Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
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Inhalt Vorinformation ................................................................................................. 2 EIN STÜCK SCHULGESCHICHTE SCHREIBEN .................................................. .. 3 Eine Schule zum Wohlfühlen............................................................................. 3 NMS-Entwicklungsfelder in der Umsetzung ..................................................... 7 E-Learning: Im digitalen Wunderland des Lernens .......................................... 9 Safer Internet – Den Kindern Rüstzeug mitgeben .................................................. 12 Zukunftsperspektiven: Handy und Facebook als Lernressource? ............................. 12 Schulwebsite: „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“ .......................... 13 Ganztagesbetreuung: Die Kinder stärken und die Sachen klären ..................... 15 Erfahrungen am Weg ...................................................................................... 17 Leitersicht: Der „NMS-Rucksack“ im Tauglichkeitstest ............................................ 17 Lerndesign: Neue Sprache - neue Denkmuster? ................................................... 19 Kollegiumssicht: "Die Nase vorn haben" ............................................................... 20 Teamarbeit als Erfolgsgeheimnis .................................................................... 22 Kooperation NMS - BHS: Den eigenen Blickwinkel erweitern ................................... 23 Worauf Schüler/innen stolz sind .................................................................... 24 Delegierte zum Schüler/innenparlament reflektieren ihre Aufgabe .......................... 26 Schüler/innen bewirken einiges .......................................................................... 28 Die Eltern am Wort ......................................................................................... 29 Resümee: NMS als Tankstelle ......................................................................... 32 Quellenangaben .............................................................................................. 35 Schul–und Kontaktdaten ................................................................................ 36 1
Vorinformation Abstract: Das vorliegende Schulporträt der Neuen Mittelschule Enns will Einblick geben in Erfahrungen und Entwicklungen, welche durch den Einstieg in das Modellprojekt Neue Mittelschule am Standort initiiert wurden. Bewährte Schulschwerpunkte wie neuere Initiativen, die gleichzeitig tragende Säulen der NMS bilden, werden aus der Sicht von Schulleitung und Kollegiumsvertreter/innen dargestellt. Ergänzung findet das Bild der Schule durch die Perspektive der Eltern und die Stimmen der Schüler/innen, die „ihre“ Schule aus eigener Sicht präsentieren und ihre Arbeit als Delegierte des Schüler/innenparlaments reflektieren. Methodik und Intention: Das Schulporträt orientiert sich in der methodischen Herangehensweise sowie in den zugrunde liegenden Intentionen an der Konzeption von Karin Grinner (Grinner 2010a). Demnach ist ein Schulporträt die multiperspektivische Darstellung einer Schule, zunächst in der Absicht, die Persönlichkeit einer Schule, ihre besonderen Wesenszüge sichtbar zu machen. Das Schulporträt als stärkenorientierter Zugang1 will den wertvollen Erfahrungsschatz der Schulen sichtbar und anderen attraktiv zugänglich machen. Schulen Wertschätzung für ihre Arbeit am Standort zollen. Rückmeldung in Form einer Außensicht geben. die Beteiligten in einen Reflexionsprozess einbinden. die Akteur/innen von Veränderungsprozessen sichtbar machen. Motor und Katalysator für Schul- und Unterrichtsentwicklung sein. 1 Nähere Informationen zum zur Anwendung gekommenen methodischen Zugang finden sich im NMS- Moodlekurs zum Thema „NMS-Schulporträts“, zugänglich (mit Gastzugang) unter: http://www.edumoodle.at/nms (> Inside NMS > Schulporträts). 2
EIN STÜCK SCHULGESCHICHTE SCHREIBEN Medienberichterstattung2 in der Vorbereitungsphase auf den NMS-Einstieg „Eine neue Ära beginnt“ - so eine (weitere) euphorische Schlagzeile 3 mit der die HS 2 Enns medial antritt, Schulgeschichte zu schreiben. Der Einstieg in das Modellprojekt Neue Mittelschule4 im Herbst 2009 ist begleitet von großem Optimismus und – durch ein Abstimmungsergebnis von Seltenheitswert – getragen von hundertprozentiger Zustimmung von Eltern und Lehrkräften. Trotz Aufbruchsstimmung und ansteckendem Optimismus eine Reise ins Unbekannte, auf die sich die Schulgemeinschaft in den kommenden Jahren begibt. Die Schule ein Stück auf diesem Weg zu begleiten, die Beteiligten einzuladen, in einen Spiegel zu blicken, mit etwas Abstand gemachte Erfahrungen zu reflektieren und daraus neue Erkenntnisse und Schwung für zukünftige Herausforderungen zu gewinnen – ist die zugrunde liegende Intention des Schulporträt-Prozesses, auf den sich die Schulpartner/innen ab dem Sommer 2011 eingelassen haben. Eine Schule zum Wohlfühlen 11. Juli 2011, es ist der erste Montag in den Sommerferien, als ich an der NMS Enns mit Schulleiter Wolfgang Kiebler5 zu einem Einstiegsgespräch im Rahmen der geplanten Schulporträt-Erstellung zusammentreffe. Im Eingangsbereich der Schule, wo noch vor 2 Ausschnitt aus dem Titelblatt der Regionalzeitung „Tips“ vom 17. Dezember 2008 3 GÖD-Infomagazin Dezember 2008 4 siehe: http://www.neuemittelschule.at 5 Schulleiter ab März 2010, zuvor NMS-Projektkoordinator 3
einigen Tagen rund 400 Schüler/innen6 für reges Leben im Gebäude gesorgt haben, herrscht nun beinahe sterile Sauberkeit und Ordnung. Ein etwas anderes Bild bietet sich mir im ersten Obergeschoss, wo Direktion, Konferenz- zimmer und ein Großteil der Klassen untergebracht sind. Habe ich den Termin bewusst gewählt, um in ungestörter Atmosphäre das erste Interview mit der Schulleitung führen zu können, bin ich nun doch erstaunt, wie viel Leben im Haus herrscht. Während wir uns über Meilensteine des Schulentwicklungsprozesses austauschen, grüßt der/die eine oder andere freundlich durch die offene Tür der Direktionskanzlei, begegnen sich Kolleg/innen am Weg vom und ins Konferenzzimmer, um eben noch schnell Unterlagen in den Urlaub mitzunehmen oder die Ferienordnung zu perfektionieren. Da präsentiert in einem Klassenraum ein Kollege die Funktionen eines wenige Wochen alten Whiteboard-Beamers und seine ehemalige (mittlerweile pensionierte) Kollegin und die vormalige (nun ebenfalls pensionierte) Schulleiterin erweisen sich als hoch interessierte Zuhörerinnen. Auch sie kommen immer wieder gerne und regelmäßig an den Ort ihres Wirkens zurück, um sich von neuesten Entwicklungen am Schulstandort zu überzeugen oder auch an wichtigen Ereignissen und Festen teilzuhaben. Man trennt sich nicht so schnell vom Schulalltag an der NMS Enns, scheint es, oftmals gehen Schul- und Ferienzeit, Freizeit und Unterricht, Privates und Dienstliches fließend ineinander über, wie mir auch in den folgenden Gesprächsrunden noch bestätigt werden wird. Besonders der Schulschluss sei immer eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu werden, wie „gut wir es miteinander haben“ berichtet ein Kollege zwischen Tür und Angel, sofort fällt mir auch der Kernsatz im Leitbild der Schule ein: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. „Unser Lebensraum Schule charakterisiert sich dadurch, dass wir uns kein fertiges Bild vom Menschen machen. Für uns bedeutet das: keine Kategorisierung von Schüler/innen, Lehrer/innen oder Eltern. Der Mensch als die Mitte und eine Gemeinschaft, die nicht zulässt, dass der Mensch aus dieser Mitte verdrängt wird.“ (Quelle: Schulleitbild) Grafik Schulhomepage: http://www.hs2enns.at/index.php?id=4 6 313 HS/NMS-Schüler/innen, ca. 90 POLY-Schüler/innen (Schuljahr 2011/12) 4
Es herrscht offensichtlich hohe Zufriedenheit an der NMS Enns mit dem bisher Erreichten und der angenehmen Arbeitsatmosphäre. Seit Jahren steigende Schüler/innenzahlen und das, obwohl sich ein Gymnasium in unmittelbarer Nähe befindet, kaum Fluktuation im Kollegium, ein relativ neu und gut ausgestattetes Schulgebäude 7. An bisher porträtierten Schulen waren es oftmals weitaus ungünstigere Ausgangsbedingungen, die schließlich die Schulgemeinschaft zu einem Aufbruch bewogen haben. Mein schulentwicklerischer Spürsinn ist jedenfalls geweckt: hohe Zufriedenheit und gleichzeitig permanente Aufbruchsstimmung8 – wie geht das zusammen? Braucht nicht jeder Schulentwicklungsprozess ein gewisses Maß an Leidensdruck? Warum ist man hier ganz offensichtlich weit davon entfernt, die Hände in den Schoß zu legen und sich auf den Lorbeeren auszuruhen? – Nur einige von mehreren Fragen, denen ich im Rahmen eines dialogischen Forschungsprozesses gemeinsam mit den Akteur/innen am Standort auf den Grund gehen möchte. Doch lassen wir zunächst noch einmal kurz Daten und Fakten sprechen: Die HS/NMS Enns ist eine von zwei Hauptschulen in der ältesten Stadt Österreichs und eigentlich Sprengelschule für Schüler/innen aus den umliegenden Gemeinden Pyburg, Ennsdorf, Kronstorf, Hargelsberg und Asten9. Vierzehn Klassen sind in dem für acht Klassen geplanten Gebäude untergebracht, das vor etwa 10 Jahren renoviert wurde, aufgrund des ständig steigenden Schüler/innenzuwachses jedoch mittlerweile aus allen Nähten platzt. Die moderne Dreifachturnhalle wird mit dem unmittelbar angrenzenden Gymnasium gemeinsam genutzt. Als Partner für den Einstieg in das Modellprojekt NMS konnte die Nachbarschule jedoch nicht gewonnen werden, zu groß die Vorbehalte und Unsicherheiten eine angedachte Kooperation betreffend. 7 moderne Dreifachturnhalle, Werksaal, Schulküche u. Schulausspeisung, Computerräume etc. 8 sichtbar etwa am Einstieg in das Modellprojekt NMS und laufende Teilhabe an anderen schulischen Netzwerken, Projekten und Wettbewerben 9 Bisher stand Schüler/innen aus Enns nur der Besuch des Sportzweiges offen. Ab dem Schuljahr 2013/14 ist der Schulsprengel für die Ennser Schüler/innen offen. 5
Nun unterrichten acht Kolleg/innen der HAK Perg aus der etwa 30 km entfernten Schulstadt in Enns. In Kooperation mit den 36 HS/NMS-Lehrer/innen am Standort setzen sie bewährte wie neue Schulschwerpunkte10 (Sport, Computer, Integration) Tag für Tag in die Realität um. Einen Einblick in das vielfältige Schulgeschehen bietet die (nicht nur) an Fotomaterial umfangreich bestückte Schulwebsite: Sportschwerpunkt – von Schüler/innen wie Schüler/innen renovieren den Schulgarten Eltern sehr geschätzt E-Learning einmal anders – „Geräte-Aus- Faszination Chemie-Labor schlachten“ 10 Übersicht Schulschwerpunkte siehe: http://www.hs2enns.at/index.php?id=43 6
NMS-Entwicklungsfelder in der Umsetzung Um im Schuljahr 2009/10 als Pilotschule in das Modellprojekt NMS11 einsteigen zu können, war ein klares Bekenntnis12 zu den zugrunde liegenden NMS-Kriterien13 notwendig. Wesentliche Bedingung für teilnehmende Schulen war etwa die Abkehr von äußerer Leistungsdifferenzierung (Leistungsgruppen) zugunsten von flexiblen Lerngruppen sowie die Bereitschaft, Entwicklungsarbeit zu bestimmten Aspekten zu leisten. Neben der Berück- sichtigung der Minimalvoraussetzungen verpflichteten sich die Schulen, zu mindestens fünf Kriterien Entwicklungsarbeit zu leisten. Der Einstieg in die NMS sei unter anderem deswegen so gut geglückt, weil viele dieser Voraussetzungen am Standort bereits vorab erfüllt wurden, so Schulleiter Kiebler im Eingangsinterview. Die Schule wurde durch den Eintritt in das Modellprojekt auf einem Weg unterstützt und bestärkt, der schon lange zuvor eingeschlagen worden war. „Ich habe mir gedacht, die NMS passt in unser System, mit dem können wir etwas anfangen, (…) das können wir auch.“ (Wolfgang Kiebler) Ein gewisses Selbstbewusstsein im Kollegium war da, so habe man etwa schon auf 12 Jahre Erfahrungen mit Organisationsformen zur Inneren Differenzierung aufbauen können. „Für unsere Entwicklung hat uns nur ein in der Öffentlichkeit positiv behaftetes System gefehlt“, so die Erklärung des Schulleiters, warum der Einstieg in die NMS dennoch von enormer Bedeutung nach außen hin war. Eine Abkehr von Leistungsgruppen erfolgte am Standort bereits am Beginn der 90iger Jahre - dank der weitblickenden Perspektive des damaligen Bezirksschulinspektors Wilhelm Mayrhofer wurden mit dem Schulversuch „Heterogene Klassen“14 sowie (schon zuvor) mit der Einführung der Nachmittagsbetreuung und der Führung von Integrationsklassen wesentliche Eckpfeiler für den erfolgreichen Entwicklungsweg grundgelegt, die sich in Folge auch im Konzept der NMS als tragende Säulen erweisen sollten. Sah man sich zu Beginn dieser innovativen Schulenwicklungsprozesse durchaus auch kritischen und sogar spöttischen Kommentaren der „pädagogischen Umwelt“ ausgesetzt, so fühlt man sich nun in der konsequenten Arbeit mehr als bestärkt und erlebt eine deutliche Bestätigung des eingeschlagenen Weges. Bewährte schulorganisatorische Strukturen und pädagogische Schwerpunkte konnten daher in der NMS beibehalten werden, in der vertieften Umsetzung dieser habe man in den letzten Jahren an Sicherheit und Professionalität noch gewonnen. Der große Gestaltungsspielraum, den das als Entwicklungsprojekt konzipierte Modellprojekt ausdrücklich zugelassen hat, wurde am Standort sehr geschätzt und zu nutzen gewusst, so Wolfgang Kiebler rückblickend über den Prozess der Umsetzung der Vorgaben am Standort. 11 Übernahme des Modellprojektes ins Regelschulwesen mit dem Schuljahr 2012/13 12 standortspezifischer Modellplan, Willensbekundung Schulpartner/innen in Form einer Abstimmung 13 Minimalvoraussetzungen und Teilnahmekriterien siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml 14 Schulversuch „Unterricht in Schularbeitsfächern in heterogenen Stammklassen“ 7
Da großer Gestaltungsspielraum auch die Gefahr bergen könnte, dass Schulen aus dem „Gesamtpaket“ nur übernehmen, was mit dem der bestehenden Schulkultur leicht vereinbar ist (vgl. etwa Altrichter, Wiesinger, 2005) die Frage an die Schulleitung, welche neuen Impulse und Entwicklungen mit der NMS Eingang ins Schulkonzept gefunden haben bzw. in welchen Arbeitsfeldern noch Entwicklungsbedarf geortet wird: Nach Einschätzung der Schulleitung hat in den vergangenen zwei bis drei Jahren vor allem der Bereich E-Learning15 enormen Aufschwung erfahren, hier wurden auch viele wertvolle Anregungen aus dem NMS-Unterstützungspaket16 (eBuddy, Safer Internet, Arbeit mit Webquests etc.) umgesetzt. Auch motivierende Formen der Leistungsbeurteilung – in Form von Kompetenzbögen17, die Schüler/innen zweimal jährlich im Rahmen des Elternsprechtages zusätzlich zur traditionellen Ziffernbeurteilung erhalten – haben mit der NMS Eingang in das Schulkonzept gefunden. Die daraus resultierenden Gesprächsanlässe zwischen Kindern, Eltern und Lehrpersonen führten zu einem vermehrten Beisein von Schüler/innen am Elternsprechtag und sind daher als Vorstufe der in der NMS ab dem Schuljahr 2012/13 verpflichtenden Kinder-Eltern-Lehrergespräche zu betrachten. Neue Wege gibt es auch im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung, etwa Förderkurse für leistungsstarke Kinder. Die Impulse im Bereich Gender-Kompetenz haben bisher vor allem auf Lehrer/innenebene gefruchtet, sind aber noch nicht bei den Schüler/innen angekommen18. Das Bekenntnis zu einer inklusiven Schule wurde mit dem Eintritt in die NMS vertieft und im Kollegium noch zentraler positioniert. Integration als wesentlicher Eckpfeiler der NMS erfolgt in enger Kooperation mit dem SPZ Linz-Land, umgesetzt durch kleine, „eingespielte“ Lehrer/innenteams. Der langjährigen Erfahrung mit Integrationsklassen verdankt man ein breites Repertoire im Umgang mit Heterogenität und bewährte Strategien zur Individualisierung des Unterrichts. Die Integration von Schüler/innen mit Migrationshintergrund stellt an der Schule keine besondere Thematik dar. Es gibt nur einen sehr geringen Anteil von Kindern, die aufgrund ihres Migrationshintergrundes besonders intensive sprachliche Förderung bedürfen. Diese wird in Kleingruppen in Kooperation mit dem Polytechnischen Lehrgang organisiert. Der hohe Anteil an Schüler/innen mit Migrationshintergrund in 2. und 3. Generation wird eher 15 siehe dazu die Darstellung des Schwerpunktes ab S.11 16 Detaillierte Informationen zum E-Learning Unterstützungspaket des BMUKK sind über die Arbeitsplattform der NMS zugänglich: http://www.edumoodle.at/nms/mod/resource/view.php?id=1996 17 Rückmeldebogen zum Arbeits- und Sozialverhalten und Rückmeldebogen zu den Fachkompetenzen aus Deutsch, Mathematik und Englisch 18 Aus der Sicht des Gender-Beauftragten der Schule ergibt sich eine andere Einschätzung: Vor allem Mädchen wüssten etwa die konsequente Verwendung von gendersensibler Sprache im schulischen Kontext sehr zu schätzen. Steigendes Selbstbewusstsein – etwa auch im Rahmen der Arbeit des Schüler/innenparlaments wäre zu beobachten. 8
als bereichernde Vielfalt denn als Herausforderung erlebt. Man ist bemüht um wertschätzenden Umgang mit den unterschiedlichen Religionen und Kulturen, was u. a. in den (ausschließlich) ökumenischen Gottesdiensten sowie interkulturellen Festen und Projekten zum Ausdruck kommt. Interkulturelles Kochen „Gemeinsam im Labyrinth des Lebens“ „Oma als Gastköchin“ weiht in die Schulabschlussfeier der NMS Enns in der Lorcher Geheimnisse bosnischer Küche ein Basilika, Juli 2012 Der Bereich Kunst – und Kulturvermittlung wird derzeit als ein noch ausbaufähiges Feld mit großem Potenzial an einem historisch besonderen Standort betrachtet. Ein diesbezüglich sehr aktiver Kollege ist mittlerweile pensioniert, einige neu gekommene Kolleg/innen gelten als „Nachwuchshoffnung“. Weitere NMS-Entwicklungsfelder19, die aus ganz pragmatischen und/oder schulorganisatorischen Gründen momentan am Standort wenig Beachtung finden: Änderungen der Zeitorganisation, jahrgangsgemischte Gruppen. Hier fehlt es, so die Erklärung der Schulleitung, schlichtweg an Interesse aus dem Kollegium bzw. könne man sich im Sinne einer Prioritätensetzung nicht allen Entwicklungsaufgaben gleichzeitig widmen. Mehrere Gesprächsrunden mit jeweils verantwortlichen Lehrpersonen geben genaueren Einblick in diejenigen schulische Angebote und Schwerpunkte, in denen man sich gut aufgestellt und in überregionaler Pionierrolle sieht: E-Learning: Im digitalen Wunderland des Lernens Digitale Kompetenzen zu vermitteln und Schüler/innen damit zukunftsfit zu machen, ist ein Kernanliegen der Schule. Der Einstieg in die NMS war Anlass, sich diesbezüglich verstärkt auf den Weg zu machen. Mit der umfassenden IKT-Ausbildung ist man bemüht, eines der wesentlichen Bildungsziele der NMS zu verwirklichen. Der IKT-Schwerpunkt wird nicht primär durch die Schaffung eines Spezialzweiges umgesetzt, sondern erfolgt durch die 19 Überblick Entwicklungsfelder (unter „Weitere Kriterien“) siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml 9
Integration in das bestehende Unterrichtssystem, vernetzt mit dazu abgestimmten Angeboten wie Absolvierung des ECDL oder einzelner Module daraus, intensive Nutzung der schuleigenen E-Learning-Plattform, Erarbeitung und Veröffentlichung von Best Practice- Beispielen, ergänzt durch projektorientierte E-Learning- Zusatzangebote. Whiteboard-Beamer im Einsatz Der verpflichtende Informatikunterricht ab der 5.Schulstufe, die Schulinitiative „PCs und Internetanschluss in allen Klassen“ und die hohe Beamerdichte bildeten eine weitere Grundlage dafür, dass die NMS Enns ab dem Schuljahr 2010/11 zur eLSA Modellschule20 des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur wurde. INFO-BOX: E-Learning Verstärkte direkte Integration in den Regelunterricht durch folgende Angebote bzw. Unterrichtselemente: Text- und Bilddesign, Präsentationen, projektorientiertes Arbeiten, Homepageerstellung, E-Learning-Workshops (Erstellung Online-Arbeitsblatt, Webknapsack21 etc.) 1. Klasse/ Modul I: Einführung in die Informatik (Pflichtgegenstand) 2. Klasse/ Modul II: Kommunikations- und Präsentationstechniken 3.- 4. Klasse: Modul III und IV (zur Vertiefung, Inhalte je nach individuellem Lernfortschritt bzw. gewähltem Schulschwerpunkt) Zusatzangebot: ECDL – Module inklusive Prüfung Hardwareausstattung Klassen: PCs und Internetanschluss (großteils inklusive Beamer) in allen Klassen, zwei Whiteboard-Beamer PC-Räume: zwei - mit stationären Geräten samt Beamer Raumübergreifend: 12 Laptops für mobile Einsatzmöglichkeiten, offenes WLAN Lehrer/innen: 3 PC-Arbeitsplätze, Medienwerkstatt: PCs , Beamer, Digitalcamcorder, Schneideplatz, Großbildschirm TV – Digitalkamera, Video- und DVD-Rekorder 20 Die Abkürzung bedeutet „eLearning im SchulAlltag“. Ziel ist es, durch eLearning in allen Gegenständen zu neuem Lehren und Lernen zu führen und zur Schulentwicklung beizutragen. eLSA-Website: http://elsa20.schule.at 21 siehe dazu S. 12 10
Wenn Schule ihren Bildungsauftrag erfüllen will, ist E-Learning nicht mehr aus dem Unterrichtsalltag wegzudenken. Für Schüler/innen erhöht sich die Lernmotivation und nicht selten kommt es zu einem Rollentausch, wenn „Schüler/innen sich freuen, dass sie uns Lehrerinnen Tipps geben können“, so die E-Learning-Verantwortliche der Schule, Renate Vlasak, über Motivation und Erfahrungen mit den Neuen Medien im Unterricht. Im Kollegium würden die Bestrebungen rund um das E-Learning „unterschiedlich gute Akzeptanz“ erfahren und durchaus auch kontroversielle Diskussionen (Stichwort „Handy im Unterricht“) hervorrufen. Viele Kolleg/innen wären grundsätzlich aufgeschlossen und man hätte sie etwa im Rahmen von eBuddy-Projekten22 „gut mitnehmen“ können. Wichtige Nutzungsmöglichkeiten von Medien im Unterricht wären mittlerweile selbstverständlich, die Vorteile durchaus geschätzt. Daraus würden sich jedoch auch wieder neue Heraus- forderungen ergeben: Was tun, wenn „nichts funktioniert“? Wer leistet den technischen Support? Derzeit wäre man vielfach auf die (freiwillige und unentgeltliche) Unterstützung von Eltern und Kolleg/innen in deren Freizeit angewiesen. Auf Dauer ein nicht haltbarer Zustand, auch nicht „das Zusammenbetteln notwendiger Hardware“ für den laufenden Betrieb in einer großen Schule. „Sinnvolle Anwendung des PCs im Unterricht bedeutet eine immense Herausforderung für Lehrpersonen“, so eine weitere Erkenntnis aus der erweiterten Kollegiumsrunde zum Thema E-Learning. Eine Herausforderung, deren Bewältigung sich jedoch lohne. Modernen Medien wird eine enorme Eigendynamik und die Funktion eines Motors der Unterrichtsentwicklung zugeschrieben – ein Beispiel dafür etwa die Entwicklung des so genannten Online- Arbeitsblattes an der Schule. Der so genannte Webknapsack23 steht an der NMS Enns für maßgeschneiderte modulartig aufgebaute Blended Learning Methoden. „Didaktisch gesehen vereinen Webknapsacks klassischen Unterricht und moderne Formen von E-Learning. Als sichtbares Ergebnis entsteht ein ePortfolio – eine Leistungsmappe des Lernens und Werdens unserer Schüler/innen in digitaler Form.“ ( Quelle: Website) Als Schuleingangsgeschenk erhält jeder Schüler/jede Schülerin einen Datenstick, eine „digitale NMS-Schultasche“. In dieser befindet sich neben einer Grundausstattung von OpenSource-Programmen (Office, Power-Point, …), die Grundstruktur für die Arbeit mit dem 22 Teil des NMS-E-Learning-Unterstützungspakets, siehe: http://www.edumoodle.at/nms/mod/resource/view.php?id=1996 23 Siehe Schulwebsite: http://www.nms-enns.at/index.php?id=935 11
Webknapsack („Meine Fächer“, „Meine wichtigen Adressen“, „Meine besonderen Ergebnisse“ etc.) sowie Hausordnung und Schulfibel in digitaler Form. Absolut positive Erfahrungen für einen reibungslosen, konzertierten Start mit ersten Schritten in Richtung E-Learning und digitaler Kommunikation unter den Schulpartner/innen hat man damit gemacht. Safer Internet - Den Kindern Rüstzeug mitgeben Eine wesentliche Aufgabe im Rahmen des E-Learning-Schwerpunktes sieht Renate Vlasak darin, der Lebenswelt der Schüler/innen und damit den modernen Medien in all ihrer Vielfalt in der Schule Raum zu geben. Vor allem „ihre Erfahrungen zum Thema machen“ (…) und , „den Kindern ein Rüstzeug geben, wie man damit umgeht, (…) wir als Lehrer haben die Chance, Gefahren abzuwenden und Aufklärungsarbeit zu leisten“. Je größer die digitalen Schritte der jugendlichen Nutzer/innen von Handy, Facebook und Co werden - desto höher das Gefahrenpotenzial, dem Heranwachsende ausgesetzt sind und mit dem sich auch Eltern oftmals überfordert fühlen. Die schulischen Angebote und Projekte in diesem Bereich im Einklang mit NMS-Initiativen wie etwa Safer Internet sind auf der Schulwebsite24 gut dokumentiert. Die Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen, wäre im Kollegium hoch. Man sei sich bewusst, dass hier nicht ein einmaliger Input Abhilfe schaffen könne, sondern es sich um ein Thema handle, das ständig und in allen Gegenständen behandelt werden müsse. Auch die Schüler/innen würden sich zunehmend bei diesbezüglichen Problemen vertrauensvoll an die Lehrpersonen wenden, so Renate Vlasak über einen wesentlichen Konsens in diesem Bereich. Zukunftsperspektiven: Handy und Facebook als Lernressource? E-Learning ist eine der tragenden Säulen der NMS Enns wird auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen, auch wenn unterschiedliche Vorstellungen etwa über den Umgang mit Smartphones als Lernressource bestehen. Ein Thema, das momentan an vielen Standorten die Gemüter bewegt und auch im Fokus einer bundesweiten NMS-Tagung der E-Learning- Verantwortlichen stand. In unserem Abschlussgespräch berichtet mir Renate Vlasak über neueste Erkenntnisse zur Integration von Smartphones und sozialen Netzwerken (z. B. Facebook) in den Unterricht, etwa den Input des Erziehungswissenschaftlers Ben Bachmair25 unter dem Titel „Das Handy als Lernressource“26. Diesen nächsten Schritt wären noch nicht sehr viele Kolleg/innen bereit 24 http://www.nms-enns.at/index.php?id=953 25 Website Ben Bachmair: http://www.ben-bachmair.de/Home.html 26 Durch den Aufbau von Kommunikationsbrücken zu ihrem Alltag werden Jugendliche zum Lernen motiviert, daher kann das Handy als Ressource des Alltags als Lernwerkzeug dienen. Besondere Erfahrungen mit dem Handy in der Schule hat Ben Bachmair bei sogenannten „Risikolernern“ gesammelt. Deren Spielorientierung 12
mitzugehen; Unbehagen, Ängste bis hin zu vehementer Ablehnung wären spürbar. Argumente wie die drohende Strahlenbelastung oder die mögliche Ablenkung vom Unterrichtsgeschehen würden hier gerne als Gegenargumente ins Feld geführt. In ihrer eigenen fortschrittlichen Einstellung hätte sie das E-Learning-Symposium bestärkt, so Renate Vlasak. Geschätzt werde der fachliche Input und der Austausch mit anderen Schulen über Projekte und Erfahrungen in der Umsetzung der Angebote. Es sei sehr entlastend, zu erfahren, dass auch andere Schulen an ähnliche Grenzen stoßen, wohltuend auch die erfahrene Wertschätzung für die am Standort geleistete Arbeit durch die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene. Für mich als Außenstehende gut nachvollziehbar, dass man in diesem Bereich auch weiterhin, „die Nase gerne vorn haben würde“. Vielleicht gelingt es, diesbezügliche „Probleme und Konflikte als Chancen zu sehen“27, die Bedenken der Kolleg/innen ernst zu nehmen und unterschiedliches Entwicklungstempo zuzulassen. Im Sinne von „Langsam ist schneller“28 könnte es gelingen, zunächst auf einige wenige interessierte Mitstreiter/innen zu setzen und - gerüstet durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen – die Diskussion auf sachlicher Basis fortzuführen. Schulwebsite: „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“ Schulhomepage: Startseite E-Learning-Bereich und ihr Drang zur Selbstdarstellung sollten in der Schule nicht unbeachtet bleiben. Der Vortrag ist über das Tiroler Bildungsservice TIBS als Video zugänglich: http://tibs.at/content/das-handy-als-lernressource 27 vgl. These 5, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff: http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm 28 These 6, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff: http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm 13
Einen – im doppelten Wortsinn - ausgezeichneten29 Einblick in die alltägliche Arbeit der NMS Enns bietet die Schulhomepage30, die durch einen hohen Informationsgehalt wie Top- Aktualität gleichermaßen beeindruckt. Besonders der E-Learning-Bereich ist für Interessierte beinahe aller Altersgruppen eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Geordnet nach Fachbereichen und gegliedert in drei Rubriken („Zum Stöbern“, „Von Lehrer/innen empfohlen“, „Von Schüler/innen empfohlen“) landet man per Mausklick „mittendrin im Wunderland des Lernens: Übungen, Infos, Materialien, Spiele, Downloads ... hier kannst du so ziemlich alles finden, was Schule und Unterricht spannend und abwechslungsreich macht.“ (Einführungstext der Website) Dieses Engagement wurde 2010 mit dem Homepage-Award, Sonderpreis für E-Learning, ausgezeichnet. Die unglaublich hohen Zugriffszahlen – durchschnittlich 10 000 (Außen)- Zugriffe pro Monat - zeigen, dass das Angebot vielerorts geschätzt und genutzt wird, weit über Schulgrenzen hinaus. Wertschätzende Rückmeldungen und Kontaktanfragen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und vereinzelt aus Übersee. Angebote im Überblick auf der Startseite der Schulhomepage „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“ - Auch die Elternvertreter/innen 31 bestätigen im Gespräch den hohen Nutzen und möchten diese Serviceleistung keinesfalls mehr missen. Ob als Medium zum Lernen, zum Nachschlagen wichtiger Termine oder Einblick in aktuelle Projekte und Unterrichtsgeschehen - die Plattform (nicht selten die Startseite am eigenen PC) hat sich zur Drehscheibe des Schullebens mit hohem Identifikationswert entwickelt. 29 ausgezeichnet durch die Verleihung des Schulhomepage-Awards, Sonderpreis E-Learning, siehe http://www.nms-enns.at/index.php?id=828 30 Startseite erreichbar unter: http://www.hs2enns.at 31 weitere Ergebnisse aus der Gesprächsrunde mit den Eltern siehe ab S. 29 14
Im Gespräch mit den Hauptverantwortlichen wird bewusst, dass dieser Drehscheibe auch eine wesentliche – wohl bislang unterschätzte Funktion im Schulentwicklungsprozess zukommt. Durch das Erstellen wie Abrufen von Angeboten profitieren nicht nur die Schüler/innen und deren Eltern oder interessierte Außenstehende. Das Dokumentieren von schulischen Prozessen und das damit verbundene Aufbereiten erfordert eine tief gehende Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit und erzeugt wertvolle Resonanz von außen. Der schulische Auftritt in der Öffentlichkeit will jedenfalls gut durchdacht sein und verlangt gleichermaßen hohe fachliche Kompetenz wie Reflexionsvermögen und Fingerspitzengefühl. Die Schulhomepage als entscheidender Katalysator im Schulentwicklungsprozess – ein wohl noch ausbaufähiges Forschungs- und Betätigungsfeld - nicht nur an der NMS Enns. Ganztagesbetreuung - Die Kinder stärken und die Sachen klären Frei nach Hartmut von Hentig32 besteht nach diesem Motto seit 25 Jahren die Möglichkeit, das Angebot einer ganztägigen Betreuung in Form von gelenkten Freizeitstunden, fachbezogenen und fachunabhängigen Lerneinheiten sowie einer Mittagsausspeisung in Anspruch zu nehmen. Die Betreuung erfolgt bisher ausschließlich durch Lehrpersonen der Schule, wodurch neben der individuellen fachspezifischen Förderung und Hausübungs- betreuung auch soziales Lernen und Beziehungspflege wichtigen Raum bekommen. „Die Haltung ist wichtig, den Kindern helfen zu wollen“, wird im Gespräch betont, die Lehrerinnen seien durch die Notwendigkeit, umfassende fachliche Unterstützung und gleichzeitig individuelle Hilfestellung geben zu müssen, ziemlich gefordert, aber „darin sind wir gut“. Man bekomme als Lehrperson aber auch sehr viel zurück, so die Erkenntnisse der erfahrenen Nachmittagsbetreuer/innen, die Arbeit in der Nachmittagsbetreuung wäre „manchmal schwieriger als Unterricht, manchmal aber auch viel schöner.“ Wenn „Leistung weggeschaltet ist“ ergäben sich ganz neue Chancen auf der Beziehungsebene, oft entstehe eine fast familiäre Atmosphäre, die auch von den Kindern sehr geschätzt wird. Gerade in der „sehr intimen Situation des Miteinander-Lernens passiert es sehr oft, dass Kinder aufmachen und über ihren Kummer uns Sorgen, sei es familiärer oder schulischer Natur, berichten“, so die Erfahrung einer befragten Kollegin. Dann versuche man so gut wie möglich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Oft wären es auch vorübergehende Problemsituationen, die Kinder dazu bewegen, spontan Hilfe im Rahmen der Nachmittagsbetreuung in Anspruch zu nehmen. „Du bist nicht allein, du kannst das schaffen!“ – dafür steht die Schule und darin wird die „echte Stärke der Nachmittagsbetreuung“ geortet. Man versteht das Angebot vor allem als einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit, oder wie es die Kollegin ausdrückt, „die Kinder von der Erbpacht befreien“, für viele „die die einzige Chance, weil es das Zuhause einfach nicht leisten kann“. Eine Betreuung und Form der Unterstützung, die weit über das schulische Lernen hinausgeht. 32 „Die Menschen stärken, die Sachen klären“, Vortragssammlung von Hartmut Hentig (1973 - 1984) 15
An die Grenzen der Möglichkeiten gelange man sehr oft durch die räumlichen Gegebenheiten. Oft seien die Kinder auch auf Suche nach Rückzugsräumen, gerade die könne man aber aufgrund des sehr beengten schulischen Raumangebotes nicht bieten. Auch ein Mangel an Bewegungsräumen macht sich zunehmend bemerkbar. Mit steigender Schüler/innenzahl sind freie Turnsäle Mangelware. Auch der Schulhof, als Innenhof angelegt, eignet sich nur bedingt zur Nutzung, da die entstehende Geräuschkulisse von Anrainern wie für den Nachmittagsunterricht schnell als störend empfunden wird. Eine ziemlich ausweglose Situation, wohl mit ein Grund, warum man sich bisher nicht um das BMUKK- Gütesiegel für Schulische Tagesbetreuung33 beworben hat. Angebote in der Nachmittagsbetreuung – ein Balanceakt nicht nur für Schüler/innen Für Schulleiter Kiebler ist man im quantitativen Ausbau der Nachmittagsbetreuung an ein Limit gestoßen, mehr Schüler/innen könne die Schule aus räumlichen Gründen nicht verkraften. Am Konzept zur weiteren qualitativen Verbesserung des Angebotes wird aktuell gefeilt. Das langjährig bewährte Lehrer/innen-Team wird hoch geschätzt, eine Unterstützung durch Freizeitpädagog/innen ist dennoch zusätzlich angedacht. INFO-BOX Nachmittagsbetreuung - wird seit 1987 an der Schule angeboten - unverschränkte, freiwillige Form - Schulausspeisung kann in Anspruch genommen werden - im Schuljahr 2011/12 von bis zu 58 Kindern besucht (abhängig vom Wochentag) - ab September 2013 wird die Nachmittagsbetreuung schultypenübergreifend mit der VS 1 und VS2 Enns angeboten 33 Siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/tagesbetreuung/guetesiegel/index.xml 16
Erfahrungen am Weg Im Rahmen der Schulporträterstellung sind Schulleitung und Kollegiumsvertreter/innen in mehreren Gesprächsrunden eingeladen, neben der Darstellung der Schulschwerpunkte auch ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Schulentwicklungsprozess der vergangenen Jahre zu reflektieren. Als Anregung dazu dienen Impulsfragen und ein Foto-Set („Erfahrungen am Weg“) zur Generierung bildhafter Metapher. Leitersicht: Der „NMS-Rucksack“ im Tauglichkeitstest Bildbeispiel aus dem Reflexionstool Wie selten eine Schulreform zuvor wurden die NMS-Entwicklungsreisenden mit einer Vielzahl an Unterstützungsmaßnahmen – teils bindender, teils freiwilliger Natur – vom System bedacht. Wie hilfreich wurden diese am Standort empfunden? Aus Sicht der Schulleitung hat sich die „Ausrüstung“ wie folgt bewährt: Dem bindenden Modellplan, den „niemand wirklich gelesen hat“ und der nun mit Einführung ins Regelschulwesen ohnehin an Bedeutung verloren hat, wird mehr Alibicharakter zugeschrieben. Die bewusste Willensentscheidung in Form einer Abstimmung der Schulpartner/innen barg zwar den einen oder anderen Fallstrick in sich, war aber grundsätzlich sinnvoll, weil schon im Vorfeld eine Auseinandersetzung mit der Thematik erfolgte. Bewahrheitet hat sich die Erwartung: Wer vorne dabei ist, kann mehr ausprobieren. Eindeutig positiv bewertet wird der große Gestaltungsspielraum, im Modellversuch waren sehr viele Möglichkeiten offen, die am Standort gut ausgenutzt wurden, etwa im Einsatz der Lehrer/innen, bei der Teambildung, in der Unterrichtsgestaltung. Im Sinne einer neuen Fehlerkultur, in der Fehler und Irrwege als Lernchance begriffen werden können. 17
Die bundesweiten und regionalen Vernetzungstreffen wurden im Wesentlichen als eine sehr gute Einrichtung erlebt. Vor allem der Kontakt und kollegiale Erfahrungsaustausch mit anderen NMS-Pionier/innen wurde als unbedingt notwendig und gewinnbringend erlebt. Dem begleitenden Fortbildungsangebot der Pädagogischen Hochschulen wird „Bemühen“ attestiert, hier gibt es sicher noch Entwicklungspotenzial. Das im Modellplan groß angekündigte Evaluierungspaket dürfte nicht wirklich in der Realität angekommen sein. Maßgeschneiderte Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse und Fragestellungen werden vermisst. Aktuell nimmt man an einer quantitativen Vergleichs- studie des Landesschulrates34 teil. Die breit angelegte mediale Unterstützung für die NMS hat sich im Sinne einer Imagebildung für den Standort sehr positiv ausgewirkt und auch dazu beigetragen, dass sich alle Kolleg/innen ihrer Aufgabe und Verantwortlichkeit bewusst wurden. Die neuen Funktionen auf der Schulebene – wie etwa die Person der Lerndesignerin/des Lerndesigners – wurden von der Schulleitung sehr positiv aufgenommen, vom Kollegium jedoch anfangs mit großer Skepsis. Die Auswahl einer „sehr gut geeigneten Persönlichkeit“ (W. Kiebler) als Lerndesignerin hat zu einer positiven Entwicklung geführt. Lerndesign: Neue Sprache – neue Denkmuster? Die Rolle der Lerndesignerin bzw. des Lerndesigners wurde für die NMS neu geschaffen mit der Zielsetzung, die Bedeutung des Lernens zu betonen und der Erwartung, etwas Neues zu schaffen, Ausdruck zu verleihen . Der/die Lerndesigner/in steht vor der schwierigen Aufgabe gleichzeitig Arbeit im System (als unterrichtende/r Kolleg/in) und am System (im Rahmen von Unterrichtsentwicklung) zu leisten. Ein Prozess der dialogischen und komplementären Kooperation zwischen Schulleitung und wird dafür als Voraussetzung gesehen.35 Mit der Neuen Mittelschule haben auch neue Begrifflichkeiten Einzug in die Schule gehalten. Meine diesbezüglichen Gesprächspartner/innen, Lerndesignerin Brigitte Marageter und Schulleiter Wolfgang Kiebler ersuche ich – voneinander unabhängig - einzuschätzen, 34 Getestet werden 200 Hauptschulen, Neue Mittelschulen und Innovative Schulen in Bezug auf Leistungszuwachs und Stimmungslage. 35 Quelle: Dokumentation des 1. bundesweiten NMS-Entwicklungstreffens (St. Wolfgang, April, 2009), Foto: Plakat W. Schley ; zugänglich unter: http://www.edumoodle.at/nms (Gastzugang) 18
inwieweit Kernelemente und Sprache der NMS Eingang in die Schulrealität gefunden haben und dort im Sinne neuer Zugänge und Denkmuster wirksam werden. Die „Kunstsprache“ wurde am Standort belächelt und „ganz schnell wieder verworfen“ (Wolfgang Kiebler). Es gelingt jedoch recht gut, einzelne Lehrpersonen für die Ideen aus den Lernateliers zu begeistern und diese auch im Schulalltag umzusetzen. Im Schneeballsystem verbreiten sich vor allem neue Ansätze des Lernens und Lehrens (Methodentraining, Eigenverantwortliches Lernen), die im Zuge der NMS zu regionalen Schwerpunktthemen wurden.36 Lerndesignerin Brigitte Marageter fühlt sich jedenfalls ganz stark für das Lernen an der Schule verantwortlich, als „Teil des Jobs“ als Lerndesignerin sieht sie es als ihren Auftrag, etwas zu bewegen. Rückwärtiges Lerndesign37 ganz „streng genommen“, wäre jedoch sehr schwer in die Praxis umzusetzen. Sie hat mittlerweile gelernt, kleine Schritte mit den Schüler/innen gehen, zu Beginn hätte sie die Schüler/innen (und sich selbst) komplett überfordert und dadurch Frust erzeugt. „Ziele genau zu formulieren“, das sei etwas Wichtiges, „jedenfalls ein sehr hilfreicher Ansatz aus dem Lerndesign“, der nun verstärkt Beachtung in der Unterrichtsplanung findet. Fortbildungen und NMS-Treffen hätte sie als sehr inspirierend und befruchtend erlebt, besonders den kollegialen Austausch. Auf diese Weise habe sie etwa das selbst gebastelte „Whiteboard“ 38 aus dem Burgenland importiert und auch die sog. „Ampelkarten“39 haben aus einem Lernatelier den Weg nach Enns gefunden. Angesprochen wird das Problem der fehlenden zeitlichen Ressourcen, die Gelegenheiten zu Kooperationseinheiten, die momentan nicht im Stundenplan verankert werden konnten, fehlen. Sich immer nur zwischen Tür und Angel auszutauschen, wäre zu wenig. Ein eindeutiger schulorganisatorischer Auftrag, aber auch ein Anliegen ans System: Die Rolle des Lerndesigners/der Lerndesignerin zu stärken und mit den nötigen Ressourcen sowie Gestaltungsspielraum auszustatten40. Auch die (in Folge befragte) Kollegiumsrunde schreibt der Rolle der Lerndesignerin große Bedeutung zu, und zwar im Sinne einer Impulsgeberin für Unterrichtsentwicklung, eines Motors für Reflexion und zur ständigen schulischen Weiterentwicklung. „Manches wird geliebt und manches nicht“, das sei abhängig von persönlichen Präferenzen, aber auch von der jeweiligen Klassensituation und den Voraussetzungen auf Schüler/innenebene (etwa Methodenkompetenz), man sei aber immer dankbar für Denkanstöße zum Ausprobieren und Reflektieren. 36 SCHILFs zu OÖ Schwerpunktthemen wie EVA, SAM und Soziales Lernen nach Haim Omer. 37 „rückwärtige“, am Wesentlichen orientierte Unterrichtsgestaltung auf der Basis von vorab festgelegten Zielsetzungen und authentischen Leistungsaufgaben 38 Eine folierte A4-Seite, die von Schüler/innen mit Folienstiften beschrieben wird. 39 Rote, gelbe und grüne Kärtchen, die als Feedbackinstrument Einsatz finden. 40 Mit der Übernahme der NMS ins Regelschulwesen ist ein erster Schritt in diese Richtung erfolgt (Neuregelung der Koordinator/innentätigkeit). 19
Kollegiumssicht: „Die Nase vorn haben“ Die Stimmung im Kollegium nach erfolgtem NMS-Einstieg wird vom Schulleiter tendenziell positiv eingeschätzt, wenn auch deutlich unter der eigenen (sehr positiv skizzierten) Befindlichkeitskurve. Drei Gruppen wären zu unterscheiden, viele Mitstreitende, viele, der NMS neutral Gegenüberstehende, und einige, die etwas Abstand halten. Die Abstimmung für den Einstieg erfolgte dennoch mit hundertprozentiger Zustimmung des Kollegiums und die Erwartungshaltung an den Entwicklungsschub war dementsprechend hoch. Die Haltung, es kommt etwas von außen, das uns unterstützt, wäre sehr deutlich spürbar gewesen. Die Auseinandersetzung mit der Realität, die viel Eigeninitiative und harte Arbeit bedeutete, habe dann doch wieder die eine oder andere Ernüchterung gebracht. Die unterschwellige Hoffnung im Kollegium, durch die NMS mehr AHS-reife Schüler/innen zu bekommen, hat sich nicht bewahrheitet: „Wir sind und bleiben Sprengelschule.“ (Wolfgang Kiebler) Allgemein begrüßt wurden etwa die zusätzlichen Personalressourcen. Oftmals spürbar, wenn auch nicht ausgesprochen, die Ängste und Unsicherheiten die konkrete Kooperation mit den BHS-Lehrkräften betreffend. Schwellenängste und Berührungsängste mit einem fremden Bereich, der BHS, hätten da mitgespielt. Ab dem zweiten Jahr kehrte diesbezüglich wieder der (Schul)Alltag ein, die Stimmungslage hat sich wieder stabilisiert. Zwei Gesprächsrunden mit Kollegiumsvertreter/innen bieten die Gelegenheit, die Sichtweisen abzugleichen und anhand von Impulsfragen und Metaphern den Weg auf Ebene der Lehrpersonen zu reflektieren. Beispiel für Gruppenergebnis Prozessreflexion (Kollegium) 20
Ein wesentliches Einstiegsmotiv in die NMS wäre gewesen, „die Nase vorn zu haben“. Nicht von allen Seiten und Systemebenen habe man für diesen Schritt Wohlwollen und Unterstützung erfahren, insofern wurde auch sehr unwegsames Gelände betreten. Rückblickend aber wäre eindeutig eine Stärkung des Standortes mit dieser Entscheidung verbunden gewesen. Die von Beginn an hohe Zustimmung im Kollegium lasse sich wohl daraus erklären, dass keine große Umstellung mit der neuen Schulform zu erwarten war. Die Hochstimmung nach dem Abstimmungsergebnis folgte die „riesige Enttäuschung“, dass der ursprüngliche schulische Kooperationspartner, das Gymnasium Enns, dann doch wieder den Rückzug antrat. Dass trotz dieses massiven Rückschlages nicht aufgegeben wurde, wäre hauptsächlich Wolfgang Kiebler (damals noch Kollege) zu verdanken, der in dieser Situation innerhalb kürzester Zeit die HAK Perg zu einer Zusammenarbeit gewinnen konnte. Dass die Türen für den aktuellen pädagogischen Weg im Einklang mit den NMS-Prinzipien schon sehr früh geöffnet wurden, bestätigt sich auch im Gespräch mit Vertreter/innen aus dem Kollegium, die für Meilensteine der Schulentwicklung verantwortlich fühlen. Kleine Klassen, Abschaffung von Leistungsgruppen und Teamteaching in den Hauptgegenständen bedeuteten Anfang der 90iger Jahre einen revolutionären Schritt, der auch gewisse „Steinschläge“ in Form von Anfeindungen und Verleumdungen ausgelöst hat. Mit zeitlichem Abstand wird dies so gedeutet, dass „wir unserer Zeit voraus waren“ und Neues im umgebenden System immer auch Ängste und Verunsicherung auslöst. Dass der Weg trotz Hürden konsequent weiterverfolgt wurde, ist harter Arbeit zu verdanken: „Es braucht immer jemanden, der vorne steht, der führt, die Richtung vorgibt …, “ eine Kollegin in der Reflexion des bisherigen Weges. Genauso wichtig wären aber auch die „Gefolgsleute“, die Visionen teilen und deren vielfältige Beiträge erst das große Ganze möglich machen. Einiges an Ideen wurde auch am Weg zurückgelassen, es wäre durchaus sinnvoll, sich auf das eine oder andere zurückzubesinnen. Ein möglicher Stillstand in der Schulentwicklung wird als bedrohlich eingestuft, die größte Gefahr diesbezüglich ist der Alltag, einerseits der Stress, aber auch die Haltung: „Es passt eh schon alles, die Eltern sind zufrieden, die Kinder sind zufrieden.“ Die anwesenden Schulentwickler/innen - im Sinne von „Jeder einzelne ist Schulentwickler“ 41- resümieren auch gleich die geleistete Reflexionsarbeit und stellen fest, etwas sehr Wertvolles, Spannendes in der vergangenen Gruppenphase zuwege gebracht zu haben: Regelmäßige Phasen des Austauschens über Geleistetes und über zukünftige Herausforderungen sollten an der Schule vermehrt Raum bekommen – so der Tenor nach der gemeinsamen Prozessreflexion. Eine Kollegin formuliert abschließend: „Reflexion, in dieser sehr angenehmen Form, wie wir sie heute empfunden haben, dass wir darüber 41 H-G. Rolff, These 11 „Jeder einzelne ist Schulentwickler“; siehe: http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm 21
nachdenken, wo können wir Verbesserungen machen oder worauf können wir stolz sein, sollte ein Wort sein, das uns in die Zukunft begleitet“ und verweist damit auf eine weitere wichtige Erkenntnis aus der Schulentwicklungsforschung: „Feedback und Selbstevaluation müssen Bestandteil der Alltagskultur werden“.42 Teamarbeit als Erfolgsgeheimnis Als ein wichtiges Geheimnis des bisherigen schulentwicklerischen Erfolges wird gesehen, dass „wir keine Einzelkämpfer, sondern ein Super-Team sind“, für jede fachliche und pädagogische Herausforderung findet sich im Kollegium ein/e Ansprechpartner/in, der/die unterstützend zur Seite steht. Teamarbeit wiederum steht in enger Wechselwirkung mit Teamteaching, das in unterschiedlichen Kontexten - schon lange fix an der Schule verankert ist. Ob im Schul- versuch „Heterogene Klassen“, durch die Führung von Integrationsklassen oder im Rahmen der NMS: zwei oder mehr Lehrer/innen in der Klasse sind die Regel. Zur Bedeutung und Wirksamkeit des Teamteachings kann das erfahrene Kollegium der NMS folgende Erkenntnisse beitragen43: Teamteaching bedeutet bzw. bewirkt … ein Miteinander zum Wohle der Kinder. die Möglichkeit, voneinander zu profitieren, neue Ideen bzw. Unterrichtstechniken kennen zu lernen oder gemeinsam zu entwickeln. gegenseitige Bereicherung, bessere Nutzung der persönlichen und fachlichen Stärken der Lehrpersonen. größere Methoden-und Materialienvielfalt. Schüler/innen profitieren von unterschiedlichen Vorzügen und Zugängen der Lehrpersonen. mehr Zugang zu den Schüler/innen, bestmögliche Differenzierung. eine Erweiterung der Perspektive. ABER auch Mehrarbeit (Zeitaufwand Vorbereitung und Koordination mit Kolleg/innen aus der Partnerschule) Bereicherung und Hilfe, wenn man mit den Teampartner/innen gut zusammen- arbeiten kann; Stress wenn es mit dem/der Partner/in „nicht passt“. entspanntes Unterrichten mit kompetenter Unterstützung, Möglichkeit zur Gruppenteilung. Aufbruchsstimmung (NMS) ABER auch noch engeres Konferenzzimmer, kleinerer Arbeitsplatz 42 These 7, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff: http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm 43 Komprimierte Ergebnisse eines offenen Fragebogens an alle Kolleg/innen 22
Erleichterung bei Problemen mit verhaltensauffälligen Schüler/innen bzw. in schwierigen Klassen, Entlastung in Konfliktsituationen. Steigerung der Unterrichtsqualität durch gegenseitige „Kontrolle“, einen regen Gedankenaustausch und ständiges Lernen. gemeinsame Reflexion des Unterrichts und auch auf der gesamten Linie. „Man lernt viel voneinander, kann Fehler erkennen“ und „Keiner kocht verborgen sein eigenes Süppchen“. teilweise Unruhe durch viele Koordinationsgespräche. besseres Kennenlernen untereinander (Kollegium), Abbau von Distanzen und Berührungsängsten. Bildung von Lehrer/innenteams, die gut zusammenarbeiten und so gleichzeitig eine Vorbildwirkung auf Schüler/innen bezüglich (optimaler) Teamarbeit haben. Kooperation NMS – BHS: Den eigenen Blickwinkel erweitern Nicht ganz einfach gestaltet sich die Kontaktaufnahme im Rahmen der Schulporträtarbeit mit den BHS-Kolleg/innen, da sie an unterschiedlichen Tagen jeweils nur einige Stunden an der Schule verbringen. Alternativ zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde werden sie daher ersucht, ihre Erfahrungen in Form eines offenen Fragebogens mitzuteilen. Die Möglichkeit sich einzubringen, wird von zwei Kolleg/innen angenommen, eine dritte AHS-Lehrerin steht mir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Ein Stolperstein in der – durchaus als erfolgreich erlebten - Kooperation mit der NMS Enns wird damit von Beginn an deutlich: ein Mangel an Raum und Zeit für den persönlichen Austausch mit den Kolleg/innen. Die Unterrichtsplanung und kollegiale Abstimmung erfolgen demnach aktuell in Gesprächen „vor und nach den entsprechenden Stunden, in Pausen“ und das wird – zumindest von den befragten Kolleginnen als zu wenig empfunden, „eine optimale Lösung haben wir aber noch nicht gefunden“. Wenn man sich sehr gut versteht und auch privat (telefonisch) austauscht, wird dieses Defizit ausgeglichen – davon kann jedoch nicht von vornherein ausgegangen werden. Die Stundenpläne lassen momentan kaum Raum für längere Abstimmungszeiten in der Schule. Eine zukünftige Herausforderung für die organisatorisch Verantwortlichen an beiden Stammschulen, gilt es doch eine Vielzahl an Faktoren bei der Erstellung der Stundenpläne zu berücksichtigen. Erschwerend wird auch erlebt, dass gewisse Verpflichtungen und Termine doppelt anfallen (Elternsprechtage, Konferenzen etc.) und es nicht immer leicht ist, den Erwartungen aller gerecht zu werden. Die positive Grundstimmung die Kooperation mit der NMS Enns betreffend sei an der HAK Perg spürbar, allerdings gäbe es auch in diesem Zusammenhang das Problem, dass sich die an der NMS eingesetzten Kolleg/innen an der Stammschule kaum mehr begegnen, da sie gegengleich an den jeweiligen Schulen eingesetzt sind. Als ein weiterer Stolperstein im Einsatz an der NMS findet von Seiten der BHS-Kolleg/innen Erwähnung, dass ein intensiveres Kennenlernen der Schüler/innen schwierig ist, wenn man nur wenige Wochenstunden in einer Klasse unterrichtet. Eine diesbezügliche Anregung wäre, 23
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