Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens

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Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Haus des Deutschen Ostens

                  Januar –
Veranstaltungen

                  März
                  2021
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Veranstaltungsübersicht

      Januar                                    Seite

14.   JANUAR 2021, 18.00 UHR                      25
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Führung durch die
       Ausstellung mit Patricia Erkenberg M.A.

19.   JANUAR 2021, 18.30 UHR                      07
      Gedenkfeier
      Ungarischer Gedenktag für die
      vertriebenen Ungarndeutschen

28.   JANUAR 2021, 19.00 UHR26
      Lesung
      „Humboldtstraße Zwei“ (2016)

      Februar                                   Seite

2.    FEBRUAR 2021, 19.00 UHR                     28
      Buchpräsentation
      „Heinrich und Götz George –
      Zwei Leben“ (2020)

8.    FEBRUAR 2021, 18.00 UHR                     25
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Führung durch die
       Ausstellung mit Dr. des. Lilia Antipow

9.    FEBRUAR 2021, 19.00 UHR                     17
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“ / Podiumsdiskussion
      „Multi-Deutsch: Identität und
      Mehrfach­zugehörigkeit“

17.   FEBRUAR 2021,
      11.30 UHR, 16.30 UHR, 19.30 UHR             31
      Traditionen
      Fischessen am Aschermittwoch
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
März                                            Seite

3.    MÄRZ 2021, 15.00 UHR                              25
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Führung durch die
      Ausstellung mit Patricia Erkenberg M.A.

9.    MÄRZ 2021, 18.00 UHR                              25
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Führung durch die
      Ausstellung mit Dr. des. Lilia Antipow

11.   MÄRZ 2021, 15.00 UHR                              30
      Erzählcafé
      Dr. Renate von Walter im Gespräch mit
      … Ulrich Sachweh

11.   MÄRZ 2021, 19.00 UHR                              20
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Podiumsgespräch und Konzert
      „Jude, Prager, Deutscher, Tscheche?“

16.   MÄRZ 2021, 19.00 UHR                              23
      Begleitprogramm zur Ausstellung
      „Wer bin Ich?“/Buchpräsentation
      „Nahe Fremde“ (2020)

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Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
In eigener Sache: 
    das HDO-Hygienekonzept

→   Das HDO ist derzeit aufgrund der Ansteckungs­
    gefahr durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ge­
    schlossen.

→   Bitte informieren Sie sich vorab über unsere
    derzeitigen Besuchsmodalitäten und unser
    Hygienekonzept.

→   Auf unserer Homepage finden Sie
    eine Übersicht über alle Regelungen.
    Bitte scannen Sie dazu den QR-Code.

    Schützen Sie sich und andere:
→   Tragen Sie eine Mund-Nase-Maske.

→   Halten Sie ausreichend Abstand.

→   Waschen Sie Ihre Hände und nutzen Sie
    bereitgestellte Desinfektionsmittel.

4
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Editorial

                          Das Jahr 2020 war für das HDO
                          ein zugleich sehr wichtiges wie
                          schwieriges Jahr. Wichtig, weil
                          das Haus sein 50. Jubiläum
                          feierte. Schwierig, weil uns die
                          Corona-Pandemie dazu zwang,
                          einen großen Teil unseres
                          Jubiläumsprogramms abzusa­
                          gen, zu verschieben oder in
                          digitaler Version durchzufüh­
                          ren und Ihnen, unserem so
geschätzten Publikum, zugänglich zu machen. Das war
2020 das Schicksal fast aller Kulturvermittler. Wie gerne
hätten wir unser Jubiläumskonzert „Crossing Life
­Lines“ als Welturaufführung am 10. November 2020 mit
 unserem Publikum live durchgeführt! Aber schwierige
 Situationen bieten auch die Möglichkeit, neue Wege zu
 gehen. Das Konzert wurde in der Allerheiligen-Hofkirche
 in der Münchner Residenz aufgezeichnet und steht Ihnen
 in zwei Formen zur Verfügung: Auf unserem YouTube-
 Kanal im Internet und in Form einer DVD, die Sie gerne
 bei uns kostenlos anfordern oder abholen können.
      Wir wollen im neuen Jahr 2021 unser Jubiläumspro­
gramm fortsetzen und auch eine große Jubiläumsfeier
veranstalten, sobald dies möglich ist. Auch unsere Jubilä­
umsausstellung Wer bin Ich? Wer sind Wir? – Zu Identi-
täten der Deutschen aus dem östlichen Europa, die wir
am 15. Oktober 2020 noch eröffnen konnten, werden wir
nach dem Ende ihrer derzeitigen Schließung länger
zeigen als ursprünglich geplant.
      Da wir zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Pro­
grammheftes noch nicht wissen, ob im Januar wieder
Veranstaltungen mit Publikum erlaubt sein werden,
werden wir am 19. Januar gemeinsam mit dem General­
konsulat von Ungarn in München den Ungarischen
Gedenktag für die vertriebenen Ungarndeutschen als
Livestream im Internet präsentieren. Gezeigt wird der
Film „Ewiger Winter“ des ungarischen Regisseurs Attila
Szász.

                                          E dit o rial   5
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Besonders empfehlen möchte ich Ihnen das Rah-
menprogramm zu unserer Jubiläumsausstellung, das
hoffentlich bald wieder mit Ihnen als Publikum in unse­
ren Räumen stattfinden wird. Wir bieten Ihnen darin
unter anderem am 9. Februar eine hochrangig besetzte
Podiumsdiskussion zu Fragen von Identität und Mehr-
fachzugehörigkeit. Diesem Thema schließt sich unser
Gesprächskonzert am 11. März an: Jude, Prager, Deut-
scher, Tscheche? Neue Erkenntnisse zum Komponisten
Hans Winterberg, mit der inzwischen profiliertesten
Winterberg-Klavierinterpretin Brigitte Helbig. Wir veran­
stalten es im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit in
Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-­jüdische
Zusammenarbeit München-Regensburg.
     Natürlich würde ich nach so langer Zeit der Ein­
schränkungen unser Publikum gern baldmöglichst wie­
der persönlich im HDO begrüßen können. Wir werden Sie
informieren, wenn es soweit ist. Daher sind alle geplan­
ten Veranstaltungen dieses Programmheftes unter
dem Vorbehalt der Vorschriften für den Museums- und
Kulturbetrieb geplant. Ich empfehle allen, die unseren
Newsletter bisher noch nicht abonniert haben, dies
bald zu tun. Sie finden die Möglichkeit dazu unter:
www.hdo.bayern.de. Dadurch erfahren Sie nämlich im­
mer das Neueste aus dem HDO, welches auch in diesen
Zeiten ständig für Sie interessante Themen bieten wird.
Alle diejenigen, die keinen Internetzugang haben, kön­
nen sich selbstverständlich auch telefonisch nach dem
aktuellen Stand erkundigen.
     Ich würde mich freuen, wenn ich Sie zu möglichst
vielen unserer Veranstaltungen begrüßen könnte! Bis
dahin bleiben Sie bitte gesund!

Ihr

Professor Dr. Andreas Otto Weber
Direktor des Hauses des Deutschen Ostens München

6     E dit o rial
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Veranstaltungen

    D I E N S TA G , 1 9 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 3 0 U H R

Gedenkfeier
Ungarischer Gedenktag für die
vertriebenen Ungarndeutschen
Grußworte: Professor Dr. Bernd Fabritius (Präsident des Bundes
der Vertriebenen (BdV), Beauftragter der Bundesregierung für
Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten), Sylvia Stierstorfer
MdL (Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler
und Vertriebene), Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó (Generalkon-
sulat von Ungarn in München), Professor Dr. Andreas Otto Weber
(Direktor des HDO)
Ort: Online und Haus des Deutschen Ostens,
Am Lilienberg 5, 81669 München

→   Im Jahr 2021 gehen das Haus des Deutschen Ostens
    und das Generalkonsulat von Ungarn in München
    einen neuen Weg, um den Ungarischen Gedenktag
    für die vertriebenen Ungarndeutschen zu gestalten.
    Aus diesem Anlass präsentieren sie den Film Ewiger
    Winter des ungarischen Regisseurs Attila Szász
    (nach einem Drehbuch von Norbert Köbli, 2018).
         Das historische Drama beginnt im Dezember
    1944. Sowjetische Soldaten verschleppen arbeits­
    fähige Frauen aus einem Dorf in Südungarn, das von
    der deutschen Minderheit bewohnt wird. Für „eine

Screenshot aus: „Ewiger Winter“

                                               V eranstaltungen     7
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
kleine Arbeit” („Malenkij Robot“), wie es heißt, für
    drei Wochen Maisbrechen. Irén, die auf ihren Mann
    wartet, der an der Front kämpft, trennt sich von ihrer
    Tochter und ihren Eltern in der Hoffnung, dass sie
    sich bald wiedersehen werden. Doch die Frauen
    werden in Viehwaggons in ein sowjetisches Arbeits­
    lager transportiert, wo sie unter unmenschlichen
    Bedingungen in einem Kohlebergbau Zwangsarbeit
    leisten müssen. Dort begegnet Irén einem Mann
    namens Rajmund, der ihr beibringt, wie man die
    Hölle überleben kann.
          Die Hauptdarstellerin Marina Gera wurde für
    ihre Rolle in diesem Film 2019 mit dem International
    Emmy Award ausgezeichnet.
          Der Film wird in ungarischer Originalfassung
    mit deutschen Untertiteln gezeigt.
          Die Veranstaltung findet im Streaming-Format
    statt.

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

→   Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie im Januar 2021
    einen Link zugeschickt, über den Sie vom 19. Janu-
    ar, 12.00 Uhr bis zum 24. Januar, 24.00 Uhr den
    Film „Ewiger Winter“ sowie die Grußworte abrufen
    und anschauen können.

→   Sofern die aktuelle Lage in der Corona-Krise es
    zulässt, werden die Grußworte und der Film am
    19. Januar, um 18.30 Uhr im HDO in einer Präsenz-
    veranstaltung gezeigt. Auch hierzu ist eine Anmel-
    dung nötig.

In Kooperation mit:

                                   Generalkonsulat
                                   von Ungarn
                                   in München

8   V eranstaltungen
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Programmreihe
50 Jahre Haus des Deutschen Ostens München
→   In den 1960er Jahren wurde die Kulturarbeit der
    Vertriebenen in Bayern mehr und mehr institutiona­
    lisiert und professionalisiert. Hierzu gehörte auch
    die Gründung des Hauses des Deutschen Ostens im
    Jahr 1970. Den Beschluss, ein solches Haus einzu­
    richten, fasste der Bayerische Landtag 1964. Die
    Grundlage bildete der Paragraf 96 des Bundesver-
    triebenengesetzes BVFG von 1953, in dem sich
    Bund und Länder zur Förderung der Kultur der
    Vertriebenen, auch durch die Unterstützung und
    Errichtung von Institutionen wie Archiven, Bibliothe­
    ken und Museen, verpflichteten.
         Seit dem Beginn der 1960er Jahre wurde im
    bayerischen Arbeits- und Sozialministerium über ein
    „Haus des Deutschen Ostens“ beraten, und es kam
    auch nach dem Gründungsbeschluss im Landtag zu
    langen politischen Diskussionen um Art und Aufga­
    ben des Hauses, bis seine Errichtung 1969 in den
    Haushaltsplan des Staatsministeriums für Arbeit und
    Soziale Fürsorge aufgenommen und sein Standort im
    staatseigenen ehemaligen Landratsamt auf dem
    Münchner Lilienberg festgelegt wurde.

Haus des Deutschen Ostens München

                                                     ↪
Januar - März 2021 Haus des Deutschen Ostens
Es sollte ein Ort der Begegnung und Kulturver­
     mittlung zur Pflege und Fortentwicklung des Kultur­
     guts der Vertriebenen und Flüchtlinge sowie der
     Stärkung und Koordinierung ihrer Kulturarbeit sein.
     Dazu wurden in den Räumen des ehemaligen Bene­
     diktinerinnenpriorats und Landratsamtes eine Bib­
     liothek, Büros, Veranstaltungs- und Ausstellungsräu­
     me und eine Gastwirtschaft eingerichtet.
          Seit 50 Jahren kommt das Haus nun als dem
     Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit
     und Soziales nachgeordnete Kulturbehörde seinen
     Aufgaben nach. Über all die Jahre entwickelte sich
     das HDO zum überregionalen Kompetenz- und Ver­
     mittlungszentrum für die Kultur- und Bildungsarbeit
     unter den Deutschen aus dem östlichen Europa
     sowie für die gesamte Gesellschaft in Bayern und in
     der Bundesrepublik.
          Die Programmreihe 50 Jahre Haus des Deut-
     schen Ostens, die im Jubiläumsjahr startete und
     2021 fortgeführt wird, wird an die Geschichte des
     Hauses erinnern, aber auch neue Themen aufgrei­
     fen.
          Dass auch die „deutsche Identität“, unabhängig
     davon, ob es sich um einen Einzelnen oder „die“
     Deutschen als Gemeinschaft handelt, vielschichtig
     und im Zeitkontinuum wandelbar ist, zeigt die
     HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind
     Wir?“. In ihrem Mittelpunkt stehen dabei die Identi­
     täten von Deutschen aus dem östlichen Europa. Das
     Begleitprogramm der Ausstellung erschließt weitere
     Aspekte des Themas „Identität“ in Form von Vorträ­
     gen, Podiumsdiskussionen und Buchpräsentationen.

10   Veranstaltungen
16. OKTOBER 2020 BIS 9. APRIL 2021

Ausstellung
Wer bin Ich? Wer sind Wir? –
Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst­
lichen Europa
Ausstellung des Hauses des Deutschen Ostens

Ausstellungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5,
81669 München
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 20.00 Uhr

→   „Wer bin ich?“ Die Frage nach der eigenen Identität
    stellt sich für jeden Menschen im Laufe seines Le­
    bens immer wieder. Viele Faktoren können dabei
    eine Rolle spielen – die Herkunft, die Sprache, die Re­
    ligion und das, was man als „Heimat“ ansieht. Aber
    auch Dinge wie der Beruf, bestimmte Essensvorlie­
    ben oder Hobbys. Identitäten können sich außerdem
    auf Gruppen wie die Nation beziehen. Insbesondere
    die regionale Identität hat in den letzten Jahrzehnten
    an Bedeutung gewonnen. Dabei ist die Identität eines
    Menschen nie starr und einmal für immer festgelegt,
    nie einfach und eindeutig, sondern vielschichtig – sie
    wandelt sich mit neuen Erfahrungen. Man kann
    gleichzeitig Schlesier, Lehrer, Familienvater, Vegeta­
    rier und passionierter Schafkopfspieler sein.
          „Wer sind wir?“ Auch jede Gruppe, Gemein­
    schaft oder Gesellschaft vergewissert sich im Laufe
    der Zeit ihrer Identität stets aufs Neue.
          Die HDO-Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind
     Wir? fragt nach Identitäten von Deutschen aus dem
     östlichen Europa. Es geht dabei um Dialekte wie das
     Siebenbürgisch-Sächsische; um Bräuche und Tradi­
     tionen wie die oberschlesische Barbarafeier; um
     Kleidung wie die Wischauer Bauerntracht aus Süd­
     mähren; um heimatliche Gerichte; um Heimat und
     prägende Geschichtsereignisse.
          Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Inter­
    views mit Personen, die über diese und andere
    ­Aspekte ihrer Identität berichten und sich mit der
     Bedeutung der Sprachen, der Musik, der Familien­

                                     V eranstaltungen          11
geschichte, der Traditionen und der Zugehörigkeit zu
     einer bestimmten Gruppe für ihr Leben und ihr
     Selbstverständnis auseinandersetzen.

→    Ab Januar 2021 ist die HDO-Jubiläumsausstellung
     auch als virtuelle Ausstellung mit 3D-Navigation
     (Idee und Realisierung: Oliver Balazs, Berlin) online
     zugänglich.

→    Ebenfalls ab Januar präsentieren wir Ihnen außer-
     dem auf unserem Telegram-Kanal Haus des
     Deutschen Ostens – Wissen to go ausgewählte
     Objekte und Themen aus der HDO-Jubiläumsaus-
     stellung. Dazu gehören auch Informationen und
     Geschichten, die nicht in der Ausstellung zu finden
     sind, sodass sich das Abonnieren des Kanals
     zusätzlich zum Ausstellungsbesuch lohnt.

→    Weitere Infor­ma­tionen hierzu finden Sie in diesem
     Programmheft (S. 33f., 39).

                                          Haus des Deutschen Ostens

        Ausstellung

        Wer bin Ich?
        Wer sind Wir?
        Zu Identitäten der Deutschen
        aus dem östlichen Europa
        16. Oktober 2020 bis 9. April 2021
        Montag bis Freitag (werktags)
        10 bis 20 Uhr
        in den Weihnachtsferien geschlossen

                                                                      Am Lilienberg 5
                                                                      81669 München

                                                                      Haus des
                                                                      Deutschen
        www.hdo.bayern.de                                             Ostens

12       VERANSTALTUNGEN
Interview

Siebenbürgen als erzählte Welt:
Dr. Florian Roth über Heimat, Identität und
Erinnerung
→   Wie würden Sie den Satz spontan beenden
    „Ich bin ein ...“?
    Ich bin ein Münchner, der aus Siebenbürgen stammt.

→   Wo liegen Ihre Wurzeln?
    Die meisten Mitglieder meiner Familie stammen aus
    Hermannstadt oder seiner Umgebung.

→   Was bedeutet Heimat für Sie als Münchner und
    Siebenbürger?
    Eigentlich zweierlei. Heimat bedeutet für mich zum
    einen Orte, an die ich mich aus Kindheitstagen erin­
    nere. Das ist weder Hermannstadt noch Siebenbür­
    gen, weil ich erst zweieinhalb Jahre alt war, als wir
    nach Deutschland gekommen sind. In meinem Leben
    ist es die Isar. Seitdem ich in München wohne, habe
    ich fast immer an der Isar gewohnt: zunächst in
    Harlaching, dann im Süden Münchens, jetzt im
    Zentrum.
         Heimat ist für mich aber auch ein geistiger Be­
    griff, der mit Kultur, Überlieferung und Sprache zu
    tun hat. Ich fühle mich sehr beheimatet in der deut­
    schen Kultur, zwar nicht in allen ihrer Formen, aber
    in ihrer Literatur, Philosophie und Sprache.
         Doch auch Hermannstadt und Siebenbürgen
    gehören zu mir. Denn das Gefühl der Heimat wird
    nicht nur durch das gestiftet, was man selbst erlebt
    hat. Diese Rolle spielen auch Narrative, in denen man
    aufgewachsen ist. Damit sind Geschichten gemeint,
    die immer wieder am gemeinsamen Esstisch oder
    auf dem Sofa erzählt wurden. Und zu dieser Ge­
    schichtenwelt gehören Hermannstadt und Sieben­
    bürgen in einem sehr starken Maße. Beide waren für
    mich zwar keine Heimat, die ich im Sinne des Sehens
    und Fühlens erlebt habe – sie waren jedoch meine
    Heimat im Sinne einer Welt des Erzählens, in der ich

                                         I nterview    13
aufgewachsen bin. Eine Geschichte konnte dann so
     anfangen: „Ja, damals in der Unterstadt …“. Es waren
     Begriffe, die ich gar nicht mit Bildern verbinden
     konnte, sondern mit Erzählungen und manchmal
     auch mit einem Lächeln darüber, wie man zum
     Beispiel über diese Hermannstädter Unterstadt
     redete.

→    Hat Ihre Familie Sie geprägt?
     Meine Vorfahren mütterlicherseits kommen aus
     einfacheren Verhältnissen. Mein Vater dagegen
     stammt aus einer Familie, die viel mit Politik, gesell­
     schaftlichem und künstlerischem Leben zu tun hatte.
     Die politische Biografie meines Vaters und meines
     Großvaters und ihr Verfolgungsschicksal, die ich aus
     den Familienerzählungen kannte, haben mich sehr
     geprägt. Mein Großvater Hans Otto Roth war einer
     der wichtigsten deutschen beziehungsweise deutsch­

 → Dr. Florian Roth
   Geboren in Hermannstadt / Sibiu (Siebenbürgen, Rumäni-
   en). Mitglied des Münchner Stadtrats seit 2008, Studium
   der Philosophie (M.A.) und der Politologie (Promotion),
   Bildungsberater und Dozent für Philosophie. 2001 – 2007
   Vorsitzender der Münchner Grünen. Seit 2012 Vorsitzender
   der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste im Münchner Stadt-
   rat. Enkel eines prominenten Politikers Siebenbürgens in
   der Zwischenkriegszeit, Dr. Hans Otto Roth, und Sohn des
   im kommunistischen Rumänien politisch verfolgten Jour-
   nalisten Herbert Roth.

14   I nterview
sprachigen Politiker der Zwischenkriegszeit in Ru­
    mänien. Er war Gegner jener Art der Politik, die das
    „Dritte Reich“ verfolgte. Nach dem Krieg ist er in
    einem Lager gestorben. Auch mein Vater und seine
    Schwester wurden im kommunistischen Rumänien
    unter einem vorgeschobenen Grund für sechs Jahre
    ins Gefängnis gesteckt. Mein Vater hat dann immer
    noch körperlich daran gelitten. Sein Asthma, an dem
    er relativ früh gestorben ist – ich war damals 15 Jah­
    re alt, hatte seine Hintergründe in seinen Haft­
    bedingungen.
         Ich bin bei einer Partei, den Grünen, und teile
    viele ihrer Überzeugungen. Dabei gibt es auch ein
    paar Grundüberzeugungen, die ebenfalls mit meiner
    Herkunft und der Geschichte meines Großvaters zu
    tun haben. Zu leben mit einer Vielfalt von Kulturen
    und Sprachen, das ist etwas, was in den Geschichten,
    die zuhause erzählt wurden, eine Rolle gespielt hat.
    Wenn ich die Politik meines Großvaters richtig ver­
    standen habe, so ging es ihm weder um kulturelle
    und sprachliche Homogenität noch um die Assimila­
    tion verschiedener ethnischer Gruppen. Anerken­
    nung und Respekt vor anderer Kultur und Herkunft
    – das hat mich sehr geprägt.
         Und das liegt mir als Politiker sehr nahe. Die
    Vielfalt von Kulturen in München zu pflegen, spielt
    für mich eine große Rolle. Denn es ist eine multikul­
    turelle Stadt, wo es viele Menschen gibt, die auch aus
    dem Osten kommen, gleich ob sie deutscher oder
    nichtdeutscher Sprache sind. Ich bin beruflich in
    einen Bereich wie der Bildungsberatung für Men­
    schen, die aus dem Ausland kommen, eingestiegen.
    Ich habe dabei immer mit Vielfalt zu tun, wie es sie
    einst in Siebenbürgen gegeben hat, wo Sachsen,
    Ungarn, Szekler, Rumänen und Roma nebeneinander
    lebten.

→   Was verbinden Sie mit dem Begriff „deutsche
    ­Kultur“?
     Unter „deutscher Kultur“ verstehe ich weniger Kul­
     turtraditionen im Sinne von Verhaltensregeln oder
     Riten, sondern Philosophie und Literatur, vor allem

                                          I nterview       15
Lyrik. Sie waren und sind für mich von großer
     ­Bedeutung, und zwar nicht nur beruflich, weil ich
      entsprechende Fächer studiert habe und, so wie
      gerade eben, Vorträge zur Philosophie von Nietzsche
      und Heidegger an der Münchner Volkshochschule
      halte. Sie spielen für mich auch ganz privat eine
      wichtige Rolle, obwohl ich Literatur aus anderen
      Ländern durchaus zur Kenntnis nehme. Was aus
      meiner Sicht zur „deutschen Kultur“ noch gehört, ist
      eine bestimmte – das klingt allerdings sehr klischee­
      mäßig – tiefe und romantische Geistesart, die leider
      auch Abgründe beinhaltet.

→    Ist die Geschichte Ihrer Familie für Sie mit
     ­bestimmten Erinnerungsorten verbunden?
      Als ich nach vielen Jahren wieder nach Hermann­
      stadt kam, waren es drei Orte, die mir in Erinnerung
      geblieben waren. Der eine ist das Haus im Stadtzen­
      trum, an dem ich eine Tafel sah, die an meinen Groß­
      vater erinnert. Mich hat es beeindruckt, dass er auf
      diese Weise im Ortsbild sichtbar ist. Der andere war,
      obwohl ich nicht religiös bin, die evangelische Kirche
      und das Taufbecken, das, wie ich glaube, noch so
      aussieht wie auf meinem Taufschein. Und der dritte
      war dann das Haus, in dem die Eltern meiner Mutter
      wohnten. Ich hatte eine sehr dunkle Erinnerung
      daran und kannte es fast nur aus Erzählungen. Es
      war jedoch ein tolles Erlebnis, da reingehen zu dür­
      fen!

     (Kurzfassung des Interviews für das HDO-Ausstel-
     lungsprojekt „Wer bin Ich? Wer sind Wir?“)

16   I nterview
D I E N S TA G , 9 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
Multi-Deutsch: Identität und Mehrfachzugehö-
rigkeit, Gestern und Heute, Podiumsdiskussion
Impulsvortrag: Professor Dr. Jan Plamper (London)
Teilnehmer: Professor Dr. Melanie Unseld (Wien),
Professor Dr. Marita Krauss (Augsburg)
Moderation: Dr. Florian Kührer-Wielach (München)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

→   Deutschland war und ist ein Migrationsland. In der
    zweiten Hälfte des 20. und im 21. Jahrhundert erleb­
    te es mehrere Einwanderungsschübe, in deren Folge
    Hunderttausende, Millionen Menschen ins Land
    kamen. Auf die Flüchtlinge und Vertriebenen der ers­
    ten Nachkriegszeit folgten Gastarbeiter, Aussiedler
    und Spätaussiedler, Asylbewerber sowie, in den
    letzten Jahren, die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten
    und aus Afrika. Die deutsche Gesellschaft der Gegen­
    wart ist ethnisch vielfältig. Nach kultureller und
    sozialer wird die ethnische Mehrfachzugehörigkeit
    und Multikollektivität zum Attribut der individuellen
    Identität einer beachtlichen Anzahl ihrer Mitglieder.
         Wie ist diese „Mehrfachzugehörigkeit“ in die
    neuen Entwürfe der „deutschen Identität“ zu inte­
    grieren und das, auch psychisch belastende, Dilem­
    ma der ethnischen Mehrfachzugehörigkeit positiv
    aufzulösen? Wie ist mit der „Identität im Koffer“ der
    Menschen mit Migrationshintergrund umzugehen,
    wollte man sie nicht auf Brauchtums- und Trachten­
    pflege beschränken? Inwieweit kann die Identitäts­
    politik der Bundesrepublik gegenüber Vertriebenen
    und Flüchtlingen nach 1950 als historischer Präze­
    denzfall für den politischen Umgang mit „Mehrfach­
    zugehörigkeit“ in der Gegenwart dienen? Und last
    but not least: Wie könnte ein offenes, dynamisches
    und „hybrides“ Konzept der „deutschen Identität“
    aussehen, das den Dualismus zwischen „Wir“ und
    die „Anderen“ auflöst? Diese und weitere Fragen wer­
    den bei der Podiumsdiskussion erörtert.

                                               V eranstaltungen    17
→ Professor Dr. Jan Plamper
                             (geb. 1970) ist seit 2012 Profes-
                              sor für Geschichte am Gold­
                              smiths College der University of
                              London. Von Jan Plamper liegen
                              u.a. vor: The Stalin Cult: A Study
                              in the Alchemy of Power (2012);
                              Geschichte und Gefühl: Grund­
                              lagen der Emotionsgeschichte
                              (2012); Das neue Wir. Warum
   Migration dazugehört: Eine andere Geschichte der Deut-
   schen (2019); (als Mithrsg.) Personality Cults in Stalinism –
   Personenkulte im Stalinismus (2004); Emotional Turn?
   Feelings in Russian History and Culture (2009).

→    Professor Dr. Melanie Unseld
                                 (geb. 1971 ) ist seit Oktober
                                 2016 Professorin für Historische
                                 Musikwissenschaft am Institut für
                                 Musikwissenschaft und Interpre-
                                 tationsforschung der Universität
                                 für Musik und darstellende Kunst
                                 Wien. Von Melanie Unseld liegen
                                 u. a. vor: „Man töte dieses Weib!“
                                 Weiblichkeit und Tod in der Musik
                                 der Jahrhundertwende
     (2001); Biografie und Musikgeschichte. Wandlungen biogra-
     phischer Konzepte in Musikkultur und Musikhistoriographie
     (2014); (als Mithrsg.) Transkulturelle Mehrfachzugehörigkeit
     als kulturhistorisches Phänomen (2019).

18   V eranstaltungen
→ Professor Dr. Marita Krauss
                           (geb. 1956) ist seit 2008 Profes-
                           sorin an der Universität Augsburg
                           und seit 2012 Vorstandsvorsit-
                           zende des Bukowina-Instituts an
                           der gleichen Universität. Marita
                           Krauss ist Verfasserin von zahl-
                           reichen Studien, u.a.: Nach-
                           kriegskultur in München. Münch-
                           ner städtische Kulturpolitik
  1945–1954 (1985); Heimkehr in ein fremdes Land. Ge-
  schichte der Remigration nach 1945 (2001). Sie ist außer-
  dem Mitherausgeberin von: Integrationen. Vertriebene in
  den deutschen Ländern nach 1945 (2008); Erinnerungs-
  kultur und Lebensläufe. Vertriebene zwischen Bayern und
  Böhmen im 20. Jahrhundert – grenzüberschreitende Pers-
  pektiven (2013).

→   Dr. Florian Kührer-Wielach
                              (geb. 1982 in Horn/Österreich)
                              ist Direktor des Instituts für deut-
                              sche Kultur und Geschichte Süd-
                              osteuropas e. V. (IKGS) an der
                              LMU München. Zu seinen zahlrei-
                              chen Veröffentlichungen gehören
                              u. a.: Siebenbürgen ohne Sieben-
                              bürger? Zentralstaatliche Integ-
                              ration und politischer Regiona-
    lismus nach dem Ersten Weltkrieg (2014); Vampire. Mons-
    ter– Mythos–Medienstar (2010). Er ist Herausgeber von
    „Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Ge-
    schichte Südosteuropas“, der „Halbjahresschrift für Ge-
    schichte und Zeitgeschehen in Zentral- und Südosteuropa“,
    sowie der wissenschaftlichen Reihe „Veröffentlichungen
    des IKGS an der LMU München“.

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                        V eranstaltungen             19
D O N N E R S TA G , 1 1 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
Jude, Prager, Deutscher, Tscheche?
Neue Erkenntnisse zum Komponisten Hans
Winterberg, Podiumsgespräch und Konzert
Teilnehmer: Peter Kreitmeir (Murnau),
Professor Dr. Gerold Gruber (Wien)
Moderation: Professor Dr. Andreas Otto Weber (Direktor des HDO)
Musik: Brigitte Helbig (am Flügel)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

→    Jude, Prager, Tscheche, Sudetendeutscher oder doch
     Österreicher? Die Identität des 1901 in Prag – zu
     dieser Zeit Teil der k.u.k.-Monarchie – geborenen
     Komponisten Hans Winterberg ist nicht einfach zu
     bestimmen. Letztendlich hätte nur er selbst diese
     Frage beantworten können, doch er starb bereits
     1991.
          2015 kam die Geschichte von Hans Winterberg
     zum ersten Mal im Rahmen eines HDO-Projekts zur
     Sprache: Ein von ihm im Ghetto Theresienstadt
     genutztes Schachbrett war Teil der Ausstellung „Mit­
     genommen – Heimat in Dingen“. 2017 veranstaltete
     das HDO ein Podiumsgespräch mit Winterbergs
     Enkel Peter Kreitmeir, dessen Thema auch die viel­
     fältigen Identitäten des Komponisten waren. Seitdem
     hat sich einiges getan: Der Nachlass von Hans Win­
     terberg, der bei „exil.arte – Zentrum für verfolgte
     Musik“ (Wien) aufbewahrt wird, wurde unter ande­
     rem von Professor Dr. Gerold Gruber wissenschaft­
     lich erforscht. Winterbergs Werke sind mittlerweile
     auf Festivals zu hören und wurden eingespielt. Peter
     Kreitmeir bemüht sich weiterhin um die Bekannt­
     machung der Musik seines Großvaters.

In Kooperation mit:

20   V eranstaltungen
Hans Winterberg

          Bei dem von HDO-Direktor, Professor
    Dr. ­Andreas Otto Weber, moderierten Podiums­
    gespräch handelt es sich um eine Fortsetzung
    der Veranstaltung von 2017.
          Hans Winterbergs Kompositionen werden
    an diesem Abend in der Darbietung der Pianistin
    Bri­gitte Helbig zu hören sein.

→   Eine Veranstaltung im Rahmen der Woche der
    Brüderlichkeit 2021

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                V eranstaltungen      21
→	Professor Dr. Gerold Gruber
                           ist Leiter und Gründer des
                           Forschungszentrums „exil.arte“
                           sowie Universitätsprofessor am
                           Institut für Musikwissenschaft
                           und Interpretationsforschung der
                           Universität für Musik und darstel-
                           lende Kunst Wien. Zu seinen For-
                           schungsschwerpunkten gehören
                           die österreichische Musik des
                           18. – 21. Jahrhunderts,
   Methoden der musikalischen Analyse sowie verfemte Kom-
   ponistinnen und Komponisten.

→    Peter Kreitmeir
                               ist Goldschmied. Als Enkel des
                               Komponisten Hans Winterberg
                               beschäftigt er sich seit vielen
                               Jahren mit der Lebensgeschichte
                               seines Großvaters und versucht,
                               dessen Musik wieder einem
                               ­größeren Publikum bekannt zu
                                machen.

→    Brigitte Helbig
                                studierte an der Hochschule für
                                Musik und Theater München, am
                                Conservatoire national supérieur
                                de musique Paris und an der Uni-
                                versität für Musik und darstellen-
                                de Kunst Wien. Sie arbeitete
                                ­bereits mit Komponisten wie
                                 ­Michael Jarrell, Steve Reich und
                                  Mark Andre zusammen. 2018
                                  nahm sie eine Solo-CD mit
     Klavierwerken von Hans Winterberg auf. 2019 erhielt
     ­Brigitte Helbig das Musikstipendium München und den För-
      derpreis der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) für
      die Interpretation zeitgenössischer Musik.

22   V eranstaltungen
D O N N E R S TA G , 1 6 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
„Nahe Fremde. Paul Celan und die
Deutschen“ (2020), Buchpräsentation
Referent: Professor Dr. Wolfgang Emmerich (Bremen)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

→   „Der Widerspruch zwischen Muttersprache und Mörder-
    sprache, die zugleich seine Dichtersprache war, zwischen
    Deutschland als einem Ort der Angst und als einem Sehn-
    suchtsort, sollte sich nie auflösen.“
         Paul Celan (1920–1970), der als deutschsprachi­
    ger Jude in Czernowitz geboren wurde, wollte schon
    früh Dichter werden, doch die Ermordung seiner
    Eltern im Holocaust führte zu einem zwiespältigen
    Verhältnis zur deutschen Sprache. Trotzdem wurde
    er zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen
    Lyriker der Nachkriegszeit. Von seinem Wohnort
    Paris aus reiste er zu Lesungen oder auch privat
    immer wieder in die Bundesrepublik. Dieses
    Deutschland, in dem der Nationalsozialismus noch
    lange virulent war, blieb ihm jedoch fremd und ver­
    störte ihn stets aufs Neue. Freundschaften mit deut­
    schen Autoren – bei den meisten von ihnen handelte
    es sich um ehemalige Soldaten der Wehrmacht –
    scheiterten. Sein Verhältnis zu Deutschland und
    seiner Muttersprache, die auch die Sprache der
    Mörder war, erwies sich als nicht heilbar.
         Der Autor Wolfgang Emmerich geht dem schwie­
    rigen Verhältnis Paul Celans zur „nahen Fremde
    Deutschland“ auf der Grundlage seines dichterischen
    Werks sowie seines umfangreichen veröffentlichten
    Briefwechsels nach.

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                              V eranstaltungen     23
→ Professor Dr. Wolfgang Emmerich
   (geb. 1941 in Chemnitz) ist Literatur- und Kulturwissen-
   schaftler. Er ist Gründer des Instituts für kulturwissen-
   schaftliche Deutschlandstudien der Universität Bremen,
   das er bis 2005 leitete. Das Leben und Werk Paul Celans
   gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten.
   Von Prof. Dr. Emmerich liegen u.a. vor: Paul Celan (1999);
   Gottfried Benn (2006).

In Kooperation mit:

24   V eranstaltungen
D O N N E R S TA G , 1 4 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
Führung durch die Ausstellung
… mit Patricia Erkenberg M.A.
Haus des Deutschen Ostens, München

    M O N TA G , 8 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
Führung durch die Ausstellung
… mit Dr. des. Lilia Antipow
Haus des Deutschen Ostens, München

    MITTWOCH, 3. MÄRZ 2021, 15.00 UHR

Begleitprogramm zur Ausstellung
Führung durch die Ausstellung
… mit Patricia Erkenberg M.A.
Haus des Deutschen Ostens, München

    D I E N S TA G , 9 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 8 . 0 0 U H R

Begleitprogramm zur Ausstellung
Führung durch die Ausstellung
… mit Dr. des. Lilia Antipow
Haus des Deutschen Ostens, München

→   Anmeldung für alle Führungen erforderlich:
    089-449993-0 telefonisch oder
    poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                              V eranstaltungen         25
D O N N E R S TA G , 2 8 . J A N U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R

Lesung
„Humboldtstraße Zwei“ (2016)
Referent: Harald Gesterkamp (Bonn)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

→    Das Schicksal einer deutschen Familie zwischen
     1934 und 2014: Erich Plackwitz ist in den Dreißiger­
     jahren als Richter am Amtsgericht in Jauer, einer
     Kleinstadt in Schlesien, tätig. Er verachtet Hitler und
     den Nationalsozialismus, dennoch muss er hilflos zu­
     sehen, wie sich Deutschland vom Rechtsstaat immer
     mehr zum Unrechtsstaat entwickelt.
         Seine Tochter Elise verlebt eine schöne Jugend
     im Elternhaus, gelegen in der Humboldtstraße Nr. 2;

     Buchcover / © tredition Verlag

26   V eranstaltungen
sie verliert dieses Zuhause nach Schule, Studium und
    Flakhelferinneneinsatz. Nach dem Krieg fasst sie in
    Westdeutschland Fuß, macht eine Ausbildung, heira­
    tet und gründet eine Familie. Doch die Sehnsucht
    nach Schlesien brodelt weiter in ihr. Ihr Sohn Andre­
    as kann das nicht nachvollziehen. Erst als seine
    Mutter alt ist und mit einer tödlichen Krebsdiagnose
    konfrontiert wird, beginnt er sich für ihre Lebensge­
    schichte zu interessieren. Ein altes Kriegstagebuch
    der Mutter hilft dabei.
         „Humboldtstraße Zwei“ ist ein ausdrucksstarker
    Roman, der das Leben einer schlesischen Familie
    und zugleich das Leben in Deutschland, ausgehend
    von der Zeit des Nationalsozialismus, des Krieges
    und der Vertreibung über die Nachkriegszeit bis in
    die Gegenwart, schildert.

→ Harald Gesterkamp
  (geb. 1962 in Münster) ist Autor und Journalist. Er war vie-
  le Jahre leitender Redakteur beim Amnesty Journal und ist
  seit 2002 Redakteur beim Deutschlandfunk. „Humboldt-
  straße Zwei“ ist sein erster Roman. Seine Großeltern und
  seine Mutter stammen aus Nieder­schlesien.

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                     V eranstaltungen            27
D I E N S TA G , 2 . F E B R U A R 2 0 2 1 , 1 9 . 0 0 U H R

Buchpräsentation
„Heinrich und Götz George – Zwei Leben“
(2020)
Referent: Dr. Thomas Medicus (Berlin)
Ort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München

→    Selten war ein Verhältnis von Vater und Sohn so innig
     und so komplex – obwohl sich die Lebenszeiten
     beider kaum überschnitten: Heinrich George (geb.
     1893 in Stettin / Szczecin in Pommern) war seit den
     1920ern der ungekrönte König der Berliner Theater­
     bühnen, wirkte bei den Aufführungen von Bertolt
     Brecht mit, spielte in Starfilmen wie „Metropolis“
     und „Berlin Alexanderplatz“. Im Dritten Reich führte
     er seine Karriere zu neuen Höhen und ließ sich sogar
     für Propagandastreifen einspannen. Er starb 1946
     im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen.
           Der Sohn Götz George (geb. 1938 in Berlin) war
     damals acht Jahre alt. Doch die Figur seines Vaters
     beschäftigte ihn Zeit seines Lebens – der wider­
     sprüchliche Künstler, dem er auf eigene Weise nach­
     folgte.
           Götz George spielte in Karl-May-Streifen, dann in
     „Schtonk“ und „Rossini“, in denen sich die Republik
     wiedererkannte. Er glänzte in zahlreichen Charakter­
     rollen, so wie im Film „Der Totmacher“. Als „Schi­
     manski“ wurde er zum beliebtesten deutschen Fern­
     sehkommissar – und zum Prototyp des neuen Man­
     nes, der auch verletzlich sein durfte. Bei aller Ver­
     schiedenheit haben Vater und Sohn eines
     gemeinsam: Beide Georges waren ungemein populär,
     echte Volksschauspieler. Ihre Lebensgeschichten
     erzählen ein Jahrhundert deutscher Geschichte.
           Thomas Medicus versteht es wie kaum ein ande­
     rer, seine Figuren lebendig zu zeichnen und zugleich
     ein großes Zeitpanorama zu entwerfen. Eine außer­
     gewöhnliche, bewegende Vater-Sohn-Geschichte
     – und die große Doppelbiografie zweier prägender
     Schauspielkünstler des 20. Jahrhunderts.

28   V eranstaltungen
Buchcover / © Rowohlt Berlin

→	Dr. Thomas Medicus
                                 (geboren 1953) studierte Ger-
                                 manistik, Politikwissenschaften
                                 und Kunstgeschichte in Mar-
                                 burg. Er schrieb u.a. für die
                                 Frankfurter Allgemeine Zeitung
                                 und war stellvertretender Feuil-
                                 letonchef der Frankfurter Rund-
                                 schau. Viele Jahre arbeitete er
                                 zudem für das Hamburger Ins-
                                 titut für Sozialforschung. Heute
    lebt Thomas Medicus als freier Publizist in Berlin. Von ihm
    liegen u.a. vor „Melitta von Stauffenberg. Ein deutsches Le-
    ben“ (2012) und „Heimat. Eine Suche“ (2014).

→   Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
    oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

                                       V eranstaltungen             29
D O N N E R S TA G , 1 1 . M Ä R Z 2 0 2 1 , 1 5 . 0 0 U H R

Erzählcafé
Dr. Renate von Walter im Gespräch mit …
Ulrich Sachweh
Eintritt: 5 Euro (inkl. Kaffee und ein Stück Kuchen)
Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO

 →	Ulrich Sachweh
                                 (geb. 1955) wuchs in Zweibrü-
                                 cken (Rheinland-Pfalz) auf und
                                 lebt seit 1974 in München.
                                 Nach einer Ausbildung zum In-
                                 dustriedesigner war er viele
                                 Jahre als Grafiker und frei-
                                 schaffender Künstler tätig. Spä-
                                 ter folgte eine Ausbildung zum
                                 Heilpraktiker für Psychothera-
                                 pie, Coaching und Kunst-
     therapie. In diesem Beruf ist er bis heute tätig.

→    Ulrich Sachwehs Mutter, Gerda Sachweh-Tänzer,
     stammt aus Oberschlesien und musste im Januar
     1945 mit ihrer Familie aus Ziegenhals (poln.
     Głuchołazy) fliehen. Angeregt durch die Auseinan­
     dersetzung mit der Biografie seiner Mutter und deren
     Traumaerfahrungen beschäftigt sich Ulrich Sachweh
     intensiv mit dem Thema der transgenerationalen
     Weitergabe von Traumata und deren Auswirkungen
     auf die Gesellschaft. Er betreute einen Gesprächs­
     kreis, der sich diesem Problemschwerpunkt wid­
     mete.

→    Anmeldung erforderlich: 089-449993-0 telefonisch
     oder poststelle@hdo.bayern.de per E-Mail

30   V eranstaltungen
MIT TWOCH, 17. FEBRUAR 2021,
    11.30 UHR, 16.30 UHR, 19.30 UHR

Traditionen
Fischessen am Aschermittwoch
Ort: Gaststätte „Zum Alten Bezirksamt“ im HDO

→   Am Aschermittwoch beginnt die Zeit der Buße und
    des Fastens, die bis zum Ostersonntag dauert. Schon
    sehr früh verbot die katholische Kirche an diesem
    Tag den Fleischverzehr. Als Alternative dazu wählten
    die Gläubigen das Fischessen. Dieser Brauch mar­
    kiert symbolisch die Grenze zwischen Fasching und
    Fastenzeit. Auch unter den Deutschen im östlichen
    Europa, wie in den katholischen Gebieten des Sude­
    tenlandes, wurde er gepflegt. Welcher Fisch an die­
    sem Tag zubereitet wurde, konnte von einem Gebiet
    zum anderen unterschiedlich sein. Während es
    manchenorts hierfür keine genauen Regeln gab,
    durfte in anderen nur Hering gegessen werden,
    sodass der Aschermittwoch auch „Heringstag“ ge­
    nannt wurde.
         Diese Tradition hält die Wirtin der HDO-Gaststät­
    te „Zum Alten Bezirksamt“, Annerose Kloos, aufrecht.
    Ob Lachs mit Kräuterkruste, Seelachsfilet mit Weiß­
    weinsoße oder gefüllte Forelle aus dem Ofen – am
    Aschermittwoch verwöhnt sie ihre Gäste mit Fischge­
    richten aus ostdeutscher und bayerischer Tradition.

→   Das Fischessen am Aschermittwoch findet unter
    Vorbehalt einer positiven Entwicklung in der
    Corona-Krise statt. Wir bitten Sie, die Bedingungen
    der Anmeldung und weitere Informationen
    frühestens ab dem 1. Februar über die HDO-Pforte
    telefonisch (unter: 089-44 99 93 0) oder per Email
    (unter: poststelle@hdo.bayern.de) zu erfragen. Hier
    können Sie auch weitere Informationen zur
    Veranstaltung anfordern.

                                     V eranstaltungen   31
HDOnline

→    Krisensituationen bieten oft auch die Möglichkeit,
     Neues zu wagen. Das HDO nutzt die Zeiten der
     zwangsweisen Veranstaltungspause, um sein digita­
     les Angebot unter dem Titel HDOnline auszubauen.
          So können Sie sich in der Rubrik HDOnline
     direkt HDO-Direktor, Professor Dr. Andreas Otto
     Weber, direkt in Ihr Wohnzimmer holen – natürlich
     nur auf dem Bildschirm. Auf dem HDO-YouTube-­
     Kanal finden Sie ausgewählte Vorträge des HDO-
     Direk­tors.
          Die Rubrik HDOnline Bildung bietet die Dauer­
     ausstellung Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus
     dem östlichen Europa digital in Form eines Tele­
     gramkanals an. Auf unserer HDO-Webseite entde­
     cken Sie auch zwei weitere virtuelle Ausstellungen:

→    HDO-Jubiläumsausstellung „Wer bin Ich? Wer sind
     Wir?“ als virtuelle Ausstellung mit 3D-Navigation

→    Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen.
     Ein europäisches Kulturerbe.

     Andere Angebote dieser Rubrik sind für Sie auf dem
     HDO-YouTube-Kanal bereitgestellt:

→    Vorträge und Podiumsdiskussionen

→    Talks in der Ausstellung

→    Filmtalks

     Unter dem Titel HDOnline Bibliothek finden Sie
     nicht nur die virtuelle Ausstellung Russlanddeut-
     sche – Die Zeiten des Umbruchs, sondern auch – im
     Projekt Baden in Zoppot, Skifahren im Riesengebir-
     ge und Wandern in den Karpaten – ausgewählte
     historische Reiseprospekte und die Geschichte da­
     hinter.

     Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern!

32   H D Online
Telegram-Kanäle des HDO

→   Der Messenger-Dienst Telegram war in den letzten
    Monaten immer wieder in den Schlagzeilen wegen
    falscher Informationen und fadenscheinigen Kanä­
    len. Telegram kann aber durchaus eine Quelle für
    interessante und wichtige Informationen sein – man
    muss nur die richtigen Kanäle abonnieren. Zwei
    solche Kanäle stellt das Haus des Deutschen Ostens
    zur Verfügung:

→   Haus des Deutschen Ostens – Wissen to go
    (t.me/hausdesdeutschenostens)

    und

    Haus des Deutschen Ostens – Veranstaltungen
    (t.me/VeranstaltungenHDO).

    Haus des Deutschen Ostens – Wissen to go bietet
    Ihnen zwei Formate: Von März bis Dezember 2020
    wurde über diesen Kanal die HDO-Dauerausstellung
    Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen
    Europa mit kurzen Biografien von bekannten und
    bedeutenden deutschsprachigen Persönlichkeiten
    ins Digitale verlegt.
         Ab Januar präsentieren wir an der gleichen
    Stelle ausgewählte Objekte und Themen aus der
    aktuellen HDO-Ausstellung Wer bin Ich? Wer sind
    Wir? – Zu Identitäten der Deutschen aus dem öst­
    lichen Europa.

    Der zweite Kanal, Haus des Deutschen Ostens – Ver-
    anstaltungen, informiert Sie ab Januar ähnlich wie
    der Newsletter regelmäßig über die Veranstaltungen
    im HDO. So sind Sie immer aktuell informiert! Wie
    funktioniert das? Sie benötigen ein Smartphone.
    Laden Sie sich die App „Telegram“ im App Store
    (iPhone) oder im Google Play Store (Android) herun­
    ter. Die Kanäle finden Sie über die oben genannten

                                         H D Online   33
Links oder in der Suchfunktion (Suche: Haus des
     Deutschen Ostens). Noch ein Hinweis zu Sicherheit
     und Datenschutz: Die Redaktion des HDO sieht die
     Liste der Abonnenten, andere Nutzer sehen diese
     jedoch nicht. Sie können Telegram außerdem mit
     einem selbstgewählten Benutzernamen verwenden
     und über die Einstellungen festlegen, wer Ihre Daten
     (z. B. Telefonnummer, Bild etc.) sehen kann.

                                             HDOnline
HDOnline Fest                                Fest
                                          mit wechselnden
                                           Angeboten auf

50 Jahre Haus des
                                              YouTube

Deutschen Ostens.
Crossing Life Lines
Jubiläumskonzert in der
Allerheiligen-Hofkirche München
10. November 2020

34   H D Online F est
www.hdo.bayern.de
                                          Haus des Deutschen Ostens München
                                          Die DVD ist zu beziehen über das
                 10. November 2020
                 staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
                 Hofkirche München der Bayerischen Verwaltung der
                 Eine Konzertaufzeichnung aus der Allerheiligen-
Robert Kainar
                                                                                                       04
                       10. November 2020
Bernd Lhotzky          Jubiläumskonzert in der Allerheiligen-Hofkirche München
D.D. Lowka [ba
                 50 JAHRE Haus des Deutschen Ostens

                                                        Life Lines
                 Das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München ist eine Kultur-, Bildungs- und Be-
                 gegnungseinrichtung des Freistaates Bayern zu Geschichte und Kultur der Deutschen
                 aus dem und im östlichen Europa. Es versteht sich als europäisches Forum, auf dem
                 die gesamte Geschichte und Kultur des vielsprachigen und multikulturellen östlichen

                                                        Crossing
                 Europa in den Blickwinkel gerückt wird.
                 Dazu organisiert es zahlreiche Veranstaltungen im Bereich Kultur und Bildung, unter
HDOnline direkt

Andreas Otto Weber
Karl der Große und das östliche Europa

                                                HDOnline
                                               direkt
                                             mit wechselnden
                                               Inhalten auf
                                                 YouTube

→    Karl der Große ist bis heute eine der bekanntesten
     Gestalten der europäischen Geschichte. Er vergrö­
     ßerte das Frankenreich durch zahlreiche Kriege.
     Nach den Sachsenkriegen (772 – 804) wurde der
     Osten Europas mit seinen slawischen und awari­
     schen Herrschaftsgebieten zu einem zentralen Poli­
     tikfeld des Herrschers. Systeme von Bündnissen und
     Tributpflicht sollten das Reich im Osten sichern. Mit
     dem Sieg gegen die Awaren im Jahr 796 war eine
     große Ausweitung der fränkischen Macht in den
     Donauländern verbunden, die nun von der karolin­
     gischen Kultur erfasst wurden.

36   H D Online direkt
Andreas Otto Weber
Kaiser Karl IV – Eine große europäische Herr-
schergestalt mit problematischen Aspekten

→   Karl IV., römisch-deutscher König, König von Böh­
    men, König von Italien, König von Burgund und
    römisch-deutscher Kaiser, gilt bis heute als politi­
    sche Leitfigur in Europa seiner Zeit. Er hat in Böh­
    men und Bayern zahlreiche Spuren hinterlassen und
    mit der 1356 erlassenen „Goldenen Bulle“ eine Art
    Grundverfassung des Heiligen Römischen Reiches
    Deutscher Nation geschaffen. Die ersten Jahre seiner
    Herrschaft waren wohl die schwierigsten, er musste
    sich gegen Ludwig den Bayern und den späteren
    Gegenkönig Günther von Schwarzburg durchsetzen.
    1348 erfasste eine Pestwelle große Teile Europas. Der
    Schwarze Tod entvölkerte ganze Landschaften. Vie­
    lerorts erklärte man die Juden dafür verantwortlich,
    die unter dem Schutz des Kaisers standen. Die fol­
    genden Judenpogrome in zahlreichen Reichsstädten
    verhinderte dieser Schutz jedoch nicht.
         Der Vortrag versucht, diese problematischen
    Anfänge seiner Kaiserbiographie zu deuten und gibt
    einen Überblick über die wichtigsten Stationen sei­
    nes Lebens.

                                  HDONLINE DIREKT      37
HDOnline
  HDOnline Bildung                                     Bildung
                                                    mit einer Ausstellu
                                                                        ng
  Virtuelle Dauerausstellung                            zu sehen auf
                                                          Telegram
  Das ‚Who is Who‘ der Deutschen
  aus dem östlichen Europa
  Ausstellungsort: Telegramkanal „Haus des Deutschen Ostens –
  Who is Who“

  →     Bereits seit vier Jahren präsentieren wir Ihnen im
        ersten Stock des HDO in unserer Dauerausstellung
        Das ‚Who is Who‘ der Deutschen aus dem östlichen
        Europa ausgewählte Biografien von bekannten und
        bedeutenden deutschsprachigen Persönlichkeiten.
        Aufgrund der Zugangsbeschränkungen zum HDO ist
        ein Besuch der Ausstellung derzeit nicht möglich.
             Aus diesem Grund haben wir auch diese Ausstel­
        lung ins Digitale verlegt: Sie finden Sie auf unserem
        Telegramkanal Haus des Deutschen Ostens – Wis-
        sen to go. Die bereits über 90 erschienenen Kurz­
        biografien können Sie dort nachlesen.
             Dazu gehört zum Beispiel die Biografie des Dich­
        ters Rainer Maria Rilke, der 1875 in Prag geboren

Käthe Kollwitz, Foto: Hugo Erfurth, 1925

  38    H D Online B ildung
wurde, oder die des Arztes Rudolf
    Virchow, der aus dem pommer­
    schen Schivelbein stammt. Auch
    die Malerin und Bildhauerin
    Käthe Kollwitz, die 1867 in Kö­
    nigsberg geboren wurde, ist
    bereits vertreten, so wie viele
    andere mehr.
         Die Ausstellung erhebt keinen
    Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr
    soll sie beispielhaft die Vielfalt des Schaffens
    der unterschiedlichsten Personen aus den verschie­
    denen Herkunftsländern der Deutschen des östli­
    chen Europa quer durch die Jahrhunderte zeigen
    und den ein oder anderen Aha-Effekt des Wiederer­
    kennens oder des neu Kennenlernens erzielen.

Virtuelle Ausstellung
Wer bin Ich? Wer sind Wir? –
Zu Identitäten der Deutschen aus dem
östlichen Europa
→   Die HDO-Jubiläumsausstellung steht als virtuelle
    Ausstellung mit 3D-Navigation zur Verfügung.
        Der Link zur Ausstellung wird zusätzlich
    bekannt­gegeben.

                                H D Online B ildung    39
Virtuelle Ausstellung
Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen. Ein
europäisches Kulturerbe.

→    Durch kaum eine andere Region Europas wird der
     Choral Martin Luthers „Ein feste Burg ist unser Gott,
     ein gute Wehr und Waffen“ architektonisch so ver­
     sinnbildlicht wie durch die im südlichen Siebenbür­
     gen gelegene Kirchenburgenlandschaft. Hier ent­
     standen vom Beginn der Einwanderung der Sieben­
     bürger Sachsen am Ende des 12. Jahrhunderts zahl­
     reiche befestigte Kirchenburgen, von denen noch
     rund 160 erhalten sind.
           Die Ausstellung Kirchenburgenlandschaft
     Siebenbürgen wurde von der Stiftung Kirchenbur­
     gen in Zusammenarbeit mit der Technischen Univer­
     sität Berlin, dem Deutschen Kulturforum östliches
     Europa und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumä­
     nien entwickelt.

→    Die virtuelle Ausstellung wurde vom Bayerischen
     Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
     über das Haus des Deutschen Ostens, München,
     gefördert.

40   H D Online B ildung
Vorträge und
Podiumsdiskussionen

→	Dr. Viktor Krieger, Von den Deutschen an der
   Wolga zu den Wolgadeutschen,
   12. Mai 2020

  Gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame
→	
  ­Erinnerung? Das Projekt eines deutsch-russischen
   Geschichtsbuchs,
   9. Juli 2020

  70 Jahre später: Die „Charta der Heimat­
→	
  vertriebenen“ auf dem Prüfstand,
  14. Juli 2020

  Sehnsucht nach der k.u.k.-Zeit. Vielfalt und
→	
  ­Grenzen ein Jahrhundert nach 1918,
   21. Juli 2020

  Professor Dr. Gertrud Pickhan, Jüdische Lebens­
→	
  welten und Identitäten in Polen,
  22. Oktober 2020

                               H D Online B ildung   41
Talks in der Ausstellung

→	
  Professor Dr. Andreas Otto Weber und
  Dr. Serafine ­Lindemann: „Hertha“,
  22. Mai 2020

→	
  Professor Dr. Andreas Otto Weber und Olga Martens:
  „Das deutsche Wolgagebiet – Eine unvollendete
  Foto­geschichte“,
  8. Juni 2020

→	
  Professor Dr. Andreas Otto Weber und Waldemar
  Kern: „Städte ... Unter den Füßen ... Über dem Kopf.
  Fotos und Objekte von Waldemar Kern“,
  19. Juni 2020

Filmtalks

→	
  Dr. des. Lilia Antipow und Dr. Jacek Kubiak:
  „Eine blonde Provinz – Polen und der deutsche
  Rassenwahn“ (2009),
  16. Juli 2020

→	
  Dr. des. Lilia Antipow und Irene Langemann:
  „Russlands Milleniumskinder“ (2019),
  24. September 2020

42   H D Online B ildung
HDOnline Bibliothek                            HDOnline
                                           Bibliothek
                                           mit ausgewählten

Virtuelle Ausstellung
                                           Beispielen aus der
                                              Sammlung

Russlanddeutsche –                        www.hdo.bayern
                                                          .de

Die Zeiten des Umbruchs

→   Die virtuelle Ausstellung Russlanddeutsche – Die
    Zeiten des Umbruchs widmet sich der russlanddeut­
    schen Geschichte sowie Literatur in der Zeit von
    1917 bis 1991, die sie über verschiedene Zugänge
    vermitteln will. Sie wurde im Rahmen des Masterstu­
    dienschwerpunktes „Osteuropäische Studien mit
    Praxisbezug“ des Historischen Instituts, des Semi­
    nars für Slavistik/Lotman-Institut für russische
    Kultur an der Ruhr-Universität Bochum und des
    Osteuropa-Kollegs NRW sowie in Kooperation mit
    dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
    in Detmold und dem Haus des Deutschen Ostens
    (München) erstellt. Sie finden die Ausstellung auf der
    Webseite der Martin-Opitz-Bibliothek (Herne).

                              H D Online B ibli o thek          43
Online-Projekt
Baden in Zoppot, Skifahren im Riesengebirge
und Wandern in den Karpaten. Neue Mobilität
und Tourismus im öst­lichen Europa,
1800 –1939

→    Ob West-und Ostpreußen, Schlesien, Böhmen und
     Mähren oder Siebenbürgen und Banat – seit Anfang
     des 19. Jahrhunderts entwickelten sich diese Regio­
     nen zu wichtigen Reise- und Urlaubszielen im öst­
     lichen Europa. In der Zwischenkriegszeit entstanden
     hier die ersten Zentren des modernen Massentouris­
     mus. Tummelplätze für die Prominenz aus Politik,
     Wirtschaft und Kultur, waren sie zugleich auch bei
     Vertretern der neuen Mittelschichten durchaus
     beliebt.
          Ein wichtiger Teil der neuen Tourismuskultur
     war die Reiseliteratur. Reisewerbeprospekte, Reise­
     führer und Reisekarten erschlossen den Reisenden
     die Natur- und Kulturlandschaft der jeweiligen Regi­
     on. Im Bestand der Bibliothek des Hauses des Deut­
     schen Ostens (HDO), München, sind diese wichtigen
     Quellen zur Kultur- und Zeitgeschichte umfangreich
     vertreten. Anhand ausgewählter Beispiele aus dieser
     Sammlung erzählen wir Ihnen im Rahmen unseres
     Online-Projekts von der Geschichte des Tourismus
     und der damit verbundenen neuen Mobilität im
     östlichen Europa.

44   H D Online B ibli o thek
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