Physik für Ingenieure - Bachelor Basics - Europa-Lehrmittel

Die Seite wird erstellt Lars Schulte
 
WEITER LESEN
Physik für Ingenieure
Bachelor Basics

von

Bernd Baumann

unter Mitarbeit von

Ulrich Stein, Thorsten Struckmann und Marcus Wolff

3., überarbeitete Auflage

VERLAG EUROPA-LEHRMITTEL · Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG
Düsselberger Straße 23 · 42781 Haan-Gruiten

Europa-Nr.: 58577
Der Autor

Prof. Dr. rer. nat. Bernd Baumann
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Fakultät Technik und Informatik
Heinrich-Blasius-Institut für Physikalische Technologien

3., überarbeitete Auflage 2016, unveränderter Nachdruck 2020

Druck 5 4 3 2

ISBN 978-3-8085-5857-7

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der
gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

© 2016 by Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG, 42781 Haan-Gruiten
http://www.europa-lehrmittel.de
Bisherige Auflagen: J. Schlembach Fachverlag

Satz: Satzherstellung Dr. Naake, 09618 Brand-Erbisdorf
Umschlaggestaltung: braunwerbeagentur, 42477 Radevormwald
Druck: UAB BALTO print, 08217 Vilnius (LT)
Vorwort

Durch die flächendeckende Einführung von Bachelor-Studiengängen an Hochschulen im
deutschen Sprachraum sind, im Vergleich zu den früheren Diplom-Studiengängen, für viele
Fächer gekürzte Stundenzahlen festgeschrieben worden. Häufig ist zu beobachten, dass
die Inhalte der ursprünglichen Lehrveranstaltungen ohne substantielle Kürzungen in die
Curricula der Bachelor-Studiengänge übernommen werden. Auch die in der Physikausbildung
in Ingenieurstudiengängen tätigen Hochschullehrer tun sich oft schwer damit, Inhalte zu
opfern. Es führt aber kein Weg daran vorbei! So interessant z. B. das Standardmodell der
Elementarteilchen auch ist – dieses Thema kann in einer auf wenige Stunden beschränkten
Grundlagenvorlesung zur Physik für Studierende der Ingenieurwissenschaften nicht annähernd
seriös behandelt werden. Dennoch findet man entsprechende Kapitel in vielen Lehrbüchern, die
für Ingenieurstudiengänge gedacht sind. Physik für Ingenieure – Bachelor Basics stellt einen
Gegenentwurf zu diesen Büchern dar. Der Leser erhält mit vergleichsweise wenig Aufwand
einen guten Einblick in die wichtigsten physikalischen Phänomene.
Da die Physikvorlesungen üblicherweise in den ersten Semestern angesiedelt sind, stellt der
fehlende Vorlauf in Mathematik häufig ein Problem dar. Natürlich lässt sich dieses Problem
nicht vermeiden – um es wenigstens zu entschärfen, wird die benötigte Mathematik im
Anhang sehr kompakt skizziert. Dort findet der Leser auch eine einführende Darstellung
der Fehlerrechnung. Der Arbeitsplan zur Ermittlung von Messergebnissen sollte bei der
Ausarbeitung von Laborprotokollen hilfreich sein.
Den Lösungsweg ausgewählter Aufgaben finden Sie auf www.BerndBaumann.de und www.
europa-lehrmittel.de/58577.html. Vorgegebenen Lösungswegen zu folgen reicht allerdings
nicht aus. Um zu einem Verständnis zu gelangen, ist es notwendig, dass sich der Leser um das
selbstständige Erzielen der Lösungen ernsthaft bemüht.
Fehlerhinweise, Anregungen und Kommentare sind stets willkommen.

Hamburg, im Sommer 2016                                                    Bernd Baumann

                                                                   info@BerndBaumann.de
Fragen, Kommentare und Anregungen an:
Autoren und Verlag Europa-Lehrmittel
Nourney, Vollmer GmbH & Co. KG
Düsselberger Str. 23
42781 Haan-Gruiten
lektorat@europa-lehrmittel.de
http://www.europa-lehrmittel.de
Inhaltsverzeichnis

1   Mechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                  9
    1.1    Kinematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    9
           1.1.1 Bewegung entlang einer Geraden                                                .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    9
           1.1.2 Bewegung im Raum . . . . . . . . .                                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   11
    1.2    Dynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                 .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   15
           1.2.1 Newtonsche Axiome . . . . . . . .                                             .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   15
           1.2.2 Dynamik starrer Körper . . . . . .                                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   18
    1.3    Kräfte – ein Überblick . . . . . . . . . . . . .                                    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   21
           1.3.1 Fundamentale Kräfte . . . . . . . .                                           .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   21
           1.3.2 Nichtfundamentale Kräfte . . . . .                                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   23
           1.3.3 Scheinkräfte . . . . . . . . . . . . . .                                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   25
    1.4    Erhaltungssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                 .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   27
           1.4.1 Arbeit und Energie . . . . . . . . . .                                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   27
           1.4.2 Impuls und Drehimpuls . . . . . .                                             .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   30

2   Thermodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                      33
    2.1    Ideale Gase . . . . . . .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   33
    2.2    Temperatur . . . . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   35
    2.3    Wärmeleitung . . . . .      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   37
    2.4    Zustandsänderungen .        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   38

3   Elektrizität und Magnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                                         47
    3.1    Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   47
           3.1.1 Elektrische Ladung . . . . . . . . .                                          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   47
           3.1.2 Coulombsches Gesetz . . . . . . . .                                           .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   47
           3.1.3 Elektrische Feldstärke . . . . . . . .                                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   49
           3.1.4 Spannung und Potenzial . . . . . .                                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   50
           3.1.5 Kondensatoren . . . . . . . . . . . .                                         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   52
    3.2    Stationäre elektrische Ströme . . . . . . . . .                                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   55
           3.2.1 Elektrischer Strom . . . . . . . . . .                                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   55
           3.2.2 Elektrischer Widerstand . . . . . .                                           .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   56
    3.3    Magnetostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                 .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   60
           3.3.1 Magnetfelder . . . . . . . . . . . . . .                                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   60
           3.3.2 Kraftwirkung von Magnetfeldern                                                .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   62
    3.4    Elektromagnetische Induktion . . . . . . . .                                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   63
           3.4.1 Induktionsgesetz . . . . . . . . . . .                                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   63
6                                                                                                                                    Inhaltsverzeichnis

               3.4.2       Selbstinduktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                         65
               3.4.3       Wechselstromgenerator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                             67
    4   Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                               69
        4.1    Freie harmonische Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                  69
        4.2    Freie gedämpfte Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                  73
        4.3    Erzwungene Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                                 75
    5   Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                         81
        5.1    Wellenausbreitung entlang einer Linie .               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   81
        5.2    Wellenausbreitung im Raum . . . . . . .               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   83
        5.3    Wellentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   84
        5.4    Pegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   85
        5.5    Signalausbreitung . . . . . . . . . . . . . .         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   87
        5.6    Reflexion und Brechung . . . . . . . . . .            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   90
        5.7    Beugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   91
        5.8    Stehende Wellen . . . . . . . . . . . . . . .         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   93
    6   Optik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                         97
        6.1    Geometrische Optik . . . . . . . . . . . . . . . . .                  .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    97
               6.1.1 Spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                 .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .    97
               6.1.2 Lichtbrechung und Linsen . . . . . . .                          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   100
               6.1.3 Optische Instrumente . . . . . . . . . .                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   105
        6.2    Wellenoptik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   110
               6.2.1 Kohärentes Licht . . . . . . . . . . . . .                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   110
               6.2.2 Interferenz an dünnen Schichten . . .                           .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   110
               6.2.3 Optische Gitter . . . . . . . . . . . . . .                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   112
               6.2.4 Polarisiertes Licht . . . . . . . . . . . .                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   114
        6.3    Quantenoptik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   116
               6.3.1 Wärmestrahlung . . . . . . . . . . . . .                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   116
               6.3.2 Fotoeffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . .                  .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   118
               6.3.3 Compton-Effekt . . . . . . . . . . . . . .                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   120
               6.3.4 Abschirmung von Röntgenstrahlung                                .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   122
               6.3.5 Materiewellen . . . . . . . . . . . . . . .                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   124
    7   Atome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
        7.1    Aufbau der Atome . . . . . . . . . . . . . .          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   127
        7.2    Atomhülle . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   128
               7.2.1 Stationäre Bahnen . . . . . . . .               .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   128
               7.2.2 Periodensystem der Elemente                     .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   131
               7.2.3 Atomanregung . . . . . . . . . . .              .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   132
               7.2.4 LASER . . . . . . . . . . . . . . .             .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   134
               7.2.5 Röntgenstrahlung . . . . . . . . .              .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   136
        7.3    Atomkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   138
               7.3.1 Aufbau der Atomkerne . . . . .                  .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   138
               7.3.2 Kernprozesse . . . . . . . . . . .              .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   139
Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                                7

      7.4    Moleküle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
             7.4.1 Molekülbindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
             7.4.2 Molekülanregung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
8     Festkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
      8.1    Aufbau von Festkörpern . . . . . . . . . . . . . .                         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   151
             8.1.1 Ionenkristalle . . . . . . . . . . . . . . .                         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   151
             8.1.2 Valenzkristalle . . . . . . . . . . . . . . .                        .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   152
             8.1.3 Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   153
             8.1.4 Kristalline und amorphe Festkörper                                   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   153
      8.2    Elektrische Leitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . .                      .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   154
             8.2.1 Metalle und Nichtleiter . . . . . . . . .                            .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   154
             8.2.2 Halbleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   156
      8.3    Elektronische Bauelemente . . . . . . . . . . . .                          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   158
             8.3.1 Halbleiterdioden . . . . . . . . . . . . .                           .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   158
             8.3.2 Transistoren . . . . . . . . . . . . . . . .                         .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   161

Anhang                                                                                                                                                                      165
A     Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165

B     Mathematische Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
      B.1    Vektorrechnung . . . . . . . . . . . . .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   167
      B.2    Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   169
      B.3    Differenzial- und Integralrechnung             .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   170
      B.4    Differenzialgleichungen . . . . . . .          .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   176
      B.5    Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . .       .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   177
      B.6    Sonstiges . . . . . . . . . . . . . . . . .    .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   .   178
C     Maßeinheiten und Naturkonstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
      C.1    Internationales Einheitensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
      C.2    Physikalische Konstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
D     Messen und Auswerten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
      D.1    Fehlerrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
      D.2    Messergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
1 Mechanik
1.1 Kinematik                                              Offenbar ist x eine Funktion der Zeit:

1.1.1 Bewegung entlang einer                                    x = f (t),
      Geraden                                              in Kurzform schreibt man x(t).
                                              Die mittlere Geschwindigkeit im Zeitinter-
Die Kinematik hat die mathematische Be- vall ∆t := t − t ist definiert durch
                                                           2   1
schreibung der Bewegung materieller Körper
im Raum zum Inhalt. In der Kinematik werden               ∆x
                                                   v̄ :=     .
keine Aussagen über das Zustandekommen                    ∆t
von Bewegungen gemacht. Dies ist Gegen- Die im Zeitintervall ∆t zurückgelegte Weg-
stand der Dynamik (vgl. Abschnitt 1.2).       strecke ∆x := x(t2 )− x(t1 ) heißt Verschiebung
Häufig ist es gerechtfertigt, die Ausdehnung  (Abb.   1.2).
der Körper zu vernachlässigen (Modellvorstel-
                                                       x
lung des Massenpunkts)1) . Vorteil: Rotation
und Verformung der Körper brauchen nicht            x(t2)
berücksichtigt zu werden.
Erfolgt die Bewegung entlang einer Geraden
                                                                 x(t1)
im Raum, so genügt es, zu jedem Zeitpunkt
t die jeweilige Ortskoordinate x anzugeben.
Trägt man x über t auf, erhält man das Weg-                                t1                       t2 t
Zeit-Diagramm der Bewegung (Abb. 1.1).
                                                           Abb. 1.2: Zeitintervall und Verschiebung. Man
        x                                                  beachte, dass die Verschiebung für x(t2 ) < x(t1 )
                                                           negativ ist.

                                                           Da sich die Geschwindigkeit eines Körpers
                                      f(t)                 i. Allg. ständig ändert, führt man die Momen-
                                                           tangeschwindigkeit ein2) :
                                                                         dx
                                                                v :=        = x(t).
                                                                              Û
                                                                         dt
                                              t
                                                           Erläuterung: Hohe Geschwindigkeit bedeu-
            Abb. 1.1: Weg-Zeit-Diagramm                    tet anschaulich, dass sich der Aufenthaltsort
1)   Modelle sind in der Physik von zentraler Bedeutung. Was man in der Physik unter einem Modell versteht, ist in
     Anhang A erläutert.
2)   Ein Punkt über dem Formelzeichen bedeutet ‚Ableitung nach der Zeit‘. Der Begriff ‚Ableitung‘ wird in Anhang
     B.3 kurz erläutert.
10                                                                                      1 Mechanik

     (die Koordinate) schnell ändert. Im Weg-Zeit- Bekanntlich ist die Umkehrung der Differen-
     Diagramm ist das dort der Fall, wo die Funk-  ziation die unbestimmte Integration1) . Daher
     tion steil ansteigt. Der Anstieg ist durch dieerhält man v(t) aus a(t), indem man die Be-
     Ableitung von x nach der Zeit t gegeben.      schleunigung über die Zeit integriert:
     Wenn v(t) = v0 = const, spricht man von einer
                                                               ∫
                                                        v(t) =   a(t)dt.
     gleichförmigen Bewegung, andernfalls von
     einer ungleichförmigen Bewegung.
                                                   Ebenso erhält man x(t) durch Integration über
     Genauso wie die Koordinate, kann man v(t), also
     die Geschwindigkeit über der Zeit auf-                    ∫
     tragen (Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm,            x(t) =   v(t)dt.
     Abb. 1.3).
                                                   Symbolisch kann man schreiben
                                                                 v(t)
             v
                                                         x(t)           a(t).
                                                      Dabei steht * für die Ableitung nach der Zeit
                                                      und ) für die Integration über die Zeit. Bei
                                                      jeder unbestimmten Integration tritt eine Inte-
                                                      grationskonstante auf. Diese muss aus einer
                                                      Anfangsbedingung bestimmt werden.
                                                      Bewegungen mit a(t) = a0 = const heißen
                                            t
                                                      gleichförmig beschleunigt, alle anderen un-
          Abb. 1.3: Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm    gleichförmig beschleunigt. Beispielsweise
                                                      fallen in der Nähe der Erdoberfläche alle Ge-
     Insbesondere in der Dynamik zeigt sich, dass     genstände mit der konstanten Beschleunigung
     die zeitliche Änderung der Geschwindigkeit       g = 9,81 m/s2 (Erdbeschleunigung), sofern
     von großer Wichtigkeit ist. Analog zur mittle-   die Wirkung des Luftwiderstands vernachläs-
     ren Geschwindigkeit wird daher die mittlere      sigt werden kann.
     Beschleunigung                                 Für gleichförmig beschleunigte Bewegungen
                                                    erhält man durch integrieren und unter Aus-
                ∆v
          ā :=                                     nutzung der Anfangsbedingungen v(t0 ) = v0
                ∆t                                  (Anfangsgeschwindigkeit) und x(t0 ) = x0 (Teil-
     (∆v := v(t2 ) − v(t1 )) und zur Momentan- chenkoordinate zur Anfangszeit t0 )
     geschwindigkeit die Momentanbeschleuni-           v(t) = a0 (t − t0 ) + v0,
     gung eingeführt:                                         1
                                                       x(t) = a0 (t − t0 )2 + v0 (t − t0 ) + x0 .
                dv                                            2
          a :=     = vÛ (t).
                dt
                                                      Aufgaben
     Wegen v(t) =  giltdx
                       dt
                                                      1.1.1-1 Das Weg-Zeit-Diagramm einer Bewe-
                      d2 x
                
            d dx                                      gung habe die Form eines Trapezes. Zeichnen
       a=          = 2 = x.Ü                          Sie das Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm!
           dt dt      dt
     1)   vgl. Abschnitt B.3 im Anhang
1.1 Kinematik                                                                                        11

1.1.1-2 Für einen fallenden Gegenstand gilt         1.1.2 Bewegung im Raum
näherungsweise x(t) = bt 2 mit b = 5 m/s2 .
a) Bestimmen Sie seinen Ort für t = 1 s, 2 s, 5 s
                                                 Zur eindeutigen Bestimmung der Lage eines
und die Momentangeschwindigkeit zur Zeit
                                                 Massenpunkts im Raum sind statt einer Koor-
t = 5 s.
                                                 dinate drei anzugeben. Diese fasst man zweck-
b) Wie groß ist die mittlere Geschwindigkeit
                                                 mäßigerweise in einem Vektor1) zusammen
in den ersten fünf Sekunden?
                                                 (Ortsvektor). Bewegt sich der Massenpunkt
c) Berechnen Sie die momentane Beschleuni-
                                                 durch den Raum, so lässt sich seine Bahnkurve
gung zur Zeit t = 5 s.
                                                 beschreiben, indem man zu jedem Zeitpunkt
Lösung: v = 50 m/s, v̄ = 25 m/s, a = ā =        t den Ortsvektor r®(t) angibt. Die Bahnkurve
10 m/s  2                                        (Trajektorie), zunächst für die Bewegung in
                                                 der Ebene, hat also die Form
1.1.1-3 Ein Teilchen befindet sich zur Zeit t =:
t0 = 2 s am Ort x(t0 ) = 0,1 m. Es bewegt sich
                                                                    !
                                                               x(t)
mit v(t) = v0 cos(ωt), v0 = 2 m/s, ω = 4 s−1 .       r®(t) :=         .
                                                               y(t)
Gesucht: a(t) und x(t) für t =: t1 = 10 s.

Lösung: −5,96 m/s2 , −2,21 cm

1.1.1-4 Leiten Sie den allgemeinen Ausdruck                          →
                                                                     r(t2)
für v(t) und x(t) bei der gleichförmig beschleu-                 →
nigten Bewegung her!                                              r(t1)

1.1.1-5 Ein Auto bremst mit einer Verzöge-
rung von 6,5 m/s2 und legt bis zum Stillstand
45 m zurück. Wie groß sind Bremszeit und
Anfangsgeschwindigkeit?

Lösung: 3,72 s, 24,2 m/s
                                                    Abb. 1.4: Spiralförmige Bewegung. Die Bahnkur-
1.1.1-6 Eine Rakete beschleunige in der Start-                                            !
                                                                                  sin(ωt)
phase gemäß a = ct mit c = 3 m/s . Geben Sie ve kann z. B. in der Form r®(t) = at
                                3
                                                                                            mit
                                                                                  cos(ωt)
ihre Geschwindigkeit und die zurückgelegte
                                               a, ω = const angegeben werden.
Wegstrecke 5 s nach dem Start an.

Lösung: 37,5 m/s, 62,5 m                            Die Geschwindigkeit ist ebenfalls durch einen
                                                    Vektor zu beschreiben, den Vektor der Mo-
1.1.1-7 Die Geschwindigkeit eines Körpers,
                                                    mentangeschwindigkeit:
der durch ein viskoses Medium fällt, ist
v(t) = v L (1 − e−Pt ). Welche Strecke legt eine                           !
                                                              d®
                                                               r        xÛ
Stahlkugel in Glycerin in der Zeit t = 1/P zu-          v® :=       Û
                                                                 = r® =      .
rück, wenn sie anfänglich ruhte (v L = 7 cm/s,                dt        yÛ
P = 140 1/s)?
                                                    Dieser Vektor liegt zu jedem Zeitpunkt tan-
Lösung: 0,184 mm                                    gential an der Bahnkurve (vgl. Abb. 1.5).
1)   vgl. Abschnitt B.1 im Anhang
12                                                                                              1 Mechanik

                                                       kann, entsprechen Wurf- und Geschossbahnen
                                 →                     einer gleichförmig beschleunigten Bewegung
                  →              v                     mit
                  r                                                  !
                                                                   0
                                                           a®0 =       ,
       O                                                          −g

     Abb. 1.5: Vektor der Momentangeschwindigkeit      wenn ein Koordinatensystem mit nach oben
                                                       weisender y-Achse gewählt wird.
     Analog zur geradlinigen Bewegung definiert Geschwindigkeitsvektor und Bahnkurve der
     man den Vektor der Momentanbeschleuni- gleichförmig beschleunigten Bewegung wer-
     gung:                                      den durch
                                 !
                d®v         vÛx                    v®(t) = a®0 (t − t0 ) + v®0,
          a® :=     = v®Û =        .
                dt          vÛ y                            1
                                                   r®(t) = a®0 (t − t0 )2 + v®0 (t − t0 ) + r®0
     Für den Beschleunigungsvektor erweist sich             2
     die folgende Zerlegung in Komponenten als beschrieben.
     zweckmäßig (Abb. 1.6):                     Eine weitere wichtige Bewegungsform ist die
         a® = a® k + a®⊥ .                        Kreisbewegung. In Abbildung 1.7 sind zwei
                                                  Punkte P1 und P2 auf einer rotierenden Schei-
     Dabei heißt a® k Tangential- oder Bahnbe- be dargestellt.
     schleunigung und a®⊥ heißt Zentripetal- oder
     Normalbeschleunigung.                                   y

                                 →
                                 a||
                                            →                                         P2
                             →              v
                             a         →                                    P1
                                       a⊥                                                  s2
                                                                                 s1
                                                                        ϕ
     Abb. 1.6: Zerlegung des Beschleunigungsvek-                                                 x
     tors in Komponenten parallel und senkrecht zum
     Geschwindigkeitsvektor

     Geschwindigkeitsänderungen (d. h. Beschleu-
     nigungen) setzen sich aus zwei Anteilen zu-
     sammen: Änderung des Betrages von v® (dem
     entspricht a® k ) und Änderung der Richtung von
                                                                  Abb. 1.7: Kreisbewegung
     v® (dem entspricht a®⊥ ).
     Eine wichtige spezielle Bewegungsform in          Offenbar legen sie in gleichen Zeiten verschie-
     der Ebene ist die gleichförmig beschleunigte      dene Strecken zurück. Der je Zeiteinheit über-
     Bewegung, definiert durch a® = a®0 = const. So-   strichene Winkel ϕ (Drehwinkel) ist aber für
     lange man Luftwiderstand, Tragflächeneffekte      beide Punkte gleich. Wählt man ein Koordi-
     (dynamischer Auftrieb) etc. vernachlässigen       natensystem, dessen Ursprung im Zentrum
1.1 Kinematik                                                                                              13

der Drehung liegt, so hat der Betrag des Orts-           eingeführt wurden. Der erste Term in der For-
vektors eines beliebig ausgewählten Punktes              mel für a® entspricht der Tangentialbeschleuni-
                        r | =: R = const1) . Die
einen konstanten Wert: |®                                gung, der zweite demzufolge der Zentripetal-
Bahnkurve hat die Form
                   !                                     beschleunigung.
             R cos ϕ(t)                                  Die mittlere Winkelgeschwindigkeit im Zei-
      r® =              .
             R sin ϕ(t)                                  tintervall ∆t := t2 − t1
Ableiten nach der Zeit ergibt die Geschwin-                            ∆ϕ
digkeit                                                        ω̄ :=      ,
                                                                       ∆t
      v® = Rω e®v® .                                     und die mittlere Winkelbeschleunigung
Hierbei wurde die momentane Winkelge-
                                                                       ∆ω
schwindigkeit                                                  ᾱ :=
                                                                       ∆t
       ω(t) := ϕ(t)
               Û
                                                         sind in gewohnter Weise definiert.
und der Einheitsvektor2) in Richtung von v®
                   !                                     Bei der gleichförmigen Kreisbewegung
           − sin ϕ                                       (ω =: ω0 = const) ist der Zusammenhang zwi-
   e®v® :=
            cos ϕ                                        schen Zeit und Drehwinkel durch
eingeführt. ω gibt an, welchen Winkel der                     ϕ(t) = ω0 (t − t0 ) + ϕ0
Ortsvektor pro Zeiteinheit überstreicht.
                                                gegeben. Die Anzahl der Umläufe pro Zeitein-
Man überzeugt sich leicht, dass die Bahn- heit heißt Drehzahl oder Drehfrequenz. Für
geschwindigkeit, das ist der Betrag des Ge- sie gilt
schwindigkeitsvektors, mit ω gemäß
                                                             1    ω0
      v(t) = Rω(t)                                     f :=     =
                                                             T    2π
zusammenhängt. Das heißt: je weiter der be-
trachtete Punkt von der Drehachse entfernt ist, ([ f ] = s =: Hertz (Hz)). Dabei ist T die Pe-
                                                          −1

umso schneller bewegt er sich.                  riode    der Kreisbewegung, d. h. die Zeitdauer
                                                für einen vollständigen Umlauf.
Differenzieren des Geschwindigkeitsvektors
nach der Zeit liefert den Beschleunigungsvek- Auch für die gleichförmig beschleunigte
tor                                             Kreisbewegung gelten Formeln analog zu
    a® = Rα e®v® − Rω e®r®,
                     2                          denen der geradlinigen Bewegung. Die Ma-
                                                thematik ist in beiden Fällen die gleiche – nur
wobei die momentane Winkelbeschleuni- die Formelsymbole und deren physikalische
gung                                            Bedeutung sind unterschiedlich:
      α(t) := ω(t)
               Û
                                                     ω(t) = α0 (t − t0 ) + ω0
und der radial nach außen weisende Einheits-                  1
vektor                                                ϕ(t) = α0 (t − t0 )2 + ω0 (t − t0 ) + ϕ0 .
                   !                                          2
             cos ϕ                              Erfolgt    die Bewegung nicht in einer Ebene,
    e®r® :=
             sin ϕ                              sondern im Raum, so ist die Hinzunahme einer
1)   R und ϕ heißen Polarkoordinaten (vgl. Abschnitt B.5 im Anhang)
2)   vgl. Abschnitt B.1 im Anhang
14                                                                                                1 Mechanik

     weiteren Koordinate notwendig. Die Bahnkur- Konsequenterweise beschreibt man auch die
     ve (Trajektorie) hat die Form:              Winkelbeschleunigung durch einen Vektor.
                                                 Dieser ist durch
                     x(t)
                                                           d ω®
         r®(t) := ­­ y(t) ®® .                       α
                   ©       ª
                                                      ® :=
                                                            dt
                   « z(t) ¬
                                                 definiert (Vektor der Winkelbeschleuni-
                                                 gung).
                                z
                                                              Aufgaben

                                                              1.1.2-1 Ein Teilchen! bewegt sich mit der Be-
                                                                                4
                                                              schleunigung           m/s2 . Es befindet sich zur
                                                                                3
                                                              Zeit t = t0 = 0 am Ort x = 4 m und y = 3 m.
                            →
                            r(t1)                             Seine Geschwindigkeit!      ist im gleichen Zeit-
                                         y                                      2
                                                              punkt durch            m/s gegeben. Berechnen
                                                                               −9
                                                              Sie
                                                              a) seine Geschwindigkeit zur Zeit t = 2 s!
                                             x                b) seinen Ort zur Zeit t = 4 s,
                                                                             !              !
                                                                          10            44
     Abb. 1.8: Spiralförmige Bewegung. Bahnkurve:             Lösung:           m/s,          m
               R cos(ωt)                                                 −3            −9
     r®(t) = ­ R sin(ωt) ®® mit R, b, ω = const. Die ersten
             ©            ª
             ­
                                                              1.1.2-2 Die Fallgeschwindigkeit mittelgroßer
           «   bt   ¬                                Regentropfen beträgt bei Windstille ca. 8 m/s.
     beiden Komponenten entsprechen einer gleichför- Welche Geschwindigkeit hat ein Zug, an des-
     migen Kreisbewegung.                            sen Wagenfenstern die Tropfen Spuren hin-
                                                              terlassen, die um 70◦ von der Senkrechten
     Auch v® und a® müssen um eine Komponente                 abweichen?
     erweitert werden.
                                                              Lösung: 79 km/h
     Kreisbewegungen können im Raum um unter-
     schiedliche Achsen erfolgen. Daher beschreibt            1.1.2-3 Vom Dach eines 12 m hohen Hau-
     man die Winkelgeschwindigkeit durch einem                ses wird ein Stein steil nach oben geworfen.
     Vektor, dessen Betrag mit ϕ(t)
                                  Û und dessen                Dieser fällt 6,4 s nach dem Abwurf in 32 m
     Richtung mit der Richtung der Drehachse                  Entfernung auf den Erdboden. Mit welcher
     übereinstimmt. Aus dem Ortsvektor r® und                 Anfangsgeschwindigkeit und unter welchem
     dem Vektor der Winkelgeschwindigkeit ω®                  Winkel wurde er abgeschleudert?
     lässt sich der Geschwindigkeitsvektor mithilfe           Lösung: 29,94 m/s, 80,4◦
     des Kreuzprodukts1) berechnen:
                                                              1.1.2-4 Ein Körper wird mit der Anfangsge-
            v® = ω® × r®.                                     schwindigkeit 35 m/s unter einem Winkel von
     1)   vgl. Abschnitt B.1 im Anhang
1.2 Dynamik                                                                                         15

60◦ abgeschleudert. Bestimmen Sie die Wurf- bewegt zur Zeit t1 = 10 s (A = 10 cm, ω = 2 s−1
weite, Wurfhöhe und Flugdauer!              und b = 0,01 m/s3 ).
                                                                !
Lösung: 108,1 m, 46,8 m, 6,18 s                       −0,3652
                                            Lösung:               m/s2
1.1.2-5 Mit welcher Geschwindigkeit bewegt              0,6000
sich ein Punkt auf der Erdoberfläche
a) am Äquator                                1.2 Dynamik
b) in Hamburg
relativ zum Sternenhimmel? (Erdumfang 1.2.1 Newtonsche Axiome
ca. 40 000 km, Hamburg liegt auf ca. 54◦
nördliche Breite, Bahnbewegung der Erde etc. Wie bereits erwähnt, befasst sich die Kinema-
vernachlässigen)                             tik mit der mathematischen Beschreibung von
                                             Bewegungsvorgängen. Die Dynamik ist die
Lösung: ca. 1667 km/h, 980 km/h
                                             Lehre vom Zusammenhang zwischen Bewe-
1.1.2-6 Bei einer Fluggeschwindigkeit von gung und deren Ursache, der Kraft. Zu den
420 km/h legt die Nabe der Luftschraube wäh- zentralen Begriffen Teilchenort, Geschwindig-
rend jeder Umdrehung die Strecke 3,6 m zu- keit und Beschleunigung kommen die Begriffe
rück. Welche Drehzahl hat die Luftschraube? Kraft und Masse hinzu.
Lösung: 32,4 Hz                             Den Widerstand eines Körpers gegen Bewe-
                                            gungsänderung (d. h. gegen Beschleunigung)
1.1.2-7 Ein Elektromotor mit der Drehzahl nennt man Trägheit. Das Maß für die Trägheit
4000 min−1 läuft innerhalb von 8 s bis zum heißt Masse. Eine experimentelle Anordnung
Stillstand aus. Wie viele Umdrehungen führt zur Bestimmung der Masse ist in Abb. 1.9 dar-
er dabei aus?                               gestellt. Auszumessende und Referenzmasse
Lösung: 266,7                               werden   durch eine Feder beschleunigt.
                                                 Je träger ein Körper ist, umso mehr wird er ver-
1.1.2-8 Ein Teilchen bewege sich auf ei-
                                                 suchen, seine Anfangsgeschwindigkeit v = 0
ner Kreisbahn gemäß ϕ = at + bt (a =
                                   2
                                                 beizubehalten. Die Masse eines Körpers ergibt
3 rad/s , b = 2 rad/s). Berechnen Sie die Win-
        2
                                                 sich aus
kelgeschwindigkeit und die Winkelbeschleu-
nigung zur Zeit t = 4 s!                                       v0
                                                      m := m0 .
                                                                v
Lösung: 26 rad/s, 6 rad/s2
                                                 Dabei ist m0 eine Referenzmasse (Kilogramm-
1.1.2-9 Ein Elektromotor führt innerhalb der prototyp) und v0 deren Geschwindigkeit. v
ersten 10 s nach dem Anlassen 280 Umdrehun- ist die Geschwindigkeit des Körpers, dessen
gen aus, wobei die Drehbewegung 5 s gleich- Masse bestimmt werden soll. (Einem Körper,
förmig beschleunigt und danach gleichförmig der mit großer Geschwindigkeit weg gestoßen
ist. Welche Drehzahl hat der Motor erreicht? wird, wird nach der obigen Formel offenbar
                                                 eine kleine Masse zugeschrieben.)
Lösung: 37,3 Hz
                                                 Diese etwas ungewöhnliche Art, die Masse
1.1.2-10 Bestimmen Sie den Beschleunigungs- einzuführen, hat den Vorteil, dass der Zusam-
vektor eines Teilchens,
                    !     das sich auf der durch menhang mit der Trägheit sehr deutlich wird
          A sin(ωt)
r®(t) =               beschriebenen Bahnkurve und außerdem nur Größen verwendet werden,
             bt 3                                die vorher definiert worden sind.
16                                                                                            1 Mechanik

                         v0                                                         v
                               Referenz-
                                masse

     Abb. 1.9: Zur Definition der trägen Masse. Eine Feder wird zwischen einem Referenzkörper und dem
     Körper, dessen Masse zu bestimmen ist, gestaucht. Beide Körper werden gleichzeitig losgelassen. Dies
     kann so eingerichtet werden, dass sie sich in genau entgegengesetzte Richtungen auseinander bewegen.
     Reibungseffekte müssen vernachlässigbar klein sein.

     Körper gleicher Masse nehmen bei unter-                2. Newtonsches Axiom (Dynamisches
     schiedlicher stofflicher Zusammensetzung ver-          Grundgesetz, Aktionsgesetz) Das Dynami-
     schiedene Volumina ein. Um diesen Sachver-             sche Grundgesetz
     halt quantitativ zu erfassen, führt man die
     Dichte ein. Im einfachsten Fall der homogen1)               F®res = ma®    (**)
     aufgebauten Körper ist die Dichte das Verhält-
     nis aus Masse und Volumen                              kann als Definitionsgleichung für die physi-
                                                            kalische Größe Kraft aufgefasst werden. m
                   m                                        und a® sind zuvor definiert worden. Somit lässt
            ρ :=     .
                   V                                        sich über die Messung der Beschleunigung
                                                            schließen, welche resultierende Kraft auf einen
     Newton2) hatte die Vorstellung, dass sich alle                         ® = kg2m =: Newton (N)).
                                                            Körper wirkt ([F]      s
     Erscheinungen der Mechanik (zumindest im
     Prinzip) aus wenigen Axiomen3) ableiten las- Viel bedeutender ist das Dynamische
     sen sollten. Die drei Newtonschen Axiome Grundgesetz in einer anderen Funktion
     lauten:                                        (Hauptaufgabe der Mechanik): Beachtet
                                                    man, dass die Beschleunigung als erste Ab-
     1. Axiom (Trägheitsgesetz4) ) Jeder Körper leitung des Geschwindigkeitsvektors nach der
     verharrt in einem Zustand der Ruhe oder Zeit definiert ist, so ist klar, dass (**) als Dif-
     gleichförmig geradlinigen Bewegung, wenn ferenzialgleichung6) aufgefasst werden kann.
     er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen Wenn die auf einen Körper wirkende Kraft
     wird, seinen Zustand zu ändern.                als Funktion von r®, v®, t und evtl. weiterer Va-
                                                    riablen gegeben ist und Anfangsbedingungen
     Bis Galilei glaubte man, dass alle Gegenstän- der Art r®(t0 ) = r®0 , v®(t0 ) = v®0 vorliegen, so lie-
     de zur Ruhe kommen, wenn keine äußeren fert die Lösung der Differenzialgleichung v®(t)
     Kräfte wirken5) . Durch Galilei verändert sich und r®(t), d. h. die Bahnkurve des Körpers. Die
     der Standpunkt grundsätzlich: bewegte Kör- Bewegung von Körpern lässt sich also mit
     per kommen aufgrund der immer vorhandenen mathematischen Mitteln aus den wirkenden
     Reibungskräfte zur Ruhe.                       Kräften bestimmen! Im Zusammenhang mit
     1)   homogen: überall gleich beschaffen
     2)   Sir Isaac Newton, 1643-1727
     3)   Axiom: Grundsatz, der ohne Beweis als wahr angenommen wird.
     4)   geht auf Galileo Galilei,1564 - 1642, zurück
     5)   Aristoteles, 384 – 322 v. Chr.
     6)   vgl. Anhang B.4
1.2 Dynamik                                                                                        17

diesem Problemkreis wird (**) auch Bewe- 1.2.1-2 Eine Person trägt ein 10 kg schwe-
gungsgleichung genannt.                          res Postpaket an einer Schnur (Reißfestigkeit
                                                 150  N) und betritt einen Aufzug. Welche Be-
(Hinweis: (**) lässt sich umstellen zu a® = F/m.
                                            ®
                                                 schleunigung darf beim Anfahren des Aufzugs
Gemäß dem im Abschnitt Kinematik Gesag-
                                                 nicht überschritten werden, damit die Schnur
ten erhält man r®(t) durch zweifaches Integrie-
                                                 nicht reißt?
ren. Wozu braucht man also das Dynamische
Grundgesetz? Das Verfahren mit der Integrati- Lösung: 5,19 m/s2
on funktioniert nur, wenn die Beschleunigung
als Funktion der Zeit bekannt ist. Dies ist aber 1.2.1-3 Auf einen Körper wirke eine konstante
häufig nicht der Fall.)                          Kraft F®0 . Geben Sie die allgemeine Lösung der
                                                 zugehörigen Bewegungsgleichung an (nicht
Das Dynamische Grundgesetz ist die wichtigs- rechnen, nachdenken!).
te Formel der Physik!
                                                 1.2.1-4 Die resultierende Kraft auf einen Kör-
Newton hat das Dynamische Grundgesetz in per der Masse m sei F = F0 −kt (F0, k Konstan-
einer allgemeiner gültigen Form angegeben: ten, t Zeit). Geben Sie die Teilchenposition als
            d p®                                 Funktion der Zeit an!
    F®res =
            dt                                                     F0 2      k 3
                                                 Lösung: x(t) =       t −       t + v0 t + x0
mit                                                               2m        6m
                                                 1.2.1-5 Auf einen geöffneten Fallschirm, der
     p® := m®v      (Impuls).
                                                 mit der Geschwindigkeit v fällt, wirkt eine
Diese Formel ist auch dann gültig, wenn sich Kraft cv 2 entgegen der Bewegungsrichtung.
die Masse im Laufe der Bewegung ändert, z. B. Wie groß ist die konstante Endgeschwindigkeit
beim Start einer Rakete (Treibstoffausstoß).     eines Fallschirmspringers?
                                                            p
3. Axiom (Wechselwirkungsgesetz) Übt ein Lösung: mg/c
Körper 1 auf einen anderen Körper 2 eine
Kraft F®12 aus, so wirkt eine gleich große, aber 1.2.1-6 Ein Auto (m = 1000 kg) fährt mit kon-
entgegen gerichtete Kraft von Körper 2 auf stanter Geschwindigkeit (v0 = 120 km/h) auf
Körper 1, also                                   einer ebenen Straße. Welche Strecke legt es in-
                                                 nerhalb von 20 s zurück, wenn der Motor plötz-
     F®12 = −F®21 .                              lich ausgekuppelt wird? Welche Geschwindig-
                                                 keit hat es 20 s nach dem Auskuppeln?
                                                 (Man nehme an, dass der Luftwiderstand und
Aufgaben                                         alle Reibungskräfte näherungsweise durch den
                                                 Ansatz FR = −cv 2 mit c = 0,8 kg/m beschreib-
Hinweis: Auf Körper in der Nähe der Erd- bar seien!).
oberfläche wirkt die Gewichtskraft mg, die
senkrecht nach unten in Richtung Erdmittel- Lösung: 21,7 m/s, 534 m
punkt wirkt (vgl. Abschnitt 1.3.2).
                                                 1.2.1-7 Ein Mann (Masse 75 kg) und ein Kind
1.2.1-1 Welche Kraft wirkt im Halteseil eines (Masse 25 kg) befinden sich auf einem zuge-
Aufzugs von 1500 kg Masse beim Anfahren frorenen See. Sie ziehen an den Enden eines
nach oben/unten, wenn die Beschleunigung in Seils. In welchem Verhältnis stehen die Be-
beiden Fällen 1,5 m/s2 beträgt?                  schleunigungen von Mann und Kind?
Lösung: ca. 17,0 kN, 12,5 kN                     Lösung: 1 : 3
18                                                                                                           1 Mechanik

     1.2.2 Dynamik starrer Körper                                  oder vektoriell
                                                                        ® := r® × F.
                                                                        M         ®
     Häufig können ausgedehnte Körper näherungs-
     weise als starr (d. h. nicht verformbar) ange-                Im Folgenden wird ein Massenpunkt betrach-
     sehen werden (Modellvorstellung des star-                     tet, der sich unter der Wirkung einer Kraft auf
     ren Körpers). Die Bewegung starrer Körper                     einer Kreisbahn vom Radius r bewegt. Die
     lässt sich als Überlagerung einer Translati-                  Kraft F® wird analog zur Beschleunigung in
     onsbewegung (der Körper nimmt zu allen                        zwei Komponenten zerlegt (vgl. Abb. 1.11).
     Zeiten zur Anfangslage parallele Lagen ein)                                                   →
     des Schwerpunktes1) und einer Rotationsbe-                                               →
                                                                                                   v
                                                                                              F⊥       →
     wegung um den Schwerpunkt auffassen. Bei                                                          F||
     der Behandlung der Bewegungsgesetze spie-                                                     →
     len Kreisbewegungen eine wichtige Rolle, da                                                   F
     alle Bestandteile eines rotierenden Körpers                                                       →
                                                                                                       r
     auf Kreisbahnen umlaufen. Das Dynamische
     Grundgesetz kann in eine Form gebracht wer-
     den, die zur Behandlung von Kreisbewegun-
     gen besonders geeignet ist.

     Versucht man einen drehbar gelagerten Körper
     in Rotation zu versetzen, so stellt man fest, dass           Abb. 1.11: Kraftzerlegung bei der Kreisbewe-
     die erzielte Wirkung (die Winkelbeschleuni-                  gung
     gung) nicht nur von der aufgewändeten Kraft,
                                                                   Die Zentripetalkraft F®⊥ wirkt zum Drehzen-
     sondern genauso stark vom Abstand Drehach-
                                                                   trum hin und ist für die Richtungsänderung
     se – Wirkungslinie (dem Hebelarm) der Kraft
                                                                   des Geschwindigkeitsvektors v® verantwortlich.
     abhängt (Abb. 1.10).
                                                                   Offenbar gilt (vgl. Kinematik der Kreisbewe-
              Drehachse                                            gung):
                                               F~
                                                                       F⊥ = ma⊥ = −mrω2 .
                                   ~A
                                    r    A
                                                                   Ebenso
                               A
                               b                                       Fk = ma k = mrα
                                   Wirkungslinie                   und daher
                                                                       M = r Fk = mr 2 α.
     Abb. 1.10: Drehmoment einer Kraft F® mit An- Dieser Formel ist zu entnehmen, dass die Win-
     griffspunkt A                                kelbeschleunigung umso kleiner ausfällt, je
                                                  weiter die Masse von der Drehachse entfernt
     Das Produkt aus diesen beiden Einflussfakto- ist. Die Trägheit eines Körpers hängt bei Dreh-
     ren nennt man Drehmoment                     bewegungen also nicht nur von der Masse,
                                                  sondern auch von deren Abstand zur Drehach-
         M = bF                                   se ab.
     1)   Der Schwerpunkt oder Massenmittelpunkt eines Körpers lässt sich experimentell ermitteln, indem man den
          Körper nacheinander an mindestens zwei verschiedenen Punkten an einem Faden aufhängt. Denkt man sich den
          Faden jeweils nach unten verlängert, so ergibt der Schnittpunkt der Verlängerungslinien die Lage des Schwerpunkts.
1.2 Dynamik                                                                                             19

Betrachtet man einen starren Körper, der wobei J Massenträgheitsmoment genannt
aus mehreren näherungsweise punktförmigen wird und durch
Massen zusammengesetzt ist (vgl. Abb. 1.12),             Õ
so gilt die obige Überlegung für jede der Mas- J :=               mi ri2
sen.                                                alle Teilchen

                                                        gegeben ist.
                                   mj                   Bei kontinuierlichen Massenverteilungen tritt
                         →
                         rj                             in der obigen Formel anstelle der Summe ein
                                                        Integral (vgl. Abb. 1.13):
                                                                   ∫
                    →
                    ri        mi                             J :=       r 2 dm.
                                                                    Volumen

                                             Wichtig ist, dass das Massenträgheitsmoment
Abb. 1.12: Starrer Körper, der aus punktförmigen
Massen zusammengesetzt ist                   keine feste Eigenschaft des rotierenden Kör-
                                             pers ist, sondern immer nur in Bezug auf eine
Da diese alle mit der selben Winkelgeschwin- bestimmte Drehachse angegeben werden kann.
digkeit ω rotieren, gilt                     Für einfache Körper sind Trägheitsmomente
                                             bezüglich verschiedener Achsen tabelliert (vgl.
   Mres = Jα,                                Tabelle 1.1).

Tabelle 1.1: Massenträgheitsmomente bezüglich einiger Symmetrieachsen einfacher Körper. Die For-
meln für Vollzylinder und Vollkugel sind als Spezialfälle enthalten. Auch das Trägheitsmoment eines
langen, dünnen Stabes bezüglich einer Schwerpunktachse senkrecht zur Stabachse lässt sich leicht
ablesen.

  Quader                            Hohlzylinder                              Hohlkugel

   1                                    1                                     2 R5 − r 5
      m(a2 + b2 )                         m(R2 + r 2 ) für A1                  m
   12                                   2                                     5 R3 − r 3
                                        1                1
                                          m(R2 + r 2 + l 2 ) für A2
                                        4                3

      b                                          A1
               a
                                                  r    R

                                                               A2
                                                                                           r
                                                           l
                                                                                               R
20                                                                                         1 Mechanik

                                                                                               A

                                                                                       a

                                                                              S

                             →
                             r
                                 dm
                                                        Abb. 1.14: Zwei zueinander parallele Rotationsa-
                                                        chen im Abstand a. Eine der beiden Achsen geht
                                                        durch den Schwerpunkt des Körpers.

                                                    Betrachtet man Tabelle 1.2, so stellt man fest,
                                                    dass zu jedem Ausdruck in der linken Spalte
     Abb. 1.13: Starrer Körper bei kontinuierlicher
     Massenverteilung                               ein ähnlicher Ausdruck in der rechten Spalte
                                                    gehört – die Formeln für translatorische Bewe-
                                                    gungen und für Rotationsbewegungen weisen
     Für andere Achsen kann das Trägheitsmoment
                                                    eine große formale Ähnlichkeit auf.
     häufig mithilfe des Steinerschen Satzes be-
     rechnet werden: Das Trägheitsmoment eines Zum Beispiel lautet das Dynamische Grund-
     Körpers der Masse m bezüglich einer Achse gesetz der Drehbewegung in vektorieller Form
     A sei JA . Das Trägheitsmoment des Körpers
     bezüglich der Achse, die durch den Körper-          ® res := J α
                                                         M          ®.
     schwerpunkt S und parallel zu A verläuft, sei
     JS (vgl. Abb. 1.14). Haben die beiden Achsen Als Gegenstück zum Impuls wird der Drehim-
     den Abstand a voneinander, so gilt             puls eingeführt:

         JA = JS + ma2 .                                     L® := J ω®

     Tabelle 1.2: Translations- und Rotationsgrößen. Der Punkt bedeutet wie üblich die Ableitung nach der
     Zeit.

       Translationsgröße                                Rotationsgröße
       Ortskoordinate                 x                 Drehwinkel                    ϕ
       Geschwindigkeit                v = xÛ            Winkelgeschwindigkeit         ω = ϕÛ
       Beschleunigung                 a = vÛ            Winkelbeschleunigung          α = ωÛ
       Masse                          m                 Massenträgheitsmoment         J
       Impuls                         p = mv            Drehimpuls                    L = Jω
       Kraft                          F = ma = pÛ       Drehmoment                    M = Jα = LÛ
       Arbeit                         dW = Fdx          Arbeit                        dW = M dϕ
                                             1                                               1
       kinetische Energie             Ekin = mv 2       Rotationsenergie              Erot = Jω2
                                             2                                               2
       Leistung                       P = Fv            Leistung                      P = Mω
Sie können auch lesen