Presse-information - Kunstverein Hannover

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Presse-information - Kunstverein Hannover
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              Kunstverein Hannover
              Sophienstraße 2
              D-30159 Hannover
              T: +49(0)511.16 99 278 -12

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              mail@kunstverein-hannover.de
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              Eröffnung:
              Fr. 16.11., 20.00 Uhr

              Künstlergespräch:
              Mi. 09.01., 19.00 Uhr
              Ausstellungsrundgang mit
              Slavs and Tatars
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Slavs and Tatars »Sauer Power«
17. November 2018 – 27. Januar 2019
Mit Slavs and Tatars stellt der Kunstverein Hannover ein international renommiertes Künstlerkollektiv vor,
dessen Hauptinteresse dem geografische Gebiet »Eurasien« gilt, das eine Vielzahl unterschiedlicher
Ethnien, Sprachen und Kulturen umfasst und das Slavs and Tatars als Areal »östlich der Berliner Mauer
und westlich der Chinesischen Mauer gelegen« definieren.

Vergessene Momente der slawischen, kaukasischen und zentralasiatischen Kulturgeschichte stellen den
Rohstoff für die Arbeiten dar. Aus Recherchen, Forschungsreisen, aber auch der Analyse von mündlich
überliefertem Wissen und Spiritualität destilliert das Künstlerkollektiv Werke, die in verschiedenen Formen
ihren Ausdruck finden: in Künstlerbüchern, performativen Vortragssituationen und in szenografisch angeleg-
ten Installationen.

Für die Räume des Kunstvereins wurde ein Parcours entwickelt, der die Besucher*innen sowohl zum realen
und gedanklichen Flanieren als auch zum Lesen einlädt. Das Medium des Buches ist zentral in der Praxis
des Kollektivs, das sich 2006 aus einem Lesezirkel formierte. So finden sich in der Ausstellung eine Reihe
von Buchständern- bzw. halterungen, die an einer Reihe von Skulpturen aus Stahlstangen befestigt sind.
Die Besucher*innen können auf diesen wie an einer Bar ohne Tresen Platz nehmen und sich der Lektüre
widmen. Bücher und Texte bevölkern die Ausstellung, da es Slavs and Tatars schließlich um das gemein-
same, das öffentliche Lesen geht, das sie reaktivieren möchten – eine Tradition in Form der gemeinschaftli-
chen Wissensaneignung und Debatte, die längst nicht mehr üblich ist.

Wörtern in verschiedenen Sprachen (in kyrillischen, arabischen oder lateinischen Schriftzeichen) begegnen
die Besucher*innen innerhalb der gesamten Ausstellung. Aber auch das gesprochene Wort erhält angedeu-
tete Sichtbarkeit: so tauchen neben teilweise lautmalerischen Texttafeln ebenfalls Mikrofone als Kollektoren
von Gesprochenem oder Gesungenem auf, die wiederum Informationen aufnehmen und übertragen. Gleich
zu Beginn der Ausstellung befindet sich das Werk »Gut of Gab (Ha'mann)« (2018), das aus Mikrofonstän-
der, Mikrofon und einem wie aus der Praxis des Bauchredens inspirierten Glasmund besteht. Diese und
weitere Arbeiten verweisen nicht zufällig auf den Philosophen und Schriftsteller Johann Georg Hamann, der
als radikaler Philosoph für die Verbindung von Ratio und Emotionalität steht. Hamann veröffentlichte Zeit
seines Lebens (1730 in Königsberg bis 1788 in Münster) nur kurze Schriften, die extrem dicht und mit un-
zähligen Fußnoten gespickt waren, welche wiederum zwischen den verschiedenen Sprachen und Alphabe-
ten changierten – was der Praxis von Slavs and Tatars durchaus entspricht.

Die Werkgruppen reichen vom »Language Arts« über mittelalterliche Unterweisungsliteratur (»Mirrors for
Princes«) bis hin zu einer Untersuchung des Prozesses der Fermentierung (»Pickle Politics«). Die Kombina-
tion oder Verschmelzung ursprünglich gegensätzlicher Glaubensansätze, Bilder, Sprachen oder Politiken
(»Friendship of Nations«) zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk.
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Für die Ausstellung »Sauer Power« sind neue Werke im Kontext des aktuellen Werkzyklus’ »Pickle Poli-
tics« entstanden. Diese Werkreihe setzt sich mit Fragen des Fermentierens, einem gegenwärtigen (Detox-)
Trend der westlichen Kultur, auseinander, der gleichzeitig eine bis 2000 Jahre v. Chr. zurückreichende Be-
handlung von Speisen und Getränken ist, um diese zu konservieren bzw. genießbarer zu machen. Das
Fermentieren (von gesalzenem Kefir, Kohl oder Gurke) kommt ursprünglich aus zentralasiatischen Kulturen,
aus dem Bereich der Turksprachen-Gebiete und mongolischen Steppen – somit eben genau von jenen
Völkerstämmen, die als Gegenpol der westlichen Zivilisation gesehen wurden. Die Aktivierung der Enzyme,
welche diesem Verfahren inhärent ist, ist als eine Substanzmanipulation zu sehen, aber auch die Historie
steht hier stellvertretend für den kritisch subversiven Gebrauch kulturhistorischer und aktueller Mechanis-
men, die Slavs and Tatars eklektisch miteinander verweben und wie immer auch sinnlich-ästhetisch buch-
stäblich auf’s Tablett bringen, indem den Besucher*innen Ayran angeboten wird – umgeben von einer Po-
sterwand, auf der die ironische Verbindung von Stief- bzw. Steppenmutterbild evoziert wird.

Nicht zuletzt bestechen die linguistisch und kulturhistorisch geprägten Werke von Slavs and Tatars immer
auch durch Humor, Sprachwitz und durch installativ sehr sinnlich einladende Raumgestaltungen, die die
Besucher*innen eintauchen lassen in gleich mehrere Welten und Zeiten – vom Gestern zum Heute und
wieder zurück in unbekannte Steppen und Wüsten.

Anlässlich der Ausstellung »Sauer Power« sowie der Ausstellung »Made in Dschermany« in den Staatli-
chen Kunstsammlungen in Dresden entstand das facettenreiche Künstlerbuch »Wripped Scirpped« im
Hatje Cantz Verlag in englischer und deutscher Sprache (25 € / für Mitglieder des Kunstvereins Hannover
20 €). Durch ein umfassendes Rahmenprogramm wird die Ausstellung ergänzt: Wie bei jeder ihrer Ausstel-
lungen halten die Künstler*innen noch vor der Eröffnung und außerhalb des Ausstellungshauses eine Lec-
ture-Performance: am Montag, 12.11. um 18.00 Uhr in der Leibniz Universität. Im Januar werden sie
zudem mit der Direktorin und Kuratorin der Ausstellung Kathleen Rahn durch die Ausstellung gehen, und
schließlich sprechen Professoren aus Münster (Prof. Dr. Reinhard Hoeps, Mittwoch, 05.12., 19.00 Uhr) und
Hannover (Prof. Dr. Gabriele Diewald, 23.01., 19.00 Uhr) über die theologischen sowie linguistischen Zu-
sammenhänge des Werkes der Slavs and Tatars.

Neben Teilnahmen an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen wie Biennial of
Graphic Arts, Ljubljana (2017), »Preis der Nationalgalerie« Hamburger Bahnhof, Berlin (2015), Biennial of
Graphic Arts (Ljubljana), Berlin Biennale (2014), Manifesta (2014), »Neighbours« Istanbul Modern (2014),
Venedig Biennale (2014) oder »Un Nouveau Festival« Centre Pompidou, Paris (2013) wurden seit 2008 die
Werke der in Berlin ansässigen Slavs and Tatars in Einzelausstellungen weit über den Globus verteilt vor-
gestellt und 2018 nun endlich auch in Deutschland, so in Münster (Westfälischer Kunstverein) und Dresden
(Staatliche Kunstsammlungen / Albertinum). Zuvor erhielten sie Einzelpräsentationen u. a. in Salt Galata,
Istanbul (2017), Ujazdowski Centre for Contemporary Art, Warschau (2016), Blaffer Art Museum, Houston
(2016),Trondheim Kunstmuseum (2015), Asia Art Archive, Hong Kong (2015), Kunsthalle Zürich (2014), im
Museum of Modern Art, New York (2012) und in der Wiener Secession (2012).
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Kontakt und Information
Pressekontakt

Olga Isaeva
T +49 511.169927812
presse@kunstverein-hannover.de

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Slavs and Tatars
Gegründet 2006, leben und arbeiten in Berlin

Einzelausstellungen
2018                   »Sauer Power«, Kunstverein Hannover, DE
                       »Made in Dschermany«, Albertinum, Dresden, DE
                       »Kirchgängerbanger«, ar/ge kunst, Bolzano, AT
                       »Pickle Politics«, Kulturhuset, Stockholm, SWE
                       »Saalbadereien/Bathhouse Quackeries«, Westfälischer Kunstverein, Münster, DE
2017                   »Mouth to Mouth«, CAC, Vilnius, LTU und SALT Galata, Istanbul, TUR
                       »Nose to Nose«, Pejman Foundation, Teheran, IRN
2016                   »Mouth to Mouth«, Ujazdowski Castle Centre for Contemporary Art, Warschau, PL
                       »Made in Germany«, The Third Line, Dubai, VAE
                       »Slavs and Tatars: Lecture-Performances 2009–2016«, Villa Empain, Brüssel, BEL
                       »Mirrors for Princes«, Blaffer Art Museum, Houston, USA
2015                   »Stongue« Kunsthal Aarhus, Aarhus, DNK
                       »Mirrors for Princes«, Institute of Modern Art, Brisbane, AUS
                       »Long Legged Linguistics«, Trondheim Kunstmuseum, Trondheim, NOR
                       »Mirrors for Princes: Both Sides of the Tongue«, NYU Abu Dhabi Art Gallery, Abu
                       Dhabi, VAE
                       »Free Parking: Art Libraries from Elsewhere«, Asia Art Archive, Hong Kong, CHN
2014                   »Mirrors for Princes«, Kunsthalle Zürich, CHE
                       »Lektor«, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, DE
                       »Concentrations 57: Slavs and Tatars«, Dallas Museum of Art, Dallas, USA
                       »Language Arts«, The Third Line, Dubai, VAE
2013                   »Behind Reason«, Künstlerhaus Stuttgart (duo with Cevdet Erek’s Anti-Pattern),
                       Stuttgart, DE
                       »Friendship of Nations: Polish Shi’ite Showbiz«, Presentation House, Van couver
                       and REDCAT, Los Angeles, USA
2012                   »Beyonsense«, 'Projects 98’, Museum of Modern Art, New York, USA
                       »Khhhhhhh«, Moravian Gallery, Brno, CZE
                       »Not Moscow Not Mecca«, Secession, Wien, AT
2011                   »A Monobrow Manifesto«, Neuer Aachener Kunstverein, Aachen, DE
2010                   »Common Wealth«, Ooga Booga, Los Angeles, USA
2009                   »Kidnapping Mountains«, Netwerk Center for Contemporary Art, Aalst, BEL
2008                   »A Thirteenth Month Against Time«, Newman-Popiashvili Gallery, New York, USA
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Gruppenausstellungen
2018        »Survival Kit 10«, Contemporary Art Festival, Riga, LVA
             Kunstverein Biel (upcoming), CH
            »Images en Lutte«, Ecole des Beaux-Arts, Paris, FR
            »Mountains of Tongues«, BackLit, Nottingham, GB
            »Faith Love Hope«, Kunsthaus Graz, Graz, AT
            »The Future is Certain; It’s the Past Which is Unpredictable«, Art Museum Univer-
            sity of Houston, Houston, USA
            »Holes in the Wall. Anachronic approaches to the here-and-now«, Kunsthaus Ex-
            nergasse, Wien, AT
            »I am the Mouth«, Museum of Contemporary Art, Zagreb, HRV
2017        »The Other Face of the Moon«, Asia Culture Center, Gwangju, KOR
            »2nd OFF-Biennale«, Budapest, HUN
            »The Vague Space«, Weserburg Museum für moderne Kunst, Bremen, DE
            »4th Ural Industrial Biennial of contemporary art«, Jekaterinburg, RUS
            »Half-Truth«, Krolikarnia, National Museum, Warschau, PL
            »32nd Biennial of Graphic Arts«, mglc, Ljubljana, SVN
            »The Voice«, Coreana Museum of Art, Seoul, KOR
2016        »Yinchuan Biennale 2016«, MOCA, Yinchuan, CHN
            »Sprache«, Deutsches Hygiene-Museum, Dresden, DE
            »SONSBEEK ’16: transACTION«, Arnheim, NLD
            »Young Poland. Afterimages of Reality«, Ludwig Muzeum, Budapest, HUN
            »Mother lode«, Hessel Museum of Art, Bard College, Annandale-on-Hudson, USA
            »Arch of My Eye’s Orbit«, Brooklyn Academy of Music, New York, USA
            »Selections: Winter 2016«, Sharjah Art Foundation, Schardscha, VAE
2015        »Preis der Nationalgalerie«, Hamburger Bahnhof, Berlin, DE
            »OPEN HOUSE: a group show on hospitality«, Kunstverein Braunschweig,
            Braunschweig, DE
            »Contour Biennial 7«, Mechelen, BEL
            »Stitch In Time: The Fabric of Contemporary Life«, Lewis Glucksman Gallery, Uni-
            versity College Cork, Cork, IRL
            »Collective Making«, Kunstthal Aarhus, Aarhus, DNK
2014        »Rainbow in the Dark«, SALT Galata, Istanbul Into the Country, SALT Ulus, Ankara,
            TUR
            »8th Berlin Biennale«, Haus am Waldsee, Berlin, DE
            »Manifesta 10«, St. Petersburg, RUS
            »As You Can See: Polish Art Today«, Museum of Modern Art, Warschau, PL
            »Neighbours«, Istanbul Modern, TUR
2013        »Soft Pictures«, Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin, IT
            »The Assistants«, David Kordansky Gallery, Los Angeles, USA
            »Museum Off Museum«, Bielefelder Kunstverein, Bielefeld, DE
            »In the Heart of the Country«, Museum of Modern Art, Warschau, PL
            »Nouvelle Vagues«, Palais de Tokyo, Paris, FR
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       »Love Me Love Me Not«, Venice Biennial, Venedig, IT
       »L’Ange de l’Histoire«, Palais de Beaux Arts, Paris, FR
       »Un Nouveau Festival«, Centre Pompidou, Paris, FR
       »Art Frozen Lakes«, Artists Space, New York, USA
2012   »2nd Ural Industrial Biennial of contemporary art«, Jekaterinburg, RUS
       »Etat de Veille«, Galerie Jousse Entreprise, Paris, FR
       »Under the Mountain«, Festival of Culture, Jerusalem, ISR
       »The Ungovernables«, New Museum Triennial, New York, USA
       »Print/Out«, Museum of Modern Art, New York, USA
       »Scenarios about Europe III«, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, DE
       »Untimely Stories«, Muzeum Sztuki, Łodz, PL
2011   »Geopoetics«, 8th Mercosul Biennial, Porto Alegre, BRA
       »A Rock and a Hard Place«, 3rd Thessaloniki Biennale, Thessaloniki, GRC
       »Melanchotopia«, Witte de With, Rotterdam, NLD
       »Group Affinity«, Kunstverein München, München, DE
       »Galicia. Topologies of Myth«, Małopolskie Centrum Kultury SOKOŁ, Nowy Sacz,
       PL
       »East: Excitable Speech: West«, Kerstin Engholm Galerie, Wien, AT
       »Le Mont Analogue«, BE Part Platform voor actuele kunst, Waregem, BEL
       »Again a Time Machine«, Eastside Projects, Birmingham, GB
2010   »Monobrow Manifesto«, Frieze Sculpture Park, London, GB
       »Salon5«, ARGOS centre for art and media, Brüssel, BEL
       »Frozen Moments«, Ministry of Transport, Tbilisi, GEO
       »Habitat«, Twenty First Gallery, New York, USA
       »Miseducation«, Brucennial, New York, USA
       »The Past is a Foreign Country«, Centre of Contemporary Art Znaki Czasu, Torun,
       PL
2009   »Wola Art Festival«, Warsaw, PL
       »Betlemi Mikro-Raioni«, Laura Palmer Foundation, Tiflis, GEO
       »Live Archive of ‘The Generational: Younger Than Jesus’«, New Museum, New
       York, USA
2008   »Grotto«, Museum 52, London, GB
       »Place it«, Lungomare Gallery, Bozen, IT
       »Pro eto«, NCCA, Moscow Biennale of Young Artists, Moskau, RUS
       »Ostersund«, Färgfabriken, Stockholm, SWE
2007   »Left Pop«, Moscow Biennial of Contemporary Art, Moskau, RUS
       »Books by Artists«, E:vent Gallery, London, GB
       »10 Years«, Colette, Paris, FR
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                                                                   Kunstverein Hannover
                                                                   Sophienstraße 2
                                                                   D-30159 Hannover
                                                                   T: +49(0)511.16 99 278 -12

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Auszeichnungen
2015         Audience Award, Preis der Nationalgalerie, Berlin
2014         TV Polonia Gwarancje Kultury: Visual Arts
2013         INFORM Award for Conceptual Design, Gesellschaft für Zeitgenössische
             Kunst, Leipzig
2011         Prix Fernand Baudin, Brüssel
2009         Prix Fernand Baudin, Brüssel
2008         Prix Fernand Baudin, Brüssel
2008         Grand Prix of the Brno Biennial

Stipendien
2016         Elson Artist-in-Residence, Princeton
             Asia Art Archives, Hong Kong
             NYU Abu Dhabi Art Gallery
             IASPIS, Stockholm
             Yale University Artist-in-Residence, New Haven
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                                               Kunstverein Hannover
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                                               D-30159 Hannover
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Werkliste

Raum1

              »Gut of Gab (Ha’mann)«, 2018
              Kunstharz, Stahl
              160 × 60 × 50 cm

              »Kwas ist das«, 2016
              Kunststoff, Acrylfarbe
              64 × 91cm

              »Saturday«, 2016
              Kunststoff, Acrylfarbe
              64 × 91 cm

              »To Beer Or Not To Beer«, 2014
              Kunststoff, Acrylfarbe
              64 × 91 cm

Raum 1a

              »Bazm u Razm (Joint 5)«, 2017
              Zweifarbiges Glas, Ast
              43 × 73 × 60 cm
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                                                Kunstverein Hannover
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                                                D-30159 Hannover
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              »Wheat Mollah«, 2011
              Weizen, Baumwolle, Ziegelstein
              35 × 45 × 45 cm

Raum 2

              »Open Mic«, 2018
              Plexiglas, Digitaldruck, Stahl, Aluminium, LED
              95 x 29 x 20 cm

              »Figa«, 2016,
              Siebdruck auf Edelstahl
              198 x 76 cm

              »Pavement Prose: Język lata jak łopata«, 2016
              Stahl, Holz, Farbe, Glas
              124 × 78.5 × 40 cm

              »Ogórek Trocki«, 2016
              Offsetdruck
              70 × 50 cm
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                                               Kunstverein Hannover
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                                               D-30159 Hannover
                                               T: +49(0)511.16 99 278 -12

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              »Swinging Septum«, 2014,
              Lindenholz, Stahl
              150 × 100 × 8 cm

Raum 3

              »Hamdami«, 2016
              Video, 00:05:20

              »Hymns of No Resistance«, 2010–2014
              Goldfolie auf Leinwand, marmoriertes Papier, Laserdruck
              je 42 × 30 cm

              »Underage Page (Einzelgänger)«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              36.5 x 112.5 x 85 cm

              »Underage Page (Doppelgänger)«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              133 x 112.5 x 85 cm

Raum 4

              »Love Me, Love Me Not (Ukraine-Yevpatoria)«, 2018
              Rückseitig bemalter Spiegel, Acryl, Aluminiumrahmen
              85 × 60 cm
Presse-
                                               Kunstverein Hannover
                                               Sophienstraße 2
                                               D-30159 Hannover
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              »Underage Page (siamese)«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              105 x 173 x 60 cm

              »Underage Page (extended turquoise)«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              105 x 156 x 60 cm

              »Ha’mann in the hood«, 2018
              Wolle
              422 × 295 cm

              »Dresdener Gitter«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              129 × 211 × 128 cm

              »Down Low Gitter«, 2018
              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              52 x 228 x 140 cm

              »Szpagat«, 2017
              Bronze mit Chrombeschichtung (gebürstet)
              13 x 30 x 30 cm
Presse-
                                                Kunstverein Hannover
                                                Sophienstraße 2
                                                D-30159 Hannover
                                                T: +49(0)511.16 99 278 -12

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                                                www.kunstverein-hannover.de

Raum 5

              »Mother Tongues and Father Throats«, 2012
              Wolle
              ca. 500 × 300 cm

Raum 6

              »Kitab Kebab (Merton to Mazda)«, 2012
              Bücher, Kebabspieß aus Metall
              30 × 22 × 58 cm

              »Coo Coo 4 Kumis«, 2016
              Kunststoff, Acrylfarbe
              64 × 91 cm

Raum 7

              »Bulgaricus le beau«, 2016
              Ayran-Maschine, Digitaldruck, Silberfolie
              144 x 60 x 60 cm

              »Steppe Momma's Milk«, 2018
              Offsetdruck
              70 x 50 cm

              Alle Werke: Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Presse-
                                                                                             Kunstverein Hannover
                                                                                             Sophienstraße 2
                                                                                             D-30159 Hannover
                                                                                             T: +49(0)511.16 99 278 -12

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                                                                                             mail@kunstverein-hannover.de
                                                                                             www.kunstverein-hannover.de

Bilddaten
Slavs and Tatars »Sauer Power«
17.11.2018–27.01.2019
Das Pressematerial steht Ihnen unter www.kunstverein-hannover.de/presse zur Verfügung.
Das Bildmaterial ist ausschließlich frei zur Berichtausstattung. Die Abbildungen sollen in Farbe abgedruckt werden und
dürfen weder beschnitten noch manipuliert werden. Die Copyright-Nennung ist obligatorisch.

                                                              Slavs and Tatars »Figa«, 2016

                                                              Siebdruck auf Edelstahl
                                                              198 x 76 cm
                                                              Installationsansicht CAC, Vilnius, 2017
                                                              Foto: Andrej Vasilenko
                                                              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

                                                              Slavs and Tatars »Mother Tongues and Father Throats«, 2012

                                                              Wolle
                                                              ca. 500 x 300 cm
                                                              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

                                                              Slavs and Tatars »Gut of Gab (Ha’mann)«, 2018

                                                              Kunstharz, Stahl
                                                              160 × 60 × 50 cm
                                                              Installationsansicht Westfälischer Kunstverein, Münster
                                                              Foto: Thorsten Arendt
                                                              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Presse-
                                             Kunstverein Hannover
                                             Sophienstraße 2
                                             D-30159 Hannover
                                             T: +49(0)511.16 99 278 -12

information
                                             F: +49(0)511.16 99 278 - 278
                                             mail@kunstverein-hannover.de
                                             www.kunstverein-hannover.de

              Slavs and Tatars »Dresdener Gitter« 2018

              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              129 × 211 × 128 cm
              Installationsansicht im Albertinum, Dresden.
              Foto: Klemens Renner
              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

              Slavs and Tatars »Kitab Kebab (Merton to Mazda)« 2012

              Bücher, Metallspieß
              30 × 22 × 58 cm
              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

              Slavs and Tatars »Down Low Gitter«, 2018

              Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
              52 × 228 × 140 cm
              Installationsansicht Kunstverein Hannover
              Foto: Raimund Zakowski

              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin

              Slavs and Tatars »Kwas ist das«, 2016

              Kunststoff, Acrylfarbe
              64 × 91cm

              Courtesy the artist; Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Ausstellungsinformation
Slavs and Tatars
Sauer Power
17.11.2018–
27.01.2019
Slavs and Tatars
Sauer Power                                                                               4                      5

                                                         3

17.11.2018–                                                                  1a                              6

27.01.2019
                                                                      1                                  7
                                                     2

Mit Slavs and Tatars stellt der Kunstverein
Hannover ein international renommiertes
Künstlerkollektiv vor, dessen Hauptinteresse

                    Vergessene Momente

                                               Raum 1

                                               Wörtern in verschiedenen Sprachen (in kyrilli-
                                               schen, arabischen oder lateinischen Schrift-
                                               zeichen) begegnen die Besucher*innen inner-
                                               halb der Ausstellung. Aber auch das gesprochene
                                               Wort erhält Sichtbarkeit: so tauchen neben
                                               teilweise lautmalerischen Texttafeln Mikrofone
                                               als Kollektoren von Gesprochenem oder
                                               Ge sungenem auf, die wiederum Informationen
                                               aufnehmen und übertragen. Gleich zu Beginn

                                                                                      2018
                                               Kunstharz, Stahl
                                               160 × 60 × 50 cm
                                               Installationsansicht Westfälischer Kunstverein, Münster
                                               Foto: Thorsten Arendt
besteht nun erstens aus dem auf Deutsch ge-
                                                     schriebenen »Quaß«, was übrigens ein Brot trunk
                                                     ist, der aus dem ostslawisch-sprachigen Raum
                                                     kommt und durch Gärung aus Brot her gestellt
                                                     wird, und zweitens der buchstabengetreuen
                                                     Übertragung von »ist das« in die kyrillischen
                                                     Schriftzeichen »          «. Die grund legende
                                                     Frage von Übersetzung und dem geschicht-
                                                     lichen Prozess der Romanisierung wird aufge-
                                                     worfen: Was passiert mit einer Sprache, die in ein
                                                     fremdes Alphabet gezwängt wird?

                                                     Raum 1a
                  2016
Kunststoff, Acrylfarbe
64 × 91 cm.                                          Das Hantieren mit Gegensätzen, mit zwei sich auf
                                                     den ersten Blick ausschließenden Konzepten ist
                                                     eine wiederkehrende Arbeitsmethode des Künst-
                                                     lerkollektivs, die in den Zyklen
                    (2018), das aus Mikrofon-        und                              (Freundschaft der
ständer, Mikrofon und einem aus der Praxis des       Nationen) sichtbar wird. Die Arbeit
Bauchredens inspirierten Kunstharzmund be-                     (2011) gehört hierzu und enthält eine
steht. Diese und weitere Arbeiten verweisen          Vielzahl an Verweisen und Querverbindungen.
nicht zufällig auf den Philosophen und Schrift-      Zu sehen sind ein aus Weizen hergestellter
steller Johann Georg Hamann, der als radikaler       Turban und ein neben ihm plat zierter Backstein.
Philosoph für die Verbindung von Ratio und           Weizen ist einerseits ein Urmotiv und Grund-
Emotionalität steht. Hamann (1730 in Königsberg      baustein der Nahrung, andererseits ist das
bis 1788 in Münster) veröffentlichte nur kurze       Getreide symbolhaft beladen in Verbindung mit
Schriften, die extrem dicht und mit unzähligen       dem Kommunismus (s. Flaggen UdSSR und
Fußnoten gespickt waren, welche wiederum             DDR). Die Form des Turbans in Kombination mit
zwischen den verschiedenen Sprachen und              dem Titel der Arbeit (Mollah ist ein Ehrentitel
Alphabeten changierten – was der Praxis von          für einen islamischen Rechts- und Religionsge-
Slavs and Tatars durchaus entspricht.                lehrten) steht im unmittelbaren Kontext des
                                                     Islams, sodass die vermeintlichen Gegensätze
Übersetzungspraxis als Kunst wird seitens der        Kommunismus und Islam zusammengeführt
Künstler*innen wortwörtlich genommen, und            werden.
so produzieren sie kritische und analytische

Augenblick aufzeigen, in dem die Sprache im
Prozess der Übersetzung fehlschlägt. Diese

Sprache hinaus veranschaulichen Kunststoff-
tafeln mit Schriftzügen wie
(2016),                              (2014) und
               (2016) auf Griechisch und Hebräisch
auf gelbem Grund. Hier greifen die Künstler*in-
nen das Verfahren der Transliteration auf, also
der buchstabengetreuen Übersetzung eines
nicht in lateinischen Buchstaben geschriebenen
Wortes in lateinische Schrift und drehen diese                                2014
nicht unübliche Herangehensweise humorvoll um.       Kunststoff, Acrylfarbe
                                                     64 × 91 cm
Denn beispielsweise der Satz »Kwas ist das«
Raum 2                                               Raum 3

Der konzeptuelle Hintergrund des Verfahrens der      Das Medium des Buches ist zentral in der Praxis
Fermentierung und (Säure-)Gärung wird in                                                         -
diesem Raum thematisiert. Der Prozess vereint
sich widersprechende Methoden: zum einen             eine Reihe von Buchständern bzw. -halterungen,
wird durch dieses Verfahren etwas konserviert,       die an einer Reihe von Skulpturen aus Stahl-
zum anderen führt der Gärungsprozess auch            stangen befestigt sind. Darüber hinaus stehen
zur Deformierung bzw. wird etwas schlecht oder       Künstlerbücher in der Bibliothek des Kunstvereins
sauer, und nicht umsonst ist man auf jemanden        zur Verfügung. Wörter bevölkern die Ausstellungen
sauer. Mit ebendiesen Assoziationen spielen          des Künstlerkollektivs, das in seinen Ausstel-
die hier gezeigten Arbeiten. Mit der Poster arbeit   lungsinszenierungen oftmals Situationen herge-
                    (2016) verweisen die Künst-                                                     -
ler*innen auf die Volksgruppe und jüdische           sen zu reaktivieren – als eine Tradition in Form
Glaubensgemeinschaft der »Karäer« auf der            der gemeinschaftlichen Wissensaneignung und
Krim, die mehrfache Verfolgungen und schließ-        Debatte.
lich sogar den Holocaust überlebten, da sie
sich aufgrund ihrer abweichenden Auffassung des      Die Videoarbeit             (2016) fasst visuell
Judentums und als Volk der »Turksprachen«            und akustisch einem Manifest gleich Aspekte
                                                     sprachlicher Welten des Künstlerkollektivs, die
»Resurrection« (Auferstehung) erläutern lässt.
Sie fertigten eine besondere süße Gurke (pol-        sind, zusammen. So bedeutet das persische
nisch Ogórek) im litauischen Tarik (polnisch:        Wort »Hamdami« die Kollision des Sinnlichen und
Trocki), wo die einstige Delikatesse heute nicht     Spirituellen. Die Gleichzeitigkeit der Sprachen –
                                                     Englisch als Sprecherstimme, Persisch und
den Wandel der Zeiten nicht überlebte.               Polnisch als projizierte Schrift – steht hier bei-
                                                     spielhaft für das Interesse an Gegensätzen,
Auf der Tapete erhebt sich eine Faust (der Titel     welche die Künstler*innen spielerisch miteinan-
der Spiegelarbeit ist                                der verbinden.
wie ein ironischer Kommentar seitens Eurasiens,
das Slavs and Tatars in den Mittelpunkt ihrer        Die künstlerische Sprache des Kollektivs um-
Tätigkeit stellen. Denn in allen diesen Gebieten     spannt u. a. auch die Ausdrucksmittel der Pop-Art
bedeutet »Figa« (      oder       ) wortwörtlich     wie einprägsame Motive und Slogans, die jedoch
»nichts« und ist stets eine visuelle Geste,          stets Ergebnis von Untersuchungen komplexer
eine Faust mit einem Daumen zwischen dem             politischer und kultureller Transformationen
                                                     sind.                               (2010–2014),
Richtung des Gesichts gestreckt wird, um
zu verdeutlichen: »Ihr bekommt nichts von mir!«

Im Türdurchgang ist ein mit

Zur Sprache gehört neben Mund, Zunge, Ohren,
Zähnen und Rachen nämlich auch die Nase.

Sprachen beheimatet waren, sind heute verloren
gegangen, und so verweist die überdimensio-
nale Darstellung der Nase an die Rolle des
an der Sprache beteiligten Organs und dessen
Tradition.                                                      2016
                                                     Video
                                                     00:05:20
Raum 4

also die Hymnen des Nicht-Widerstandes,            Der große Oberlichtsaal wird für die Inszenie-
vereinen weltbekannte Poplieder mit ernsten        rung der dargestellten Werke in einen diffusen
                                                   Rosaton getaucht. Der Körper wird Teil der
sich die ehrgeizige und aufstrebende Tänzerin      Arbeiten von Slavs and Tatars, so auch im Fall
aus »She’s a Maniac« zu einer Armenierin,          jener Gebilde, die von Besucher*innen als
die um Anerkennung ihres Volkes kämpft. Oder
                                                   können. Die aus Stahl und Kunstleder gefer-
auf verschiedene englische regionale Dialekte      tigten Objekte wie das für den Kunstverein
richtet sich in der Version von Slavs and Tatars   Hannover neu hergestellte
                                                   (2018) oder die plastischen Arbeiten in Form
der Ukraine und Russland. Ossetien, ein bis                                             (2018)
heute zwischen zwei Republiken – einer auto-       changieren zwischen Absperrgittern aus dem
nomen Republik innerhalb Russlands und einer       öffentlichen Raum, medizinischem Mobiliar oder
autonomen Republik in Georgien – aufgeteiltes      auch Szene-Bar-Ausstattung. Bei »Underage
                                                   Page« dient ins besondere der Rahle, ein Buch-
Ossetia with You«, und »Young Kurds« handelt       ständer für heilige Bücher, als Vorlage für eine
von der ernsten Geschichte der Kurden, die zu
einer der größten Volksgruppen gehören und         aus einem privaten, intimen Rahmen in ein ge-
                                                   meinschaftliches und kollektives Phänomen
leben (Türkei, Iran, Irak, Syrien). Diese und      überführt. Die Ambiguität der Arbeit als Sitz-,
weitere Arbeiten des Kollektivs sind eng mit der
fundamentalen Frage nach Identitätssuche           von Säkularem und Sakralem steht im unmittel-
verknüpft, die mit Witz und Ironie wiederkehrend   baren Kontext zum Synkretismus.
gestellt wird.

                     2018
Edelstahl, Kunstleder, Schaumstoff
52 × 228 × 140 cm
Installationsansicht Kunstverein Hannover
Foto: Raimund Zakowski
Raum 5

Die Zusammenführung verschiedener Religionen         Umgeben von den diesjährigen Jahresgaben des

teilen Slavs and Tatars mit dem Querdenker           Arbeit
und Philosophen der Gegenaufklärung Johann           (2012). Die Illustration stellt die Buchstaben
Georg Hamann, der Zeitgenossen wie Søren             des arabischen, kyrillischen und hebräischen
Kierkegaard oder Johann Wolfgang Goethe fas-         Alphabets und die entsprechenden Mundpartien,
zinierte und dessen Feindfreund Immanuel Kant        die bei der Artikulation dieser Buchstaben zum
war. Mit der Teppicharbeit                           Einsatz kommen, in einem Schema dar. Denn
        (2018) beziehen sich die Künstler*innen      trotz der allgemein vorherrschenden Betonung
auf eine Figur, welche Glaube und Geschlecht,        auf der Zunge, als vermeintlich wichtigstem
Geist und Körper, Denken und Sprache zeit-           Sprachorgan, werden der Rachen, die Zähne
lebens verband, um zugleich die Grenzen des
säkularen Wissens und des puren Intellekts           eingesetzt, um das Phonem (kh) auszusprechen,
aufzuzeigen.                                         das im semitischen, kyrillischen, türkischen und
                                                     arabischen Alphabet jeweils unterschiedliche
Die Geschichte des Kolonialismus ist, so Slavs       Ausprägungen hat.
and Tatars, weniger markiert durch die Arbeit
der Ethnografen und Anthropologen, sondern           Raum 6

bezwingen, zu orientalisieren und kolonisieren,      Ein traditioneller Kebabspieß durchsticht in der
muss man zuerst die Macht über die Sprache           Arbeit
des Anderen gewinnen.                                (2012) eine Auswahl von Büchern und versinn-
                                                     bildlicht eine querlaufende, assoziative Wissens-
(2018) nimmt Bezug auf die Entwicklung von           aneignung von Slavs and Tatars. Der Zugang
Städtenamen, die sich im Spiegel der Geschichte      zu Information und Wissen generell vollzieht sich
vielfach änderten. So offenbart die nüchtern         nicht ausschließlich auf kognitive, analytische
dargestellte Namensaufführung die dahinterlie-       Weise, sondern bedarf auch der emotionalen,
genden wechselnden Herrschaftsmächte und             sinnlichen und körperlichen Komponenten.
Regimeinteressen. Die ausgestellte Spiegelar-        Erneut begegnet man hier einem Textbild mit
beit präsentiert den Stadtnamen Evpatoria, eine      dem Titel                        (2016). Hier wird
Küstenstadt der Autonomen Republik Krim, die
während des Osmanischen Reiches »Közleve«            Kumis, durch Gärung alkoholisierte Stutenmilch,
hieß und heutzutage zwischen den Machtinter-         angepriesen.
essen Russlands und der Ukraine gefangen ist.
Zusätzlich zum politischen und historischen
Kontext, dem Spielen mit der Multilingualität des
genannten Städtenamens, ist auch hier erneut
der humorvolle Unterton mittels des spieleri-

mich, er liebt mich nicht) erlebbar.

Die grundlegende Frage von Übersetzung und
dem geschichtlichen Prozess der Romanisie-
rung kommentiert das verchromte Bronzeobjekt
             (2017) auf eingängige Art und Weise.
Dargestellt ist hier eine sich biegende, strecken-
de und akrobatische Zunge, die sich in einem                       2017
Spagat wie zwischen verschiedenen Sprachen           Bronze mit Chrombeschichtung (gebürstet)
                                                     13 × 30 × 30 cm
und Übersetzungen windet und aufspaltet.
Kultur, auseinander, der gleichzeitig eine bis
                                                    2000 Jahre v. Chr. zurückreichende Behandlung
                                                    zur Haltbarmachung von Speisen und Getränken
                                                    ist, um diese zu konservieren bzw. genießbarer
                                                    zu machen. Das Fermentieren (von gesalzenem

                                                    aus zentralasiatischen Kulturen, aus dem
                                                    Bereich der Turksprachen-Gebiete und mongoli-
                                                    schen Steppen – somit eben genau von jenen
                                                    Völkerstämmen, die als Gegenpol der westli-
                                                    chen Kultur gesehen wurden.

                                                    Die Aktivierung der Enzyme, welche diesem Ver-
                                                    fahren inhärent ist, ist als eine Substanzmani-
                                                    pulation zu sehen, aber auch die Historie steht
                                                    hier stellvertretend für den kritisch subversiven
                                                    Gebrauch kulturhistorischer und aktueller
                                                    Mechanismen, die Slavs and Tatars eklektisch
                                                    miteinander verweben und wie immer auch
                                                    sinnlich-ästhetisch auf’s Tablett bringen, indem
                                                    den Besucher*innen Ayran angeboten wird –
                                                    umgeben von einer Posterwand, auf der die
                                                    ironische Verbindung von Stiefmutter bzw. in
                                                    einer hiermit möglich assoziierbaren »Steppen-
                                                    mutter« evoziert wird. Die Besucher*innen wer-
                                                    den eingeladen, von hier aus weiterzudenken,
                                                    zu lesen und »que(e)rzudenken«.

                                  2012
Wolle
ca. 500 × 300 cm

Raum 7

Der letzte Raum des Parcours stellt schließlich
eine Art Milchbar dar. Zentral positioniert steht
hier eine Ayran-Maschine (Ayran: aus saurem
Joghurt, Wasser und Salz schaumig gerührtes
Getränk), die zur Einnahme eben jenes Ge-
tränks einlädt. Kaum zufällig sind es diese, auf
die physische Erfahrbarkeit abzielenden
Arbeiten, die die Ausstellung ausklingen lassen.

Für »Sauer Power« haben Slavs and Tatars neue
Arbeiten im Kontext des aktuellen Werkzyklus’
                   entwickelt. Diese Werkreihe
                                                    Alle Arbeiten:
setzt sich mit Fragen des Fermentierens, einem      Courtesy Slavs and Tatars;
gegenwärtigen (Detox-)Trend der westlichen          Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin
Ausstellung
                                   Katalog
Mo. 12.11., 1                      Das Künstlerbuch »Slavs and           Mi. 23.01., 1
                                   Tatars. Wripped Scripped« ist im
Transliterative Tease                                                    mit
                                   Hatje Cantz Verlag in Kooperation
                                                                         (Germanistische und Ange-
                                   mit den Staatlichen Kunst-
                                                                         wandte
von Slavs and Tatars               sammlungen Dresden anlässlich
                                                                         Seminar,
in englischer Sprache              der Ausstellung erschienen.
                                                                         Hannover)

Hannover im Welfenschloss
(Raum B302), Welfengarten 1,
30167 Hannover                     Die Mitmach-Werkstatt mitten
                                   in der Ausstellung für alle Alters-
In Kooperation mit dem Deutschen                                         Mi. 21.11., 1
                                   gruppen. In thematischer An-
                                                                         mit Kathleen Rahn (Direktorin)
                                   knüpfung an die Ausstellungen
Mi. 05.12., 1                      werden wöchentlich wechselnde
                                                                         Mi. 19.12., 1
                                   künstlerische Techniken ange-
                                                                         mit Sergey Harutoonian (Kurator)
(1730–1                            boten.
and Tatars.                                       15.00–1                Mi. 16.01, 1
                                   (während der                          mit Sergey Harutoonian (Kurator)
                                   Ausstellungs laufzeit)
(Katholisch-Theologische           Das Programm wird auf unserer
Fakultät der Westfälischen         Internetseite bekannt gegeben.
Wilhelms-Universität Münster                                                                 1
und Vorstandsmitglied des West-    Ohne Anmeldung,
fälischen Kunstvereins, Münster)   Einstieg jederzeit möglich

                                   Materialgebühr: 3 € /
                                   unter 18 Jahren 1 € pro Person
                                                                         Di. 25.12., Mi. 26.12.,
                                                                         Di. 01.01., 1
Mi. 09.01., 1
Ausstellungsrundgang mit dem
Sprecher von Slavs and Tatars
in englischer Sprache                                                                    1

                                                                         Kurzführung zur Mittagspause
                                                                         (am 26.12. kein Augenschmaus)

Zur Ausstellung erscheint eine
Edition von Slavs and Tatars.                                            Videorundgang
Innerhalb der Ausstellung
werden die neuen Jahresgaben                                             In Kooperation mit der Hoch-
des Kunstvereins präsentiert.                                            schule Hannover und Prof.
                                                                         Wilfried Köpke (Professor
                                                                         für Journalistik, Hochschule
                                                                         Hannover)
Kunstparkett

Kunstsalon
Mo. 10.12., 1
                                          29.11.2018–03.11.2019

                                                         28.11., 1
Vortrag von
(Kunsthistorikerin aus Berlin,            Ortsspezifische Installation im
                                  -       Treppenhaus im Ostflügel des
                                      -   Künstlerhauses
tin der Frankfurter Allgemeinen
                                          www.stufenzurkunst.de
Sonntagszeitung sowie bis 2016
                                          In Zusammenarbeit mit der Stiftung
                                          Niedersachsen.
FAZ) über Steueroptimierungs-
modelle durch Kunstkäufe.

Zum Feierabend Kunst genießen

Do. 24.01., 1
Teilnahme:
10 € / 7 € für Mitglieder inkl.
Kurzführung und Snack

Ohne Anmeldung

Sa. 19.01., 1
organisiert vom Beirat

Besuch der Projekträume

Anmeldung bis 16.01.
Exklusiv für Mitglieder!
Kunstkontakte

                                  26.01.
Spielerisches Eintauchen in die                                      Das Forum für Auszubildende,
Ausstellung mit Künstlerinnen                                        Studierende und junge
                                  Teilnahme inkl. Materialkosten:
                                                                     Kunst interessierte im Alter von
                                  5 € / 3 € für Mitgliederkinder
Für Kinder im Alter von                                              18 bis 30 Jahren
5 bis 8 Jahren, jeweils
samstags 12.00–13.30 Uhr                                                     .11., 1
10.11.                                                               Xaert
                                  Der Kunstverein bietet im
                                  Rahmen der Ausstellung ver-        In einer Dialogführung mit dem
                                  schiedene kreative Workshop-       Künstler und Kunsttherapeuten
24.11.
                                  Formate für alle Schulformen der   Xaert Pretorius betrachten
                                  Klassenstufen 1–13 an.             wir die Themen der Ausstellung

08.12.                            Teilnahme inkl. Materialkosten:
                                                                     Silben und deren schriftliche
                                  2,50 € pro Schüler*in
                                                                     Dar stellung.
                                  Dauer: 120 Min.
15.12.                                                               Kosten: 3 € / Mitglieder frei

22.12.                                                                   11.01., 1
                                  Mi. 21.11., 1
12.01.                                                               Zeigt her, woran ihr arbeitet,
                                                                     ihr Schriftsteller*innen,
                                                                     Musiker*innen, Slammer*innen
26.01.                            Do. 03.–        04.01.             und Künstler*innen! Zeigt
                                  jeweils 13.00–1                    eure Kunstform bei unserer
                                                                     Open Stage!
Für Kinder im Alter von                                              Kosten: 3 € / Mitglieder frei
8 bis 11 Jahren, jeweils                                             Anmeldung bis 07.01.
samstags 14.30–16.00 Uhr          Für Kinder ab 10 Jahren

10.11.                            In diesem Workshop kommt das       Anmeldung und Information
                                  Alphabet in Fahrt: Buchstaben      unter vermittlung@
                                  lernen laufen, Wörter fliegen –    kunstverein-hannover.de
08.12.                            und am Ende haben alle Kinder      T: +49 (0)511.16 99 278-17
                                  ihren eigenen Stop-Motion-Film
salat                             erstellt!

                                  Materialkosten:
15.12.
                                  10 € / 6 € für Mitgliederkinder
Verspielt verspiegelt
                                  Anmeldung bis 21.12.

22.12.
Kunstverein Hannover                  Die Ausstellung wird gefördert durch
Sophienstraße 2
D-30159 Hannover
T: +49(0)511.16 99 278-0
F: +49(0)511.16 99 278-278
mail@kunstverein-hannover.de
www.kunstverein-hannover.de

Dienstag–Samstag
12.00–19.00 Uhr
                                      Der Kunstverein wird vom Kulturbüro der
Sonn- und Feiertag
11.00–19.00 Uhr

Mo. 24.12., 31.12.: geschlossen
Di. 25.12., Mi. 26.12., Di. 01.01.:   das Vermittlungsprogramm wird
                                      außerdem gefördert durch
11.00–19.00 Uhr

nach Vereinbarung

6 € / ermäßigt 4 € /
Mitglieder frei

Führungen und Veranstal tungen        Den freien Freitag ermöglicht

sind im Eintrittspreis inbegriffen,
für Mitglieder des Kunstvereins
Hannover frei.
Veranstaltungseintritt für Mit-
glieder anderer Kunstvereine
(ADKV) ermäßigt.

ab 5 Personen bieten wir nach
Vereinbarung gerne zu Ihrem
Wunschtermin an. Buchung
und Preis auf Anfrage unter
mail@kunstverein-hannover.de
Fremdsprachige Führungen
sind nach Vereinbarung möglich
(auf Englisch, Französisch,
Russisch, Japanisch)

                                      Titel
                                               2016
                                      Siebdruck auf Edelstahl
                                      198 × 76 cm
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