Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012

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Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
Schulporträt NMS Enns
Ein Stück Schulgeschichte schreiben

Evelin Leutgöb
Juli 2012
Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
Inhalt

Vorinformation ................................................................................................. 2

EIN STÜCK SCHULGESCHICHTE SCHREIBEN .................................................. .. 3

Eine Schule zum Wohlfühlen............................................................................. 3

NMS-Entwicklungsfelder in der Umsetzung ..................................................... 7

E-Learning: Im digitalen Wunderland des Lernens .......................................... 9

Safer Internet – Den Kindern Rüstzeug mitgeben .................................................. 12

Zukunftsperspektiven: Handy und Facebook als Lernressource? ............................. 12

Schulwebsite: „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“ .......................... 13

Ganztagesbetreuung: Die Kinder stärken und die Sachen klären ..................... 15

Erfahrungen am Weg ...................................................................................... 17

Leitersicht: Der „NMS-Rucksack“ im Tauglichkeitstest ............................................ 17

Lerndesign: Neue Sprache - neue Denkmuster? ................................................... 19

Kollegiumssicht: "Die Nase vorn haben" ............................................................... 20

Teamarbeit als Erfolgsgeheimnis .................................................................... 22

Kooperation NMS - BHS: Den eigenen Blickwinkel erweitern ................................... 23

Worauf Schüler/innen stolz sind .................................................................... 24

Delegierte zum Schüler/innenparlament reflektieren ihre Aufgabe .......................... 26

Schüler/innen bewirken einiges .......................................................................... 28

Die Eltern am Wort ......................................................................................... 29

Resümee: NMS als Tankstelle ......................................................................... 32

Quellenangaben .............................................................................................. 35

Schul–und Kontaktdaten ................................................................................ 36

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Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
Vorinformation

Abstract:

Das vorliegende Schulporträt der Neuen Mittelschule Enns will Einblick geben in
Erfahrungen und Entwicklungen, welche durch den Einstieg in das Modellprojekt Neue
Mittelschule am Standort initiiert wurden. Bewährte Schulschwerpunkte wie neuere
Initiativen, die gleichzeitig tragende Säulen der NMS bilden, werden aus der Sicht von
Schulleitung und Kollegiumsvertreter/innen dargestellt. Ergänzung findet das Bild der Schule
durch die Perspektive der Eltern und die Stimmen der Schüler/innen, die „ihre“ Schule aus
eigener Sicht präsentieren und ihre Arbeit als Delegierte des Schüler/innenparlaments
reflektieren.

Methodik und Intention:

Das Schulporträt orientiert sich in der methodischen Herangehensweise sowie in den
zugrunde liegenden Intentionen an der Konzeption von Karin Grinner (Grinner 2010a).
Demnach ist ein Schulporträt die multiperspektivische Darstellung einer Schule, zunächst in
der Absicht, die Persönlichkeit einer Schule, ihre besonderen Wesenszüge sichtbar zu
machen.

Das Schulporträt als stärkenorientierter Zugang1 will

       den wertvollen Erfahrungsschatz der Schulen sichtbar und anderen attraktiv
        zugänglich machen.
       Schulen Wertschätzung für ihre Arbeit am Standort zollen.
       Rückmeldung in Form einer Außensicht geben.
       die Beteiligten in einen Reflexionsprozess einbinden.
       die Akteur/innen von Veränderungsprozessen sichtbar machen.
       Motor und Katalysator für Schul- und Unterrichtsentwicklung sein.

1
 Nähere Informationen zum zur Anwendung gekommenen methodischen Zugang finden sich im NMS-
Moodlekurs zum Thema „NMS-Schulporträts“, zugänglich (mit Gastzugang) unter:
http://www.edumoodle.at/nms (> Inside NMS > Schulporträts).
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Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
EIN STÜCK SCHULGESCHICHTE SCHREIBEN

                                                         Medienberichterstattung2 in der
                                                         Vorbereitungsphase auf den NMS-Einstieg

„Eine neue Ära beginnt“ - so eine (weitere) euphorische Schlagzeile 3 mit der die HS 2 Enns
medial antritt, Schulgeschichte zu schreiben. Der Einstieg in das Modellprojekt Neue
Mittelschule4 im Herbst 2009 ist begleitet von großem Optimismus und – durch ein
Abstimmungsergebnis von Seltenheitswert – getragen von hundertprozentiger Zustimmung
von Eltern und Lehrkräften. Trotz Aufbruchsstimmung und ansteckendem Optimismus eine
Reise ins Unbekannte, auf die sich die Schulgemeinschaft in den kommenden Jahren begibt.

Die Schule ein Stück auf diesem Weg zu begleiten, die Beteiligten einzuladen, in einen
Spiegel zu blicken, mit etwas Abstand gemachte Erfahrungen zu reflektieren und daraus
neue Erkenntnisse und Schwung für zukünftige Herausforderungen zu gewinnen – ist die
zugrunde liegende Intention des Schulporträt-Prozesses, auf den sich die Schulpartner/innen
ab dem Sommer 2011 eingelassen haben.

Eine Schule zum Wohlfühlen

11. Juli 2011, es ist der erste Montag in den Sommerferien, als ich an der NMS Enns mit
Schulleiter Wolfgang Kiebler5 zu einem Einstiegsgespräch im Rahmen der geplanten
Schulporträt-Erstellung zusammentreffe. Im Eingangsbereich der Schule, wo noch vor

2
  Ausschnitt aus dem Titelblatt der Regionalzeitung „Tips“ vom 17. Dezember 2008
3
  GÖD-Infomagazin Dezember 2008
4
  siehe: http://www.neuemittelschule.at
5
  Schulleiter ab März 2010, zuvor NMS-Projektkoordinator
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einigen Tagen rund 400 Schüler/innen6 für reges Leben im Gebäude gesorgt haben, herrscht
nun beinahe sterile Sauberkeit und Ordnung.

Ein etwas anderes Bild bietet sich mir im ersten Obergeschoss, wo Direktion, Konferenz-
zimmer und ein Großteil der Klassen untergebracht sind. Habe ich den Termin bewusst
gewählt, um in ungestörter Atmosphäre das erste Interview mit der Schulleitung führen zu
können, bin ich nun doch erstaunt, wie viel Leben im Haus herrscht. Während wir uns über
Meilensteine des Schulentwicklungsprozesses austauschen, grüßt der/die eine oder andere
freundlich durch die offene Tür der Direktionskanzlei, begegnen sich Kolleg/innen am Weg
vom und ins Konferenzzimmer, um eben noch schnell Unterlagen in den Urlaub
mitzunehmen oder die Ferienordnung zu perfektionieren. Da präsentiert in einem
Klassenraum ein Kollege die Funktionen eines wenige Wochen alten Whiteboard-Beamers
und seine ehemalige (mittlerweile pensionierte) Kollegin und die vormalige (nun ebenfalls
pensionierte) Schulleiterin erweisen sich als hoch interessierte Zuhörerinnen. Auch sie
kommen immer wieder gerne und regelmäßig an den Ort ihres Wirkens zurück, um sich von
neuesten Entwicklungen am Schulstandort zu überzeugen oder auch an wichtigen
Ereignissen und Festen teilzuhaben.

Man trennt sich nicht so schnell vom Schulalltag an der NMS Enns, scheint es, oftmals gehen
Schul- und Ferienzeit, Freizeit und Unterricht, Privates und Dienstliches fließend ineinander
über, wie mir auch in den folgenden Gesprächsrunden noch bestätigt werden wird.
Besonders der Schulschluss sei immer eine gute Gelegenheit, sich bewusst zu werden, wie
„gut wir es miteinander haben“ berichtet ein Kollege zwischen Tür und Angel, sofort fällt mir
auch der Kernsatz im Leitbild der Schule ein: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt.

                                                          „Unser Lebensraum Schule charakterisiert
                                                          sich dadurch, dass wir uns kein fertiges Bild
                                                          vom Menschen machen. Für uns bedeutet
                                                          das:      keine      Kategorisierung      von
                                                          Schüler/innen, Lehrer/innen oder Eltern. Der
                                                          Mensch als die Mitte und eine Gemeinschaft,
                                                          die nicht zulässt, dass der Mensch aus dieser
                                                          Mitte verdrängt wird.“ (Quelle: Schulleitbild)

                                                          Grafik Schulhomepage:
                                                          http://www.hs2enns.at/index.php?id=4

6
    313 HS/NMS-Schüler/innen, ca. 90 POLY-Schüler/innen (Schuljahr 2011/12)
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Es herrscht offensichtlich hohe Zufriedenheit an der NMS Enns mit dem bisher Erreichten
und der angenehmen Arbeitsatmosphäre. Seit Jahren steigende Schüler/innenzahlen und
das, obwohl sich ein Gymnasium in unmittelbarer Nähe befindet, kaum Fluktuation im
Kollegium, ein relativ neu und gut ausgestattetes Schulgebäude 7. An bisher porträtierten
Schulen waren es oftmals weitaus ungünstigere Ausgangsbedingungen, die schließlich die
Schulgemeinschaft zu einem Aufbruch bewogen haben.

Mein schulentwicklerischer Spürsinn ist jedenfalls geweckt: hohe Zufriedenheit und
gleichzeitig permanente Aufbruchsstimmung8 – wie geht das zusammen? Braucht nicht jeder
Schulentwicklungsprozess ein gewisses Maß an Leidensdruck? Warum ist man hier ganz
offensichtlich weit davon entfernt, die Hände in den Schoß zu legen und sich auf den
Lorbeeren auszuruhen? – Nur einige von mehreren Fragen, denen ich im Rahmen eines
dialogischen Forschungsprozesses gemeinsam mit den Akteur/innen am Standort auf den
Grund gehen möchte.

Doch lassen wir zunächst noch einmal kurz Daten und Fakten sprechen:
Die HS/NMS Enns ist eine von zwei Hauptschulen in der ältesten Stadt Österreichs und
eigentlich Sprengelschule für Schüler/innen aus den umliegenden Gemeinden Pyburg,
Ennsdorf, Kronstorf, Hargelsberg und Asten9.

Vierzehn Klassen sind in dem für acht Klassen geplanten Gebäude untergebracht, das vor
etwa 10 Jahren renoviert wurde, aufgrund des ständig steigenden Schüler/innenzuwachses
jedoch mittlerweile aus allen Nähten platzt. Die moderne Dreifachturnhalle wird mit dem
unmittelbar angrenzenden Gymnasium gemeinsam genutzt. Als Partner für den Einstieg in
das Modellprojekt NMS konnte die Nachbarschule jedoch nicht gewonnen werden, zu groß
die Vorbehalte und Unsicherheiten eine angedachte Kooperation betreffend.

7
  moderne Dreifachturnhalle, Werksaal, Schulküche u. Schulausspeisung, Computerräume etc.
8
  sichtbar etwa am Einstieg in das Modellprojekt NMS und laufende Teilhabe an anderen schulischen
Netzwerken, Projekten und Wettbewerben
9
  Bisher stand Schüler/innen aus Enns nur der Besuch des Sportzweiges offen. Ab dem Schuljahr 2013/14 ist der
Schulsprengel für die Ennser Schüler/innen offen.
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Schulporträt NMS Enns - Ein Stück Schulgeschichte schreiben - Evelin Leutgöb Juli 2012
Nun unterrichten acht Kolleg/innen der HAK Perg aus der etwa 30 km entfernten Schulstadt
in Enns.

In Kooperation mit den 36 HS/NMS-Lehrer/innen am Standort setzen sie bewährte wie neue
Schulschwerpunkte10 (Sport, Computer, Integration) Tag für Tag in die Realität um. Einen
Einblick in das vielfältige Schulgeschehen bietet die (nicht nur) an Fotomaterial umfangreich
bestückte Schulwebsite:

 Sportschwerpunkt – von Schüler/innen wie                  Schüler/innen renovieren den Schulgarten
 Eltern sehr geschätzt

     E-Learning einmal anders – „Geräte-Aus-                     Faszination Chemie-Labor
     schlachten“

10
     Übersicht Schulschwerpunkte siehe: http://www.hs2enns.at/index.php?id=43
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NMS-Entwicklungsfelder in der Umsetzung

Um im Schuljahr 2009/10 als Pilotschule in das Modellprojekt NMS11 einsteigen zu können,
war ein klares Bekenntnis12 zu den zugrunde liegenden NMS-Kriterien13 notwendig.
Wesentliche Bedingung für teilnehmende Schulen war etwa die Abkehr von äußerer
Leistungsdifferenzierung (Leistungsgruppen) zugunsten von flexiblen Lerngruppen sowie die
Bereitschaft, Entwicklungsarbeit zu bestimmten Aspekten zu leisten. Neben der Berück-
sichtigung der Minimalvoraussetzungen verpflichteten sich die Schulen, zu mindestens fünf
Kriterien Entwicklungsarbeit zu leisten.

Der Einstieg in die NMS sei unter anderem deswegen so gut geglückt, weil viele dieser
Voraussetzungen am Standort bereits vorab erfüllt wurden, so Schulleiter Kiebler im
Eingangsinterview. Die Schule wurde durch den Eintritt in das Modellprojekt auf einem Weg
unterstützt und bestärkt, der schon lange zuvor eingeschlagen worden war. „Ich habe mir
gedacht, die NMS passt in unser System, mit dem können wir etwas anfangen, (…) das
können wir auch.“ (Wolfgang Kiebler) Ein gewisses Selbstbewusstsein im Kollegium war da,
so habe man etwa schon auf 12 Jahre Erfahrungen mit Organisationsformen zur Inneren
Differenzierung aufbauen können. „Für unsere Entwicklung hat uns nur ein in der
Öffentlichkeit positiv behaftetes System gefehlt“, so die Erklärung des Schulleiters, warum
der Einstieg in die NMS dennoch von enormer Bedeutung nach außen hin war.

Eine Abkehr von Leistungsgruppen erfolgte am Standort bereits am Beginn der 90iger Jahre
- dank der weitblickenden Perspektive des damaligen Bezirksschulinspektors Wilhelm
Mayrhofer wurden mit dem Schulversuch „Heterogene Klassen“14 sowie (schon zuvor) mit
der Einführung der Nachmittagsbetreuung und der Führung von Integrationsklassen
wesentliche Eckpfeiler für den erfolgreichen Entwicklungsweg grundgelegt, die sich in Folge
auch im Konzept der NMS als tragende Säulen erweisen sollten.

Sah man sich zu Beginn dieser innovativen Schulenwicklungsprozesse durchaus auch
kritischen und sogar spöttischen Kommentaren der „pädagogischen Umwelt“ ausgesetzt, so
fühlt man sich nun in der konsequenten Arbeit mehr als bestärkt und erlebt eine deutliche
Bestätigung des eingeschlagenen Weges.

Bewährte schulorganisatorische Strukturen und pädagogische Schwerpunkte konnten daher
in der NMS beibehalten werden, in der vertieften Umsetzung dieser habe man in den letzten
Jahren an Sicherheit und Professionalität noch gewonnen. Der große Gestaltungsspielraum,
den das als Entwicklungsprojekt konzipierte Modellprojekt ausdrücklich zugelassen hat,
wurde am Standort sehr geschätzt und zu nutzen gewusst, so Wolfgang Kiebler rückblickend
über den Prozess der Umsetzung der Vorgaben am Standort.

11
   Übernahme des Modellprojektes ins Regelschulwesen mit dem Schuljahr 2012/13
12
   standortspezifischer Modellplan, Willensbekundung Schulpartner/innen in Form einer Abstimmung
13
   Minimalvoraussetzungen und Teilnahmekriterien siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml
14
   Schulversuch „Unterricht in Schularbeitsfächern in heterogenen Stammklassen“
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Da großer Gestaltungsspielraum auch die Gefahr bergen könnte, dass Schulen aus dem
„Gesamtpaket“ nur übernehmen, was mit dem der bestehenden Schulkultur leicht vereinbar
ist (vgl. etwa Altrichter, Wiesinger, 2005) die Frage an die Schulleitung, welche neuen
Impulse und Entwicklungen mit der NMS Eingang ins Schulkonzept gefunden haben bzw. in
welchen Arbeitsfeldern noch Entwicklungsbedarf geortet wird:

Nach Einschätzung der Schulleitung hat in den vergangenen zwei bis drei Jahren vor allem
der Bereich E-Learning15 enormen Aufschwung erfahren, hier wurden auch viele wertvolle
Anregungen aus dem NMS-Unterstützungspaket16 (eBuddy, Safer Internet, Arbeit mit
Webquests etc.) umgesetzt.

Auch motivierende Formen der Leistungsbeurteilung – in Form von Kompetenzbögen17, die
Schüler/innen zweimal jährlich im Rahmen des Elternsprechtages zusätzlich zur
traditionellen Ziffernbeurteilung erhalten – haben mit der NMS Eingang in das Schulkonzept
gefunden. Die daraus resultierenden Gesprächsanlässe zwischen Kindern, Eltern und
Lehrpersonen führten zu einem vermehrten Beisein von Schüler/innen am Elternsprechtag
und sind daher als Vorstufe der in der NMS ab dem Schuljahr 2012/13 verpflichtenden
Kinder-Eltern-Lehrergespräche zu betrachten.

Neue Wege gibt es auch im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung, etwa
Förderkurse für leistungsstarke Kinder. Die Impulse im Bereich Gender-Kompetenz haben
bisher vor allem auf Lehrer/innenebene gefruchtet, sind aber noch nicht bei den
Schüler/innen angekommen18.

Das Bekenntnis zu einer inklusiven Schule wurde mit dem Eintritt in die NMS vertieft und im
Kollegium noch zentraler positioniert. Integration als wesentlicher Eckpfeiler der NMS erfolgt
in enger Kooperation mit dem SPZ Linz-Land, umgesetzt durch kleine, „eingespielte“
Lehrer/innenteams. Der langjährigen Erfahrung mit Integrationsklassen verdankt man ein
breites Repertoire im Umgang mit Heterogenität und bewährte Strategien zur
Individualisierung des Unterrichts.

Die Integration von Schüler/innen mit Migrationshintergrund stellt an der Schule keine
besondere Thematik dar. Es gibt nur einen sehr geringen Anteil von Kindern, die aufgrund
ihres Migrationshintergrundes besonders intensive sprachliche Förderung bedürfen. Diese
wird in Kleingruppen in Kooperation mit dem Polytechnischen Lehrgang organisiert. Der
hohe Anteil an Schüler/innen mit Migrationshintergrund in 2. und 3. Generation wird eher

15
   siehe dazu die Darstellung des Schwerpunktes ab S.11
16
   Detaillierte Informationen zum E-Learning Unterstützungspaket des BMUKK sind über die Arbeitsplattform
der NMS zugänglich: http://www.edumoodle.at/nms/mod/resource/view.php?id=1996
17
   Rückmeldebogen zum Arbeits- und Sozialverhalten und Rückmeldebogen zu den Fachkompetenzen aus
Deutsch, Mathematik und Englisch
18
   Aus der Sicht des Gender-Beauftragten der Schule ergibt sich eine andere Einschätzung: Vor allem Mädchen
wüssten etwa die konsequente Verwendung von gendersensibler Sprache im schulischen Kontext sehr zu
schätzen. Steigendes Selbstbewusstsein – etwa auch im Rahmen der Arbeit des Schüler/innenparlaments wäre
zu beobachten.
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als bereichernde Vielfalt denn als Herausforderung erlebt. Man ist bemüht um
wertschätzenden Umgang mit den unterschiedlichen Religionen und Kulturen, was u. a. in
den (ausschließlich) ökumenischen Gottesdiensten sowie interkulturellen Festen und
Projekten zum Ausdruck kommt.

          Interkulturelles Kochen                           „Gemeinsam im Labyrinth des Lebens“
      „Oma als Gastköchin“ weiht in die                Schulabschlussfeier der NMS Enns in der Lorcher
      Geheimnisse bosnischer Küche ein                                Basilika, Juli 2012

Der Bereich Kunst – und Kulturvermittlung wird derzeit als ein noch ausbaufähiges Feld mit
großem Potenzial an einem historisch besonderen Standort betrachtet. Ein diesbezüglich
sehr aktiver Kollege ist mittlerweile pensioniert, einige neu gekommene Kolleg/innen gelten
als „Nachwuchshoffnung“.

Weitere     NMS-Entwicklungsfelder19, die         aus    ganz pragmatischen und/oder
schulorganisatorischen Gründen momentan am Standort wenig Beachtung finden:
Änderungen der Zeitorganisation, jahrgangsgemischte Gruppen. Hier fehlt es, so die
Erklärung der Schulleitung, schlichtweg an Interesse aus dem Kollegium bzw. könne man sich
im Sinne einer Prioritätensetzung nicht allen Entwicklungsaufgaben gleichzeitig widmen.

Mehrere Gesprächsrunden mit jeweils verantwortlichen Lehrpersonen geben genaueren
Einblick in diejenigen schulische Angebote und Schwerpunkte, in denen man sich gut
aufgestellt und in überregionaler Pionierrolle sieht:

E-Learning: Im digitalen Wunderland des Lernens

Digitale Kompetenzen zu vermitteln und Schüler/innen damit zukunftsfit zu machen, ist ein
Kernanliegen der Schule. Der Einstieg in die NMS war Anlass, sich diesbezüglich verstärkt auf
den Weg zu machen. Mit der umfassenden IKT-Ausbildung ist man bemüht, eines der
wesentlichen Bildungsziele der NMS zu verwirklichen. Der IKT-Schwerpunkt wird nicht
primär durch die Schaffung eines Spezialzweiges umgesetzt, sondern erfolgt durch die

19
  Überblick Entwicklungsfelder (unter „Weitere Kriterien“) siehe:
http://www.bmukk.gv.at/schulen/bw/nms/zp.xml
                                                      9
Integration in das bestehende Unterrichtssystem, vernetzt mit dazu abgestimmten
Angeboten wie Absolvierung des ECDL oder einzelner Module daraus, intensive Nutzung der
schuleigenen E-Learning-Plattform, Erarbeitung und Veröffentlichung von Best Practice-
Beispielen, ergänzt durch projektorientierte E-Learning- Zusatzangebote.

                                                           Whiteboard-Beamer im Einsatz

Der verpflichtende Informatikunterricht ab der 5.Schulstufe, die Schulinitiative „PCs und
Internetanschluss in allen Klassen“ und die hohe Beamerdichte bildeten eine weitere
Grundlage dafür, dass die NMS Enns ab dem Schuljahr 2010/11 zur eLSA Modellschule20 des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur wurde.

INFO-BOX: E-Learning

Verstärkte direkte Integration in den Regelunterricht durch folgende Angebote bzw.
Unterrichtselemente: Text- und Bilddesign, Präsentationen, projektorientiertes Arbeiten,
Homepageerstellung, E-Learning-Workshops (Erstellung Online-Arbeitsblatt,
Webknapsack21 etc.)

1. Klasse/ Modul I: Einführung in die Informatik (Pflichtgegenstand)
2. Klasse/ Modul II: Kommunikations- und Präsentationstechniken
3.- 4. Klasse: Modul III und IV (zur Vertiefung, Inhalte je nach individuellem Lernfortschritt
bzw. gewähltem Schulschwerpunkt)
Zusatzangebot: ECDL – Module inklusive Prüfung

Hardwareausstattung
Klassen: PCs und Internetanschluss (großteils inklusive Beamer) in allen Klassen,
         zwei Whiteboard-Beamer
PC-Räume: zwei - mit stationären Geräten samt Beamer
Raumübergreifend: 12 Laptops für mobile Einsatzmöglichkeiten, offenes WLAN
Lehrer/innen: 3 PC-Arbeitsplätze,
Medienwerkstatt: PCs , Beamer, Digitalcamcorder, Schneideplatz, Großbildschirm TV –
                   Digitalkamera, Video- und DVD-Rekorder

20
   Die Abkürzung bedeutet „eLearning im SchulAlltag“. Ziel ist es, durch eLearning in allen Gegenständen zu
neuem Lehren und Lernen zu führen und zur Schulentwicklung beizutragen.
eLSA-Website: http://elsa20.schule.at
21
   siehe dazu S. 12
                                                      10
Wenn Schule ihren Bildungsauftrag erfüllen will, ist E-Learning nicht mehr aus dem
Unterrichtsalltag wegzudenken. Für Schüler/innen erhöht sich die Lernmotivation und nicht
selten kommt es zu einem Rollentausch, wenn „Schüler/innen sich freuen, dass sie uns
Lehrerinnen Tipps geben können“, so die E-Learning-Verantwortliche der Schule, Renate
Vlasak, über Motivation und Erfahrungen mit den Neuen Medien im Unterricht.

Im Kollegium würden die Bestrebungen rund um das E-Learning „unterschiedlich gute
Akzeptanz“ erfahren und durchaus auch kontroversielle Diskussionen (Stichwort „Handy im
Unterricht“) hervorrufen. Viele Kolleg/innen wären grundsätzlich aufgeschlossen und man
hätte sie etwa im Rahmen von eBuddy-Projekten22 „gut mitnehmen“ können. Wichtige
Nutzungsmöglichkeiten von Medien im Unterricht wären mittlerweile selbstverständlich, die
Vorteile durchaus geschätzt. Daraus würden sich jedoch auch wieder neue Heraus-
forderungen ergeben: Was tun, wenn „nichts funktioniert“? Wer leistet den technischen
Support? Derzeit wäre man vielfach auf die (freiwillige und unentgeltliche) Unterstützung
von Eltern und Kolleg/innen in deren Freizeit angewiesen. Auf Dauer ein nicht haltbarer
Zustand, auch nicht „das Zusammenbetteln notwendiger Hardware“ für den laufenden
Betrieb in einer großen Schule.

„Sinnvolle Anwendung des PCs im Unterricht bedeutet eine immense Herausforderung für
Lehrpersonen“, so eine weitere Erkenntnis aus der erweiterten Kollegiumsrunde zum Thema
E-Learning. Eine Herausforderung, deren Bewältigung sich jedoch lohne. Modernen Medien
wird eine enorme Eigendynamik und die Funktion eines Motors der Unterrichtsentwicklung
zugeschrieben – ein Beispiel dafür etwa die Entwicklung des so genannten Online-
Arbeitsblattes an der Schule.

                                                    Der so genannte Webknapsack23 steht an
                                                    der NMS Enns für maßgeschneiderte
                                                    modulartig aufgebaute Blended Learning
                                                    Methoden. „Didaktisch gesehen vereinen
                                                    Webknapsacks klassischen Unterricht und
                                                    moderne Formen von E-Learning. Als
                                                    sichtbares Ergebnis entsteht ein ePortfolio –
                                                    eine Leistungsmappe des Lernens und
                                                    Werdens unserer Schüler/innen in digitaler
                                                    Form.“ ( Quelle: Website)

Als Schuleingangsgeschenk erhält jeder Schüler/jede Schülerin einen Datenstick, eine
„digitale NMS-Schultasche“. In dieser befindet sich neben einer Grundausstattung von
OpenSource-Programmen (Office, Power-Point, …), die Grundstruktur für die Arbeit mit dem

22
   Teil des NMS-E-Learning-Unterstützungspakets, siehe:
http://www.edumoodle.at/nms/mod/resource/view.php?id=1996
23
   Siehe Schulwebsite: http://www.nms-enns.at/index.php?id=935
                                                  11
Webknapsack („Meine Fächer“, „Meine wichtigen Adressen“, „Meine besonderen
Ergebnisse“ etc.) sowie Hausordnung und Schulfibel in digitaler Form. Absolut positive
Erfahrungen für einen reibungslosen, konzertierten Start mit ersten Schritten in Richtung
E-Learning und digitaler Kommunikation unter den Schulpartner/innen hat man damit
gemacht.

Safer Internet - Den Kindern Rüstzeug mitgeben

Eine wesentliche Aufgabe im Rahmen des E-Learning-Schwerpunktes sieht Renate Vlasak
darin, der Lebenswelt der Schüler/innen und damit den modernen Medien in all ihrer Vielfalt
in der Schule Raum zu geben. Vor allem „ihre Erfahrungen zum Thema machen“ (…) und ,
„den Kindern ein Rüstzeug geben, wie man damit umgeht, (…) wir als Lehrer haben die
Chance, Gefahren abzuwenden und Aufklärungsarbeit zu leisten“. Je größer die digitalen
Schritte der jugendlichen Nutzer/innen von Handy, Facebook und Co werden - desto höher
das Gefahrenpotenzial, dem Heranwachsende ausgesetzt sind und mit dem sich auch Eltern
oftmals überfordert fühlen. Die schulischen Angebote und Projekte in diesem Bereich im
Einklang mit NMS-Initiativen wie etwa Safer Internet sind auf der Schulwebsite24 gut
dokumentiert.

Die Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen, wäre im Kollegium hoch. Man sei sich
bewusst, dass hier nicht ein einmaliger Input Abhilfe schaffen könne, sondern es sich um ein
Thema handle, das ständig und in allen Gegenständen behandelt werden müsse. Auch die
Schüler/innen würden sich zunehmend bei diesbezüglichen Problemen vertrauensvoll an die
Lehrpersonen wenden, so Renate Vlasak über einen wesentlichen Konsens in diesem
Bereich.

Zukunftsperspektiven: Handy und Facebook als Lernressource?

E-Learning ist eine der tragenden Säulen der NMS Enns wird auch zukünftig eine wichtige
Rolle spielen, auch wenn unterschiedliche Vorstellungen etwa über den Umgang mit
Smartphones als Lernressource bestehen. Ein Thema, das momentan an vielen Standorten
die Gemüter bewegt und auch im Fokus einer bundesweiten NMS-Tagung der E-Learning-
Verantwortlichen stand.

In unserem Abschlussgespräch berichtet mir Renate Vlasak über neueste Erkenntnisse zur
Integration von Smartphones und sozialen Netzwerken (z. B. Facebook) in den Unterricht,
etwa den Input des Erziehungswissenschaftlers Ben Bachmair25 unter dem Titel „Das Handy
als Lernressource“26. Diesen nächsten Schritt wären noch nicht sehr viele Kolleg/innen bereit

24
     http://www.nms-enns.at/index.php?id=953
25
     Website Ben Bachmair: http://www.ben-bachmair.de/Home.html
26
  Durch den Aufbau von Kommunikationsbrücken zu ihrem Alltag werden Jugendliche zum Lernen motiviert,
daher kann das Handy als Ressource des Alltags als Lernwerkzeug dienen. Besondere Erfahrungen mit dem
Handy in der Schule hat Ben Bachmair bei sogenannten „Risikolernern“ gesammelt. Deren Spielorientierung
                                                   12
mitzugehen; Unbehagen, Ängste bis hin zu vehementer Ablehnung wären spürbar.
Argumente       wie    die     drohende      Strahlenbelastung     oder     die    mögliche
Ablenkung vom Unterrichtsgeschehen würden hier gerne als Gegenargumente ins Feld
geführt. In ihrer eigenen fortschrittlichen Einstellung hätte sie das E-Learning-Symposium
bestärkt, so Renate Vlasak. Geschätzt werde der fachliche Input und der Austausch mit
anderen Schulen über Projekte und Erfahrungen in der Umsetzung der Angebote. Es sei sehr
entlastend, zu erfahren, dass auch andere Schulen an ähnliche Grenzen stoßen, wohltuend
auch die erfahrene Wertschätzung für die am Standort geleistete Arbeit durch die
Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene.

Für mich als Außenstehende gut nachvollziehbar, dass man in diesem Bereich auch
weiterhin, „die Nase gerne vorn haben würde“. Vielleicht gelingt es, diesbezügliche
„Probleme und Konflikte als Chancen zu sehen“27, die Bedenken der Kolleg/innen ernst zu
nehmen und unterschiedliches Entwicklungstempo zuzulassen. Im Sinne von „Langsam ist
schneller“28 könnte es gelingen, zunächst auf einige wenige interessierte Mitstreiter/innen
zu setzen und - gerüstet durch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische
Erfahrungen – die Diskussion auf sachlicher Basis fortzuführen.

Schulwebsite: „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“

                              Schulhomepage: Startseite E-Learning-Bereich

und ihr Drang zur Selbstdarstellung sollten in der Schule nicht unbeachtet bleiben. Der Vortrag ist über das
Tiroler Bildungsservice TIBS als Video zugänglich: http://tibs.at/content/das-handy-als-lernressource
27
   vgl. These 5, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff:
http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm
28
   These 6, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff:
http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm
                                                       13
Einen – im doppelten Wortsinn - ausgezeichneten29 Einblick in die alltägliche Arbeit der NMS
Enns bietet die Schulhomepage30, die durch einen hohen Informationsgehalt wie Top-
Aktualität gleichermaßen beeindruckt.         Besonders der E-Learning-Bereich ist für
Interessierte beinahe aller Altersgruppen eine schier unerschöpfliche Quelle der Inspiration.
Geordnet nach Fachbereichen und gegliedert in drei Rubriken („Zum Stöbern“, „Von
Lehrer/innen empfohlen“, „Von Schüler/innen empfohlen“) landet man per Mausklick
„mittendrin im Wunderland des Lernens: Übungen, Infos, Materialien, Spiele, Downloads ...
hier kannst du so ziemlich alles finden, was Schule und Unterricht spannend und
abwechslungsreich macht.“ (Einführungstext der Website)

Dieses Engagement wurde 2010 mit dem Homepage-Award, Sonderpreis für E-Learning,
ausgezeichnet. Die unglaublich hohen Zugriffszahlen – durchschnittlich 10 000 (Außen)-
Zugriffe pro Monat - zeigen, dass das Angebot vielerorts geschätzt und genutzt wird, weit
über Schulgrenzen hinaus. Wertschätzende Rückmeldungen und Kontaktanfragen kommen
aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und vereinzelt aus Übersee.

                     Angebote im Überblick auf der Startseite der Schulhomepage

 „Neues, das man sonst nicht erfahren würde“ - Auch die Elternvertreter/innen 31 bestätigen
im Gespräch den hohen Nutzen und möchten diese Serviceleistung keinesfalls mehr missen.
Ob als Medium zum Lernen, zum Nachschlagen wichtiger Termine oder Einblick in aktuelle
Projekte und Unterrichtsgeschehen - die Plattform (nicht selten die Startseite am eigenen
PC) hat sich zur Drehscheibe des Schullebens mit hohem Identifikationswert entwickelt.

29
   ausgezeichnet durch die Verleihung des Schulhomepage-Awards, Sonderpreis E-Learning, siehe
http://www.nms-enns.at/index.php?id=828
30
   Startseite erreichbar unter: http://www.hs2enns.at
31
   weitere Ergebnisse aus der Gesprächsrunde mit den Eltern siehe ab S. 29
                                                    14
Im Gespräch mit den Hauptverantwortlichen wird bewusst, dass dieser Drehscheibe auch
eine wesentliche – wohl bislang unterschätzte Funktion im Schulentwicklungsprozess
zukommt. Durch das Erstellen wie Abrufen von Angeboten profitieren nicht nur die
Schüler/innen und deren Eltern oder interessierte Außenstehende. Das Dokumentieren von
schulischen Prozessen und das damit verbundene Aufbereiten erfordert eine tief gehende
Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit und erzeugt wertvolle Resonanz von außen.

Der schulische Auftritt in der Öffentlichkeit will jedenfalls gut durchdacht sein und verlangt
gleichermaßen hohe fachliche Kompetenz wie Reflexionsvermögen und Fingerspitzengefühl.
Die Schulhomepage als entscheidender Katalysator im Schulentwicklungsprozess – ein
wohl noch ausbaufähiges Forschungs- und Betätigungsfeld - nicht nur an der NMS Enns.

Ganztagesbetreuung - Die Kinder stärken und die Sachen klären

Frei nach Hartmut von Hentig32 besteht nach diesem Motto seit 25 Jahren die Möglichkeit,
das Angebot einer ganztägigen Betreuung in Form von gelenkten Freizeitstunden,
fachbezogenen und fachunabhängigen Lerneinheiten sowie einer Mittagsausspeisung in
Anspruch zu nehmen. Die Betreuung erfolgt bisher ausschließlich durch Lehrpersonen der
Schule, wodurch neben der individuellen fachspezifischen Förderung und Hausübungs-
betreuung auch soziales Lernen und Beziehungspflege wichtigen Raum bekommen. „Die
Haltung ist wichtig, den Kindern helfen zu wollen“, wird im Gespräch betont, die Lehrerinnen
seien durch die Notwendigkeit, umfassende fachliche Unterstützung und gleichzeitig
individuelle Hilfestellung geben zu müssen, ziemlich gefordert, aber „darin sind wir gut“.
Man bekomme als Lehrperson aber auch sehr viel zurück, so die Erkenntnisse der
erfahrenen Nachmittagsbetreuer/innen, die Arbeit in der Nachmittagsbetreuung wäre
„manchmal schwieriger als Unterricht, manchmal aber auch viel schöner.“ Wenn „Leistung
weggeschaltet ist“ ergäben sich ganz neue Chancen auf der Beziehungsebene, oft entstehe
eine fast familiäre Atmosphäre, die auch von den Kindern sehr geschätzt wird.

Gerade in der „sehr intimen Situation des Miteinander-Lernens passiert es sehr oft, dass
Kinder aufmachen und über ihren Kummer uns Sorgen, sei es familiärer oder schulischer
Natur, berichten“, so die Erfahrung einer befragten Kollegin. Dann versuche man so gut wie
möglich mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Oft wären es auch vorübergehende
Problemsituationen, die Kinder dazu bewegen, spontan Hilfe im Rahmen der
Nachmittagsbetreuung in Anspruch zu nehmen.

„Du bist nicht allein, du kannst das schaffen!“ – dafür steht die Schule und darin wird die
„echte Stärke der Nachmittagsbetreuung“ geortet. Man versteht das Angebot vor allem als
einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit, oder wie es die Kollegin ausdrückt, „die Kinder von
der Erbpacht befreien“, für viele „die die einzige Chance, weil es das Zuhause einfach nicht
leisten kann“. Eine Betreuung und Form der Unterstützung, die weit über das schulische
Lernen hinausgeht.

32
     „Die Menschen stärken, die Sachen klären“, Vortragssammlung von Hartmut Hentig (1973 - 1984)
                                                      15
An die Grenzen der Möglichkeiten gelange man sehr oft durch die räumlichen
Gegebenheiten. Oft seien die Kinder auch auf Suche nach Rückzugsräumen, gerade die
könne man aber aufgrund des sehr beengten schulischen Raumangebotes nicht bieten. Auch
ein Mangel an Bewegungsräumen macht sich zunehmend bemerkbar. Mit steigender
Schüler/innenzahl sind freie Turnsäle Mangelware. Auch der Schulhof, als Innenhof angelegt,
eignet sich nur bedingt zur Nutzung, da die entstehende Geräuschkulisse von Anrainern wie
für den Nachmittagsunterricht schnell als störend empfunden wird. Eine ziemlich
ausweglose Situation, wohl mit ein Grund, warum man sich bisher nicht um das BMUKK-
Gütesiegel für Schulische Tagesbetreuung33 beworben hat.

                                                          Angebote in der Nachmittagsbetreuung – ein
                                                          Balanceakt nicht nur für Schüler/innen

Für Schulleiter Kiebler ist man im quantitativen Ausbau der Nachmittagsbetreuung an ein
Limit gestoßen, mehr Schüler/innen könne die Schule aus räumlichen Gründen nicht
verkraften. Am Konzept zur weiteren qualitativen Verbesserung des Angebotes wird aktuell
gefeilt. Das langjährig bewährte Lehrer/innen-Team wird hoch geschätzt, eine Unterstützung
durch Freizeitpädagog/innen ist dennoch zusätzlich angedacht.

INFO-BOX Nachmittagsbetreuung

       -   wird seit 1987 an der Schule angeboten
       -   unverschränkte, freiwillige Form
       -   Schulausspeisung kann in Anspruch genommen werden
       -   im Schuljahr 2011/12 von bis zu 58 Kindern besucht (abhängig vom Wochentag)
       -   ab September 2013 wird die Nachmittagsbetreuung schultypenübergreifend mit der
           VS 1 und VS2 Enns angeboten

33
     Siehe: http://www.bmukk.gv.at/schulen/tagesbetreuung/guetesiegel/index.xml
                                                     16
Erfahrungen am Weg

Im Rahmen der Schulporträterstellung sind Schulleitung und Kollegiumsvertreter/innen in
mehreren Gesprächsrunden eingeladen, neben der Darstellung der Schulschwerpunkte auch
ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Schulentwicklungsprozess der vergangenen
Jahre zu reflektieren. Als Anregung dazu dienen Impulsfragen und ein Foto-Set
(„Erfahrungen am Weg“) zur Generierung bildhafter Metapher.

Leitersicht: Der „NMS-Rucksack“ im Tauglichkeitstest

                                             Bildbeispiel aus dem Reflexionstool

Wie selten eine Schulreform zuvor wurden die NMS-Entwicklungsreisenden mit einer
Vielzahl an Unterstützungsmaßnahmen – teils bindender, teils freiwilliger Natur – vom
System bedacht. Wie hilfreich wurden diese am Standort empfunden? Aus Sicht der
Schulleitung hat sich die „Ausrüstung“ wie folgt bewährt:

Dem bindenden Modellplan, den „niemand wirklich gelesen hat“ und der nun mit
Einführung ins Regelschulwesen ohnehin an Bedeutung verloren hat, wird mehr
Alibicharakter zugeschrieben. Die bewusste Willensentscheidung in Form einer Abstimmung
der Schulpartner/innen barg zwar den einen oder anderen Fallstrick in sich, war aber
grundsätzlich sinnvoll, weil schon im Vorfeld eine Auseinandersetzung mit der Thematik
erfolgte.

Bewahrheitet hat sich die Erwartung: Wer vorne dabei ist, kann mehr ausprobieren.
Eindeutig positiv bewertet wird der große Gestaltungsspielraum, im Modellversuch waren
sehr viele Möglichkeiten offen, die am Standort gut ausgenutzt wurden, etwa im Einsatz der
Lehrer/innen, bei der Teambildung, in der Unterrichtsgestaltung. Im Sinne einer neuen
Fehlerkultur, in der Fehler und Irrwege als Lernchance begriffen werden können.

                                           17
Die bundesweiten und regionalen Vernetzungstreffen wurden im Wesentlichen als eine sehr
gute Einrichtung erlebt. Vor allem der Kontakt und kollegiale Erfahrungsaustausch mit
anderen NMS-Pionier/innen wurde als unbedingt notwendig und gewinnbringend erlebt.

Dem begleitenden Fortbildungsangebot der Pädagogischen Hochschulen wird „Bemühen“
attestiert, hier gibt es sicher noch Entwicklungspotenzial.

Das im Modellplan groß angekündigte Evaluierungspaket dürfte nicht wirklich in der Realität
angekommen sein. Maßgeschneiderte Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse und
Fragestellungen werden vermisst. Aktuell nimmt man an einer quantitativen Vergleichs-
studie des Landesschulrates34 teil.

Die breit angelegte mediale Unterstützung für die NMS hat sich im Sinne einer Imagebildung
für den Standort sehr positiv ausgewirkt und auch dazu beigetragen, dass sich alle
Kolleg/innen ihrer Aufgabe und Verantwortlichkeit bewusst wurden.

Die neuen Funktionen auf der Schulebene – wie etwa die Person der Lerndesignerin/des
Lerndesigners – wurden von der Schulleitung sehr positiv aufgenommen, vom Kollegium
jedoch anfangs mit großer Skepsis. Die Auswahl einer „sehr gut geeigneten Persönlichkeit“
(W. Kiebler) als Lerndesignerin hat zu einer positiven Entwicklung geführt.

Lerndesign: Neue Sprache – neue Denkmuster?

                                                                Die Rolle der Lerndesignerin bzw. des
                                                                Lerndesigners wurde für die NMS neu
                                                                geschaffen mit der Zielsetzung, die
                                                                Bedeutung des Lernens zu betonen und
                                                                der Erwartung, etwas Neues zu
                                                                schaffen, Ausdruck zu verleihen .
                                                                Der/die Lerndesigner/in steht vor der
                                                                schwierigen Aufgabe gleichzeitig Arbeit
                                                                im System (als unterrichtende/r
                                                                Kolleg/in) und am System (im Rahmen
                                                                von Unterrichtsentwicklung) zu leisten.
                                                                Ein Prozess der dialogischen und
                                                                komplementären Kooperation zwischen
                                                                Schulleitung und wird dafür als
                                                                Voraussetzung gesehen.35

Mit der Neuen Mittelschule haben auch neue Begrifflichkeiten Einzug in die Schule gehalten.
Meine diesbezüglichen Gesprächspartner/innen, Lerndesignerin Brigitte Marageter und
Schulleiter Wolfgang Kiebler ersuche ich – voneinander unabhängig - einzuschätzen,
34
   Getestet werden 200 Hauptschulen, Neue Mittelschulen und Innovative Schulen in Bezug auf
Leistungszuwachs und Stimmungslage.
35
   Quelle: Dokumentation des 1. bundesweiten NMS-Entwicklungstreffens (St. Wolfgang, April, 2009),
   Foto: Plakat W. Schley ; zugänglich unter: http://www.edumoodle.at/nms (Gastzugang)
                                                    18
inwieweit Kernelemente und Sprache der NMS Eingang in die Schulrealität gefunden haben
und dort im Sinne neuer Zugänge und Denkmuster wirksam werden.

Die „Kunstsprache“ wurde am Standort belächelt und „ganz schnell wieder verworfen“
(Wolfgang Kiebler). Es gelingt jedoch recht gut, einzelne Lehrpersonen für die Ideen aus den
Lernateliers zu begeistern und diese auch im Schulalltag umzusetzen. Im Schneeballsystem
verbreiten sich vor allem neue Ansätze des Lernens und Lehrens (Methodentraining,
Eigenverantwortliches Lernen), die im Zuge der NMS zu regionalen Schwerpunktthemen
wurden.36 Lerndesignerin Brigitte Marageter fühlt sich jedenfalls ganz stark für das Lernen
an der Schule verantwortlich, als „Teil des Jobs“ als Lerndesignerin sieht sie es als ihren
Auftrag, etwas zu bewegen. Rückwärtiges Lerndesign37 ganz „streng genommen“, wäre
jedoch sehr schwer in die Praxis umzusetzen. Sie hat mittlerweile gelernt, kleine Schritte mit
den Schüler/innen gehen, zu Beginn hätte sie die Schüler/innen (und sich selbst) komplett
überfordert und dadurch Frust erzeugt. „Ziele genau zu formulieren“, das sei etwas
Wichtiges, „jedenfalls ein sehr hilfreicher Ansatz aus dem Lerndesign“, der nun verstärkt
Beachtung in der Unterrichtsplanung findet. Fortbildungen und NMS-Treffen hätte sie als
sehr inspirierend und befruchtend erlebt, besonders den kollegialen Austausch. Auf diese
Weise habe sie etwa das selbst gebastelte „Whiteboard“ 38 aus dem Burgenland importiert
und auch die sog. „Ampelkarten“39 haben aus einem Lernatelier den Weg nach Enns
gefunden.

Angesprochen wird das Problem der fehlenden zeitlichen Ressourcen, die Gelegenheiten zu
Kooperationseinheiten, die momentan nicht im Stundenplan verankert werden konnten,
fehlen. Sich immer nur zwischen Tür und Angel auszutauschen, wäre zu wenig. Ein
eindeutiger schulorganisatorischer Auftrag, aber auch ein Anliegen ans System: Die Rolle des
Lerndesigners/der Lerndesignerin zu stärken und mit den nötigen Ressourcen sowie
Gestaltungsspielraum auszustatten40.

Auch die (in Folge befragte) Kollegiumsrunde schreibt der Rolle der Lerndesignerin große
Bedeutung zu, und zwar im Sinne einer Impulsgeberin für Unterrichtsentwicklung, eines
Motors für Reflexion und zur ständigen schulischen Weiterentwicklung. „Manches wird
geliebt und manches nicht“, das sei abhängig von persönlichen Präferenzen, aber auch von
der jeweiligen Klassensituation und den Voraussetzungen auf Schüler/innenebene (etwa
Methodenkompetenz), man sei aber immer dankbar für Denkanstöße zum Ausprobieren
und Reflektieren.

36
   SCHILFs zu OÖ Schwerpunktthemen wie EVA, SAM und Soziales Lernen nach Haim Omer.
37
   „rückwärtige“, am Wesentlichen orientierte Unterrichtsgestaltung auf der Basis von vorab festgelegten
Zielsetzungen und authentischen Leistungsaufgaben
38
   Eine folierte A4-Seite, die von Schüler/innen mit Folienstiften beschrieben wird.
39
   Rote, gelbe und grüne Kärtchen, die als Feedbackinstrument Einsatz finden.
40
   Mit der Übernahme der NMS ins Regelschulwesen ist ein erster Schritt in diese Richtung erfolgt (Neuregelung
der Koordinator/innentätigkeit).
                                                     19
Kollegiumssicht: „Die Nase vorn haben“

Die Stimmung im Kollegium nach erfolgtem NMS-Einstieg wird vom Schulleiter tendenziell
positiv eingeschätzt, wenn auch deutlich unter der eigenen (sehr positiv skizzierten)
Befindlichkeitskurve. Drei Gruppen wären zu unterscheiden, viele Mitstreitende, viele, der
NMS neutral Gegenüberstehende, und einige, die etwas Abstand halten. Die Abstimmung
für den Einstieg erfolgte dennoch mit hundertprozentiger Zustimmung des Kollegiums und
die Erwartungshaltung an den Entwicklungsschub war dementsprechend hoch. Die Haltung,
es kommt etwas von außen, das uns unterstützt, wäre sehr deutlich spürbar gewesen. Die
Auseinandersetzung mit der Realität, die viel Eigeninitiative und harte Arbeit bedeutete,
habe dann doch wieder die eine oder andere Ernüchterung gebracht. Die unterschwellige
Hoffnung im Kollegium, durch die NMS mehr AHS-reife Schüler/innen zu bekommen, hat
sich nicht bewahrheitet: „Wir sind und bleiben Sprengelschule.“ (Wolfgang Kiebler)

Allgemein begrüßt wurden etwa die zusätzlichen Personalressourcen. Oftmals spürbar, wenn
auch nicht ausgesprochen, die Ängste und Unsicherheiten die konkrete Kooperation mit den
BHS-Lehrkräften betreffend. Schwellenängste und Berührungsängste mit einem fremden
Bereich, der BHS, hätten da mitgespielt. Ab dem zweiten Jahr kehrte diesbezüglich wieder
der (Schul)Alltag ein, die Stimmungslage hat sich wieder stabilisiert.

Zwei Gesprächsrunden mit Kollegiumsvertreter/innen bieten die Gelegenheit, die
Sichtweisen abzugleichen und anhand von Impulsfragen und Metaphern den Weg auf Ebene
der Lehrpersonen zu reflektieren.

                  Beispiel für Gruppenergebnis Prozessreflexion (Kollegium)

                                             20
Ein wesentliches Einstiegsmotiv in die NMS wäre gewesen, „die Nase vorn zu haben“. Nicht
von allen Seiten und Systemebenen habe man für diesen Schritt Wohlwollen und
Unterstützung erfahren, insofern wurde auch sehr unwegsames Gelände betreten.
Rückblickend aber wäre eindeutig eine Stärkung des Standortes mit dieser Entscheidung
verbunden gewesen.

Die von Beginn an hohe Zustimmung im Kollegium lasse sich wohl daraus erklären, dass
keine große Umstellung mit der neuen Schulform zu erwarten war. Die Hochstimmung nach
dem Abstimmungsergebnis folgte die „riesige Enttäuschung“, dass der ursprüngliche
schulische Kooperationspartner, das Gymnasium Enns, dann doch wieder den Rückzug
antrat. Dass trotz dieses massiven Rückschlages nicht aufgegeben wurde, wäre
hauptsächlich Wolfgang Kiebler (damals noch Kollege) zu verdanken, der in dieser Situation
innerhalb kürzester Zeit die HAK Perg zu einer Zusammenarbeit gewinnen konnte.

Dass die Türen für den aktuellen pädagogischen Weg im Einklang mit den NMS-Prinzipien
schon sehr früh geöffnet wurden, bestätigt sich auch im Gespräch mit Vertreter/innen aus
dem Kollegium, die für Meilensteine der Schulentwicklung verantwortlich fühlen. Kleine
Klassen, Abschaffung von Leistungsgruppen und Teamteaching in den Hauptgegenständen
bedeuteten Anfang der 90iger Jahre einen revolutionären Schritt, der auch gewisse
„Steinschläge“ in Form von Anfeindungen und Verleumdungen ausgelöst hat. Mit zeitlichem
Abstand wird dies so gedeutet, dass „wir unserer Zeit voraus waren“ und Neues im
umgebenden System immer auch Ängste und Verunsicherung auslöst.

Dass der Weg trotz Hürden konsequent weiterverfolgt wurde, ist harter Arbeit zu verdanken:
„Es braucht immer jemanden, der vorne steht, der führt, die Richtung vorgibt …, “ eine
Kollegin in der Reflexion des bisherigen Weges. Genauso wichtig wären aber auch die
„Gefolgsleute“, die Visionen teilen und deren vielfältige Beiträge erst das große Ganze
möglich machen. Einiges an Ideen wurde auch am Weg zurückgelassen, es wäre durchaus
sinnvoll, sich auf das eine oder andere zurückzubesinnen.

Ein möglicher Stillstand in der Schulentwicklung wird als bedrohlich eingestuft, die größte
Gefahr diesbezüglich ist der Alltag, einerseits der Stress, aber auch die Haltung: „Es passt eh
schon alles, die Eltern sind zufrieden, die Kinder sind zufrieden.“

Die anwesenden Schulentwickler/innen - im Sinne von „Jeder einzelne ist Schulentwickler“ 41-
resümieren auch gleich die geleistete Reflexionsarbeit und stellen fest, etwas sehr
Wertvolles, Spannendes in der vergangenen Gruppenphase zuwege gebracht zu haben:
Regelmäßige Phasen des Austauschens über Geleistetes und über zukünftige
Herausforderungen sollten an der Schule vermehrt Raum bekommen – so der Tenor nach
der gemeinsamen Prozessreflexion. Eine Kollegin formuliert abschließend: „Reflexion, in
dieser sehr angenehmen Form, wie wir sie heute empfunden haben, dass wir darüber

41
  H-G. Rolff, These 11 „Jeder einzelne ist Schulentwickler“; siehe:
http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm
                                                       21
nachdenken, wo können wir Verbesserungen machen oder worauf können wir stolz sein,
sollte ein Wort sein, das uns in die Zukunft begleitet“ und verweist damit auf eine weitere
wichtige Erkenntnis aus der Schulentwicklungsforschung: „Feedback und Selbstevaluation
müssen Bestandteil der Alltagskultur werden“.42

Teamarbeit als Erfolgsgeheimnis

Als ein wichtiges Geheimnis des bisherigen schulentwicklerischen Erfolges wird gesehen,
dass „wir keine Einzelkämpfer, sondern ein Super-Team sind“, für jede fachliche und
pädagogische Herausforderung findet sich im Kollegium ein/e Ansprechpartner/in, der/die
unterstützend zur Seite steht.

Teamarbeit wiederum steht in enger Wechselwirkung mit Teamteaching, das in
unterschiedlichen Kontexten - schon lange fix an der Schule verankert ist. Ob im Schul-
versuch „Heterogene Klassen“, durch die Führung von Integrationsklassen oder im Rahmen
der NMS: zwei oder mehr Lehrer/innen in der Klasse sind die Regel.

Zur Bedeutung und Wirksamkeit des Teamteachings kann das erfahrene Kollegium der NMS
folgende Erkenntnisse beitragen43:

Teamteaching bedeutet bzw. bewirkt …

      ein Miteinander zum Wohle der Kinder.
      die Möglichkeit, voneinander zu profitieren, neue Ideen bzw. Unterrichtstechniken
       kennen zu lernen oder gemeinsam zu entwickeln.
      gegenseitige Bereicherung, bessere Nutzung der persönlichen und fachlichen Stärken
       der Lehrpersonen.
      größere Methoden-und Materialienvielfalt.
      Schüler/innen profitieren von unterschiedlichen Vorzügen und Zugängen der
       Lehrpersonen.
      mehr Zugang zu den Schüler/innen, bestmögliche Differenzierung.
      eine Erweiterung der Perspektive.
      ABER auch Mehrarbeit (Zeitaufwand Vorbereitung und Koordination mit Kolleg/innen
       aus der Partnerschule)
      Bereicherung und Hilfe, wenn man mit den Teampartner/innen gut zusammen-
       arbeiten kann; Stress wenn es mit dem/der Partner/in „nicht passt“.
      entspanntes Unterrichten mit kompetenter Unterstützung, Möglichkeit zur
       Gruppenteilung.
      Aufbruchsstimmung (NMS)
      ABER auch noch engeres Konferenzzimmer, kleinerer Arbeitsplatz

42
   These 7, Erkenntnisse der Schulentwicklungsforschung, H-G. Rolff:
http://www.nibis.de/nli/expo/galerie/exposes/rolff/rolff1.htm
43
   Komprimierte Ergebnisse eines offenen Fragebogens an alle Kolleg/innen
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 Erleichterung bei Problemen mit verhaltensauffälligen Schüler/innen bzw. in
     schwierigen Klassen, Entlastung in Konfliktsituationen.
    Steigerung der Unterrichtsqualität durch gegenseitige „Kontrolle“, einen regen
     Gedankenaustausch und ständiges Lernen.
    gemeinsame Reflexion des Unterrichts und auch auf der gesamten Linie.
    „Man lernt viel voneinander, kann Fehler erkennen“ und „Keiner kocht verborgen
     sein eigenes Süppchen“.
    teilweise Unruhe durch viele Koordinationsgespräche.
    besseres Kennenlernen untereinander (Kollegium), Abbau von Distanzen und
     Berührungsängsten.
    Bildung von Lehrer/innenteams, die gut zusammenarbeiten und so gleichzeitig eine
     Vorbildwirkung auf Schüler/innen bezüglich (optimaler) Teamarbeit haben.

Kooperation NMS – BHS: Den eigenen Blickwinkel erweitern

Nicht ganz einfach gestaltet sich die Kontaktaufnahme im Rahmen der Schulporträtarbeit
mit den BHS-Kolleg/innen, da sie an unterschiedlichen Tagen jeweils nur einige Stunden an
der Schule verbringen. Alternativ zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde werden sie daher
ersucht, ihre Erfahrungen in Form eines offenen Fragebogens mitzuteilen. Die Möglichkeit
sich einzubringen, wird von zwei Kolleg/innen angenommen, eine dritte AHS-Lehrerin steht
mir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Ein Stolperstein in der – durchaus als
erfolgreich erlebten - Kooperation mit der NMS Enns wird damit von Beginn an deutlich: ein
Mangel an Raum und Zeit für den persönlichen Austausch mit den Kolleg/innen. Die
Unterrichtsplanung und kollegiale Abstimmung erfolgen demnach aktuell in Gesprächen „vor
und nach den entsprechenden Stunden, in Pausen“ und das wird – zumindest von den
befragten Kolleginnen als zu wenig empfunden, „eine optimale Lösung haben wir aber noch
nicht gefunden“. Wenn man sich sehr gut versteht und auch privat (telefonisch) austauscht,
wird dieses Defizit ausgeglichen – davon kann jedoch nicht von vornherein ausgegangen
werden. Die Stundenpläne lassen momentan kaum Raum für längere Abstimmungszeiten in
der Schule. Eine zukünftige Herausforderung für die organisatorisch Verantwortlichen an
beiden Stammschulen, gilt es doch eine Vielzahl an Faktoren bei der Erstellung der
Stundenpläne zu berücksichtigen. Erschwerend wird auch erlebt, dass gewisse
Verpflichtungen und Termine doppelt anfallen (Elternsprechtage, Konferenzen etc.) und es
nicht immer leicht ist, den Erwartungen aller gerecht zu werden.

Die positive Grundstimmung die Kooperation mit der NMS Enns betreffend sei an der HAK
Perg spürbar, allerdings gäbe es auch in diesem Zusammenhang das Problem, dass sich die
an der NMS eingesetzten Kolleg/innen an der Stammschule kaum mehr begegnen, da sie
gegengleich an den jeweiligen Schulen eingesetzt sind.

Als ein weiterer Stolperstein im Einsatz an der NMS findet von Seiten der BHS-Kolleg/innen
Erwähnung, dass ein intensiveres Kennenlernen der Schüler/innen schwierig ist, wenn man
nur wenige Wochenstunden in einer Klasse unterrichtet. Eine diesbezügliche Anregung wäre,

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