Europa, die wir am 15. Oktober 2020 noch eröffnen konnten, werden wir nach dem Ende ihrer derzeitigen Schließung länger zeigen als ursprünglich geplant. Da wir zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Pro grammheftes noch nicht wissen, ob im Januar wieder Veranstaltungen mit Publikum erlaubt sein werden, werden wir am 19. Januar gemeinsam mit dem General konsulat von Ungarn in München den Ungarischen Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen als Livestream im Internet präsentieren. Gezeigt wird der Film „Ewiger Winter“ des ungarischen Regisseurs Attila Szász. E dit o rial 5
Besonders empfehlen möchte ich Ihnen das Rah- menprogramm zu unserer Jubiläumsausstellung, das hoffentlich bald wieder mit Ihnen als Publikum in unse ren Räumen stattfinden wird. Wir bieten Ihnen darin unter anderem am 9. Februar eine hochrangig besetzte Podiumsdiskussion zu Fragen von Identität und Mehr- fachzugehörigkeit. Diesem Thema schließt sich unser Gesprächskonzert am 11. März an: Jude, Prager, Deut- scher, Tscheche? Neue Erkenntnisse zum Komponisten Hans Winterberg, mit der inzwischen profiliertesten Winterberg-Klavierinterpretin Brigitte Helbig. Wir veran stalten es im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit München-Regensburg. Natürlich würde ich nach so langer Zeit der Ein schränkungen unser Publikum gern baldmöglichst wie der persönlich im HDO begrüßen können. Wir werden Sie informieren, wenn es soweit ist. Daher sind alle geplan ten Veranstaltungen dieses Programmheftes unter dem Vorbehalt der Vorschriften für den Museums- und Kulturbetrieb geplant. Ich empfehle allen, die unseren Newsletter bisher noch nicht abonniert haben, dies bald zu tun. Sie finden die Möglichkeit dazu unter: www.hdo.bayern.de. Dadurch erfahren Sie nämlich im mer das Neueste aus dem HDO, welches auch in diesen Zeiten ständig für Sie interessante Themen bieten wird. Alle diejenigen, die keinen Internetzugang haben, kön nen sich selbstverständlich auch telefonisch nach dem aktuellen Stand erkundigen. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie zu möglichst vielen unserer Veranstaltungen begrüßen könnte! Bis dahin bleiben Sie bitte gesund! Ihr Professor Dr. Andreas Otto Weber Direktor des Hauses des Deutschen Ostens München 6 E dit o rial
Veranstaltungen D I E N S TA G , 1 9 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 3 0 U H R Gedenkfeier Ungarischer Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen Grußworte: Professor Dr. Bernd Fabritius (Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten), Sylvia Stierstorfer MdL (Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene), Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó (Generalkon- sulat von Ungarn in München), Professor Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO) Ort: Online und Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Im Jahr 2021 gehen das Haus des Deutschen Ostens und das Generalkonsulat von Ungarn in München einen neuen Weg, um den Ungarischen Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen zu gestalten. Aus diesem Anlass präsentieren sie den Film Ewiger Winter des ungarischen Regisseurs Attila Szász (nach einem Drehbuch von Norbert Köbli, 2018). Das historische Drama beginnt im Dezember 1944. Sowjetische Soldaten verschleppen arbeits fähige Frauen aus einem Dorf in Südungarn, das von der deutschen Minderheit bewohnt wird. Für „eine Screenshot aus: „Ewiger Winter“ V eranstaltungen 7
kleine Arbeit” („Malenkij Robot“), wie es heißt, für drei Wochen Maisbrechen. Irén, die auf ihren Mann wartet, der an der Front kämpft, trennt sich von ihrer Tochter und ihren Eltern in der Hoffnung, dass sie sich bald wiedersehen werden. Doch die Frauen werden in Viehwaggons in ein sowjetisches Arbeits lager transportiert, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen in einem Kohlebergbau Zwangsarbeit leisten müssen. Dort begegnet Irén einem Mann namens Rajmund, der ihr beibringt, wie man die Hölle überleben kann. Die Hauptdarstellerin Marina Gera wurde für ihre Rolle in diesem Film 2019 mit dem International Emmy Award ausgezeichnet. Der Film wird in ungarischer Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt. Die Veranstaltung findet im Streaming-Format statt. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail → Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie im Januar 2021 einen Link zugeschickt, über den Sie vom 19. Janu- ar, 12.00 Uhr bis zum 24. Januar, 24.00 Uhr den Film „Ewiger Winter“ sowie die Grußworte abrufen und anschauen können. → Sofern die aktuelle Lage in der Corona-Krise es zulässt, werden die Grußworte und der Film am 19. Januar, um 18.30 Uhr im HDO in einer Präsenz- veranstaltung gezeigt. Auch hierzu ist eine Anmel- dung nötig. In Kooperation mit: Generalkonsulat von Ungarn in München 8 V eranstaltungen
Programmreihe 50 Jahre Haus des Deutschen Ostens München → In den 1960er Jahren wurde die Kulturarbeit der Vertriebenen in Bayern mehr und mehr institutiona lisiert und professionalisiert. Hierzu gehörte auch die Gründung des Hauses des Deutschen Ostens im Jahr 1970. Den Beschluss, ein solches Haus einzu richten, fasste der Bayerische Landtag 1964. Die Grundlage bildete der Paragraf 96 des Bundesver- triebenengesetzes BVFG von 1953, in dem sich Bund und Länder zur Förderung der Kultur der Vertriebenen, auch durch die Unterstützung und Errichtung von Institutionen wie Archiven, Bibliothe ken und Museen, verpflichteten. Seit dem Beginn der 1960er Jahre wurde im bayerischen Arbeits- und Sozialministerium über ein „Haus des Deutschen Ostens“ beraten, und es kam auch nach dem Gründungsbeschluss im Landtag zu langen politischen Diskussionen um Art und Aufga ben des Hauses, bis seine Errichtung 1969 in den Haushaltsplan des Staatsministeriums für Arbeit und Soziale Fürsorge aufgenommen und sein Standort im staatseigenen ehemaligen Landratsamt auf dem Münchner Lilienberg festgelegt wurde. Haus des Deutschen Ostens München ↪
Es sollte ein Ort der Begegnung und Kulturver mittlung zur Pflege und Fortentwicklung des Kultur guts der Vertriebenen und Flüchtlinge sowie der Stärkung und Koordinierung ihrer Kulturarbeit sein. Dazu wurden in den Räumen des ehemaligen Bene diktinerinnenpriorats und Landratsamtes eine Bib liothek, Büros, Veranstaltungs- und Ausstellungsräu me und eine Gastwirtschaft eingerichtet. Seit 50 Jahren kommt das Haus nun als dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales nachgeordnete Kulturbehörde seinen Aufgaben nach. Über all die Jahre entwickelte sich das HDO zum überregionalen Kompetenz- und Ver mittlungszentrum für die Kultur- und Bildungsarbeit unter den Deutschen aus dem östlichen Europa sowie für die gesamte Gesellschaft in Bayern und in der Bundesrepublik. Die Programmreihe 50 Jahre Haus des Deut- schen Ostens, die im Jubiläumsjahr startete und 2021 fortgeführt wird, wird an die Geschichte des Hauses erinnern, aber auch neue Themen aufgrei fen. Dass auch die „deutsche Identität“, unabhängig davon, ob es sich um einen Einzelnen oder „die“ Deutschen als Gemeinschaft handelt, vielschichtig und im Zeitkontinuum wandelbar ist, zeigt die HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“. In ihrem Mittelpunkt stehen dabei die Identi täten von Deutschen aus dem östlichen Europa. Das Begleitprogramm der Ausstellung erschließt weitere Aspekte des Themas „Identität“ in Form von Vorträ gen, Podiumsdiskussionen und Buchpräsentationen. 10 Veranstaltungen
16. OKTOBER 2020 BIS 9. APRIL 2021 Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst lichen Europa Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 20.00 Uhr → „Wer bin ich?“ Die Frage nach der eigenen Identität stellt sich für jeden Menschen im Laufe seines Le bens immer wieder. Viele Faktoren können dabei eine Rolle spielen – die Herkunft, die Sprache, die Re ligion und das, was man als „Heimat“ ansieht. Aber auch Dinge wie der Beruf, bestimmte Essensvorlie ben oder Hobbys. Identitäten können sich außerdem auf Gruppen wie die Nation beziehen. Insbesondere die regionale Identität hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Dabei ist die Identität eines Menschen nie starr und einmal für immer festgelegt, nie einfach und eindeutig, sondern vielschichtig – sie wandelt sich mit neuen Erfahrungen. Man kann gleichzeitig Schlesier, Lehrer, Familienvater, Vegeta rier und passionierter Schafkopfspieler sein. „Wer sind wir?“ Auch jede Gruppe, Gemein schaft oder Gesellschaft vergewissert sich im Laufe der Zeit ihrer Identität stets aufs Neue. Die HDO-Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? fragt nach Identitäten von Deutschen aus dem östlichen Europa. Es geht dabei um Dialekte wie das Siebenbürgisch-Sächsische; um Bräuche und Tradi tionen wie die oberschlesische Barbarafeier; um Kleidung wie die Wischauer Bauerntracht aus Süd mähren; um heimatliche Gerichte; um Heimat und prägende Geschichtsereignisse. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Inter views mit Personen, die über diese und andere Aspekte ihrer Identität berichten und sich mit der Bedeutung der Sprachen, der Musik, der Familien V eranstaltungen 11
geschichte, der Traditionen und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe für ihr Leben und ihr Selbstverständnis auseinandersetzen. → Ab Januar 2021 ist die HDO-Jubiläumsausstellung auch als virtuelle Ausstellung mit 3D-Navigation (Idee und Realisierung: Oliver Balazs, Berlin) online zugänglich. → Ebenfalls ab Januar präsentieren wir Ihnen außer- dem auf unserem Telegram-Kanal Haus des Deutschen Ostens – Wissen to go ausgewählte Objekte und Themen aus der HDO-Jubiläumsaus- stellung. Dazu gehören auch Informationen und Geschichten, die nicht in der Ausstellung zu finden sind, sodass sich das Abonnieren des Kanals zusätzlich zum Ausstellungsbesuch lohnt. → Weitere Informationen hierzu finden Sie in diesem Programmheft (S. 33f., 39). Haus des Deutschen Ostens Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa 16. Oktober 2020 bis 9. April 2021 Montag bis Freitag (werktags) 10 bis 20 Uhr in den Weihnachtsferien geschlossen Am Lilienberg 5 81669 München Haus des Deutschen www.hdo.bayern.de Ostens 12 VERANSTALTUNGEN
Interview Siebenbürgen als erzählte Welt: Dr. Florian Roth über Heimat, Identität und Erinnerung → Wie würden Sie den Satz spontan beenden „Ich bin ein ...“? Ich bin ein Münchner, der aus Siebenbürgen stammt. → Wo liegen Ihre Wurzeln? Die meisten Mitglieder meiner Familie stammen aus Hermannstadt oder seiner Umgebung. → Was bedeutet Heimat für Sie als Münchner und Siebenbürger? Eigentlich zweierlei. Heimat bedeutet für mich zum einen Orte, an die ich mich aus Kindheitstagen erin nere. Das ist weder Hermannstadt noch Siebenbür gen, weil ich erst zweieinhalb Jahre alt war, als wir nach Deutschland gekommen sind. In meinem Leben ist es die Isar. Seitdem ich in München wohne, habe ich fast immer an der Isar gewohnt: zunächst in Harlaching, dann im Süden Münchens, jetzt im Zentrum. Heimat ist für mich aber auch ein geistiger Be griff, der mit Kultur, Überlieferung und Sprache zu tun hat. Ich fühle mich sehr beheimatet in der deut schen Kultur, zwar nicht in allen ihrer Formen, aber in ihrer Literatur, Philosophie und Sprache. Doch auch Hermannstadt und Siebenbürgen gehören zu mir. Denn das Gefühl der Heimat wird nicht nur durch das gestiftet, was man selbst erlebt hat. Diese Rolle spielen auch Narrative, in denen man aufgewachsen ist. Damit sind Geschichten gemeint, die immer wieder am gemeinsamen Esstisch oder auf dem Sofa erzählt wurden. Und zu dieser Ge schichtenwelt gehören Hermannstadt und Sieben bürgen in einem sehr starken Maße. Beide waren für mich zwar keine Heimat, die ich im Sinne des Sehens und Fühlens erlebt habe – sie waren jedoch meine Heimat im Sinne einer Welt des Erzählens, in der ich I nterview 13
aufgewachsen bin. Eine Geschichte konnte dann so anfangen: „Ja, damals in der Unterstadt …“. Es waren Begriffe, die ich gar nicht mit Bildern verbinden konnte, sondern mit Erzählungen und manchmal auch mit einem Lächeln darüber, wie man zum Beispiel über diese Hermannstädter Unterstadt redete. → Hat Ihre Familie Sie geprägt? Meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus einfacheren Verhältnissen. Mein Vater dagegen stammt aus einer Familie, die viel mit Politik, gesell schaftlichem und künstlerischem Leben zu tun hatte. Die politische Biografie meines Vaters und meines Großvaters und ihr Verfolgungsschicksal, die ich aus den Familienerzählungen kannte, haben mich sehr geprägt. Mein Großvater Hans Otto Roth war einer der wichtigsten deutschen beziehungsweise deutsch → Dr. Florian Roth Geboren in Hermannstadt / Sibiu (Siebenbürgen, Rumäni- en). Mitglied des Münchner Stadtrats seit 2008, Studium der Philosophie (M.A.) und der Politologie (Promotion), Bildungsberater und Dozent für Philosophie. 2001 – 2007 Vorsitzender der Münchner Grünen. Seit 2012 Vorsitzender der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste im Münchner Stadt- rat. Enkel eines prominenten Politikers Siebenbürgens in der Zwischenkriegszeit, Dr. Hans Otto Roth, und Sohn des im kommunistischen Rumänien politisch verfolgten Jour- nalisten Herbert Roth. 14 I nterview
sprachigen Politiker der Zwischenkriegszeit in Ru mänien. Er war Gegner jener Art der Politik, die das „Dritte Reich“ verfolgte. Nach dem Krieg ist er in einem Lager gestorben. Auch mein Vater und seine Schwester wurden im kommunistischen Rumänien unter einem vorgeschobenen Grund für sechs Jahre ins Gefängnis gesteckt. Mein Vater hat dann immer noch körperlich daran gelitten. Sein Asthma, an dem er relativ früh gestorben ist – ich war damals 15 Jah re alt, hatte seine Hintergründe in seinen Haft bedingungen. Ich bin bei einer Partei, den Grünen, und teile viele ihrer Überzeugungen. Dabei gibt es auch ein paar Grundüberzeugungen, die ebenfalls mit meiner Herkunft und der Geschichte meines Großvaters zu tun haben. Zu leben mit einer Vielfalt von Kulturen und Sprachen, das ist etwas, was in den Geschichten, die zuhause erzählt wurden, eine Rolle gespielt hat. Wenn ich die Politik meines Großvaters richtig ver standen habe, so ging es ihm weder um kulturelle und sprachliche Homogenität noch um die Assimila tion verschiedener ethnischer Gruppen. Anerken nung und Respekt vor anderer Kultur und Herkunft – das hat mich sehr geprägt. Und das liegt mir als Politiker sehr nahe. Die Vielfalt von Kulturen in München zu pflegen, spielt für mich eine große Rolle. Denn es ist eine multikul turelle Stadt, wo es viele Menschen gibt, die auch aus dem Osten kommen, gleich ob sie deutscher oder nichtdeutscher Sprache sind. Ich bin beruflich in einen Bereich wie der Bildungsberatung für Men schen, die aus dem Ausland kommen, eingestiegen. Ich habe dabei immer mit Vielfalt zu tun, wie es sie einst in Siebenbürgen gegeben hat, wo Sachsen, Ungarn, Szekler, Rumänen und Roma nebeneinander lebten. → Was verbinden Sie mit dem Begriff „deutsche Kultur“? Unter „deutscher Kultur“ verstehe ich weniger Kul turtraditionen im Sinne von Verhaltensregeln oder Riten, sondern Philosophie und Literatur, vor allem I nterview 15
Lyrik. Sie waren und sind für mich von großer Bedeutung, und zwar nicht nur beruflich, weil ich entsprechende Fächer studiert habe und, so wie gerade eben, Vorträge zur Philosophie von Nietzsche und Heidegger an der Münchner Volkshochschule halte. Sie spielen für mich auch ganz privat eine wichtige Rolle, obwohl ich Literatur aus anderen Ländern durchaus zur Kenntnis nehme. Was aus meiner Sicht zur „deutschen Kultur“ noch gehört, ist eine bestimmte – das klingt allerdings sehr klischee mäßig – tiefe und romantische Geistesart, die leider auch Abgründe beinhaltet. → Ist die Geschichte Ihrer Familie für Sie mit bestimmten Erinnerungsorten verbunden? Als ich nach vielen Jahren wieder nach Hermann stadt kam, waren es drei Orte, die mir in Erinnerung geblieben waren. Der eine ist das Haus im Stadtzen trum, an dem ich eine Tafel sah, die an meinen Groß vater erinnert. Mich hat es beeindruckt, dass er auf diese Weise im Ortsbild sichtbar ist. Der andere war, obwohl ich nicht religiös bin, die evangelische Kirche und das Taufbecken, das, wie ich glaube, noch so aussieht wie auf meinem Taufschein. Und der dritte war dann das Haus, in dem die Eltern meiner Mutter wohnten. Ich hatte eine sehr dunkle Erinnerung daran und kannte es fast nur aus Erzählungen. Es war jedoch ein tolles Erlebnis, da reingehen zu dür fen! (Kurzfassung des Interviews für das HDO-Ausstel- lungsprojekt „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“) 16 I nterview
D I E N S TA G , 9 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Multi-Deutsch: Identität und Mehrfachzugehö- rigkeit, Gestern und Heute, Podiumsdiskussion Impulsvortrag: Professor Dr. Jan Plamper (London) Teilnehmer: Professor Dr. Melanie Unseld (Wien), Professor Dr. Marita Krauss (Augsburg) Moderation: Dr. Florian Kührer-Wielach (München) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Deutschland war und ist ein Migrationsland. In der zweiten Hälfte des 20. und im 21. Jahrhundert erleb te es mehrere Einwanderungsschübe, in deren Folge Hunderttausende, Millionen Menschen ins Land kamen. Auf die Flüchtlinge und Vertriebenen der ers ten Nachkriegszeit folgten Gastarbeiter, Aussiedler und Spätaussiedler, Asylbewerber sowie, in den letzten Jahren, die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und aus Afrika. Die deutsche Gesellschaft der Gegen wart ist ethnisch vielfältig. Nach kultureller und sozialer wird die ethnische Mehrfachzugehörigkeit und Multikollektivität zum Attribut der individuellen Identität einer beachtlichen Anzahl ihrer Mitglieder. Wie ist diese „Mehrfachzugehörigkeit“ in die neuen Entwürfe der „deutschen Identität“ zu inte grieren und das, auch psychisch belastende, Dilem ma der ethnischen Mehrfachzugehörigkeit positiv aufzulösen? Wie ist mit der „Identität im Koffer“ der Menschen mit Migrationshintergrund umzugehen, wollte man sie nicht auf Brauchtums- und Trachten pflege beschränken? Inwieweit kann die Identitäts politik der Bundesrepublik gegenüber Vertriebenen und Flüchtlingen nach 1950 als historischer Präze denzfall für den politischen Umgang mit „Mehrfach zugehörigkeit“ in der Gegenwart dienen? Und last but not least: Wie könnte ein offenes, dynamisches und „hybrides“ Konzept der „deutschen Identität“ aussehen, das den Dualismus zwischen „Wir“ und die „Anderen“ auflöst? Diese und weitere Fragen wer den bei der Podiumsdiskussion erörtert. V eranstaltungen 17
→ Professor Dr. Jan Plamper (geb. 1970) ist seit 2012 Profes- sor für Geschichte am Gold smiths College der University of London. Von Jan Plamper liegen u.a. vor: The Stalin Cult: A Study in the Alchemy of Power (2012); Geschichte und Gefühl: Grund lagen der Emotionsgeschichte (2012); Das neue Wir. Warum Migration dazugehört: Eine andere Geschichte der Deut- schen (2019); (als Mithrsg.) Personality Cults in Stalinism – Personenkulte im Stalinismus (2004); Emotional Turn? Feelings in Russian History and Culture (2009). → Professor Dr. Melanie Unseld (geb. 1971 ) ist seit Oktober 2016 Professorin für Historische Musikwissenschaft am Institut für Musikwissenschaft und Interpre- tationsforschung der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Von Melanie Unseld liegen u. a. vor: „Man töte dieses Weib!“ Weiblichkeit und Tod in der Musik der Jahrhundertwende (2001); Biografie und Musikgeschichte. Wandlungen biogra- phischer Konzepte in Musikkultur und Musikhistoriographie (2014); (als Mithrsg.) Transkulturelle Mehrfachzugehörigkeit als kulturhistorisches Phänomen (2019). 18 V eranstaltungen
→ Professor Dr. Marita Krauss (geb. 1956) ist seit 2008 Profes- sorin an der Universität Augsburg und seit 2012 Vorstandsvorsit- zende des Bukowina-Instituts an der gleichen Universität. Marita Krauss ist Verfasserin von zahl- reichen Studien, u.a.: Nach- kriegskultur in München. Münch- ner städtische Kulturpolitik 1945–1954 (1985); Heimkehr in ein fremdes Land. Ge- schichte der Remigration nach 1945 (2001). Sie ist außer- dem Mitherausgeberin von: Integrationen. Vertriebene in den deutschen Ländern nach 1945 (2008); Erinnerungs- kultur und Lebensläufe. Vertriebene zwischen Bayern und Böhmen im 20. Jahrhundert – grenzüberschreitende Pers- pektiven (2013). → Dr. Florian Kührer-Wielach (geb. 1982 in Horn/Österreich) ist Direktor des Instituts für deut- sche Kultur und Geschichte Süd- osteuropas e. V. (IKGS) an der LMU München. Zu seinen zahlrei- chen Veröffentlichungen gehören u. a.: Siebenbürgen ohne Sieben- bürger? Zentralstaatliche Integ- ration und politischer Regiona- lismus nach dem Ersten Weltkrieg (2014); Vampire. Mons- ter– Mythos–Medienstar (2010). Er ist Herausgeber von „Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Ge- schichte Südosteuropas“, der „Halbjahresschrift für Ge- schichte und Zeitgeschehen in Zentral- und Südosteuropa“, sowie der wissenschaftlichen Reihe „Veröffentlichungen des IKGS an der LMU München“. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 19
D O N N E R S TA G , 1 1 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Jude, Prager, Deutscher, Tscheche? Neue Erkenntnisse zum Komponisten Hans Winterberg, Podiumsgespräch und Konzert Teilnehmer: Peter Kreitmeir (Murnau), Professor Dr. Gerold Gruber (Wien) Moderation: Professor Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO) Musik: Brigitte Helbig (am Flügel) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Jude, Prager, Tscheche, Sudetendeutscher oder doch Österreicher? Die Identität des 1901 in Prag – zu dieser Zeit Teil der k.u.k.-Monarchie – geborenen Komponisten Hans Winterberg ist nicht einfach zu bestimmen. Letztendlich hätte nur er selbst diese Frage beantworten können, doch er starb bereits 1991. 2015 kam die Geschichte von Hans Winterberg zum ersten Mal im Rahmen eines HDO-Projekts zur Sprache: Ein von ihm im Ghetto Theresienstadt genutztes Schachbrett war Teil der Ausstellung „Mit genommen – Heimat in Dingen“. 2017 veranstaltete das HDO ein Podiumsgespräch mit Winterbergs Enkel Peter Kreitmeir, dessen Thema auch die viel fältigen Identitäten des Komponisten waren. Seitdem hat sich einiges getan: Der Nachlass von Hans Win terberg, der bei „exil.arte – Zentrum für verfolgte Musik“ (Wien) aufbewahrt wird, wurde unter ande rem von Professor Dr. Gerold Gruber wissenschaft lich erforscht. Winterbergs Werke sind mittlerweile auf Festivals zu hören und wurden eingespielt. Peter Kreitmeir bemüht sich weiterhin um die Bekannt machung der Musik seines Großvaters. In Kooperation mit: 20 V eranstaltungen
Hans Winterberg Bei dem von HDO-Direktor, Professor Dr. Andreas Otto Weber, moderierten Podiums gespräch handelt es sich um eine Fortsetzung der Veranstaltung von 2017. Hans Winterbergs Kompositionen werden an diesem Abend in der Darbietung der Pianistin Brigitte Helbig zu hören sein. → Eine Veranstaltung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit 2021 → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 21
→ Professor Dr. Gerold Gruber ist Leiter und Gründer des Forschungszentrums „exil.arte“ sowie Universitätsprofessor am Institut für Musikwissenschaft und Interpretationsforschung der Universität für Musik und darstel- lende Kunst Wien. Zu seinen For- schungsschwerpunkten gehören die österreichische Musik des 18. – 21. Jahrhunderts, Methoden der musikalischen Analyse sowie verfemte Kom- ponistinnen und Komponisten. → Peter Kreitmeir ist Goldschmied. Als Enkel des Komponisten Hans Winterberg beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit der Lebensgeschichte seines Großvaters und versucht, dessen Musik wieder einem größeren Publikum bekannt zu machen. → Brigitte Helbig studierte an der Hochschule für Musik und Theater München, am Conservatoire national supérieur de musique Paris und an der Uni- versität für Musik und darstellen- de Kunst Wien. Sie arbeitete bereits mit Komponisten wie Michael Jarrell, Steve Reich und Mark Andre zusammen. 2018 nahm sie eine Solo-CD mit Klavierwerken von Hans Winterberg auf. 2019 erhielt Brigitte Helbig das Musikstipendium München und den För- derpreis der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) für die Interpretation zeitgenössischer Musik. 22 V eranstaltungen
D O N N E R S TA G , 1 6 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung „Nahe Fremde. Paul Celan und die Deutschen“ (2020), Buchpräsentation Referent: Professor Dr. Wolfgang Emmerich (Bremen) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → „Der Widerspruch zwischen Muttersprache und Mörder- sprache, die zugleich seine Dichtersprache war, zwischen Deutschland als einem Ort der Angst und als einem Sehn- suchtsort, sollte sich nie auflösen.“ Paul Celan (1920–1970), der als deutschsprachi ger Jude in Czernowitz geboren wurde, wollte schon früh Dichter werden, doch die Ermordung seiner Eltern im Holocaust führte zu einem zwiespältigen Verhältnis zur deutschen Sprache. Trotzdem wurde er zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Lyriker der Nachkriegszeit. Von seinem Wohnort Paris aus reiste er zu Lesungen oder auch privat immer wieder in die Bundesrepublik. Dieses Deutschland, in dem der Nationalsozialismus noch lange virulent war, blieb ihm jedoch fremd und ver störte ihn stets aufs Neue. Freundschaften mit deut schen Autoren – bei den meisten von ihnen handelte es sich um ehemalige Soldaten der Wehrmacht – scheiterten. Sein Verhältnis zu Deutschland und seiner Muttersprache, die auch die Sprache der Mörder war, erwies sich als nicht heilbar. Der Autor Wolfgang Emmerich geht dem schwie rigen Verhältnis Paul Celans zur „nahen Fremde Deutschland“ auf der Grundlage seines dichterischen Werks sowie seines umfangreichen veröffentlichten Briefwechsels nach. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 23
→ Professor Dr. Wolfgang Emmerich (geb. 1941 in Chemnitz) ist Literatur- und Kulturwissen- schaftler. Er ist Gründer des Instituts für kulturwissen- schaftliche Deutschlandstudien der Universität Bremen, das er bis 2005 leitete. Das Leben und Werk Paul Celans gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten. Von Prof. Dr. Emmerich liegen u.a. vor: Paul Celan (1999); Gottfried Benn (2006). In Kooperation mit: 24 V eranstaltungen
D O N N E R S TA G , 1 4 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Führung durch die Ausstellung … mit Patricia Erkenberg M.A. Haus des Deutschen Ostens, München M O N TA G , 8 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Führung durch die Ausstellung … mit Dr. des. Lilia Antipow Haus des Deutschen Ostens, München MITTWOCH, 3. MÄRZ 2021, 15.00 UHR Begleitprogramm zur Ausstellung Führung durch die Ausstellung … mit Patricia Erkenberg M.A. Haus des Deutschen Ostens, München D I E N S TA G , 9 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R Begleitprogramm zur Ausstellung Führung durch die Ausstellung … mit Dr. des. Lilia Antipow Haus des Deutschen Ostens, München → Anmeldung für alle Führungen erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 25
D O N N E R S TA G , 2 8 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R Lesung „Humboldtstraße Zwei“ (2016) Referent: Harald Gesterkamp (Bonn) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Das Schicksal einer deutschen Familie zwischen 1934 und 2014: Erich Plackwitz ist in den Dreißiger jahren als Richter am Amtsgericht in Jauer, einer Kleinstadt in Schlesien, tätig. Er verachtet Hitler und den Nationalsozialismus, dennoch muss er hilflos zu sehen, wie sich Deutschland vom Rechtsstaat immer mehr zum Unrechtsstaat entwickelt. Seine Tochter Elise verlebt eine schöne Jugend im Elternhaus, gelegen in der Humboldtstraße Nr. 2; Buchcover / © tredition Verlag 26 V eranstaltungen
sie verliert dieses Zuhause nach Schule, Studium und Flakhelferinneneinsatz. Nach dem Krieg fasst sie in Westdeutschland Fuß, macht eine Ausbildung, heira tet und gründet eine Familie. Doch die Sehnsucht nach Schlesien brodelt weiter in ihr. Ihr Sohn Andre as kann das nicht nachvollziehen. Erst als seine Mutter alt ist und mit einer tödlichen Krebsdiagnose konfrontiert wird, beginnt er sich für ihre Lebensge schichte zu interessieren. Ein altes Kriegstagebuch der Mutter hilft dabei. „Humboldtstraße Zwei“ ist ein ausdrucksstarker Roman, der das Leben einer schlesischen Familie und zugleich das Leben in Deutschland, ausgehend von der Zeit des Nationalsozialismus, des Krieges und der Vertreibung über die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart, schildert. → Harald Gesterkamp (geb. 1962 in Münster) ist Autor und Journalist. Er war vie- le Jahre leitender Redakteur beim Amnesty Journal und ist seit 2002 Redakteur beim Deutschlandfunk. „Humboldt- straße Zwei“ ist sein erster Roman. Seine Großeltern und seine Mutter stammen aus Niederschlesien. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 27
D I E N S TA G , 2 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R Buchpräsentation „Heinrich und Götz George – Zwei Leben“ (2020) Referent: Dr. Thomas Medicus (Berlin) Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München → Selten war ein Verhältnis von Vater und Sohn so innig und so komplex – obwohl sich die Lebenszeiten beider kaum überschnitten: Heinrich George (geb. 1893 in Stettin / Szczecin in Pommern) war seit den 1920ern der ungekrönte König der Berliner Theater bühnen, wirkte bei den Aufführungen von Bertolt Brecht mit, spielte in Starfilmen wie „Metropolis“ und „Berlin Alexanderplatz“. Im Dritten Reich führte er seine Karriere zu neuen Höhen und ließ sich sogar für Propagandastreifen einspannen. Er starb 1946 im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen. Der Sohn Götz George (geb. 1938 in Berlin) war damals acht Jahre alt. Doch die Figur seines Vaters beschäftigte ihn Zeit seines Lebens – der wider sprüchliche Künstler, dem er auf eigene Weise nach folgte. Götz George spielte in Karl-May-Streifen, dann in „Schtonk“ und „Rossini“, in denen sich die Republik wiedererkannte. Er glänzte in zahlreichen Charakter rollen, so wie im Film „Der Totmacher“. Als „Schi manski“ wurde er zum beliebtesten deutschen Fern sehkommissar – und zum Prototyp des neuen Man nes, der auch verletzlich sein durfte. Bei aller Ver schiedenheit haben Vater und Sohn eines gemeinsam: Beide Georges waren ungemein populär, echte Volksschauspieler. Ihre Lebensgeschichten erzählen ein Jahrhundert deutscher Geschichte. Thomas Medicus versteht es wie kaum ein ande rer, seine Figuren lebendig zu zeichnen und zugleich ein großes Zeitpanorama zu entwerfen. Eine außer gewöhnliche, bewegende Vater-Sohn-Geschichte – und die große Doppelbiografie zweier prägender Schauspielkünstler des 20. Jahrhunderts. 28 V eranstaltungen
Buchcover / © Rowohlt Berlin → Dr. Thomas Medicus (geboren 1953) studierte Ger- manistik, Politikwissenschaften und Kunstgeschichte in Mar- burg. Er schrieb u.a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und war stellvertretender Feuil- letonchef der Frankfurter Rund- schau. Viele Jahre arbeitete er zudem für das Hamburger Ins- titut für Sozialforschung. Heute lebt Thomas Medicus als freier Publizist in Berlin. Von ihm liegen u.a. vor „Melitta von Stauffenberg. Ein deutsches Le- ben“ (2012) und „Heimat. Eine Suche“ (2014). → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail V eranstaltungen 29
D O N N E R S TA G , 1 1 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 5 . 0 0 U H R Erzählcafé Dr. Renate von Walter im Gespräch mit … Ulrich Sachweh Eintritt: 5 Euro (inkl. Kaffee und ein Stück Kuchen) Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO → Ulrich Sachweh (geb. 1955) wuchs in Zweibrü- cken (Rheinland-Pfalz) auf und lebt seit 1974 in München. Nach einer Ausbildung zum In- dustriedesigner war er viele Jahre als Grafiker und frei- schaffender Künstler tätig. Spä- ter folgte eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychothera- pie, Coaching und Kunst- therapie. In diesem Beruf ist er bis heute tätig. → Ulrich Sachwehs Mutter, Gerda Sachweh-Tänzer, stammt aus Oberschlesien und musste im Januar 1945 mit ihrer Familie aus Ziegenhals (poln. Głuchołazy) fliehen. Angeregt durch die Auseinan dersetzung mit der Biografie seiner Mutter und deren Traumaerfahrungen beschäftigt sich Ulrich Sachweh intensiv mit dem Thema der transgenerationalen Weitergabe von Traumata und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Er betreute einen Gesprächs kreis, der sich diesem Problemschwerpunkt wid mete. → Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail 30 V eranstaltungen
MIT TWOCH, 17. FEBRUAR 2021, 11.30 UHR, 16.30 UHR, 19.30 UHR Traditionen Fischessen am Aschermittwoch Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO → Am Aschermittwoch beginnt die Zeit der Buße und des Fastens, die bis zum Ostersonntag dauert. Schon sehr früh verbot die katholische Kirche an diesem Tag den Fleischverzehr. Als Alternative dazu wählten die Gläubigen das Fischessen. Dieser Brauch mar kiert symbolisch die Grenze zwischen Fasching und Fastenzeit. Auch unter den Deutschen im östlichen Europa, wie in den katholischen Gebieten des Sude tenlandes, wurde er gepflegt. Welcher Fisch an die sem Tag zubereitet wurde, konnte von einem Gebiet zum anderen unterschiedlich sein. Während es manchenorts hierfür keine genauen Regeln gab, durfte in anderen nur Hering gegessen werden, sodass der Aschermittwoch auch „Heringstag“ ge nannt wurde. Diese Tradition hält die Wirtin der HDO-Gaststät te „Zum Alten Bezirksamt“, Annerose Kloos, aufrecht. Ob Lachs mit Kräuterkruste, Seelachsfilet mit Weiß weinsoße oder gefüllte Forelle aus dem Ofen – am Aschermittwoch verwöhnt sie ihre Gäste mit Fischge richten aus ostdeutscher und bayerischer Tradition. → Das Fischessen am Aschermittwoch findet unter Vorbehalt einer positiven Entwicklung in der Corona-Krise statt. Wir bitten Sie, die Bedingungen der Anmeldung und weitere Informationen frühestens ab dem 1. Februar über die HDO-Pforte telefonisch (unter: 089-44 99 93 0) oder per Email (unter: poststelle@hdo.bayern.de) zu erfragen. Hier können Sie auch weitere Informationen zur Veranstaltung anfordern. V eranstaltungen 31
HDOnline → Krisensituationen bieten oft auch die Möglichkeit, Neues zu wagen. Das HDO nutzt die Zeiten der zwangsweisen Veranstaltungspause, um sein digita les Angebot unter dem Titel HDOnline auszubauen. So können Sie sich in der Rubrik HDOnline direkt HDO-Direktor, Professor Dr. Andreas Otto Weber, direkt in Ihr Wohnzimmer holen – natürlich nur auf dem Bildschirm. Auf dem HDO-YouTube- Kanal finden Sie ausgewählte Vorträge des HDO- Direktors. Die Rubrik HDOnline Bildung bietet die Dauer ausstellung Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen Europa digital in Form eines Tele gramkanals an. Auf unserer HDO-Webseite entde cken Sie auch zwei weitere virtuelle Ausstellungen: → HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“ als virtuelle Ausstellung mit 3D-Navigation → Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein europäisches Kulturerbe. Andere Angebote dieser Rubrik sind für Sie auf dem HDO-YouTube-Kanal bereitgestellt: → Vorträge und Podiumsdiskussionen → Talks in der Ausstellung → Filmtalks Unter dem Titel HDOnline Bibliothek finden Sie nicht nur die virtuelle Ausstellung Russlanddeut- sche – Die Zeiten des Umbruchs, sondern auch – im Projekt Baden in Zoppot, Skifahren im Riesengebir- ge und Wandern in den Karpaten – ausgewählte historische Reiseprospekte und die Geschichte da hinter. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern! 32 H D Online
Telegram-Kanäle des HDO → Der Messenger-Dienst Telegram war in den letzten Monaten immer wieder in den Schlagzeilen wegen falscher Informationen und fadenscheinigen Kanä len. Telegram kann aber durchaus eine Quelle für interessante und wichtige Informationen sein – man muss nur die richtigen Kanäle abonnieren. Zwei solche Kanäle stellt das Haus des Deutschen Ostens zur Verfügung: → Haus des Deutschen Ostens – Wissen to go (t.me/hausdesdeutschenostens) und Haus des Deutschen Ostens – Veranstaltungen (t.me/VeranstaltungenHDO). Haus des Deutschen Ostens – Wissen to go bietet Ihnen zwei Formate: Von März bis Dezember 2020 wurde über diesen Kanal die HDO-Dauerausstellung Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen Europa mit kurzen Biografien von bekannten und bedeutenden deutschsprachigen Persönlichkeiten ins Digitale verlegt. Ab Januar präsentieren wir an der gleichen Stelle ausgewählte Objekte und Themen aus der aktuellen HDO-Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst lichen Europa. Der zweite Kanal, Haus des Deutschen Ostens – Ver- anstaltungen, informiert Sie ab Januar ähnlich wie der Newsletter regelmäßig über die Veranstaltungen im HDO. So sind Sie immer aktuell informiert! Wie funktioniert das? Sie benötigen ein Smartphone. Laden Sie sich die App „Telegram“ im App Store (iPhone) oder im Google Play Store (Android) herun ter. Die Kanäle finden Sie über die oben genannten H D Online 33
Links oder in der Suchfunktion (Suche: Haus des Deutschen Ostens). Noch ein Hinweis zu Sicherheit und Datenschutz: Die Redaktion des HDO sieht die Liste der Abonnenten, andere Nutzer sehen diese jedoch nicht. Sie können Telegram außerdem mit einem selbstgewählten Benutzernamen verwenden und über die Einstellungen festlegen, wer Ihre Daten (z. B. Telefonnummer, Bild etc.) sehen kann. HDOnline HDOnline Fest Fest mit wechselnden Angeboten auf 50 Jahre Haus des YouTube Deutschen Ostens. Crossing Life Lines Jubiläumskonzert in der Allerheiligen-Hofkirche München 10. November 2020 34 H D Online F est
www.hdo.bayern.de Haus des Deutschen Ostens München Die DVD ist zu beziehen über das 10. November 2020 staatlichen Schlösser, Gärten und Seen Hofkirche München der Bayerischen Verwaltung der Eine Konzertaufzeichnung aus der Allerheiligen- Robert Kainar 04 10. November 2020 Bernd Lhotzky Jubiläumskonzert in der Allerheiligen-Hofkirche München D.D. Lowka [ba 50 JAHRE Haus des Deutschen Ostens Life Lines Das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München ist eine Kultur-, Bildungs- und Be- gegnungseinrichtung des Freistaates Bayern zu Geschichte und Kultur der Deutschen aus dem und im östlichen Europa. Es versteht sich als europäisches Forum, auf dem die gesamte Geschichte und Kultur des vielsprachigen und multikulturellen östlichen Crossing Europa in den Blickwinkel gerückt wird. Dazu organisiert es zahlreiche Veranstaltungen im Bereich Kultur und Bildung, unter
HDOnline direkt Andreas Otto Weber Karl der Große und das östliche Europa HDOnline direkt mit wechselnden Inhalten auf YouTube → Karl der Große ist bis heute eine der bekanntesten Gestalten der europäischen Geschichte. Er vergrö ßerte das Frankenreich durch zahlreiche Kriege. Nach den Sachsenkriegen (772 – 804) wurde der Osten Europas mit seinen slawischen und awari schen Herrschaftsgebieten zu einem zentralen Poli tikfeld des Herrschers. Systeme von Bündnissen und Tributpflicht sollten das Reich im Osten sichern. Mit dem Sieg gegen die Awaren im Jahr 796 war eine große Ausweitung der fränkischen Macht in den Donauländern verbunden, die nun von der karolin gischen Kultur erfasst wurden. 36 H D Online direkt
Andreas Otto Weber Kaiser Karl IV – Eine große europäische Herr- schergestalt mit problematischen Aspekten → Karl IV., römisch-deutscher König, König von Böh men, König von Italien, König von Burgund und römisch-deutscher Kaiser, gilt bis heute als politi sche Leitfigur in Europa seiner Zeit. Er hat in Böh men und Bayern zahlreiche Spuren hinterlassen und mit der 1356 erlassenen „Goldenen Bulle“ eine Art Grundverfassung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geschaffen. Die ersten Jahre seiner Herrschaft waren wohl die schwierigsten, er musste sich gegen Ludwig den Bayern und den späteren Gegenkönig Günther von Schwarzburg durchsetzen. 1348 erfasste eine Pestwelle große Teile Europas. Der Schwarze Tod entvölkerte ganze Landschaften. Vie lerorts erklärte man die Juden dafür verantwortlich, die unter dem Schutz des Kaisers standen. Die fol genden Judenpogrome in zahlreichen Reichsstädten verhinderte dieser Schutz jedoch nicht. Der Vortrag versucht, diese problematischen Anfänge seiner Kaiserbiographie zu deuten und gibt einen Überblick über die wichtigsten Stationen sei nes Lebens. HDONLINE DIREKT 37
HDOnline HDOnline Bildung Bildung mit einer Ausstellu ng Virtuelle Dauerausstellung zu sehen auf Telegram Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen Europa Ausstellungsort: Telegramkanal „Haus des Deutschen Ostens – Who is Who“ → Bereits seit vier Jahren präsentieren wir Ihnen im ersten Stock des HDO in unserer Dauerausstellung Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen Europa ausgewählte Biografien von bekannten und bedeutenden deutschsprachigen Persönlichkeiten. Aufgrund der Zugangsbeschränkungen zum HDO ist ein Besuch der Ausstellung derzeit nicht möglich. Aus diesem Grund haben wir auch diese Ausstel lung ins Digitale verlegt: Sie finden Sie auf unserem Telegramkanal Haus des Deutschen Ostens – Wis- sen to go. Die bereits über 90 erschienenen Kurz biografien können Sie dort nachlesen. Dazu gehört zum Beispiel die Biografie des Dich ters Rainer Maria Rilke, der 1875 in Prag geboren Käthe Kollwitz, Foto: Hugo Erfurth, 1925 38 H D Online B ildung
wurde, oder die des Arztes Rudolf Virchow, der aus dem pommer schen Schivelbein stammt. Auch die Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, die 1867 in Kö nigsberg geboren wurde, ist bereits vertreten, so wie viele andere mehr. Die Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr soll sie beispielhaft die Vielfalt des Schaffens der unterschiedlichsten Personen aus den verschie denen Herkunftsländern der Deutschen des östli chen Europa quer durch die Jahrhunderte zeigen und den ein oder anderen Aha-Effekt des Wiederer kennens oder des neu Kennenlernens erzielen. Virtuelle Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem östlichen Europa → Die HDO-Jubiläumsausstellung steht als virtuelle Ausstellung mit 3D-Navigation zur Verfügung. Der Link zur Ausstellung wird zusätzlich bekanntgegeben. H D Online B ildung 39
Virtuelle Ausstellung Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein europäisches Kulturerbe. → Durch kaum eine andere Region Europas wird der Choral Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“ architektonisch so ver sinnbildlicht wie durch die im südlichen Siebenbür gen gelegene Kirchenburgenlandschaft. Hier ent standen vom Beginn der Einwanderung der Sieben bürger Sachsen am Ende des 12. Jahrhunderts zahl reiche befestigte Kirchenburgen, von denen noch rund 160 erhalten sind. Die Ausstellung Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen wurde von der Stiftung Kirchenbur gen in Zusammenarbeit mit der Technischen Univer sität Berlin, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumä nien entwickelt. → Die virtuelle Ausstellung wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales über das Haus des Deutschen Ostens, München, gefördert. 40 H D Online B ildung
Vorträge und Podiumsdiskussionen → Dr. Viktor Krieger, Von den Deutschen an der Wolga zu den Wolgadeutschen, 12. Mai 2020 Gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame → Erinnerung? Das Projekt eines deutsch-russischen Geschichtsbuchs, 9. Juli 2020 70 Jahre später: Die „Charta der Heimat → vertriebenen“ auf dem Prüfstand, 14. Juli 2020 Sehnsucht nach der k.u.k.-Zeit. Vielfalt und → Grenzen ein Jahrhundert nach 1918, 21. Juli 2020 Professor Dr. Gertrud Pickhan, Jüdische Lebens → welten und Identitäten in Polen, 22. Oktober 2020 H D Online B ildung 41
Talks in der Ausstellung → Professor Dr. Andreas Otto Weber und Dr. Serafine Lindemann: „Hertha“, 22. Mai 2020 → Professor Dr. Andreas Otto Weber und Olga Martens: „Das deutsche Wolgagebiet – Eine unvollendete Fotogeschichte“, 8. Juni 2020 → Professor Dr. Andreas Otto Weber und Waldemar Kern: „Städte ... Unter den Füßen ... Über dem Kopf. Fotos und Objekte von Waldemar Kern“, 19. Juni 2020 Filmtalks → Dr. des. Lilia Antipow und Dr. Jacek Kubiak: „Eine blonde Provinz – Polen und der deutsche Rassenwahn“ (2009), 16. Juli 2020 → Dr. des. Lilia Antipow und Irene Langemann: „Russlands Milleniumskinder“ (2019), 24. September 2020 42 H D Online B ildung
HDOnline Bibliothek HDOnline Bibliothek mit ausgewählten Virtuelle Ausstellung Beispielen aus der Sammlung Russlanddeutsche – www.hdo.bayern .de Die Zeiten des Umbruchs → Die virtuelle Ausstellung Russlanddeutsche – Die Zeiten des Umbruchs widmet sich der russlanddeut schen Geschichte sowie Literatur in der Zeit von 1917 bis 1991, die sie über verschiedene Zugänge vermitteln will. Sie wurde im Rahmen des Masterstu dienschwerpunktes „Osteuropäische Studien mit Praxisbezug“ des Historischen Instituts, des Semi nars für Slavistik/Lotman-Institut für russische Kultur an der Ruhr-Universität Bochum und des Osteuropa-Kollegs NRW sowie in Kooperation mit dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold und dem Haus des Deutschen Ostens (München) erstellt. Sie finden die Ausstellung auf der Webseite der Martin-Opitz-Bibliothek (Herne). H D Online B ibli o thek 43
Online-Projekt Baden in Zoppot, Skifahren im Riesengebirge und Wandern in den Karpaten. Neue Mobilität und Tourismus im östlichen Europa, 1800 –1939 → Ob West-und Ostpreußen, Schlesien, Böhmen und Mähren oder Siebenbürgen und Banat – seit Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten sich diese Regio nen zu wichtigen Reise- und Urlaubszielen im öst lichen Europa. In der Zwischenkriegszeit entstanden hier die ersten Zentren des modernen Massentouris mus. Tummelplätze für die Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur, waren sie zugleich auch bei Vertretern der neuen Mittelschichten durchaus beliebt. Ein wichtiger Teil der neuen Tourismuskultur war die Reiseliteratur. Reisewerbeprospekte, Reise führer und Reisekarten erschlossen den Reisenden die Natur- und Kulturlandschaft der jeweiligen Regi on. Im Bestand der Bibliothek des Hauses des Deut schen Ostens (HDO), München, sind diese wichtigen Quellen zur Kultur- und Zeitgeschichte umfangreich vertreten. Anhand ausgewählter Beispiele aus dieser Sammlung erzählen wir Ihnen im Rahmen unseres Online-Projekts von der Geschichte des Tourismus und der damit verbundenen neuen Mobilität im östlichen Europa. 44 H D Online B ibli o thek
Sie können auch lesen