Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie

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Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
15. MAI 2019

Mendelssohn
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
SAISON
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                                  DIE NEUEN
                                  ABOS SIND
                                      DA!
Marek Janowski
Chefdirigent und künstlerischer
Leiter ab 2019 / 2020

ticket@dresdnerphilharmonie.de
dresdnerphilharmonie.de
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
PROGRAMM

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
           Streichersinfonie Nr. 11 f-Moll (1823)
                   Adagio — Allegro molto
              Scherzo commodo: Schweizerlied
                           Adagio
                Menuetto: Allegro moderato
                       Allegro molto

         Joseph Haydn (1732 – 1809)
          Sinfonie Nr. 80 d-Moll Hob. I:80 (1784)
                      Allegro spiritoso
                           Adagio
                       Menuetto — Trio
                           Presto

                          PAUSE

       Felix Mendelssohn Bartholdy
   Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 (1844)
                 Allegro molto appassionato —
                           Andante —
         Allegretto non troppo — Allegro molto vivace

                                  ARTIST
                           IN RESIDENCE

           Christian Tetzlaff | Violine und Leitung
       Philharmonisches Kammerorchester Dresden
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
Harald Hodeige

                                   À LA SUISSE
         FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDYS STREICHERSINFONIE NR. 11

Felix Mendelssohn war ein musikalisches              stücke sowie kleinere Bühnenkompositionen.
„Wunderkind“: Am 24. Oktober 1818 im                 Ebenfalls unter Zelters Anleitung schrieb er
Alter von 9 Jahren trat er erstmals öffentlich       im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren die
als Pianist auf, wobei er den Klavierpart in         ersten sechs seiner Streichersinfonien, die
einem Klaviertrio von Joseph Wölfl über-             dem dreisätzigen Vorbild der norddeutschen
nahm. Seine frühesten erhaltenen Komposi-            Sinfonie eines Carl Philipp Emanuel Bach,
tionen (u. a. zwei Opern!) stammen aus dem           Johann Gottlieb Graun oder Georg Benda
Jahr 1820, in dem er gerade einmal elf Jahre         folgen. Erst mit der erstmals viersätzigen
alt war. Ab dieser Zeit wurde Mendelssohn            Siebenten Sinfonie wechselte das Modell,
als Mitglied der Singakademie zu Berlin              wobei nun vor allem das sinfonische Schaffen
von Carl Friedrich Zelter unterrichtet und           Haydns als Vorbild auszumachen ist. Aufge-
begann in außergewöhnlichem Tempo zu                 führt wurden diese und andere Frühwerke im
komponieren: Allein in seinem ersten Studien-        Rahmen der „Sonntagsmusiken“ der wohl-
jahr entstanden fast sechzig Werke, darunter         habenden Bankiersfamilie, zu denen berühmte
Lieder, Sonaten, ein Klaviertrio, Orgel-             Gäste wie Friedrich Schleiermacher, Georg

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Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
links: Mendelssohn spielt Goethe
in Weimar vor, 1821.

An seine Familie schrieb er:

„Jetzt hört alle, alle zu, ... Jeden Morgen erhalte ich
vom Autor des Faust und des Werther einen Kuß,
und jeden Nachmittag vom Vater und Freund Goethe
zwei Küsse. Bedenkt!!! ... Nachmittag spielte ich
Goethen über 2 Stunden vor, teils Fugen von Bach,
teils phantasierte ich ...“

Wilhelm Friedrich Hegel,
die Varnhagens sowie
die Humboldt-Brüder
erwartet wurden. Treiben-
de Kraft der Veranstal-
tungen war der Berliner
Geiger Eduard Rietz,
der den jungen Felix im
Violinspiel unterrichtete;
das genial begabte Kind
                                                                        Das Wohnhaus der Mendelssohns,
pflegte bei diesen Zusam-                                               Berlin, Leipziger Straße 3,
menkünften ein Ensemble von ausgewählten                                Foto um 1900

Musikern der königlichen Hofkapelle zu
leiten. Entsprechend der barocken Tradition,
in der ihn sein konservativer Lehrer Zelter
erzog, spielte er dabei am Klavier den Conti-
nuo-Part, wobei er gewöhnlich die Basslinie
übernahm und die Harmonien der fehlenden
Stimmen hinzu improvisierte.

                                                          Mendelssohn                                    3
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
Insgesamt zwölf Streichersinfonien sind
überliefert, wobei die in der Zeit vom 14. Juni
bis 12. Juli 1823 entstandene Sinfonia f-Moll
(Nr. 11) mit ihren fünf Sätzen vom gängigen
viersätzigen Modell abweicht. Der Kopfsatz
beginnt mit einer kantablen Adagio-Ein-
leitung, dem sich ein Allegro-Hauptssatz
anschließt, in dem einige Motive anklingen,
die Mendelssohn später in seiner Ouvertüre
„Die schöne Melusine“ bzw. in der „Schotti-            FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
schen“ Sinfonie verwendet hat. Es folgt ein            * 3. Februar 1809 in Hamburg
„Schweizerlied“, in dem der junge Komponist            † 4. November 1847 in Leipzig
auf eine mit der Familie 1822 unternommene
Schweizreise anspielt. Zitiert wird gleich zu          STREICHERSINFONIE
Beginn ein altes Berner Volkslied, das als             N R . 1 1 F- M O L L
„Emmentaler Hochzeitstanz“ zur Zeit der
Renaissance gesungen wurde, wobei Mendels-             Entstehung
sohn zwischen die mit Pauke, Becken und                1823
Triangel kolorierte „Schweizer Musik“ auch             Uraufführung
Motive traditionellen Synagogalgesangs ein-            wahrscheinlich im Sommer 1823 im Rahmen der
streute. Nach einem Adagio mit geschmeidi-             Sonntagsmusiken im Elternhaus Mendelssohns
gen Legato-Phrasen folgt ein echtes (wenn              Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt
auch nicht als solches bezeichnetes) Scherzo,          14. Dezember 2003 unter Leitung von Yan Pascal
bevor das Werk mit einer großen Finalfuge              Tortelier
ausklingt, in der der junge Komponist bereits          Besetzung
seine bemerkenswerten kontrapunktischen                Pauke, Becken, Triangel, Streicher
Fähigkeiten unter Beweis stellt.                       Spieldauer
                                                       ca. 35 Minuten

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REGELN? RICHTLINIEN!
                           JOSEPH HAYDNS SINFONIE NR. 80
„Haydn“, heißt es im zweiten Band von              jenseits aller Zwänge von Markt und Mode
Carl Ferdinand Pohls 1882 erschienener             (an denen Mozart als „freier“ Künstler in
Komponisten-Biographie, „war kein Pedant           Wien letztlich scheiterte) mit intellektuellem
in Regeln; grammatikali-                                             Kalkül seinem erklärten
sche Freiheiten findet man                                           Ziel nach, das Publikum
häufig genug bei ihm und                                             „durch etwas Neues zu
oft wiederholt er dieselbe                                           überraschen und auf eine
Stelle absichtlich, um anzu-                                         brillante Art zu debütie-
deuten, daß er sie wirklich                                          ren“ – was nichts anderes
so gewollt habe. Über                                                bedeutete, als immer
Albrechtsberger’s Strenge,                                           wieder gängige ästhetische
alle Quartenfolgen aus dem                                           Normen zu durchbrechen.
reinen Satze zu verbannen,                                           Schließlich sei die Kunst
äußerte er sich gegen                                                „frei und soll durch keine
Griesinger: ‚[…] Solche                                              Handwerksfesseln be-
Künsteleien haben keinen                                             schränkt werden. Das Ohr,
Werth; ich wünschte lieber,                                          versteht sich ein gebildetes,
daß es Einer versuchte,                                              muss entscheiden, und ich
einen wahrhaft neuen         Joseph Haydn,                           halte mich für befugt wie
                             Bildnis von Ludwig Guttenbrunn,
Menuett zu componiren.‘“ um 1770                                     irgendeiner, hierin Gesetze
Kein Zweifel: Haydns                                                 zu geben.“
Blick war nach vorne gerichtet, wobei sein         Die besondere Originalität von Haydns
Experimentallabor Schloss Esterháza war,           Musik zeigt sich auf vielen Gebieten – ange-
das Fürst Nikolaus Esterházy zu einer prunk- fangen von ungewöhnlicher Themenbildung
vollen Residenz hatte ausbauen lassen, die         über eigenwillige harmonische Fortschreitun-
fernab der musikalischen Metropolen Paris,         gen, unkonventionelle formale Erfindungen
London oder Wien einsam in den ungari-             bis hin zu frappierendem Einsatz unge-
schen Sümpfen lag. Hier ging der Komponist bräuchlicher Klangfarben. Beispiele hierfür

                                            Mendelssohn                                          5
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
wären u. a. die damals einzigartige Vorschrift       In wie hohem Maß Haydns kompositori-
im Adagio der Sinfonie Nr. 67, die Saiten            sches Denken davon bestimmt wurde,
der Streichinstrumente zur Erzeugung eines           musikalische Konventionen in Frage zu
harten und spröden Klangs mit der Rück-              stellen und mit innovativer Konzeption zu
seite des Bogens zu streichen (col legno), die       durchbrechen, zeigt auch seine d-Moll-
Verwendung der Skordatur im Orchestersatz,           Sinfonie Nr. 80. Denn während der Beginn
die Cembalo-Episode im Finale der Sinfonie           des Kopfsatzes zunächst mit aufbrausendem
Nr. 98, der berühmte Paukenschlag im zwei-           Tremolo und frenetischen Akzenten der
ten Satz der Sinfonie Nr. 94 sowie die für           Molltonart voll und ganz gerecht zu werden
das 18. Jahrhundert extreme Lösung, durch            scheint, mündet die Musik kurz vor Exposi-
das allmähliche Ausblenden der einzelnen             tionsschluss in einen neckischen Walzer, den
Instrumente Form und Klangfarbe aufein-              an dieser Stelle wohl niemand erwartet und
ander zu beziehen (Finale der sogenannten            von dem dann weite Teile der Durchführung
„Abschieds-Sinfonie“ Nr. 45). Kein Wunder,           bestimmt werden. Nach einem melodiösen
dass ein Rezensent der Leipziger Allgemei-           Adagio und einem abgedunkelten Menuett,
nen Zeitung bezüglich Haydns 100. Sinfonie           dessen Trio die Triolenbegleitung des Seiten-
bewundernd schrieb: „Die Ueberraschung               satzes aufgreift, folgt schließlich ein Finale,
kann vielleicht in der Musik nicht weiter            das sich um die Ausgangstonart d-Moll we-
getrieben werden […].“                               nig schert, sondern gleich in D-Dur einsetzt.

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Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
Schloss Esterháza, einer der Wirkungs-
                                                  orte Haydns und möglicherweise Ort der
                                                  Uraufführung der d-Moll-Sinfonie

                                                   JOSEPH HAYDN
                                                   * 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau,
                                                     Niederösterreich
                                                   † 31. Mai 1809 in Wien

Zudem führt das synkopische Hauptthema             SINFONIE NR. 80 D-MOLL
mit seinen konsequenten Verschiebungen             HOB. I:80
der metrischen Schwerpunkte den Hörer zu-
nächst aufs Glatteis: Da auch die Begleitung       Entstehung
die eigentlich zu akzentuierenden Taktzeiten       Die d-Moll-Sinfonie entstand 1784, teilweise viel-
ausspart, meint man zunächst eine regulär          leicht auch schon 1783; ein konkreter Anlass für ihre
betonte Melodie im notierten 2/4-Takt zu           Komposition ist nicht bekannt.
hören, bis das Thema schließlich ins Stolpern      Uraufführung
gerät und völlig aus dem Takt kommt. Beim          Das genaue Uraufführungsdatum ist nicht bekannt.
Einsatz des vollen Orchesters versuchen die        Wahrscheinlich wurde die d-Moll-Sinfonie im Laufe
Violinen als eigentliche „Verursacher“ der         des Jahres 1784 am Hof der Fürsten Eszterházy
Irritation, mit aller Kraft die verlorene Ord-     gespielt, entweder in Eisenstadt oder in Eszterháza.
nung wiederherzustellen: mit aufgebrachten         Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt
Sechzehntelläufen, während die übrigen             6. Januar 1957 unter Leitung von
Instrumente allerdings auf den Synkopen be-        Zygmunt Latoszewski
harren. Der Haydn-Forscher H. C. Robbins           Besetzung
Landon bezeichnete diesen geradezu bizarren        Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher
rhythmischer Einfall treffend als bewusst          Spieldauer
komponierte „babylonische Sprachverwirrung“.       ca. 24 Minuten

                                          Mendelssohn                                                      7
Mendelssohn 15. MAI 2019 - Dresdner Philharmonie
„LIEBLINGSSTÜCK
                 DES KONZERTPUBLIKUMS“
                 MENDELSSOHNS VIOLINKONZERT E-MOLL OP. 64

„Es ist nicht leicht, über dieses populäre         Schumann, selbst schon immer hatte schreiben
Werk etwas auszusagen, das zugleich neu und        wollen. Führende Geiger wie Joseph Joachim
wahr wäre“, schrieb Eric Werner in seiner          oder Pablo de Sarasate nahmen es zügig in
1963 erschienenen Mendelssohn-Biographie.          ihr Repertoire auf. Und noch heute gilt das
„Es ist ein Lieblingsstück des Konzertpubli-       Stück, dessen Violinpart sich durch eine
kums, und schon darum auch eins der                wirkungsvolle Balance zwischen virtuoser
Geiger.“ Die Rede ist von Felix Mendelssohn        Emphase und fesselnder Melodik auszeich-
Bartholdys Violinkonzert e-Moll op. 64, das        net, als Prüfstein jedes Violinvirtuosen.
nach seiner erfolgreichen Uraufführung am          Vor diesem außergewöhnlichen Erfolg stand
13. März 1845 im Leipziger Gewandhaus              eine lange Entstehungsgeschichte, die sich
umgehend zu einem der beliebtesten Werke           von den ersten Skizzen bis zur Veröffentli-
der Konzertliteratur avancierte. Laut der          chung fast sieben Jahre lang hinzog: Erste
Überlieferung des Dirigenten und Kompo-            Erwähnung findet das Werk in einem Brief
nisten Carl Reineke gratulierte kein Gerin-        an Ferdinand David vom 30. Juli 1838, in
gerer als Robert Schumann nach der Pre-            dem Mendelssohn von einem „Violinconzert
miere (der Mendelssohn krankheitsbedingt           […] in E-moll“ berichtete, dessen Anfang
ferngeblieben war) dem Solisten Ferdinand          ihm keine Ruhe lasse. Als sich der Geiger
David zur Aufführung jenes Konzerts, das er,       ein Jahr später nach dem Projekt erkundigte,

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Felix Mendelssohn Bartholdy 1846,
Bildnis von Eduard Magnus

                                                 Ferdinand David;
                                                 Solist der Uraufführung

                                               wobei Mendelssohn umgehend weitere
                                               Retuschen vornahm – subtile klangliche
                                               Modifikationen, bei denen die musikalische
                                               Substanz weitgehend unangetastet blieb.
                                               Eine gravierende Veränderung betraf aller-
                                               dings die organisch in den ersten Satz einge-
schrieb Mendelssohn zuversichtlich von         bettete Solokadenz, die von ursprünglich
ein „paar gutgelaunten Tagen“, die er zur      12 auf 36 Takte erweitert wurde. Mendels-
Fertigstellung benötige, wenngleich die        sohn platzierte sie nicht wie üblich vor der
Aufgabe nicht leicht sei: „[…] brillant willst Coda, sondern unmittelbar vor der Reprise.
Du’s haben, und wie fängt unser eins das an?“ Eine weitere Abweichung vom traditionellen
Die Arbeiten zogen sich jedoch hin, da den     Konzertmodell betrifft die Exposition des
selbstkritischen Komponisten die von ihm       lyrischen Hauptthemas durch die Solovioline,
so bezeichnete „Revisionskrankheit“ heim-      der eine ungewohnte Aufgabenteilung
suchte. Erst im Spätsommer 1844, nach          zwischen Solist und Orchester folgt (ein
unbeschwerten Ferienwochen in Bad Soden Hörer des 19. Jahrhunderts erwartete zu
bei Frankfurt, war die auf den 16. September Beginn eines Instrumentalkonzertes ein
datierte Partitur in Reinschrift vollendet,    einleitendes Orchestertutti, in dem einerseits

                                          Mendelssohn                                       9
Das alte Gewandhaus
um 1895, Aquarell auf Feder von
Gottlob Theuerkauf
                                                 das Hauptthema exponiert und andererseits
                                                 der Einsatz des Solisten vorbereitet wird).
                                                 Auch die zäsurlose Abfolge der drei Sätze
                                                 musste die Zeitgenossen überraschen:
                                                 Der zweite Satz, ein dreiteiliges Andante
                                                 mit lebhaftem Mittelteil, ist durch eine
                                                 Überleitung im Fagott nahtlos mit dem
                                                 ersten Satz verbunden, während ein vier-
                                                 zehntaktiges Allegro non troppo den Über-
                                                 gang zum elfenhaft-getupften Finale bildet,
                                                 in dem Blechbläserfanfaren von flirrenden
                                                 Scherzando-Arpeggien der Solovioline
                                                 beantwortet werden.

10                                15. Mai 2019, Kulturpalast
Formal konnte Mendelssohn in seinem
e-Moll-Violinkonzert auf den innovativen
Neuerungen aufbauen, die er bereits in seinen
Klavierkonzerten erprobt hatte: Schon im
Ersten Klavierkonzert g-Moll op. 25 werden
die drei Sätze ohne Pausen gespielt. Direkte
Bezüge gibt es zu dem e-Moll-Klavierkonzert,
an dem Mendelssohn zwischen 1842 und
1844 zeitgleich mit dem Violinkonzert arbei-
tete, dann aber unvollendet beiseite legte.
Von diesem „dritten“ Klavierkonzert Mendels-      FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
sohns existieren von den ersten beiden Sätzen
ausführliche Entwürfe, während vom Finale         KO N Z E R T F Ü R V I O L I N E U N D
nur einige wenige Skizzen erhalten sind.          O R C H E S T E R E - M O L L O P. 6 4
1983 legte der Mendelssohn-Experte Larry
Todd eine Aufführungsfassung der ersten           Entstehung
beiden Sätze dieses Werks vor, die 1994           1838 bis 1844
eingespielt und 1997 zu Mendelssohns              Uraufführung
150. Geburtstag im Leipziger Gewandhaus           13. März 1845 im Leipziger Gewandhaus
aufgeführt wurde. Dabei erwies sich das           unter der Leitung von Niels W. Gade mit
fehlende Finale als so störend, dass man          Ferdinand David als Solist.
kurzerhand auf den letzten Satz des Violin-       Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt
konzerts zurückgriff und den Solopart aufs        28. April 2017 mit Julia Fischer als Solistin unter
Klavier übertrug. Dieses Vorgehen war nicht       Leitung von Michael Sanderling
so weit hergeholt, wie es vielleicht auf den      Besetzung
ersten Blick erscheinen mag. Denn hinsicht-       Solo-Violine, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten,
lich der formalen Anlagen beider Werke gibt       2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher
es, zusätzlich zu den motivischen Entspre-        Spieldauer
chungen, viele ausgeprägte Gemeinsamkeiten.       ca. 26 Minuten

                                         Mendelssohn                                                    11
CHRISTIAN TETZLAFF ist einer der gefragtesten        werke und versucht, gehaltvolle neue Werke
Geiger unserer Zeit. „The greatest perfor-           im Repertoire zu etablieren. Er pflegt ein
mance of the work I’ve ever heard“, schrieb          ungewöhnlich breites Repertoire und gibt
Tim Ashley im Guardian über seine Inter-             rund 100 Konzerte pro Jahr.
pretation des Beethoven-Violinkonzerts mit           Christian Tetzlaff war Artist in Residence
Daniel Harding. Konzerte mit Christian               bei den Berliner Philharmonikern, hat eine
Tetzlaff werden oft zu einer existenziellen          mehrere Spielzeiten umfassende Konzertserie
Erfahrung für Interpret und Publikum glei-           mit dem Orchester der New Yorker Met
chermaßen, altvertraute Stücke erscheinen in         unter James Levine bestritten und gastiert
völlig neuem Licht. Er lenkt den Blick aber          regelmäßig u. a. bei den Wiener und den
auch immer wieder auf vergessene Meister-            New Yorker Philharmonikern, dem Concert-

12                                    15. Mai 2019, Kulturpalast
gebouworkest Amsterdam und den großen            und ist nicht allein auf Wohlklang und virtu-
Londoner Orchestern. Dabei arbeitet er mit       osen Glanz ausgerichtet.
Dirigenten wie Andris Nelsons, Robin             Bereits 1994 gründete Christian Tetzlaff sein
Ticciati und Vladimir Jurowski zusammen.         eigenes Streichquartett, und bis heute liegt
Was den 1966 in Hamburg geborenen und            ihm die Kammermusik ebenso am Herzen
inzwischen mit seiner Familie in Berlin          wie seine Arbeit als Solist mit und ohne
lebenden Musiker so einzigartig macht,           Orchester. Das Tetzlaff Quartett wurde u. a.
sind – neben seinem großen geigerischen          mit dem Diapason d’or ausgezeichnet, das
Können – vor allem drei Dinge: Er nimmt          Trio mit seiner Schwester Tanja Tetzlaff und
den Notentext wörtlich, er versteht Musik als    dem Pianisten Lars Vogt für den Grammy
Sprache, und er liest die großen Werke als       nominiert. Aber auch für seine solistischen
Erzählungen, die von zentralen Erfahrungen       CD-Aufnahmen hat Christian Tetzlaff
handeln. Dem Publikum das zu vermitteln,         zahlreiche CD-Preise erhalten. 2017 erschien
ist Christian Tetzlaffs Ziel. Als Geiger ver-    eine neue Solo-Einspielung der Sonaten und
sucht er, hinter dem Werk zu verschwinden –      Partiten von Bach.
aber gerade das macht seine Interpretationen     Christian Tetzlaff spielt eine Geige des
sehr individuell. Christian Tetzlaff „spricht“   deutschen Geigenbauers Peter Greiner und
mit seiner Geige, sein Spiel umfasst eine        unterrichtet regelmäßig an der Kronberg
große Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten       Akademie.

                                          Mendelssohn                                       13
Das PHILHARMONISCHE KAMMERORCHESTER          museum, der „Meißner-Schlösser-Sommer-
DRESDEN gehört zu den traditionsreichsten    konzerte“ sowie bei den regelmäßigen
Kammerensembles Dresdens. Gegründet          Aufführungen mit dem Dresdner Kreuzchor.
durch Dresdner Philharmoniker im Jahr        Außerordentlich erfolgreiche Konzerte gab
1969, hat es seitdem einen festen Platz im   es außerdem u.a. mit den Bach-Chören
Musikleben der Stadt und darüber hinaus      London und Bern, mit Marek Janowski,
gefunden. Das künstlerische Profil wurde     Rudolf Buchbinder, Ludwig Güttler, Håkan
durch die Dresdner Collum-Konzerte, die      Hardenberger, Andreas Scholl, Peter Bruns,
Zwinger-Serenaden zu den Dresdner Musik- Vadim Gluzman, Ivan Ženatý und Kolja
festspielen oder später durch die Wiederauf- Lessing. Zahlreiche Auftritte im In- und
baukonzerte für die Dresdner Frauenkirche    Ausland sowie Einladungen zu Festivals
wesentlich geprägt.                          zeugen vom hervorragenden Renommee des
„Die Tradition wertschätzen und offen sein   Klangkörpers.
für das Neue“ – unter diesem Motto gestaltet Mit besonderem persönlichem Engagement
das Ensemble, das seit 2002 von Konzert-     widmet sich das Philharmonische Kammer-
meister Wolfgang Hentrich geleitet wird,     orchester Dresden darüber hinaus Program-
seine vielfältigen Konzerte. Musizierfreude, men für Kinder und Jugendliche.
ein besonderer Klangsinn und ideenreiche
Programmgestaltung begeistern das Publi-
kum der „Dresdner Abende“ im Hygiene-

14                                  15. Mai 2019, Kulturpalast
Mendelssohn   15
Das Philharmonische Kammerorchester
                            im heutigen Konzert

     1. VIOLINEN                VIOLONCELLI                             FAG OT T E
  Prof. Wolfgang Hentrich           Ulf Prelle                          Daniel Bäz
   Alexander Teichmann           Petra Willmann                  Robert-Christian Schuster
        Antje Becker             Alexander Will
   Annegret Teichmann           Sofia von Freydorf                      HÖRNER
     Theresia Hänzsche                                               Michael Schneider
       Eunyoung Lee            KONTRABÄSSE                            Dietrich Schlät
                                 Tobias Glöckler
     2. VIOLINEN                 Markus Gähler                        TROMPETEN
       Adela Bratu                                                    Andreas Jainz
     Steffen Gaitzsch               FLÖTEN                            Csaba Kelemen
     Andrea Dittrich              Kathrin Bäz
      Dorit Schwarz               Claudia Rose                          PAU K E N
   Christiane Liskowsky                                             Prof. Hendrik Gläser
                                    OBOEN
     BRATSCHEN                  Johannes Pfeiffer                   SCHLAGWERK
    Andreas Kuhlmann               Jens Prasse                         Stefan Köcher
      Beate Müller                                                         N. N.
      Floris Faber              KLARINETTEN
      Maria Körner              Prof. Fabian Dirr
                                Dittmar Trebeljahr

    D A S N Ä C H S T E KO N Z E R T     28. SEP 2019, SA, 19.30 UHR
DES PHILHARMONISCHEN                     KULTURPALAST

   KAMMERORCHESTERS                      50 Jahre
                                         Philharmonisches
                                         Kammerorchester
                                         J. S. Bach: Brandenburgisches Konzert Nr. 3
                                         G-Dur BWV 1048
                                         Händel: Concerto grosso h-Moll op. 6, 12
                                         Hakim: Konzert Nr. 3 für Orgel und Streichorchester
                                         Yinon: „Present“, Komposition für das Philharmonische
                                         Kammerorchester zum 50-jährigen Jubiläum
                                         Tschaikowski: Streicherserenade C-Dur,
                                         Iveta Apkalna | Orgel
                                         Wolfgang Hentrich | Leitung
                                         Philharmonisches Kammerorchester Dresden
CHORMITGLIED
                                         WERDEN?

                                                               © Markenfotografie
      Der Philharmonische Chor Dresden bietet Interessierten
         eine kostenfreie stimmliche Schulung sowie viele
                 unvergessliche Konzerterlebnisse.
       Wir suchen engagierte Sängerinnen und Sänger mit
             Notenkenntnissen und Chorerfahrungen.
                            Kontakt
                  chor@dresdnerphilharmonie.de

WIR FREUEN UNS
        AUF SIE!                     dresdnerphilharmonie.de
16. JUN 2019, SO, 11.00 UHR
KULTURPALAST

Brahms:
„Ein deutsches Requiem“
The Management Symphony
Michael Sanderling | Dirigent
                                                          © Markenfotografie

Mojca Erdmann | Sopran
Hanno Müller-Brachmann | Bariton
Philharmonischer Chor Dresden
Chorus 116
The Management Symphony
gemeinsam mit Mitgliedern der Dresdner Philharmonie

20 € · Schüler, Studenten 9 € | dresdnerphilharmonie.de
DIE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN
DER DRESDNER PHILHARMONIE
(AUSWAHL)

18. MAI 2019, SA, 20.00 UHR                     1. JUN 2019, SA, 19.30 UHR
FRAUENKIRCHE                                    2. JUN 2019, SO, 18.00 UHR
Zelenka und Vivaldi                             KULTURPALAST

Vivaldi: Concerto g- Moll                       Doppelkonzert
„Seiner Königlichen Hoheit von Sachsen“         Mozart: Konzert für Flöte, Harfe und
Vivaldi: Concerto D-Dur für zwei Violine        Orchester C-Dur KV 299
und zwei konzertierende Oboen                   Petitgirard: Konzert für Flöte, Harfe und
Zelenka: Concerto G-Dur „a 8 Concertanti“       Orchester „Dilemma“ (Uraufführung)
Horneck: Concerto Es-Dur für Fagott,            Bartók: Konzert für Orchester
Streicher und Basso continuo                    Cristian Măcelaru | Dirigent
Zelenka: „Simphonie“ a-Moll „a 8 Concertanti“   Emmanuel Pahud | Flöte
Sergio Azzolini | Fagott und Leitung            Marie-Pierre Langlamet | Harfe
Dresdner Philharmonie                           Dresdner Philharmonie

25. MAI 2019, SA, 19.30 UHR                     8. JUN 2019, SA, 19.30 UHR
26. MAI 2019, SO, 18.00 UHR                     9. JUN 2019, SO, 11.00 UHR
KULTURPALAST                                    KULTURPALAST
Schottische Phantasien                          Pfingstkonzert
Bruch: „Schottische Fantasie“                   Messiaen: „Hymne au Saint-Sacrement“ für Orchester
für Violine und Orchester Es-Dur op. 46         Schostakowitsch: Konzert für Violine und Orchester
Braunfels: „Schottische Fantasie“               Nr. 1 a-Moll op. 77
für Viola und Orchester op. 47                  Strawinski: „Chant funèbre“ —
Mendelssohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 3           Hommage an Nikolai Rimski-Korsakow
a-Moll op. 56 „Schottische“                      kr a n o e e e ta e f r r e ter
Michael Sanderling | Dirigent                   Karina Canellakis | Dirigentin
Noa Wildschut | Violine                         Christian Tetzlaff | Violine
Nils Mönkemeyer | Viola                         Dresdner Philharmonie
Dresdner Philharmonie

                                                Das ausführliche Konzert- und Abonnementangebot
                                                  er a on               fin en e n n ere a on
                                                (erhältlich beim Ticketservice im Kulturpalast) sowie
                                                online unter dresdnerphilharmonie.de.
           TICKETSERVICE IM KULTURPALAST
           Telefon 0351 4 866 866
            ticket@dresdnerphilharmonie.de
            dresdnerphilharmonie.de
            kulturpalast-dresden.de
Orchester der
                                   Landeshauptstadt
                                           Dresden

                                                         MUSIKBIBLIOTHEK
                                                         Die Musikabteilung der Zentralbibliothek
                                                         (2. OG) hält zu den aktuellen Programmen
                                                          der Philharmonie für Sie in einem speziellen
                                                          Regal Partituren, Bücher und CDs bereit.
IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE
Schloßstraße 2
01067 Dresden
Telefon 0351 4 866 282
dresdnerphilharmonie.de

CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling
EHRENDIRIGENT: Kurt Masur †
INTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Harald Hodeige                                     Harald Hodeige, geboren 1970 in Berlin, studierte Deutsche
Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft;        Philologie sowie Musikwissenschaft und promovierte über
Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung               „Komponierte Klangräume in den Symphonien Gustav Mah-
des Autoren.                                             lers“. Er arbeitet als freier Autor für Konzerthäuser, Musikfesti-
REDAKTION: Jens Schubbe                                  vals und Rundfunkanstalten (u. a. Berliner Philharmoniker,
                                                         Salzburger Festspiele, Mozarteum Salzburg, Lucerne Festival,
GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer                          Festspielhaus Baden-Baden, Schleswig-Holstein Musik
DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH                    Festival, Beethovenfeste Bonn, Konzerthaus Berlin, RBB, MDR,
                                                         SWR, BR), schrieb CD-Booklet-Texte u. a. für Orfeo, Ondine,
BILDNACHWEIS                                             Carus, MDG und Deutsche Grammophon. Als Programmheft-
Wikimedia common: S. 2, 3, 5, 6/7, 9, 10                 redakteur arbeitete er von 2005 bis 2017 beim NDR, seit
Giorgia Bertazzi: S. 12                                  2012 ist er fester freier Mitarbeiter derBerliner Philharmonie
Markenfotografie: S. 15                                  gGmbH (Abteilung Kommunikation), wirkt als Referent von
                                                         Konzerteinführungen und hat Lehraufträge an der Hochschule
Preis: 2,50 €                                            für Musik „Hanns Eisler“ Berlin inne.

Änderungen vorbehalten.

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und
Tonaufnahmen jeglicher Art während des Konzertes durch
Besucher grundsätzlich untersagt sind.
DEBÜT IN DRESDEN
                                                             KARINA
                                                             CANELLAKIS

                      8. JUN 2019, SA, 19.30 UHR
                 9. JUN 2019, Pfingstsonntag, 11.00 UHR
                            KULTURPALAST

                      Pfingstkonzert
               Messiaen: „Hymne au Saint-Sacrement“
              Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 1 a-Moll
                     Strawinski: „Chant funèbre“
                    Skrjabin: „Poème de l‘extase“
                            Karina Canellakis | Dirigentin
                             Christian Tetzlaff | Violine
                                                                                © Mathias Bothor

                             Dresdner Philharmonie

Tickets 39 | 34 | 29 | 23 | 18 Euro           ticket@dresdnerphilharmonie.de
        Schüler, Studenten 9 Euro              dresdnerphilharmonie.de
Motiv: © Jens-Christian Wittig

                                 Ticketservice im Kulturpalast
                                 Montag bis Freitag 10 —19 Uhr
                                 Samstag 9 —14 Uhr
                                 +49 351 4 866 866
                                 ticket@dresdnerphilharmonie.de

                                 dresdnerphilharmonie.de
                                 kulturpalast-dresden.de
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