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CICERO – ZWEI LEBEN, EINE BÜHNE Deutschland 2020 112 min Laufzeit Kinostart: 24. März 2022 FSK: ab 0 Jahren freigegeben FBW-Prädikat: Besonders wertvoll Pressebetreuung: ana radica / von der Kuhlen Kommunikation Paul Siwasch Sven Adrian +49 899 545956 23 +49 899 545956 15 paulsiwasch@ana-radica-presse.com svenadrian@ana-radica-presse.com Pressematerial: www.weltkino.de/presse www.filmstarts.de © Weltkino Filmverleih / LATEMAR Film 2022 2
Stab / Crew Regie Kai Wessel Autorin / Creator / Produzentin Katharina Rinderle Schnitt / Ko-Regie Tina Freitag Kamera Jan Kerhart Mit Roger Cicero, Eugen Cicero, Till Brönner, Charly Antolini, Fleurine Mehldau, Christiana Cicero, Matthias Meusel, Ulita Knaus, Lutz Krajenski, Johannes Oerding, Gregor Meyle, Ack van Rooyen, Paul Kuhn, Decebal Badila, Jiggs Wigham, Hervé Jeanne, Joja Wendt, Frank Ramond, Roland Spremberg, Willy Ketzer u.v.m. Mischtonmeister Ralph Thiekötter Ton Jacob Schlesinger Musik Roger Cicero, Eugen Cicero, Stevie Wonder, Erroll Garner, Billy Joel, Bobby Hebb, Nick Drake, Astrid North, Julia Hülsmann, Frédéric Chopin u.a. Redaktion Timo Grosspietsch, Silke Schütze, Jens Stubenrauch, Petra Denz Ko-Produzenten Oliver Behrmann, Jens Susa, Sorin Manu, Martin Richter, Bernadette Schugg, Benjamin Wüpper Associate Producer Sandra Maischberger 3
Synopsis Eugen und Roger Cicero waren Vater und Sohn, aber vor allem waren sie außergewöhnliche Künstler. Während Eugen in den 60er Jahren als Klaviervirtuose Berühmtheit erlangte und mit Starsängerinnen wie Ella Fitzgerald oder Shirley Bassey auftrat, füllte Roger Jahre später als einer der begnadetsten Sänger Deutschlands riesige Konzerthallen. Ihre Lebensgeschichten sind untrennbar miteinander verwoben und weisen faszinierende Parallelen auf – Genialität gepaart mit einer beispiellosen Leidenschaft, das Überwinden von Grenzen, der Balanceakt zwischen kommerziellem Erfolg und künstlerischer Integrität und schlussendlich der tragische Ausgang, der die Musikwelt bis heute erschüttert. Pressenotiz Im berührenden Dokumentarfilm CICERO – ZWEI LEBEN, EINE BÜHNE offenbaren Kai Wessel, Katharina Rinderle und Tina Freitag die einzigartige Vater-Sohn-Beziehung zweier Ausnahmetalente. Engste Wegbegleiter und namhafte Zeitzeugen beleuchten zwei Genies, die es immer wieder auf die Bühne zurücktrieb. Außergewöhnliche Konzertmomente lassen die schmerzliche Lücke, die ihr früher Tod hinterließ, umso deutlicher werden. Eine emotionale Hommage an zwei strahlende Persönlichkeiten voller Widersprüche, Humor und Inspiration – so frei und überraschend wie ihre Musik. 4
„Beide Künstler, Vater und Sohn, haben neue Türen aufgestoßen und wirklich Bedeutendes gemacht.“ Thomas Blaser Enger Weggefährte der Ciceros, Anwalt und Biograph Eugen Ciceros 5
Producer’s Note Grenzen zu überschreiten im wahren des schmerzlich frühen Verlusts des und metaphorischen Sinne – das Vaters fand Roger seinen Weg, seine betrieben unsere Protagonisten, Roger Musikalität – sein eigenes Sprachrohr. Er und Eugen Cicero, mit ihrem setzte sich Zeit seines Lebens intensiv musikalischen Können – und zwar ohne mit seinem Vater auseinander, eiferte Ausnahme. Als politischer Flüchtling ihm nach, ließ sich an ihm messen und überwand Eugen hierbei auch fand unbeirrbar zu sich selbst: Als Staatsgrenzen: Er fand in Deutschland Sänger, der schlussendlich ein eine Heimat und den Nährboden seines Millionenpublikum quer durch alle internationalen Erfolges. Beide, Vater Altersschichten und Herkünfte erreichte. und Sohn, gingen neue, vorher nicht Ein Phänomen, wie der Vater – auf dagewesene Wege in der Musik- andere Weise. Roger arbeitete hart, landschaft. verlor die Bodenhaftung nicht und inspiriert MusikerInnen wie Eugen Cicero tauchte in Deutschland auf SängerkollegInnen über seinen und war da! So beschreibt es sein tragischen Tod hinaus. Sein Weggefährte Ack van Rooyen treffend. Musikschaffen ist dabei nahezu die Außergewöhnlich und genial als Musiker, Fortsetzung des Weges, den sein Vater bescheiden und unprätentiös in seiner beschritten hat. Persönlichkeit. Er stieg hierzulande in Windeseile von einem tingelnden, Es scheint, als wäre er gerade in der Zeit überqualifizierten Barmusiker zu einem vor seinem Tod dort angekommen, wo er der phänomenalsten Solisten auf. Mit immer hinwollte. Von dort wollte er Mitte 20 hatte es Eugen geschafft, er war weitermachen, vieles hatte er noch vor berühmt – er ging bei Altkanzler Helmut sich. In seinem letzten Interview sagte er, Schmidt ein und aus und gehörte zu den „dass für ihn alle Türen offen stehen und angesehensten Persönlichkeiten Berlins. er sich nur entscheiden müsse, durch Doch wie geht es von hier aus weiter, welche er geht.“ Diese Worte lassen das wenn man bereits als junger Mensch Ausmaß der Tragik erkennen – denn weit oben angekommen ist? Es wurde genau dazu sollte es nicht mehr schwierig für ihn, sich zwischen kommen. Rampenlicht und Genialität, zwischen Starsein und Familienvater, zwischen Diese beiden Lebenswege – ihre Bühnenwirklichkeit und Realität zurecht Wirkung, ihre Intensität, ihr Nachhallen zu finden. und musikalische Einmaligkeit – konnten nur gemeinsam für die Eugen prägte, auch wenn er über große Leinwand erzählt werden. Zeiträume abwesend war, das Leben seines Sohns entscheidend. Und trotz Katharina Rinderle 6
„Eugen war ein unglaublich eleganter Pianist. Eigentlich in jeder Hinsicht.“ „Wenn man innerhalb von anderthalb Sekunden erkennt: das ist Eugen Cicero, der da spielt, dann hat er so viel mehr geschafft als viele andere Jazz-Pianisten.“ Till Brönner Ausnahmetrompeter Weggefährte Eugen & Roger Ciceros 7
Entstehung des Projekts Katharina Rinderle (Autorin, Creator und Produzentin) Roger lernte ich 2012 im Zuge unserer zungen, die es uns ermöglichten, 2012 Vor-Dreharbeiten kennen, nachdem wir direkt zu beginnen. In weiter Ferne uns zuvor öfter über Telefon aus- standen die extremen Herausfor- getauscht hatten und ich den Weg über derungen und harten Rahmenbedin- sein Managerteam, bestehend aus Karin gungen, die folgen sollten. Heinrich und Freddie de Wall, ebnen konnte. Rogers Onkel Adrian, Eugens Wir filmten Roger hinter den Kulissen, älterer Bruder, spielte dabei eine vor und während seines Auftritts, in wesentliche Rolle: Ihm war es mit zu Momenten höchster Konzentration. Er verdanken, dass Roger inmitten seiner war routiniert, strahlte Ruhe und Karriere-Hochphase und anstehenden Gelassenheit aus. Für die Größen- Konzerttournee für CICERO an Bord kam. ordnung des Konzertes mit aus- Durch Adrian Cicero erhielt ich tiefe verkauften Rängen und 15.000 Einblicke in Eugens Lebensabschnitte Zuschauern wirkte er unaufgeregt, und Rogers Anfänge in Berlin: Anekdoten nahezu tiefenentspannt (und agierte aus Kindheit und Jugend- und ihren locker mit seinen Musikern), obwohl er Erwachsenenzeiten – Rogers früher seit mehreren Stunden eingetaktet war, Wunsch, es seinem berühmten Vater sich sozusagen ‘im Dienst‘ befand. Die gleichzutun und den steinigen Weg als natürliche Anspannung, die allen Berufsmusiker einzuschlagen. innewohnt, bevor sie vor ein großes Publikum treten, ließ sich bei ihm nur Mit einem handverlesenen Drehteam seismografisch festmachen. An diesem aus Hamburg und Rumänien, starteten Tag wurden vor Rogers Gang auf die wir am 24. März 2012 in die erste Etappe Bühne, in einer Umkleide der Arena, die der Konzerttour: Rogers Hamburg- Dreharbeiten der kommenden Jahre mit Auftritt mit seiner von ihm eigens ihm geplant. Die Vorfreude auf die formierten Bigband – alle kongeniale gemeinsame Wegstrecke war von allen Musiker, die ihn bereits seit Jahren in Seiten groß und im Zuge der filmischen den verschiedenen Formationen Umsetzung interessierte mich, wer begleiteten und Teil seines Lebens Roger und Eugen als Mensch und waren. Der Beginn der filmischen Reise Musiker waren, wenn das Schein- stand unter einem guten Stern und werferlicht ausging. Denn ihre begann quasi auf der Überholspur: 2011 Pionierarbeit, ihr musikalisches Können, hatte ich die Kino-Drehbuchförderung ihre Begeisterungsfähigkeit und Vielfalt beantragt und bekam unmittelbar die zeichneten sie beide (mit Hang zum höhere Stufe einer Projektentwicklung Extremen) aus. Wie gelang es ihnen auf zugesprochen. Eine der Vorausset- diesem Level ihr Leben zu gestalten? 8
Keiner konnte zu diesem Zeitpunkt viele der Mitwirkenden) finden und dabei ahnen, dass 4 Jahre später auf den Tag das Herzstück des Filmes bewahren: die genau am 24. März 2016, die Kinoerzählung als Doppelbiografie, die erschütternde Nachricht eintreffen sollte, sich vom Sohn zum Vater spannt. Die dass Roger im Alter von nur 45 Jahren charismatischen Begleiter, zwei Gene- einem Hirnschlag erlegen war. rationen um Roger und Eugen, die die feinen Linien zu beiden ziehen und ihre Wir hatten geplant, die Hauptdreh- Lebensstränge zusammenhalten. In den arbeiten in diesem Jahr 2016 stattfinden dazwischenliegenden Räumen sollten zu lassen und auf Rogers und Eugens sich ihre Musik- und Klangwelten Spuren, mehrere Länder und Drehorte entfalten, unglaubliche Konzertaufnah- weltweit zu bereisen. Ihre Wegbegleiter men, die sich mit Interviewpassagen und und Zeitzeugen zu treffen und zu aufwendigen Archivschätzen abwechs- interviewen. Dies war nun hinfällig, von lungsreich verbinden sollten. Bis zu einer Sekunde auf die nächste, schien es diesem Ergebnis war noch eine Weg- vorbei. Die meisten hätten an diesem strecke zu gehen – 2017 wurde Punkt die Verfilmung (vermutlich) schließlich meine Suche nach dem aufgegeben und ad acta gelegt. Nach passendsten Regisseur belohnt, den ich Rogers Tod schien es faktisch auch für dieses dokumentarische Ausnahme- darauf hinauszulaufen, denn bewilligte Musikporträt gewinnen konnte: ich fand Filmfördergelder, wurden zurückgezogen Kai Wessel! und die Realisierung des Films war dadurch massiv gefährdet. Ab hier begann der zweite Teil der Reise. Nach dem Schockmoment und erster Trauer gelang es eine neue Realität, einen Kompass entstehen zu lassen, der mir als Motor diente den Film noch dichter, aussagekräftiger und stärker für die Leinwand erzählen zu wollen. Einen Antrieb gerade jetzt weitermachen zu müssen, unseren Protagonisten, den Ciceros – auf und hinter der Bühne – gerechter werden zu können, sie in ihrer Lebensgröße ins Gedächtnis zu rufen. Diese Chance ergriff ich trotz der sich abzeichnenden Widrigkeiten und startete von vorn, konnte verlässliche Kopro- duzenten und Kopartnerschaften, Film- förderer und UnterstützerInnen (darunter 9
„Manchmal dachte ich: oh, ich wünschte Roger könnte eine ‘Verschnellung‘ weniger, wie im Auto, etwas langsamer fahren.“ Fleurine Mehldau Freundin und enge Weggefährtin Roger Ciceros, renommierte niederländische Sängerin 10
Director’s Note Als mich Katharina Rinderle im Sommer Über Katharinas Angebot dachte ich lange 2017 fragte, ob ich Lust hätte einen nach, dachte an Roger, und sagte dann Dokumentarfilm über Roger Cicero und zu. Was für eine Aufgabe! seinen Vater Eugen zu drehen, war ich sofort hellwach. Aber mein Respekt vor Roger war ein leidenschaftlicher Musiker. einem Kinofilm war groß, vor allem, da es Ein Jazzmusiker. Genau wie sein Vater. um reale Menschenleben und nicht um Bei beiden erschienen die schwierigsten Fiktion ging. Läufe, Bridges und Melodien ganz leicht zu sein, ein Kinderspiel. Ein Film über Ich kannte Roger ein wenig. Wir hatten zwei leidenschaftliche Jazzer, die einige Drehtage zusammen bei HILDE, mit versucht haben durch Crossover-Musik der wunderbaren Heike Makatsch in der größere Menschenmengen zu begeistern, Titelrolle. Roger spielte einen Barmusiker als dies der reine Jazz allein vermag. im vollkommen zerstörten Berlin, gleich Einen Spagat, zwischen Kommerz und nach Kriegsende. Für eine warme Suppe Kunst zu versuchen, seiner Leidenschaft musizierte er die ganze Nacht, während treu zu sein und trotzdem erfolgreich zu Hilde dort sang. Roger verkörperte die sein – so ein Film braucht eine besondere Rolle mit der ihm eigenen großen Kraft und eine „jazzige“ Form. Nur ich Leichtigkeit und Fröhlichkeit, trotz der wusste noch nicht wie. Die Gedanken widrigen Umstände. Überleben durch flogen, aber ich wusste, es wird dauern. Musik. Ich denke, wir mochten uns, Vielleicht fühlte ich mich wie Roger vor blieben auch nach den Dreharbeiten in seiner ersten Filmrolle bei HILDE: Voller Kontakt, doch mit der Zeit verloren wir Respekt, aber hoch motiviert. Roger hatte uns aus den Augen und ich dachte, wir seine Aufgabe ganz zauberhaft werden uns schon noch wieder sehen, gemeistert. Ich wollte es ihm gleichtun. zumal wir in derselben Stadt wohnten. Bis ich am 25. März 2016 die großen Kai Wessel Headlines der Zeitungen sah: „Roger Cicero gestorben!“ Ich konnte es nicht glauben, dachte verrückterweise, es sei ein schlechter Witz, aber es stand ja da, es war real. Ich dachte an seine Familie, seinen Sohn, seine Freunde, seine Musiker… Das Leben wollte nicht, dass wir uns wiedersehen. 11
„Fantastische Technik. Unglaublich. Es klang so, als ob der Steinway um Eugens Hände gebaut worden wäre.” Ack Van Rooyen Renommierter Instrumentalist, Jazztrompeter, Flügelhornist, Komponist, Weggefährte Eugen Ciceros 12
Interview mit Kai Wessel (Regie) Herr Wessel, was war Ihnen bei Diese riesigen „Tische“, diese vielen diesem Dokumentarfilm beson- Interviewpartner – das wäre gar nicht ders wichtig? möglich gewesen ohne die Ausdauer Ein Film über zwei Menschen, deren und Herzlichkeit von Katharina Rinderle Leben Jazz ist, darf nicht einer linearen und ohne die unglaubliche Übersicht Form folgen, darf nicht chronologisch meiner Co-Regisseurin und Editorin Tina „vom Blatt“ spielen, sondern muss eine Freitag. Sie haben mit viel, viel Zeit, eigene Form finden. Es war die Aufgabe Engagement, Herzblut und Erfahrung – wie in der Musik – Themen zu finden, dieses große Projekt geschaffen. Lebensthemen, und diese in die Hände Sie wählen eine sehr interessante zu nehmen und zu bespielen, Ästhetik, Teile des Dokumentar- auszuformen und zu vertiefen. So wie films werden in s/w gezeigt: der Jazz es mit seinen Themen auch Warum? macht. Ich hatte das Gefühl, dieser Film Ja, das ist vielleicht auch die Freiheit, die muss Jazz werden. ich aus dem Jazz übernommen habe. Da die beiden ein bewegtes Leben Die medial überlieferte Welt von Eugen, hatten, lag es auf der Hand, dass wir gerade in seiner Anfangszeit, ist sehr viele Interviewpartner, viele schwarz-weiß. Ich wollte versuchen, Begleiter von Eugen und Roger, haben Eugen und seine Begleiter und würden. Ich hatte die Vorstellung, sie alle Begleiterinnen in einer Farbwelt zu einzuladen, zu diesem Film. Wie zu belassen. Nicht ständig zu wechseln. Ich einem großen Tisch, an dem alle sitzen liebe schwarz-weiß! Und das kann und sich erinnern. Fast und scheinbar unglaublich vielfarbig sein! gemeinsam. Jeder aus seiner Sicht, aber Der Dokumentarfilm zeigt nicht alle zusammen. Über Roger und Eugen, nur ein, sondern gleich zwei aber auch über Musik, das Musiker-Sein Musikerleben, die miteinander und das Geschäft mit der Musik. Über verbunden sind. Was war dramaturgisch die größte Träume und gemeinsame Erinnerungen, Heraus-forderung? aber auch über die dunklen Seiten des Lebens. Die Einsamkeit der Berühmtheit. Es gibt starke Analogien bei Sohn und Über die Aufgaben, die die beiden hatten Vater: Aufstieg, Abstieg, die unbändige und deren Schwierigkeiten damit. Über Freude an der Musik, Erfolg und das das glamouröse Leben genauso wie über Halten bzw. Steigern von Erfolg, private die Fallstricke des Alltags. Dieser große Probleme, die das Leben stark Tisch, voller Wärme und Aufrichtigkeit – beeinflussen und zu künstlerischen das war mein Ziel. Transformationen führen. Diese Phasen 13
finden bei beiden statt. Nicht immer im uns jedem Menschen gegenüber anders gleichen Lebensabschnitt und und jeder erkennt und erinnert Teile von manchmal haben sie verschiedene uns. In unserer Vielgesichtigkeit kennt Konsequenzen daraus gezogen, andere uns wohl keiner oder zumindest nur sehr Entscheidungen getroffen. Aber viele wenige. Das ist nicht wirklich neu, das Fragen und Themen sind bei den beiden weiß ich – aber dies hat mir diese Arbeit sehr ähnlich. Dies zu verstehen und auch noch einmal sehr deutlich vor Augen belegen zu können, das war die geführt und dafür bin ich sehr dankbar. schwierigste Aufgabe. Ich empfinde es Sind Sie Jazzliebhaber oder einerseits als hochinteressant in ein spielen Sie vielleicht ein Leben, ein echtes, kein fiktionales Instrument? Leben, tiefer einzusteigen und zu glauben jemanden mehr und mehr zu Tatsächlich habe ich immer schon viel verstehen. Gleichzeitig besteht aber Musik gehört und auch gern Jazz. Und auch die Gefahr, den Menschen als da ich früher selbst viel Musik gemacht Ganzes zu verkennen, falsch zu habe – wohlgemerkt im absoluten bewerten und zu besprechen. Eine Amateurbereich – kann ich ein wenig solche Recherche wird fast intim. Und verstehen, wie Musik und musikalischer nicht alles, was man hört, muss genauso Aufbau, wie Zusammenspiel und stimmen. Die große Frage bleibt immer: Improvisation entstehen. Wie habe ich Was ist die Wahrheit und was ist der wirkliche Musiker bewundert, wie Trugschluss der Erinnerung? Ich bin sehr neidisch war ich auf diejenigen, die es dankbar, dass mir immer wieder sehr schafften sich stundenlang mit einer enge Freunde von Roger zur Seite musikalischen Phrase zu beschäftigen. gestanden haben. Oft war ich selbst in Angie’s Night Club und konnte ganz nah den Musikern auf Was hat Sie im Zuge der die Finger sehen und später dann auch Dreharbeiten bzw. im Schnitt am meisten bei Vater und Sohn Roger. Meine Bewunderung für die erstaunt? Musik und die Musiker ist immer noch sehr groß. Vielleicht ist es die schönste Mich hat immer wieder fasziniert, wie und prägendste Kunstform, die wir subjektiv unsere Erinnerungen sind. Wie haben. ausschnitthaft wir Menschen kennen. Obwohl wir eine große Nähe zu einem Manche Musik ist unvergesslich. Wie Menschen haben, so ist es doch nicht auch natürlich deren Erschaffer, die sicher, dass wir ihn kennen. Immer Musiker. wieder habe ich es erlebt und ich habe gestaunt über uns. Wie vielschichtig wir sind. Wie schwer wir in unserer komplexen Gänze zu erkennen sind und uns zu erkennen geben. Wir verhalten 14
„Roger, ein Virtuoser an der Stimme. Das war im Studium schon klar.“ Joja Wendt Pianist, Kommilitone Roger Ciceros, gemeinsames Konzert in der Hamburger Laeiszhalle 15
Interview mit Katharina Rinderle (Produzentin) Frau Rinderle, was hat Sie im Children und die Hamburger Zuge der jahrelangen Recherchen Obdachlosen-Initiative Hinz & Kunzt über am meisten an Vater und Sohn Jahre aktiv und Eugen gab u.a. 1977 fasziniert? sein bedeutendes Benefiz-Konzert in Ihren Mut – Neues zu wagen und Bukarest für die Erdbebenopfer Neuland zu betreten. Darin waren sie Rumäniens. Diese Eigenschaft – sich für sich unglaublich ähnlich und zurecht humanitäre Belange einzusetzen und sie musikalische Ausnahmeerscheinungen. nicht aus dem Blick zu verlieren bei Auch in persönlichen und gesundheitlich beiden gleichermaßen (ausgeprägt) zu schwierigen Lebenssituationen dafür zu sehen, ist toll! Insbesondere, wenn es für kämpfen, ihren Weg einzuschlagen und einen selbst einen ähnlich hohen ihn weiterzugehen, bleibt kennzeichnend Stellenwert einnimmt. für sie. Sie waren phänomenale und Neben ihrer herausragenden künstler- inspirierende Wegbereiter für eine ischen Qualität und Tiefsinnigkeit hatten Vielzahl MusikerInnen – neben ihrem sie beide eine großartige Begabung als Erfolg Millionen Menschen mit ihren Entertainer – Eugen führte diese mit Werken und Konzerten zu erreichen. seinem ihm ganz eigenen Witz und Ihre musikalische Vielseitigkeit ist im Charisma im deutschen Fernsehen der Laufe der filmischen Wegstrecke noch 70er und 80er Jahre vor und setzte diese offenbarer und um Facetten reicher in legendären Interviews und Konzert- geworden, je tiefer man in der auftritten fort. Auch Roger zeigte diese Recherchearbeit kam. Auch die Seite von sich im Laufe der Jahre mehr parallelen Linien ihrer Lebenswege und mehr in der Öffentlichkeit und zeichneten sich noch stärker ab. Wobei integrierte diese Künste in sein Leben auch ihre unterschiedlichen Charakter- „auf der Bühne”. züge zum Vorschein kamen – es wurde Bei welchen Konzerten wären Sie deutlich, dass die beiden sich am besten selbst gern persönlich dabei beim Musikmachen miteinander gewesen? verständigen konnten. Da gibt es bestimmt fünf: Eugens Beide engagierten sich sozial und Konzert in der Hollywood Bowl 1987 mit bewahrten auch in ihren Karriere- der RIAS Bigband unter Leitung von Hochphasen eine tiefe Menschlichkeit Horst Jankowski u.a. mit Caterina und Zugewandtheit: Roger war für die Valente, flankiert von exzellenten Kinderhilfsorganisation Save the Musikerkollegen wie Kuno Schmid. Das 16
einmalige Subway Konzert Eugens mit vollkommen neu aufzustellen, was nach Decebal Badila und Willy Ketzer (Eugen dem plötzlichen Tod Rogers 2016 Cicero Trio) in Köln. erfolgen musste. Und ich bin sehr froh, dass ich das Durchhaltevermögen und Rogers Auftritte beim Montreux Jazz die Leidenschaft dafür aufbringen Festival 2003 mit Sven Bünger und der konnte. 2017 gelang es mir Kai Wessel Soulounge, 2010 mit Lutz Krajenski und als Regisseur zu gewinnen, was sich als ihrer Bigband. Rogers Doppelkonzert mit kluge Entscheidung und in besonderem Till Brönner in Wendelstein 2013 in einer Maße als Geschenk herausstellte. Ich Tennishalle – mit Matthias Meusel, wollte jemanden besetzen, der Roger zu Hervé Jeanne und Maik Schott – und Lebzeiten gekannt hatte, eine hohe ihrem sensationellen Jazz Experience Affinität fürs Musikalische besaß, Programm. menschlich und fachlich passte. Da gab es deutschlandweit kaum einen, der dies Und nicht zu vergessen Rogers hätte ausfüllen können. Doch hier sollten Abschlusskonzert in Hilversum 1996. Bei sich die Kreise schließen: Zusammen diesem standen Roger und Eugen, Sohn hatten wir mit unserer Editorin Tina und Vater, das letzte Mal auf der Bühne Freitag die gleiche Vision des Filmes, und performten ihren gemeinsamen fühlten eine große Verbundenheit Favoriten „Alone again/Naturally" von untereinander – auch durch die Gilbert O'Sullivan. Wenn ich in nächster tragischen Umstände von Rogers frühem Zeit diese Tonaufnahme ausfindig Tode – und freuten uns darauf, diese machen kann, werde ich sie restaurieren filmische Suche/Reise anzutreten. Für lassen … Kai tat sich zudem ein neues Feld seines Regieschaffens auf: der erste Worin bestand für Sie die größte dokumentarische Kinofilm, nach seinen Herausforderung, auch während erfolgreichen Spielfilmen und Serien, der Dreharbeiten? Was war (technisch) am schwierigsten? also Crossover! Es war ein 9-Jahre-Marathon und Lang- Technisch waren die Auswahl der 1000 streckenlauf bis zum Ende. Auf der Stunden an gedrehtem Zielgeraden empfing uns zum Abschluss Interviewmaterial, der aufwendige die Corona-Pandemie. Wenn nicht die Recherche- und Sichtungsprozess über massiven Auswirkungen gewesen mehrere Jahre und die Beschaffung der wären, hätte man fast lachen können, besten Tonspuren und Bildqualitäten dass die Felsen, die sich von Anfang an (Konzerte und Archiv) die größeren immer wieder hineinschoben und diesen Herausforderungen. Die Durchführung Film blockierten, auch zum Ende hin der Dreharbeiten, die in mehreren nicht abrissen. Es erfordert eine Ländern mit 60 Mitwirkenden geführt immense Kraft, einen Kinofilm dieser wurde, erstreckte sich von Anfang 2018 Größenordnung noch einmal bis Ende 2019. Diese Etappen waren 17
einerseits sehr aufwendig, aber in Bereicherung und Dankbarkeit diesen unserem Falle auch gut umzusetzen, da einmaligen feinen Menschen, Musikern, wir mit einem kleinen 5-köpfigen Weggefährten, Zeitzeugen zu begegnen, Drehteam agierten. Wir drehten sie zu begleiten und diesen Film zu nachhaltig und konnten bis auf wenige kreieren, waren die Strapazen wert. Ausnahmen gänzlich auf Flugreisen verzichteten. Was ist Ihr musikalischer Hintergrund? Es war ein langer Weg alle inter- nationalen Originalmusikrechte und Ich komme aus einer Musikerfamilie und Freigaben für diesen Film einzuholen. 3 ähnlich wie Roger inhalierte ich früh jede ½ Jahre waren wir damit beschäftigt. An Art von Musik, die es um mich herum meine Seite konnte ich Klaus Maeck gab. Mit 4 Jahren startete ich in den unterstützend an Bord bringen, was sich Instrumentalunterricht, mit 9 ging es ans als fabelhafte Zusammenarbeit erwies. zweite Instrument und schließlich studierte ich neben Film auch Musik und Aufwendige deutsche und europäische Rock/Pop/Jazz-Gesang. Zahlreiche Kon- Filmförderanträge und Sendergespräche zerte in jungen Jahren hautnah liefen über Jahre. Ein Film, der scheinbar mitzuerleben, die einen neuen Kosmos, (erst einmal) durch alle gängigen Raster eine parallele Welt erzeugen und einen fiel. Parallel lenkte ich die Suche auf anderen Blick auf die Realität gleichgesinnte Koproduzenten und ermöglichen, prägen. Musik ist in ihrem PartnerInnen innerhalb und außerhalb gesamten Spektrum verbindend und der Branche. Letzten Endes sagten die mich interessierte schon früh jede Filmförderer von Nord bis Süd zu: Richtung, die nicht eintönig, im besten Nordmedia, FFF Bayern und der DFFF, so Sinne kreativ, facettenreich oder dass ich die Finanzierung vor besonders war – von klassischen Drehbeginn gesichert hatte. Sinfonien zum Alternative Rock und Soul; von Singer-Songwriter, Jazz, Hiphop bis Die Devise über die Jahre blieb hin zum Grunge. Die Suche nach dem bestehen, nicht aufzugeben, sich weiter eigenen Sound, der eigenen Identität und zu motivieren. Die äußeren Umstände was man zu erzählen hat, ist sehr waren etappenweise so hart, dass man verwandt zum Filmschaffen. Das Musik- wusste, kaum jemand würde diese Film- machen und die Musik war mein Genese freiwillig auf sich nehmen. Dies ständiger Begleiter und wird es weiterhin entfachte den Funken des „Jetzt erst sein: Mit diesem Kinofilm wollte ich eine recht”, insbesondere als Roger Cicero Hommage an sie schaffen, für Musiker verstarb. Die besondere Verantwortung und Musikbegeisterte gleichermaßen – habe ich immer gespürt, die es bedeutet, und zwei mehr als würdige Vertreter und über zwei nicht mehr lebende Künstler ihr Lebenswerk ehren, so dass sie uns einen Kinofilm zu drehen. Die noch lange in lebendiger Erinnerung bleiben. 18
„Eugen Cicero: That’s the one! Ich habe immer gesagt: Eugen spiel’ deine Masche, du kannst ein Weltstar werden.“ Charly Antolini Drum Legende, „Entdecker“ Eugen Ciceros, Langjähriger Weggefährte im Eugen Cicero Trio 19
Biografien: Protagonisten Roger Cicero Roger Cicero kreierte als Sänger und Zeit während des Gesangsstudiums an Künstler einzigartige Konzertmomente, der Amsterdamer Hochschule für Künste unter anderem beim Montreux Jazz in Hilversum ab 1991 war für ihn Festival, mit Welttrompeter Till Brönner, prägend. Hier begegnete er Sänger- in den Bands Soulounge, Jazzkantine Kollegin Fleurine Mehldau, die bis zu und seinen Trio- und Bigband- seinem Tod (2016) freundschaftlich eng formationen. Gemeinsam mit seiner verbunden blieb. Bei seinem dortigen nach ihm benannten Roger Cicero Abschlusskonzert stand er 1996 ein Bigband erreichte er ausverkaufte letztes Mal mit seinem Vater auf der Tourneen und den Höhepunkt seiner Bühne. Zurück in Hamburg gründete er Karriere. An ihn wurde 2016 posthum nach seinem holländischen Engagement der wichtigste deutsche Jazzpreis ‘Echo bei der First Show Band, 2003 das Roger Jazz‘ verliehen. Cicero Quartett, war als Sänger und Gesangslehrer aktiv und Hostsänger des Am 6.Juli 1970 als Sohn Eugen und Lili bekannten Angies Night Musikclub. Er Ciceros in Berlin geboren, kam er durch machte sich in der Musikszene bereits seinen Vater früh mit dem Beruf des als außergewöhnlicher Sänger im Soul, Musikers in Berührung. Nachdem er mit Pop und Jazz einen Namen, einem dem Instrument Klavier anfangs haderte, breiteren Publikum war er jedoch noch entdeckte er für sich Gitarre und Gesang. nicht bekannt. Dies änderte sich, als Mit 11 Jahren trat er mit seinem Vater seine Bigband und er die Vorauswahl Eugen 1981 erstmals öffentlich auf, zum ESC 2007 überraschend für sich 1986 mündeten die frühen Bühnen- entschieden. Zuvor war er durch seinen Performances in seinen ersten Gastauftritt bei Joja Wendt von seinen Fernsehauftritt begleitet durch die RIAS zukünftigen Managern Heinrich und De Bigband. Nach kurzer Station am Wall in der Laeiszhalle entdeckt, und Trossinger Konservatorium, traf er im unter Vertrag gekommen. Sein Bundesjugendorchester unter Leitung Bekanntheitsgrad wuchs nun stetig, sein des Wegbereiters/Gründers Peter neues Repertoire an populären neu- Herbolzheimer ab 1989 auf zukünftige komponierten Bigband-Songs mit Musikerkollegen, darunter auch Till deutschen Texten, die von Lutz Krajenski Brönner. In diesen Jahren wirkte er in außergewöhnlicher Qualität arrangiert bereits als Sänger im Trio seines Vaters, und mit Textdichter Frank Ramond dem renommierten Eugen Cicero Trio entstanden, verhalfen ihm zum und im Horst Jankowski Trio mit. Seine Durchbruch. Er wurde mit seiner neuen 20
Stilrichtung zum Phänomen, in Programm The Roger Cicero Jazz professionellen Musikerkreisen als auch Experience und dem herausragendem in der Öffentlichkeit gleichermaßen Trio bestehend aus Matthias Meusel, geschätzt. Er konnte sich als einer der Hervé Jeanne und Maik Schott. Als musikalisch besten und technisch Highlight seiner Karriere bezeichnete er versiertesten Sänger im selbst seine Auftritte beim Montreux deutschsprachigen Raum etablieren. Jazz Festival 2003 und 2010. Zum Sein erstes Soloalbum "Männersachen" Auftakt der ausgefallenen Cicero sings (2006) erreichte Platin-Status, im Sinatra Tour sollte es im Frühjahr 2016 Anschluss folgten insbesondere die nicht mehr kommen. Sein Fernsehauftritt Alben "Beziehungsweise" (2007), am 18. März beim Bayerischen "Artgerecht" (2009) und 2014 "Was Rundfunk sollte sein letzter in der immer auch kommt". Von der großen Öffentlichkeit sein: Roger Cicero starb Bühne kehrte er immer wieder zu mit nur 45 Jahren viel zu früh auf dem früheren Spielstätten und Musikfestivals Zenit seines Schaffens an einem zurück, tourte erfolgreich mit seinem Hirnschlag am 24. März 2016. Eugen Cicero Eugen Cicero wurde Mitte der 60er Jahre Juni 1940 unter dem Familiennamen berühmt, bereits sein erstes Album Ciceu im heutigen Klausenburg (Cluj) in wurde weltweit über eine Million Mal Rumänien, war in seinem Elternhaus verkauft. Bis zu seinem Lebensende kein Klavier vorhanden. Man fand ihn im spielte er als Klavier-Virtuose die Alter von 4 Jahren am Piano im Rekordzahl von mehr als 70 Nachbarhaus erste Stücke ohne Noten Plattenaufnahmen ein. Er galt als 7- spielen, die er sich selbst beibrachte. Jähriger bereits als Wunderkind. Mit Zwei Jahre später gab der erst 6-Jährige seinem Kollegen Oscar Peterson kam er sein erstes öffentliches Konzert mit dem beim legendären Musiklabel MPS unter Sinfonieorchester Klausenburg, und Vertrag und trat mit den Starsängerinnen wurde gefeiert. Er erhielt Unterricht bei Ella Fitzgerald, Shirley Bassey und Aurelia Cionca, eine der bekanntesten Caterina Valente auf. Seine rumänischen Pianistinnen und unvergleichliche Virtuosität, seine Meisterschülerin Franz Liszts, später bei Brillanz im Spiel und sein ihrer renommierten Kollegin Ana Pitis. herausragendes und kreatives Beide verfeinerten seine bereits Improvisieren zeichnen ihn bis heute vorhandene grandiose Technik. 1950 aus. begann er sein Studium an der Musikhochschule in Bukarest, von der er Seine musikalische Hochbegabung zwischenzeitlich aus politischen wurde zufällig entdeckt. Geboren am 27. Gründen ausgeschlossen war. Obwohl 21
ihm 1962 mit 22 Jahren eine Musik- bestehen. Bei MPS begegnete er zudem Professur angeboten wurde, entschied Oscar Peterson und Ella Fitzgerald. er sich noch im gleichen Jahr mit fünf Wegweisende Einspielungen folgten, seiner Musikerkollegen zu einer auch mit den Berliner und Münchener Konzerttour, die sie aus dem Philharmonikern. 1976 wurde ihm der kommunistisch geprägten Rumänien Deutsche Schallplattenpreis verliehen. nach Ost-Berlin ausreisen ließ. Ein Er traf mit seinem außergewöhnlichen Tagesvisum brachte ihm die ersehnte Können und neu kreierten Musik-Stil, der Möglichkeit sich nach West-Berlin die Jazz- und Klassikwelten grandios abzusetzen. Anders als seine Kollegen verband, den Nerv seiner Zeit - reiste er nicht weiter in die USA, sondern blieb als Einziger in Deutschland. Hier Weltweite Konzerttourneen führten erhielt er nach schwereren Anfängen Eugen Cicero auch mit Sängerin Caterina 1965 die Chance erst im RIAS-Orchester Valente nach Los Angeles in die Berlin und ab 1971 in der SFB Big Band berühmte Hollywood Bowl und von All-star Paul Kuhn mitzuwirken. regelmäßig nach Japan, wo er Parallel traf er 1965 in Zürich auf seinen unmittelbar Kultstatus erreichte. 1970 zukünftigen Trio-Kollegen, den kam sein Sohn Roger in Berlin, 1982 kongenialen Drummer Charly Antolini, seine Tochter Christiana auf die Welt. Der der ihm die Tür zum MPS Studio und Lebensmittelpunkt verlagerte sich ab dortigen Musikproduzenten Brunner- 1980 nach seiner Trennung von Lili Schwer öffnete. In nur einer Nacht Cicero in die Schweiz, zu seiner zweiten spielte er mit Charly Antolini und Peter Lebensgefährtin Angelika Meier-Hanka. Witte am Bass seine ersten beiden Alben Dort verstarb er 1997 mit nur 57 Jahren. ein, die ein Millionenerfolg wurden. In Sein Sohn Roger fand ihn am Morgen unterschiedlicher Besetzung blieb das des 5. Dezembers leblos auf. Er erlag Eugen Cicero Trio bis zu seinem Tod ebenfalls einem Hirnschlag. 22
„Das wird es halt nicht so schnell wieder geben, so einen Typen.“ Matthias Meusel Langjähriger Weggefährte und Freund Roger Ciceros, Drummer, Mitglied der Roger Cicero Bigband und Trio-Formation des letzten Albums: „Jazz Experience“ 23
Biografien: Crew Kai Wessel (Regie) Kai Wessel, geboren in Hamburg, gehört zu den renommiertesten deutschen Regisseuren und Autoren. Er begann seine Karriere in den 1980ern bei den Hamburger Wochenschauen und ließ zahlreiche Kino- und Fernsehproduktionen folgen. Bekannt ist er u.a. für seine Werke NEBEL IM AUGUST (2016), „Zeit der Helden“ (2013), HILDE (2009) – über die berühmte Sängerin Hildegard Knef – und „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ (1999). Für NEBEL IM AUGUST wurde er mit dem Bayerischen Filmpreis für die Beste Regie und dem Deutschen Regiepreis Metropolis ausgezeichnet. Darüber hinaus ist er Grimme- Preisträger („Zeit der Helden“, 2014) und erhielt den Friedenspreis des Deutschen Films (2016). Filmografie (Auszug): 2020/21 CICERO (Kinofilm) 2019 „Die verlorene Tochter“ (Serie) 2016 NEBEL IM AUGUST (Kinofilm) 2013 „Zeit der Helden“ (Serie) 2008 HILDE (Kinofilm) 2007 „Die Flucht“ (Zweiteiler) 1999 „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ (Serie) 24
Katharina Rinderle (Produzentin / Creator / Autorin) Filmproduzentin Katharina Rinderle, geboren in Saarbrücken, gründete 2013 LATEMAR FILM für europäische Kino- und High-end-Produktionen in Hamburg. Seit 2016 gehört sie regelmäßig der deutschen OSCAR®-Auswahljury für den „Best International Feature Film“ der Academy of Motion Picture Arts and Sciences an. In der Deutschen Produzentenallianz für Film und Fernsehen ist sie als Vorstand in der Kinosektion und im Beirat von German Films tätig. Mit Auszeichnung schloss sie den Master of Arts als Filmproduzentin ab neben internationalen Film-Meisterklassen u.a. bei Prof. Francesco Casetti/Yale, Hollywood-Regisseur Frank Oz und Produzentin Lita Stantic. Zu ihren aktuellen Kino- und Serienformaten gehören CICERO, „The Pact“ nach dem Originalroman von US-Autorin Jodi Picoult sowie die Serie „Mme le Commissaire“ nach der Bestseller-Reihe von Pierre Martin. Ihre Produktionen erhielten zahlreiche Auszeichnungen und wurden weltweit auf Filmfestivals gezeigt. Bereits zu Lebzeiten Roger Ciceros begann sie 2012 mit den aufwendigen filmischen Arbeiten am Kino- Musikdokumentarfilm CICERO als Creator/Autorin und Produzentin. Filmografie (Auszug): 2022 „The Pact” (Serie) 2020/21 CICERO (Kinofilm) 2019 THE MAN WITH THE CAMERA (Kinofilm) 2013 DRAUSSEN IST SOMMER (Kinofilm) Tina Freitag (Schnitt / Ko-Regie) Tina Freitag, geboren in Hamburg, ist seit 1996 für den Filmschnitt von über 30 Spielfilmen verantwortlich. Nach dem Besuch der Schauspielschule war sie (zunächst) als Schnittassistentin, dann als freie Editorin tätig. Sie arbeitet mit zahlreichen preisgekrönten Regisseuren zusammen, darunter Kai Wessel, Rainer Kaufmann, Ulrike Grote und Stefan Krohmer. 2014 gewann sie den Deutschen Fernsehpreis (DAFF) für den Spreewaldkrimi „Mörderische Hitze“ und wurde zweimal für den Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Bester Schnitt nominiert. Filmografie (Auszug): 2020/21 CICERO (Editorin/Co-Regie) 2019 „Die verlorene Tochter“ (Editorin) 2016 NEBEL IM AUGUST (Editorin) 2008 HILDE (Editorin) 25
„Ich danke euch von ganzem Herzen für diesen wunderbaren Film mit seinem unverstellten und liebevollen Blick auf diese beiden Ausnahmemusiker und geliebten Menschen. Kraftvoll, inspirierend, mitreißend, voll kleiner Details und großer Gefühle - ich fühle mich berauscht und getragen und entführt in die Vergangenheit, die wieder voller Leben ist. Oder um es mit Rogers Worten zu sagen: Herrlich!“ Kathrin Clasen Lebensgefährtin Roger Ciceros 26
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