Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

 
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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

                            Thüringer Fachstelle Suchtprävention
                         Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V.
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Impressum:
Sachstand Suchtprävention im Freistaat Thüringen 2020.
Erstellt im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

© Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V., Gierkezeile 39, 10585 Berlin
Tel.: 030/85400490, Fax: 030/85400491, E-Mail: mail@fdr-online.info

Thüringer Fachstelle Suchtprävention
Dubliner Str. 12, 99091 Erfurt
Tel.: 0361/ 3 46 17 46
Fax: 0361/ 3 46 20 23
E-Mail: bonengel@fdr-online.info

Verantwortlich: Dr. Timo Bonengel
Redaktion: Dr. Timo Bonengel, Kerstin Stolze

Mai 2021
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis.......................................................................................................... II
1. Dot.sys – Eine Erklärung ................................................................................................... 1
2. Struktur in Thüringen ......................................................................................................... 2
    2.1 Landesebene .............................................................................................................. 2
    2.2 Kommunale Ebene ..................................................................................................... 4
3. Beteiligte Einrichtungen und Träger .................................................................................. 5
4. Ergebnisse in Kürze .......................................................................................................... 6
5. Dot.sys-Auswertung 2020.................................................................................................. 7
    5.1 Art der Prävention ....................................................................................................... 7
    5.2 Zielebene und Zielgruppen der Maßnahmen............................................................... 8
    5.3 Setting .......................................................................................................................13
    5.4 Inhalte der Maßnahmen .............................................................................................14
    5.5 Konzeptionelle Ebene und Zielsetzung ......................................................................18
    5.6 Umsetzung der Maßnahmen ......................................................................................20
    5.7 Dauer und Intensität der Maßnahmen ........................................................................22
    5.8 Kooperationen ...........................................................................................................23
    5.9 Wirkungsbereich ........................................................................................................24
    5.10 Dokumentation & Evaluation ....................................................................................25
    5.11 Geschlechts- und kulturspezifische Ansätze ............................................................26
6. Fazit und Ausblick ............................................................................................................27
Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................................III

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Abkürzungsverzeichnis

Abb.               Abbildung
ABS                Allgemeinbildende Schulen
AGETHUR            Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V.
AK                 Arbeitskreis
BBS                Berufsbildende Schulen
BZgA               Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Dot.sys            Dokumentationssystem für Maßnahmen der Suchtprävention
fdr               Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V.
LAG                Landesarbeitsgemeinschaft
LK                 Landkreis
PSBS               Psychosoziale Beratungsstelle
SH                 Suchthilfe
SiT                Suchthilfe in Thüringen gGmbH
SP                 Suchtprävention
TLS                Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V.
TMASGFF            Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie1

1   Seit Dezember 2014 Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF)

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

1. Dot.sys – Eine Erklärung
Seit 2006 dient das Dokumentationssystem Dot.sys der einheitlichen Erfassung der Maßnah-
men zur Suchtvorbeugung in allen Bundesländern. Das System wurde von der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Zusammenarbeit mit den Landeskoordinator*innen
der Suchtvorbeugung und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
(EBDD) entwickelt und dient der Erhebung und Dokumentation der durchgeführten Suchtprä-
ventionsmaßnahmen.

Die Dokumentation der suchtpräventiven Maßnahmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Stär-
kung der Kooperation zwischen den verschiedenen Ebenen und Akteur*innen und erhöht die
Transparenz und die Qualität in der Suchtprävention. Die erhobenen Daten dienen zudem als
Grundlage für die nationale sowie internationale Präventionsberichterstattung.
Zur Gewährleistung der Praxisrelevanz und der Qualität der Datenerhebung wird das System
regelmäßig geprüft und aktualisiert. Für die inhaltliche und methodische Weiterentwicklung
von Dot.sys besteht eine Arbeitsgruppe aus Vertreter*innen einzelner Bundesländer sowie der
BZgA.

An der Datenerfassung beteiligten sich die hauptberuflich in der Suchtprävention tätigen Fach-
kräfte aus Beratungsstellen, Ämtern und Fachstellen. Daneben gibt es zahlreiche Akteur*in-
nen, ohne die eine nachhaltige Arbeit nicht möglich wäre. Neben Erzieher*innen, Lehrer*innen,
Schulsozialarbeiter*innen, Fachkräften des Kinder- und Jugendschutzes und Fachkräften der
Polizei leisten auch Übungsleiter*innen und Trainer*innen im Sportbereich, Fachkräfte der be-
trieblichen Suchtprävention, Ehrenamtliche der Suchtselbsthilfe und andere täglich einen Bei-
trag zur Suchtpräventionsarbeit. Diese können über die vorliegende Erhebung jedoch nicht
erfasst werden.

Die Auswertung der Daten ist auf verschiedenen Ebenen möglich:

1. Einrichtungsebene
Die Fachkräfte und Einrichtungsleitungen können eine direkte Auswertung und Aufbereitung
ihrer Daten vornehmen.

2. Landesebene
Die Landeskoordinator*innen können die gesammelten Daten der Fachkräfte für die Landes-
auswertung und –berichterstattung verwenden. Der vorliegende Bericht betrifft diese Ebene.

3. Bundesebene
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt die Daten aus den Bundes-
ländern zusammen, wertet sie aus und veröffentlicht die Ergebnisse auf nationaler und inter-
nationaler Ebene.

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2. Struktur in Thüringen
2.1 Landesebene
In Thüringen gibt es vier verschiedene Akteur*innen, die im Bereich der Suchtprävention und
der Suchthilfe auf Landesebene arbeiten, sowie Schnittstellenakteur*innen:

Die Thüringer Fachstelle Suchtprävention des Fachverbandes Drogen- und Suchthilfe e.V.
(fdr+) hat die Aufgaben der Qualitätssicherung, der Koordinierung von suchtpräventiven Maß-
nahmen, der Vernetzung der Akteur*innen, der Fortbildung von Fachkräften sowie der Bünde-
lung der Thüringer Bedarfe.

Die Thüringer Fachstelle Glücksspielsucht ist ebenfalls eine Fachstelle des Fachverbandes
Drogen- und Suchthilfe e.V. (fdr+) und ist in Thüringen eine zentrale Institution zur fachlichen
Beratung, Vernetzung und Koordination rund um das Thema pathologisches Glücksspielen.

Das Präventionszentrum der SiT – Suchthilfe in Thüringen gGmbH unterstützt die Thüringer
Kommunen bei der Entwicklung und Implementierung von suchtpräventiven Projekten und
Maßnahmen.

Die Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e. V. (TLS) fungiert als Schnittstelle zur Sucht-
hilfe und Selbsthilfe.

Die AGETHUR – Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e. V. ist unter
anderem zuständig für die Umsetzung der Landesgesundheitskonferenz und die Koordinie-
rung der Gesundheitsziele.

Die Arbeit der Fachstellen wird durch das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesund-
heit, Frauen und Familie (TMASGFF) finanziert. Der regelmäßige fachliche Austausch findet
sowohl zwischen dem TMASGFF und den Landesstellen als auch mit den regionalen Sucht-
präventionsfachkräften, z. B. durch Netzwerktagungen, statt.

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

2.2 Kommunale Ebene
Im Jahr 2020 arbeiteten 23 Fachkräfte für Suchtprävention in 17 Landkreisen und sechs kreis-
freien Städten in Thüringen. Allerdings sind die 23 Fachkräfte nicht eins zu eins auf die 23
Landkreise und kreisfreien Städte aufgeteilt. So verfügen manche Kommunen über zwei Fach-
kräfte, andere hingegen über keine. An 15 Einsatzorten sind die Fachkräfte für Suchtpräven-
tion bei den jeweiligen Psychosozialen Beratungsstellen für Suchtgefährdete, Suchtkranke
und deren Angehörige angesiedelt, an zwei Einsatzorten bei den kommunalen Jugendämtern
(Kyffhäuserkreis, Greiz). An fünf Einsatzorten ist die Suchtprävention im Bereich der kommu-
nalen Gesundheitsämter verankert (Landkreis Eichsfeld, Landkreis Sömmerda, Landkreis
Saalfeld-Rudolstadt, Erfurt, Jena) und wird über die kommunalen Haushalte gefördert.

Das Thema Suchtprävention wird in den Netzwerkstrukturen Thüringer Kommunen unter-
schiedlich bearbeitet. Während es in größeren Städten wie Erfurt und Jena eigene Netzwerke
zum Thema Suchtprävention gibt, ist das Thema in kleineren Kommunen aufgrund der Res-
sourcenbündelung an verschiedene Arbeitskreise bzw. Netzwerke angedockt.

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

3. Beteiligte Einrichtungen und Träger

  Aus Datenschutzgründen entfernt.

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

4. Ergebnisse in Kürze
  •   2020 wurden insgesamt 538 Maßnahmen von 14 Einrichtungen dokumentiert. Neben
      den hauptberuflich in der Suchtprävention tätigen Fachkräften, die ihre Maßnahmen
      mit Dot.sys dokumentieren, gibt es zahlreiche Akteur*innen der Suchtprävention, ohne
      die eine nachhaltige Arbeit nicht möglich wäre. Ehrenamtliche aus dem Freizeitbereich
      oder Ehrenamtliche der Suchtselbsthilfe werden von Dot.sys nicht erfasst.
  •   Mit den 538 Maßnahmen wurden 8.191 Endadressat*innen und 5.339 Multiplikator*in-
      nen erreicht. Wie in vielen anderen Punkten auch, schlagen sich in diesen, im Vergleich
      zu 2019 deutlich gesunkenen, Zahlen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und
      der damit verbundenen Einschränkungen nieder.
  •   In der Gruppe der Endadressat*innen wurden vornehmlich Kinder und Jugendliche an-
      gesprochen. Insgesamt richteten sich 86 Maßnahmen an diese Zielgruppe.
  •   In der Gruppe der Multiplikator*innen wurden am häufigsten Beschäftigte in Kommu-
      nen, Landkreisen, Behörden und Verwaltung (238 Maßnahmen) erreicht.
  •   Öffentlichkeitsarbeit wurde, wie auch im Vorjahr, zumeist in Form von Online-Medien
      sowie als Pressearbeit umgesetzt.
  •   Mit insgesamt 239 Maßnahmen fanden die meisten der durchgeführten Maßnahmen
      für Endadressat*innen und Multiplikator*innen im Setting Politik, Kommune, Landkreis,
      Behörde und Verwaltung statt.
  •   Inhaltlich bezogen sich 237 Maßnahmen auf Verhaltenssüchte, 145 Maßnahmen leg-
      ten den Fokus auf Maßnahmen im Bereich Lebenskompetenz ohne Substanzbezug.
      Bei 143 Maßnahmen wurde der Schwerpunkt auf Lebenskompetenz mit Substanzbe-
      zug gelegt, 14 Maßnahmen hatten ausschließlich einen Substanzbezug.
  •   Der Hauptteil der Maßnahmen mit einem Fokus auf Stärkung der Lebenskompetenz
      mit Substanzbezug (132 Maßnahmen) thematisierte Alkohol. Weiterhin wurde bei 79
      Maßnahmen Tabak und bei 73 Maßnahmen Cannabis thematisiert.
  •   Von den Maßnahmen, die den Fokus ausschließlich auf Substanzbezug legten, zielten
      die meisten auf Alkohol ab (9 Maßnahmen), dicht gefolgt von Tabak (8 Maßnahmen)
      und Cannabis (7 Maßnahmen).
  •   Mit 218 Maßnahmen bezogen sich die meisten, der auf Verhaltenssüchte ausgerichte-
      ten Maßnahmen, auf pathologisches Glücksspiel / (Sport-) Wetten.
  •   284 Maßnahmen zielten auf eine Informationsvermittlung ab.
  •   Die am häufigsten angegebenen Ziele der Maßnahmen waren „Aufbau von Strukturen
      und Verhältnisprävention“ (273) und „Zunahme an Wissen / Bewusstsein der Zielper-
      sonen“ (267).
  •   Mit 61,48 % wurden die meisten der Maßnahmen als Trainings und Schulungen
      (z. B. Fortbildungen, Unterrichtseinheiten, Workshops oder Seminare) durchgeführt.
  •   Die Maßnahmen umfassten zumeist zwei Stunden bis einen halben Tag und wurden
      an einem Termin von einer Fachkraft bzw. einem Träger umgesetzt.
  •   Fast jede zweite Maßnahme wurde in Kooperationen durchgeführt.
  •   Die dokumentierten Maßnahmen wurden v. a. landesweit (267 Maßnahmen), in Ge-
      meinden/Städten bis 100.000 Einwohner (141) und in Landkreisen (77) umgesetzt.
  •   Mit 83,64 % ist in den meisten Fällen keine Evaluation der Maßnahmen vorgesehen.
      Eine systematische Dokumentation (intern oder extern) liegt in 29,74 % der Fälle vor.
  •   Es wurden kaum genderspezifische oder kulturspezifische Ansätze verfolgt.

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5. Dot.sys-Auswertung 2020
5.1 Art der Prävention
Im Jahr 2020 wurden 538 Maßnahmen mit Dot.sys dokumentiert. Die Anzahl fällt niedriger als
im Vorjahr (775 Maßnahmen) aus, was sich durch das Herunterfahren des öffentlichen Lebens
(etwa Schulbetrieb) im Zuge der COVID-19-Pandemie erklären lässt. Angesichts der damit
verbundenen Herausforderungen ist die Zahl der 2020 durchgeführten Maßnahmen dennoch
hoch.
Der Hauptteil der 2020 dokumentierten Maßnahmen ist der strukturellen Prävention zuzuord-
nen (251 Maßnahmen, 47 %). Dagegen lassen sich 229 Maßnahmen (42 %) der universellen
Prävention, 41 Maßnahmen (8 %) der selektiven und 17 Maßnahmen (3 %) der indizierten
Prävention zuordnen.

Abbildung 1:     Maßnahmen nach der Präventionsart 2020 (N=538)

                                                                        universelle Prävention
                                                            229
          251                                              (42%)
                                                                        selektive Prävention
         (47%)
                                                                        indizierte Prävention

                                                                        strukturelle Prävention bzw.
                                                                       Verhältnisprävention

                                  17       41
                                 (3%)     (8%)

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5.2 Zielebene und Zielgruppen der Maßnahmen
Von den 538 Maßnahmen richteten sich 331 Maßnahmen an Multiplikator*innen, 183 Maß-
nahmen an Endadressat*innen und 24 Maßnahmen an die Öffentlichkeit.

Abbildung 2:   Zielebene der dokumentierten Maßnahmen 2020 (N=538), Mehrfachnennungen

                            24
                           (4%)

        183                                                           Multiplikator*innen
       (34%)
                                                                      Endadressat*innen

                                                                      Öffentlichkeitsarbeit
                                                       331
                                                      (62%)

Durch die 538 Maßnahmen wurden im Jahr 2020 insgesamt 13.530 Personen erreicht. Darun-
ter befanden sich 8.191 Endadressat*innen und 5.339 Multiplikator*innen. Durchschnittlich er-
reichten die Angebote für Multiplikator*innen je Maßnahme 16 Personen. Die Maßnahmen für
Endadressat*innen richteten sich im Schnitt an 45 Personen. Genauere Angaben wird die Be-
trachtung der Umsetzungsebene zeigen. Doch wer sind die Endadressat*innen und Multipli-
kator*innen?

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Die folgende Abbildung zeigt eine Differenzierung der Zielgruppe der Endadressat*innen. Ins-
gesamt richteten sich 2020 183 Maßnahmen an diese Zielgruppe. Dabei wurden Kinder und
Jugendliche mit 59,56 % aller Maßnahmen mit Abstand am häufigsten erreicht. Weiterhin rich-
ten sich 13,66 % der Maßnahmen an konsumerfahrene Jugendliche und Erwachsene sowie
10,93 % an Beschäftigte in Betrieben. Kaum im Fokus waren Student*innen (1,64 % der Maß-
nahmen) sowie Senior*innen (keine Maßnahmen). Vonseiten der Thüringer Fachstelle Glücks-
spielsucht wird für Studierende als vulnerable Zielgruppe aktuell ein Konzept zur Prävention
von Glücksspielsucht an Thüringer Hochschulen entwickelt, das den Änderungen im Online-
Glücksspielbereich durch den Glücksspielstaatsvertrag Rechnung trägt.

Abbildung 3:    Differenzierung der Zielgruppe Endadressat*innen 2020 (N=183) in %, Mehrfachnennungen

                                            Sonstige         3,28%

                 Unspezifisch (Gesamtbevölkerung)         0,55%

    Suchtbelastete Lebensgemeinschaften (Kinder,
                                                             2,19%
                Eltern, Angehörige)

                                     Student*innen           1,64%

    Sozial Benachteiligte (z.B. Langzeitarbeitslose,
                                                             3,28%
 Migrant*innen mit schlechten Deutschkenntnissen

                             Kinder und Jugendliche                                   59,56%

                             Probierkonsumierende              6,56%

       Konsumerfahrene Jugendliche / Erwachsene                      13,66%

                          Eltern/Familienmitglieder          3,28%

                            Beschäftigte im Betrieb             10,93%

           Auszubildende, Freiwilliges Soziales Jahr,
                                                               8,20%
                 Bundesfreiwilligendienst
                                                        0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

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Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Werden die Altersgruppen der Endadressat*innen betrachtet, so richteten sich 2020 mit
46,99 % (86 Maßnahmen) die meisten Maßnahmen an Kinder bis 13 Jahre.
Weitere 30,60 % der dokumentierten Maßnahmen (56 Maßnahmen) fokussierten sich auf Ju-
gendliche zwischen 14 und 17 Jahren. 25,14 % (46 Maßnahmen) richteten sich an junge Er-
wachsene zwischen 18 und 27 Jahren.

Abbildung 4:    Altersstruktur der Endadressat*innen 2020 (N=183) in %, Mehrfachnennungen

               Senioren (ab 65 Jahre)        0,00%

        Erwachsene (28 bis 64 Jahre)                        24,59%

  Junge Erwachsene (18 bis 27 Jahre)                        25,14%

        Jugendliche (14 bis 17 Jahre)                          30,60%

                Kinder (bis 13 Jahre)                                    46,99%

                                        0%     10%   20%    30%   40%   50%   60%   70%   80%   90%   100%

                                                       10
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Im Folgenden wird die Kategorie der Multiplikator*innen näher betrachtet. Von den insgesamt
331 Maßnahmen richten sich 71,90 % an Beschäftigte in Kommunen, Landkreisen, Behörden
und Verwaltung. Weitere 19,34 % der Maßnahmen richten sich an Beschäftigte in der Sucht-
hilfe bzw. -prävention sowie 13,29 % an Beschäftigte in der Kinder- und Jugendhilfe. An Be-
schäftigte und Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe und im Migrationsdienst sowie an Peers
richteten sich lediglich 0,91 % der Maßnahmen. Dabei sind Mehrfachnennungen zu beachten.
Dies zeigt, dass die Maßnahmen für Multiplikatoren*innen zumeist Zielgruppen aus unter-
schiedlichen Arbeitsfeldern erreichen und sich nicht nur an ein Setting richten.

Abbildung 5:    Differenzierung der Zielgruppe Multiplikator*innen 2020 (N=331) in %, Mehrfachnennungen

                                          Sonstige           9,06%

                                   Politiker*innen          6,04%

      Peers (z.B. Schüler*innen, Studierende; auch
                                                        0,91%
                     Erwachsene)
             Lehrer*innen, Dozent*innen,
                                                                12,69%
  Schulsozialarbeiter*innen, Schulpsycholog*innen

                         Eltern/Familienmitglieder      1,21%

               Beschäftigte / Ehrenamtliche in der
                                                        0,91%
               Flüchtlingshilfe / Migrationsdienst

                Beschäftigte im Strafwesen/Polizei      0,91%

                         Beschäftigte in der Kirche     1,21%

   Beschäftigte im Kindergarten/Kindertagesstätte        2,11%

                   Beschäftigte in der Kinder- und
                                                                13,29%
                    Jugendhilfe/Jugendarbeit
                   Beschäftigte in
                                                                                         71,90%
        Kommune/Landkreis/Behörde/Verwaltung

       Beschäftigte in Suchthilfe / Suchtprävention                 19,34%

               Beschäftigte im Gesundheitswesen               9,97%

    Beschäftigte im Glücksspielwesen / Spielhallen      0,60%

    Beschäftigte / Ehrenamtliche in der Selbsthilfe      2,11%

   Beschäftigte / Ehrenamtliche im Freizeitbereich       3,02%

                           Beschäftigte im Betrieb          5,14%

                                                      0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                       11
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Im Sinne der Vernetzung der unterschiedlichen Arbeitsfelder ist dieser Ansatz zu begrüßen
und auszubauen. Auf diesem Weg lernen sich die Akteur*innen der Suchtprävention wie z. B.
Beschäftigte der Kommune, der Jugendarbeit sowie der Suchthilfe kennen und können Ver-
bindungen für die praktische Arbeit aufbauen. Gleichzeitig ist die settingbezogene Arbeit nicht
zu vernachlässigen.

2020 wurden insgesamt 24 Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit dokumentiert. Die häufigsten
Formen/Kanäle waren Online-Medien (50,00 %) und die klassische Pressearbeit (37,50 %).

Abbildung 6:    Formen der Öffentlichkeitsarbeit der Maßnahmen 2020 (N=24) in %, Mehrfachnennungen

                                          Sonstiges                 16,67%

        Give aways (Aktionspakete, T-Shirt, Sticker)           12,50%

            Vortrag, Workshop, Podiumsdiskussion            4,17%

    Pressearbeit (Pressemitteilung, Interviews etc.)                         37,50%

      Personalkommunikative Maßnahmen (Peers,
             Informations-/Aktionsstand,                     8,33%
          Mitmachaktion/Wettbewerbe etc.)

  Dialogische Online-Kommunikation (Social Media,
                                                             8,33%
           Online-Mitmachaktionen etc.)

     Online-Medien (Website, Newsletter, Blog, E-
                                                                                  50,00%
     Mails, audiovisuelle Medien z.B. Videos etc. )

           Printmedien (Plakate, Broschüren, Flyer,
                                                                    16,67%
                 Zeitungen, Anzeigen, etc. )

                                                       0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                       12
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.3 Setting
Die folgende Abbildung zeigt, dass 2019 die meisten Maßnahmen (für Endadressat*innen und
Multiplikator*innen) im Setting Schule durchgeführt wurden (374 Maßnahmen), 2020 hingegen
nur 141 Maßnahmen – dies ist den Schulschließungen im Zuge der COVID-19-Pandemie ge-
schuldet. Besonders in den Fokus rückte daher 2020 der Bereich Politik/Verwaltung (239 Maß-
nahmen).

Abbildung 7:     Setting der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=514) / 2019 (N=737) in %, Mehrfachnennungen

                                   Sonstiges         2,53%
                                                     1,76%
               Unspezifisch (Öffentlichkeit /        2,14%
                  Gesamtbevölkerung)                 1,63%

                        Strafwesen / Polizei         0,00%
                                                     0,81%

                                       Sport         0,00%
                                                     0,54%
       Flüchtlingshilfe / Migrationsdienst / 0,00%
      Selbstorganisation für Menschen mit… 0,27%
  Politik / Kommune /Landkreis/ Behörde /                                          46,50%
                Verwaltung                                        17,37%

                                      Schule                             27,43%
                                                                                        50,75%

                                      Kirche         0,19%
                                                     0,27%

                 Kindergärten/-tagesstätten          0,78%
                                                     1,09%

    Kinder- und Jugendhilfe / Jugendarbeit              8,37%
                                                       6,24%

               Hochschule / Fachhochschule           1,17%
                                                     2,04%

       Erwachsenen- und Familienbildung              0,97%
                                                     1,49%

                                  Suchthilfe              10,89%
                                                       5,43%

                         Gesundheitswesen             3,50%
                                                        7,06%

                                     Freizeit                11,48%
                                                                  20,08%

                                     Familie             8,95%
                                                            13,70%

       Betrieb (Ausbildungs- /Arbeitsplatz)               10,51%
                                                         8,96%

                                                0%     10%    20%    30%    40%   50%    60%     70%   80%   90% 100%

                                                       2020       2019

                                                             13
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.4 Inhalte der Maßnahmen
Mit 237 von 538 durchgeführten Maßnahmen lag im Jahr 2020 ein besonderer Fokus auf der
Prävention von Verhaltenssüchten. Fast zu gleichen Teilen wurden Maßnahmen im Bereich
der Lebenskompetenz mit (143 Maßnahmen) und ohne Substanzbezug (145) durchgeführt.
Lediglich 14 Maßnahmen hatten ausschließlich einen Substanzbezug. Dabei sind Mehrfach-
nennungen enthalten, so dass einige Maßnahmen mehrere Inhalte, wie beispielsweise sowohl
spezifische Substanzen und Verhaltensweisen, als auch Lebenskompetenzen thematisieren.
Die vorgestellten Zahlen beziehen sich auf alle Maßnahmen für Endadressat*innen und Mul-
tiplikator*innen.

Abbildung 8:   Inhalte der Maßnahmen 2020 (N=538) in %, Mehrfachnennungen

                 Verhaltenssüchte                          44,05%

                      Substanzen         2,60%

  Lebenskompetenz und Substanzen                  26,58%

                Lebenskompetenz                   26,95%

                                    0%   10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                 14
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Die folgende Grafik zeigt, dass im Rahmen der Dokumentation von Maßnahmen zu Verhal-
tenssüchten zwischen dem Pathologischen Glückspiel / den (Sport-)Wetten, dem pathologi-
schen Umgang mit Videospielen sowie problematischen Umgang mit digitalen Medien und den
Essstörungen unterschieden wird. Mit 218 Maßnahmen wurden 2020 die meisten Maßnahmen
im Bereich Pathologisches Glücksspiel / (Sport-)Wetten durchgeführt, deutlich mehr Maßnah-
men als 2019 (119 Maßnahmen).

Abbildung 9:    Inhalte der Maßnahmen mit Bezug auf Verhaltenssüchte Vergleich 2020 (N=237) / 2019
(N=158), Mehrfachnennungen

                      Sonstige Verhaltenssüchte         0
                                                        1

     Pathologisches Glücksspiel / (Sport-) Wetten                                                   218
                                                                                  119

   Pathologischer Umgang mit Videospielen (inkl.            11
                eGames, eSports)                             22

    Problematischer Umgang mit digitalen Medien
  (Social Media, Internet, PC, Handy/Smartphone              19
                                                                   40
                        etc.)

                                   Essstörungen         1
                                                        1

                                                    0              50      100       150      200      250

                                                   2020      2019

                                                        15
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Die Maßnahmen, die Inhalte zur Lebenskompetenz und Substanzbezug vereinen, thematisier-
ten 2020 hauptsächlich Alkohol (132 Maßnahmen), Tabak (79 Maßnahmen), Cannabis (73
Maßnahmen) und Methamphetamin (66 Maßnahmen).

Abbildung 10: Inhalte der Maßnahmen Lebenskompetenz mit Substanzbezug Vergleich 2020 (N=143) /
2019 (N=278), Mehrfachnennungen

                              Sonstige Substanzen        4
                                                         3

      E-Dampfprodukte (E-Shisha, E-Zigarette etc.)                  34
                                                                          53
   Tabak (Zigaretten, Wasserpfeifen, Tabakerhitzer                                  79
                       etc.)                                                                          159

                                           Opiate              26
                                                                              60

                                    Medikamente                     37
                                                                               66

                                    Lösungsmittel            17
                                                                     41

                                           Kokain                  33
                                                                              64

                                    Halluzinogene                 29
                                                                              61

                                          Ecstasy                      43
                                                                                         93

                                         Cannabis                                  73
                                                                                                       170

                   Neue Psychoaktive Substanzen                   29
                                                                          55

                                  Biogene Drogen              18
                                                                         47

                     Methamphetamin ("Crystal")                                66
                                                                                                 142
          Amphetamine/Speed (außer Ecstasy und                         43
                 Methamphetamin)                                                          104

                                          Alkohol                                               132
                                                                                                                  237

                                                     0              50              100         150         200   250

                                                2020         2019

                                                     16
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Von den 38 Maßnahmen, die den Fokus ausschließlich auf Substanzbezug legten, zielten die
meisten Maßnahmen auf Alkohol ab (9 Maßnahmen), dicht gefolgt von Tabak (8 Maßnahmen)
und Cannabis (7 Maßnahmen). Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich.

Abbildung 11: Inhalte der Maßnahmen mit ausschließlichem Substanzbezug Vergleich 2020 (N=14) / 2019
(N=38), Mehrfachnennungen

                              Sonstige Substanzen                 3
                                                                                      8

      E-Dampfprodukte (E-Shisha, E-Zigarette etc.)            2
                                                                                  7
   Tabak (Zigaretten, Wasserpfeifen, Tabakerhitzer                                    8
                       etc.)                                                                       17

                                           Opiate             2
                                                                              6

                                    Medikamente               2
                                                                      4

                                    Lösungsmittel         1
                                                                      4

                                           Kokain             2
                                                                              6

                                    Halluzinogene             2
                                                                              6

                                          Ecstasy                 3
                                                                                  7

                                         Cannabis                                 7
                                                                                                                        28

                   Neue Psychoaktive Substanzen               2
                                                                              6

                                  Biogene Drogen              2
                                                                              6

                     Methamphetamin ("Crystal")                           5
                                                                                                                   26
          Amphetamine/Speed (außer Ecstasy und                    3
                 Methamphetamin)                                                  7

                                          Alkohol                                         9
                                                                                                                  25

                                                     0                5               10      15        20   25         30

                                                2020      2019

                                                     17
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.5 Konzeptionelle Ebene und Zielsetzung
Die meisten der dokumentierten verhaltenspräventiven Maßnahmen kombinierten Methoden
der Informationsvermittlung, der Bildung kritischer Einstellungen und der Kompetenzförde-
rung. Zudem wurden 251 strukturgestaltende Maßnahmen dokumentiert, die sowohl die Stär-
kung der Vernetzung als auch den Aufbau von Strukturen umfassen. Weit weniger häufig um-
fasste die konzeptionelle Ebene Früherkennung/Frühintervention (35 Maßnahmen) sowie al-
ternative Erlebnisformen (23 Maßnahmen) und Normenbildung (20 Maßnahmen).

Abbildung 12:    Konzeptionelle Ebene der Maßnahmen 2020 (N=514), Mehrfachnennungen

            Strukturgestaltende Maßnahmen                                                         251

                                Normenbildung          20

      Kompetenzförderung (zum Beispiel
 Ressourcenstärkung, Widerstandsbefähigung,                                  127
            Ablehnungstraining)

                Bildung kritischer Einstellungen                                    155

                      Informationsvermittlung                                                           284

            Früherkennung /Frühintervention                 35

                    Alternative Erlebnisformen         23

                                                   0        50        100     150         200   250     300

                                                       18
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Die häufigsten Ziele der dokumentierten Maßnahmen umfassten die Verhältnisprävention bzw.
den Aufbau von Strukturen (273 Maßnahmen). Auch die Ziele „Zunahme an Wissen/Bewusst-
sein der Zielperson(en)“ mit 267 Maßnahmen, „(Lebens-) Kompetenzförderung/Ressourcen-
stärkung“ (150 Maßnahmen) und „Stärkung und Veränderung von Einstellungen“ (133 Maß-
nahmen) wurden häufig verfolgt. Mit 44 Maßnahmen will nur ein kleiner Teil der Maßnahmen
eine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit erreichen. Im Vergleich zum Jahr 2019 wird deutlich,
dass die Maßnahmen an die Pandemie-Bedingungen angeglichen und dementsprechend we-
niger verhaltenspräventive Maßnahmen durchgeführt wurden, die sich an Endadressat*innen
richten – dies war nur bedingt möglich (geschlossene Schulen, keine Präsenzveranstaltun-
gen). Stattdessen zeigt sich ein deutlicher Zuwachs an Maßnahmen der Verhältnisprävention,
was demonstriert, dass die Akteur*innen der Suchtprävention in Thüringen pragmatisch und
flexibel auf die mitunter schwierigen Gegebenheiten reagiert haben.

Abbildung 13:    Zielsetzung der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775), Mehrfachnennungen

                                           Sonstiges        3
                                                            1

              Aufbau von Strukturen / Maßnahme der                                    273
                      Verhältnisprävention                                   151

                     Hohe Öffentlichkeitswirksamkeit             44
                                                                 44

                            Stärkung der Vernetzung                         129
                                                                            124

                  Förderung von Risikokompetenz(en)                   75
                                                                                    243

          Verhaltensmodifikation (Reduktion des
    Suchtverhaltens/Änderung des Konsumverhaltens,              29
                                                                     59
                      Abstinenz)

  (Lebens-) Kompetenzförderung / Ressourcenstärkung                          150
                                                                                              355

            Stärkung / Veränderung von Einstellungen                        133
                                                                                            317

  Zunahme an Wissen / Bewusstsein der Zielperson(en)                                 267
                                                                                                           579

                                                        0            100      200    300      400   500   600    700

                                                       2020          2019

                                                            19
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.6 Umsetzung der Maßnahmen
Wie 2019 (68,00 %) wurden auch 2020 (61,48 %) die meisten Maßnahmen in Form von Trai-
nings und Schulungen, (z. B. digitale Fortbildungen, Unterrichtseinheiten, Workshops oder Se-
minare) durchgeführt. Weiterhin werden mit 28,8 % viele Maßnahmen im Bereich der Präven-
tionsberatung durchgeführt (19,46 %). Der Anteil der Ausstellungen, Projekttage und Aktions-
wochen ist mit 3,89 % der durchgeführten Maßnahmen im Vergleich zu 2019 (13,33 %) deut-
lich zurückgegangen – auch dies bedingt durch die COVID-19-Pandemie. Um die Vernetzung
sowie den Aufbau von Strukturen weiter voranzutreiben, sollten noch mehr Kooperations- und
Koordinationsaktivitäten umgesetzt werden, da der Anteil hier nach wie vor verhältnismäßig
gering ist, wenngleich er auch leicht gestiegen ist.

Abbildung 14:   Umsetzung der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=257) / 2019 (N=525) in %

                       Kooperation / Koordination            9,34%
                                                            6,67%

  Information über und Vermittlung in Hilfsdienste      0,39%
                                                        1,14%

                             Präventionsberatung                    19,46%
                                                           5,33%

                   Durchführung Vortrag / Referat          3,89%
                                                            5,14%
        Durchführung Training /Schulung (z. B.
  Fortbildung / Unterrichtseinheiten / Workshops /                                  61,48%
                                                                                       68,00%
                     Seminare)

                        Durchführung Fachtagung         1,56%
                                                        0,38%

      Ausstellungen / Projekttage / Aktionswochen          3,89%
                                                               13,33%

                                                     0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

                                                 2020       2019

                                                      20
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Unter der Maßnahme „Präventionsberatung“ werden verschiedene Arten zusammengefasst:
die persönliche und die telefonische Beratung sowie die Beratung via Internet. Am häufigsten
wurden persönliche Beratungsangebote angenommen (48 Maßnahmen). Weitere 15 Bera-
tungstermine erfolgten telefonisch und 12 Präventionsberatungen via Internet. Insgesamt wur-
den 2020 (50) deutlich mehr Präventionsberatungen als 2019 (28) und 2018 (35) durchgeführt.

Abbildung 15:   Arten der Präventionsberatung Vergleich 2020 (N=50) / 2019 (N=28), Mehrfachnennungen

                                               12
   online (E-Mail, Chats, Foren)
                                          9

                                                    15
                    telefonisch
                                              10

                                                                                         48
                     persönlich
                                                                  25

                                   0     10              20            30      40        50         60

                                               2020      2019

                                                    21
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.7 Dauer und Intensität der Maßnahmen
Die meisten der dokumentierten Maßnahmen dauerten zwischen zwei und zwölf Stunden
(291=56,61 %). Deutlich weniger Maßnahmen (167) dauerten maximal zwei Stunden
(32,49 %). Mehr als einen Tag dauerten lediglich 16 Maßnahmen (3,11 %).

Abbildung 16:   Dauer der Maßnahmen 2020 (N=514)

                 mehr als 1 Tag          16

      mehr als 1/2 Tag bis 1 Tag                40

  mehr als 2 Stunden bis 1/2 Tag                                                                    291

                  bis 2 Stunden                                           167

                                    0          50      100         150         200         250     300      350

Die meisten Maßnahmen (80,35 %) fanden 2020 nur an einem Termin statt. 19,65 % der Maß-
nahmen erfolgten an mehreren Terminen. Kontinuität und Langfristigkeit sind Merkmale einer
guten Suchtpräventionsarbeit. Aus diesem Grund sollte der Anteil der Maßnahmen mit meh-
reren Terminen bzw. Treffen weiter erhöht werden, um die Nachhaltigkeit der Arbeit zu sichern.
Inwieweit dies durch die momentanen Ressourcen der Suchtpräventionsfachkräfte abgedeckt
werden kann, ist fraglich. Vielmehr kommt es deshalb darauf an, die Suchtpräventionsaktivi-
täten durch die Fachkräfte in einzelnen Settings wie Familie, Schule und Freizeit anzuregen,
Kooperationen auf sichere Grundlagen zu stellen und die Vernetzung weiter zu stärken.

Abbildung 17:   Anzahl der Termine bei Maßnahmen 2020 (N=514)

   mehr als 10 Termine        12

      7 bis 10 Termine        10

        4 bis 6 Termine        17

        2 bis 3 Termine                  62

            ein Termin                                                                                    413

                          0         50        100    150     200         250         300     350    400     450

Von den lediglich 101 Maßnahmen, die an verschiedenen Terminen durchgeführt wurden, fan-
den 62 Maßnahmen an zwei bis drei Terminen statt. 12 Maßnahmen umfassen mehr als 10
Termine.

                                                       22
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.8 Kooperationen
Die Fachkräfte in Thüringen führten 2020 (49,07 %) ebenso wie 2019 (61,16 %) einen Großteil
der Maßnahmen eigenständig durch. Doch erfreulicherweise ist der Anteil der Kooperationen
im Vergleich zu 2019 von knapp einem Viertel auf knapp die Hälfte gestiegen. Im Sinne einer
flächendeckenden Vernetzung sollte diese Zusammenarbeit zukünftig verstärkt und intensi-
viert werden.

Abbildung 18:   Kooperationen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775) in %

  Unter Koordination von anderen            4,28%
                                                    14,32%

        Unter Koordination der            0,74%
      Landeskoordinierungsstelle          0,65%

      In Kooperation mit anderen                                           45,35%
                                                            24,39%

         In Kooperation mit der           0,56%
      Landeskoordinierungsstelle          0,13%

         Fachkraft, Träger alleine                                           49,07%
                                                                                       61,16%

                                     0%     10%     20%      30%     40%   50%   60%     70%    80%   90%   100%

                                                     2020      2019

                                                          23
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.9 Wirkungsbereich
Die meisten Maßnahmen (49,63 %) fanden auf Landesebene statt. Bei weiteren 47,17 % der
Maßnahmen handelte es sich um regionale Veranstaltungen, deren Wirkungsbereiche sich
auf Landkreise und Städte bezogen.

Abbildung 19:   Wirkungsbereich der Maßnahmen 2020 (N=538)

                           International        2

                             Bundesweit             13

                             Bundesland                                                              267

                Region /Regierungsbezirk        5

                               Landkreis                            77

                              Stadtstaat        5

  Gemeinde / Stadt ab 100.000 Einwohner                 19

  Gemeinde / Stadt bis 100.000 Einwohner                          69

   Gemeinde / Stadt bis 20.000 Einwohner                           72

                                Stadtteil           9

                                            0                50         100   150     200      250      300

                                                             24
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.10 Dokumentation & Evaluation
Die Analyse der Maßnahmen in Bezug auf Dokumentation und Evaluation zeigt, dass 2020
der Anteil der nicht dokumentierten Maßnahmen (70,26 %) im Vergleich zu 2019 (55,61 %)
gestiegen ist. Hier ist im Sinne der Qualitätssicherung ein Anstieg des Anteils dokumentierter
Maßnahmen anzustreben.

Abbildung 20:   Dokumentation der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775) in %

                                        2,23%
  syst. Dokumentation extern
                                                   12,77%

                                                                27,51%
  syst. Dokumentation intern
                                                                   31,74%

                                                                                                 70,26%
       keine Dokumentation
                                                                                     55,61%

                                  0%     10%        20%      30%      40%    50%     60%   70%      80%     90%   100%

                                                          2020       2019

Der Anteil evaluierter Maßnahmen blieb 2020 in etwa auf Vorjahresniveau (ca. 16 %), auch
hier sollte eine Steigerung angestrebt werden, um systematisch die Qualität der Thüringer
Suchtprävention sichern zu können. Jedoch gilt es beim Ausbau von Dokumentation und Eva-
luation die Ressourcen- und Personalsituation der Träger/Akteur*innen zu berücksichtigen.

Abbildung 21:   Evaluation der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775)

                                             76
      ist bereits vorhanden
                                        39

                                   12
  wird aktuell durchgeführt
                                              84

                                                                                           450
          nicht vorgesehen
                                                                                                                  652

                              0              100          200          300         400        500         600      700

                                                            2020     2019

                                                                25
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

5.11 Geschlechts- und kulturspezifische Ansätze
Insgesamt war 2020 bei 503 Maßnahmen (97,86 %) keine geschlechtsspezifische Ausrichtung
angedacht. Eine Ausrichtung auf alle Geschlechter (geschlechtssensibler Ansatz, Gender
Mainstreaming) verfolgten 9 Maßnahmen (1,75 %). Speziell männlich und speziell weiblich
war jeweils eine Maßnahme ausgerichtet.

Abbildung 22:    Geschlechtsspezifische Ausrichtung der Maßnahmen 2020 (N=514)

  Ja, Ausrichtung auf alle Geschlechter
 (geschlechtssensibler Ansatz, Gender           9
            Mainstreaming)

    Ja, speziell männliche Ausrichtung        1

     Ja, speziell weibliche Ausrichtung       1

                     Nein, weder noch                                                                503

                                          0         100         200       300      400         500         600

Eine kulturspezifische Ausrichtung war bei keiner Maßnahme gegeben.

Abbildung 23:    Kultursensible Ausrichtung der Maßnahmen 2020 (N=514)

    Ja       0

  Nein                                                                                         514

         0             100                200             300             400            500               600

                                                      26
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

6. Fazit und Ausblick
Im Jahr 2020 beteiligten sich 14 Einrichtungen aus den Thüringer Kommunen mit hauptberuf-
lich in der Suchtprävention tätigen Fachkräften. Die sehr unterschiedlichen Stundenkapazitä-
ten der Fachkräfte wurden ebenso wie die zahlreichen Akteur*innen, die ehrenamtlich und/o-
der in Schnittstellenbereichen einen großen Beitrag leisten, nicht erfasst. Um die Suchtprä-
ventionsarbeit in Thüringen ganzheitlich abbilden zu können, würden auch diese Daten benö-
tigt. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Dokumentation der Maßnahmen eine freiwillige Leis-
tung ist und nicht von allen Suchtpräventionsfachkräften durchgeführt wird.

Es gibt in den Thüringer Landkreisen und kreisfreien Städten zahlreiche Arbeitskreise, die zum
Thema Suchtprävention arbeiten und die kommunalen Akteur*innen vernetzen. Erstrebens-
wert ist ein systematischer Aufbau solcher Netzwerkstrukturen in den Kommunen, in denen
diese bisher noch nicht bestehen. Weiterhin gilt es, einen aktiven Austausch unter den Fach-
kräften zu stärken, um die Suchtpräventionsarbeit so effektiv wie möglich zu gestalten und
Schnittstellenakteur*innen anzubinden.

Ein weiterer Ansatz, den es auszubauen gilt, ist die Öffentlichkeitsarbeit. 2020 zielten lediglich
24 von insgesamt 538 Maßnahmen darauf ab, die Öffentlichkeit zu erreichen. Um einen offe-
nen und enttabuisierten Umgang mit dem Thema Sucht zu erreichen, ist es wichtig, zukünftig
auch diese Zielebene verstärkt in den Fokus zu nehmen. Im Bereich der Onlinekommunikation
war eine positive Entwicklung festzustellen, die es fortzuführen gilt. Die Kanäle Hörfunk, Kino
und Fernsehen wurden 2020 nicht genutzt. Für die nächsten Jahre sollte geprüft werden, ob
eine Kommunikation in diesen Bereichen sinnvoll und umsetzbar ist.

Unter den an Endadressat*innen gerichteten Maßnahmen wird die Zielgruppe der Kinder und
Jugendlichen mit 77,59 % der Maßnahmen gut erreicht.

Da die Thüringer Fachstelle einen substanzübergreifenden Ansatz zur Suchtprävention ver-
folgt, ist es erfreulich, zu sehen, dass sich inhaltlich viele Maßnahmen auf Lebenskompetenz
mit und ohne Substanzbezug konzentrieren. Ebenso positiv ist der erneute Anstieg von Maß-
nahmen im Bereich der Verhaltenssüchte im Vergleich zum Vorjahr.

Bei der Betrachtung der Dauer der Maßnahmen wird deutlich, dass die meisten Maßnahmen
maximal einen halben Tag andauern und an einem einzelnen Tag durchgeführt werden. Im
Sinne der Nachhaltigkeit ist es wünschenswert, Maßnahmen häufiger an mehreren Tagen o-
der wo möglich längerfristig durchzuführen. Ebenso sollte angestrebt werden, mehr Maßnah-
men zu dokumentieren und zu evaluieren, um die Wirksamkeit prüfen und die Maßnahmen
dementsprechend weiterentwickeln zu können.

                                               27
Sachstand Suchtprävention in Thüringen 2020

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:    Maßnahmen nach der Präventionsart 2020 (N=538) .................................... 7
Abbildung 2:    Zielebene der dokumentierten Maßnahmen 2020 (N=538),
                Mehrfachnennungen ..................................................................................... 8
Abbildung 3:    Differenzierung der Zielgruppe Endadressat*innen 2020 (N=183) in %,
                Mehrfachnennungen ..................................................................................... 9
Abbildung 4:    Altersstruktur der Endadressat*innen 2020 (N=183) in %,
                Mehrfachnennungen ....................................................................................10
Abbildung 5:    Differenzierung der Zielgruppe Multiplikator*innen 2020 (N=331) in %,
                Mehrfachnennungen ....................................................................................11
Abbildung 6:    Formen der Öffentlichkeitsarbeit 2020 (N=24) in %, Mehrfachnennungen ...12
Abbildung 7:    Setting der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=514) / 2019 (N=737) in %,
                Mehrfachnennungen ....................................................................................13
Abbildung 8:    Inhalte der Maßnahmen 2020 (N=538) in %, Mehrfachnennungen ..............14
Abbildung 9:    Inhalte der Maßnahmen mit Bezug auf Verhaltenssüchte Vergleich 2020
                (N=237) / 2019 (N=158), Mehrfachnennungen.............................................15
Abbildung 10:   Inhalte der Maßnahmen Lebenskompetenz mit Substanzbezug Vergleich
                2020 (N=143) / 2019 (N=278), Mehrfachnennungen ....................................16
Abbildung 11:   Inhalte der Maßnahmen mit ausschließlichem Substanzbezug Vergleich
                2020 (N=14) / 2019 (N=38), Mehrfachnennungen ........................................17
Abbildung 12:   Konzeptionelle Ebene der Maßnahmen 2019 (N=514),
                Mehrfachnennungen ....................................................................................18
Abbildung 13:   Zielsetzung der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775),
                Mehrfachnennungen ....................................................................................19
Abbildung 14:   Umsetzung der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=257) / 2019 (N=525) in % .20
Abbildung 15:   Arten der Präventionsberatung Vergleich 2020 (N=50) / 2019 (N=28),
                Mehrfachnennungen ....................................................................................21
Abbildung 16:   Dauer der Maßnahmen 2020 (N=514) .........................................................22
Abbildung 17:   Anzahl der Termine bei Maßnahmen 2020 (N=514) ....................................22
Abbildung 18:   Kooperationen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775) in %.......................23
Abbildung 19:   Wirkungsbereich der Maßnahmen 2020 (N=538).........................................24
Abbildung 20:   Dokumentation der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775)
                in % .............................................................................................................25
Abbildung 21:   Evaluation der Maßnahmen Vergleich 2020 (N=538) / 2019 (N=775) ..........25
Abbildung 22:   Geschlechtsspezifische Ausrichtung der Maßnahmen 2020 (N=514) ..........26
Abbildung 23:   Kultursensible Ausrichtung der Maßnahmen 2020 (N=514) .........................26

                                                            III
Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V.
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