Studienführer für Interessierte Bachelor of Science Geowissenschaften Universität Bremen - Studienf 374hrer f 374r Interessierte ...

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Studienführer für Interessierte Bachelor of Science Geowissenschaften Universität Bremen - Studienf 374hrer f 374r Interessierte ...
Studienführer
               für Interessierte

    Bachelor of Science Geowissenschaften
              Universität Bremen

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Studienführer für Interessierte Bachelor of Science Geowissenschaften Universität Bremen - Studienf 374hrer f 374r Interessierte ...
Du bist naturwissenschaftlich interessiert und könntest
                                              Dir ein Bachelorstudium im Fach Geowissenschaften
                                              an der Universität Bremen vorstellen.

                                              Diese Präsentation bietet Dir einen Einblick in die
                                              Welt der Geowissenschaften und die Schwerpunkte,
                                              die dich in Bremen erwarten.

                                              Diese Präsentation beschäftigt sich primär mit
                                              ausgewählten Inhalten, die das Studium der
                                              Geowissenschaften in Bremen zu bieten hat.
                                              Organisatorische Fragen zum Ablauf des Studiums
                                              oder zu einzelnen Vorlesungen beantwortet diese
                                              Präsentation nicht.
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Gebäude des Fachbereich 5 Geowissenschaften   Alle Informationen, die ihr rund um das Studium der
Bremen                                        Geowissenschaften an der Universität Bremen
                                              benötigt, findet ihr hier:

                                              http://www.geo.uni-bremen.de/page.php?pageid=2
                                              Startseite Fachbereich Geowissenschaften
                                              http://www.geo.uni-bremen.de/page.php?pageid=395
                                              Link zum Studienaufbau
                                              http://www.geo.uni-bremen.de/page.php?pageid=396
                                              Link zu Lehrveranstaltungen

                                                                                                        1
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Studium der Naturwissenschaften

Gleich vorneweg. Diese Präsentation zeigt euch eine Auswahl der schönen, interessanten und spannenden
Themen der Geologie, die zu den Inhalten des Bachelorstudiums in Bremen gehören. Vermutlich kennt ihr
einiges schon, einiges wird für euch neu sein. Die Menge an Themen ist so groß, dass hier bei weitem nicht
alles berücksichtigt werden konnte. Dennoch tauchen bereits hier schon wichtige Themen und Begriffe auf,
die ihr dann später nicht zum ersten Mal hören werdet. Auch die Schwerpunkte, die in Bremen gelehrt
werden, sind Bestandteil dieser Präsentation.
Wer sich für ein Studium der Naturwissenschaften interessiert, egal ob in Bremen oder an einer anderen
Universität, muss sich folgender Tatsache bewusst sein: Das erste Jahr wird neben geowissenschaftlichen
Themen zum Großteil aus naturwissenschaftlichen Grundlagen bestehen. Das bedeutet, das erste Jahr
besteht zu einem großen Teil aus Mathematik, Physik und Chemie. Ohne diese Grundlagen ist ein Studium
der Geowissenschaften nicht möglich. Damit es aber nicht ganz so trocken wird sind diese Veranstaltungen
bereits zu einem großen Anteil an die Geowissenschaften angelehnt, so dass ihr bereits themenorientiert
lernen könnt.

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Inhaltsverzeichnis

•   Die Arbeit der Geowissenschaftler... 4

•   Allgemeine Geologie – Eine kleine
    Geschichte der Erde…………...…… 6

•   Themen aus den Modulen

•   Petrologie / Mineralogie…………….. 24
•   Sedimentologie…………………….... 33
•   Paläontologie………………………… 45
•   Meeresgeologie……………………… 59
•   Geophysik……………………………. 68
•   Geochemie…………………………... 75

•   Extra – Einblicke in die Exkursionen 86

•   Bildzitate…………………………….. 92
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                                              Lange Anna, Helgoland

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Die Arbeit der Geowissenschaftler an der Universität
                      Die Arbeit der Geowissenschaftler ist spannend, vielfältig und
                      abwechslungsreich. Sie arbeiten an allen Plätzen der Erde. Auf
                      Forschungsschiffen auf Weltozeanen, in abgelegenen Wüsten,
                      hohen Gebirgen, in Erdbebengebieten, an Vulkanen oder in der
                      Norddeutschen Tiefebene.
                      Der zweite Teil ihrer Arbeit findet anschließend in den Laboren und
                      Büros der Universitäten und Instituten statt. Dort werden die
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                      Beobachtungen aus dem Gelände zusammengetragen, Proben
                      analysiert und die Ergebnisse in wissenschaftlichen Arbeiten zu
                      Papier gebracht.

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                                         Geländeexkursion Rheinisches Schiefergebirge
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Berufsperspektiven
      Die Beruflichen Möglichkeiten eines Geowissenschaftlers sind so
      vielfältig wie das Studium.
      Die Haupttätigkeitsfelder eines angehenden Geowissenschaftlers
      liegen in der Forschung, Industrie, in Behörden, Ingenieurbüros
      oder Museen.
      Neben der Grundlagenforschung an den Universitäten ist die
      Erdölindustrie ein großer Zweig, der Jobs für Geowissenschaftler
      bietet. Rohstoffe und Lagerstätten sind allgemein Bereiche, die
      momentan jungen Wissenschaftlern Arbeitsplätze bieten. Hier im
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      Norden sind der Küstenschutz und die Klimaforschung ein
      weiteres Arbeitsfeld.

      Hydrogeologen, die sich mit
      Grundwasser beschäftigen;
      Mineralogen, die in der
      Baustoffindustrie neue Werkstoffe
      entwickeln; Ingenieurgeologen, die
      Baugrunduntersuchungen anstellen:
      Diese und viele andere
      Berufsmöglichkeiten bieten sich den
11    Geowissenschaftlern. Während des 6-
      wöchigen Praktikums im Laufe des
      Studiums könnt ihr bereits erste
      Einblicke in die Berufswelt bekommen.

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Eine kurze Geschichte der Erde

Im folgenden wird euch ein kurzer Überblick über die Allgemeine Geologie gegeben. Hier tauchen bereits
wichtige Begriffe auf, denen ihr im Laufe des Studiums immer wieder begegnen werdet.

  Allgemeine Geologie

  - Entstehung des Universum                        - Gebirgsbildung – Beispiel Himalaya
  - Die Erde                                        - Der Kreislauf der Gesteine
  - Das Sonnensystem                                - Die drei wichtigsten Gesteinstypen
  - Der Aufbau der Erde                             - Wie entstehen Gesteine
  - Die Lithosphärenplatten                         - Gesteinsbildende Mineralien
  - Plattentektonik – Das Wirken                    - Das Alter der Gesteine
  der Platten untereinander                         - Die Erdzeitalter
  - Kontinentaldrift                                - Die Geologische Karte
  - Tektonik

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Entstehung des Universum

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                      Starburst Galaxy M 82

Vor etwa 13,7 Mrd. Jahren entstand aus dem Urknall das Universum. In einem Bruchteil einer Sekunde
dehnte es sich in Raum und Zeit aus. Während sich das Universum ausdehnte, kühlte es allmählich ab.
Die ersten Elemente bildeten sich. Wasserstoff und Helium, die bis heute den größten Teil der Materie
bilden. Aus Gas und Staub bildeten sich Sterne und Galaxien. Vor 15 Mrd. Jahren entstand unsere Sonne.
Sie war umgeben von Gas und Bruchstücken, aus denen sich nach und nach unsere Planeten bildeten.

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Die Erde

                            Die Erde entstand vor etwa 4,6 Mrd. Jahren. Sie war
                            ein heißer, flüssiger Körper, der in den ersten 400
                            Mio. Jahren stark von anderen Weltraumtrümmern
                            bombardiert wurde. Dieses Bombardement kann
                            man heute noch sehen, wenn man einen Blick zum
                            Nachthimmel wirft. Der Mond ist das Ergebnis einer
                            frühen Kollision der Erde mit einem Asteroid.
                            Da auf dem Mond im Gegensatz zur Erde keine
                            Geologischen Prozesse, wie Erosion oder
                            Plattenbewegung stattfinden, sind die
                            Einschlagkrater dort noch heute zu sehen.
                            Erst langsam nahm auf der jungen Erde die
                            Bombardierung ab und es konnte sich eine erste
                            dünne Kruste bilden. Von Lebensbedingungen war
                            allerdings noch nicht die Rede. Die dünne
14                          Atmosphäre bestand aus Wasserstoff und Helium
                            und wurde vom Sonnenwind gleich wieder
Entstehung des Mondes       weggeblasen.
                            Durch Vulkanismus wurden große Mengen
                            Wasserdampf und andere Gase in die Atmosphäre
                            freigesetzt. Durch die sich langsam abkühlende
                            Erde kondensierte der Wasserdampf und Regen
                            konnte die ersten Becken füllen.

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Das Sonnensystem

              15   Sonnensystem

Unser Sonnensystem besteht aus Planeten, Zwergplaneten, Asteroiden und Kometen. Durch die
glücklichen Umstände der Konstellation der Himmelskörper untereinander sind die Voraussetzungen auf
der Erde so, dass sich Leben entwickeln konnte. Doch bevor es um die Frage des Lebens geht, kommen
wir erst zum Aufbau der Erde.

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Der Aufbau der Erde

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             Schalenaufbau der Erde

Die Erde hat einen zwiebelartigen Aufbau. Sie setzt sich zusammen aus Kruste, Mantel und Kern. Der Kern
besteht überwiegend aus Eisen und etwas Nickel. Beim Abkühlen der heißen Erde sind diese schweren
Elemente ins Zentrum gesunken und bilden den extrem dichten Kern. Der innere Bereich ist aufgrund des
enormen Druckes fest, während der äußere Bereich flüssig ist. Der Mantel besteht aus Magnesium- und
Eisensilikaten. Neben Magnesium und Eisen ist Silizium das häufigste Mineral des Mantels. Im Mantel
finden Konvektionsströme statt, welche die Hitze aus dem Erdinneren nach außen leiten und die Ursache für
Plattentektonik und Vulkanismus sind. Der obere Bereich des Mantels unterteilt sich in die zähplastische
Astenosphäre, auf der die starre Lithosphäre, zu der die Erdkruste gehört, quasi drauf schwimmt. Die
Lithosphäre bildet sich aus ozeanischer und kontinentaler Kruste. Die ozeanische Kruste hat eine
durchschnittliche Mächtigkeit von 8 km, die kontinentale etwa 40 km, unter Gebirgen sogar bis zu 80 km.

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Die Lithosphärenplatten

                   17 Plattengrenzen

Die starre Lithosphäre setzt sich aus einem Puzzle mehrerer Platten zusammen. Die Erde ist nicht von einer
starren Platte umgeben, sondern setzt sich aus verschieden großen Platten zusammen. Dabei unterscheidet
man zwischen konstruktiven und destruktiven Plattengrenzen. Konstruktive Plattengrenzen sind die
Mittelozeanischen Rücken (MOR). Sie sind ein 60.000 km langes Gebirge, welches sich durch die gesamten
Weltmeere zieht. Hier wird aufsteigendes heißes Mantelmaterial partiell aufgeschmolzen und neuer
basaltischer Ozeanboden gebildet. Der Aufstieg des Mantels wird durch die plattentektonische Spreizung
ausgelöst. Durch die Zufuhr von neuem Material aus dem Erdinneren wird die junge Ozeankruste nach
außen verdrängt. Die Ausdehnungsraten variieren und liegen bei 2-15 cm/Jahr.

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Plattentektonik -
                      Das Wirken der Platten untereinander

      18 Modell der Plattentektonik

Destruktive Plattengrenzen findet man in Bereichen wo Platten aufeinander stoßen. Trifft ozeanische
Kruste auf kontinentale Kruste, wird die dünnere aber dichtere ozeanische Kruste unter die kontinentale
Platte abtauchen und verschwindet im Erdmantel. Die ozeanische Kruste wird subduziert. Dieser Vorgang
ist häufig mit Vulkanismus, Erdbeben und Gebirgsbildung verbunden. Ozeanische Kruste kann auch unter
Mitten im Ozean subduziert werden, wobei sich vulkanische Inselbögen entwickeln.
Ein weiterer Typ von Plattengrenzen ist die Transformstörung. Hier bewegen sich die Platten nicht
aufeinander zu, sondern aneinander vorbei. Ein klassisches Beispiel ist die San-Andreas-Störung in
Kalifornien. Hier bewegt sich die pazifische Platte an der nordamerikanischen Platte vorbei. Dies passiert
aber nicht kontinuierlich, sondern ruckartig, wodurch es von Zeit zu Zeit zu Erdbeben kommt.

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Kontinentaldrift
                                                           Die Erde sah nicht immer so aus wie heute. Die
                                                           Kontinentaldrift, verursacht durch die
                                                           Plattentektonik findet seit Bildung der ersten
                                                           festen Erdkruste statt. Seit vielen Millionen und
                                                           Milliarden Jahren ist die Erdkruste in Bewegung.
                                                           Durch die stetige Neubildung von Kruste und der
                                                           gleichzeitigen Subduktion von Erdkruste
                                                           gemischt mit Gebirgsbildung und Erosion
                                                           gestaltet die Erde mit der Geschwindigkeit eines
                                                           wachsenden Fußnagels ihr Bild immer wieder
  19
                                                           neu. Dabei waren die einzelnen Platten
Unterkreide (vor ca. 145 Mio. Jahren)                      zeitweise zu so genannten Superkontinenten
                                                           vereinigt. Der letzte große Superkontinent war
                                                           Pangaea, der vor 250 Mio. Jahren existierte. Alle
                                                           heutigen Kontinente wie Afrika, Asien, Australien
                                                           und Amerika waren in Pangaea miteinander zu
                                                           einer riesigen Fläche verbunden. Erst zur
                                                           Kreidezeit brach dieser Riesenkontinent
                                                           auseinander und begann sich dem heutigen Bild
                                                           zu nähern.
                                                           Auch lag Europa nicht immer auf seinem
  20                                                       heutigen Breitengrad. Während des Perm vor
                                                           etwa 250 Mio. Jahren war unser Klima deutlich
 Grenze Kreide – Kenozoikum (vor ca. 65 Mio. Jahren)
                                                           angenehmer, da wir wesentlich näher am
                                                           Äquator gelegen haben.

                                                                                                           13
Tektonik

                Kaum eine Struktur der Erde zeigt die
                geologischen Kräfte besser als die
                hohen Gebirge dieser Welt. Sie sind
                das Produkt der Kollisionen von
                großen tektonischen Platten. Die
                Gesteine werden durch den
                ungeheuren Druck übereinander-
                geschoben, gefaltet, zerscherrt und
                gleichzeitig in die Höhe gedrückt.
                Diesen Prozess kann man, wie die
                meisten geologischen Prozesse nicht
                sehen, denn er läuft für unser
                Verständnis sehr langsam ab. Die
                Hebungsrate der Alpen beträgt z.B
21
                nur wenige mm/Jahr.

                                                        14
Gebirgsbildung
     Beispiel Himalaya

               Ein anschauliches Beispiel zur Gebirgsbildung ist
               der Himalaya. Dieses Gebirge hat die höchsten
               Gipfel der Erde. Der Mount Everest ist der höchste
               unzähliger 8000er. Der Himalaya ist ein sehr
               junges Gebirge. Vor 60 Mio. Jahren kollidierte die
               Indische Platte im Zuge der Kontinentaldrift
               Richtung Norden. Die Ozeankruste wurde dabei
               unter die Asiatische Platte subduziert und es kam
                                    zur Kontinent-Kontinent
                                    Kollision. Dabei wurden Reste
                                    des Ozeans und die
                                    Kontinentalplatten so stark
                                    zusammen geschoben, dass
                                    sich das heute höchste
                                    Gebirge der Welt bilden
                                    konnte. Dasselbe Beispiel
                                    haben wir in Europa, wo sich
                                    etwa im selben Zeitraum die
                                    Afrikanische Platte gegen die
                                    Europäische schiebt und die
                                    Alpen bildet. Diese
22                                  Gebirgsbildung findet noch
                                    heute statt.
                           23
                                                                15
Der Kreislauf der Gesteine

                                                                                     24

Das Wissen um den Kreislauf der Gesteine ist eine wesentliche Voraussetzung im Verständnis der
Prozesse auf der Erde. Tiefengesteine aus dem Erdinneren steigen durch Vulkanismus, an den
Mittelozeanischen Rücken oder als Plutonite an die Erdoberfläche. Dort sind sie der Verwitterung
ausgesetzt und durch Erosion und Abtragung werden sie in Sedimentbecken transportiert. Als zunächst
unverfestigte Sedimente werden sie von weiteren Sedimenten bedeckt und verfestigen sich. Je tiefer sie
absinken, desto mehr wirken Druck und Temperatur auf die Sedimente ein. Bei der Metamorphose
wandeln sich die mineralogische Zusammensetzung und das Gefüge um. Bei weiterem Absinken
schmelzen sie wieder partiell auf und gelangen in die Magmenreservoirs. Dieser Kreislauf muss allerdings
nicht immer alle Stufen durchlaufen. Auch verfestigte Sedimente oder Metamorphite können wieder
herausgehoben werden, ohne das sie alle Stufen durchlaufen haben.

                                                                                                           16
Die drei wichtigsten Gesteinstypen
                                          Magmatite: Wenn aufgeschmolzenes
                                          Material aus dem Erdmantel oder der
                                          Erdkruste an die Oberfläche trifft bilden sich
                                          feinkörnige vulkanische Gesteine (z.B.
                                          Basalt). Oft bleiben die Magmen jedoch in der
                                          Erdkruste stecken und erstarren langsam,
                                          wodurch sich grobkörnige plutonische
 25                 26
                                          Gesteine (z.B. Granit) entwickeln.
  Granit                 Basalt

                                          Sedimente: Sie sind die Abtragungsprodukte
                                          der festländischen Gesteine, sowie bio-
                                          chemisch gebildete Ausfällungen z.B. von
                                          Kalk oder Salz. Sie haben die
                                          unterschiedlichsten Zusammensetzungen, da
                                          sie aus allen möglichen Gesteinsarten
                    28
  27                                      gebildet werden können.
Korallenkalk                  Sandstein

                                          Metamorphite: Gelangen die Gesteine bzw.
                                          Sedimente bei der Versenkung in Bereiche
                                          höherer Drücke und Temperaturen, verändert
                                          sich ihre mineralogische Zusammensetzung.
                                          Dies geschieht nicht nur bei der Versenkung,
                         29
                                          sondern auch bei Gebirgsbildungen und in
           Gneis                Gneis     Kontaktzonen von Plutonen.
                                                                                       17
Wie entstehen Gesteine

Minerale entstehen durch den Prozess der Kristallisation. Sie beginnt mit der Bildung mikroskopisch
kleiner Kristallisationskeime, die aus ebenen Kristallflächen bestehen. Die Flächen entsprechen bereits
den charakteristischen Flächen des Kristalls. Solange genügend Bausteine und Platz für das Mineral
vorhanden sind kann das Mineral seinem Kristallgitter entsprechend an seinen Kristallflächen weiter
wachsen.
Ein üblicher Prozess der Mineralbildung ist die Kristallisation einer Gesteinsschmelze. Beim Aufstieg von
Magma, kommt es zu einer Abkühlung. Mit abnehmender Magmentemperatur kristallisieren Minerale aus,
bis am Ende die gesamte Schmelze erstarrt ist. Je langsamer das Magma aufsteigt, desto besser können
die Kristalle ihre charakteristischen Kristallflächen aufbauen. Bei einem schnellem Aufstieg ist die
Abkühlungsrate so schnell, dass sich erst gar keine Kristallflächen ausbilden können. Vulkanisches Glas
ist dafür ein Idealbeispiel.
Minerale können auch in wässrigen Lösung wachsen, wie z.B. Salze beim Eindampfen von Meerwasser

Dieser Bergkristall hatte genügend Platz und viel Zeit
gehabt, solche perfekten Kristallflächen zu bilden.
Solche Minerale werden als idiomorph bezeichnet.
Hatte ein Mineral nicht genügend Platz oder Zeit zum
kristallisieren in „Eigengestalt“, spricht man von einer
xenomorphen Kristallform.

                                                           30
                                                                                                            18
Gesteinsbildende Mineralien
Von den ungefähr 3000 bekannten Mineralen sind nur ein kleiner Teil für die Geologen interessant, da sie
am Aufbau der Erdkruste beteiligt sind.
Die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale sind die Silikate, deren Grundbaustein aus den beiden
häufigsten Elementen der Erdkruste zusammengesetzt ist: Sauerstoff und Silizium.
Weitere wichtige Mineralien sind die Oxide, bei denen sich Sauerstoff mit einem Metall verbindet,
Sulfide, bei denen sich Schwefel mit einem Metall verbindet und Karbonate, die aus Calcium oder
Magnesium in Verbindung mit Sauerstoff und Kohlenstoff bestehen.

                            Silikatgestein
                            Olivin
                            (Forsterit) (Mg2SiO4)

                                                                   Karbonat
31                                                       Koralle aus Aragonit
                                                                      CaCO³     33

                            Sulfat
                            Pyrit
                            FeS²

32                                                                      Oxid
                                                                    Magnetit    34
                                                               FeII(FeIII)2O4
                                                                                                           19
Gesteinsbildene Minerale
                                                  Um die Gesteine richtig zu identifizieren, muss man deren
  Feldspat                        Quarz           Minerale erkennen können.
                              Quarz               Die wenigsten Minerale erkennt man makroskopisch.
                              Feldspat
                                                  In einem Granit (Bild o.l) sieht man mit bloßem Auge die
                                                  Minerale Quarz (hell-bläulich), Feldspat (rot) und Glimmer
                                                  (schwarz).
                                                  In vielen anderen Gesteinen sind die Minerale kaum bis gar nicht zu
                                                  erkennen. Im Studium wirst du verschiedene Methoden zur
                                                  Mineralbestimmung kennen lernen. Eine oft angewandte Methode
                                                  der Mineralbestimmung ist die Dünnschliffanalyse, bei der ein
                                                  plangeschliffener Stein auf ein Glasträger geklebt wird und auf eine
                                                  Höhe von etwa 30 tausendstel mm (µm) abgeschliffen wird. Unter
                                                  einem Mikroskop kann man unter einfachem und eingefärbten
   Glimmer                                  35    (polarisiertem) Licht nun die einzelnen Minerale erkennen. Diese
„Feldspat, Quarz und Glimmer,                     Methode lässt sich bei nahezu allen Gesteinsarten anwenden. Auch
 die vergeß ich nimmer.“ Leitspruch für Granit.   Mikroorganismen in Sedimenten werden über diese Methode
                                                  beispielsweise bestimmt.

  36                               37                            38
 Plagioklas (Feldspat)             Quarz                         Biotit (Glimmer)

                                     Minerale unter polarisiertem Licht im Dünnschliff
                                                                                                                  20
Das Alter der Gesteine
                                                  Um das Alter von Gesteinen und
                                                  Gesteinsabfolgen zu bestimmen, werden
                                                  verschiedene Methoden angewandt. Man
                                                  unterscheidet zwischen relativer und absoluter
                                                  Zeit.

                                                  Bei der absoluten Altersbestimmung kann man
                                                  das Alter der Gesteine basierend auf
                                                  radiometrischen Messungen ziemlich genau
                                                  bestimmen.
                                                  Das Prinzip dahinter ist der Zerfall von
                                                  radioaktiven Isotopen. Z.B. zerfällt das
                                                  radioaktive Uran-238 in das Tochterisotop Blei-
39
                                                  206. Die Zeit in der genau die Hälfte der
                                                  „Mutterisotope“ in „Tochterisotope“ zerfallen
                                                  ist, ist die Halbwertszeit. Jedes radioaktive
                                                  Isotop hat seine eigene charakteristische
                                                  Halbwertszeit. Bis Uran-238 zur Hälfte in Blei-
                                                  206 zerfallen ist, vergehen etwa 4,5 Mrd.
                                                  Jahre. Beim radioaktiven Isotop 14-C sind es
                                                  5730 Jahre. Möchte man demnach sehr alte
                                                  Gesteine messen, suche ich nach Uran.
                                                  Interessiert mich das Alter von fossilen
                                                  Korallen messe ich Radiocarbon (14-C).
                                                  Das ist natürlich nur möglich wenn ich auch
40                                                geeignete Minerale bzw. Kohlenstoff in meinen
     Prinzip des radioaktiven Zerfalls
                                                  Proben habe.
                                                                                                21
Eon Era                                        Periode                   Epoche                   Stufe       Die Erdzeitalter
                                                    Quartär                   Oligozän               Thanetium

                               Kenozoikum
                                             1,8                 34                       57

                                                    Neogen
                                             23                                 Eozän               Seelandium
                                                                 56                       60
                                                    Paleogen
                                             66
                                                                              Paleozän                 Danium
                                                                 66                       66
                               Mesozoikum

                                                    Kreide
                                             146                 Mio. Jahre

                                                    Jura
                                             200                 Um sich in der Erdgeschichte zurechtzufinden, wurde die Erdzeit in
                                                    Trias        verschiedene Einheiten unterteilt. Die Grenzen zwischen den einzelnen
     Phanerozoikum

                                             251
                                                                 Einheiten definieren sich durch bestimmte Ereignisse oder durch das
                                             299
                                                    Perm         Auftreten oder Aussterben bestimmter Organismengruppen. Die Grenzen
                                                                 wurden zudem durch absolute Alter (vorhergehende Seite) datiert.
                                                    Karbon
                               Paläozoikum

                                             359
                                                                 Die beiden großen Eon-Abschnitte bestehen aus Archaikum/Proterozoikum
                                                    Devon        und Phanerozoikum. Sie trennen die Erdgeschichte in die Vorzeit und die
                                             416

                                                    Silur
                                                                 Zeit des sichtbaren Lebens. Der Beginn des Phanerozoikum wird durch das
                                             444                 Auftreten der ersten hartschaligen Fossilien definiert.
                                                    Ordovizium
                                             488                 Das Phanerozoikum wird eingeteilt in die Era: Paläozoikum (Erdaltertum),
                                                    Kambrium     Mesozoikum (Erdmittelalter) und Kenozoikum (Erdneuzeit). Das Mesozoikum
                                             542                 war beispielsweise die Zeit der Dinosaurier, die vermutlich durch den
     Archaikum Proterozoikum

                                                                 Einschlag eines riesigen Meteoriten in Yukatan, Mexiko beendet wurde.
                                             2500                Weiter kann die Era in Perioden, Epochen und Stufen unterteilt werden. Die
                                                                 Bezeichnungen der Einheiten resultieren meist aus Ortsnamen, in denen die
                                                                 Einheit charakteristisch auftritt.
41                                           4000

                                                                                                                                              22
Die Geologische Karte
                                Dies ist die Geologische Karte Deutschlands. Die
                                Farben zeigen die einzelnen geologischen
                                Perioden. Um solch eine Karte im Großen wie
                                auch im kleinen Maßstab herzustellen ist viel
                                Fleißarbeit nötig. Jedes Kartiergebiet wird von
                                Geologen untersucht, die die Gesteine der
                                Oberfläche bestimmen und zuordnen.

                                In Norddeutschland finden sich keine älteren
                                Gesteine. Hier ist alles durch junge, eiszeitlich
                                geprägte Sedimente überlagert. Daher sind dort
                                nur hellgelbe und –grüne Farben eingezeichnet.
                                Im mittleren Teil Deutschlands dominiert die Farbe
                                lila. Hier sind Gesteine aus dem Mesozoikum,
                                speziell der Trias aufgeschlossen. Im Westen liegt
                                ein brauner Klotz. Er besteht aus dem durch
                                tektonische Kräfte herausgehobenen Rheinischen
                                Schiefergebirge, welches aus dem Devon und
                                Karbon stammt. Da es sich noch immer
                                heraushebt und abgetragen wird, können sich hier
                                keine jungen Sedimente ablagern.

                                Jede Farbe steht somit für eine geologische
                                Zeiteinheit. Das bedeutet die Gesteine einer Farbe
                          42    wurden in einer bestimmten Zeiteinheit abgelagert
Geologische Karte Deutschland   bzw. sind als Vulkane an die Oberfläche gelangt.
                                Die Farben haben jedoch nichts mit der
                                Gesteinsart zu tun.                                  23
Themen aus den Modulen:
Petrologie / Mineralogie
- Einführung
- Weitere Arbeitsgebiete der Petrologie / Mineralogie
- Bildung von magmatischen Gesteinen
- Die Kristallisationsabfolge von Magmen
- Herkunft von Magmen
- Das Streckeisendiagramm
- Bestimmung der elementaren Zusammensetzung eines Gesteins –
XRF Röntgenfluoreszenzanalyse
- Kristallographie

                                                                24
Petrologie / Mineralogie
     Steine sind für uns allgegenwärtig. Wir begegnen ihnen überall. Auf dem Pflasterstein in der Stadt, im
     Gebirge oder am Kieselstrand. Während sie für die meisten Menschen eine uninteressante Materie
     darstellen, offenbaren sie dem Geologen eine bewegte Geschichte ihrer Vergangenheit.
     Petrologen beschäftigen sich mit der Entstehung und der Eigenschaften von Gesteinen, während sich
     Mineralogen mit den Mineralen befassen. Beide Module stehen aber in einem engen Zusammenhang.
     Den Kreislauf der Gesteine, die drei wichtigen Gesteinsgruppen, die Bildung von Mineralen und die
     Bestimmung von Gesteinen mithilfe der Dünnschliffanalyse haben wir im Allgemeinen Teil bereits kurz
     kennen gelernt.

43
Vulkaninsel Madeira

                                               44                                                         45
                                               Säulenbasalt                            Gneis
                                                                                                               25
Weitere Arbeitsgebiete der Petrologie / Mineralogie

                              Die Petrologie – die Lehre der Gesteinsbildung –
                              beschäftigt sich generell mit Zuständen und
                              Prozessabläufen auf unserem Planeten.
                              Grundlage dabei ist ein tiefreichendes Verständnis der
                              physikalisch-chemischen Eigenschaften von Mineralen
                              und Gesteinen.
                              Wie reagiert ein Gestein auf Änderung von Druck und
                              Temperatur? Wie schnell reagiert es? Wie kann ich
                              gebirgsbildende Prozesse rekonstruieren?
                              Was passiert wenn Gesteine und Wasser miteinander
                              reagieren – sei es bei der Verwitterung oder in heißen
                              Quellen?
                              Wie kann man sich den Aufbau, die Zusammensetzung
                              und die Dynamik der Erde aus Stoffeigenschaften und
                              Transportprozessen begreiflich machen?
                              Bei der Bearbeitung dieser Fragestellungen kommen
                              moderne analytische Verfahren aus der
                              Festkörperchemie und -physik sowie experimentelle
                              Arbeiten und thermodynamische Modellierung zum
                              Einsatz. Damit steht die Petrologie in der Praxis der
46                            Geochemie, der Mineralogie und den
                              Materialwissenschaften nahe.

                                                                                       26
Bildung von magmatischen Gesteinen

  47
  Lava des Kilauea, Hawaii

Die Bildung magmatischer Gesteine und die Vulkanologie sind ein Aspekt der Petrologie / Mineralogie.
Unter welchen Umständen bilden sich Magmen? Wo treten sie auf? Wie gelangen sie an die Oberfläche?
Vulkane erzeugen einen großen Teil magmatischen Ergussgesteine. Auch an den mittelozeanischen
Rücken in den Ozeanen oder an Subduktionszonen wird viel magmatisches Gestein gebildet. Gründe für
eine intensive Forschung an Vulkangesteinen.
Die Untersuchung der Gesteine verrät uns wo sie gebildet worden sind und welche Geschichte sie erfahren
haben.

                                                                                                          27
Die Kristallisationsabfolge von Magmen

                          Bowen‘sches
                       48 Abkühlungsdiagramm

Steigt Magma langsam auf, bilden sich die Minerale in einer bestimmten Reihenfolge abhängig von der
Kristallisationstemperatur. Auf der linken Seite sind die mafischen (dunklen) Minerale abgebildet, die Mineral
für Mineral kristallisieren. Auf der rechten Seite sind die Plagioklase (eine Feldspatart) abgebildet, die ein
Mineral bilden, welches während des Abkühlens seinen Chemismus ändert.
Diese Reaktionsreihe verrät auch etwas über das chemische Verwitterungsverhalten von Mineralen. Der
Olivin, der sich als erstes bildet, wird durch die Verwitterung als erstes wieder gelöst, während der Quarz das
Mineral ist, welches mit als letztes Mineral verwittert. Die Feldspäte wandeln sich während der Verwitterung
in Tonminerale um.

                                                                                                                 28
Herkunft von Magmen

         49   Modell Plattentektonik

Magmatite verraten uns anhand ihres Aussehens und ihres Chemismus ihre Abkühlungsgeschichte, ihre
Bildungsbedingungen und ihre Herkunft. Die Abkühlungsgeschichte drückt sich in der Mineralgröße aus.
Ein Hinweis auf die Herkunft ist der Kieselsäuregehalt (SiO²-Anteil) der Magmatite. Basische Magmen wie
z.B. Basalt enthalten wenig SiO². Sie entstehen aus aufgeschmolzenen Mantelmaterial der Tiefe. Saure
Magmen wie z.B. Granit enthalten viel SiO². Sie bilden sich wenn Bereiche der Erdkruste (Lithosphäre)
partiell (teilweise) aufgeschmolzen werden. Der Mantel ist im Gegensatz zur Kruste deutlich an SiO² verarmt.
Basische Magmen sind deutlich heißer und niedrigviskoser (flüssiger) als saure Magmen. Aus diesem Grund
sind die meisten Vulkanischen Magmen basisch, während saure Magmen eher langsam als Pluton
aufsteigen. Auch der Ozeanboden besteht aus basischem Magma, welches am Mittelozeanischen Rücken
aus der Tiefe aufsteigt.

                                                                                                               29
Das Streckeisendiagramm
                                  Mithilfe von Streckeisendiagrammen kann man
                                  Gesteine anhand ihres Mineralbestandes zuordnen.
                                  Es sieht kompliziert aus, ist es aber nicht.
                                  Dies ist das Diagramm für Vulkangesteine, sprich für
                                  Magmen, die sich schnell abgekühlt haben.
                                  Die Buchstaben in den Ecken stehen für Q=Quarz,
                                  A=Alkalifeldspäte, P= Plagioklase und F=Foide.
                                  A,P und F sind allesamt Feldspäte oder
                                  Feldspatverwandte Gesteine.
                                  Die Zahlen geben die prozentualen Anteile an. Ein
                                  Gestein mit 90% Q besteht aus 90% Quarz und
                                  befände sich ganz oben im Diagramm. Da Quarz in
                                  diesen Mengen bei Vulkangesteinen nicht
                                  vorkommen kann, gibt es diese Gesteine nicht.
                                  Ein Basalt besteht z.B. aus bis zu 20% Q, bis zu
                                  10% F und 65-100% P und 0-35% A.
                                  Eine mikroskopische Analyse reicht nicht immer
                                  aus, die Gesteine genau einordnen zu können.
                                  Hierfür gibt es verschiedene Methoden, von der eine
         50                       auf der folgenden Seite vorgestellt wird.
Streckeisendiagramm

                                                                                      30
Bestimmung der elementaren Zusammensetzung eines
                 Gesteins – XRF Röntgenfluoreszenzanalyse

51                                               52
      Prinzip der Elektronenanregung
                                                          Graphische Auswertung

     Um ein genaues Bild über die elementare chemische Zusammensetzung eines Gesteins zu bekommen und
     somit auch weitere Informationen über die Bildungsbedingungen und die Herkunft zu bekommen gibt es
     verschiedene Methoden.
     Eine Methode ist die Röntgenfluoreszenzanalyse. Damit kann die elementare Zusammensetzung einer
     pulverisierten Gesteinsprobe qualitativ und quantitativ bestimmt werden.
     Durch Röntgenstrahlen werden kernnahe Elektronen eines Atoms auf eine höhere Schale gehoben. Wenn
     sie danach wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückfallen geben sie eine charakteristische Energie in
     Form der Fluoreszenzstrahlung ab. Durch einen Detektor wird diese aufgefangen. Ein angeschlossener
     Computer wertet die Daten aus und gibt sie als Elementspekrum in einer Tabelle an.

                                                                                                                  31
Kristallographie
Die Kristallographie beschäftigt sich mit den kleinsten Einheiten eines Gesteins bzw. Minerals. Kristalle
bestehen aus Atomen und Molekülen, die immer nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Die Atome
folgen immer derselben Symmetrie. Ein Salzkristall besteht aus Natrium und Chloratomen (Im Bild Cl:
dunkelblaue Kugeln; Na: türkise Kugeln), die immer wieder nach demselben Muster aufgebaut werden.
Mit der Art und Weise wie Kristalle aufgebaut sind, geben sie ihren Mineralen bestimmte charakteristische
chemische und physikalische Eigenschaften mit auf den Weg: Härte, Spaltbarkeit, Leitfähigkeit oder das
magnetische Verhalten sind einige dieser Eigenschaften.
Die Materialwissenschaften machen sich diese Eigenschaften zunutze und nutzen die Kristallstrukturen,
um natürliche und synthetische Minerale für Industrie und Technik zu testen.

  53
 Salzkristall (NaCl)
                        54                                   55

                              Atomgitter von NaCl                 Prinzip des Aufbau von Kristallen nach
                                                                  dem immer gleichen Muster

                                                                                                            32
Themen aus den Modulen:
Sedimentologie
-Einführung
-Das Schicksal der Gesteine
-Beckenablagerungen
-Stratigraphie
-Biostratigraphie
-Leitfossilien
-Tektonik
-Karbonatsedimentologie
-Fossile Lagerstätten
-Bildung von Erdöl- / Erdgaslagerstätten
-Kohlenbildung

                                                  33
Sedimentologie
                                                  Sedimentologen beschäftigen sich mit Gesteinen,
                                                  die durch Verwitterung abgetragen werden und
                                                  durch Wind, Eis, Wasser oder dem Höhengradient
                                                  in tieferliegende Becken abgelagert werden.
                                                  Weitere Gesteine, die zu den Sedimenten gehören
                                                  sind Ausfällungen, die chemischen oder
                                                  biologischen Ursprunges sind. Ein Beispiel hierfür
                                                  sind Kalke, die sich durch Ausfällung bilden oder
                                                  die aus kalkigen Mikroorganismen bestehen oder
                                                  Salze, durch verdunstendes Meerwasser.

 56                                               Die Zusammensetzung der Sedimente, die
                                                  Sedimentstrukturen sowie die Untersuchung
 Lockergestein am Berghang                        verschiedener sedimentologischer Parameter, wie
                                                  z.B. Porosität, Korngröße oder Rundungsgrad kann
                                                  die Herkunft und die Ablagerungsgeschichte der
                                                  Sedimente rekonstruiert werden.

                                             57

 57
Abgelagertes und verfestigtes Sediment

                                                     58
                                                    Salzbildung durch Meerwasserverdunstung            34
Das Schicksal der Gesteine
Verwitterung und Erosion tragen die
Gesteine ab. Man unterscheidet zwischen
physikalischer und chemischer
Verwitterung.
Bei der physikalischen Verwitterung werden
durch Wind und Wetter die Gesteine
zerkleinert. Bei der chemischen,
hauptsächlich hervorgerufen durch
wässerige Lösungen, werden die Gesteine
umgewandelt und als gelöste Produkte
abtransportiert. Ob physikalische und/oder
chemische Verwitterung stattfindet, hängt
stark von der jeweiligen Klimazone ab.       59
                                                  Schemazeichnung Sedimentationsablauf

                                   Über verschiedene Systeme wird der Gesteinsschutt hangabwärts
                                   abtransportiert.
                                   Fließende Gewässer, Wind oder Gletscher transportieren die Gesteine,
                                   solange Reliefunterschiede bestehen. Dabei können Entfernungen von
                                   mehreren hundert bis tausend Kilometern zurückgelegt werden. Dabei
                                   bleiben die großen Brocken als Bergschutt auf den Abhängen liegen,
                                   während die feineren Materialien über Flüsse oder auch durch
                                   Windtransport weiter transportiert werden. Ziel des Transportes sind
                                   Sedimentationsbecken. In der Regel das Meer, aber auch kontinentale
                                   Becken oder Seen sind Endpunkte des Sedimenttransportes. Hier lagern
        60
                                   sich die Sedimente ab, werden verfestigt und gelangen am Grunde des
       Erodierter Bergschutt       Ozeans angekommen wieder in die Versenkung und Diagenese und der
                                   Gesteinskreislauf wird erneut gestartet.
                                                                                                      35
Beckenablagerungen
                         In diesen beiden Bildern sieht man Sedimente, die
                         sich vor Millionen von Jahren in einem
                         Sedimentbecken abgelagert haben und durch
                         Hebung an die Oberfläche getreten sind. Die
                         Erosion ist durch die Einschneidungen bereits
                         eingetreten.
                         Im Gelände kann man die Größe und die
                         Geschichte der Sedimentablagerungen
                         rekonstruieren. Die Art und Zusammensetzung der
                         Gesteine und die fossilen Inhalte geben uns
                         Hinweise über die Paläoumweltbedingungen und
                         die Paläogeographie.
                         Zur Veranschaulichung: Sandsteinablagerungen
                         stammen aus kontinentalen Ablagerungen, da
                         Sandsteine nur an Land gebildet. Kalke dagegen
                         bilden sich hauptsächlich im marinen Raum. Ob es
 61   61                 sich um ein tiefes oder flaches Meer handelte,
Grand Canyon             kann man z.B an den Fossilinhalten der Schichten
                         erkennen. Wechsel der Lithologien
                         (Gesteinsabfolgen) zeigen Wechsel der
                         Umweltbedingungen an. Durch
                         Meeresspiegelschwankungen kann ein
                         ozeanisches Becken zeitweise durch terrigene
                         Sedimente beeinflusst werden und wir sehen z.B.
                         einen Wechsel zwischen Sand- und Kalksteinen.

                                                                         36
Stratigraphie

                   Um Ablagerungen über kleine und große Distanzen
                   zeitlich korrelieren zu können wird die Stratigraphie
                   angewendet. Mit ihr können im Gegensatz zur absoluten
                   Altersbestimmung relative Alter angegeben werden.
                   Dabei sind folgende Grundprinzipien anzunehmen: die
                   Schichten wurden ursprünglich horizontal abgelagert, die
                   oberen Schichten sind jünger als die unteren und die
                   Ablagerungen erstrecken sich lateral bis zum Ende des
                   Ablagerungsbecken.
                   Mit der Lithostratigraphie können die Abfolgen anhand
                   ihrer Gesteinsabfolgen gegliedert werden.
                   Aschelagen aus großen Vulkanausbrüchen eignen sich
                   zur Eventstratigraphie. Vulkanische Lagen haben den
                   zusätzlichen Vorteil, dass sie meist Elemente enthalten,
                   die sich zur absoluten Datierung eignen.
                   Die Sequenzenstratigraphie orientiert sich an
                   wechselnden Ablagerungen durch
                   Meeresspiegelschwankungen.
                   Die Magnetostratigraphie richtet sich nach dem sich
62
                   etwa alle 500.000 Jahre umkehrenden Magnetfeldes der
                   Erde, welches besonders in Eisenhaltigen Gesteinen
Grand Canyon       gespeichert ist.

                                                                              37
Biostratigraphie

   63 Prinzip der Biostratigraphie

Eine der gängigsten Methoden der Stratigraphie ist die Biostratigraphie. Hier wird die zeitliche Zuordnung
durch Leitfossilien bestimmt. Leitfossilien sind Fossilienarten, die zu ihrer Zeit möglichst global auftraten,
häufig waren und nur in einer kurzen geologischen Zeit auftraten. Finde ich dieselben Leitfossilien an zwei
verschiedenen Positionen, so kann ich diese miteinander korrelieren. Bestimmte Lagen (z.B. Aschelagen)
lassen sich radiometrisch datieren. Dadurch kann ich meine relative Zeitzuordnung absichern und genauer
eingrenzen.

                                                                                                                 38
Leitfossilien
                                  An dieser Stelle ein Vorgriff zur Paläontologie.
                                  Jedes Erdzeitalter hat seine charakteristischen Leitfossilien. Da das Leben
                                  im Wasser seinen Anfang nahm kommen als Leitfossilien für die Frühzeit
                                  nur marine Organismen in Frage. Erst später eroberten die Lebewesen auch
                                  die Landgebiete. Sie haben aber den Nachteil dass sie selten in großen
  64                              Mengen global auftraten und damit als Leitfossilien weniger geeignet sind.

 Trilobiten (Kambrium)
                                  Nebenstehend sind bereits einige der wichtigen Leitfossilien der Erdzeit
                                  vorgestellt:
                                  Trilobiten gehören zu einer ausgestorbenen Gruppe der Arthropoden
                                  (Gliederfüßer). Sie lebten in der Zeit des Kambrium bis Perm und gehörten
                                  zu den ersten Organismen mit einer harten Schale.
                                  Graptolithen sind ebenfalls ausgestorbenen. Sie lebten etwa später im
                                  Ordovizium/Silur. Sie waren polypenähnliche, koloniebildene Organismen,
  65
                                  die meist festsitzend (benthisch) am Boden lebten. Überliefert sind heute nur
Graptolithen (Ordovizium/Silur)   noch die Wohnröhren (Theken), die sich während in verschiedenen
                                  Wuchsformen auswirkten.
                                  Kopffüssler hatten ihre Blütezeit von Devon bis Kreide. Sie sind aber im
                                  Gegensatz zu den Trilobiten und Graptoliten nicht vollständig ausgestorben.
                                  Im Laufe der vielen Aussterbeereignisse der Vergangenheit hat die Gattung
  66                              der Nautiliden überlebt.

Kopffüßler (Devon-Kreide)

                                                                                                                39
Tektonik
                                        Die Tektonik kann die Rekonstruktion von
                                        Ablagerungsräumen durchaus schwierig werden lassen.
                                        Die ursprünglich abgelagerten Schichten können durch
                                        tektonischen Druck gefaltet (Bild oben), verschoben
                                        (Bild unten), zerschert oder gequetscht werden.
                                        Die Kunst der Geowissenschaftler ist es die
                                        ursprüngliche Ablagerung wieder zu rekonstruieren,
                                        Aber die Tektonik gibt auch wichtige Hinweise. Man kann
                                        die geologischen Kräfte rekonstruieren, und feststellen
67                                      aus welcher Richtung der geologische Druck kam und
Verfaltete Sedimente                    wie stark er relativ war. Damit kann wie anfangs
                                        beschrieben z.B. die Bewegung der Platten rekonstruiert
                                        werden.
                                        Tektonische Drücke sind in Dimensionen von großen
                                        Gebirgen bis zum Mineral sichtbar.
                                        Tektonik beschäftigt somit nicht nur Sedimentologen, die
                                        ihre Ablagerungsräume wiederherstellen wollen, sondern
                                        auch Petrologen, Mineralogen oder Geologen, die im
                                        Bergbau tätig sind.

68

                       Abschiebung

                                                                                               40
Karbonatsedimentologie
                                 Die große Bahamabank

                             Ein Teil der Sedimentologievorlesung beschäftigt
                             sich mit Karbonaten und Karbonatbildung. In der
                             Vergangenheit lagen viele Kontinente in der Nähe
                             des Äquator, so dass man heute, auch hier in
                             Norddeutschland, viele ehemalige Kalkriffe finden
                             kann.
                             Um die fossilen Riffe zu verstehen, werden heutige
                             Riffe untersucht und mit fossilen Riffen verglichen.
69                           Als Paradebeispiel für die heutigen Riffe wird in den   71
                             Vorlesungen dafür oft die Große Bahamabank in           Seegras
Seeigel
                             der Karibik ausgewählt.
                             Besonders interessant sind Riffe in der
                             Klimaforschung. Die tropischen Korallenriffe sind
                             sehr empfindliche Ökosysteme, die schnell auf
                             Klimaänderungen reagieren. Durch das Verstehen
                             der Riffe heute und in der Vergangenheit können
                             wichtige Erkenntnisse über das Klima gemacht
                             werden. Auch der globale Kohlenstoffkreislauf, der
                             eng mit dem Klima verbunden ist, spielt hier eine
                             große Rolle.
  70
Übergang Plattform - Ozean
                                                                                     72
                                                                                     Andros Island, Bahamas
                                                                                                              41
Fossile Lagerstätten

                 Ein weiteres Arbeitsgebiete der Sedimentologen
                 sind fossile Lagerstätten.
                 Kohlenwasserstoffe spielen im Leben des
                 Menschen eine große Rolle. Seit der Industriellen
                 Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein
                 Leben ohne fossile Brennstoffe undenkbar.
                 Eine der Hauptaufgaben ist die Suche
                 (Prospektion) und die Bewertung (Exploration)
                 von potentiellen Kohlenwasserstofflagerstätten.
73               Dabei werden sedimentologische, geochemische
                 und geophysikalische Hilfsmittel zur Hilfe
                 genommen.
                 Das Thema Fossile Lagerstätten ist ebenso
                 Bestandteil der Module: Meeresgeologie,
                 Geochemie und Geophysik.
                 Wie sich fossile Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und
                 Kohle gebildet haben zeigen die nächsten beiden
                 Seiten.

74

                                                                     42
Bildung von Erdöl-/Erdgaslagerstätten
                                             Erdöl und Gas entstehen durch Ablagerungen von
                                             Mikroorganismen, besonders Algen im Meer. Nach
                                             dem Absterben sinken zum Meeresboden.
                                             Herrschen am Meeresboden sauerstoffarme
                                             Bedingungen verwesen die Organismen nicht und es
                                             bilden sich Faulschlämme. Diese Vorgänge können
                                             Jahrtausende bis Jahrmillionen Jahre dauern. Durch
                                             die Bedeckung mit weiteren Sedimenten gerät der
                                             Faulschlamm unter Bedingungen höherer
                                             Temperatur und höheren Druckes. In einem
                                             definierten Druck-Temperaturfenster wandelt sich
                                             der Faulschlamm in Öl und Gas um und bilden das
                                             so genannte Muttergestein.

  75                                         Dies ist jedoch nur der erste Schritt. Die neu
                                             gebildeten Kohlenwasserstoffe müssen sich in
                                             Speichergesteinen sammeln. Durch feine
75                                           Porenräume im Sediment können sie aus dem
Prinzip der Erdöl- und gasbildung            Muttergestein in ein Speichergestein migrieren
                                             (wandern) und sich anreichern. Damit sie nicht
                                             vorher entweichen können, muss das
                                             Speichergestein oben abgeschlossen sein. Das kann
                                             z.B eine dichte Tonschicht, bestimmte
                                             Sedimentstrukturen oder eine Störung sein, durch
                                             die die Kohlenwasserstoffe nicht nach oben
                                             entweichen können. Aus diesen „Fallen“ können die
                                             Kohlenwasserstoffe dann abgebaut werden.
                                                                                              43
Kohlenbildung

         76

Im Gegensatz zu Erdöl bildet sich Kohle im terrestrischen Bereich. Besonders günstig war ein warmes
feuchtes Klima, wie es z.B. im Karbon vor ca. 300 Mio. Jahren geherrscht hat. Zu dieser Zeit gab es riesige
Wälder aus Farnen und Bärlappgewächsen. Die abgestorbenen Pflanzen versanken im Sumpf und wurden
dem aeroben Zersetzungsprozess entzogen. Aus den Pflanzenresten bildete sich Torf. Durch ansteigende
Meeresspiegel wurden die Sümpfe mit Sediment bedeckt und wie beim Öl gelang das Torf unter erhöhte
Temperatur- und Druckbedingungen. Je höher der Druck wurde, desto mehr Wasser wurde aus dem Torf
gepresst. Mit sinkendem Wassergehalt wandelt sich der Torf in Braun- und später in Steinkohle um. Aus der
Zeit des Karbon stammen die meisten heutigen Steinkohlelagerstätten. Die Braunkohlelagerstätten stammen
meist aus jüngerer Zeit und entstanden hauptsächlich im Kenozoikum vor 2,5 – 65 Mio. Jahren.

                                                                                                          44
Themen aus den Modulen:
Paläontologie
- Einführung
- Bestimmung von Organismen
- Entwicklung des Lebens
- Missing links – fehlende Glieder
- Taphonomie – Vom lebenden Organismus zum Fossil
- Bedeutende Stationen in der Evolution des Lebens
- Stromatolithen – Präkambrische Pioniere
- Ediacara - Die ersten mehrzelligen Organismen
- Die Kambrische Explosion
- Devon/Karbon – Das Leben gelangt an Land
- Das Ende der Dinosaurier und die Herrschaft der Säugetiere
- Die Rückschläge des Lebens – Aussterbeereignisse
- Gründe für Aussterbeereignisse
                                                               45
Paläontologie

                                                          Paläontologen beschäftigen sich mit der Wissenschaft
                                                          der fossilen Lebewesen und der Evolution des
                                                          Lebens.
                                                          Die Entwicklung des Lebens, die Beschreibung der
                                                          Arten (Taxonomie) und die Systematik der
                                                          Verwandschaftsverhältnisse gehören zu den
                                                          Fragestellungen der Paläontologen. Dazu gehört auch
                                                          die Beschreibung der Vorgänge, die sich zwischen
                                                          Tod und Einbettung im Sediment (Taphonomie)
                                                          beschäftigen. Die Informationen der Fossilien helfen
                                                          den Wissenschaftlern bei der Rekonstruktion von
                                                          Paläoumweltbedingungen.
                                                          Im Gegensatz zu den Biologen erhalten
                                                          Paläontologen ihre Informationen lediglich aus den
                                                          fossilen Überresten bzw. aus Spurenfossilien, wie
                                                          Fußabdrücken. Die Rekonstruktion der Organismen
                                                          und ihrer Lebensweise gleicht somit einem
                                                          Puzzlespiel, bei dem viele Teile fehlen. Trotzdem
                                                          gelingt es den Paläontologen viel über das Leben der
                                                  77
                                                          Vergangenheit zu erfahren.
Henkelotherium, Skelett eines jurassischen Säugetieres.

                                                                                                                 46
Bestimmung der Organismen

Die Bestimmung und die zeitliche Zuordnung der einzelnen Fossiliengruppen ist eine
der wichtigsten Aufgaben der Paläontologen. An der Universität Bremen liegen die
Schwerpunkte in marinen Fossilien. Einzellige Algen (siehe Abschnitt
Meeresgeologie), Muscheln, Schnecken, Korallen oder Ammonoideen sind einige der
Organismen, die man im Laufe des Studiums kennen lernt.
Jedes Fossil lebte in einem bestimmten Lebensraum, so dass man anhand der
gefundenen Organismenvergesellschaftungen Rückschlüsse auf die
Paläoumweltbedingungen ziehen kann. Dabei geht man davon aus, dass die
Lebensräume, die die Organismen heute einnehmen, in etwa die selben sein müssen,
in denen sie vor unserer Zeit gelebt haben. Dieses Aktualitätsprinzip findet in den
Geowissenschaften oft Anwendung.
Als Beispiel: Korallen (ausgenommen Kaltwasserkorallen) leben nur in den warmen
sonnendurchfluteten Gewässern der Äquatorzone. Aus diesem Grund geht man davon              78
aus, dass fossile Korallen unter ähnlichen Bedingungen gelebt haben müssen.
                                                                                         Nerinea, Leitfossil Jura

Discoceratites,
Leitfossil Trias

                   79                  80                        81
                                      Posidonia, Unterkarbon       Thecosmilia (Koralle), Weißjura
                                                                                                             47
Entwicklung des Lebens

           82   Zeitliches Auftreten ausgewählter Tierarten

Die Entwicklung des Lebens begann mit einfachen Lebensformen wie Bakterien und entwickelte sich
über Weichtiere, Fische, Amphibien, Reptilien zu den Säugetieren und Vögeln. Wir Menschen stehen
mit am Ende der momentanen Evolution. Die Erstellung eines Stammbaumes unter Berücksichtigung
der richtigen Verwandschaftsverhältnisse ist die zweite Aufgabe von Paläontologen.
Diese Arbeit ist ein schwieriges Puzzlespiel, da die geologischen Überlieferungen nicht immer
vollständig sind und man auf die so genannten „Missing links“ angewiesen ist.

                                                                                                   48
Missing links –fehlende Bindeglieder
                           „Missing links“ sind in der Evolution die fehlenden Bindeglieder
                           zwischen zwei Taxa, sprich zweier unterschiedlicher
                           systematischer Organismengruppen.
                           Der Fund eines Vogelähnlichen Wesen um 1850 war ein
                           wertvoller Hinweis, der die bis dahin umstrittene Evolutionstheorie
                           von Charles Darwin stützte.
                           Der Archaeopteryx ist ein Wesen welches Merkmale von Reptilien
                           und Vögeln aufweist. Er ist somit die Übergangsform oder das
                           fehlende „Missing link“ von der Reptilienwelt zu den Vögeln.
                           Die zu den Reptilien passenden Merkmale sind: er hat eine lange
                           Schwanzwirbelsäule, offene Rippen ohne Steifungsfortsätze,
                           Kiefer mit Zähnen und an den Händen drei Finger mit Krallen.
                           Zu den Vögeln passende Merkmale sind: er hat ein Federkleid
                           und einen Vogelschädel, ein Vogelähnliches Becken und eine
83                         nach hinten gestellte Zehe.
Archaeopteryx              Der Acanthostega ist z.B. der „Missing link“ zwischen den Fischen
                           und Amphibien.
                           Im Aufstellen eines Stammbaumes sind diese Organismen
                           besonders wichtig, den sie zeigen die zeitliche Auftrennung
                           verschiedener Tierstämme im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte.

84
Acanthostega                                                                                  49
Taphonomie – Vom Lebenden Organismus zum Fossil

                                     Der Weg vom Tode eines Organismus bis zum Fossil wird von
                                     vielen Prozessen begleitet, die man zur Rekonstruktion des
                                     Lebensraumes berücksichtigen muss. Und die Taphonomie
                                     liefert zusätzlich Hinweise zum Milieu, in dem die Fossilbildung
                                     stattfand.
                                     Organische Substanz wird unter normalen Bedingungen oxidiert
                                     und wird nicht fossilisiert. Lediglich in anoxischen Lebensräumen,
                                     wie am Grunde von undurchlüftenden Seen kann organische
                                     Substanz z.B. erhalten werden. Das Skelett bzw. Hartteile
                                     können durch Wind, Eis oder Strömung über lange Strecken
                                     transportiert werden, zerbrechen oder durch bakteriellen Abbau
 85                                  zersetzt werden.
In Bernstein eingeschlossene Mücke   Um ein möglichst gut erhaltenes und vollständiges Fossil zu
                                     erhalten, muss es möglichst schnell nach dem Tode im Sediment
                                     eingebettet werden. Damit kann es den schädlichen
                                     Umwelteinflüssen ferngehalten werden. Auf diese Weise können
                                     auch Spuren von Organismen überliefert werden.
                                     Auch nach der Einbettung finden mit den Überresten chemische
                                     Umwandlungen statt. Durch wässrige Lösungen im Sediment
                                     können die Hartsubstanzen aufgelöst werden oder in andere
                                     Minerale umgewandelt werden.

  86

Pyritisierter Ammonit
                                                                                                          50
Bedeutende Stationen in der Evolution des Lebens
Eon Era                                        Periode
                                                             Im folgenden Blicken wir auf einige der bedeutenden Stationen im Laufe der
                                                Quartär      Erdgeschichte.
                          Kenozoikum
                                        1,8

                                                Neogen
                                        23                   Wir beginnen im Proterozoikum vor etwa 2,5 Mrd. Jahren. Die Kruste war schon
                                                Paleogen     weitgehend abgekühlt. Die Ozeane waren gefüllt mit eisenreichen Wasser.
                                        66
                                                             Photochemische Reaktionen aus der Spaltung von Wasser unter Einwirkung von
                          Mesozoikum

                                        146
                                                Kreide       UV-Strahlung bildete den ersten freien Sauerstoff. Dieser gelang jedoch noch nicht
                                                             in die Atmosphäre, sondern wurde von dem gelöstem Eisen im Wasser oxidiert.
                                                Jura
                                        200                  Ein Beleg dafür sind die berühmten BIF‘s (Banded iron formation), auch
                                                Trias        Bändereisenerze genannt. Das Eisen wurde durch den Sauerstoff oxidiert und es
 Phanerozoikum

                                        251
                                                             bildeten sich die roten Bänderungen in den Eisenerzen. Sie bezeugen das erste
                                        299
                                                Perm         Auftreten von Sauerstoff.
                                                Karbon
                          Paläozoikum

                                        359

                                                Devon
                                        416

                                                Silur
                                        444

                                                Ordovizium
                                        488

                                                Kambrium
                                        542
Archaikum Proterozoikum

                                        2500
                                                             87

                                                             Gebändertes Eisenerz

                                        4000
                                                                                                                                            51
Stromatolithen – Präkambrische Pioniere
Eon Era                                        Periode

                          Kenozoikum           Quartär
                                        1,8                 Vor 2,5 Mrd. Jahren entstanden in den Meeren des Archaikums die ersten
                                               Neogen       Photosynthese betreibenden Organismen, die den Sauerstoffhaushalt der
                                        23
                                                            Atmosphäre erheblich beeinflussten.
                                        66
                                               Paleogen     Es handelt sich um Cyanobakterien. Das sind winzige Einzeller ohne Zellkern. Sie
                                                            nutzten das Sonnenlicht um mithilfe der Photosynthese Energie aus dem
                          Mesozoikum

                                               Kreide
                                        146                 Sonnenlicht in Nahrung umzuwandeln. Ein Abfallprodukt der Photosynthese ist
                                               Jura         Sauerstoff, der nun in großen Mengen in die Atmosphäre entweichen konnte.
                                        200
                                                            Die Stromatolithen bestehen auch vielen Lagen von Bakterienmatten. Dabei wächst
                                               Trias        eine Generation auf der nächsten und die Kolonie wächst im Laufe der Zeit
 Phanerozoikum

                                        251
                                                            aufwärts.
                                               Perm
                                        299                 Stromatolithen kommen nur in Flachwasserbereichen vor, da sie auf Sonnenlicht
                                               Karbon       angewiesen sind. Die meisten Stromatolithenriffe wurden im Laufe der Zeit durch
                          Paläozoikum

                                        359
                                                            Korallenriffe verdrängt. In Australien in der Shark Bay wachsen sie aber noch heute.
                                               Devon
                                        416

                                               Silur
                                        444

                                               Ordovizium
                                        488

                                               Kambrium
                                        542
Archaikum Proterozoikum

                                        2500

                                        4000                 88
                                                            Rezente Stromatolithen                                                           52
Ediacara - Die ersten mehrzelligen Organismen
Eon Era                                         Periode
                          Kenozoikum           Quartär
                                        1,8
                                                            Kurz bevor die große Evolution der Organismen im Kambrium beginnen konnte,
                                               Neogen
                                        23                  gab es zu Ende des Proterozoikum eine geheimnisvolle Organismenwelt in den
                                               Paleogen     Ozeanen. Es handelt sich um die ersten mehrzelligen Wesen, die wie die Quallen
                                        66
                                                            Weichtiere waren. Sie wurden nach dem Fundort Ediacara in Australien benannt.
                          Mesozoikum

                                        146
                                               Kreide       Sie stehen mit nachfolgenden Organismen nicht direkt im evolutionären
                                                            Zusammenhang, so dass sich bis heute die Frage stellt, ob die Ediacarafauna
                                               Jura
                                        200                 einen eigenen Zweig darstellte, der zu Ende des Präkambriums ausgestorben ist.
                                               Trias
 Phanerozoikum

                                        251

                                               Perm
                                        299

                                               Karbon
                          Paläozoikum

                                        359

                                               Devon
                                        416

                                               Silur
                                        444

                                               Ordovizium
                                        488

                                               Kambrium
                                        542
Archaikum Proterozoikum

                                                                   89                     90
                                        2500
                                                                   Sprigginia             Dickinsonia sp.

                                        4000
                                                                                                                                         53
Die Kambrische Explosion
Eon Era                                        Periode
                                                            Die Kambrische Explosion ist für die Entwicklung der Tierwelt ein entscheidender
                          Kenozoikum           Quartär      Zeitpunkt. In einem geologisch kurzen Zeitraum sind ungewöhnlich viele
                                        1,8
                                                            mehrzellige Tiergruppen entstanden, deren Baupläne sich teilweise bis heute
                                        23
                                               Neogen       erhalten haben.
                                               Paleogen
                                        66                  Dieses Ereignis in der Geschichte der Erde war so gravierend, dass mit ihm das
                                                            zweite große Eon des Phanerozoikum begonnen hat.
                          Mesozoikum

                                               Kreide
                                        146

                                        200
                                               Jura         Porifera (Schwämme), Nesseltiere (Quallen), Arthropoden (Gliederfüßer),
                                                            Brachiopoden (Armfüßer), Echinodermata (Stachelhäuter) und Mollusken
                                               Trias
                                                            (Weichtiere) sind die wichtigsten Tierstämme, die ab diesem Zeitpunkt aufgetreten
 Phanerozoikum

                                        251

                                               Perm         sind und deren Gattungen zum Teil heute noch vorkommen.
                                        299
                                                            Beruhten die Fossilüberlieferungen vor dem Kambrium auf Abdrücke von
                                               Karbon       Weichteilen und biochemischen Markern, ist das Überlieferungspotential durch die
                          Paläozoikum

                                        359
                                                            nun vorhanden Skelette und Hartteile deutlich verbessert.
                                               Devon
                                        416                 Es heißt also nicht, dass es vor der Kambrischen Explosion viel weniger
                                               Silur
                                                            Organismen gab, aber durch die kaum vorhandene Überlieferung der
                                        444
                                                            Weichteilfossilien, hat man den Anschein das erst jetzt die Organismen massenhaft
                                        488
                                               Ordovizium   auftraten.

                                               Kambrium                             Trilobit
                                        542
                                                                                    Gehört zur Klasse der
Archaikum Proterozoikum

                                                                                    Arthropoden; starb Ende des
                                                                                    Perm aus; wichtiges Leitfossil
                                        2500                                        des Kambrium.

                                                             91
                                        4000
                                                                                                                                             54
Devon/Karbon – Das Leben gelangt an Land
Eon Era                                        Periode
                          Kenozoikum           Quartär      Hat das Leben bisher fast ausschließlich im Wasser stattgefunden, gelang es
                                        1,8
                                                            Ende des Devons nun auch an Land. Die ersten Landwirbeltiere (Tetrapoden)
                                               Neogen
                                        23                  mit amphibischer Lebensweise und auch die ersten Insekten eroberten die
                                               Paleogen     Landflächen.
                                        66
                                                            Auch die Pflanzen breiten sich im Devon und Karbon nun massiv an Land
                          Mesozoikum

                                        146
                                               Kreide       aus. Riesige Wälder aus Urfarnen und Bärlappgewächsen bedecken die
                                                            Landflächen und bilden die Grundlage für unsere heutigen Kohlevorkommen.
                                               Jura
                                        200                 Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre betrug im Karbon durch die hohen
                                               Trias        Photosyntheseraten 35%.
 Phanerozoikum

                                        251

                                               Perm
                                        299

                                               Karbon
                          Paläozoikum

                                        359

                                               Devon
                                        416

                                               Silur
                                        444

                                               Ordovizium
                                        488

                                               Kambrium
                                        542
Archaikum Proterozoikum

                                        2500                92

                                        4000
                                                                                                                                     55
Das Ende der Dinosaurier und die Herrschaft der Säugetiere
Eon Era                                        Periode
                          Kenozoikum           Quartär      Die Dinosaurier waren die Vorherrscher während des Mesozoikums. Das
                                        1,8
                                                            große Massenaussterben am Ende der Kreidezeit, welches vermutlich durch
                                        23
                                               Neogen       den Einschlag eines riesigen Meteoriten in Mexiko verursacht wurde,
                                                            überlebten sie nicht. Dies war die Gelegenheit für die Säugetiere. Sie
                                               Paleogen
                                        66                  existierten ebenfalls schon während des Mesozoikum, aber sie konnten sich
                                                            noch nicht durchsetzen. Nun, da die Dinosaurier ausgestorben sind und die
                          Mesozoikum

                                               Kreide
                                        146
                                                            Säugetiere dieses Aussterben deutlich besser vertragen haben, konnten sie
                                        200
                                               Jura         sich Durchsetzen und die verschiedensten Nischen der Ökosysteme
                                                            besetzen. Die ersten Säugetiere waren kleine Nagetiere. Mit der Zeit konnten
                                               Trias
                                                            sich die verschiedensten Gruppen bilden, von der eine Gruppe eine ganz
 Phanerozoikum

                                        251

                                               Perm         besondere Evolution erleben durfte – der Mensch.
                                        299

                                               Karbon
                          Paläozoikum

                                        359

                                               Devon
                                        416

                                               Silur
                                        444

                                               Ordovizium
                                        488

                                               Kambrium
                                        542
Archaikum Proterozoikum

                                                              93                                         94
                                        2500
                                                               92                                                            95

                                        4000
                                                                                                                                           56
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