POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...

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POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
MAGAZIN FÜR HEALTH-IT,
                                                               ­VERNETZTE MEDIZINTECHNIK
                                                                UND TELEMEDIZIN
www.e-health-com.deNr. 3_4 | 2021

                                     POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE-
                                     RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA?
                                     DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH
                                     IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM
                                     VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE
                                     GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN?
                                                            3_4 / 21 EHEALTHCOM 5
POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
COMPLEX |       XXX

                                     Diese Lösung hört aufs Wort.
                                     Sprachbasierte Dokumentation für
                                     Medizin und Pflege

                                                  Spracherkennung direkt
                                                  am Cursor innerhalb Ihrer
                                                  klinischen Applikation

                                                  Erfüllt alle Muss- und
                                                  Kann-Kriterien des KHZG

                                                  Concurrent-User Lizenz-
                                                  modell für den wirtschaft-
                                                  lichen klinikweiten Einsatz

              DFC-SYSTEMS GmbH
              info@dfcsystems.de
              Telefon +49 (0)89 461 487-0
6 EHEALTHCOM 0 / 00
              www.dfcsystems.de                                 www.indicda.com
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EDITORIAL

                                                                                                         PATIENT:INNEN, DIE
                                                                                                         FREMDEN WESEN

                                                                                                         M
                                                                                                                          it dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) hat die pandemie-
                                                                                                                          bedingt nochmals volldigitale DMEA in diesem Jahr ein echtes
                                                                                                                          Fokusthema, an dem niemand vorbeikommt. Zu Recht, wer-
                                                                                                                          den mit den per KHZG bzw. Krankenhauszukunftsfonds zur
                                                                                                                          Verfügung gestellten Geldern doch Entwicklungen angesto-
                                                                                                         ßen, die die deutsche Gesundheits-IT-Landschaft nachhaltig prägen werden.
                                                                                                            Besonders erfreulich aus Sicht derer, um die sich alles
                                                                                                         drehen sollte, den Patient:innen, ist der große Fokus auf
                                                                                                         Patientenportale. Nicht dass Krankenhäuser nicht vorher
                                                                                                         schon mit einer engeren digitalen Anbindung der Pati-
                                                                                                         ent:innen geliebäugelt hätten. Konsequent umgesetzt
                                                                                                         wurden Portale bisher aber nur punktuell. Das lag zum
                                                                                                         einen daran, dass solche Lösungen recht schnell recht
                                                                                                         komplex werden können. Hineingespielt haben dürfte
                                                                                                         aber auch, dass die digitale Patientenanbindung nicht
                                                                                                         mal eben so eingeführt werden kann.

                                                                                  Dass der überfällige   DAS KHZG ALS KATALYSATOR FÜR EINEN CHANGE-PROZESS
                                                                                                         Wer mit und über Patient:innen digital kommunizieren will, muss nicht nur ein
                                                                               Change-Prozess in Kran-   IT-System in Betrieb nehmen, sondern muss sich ganz fundamental über Ver-
                                                                                                         sorgungsprozesse Gedanken machen, innerhalb des Hauses und gegebenenfalls
                                                                               kenhäusern beschleunigt   auch über Einrichtungsgrenzen hinweg. Die „Patientenzentriertheit“, über die
                                                                               wird, könnte eine der     seit Jahren geredet wird, sie muss plötzlich gelebt werden. Patient:innen, die
                                                                                                         fremden Wesen, wollen verstanden werden. Dass das KHZG diesen überfälligen
                                                                               nachhaltigsten Folgen     Change-Prozess jetzt beschleunigt bzw. vielerorts sogar initiiert, könnte eine der
RECHTS UNTEN: © DIRK HASSKARL, BERLIN; RECHTS OBEN: © ELENABSL; TITEL: © BMG

                                                                               von Corona sein.          nachhaltigsten Folgen dieses Gesetzes und damit letztlich der Corona-Krise sein.
                                                                                                             Patient:innen besser verstehen, das dürfte auch für digitale Gesundheits-
                                                                                                         anwendungen (DiGA) ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Ein gutes halbes
                                                                                                         Jahr nach dem Start sind die deutschen DiGA weiterhin nur zarte Pflänzchen,
                                                                                                         die noch ordentlich aufgepäppelt werden müssen, bevor sie wirklich in voller
                                                                                                         Blüte stehen. Das liegt nicht nur an den DiGA, sondern auch daran, dass es noch
                                                                                                         an der richtigen Ansprache hapert. Wer digital Nutzen stiften will, muss seine
                                                                                                         Zielgruppe kennen – und sie dort abholen, wo sie sich befindet.

                                                                                                         Bleiben Sie gesund!

                                                                                                         PHILIPP GRÄTZEL VON GRÄTZ
                                                                                                         Chefredakteur E-HEALTH-COM

                                                                                                                                                                              3_4 / 21 EHEALTHCOM 3
POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
INHALT

20                                                                    14
eIDAS: Der europäische Rahmen für digitale Identitäten und Vertrau-   E-Health nach Spahn: Die Bundestagswahl steht vor der Tür und mit ihr eine Neujustie-
ensdienste sollte auch im Gesundheitswesen genutzt werden.            rung der gesundheitsbezogenen (Digital-)Politik. Doch wo geht die Reise hin?

                   COMPACT                                            COMPLEX
                   Nachrichten und Fakten                             Ereignisse & Entwicklungen

                   6      Meldungen                                   14    GESUNDHEITSPOLITIK                   32    Kommunikationsdienst
                          DiGA-Rahmenvereinbarung,                          E-Health nach Spahn: Die                   KIM kommt: Noch in diesem
                          DGU-TraumaRegister, Interview                     Bundestagswahl steht vor                   Jahr soll der neue Kommunika-
                          mit Dr. Alexander Schachinger,                    der Tür und mit ihr eine                   tionsdienst in der ambulanten
                          Telemedizin, Mobile Money,                        Neujustierung der gesund-                  Medizin breit ausgerollt werden.
                          KHZG, DVPMG, Zoff um Apple                        heitsbezogenen (Digital-)Poli-
                          Watch, Wissenschaftsticker etc.                   tik. Wo geht die Reise hin?          36    Pharma digital
                                                                                                                       Biopharmazeutika-Versorgung:
                   7      Dierks antwortet                            20    DIGITALE IDENTITÄTEN                       Auf dem Weg zu maßgeschnei-
                          Die Rechts-Kolumne von Prof.                      Vertrauenswürdiges E-                      derten Therapien mit KI & ML
                          Christian Dierks aus Berlin.                      Health im eIDAS-Vertrau-
                          Diesmal: Die Videosprechstunde                    ensraum. Der europäische             40    Forschungsregister
                          ist ja pandemiebedingt salon-                     Rahmen für digitale Identi-                Moderne Forschung dank digi-
                          fähig geworden. Wie schätzen                      täten und Vertrauensdienste                taler Register
                          Sie die weitere Entwicklung ein?                  sollte auch im Gesundheits-
                                                                            wesen genutzt werden.                44    Datensicherheit
                   10      Köpfe & Karrieren                                                                           Was das KHZG Kliniken in
                           Dr. Sven-Frederik Balders,                 26     VIDEOSPRECHSTUNDE                         puncto Datensicherheit eröffnet.
                          ­Johanna Nüsken, Dr. Patricia                     Social Distancing für Ärzt:in-
                           Ex, Walter Märzendorfer,                         nen: In der Pandemie hat die         46    Anwenderbericht
                           Prof. Dr. Holger Thiele,                         Videosprechstunde an Popu-                 Digitalisierung bringt Medika-
                           Prof. Dr. Michael Hertl                          larität gewonnen.                          tion auf ein besseres Niveau.

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POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
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In der Pandemie hat die Videosprechstunde an Popularität gewonnen: Ärzt:innen lernen   KIM kommt: Dem Fax und dem analogen Arztbrief soll es mit
nun Chancen und Grenzen dieses neuen Kommunikationswegs kennen.                        dem neuen Kommunikationsdienst an den Kragen gehen.

COMMUNITY                                           COMPASS
Menschen & Meinungen                                Markt & Service

48    Digitalstrategie                              80    Aus den Unternehmen
      Zeit für Strategien: Datenqua-
      lität und -verfügbarkeit sind                 91    Firmenverzeichnis
      Dreh- und Angelpunkt einer
      Digitalstrategie im Gesundheits-              94    Termine
      wesen.

52          BVITG MONITOR
      Die aktuellen Sonderseiten des
      Bundesverbandes Gesundheits-
      IT – bvitg. e. V.

60    Aus den Verbänden
                                                    Standards                                   DMEA
      Beiträge der Partnerverbände
      BiM, Bitkom, BMC, BVMed,
                                                                                                COMPASS
      DGBMT | VDE, DGT, DGTele-                     03    Editorial
      med, FINSOZ, TMF, VdigG                                                                   70    Special
                                                    96    Bücher                                      Themen und Trends
                                                                                                      der digitalen DMEA
                                                    97    Findex/ Impressum                           im Überblick

                                                    98    Kolumne „Perspektiven“

                                                                                                                  3_4 / 21 EHEALTHCOM 5
POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
COMPACT

                                                                     BÄRCODE HILFT BERLIN
                                                                     BEI RÜCKKEHR INS
                                                                     ÖFFENTLICHE LEBEN
                                                                                                  Das Berlin Institute of Health (BIH) der
                                                                                                  Charité unterstützt das Land Berlin
                                                                                                  bei der Rückkehr ins kulturelle und
                                                                                                  gemeinschaftliche Leben in Berlin.
                                                                                                  Hierzu haben Wissenschaftler:innen
                                                                                                  um Professor Roland Eils und sei-
                                                                                                  nen Kollegen Harald Wagener einen
                                                                                                  fälschungssicheren, datenschutzkon-
                                                                                                  formen und einfach anwendbaren digi-
                                                                                                  talen Nachweis für Antigen-Schnell-
                                                                                                  tests und COVID-19-Impfungen entwi-
                                                                                                  ckelt. Der BärCODE wird in den offi-
                                                                                                  ziellen Test- und Impfstellen erzeugt
                                                                                                  und kann bei der Einlasskontrolle per
                                                                                                  Prüf-App offline gescannt werden.
                                                                                                  Projektstart war der 1. Mai 2021. Die
                                                                                                  Charité – Universitätsmedizin Berlin
                                                                                                  wird den BärCODE im Rahmen der

                                                                                                                                             BILDER: LINKS OBEN: © ISTOCK MONKEYBUSINESSIMAGES ; RECHTS OBEN: © CHRISTIAN DIERKS; RECHTS UNTEN: © FOTOHANSL – STOCK.ADOBE.COM
                                                                                                  Pilotphase für Besucher:innen testen.
                                                                                                  Weitere Informationen unter:
                                                                                                  www.bärcode.de

ÜBERTRIEBENER                                               Die DGU kritisiert vor allem „Unsi-
                                                        cherheiten und Hürden“ bei der Einwil-
                                                                                                  konkretisiert werden. Eine gesetzliche
                                                                                                  Neuregelung auf Basis von § 287a

DATENSCHUTZ?                                            ligungserklärung, die eine rechtssiche-
                                                        re und praktikable Umsetzung der
                                                                                                  SGB V hält Schneider für problema-
                                                                                                  tisch, da ein Qualitätssicherungsregis-
                                                        Qualitätssicherung de facto unmöglich     ter nicht nur der Forschung diene.
Die Unfallchirurgen sehen ihr TraumaRegister            machten. Die DGU will eine gesetzliche        Auch sei die Abgrenzung zur
gefährdet. Besteht Handlungsbedarf?                     Regelung erreichen, um das Register       Kompetenz der Bundesländer mit ih-
                                                        und damit die Qualitätssicherung auch     ren Landeskrankenhausgesetzen zu-

             D
                      ie Zahl der Fälle, die im Trau-   ohne Einwilligung rechtssicher mit        mindest unklar. Der „föderale Flicken-
                      maRegister der Deutschen Ge-      pseudonymisierten Datensätzen zu          teppich“ sei ohnehin ein zentrales
                      sellschaft für Unfallchirurgie    betreiben. Dies sei umso wichtiger, als   Problem für Projekte wie das Trauma-
              (DGU) dokumentiert werden, sinkt:         es eine gesetzlich vorgeschriebene        Register, so Schneider. Die DSGVO
              Schon 2018 nahm sie um 6% ab. 2019        Pflicht zur Qualitätssicherung gebe.      habe daran wegen ihrer Öffnungs-
              ging es dann noch einmal um satte             Für den Juristen Uwe Schneider        klauseln nicht viel geändert. Der Ju-
              17% runter. Die DGU sieht die Schuld      wäre § 299 SGB V im Prinzip eine exis-    rist plädiert vor diesem Hintergrund
              bei der Datenschutz-Grundverordnung       tierende rechtliche Grundlage für das     dafür, nicht von „übertriebenem Da-
              (DSGVO): „Übertriebener Datenschutz       DGU-Anliegen. Diese Vorschrift müs-       tenschutz“ zu reden, sondern eher von
              gefährdet Menschenleben“, so DGU-         se allerdings durch eine Richtlinie des   einer „unzureichenden Ausgestaltung
              Präsident Prof. Dr. Michael Reschke.      Gemeinsamen Bundesausschusses             durch Bund und Länder“.

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POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
DIERKS ANTWORTET
GESCHIEDST: DIGA-RAHMEN-                                                                                             PROF. DR. DR.

VEREINBARUNG STEHT Herstellerverbän-                                                                              ­CHRISTIAN DIERKS
                                                                                                                  ist Rechtsanwalt und
                                                                                                                  Facharzt für Allgemein-
de und GKV-Spitzenverband haben sich auf die DiGA-Rahmenver-                                                      medizin in Berlin.
einbarung geeinigt. Nur beim Geld herrscht noch Uneinigkeit.
                                                                                                                  Kommentare & Fragen:

U
                                                                                                                  christian.dierks@
        m die DiGA-Rahmenvereinba-            preise als auch für die Preise, die Kos-                            dierks.company
        rung nach § 134 Abs. 4 SGB V          tenträger:innen in anderen europäi-
        wurde monatelang intensiv             schen Ländern bezahlen. Die Über-             Die Videosprechstunde ist ja pandemiebedingt
gerungen. Die erste Fassung der               mittlungspflicht für europäische Ver-         salonfähig geworden. Wie schätzen Sie die weitere
DiGA-Schiedsstelle regelt jetzt u.a. das      gleichspreise gilt allerdings nur dann,       Entwicklung ein?
Verhandlungsverfahren für die „Ver-           wenn es in anderen Ländern identi-
gütungsbeträge“, außerdem die Fest-           sche DiGA gibt.                               Il y a quelque chose de plus puissant que la force
legung der „tatsächlichen Preise“, die            Die Vereinbarung des Vergütungs-          brutale des baïonnettes: c‘est l‘idée dont le temps
bei Fast-Track-DiGA in den ersten             betrags muss „in freier Würdigung             est venu et l‘heure est sonnée, sagte Aimard. Wir
zwölf Monaten bezahlt werden.                 aller preisrelevanten Informationen“          haben jetzt den Nutzen der Videosprechstunde
    Der tatsächliche Preis berechnet          erfolgen, es geht also um medizini-           gesehen, selbstverständlich auch die Grenzen,
sich aus dem Herstellerabgabepreis,           schen Nutzen und Struktur- oder Ver-          aber es kann keinen Zweifel geben, dass sie ein
bereinigt um Rabatte in Deutschland           fahrenseffekt. Das war strittig gewe-         fester Bestandteil der Versorgung wird. Deswe-
in den drei Monaten vor Antragstel-           sen, der GKV ging es vor allem um             gen ist auch zu erwarten, dass ihre Anforderun-
lung. Abgezogen werden außerdem               den medizinischen Nutzen. Das hei-            gen und Möglichkeiten weiterentwickelt wer-
Kosten für nicht erstattungsfähige            kelste Thema wurde vorerst ausge-
Services und Hardware. Gibt es keine          klammert. Der GKV-Spitzenverband                 Es ist zu erwarten, dass wir die
Einigkeit bis zum zwölften Monat des          will Höchstbeträge für vergleichbare          Vorteile professioneller Anbieter für die
Fast Track, kommt es zu rückwirken-           DiGA, und es soll Schwellenwerte ge-          Videosprechstunde nutzen müssen.
den Ausgleichsansprüchen.                     ben, unterhalb derer eine DiGA pau-
    Beim Vergütungsbetrag sieht die           schal erstattet wird. Bei den Höchst-         den und dass wir die Vorteile professioneller
Rahmenvereinbarung die Berücksich-            beträgen geht es nicht zuletzt um die         Leistungsanbieter nutzen müssen.
tigung europäischer Vergleichspreise          Gruppierungssystematik. Ein weiterer             Videosprechstunde ist nicht nur eine ergän-
vor. Dies gilt sowohl für Selbstzahler-       Schiedsspruch wird erwartet.                  zende Arabeske des niedergelassenen Arztes, sie
                                                                                            wird eine eigene Leistungskategorie mit eige-
                                                                                            nen telematischen Versorgungsanbieter:innen
TICKER                 + + + Ab Juli 2021 startet
das E-REZEPT mit einer Testphase in der Fokus-
                                                                                            werden. Es ist Aufgabe der Medizin, hierfür
                                                                                            Standards und Leitlinien zu entwickeln. Es ist
region Berlin-Brandenburg: Apotheken, Praxen                                                Aufgabe der Politik, die Wirtschaftlichkeit die-
und Krankenhäuser können so die neuen Verord-                                               ser Leistungserbringung durch ausgewogene
nungs- und Einlöseprozesse bereits anwenden.                                                Vergütungsmodelle und eine intelligente Be-
Der Berliner Apotheker-Verein (BAV), der Apothe-
kerverband Brandenburg e.V. (AVB), der Deutsche
                                                                                            darfsplanung zu sichern, um dadurch eine sinn-
Apothekerverband (DAV) und die gematik werden                                               volle Ergänzung der bestehenden haus- und
eine Gruppe von bis zu 120 Apotheker:innen und                                              fachärztlichen Versorgung zu erreichen. Pati-
bis zu 50 (Zahn-)Ärzt:innen aus Praxen und Kliniken intensiv begleiten. Ziel ist es, das    ent:innen, denen telematisch lege artis weiter-
E-Rezept in der Versorgungspraxis von der Ausstellung bis zur Abrechnung zu testen.
+ + + In einem gemeinsamen Positionspapier treten die Verbände BITKOM und BVITG             geholfen werden kann, müssen nicht in einer
für eine umfassende Umgestaltung der Digitalisierung des Gesundheitswesens ein. Zen-        Arztpraxis vorstellig werden. Dadurch entste-
trale Forderungen sind eine neue Governance-Struktur und Rollenverteilung sowie ein         hen Freiräume, die für die Verbesserung der
übergeordnetes E-Health-Zielbild. Das Positionspapier finden Sie unter www.bvitg.de/        Qualität der Versorgung im unmittelbaren
0421-digitalisierung-gesundheitswesen-neu-denken/ + + + Sie ist die derzeit noch etwas
unbekanntere Schwester von ePA, E-Rezept und KIM: WANDA (kurz für: Weitere Anwen-
                                                                                            Patientenkontakt besser genutzt werden kön-
dungen für den Datenaustausch). Als „Weitere Anwendung“ können die unterschied-             nen. Hierin liegt eine wichtige Aufgabe für die
lichsten Angebote von Drittanbietern, etwa aus der Gesundheitsforschung oder Indust-        nächste Legislaturperiode.
rie, die Telematikinfrastruktur als primäre Plattform für eine sichere Vernetzung nutzen.
Die Voraussetzung ist das Bestätigungsverfahren WANDA, das diese Dienste bei der ge-
matik durchlaufen und erfolgreich absolvieren müssen. Mehr Informationen unter www.
gematik.de + + +

                                                                                                               3_4 / 21 EHEALTHCOM 7
POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
COMPACT

 » DER DIGITAL HEALTH GAP IST GRÖSSER GEWORDEN «
 Die Corona-Krise hat die Digitalisierung befördert und gleichzeitig den Digital Health Gap verbreitert. Was sind die
 Gründe, und welche Auswege gibt es?

                                      Wie hat sich die Digital-Health-Nut-          Schichten gezielt anzusprechen. Bei der Videosprechstun-
                                      zung während der zweiten Corona-              de reden Akademiker:innen mit Akademiker:innen.
                                      Welle entwickelt?
                                      Corona hat die medizinischen Versor-          Trifft das für alle Arten von Angeboten zu?
                                      gungszeiten reduziert. Die bildungs-          Es gibt Unterschiede. Rund 18 Prozent geben an, Well-
                                      fernen Schichten hat das deutlich             ness-, Lifestyle- und Sport-Apps zu nutzen. Das ist eine
                                      stärker betroffen. Städter, Akademi-          Lockdown-Folge, unter anderem weil die Fitnessstudios
                                      ker:innen, Menschen mit höherem               zu sind. Bei diesen Angeboten sind die Unterschiede zwi-
                                      Bildungsstand und oft ohne chroni-            schen den sozialen Schichten kleiner. Wer Fitnessstudios
                                      sche Erkrankung nutzen Angebote               besucht, kommt auch auf die Idee, solche Tools zu nutzen.
 DR. ALEXANDER SCHACHINGER
                                      wie die Online-Sprechstunde viel              Je näher an die medizinische Versorgung es geht, umso
 ist Gründer und Geschäftsführer
                                      häufiger. Der Digital Health Gap ist          größer wird der Gap. Bei Chroniker-Apps etwa ist er auch
 von EPatient Analytics. Das Unter-
 nehmen führt zweimal jährlich den    durch Corona größer geworden, ob-             deutlich, parallel zur Videosprechstunde.
 EPatient Survey durch.               wohl mehr digitale Tools zum Einsatz
                                      kommen. Im Herbst 2020 hatten nur             Was müsste passieren, damit es besser wird?
                  4,6 Prozent schon eine Online-Sprechstunde genutzt, ein           Es bräuchte mehr persönliche, niedrigschwellige Anspra-
                  halbes Jahr später waren es 10,7 Prozent. Aber das verteilt       cheszenarien für Menschen aus bildungsferneren Schich-
                  sich nicht gleichmäßig.                                           ten, durch wen auch immer. Ein Beispiel aus Deutschland
                                                                                    sind Krankenkassen, die gezielt die Screening-App Pre-
                Warum tut sich Deutschland so schwer?                               venticus über nichtdigitale Wege anbieten. Die Reha-App
                Ich glaube, es hat mit der fehlenden Public-Health-Kultur           Caspar Health ist ein anderes Beispiel, da erhält die Ziel-
                in Deutschland zu tun, das zeigt die Corona-Krise ja auch           gruppe direkt am Point-of-Care eine persönliche Einwei-
                an anderen Stellen. Das Wort Unterschicht ist bis heute             sung von nichtärztlichem Fachpersonal. Und in der
                ein Begriff, den niemand pragmatisch und unbefangen                 Schweiz gibt es den Antibiotika-Coach, den Apotheken
                ausspricht. Epidemiologische Forschung in Deutschland               immer dann automatisch verteilen, wenn sie Antibiotika
                interessiert sich nicht für Bildung. Vor diesem Hinter-             auf Rezept ausgeben. Solche Beispiele gibt es nur leider
                grund ist es nicht erstaunlich, dass es auch bei Digital            viel zu wenige, es fehlt in Deutschland das Bewusstsein
                Health so gut wie keine Versuche gibt, bildungsfernere              dafür.

                Mobile Money für die Gesundheit
                M-HEALTH Wie lässt sich in Ländern mit problematischer Infra-       digitale Geldbörsen genutzt. mTOMADY ist ein Mobile Money
                struktur Gesundheitsverhalten fördern? Die am Berlin Institute of   System, das ganz auf die Gesundheitsversorgung zugeschnitten
                Health (BIH) entwickelte und jetzt als Unternehmen ausgegrün-       ist. Die Nutzer:innen können an Mobile Cashpoints Bargeld ein-
                dete Gesundheitsplattform mTOMADY setzt auf Mobile Money.           zahlen, das danach ausschließlich für Gesundheitsdienstleistun-
                                                                                                                                                         FOTO: © DR. ALEXANDER SCHACHINGER

                Die Plattform geht auf die beiden Charité-Neurologen Dr. Julius     gen zur Verfügung steht. So wird verhindert, dass ein finanzielles
                Emmrich und Dr. Samuel Knauss zurück, die in Madagaskar eh-         Polster anderweitig verbraucht wird. Mittlerweile können über
                renamtliche Entwicklungsarbeit leisten. Dort leben 93 Prozent       die Plattform auch Krankenversicherungen abgeschlossen
                der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, weniger als 5 Prozent       werden und es gibt einen Solidarfonds auf Spendenbasis, wenn
                verfügen über ein Bankkonto. Da in den letzten Jahren die Mobil-    das angesparte Kapital mal nicht reicht. Im nächsten Schritt soll
                funkinfrastruktur stark ausgebaut wurde, werden zunehmend           mTOMADY jetzt in Ghana und Uganda eingeführt werden.

8 EHEALTHCOM 3_4 / 21
POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
SACHSEN MACHT SACHEN Corona hat bei der
                                   Fernbehandlung viel möglich gemacht. Doch wie geht es auf Dauer weiter?
                                   In Sachsen erproben KV und mehrere Krankenkassen jetzt ein neues Modell.

                                   D
                                          as „Sächsische Fernbehand-       aufgebaut. Dort gibt es – am Telefon
                                          lungsmodell“, ein Gemein-        oder online – das strukturierte Erst-
                                          schaftsprojekt der KV Sachsen    einschätzungsverfahren SmED, das in
                                   mit der AOK PLUS, der IKK classic,      den letzten Jahren entwickelt wurde
                                   der DAK und der Knappschaft, richtet    und das dabei helfen soll, einzuschät-    ent:in bei aus-
                                   sich an Patient:innen mit hausärztli-   zen, welche Patient:innen nicht eigens    schließlichem
                                   chen oder internistischen Erkrankun-    in die Praxis kommen müssen. Die          Fernkontakt, wäh-
                                   gen, die unter bestimmten Umstän-       Terminservicestelle vermittelt dann       rend eine normale
                                   den ohne Praxisbesuch versorgt und      Arzt oder Ärztin in räumlicher Nähe,      Quartalspauschale mit neun Euro Zu-
                                   ggf. auch medikamentös behandelt        der/die sich innerhalb von 30 Minuten     satzentgelt ausgelöst wird, wenn doch
                                   werden sollen. Neben Patient:innen      bei den Patient:innen meldet, per Tele-   ein Vorortkontakt nötig wird. Tech-
BILD: © MAKC76 – STOCK.ADOBE.COM

                                   mit banalen Infekten zielt das Ange-    fon oder auch Videosprechstunde.          nisch ist für eine Teilnahme ein TI-
                                   bot auch auf solche mit Hauterkran-         Rezepte werden, solange noch          Anschluss mit KIM-Dienst nötig.
                                   kungen oder auf Kinder mit typisch-     nicht elektronisch möglich, in der Pra-   Nach der derzeitigen Pilotphase soll
                                   pädiatrischen Parasitosen.              xis abgeholt oder, wenn nicht eilig,      das Angebot ab 2022 in Sachsen flä-
                                       Der Kontakt zu Arzt oder Ärztin     postalisch versandt. Und bei der Ab-      chendeckend zur Verfügung gestellt
                                   wird via Terminservicestelle der KV     rechnung gibt es 25 Euro pro Pati-        werden.

                                                                                                                                                             ANZEIGE

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POLITIK WIE LÄUFT DIGITALISIE- RUNG IN DER POST-SPAHN-ÄRA? DIGITALE IDENTITÄT E-HEALTH IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM VIDEOSPRECHSTUNDE IST SIE GEKOMMEN ...
COMPACT

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  KÖPFE & KARRIEREN
                                                                              ley EMN. Er folgt auf Prof. Dr. Erich R. Reinhardt , der nach 13-jäh-
                                                                              riger Tätigkeit nicht mehr zur Wiederwahl antrat. 4 PROF. DR.
                                                                              HOLGER THIELE , Universitätsklinikdirektor Kardiologie am
  1 DR. SVEN-FREDERIK BALDERS ist nach über fünfjähriger Tä-                  Herzzentrum Leipzig, ist seit Mitte April neuer Präsident der Deut-
  tigkeit im April aus der Geschäftsführung der Gesellschaft für              schen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung
  Versicherungswissenschaft und -gestaltung e.V. (GVG) ausgeschie-            e. V. (DGK). Als Prioritäten hat er für seine Amtszeit die Weiter-
  den, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen.                entwicklung digitaler Konzepte für Weiter- und Fortbildung, die
  2 Seit Mai hat JOHANNA NÜSKEN (l.) die Geschäftsführung des                 Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit der Gesellschaft, Initiativen in
  Bundesverbandes Managed Care (BMC). Sie übernimmt damit die                 der Telemedizin und eine stärkere Integration der Grundlagenwis-
  Nachfolge von DR. PATRICIA EX (r.), die seit April neue Abtei-              senschaften in der DGK gesetzt. 5 Seit Ende April ist PROF. DR.
  lungsleiterin Versorgungsmanagement beim BKK Dachverband                    MICHAEL HERTL, Direktor der Klinik für Dermatologie und All-
  ist. Ex ist seit April 2020 auch Mitglied im Expertenpool des Inno-         ergologie am Universitätsklinikum Marburg/UKGM, neuer Präsi-
  vationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss.                        dent der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Die
  3 WALTER MÄRZENDORFER, ehemaliger Top-Manager von Sie-                      Zukunft des Faches Dermatologie, Digitalisierung und Nach-
  mens Healthineers und ein international renommierter Medizin-               wuchs- sowie Forschungsförderung sind die Themen, denen Hertl
  technik-Experte, ist neuer Vorstandsvorsitzender des Medical Val-           sich während seiner Präsidentschaft besonders widmen möchte.

                David gegen Goliath                                                  Krebs-App auf Rezept
                SENSORIK Wer hat das mobile Smartwatch-EKG erfunden?                 DIGA Zum zweiten Mal schafft es eine App für Krebspatient:in-
                Darum, genauer um drei Patente im Zusammenhang mit der               nen in den Katalog der erstattungsfähigen digitalen Gesund-
                mobilen EKG-Aufzeichnung und Auswertung der Apple Watch,             heitsanwendungen (DiGA) des BfArM. Nach der Mika-App von
                dreht es sich in einem heftigen Streit zwischen AliveCor und         Fosanis, die im März für Frauen mit Krebserkrankungen von
                dem IT-Riesen aus Cupertino. AliveCor hat bei der US-Handels-        Eierstock oder Gebärmutter zugelassen wurde, schaffte Mitte
                kommission ITC jetzt Beschwerde eingereicht. Eine Klage wur-         Mai die DiGA PRO-React Onco von CANKADO eine Listung. Sie
                de schon im Dezember 2020 eingereicht. Ziel ist es, die Einfuhr      richtet sich an Patientinnen mit Brustkrebs und dient der Er-
                von Apple Watches ab Modell 4 in die USA zu unterbinden. Zwei        fassung von Symptomen und Lebensqualität. Die behandelnden
                der Patente stehen in Zusammenhang mit den AliveCor EKG-             Ärzt:innen erhalten einen besseren Überblick über den Verlauf    FOTOS: © GVG; BMC; SIEMENS HEALTHINEERS; HELIOS; UKGM

                Elektroden, ein weiteres betrifft den KI-Algorithmus Smart-          der Erkrankung und sparen Zeit, weil sie die Informationen
                Rhythm. Letzterer war ursprünglich Teil einer Apple Watch            nicht im Detail selbst abfragen müssen. Die App ist derzeit in
                EKG-App von AliveCor, zu einer Zeit, als die Uhr noch kein EKG       13 Sprachen erhältlich. Die in Kooperation mit der Charité und
                beherrschte. Durch die EKG-Funktion wurde diese App dann             dem Uniklinikum Leipzig entwickelte Mika-App hat einen et-
                obsolet. AliveCor wirft Apple nicht nur Patentverletzung vor,        was anderen Fokus: Bei ihr geht es stärker um Therapiebeglei-
                sondern beklagt außerdem, dass Wettbewerber aus dem Markt            tung, unter anderem mit Bewegungstraining und Ernährungs-
                gedrängt würden.                                                     empfehlungen.

10 EHEALTHCOM 3_4 / 21
JETZT WIRD
MODELLIERT
Rennen entschieden: „Digital
Radar“ misst Klinik-Reifegrad.

M
           it mehr als zwei Monaten
           Verzögerung hat das Bun-
           desgesundheitsministerium
entschieden, wer künftig den digita-
len Reifegrad der deutschen Kranken-
häuser ermitteln wird. Der Zuschlag
soll am 17. Mai an das Konsortium
„Digital Radar“ der HIMSS Europe
GmbH gehen. Beteiligt sind das Insti-
tut für angewandte Versorgungsfor-
schung (inav), die Krankenhausbera-
ter von Lohfert & Lohfert sowie das
RWI – Leibniz-Institut für Wirt-
schaftsforschung in Essen. Konsortial-
leiterin ist Prof. Dr. Sylvia Thun vom
Berlin Institute of Health (BIH), ihr
Stellvertreter wird Prof. Dr. Alexander
Geissler, derzeit Medical School der
Universität St. Gallen.
    Mit der Reifegradmessung sollen
deutsche Krankenhäuser nachweisen,
wie stark sie bereits digitalisiert sind.
                                            Beratung zur
Nur wer dabei mitmacht, kann die
über den Krankenhauszukunftsfonds
                                            Aktionssteuerung|ng
                                            Prozessmodellierung in
(KHZF) verteilten Fördermittel in An-
spruch nehmen. Diese wiederum wur-

                                            BITMARCK_21c|ng
den durch das Krankenhauszukunfts-
gesetz (KHZG) ermöglicht, das we-
sentlich mit EU-Geldern finanziert
wird. Insgesamt geht es dabei um 4,3
Milliarden Euro, davon 3 Milliarden         • Prozess- und Digitalisierungsberatung rund um die
aus dem KHZF und weitere 1,3 Milli-
                                              Aktionssteuerung|ng
arden von den Bundesländern.
    Trotz der erheblichen Verzögerung       • Unterstützung bei der Prozessoptimierung und
scheint die Politik an den Fristen für        -automatisierung
die Umsetzung der Reifegradmessung          • Begleitung von der Analyse über die Umsetzung bis hin
festhalten zu wollen: Bis Ende Juni soll      zur Implementierung
ein eigenes deutsches Reifegradmodell
fertig sein, das sich an existierenden      • Bedarfsgerecht und individuell für jeden Kunden
Modellen orientieren muss. Das „Digi-       • Schaffung von standardisierten Lösungen
tal Radar“-Konsortium wird dazu u. a.
die existierenden HIMSS-Modelle und
das KIT-CON-Modell nutzen, das auf          Noch Fragen? Dann wenden Sie sich gerne an
die Medizininformatik der Universität       vertrieb@bitmarck.de
Göttingen zurückgeht.

                                                                                 3_4 / 21 EHEALTHCOM 11
COMPACT

  Wissenschaftsticker                                           Regelversorgung 2022?
                                                                TELEMEDIZIN Der Gesundheitsminister hat dem G-BA-Beschluss zum Telemo-
  + + + Mit der Nachsorge von kardialen Unterstützungs-
  systemen (LVAD) hat sich in Deutschland schon einmal          nitoring bei Herzinsuffizienz und kardialen Implantaten zugestimmt. Ein Start für
  ein Telemedizinprojekt beschäftigt. Die Charité Berlin und    ambulante Abrechnungsziffern („EBM“) sei im ersten Halbjahr 2022 realistisch,
  das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) um PROF.
  FRIEDRICH KÖHLER und PROF. VOLKMAR FALK zie-                  sagte Thomas Bodmer von der DAK bei der Jahrestagung der Deutschen Gesell-
  hen jetzt nach und starten mit dem 5GMedCamp-Projekt,
                                                                schaft für Kardiologie (DGK). Ihre Selektivverträge in diesem Bereich werde die
  das vom Bundeswirtschaftsministerium mit 2,1 Millionen
  Euro gefördert wird. Ziel ist ein umfangreiches Telemoni-     DAK voraussichtlich kündigen, so Bodmer: „Diese Verträge waren aus unserer
  toring auf Basis von 5G Mobilfunk, das nicht nur Vitalwer-
  te, sondern vor allem auch Streaming-Daten des LVAD           Sicht nicht überzeugend, weil zu wenige Versicherte teilnahmen.“
  übermittelt, die eine mögliche Fehlfunktion des Devices       Künftig sollen Telemedizinpatient:innen in erster Linie über die behandelnden
  anzeigen. Entwickelt werden sollen auch 5G-fähige Sen-
  soren zur invasiven Messung des mittleren arteriellen         Haus- oder Fachärzt:innen rekrutiert werden: „Der primär behandelnde Arzt wird
  Drucks und des EKGs. Jedes sechste LVAD in Deutschland
                                                                auch der sein, der normalerweise Änderungen des Therapieplans festlegt und
  wird am DHZB implantiert. + + + Der 6-Minuten-Gehtest
  ist ein medizinischer Standardtest zur Bewertung von kör-     umsetzt“, so Bodmer. Das Telemedizinzentrum ist in diesem Szenario zunächst ein
  perlicher Funktionsfähigkeit und Gebrechlichkeit. NEIL
  RENS und Kolleg:innen von der Stanford University ha-         nachgelagerter Dienstleister. Betreuungsintensivere Patient:innen können aber
  ben jetzt 110 Proband:innen mit der experimentellen Vasc-     auch eine 24/7-Betreuung erhalten. In diesem Fall übernimmt das Telemedizinzen-
  Trac App ausgestattet, einer Apple Watch-Anwendung,
  die darauf abzielt, Gebrechlichkeit anhand von Aktivitäts-    trum Aufgaben des primär behandelnden Arztes inklusive Therapieanpassungen.
  daten zu erkennen (PLOS ONE; 24.3.2021; doi: 10.1371/
                                                                Bodmer betonte, dass das Telemonitoring mit anderen Versorgungsangeboten ver-
  journal.pone.0247834). Dabei konnten sie zeigen, dass die
  passive Datensammlung in den eigenen vier Wänden an-
  nähernd so zuverlässige Aussagen ermöglicht wie der
  6-Minuten-Gehtest in einer medizinischen Einrichtung.
  + + + Auch das Unternehmen FITBIT pirscht sich an
  medizinische Einsatzszenarien heran. Es startet eine Stu-
  die mit Nutzer:innen der Fitbit Sense Smartwatch. Ziel ist
  es, herauszufinden, inwieweit sich die photoplethysmo-
  graphisch messbare Pulsankunftszeit (PAT) eignet, um
  den arteriellen Blutdruck zu messen. Die PAT ist die Zeit,
  die der Puls nach einem Herzschlag braucht, um beim
  Sensor, in diesem Fall der Uhr, anzukommen. Sie korre-
  liert mit dem Blutdruck, aber ob das für eine reliable Mes-
  sung reicht, ist unklar. + + + Bei Kindern im Kranken-
  haus gibt es Frühwarn-Scores wie den PEW, die vom Per-
  sonal erhoben werden, um eine klinische Verschlechte-
  rung zu erkennen. Pädiater:innen um HEATHER P.
  DUNCAN vom Birmingham Children’s Hospital haben
  auf Basis des drahtlosen EKG-Sensors Lifetouch und des
  drahtlosen Pulsoximeters WristOx2 den RAPID Score ent-
  wickelt, der eine Verschlechterung bei den Kindern häufi-     zahnt werden sollte. So biete der § 68b SGB V die Möglichkeit, dass Krankenkas-
  ger und früher erkennt als der klinische Warn-Score (Sci
  Rep 2020; 10:11366). Bezahlt wurde das mit einer deutlich     sen ihren Versicherten digitale Versorgungsinnovationen anbieten. Auch sollte
  geringeren Spezifität und einem geringeren positiv-prä-
                                                                das Telemonitoring an das DMP Herzinsuffizienz angebunden werden. Bleibt die
  diktiven Wert. + + + Spanische Wissenschaftler:innen
  um MARIA FIOL-DEROQUE vom Health Research Insti-              Frage, wer genau die künftigen Telemedizinzentren betreibt. Bodmer sprach von
  tute auf den Balearen haben die Mental Health App Psy-
  CovidApp, die darauf abzielt, medizinisches Personal in       „größeren kardiologischen Praxen, MVZ oder sonstigen Einrichtungen“.
  der COVID-Krise mental zu unterstützen, randomisiert          Die DGK sieht hier noch Klärungsbedarf. Prof. Dr. Christian Perings vom Katho-
  über einen Zweiwochenzeitraum bei 482 Teilnehmer:in-
  nen evaluiert (JMIR Mhealth Uhealth 2021; 31.3.2021; doi:     lischen Klinikum Lünen sagte, dass die großen Studien zum Herzinsuffizienz-
  10.2196/27039). Primärer Endpunkt war der DASS21 Score,
                                                                Telemonitoring mit spezialisierten Telemedizinzentren großer Krankenhäuser
  in den Depression, Angst und Stress eingehen. Zwar gab
  es in der Gesamtpopulation keinen Unterschied zwischen        durchgeführt worden seien – und eben nicht mit kleinen, ambulanten Einrich-
  jenen mit App-Zugang und jenen ohne. Bei den Ärzt:innen
  und Pflegekräften allerdings, die entweder psychotrope        tungen. Eine Überlegung geht aktuell dahin, Telemedizinzentren anhand von
                                                                                                                                                    BILD: © FOTOLIA

  Medikamente einnahmen oder psychotherapeutisch in Be-         Strukturkriterien zu zertifizieren. Eine solche Aufgabe könnte zum Beispiel die
  handlung waren, eine präspezifizierte Subgruppe, konnte
  ein Therapieeffekt nachgewiesen werden. + + +                 DGK übernehmen.

12 EHEALTHCOM 3_4 / 21
DVPMG KANN KOMMEN
                                            Das Digitale-Versorgung- und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz
                                            (DVPMG) hat den Deutschen Bundestag passiert. Es erntet viel Kritik.

                                           D
                                                    as DVPMG ist verabschiedet,        teschaft als Einstieg in die Welt der     auf 30 Prozent pro Quartal.
                                                    die Reaktionen sind verhalten.     (Zitat:) „zentralen Online-Datenspei-     Auf den letzten Metern
                                                    „Kein Durchbruch“ konstatiert      cher“ angesehen wird.                     wurde hier eine Ausnah-
                                            der Zentralverband Elektrotechnik-             Der GKV-Spitzenverband stört          meregelung für epidemi-
                                            und Elektronikindustrie (ZVEI). Ihm        sich am Machtzuwachs der gematik:         sche Lagen geschaffen.
                                            fehlt weiterhin eine Strategie, mit der    „Eine gematik, die praktisch als staat-      Positiv gestimmt sind
                                            die diversen Einzelmaßnahmen, zu           liche Unterbehörde die auf den Markt      die Sozialverbände: Die
                                            denen mit den digitalen Pflegeanwen-       zu bringenden Anwendungen nicht           kürzlich gegründete SVDiPA-Allianz
BILD: © DANIELABARRETO – STOCK.ADOBE.COM

                                            dungen (DiPA) jetzt eine weitere           nur prüft und zertifiziert, sondern       lobte die ebenfalls auf den letzten Me-
                                            kommt, sinnvoll koordiniert werden         gleichzeitig eigene Produkte entwi-       tern gezimmerte Aufteilung des Lei­
                                            können.                                    ckelt und vermarktet, ist schlicht ab-    stungsanspruchs auf DiPA und ergän-
                                                Der Deutsche Ärztetag forderte gar     zulehnen“, sagte GKV-Spitzenver-          zende Unterstützungsleistungen. Pro-
                                            – vergeblich – den Stopp des Gesetzes.     bands-Chefin Doris Pfeiffer.              blematisch bleibe die Deckelung der
                                            Grund für die Skepsis der Ärzt:innen           Der Bitkom kritisierte vor allem      Erstattung auf 50 Euro. Außerdem
                                            ist die Neuausrichtung der Telematik-      die Begrenzung der vertragsärztli-        fehle die Einbindung der pflegenden
                                            infrastruktur, die von (Teilen) der Ärz-   chen Videosprechstundenleistungen         Angehörigen.

                                                                                                                                                                           ANZEIGE

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                                           www.meierhofer.com/dmea-2021
COMPLEX |              GESUNDHEITSPOLITIK

E-HEALTH NACH SPAHN:
WAS BRINGT DIE NEUE
LEGISLATUR?
Die Bundestagswahl steht vor der Tür und mit ihr
eine Neujustierung der gesundheitsbezogenen
(Digital-)Politik. Doch wo geht die Reise hin?
Einige Anhaltspunkte gibt es, vom neuen Sachver-
ständigenrats-Gutachten über die zu erwartenden
finanziellen Engpässe der GKV bis hin zur politi-
schen Großwetterlage.

                                            I
                                                 m Vorfeld wichtiger Wahlen in die Kristallkugel zu bli-
TEXT: PHILIPP GRÄTZEL VON GRÄTZ
                                                 cken, kann schiefgehen. Trotzdem kommt ein Magazin,
                                                 das sich der Digitalisierung des Gesundheitswesens ver-
                                                 schrieben hat, nicht drum herum, einige denkbare Sze-
                                                 narien zumindest zu skizzieren – zumal in einer Zeit, in
                                            der Gesundheitspolitik nicht zuletzt durch die Corona-Pan-
                                            demie eine Bedeutung bekommen hat, die sie lange nicht,
                                            vielleicht noch nie, hatte. Was also gibt es für Anhaltspunk-
                                            te? Was könnte die neue Legislaturperiode gesundheits- und
                                            E-Health-politisch bringen?
                                                Beobachter:innen der Gesundheitspolitik wie etwa Dr.
                                            Andreas Meusch, Beauftragter der Techniker Krankenkasse
                                            für strategische Fragen im Gesundheitswesen, orientieren
                                            sich bei dem Blick in die Kristallkugel zum einen an der
                                            politischen Großwetterlage, zum anderen an den aktuellen

                                                                                                    >
                                                                                                            FOTO: © BMG

                                            und anstehenden Herausforderungen, die bei einem
                                            „Tanker“ wie dem Gesundheitswesen häufig nicht

14 EHEALTHCOM 3_4 / 21
3_4 / 21 EHEALTHCOM 15
COMPLEX |                                   GESUNDHEITSPOLITIK

                                                                                                                                             wird hier unter anderem bei einer von
                                                                                                                                     252,2   Bündnis 90 / Die Grünen geforderten
                                                                                                                             250,6
                                                                                                             241,4                           Stärkung der Bundesebene im Rah-
                                                                                                                     239,3
                                                                                             233,9
                                                                                                     230,4                                   men einer Krankenhausreform fün-
                                                                             224,4
                                                                     213,7
                                                                                     222,7                                                   dig. Rückenwind kommt hier von ei-
                                                             212,6
                                            204,2
                                                    205,5                                                                                    nem Ende April 2021 vorgelegten
                           195,8
                                    194,5                                                                                                    IGES-Gutachten, das eine rasche Re-
  189,7
                184,2                                                                                                                        form der Krankenhausstrukturen
                                                                                                                                             nach der Bundestagswahl fordert und
    Einnahmen

                                                                                                                                             vorschlägt, dass der Gemeinsame Bun-
                Ausgaben

                                                                                                                                             desausschuss (G-BA) den Bundeslän-
                                                                                                                                             dern bei der Krankenhausplanung
                                                                                                                                             durch bundesweite Rahmenvorgaben
     2012                    2013             2014              2015          2016             2017            2018            2019          unter die Arme greifen könnte.
                                                                                             Einnahmen 2019: 250.556.115.672 EUR                 Auf der anderen Seite gibt es im
Quelle: Eigene Darstellung nach BMG                         *kassenseitig.
                                                                                             Ausgaben 2019: 252.249.663.601 EUR              deutschen Gesundheitswesen aber
                                                                                                                                             auch sehr deutliche Bestrebungen in
                                                                                                                                             Richtung einer Stärkung von regiona-
Einnahmen und Ausgaben der GKV in Milliarden Euro von 2012 bis 2019 (modifiziert nach: vdek)                                                 len Strukturen. Und auch hier liefern
                                                                                                                                             Bündnis 90 / Die Grünen „Input“: Das
                                                                                                                                             unter anderem von dem Managed-Ca-
                                   überraschend kommen, sondern lange                        mit starker Landesprägung geben soll-           re-Vordenker Dr. Helmut Hildebrandt
                                   vor der Kollision am Horizont sichtbar                    te, was zumindest nicht ganz unwahr-            inspirierte Konzept der Gesundheits-
                                   sind. Zwar kam die aktuell wichtigste                     scheinlich erscheint. CDU-Matador               regionen findet sich in abgewandelter
                                   Krise im Gesundheitswesen, die Coro-                      Armin Laschet ist ausgewiesener Lan-            Form recht prominent im Wahlpro-
                                   na-Krise, tatsächlich mehr oder weni-                     despolitiker. Sein CSU-Pendant Mar-             gramm der Partei. Auch das CSU-re-
                                   ger unangekündigt über Nacht. Ande-                       kus Söder ist auch kein Zentralist, so-         gierte Bayern hat ein Programm na-
                                   re Herausforderungen, namentlich die                      dass zumindest bei einer CDU / CSU-             mens Gesundheitsregionenplus aufge-
                                   verschleppte Digitalisierung und eine                     Regierungsbeteiligung die unter An-             legt. „Insgesamt denke ich, dass der
                                   gewisse, damit in Zusammenhang ste-                       gela Merkel starke bundespolitische             Trend in Richtung einer Regionalisie-
                                   hende, in Entscheidungs-Pingpong                          Prägung vielleicht etwas schwächer              rung gehen wird“, so Meusch.
                                   und Entscheidungsscheu sich äußern-                       wird. Annalena Baerbock von Bündnis                 Dass das relevant für die Digitali-
                                   de Krise im institutionellen Gefüge,                      90 / Die Grünen wiederum ist, anders            sierung und die E-Health-Politik ist,
                                   sind langjährige Begleiter des deut-                      als Robert Habeck, unbestritten eine            braucht keine explizite Erwähnung.
                                   schen Gesundheitswesens. Und dann                         Bundespolitikerin. Sie sitzt allerdings         Eine Gesundheitsregion, die es im
                                   sind da noch die Finanzen der gesetz-                     einer Partei vor, bei der die Basis und         21. Jahrhundert ernst meint, braucht
                                   lichen Krankenversicherung, keine                         damit die Landespolitiker traditionell          eine digitale Plattform. Und tatsäch-
                                   aktuelle Krise, aber eine, die sich an-                   sehr selbstbewusst agieren.                     lich sind derartige regionale E-Health-
                                   kündigt und die die nächste Bundes-                           Es gibt also Argumente für einen            Plattformen in einigen Bundesländern,
                                   regierung so sicher beschäftigen wird                     Trend in Richtung Föderalismus. Auf             darunter Bayern und Nordrhein-West-
                                   wie das Amen in der Kirche.                               der anderen Seite gilt der deutsche Fö-         falen, zumindest schon im Aufbau.
                                                                                             deralismus auch bei einigen promi-              Auch in der Bundesberliner Gesund-
                                   REGIONALISIERUNG VERSUS                                   nenten Landespolitikern nicht erst seit         heitspolitik hat die digitalisierte Regio-
                                   ZENTRALISIERUNG                                           Corona als angezählt: „Der Ruf nach             nalisierung zumindest insofern einen
                                   Doch der Reihe nach. Meusch, der im                       einer Föderalismusreform wird lau-              Anker, als im Rahmen des Innovati-
                                   Rahmen einer Ringvorlesung des                            ter“, so Meusch. Das könnte zu der              onsfonds in den vergangenen Jahren
                                   Hamburger Competence Center Ge-                           Hypothese veranlassen, dass in einer            sehr viele sehr regionale E-Health-Pro-
                                   sundheit in die gesundheitspolitische                     neuen Bundesregierung auch in der               jekte gefördert wurden. Der Trend ist
                                   Kristallkugel blickte, weist darauf hin,                  Gesundheitspolitik „zentral orientier-          also da, die digital gestützte Regionali-
                                   dass es Einfluss auf die Gesundheits-                     te“ Kräfte Oberwasser bekommen.                 sierung eine gute Wette auf die Ge-
                                   politik haben könnte, wenn es eine                        Wer eine grüne Regierungsbeteili-               sundheitspolitik in der nächsten Legis-
                                   Kanzlerschaft bzw. Bundesregierung                        gung als wahrscheinlich betrachtet,             laturperiode. Die Frage ist, ob und wie

16 EHEALTHCOM 3_4 / 21
sich das institutionelle Gefüge des Ge-   de Gesundheitsminister sogar noch         dürften in ihrer Ausgestaltung sehr
sundheitswesens verändern muss, da-       finanzbezogene Entscheidungen tref-       stark von der neuen Bundesregierung
mit regionale Versorgungsplattformen      fen. In jedem Fall steht die Frage im     geprägt werden, bei Ersteren stellt
auch wirklich abheben können.             Raum, ob eine neue Ära der Kosten-        sich unter anderem die Frage der Wei-
                                          dämpfungspolitik bevorsteht. Was          terentwicklung. Eine interessante Lek-
FINANZPROBLEME MIT ANSAGE                 also tun?                                 türe ist diesbezüglich das im März
Ein zweites Thema, das die Gesund-            Sollen starke Anstiege der Zuzah-     vorgelegte Gutachten des Sachverstän-
heitspolitik der neuen Bundesregie-       lungen zu den Krankenkassenbeiträ-        digenrats Gesundheit (SVR), das sich
rung aller Voraussicht nach prägen        gen vermieden werden – immerhin           unter dem Titel „Digitalisierung für
wird, sind die GKV-Finanzen. Hier         wird 2022 in Nordrhein-Westfalen          Gesundheit – Ziele und Rahmenbe-
hinterlässt ausgerechnet das Verände-     und 2023 in Bayern gewählt –, dann        dingungen eines dynamisch lernen-
rungs- und Innovationsfeuerwerk von       käme eine Erhöhung des Bundeszu-          den Gesundheitssystems“ erstmals
Noch- Gesundheitsminister Jens            schusses infrage, also eine Umlen-        ausschließlich mit der Digitalisierung
Spahn seine Spuren. Das GKV-Budget,       kung von Steuergeldern in Richtung        beschäftigt. SVR-Gutachten, die es al-
in Summe rund 260 Milliarden Euro,        GKV. Das ist schwer oder gar nicht        le zwei Jahre gibt, waren auch in der
hatte im Jahr 2020 zum ersten Mal         kompatibel mit einer „schwarzen           Vergangenheit oft gute Indikatoren
seit 2016 wieder ein Defizit, nämlich     Null“, zumal Bundesfinanzminister         für politische Langzeitdynamiken. So
rund 3,5 Milliarden Euro. Das ist das     Olaf Scholz in seiner Haushaltspla-       kurz vor der Bundestagswahl ist es
größte Defizit seit dem Jahr 2012.        nung sogar eine Senkung des Bundes-       definitiv mehr als nur eine Duftnote.
    Kritisch ist das vor allem deswe-     zuschusses – aktuell 17,8 Milliarden
gen, weil die letzten Jahre durch wirt-   Euro – ab 2023 einplant. Entlastet wer-   AMNOG-VERFAHREN FÜR DIGA HÖHE-
schaftliches Wachstum und damit ei-       den könnte die GKV alternativ durch       RER RISIKOSTUFEN?
ne überoptimale Einnahmesituation         eine – immer mal wieder diskutierte,      In Sachen DiGA schlagen die SVR-Gut-
gekennzeichnet waren. Er gehe davon       aber nie umgesetzte – Senkung der         achter:innen um den Allgemeinmedi-
aus, dass es in Sachen GKV-Finanzie-      Mehrwertsteuer auf Arzneimittel.          ziner Prof. Dr. Ferdinand ­Gerlach, den
rung ab dem vierten Quartal 2021          Auch das landet am Ende im Bundes-        Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Wol-
ernst werde, so Meusch. Spätestens        haushalt. Andere Möglichkeiten sind       fang Greiner und die Geriaterin Prof.
zum 1. November müssen die Kran-          eine Erhöhung des Herstellerrabatts       Dr. Petra Thürmann vor, das Fast-
kenkassen die amtlichen Zusatzbei-        auf Arzneimittel, der Leidtragende        Track-Verfahren für DiGA niedriger
tragssätze für das Jahr 2022 bekannt-     wäre die Pharmaindustrie, oder eine       Risikoklassen bis Medizinprodukte­
geben. DAK-Vorstand Andreas Storm         Änderung der Beitragsbemessens-           klasse IIa beizubehalten. In Ergän-
hat den Begriff des bevorstehenden        grenze, was bei Arbeitgebern unbe-        zung soll gemäß SVR-Vorschlag künf-
„Beitrags-Tsunamis“ schon in den          liebt ist.                                tig für DiGA höherer Risikoklassen
Mund genommen. Spannend ist das,                                                    „ein Nutzenbewertungsverfahren
weil der Termin so liegt, wie er liegt:   WIE WEITER BEI DER                        nach dem Vorbild von Arzneimitteln
Der 1. November 2021 ist wahrschein-      DIGITALISIERUNG?                          und Medizinprodukten“ etabliert wer-
lich noch im „Interregnum“, der neue      Neben den großen Trends, denen das        den, also eine Art AMNOG-Prozess.
Deutsche Bundestag muss sich bei ei-      Gesundheitswesen und damit auch               Das ist deswegen bemerkenswert,
ner Wahl am 26. September bis zum         die Digitalisierung des Gesundheits-      weil zumindest einige der derzeitigen
27. Oktober konstituiert haben und        wesens unterliegen, stellen sich im Be-   digitalen Medizinprodukte Klasse IIa
wählt dann erst die neue Regierung.       reich Digitalisierung natürlich auch      im Rahmen der Neuausrichtung des
    Jens Spahn könnte zu dem Zeit-        eine ganze Menge „kleinteiligere“ Fra-    Medizinproduktemarkts in der EU
punkt also noch im Amt sein, mögli-       gen. So gilt es, viele von Jens Spahns    durch die Medizinprodukteverord-
cherweise ist er als amtierender Mi-      digitalmedizinischen Impulsen wei-        nung (MDR) nach Ende der Über-
nister dann sogar Verhandlungsfüh-        terzuentwickeln und zu verstetigen.       gangsfristen in höhere Risikoklassen
rer der CDU für Gesundheit in den         Das betrifft neben dem Dauerbrenner       wandern werden. Vor diesem Hinter-
Koalitionsverhandlungen. Die GKV-         Telematikinfrastruktur vor allem die      grund stärkt der SVR-Vorschlag, so er
Finanzen werden in diesen Verhand-        digitalen Gesundheitsanwendungen          denn umgesetzt würde, eher das „klas-
lungen unweigerlich eine Rolle spie-      (DiGA) und die im Digitale-Versor-        sische“ Health Technology Assess-
len, und wenn sich die Koalitionsver-     gung-und-Pflege-Modernisierungs-          ment, also die Nutzenbewertung, die
handlungen diesmal erneut hinziehen       Gesetz (DVPMG) angelegten digitalen       in Deutschland wissenschaftlich vom
sollten, müsste eventuell der amtieren-   Pflegeanwendungen (DiPA). Letztere        IQWiG und ­entscheidungspolitisch

                                                                                                            3_4 / 21 EHEALTHCOM 17
COMPLEX |            GESUNDHEITSPOLITIK

                                                                                                     Daten erschwert würden. Gleiches gel-
                                               Corona                                                te für das Recht der Patient:innen auf
                                                                                                     Löschen, das zudem erneut die For-
                                                                                                     schung mit ePA-Daten verzerre.
                                                                                                         Alternativ schlagen die Expert:in-
                                                                                                     nen vor, das derzeitige Opt-in-Verfah-
                                                                                                     ren durch ein Opt-out-Verfahren zu
                                                                                                     ersetzen: „Aus unserer Sicht ist das
              Digitalisierung                                            Finanzen                    Verfahren derzeit zu kompliziert und
                                                                                                     wird möglicherweise Schiffbruch er-
                                                                                                     leiden“, so Thürmann. Internationale
                                                                                                     Erfahrungen sprächen deutlich dafür,
                                                                                                     dass ein Opt-out-Verfahren zielfüh-
                                                                                                     render sei, bei dem jede und jeder ab
                                                                                                     Geburt bzw. mit Zuzug nach Deutsch-
                                                                                                     land eine ePA bekommt, aus der sich
                            Institutionelles
                                                                                                     dann aktiv abmelden müsste, wer sie
                                Gefüge /                    Vertrauen                                nicht mehr nutzen will.
                             Föderalismus
                                                                                                         Die Sachverständigen gehen in ih-
                                                                                                     ren Vorschlägen aber noch deutlich
     Die E-Health-Politik der neuen Bundesregierung im Gesamtkontext. Die Herausforderungen der      darüber hinaus. So plädieren sie da-
     nächsten Jahre im Überblick (modifiziert nach: Andreas Meusch (TK))
                                                                                                     für, auch das Recht auf Löschung der
                                                                                                     eigenen Daten insofern aufzuweichen,
              vom G-BA umgesetzt wird. Einige               luationen von DiGA vorgenommen           als Menschen, die nicht komplett aus
              ­DiGA-Hersteller, die heute noch auf          werden“, so Greiner bei der Vorstel-     der ePA aussteigen wollen, ihre Daten
               den Fast Track setzen, müssten, im-          lung des Gutachtens in Berlin. Dieser    nur noch „verschatten“, und nicht
               mer vorausgesetzt, der SVR-Vorschlag         Vorschlag erfolge auch vor dem Hin-      mehr löschen können. Das hätte aus
               würde umgesetzt, künftig dann wohl           tergrund des „überraschend hohen“        Sicht des SVR zum einen den Vorteil,
               strengere Verfahren durchlaufen.             Preisniveaus einiger DiGA, so der Ge-    dass behandelnde Ärzt:innen die Voll-
               Hier wird es vonseiten der Kostenträ-        sundheitsökonom.                         ständigkeit der Dokumentation besser
               ger:innen vermutlich Unterstützung                                                    einschätzen können. Vor allem aber
               geben: Bei vielen Krankenkassen ist          ELEKTRONISCHE PATIENTENAKTE              würde auch die Forschung mit den
               das BfArM-Verfahren nicht sonderlich         UND DATENBASIERTE FORSCHUNG              ePA-Daten erleichtert, da die verschat-
               beliebt, und zumindest eine Auswei-          Sehr weitgehende Änderungsvor-           teten Daten zwar nicht mehr sichtbar,
               tung in Richtung höhere Risikoklas-          schläge haben die Sachverständigen       wohl aber für die Forschung pseudo-
               sen wird auf Kostenträgerseite breit         auch bei der elektronischen Patienten-   nymisiert auswertbar wären.
               abgelehnt.                                   akte (ePA), wo sie in der derzeitigen
                  Im Hinblick auf die kurzen Inno-          datenschutzrechtlichen Gestaltung        GESETZLICHE REGELUNG FÜR DIE
              vationszyklen bei den DiGA schlägt            eine ganze Menge Probleme sehen. So      EPA-FORSCHUNG?
              der SVR allerdings „adaptive“, also           verstärke die derzeitige Opt-in-Rege-    Dabei sollen natürlich nicht alle Tore
              flexible Studiendesigns für die Nut-          lung möglicherweise bestehende so-       sperrangelweit geöffnet werden. Ziel
              zenbewertung digitaler Medizinpro-            ziale Ungleichheiten und führe zu ei-    ist es vielmehr, gemeinwohldienliche
              dukte ab Medizinprodukteklasse IIb            ner systematischen Verzerrung von        Forschung zumindest teilweise auch
              vor. Eine reine Kopie des AMNOG-              Forschungsergebnissen bei Forschung      zustimmungsfrei zu ermöglichen,
              Prozesses sehen auch die Gutachter            auf Basis von ePA-Daten. Es bestehe      ähnlich wie das derzeit mit Kranken-
              offenbar nicht als zielführend an.            außerdem die Gefahr, dass die Nutzer-    kassendaten schon möglich ist. War-
              Konkret genannt werden Studiende-             zahlen insgesamt zu gering blieben.      um das sinnvoll beziehungsweise nö-
              signs nach CEEBIT, MOST und                   Es geht dem SVR aber nicht nur ums       tig ist, zeige die Corona-Pandemie, so
              SMART, die in Deutschland bisher              Opt-in: Das feingranulare Berechti-      Thürmann, die an zielgruppenorien-
              noch keine große Rolle gespielt haben.        gungsmanagement berge die Gefahr,        tiertere Impfeinladungen sowie eine
              „Wir schlagen außerdem vor, dass ver-         dass einrichtungsübergreifende Be-       bessere und vor allem zeitnahe Ver-
              mehrt gesundheitsökonomische Eva-             handlungen durch unvollständige          sorgungsforschung erinnerte.

18 EHEALTHCOM 3_4 / 21
Was die legislative Umsetzung an-     die Informationsfreiheit, Ulrich Kel-      schon andeuten. Bleibt das Thema
geht, schlagen die SVR-Gutachter:in-      ber (SPD), war nicht amüsiert: „Ich        Mensch. Personelle Spekulationen
nen vor, zu prüfen, ob auf Basis von      wundere mich darüber, dass der Sach-       über Minister:innen sind traditionell
Artikel 9 Absatz 2 der Datenschutz-       verständigenrat jetzt das Recht auf        besonders fehlerbehaftet. Wer am En-
Grundverordnung (DSGVO) eine ge-          informationelle Selbstbestimmung           de Gesundheitsminister:in wird, ist
setzliche Befugnisnorm zur Verarbei-      einschränken will, um an Forschungs-       von so vielen Faktoren abhängig, dass
tung von Versorgungsdaten ohne Zu-        daten zu kommen“, so Kelber gegen-         die Prognose im Zweifel immer dane-
stimmungserfordernis geschaffen           über der „Ärzte Zeitung“.                  benliegt. Angesichts dessen, dass eine
werden könne. Eine entsprechende              Gerlach ist trotzdem der Auffas-       Ampelkoalition oder Rot-Rot-Grün zu-
Regelung gibt es für die Abrechnungs-     sung, dass die Debatte geführt werden      mindest nicht komplett ausgeschlos-
daten der Krankenkassen nach § 303        muss. Auch in Deutschland müssten          sen werden kann, wäre sogar ein Karl
SGB V. „Die Behandlungsdaten, die im      in Sachen Auswertung von Gesund-           Lauterbach als Minister denkbar, wo-
Rahmen solidarisch finanzierter Ge-       heitsdaten die Dinge möglich werden,       bei der möglicherweise innerhalb der
sundheitsversorgung erhoben und oh-       die nötig seien: „Daten teilen heißt       SPD verhindert würde.
nehin dokumentiert werden, sollten        besser heilen“, so Gerlach. „Wir sollten       Deutlich wahrscheinlicher ist
über die ePA pseudonymisiert an eine      mehr diskutieren, wie wir Daten im         Stand Ende April 2021 ein(e) schwar-
zentrale ‚Sammelstelle‘ (Forschungs-      Interesse des Patientenwohls für gute      ze(r) oder grüne(r) Minister(in). Dass
datenzentrum (FDZ)) weitergeleitet        Versorgung, gute Forschung und eine        eine Person einen Unterschied ma-
werden, die diese Daten treuhände-        bessere Steuerung des Gesundheits-         chen kann, hat Jens Spahn (CDU) bei
risch verwaltet, sichert und für For-     systems nutzen können. Wir brau-           der Digitalisierung des Gesundheits-
schungszwecke kuratiert zur Verfü-        chen eine neue Balance zwischen Da-        wesens in den letzten vier Jahren be-
gung stellt“, heißt es im Gutachten       tenschutz auf der einen Seite und Da-      wiesen. Auch wenn es in Berlin als
wörtlich.                                 tennutzung mit entsprechendem Da-          sehr unwahrscheinlich gilt, dass die
                                          tensicherheitskonzept auf der anderen      Ära Spahn im Gesundheitsministeri-
ULRICH KELBER: „ICH WUNDERE               Seite.“ Statt Daten maximal unzu-          um weitergeht: Er wird vielen in Er-
MICH“                                     gänglich zu machen, sollte Datenmiss-      innerung bleiben, und der Mehrheit
Das Ganze ist natürlich nicht gerade      brauch strenger verfolgt und härter        wahrscheinlich positiv.
unkontrovers: „Uns ist klar, dass es      bestraft werden.
dafür im Moment keine parlamentari-
                                                                                                        PHILIPP GRÄTZEL
sche Mehrheit gibt“, so Gerlach in Ber-   SCHWARZ? GRÜN? ROT? GELB?
                                                                                                      VON GRÄTZ
lin. Auf die Kontroverse mussten die      Wer auch immer was von den SVR-                             ist Chefredakteur der
SVR-Expert:innen dann auch nicht          Vorschlägen hält, klar ist, dass sich                       E-HEALTH-COM.
lange warten. Der Bundesdatenschutz-      hier gewisse Fronten für die E-Health-                      Kontakt: p.graetzel@
beauftragte für den Datenschutz und       Politik der nächsten Legislaturperiode                      e-health-com.de

                                                                                                                                   ANZEIGE

                                                                                                              
                                                                                                              
                                                                                                               

                                                                                                              3_4 / 21 EHEALTHCOM 19
COMPLEX |               DIGITALE IDENTITÄTEN

VERTRAUENSWÜRDIGES E-HEALTH
IM eIDAS-VERTRAUENSRAUM
Mit dem Konzept der gematik für eine „Telematik-
infrastruktur 2.0“ nimmt die Diskussion um digitale
Identitäten und deren Abbildung im deutschen
Gesundheitswesen wieder Fahrt auf. Das Rad neu
erfunden werden muss dabei nicht: Der europäi-
sche Rahmen für digitale Identitäten und Vertrau-
ensdienste existiert. Er sollte auch im Gesund-
heitswesen genutzt werden.
TEXT: STEFFEN SCHWALM

                                          D
                                                        ie Telematikinfrastruktur (TI) für das deutsche Gesundheitswesen
                                                        wird seit Jahren auf- und ausgebaut. Sie soll im Kern alle Beteiligten
                                                        des „Ökosystems HealthCare“ in einer sicheren Umgebung vernet-
                                                        zen. Grundlage war unter anderem das E-Health-Gesetz, auf das
                                                        diverse Gesetzgebungsinitiativen des derzeitigen Bundesgesund-
                                           heitsministers Jens Spahn aufsetzten. Das E-Health-Gesetz und die Spahn’schen
                                           Folgegesetze sahen insbesondere den Aufbau einer elektronischen Patienten-
                                           akte (ePA), eines digitalen Medikationsplans und Arztbriefs, eines E-Rezepts,
                                           eines Versicherungsstammdatenmanagements sowie die Einführung von Video-
                                           sprechstunden und Notfalldatenspeicherung vor. Ziel war es, eine vertrauens-
                                           würdige Digitalisierung des Gesundheitswesens zu erreichen, einschließlich des
                                                                                                                                 © JACKIE NIAM – STOCK.ADOBE.COM

                                           sicheren Datenaustauschs für alle Stakeholder und die (gesetzlich) Versicherten.
                                               Als Betreiberin der TI fungiert die mittlerweile bundeseigene gematik, die
                                           unter anderem auch Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektroni-
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                                           spezielle Hard- und Software möglich, zertifiziert respektive freigegeben
                                           durch die gematik in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit          >
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