Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...

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Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Programm
Okt–Dez 2016   4
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
NS-Dokumentationszentrum München –
                                               Lernen und Erinnern am historischen Ort
                                               Programm 4/2016

                                               Als Lern- und Erinnerungsort hat das NS-Dokumentationszentrum die
                                               Auf­gabe, umfassend über den Nationalsozialismus, seine Verbrechen,
                                               Täter und die Opfer aufzuklären. Unsere neue Sonderausstellung „Die
                                               Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern 1933–1945“ nimmt
                                               die Opfergruppe der Sinti und Roma in den Blick und dokumentiert ihre
                                               Ausgrenzung, Krimi­nalisierung und den Völkermord an einer Minderheit.

                                               Begleitend zu der neuen Ausstellung haben wir ein vielfältiges Veranstal-
                                               tungsprogramm zusammengestellt. Neben historischen Themen
                                               wird auch die gegenwärtige Situation der Sinti und Roma in Deutschland
                                               und Europa beleuchtet, denn Ressentiments und Stereotypen bestimmen
                                               noch heute vielerorts den Blick auf diese Volksgruppe. Die Frage „Was geht
                                               mich das heute noch an?“ wird zum Beispiel in der Performance
                                               „Zigeunerschlucht“ oder in dem Dokumentarfilm über das Münchner
                                               Projekt „ImpRoma“ reflektiert.

                                               Neben der Sonderausstellung greifen wir auch wieder Inhalte der Dauer-
                                               ausstellung und Gedenktage wie den 20. November 1941 auf. An diesem
                                               Tag jährt sich 2016 die erste Deportation von Juden aus München zum
                                               75. Mal. Der Zeitzeuge Ernst Grube, der die Zeit in einem Münchner Kinder-
                                               heim erlebt hat, wird an diesem Tag im NS-Dokumentationszentrum von
                                               seinen Erinnerungen berichten.

                                               Wir freuen uns über Ihren Besuch.

                                               Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger
                                               Gründungsdirektor
Foto: Orla Connolly/NS-Dokumentationszentrum
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Programmübersicht 1.10.-31.12.2016

Do 27 |10 bis    Sonderausstellung         Die Verfolgung der Sinti und Roma                     Ebene 1
So 29 |01 |2017		                          in München und Bayern 1933–1945
Di 04 | 10 | 2016 Vortrag mit Diskussion   Nationalsozialistische Täterschaften.      Auditorium
19.00					                                 Nachwirkungen in Gesellschaft und Familie
Mi 05 |10 |2016 Vortrag                    Der „Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner und die   Auditorium
19.00					                                 Geschichte des „Kräutergartens“ im KZ Dachau
Mo 10 | 10 | 2016 Vortrag                  Die Suche nach dem verlorenen Täter. Auditorium
20.00					                                 Attraktion des Rechtspopulismus
Do 13 | 10 | 2016   Vortragsreihe          Die große Schuld und ihre literarische Verarbeitung   Auditorium
19.00
Sa 15 | 10 | 2016 Konzert                  Zur Langen Nacht der Münchner Museen: Foyer
21.00					                                 Romeo Franz Ensemble
Do 20 | 10 | 2016 Konzert                  Tiger, Musen & Jasmin.                               Auditorium
19.00					                                 Eine Revue über acht Heldinnen der Weimarer Republik
Fr 21 | 10 | 2016 Theater-Collage          „Kann denn Liebe Sünde sein?“               Auditorium
19.00					                                 Bruno Balz – Hitlers geheimer Hitschreiber

Fr 28 | 10 | 2016 Podiumsdiskussion        Die Verfolgung der Sinti und Roma Auditorium
19.00					                                 in der schulischen Bildung
Do 03 |11 |2016 Vortrag                    Die Globalisierung der Glaubensbewegungen Auditorium
19.00					                                 und der Islam in Deutschland
Mo 07 |11 |2016 Vortrag                    Heldenkult und Opfererzählung. Zum Wandel           Auditorium
20.00					                                 der deutschen Geschichtskultur im 20. Jahrhundert
Do 10 |11 |2016 Vortrag                    Zurück im Teufelskreis: Zur Menschenrechtssituation Auditorium
19.00					                                 von Roma in Europa
Di 15 |11 |2016 Lesung                     Im Namen des Volkes.                                  Auditorium
19.00					                                 Hinter den Kulissen des Nürnberger Prozesses
Mi 16 |11 |2016     Filmvorführung         „Zigeunerstück – Sinti- und Roma-Kinder proben   Auditorium
19.00				           mit Diskussion         den Auf…tritt“. Ein Dokumentarfilm über ImpRoma
So 20 |11 |2016 Gedenkveranstaltung        Die ersten Deportationen aus München –                Auditorium
19.00					                                 Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag
Di 22 |11 |2016 Vortrag                    Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit –      Auditorium
19.00					                                 Strategien und Mechanismen medialer Kommunikation
Mi 23 |11 |2016 Performance SCHLUCHTEN – Ein theatraler Stadtspaziergang                         Auditorium
15.00 und 19.00			                                                                               und Ausstellung
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Programmübersicht 1.10.-31.12.2016

                                               Mi 30 |11 |2016   Zeitzeugenabend   Die Münchner Sinti-Familie Höllenreiner          Auditorium
                                               19.00
                                               Do 01 |12 |2016   Vortrag           Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945–1990       Auditorium
                                               19.00
                                               Di 06 |12 |2016 Podiumsdiskussion   Der Umgang Münchens mit Sinti und Roma –         Auditorium
                                               19.00					                          Vergangenheit und Gegenwart
                                               Do 08 |12 |2016 Vortrag             „Juden unerwünscht“ –                            Auditorium
                                               19.00					                          Zur Situation deutscher Juden nach 1945
                                               Di 13 |12 |2016 Vortrag             Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik   Auditorium
                                               19.00					                          gegen Roma in der Sowjetunion 1941–1944
                                               Do 15 |12 |2016 Podiumsdiskussion   „Arisierung“ im Nationalsozialismus.             Auditorium
                                               19.00					                          Die ökonomische Verdrängung der Juden
                                               						                              in Geschichte und Erinnerung
Foto: Orla Connolly/NS-Dokumentationszentrum
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Sonderausstellung                       Der Blick auf die Volksgruppe der Sinti und Roma wird seit Jahrhunderten von
                                                    27|10|2016 bis 29| 01| 2017             Stereotypen und Ressentiments überlagert. Die Ausgrenzung und Kriminali­
                                                                                            sierung der Minderheit ist bereits im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer
                                                    Die Verfolgung der Sinti und Roma       Republik auszumachen – hier hatten Bayern und München eine Vorreiterrolle.
                                                    in München und Bayern 1933–1945         Mit dem Nationalsozialismus begann die staatlich organisierte Verfolgung der
                                                                                            Sinti und Roma, die in den rassenideologisch motivierten Völkermord führte.
                                                                                            Etwa 500.000 Sinti und Roma fielen dem Holocaust zum Opfer, darunter auch
                                                                                            etwa 200 der in München lebenden Angehörigen der Volksgruppe.

                                                                                            Nach Kriegsende wurde der Völkermord in der Bundesrepublik über Jahrzehnte
                                                                                            nicht als rassistische Verfolgung anerkannt und „entschädigt“. Auch in
                                                                                            der Gesellschaft und den Medien wurde das Bild vom „Zigeuner“ weiterhin
                                                                                            propagiert und die ausgrenzende Menschenfeindlichkeit blieb bestehen –
                                                                                            teilweise bis heute.

                                                                                            Die Ausstellung „Die Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern
                                                                                            1933–1945“ dokumentiert die Geschichte der Sinti und Roma von 1871 bis
                                                                                            in die Gegenwart. Gezeigt werden Dokumente und historische Fotografien der
                                                                                            persönlichen Lebenswelt der Sinti und Roma und ihrer diskriminierenden
                                                                                            „offiziellen“ Darstellung. Ein Katalog sowie ein umfangreiches Veranstaltungs-
                                                                                            und Bildungsprogramm ergänzen und vertiefen die Präsentation.
                                                    Ort NS-Dokumentationszentrum München,
                                                    Sonderausstellungsbereich Ebene 1

                                                    Josef Maria Schneck
                                                    (1930–1944), vermutlich um 1934
Foto: Privatbesitz Elisabeth Schneck-Guttenberger
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Vortrag mit Diskussion                         Familiäre, wissenschaftliche und gesellschaftliche Formen der Erinnerung
                         Dienstag 04|10|2016                            an den Nationalsozialismus stehen in einem wechselseitigen Verhältnis.
                         19.00 Uhr                                      Bei Nachkommen von NS-Tätern, Mitläufern und Zuschauern zeigt sich oft
                                                                        eine Diskrepanz zwischen der öffentlichen Anerkennung der Verbrechen
                         Nationalsozialistische                         und der individuellen Entlastung der daran beteiligten Verwandten. Allerdings
                                                                        lässt sich derzeit ein Umdenken in den Folgegenerationen beobachten.
                         Täterschaften. Nachwirkungen
                         in Gesellschaft und Familie                    Oliver von Wrochem beleuchtet die Folgewirkungen der Täterschaft in Familie
                         Dr. Oliver von Wrochem                         und Gesellschaft und präsentiert Ergebnisse der Arbeit mit Kindern und
                                                                        Enkeln von Täterinnen und Tätern. Im Gespräch mit der Autorin Alexandra
                                                                        Senfft diskutiert er, welche Relevanz die Nachwirkungen der nationalsozia­
                                                                        listischen Täterschaften heute noch hat – privat für die jeweiligen Betroffenen
                                                                        und in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema.
                                                                        Moderation: Tanja Seider (Ben-Gurion University of the Negev, Israel)

                                                                        Dr. Oliver von Wrochem ist Leiter des Studienzentrums der KZ-Gedenkstätte
                                                                        Neuengamme. Zuletzt ist unter seiner Herausgeberschaft erschienen: „Natio-
                         Ort NS-Dokumentationszentrum München,          nalsozialistische Täterschaften. Nachwirkungen in Gesellschaft und Familie“.
                         Auditorium                                     Alexandra Senfft ist Autorin und Publizistin. Zuletzt hat sie über ihre eigene
                         Eintritt frei                                  Familiengeschichte publiziert: „Der lange Schatten der Täter. Nachkommen
                         Veranstalter NS-Dokumentationszentrum          stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte.“
                         München
Foto: ANg, F 2011-1272

                         Privatfoto des Kommandanten der
                         Konzentrationslager Neuengamme, Dachau
                         und Majdanek Martin Weiß (Bildmitte)
                         während eines Besuchs seiner Schwiegereltern
                         in Bayern, vermutlich Sommer 1943
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Vortrag                                     Der Gemeindepfarrer von Hohenbercha und begeisterte Obstzüchter Korbinian
                                                            Mittwoch 05|10|2016                         Aigner (1885–1966) wurde im November 1939 von der Gestapo verhaftet.
                                                            19.00 Uhr                                   Er hatte während seines Religionsunterrichtes in Anspielung auf Georg Elsers
                                                                                                        Hitler-Attentat laut darüber nachgedacht, dass mit dem Tod einiger weniger
                                                            Der „Apfelpfarrer“ Korbinian                manchmal das Leben von Millionen gerettet werden könne. Ein Sondergericht
                                                                                                        verurteilte Aigner daraufhin zu sieben Monaten Haft.
                                                            Aigner und die Geschichte des
                                                            „Kräutergartens“ im KZ Dachau               Nach seiner Entlassung wurde der Pfarrer, der aus seiner kritischen Haltung
                                                                                                        zum NS-Regime keinen Hehl machte, in den Konzentrationslagern Sachsen-
                                                                                                        hausen und Dachau inhaftiert. Im KZ Dachau setzte ihn die SS ab Oktober 1941
                                                            Dr. Dirk Riedel
                                                                                                        im „Kräutergarten“ des KZ zur Zwangsarbeit ein.

                                                                                                        Dirk Riedel betrachtet anhand der Biografie des Pfarrers Korbinian Aigner die
                                                                                                        vielschichtige Geschichte des „Kräutergartens“ des KZ Dachau: ein landwirt-
                                                                                                        schaftliches Gut der SS, bei dessen Ausbau zwischen 1940 und 1942 zahlreiche
                                                            Ort NS-Dokumentationszentrum München,       KZ-Häftlinge in den Tod getrieben wurden.
                                                            Auditorium
                                                                                                        Der Vortrag erinnert an Korbinian Aigners 50. Todestag. Er findet im Rahmen
                                                            Eintritt frei
                                                                                                        der Ausstellung „Korbinian Aigner. Ein Oberbayer zwischen Pfarrhof, Obst­
                                                            Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                                                                                        garten und KZ“ statt, welche das TUM.Archiv der Technischen Universität
                                                            München in Kooperation mit dem TUM.Archiv
                                                                                                        München vom 26.9. bis 16.10.2016 zeigt.
                                                            der TU München
                                                                                                        Dr. Dirk Riedel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Dachau.

                                                            Kräutergarten des KZ Dachau,
                                                            undatiert
Foto: Quelle unbekannt, Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Vortrag                                 Populistische Bewegungen haben immer darauf gesetzt, Gemeinschaft im
                                     Montag 10|10|2016                       Kampf gegen einen Feind herzustellen, der für alle Miseren verantwortlich sein
                                     20.00 Uhr                               soll. Während die Feinde offen genannt werden, sind in dem undurchsichtigen
                                                                             System weltweiter Abhängigkeiten die Täter aber verschwunden und hinter-
                                     Die Suche nach dem                      lassen Gefühle von Überforderung und Ohnmacht.
                                     verlorenen Täter. Attraktion
                                                                             Diese Gefühle sind mit verantwortlich für den Erfolg vieler Rechtspopulisten,
                                     des Rechtspopulismus                    die wider besseren Wissens Schuldige ausmachen und diese leidenschaftlich
                                                                             bekämpfen. Die als Schuldige Diffamierten sind heute neben Volks- und
                                     Dr. Gudrun Brockhaus                    Reli­gionsgruppen auch Politiker oder die Medien.

                                                                             Die Gegenwehr gegen Rechts­populisten bleibt häufig wirkungslos. Der Appell
                                                                             an die Vernunft übergeht nämlich, dass Aggression und Leidenschaft des
                                                                             Rechtspopulismus eine emo­tionale Attraktion auslösen. Diese kann eine Sog-
                                                                             kraft entwickeln, gegen die rationale Argumente wenig auszusetzen vermögen.

                                     Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Dr. Gudrun Brockhaus ist Psychologin und Soziologin sowie Psychoanalytikerin
                                     Auditorium                              in München und forscht u.a. über die Politische Psychologie des Nationalsozia-
                                     Eintritt frei                           lismus und seine Nachwirkungen.
                                     Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                     München in Zusammenarbeit mit der       Der Vortrag ist Teil der Reihe „Täter oder Opfer sein? – Befragung eines
                                     Evan­gelischen Stadtakademie München    Schemas“ der Evangelischen Stadtakademie München.
Foto: ullstein bild – Boeness/IPON

                                                                                                                                      Demonstration von Baergida
                                                                                                                                            bzw. Bergida vor dem
                                                                                                                                   Kanzleramt in Berlin, 06.02.2016
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Vortragsreihe                               Die große Schuld der NS-Verbrechen hat viele Facetten. Sie reicht vom
                                     Donnerstag 13|10|2016                       Vergessen, Verdrängen und Verleugnen der Täter bis hin zum Schuldgefühl
                                     19.00 Uhr                                   vieler Opfer, überlebt zu haben. Wie haben Schriftstellerinnen und Schrift­
                                                                                 steller, die in den 1950er Jahren im Land der Täter publizierten, den National-
                                     Die große Schuld und ihre                   sozialismus, Schuld und Verbrechen literarisch verarbeitet?
                                     literarische Verarbeitung
                                                                                 Die Herausgeber des Jahrbuchs für die Literatur der fünfziger Jahre
                                                                                 „treibhaus“ Günter Häntzschel, Sven Hanuschek und Ulrike Leuschner um-
                                                                                 kreisen aus verschiedenen Perspektiven die Frage nach der literarischen
                                                                                 Verarbeitung der großen Schuld und zeigen in einem Querschnitt literarische
                                                                                 Beispiele zwischen „Beschweigen und Ver­leugnen“ und „Versuchen der
                                                                                 Verarbeitung“. Damit geben sie einen ebenso fundierten wie publikumsnahen
                                                                                 Einblick in das Problemfeld der Vergangenheitsbewältigung im literarischen
                                                                                 Leben. Veranschaulicht werden ihre Erkenntnisse anhand eingeschobener Le-
                                                                                 sungen von Primärtexten renommierter Autoren wie Wolfgang Koeppen oder
                                                                                 Zitaten aus den Spruchkammerakten Erwin Guido Kolbenheyers.
                                     Ort NS-Dokumentationszentrum München,
                                     Auditorium                                  Prof. Dr. Sven Hanuschek und Prof. Dr. Günter Häntzschel lehren am Institut
                                     Eintritt frei                               für Deutsche Philologie der LMU München. Dr. Ulrike Leuschner lehrt
                                     Veranstalter NS-Dokumentationszentrum       und forscht an der TU Darmstadt am Institut für Literatur- und Sprachwissen-
                                     München in Zusammenarbeit mit der edition   schaften.
                                     text+kritik

                                     Ausschnitt aus dem Titelbild des Buches
                                     „treibhaus. Die große Schuld“
Foto: Verlag edition text + kritik
Okt-Dez 2016 4 - NS-Dokumentationszentrum ...
Konzert                                          Anlässlich der Langen Nacht der Münchner Museen lässt das NS-Doku­
                   Samstag 15|10|2016                               mentationszentrum in diesem Jahr Musik in seinem Foyer erklingen.
                   21.00 Uhr                                        Die Band „Romeo Frank Ensemble“ spielt ab 21 Uhr Swing und Jazz der
                                                                    1930er bis 1950er Jahre.
                   Zur Langen Nacht der Münchner Museen
                                                                    Der Musikstil der Gruppe kommt der Tradition von Django Reinhardt sehr
                   Romeo Franz Ensemble
                                                                    nahe und entwickelt dennoch seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil.
                                                                    Das Repertoire ist sehr breit gefächert und beinhaltet neben Swing und Jazz
                                                                    auch Latin, Walzer, ungarische Folklore und eigene Kompositionen. Auch
                                                                    einige folkloris­tische Sinti- und Roma-Stücke und Sinti-Jazz werden dargeboten.

                                                                    Die Band um den Geiger und Pianisten Romeo Franz instrumentalisiert
                                                                    ihre Songs auf Violine, Gitarre, Kontrabass und Piano.

                   Ort NS-Dokumentationszentrum München,            Zum Ensemble gehören: Romeo Franz (Violine), Johannes Schaedlich (Kontra-
                   Foyer                                            bass), Joe Bawelino (Solo-Jazzgitarre), Sunny Franz (Violine) und Aaron Weiss
                   Eintritt Karten für die Lange Nacht der Münchner (Piano).
                   Museen sind über den Vorverkauf der beteiligten
                   Häuser sowie bei MünchenTicket erhältlich.
                   Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                   München
Foto: akg-images

                                                                                                                       Quintett des „Hot Club de France“
                                                                                                                       im „Casanova Club“ in Paris, 1937
Konzert                                 Anita Berber, Marlene Dietrich, Ruth Landshoff-York und Valeska Gert – Frauen,
                                                  Donnerstag 20|10|2016                   die in der Zeit des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs zwischen
                                                  19.00 Uhr                               den zwei Weltkriegen lebten und ihre Heimatstadt Berlin künstlerisch prägten.
                                                                                          Die Frauen repräsentieren ihre Ideale und Ansichten, ihre Lieder geben Ein-
                                                  Tiger, Musen & Jasmin.                  blicke in die faszinierende Berliner Zeit, als Deutschland auf dem Vulkan tanzte,
                                                                                          während die nationalsozialistische Bedrohung schon am Horizont sichtbar
                                                  Eine Revue über acht Heldinnen
                                                                                          wurde.
                                                  der Weimarer Republik
                                                                                          Viele der Lieder wurden später von den Nationalsozialisten als „entartete
                                                  Micaela Leon                            Musik“ verpönt und fast alle dargestellten Frauen und Liederkomponisten
                                                                                          mussten während der NS-Diktatur ins Exil fliehen.

                                                                                          Die Sängerin Micaela Leon und die Pianistin Jekaterina Iwanowa-Wörle ver-
                                                                                          setzen ihr Publikum zurück in die Zeit der Weimarer Republik und präsentieren
                                                                                          u.a. Lieder von Friedrich Hollaender, Mischa Spoliansky, Erich Einegg, Heinz
                                                                                          Brüning, Hanns Eisler und Kurt Weill. Tiefgründig interpretiert das Duo
                                                                                          auf musikalisch-darstellerische Weise die politischen und sozialen Instabilitäten
                                                  Ort NS-Dokumentationszentrum München,   dieser Zeit.
                                                  Auditorium
                                                  Eintritt frei                           Micaela Leon ist deutsche Schauspielerin und Sängerin, die besonders in
                                                  Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   London und New York bekannt geworden ist. Jekaterina Iwanowa-Wörle ist
                                                  München                                 Konzertpianistin.
Foto: United Archives/Süddeutsche Zeitung Photo

                                                  Filmszene aus „Der blaue Engel“
                                                  mit Marlene Dietrich als Tänzerin
                                                  Lola, 1930
Theater-Collage                         Bruno Balz, einer der produktivsten deutschen Text- und Lieddichter, wurde
                                         Freitag 21|10|2016                      während der NS-Zeit als Homosexueller verfolgt, inhaftiert und entging
                                         19.00 Uhr                               der Deportation nur mit Glück. Sein Überleben sicherte er sich, indem er die
                                                                                 Propaganda-Maschinerie des „Dritten Reiches“ mit „Durchhalte-Hits“ wie
                                         „Kann denn Liebe Sünde sein?"           „Davon geht die Welt nicht unter“ versorgte.
                                         Bruno Balz – Hitlers geheimer
                                                                                 Die Tätigkeit als „Hitlers Hitschreiber“ brachte Bruno Balz nach dem Krieg
                                         Hitschreiber                            wegen Nazi–Propaganda vor Gericht. Zu seiner Verteidigung musste er sich
                                                                                 öffentlich zu seiner Homosexualität bekennen und das in einer Zeit, in der
                                                                                 der § 175 STGB Homosexualität unter Strafe stellte.

                                                                                 Das multimediale Künstlerportrait wurde von der Münchner Regenbogen-
                                                                                 Stiftung unterstützt und wird anlässlich der bevorstehenden Einweihung des
                                                                                 Denkmals für die verfolgten Homosexuellen in München aufgeführt.

                                                                                 Eine Einführung gibt die Künstlerin Toni Netzle. Bruno Balz’ Songs werden von
                                                                                 Peter John Farrowski vorgetragen und ergänzt durch O-Töne seines letzten
                                         Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Lebensgefährten Jürgen Draegers. Verbindende Texte zu den historischen
                                         Auditorium                              Hintergründen lesen Gaby dos Santos (Produktion) und Andreas Michael Roth
                                         Eintritt frei                           (Regie). Im Anschluss diskutieren die Beteiligten zusammen mit Albert Knoll
                                         Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   (Historiker KZ-Gedenkstätte Dachau und Vorstand des Forums für Homo-
                                         München                                 sexualität).

                                                                                                                                               Bruno Balz, um 1936
Foto: Bruno Balz Archiv/Jürgen Draeger
Podiumsdiskussion                       Auch mehr als 70 Jahre nach dem nationalsozialistischen Genozid an den
                                                              Freitag 28|10|2016                      europäischen Sinti und Roma ist das Wissen darüber an bayerischen Schulen
                                                              19.00 Uhr                               bisher wenig präsent. Umso bedeutsamer ist der Versuch, mit neuartigen
                                                                                                      Materialien der politisch-historischen Bildung diese Lücke zu schließen.
                                                              Begleitprogramm zur Sonderausstellung
                                                              „Die Verfolgung der Sinti und Roma      In einer qualitativen Studie untersuchen Holger Knothe vom Institut für
                                                              in München und Bayern 1933–1945“        Soziologie der LMU München und Robert Sigel für die Bayerische Landes­
                                                              Die Verfolgung der Sinti und Roma       zentrale für politische Bildungsarbeit zusammen mit Studierenden des
                                                                                                      Masterstudienganges Soziologie wie der nationalsozialistische Völkermord
                                                              in der schulischen Bildung              an den Sinti und Roma im schulischen Unterricht thematisiert wird. In der
                                                                                                      Analyse von mehr als dreißig Interviews mit Schülerinnen und Schülern sowie
                                                                                                      Lehrpersonen an bayerischen Gymnasien, Real-, Mittel- und Förderschulen
                                                                                                      wird deutlich, welches Vorwissen, aber auch welche Stereotype und Vorurteile
                                                                                                      vorhanden sind. In einem weiteren Schritt wurden die vorhandenen Unter-
                                                                                                      richtsmaterialien auf ihre Relevanz hin untersucht und ausgewertet, welche
                                                                                                      Zielsetzungen die Lehrkräfte mit welchem Erfolg umsetzen konnten.

                                                              Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Die Ergebnisse dieser Studie diskutieren Dr. Holger Knothe (Institut für Sozio­
                                                              Auditorium                              logie/ Lehrbereich Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung
                                                              Eintritt frei                           LMU München), Dr. Robert Sigel (Bayerisches Staatsministerium für Bildung
                                                              Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   und Kultur, Wissenschaft und Kunst) und Dr. Gerhard Baumgartner, Leiter
                                                              München                                 des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands.

                                                                                                                                                            Sinti und Roma Denkmal Berlin
Foto: Denkmal für die ermordeten Juden Europas/Marko Priske
Vortrag                                 Die Rolle der Kirchen in der deutschen Gesellschaft ist im Wandel begriffen.
               Donnerstag 03|11|2016                   So sinkt die Zahl ihrer Mitglieder jedes Jahr um einige Hunderttausend durch
               19.00 Uhr                               Austritte und demografische Entwicklung; andererseits sind evangelische
                                                       und katholische Kirche mit jeweils rund 23 Mio. Mitgliedern weiterhin die mit
               Die Globalisierung der                  Abstand größten Organisationen in unserem Land. In Deutschland leben
                                                       mittlerweile aber auch 4 Millionen Muslime und Anhänger anderer Religionen,
               Glaubensbewegungen und
                                                       die in zahlreichen Verbänden und Gemeinden organisiert sind.
               der Islam in Deutschland
                                                       Welche Folgen hat die religiöse Pluralisierung durch Einwanderung in Deutsch­-
                                                       land für das Verhältnis zwischen Politik und Kirche? Welchen Beitrag leisten
               Prof. Dr. Klaus von Beyme               Kirchen zum Gelingen unserer Demokratie? Wie reagiert der Staat auf die zu-
                                                       nehmende religiöse Pluralisierung in unserer Gesellschaft?

                                                       Der Vortrag beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Religion und Migration
                                                       und die Rolle der muslimischen Verbände. Im Zentrum der politischen
                                                       Auseinandersetzung mit den Religionsgemeinschaften stehen der Streit um
                                                       Moscheen, Minarette, Kopftuch und Burka, Scharia und die Rolle des Reli­
                                                       gionsunterrichts. Am Schluss diskutiert Klaus von Beyme die Konflikte
               Ort NS-Dokumentationszentrum München,   zwischen Christentum und Islam in der Integrationspolitik.
               Auditorium
                                                       Prof. Dr. Klaus von Beyme war bis 1999 Professor für Politikwissenschaft in
               Eintritt frei
                                                       Heidelberg. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten zählen die Vergleichende System-
               Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                                       forschung, die Politische Theorie sowie die Policy-Analyse.
               München

                                                                                                                       Klaus von Beyme
Foto: privat
Vortrag                                 Heldenfiguren spielen in der Geschichtsschreibung seit jeher eine wichtige
                                                                  Montag 07|11|2016                       Rolle. Das Geschichtsbild der Kaiserzeit war heroisch geprägt: In ihm bestimm-
                                                                  20.00 Uhr                               ten große Männer mit ihren herausragenden Leistungen, ihrer Uneigennützig-
                                                                                                          keit und ihrem erfolgreichen Kampf den Verlauf der Geschichte.
                                                                  Heldenkult und Opfererzählung.          Seit dem Ersten Weltkrieg schob sich vor die rettende und erlösende Helden­
                                                                  Zum Wandel der deutschen                gestalt das Bild des Helden, dessen Größe sich aus seiner selbstgewählten
                                                                  Geschichtskultur im 20. Jahrhundert     Bereitschaft zum Selbstopfer ergibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierten
                                                                                                          die Deutschen ihr Geschichtsbild auch als Opfererzählung, in deren Zentrum
                                                                                                          das erduldete Leid steht.
                                                                  Prof. Dr. Martin Sabrow
                                                                                                          In seinem Vortrag zeichnet Martin Sabrow den Wandel des historischen Helden
                                                                                                          in der deutschen Geschichtskultur nach und erörtert seine Hintergründe.

                                                                                                          Prof. Dr. Martin Sabrow ist Professor für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte
                                                                                                          an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktor des Zentrums für Zeithisto-
                                                                                                          rische Forschung Potsdam.

                                                                  Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Der Vortrag ist Teil der Reihe „Täter oder Opfer sein? – Befragung eines
                                                                  Auditorium                              Schemas“ der Evangelischen Stadtakademie München.
                                                                  Eintritt frei
                                                                  Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                                                  München in Zusammenarbeit mit der
                                                                  Evangelischen Stadtakademie München
Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv/hoff-21832

                                                                                                                                                        Hitler bei einer Gedenkfeier vor einem der
                                                                                                                                                    „Ehrentempel“ am Königsplatz, 08./09.11.1938
Vortrag                                 Angesichts der europaweiten Flüchtlingssituation und einer massiven Zunah-
                                                                Donnerstag 10|11|2016                   me von fremdenfeindlicher Gewalt in Deutschland wird die Lage von Roma
                                                                19.00 Uhr                               in Südosteuropa und insbesondere auf dem Balkan vorwiegend unter Aspekten
                                                                                                        einer sogenannten „Armutsmigration“ und, noch immer, einer vorgeblichen
                                                                Begleitprogramm zur Sonderausstellung   Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme diskutiert. In der Folge kam es
                                                                „Die Verfolgung der Sinti und Roma      immer wieder zu rechtsextrem motivierten Angriffen, zunehmend auch auf
                                                                in München und Bayern 1933–1945“        Roma, wie zum Beispiel in Halle/Saale, wo die Mobile Opferberatung einen
                                                                Zurück im Teufelskreis:                 enormen Anstieg verzeichnet. Vor allem die Angriffe auf Roma werden dort als
                                                                                                        ein „relativ neues Phänomen“ wahrgenommen.
                                                                Zur Menschenrechtssituation
                                                                von Roma in Europa                      Aber ist dieses Phänomen wirklich so neu? Wer sich an die Ausschreitungen
                                                                                                        von Rostock-Lichtenhagen 1992 erinnert, wo die katastrophale Unterbringung
                                                                Herbert Heuß                            von Flüchtlingen aus Rumänien den Anlass für pogromartige Ausschreitungen
                                                                                                        bot, wird Parallelen erkennen können.

                                                                                                        In seinem Vortrag befasst sich Herbert Heuß mit der aktuellen Situation der
                                                                                                        Roma in einigen der sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ sowie in
                                                                Ort NS-Dokumentationszentrum München,   weiteren Ländern Westeuropas. Außerdem diskutiert er mögliche Perspektiven
                                                                Auditorium                              für die Zukunft.
                                                                Eintritt frei
                                                                Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   Herbert Heuß ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter beim
                                                                München                                 Zentralrat Deutscher Sinti und Roma.

                                                                                                                                                             Ein Jugendlicher rennt an einem
                                                                                                                                                    brennenden Asylbewerberheim in Rostock-
                                                                                                                                                             Lichtenhagen vorbei, 25.08.1992
Foto: Foto: ap/dpa/picture alliance/Süddeutsche Zeitung Photo
Lesung                                  Am 20. November 1945 begann der Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess,
                                           Dienstag 15|11|2016                     bei dem 24 Mitglieder der NS-Führung von den Alliierten für ihre Taten zur
                                           19.00 Uhr                               Rechenschaft gezogen wurden. Es war ein Medienspektakel ersten Ranges, aber
                                                                                   kein Tribunal.
                                           Im Namen des Volkes. Hinter den
                                                                                   Das Hörbuch „Im Namen des Volkes. Hinter den Kulissen des Nürnberger Pro-
                                           Kulissen des Nürnberger Prozesses
                                                                                   zesses“ beleuchtet die Geschehnisse abseits des Gerichtssaals: Teilweise im
                                           Jochanan Shelliem                       O-Ton, teilweise eingelesen von renommierten Sprechern wie Otto Sander oder
                                                                                   Rosemarie Fendel berichten Zeitzeugen und Prozessbeteiligte von ihren Beob-
                                                                                   achtungen und Erlebnissen. Journalisten, unter ihnen Erich Kästner und die
                                                                                   Geschwister Erika und Klaus Mann, verarbeiten in Reportagen ihre Sicht­weise
                                                                                   auf das Geschehen. Verhörprotokolle, Rundfunkberichte und Szenen aus Stan-
                                                                                   ley Kramers Spielfilm „Das Urteil von Nürnberg“ helfen dabei, die Hintergründe
                                                                                   des Prozesses aufzurollen. Jochanan Shelliem liest aus diesen Dokumenten
                                                                                   und gewährt Blicke hinter die Kulissen des Nürnberger Prozesses.

                                                                                   Jochanan Shelliem studierte Pädagogik, Englisch und Geschichte und arbeitet
                                           Ort NS-Dokumentationszentrum München,   als Journalist und Autor. Das Hörbuch „Im Namen des Volkes. Hinter den
                                           Auditorium                              Kulissen des des Nürnberger Prozesse“ ist für den Deutschen Hörbuchpreis
                                           Eintritt frei                           2016 in der Kategorie „Bestes Sachhörbuch“ nominiert.
                                           Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                           München

                                                                                                                                            Anklagebank während des
                                                                                                                                       Nürnberger Prozesses gegen die
                                                                                                                                        Hauptkriegsverbrecher, 1945/46
Foto: SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo
Filmvorführung mit Diskussion
                      Mittwoch 16|11|2016                     „Holt die Wäsche rein, die Zigeuner kommen!“ Dieser vielfach – häufig auch
                      19.00 Uhr                               unüberlegt – geäußerte und despektierliche Satz wurde zum Arbeitstitel für
                                                              ein Theaterprojekt, das der Münchner Sinto Alexander Adler initiierte. Am
                      Begleitprogramm zur Sonderausstellung   Anfang stand der Plan, Sinti- und Roma-Kindern eine Bühne in der Mitte der
                      „Die Verfolgung der Sinti und Roma      Gesellschaft zu geben. Dass diese Bühne schließlich in den Münchner
                      in München und Bayern 1933–1945“        Kammer­spielen gefunden wurde, hätte aber niemand zu träumen gewagt.
                      „Zigeunerstück – Sinti- und Roma-
                      Kinder proben den Auf…tritt“.           Der Dokumentarfilm des Filmemachers Claus Strigel erzählt von der acht-
                                                              monatigen Abenteuerreise, deren Ausgang bis zum Tag der Premiere völlig
                      Ein Dokumentarfilm über ImpRoma         offen war. So kam z.B. nach einem gemeinsamen Besuch der KZ-Gedenkstätte
                                                              Dachau ein unerwarteter Prozess in Gang: „Aber wir sind doch keine Aso­
                                                              zialen!?“, stellte die 9-jährige Sintiza Lorena fest. Dass das Mahnmal nicht
                                                              der Morde an Sinti und Roma gedenkt, hat die Kinder nachhaltig verletzt und
                                                              der weiteren Improarbeit eine völlig neue Tiefe gegeben. Plötzlich war ein
                                                              Bewusstsein für die eigene Identität und ein neues Selbstbewusstsein erwacht.

                      Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Im Anschluss an die Filmvorführung stehen Claus Strigel (Produzent, Denk-
                      Auditorium                              MalFilm) sowie Kinder und Jugendliche, die bei dem Projekt mitgewirkt
                      Eintritt frei                           haben, für Fragen zur Verfügung. Moderation: Alexander Adler (Projektleiter)
                      Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                      München

                                                                                                                              Premiere ImpRoma,
                                                                                                              15.04.2015, Münchner Kammerspiele
Foto: Tamara Wenger
Gedenkveranstaltung                              Vor 75 Jahren, am 20. November 1941, wurden 998 Münchner Jüdinnen
                                     Sonntag 20|11|2016                               und Juden im „Judenlager“ Milbertshofen versammelt, nach Kaunas/Litauen
                                     19.00 Uhr                                        deportiert und fünf Tage später ermordet. Das NS-Dokumentationszentrum
                                                                                      erinnert an diesen Tag mit einer Gedenkveranstaltung.
                                     Die ersten Deportationen aus
                                                                                      Das Leben der jüdischen Bürger wurde vor ihrer Deportation buchstäblich
                                     München – Gedenkveranstaltung
                                                                                      auf den Inhalt eines Koffers begrenzt. Von vielen Opfern dieser ersten Depor­
                                     zum 75. Jahrestag                                tation vom 20. November 1941 blieb nicht einmal ein Passfoto, sondern
                                                                                      nur der Eintrag im Melderegister und der zynische behördliche Vermerk „nach
                                                                                      unbekannt abgewandert“. Die Kunstinstallation „Hier wohnte... Koffer der
                                                                                      Erinnerung“ von Wolfram P. Kastner und Ingrid Reuther erinnert an die
                                                                                      jüdi­schen Nachbarn in der Maxvorstadt. Das Projekt findet am 20. November
                                                                                      mit einer Ausstellung im Foyer sowie einem Projektbericht im NS-Dokumen­
                                                                                      tationszentrum seinen Abschluss.

                                                                                      Der Münchner Ernst Grube hat die Deportationen als Kind miterlebt. Im
                                     Ort NS-Dokumentationszentrum München,            Gespräch mit dem Historiker Maximilian Strnad spricht er über seine Erinne-
                                     Auditorium                                       rungen. Ernst Grube erlebte die Maßnahmen der systematischen Ausgrenzung
                                     Eintritt frei                                    in dem jüdischen Kinderheim in der Antonienstraße in Schwabing. Nach
                                     Veranstalter NS-Dokumentationszentrum            Auflösung des Heims wurde er nach Milbertshofen und dann in die „Heiman-
                                     München in Zusammenarbeit mit dem Institut für   lage für Juden“ in Berg am Laim gebracht. Kurz vor Kriegsende wurde er mit
                                     Kunst und Forschung, München                     seiner Mutter und den Geschwistern nach Theresienstadt deportiert.

                                     Abtransport in den frühen
                                     Morgenstunden, 20.11.1941
Foto: Stadtarchiv München NS-00017
Vortrag                                 In den letzten Jahren wurde in den deutschen Medien, in Politik und Öffent-
                                    Dienstag 22|11|2016                     lichkeit eine gesellschaftliche Debatte über die Folgen einer sogenannten
                                    19.00 Uhr                               „Armutszuwanderung" ausgefochten, die zahlreiche antiziganistische Elemen-
                                                                            te aufweist. Wütende „Anwohner“ berichten über „Müll", „Lärm" und
                                    Begleitprogramm zur Sonderausstellung   „Kriminalität"; der Städtetag, Polizeidienststellen und Migrationsbeauftragte
                                    „Die Verfolgung der Sinti und Roma      warnen vor einer „Gefährdung des sozialen Friedens"; Arbeitslosengeld-
                                    in München und Bayern 1933–1945“        und Kindergeldzahlungen von EU-Zuwanderern werden unter die Lupe ge-
                                    Antiziganismus in der deutschen         nommen. All dies nährt das rassistische Fremdbild vom „Zigeuner“.

                                    Öffentlichkeit – Strategien             Markus End setzt sich in seinem Vortrag kritisch mit dieser Debatte um die
                                    und Mechanismen medialer                „Armutseinwanderung“ auseinander. Einen besonderen Schwerpunkt stellt
                                    Kommunikation                           dabei die mediale Berichterstattung dar. Anhand verschiedener Beispiele wird
                                                                            die Konstruktion des Narrativs „Armutszuwanderung" nachvollzogen und
                                    Markus End                              kritisiert, um zum Schluss auf die politischen Konsequenzen und möglichen
                                                                            Gefahren der Debatte einzugehen.

                                                                            Markus End ist Politologe und promoviert derzeit an der Technischen Univer­
                                    Ort NS-Dokumentationszentrum München,   sität Berlin zur Struktur und Funktionsweise des modernen Antiziganismus.
                                    Auditorium                              Für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat
                                    Eintritt frei                           er eine vielbeachtete Studie über Antiziganismus in der deutschen Öffentlich-
                                    Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   keit erstellt.
                                    München

                                    Junge mit Zeitung
                                    „Die Weltwoche“ vom
                                    12.04.2012
Foto: Fabian Biasio/Agentur Focus
Performance                                          Am Anfang stand ein irritierendes Umfrageergebnis: Jeder dritte Deutsche
                      Mittwoch 23|11|2016                                  sprach sich in einer aktuellen Befragung dafür aus, keine Angehörigen aus der
                      15.00 und 19.00 Uhr                                  Gruppe der Sinti und Roma zum Nachbarn haben zu wollen. Die Regisseurin
                                                                           Dorothea Schroeder und ihr Team begannen daraufhin im Sommer 2015 ihre
                      Begleitprogramm zur Sonderausstellung                Recherchen auf der Suche nach Antworten. Wie leben Sinti und Roma in
                      „Die Verfolgung der Sinti und Roma                   Deutschland heute? Inwiefern unterscheidet sich ihr Leben von dem der Mehr-
                      in München und Bayern 1933–1945“                     heitsgesellschaft? Was könnten mögliche Ursachen für die heute noch
                      SCHLUCHTEN –                                         anhaltende Diskriminierung sein? Und was richtet „positiver Rassismus“, die
                                                                           Verklärung des „Zigeunerlebens“, an?
                      Ein theatraler Stadtspaziergang
                                                                           Durch qualitative Interviews wurde die gegenwärtige Lebensrealität der
                                                                           Deutsch-Sinti und Deutsch-Roma untersucht. Schauspielerinnen und Schau-
                                                                           spieler sowie Vertreter der Minderheit präsentieren Ausschnitte aus den
                                                                           Interviews und fordern die Zuschauer auf, ihre Bilder im Kopf zu überprüfen.
                                                                           Realität trifft auf Fiktion, Zukunftsvisionen auf Historie – denn eines ist sicher:
                      Ort NS-Dokumentationszentrum München,                Kein Sinto oder Roma könnte jemals das Leid, das den Großeltern oder
                      Auditorium und Ausstellung                           Urgroßeltern angetan wurde, vergessen.
                      Eintritt/Anmeldung Eintritt frei. Da der Platz je
                      Aufführung begrenzt ist, melden Sie sich bitte per   „SCHLUCHTEN“ von NYX e.V. wurde vom Fonds Darstellende Künste e.V.
                      Email an: veranstaltungen.nsdoku@muenchen.de         gefördert. Die Aufführung für das NS-Dokumentationszentrum wird durch das
                      Veranstalter NS-Dokumentationszentrum                Münchner Kulturreferat ermöglicht. Sie findet in der Ausstellung statt. Treff-
                      München                                              punkt ist im Auditorium.
Foto: Carsten Nolte

                                                                                                                         Premierenaufführung am 14.06.2015 an einer
                                                                                                                                 Kiesgrube an der Hultschiner Straße
Zeitzeugenabend                         Johann Baptist und Ottilie Höllenreiner hatten vier Töchter, fünf Söhne und
                                      Mittwoch 30|11|2016                     etwa 20 Enkelkinder. Eines davon ist Hermann Höllenreiner, genannt Mano.
                                      19.00 Uhr                               Anfang der 1930er Jahre lebte die Großfamilie im Münchner Osten. Schon
                                                                              früh erlebten die Kinder Vorurteile, Diskriminierung und Ausgrenzung.
                                      Begleitprogramm zur Sonderausstellung   Am 13. März 1943 wurde die Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
                                      „Die Verfolgung der Sinti und Roma      36 Mitglieder der Familie Höllenreiner überlebten den Krieg nicht.
                                      in München und Bayern 1933–1945“
                                                                              Mano Höllenreiner war neun Jahre alt, als er nach Auschwitz-Birkenau kam und
                                      Die Münchner Sinti-Familie              elf, als er den Todesmarsch aus Sachsenhausen überlebte. Als einer der letzten
                                      Höllenreiner                            Zeitzeugen der Sinti berichtet er von der Verfolgung in der NS-Diktatur.

                                                                              Die Autorin Anja Tuckermann hat auf Grundlage von Mano Höllenreiners Erzäh-
                                                                              l­ungen das Buch „Mano – Der Junge, der nicht wusste, wo er war“ verfasst,
                                                                              das mit der Befreiung im April 1945 einsetzt: Der elfjährige Mano wurde völlig
                                                                              entkräftet von Französinnen auf der Straße aufgelesen. In Frankreich gab er
                                                                              seine deutsche Identität nicht preis, aus Angst, es könnte ihm dann etwas
                                                                              angetan werden. Er durchlief mehrere Stationen, wurde von einer französischen
                                                                              Familie liebevoll aufgenommen, doch die Erinnerung an die Grausamkeiten
                                      Ort NS-Dokumentationszentrum München,   in den Lagern und die Trauer um seine Familie ließen ihn nicht los.
                                      Auditorium
                                                                              Peter Poth (OStR am Regental Gymnasium in Nittenau) hält eine Einführung
                                      Eintritt frei
                                                                              über die Großfamilie Höllenreiner in Bayern. Anschließend berichtet Hermann
                                      Veranstalter NS-Dokumentationszentrum
                                                                              Mano Höllenreiner im Gespräch mit Anja Tuckermann von seiner Zeit im
                                      München
                                                                              Nationalsozialismus und der Zeit danach.
Foto: Der Spiegel/Bernhard Riedmann

                                                                                                                                          Mano Höllenreiner mit
                                                                                                                                              einem Kinderfoto
Vortrag                                 Erklärtes Ziel der SPD in den Nachkriegsjahren war es, aus den Trümmern
                                      Donnerstag 01|12|2016                   des „Dritten Reiches“ eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft
                                      19.00 Uhr                               aufzubauen. Um in politische Verantwortung zu gelangen, waren die aus
                                                                              Haft und Emigration zurückgekehrten Parteifunktionäre auf die Stimmen von
                                      Die SPD und die NS-Vergangenheit        Millionen ehemaliger „Volksgenossen“ angewiesen.
                                      1945–1990
                                                                              Kristina Meyer skizziert den Umgang der deutschen Sozialdemokratie
                                      Dr. Kristina Meyer                      mit der NS-Diktatur von 1945 bis 1990. Sie fragt nach der Bedeutung von
                                                                              Wider­stands- und Verfolgungserfahrungen für das Selbstverständnis
                                                                              und die Außenwahrnehmung der wiedergegründeten Partei. Außerdem
                                                                              nimmt sie deren Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Anti­
                                                                              semitismus in den Blick.

                                                                              Der vergangenheitspolitische Weg der SPD in der alten Bundesrepublik
                                                                              erweist sich als eine permanente Gratwanderung: zwischen dem Streben nach
                                                                              gerechter Aufarbeitung der NS-Geschichte und dem Ziel einer „inneren
                                                                              Versöhnung“ der bundesdeutschen Gesellschaft.
                                      Ort NS-Dokumentationszentrum München,
                                      Auditorium                              Dr. Kristina Meyer ist Historikerin und wissenschaftliche Geschäftsführerin
                                      Eintritt frei                           des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Dissertation
                                      Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   „Die SPD und die NS-Vergangenheit 1945–1990“ hat 2015 den Willy-Brandt-
                                      München                                 Preis für Zeitgeschichte erhalten.
Foto: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung

                                                                                                                                      Kurt Schumacher bei einer
                                                                                                                                 Kundgebung auf dem Frankfurter
                                                                                                                                              Römer, 27.06.1946
Podiumsdiskussion                       München hat bei der Diskriminierung und systematischen Verfolgung der Sinti
                                                                                 Dienstag 06|12|2016                     und Roma eine wesentliche Rolle gespielt. Doch wie sah die Lebenssituation
                                                                                 19.00 Uhr                               nach 1945 für Sinti und Roma in der Stadt aus? Wie wurde und wird mit
                                                                                                                         Angehörigen dieser Minderheit in München umgegangen? Im Mittelpunkt der
                                                                                 Begleitprogramm zur Sonderausstellung   Podiumsdiskussion steht die Lebenssituation der Sinti und Roma in der
                                                                                 „Die Verfolgung der Sinti und Roma      Bundesrepublik im Allgemeinen und im Besonderen in der Landeshauptstadt
                                                                                 in München und Bayern 1933–1945“        München.
                                                                                 Der Umgang Münchens mit
                                                                                                                         Ein Impulsreferat gibt zunächst einen Überblick über die Situation der Sinti
                                                                                 Sinti und Roma – Vergangenheit          und Roma in München seit 1974. Wie steht es mit der Inklusion, sind gleich-
                                                                                 und Gegenwart                           berechtigte Zugänge zu Bildung, Arbeitsmarkt, Wohnen und Gesundheit
                                                                                                                         vorhanden oder werden Sinti und Roma immer noch „anders“ behandelt?
                                                                                                                         Auch die Frage nach einem offenen oder versteckten Antizi­ganismus wird
                                                                                                                         diskutiert.

                                                                                                                         Die Madhouse GmbH setzt sich seit 1987 für Sinti und Roma im gesamten
                                                                                 Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Münchner Stadtgebiet ein und organisiert und unterstützt zahlreiche sozio­
                                                                                 Auditorium                              kulturelle Projekte. Ihr Vorsitzender Alexander Diepold diskutiert gemeinsam
                                                                                 Eintritt frei                           mit Uta Horstmann, Sozialarbeiterin der Stadt München und Teilnehmerin
                                                                                 Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   am Dachauer Hungerstreik von 1980, über Vergangenheit, Gegenwart und
                                                                                 München in Kooperation mit Madhouse     Zukunft des Umgangs mit Sinti und Roma in München.
                                                                                 gemeinnützige GmbH München

                                                                                                                                                                          Gedenkakt im ehemaligen KZ Dachau
                                                                                                                                                                                vor Beginn des Hungerstreiks
                                                                                                                                                                               von zwölf Sinti an Ostern 1980
Foto: Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma/Uschi Dresing
Vortrag                                      Die Münchner Möhlstraße war zwischen 1946-1949 Symbol des jüdischen
                                                                  Donnerstag 08|12|2016                        Nachkriegslebens. Hier residierten die internationalen Hilfsorganisationen und
                                                                  19.00 Uhr                                    jüdischen Verbände. Die Straße in Bogenhausen, die auch als Zentrum des
                                                                                                               Schwarzhandels galt, war Ziel polizeilicher Razzien und Ort jüdischen Protestes
                                                                  „Juden unerwünscht“ –                        gegen neu aufflammenden Antisemitismus. Der Befreiung durch alliierte
                                                                                                               Soldaten folgte nämlich die Erkenntnis der Opfer der nationalsozialistischen
                                                                  Zur Situation deutscher Juden
                                                                                                               Verfolgung, dass sie weiterhin unerwünscht waren.
                                                                  nach 1945
                                                                                                               In der amerikanischen und der britischen Besatzungszone Deutschlands
                                                                  Prof. Dr. Wolfgang Benz                      warteten jüdische „Displaced Persons“ in Lagern auf Möglichkeiten zur Aus-
                                                                                                               wanderung. Sie wollten nicht in ihre Heimatländer zurück, wo sie misshandelt
                                                                                                               worden waren, wo sie ihre Angehörigen verloren hatten, von wo aus sie
                                                                                                               deportiert wurden. Von internationalen Organisationen betreut, sahen sie sich
                                                                                                               dem Argwohn der deutschen Bevölkerung gegenüber.

                                                                                                               Wolfgang Benz spricht über die Situation der Juden nach 1945 in Deutschland
                                                                  Ort NS-Dokumentationszentrum München,        und Europa.
                                                                  Auditorium
                                                                  Eintritt frei                                Prof. Dr. Wolfgang Benz lehrte bis 2011 an der TU Berlin und leitete dort das
                                                                  Veranstalter NS-Dokumentationszentrum        Zentrum für Antisemitismusforschung. Er veröffentlichte zahlreiche Publi­
                                                                  München in Zusammenarbeit mit dem Metropol   kationen, zuletzt: „‚Juden unerwünscht.’ Anfeindungen und Ausschreitungen
                                                                  Verlag                                       nach dem Holocaust“.

                                                                                                                                                                         Möhlstrasse, Demonstration
                                                                                                                                                                  jüdischer Anwohner am 10.08.1949
Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv/hoff-61143
Vortrag                                 In der Diskussion über Ausmaß und Systematik der nationalsozialistischen
                     Dienstag 13|12|2016                     Vernichtungspolitik gegen Sinti und Roma spielt der deutsche Überfall auf
                     19.00 Uhr                               die Sowjetunion und die grausame Okkupationspolitik eine Schlüsselrolle.
                                                             Ungeachtet dessen gab es lange Zeit gerade über das Schicksal der Roma in
                     Begleitprogramm zur Sonderausstellung   den besetzten Ostgebieten nur geringe Kenntnisse.
                     „Die Verfolgung der Sinti und Roma
                     in München und Bayern 1933–1945“        In seinem Vortrag präsentiert Martin Holler die Ergebnisse seiner Forschungen
                     Die nationalsozialistische              in deutschen, russischen und ukrainischen Archiven. Dabei zeigt sich, dass
                                                             insbesondere in den militärisch verwalteten Gebieten spätestens ab Frühjahr
                     Vernichtungspolitik gegen Roma          1942 der Völkermord an den sowjetischen Roma einen systematischen
                     in der Sowjetunion 1941–1944            Charakter annahm. Die Konfrontation deutscher Quellen mit sowjetischen
                                                             Nachkriegsermittlungen und Zeugenaussagen sowie Dokumenten der Vor-
                     Martin Holler                           kriegszeit ermöglicht es ferner, die klischeehaften, diskriminierenden Bilder
                                                             von „umherziehenden Spionen“, „Partisanenhelfern“ und „asozialen Elemen-
                                                             ten“, welche die Wehrmacht und SS in ihren Berichten über sowjetische
                                                             „Zigeuner“ zeichneten, kritisch zu diskutieren.

                     Ort NS-Dokumentationszentrum München,   Martin Holler ist Historiker und Autor zahlreicher Beiträge zur Geschichte
                     Auditorium                              der Roma in der Sowjetunion, darunter die Monographie „Der nationalsozia­
                     Eintritt frei                           listische Völkermord an den Sinti und Roma in der besetzten Sowjetunion
                     Veranstalter NS-Dokumentationszentrum   (1941–1944)“.
                     München

                                                                                                        Plakat der Sicherheitspolizei, Tschernigow 1942.
                                                                                           Darin wird die „zigeunerische Bevölkerung“ der Stadt aufge-
                                                                                                    rufen, sich zur „Umsiedlung“ registrieren zu lassen.
Foto: Privatbesitz
Podiumsdiskussion                                In zahlreichen neuen Publikationen und Ausstellungsprojekten wird die
                                          Donnerstag 15|12|2016                            wirtschaftliche Verdrängung der Juden analysiert. Dabei wird der Begriff der
                                          19.00 Uhr                                        „Arisierung“ zunehmend weit gefasst. Die Enteignung wird als Prozess
                                                                                           wahrgenommen, an dem weite Teile der Gesellschaft partizipierten.
                                          „Arisierung“ im National-                        Während die „Arisierung“ in der Erinnerungsarbeit häufig die Funktion einer
                                          sozia­lismus. Die ökonomische                    Brennlinse für die verschiedenen Aspekte der Verfolgung einnimmt und als
                                          Verdrängung der Juden in                         verbindendes Element zwischen Entrechtung, Verdrängung und Vernichtung
                                                                                           fungiert, scheint in der Forschung die Frage nach dem Stellenwert der öko­
                                          Geschichte und Erinnerung
                                                                                           nomischen Ausgrenzung bislang nur ungenügend in allgemeine Debatten
                                                                                           über Ursachen und Motive der Verfolgung eingebunden zu sein.

                                                                                           Diese und weitere Fragen zu Funktion und Aktualität der „Arisierung“ in
                                                                                           Forschung und Vermittlungsarbeit zum Nationalsozialismus diskutieren Prof.
                                                                                           Dr. Frank Bajohr, Leiter des Zentrums für Holocaust-Studien am IfZ München;
                                                                                           Dr. Angelika Baumann, ehem. Leiterin der Förderabteilung des Kulturreferates
                                          Ort NS-Dokumentationszentrum München,            der Landeshauptstadt München/Städtische „kommunale Geschichtsarbeit“;
                                          Auditorium                                       Dr. Christiane Fritsche, Historikerin und Autorin mehrerer Publikationen zur
                                          Eintritt frei                                    „Arisierung“ und Maximilian Strnad, Mitglied im Kuratorenteam der Ausstel-
                                          Veranstalter NS-Dokumentationszentrum            lung „Sendling arisiert“. Moderation: Thies Marsen (BR).
                                          München in Kooperation mit Historische Lernorte
                                                                                          Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms der Ausstellung
                                          Sendling e.V., Zentrum für Holocaust-Studien am
                                                                                          „Sendling arisiert“, die vom 20.10.–15.12.2016 in der Sendlinger Kultur-
                                          Institut für Zeitgeschichte, München
                                                                                          schmiede gezeigt wird.

                                                                                                                                                       Das Kaufhaus Helfferich,
                                                                                                                                                       vormals Gutmann in der
                                                                                                                                             Lindwurmstraße 205 kurz nach der
                                                                                                                                                 „Arisierung“ im Frühjahr 1934
Foto: Stadtarchiv München FS-STR-1563/5
Dauerausstellung                               Als Gründungsort der NSDAP ist München wie keine andere Stadt mit
                                                                                                      dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Die Dauerausstellung
                                                       München und der                                dokumentiert die besondere Rolle der Stadt im Terrorsystem der Diktatur
                                                                                                      und den schwierigen Umgang mit dieser Vergangenheit seit 1945. Gezeigt
                                                       Nationalsozialismus
                                                                                                      werden Fotografien, Dokumente und Texte auf Deutsch und Englisch sowie
                                                                                                      Filmprojektionen und Medienstationen.

                                                                                                      Die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus” widmet sich
                                                       Ebene 4                                        auf rund 1.000 qm der Geschichte des Nationalsozialismus in München vom
                                                       Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung          Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Im Fokus stehen die besondere Rolle
                                                       1918–1933                                      Münchens und die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die
                                                                                                      den Aufstieg der Hitler-Bewegung möglich machten. Die Dauerausstellung
                                                       Ebene 3                                        thematisiert Herrschaft und Gesellschaft im nationalsozialistischen München.
                                                       Herrschaft und Gesellschaft im National-       Sie beschreibt die Anfänge der Diskriminierung und Ausgrenzung, die stetige
                                                       sozialismus 1933–1939                          Radikalisierung und schließlich den Weg in Krieg und Vernichtung. Das Haus
                                                                                                      dokumentiert die Verbrechen von Münchnern im Zweiten Weltkrieg ebenso
                                                       Ebene 2                                        wie die Auswirkungen des Vernichtungskriegs. Der Maschinerie des Terrors
                                                       München und der Krieg 1939–1945 | Nach 1945    werden Beispiele des Widerstands und der Auflehnung gegenübergestellt.
                                                                                                      Schließlich führt die Dokumentation über den Zusammenbruch des
                                                       Ebene 1                                        Regimes im Jahr 1945 hinaus und zeigt die Nachwirkungen und auch das
                                                       Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nach 1945   Wiederaufleben nationalsozialistischer Ideen bis in unsere Tage.
                                                       Sonderausstellung
Foto: Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv
Weitere Angebote                                                          Bildungsangebote für Gruppen
–   Lernforum mit Medientischen und Recherchestationen                    –   Ausstellungsrundgänge für Gruppen durch historisch
–   Präsenzbibliothek                                                         geschultes Personal
–   Mediaguides: allgemein (Deutsch, Englisch, Französisch,                   (nach Voranmeldung auf deutsch und englisch,
    Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch),                    weitere Sprachen auf Anfrage)
    für Kinder, für Jugendliche, in „Leichter Sprache“,                   –   Seminare und Fortbildungen für Schulklassen,
    thematisch (z. B. Antisemitismus, Geschlechterrollen)                     Jugendgruppen, Multiplikatoren, Berufsgruppen u. a.
–   App „Orte Erinnern“ (iOS und Android): Rundgänge im                       (Deutsch, teilw. Englisch)
    Umfeld des Königsplatzes und im erweiterten Stadtgebiet
    (Deutsch/Englisch)                                                    Jeweils maximal 15 Teilnehmer/innen – größere Gruppen
–   Katalog (Deutsch/Englisch)                                            werden geteilt; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit
–   Kurzführer (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch,
    Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch);                           Anfragen und Anmeldung
    Begleitheft in „Leichter Sprache“                                     bildung.nsdoku@muenchen.de | Telefon +49 89 233-67007
–   Cafeteria, Buchladen

Barrierefreiheit                                                          Gruppen
Die Ausstellung und alle öffentlichen Bereiche                            Schulklassen und Gruppen nur nach Voranmeldung
des NS-Dokumentationszentrums sind barrierefrei
zugänglich.                                                               Anmeldung sowie Informationen zum
                                                                          Rundgangs- und Seminarangebot:
Öffnungszeiten                                                            bildung.nsdoku@muenchen.de | Telefon +49 89 233-67007
Dienstag – Sonntag 10 – 19 Uhr
(erweiterte Öffnungszeiten für angemeldete Schulklassen,                  –   90 € pro Gruppenführung inkl. Eintritt für
Gruppen und Seminarteilnehmer). Weitere Informationen                         max. 15 Teilnehmer (Voranmeldung:
unter: www.ns-dokuzentrum-muenchen.de                                         bildung.nsdoku@muenchen.de; stets in Verbindung
                                                                              mit der Buchung eines internen Rundgangsleiters;
Eintrittspreise                                                               Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit)
Bis 18 Jahre: Eintritt frei                                               –   120 € pro Halbtagesseminar inkl. Eintritt für
Erwachsene: Einzelkarte 5 € | Jahreskarte 20 €                                max. 15 Teilnehmer
Ermäßigt: 2,50 €                                                          –   180 € pro Ganztagesseminar inkl. Eintritt für
                                                                              max. 15 Teilnehmer
                                                                          –   Mediaguides, App und Lernforum kostenlos

Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder              Alle Angebote sind für Jugendliche unter 18 Jahren sowie
Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind        Schüler/innen und Studierende in der Gruppe kostenfrei.
oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische,
antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen
in Erscheinung getreten sind, können von Veranstaltungen
im NS-Dokumentationszentrum München ausgeschlossen werden.                Alle Angaben vorbehaltlich Änderung
Anfahrt mit dem MVV
U2 oder Bus 100 Haltestelle Königsplatz
Tram 27/28 Haltestelle Karolinenplatz
Keine Besucherparkplätze

Besucherservice | Allgemeine Anfragen
nsdoku@muenchen.de
Telefon +49 89 233-67000

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                         U2 Königsplatz                                                                                                                                            27 28 Karolinenplatz

                                                                                                               Bri
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                                                                                      Kar
Für Fragen zum Programm und zur                                                             lstr
                                                                                                   aße
Berichterstattung wenden Sie sich bitte an die Pressestelle
                                                                                                                                                                                                                           z
des NS-Doku­mentationszentrums:                                                                                                                                                                                      lat
                                                                                                                                                                                                         lia   nsp
Telefon +49 89 233-67013 oder -67014 | Fax +49 89 233-67005                                                                                                                                           mi
                                                                                                                                                                                                 xi
presse.nsdoku@muenchen.de                                                                                                                                                                   Ma
veranstaltungen.nsdoku@muenchen.de
Anfahrt mit dem MVV                                                                                                                             NS-Dokumentationszentrum
U2 oder Bus 100 Haltestelle Königsplatz                                                                                                                          München
Tram 27/28 Haltestelle Karolinenplatz                                                                                                                   Brienner Straße 34
Keine Besucherparkplätze                                                                                                                                   80333 München
                                                                                                                                          www.ns-dokuzentrum-muenchen.de

                                                                                                                                        Besucherservice | Allgemeine Anfragen
                                                                                                                                                     Telefon +49 89 233-67000
                                                                                                                                                       nsdoku@muenchen.de

                                                                                                                                                                 Eine Einrichtung der
Gestaltung: www.wangler-abele.de | Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingmaterial.                      Landeshauptstadt München
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