ITF-Kongress Mexico City - 12. August 2010 Internationale Transportarbeiter-Föderation - International Transport Workers ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
42. ITF-KONGRESS MEXICO CITY 2010 q ITF House 49 - 60 Borough Road London SE1 1DR Großbritannien Tel.: (+4420) 7403 2733 Fax: (+4420) 7357 7871 Email: mail@itf.org.uk Webseite: www.itfglobal.org Internationale Transportarbeiter-Föderation
Vorwort 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 Der 42. ITF-Kongress in Mexico City im August 2010 war eine dynamische und konstruktive Veranstaltung. Aufbauend auf den politischen Strategien "Solidari- tät globalisieren" und "Global organisieren", die auf den Kongressen in den Jah- ren 2002 bzw. 2006 verabschiedet wurden, verständigten sich die Delegierten auf ein ehrgeiziges Programm für gewerkschaftliche Organisations-, Kampagnen- und Bildungsarbeit mit der Überschrift "Starke Gewerkschaften – Nachhaltiger Verkehr". In Verbindung mit diesem Programm wurde auf dem Kongress zudem eine gemeinsame Kampagne mit der Internationale der Öffentlichen Dienste (IÖD), unserer globalen Schwesterorganisation, ins Leben gerufen. Der Generalsekre- tär der IÖD Peter Waldorff war unserer Einladung zum Kongress gefolgt und berichtete in seiner Rede über unsere gemeinsamen Bemühungen zur Entwicklung einer globalen Charta für den Schutz und die Förderung qualitativ hochwertiger öffentlicher Dienste, u. a. im Verkehrssektor. Ein weiterer Beleg für die Intensivierung der Zusammenarbeit unter globalen Gewerkschaftsverbänden war die Anwesenheit des Generalsekretärs der Internationalen Journalisten-Föderation (IJF) Aidan White. Kommunikation und Medienarbeit sind heute zentrale Bestandteile der Gewerkschaftsarbeit, weshalb es nur logisch war, dass Aidan als Experte auf diesem Gebiet die Kongresssitzung zum Thema "Starke Gewerk- schaften – Nachhaltiger Verkehr" leitete. Mexico City war auch der Ort, wo wir uns von unserem Präsidenten Randall Howard verabschiedeten und ihm unseren Dank aussprachen. Er verließ die ITF nach vierjähriger Amtszeit, um eine Stelle als Berater des Ministers für öffentliche Dienste und Verwaltung im Kabinett des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma anzutreten. Seine Leitungs- und Führungskompetenzen, die auf diesem Kongress so deutlich hervortraten, werden uns fehlen. Gleichwohl bin ich zuversichtlich, dass sein Nachfolger Paddy Crumlin genauso beein- druckende Spuren hinterlassen wird. Unser 42. Kongress war auch in der Hinsicht bedeutend, dass er der erste Kongress in Lateinamerika war, einer Region, die durch große politische und wirtschaftliche Umwälzungen gekennzeichnet ist, wo aber in jüngerer Zeit auch erhebliche Fortschritte in punkto Demokratie und sozialer Gerechtigkeit erzielt wurden. Das Bild ist jedoch uneinheitlich. So kämpfen beispielsweise die Gewerkschaften in unserem Gastland ge- gen die gewerkschaftsfeindliche Politik ihrer Regierung. Die Lage der Gewerkschaftsrechte in Mexiko und andernorts in der Region entwickelte sich so auch zu einem der Schwerpunktthemen des Kongresses. Nicht nur auf dem Kongress selbst wurden Verstöße angeprangert, sondern auch auf einem Sondersymposium, an dem zahlreiche mexikanische Gewerkschafter/innen teilnahmen, sowie auf einer Demonstration und einer Kundgebung für Gewerkschaftsrechte in Mexico City, mit der der Kongress ein würdiges Ende fand. Schließlich bleibt mir noch festzuhalten, dass unsere Mitgliedsorganisationen in Mexiko die Veranstaltun- gen mit der ihnen eigenen Herzlichkeit und Großzügigkeit ausrichteten und damit nicht unerheblich zum Erfolg unseres Kongresses beitrugen David Cockroft ITF-Generalsekretär
TITELBILD David Cockroft fordert in seiner Rede auf der Abschluss- kundgebung des Kongresses die Achtung der Gewerk- schaftsrechte in Mexiko. Gemeinsam mit mexikanischen Gewerkschaftsmitgliedern zogen die Kongressdelegierten vom Kongresszentrum im Hilton Reforma Hotel zum Zócalo-Platz (siehe Foto) im historischen Zentrum von Mexico City
Inhalt 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 Entschließungen 7 Kurzprotokoll der Plenarsitzung 42 Konferenz- und Sitzungsberichte 54 Sektion Zivilluftfahrt 54 Sektion Straßentransport 57 Seeleutesektion 60 Sektion Häfen 63 Sektion Binnenschifffahrt 66 Sektion Eisenbahn 67 Sektion Fischereiwirtschaft 70 Sektion Fremdenverkehrsdienste 72 Gemeinsame Konferenz der Seeleutesektion und der Sektion Häfen 74 Ausschuss für öffentlichen Personennahverkehr 78 Konferenz für junge Verkehrsbeschäftigte 79 Konferenz für Arbeitnehmerinnen in der Verkehrswirtschaft 83 Konferenz “Klimawandel und Verkehr” 86 Anwesende 88
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 Entschließung Nr. 1: Antwort auf den Klimawandel wird, von emissionsintensiven Verkehrsträgern auf umwelt- freundlichere Verkehrsformen wie Hochgeschwindigkeitsbah- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City nen umzusteigen. (Mexiko) 10. WEIST darauf hin, dass die Transportkosten zu niedrig gewor- 1. VERWEIST darauf, dass die Erderwärmung angesichts der Tatsa- den sind, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die che, dass seit 1990 die zehn heißesten Jahre verzeichnet wur- meisten Verkehrsträger ihre externen Kosten nicht decken und den, bereits Realität ist, und erkennt die massive Gefahr, die Bezahlungs- und Beschäftigungsbedingungen während der neo- vom Fortschreiten des Klimawandels für die menschliche Zivili- liberalen Ära der letzten 30 Jahre geschwächt und ausgehöhlt sation ausgeht. wurden. 2. STELLT fest, dass wissenschaftliche Kreise die Erderwärmung 11. IST sich darüber bewusst, dass die Emissionen aus fossilen Treib- übereinstimmend auf menschliche Aktivitäten zurückführt, bei stoffen nicht nur ein Problem für die Umwelt darstellen, son- denen Kohlendioxid und weitere Treibhausgase in die Atmo- dern auch für die Gesundheit und Sicherheit der Verkehrsbe- sphäre ausgestoßen werden. schäftigten. 3. SIEHT die Verantwortung für Treibhausgasemissionen im Kon- 12. NIMMT die Schlussfolgerungen des UN-Weltklimarates (IPCC) text historischer und aktueller Ungleichheiten zwischen Indus- aufgrund von Daten, die von über 2.000 Wissenschaftler/innen trie- und Entwicklungsländern in Bezug auf die Verteilung des zusammengetragen und geprüft wurden, zur Kenntnis, wonach Wohlstands und den Zugang zu Dienstleistungen, was erhebli- die Erderwärmung auf maximal 2 Grad über dem vorindustriel- che Unterschiede bei den Pro-Kopf-Emissionen bedingt. len Niveau begrenzt werden muss, um eine 50-prozentige Chan- ce zur Vermeidung eines katastrophalen Klimawandels zu haben. 4. STELLT fest, dass die reichen und mächtigen Nationen zwar für die Emissionen verantwortlich sind, die Auswirkungen des Klima- 13. WEIST darauf hin, dass selbst das 2-Grad-Szenario von einer wandels durch die Beeinträchtigung der Landwirtschaft, der Er- zunehmenden Zahl von Wissenschaftler/innen angesichts der nährungssicherheit, der Wasserversorgung, des Wetters, der Ge- potenziellen Klimaauswirkungen auf gefährdete Länder und Re- sundheit, der Ökosysteme und der Infrastruktur, einschließlich gionen als bedenklich bezeichnet wird, und dass insbesondere des Verkehrs, jedoch am meisten die ärmsten Länder treffen. zum Schutz tiefliegender Küstenregionen daher einschneiden- dere Maßnahmen und Unterstützungsprogramme erforderlich 5. NIMMT zur Kenntnis, dass durch den Klimawandel bedingte ex- sind. treme Wetterbedingungen (Dürren, Fluten etc.) bereits zur Ver- nichtung von Arbeitsplätzen sowie von Wohn- und Lebensgrund- 14. IST sich dessen bewusst, dass eine Begrenzung der Erwärmung lagen von Menschen führen, insbesondere in Entwicklungslän- auf höchstens 2 Grad Celsius eine drastische Reduzierung des dern, und dass weitere Millionen von Arbeitsplätzen und Exis- in unsere Atmosphäre gelangenden Emissionsvolumens voraus- tenzgrundlagen auf dem Spiel stehen, wenn nichts unternom- setzt, und dass unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden müs- men wird; sen, um bis zum Jahr 2020 eine Senkung um 25 - 40 % und bis zum Jahr 2050 eine Senkung um 50 - 80 % zu erreichen. 6. IST überzeugt, dass durchgreifende Klimaschutzmaßnahmen unerlässlich sind, wenn wir unseren Kindern eine nachhaltige 15. IST der Meinung, dass die marktorientierten Strategien der Re- Welt hinterlassen und soziale und Entwicklungsziele erreichen gierungen und Arbeitgeber bisher keine wirkliche Lösung zur Be- wollen, und dass diese Maßnahmen gerecht aufgeteilt von al- grenzung des Emissionsanstiegs erbracht haben und die Bewäl- len Ländern getragen werden müssen. tigung des Klimawandels ein umfassendes politisches und wirt- schaftliches Umdenken erfordert, das durch alternative soziale 7. STELLT fest, dass der Verkehrssektor 15 % der weltweiten Emis- und ökologische Schwerpunkte motiviert ist, wie massive staat- sionen verursacht und für über ein Viertel des gesamten welt- liche Investitionen, die Entwicklung sozialer und technologischer weiten Energieverbrauchs verantwortlich ist, wobei mehr als Innovationen und Kompetenzen, Sozialschutzmaßnahmen und die Hälfte auf den motorisierten Individualverkehr entfällt. die Einbeziehung der Gewerkschaften. 8. IST besorgt darüber, dass die verkehrsbedingten Emissionen in 16. IST sich dessen bewusst, dass nicht nur Klimawandel an sich, den letzten 30 Jahren dramatisch gestiegen sind und in allen sondern auch die für seine Eindämmung erforderliche Politik Regionen der Welt schneller zunehmen als die Emissionen je- (einschließlich einem allmählichen Wechsel zu kohlendioxidar- des anderen energieverbrauchenden Wirtschaftssektors. In men Verkehrsträgern) Auswirkungen auf die Anzahl von Arbeits- einigen Ländern überwiegen die zunehmenden Verkehrsemis- plätzen in den meisten Verkehrsbranchen haben wird, vor al- sionen die in anderen Sektoren erzielten Emissionssenkungen. lem im öffentlichen Verkehr sowie diejenigen, die am Transport und Einsatz fossiler Brennstoffe beteiligt sind – wenn auch in 9. HÄLT es für unerlässlich, dass die Bevölkerung dazu angeregt unterschiedlicher Art und Weise. 7
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 17. STELLT fest, dass die dringende Umsetzung der für die Eindäm- e) Die ITF wird darauf bestehen, dass Industrieländer ihre his- mung des Klimawandels zu ergreifenden Maßnahmen von ent- torische Verantwortung für die Klimakrise übernehmen und scheidender Bedeutung ist. Ungeachtet dessen muss die ITF daher die Entwicklungsländer beim Übergang zu einer nach- und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften die Interessen ih- haltigen Wirtschaftsentwicklung durch die Bereitstellung von rer Mitglieder uneingeschränkt verteidigen und sich dafür ein- Fonds für den ökologischen Umbau, die nationale Kontrolle setzen, dass diese Maßnahmen derart implementiert werden, natürlicher Ressourcen und freien Technologietransfer unter- dass Arbeitsplätze geschützt bzw. im Laufe eines für alle ge- stützen. rechten Übergangs neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaf- fen werden. f) Die ITF unterstützt den Übergang zu einer grünen Branchen- politik, um die erforderlichen Emissionssenkungsziele zu er- 18. IST ferner der Meinung, dass die Umweltauswirkungen des Ver- reichen und die Schaffung von Millionen neuer sozial und kehrs untrennbar mit der Art und Weise verbunden sind, wie ökologisch nachhaltiger Arbeitsplätze zu gewährleisten. Die- der Verkehrssektor in der globalen Wirtschaft kontrolliert und se Politik muss auf nationalen Programmen basieren, die In- organisiert wird. Der Verkehrsbedarf entsteht größtenteils nicht vestitionen in die Infrastruktur, Beschaffungsprogramme, im Verkehrssektor selbst, sondern in anderen Wirtschaftsberei- Regelungen auf lokaler Ebene und die aktive Unterstützung chen, bedingt durch bestehende Produktions- und Konsummus- der einheimischen Produktion miteinander verbinden, um ter. Die zunehmenden Verkehrsemissionen sind somit ein Ergeb- den Übergang in eine kohlenstoffarme Gesellschaft zu unter- nis der Ausrichtung des Verkehrssystems auf ein handelsorien- mauern. tiertes Wirtschaftswachstumsmodell, "Just in time"-Produktion und die Erfüllung der Wettbewerbsanforderungen multinatio- g) Die ITF wird unter keinen Umständen zulassen, dass der naler Unternehmen mit entsprechend negativen Folgen für Ar- Übergang in eine kohlenstoffarme Gesellschaft um den Preis beitnehmer/innen, Gemeinwesen und die Umwelt. einer erhöhten Arbeitslosigkeit und der Aushöhlung der Be- zahlungs- und Beschäftigungsbedingungen von Verkehrsbe- 19. BESCHLIESST: schäftigten erfolgt. Ein ausgewogener Übergang muss die Schaffung von Arbeitsplätzen, menschenwürdige und quali- a) Die ITF und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften verfolgen tativ hochwertige Arbeit, eine radikale Umverteilung des mit Unterstützung von Expert/innen einen wissenschaftlichen Wohlstands und soziale Sicherheitssysteme beinhalten, die Ansatz zur Emissionsreduzierung und Bewältigung des Klima- die Existenzgrundlagen der Menschen und soziale und Men- wandels und werden daher entschlossen dazu beitragen, den schenrechte schützen. im Verkehrssektor und der gesamten Gesellschaft notwendi- gen umfassenden Wandel zu definieren und umzusetzen. h) Die Fachsektionen und Strukturen der ITF müssen gemein- sam konkrete Maßnahmen für jeden Verkehrssektor definie- b) Die ITF unterstützt nachhaltige Verkehrsalternativen auf ren, die erforderlich sind, um die Organisation des Güter- Grundlage des Konzepts "Reduzieren-Umsteigen-Verbes- und Personenverkehrs rund um den Globus zu ändern, und sern", das davon ausgeht, dass eine Emissionsreduzierung neue Methoden und Technologien zur Förderung der Ener- grundlegende Veränderungen des aktuellen globalisierten gieeffizienz darlegen. Produktionssystems voraussetzt, das von globalen Lieferket- ten, niedrigen Transportkosten, geringen Arbeitskosten und i) Die ITF tritt dafür ein, dass alle Verkehrsträger ihre eigenen dem zunehmenden Einsatz von Aushilfskräften abhängt. externen Kosten decken, einschließlich der Kosten, die heute von der gesamten Gesellschaft getragen werden. Das soll na- c) Die ITF unterstützt daher Initiativen und Maßnahmen, die türlich die Regierungen nicht davon abhalten, kollektiv finan- die demokratische Kontrolle der Wirtschaft stärken, Finanz- zierte allgemeine öffentliche Dienste zu organisieren. Der spekulationen eindämmen, die Finanzströme auf nachhaltige Branchenzugang sollte streng reguliert werden. Bezahlung, Entwicklungen umlenken und für die Wiedereinführung von Beschäftigungsbedingungen und Sozialnormen der Verkehrs- Regulierungsvorschriften sorgen. Sie sieht dies als notwendig, beschäftigten sollten verbessert werden, um den Verkehrs- um unnötigen Verkehrsbedarf zu reduzieren, ruinösen Ver- bedarf zu reduzieren, der durch nicht den Normen entspre- drängungswettbewerb zu stoppen und ein integriertes und chende Beschäftigungsbedingungen und das Streben nach nachhaltiges Verkehrssystem zu schaffen. Kostensenkung verursacht ist. d) Die ITF betrachtet den notwendigen Übergang zu einer koh- j) Die ITF führt eine Kampagne für den raschen Ausbau hoch- lenstoffarmen Wirtschaft und einem nachhaltigen Verkehrs- wertiger öffentlicher Dienste weltweit und die Entwicklung system als Chance für die Schaffung einer besseren Gesell- von Infrastruktur zur Eindämmung der drastisch zunehmen- schaft für alle, in der größere Gleichheit zwischen den Län- den Motorisierung. dern und Völkern, keine Armut, mehr Demokratie, bessere Beschäftigungsbedingungen und weniger Arbeitsdruck und k) Die ITF unterstützt die Aufnahme von Emissionssenkungszie- Stress herrschen. len für den internationalen Schifffahrts- und Luftverkehrs- 8
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 sektor in einen neuen globalen Vertrag und wird die Ent- • ein Netzwerk von angeschlossenen Gewerkschaften auf- wicklung einer Gewerkschaftsposition zu den Maßnahmen- bauen, die an der Planung und Koordinierung von Gewerk- vorschlägen für die Entwicklung und Umsetzung dieser Ziele schaftsaktivitäten zum Thema Klimawandel interessiert als vordringliches Anliegen behandeln. Sie wird sich im Hin- sind; blick auf diese Fragen weiter aktiv in die Arbeit der Interna- tionalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) und der Interna- • ausreichende Ressourcen für die anhaltende Arbeit im Be- tionalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) einbringen. reich Klimawandel bereitstellen. l) Die ITF und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften bauen Entschließung Nr. 2: Senkung der Kohlendioxidemissionen des Stra- auf lokaler, regionaler und globaler Ebene Bündnisse mit so- ßentransportsektors zialen und Umweltbewegungen auf, um nachhaltige Verkehrs- alternativen und einen breiteren Umbau zu unterstützen. Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City (Mexiko) m)Die ITF wird sich weiter an Klimaschutzinitiativen der Global Unions beteiligen und in diesem Rahmen für die Gewerk- STELLT fest: schaftsseite an zwischenstaatlichen Gesprächen über eine internationale Klimaschutzpolitik teilnehmen und an der 1. Die Verkehrswirtschaft ist ein großer Verursacher von Treib- Sondierung von Maßnahmen und Lösungen mitwirken, die hausgasemissionen in aller Welt und für etwa 13 Prozent der einen ausgewogenen Übergang in eine kohlenstoffarme Ge- gesamten Emissionen verantwortlich. Auf den Straßentransport sellschaft gewährleisten können. entfielen im Jahr 27.508 Tonnen (4,6 Prozent der gesamten Emis- sionen im Jahr 2007). n) Der ITF-Vorstand sollte in Zusammenarbeit mit den ITF-Sek- tionen die Durchführung von umfassenden Studien fördern, 2. Einige wenige Straßentransportunternehmen haben Maßnah- die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Be- men zur Verbesserung ihrer Umweltleistung ergriffen, indem schäftigungssituation in unterschiedlichen Verkehrsbereichen sie emissionsärmere Fahrzeuge einsetzen und alternative Treib- sowie die Ausarbeitung einer bestmöglichen Herangehens- stoffe und treibstoffeffizientere und geräuschärmere Motoren weise und Antworten befassen, wobei Folgendes im Mittel- nutzen, sie sind jedoch in der Minderheit. punkt stehen sollte: 3. Die gescheiterte Verständigung des Kopenhagener Klimagipfels • Anzahl und Art von Arbeitsplätzen im Verkehrssektor, die auf Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgase bedeutet einen vom Klimawandel betroffen sind; schweren Rückschlag für das Ziel einer weltweiten Emissions- reduzierung. • Arbeitsplätze, die neu geschaffen werden könnten; 4. Daher FORDERT die ITF: • Verfahren, durch die innerhalb unterschiedlicher Ver- kehrsbereiche ein gerechter Übergang in eine kohlen- a) Alle Nationen sollen ihre Bemühungen um eine internatio- stoffarme Gesellschaft gewährleistet werden kann. nale Klimaschutzvereinbarung fortsetzen. o) Das ITF-Sekretariat sollte: b) Alle Nationen sollen spezifische Strategien für den Verkehrs- sektor zur Senkung von Treibhausgasemissionen umsetzen, • die gemeinsamen Interessen der Verkehrsbeschäftigten u. a. durch: vertreten, um für einen ausgewogenen Übergang zu einem nachhaltigen Verkehrssystem zu sorgen, das auf sicheren • Ausbildung in treibstoffsparenden Fahr- und Wartungs- Arbeitsplätzen, angemessener Bezahlung und menschen- techniken zur Förderung der Treibstoffeffizienz aller Be- würdigen Beschäftigungsbedingungen basiert; rufsfahrer/innen; • Recherchen durchführen sowie Leitlinien und Fallstudien • Werbung unter selbständigen Fahrer/innen und Unterneh- zu der Frage erarbeiten, welche Auswirkungen Klimaschutz- men für Maßnahmen, die auf die Umrüstung ihrer Fahr- und Anpassungsmaßnahmen auf die Organisation der Ar- zeuge auf treibstoffsparende und umweltschonendere beit im Verkehrssektor haben können; Motoren abzielen; • in allen ITF-Regionen ein umfassendes Bildungsprogramm • Entwicklung und Durchführung von Schulungen zu spezifi- zum Thema Klimawandel umsetzen, um die Gewerkschaf- schen Strategien zur Reduzierung von verkehrsbedingten ten für die Problematik zu sensibilisieren und Kapazitäten Treibhausgasen unter Zusammenarbeit von Unternehmen, zur Umsetzung von Klimaschutzstrategien aufzubauen; Gewerkschaften und Regierungen. 9
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 Entschließung Nr. 3: Antwort auf die Globalisierung nach der welt- der Weltbank. Einige Vertreter/innen der Weltbank haben of- weiten Finanzkrise fensichtlich die Fehler ihrer Restrukturierungsprojekte erkannt und sind interessiert am Aufbau engerer Arbeitsbeziehungen Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City mit Verkehrsgewerkschaften. (Mexiko) 7. HÄLT es für notwendig, dass internationale Institutionen und 1. VERWEIST auf die – trotz der Auswirkungen der globalen Fi- Regierungen die Grenzen des freien Handels erkennen und Han- nanzkrise von 2007 bis 2009 – anhaltende Globalisierung der delsregeln aufstellen, die der Gerechtigkeit und dem gebotenen Wirtschaft, die gekennzeichnet ist durch erhöhten globalen Schutz von Sozial- und Umweltnormen Rechnung tragen. Wettbewerb um Roh- und Treibstoffe, die Globalisierung der Produktion, Märkte und Eigentumsstrukturen und den massi- 8. IST beunruhigt darüber, dass auch Wirtschaftsblöcke wie die ven Druck zur Liberalisierung des globalen Verkehrssystems. EU, Mercosur, ASEAN, NAFTA und SADC eine Liberalisierung der regionalen Märkte fördern und die Tendenz zu bilateralen 2. STELLT fest, dass Privatisierung und Kommerzialisierung allent- Freihandelsabkommen zum Nachteil multilateraler Handelsver- halben weiterhin auch Verkehrs- und Logistikdienste betreffen einbarungen die Bemühungen der Gewerkschaftsbewegung und die Umwandlung von Unternehmen, die bis dahin noch und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) um die För- nicht vollständig privatisiert waren, in für privates Kapital leicht derung menschenwürdiger Arbeit ernsthaft untergräbt. zugängliche Strukturen den ersten Schritt in einem anhaltenden Liberalisierungsprozess darstellt. 9. WARNT davor, dass Kooperationen zwischen verschiedenen Re- gionalblöcken der globalen Liberalisierung wahrscheinlich weite- 3. IST der Meinung, dass die Privatisierung, Liberalisierung und re Wege öffnet, wobei die Verhandlungen zwischen den USA und Fragmentierung des Verkehrssektors eine Bedrohung für die Si- der EU und Initiativen wie die der Asiatisch-Pazifischen Wirt- cherheit, Löhne und Gehälter, Beschäftigungsbedingungen, Ren- schaftlichen Zusammenarbeit (APEC) zur Anbindung der Region ten, gewerkschaftliche Organisierung und Kollektivverhandlun- Asien/Pazifik an die Region Interamerika an Bedeutung gewinnen. gen darstellen. Er ist ferner der Auffassung, dass die Abkehr von einem sozialen Verkehrssystem zugunsten von Systemen, die 10. Der 42. Kongress der ITF allein von den Interessen des Großkapitals diktiert werden, zur Aufweichung demokratischer Rechenschaftsstrukturen, zum a) BEKRÄFTIGT den Widerstand der ITF gegen jede Form der Wachstums privater Verkehrsmonopole und zur Entstehung Verkehrsrestrukturierung, einschließlich Privatisierung, die teurerer und weniger effizienter Verkehrsdienste führt, die den sich negativ auf die Beschäftigungsbedingungen oder die Profit über die Bedürfnisse der Gemeinschaft stellen. Qualität bzw. den Umfang der Dienstleistungen und Rechte der Arbeitnehmer/innen auswirkt und ohne die Einwilligung 4. NIMMT zur Kenntnis, dass die Welthandelsorganisation (WTO) der betroffenen Gewerkschaften umgesetzt wird. im Liberalisierungsprozess eine zentrale Rolle spielt. Der Dienst- leistungsvertrag des Allgemeinen Abkommens über den Handel b) IST der Meinung, dass der öffentliche Verkehrssektor gegen- mit Dienstleistungen (GATS) hat bislang zwar einen relativ gering- über dem Allgemeininteresse und nicht dem Interesse des fügigen direkten Einfluss auf die Liberalisierung von Verkehrs- globalen Kapitals rechenschaftspflichtig ist, und betrachtet diensten, aber globale Verkehrsunternehmen üben zunehmen- den Zugang zu erschwinglichen Verkehrsdiensten als soziales den Druck aus, um das zu ändern und könnten damit eine wei- Grundrecht; tere Öffnung einheimischer Personennahverkehrs-, Hafen-, Luft- verkehrs- und Schifffahrtssektoren für den Wettbewerb bewir- c) BETONT das Engagement der ITF für eine nachhaltige Ver- ken. kehrswirtschaft, die Sozial- und Umweltnormen in vollem Umfang Rechnung trägt, was auch Maßnahmen der Regie- 5. IST besorgt darüber, dass die internationalen Finanzinstitutio- rungen und Unternehmen beinhalten muss, um der beson- nen im Hinblick auf die Restrukturierung des Verkehrssektors deren Gefährdung der Verkehrsbeschäftigten durch die HIV/ weiterhin einer neoliberalen Ideologie anhängen. Auf Druck des Aids-Pandemie entgegenzuwirken. Internationalen Währungsfonds üben die Weltbank und regiona- le Entwicklungsbanken weiterhin negativen Einfluss auf die Qua- d) ERKLÄRT, dass die ITF die Entwicklungen innerhalb der Welt- lität von Verkehrsdiensten und die Arbeitsplatzsituation und die handelsorganisation (WTO) im Hinblick auf den Verkehrssek- Beschäftigungsbedingungen von Arbeitnehmer/innen im Ver- tor weiter beobachten wird, tritt der Aufnahme verkehrsna- kehrssektor aus. her Dienste in das Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) entgegen, unterstützt die fort- 6. STELLT fest, dass im Dialog zwischen den Global Unions und der gesetzte Quarantäne maritimer Kabotage in Freihandelsab- Weltbank einige Fortschritte erzielt wurden. Eine Mitgliedsor- kommen und unterstützt die Aufnahme wesentlicher Arbeits- ganisation der ITF beteiligte sich an einem Praktikaprogramm normen und rigoroser arbeitsbezogener Einhaltungs- und für Gewerkschaftsmitarbeiter/innen bei den Niederlassungen Durchsetzungsvorschriften in Freihandelsabkommen. 10
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 e) ERKLÄRT ferner, dass die ITF den praktischen Dialog mit der • Programme zu entwickeln, um den wirksamen Wider- Weltbank und regionalen Entwicklungsbanken fortsetzen wird, stand der ihr angeschlossenen Gewerkschaften gegen die um den neoliberalen Konzepten, die den Programmen der Programme der Weltbank und anderer internationaler Fi- Weltbank zugrunde liegen, effizienter entgegentreten zu kön- nanzinstitutionen zu unterstützen, sowohl durch Interven- nen. Sie wird den Mitarbeiter/innen der Weltbank und den tionen gegen konkrete Privatisierungsprogramme der Welt- Regierungsvertreter/innen, die die Weltbank letztendlich kon- bank, als auch durch die Entwicklung von Alternativen. trollieren, beweisen, dass Alternativen zum Neoliberalismus möglich sind. Sie wird gewerkschaftliche Alternativen aufzei- • unter umfassender Einbeziehung der regionalen ITF-Struk- gen und die Weltbank zur Einbeziehung von der ITF ange- turen Antwortstrategien auf die Entstehung regionaler schlossenen Gewerkschaften in ihre Pläne zur Verkehrsre- Wirtschaftsblöcke zu erarbeiten; strukturierung anhalten. Gleichzeitig wird sie sie die Gewerk- schaften im Umgang mit Institutionen wie der Weltbank und • unter umfassender Einbindung der ITF-Strukturen im Be- im Widerstand gegen ihre Strategien anleiten und unterstüt- reich der Frauen- und Jugendarbeit Programme zur Unter- zen. stützung von angeschlossenen Gewerkschaften zu entwi- ckeln, um die negativen Auswirkungen der Globalisierung f) ERKLÄRT, dass die ITF die internationale Gewerkschaftsbewe- auf weibliche und junge Beschäftigte anzugehen; gung in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Ge- werkschaftsbund (IGB) und den Global Unions dabei unter- • breite Bündnisse mit Organisationen der Zivilgesellschaft stützen wird, den Aktionsplan der Global Unions für eine Re- aufzubauen, die für die Wahrung des öffentlichen Interes- form des Finanzsystems voranzutreiben, die gegen die Schat- ses im Verkehrssektor eintreten, und nachhaltige Verkehrs- tenfinanzwirtschaft durchgreift, Regulierungs- und Steueroa- politiken der Regierungen zu unterstützen, die auch den sen einen Riegel vorschiebt, die öffentliche Rechenschafts- Gefahren der HIV/Aids-Pandemie für Verkehrsbeschäftig- pflicht stärkt, das Bankwesen reformiert, Entwicklungslän- te Rechnung tragen. dern einen gerechten Zugang zu internationalen Finanzmit- teln garantiert und erwerbstätige Familien vor räuberischer • angeschlossene Gewerkschaften, die nationale Kampa- Kreditvergabe schützt. gnen zur Änderung nationaler Gesetzgebung und politi- scher wie wirtschaftlicher Infrastrukturen organisieren g) ERKLÄRT ferner, dass die ITF ihre regionalen Strukturen stär- möchten, aktiv zu unterstützen, um die politischen und ken wird, um für eine koordinierte Reaktion der Verkehrsge- wirtschaftlichen Zielsetzungen, die Gegenstand dieser werkschaften auf diese Initiativen zu sorgen und sicherzustel- Entschließung sind, zu erreichen. len, dass den regionalen Antworten eine tragfähige gemein- same internationale Strategie zugrunde liegt, die sich auf Ge- Entschließung Nr. 4: Antwort der Gewerkschaftsbewegung auf Priva- werkschaftsgrundsätze und die Entwicklung nachhaltiger tisierung und Liberalisierung Wirtschaftssysteme, die nicht zu stark abhängig vom Rohstoff- export sind und in der der Verkehr in eine Entwicklungs- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City agenda integriert ist, stützt. Die Entwicklung einer solchen (Mexiko) Koordination wird sich sicherlich positiv und belebend auf die regionalen Strukturen der ITF auswirken. 1. BEKUNDET allen Gewerkschaften, die gegen Privatisierung und Liberalisierung kämpfen, seine Solidarität. h) APPELLIERT an die ITF und die ihr angeschlossenen Gewerk- schaften, Bündnisse mit zivilgesellschaftlichen Organisatio- 2. SIEHT Privatisierung, Liberalisierung und Fragmentierung des nen aufzubauen, die im Rahmen einer solchen Kampagne Verkehrs als Ursache für die folgenden Entwicklungen: auch gewerkschaftliche Werte hochhalten. a) Beeinträchtigung der Sicherheit, Bezahlung, Beschäftigungs- i) FORDERT den ITF-Vorstand auf, bedingungen, Renten, gewerkschaftlichen Organisierung und Kollektivverhandlungen • weiter umfassend an den Kampagnen der Global Unions für die Einhaltung von Sozialnormen in den Verträgen der b) Abkehr von sozialen Verkehrsdiensten zugunsten von Syste- Welthandelsorganisation mitzuwirken, ein Moratorium für men, die allein von den Interessen des Großkapitals diktiert die Branchengespräche im Rahmen des GATS zu fordern, werden, mit der Folge einer Aufweichung der demokrati- bis eine vollständige Analyse der Auswirkungen der aktuel- schen Rechenschaftsstrukturen und des Wachstums privater len GATS-Maßnahmen auf Arbeitsplätze, Gleichheit und Verkehrsmonopole menschenwürdige Arbeitsnormen vorliegt, und die Ent- wicklungsarbeit der Weltbank im Hinblick auf den Verkehr c) Teurere, weniger effiziente Verkehrsdienste, die den Profit im Rahmen des GATS aufmerksam zu verfolgen. über die Bedürfnisse der Gemeinschaft stellen. 11
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 3. IST empört über die Tendenz bei Regierungen in aller Welt, die in den Händen gigantischer Finanz- und Industriemonopole, die Privatisierung nationaler Schienennetze voranzutreiben. sie zur Einflussnahme auf Politiker/innen und Regierungspoliti- ken nutzen, dazu führt, dass Profitmaximierung Vorrang vor 4. IST zutiefst besorgt, dass Liberalisierung und Privatisierung zu- den Interessen der Beschäftigten und ihrer Familien hat. nehmend durch die Bedingungen von Institutionen wie der Eu- ropäischen Kommission und der Weltbank diktiert werden, oft- 3. STEHT ferner auf dem Standpunkt, dass die Ideologie des freien mals gegen den Willen demokratisch gewählter Parlamente. Kapitalverkehrs, geringer Regulierung und niedriger Besteue- rung von Superreichen und Großunternehmen die Interessen 5. TRITT für eine Integration der Bahnsysteme ein, für die ein plan- der Riesenmonopole schützt und begünstigt. voller Ausbau der Zusammenarbeit zwischen staatseigenen Ei- senbahnsystemen in Europa und weltweit eine sichere Grund- 4. DRÄNGT daher die ITF, sich für ein radikales Maßnahmenpro- lage bildet. Daher beschließt der Kongress, den Widerstand ge- gramm zur Wirtschaftsentwicklung, Schaffung von Arbeitsplätzen, gen Privatisierung und Liberalisierung des Bahnsektors zu ver- Förderung öffentlicher Dienste und Verbesserung der Lebens- stärken und sich für Eisenbahnsysteme in öffentlichem Eigen- bedingungen von Arbeitnehmer/innen und ihrer Familien einzu- tum einzusetzen, die der öffentlichen Rechenschaftspflicht un- setzen. Das Programm sollte u. a. die folgenden Ziele verfolgen: terliegen. a) Restrukturierung und Regulierung des Banken- und Finanz- 6. FORDERT die ITF auf, gezielte und regelmäßig aktualisierte In- sektors; formationen über Entwicklungen im Zusammenhang mit der Privatisierung des Verkehrssektors und erfolgreiche Beispiele b) öffentliche Rechenschaftspflicht und Kontrolle in den Berei- für den Verbleib und die Sicherung von Verkehrssystemen in chen Energie und öffentlicher Verkehr, zur Förderung des öffentlicher Hand in den Ländern der einzelnen Mitgliedsorga- vermehrten Einsatzes erneuerbarer Energien; nisationen zusammenzutragen, die an die angeschlossenen Ge- werkschaften ausgeschickt werden können. c) extensives Programm öffentlicher Investitionen in Sozialvor- sorge und sozialen Wohnungsbau, dabei insbesondere in 7. STELLT fest, dass die Schifffahrtswirtschaft schon seit langem Energieeinsparungsprojekte und Investitionen in grüne Ar- unter den negativen Folgen der Globalisierung leidet und die beitsplätze. Arbeitgeber seit vielen Jahren mit stillschweigendem Einver- ständnis vieler nationalstaatlicher Regierungen versuchen, an- 5. BESCHLIESST, sich für dieses Programm einzusetzen und auch stelle einheimischer Seeleute Seeleute aus Ländern mit wenig innerhalb des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB) für die- entwickelten Volkswirtschaften einzusetzen, die geringe Kosten se Strategie zu werben. verursachen. Entschließung Nr. 6: Globale Mindestsozialnormen 8. SIEHT die Ausbreitung von Billigflaggen in den letzten beiden Jahrzehnten als Ursache für den Verlust von Arbeitsplätzen für Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City Seeleute aus Industrieländern. Daher begrüßt der Kongress die (Mexiko) jüngsten Verhandlungen des Internationalen Verhandlungsfo- rums (IBF) und den Abschluss der Beratungen über den Fonds 1. STELLT fest, dass fast alle Verkehrssektoren von multinationa- für Mannschaftsdienstgrade aus Industrienationen und appel- len Unternehmen dominiert werden, die Konflikte zwischen den liert an die ITF und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften im Arbeitgebern und den Belegschaften anheizen. maritimen Sektor, diese Strategie weiter voranzutreiben und si- cherzustellen, dass das Konzept durch Aktivitäten weiterent- 2. NIMMT zur Kenntnis, dass in vielen Ländern keine Kollektivver- wickelt wird, die eine signifikante Verbesserung der Ausbildungs- träge existieren, die den Beschäftigten Mindestsozialnormen und Beschäftigungschancen für Mannschaftsdienstgrade aus In- garantieren. dustrienationen gewährleisten. 3. IST sich bewusst, dass Maßnahmen sozialer Unternehmensver- Entschließung Nr. 5: Kapitalismus in der Krise antwortung eine Lösung sein können, aber nur unter der Voraus- setzung, dass sie keine Beeinträchtigung der Kollektivverhand- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City lungen mit sich bringen. Die der ITF angeschlossenen Gewerk- (Mexiko) schaften müssen die Definition einer Sozialnorm erarbeiten, die Grundrechte für alle garantiert. 1. WERTET die aktuelle europäische und globale Wirtschafts- und Finanzkrise als zwangsläufige Folge unseres Wirtschafts- und 4. VERWEIST auf die zunehmende Beschäftigung von Vertragsar- Sozialsystems. beitnehmer/innen im Verkehrssektor durch Outsourcing und Leiharbeitsunternehmen, die die Arbeitnehmer/innenrechte 2. IST der Meinung, dass die Konzentration der Wirtschaftsmacht aushöhlen. 12
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 5. RUFT die ITF dazu auf, sich auf globaler Ebene weiter mit den menarbeit von Gewerkschaften mit Arbeitgebern und Politi- anderen Global Unions dagegen zur Wehr zu setzen, dass Ar- ker/innen. beitgeber neben den direkt angestellten Belegschaften befris- tet oder dauerhaft Aushilfsarbeitskräfte beschäftigen, für die 4. APPELLIERT an Regierungen in aller Welt, effiziente und ver- kein Vertrag zwischen ihrem eigentlichen Arbeitgeber und der hältnismäßige Maßnahmen zum Schutz von Verkehrsbeschäf- Gewerkschaft besteht. tigten und -nutzer/innen zu garantieren, die ihre Bürger- und Menschenrechte uneingeschränkt respektieren 6. STELLT fest, dass Gewerkschaften in manchen Ländern die An- gleichung von Sozialbedingungen und -leistungen für die Be- Entschließung Nr. 8: Verkehrsinfrastruktur schäftigten von Tochterunternehmen und Outsourcing-Unter- nehmen durchgesetzt haben. Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City (Mexiko) 7. APPELLIERT an die ITF, ihren Einfluss auf regionaler und interna- tionaler Ebene geltend zu machen, um feste Arbeitsplätze bei 1. STELLT die wirtschaftliche, soziale und ökologische Notwendig- allen Verkehrsträgern zu fordern, sich für die Organisierung keit verstärkter Investitionen in eine nachhaltige Güter- und aller Vertragsbeschäftigten im Verkehrssektor einzusetzen und Personenverkehrsinfrastruktur fest. auf internationaler Ebene strenge Vorschriften zur Begrenzung des Einsatzes von Vertragsbeschäftigten durch Verkehrsarbeit- 2. NIMMT zur Kenntnis, dass selbst dort, wo in die Verkehrsinfra- geber durchzusetzen. struktur investiert wird, dies in der Regel geschieht, um den wirtschaftlichen Status quo in Bezug auf Produktion, Verteilung 8. IST der Meinung, dass die Aushandlung Internationaler Rahmen- und Verbrauch zu erhalten, der nach wie vor ärmere Gemein- vereinbarungen (IRV), die wirtschaftliche, soziale und ökologi- den auf nationaler Ebene und ärmere Länder auf internationa- sche Fragen regeln und den Einsatz von Vertragsbeschäftigten ler Ebene benachteiligt. beschränken, ein wirkungsvolles Instrument zur Förderung glo- baler Mindestsozialnormen sein kann, sofern die Grundsätze im 3. MAHNT weitere Maßnahmen auf internationaler Ebene zur Be- IRV-Modellvertrag der ITF übernommen werden. seitigung der Missstände in Häfen, intermodalen Verkehrsdreh- kreuzen, Schienengüter- und Personennahverkehrsnetzen so- 9. HÄLT es für möglich, dass Maßnahmen für die Wahrnehmung wie in der Straßeninfrastruktur an. unternehmerischer Verantwortung auch der Lösung von Pro- blemen im Zusammenhang mit beruflicher Gleichstellung, dem 4. STELLT fest, dass Investitionen in eine bessere Verkehrsinfra- Beschäftigungs- und Qualifikationsmanagement, Arbeitsschutz- struktur positive Entwicklungen nach sich ziehen, wie Wirt- aspekten und Restrukturierungsprozessen dienen können. schaftswachstum, Verringerung von Staus im Straßenverkehr, Reduzierung von Verkehrsunfällen und Todesopfern, Abbau der 10. MAHNT, dass die Weltwirtschaftskrise nicht als ein Vorwand sozialen Isolation von Menschen in abgelegenen Regionen mit zur Hintanstellung der Frage der unternehmerischen Verant- schlechter Verkehrsanbindung, Verringerung der Abhängigkeit wortung dienen sollte. von Öl und Einschränkung der Kohlendioxidemissionen. 11. FORDERT die ITF auf, die Schaffung eines "sozialen Schutz- 5. STELLT ferner fest, dass die dringend erforderliche Ankurbelung schilds" für Arbeitnehmer/innen in allen Formen von Beschäf- von Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur neue Finanzie- tigungsverhältnissen zu fordern, das ihnen ein Berufsleben in rungsmethoden zur Bereitstellung der notwendigen Kapitalres- Gesundheit und Würde ermöglicht. sourcen erfordert, die in Einklang mit IGB-Politik und -Program- men zu Arbeitnehmerkapital stehen. Entschließung Nr. 7: Verkehrssicherheit und Terrorismusbekämpfung 6. FORDERT den ITF-Vorstand auf, regionale Kampagnen zu koor- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City dinieren oder zu unterstützen, um (Mexiko) a) in der Öffentlichkeit für die wirtschaftliche und strategische 1. VERURTEILT Terroranschläge auf Verkehrsdienste in aller Welt. Bedeutung integrierter Güter- und öffentlicher Personenver- kehrssysteme unter Einbeziehung aller Verkehrsträger zu 2. IST besorgt über die Tatsache, dass Fahrgäste/Passagiere und Be- werben; schäftigte bei allen Verkehrsträgern nach wie vor leichte Ziel- scheiben für terroristische und gesetzeswidrige Handlungen b) die Regierungen zur Verbesserung ihrer integrierten, ver- sind. kehrsträgerübergreifenden Konzepte für die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur, auf eine Art und Weise, die neue und 3. BETRACHTET den Schutz von Personal und der Öffentlichkeit vor gerechtere Produktions-, Verteilungs- und Verbrauchssyste- Verletzungen als eine der wichtigsten Prioritäten der Zusam- me unterstützt, zu drängen; 13
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 c) die Regierungen zu direkten Investitionen in die Infrastruktur Entschließung Nr. 10: ITF-Netzwerk Globale Lieferdienste und zur Umsetzung von Vorgaben und Programmen im Hin- blick auf Arbeitnehmerkapital zu drängen. Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City (Mexiko) Entschließung Nr. 9: Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 1. WEIST darauf hin, dass dem ITF-Netzwerk für globale Liefer- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City dienste ITF-Mitgliedsorganisationen und andere Gewerkschaf- (Mexiko) ten angehören, die die Beschäftigten bei den fünf größten glo- balen Lieferdiensten UPS, DHL, FEDEX, TNT und GeoPost vertre- 1. IST alarmiert über die Gefährdung des Lebens und der Gesund- ten. Das Netzwerk entwickelt Initiativen zum Ausbau der ge- heit der Verkehrsbeschäftigten durch unzureichende Arbeits- werkschaftlichen Stärke und der Solidarität unter den Beschäf- schutzbedingungen im Verkehrssektor. tigten bei den genannten Unternehmen. Es ist eine innovative Antwort der ITF auf die zentralen Herausforderungen im globa- 2. IST besorgt über die Todesrate unter den Arbeitnehmer/innen len Güterverkehrs- und Logistiksektor. Die oben aufgeführten infolge tödlicher Unfälle, die durch schädliche und gefährliche Unternehmen bilden integrierte Güterverkehrssysteme, die die Faktoren im Arbeitsumfeld verursacht wurden. Sektoren Straßentransport, Luftverkehr, Eisenbahn, Schifffahrt und Logistikketten miteinander verflechten. 3. KRITISIERT das mangelnde Bewusstsein seitens der Arbeitgeber und der staatlichen Stellen für die Vermeidung schädlicher und 2. STELLT fest, dass der Logistikprozess für viele Unternehmen zum gefährlicher Arbeitsplatzfaktoren. zentralen Anliegen wird. Sie streben zunehmend nach Wettbe- werbsvorteilen durch Kostenreduzierung und Verbesserung ih- 4. IST der Meinung, dass Arbeitgeber im Bereich des Arbeitsschut- rer Dienstleistungen. Eine große Anzahl von Unternehmen ver- zes den Schwerpunkt auf die Verhinderung von Unfällen statt folgt Strategien, die die Umverteilung der Produktionstätigkeit auf Entschädigungsleistungen bei Unfällen legen sollten. durch die Verlagerung eigener Herstellungsbetriebe an Standor- te mit niedrigeren Arbeitskosten und/oder den Aufbau immer 5. FORDERT Regierungen und Arbeitgeber auf, Präventivmaßnah- komplexerer Netzwerke mit Zulieferern und Herstellern durch men zu entwickeln, die darauf abzielen, Gesundheitsrisiken wei- weltweite Vertragsvergabe und Outsourcing-Verträge beinhalten. testmöglich auszuschalten, und dadurch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, um sicherzustellen, dass 3. NIMMT zur Kenntnis, dass die Betreiber von Logistikdiensten in sie ein angemessenes Niveau erreichen. der Güterverkehrsbranche eine zentrale Rolle spielen, insbe- sondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Komplexität 6. APPELLIERT an internationale Institutionen und nationale Re- von Liefer- und Herstellungsvereinbarungen. Konsolidierungs- gierungen, gezielte Anstrengungen zur Verbesserung des Ar- tendenzen innerhalb des Logistiksektors führen zur Herausbil- beitsschutzes zu unternehmen, u. a. durch dung einiger mächtiger Logistikunternehmen mit zunehmend globaler Reichweite. Die vielgestaltigen Vertragsbeziehungen • Entwicklung des staatlichen Kontrollsystems für die Einhal- dieser Logistikunternehmen mit Zulieferern, Herstellern und tung von Arbeitsschutznormen und Einführung von Syste- führenden Organisationen innerhalb der transnationalen Pro- men, um Arbeitgeber bei Verstößen zur Rechenschaft zu duktionsnetzwerke wirft wichtige Fragen zur Art der angebote- ziehen. nen Logistikdienste und deren Auswirkungen auf die Beschäfti- gung und Qualifikationsanforderungen im globalen Logistiksek- • Umsetzung zeitgemäßer Konzepte im Bereich der Arbeits- tor auf. Darüber hinaus spitzt sich mit der zunehmenden Rolle medizin; der Logistikunternehmen als Koordinatoren transnationaler Produktionsnetzwerke die Problematik der Machtverteilung • Entwicklung eines geeigneten Systems von Modernisie- zwischen den Akteuren innerhalb dieser Netzwerke zu. Solche rungsmaßnahmen zur Beseitigung negativer Arbeitsplatz- Entwicklungen haben nicht nur weit reichende Folgen für die faktoren. Beschäftigung im globalen Logistiksektor, sondern auch für die Struktur und Organisation der Gewerkschaften und ihre Ein- 7. SORGT dafür, dass die ITF einen stimmigen Ansatz zur Unter- flussmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Sektors. stützung der Bemühungen zur Verbesserung der Gesundheit und Sicherheit seitens der angeschlossenen Gewerkschaften 4. ERINNERT daran, dass die globalen Lieferdienste ihr Entstehen entwickelt, indem sie ihre Ressourcen nutzt, um Erkenntnisse nicht zuletzt der anhaltenden Liberalisierung der Postdienste über allgemeine Gesundheits- und Sicherheitsthemen zu ge- und ihrer ausgedehnten Distributionsnetzwerke zu verdanken winnen und einschlägige Informationen zusammenzutragen. haben. Die zunehmende Verlagerung auf die Expresszustellung von Briefen und Päckchen erzeugt zunehmenden Wettbewerbs- druck im Hinblick auf neue Technologien zur Vermarktung, La- gerhaltung und Standortverfolgung. 14
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 5. WEIST darauf hin, dass die globalen Lieferdienste auch durch Entschließung Nr. 11: Gewerkschaftseinheit und nationale Koordi- Globalisierung, Marktliberalisierung und sonstige ordnungspoli- nierungsausschüsse tische Veränderungen unter Druck geraten, ihre Operationen zu konsolidieren, was vielschichtige Auswirkungen auf beste- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City hende Arbeitsplätze und die Beschäftigungsbedingungen hat. (Mexiko) Obwohl diese Fusionen, Übernahmen und sonstigen Restruktu- rierungsmaßnahmen der Unternehmen meist Teil einer lang- 1. NIMMT die Verabschiedung der Entschließung zur Gewerk- fristigen Unternehmensstrategie sind, erfahren die Beschäftig- schaftseinheit im Verkehr durch den 41. ITF-Kongress in Durban ten und ihre Gewerkschaften oft zu spät davon. Die verstärkte, (Südafrika) im Jahr 2006 zur Kenntnis und begrüßt den An- auf konkrete Unternehmen abzielende Zusammenarbeit der schluss von ehemaligen Mitgliedsorganisationen der FIOST an Gewerkschaften auf globaler Ebene schafft Frühwarnsysteme die ITF-Familie seit dem Jahr 2010. für wichtige Unternehmensentwicklungen und unterstützt ge- meinsame gewerkschaftliche Handlungsansätze. 2. VERWEIST darauf, dass die ITF-Kampagne Global organisieren auf den Aufbau und die Stärkung globaler Solidarität und Maß- 6. SIEHT in der Konzentration des ITF-Netzwerks Globale Liefer- nahmen zum branchenübergreifenden Schutz der Rechte von dienste auf die fünf zentralen Akteure der Logistikbranche eine Verkehrsbeschäftigten abzielt. wichtige Antwort der ITF auf diese Veränderungen der globalen Verkehrswirtschaft. Das Netzwerk hat Impulse für neue Ansätze 3. STELLT fest, dass die Existenz starker nationaler Gewerkschaf- der Organisationsarbeit, Verhandlungs- und Kampagnenführung, ten, die auf der Grundlage gemeinsamer Vorstellungen und Netzwerkarbeit, Recherchetätigkeit sowie den Informationsaus- Maßnahmen zur branchenübergreifenden Zusammenarbeit be- tausch, die Bildungsarbeit und den Dialog mit diesen Arbeitge- reit sind, eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Kam- bern gesetzt. pagne ist. 7. Dieser 42. Kongress BEAUFTRAGT die ITF daher, 4. BEOBACHTET, dass die anhaltend schwache Position von Ver- kehrsgewerkschaften in vielen Regionen der Welt aufgrund poli- a) die Umsetzung der Strategien des Netzwerks im Bereich der tischer Differenzen zwischen verschiedenen Dachverbänden, des Organisationsarbeit, Kommunikation, Recherchetätigkeit und geringen Organisationsgrads in vielen Verkehrsbranchen, der strategischen Kampagnenplanung durch die die intensivere anhaltenden Deregulierung und Privatisierung, der Auslagerung Koordinierung der dem Netzwerk angeschlossenen Gewerk- von Unternehmensbereichen und der Zunahme von Vertrags- schaften zu unterstützen, darunter die Entwicklung innovati- arbeit und prekärer Beschäftigung die Gewerkschaftsbewegung ver Strategien zur Einbindung von Gewerkschaften in Län- spaltet. dern, in denen die globalen Lieferdienste nur gering oder über Vertragsunternehmen vertreten sind; 5. IST sich bewusst, dass die Spaltung von Verkehrsgewerkschaften die organisierte Gewerkschaftsbewegung erheblich schwächt b) in der nächsten Kongressperiode mindestens einmal jährlich und nur den Arbeitsgebern entgegenkommt, die sich über Kon- eine Sitzung des Netzwerks für globale Lieferdienste einzu- flikte zwischen den Gewerkschaften freuen. berufen; 6. UNTERSTÜTZT den Aufbau einer engeren Kooperation zwischen c) Bildungsprogramme zu entwickeln, die die angeschlossenen Verkehrsgewerkschaften innerhalb der nationalen ITF-Koordi- Gewerkschaften bei der Umsetzung der Netzwerk-Strategien nierungsausschüsse, der im Rahmen des vom 39. ITF-Kongress unterstützen; 1998 in Neu-Delhi (Indien) verabschiedeten Arbeitsprogramms Solidarität mobilisieren zum Schwerpunkt erhoben wurde. d) die anhaltende Zusammenarbeit zwischen den ITF-Sektionen zur Unterstützung des Netzwerks Globale Lieferdienste zu 7. APPELLIERT an alle der ITF angeschlossenen Gewerkschaften, fördern; sich für den Aufbau von Gewerkschaftseinheit und Gewerk- schaftsfusionen einzusetzen. e) die gemeinsame Koordination dieses Netzwerks mit Union Network International (UNI) und gegebenenfalls weiteren 8. FORDERT die ITF auf, über ihre Regionalstrukturen und gemein- globalen Gewerkschaftsverbänden aufrechtzuerhalten. sam mit den ihr angeschlossenen Gewerkschaften eine aktive Rolle bei der Förderung der Einheit und einer größtmöglichen Koordinierung der Tätigkeit von Verkehrsgewerkschaften auf nationaler Ebene zu spielen. 9. VERWEIST darauf, dass in einigen Ländern die Existenz und effi- ziente Tätigkeit nationaler Koordinierungsausschüsse aller ITF- Mitgliedsorganisationen des betreffenden Landes die erfolgrei- 15
Entschließungen 42. ITF-Kongress Mexico City 2010 che Planung und Umsetzung nationaler und ITF-weiter Kampa- 5. VERWEIST auf die vielfältigen Bemühungen der ITF-Regionen in gnen erleichtert hat. den vergangenen vier Jahren, die auf die Wiederbelebung und Restrukturierung der regionalen Leistungsfähigkeit abzielten, 10. BEDAUERT, dass nationale ITF-Koordinierungsausschüsse in an- um die Grundsätze des Programms Global organisieren in den deren Ländern nicht existieren bzw. nicht aktiv sind, sodass die Regionen umzusetzen. angeschlossenen Gewerkschaften isoliert handeln, was dem Ziel der Solidarität und Zusammenarbeit zum Schutz der Inte- 6. ERINNERT daran, dass der 42. ITF-Kongress den Auftrag hat, die ressen der Verkehrsbeschäftigten auf nationaler und internatio- strategischen, politischen und finanziellen Rahmenbedingungen naler Ebene zuwiderläuft. für die Entwicklung der nächsten Phase der Kapazitätsbildung und Kampagnenarbeit für die Rechte von Verkehrsbeschäftig- 11. FORDERT alle der ITF angeschlossenen Gewerkschaften auf, in ten auszuarbeiten und umzusetzen. jedem Land die Gründung und Stärkung nationaler ITF-Koordi- nierungsausschüsse voranzutreiben und eine nationale Kontakt- 7. VERWEIST ferner auf mehrere positive, den Vorgaben des Pro- person zu ernennen, die in nationalen und internationalen An- gramms Global organisieren (GO) entsprechende Initiativen, die gelegenheiten sowie bei Kampagnen und Solidaritätsmaßnah- Modelle und Lernerfahrungen für die Ausweitung und Konsoli- men für die Koordination und die Herstellung von Verbindun- dierung des GO-Modells in den Regionen bieten, wie z. B.: gen zwischen den Gewerkschaften zuständig ist. a) das Organisierungsprojekt für Hafenbeschäftigte in Hong- 12. FORDERT ferner den ITF-Vorstand auf, die angeschlossenen Ge- kong werkschaften dabei zu unterstützen, die nationalen Koordinie- rungsausschüsse zu stärken und zu effizienten Gremien zu ma- b) die Subregionalkonferenz Pazifik zum Thema Global organi- chen, und sicherzustellen, dass die nationalen Kontaktpersonen sieren im November 2009, sowie die Verabschiedung eines in alle Kampagnenverteiler und Kontaktlisten anderer ange- Schwerpunktplans für die Region Pazifik schlossener Gewerkschaften aufgenommen werden. c) die Sonderarbeitsgruppe Offshore-Sektor der Region Asien/ 13. BITTET alle nationalen Koordinierungsausschüsse, dem ITF-Ge- Pazifik. neralsekretär regelmäßig über die Fortschritte im Hinblick auf die Förderung der Gewerkschaftseinheit Bericht zu erstatten. 8. VERWEIST ferner auf die unter Beteiligung von Bergbau-, See- leute- und Verkehrsgewerkschaften sowie Gewerkschaften von Entschließung Nr. 12: Regionale und subregionale Organisation der Beschäftigten im Bau- und Produktionssektor organisierte Kam- ITF pagne zur Koordinierung regionaler Gewerkschaftsinteressen bei großen, neuen Projekten in der regionalen Öl- und Gasindus- Der 42. ITF-Kongress vom 5. bis 12. August 2010 in Mexico City trie, wie z. B. das PNG-Flüssigerdgas-Projekt in Papua-Neuguinea (Mexiko) und weitere Flüssigerdgas-Projekte in der Timorsee, hier insbe- sondere die Bemühungen zur Einbindung neuer Gewerkschaf- 1. VERWEIST auf das vom 39. ITF-Kongress 1998 in Neu-Delhi (In- ten in Entwicklungsländern wie Osttimor und Papua-Neuguinea. dien) beschlossene Programm Solidarität mobilisieren, auf das Diese Kampagne zielt darauf ab, große multinationale Öl- und vom 40. ITF-Kongress 2002 in Vancouver (Kanada) verabschie- Gasunternehmen an den Verhandlungstisch zu bringen, um Ar- dete Programm Solidarität globalisieren sowie auf das vom 41. beitgeber-/Arbeitnehmerbeziehungen zu entwickeln und Aus- ITF-Kongress in Durban (Südafrika) im Jahr 2006 verabschiedete bildungsregelungen zu vereinbaren, die zur Stärkung der Ge- Programm Global organisieren. werkschaftsbewegung und zum Aufbau von Gewerkschaftska- pazitäten in diesen Entwicklungsländern beitragen. 2. UNTERSTÜTZT die wichtigen strategischen Richtungen, die der ITF-Vorstand für die ITF-Regionen im Rahmen seiner im Papier 9. BEKRÄFTIGT die Bedeutung regionaler Zentren für eine effizien- "Umsetzung der Strategie" vom April 2007 enthaltenen Regio- te Koordination regionaler Kampagnen zur Umsetzung der in- nalen Strategieerklärung vorgegeben hat. ternationalen ITF-Politik im Schifffahrtssektor, bei den Bahnen, im Straßentransport und im Luftverkehr. 3. NIMMT die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Dere- gulierung und Globalisierung der Weltwirtschaft in den Regio- 10. BEGRÜSST die vom ITF-Vorstand in Auftrag gegebene Überprü- nen und Subregionen zur Kenntnis. fung der Regionalstrukturen im Rahmen der auf dem Kongress in Durban angestoßenen Überprüfung der ITF-Strukturen, be- 4. STELLT fest, dass die Umsetzung der Programme sehr stark von kräftigt die Empfehlungen des ITF-Vorstands vom Juni 2010 und der effizienten und mit ausreichenden Ressourcen ausgestatte- fordert die ITF auf, ihre regionalen Strukturen zu stärken und ten regionalen Koordinierung nationaler und regionaler Kampa- mit ausreichenden Ressourcen auszustatten, sodass die Regio- gnen abhängt. nal- und Subregionalbüros effizienter auf konkrete Entwicklun- gen und regionale Initiativen reagieren können, indem sie Bil- 16
Sie können auch lesen